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<strong>Lokale</strong> <strong>und</strong> <strong>regionale</strong>Gebietskörper <strong>schaften</strong> <strong>an</strong> derdeutsch-dänischen GrenzeEin Vergleich der Region Sydd<strong>an</strong>mark (Dänemark)<strong>und</strong> dem L<strong>an</strong>d Schleswig-Holstein (Deutschl<strong>an</strong>d)


Erstellt durch Region Sønderjyll<strong>an</strong>d-Schleswig,Regionskontor & Infocenter, in Zusammenarbeitmit dem Institut für Grenzregionsforschung durchProfessor Torben Dall Schmidt, Sydd<strong>an</strong>skUniversitetBasierend auf einer früheren Publikation„Örtliche <strong>und</strong> <strong>regionale</strong> Selbstverwaltung“ vonMatthias Bong, Jørgen Kühl, Michael Schack,Torben Dall Schmidt.Die vorliegende Version wurde durch Ergänzungenzu Änderungen <strong>und</strong> neuen Strukturenaktualisiert.Februar 2013Impressum: Kolofon:ISBN: 978-87-989145-3-22


InhaltsverzeichnisTabellen- <strong>und</strong> Abbildungsverzeichnis1. Probleme <strong>und</strong> Beobachtungen2. Die geographische Kulisse der örtlichen <strong>und</strong> <strong>regionale</strong>n Selbstverwaltung3. Gr<strong>und</strong>legende Fakten <strong>und</strong> rechtliche Rahmen3.1 Die nationenübergreifende Perspektive3.2 Dänemark3.3 Deutschl<strong>an</strong>d3.4 Region Sydd<strong>an</strong>mark3.5 Schleswig-Holstein3.6 Gesetzgebungskompetenzen <strong>und</strong> -befugnisse3.7 Schlussbetrachtung4. Regionale Muster bei der Verteilung von Aufgaben <strong>und</strong> Steueraufkommen4.1 Kompetenzen zur Steuererhebung4.2 Aufteilung des Steueraufkommens auf die verschiedenen Verwaltungsebenen4.3 Das Gesamtsteueraufkommen verteilt nach Steuergruppen4.4 Das Zust<strong>an</strong>dekommen von Kompetenzen zur Erhebung von Steuern für dieKommunen4.5 Unterschiede bei den Aufgaben der örtlichen Behörden4.6 Schlussbetrachtung5. Zusammenfassung


Tabellen- <strong>und</strong> AbbildungsverzeichnisTabelle 1: Die verschiedenen Zuständigkeitsniveaus beiderseits der deutsch-dänischenGrenzeTabelle 2: Bevölkerung <strong>und</strong> Fläche der Kommunen der Region Sydd<strong>an</strong>markTabelle 3: Bevölkerung <strong>und</strong> Fläche der Kreise Schleswig-HolsteinsTabelle 4: Die politische Struktur Schleswig-HolsteinsTabelle 5: Verteilung der Zuständigkeiten auf örtliche Stellen <strong>und</strong> Behörden <strong>an</strong> derdeutsch-dänischen GrenzeKarte 1: Die kommunale Aufteilung der Region Sydd<strong>an</strong>mark <strong>und</strong> Schleswig-HolsteinsDiagramm 1: Verteilung der Steuereinnahmen in DänemarkDiagramm 2: Verteilung der Steuereinnahmen in Deutschl<strong>an</strong>dDiagramm 3: Das Gesamtsteueraufkommen Dänemarks, aufgeschlüsselt nachSteuergruppenDiagramm 4: Das Gesamtsteueraufkommen Deutschl<strong>an</strong>ds, aufgeschlüsselt nachSteuergruppenDiagramm 5: Dänemark – Verteilung der Steuererlöse der örtlichen Gebietskörper<strong>schaften</strong>Diagramm 6: Deutschl<strong>an</strong>d – Verteilung der Steuererlöse der örtlichenGebietskörper<strong>schaften</strong>Diagramm 7: Dänemark – Entwicklung der Abhängigkeit von persönlichen Lohn- <strong>und</strong>EinkommenssteuernDiagramm 8: Deutschl<strong>an</strong>d – Entwicklung der Abhängigkeit von persönlichen