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Ein Referenzmodell für das Sustainable Supply Chain Management

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Z Manag (2010) 5:141–164DOI 10.1007/s12354-010-0122-0Fachbeitrag<strong>Ein</strong> <strong>Referenzmodell</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Sustainable</strong> <strong>Supply</strong><strong>Chain</strong> <strong>Management</strong>David Wittstruck · Frank TeutebergZusammenfassung: <strong>Sustainable</strong> <strong>Supply</strong> <strong>Chain</strong> <strong>Management</strong> birgt <strong>für</strong> Unternehmen Risiken undChancen zugleich. <strong>Ein</strong>erseits stehen (Umwelt-)gesetze zugunsten des Klimaschutzes bisweilengegen wirtschaftliche Interessen, andererseits fragen immer mehr Kunden umweltfreundlicheProdukte nach. Doch wie lässt sich nachhaltiges Wirtschaften, d. h. eine ausgewogene Berücksichtigungökologischer, ökonomischer sowie sozialer Aspekte in <strong>Supply</strong> <strong>Chain</strong>s sicherstellen?Der vorliegende Beitrag stellt einen Literaturreview vor, in dem der aktuelle Stand der Forschungzum <strong>Sustainable</strong> <strong>Supply</strong> <strong>Chain</strong> <strong>Management</strong> (SSCM) aufgearbeitet wird. Auf Basis der Ergebnissewird ein <strong>Referenzmodell</strong> entwickelt, <strong>das</strong> die wichtigsten Forschungsergebnisse zusammenfasstund als Ordnungsrahmen <strong>für</strong> die Entwicklung weiterer Modelle <strong>für</strong> <strong>das</strong> SSCM dienen kann.Darüber hinaus werden durch <strong>das</strong> <strong>Referenzmodell</strong> Empfehlungen <strong>für</strong> die Umsetzung des SSCMin der Unternehmenspraxis gegeben.Schlüsselwörter: Literaturreview · Sustainability · <strong>Supply</strong> <strong>Chain</strong> · Unternehmensnetzwerke ·<strong>Referenzmodell</strong>ierung · Triple Bottom LineJEL Classification: Q56<strong>Ein</strong>gegangen: 4.03.2010 / Online publiziert: 01.06.2010© Gabler-Verlag 2010Dipl.-Kfm. D. Wittstruck () · Prof. Dr. F. TeutebergInstitut <strong>für</strong> Informationsmanagement und Unternehmensführung,Unternehmensrechnung und Wirtschaftsinformatik,Universität Osnabrück, Katharinenstraße 1,49074 Osnabrück, DeutschlandE-Mail: david.wittstruck@uni-osnabrueck.de


142 D. Wittstruck und F. Teuteberg1 <strong>Ein</strong>leitungIn Wissenschaft und Unternehmenspraxis werden seit Mitte der 80er Jahre unterschiedlicheKonzepte im <strong>Supply</strong> <strong>Chain</strong> <strong>Management</strong> (SCM) intensiv diskutiert. 1 TraditionelleSSCM-Konzepte sehen sich zahlreichen neuen Herausforderungen gegenüber, wiebspw. einer Vielzahl von (neuen) regulatorischen und gesetzlichen Anforderungen zumUmweltschutz (WEEE, ElektroG, ElektroGKostV, BattV, PCBAbfallV) sowie Normenund Standards (Energy Star Computer Program, TCO), erweiterten Berichts- und Publizitätspflichtenzum nachhaltigen Wirtschaften (Sustainability Index, EMAS) oder einerVerknappung der natürlichen Ressourcen. Hinzu kommen ein wachsendes Interesse derÖffentlichkeit am Umweltschutz (Green IT, Green Logistics) und die Forderung nacheinem ausreichenden Schutz von Mitarbeitern, die mit giftigen Gefahrenstoffen (PVC,bromierte Flammschutzmittel, Chlorgehalt auf Leiterplatten) in Kontakt kommen sowienach einem verantwortungsvollen Umgang mit den Mitarbeitern (Social and Ethical Auditing,accounting and Reporting (SEAAR), Ethical Trading Initiative and Supplier EthicalData Exchange (ETI)). Auch aufgrund der zunehmenden Komplexität von Lieferanten-Abnehmer-Beziehungen ist es unabdingbar, geeignete Methoden, Informations- undKommunikationssysteme (IuK-Systeme) sowie Technologien <strong>für</strong> ein umweltorientiertes,soziales und langfristig profitables <strong>Management</strong> von Lieferketten einzusetzen. Das<strong>Sustainable</strong> <strong>Supply</strong> <strong>Chain</strong> <strong>Management</strong> (SSCM) erweitert <strong>das</strong> Konzept des SCM umumweltorientierte und soziale Aspekte und trägt damit den Forderungen nach mehr Nachhaltigkeitrechnung. Es stellt sich die Frage, welche Konzepte, Modelle, Methoden undInstrumente ein SSCM unterstützen können.Ziel dieses Beitrags ist es, den State of the Art der Forschung zum SSCM mit einemsystematischen Literaturreview zu bestimmen. Außerdem wird auf Basis der Ergebnisseder analysierten Literaturquellen ein <strong>Referenzmodell</strong> entwickelt und exemplarischimplementiert. Das Modell kann dann als Ordnungsrahmen <strong>für</strong> die Entwicklung weitererModelle sowie als Bezugspunkt <strong>für</strong> die Implementierung des SSCM in der Unternehmenspraxisdienen.2 Was ist „<strong>Sustainable</strong> <strong>Supply</strong> <strong>Chain</strong> <strong>Management</strong>“?<strong>Sustainable</strong> <strong>Supply</strong> <strong>Chain</strong> <strong>Management</strong> hat seine Wurzeln im <strong>Supply</strong> <strong>Chain</strong> <strong>Management</strong>(SCM). Harland definiert SCM als „management of a network of interconnected businessesinvolved in the ultimate provision of product and service packages required byend customers“. 2 Dieses Konzept des SCM kann um den Faktor Nachhaltigkeit erweitertwerden. Srivastava definiert Nachhaltigkeit als <strong>das</strong> Potential, langfristig Risiken zu mindern,die mit dem Rückgang natürlicher Ressourcen sowie mit steigenden Energiekosten,Umweltverschmutzung und Abfallmanagement in Zusammenhang stehen. 3 In dieserDefinition wird der Umweltaspekt besonders betont. Sikdar ergänzt eine soziale Dimensionund versteht Nachhaltigkeit als einen Zustand, in dem sich die ökonomische Entwicklung,der Umweltschutz sowie soziale Gerechtigkeit in einer ausgewogenen Balancebefinden. 4 Unter Berücksichtigung dieser drei Dimensionen verstehen Carter und Rogersunter SSCM die Integration von sozialen, umweltorientierten und ökonomischen Zielen