Lohn- <strong>und</strong>EinkommenssteuernDiagramm 9: Dänemark – Entwicklung der Abhängigkeit von UnternehmenssteuernDiagramm 10: Deutschl<strong>an</strong>d – Entwicklung der Abhängigkeit von UnternehmenssteuernDiagramm 11: Flensburg, Schleswig-Flensburg <strong>und</strong> Nordfriesl<strong>an</strong>d – den Unternehmen vonörtlichen Gebietskörper<strong>schaften</strong> 2007 <strong>und</strong> 2010 auferlegte HebesätzeDiagramm 12: Sydd<strong>an</strong>mark – kommunale Hebesätze 2007 <strong>und</strong> 20102


1. Probleme <strong>und</strong> BeobachtungenDeutschl<strong>an</strong>d <strong>und</strong> Dänemark haben eine gemeinsame Grenze <strong>und</strong> sind somit logischerweiseH<strong>an</strong>dels- <strong>und</strong> Kooperationspartner auf nationaler, <strong>regionale</strong>r <strong>und</strong> örtlicher Ebene. In dennachfolgenden Ausführungen wird eine Darstellung der verschiedenen öffentlichen Verwaltungsniveausauf den beiden Seiten der Grenze <strong>und</strong> ihrer jeweiligen Zuständigkeiten gegeben.Damit wird zum gegenseitigen Verständnis bei der besonderen Zusammenarbeit örtlich<strong>und</strong> regional über die deutsch-dänische Grenze hinweg beigetragen.In der vorliegenden Darstellung wird ein Vergleich der örtlichen <strong>und</strong> <strong>regionale</strong>nGebietskörper<strong>schaften</strong> in Deutschl<strong>an</strong>d <strong>und</strong> Dänemark <strong>an</strong>gestellt – insbesondere durch eineeingehendere Betrachtung der dänischen Region Sydd<strong>an</strong>mark <strong>und</strong> dem deutschenB<strong>und</strong>esl<strong>an</strong>d Schleswig-Holstein. Die Relev<strong>an</strong>z eines solchen Vergleichs ergibt sich schondeutlich aus dem Umst<strong>an</strong>d, dass <strong>an</strong> der deutsch-dänischen Grenze zwei sehrunterschiedliche Systeme aufein<strong>an</strong>der stoßen. Das Wissen um <strong>und</strong> über Grenzregionen<strong>und</strong> die damit einhergehenden Fragestellungen im Zusammenh<strong>an</strong>g mitKooperationsbeziehungen sind somit wertvoll, <strong>und</strong> die vorliegende vergleichende Studiezeigt insofern, dass <strong>und</strong> wie grenzüberschreitende Zusammenarbeit nicht nur Aufgabe vonZentralregierungen ist.Die vorliegende Darstellung ist eine überarbeitete <strong>und</strong> aktualisierte Ausgabe einer früherenVersion aus dem Jahr 2002 (Neuauflage 2004), erarbeitet durch Matthias Bong, JørgenKühl, Torben Dall Schmidt <strong>und</strong> Michael Schack. Besonders die zum 1. J<strong>an</strong>uar 2007 erfolgteKommunalreform in Dänemark ist Anlass zu dieser Neuerscheinung. Auf deutscher Seitehingegen sind die Veränderungen nicht besonders umf<strong>an</strong>greich. Daher werden die Gr<strong>und</strong>zügeder örtlichen <strong>und</strong> <strong>regionale</strong>n Selbstverwaltung in Deutschl<strong>an</strong>d bzw. Dänemark besondersmit Blick auf die Region Sydd<strong>an</strong>mark <strong>und</strong> das L<strong>an</strong>d Schleswig-Holstein dargestellt.Dabei wurde bewusst ein vergleichender Ansatz gewählt, der in den einzelnen BereichenVergleiche <strong>und</strong> ggf. Unterschiede zwischen den beiden Arten der Gestaltung der behördlichenAufgaben auf subnationaler Ebene in den beiden Staaten <strong>an</strong>stellt