<strong>Ein</strong> <strong>Referenzmodell</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Sustainable</strong> <strong>Supply</strong> <strong>Chain</strong> …143Abb. 1: Konzept des SSCMUmweltrisiken<strong>Sustainable</strong><strong>Supply</strong> <strong>Chain</strong> StrategieMarktrisikenIT Business AlignmentAusrichtung der Unternehmensorganisation und -kulturUmweltÖkonomieSozialesRisiko und Compliance <strong>Management</strong>Gesetze, Standards und Richtlinienin die <strong>Supply</strong> <strong>Chain</strong>-Strategie. Die interorganisationalen Geschäftsprozesse sollen hierbeiauf diese Strategie ausgerichtet werden, um die langfristige ökonomische Leistungsfähigkeitder Organisation verbessern zu können. 5Abbildung 1 6 illustriert <strong>das</strong> Konzept des SSCM. Dieses steht auf drei Säulen, diedie ökonomische, ökologische und die soziale Dimension der Nachhaltigkeit im SCMrepräsentieren.Das Fundament stellt <strong>das</strong> Risiko und Compliance <strong>Management</strong> dar, da die <strong>Ein</strong>haltungvon Gesetzen und Standards (Legal Compliance) ein wichtiger Ausgangspunkt <strong>für</strong> <strong>das</strong>SSCM ist. Die Schaffung und Erhaltung von ethischen Werten innerhalb der gesamten<strong>Supply</strong> <strong>Chain</strong> sowie eine „umweltfreundliche“ IT-Landschaft können die Umsetzung desSSCM unterstützen. Werden die genannten Facetten des SSCM auf die <strong>Supply</strong> <strong>Chain</strong>-Strategie ausgerichtet, kann dies die Risiken mindern, die die Leistungsfähigkeit der <strong>Supply</strong><strong>Chain</strong> gefährden.3 MethodeWegen der steigenden Anzahl an Fachbüchern, Fachzeitschriften und Konferenzen wirdder Literaturreview zu einer zunehmend wichtigen Methode, um den Stand der Wissenschaftin Bezug auf eine bestimmte Forschungsfrage systematisch aufzuarbeiten. 7 InAnlehnung an Dibbern et al. wird hier ein analytischer Rahmen verwendet, um die Untersuchungder Beiträge zum SSCM zu gliedern. 8 Dieser analytische Rahmen dient dazu,die Struktur von Objekten in einer gegebenen Domäne und die Beziehungen zwischenden Objekten zu beschreiben. Dies ist hilfreich, um <strong>das</strong> Forschungsgebiet abzugrenzen,Wissen zu strukturieren und Möglichkeiten einer weiteren Entwicklung von Theorienzu identifizieren. Tabelle 1 zeigt den diesem Beitrag zu Grunde liegenden analytischenRahmen. Im ersten Schritt wird der Frage nachgegangen, aus welchen Gründen sich Forschungund Unternehmenspraxis mit dem Thema SSCM beschäftigen. Im zweiten Schrittwird untersucht, welche Forschungsmethoden in den Publikationen angewendet werden,um Erkenntnisse im Bereich SSCM zu gewinnen. Anschließend werden in einem dritten


144 D. Wittstruck und F. TeutebergTab. 1: Analytischer Rahmen der Untersuchung (vgl. Dibbern et al. 2004)Phasen Schritte Forschungsfrage/Inhalt AbschnittQuantitative 1. Warum? Warum ist <strong>das</strong> Thema SSCM <strong>für</strong> 5.1AuswertungForschung und Praxis relevant?2. Wie? Mit welchen Forschungsmethoden 5.2wurde <strong>das</strong> SSCM untersucht?Qualitative 3. Was fehlt? Welche Forschungsfragen sind noch 5.3Auswertungoffen?4. Implikationen Ableitung eines <strong>Referenzmodell</strong>s 6<strong>für</strong> <strong>das</strong> SSCM aus den Ergebnissender Literaturquellen5. Evaluierung Evaluierung des <strong>Referenzmodell</strong>s 7Schritt offene Forschungsfragen zusammengefasst und nach wichtigen Teilbereichen desSSCM kategorisiert. Ausgehend von den Ergebnissen der Schritte eins bis drei wird ineinem vierten Schritt ein <strong>Referenzmodell</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> SSCM aus der Literatur abgeleitet.Um qualitativ hochwertige und relevante wissenschaftliche Beiträge zu identifizieren,orientiert sich die vorliegende Arbeit bei der Durchführung des Reviews an einem erprobtenProzess. 9 Abbildung 2 gibt einen Überblick über die einzelnen Prozessschritte.Der fünfstufige Review-Prozess wurde folgendermaßen durchgeführt: 101. Definition des Forschungsbereichs: Der Forschungsbereich wurde in Abschn. 2 diesesBeitrags abgegrenzt.2. Konzeptualisierung des Themas: Das Konzept des <strong>Sustainable</strong> <strong>Supply</strong> <strong>Chain</strong><strong>Management</strong> wurde ebenfalls in Abschn. 2 erläutert.3. Literatursuche und -auswahl: Es wurden Veröffentlichungen analysiert, die von1995 bis 2009 erschienen sind. Weil ein Review i. d. R. nicht sämtliche Literatur zueinem Thema berücksichtigen kann, musste die Suche auf die wichtigsten Beiträgeeingegrenzt werden.Abb. 2: Forschungsprozess (vgl. vom Brocke et al. 2007; Webster u. Watson 2002)


<strong>Ein</strong> <strong>Referenzmodell</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Sustainable</strong> <strong>Supply</strong> <strong>Chain</strong> …145Aus Abb. 1 lässt sich ableiten, <strong>das</strong>s SSCM sowohl die <strong>Supply</strong> <strong>Chain</strong> Strategie als auchdie da<strong>für</strong> verwendete IT, <strong>das</strong> Risikomanagement sowie Compliance <strong>Management</strong>umfasst. Um qualitativ hochwertige Beiträge zu diesen Themen zu erfassen, wurdenzusätzlich zu vier <strong>Supply</strong> <strong>Chain</strong> <strong>Management</strong>-Zeitschriften gezielt die folgendenZeitschriften durchsucht, die in ihrem jeweiligen Spezialgebiet als internationalführend gelten: „<strong>Management</strong> Information Systems Quarterly“, „Journal of BusinessEngineering“, „Ecological Economics“, „Zeitschrift <strong>für</strong> Umweltpolitik und -recht“,„Journal of Risk“ und „Journal of Risk and Uncertainty“. Tabelle 2 zeigt, wie dieseZeitschriften in renommierten internationalen Rankings eingestuft wurden. Es wirdersichtlich, <strong>das</strong>s ausschließlich hoch bewertete Zeitschriften einbezogen wurden.Die Suche nach relevanten Artikeln wurde in folgenden Schritten durchgeführt: Ineinem ersten Schritt wurden die Inhaltsverzeichnisse der oben genannten Zeitschriftennach Artikeln zum Thema SSCM sowie nach verwandten Themen durchsucht.Um darüber hinaus relevante Beiträge anderer Publikationsorgane zu identifizieren,wurden die Datenbanken EBSCO (Business Source Complete, EconLit (Volltext))und Science Direct mit folgenden Schlüsselwörtern durchsucht: <strong>Sustainable</strong> <strong>Supply</strong><strong>Chain</strong> <strong>Management</strong>, <strong>Supply</strong> <strong>Chain</strong> <strong>Management</strong>, <strong>Sustainable</strong> <strong>Management</strong>, Risk<strong>Management</strong>, Compliance, Governance, Material Flow <strong>Management</strong>, Recycling Networks.außerdem wurden Synonyme und/oder semantisch sehr ähnliche Ausdrückeals Suchbegriffe verwendet. In einem zweiten Schritt wurde die Auswahl verfeinert,indem die Zusammenfassungen und <strong>Ein</strong>leitungen jedes Artikels durchgesehen undauf ihre Relevanz <strong>für</strong> <strong>das</strong> SSCM überprüft wurden. <strong>Ein</strong> PDF-Dokument, <strong>das</strong> einenÜberblick über die 142 analysierten Beiträge gibt, ist unter folgendem Link abrufbar:www.uwi.uos.de/sscm_references.pdf.4. Literaturanalyse und -synthese: In dieser Phase wurden die relevanten Artikel analysiertund die wichtigsten Schwerpunkte, Forschungsmethoden und Problemfelder imSSCM herausgearbeitet. Um die Qualität der Analysen zu verbessern, wurden beideAutoren bei der Überprüfung und Codierung der analysierten Artikel beteiligt. DieInter-Rater-Reliabilität war gut (Inter-Rater Reliabilität: > 92 % in allen Analysen).5. Entwicklung eines <strong>Referenzmodell</strong>s: Aus den zentralen Hypothesen und Erkenntnissen,die in den analysierten Beiträgen formuliert wurden, wird ein <strong>Referenzmodell</strong>erarbeitet. in diesem Modell werden wichtige Ergebnisse strukturiert zusammengefasst,Modellelemente und Partialmodelle werden abgeleitet und Beziehungen zwischendiesen werden dargestellt.4 Verwandte ArbeitenUm den aktuellen Stand der Forschung zu erfassen, wurde zunächst untersucht, zu welchenErgebnissen die Autoren verwandter Arbeiten gekommen sind. Die sechs identifiziertenbeiträge, in denen ein Literaturreview zum SSCM vorgestellt wurde, sind in Tab. 3dargestellt.In Tab. 3 sind außerdem die Ziele, die verwendeten Forschungsmethoden sowie diezentralen Ergebnisse zusammengefasst angegeben. Der vorliegende Literaturreviewunterscheidet sich von anderen insbesondere aus folgenden Gründen: Erstens werden hier


146 D. Wittstruck und F. TeutebergTab. 2: Zeitschriftenauswahl (vgl. Harzing 2009)CranfieldUniversitySchool of<strong>Management</strong>2009MISQ 4(weltweitführend)BritishAssociationof BusinessSchools(ABS) Ranking20094(höchstanerkannt)WirtschaftsuniversitätWien 2008A+(weltweitführend)VHBRanking2008CentreNationalde laRechercheScientifique2008A 1(sehr hoheQualität)AustralianBusinessDeansCouncil2008A+(höchsteQualität)AstonUniversity20084(weltweitführend)Universityof Queensland20071(höchsteQualität)ErasmusResearchInstituteof <strong>Management</strong>JournalsListing2006Star(höchsteQualität)WKWI2008A(höchsteQualität)Wirtschaftsinformatik A(sehrhoheQualität)Zeitschrift <strong>für</strong> Umweltpolitikund -recht(weltweitA anerkannt)AEcological Economics 3(internationalführend)Int. J. of Phys. Distribution& Logistics<strong>Management</strong>Int. J. of Logistics<strong>Management</strong>3(sehranerkannt)3 1(anerkannt)3 2(internationalanerkannt)A B 1 A(sehr hoheQualität)A B 4(mittlereQualität)C(hoheQualität)A D 3 B(hoheQualität)1(nationalanerkannt)3(sehr hoheQualität)3 S(sehr hoheQualität)1 3 SB(hoheQualität)


<strong>Ein</strong> <strong>Referenzmodell</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Sustainable</strong> <strong>Supply</strong> <strong>Chain</strong> …147Tab. 2: (Fortsetzung)CranfieldUniversitySchool of<strong>Management</strong>2009BritishAssociationof BusinessSchools(ABS) Ranking2009WirtschaftsuniversitätWien 2008VHBRanking2008CentreNationalde laRechercheScientifique2008N. Research Logistics 3 A B 3(mittlereQualität)Journal of SCM 1(nationalführend)Journal of BusinessLogistics3 2(sehranerkannt)Journal of Risk A BJournal of Risk andUncertainty2(internationalanerkannt)AustralianBusinessDeansCouncil2008AstonUniversity2008Universityof Queensland2007B S1 B 3 B 3 S4 A B 2(hoheQualität)B B 2(nationalrenommiert)A+ 3(nationalanerkannt)3 S2(mittlereQualität)ErasmusResearchInstituteof <strong>Management</strong>JournalsListing2006SWKWI2008


148 D. Wittstruck und F. TeutebergTab. 3: Verwandte ArbeitenAutor, Jahr, Titel,Zeitschrift, Jahrgang,Nummer, SeitenForschungszielVorgehenAnzahl undPublikationsform deruntersuchten BeiträgeErgebnisseAutor, Jahr, Titel,Zeitschrift, Jahrgang,Nummer, SeitenForschungszielVorgehenAnzahl undPublikationsform deruntersuchten BeiträgeErgebnisseAutor, Jahr, Titel,Zeitschrift, Jahrgang,Nummer, SeitenForschungszielVorgehenBorade A, Bonsad SV (2008) the discipline of supply chainmanagement: a systematic literature review. The Icfai Journal of<strong>Supply</strong> <strong>Chain</strong> <strong>Management</strong> 5(1):7–26Dieser artikel gibt einen Überblick über <strong>Supply</strong> <strong>Chain</strong> Aktivitätenund beschreibt die Motivation <strong>für</strong> die AktivitätenDas Ziel dieses Beitrags ist, die <strong>Management</strong>aktivitäten im BereichSCM zu strukturieren sowie die Forschungsbereiche des SCMdarzustellen82 artikel aus FachzeitschriftenSCM wird entweder aus strategischer oder operativer Perspektivebetrachtet. Probleme der Zusammenarbeit in der <strong>Supply</strong> <strong>Chain</strong>,Umweltprobleme, Probleme durch Globalisierung, die Aspekte„Integration der IT im SCM“ sowie „Performance <strong>Management</strong> imSCM“ erhalten zunehmend Aufmerksamkeit in der ForschungCarter C, Rogers DS (2008) a framework of sustainable supplychain management: moving toward new theory. InternationalJournal of Physical Distribution & Logistics <strong>Management</strong>38(5):360–387Das Ziel dieses Beitrags ist es, <strong>das</strong> <strong>Sustainable</strong> <strong>Supply</strong> <strong>Chain</strong> <strong>Management</strong>theoretisch zu fundieren und die Beziehungen zwischenden Dimensionen Umwelt, Soziales und Ökonomie innerhalb des<strong>Supply</strong> <strong>Chain</strong> <strong>Management</strong>s zu analysieren<strong>Ein</strong> konzeptueller Forschungsansatz wird verwendet, um ein Rahmenwerk<strong>für</strong> <strong>das</strong> SSCM zu entwickeln. Relevante Literatur wirdmit einer Stichwortsuche identifiziert. Dabei werden die Datenbankenabi/Inform und EBSCO durchsucht166 Publikationen wurden untersucht und 35 <strong>Supply</strong> <strong>Chain</strong> Managerin 28 der 1000 größten Unternehmen in den USA und Deutschlandwurden befragt<strong>Ein</strong> Rahmenwerk <strong>für</strong> <strong>das</strong> SSCM wird entwickelt und validiert.Außerdem werden zentrale Forschungsergebnisse im SSCMdargestelltJüttner U, Peck H, Christopher M (2003) <strong>Supply</strong> chain riskmanagement: outlining an agenda for future research. InternationalJournal of Logistics: Research & Applications 6(4):197–210Das Ziel dieses Beitrags ist, <strong>das</strong> Forschungsthema <strong>Supply</strong> <strong>Chain</strong>Risk <strong>Management</strong> einzugrenzen. Außerdem wird eine Definitiondes Begriffs SCRM vorgestellt. Darüber hinaus wird eine ForschungsagendaaufgestelltDieser artikel gibt einen Überblick über Literatur zum Thema<strong>Supply</strong> <strong>Chain</strong> Risk <strong>Management</strong> und stellt die Ergebnisse der Literaturden Ergebnissen aus semi-strukturierten Experteninterviewsgegenüber


<strong>Ein</strong> <strong>Referenzmodell</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Sustainable</strong> <strong>Supply</strong> <strong>Chain</strong> …149Tab. 3: (Fortsetzung)Anzahl undPublikationsform deruntersuchten BeiträgeErgebnisseAutor, Jahr, Titel,Zeitschrift, Jahrgang,Nummer, SeitenForschungszielVorgehenAnzahl undPublikationsform deruntersuchtenErgebnisseAutor, Jahr, Titel,Zeitschrift, Jahrgang,Nummer, SeitenForschungszielVorgehenAnzahl undPublikationsform deruntersuchten BeiträgeErgebnisse41 Bücher und Zeitschriftenartikel werden untersucht undden Ergebnissen aus semi-strukturierten ExperteninterviewsgegenübergestelltEs besteht folgender Forschungsbedarf: 1) Bewertung von Risikenim SCM; 2) Entwicklung eines allgemeingültigen Konzepts <strong>für</strong> <strong>das</strong>SCRM; 3) Identifizierung von Risiken bei der Entwicklung einer<strong>Supply</strong> <strong>Chain</strong> Strategie; 4) Identifizierung von Möglichkeiten zurVerringerung von Risiken im SCMSrivastava SK (2007) Green supply-chain management: a stateof-the-artliterature review. International Journal of <strong>Management</strong>Reviews 9(1):53–80Das Ziel dieses Beitrags ist, eine Übersicht über die veröffentlichteLiteratur zum Thema Green SCM zu geben. Die Literatur wird ausder Perspektive einer „Reverse Logistics“-<strong>Supply</strong> <strong>Chain</strong> analysiert.Außerdem werden Implikationen <strong>für</strong> weitere Forschungsarbeitenherausgearbeitet<strong>Ein</strong>e qualitative Analyse wird angewendet, um die bestehende Literaturzu klassifizieren, Probleme zu erfassen sowie Methodologienim Green SCM zu identifizieren227 Bücher sowie Artikel aus Zeitschriften oder Fachbüchern, diezwischen 1999 und 2007 veröffentlicht wurdenEs ist ein Paradigmenwechsel zu erkennen: von einem ökonomischenUmfeld, in dem Umweltverschmutzung vermieden wird, hinzu einer Situation, in der Umweltschutz finanzielle Werte schafft.Zukünftiger Forschungsbedarf: 1) Integrative Beiträge werdenverfasst, in denen Umweltschutz, IT sowie Performance Measurementmiteinander verbunden werden; 2) Ansätze <strong>für</strong> künstlicheIntelligenz und neuronale Netze im Bereich Green SCM werdenentwickelt; 3) Empirische Studien werden untersuchen, wie GreenSCM <strong>das</strong> Kundenverhalten beeinflusstSeuring M, Müller S (2008) Core issues in sustainable supplychain management – a Delphi study. Business Strategy and the Environment17(8):455–466Das Ziel dieses Beitrags ist es, basierend auf einem systematischenLiteraturreview ein Rahmenwerk <strong>für</strong> <strong>das</strong> SSCM zu entwickeln<strong>Ein</strong>e qualitative Analyse wurde gewählt, um die Literatur zumSSCM zu analysieren191 Zeitschriftenartikel, die zwischen 1994 und 2007 veröffentlichtwurdenDie autoren stellen fest, <strong>das</strong>s die Forschung von umweltorientiertenaspekten dominiert wird. Soziale Aspekte sowie die Integrationder drei Dimensionen von Nachhaltigkeit werden nur selten zumGegenstand der Forschungen erhoben