bzw. aufzeigt.Zielsetzung dieser Publikation ist somit die Bereitstellung einer übersichtlichen <strong>und</strong> leichtverständlichen vergleichenden Darstellung. Die Zielgruppe sind in erster Linie Politiker sowiesonstige Entscheidungsträger der öffentlichen H<strong>an</strong>d <strong>und</strong> der Privatwirtschaft, die konkrete,klar gegliederte Übersichten über die behördlichen Zuständigkeiten im Falle desGrenzübertritts zwischen Deutschl<strong>an</strong>d <strong>und</strong> Dänemark benötigen.Alle dänischen Regionen haben ein identisches Aufgabenportfolio (Aufgabenpalette) <strong>und</strong>Zuständigkeitsniveau, weshalb die Region Sydd<strong>an</strong>mark somit weitgehend als repräsentativfür <strong>an</strong>dere dänische Regionen <strong>an</strong>gesehen werden k<strong>an</strong>n. Dies ist besonders im Zusammenh<strong>an</strong>gmit der gestiegenen <strong>regionale</strong>n Zusammenarbeit über die deutsch-dänischeGrenze hinweg zu sehen, einschließlich der stärkeren Fokussierung auf die Grenze alsL<strong>an</strong>d- wie auch Wassergrenze. Schleswig-Holstein hingegen k<strong>an</strong>n nicht als repräsentativfür alle deutschen B<strong>und</strong>esländer betrachtet werden. Deutschl<strong>an</strong>d ist ein föderaler Staat mit16 B<strong>und</strong>esländern. Die einzelnen Länder sind in puncto Aufgabenpalette <strong>und</strong>3


Zuständigkeitsniveau gleich gestaltet. Somit ist Schleswig-Holstein nur ein Beispiel für eindeutsches B<strong>und</strong>esl<strong>an</strong>d. Hierzu allerdings der Hinweis, dass Schleswig-Holstein auch imZusammenh<strong>an</strong>g mit der gestiegenen <strong>regionale</strong>n Zusammenarbeit über die deutschdänische/nL<strong>an</strong>dgrenze (Region Sønderjyll<strong>an</strong>d-Schleswig) <strong>und</strong> Wassergrenzen (z. B.Fehmarnbelt) eine Rolle spielt.Diese Darstellung befasst sich schwerpunktmäßig mit folgenden Aspekten der örtlichen<strong>und</strong> <strong>regionale</strong>n Gebietskörper<strong>schaften</strong> beiderseits der deutsch-dänischen Grenze:1. Verwaltungsstrukturen: Die Verwaltungsstrukturen in Dänemark <strong>und</strong>Deutschl<strong>an</strong>d werden u. a. mit Hilfe von Diagrammen <strong>und</strong> Karten untersucht <strong>und</strong>verglichen, <strong>und</strong> zwar besonders mit Blick auf:a. die Unterteilung des Staates in Regionen, Kreise <strong>und</strong> Kommunen, ausgehendvon der internationalen Klassifizierung geographischer GebieteNUTS (Nomenclature of Territorial Units for Statistics);b. gr<strong>und</strong>legende Fakten zu Regierungsform Deutschl<strong>an</strong>ds <strong>und</strong> Dänemarks,Bevölkerungen, Fläche <strong>und</strong> verwaltungstechnische Aufteilungen auf Regionen<strong>und</strong> Kommunen;c. gr<strong>und</strong>legende tatsächliche Verhältnisse bzgl. der Region Sydd<strong>an</strong>mark,darunter die Kommunen, <strong>und</strong> Schleswig-Holsteins, darunter die Kreise<strong>und</strong> Gemeinden.2. Rechtliche Rahmenbedingungen: Die Unterschiede zwischen jeweils deutschen<strong>und</strong> dänischen rechtlichen Rahmenbedingungen werden dargestellt. Dabeiwird besonders auf die Befugnisse eingeg<strong>an</strong>gen, die eine dänische Region(d. h. Region Sydd<strong>an</strong>mark) <strong>und</strong> dänische Kommunen im Vergleich zu den Verhältnissenin einem deutschen B<strong>und</strong>esl<strong>an</strong>d (d.h. L<strong>an</strong>d Schleswig-Holstein) haben.3. Regionale Muster bei Aufgaben <strong>und</strong> Belastungen: Regionale Muster beider Aufgaben- <strong>und</strong> Belastungsverteilung werden <strong>an</strong>alysiert <strong>und</strong> verglichen – besondersin Bezug auf:a. Befugnisse zur nationalen, <strong>regionale</strong>n <strong>und</strong> örtlichen Steuererhebung;b. Verteilung der Steuereinnahmen auf die verschied. Verwaltungsebenen;c. Unterschiede bei kommunal festgelegten Steuern – als Indikator für einefaktische Autonomie zur unabhängigen Steuerfestlegung;d. Aufgaben, die von <strong>regionale</strong>n <strong>und</strong> örtlichen Gebietskörper<strong>schaften</strong> wahrgenommenwerden.2. Die geographische Kulisse der örtlichen <strong>und</strong> <strong>regionale</strong>n SelbstverwaltungZunächst einmal wäre es interess<strong>an</strong>t zu ermitteln, wie m<strong>an</strong> auf deutscher bzw. dänischerSeite der Grenze seine behördlichen Ebenen auf geographische Einheiten aufgeteilt hat. Eserscheint in dem Zusammenh<strong>an</strong>g <strong>an</strong>gezeigt, die EU-v<strong>org</strong>ebene internationale Norm für4


Vergleiche über Grenzen hinweg <strong>an</strong>zuwenden – einfach deshalb, weil diese geographischenEinteilungen die verwaltungstechnischen Aufteilungen in den einzelnen Staaten alsAusg<strong>an</strong>gspunkt haben. So sind z. B. die 11 Kreise <strong>und</strong> 4 kreisfreien Städte Schleswig-Holsteins <strong>und</strong> die 5 Regionen Dänemarks auf NUTS-3-Niveau <strong>an</strong>gesiedelt. Ein Problem indem Zusammenh<strong>an</strong>g ist allerdings, dass diese nicht die unterste Ebene der behördlichenZuständigkeit ist. Die Kommunen liegen noch eine Ebene unter diesem NUTS-3-Niveau. InTabelle 1 ist der Zusammenh<strong>an</strong>g zwischen den verschiedenen Verwaltungsebenenbeiderseits der Grenze dargestellt:Europäische Union Deutschl<strong>an</strong>d DänemarkNUTS 1 Schleswig-Holstein DänemarkNUTS 2 Schleswig-Holstein Region Sydd<strong>an</strong>markNUTS 3 11 Kreise & 4 kreisfreie Städte 5 RegionenKommunale Ebene 1116 Gemeinden (von denen die 98 Kommunenkleinsten Gemeinden in 85 Ämternzusammenarbeiten)Tabelle 1: Die verschiedenen Zuständigkeitsniveaus beiderseits der deutsch-dänischenGrenzeHinweis: Information eingeholt am 1. Juni 2011.Es ist erkennbar, dass ein Anstieg der Verschiedenheit der Anzahl geographischer Aufteilungenfür das gleiche Zuständigkeitsniveau zu verzeichnen ist, je weiter m<strong>an</strong> sich abwärtsRichtung dezentraler Ebene bewegt. In <strong>an</strong>deren deutschen Ländern gibt es noch eine zusätzlicheVerwaltungsebene: die Regierungsbezirke, die es in Schleswig-Holstein aber nichtgibt. Auf der untersten Verwaltungsebene befinden sich die Gemeinden/Kommunen. Dienachstehende Karte 1 zeigt die Aufteilung nach Gemeinden/Kommunen im Vergleich überdie deutsch-dänische Grenze. Es ist erkennbar, dass in der Geographie der Aufteilung derverschiedenen Verwaltungsebenen ein mark<strong>an</strong>ter Bruch <strong>an</strong> der Grenze gegeben ist. Daswiederum deutet darauf hin, dass ein Verständnis von Strukturen <strong>und</strong> Zuständigkeiten aufden verschiedenen Ebenen bei grenzüberschreitenden Kooperationsbeziehungen vonentscheidender Bedeutung ist.5