<strong>Ein</strong> <strong>Referenzmodell</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Sustainable</strong> <strong>Supply</strong> <strong>Chain</strong> …151Tab. 4: SSCM – Ausgewählte Gesetze, Richtlinien und Standards<strong>Sustainable</strong> <strong>Supply</strong> <strong>Chain</strong> <strong>Management</strong>Extrinsische Motivation Intrinsische MotivationDirekt (Gesetze) Indirekt (Standards) ÖkonomieReferenzen<strong>Supply</strong> <strong>Chain</strong> Uncertainty Model 4, 53, 93, 100, 132Umwelt7, 15, 17, 18, 23, 30, 60, 87,Framework for <strong>Supply</strong> <strong>Chain</strong> Risk <strong>Management</strong> 111, 139, 140, 141, 142The Accountability AA1000 Framework 82(Conditional) Value-at-Risk (CVaR) 42, 43, 56, 67, 70, 104, 139FinanzenTriple Bottom Line Accounting 14, 40, 129Risk Adjusted Return on Capital (RAROC)Supplier Risk Assessment Methodology 7Ethical Trading Initiative and Supplier Ethical Data Exchange (ETI) 10IT/ProzesseDatabase of Business Social Compliance Initiative (BSCI)<strong>Sustainable</strong> <strong>Supply</strong> <strong>Chain</strong> <strong>Management</strong> Framework 14Statement on Auditing Standards SAS 70Soziales Social accountability SA8000 and Fair Trade Labelling Organisation 82, 117UmweltÖkonomieIT/Prozesse FinanzenSozialesUmweltPublic Reporting Obligations and Standards (ISO 14001 ISO 14064,EMAS, ISO 26000)14, 19, 28, 29, 47, 48, 73, 74,82, 83, 88, 90, 106, 113, 117,123, 131European Union (EU) Order on the Disposal of Waste from ElectricalEquipmentGreenhouse Gas Protocol (GHG Protocol)European Union (EU) Order for Disposal of OilEuropean Union (EU) Order for BatteriesEuropean Union (EU) Order on the Disposal of Waste from PackagingEU Energy StarBasel IIMinimum Requirements of Risk <strong>Management</strong> (German: Mindestanforderungenan <strong>das</strong> Risikomanagement (MaRisk))73Committee of Sponsoring Organizations of the Treadway CommissionInternational Organization for Standardization/International ElectrotechnicalCommission (ISO/IEC) Common CriteriaISO/IEC 13335Control Objectives for Information and Related Technology (COBIT)<strong>Supply</strong> <strong>Chain</strong> Operations Reference Model (SCOR Model) 52, 100, 113Green <strong>Supply</strong> <strong>Chain</strong> Operations Reference Model (GreenSCOR)TCO (Tjänstemännens Central Organisation)EMAS − Eco-<strong>Management</strong> and Audit Scheme 29, 47, 84, 90Social and Ethical Auditing, Accounting and Reporting (SEAAR)Business Social Compliance InitiativeWaste Electrical and Electronic Equipment (WEEE) 5, 6, 27, 33, 62, 106, 107, 130Reverse Logistics and Waste Avoidance <strong>Management</strong> Act (German:Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz (KrW/AbfG))Regulation on Disposal of Cars (German: Altfahrzeugverordnung) 92, 27, 102Waste of Oil Amendment (German: Novelle Altölverordnung (AltÖV))27, 31, 34, 46, 61, 64, 95, 99,102, 108, 109, 113, 114, 116,124, 133, 138


152 D. Wittstruck und F. TeutebergTab. 4: (Fortsetzung)<strong>Sustainable</strong> <strong>Supply</strong> <strong>Chain</strong> <strong>Management</strong>Extrinsische MotivationDirekt (Gesetze)ÖkonomieUmweltIT/Prozesse FinanzenSozialesDisposal of Batteries (German: Batteriegesetz)Packaging Ordinance (German: Verpackungsverordnung) 114Waste Shipment Act (German: Abfallverbringungsgesetz)Basel Convention on the Control of Transboundary Movements ofHazardous Wastes and Their DisposalRenewable Energy Sources ActAtom Act (German: Atomgesetz (AtG)Federal Immission Control Act1, 57Eco-Design Directive 138EU Emission Trading 48Stock Companies ActCorporate Sector Supervision and Transparency Act (German: Gesetzzur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich KonTraG)Accounting Directives ActSarbanes Oxley Act (SOX)Digital Signature ActTelecommunications and Media Act (German: Telemediengesetz)Data Protection ActE-Commerce Act (German: Elektronischer-Geschäftsverkehr-Gesetz)Part-Time Act (German: teilzeit- und Befristungsgesetz)Collective Labour Agreement (German: Tarifvertragsgesetz)Referenzen504540353025201510505228192914518143Labor-/FeldexperimentFormal deduktiveAnalyseSimulationQualitative /QuantitativeQuerschnittsanalyse<strong>Referenzmodell</strong>ierungLiteraturanalyseKonzeptionelldeduktive AnalysePrototypingFallstudieAktionsforschungArgumentativdeduktive AnalyseMinimum Wage Order (German: Mindestlohnverordnung)Worker Posting Law (German: Mitarbeiterentsendungsgesetz)39Anzahl Artikel (n=146)ForschungsmethodenAbb. 3: Forschungsmethoden