Karte 1: Die kommunale Aufteilung der Region Sydd<strong>an</strong>mark <strong>und</strong> Schleswig-Holsteins3. Gr<strong>und</strong>legende Fakten <strong>und</strong> rechtliche RahmenIm Bemühen um ein Verständnis der Unterschiede bei den Kompetenzen, die beiderseitsder Grenze in den verschiedenen Aufteilungen der Verwaltungsstruktur gegeben sind,muss m<strong>an</strong> die gr<strong>und</strong>legenden Verhältnisse, einschl. des rechtlichen Rahmens für die Ausübungeiner Zuständigkeit, zum Ausg<strong>an</strong>gspunkt nehmen. Anders ausgedrückt: Wer hat inden beiden Staaten die Kompetenzen, um was zu entscheiden?3.1 Die nationenübergreifende PerspektiveDie Aufteilung des Territoriums eines Staates in Regionen k<strong>an</strong>n nach verschiedenen Kriterienerfolgen. In der Regel sind dies normative oder funktionale Kriterien. Ein Vergleichüber die deutsch-dänische Grenze hinweg zeigt, dass es diesbezüglich sowohl normativeals auch funktionale Unterschiede zwischen den Staaten gibt. Dies lässt sich <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d einesVergleichs der jeweiligen nationalen Aufteilung in Regionen in Deutschl<strong>an</strong>d <strong>und</strong> Dänemarkunter Anwendung der Nomenclature of Territorial Units for Statistics (NUTS) illustrieren –so geschehen in Tabelle 1.In der Praxis weist die tr<strong>an</strong>s<strong>regionale</strong> Zuständigkeitsstruktur in Deutschl<strong>an</strong>d bzw. Dänemarkim Blick über die Grenze hinweg entscheidende Unterschiede auf. Kurz gesagt: DieVerwaltungsebenen sind oftmals nicht direkt vergleichbar. In Deutschl<strong>an</strong>d sind bestimmte6


ehördliche Aufgaben auf Länderebene, in Dänemark hingegen auf kommunaler <strong>und</strong> <strong>regionale</strong>rEbene <strong>an</strong>gesiedelt. Gleichzeitig haben die Kommunen in Dänemark eine erheblichgrößere Kompetenz- <strong>und</strong> Aufgabenpalette als die Gemeinden in Deutschl<strong>an</strong>d. Daher sindverschiedene öffentliche Kooperationspartner einer tr<strong>an</strong>s<strong>regionale</strong>n, grenzüberschreitendenZusammenarbeit nicht immer komplementär, wenn es um Kompetenzen <strong>und</strong> Aufgabenin den jeweiligen Bereichen geht.3.2 DänemarkDie gr<strong>und</strong>legenden geographischen, demographischen, politischen <strong>und</strong> verwaltungstechnischenVerhältnisse auf der dänischen Seite der Grenze lassen sich kurz wie folgt zusammenfassen:- Königreich, Demokratie, Zentralstaat- Bevölkerung: 5.535.000 (2010)- Fläche: 43.095,88 km 2- Hauptstadt: København- 5 Regionen (Hauptstadt, Sjæll<strong>an</strong>d, Sydd<strong>an</strong>mark, Midtjyll<strong>an</strong>d <strong>und</strong> Nordjyll<strong>an</strong>d)- 98 Kommunen- Staatsoberhaupt: Königin- Nationales Parlament: Folketinget- Regionen <strong>und</strong> Kommunen mit gewählten Gremien (Regionalräte & Gemeinderäte)(Regionsråd & kommunalbestyrelser)- An der Spitze der Zentralregierung steht der/die Ministerpräsident/in (Statsminister)- Die <strong>regionale</strong> Selbstverwaltung beruht auf Regionalräten (Regionsråd), <strong>an</strong> deren