<strong>Ein</strong> <strong>Referenzmodell</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Sustainable</strong> <strong>Supply</strong> <strong>Chain</strong> …153Themengebiet verstanden werden. 15 Die Tatsache, <strong>das</strong>s in den untersuchten Beiträgenhäufig argumentativ-deduktiv geforscht wurde, deutet darauf hin, <strong>das</strong>s die Forschungsarbeitenim Bereich SSCM noch in einem vergleichsweise frühen Stadium sind.Darüber hinaus sind im Vergleich zu Fallstudien andere Forschungsmethoden imBereich SSCM unterrepräsentiert. Methoden wie z. B. Aktionsforschung oder <strong>Referenzmodell</strong>ierungsollten zukünftig häufiger verwendet werden, um weitere Erkenntnisse imSSCM zu gewinnen. <strong>Referenzmodell</strong>e unterstützen z. B. die Entwicklung oder Verbesserungvon Prozessen, Informations- und Organisationssystemen. 16 Mit den Methoden derAktionsforschung könnte z. B. geprüft werden, ob <strong>Referenzmodell</strong>e geeignet sind, Problemein der Unternehmenspraxis zu lösen bzw. welche Auswirkungen ihre Verwendungauf die Leistungsfähigkeit einer Organisationseinheit hat.5.3 Offene ForschungsfragenIn diesem Abschnitt werden offene Forschungsfragen aus den 142 analysierten Beiträgenabgeleitet und kategorisiert. In Anlehnung an die von Carter und Rogers 17 beschriebenenunterstützenden Komponenten des SSCM sowie die in Abb. 2 dargestellten Elementewerden die offenen Forschungsfragen den Kategorien „Strategie/Steuerung“, „IT“,„Organisation/Prozesse/Reife“, „Stakeholder“ und „Kooperation“ zugewiesen.Aufgrund der Immaterialität von Nachhaltigkeit, die eine exakte mathematische Bestimmungerschwert, stellen sich in der Kategorie „Strategie/Steuerung“ folgende Forschungsfragen:Kann eine <strong>Supply</strong> <strong>Chain</strong> zugleich nachhaltig und profitabel sein? Wiekann <strong>das</strong> erreicht werden? 18 Weitere Fragen schließen an: Nach welchen Kriterien kannNachhaltigkeit im SCM bewertet werden? Welche Kennzahlen sind <strong>für</strong> die Steuerung imSSCM geeignet? Welche Wirkungsbeziehungen zwischen Nachhaltigkeit und langfristigemfinanziellen Erfolg liegen vor und welche Konsequenzen ergeben sich daraus <strong>für</strong> die<strong>Supply</strong> <strong>Chain</strong> Strategie?In der Kategorie „IT“ wird insbesondere danach gefragt, wie eine IT-Architektur gestaltetsein sollte, damit Risiken des Informationsaustauschs gemindert werden. Außerdem stelltsich die Frage nach einer geeigneten Bereitstellung, Verarbeitung und Präsentation vonDaten aus den Bereichen Umwelt und Soziales.Unter der Kategorie „Organisation/Prozesse“ wurden folgende Forschungsfragenzusammengefasst: Wie sollte eine Organisation gestaltet sein, damit Umweltschutz,soziale Gerechtigkeit und ökonomischer Erfolg erreicht werden können? Im Bereich„Reverse Logistics“ mangelt es an Organisations- und Prozessmodellen, die sich an einernachhaltigen Entwicklung orientieren.Bezüglich der „Kooperationen“ im SSCM besteht weiterer Forschungsbedarf hinsichtlicheiner theoretischen Fundierung des Verhaltens von Partnern in der <strong>Supply</strong> <strong>Chain</strong>. Essollten Modelle entworfen werden, die geeignet sind, <strong>das</strong> Verhalten der <strong>Supply</strong> <strong>Chain</strong>Partner zu antizipieren und zu koordinieren.In der Kategorie „Stakeholder“ wird vorgeschlagen, <strong>das</strong>s sich weitere Forschungsarbeitenauf die Verbesserung und Implementierung von Gesetzen, Richtlinien und Standardskonzentrieren sollten. Damit wird den Interessen und Vorgaben externer Stakeholder, d. h.vor allem Regierungs- und Standardisierungsorganisationen, eine hohe Bedeutung <strong>für</strong><strong>das</strong> SSCM zugesprochen (Tab. 5).


154 D. Wittstruck und F. TeutebergTab. 5: Offene Forschungsfragen im SSCMOffene ForschungsfragenReferenzenStrategie/SteuerungKann eine <strong>Supply</strong> <strong>Chain</strong> zugleich nachhaltig und profitabel sein? Wie kann <strong>das</strong> 74, 88erreicht werden?Ist ein SSCM mit Fokus auf sozialen Zielen praktikabel? 113Begrenzt Nachhaltigkeit ökonomisches Wachstum? 94, 97, 129Welche Auswirkungen hat Unsicherheit im Bereich Logistik auf die Leistungsfähigkeiteiner <strong>Supply</strong> <strong>Chain</strong>?100Wie können Modelle <strong>für</strong> die Evaluation von Risiken im SCM konstruiert werden? 67, 87, 123,127, 42, 7,56Welche Effekte hat <strong>das</strong> SSCM auf die Leistungsfähigkeit einer Organisation und 140, 141umgekehrt?Wie können Modelle im Bereich SSCM validiert werden? 72, 14Wie kann man den Wertbeitrag von Nachhaltigkeit <strong>für</strong> <strong>Supply</strong> <strong>Chain</strong>s messen? 73, 54, 39ITWie kann die IT-Architektur einer <strong>Supply</strong> <strong>Chain</strong> gestaltet sein, so<strong>das</strong>s Risiken des 81, 122, 93Informationsaustauschs vermindert werden?Real-time Vehicle <strong>Management</strong>: Wie können Methoden zur Entscheidungsunterstützungentwickelt werden?41Wie können Software-Agenten in <strong>Supply</strong> <strong>Chain</strong> Prozesse integriert werden? 86Wie können IT-Architekturen hybrider Wertschöpfung gestaltet sein? 137Zu welchen Kosten und Nutzen führt der <strong>Ein</strong>satz von RFID in <strong>Supply</strong> <strong>Chain</strong>s? 120Wie können Informationen in Umweltinformationssystemen präsentiert und verwendetwerden?50, 37Organisation/Prozesse/ReifeWie kann <strong>das</strong> Produktdesign in <strong>das</strong> SSCM integriert werden? 60Wie können Modelle <strong>für</strong> den Bereich Reverse Logistics aussehen? 2, 114, 99,126Welche Auswirkungen haben „Green“ Design und Herstellung auf Reverse 62Logistics?Wie kann <strong>das</strong> EMAS (=Eco <strong>Management</strong> and Audit Scheme) weiterentwickelt 83werden?Durch welche Organisationsform kann proaktives SSCM unterstützt werden? 111Wie kann der Reifegrad des SCM bewertet werden? 114, 38KooperationWie können Modelle <strong>für</strong> die Disintermediation im Bereich SSCM validiert 77werden?Wie können Risiko-Präferenz-Funktionen im Bereich SCM validiert werden? 35Kann die Prinzipal-Agenten-Theorie die Forschung im Bereich SSCM theoretisch 142fundieren?Wie ausgeprägt ist die Bereitschaft, sich finanziell an Maßnahmen bei den Partnern 55zu beteiligen?Sind soziale Systeme selbstregulierend? 11


<strong>Ein</strong> <strong>Referenzmodell</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Sustainable</strong> <strong>Supply</strong> <strong>Chain</strong> …155Tab. 5: (Fortsetzung)Offene ForschungsfragenReferenzenStakeholderWelche Auswirkungen hat <strong>das</strong> WEE auf Reverse Logistics? 27, 33, 130Wie können Richtlinien und Standards <strong>für</strong> <strong>das</strong> SSCM implementiert werden? 38, 105, 106Welche Auswirkungen haben regulatorische Anforderungen im Bereich Nachhaltigkeitauf die Leistungsfähigkeit von <strong>Supply</strong> <strong>Chain</strong>s?12828, 47, 82,Wie kann der Begriff „Nachhaltigkeit“ juristisch definiert werden? 110, 13Wie kann eine ökologische Steuerreform gestaltet sein, so<strong>das</strong>s sie keine Generation 9benachteiligt?Ist Selbstbeschränkung ein gutes Instrument umweltorientierter Politik? 138Wie können Axiome lauten, die <strong>das</strong> Phänomen der „Enttäuschungen und zu hohen 25Erwartungen“ beschreiben?Haben Unternehmensvertreter in unterschiedlichen Ländern eine unterschiedliche 139Perspektive auf die Bewertung von Risiken in <strong>Supply</strong> <strong>Chain</strong>s?6 Implikationen: <strong>Ein</strong> <strong>Referenzmodell</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> SSCM6.1 Entwicklung des <strong>Referenzmodell</strong>sGemäß der im vorherigen Abschnitt vorgenommenen Kategorisierung offener Forschungsfragenwird in Abb. 4 ein Modell vorgestellt, in dem jede Kategorie durch einPartialmodell repräsentiert wird. 19 Zentrale Prämissen, Strukturen und Abhängigkeiten imSSCM, die in den untersuchten Beiträgen genannt wurden, werden dabei durch Modellelementeund Beziehungen zwischen diesen Elementen zusammengefasst dargestellt.Strategiemodell: Nach dem triple bottom line-Konzept können Umweltschutz undsoziale Gerechtigkeit zu ökonomischem Erfolg führen. 20 Folglich wird in der Literaturvorgeschlagen, diese drei Dimensionen fest in der <strong>Supply</strong> <strong>Chain</strong>-Strategie zu verankern. 21<strong>Ein</strong>e nachhaltig agierende <strong>Supply</strong> <strong>Chain</strong> sollte Ziele der drei Kategorien Ökonomie,Umwelt und Soziales verfolgen. Um die Ziele zu erreichen, werden dann Maßnahmen <strong>für</strong>jede Kategorie entwickelt.Stakeholdermodell: Das Stakeholdermodell umfasst interne und externe Stakeholder,die verschiedene Interessen verfolgen und mittel- oder unmittelbar <strong>Ein</strong>fluss aufdie Unternehmensstrategie nehmen. <strong>Ein</strong> wichtiger externer Stakeholder <strong>für</strong> <strong>das</strong> SSCMsind Regierungs- und Standardisierungsorganisationen, die <strong>Supply</strong> <strong>Chain</strong>s direkt durchGesetze, Richtlinien und Standards dazu verpflichten, Maßnahmen <strong>für</strong> eine nachhaltigeEntwicklung einzuleiten. Diese Maßnahmen können erheblichen <strong>Ein</strong>fluss auf die Unternehmensperformancehaben. So belegen z. B. Nadler und Kros, <strong>das</strong>s die <strong>Ein</strong>führung desSarbanes-Oxley Act die Konkurrenzfähigkeit von <strong>Supply</strong> <strong>Chain</strong>s beeinflussen kann. 22Walther und Spengler zeigen z. B., <strong>das</strong>s <strong>das</strong> WEEE Auswirkungen auf Transportwege und-kosten, Emissionen sowie die Gestaltung der <strong>Supply</strong> <strong>Chain</strong> Organisation haben kann. 23Außerdem nehmen Regierungsorganisationen <strong>Ein</strong>fluss auf <strong>Supply</strong> <strong>Chain</strong>s, indem sieAnreize wie z. B. Steuervergünstigungen schaffen, die Unternehmen indirekt dazu veranlassen,sich in einer bestimmten Art und Weise zu verhalten. 24 Regierungsorganisationenkönnen somit erheblich auf die Strategie und <strong>das</strong> operative Geschäft <strong>Ein</strong>fluss nehmen.