Spitzejeweils ein Regionalratsvorsitzender (Regionsrådsform<strong>an</strong>d) steht- Die örtlichen Selbstverwaltungen beruhen auf Gemeinderäten (kommunalbestyrelse),<strong>an</strong> deren Spitze ein Bürgermeister (b<strong>org</strong>mester) steht- Jegliche Gesetzgebung erfolgt durch Mehrheitsfindung im Parlament (Folketinget)- Die Kommunen erheben kommunale Steuern- Die <strong>regionale</strong>n <strong>und</strong> örtlichen Selbstverwaltungen beruhen auf der sog. Kommunalvollmacht(Kommunalfuldmagt)- Selbstverwaltende Gebiete mit entsprechender Selbstverwaltungo Færøerne• Bevölkerung: 48.650 (2010)• Fläche: 1.398,85 km 2o Grønl<strong>an</strong>d• Bevölkerung: 56.194 (2010)• Fläche: 410.449 km 23.3 Deutschl<strong>an</strong>dDie gr<strong>und</strong>legenden geographischen, demographischen, politischen <strong>und</strong> verwaltungstechnischenVerhältnisse auf der deutschen Seite der Grenze lassen sich kurz wie folgt zusammenfassen:7


- Republik, Demokratie, föderaler Staat- Bevölkerung: 81.800.000 (2011)- Fläche: 357.020,22 km 2- Hauptstadt: Berlin- 16 B<strong>und</strong>esländero 22 Regierungsbezirkeo 439 Kreise <strong>und</strong> kreisfreie Städteo 12.227 Gemeinden- Staatsoberhaupt: B<strong>und</strong>espräsident- Nationales Parlament: B<strong>und</strong>estag- Zweitkammer: B<strong>und</strong>esrat (Länderkammer)- Länderparlamente, Kreise, (kreisfreie) Städte <strong>und</strong> Gemeinden mit gewählten Gremien(L<strong>an</strong>dtage, Kreistage, Stadträte, Gemeinderäte)- An der Spitze der Regierung steht der/die B<strong>und</strong>esk<strong>an</strong>zler/in- An der Spitze der L<strong>an</strong>desregierungen steht jeweils ein/e Ministerpräsident/in- Verschiedene Arten der <strong>regionale</strong>n <strong>und</strong> örtlichen Selbstverwaltung in den einzelnenLändern. Schleswig-Holstein repräsentiert lediglich einen Typ der örtlichen Selbstverwaltungin Deutschl<strong>an</strong>d. Andere Länder haben ggf. <strong>an</strong>dersartige Strukturen- Die Länder sind gemäß der föderalen Verfassung befugt, eigene Gesetze zu erlassen- Die Gemeinden erhalten einen Anteil <strong>an</strong> den Steuereinnahmen <strong>und</strong> können örtlicheSteuern (Gemeindesteuern) beschließenEin g<strong>an</strong>z f<strong>und</strong>amentaler Unterschied zwischen den beiden Staaten <strong>an</strong> der deutsch-dänischenGrenze liegt somit darin, dass es südlich der Grenze einen föderalen Staat mit mehrerenin dieser Föderation enthaltenen B<strong>und</strong>esländern gibt, während m<strong>an</strong> nördlich derGrenze einen unitären Staat mit einer Zentralregierung hat. Daher ist es entscheidendwichtig, dar<strong>an</strong> zu denken, dass während in Dänemark die Zentralregierung alle politischen<strong>und</strong> regulativen Bereiche abdeckt, es in Deutschl<strong>an</strong>d diesbezüglich eine Aufteilung zwischender föderalen Regierung in Berlin <strong>und</strong> den Regierungen der Länder gibt – im FalleSchleswig-Holsteins der L<strong>an</strong>desregierung in Kiel. Diese Unterschiede über die deutschdänischeGrenze hinweg sind zum Teil in der geschichtlichen Entwicklung der beidenStaaten <strong>und</strong> in dem sehr erheblichen Größenunterschied bei der Fläche wie auch der Bevölkerungszahlzu