156 D. Wittstruck und F. TeutebergStakeholdermodellStakeholderexternhaben intern beeinflusstInteresseUmweltSozialesFinanzielles hatKooperationsmodellKooperationspartnerKooperationsformKonfigurationbeeinflusstKoordinationsmechanismusProzessmodellProzessgehört zuSubprozessProzessstartProzessendeVerknüpfungsoperatorbestimmtbestimmtunterstütztOrganisationsmodellOrganisationseinheithat Position gehört zuMitarbeiterhatRollenutztist verantwortlich <strong>für</strong>besitztStrategiemodellStrategieÖkonomisches ZielUmweltzielSoziales ZielMaßnahmeIT-ArchitekturmodellIT-ArchitekturobjektModulDatenobjektZugriffsarterfordertSchnittstelleverwendetRessourceZugriffsrechtSteuerungsmodellBerichtbestimmtZielgruppeLayout / StrukturSymbolQualitätskriteriumReifegradmodellReifegradAnforderungKriteriumReifegradstufeMethodeImplementierungsdauerErhebungsmethodeAnalysemethodeverwendet <strong>Sustainable</strong> SCM Balanced ScorecardmisstverwendetKennzahlMethodeSachverhaltFinanzperspektiveUmweltperspektiveWirkungSozialePerspektiveUrsacheSkalenausprägungZielwertMaßeinheitMerkmal quantitativMerkmalMerkmal qualitativorientiert sich anNatürlichesKreislaufsystemAbb. 4: <strong>Referenzmodell</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> SSCM


<strong>Ein</strong> <strong>Referenzmodell</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Sustainable</strong> <strong>Supply</strong> <strong>Chain</strong> …157Gleichermaßen nehmen interne Stakeholder <strong>Ein</strong>fluss auf die Strategie. Auf der einenSeite beeinflusst <strong>das</strong> unternehmensinterne <strong>Management</strong> die Strategie durch die Wahlbestimmter <strong>Supply</strong> <strong>Chain</strong> Ziele und durch den Umfang, in welchem diese unterstütztwerden. 25 Auf der anderen Seite tragen Mitarbeiter dazu bei, die Ziele der <strong>Supply</strong> <strong>Chain</strong>zu erreichen. Je besser sie ausgebildet sind und je motivierter sie arbeiten, desto höher istdie Wahrscheinlichkeit, <strong>das</strong>s die verfolgten Ziele erreicht werden. 26Organisationsmodell: Das Organisationsmodell gibt – beispielsweise in Form einesOrganigramms – vor, welche Organisationseinheiten zur Umsetzung des SSCM geschaffenbzw. einbezogen werden sollten. <strong>Ein</strong>e Organisationseinheit (z. B. eine SSCM-Abteilung)besteht im Modell aus mehreren Mitarbeitern, die eine Rolle übernehmen. Je nachRolle haben die Mitarbeiter Zugriff auf Ressourcen, die üblicherweise in Berechtigungskonzeptenfestgelegt werden. 27 Darüber hinaus nehmen auch die Kooperationspartnereine Rolle ein. Auch sie haben Zugriff auf Ressourcen. <strong>Ein</strong> Händler könnte z. B. einsehen,welche Bestandteile der Produzent bei der Produktherstellung verwendet. Beverungenet al. heben die Bedeutung eines effizienten überbetrieblichen Organisationsmodellsam beispiel eines Recyclingnetzwerks hervor. 28 Hat ein Recycler eine Rolle, die es ihmerlaubt, schon zum Zeitpunkt des Verkaufs eines elektronischen Produkts auf die technischenDaten sowie die geplante Nutzungsdauer etc. zuzugreifen, erhält er Informationen,die eine rechtzeitige Planung und Vorbereitung der Recyclingaktivitäten ermöglichen.Prozessmodell: Das Prozessmodell beschreibt die Geschäftsprozesse, die im Rahmendes SSCM durchlaufen werden. Dem Prozessmodell wird bei der Steuerung von nachhaltigausgerichteten <strong>Supply</strong> <strong>Chain</strong>s eine hohe Bedeutung zugesprochen. 29 Die Gestaltungdes Prozessmodells ist abhängig von der Konfiguration und dem Koordinationsmechanismusder <strong>Supply</strong> <strong>Chain</strong>. 30 Die Qualität des Prozesses hängt wesentlich davon ab,wie effizient dieser von der IT unterstützt wird. 31 <strong>Ein</strong> Prozess kann typischerweise inSub-Prozesse unterteilt werden, die jeweils einen Start- und einem Endpunkt besitzen.Außerdem gibt es Verknüpfungsoperatoren. Darunter versteht man parallele oder alternativeabhängigkeiten zwischen Objekten einer Prozesskette. <strong>Ein</strong>e UND-Verknüpfungzwischen Ereignissen einer Prozesskette bedeutet z. B., <strong>das</strong>s zunächst zwei oder mehrEreignisse eingetreten sein müssen, bevor ein nachfolgender Schritt ausgeführt werdenkann. Bei einer ODER-Verknüpfung hingegen muss mindestens eins der Ereignisse eingetretensein, bevor der Prozess fortgeführt werden kann. Es gibt zahlreiche Standardsund Richtlinien <strong>für</strong> <strong>das</strong> SSCM, die Anforderungen an die Prozesse stellen (s. Abschnitt zu„Warum SSCM?“). <strong>Ein</strong> wichtiges und verbreitetes <strong>Referenzmodell</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> SSCM ist <strong>das</strong>SCOR bzw. GreenSCOR Model des <strong>Supply</strong> <strong>Chain</strong> Councils. Das GreenSCOR empfiehlt,Prozesse an natürlichen Kreislaufsystemen auszurichten, um den Ressourcenverbrauchzu verringern und Kosten zu senken. <strong>Ein</strong> natürliches Kreislaufsystem kann als Ideengeber<strong>für</strong> <strong>das</strong> Design von Prozessen verwendet werden, welche Nachhaltigkeit fördern.IT-Architekturmodell: Das it-Architekturmodell beschreibt die Daten und Systeme,die bei einer informationstechnischen Umsetzung eines effizienten SSCM zum <strong>Ein</strong>satzkommen. Das IT-Architekturmodell beschreibt außerdem, welche Steuerungs- undZugriffsmethoden zwischen den einzelnen Hard- und Softwarekomponenten eingesetztwerden und aus welchen Modulen und zugehörigen Schnittstellen die einzelnen Systemebestehen. In vorangegangenen Forschungsarbeiten wurde belegt, <strong>das</strong>s eine geeignete IT-Infrastruktur sowohl <strong>für</strong> Lieferanten als auch <strong>für</strong> Abnehmer Wettbewerbsvorteile ermög-


158 D. Wittstruck und F. Teuteberglichen kann. 32 Kumar und Dissel empfehlen, die IT-Applikation an die Konfiguration der<strong>Supply</strong> <strong>Chain</strong> anzupassen. So seien EDI (Electronic Data Interchange)-Technologien <strong>für</strong>sequentielle <strong>Supply</strong> <strong>Chain</strong>s vorteilhaft und zentrale, verteilt verwendete Datenbanken<strong>für</strong> reziproke <strong>Supply</strong> <strong>Chain</strong>s besonders geeignet. 33 Das SSCM umfasst viele qualitativeAspekte, die nur schwer messbar, quantifizierbar und in Geldgrößen umrechenbar (monetarisierbar)sind, wie z. B. „Soziale Gerechtigkeit“. Die IT-Architektur sollte es daherermöglichen, <strong>das</strong>s diese qualitativen Aspekte gespeichert, strukturiert und verarbeitetwerden können. Darüber hinaus sollten in der IT-Architektur Schnittstellen zur Verfügunggestellt werden, über die Daten zwischen den Netzwerkpartnern auf detaillierterEbene ausgetauscht werden können.Steuerungsmodell: Das Steuerungsmodell ist <strong>für</strong> <strong>das</strong> Controlling von <strong>Sustainable</strong> <strong>Supply</strong>chains von großer Bedeutung. Es beinhaltet eine Bibliothek von Standard-Reports.Zu jedem Report sind entsprechend der Zielgruppe Zugriffsrechte <strong>für</strong> bestimmte Mitarbeiterrollenhinterlegt. Jeder Report besitzt ein eigenes Layout und verwendet Symbolewie beispielsweise Ampeln oder Trendpfeile zur Veranschaulichung.Das in der Literatur am häufigsten vorgeschlagene Steuerungsinstrument <strong>für</strong> <strong>das</strong> SCMist die Balanced Scorecard. 34 Als Erweiterung der traditionellen BSC sollten hier jedoch– in Anlehnung an die Zieldimensionen „Umwelt“ und „Soziales“ des Strategiemodells– eine Umwelt- und eine Sozialperspektive mit einbezogen werden.Die Kennzahlen werden einer Perspektive zugeordnet, haben eine Skalenausprägung,eine Maßeinheit und beschreiben ein qualitatives oder quantitatives Merkmal. Zwischenden Sachverhalten werden Ursache-Wirkungsbeziehungen angenommen. Um einen Sachverhalterfolgsorientiert steuern zu können, sollten daher vorab die (Wechsel-)wirkungenmit anderen erfolgsrelevanten Sachverhalten nachvollzogen und abgebildet werden.Kooperationsmodell: Das Kooperationsmodell bildet die Form und Intensität derZusammenarbeit zwischen den Teilnehmern der <strong>Supply</strong> <strong>Chain</strong> sowie die Art und <strong>das</strong>Design der Kooperationsprozesse ab. 35 Die Kooperationspartner sind gleichzeitig eineTeilmenge der Stakeholder. Kumar und Dissel 36 weisen darauf hin, <strong>das</strong>s der Erfolg vonKooperationen vor allem von den Verhaltensweisen der kooperierenden Mitarbeiterbestimmt wird. Manager können die Mitarbeiter dazu animieren, sich in gewünschterWeise zu verhalten, indem sie ihnen Rollen und Aufgaben zuweisen. Außerdem könnenMechanismen, wie z. B. Regeln oder Funktionen, zu einer effizienten Koordination der<strong>Supply</strong> <strong>Chain</strong>-Partner beitragen. 37 Je nach Konfiguration der <strong>Supply</strong> <strong>Chain</strong> können geeigneteMechanismen eingesetzt werden. Ist die <strong>Supply</strong> <strong>Chain</strong> sequentiell konfiguriert undsehr strukturiert, bieten sich beispielsweise Pläne und Standards an, um die <strong>Supply</strong> <strong>Chain</strong>zu koordinieren. In einer reziproken, wenig strukturierten <strong>Supply</strong> chain könnte die Delegationvon Verantwortung an dezentrale Organisationseinheiten geeignet sein, in einemdynamischen Umfeld Entscheidungen zeitnah zu treffen. 38Reifegradmodell: <strong>Ein</strong> Reifegradmodell (sog. Maturity Model) definiert unterschiedlichereifegrade, um beurteilen zu können, inwieweit ein Reifeobjekt (z. B. Institution,Softwareprodukt, Prozesse) die <strong>für</strong> jeden Reifegrad allgemeingültig definierten Qualitätskriterienund Anforderungen erfüllt. 39 Die Erfüllung dieser Anforderungen wird anhandvon spezifizierten Kriterien gemessen. Das Kriterium Reifegrad zeigt an, aus wie vielenunterschiedlichen reifegradstufen <strong>das</strong> entsprechende Reifegradmodell besteht. Typischerweisewerden vier oder fünf Reifegradstufen verwendet. Die Unternehmenspartner


<strong>Ein</strong> <strong>Referenzmodell</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Sustainable</strong> <strong>Supply</strong> <strong>Chain</strong> …159können den Reifegrad ermitteln, indem sie <strong>das</strong> SSCM anhand vorgegebener Kriterien undAnforderungen bewerten. Dabei können sowohl Erhebungs- als auch Analysemethodenzur Anwendung kommen. In der Forschung wurden Reifegradmodelle <strong>für</strong> <strong>das</strong> SSCM bisherkaum thematisiert. In der Unternehmenspraxis werden folgende Modelle verwendet:Corporate Sustainability Maturity Model (Spectrum Innovation Group), SustainabilityMaturity Model (Deloitte) sowie <strong>das</strong> Business Sustainability Maturity Model (CristianoHugo Cagnin, Denis Loveridge, Jeff Butler).6.2 EvaluierungUm <strong>das</strong> <strong>Referenzmodell</strong> zu evaluieren, wurde ein Multimethodenansatz verfolgt. 40 DasModell wurde zunächst aus den Ergebnissen der Literatur entwickelt und anschließendschrittweise mit Hilfe von Experten aus der Wissenschaft und Unternehmenspraxis verfeinertund evaluiert. Dazu wurden Interviews mit vier Experten geführt, in denen <strong>das</strong>aus der Literatur konstruierte Modell weiterentwickelt wurde. 41 Darüber hinaus sindErgebnisse aus einer empirischen Studie zum Status Quo des SSCM in die Partialmodelle„Steuerungsmodell“ sowie „Reifegradmodell“ eingegangen. 42Anschließend wurde <strong>das</strong> Modell mit der in mittelständischen Unternehmen undKonzernen verschiedener Branchen verwendeten Software ADOit der BOC GmbHimplementiert. 43Die ADOit-Plattform stellt verschiedene Modelltypen zur Verfügung, welche Organisationen,Prozesse, Kennzahlen und IT-Service-Strukturen eines Unternehmens abbildenkönnen. Prototypisch wurden ein Stakeholder-, ein Kennzahlen-, ein Organisations-, einStrategie- sowie ein Prozessmodell implementiert. Abbildung 5 präsentiert diese Modelleund ausgewählte Beziehungen. <strong>Ein</strong>e Beziehung zwischen zwei Modellelementen kannin ADOit als Referenz angelegt werden. Diese Referenzen werden in Abb. 5 exemplarischmit gestrichelten Linien dargestellt. So wird z. B. <strong>das</strong> strategische Ziel „Verbesserungdes Images im Bereich Umwelt“ mit der Kennzahl „Anzahl Umweltzertifikate“gemessen. außerdem ist z. B. ein Mitarbeiter, der als Stakeholder bestimmte Interessenwahrnimmt, gleichzeitig einer organisatorischen <strong>Ein</strong>heit zugeordnet, die <strong>für</strong> <strong>das</strong> SSCMverantwortlich ist. Diese Referenzierung der Modellelemente untereinander kann dazubeitragen, <strong>das</strong>s Anwender des <strong>Referenzmodell</strong>s dazu angeregt werden, Zusammenhängeund Verknüpfungen zwischen verschiedenen Teilbereichen und Aufgabengebieten zuerkennen. Bei der Zuordnung von operativen Maßnahmen zu strategischen Zielen könnendie Anwender des <strong>Referenzmodell</strong>s dazu animiert werden, sich gedanken über dieUrsache-Wirkungsbeziehungen zu machen, die den Maßnahmen und Zielen zu Grundeliegen. Des Weiteren können Strategien, Maßnahmen und Prozesse unternehmensübergreifendverglichen, angepasst und schrittweise verbessert werden. Das in ADOit annotierteWissen über einzelne Prozesse etc. kann den <strong>Supply</strong> <strong>Chain</strong> Partnern zur Verfügunggestellt werden, so<strong>das</strong>s die Unternehmen wechselseitig voneinander lernen. Darüber hinausermöglicht ADOit, den Elementen Risiken zuzuordnen, Compliance-Anforderungenzuzuweisen und Impact-Analysen durchzuführen. So könnte beispielsweise mit Hilfe desimplementierten <strong>Referenzmodell</strong>s die <strong>Ein</strong>haltung von Gesetzen und Standards entlangder gesamten <strong>Supply</strong> <strong>Chain</strong> überwacht werden.


<strong>Ein</strong> <strong>Referenzmodell</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Sustainable</strong> <strong>Supply</strong> <strong>Chain</strong> …161plarisch, wie <strong>das</strong> <strong>Referenzmodell</strong> die Anwender dabei unterstützen kann, Zusammenhängezwischen Elementen herzustellen und überbetriebliche Lernprozesse anzustoßen.Allerdings besteht hinsichtlich einer detaillierten Konstruktion der Partialmodelle weitererForschungsbedarf. Strukturierte Experteninterviews und weitere empirische Studienkönnen durchgeführt werden, um weitere Partialmodelle, wie z. B. ein Steuerungsmodell,ein Reifegradmodell oder ein Kooperationsmodell, an dem die Autoren dieses Beitragsderzeit arbeiten, zu entwickeln. Diese Modelle können dann in der Unternehmenspraxiseingesetzt werden und Methoden der Aktionsforschungen können dazu beitragen, sie zuevaluieren und ihre Praxistauglichkeit kontinuierlich zu verbessern.Anmerkungen1 Vgl. Young (2000, S. 57–66); vgl. Smeltzer u. Siferd (1998, S. 38–45).2 Harland (1996, S. 64).3 Srivastava (2007, S. 55).4 Vgl. Sikdar (2003, S. 1928).5 Vgl. Carter u. Rogers (2008, S. 268).6 In Anlehnung an Carter u. Rogers (2008, S. 268).7 Vgl. Fettke (2006, S. 257).8 Vgl. Dibbern et al. (2004, S. 13).9 Vgl. Swanson u. Ramiller (1993); Fettke (2006); Webster u. Watson (2002).10 Vgl. Fettke (2006, S. 260).11 Vgl. Autry et al. (2001); Clendenin (1997).12 Vgl. Knemeyer et al. (2002, S. 255–258).13 Vgl. Wilde u. Hess (2007, S. 285).14 Vgl. vom Brocke (2003, S. 131).15 Vgl. Heinrich (2006, S. 10).16 Vgl. Fettke u. Loos (2004).17 Vgl. Carter u. Rogers (2008, S. 268).18 Vgl. Heinelt (1999, S. 550–560); Pagell et al. (2004, S. 30–39).19 Die Kategorien „Strategie/Steuerung“ sowie „Organisation/Prozesse/Reife“ werden jeweilsdurch zwei bzw. drei Partialmodelle repräsentiert.20 Vgl. Elkington (2004).21 Vgl. Cantlon u. Koenig (1999, S. 215–220); Carter u. Rogers (2008, S. 360).22 Vgl. Nadler u. Kros (2008, S. 241–255).23 Vgl. Walther u. Spengler (2005, S. 367).24 Vgl. Bach (2007, S. 255); Braun (2001, S. 197–207).25 Vgl. Richey et al. (2005, S. 248–252).26 Vgl. Min et al. (2008, S. 291–295).27 Vgl. Wortmann u. Winter (2007, S. 439–447).28 Vgl. Beverungen et al. (2008, S. 229).


162 D. Wittstruck und F. Teuteberg29 Vgl. Zellner (2008, S. 190–193).30 Vgl. Holten u. Schultz (2001, S. 580).31 Vgl. Harkness et al. (1996, S. 265–366).32 Vgl. Subramani (2004, S. 47–73).33 Vgl. Kumar u. Dissel (1996, S. 298).34 Vgl. Möller u. Schaltegger (2005, S. 73–83); Figge (2004, S. 274–287); Brewer u. Speh (2000,S. 75–93).35 Vgl. Wilding (1998, S. 599–615).36 Vgl. Kumar u. Dissel (1996, S. 296).37 Vgl. Kumar u. Dissel (1996, S. 287).38 Vgl. Kumar u. Dissel (1996, S. 287).39 Vgl. Becker et. al (2009, S. 215).40 Vgl. Knackstedt et al. (2009a).41 im Anschluss an eine empirische Studie zum Status Quo des SSCM, an der 127 Unternehmensvertreterteilnahmen, wurden vier Experten von Unternehmen der Elektro- und Elektronikindustriezur Praxistauglichkeit des <strong>Referenzmodell</strong>s interviewt.42 Vgl. Wittstruck u. Teuteberg (2010).43 Die ADO-Produktfamilie wird u. a. bei folgenden Unternehmen und Forschungseinrichtungeneingesetzt: Allianz AG, Münchener Rückversicherungs-Gruppe, Barmer Ersatzkasse, Vodafone,thyssen Krupp, Dublin City University, Universität St. Gallen etc. (s. Referenzen auf derHomepage der BOC ITC AG http://www.boc-group.com).LiteraturAutry CW, Daugherty PJ, Richey R.G. (2001) The challenge of reverse logistics in catalog retailing.Int J Phys Distribution Logist Manag 31(1):26–37Bach S (2007) Belastungswirkungen der ökologischen Steuerreform in den Produktionsbereichen:Steuervergünstigungen reduzieren ökologische Anreize. Z Umweltpolit Umweltr 30(1):53–78Becker J, Knackstedt R, Pöppelbuß J (2009) Developing maturity models for IT management – aprocedure model and its application. Bus Inf Syst Eng 1(3):213–222Beverungen D, Knackstedt R, Müller O (2008) Entwicklung Serviceorientierter Architekturenzur Integration von Produktion und Dienstleistung – <strong>Ein</strong>e Konzeptionsmethode undihre Anwendung am Beispiel des Recyclings elektronischer Geräte. Wirtschaftsinformatik50(3):220–234Borade A, Bonsad SV (2008) The discipline of supply chain management: a systematic literaturereview. Icfai J <strong>Supply</strong> <strong>Chain</strong> Manag 5(1):7–26Braun S (2001) Umwelt-, Beschäftigungs- und Wohlfahrtswirkungen einer Ökosteuerreform: <strong>Ein</strong>edynamische Simulationsanalyse unter besonderer Berücksichtigung der Anpassungsprozesseim Übergang. Z Umweltpolit Umweltr 24(2):179–207Brewer PC, Speh TW (2000) Using the balanced scorecard to measure supply chain performance.J Bus Logist 21(1):75–93Brocke J vom (2007) Construction concepts for reference models. In: Loos P, Fettke P (Hrsg) Referencemodelling for business systems analysis. Idea Group, London, S 47–75Cantlon JE, Koenig HE (1999) <strong>Sustainable</strong> ecological economics. Ecol Econ 31(1):107–121Carter cr, Rogers DS (2008) A framework of sustainable supply chain management: movingtoward new theory. Int J Phys Distribution Logist Manag 38(5):360–387


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