sehen.3.4 Region Sydd<strong>an</strong>markSpeziell auf dänischer Seite haben sich aufgr<strong>und</strong> der Strukturreform vom 1. J<strong>an</strong>uar 2007einige mark<strong>an</strong>te Änderungen der geographischen Aufteilung der öffentlichen Zuständigkeitenergeben. Die ehemaligen Kreise (Amter) wurden zugunsten der neuen Regionenabgeschafft; neue Kommunen sind aufgr<strong>und</strong> von Zusammenlegungen der alten Kommunengrößenmäßig mark<strong>an</strong>t gewachsen. Im Folgenden werden die Gr<strong>und</strong>züge der RegionSydd<strong>an</strong>mark <strong>und</strong> der Kommunen der Region Sydd<strong>an</strong>mark dargestellt.Die Region:Bevölkerung: 1.198.000 Einwohn.(2010)8


Fläche: 12.191 km 2Bevölkerungsdichte: 98 Personen pro km 2Verwaltungszentrum: VejlePolitische Führung: Regionalrat mit Ausschüssen (Regionsråd med udvalg)Oberste politische Führung: Regionalratsvorsitzender (Regionsrådsform<strong>an</strong>d)Gesetzgebungskompetenzen: keineFin<strong>an</strong>zierung: Alle Einnahmen sind Fördermittel des Staates sowie von EU-Fonds, welchedie Region in Abstimmung mit dem Staat verwaltet <strong>und</strong> verwendetHauptaufgaben:- Ges<strong>und</strong>heitswesen, Kr<strong>an</strong>kenhäuser- Besondere Sozialfürs<strong>org</strong>e- ÖPNV (Busverkehr)- Regionalentwicklung- BodenverunreinigungKommunen:22 KommunenPolitische Führung: Gemeinderäte mit Ausschüssen (Kommunalbestyrelse med udvalg)Oberste politische Führung: Bürgermeister (B<strong>org</strong>mester)Gesetzgebungskompetenzen: keineFin<strong>an</strong>zierung: Die Kommunen legen eine Kommunalsteuer zur Fin<strong>an</strong>zierung der kommunalenAufgaben festDazu kommen Fördermittel vom StaatHauptaufgaben:- Kindergärten <strong>und</strong> Krippen (vuggestue/dagpleje) für Kleinkinder- Volksschulen (Folkeskole)- Seniorenfürs<strong>org</strong>e- Sonstige soziale Dienste/Fürs<strong>org</strong>e, u. a. für Behinderte <strong>und</strong> sozialBenachteiligte- Straßenwesen- Büchereien <strong>und</strong> örtliches Kulturleben, einschl. Einrichtungen- Müllabfuhr- Physische Pl<strong>an</strong>ung- Natur <strong>und</strong> Umwelt9


Kommune Bevölkerung (2010) Fläche (km 2 )Odense 190.150 304Middelfart 37.620 300Nordfyn 29.560 452Kerteminde 23.700 206Nyb<strong>org</strong> 31.550 276Faab<strong>org</strong>-Midtfyn 51.900 637Assens 41.700 512Svendb<strong>org</strong> 58.850 417Ærø 6.700 90,5L<strong>an</strong>gel<strong>an</strong>d 13.400 291Bill<strong>und</strong> 26.100 537Esbjerg 115.300 753Varde 50.240 1.246Vejen 42.700 814F<strong>an</strong>ø 3.200 56Sønderb<strong>org</strong> 77.000 497Haderslev 56.500 812Tønder 39.500 1.279Aabenraa 60.000 942Vejle 107.000 1.066Kolding 89.100 612Fredericia 50.100 134Tabelle 2: Bevölkerung <strong>und</strong> Fläche der Kommunen der Region Sydd<strong>an</strong>markQuelle: D<strong>an</strong>marks Statistik, www.statistikb<strong>an</strong>ken.dk10


De 4 nordschleswigschen (Sønderjyske) KommunenMit Inkrafttreten der dänischen Kommunalreform zum 1. J<strong>an</strong>uar 2007 wurden in Nordschleswig(Sønderjyll<strong>an</strong>d) 4 neue Kommunen geschaffen:Kommune Haderslev: Zusammengelegt aus den ehemaligen Kommunen Haderslev, Vojens<strong>und</strong> Gram sowie kleineren Teilen der Kommunen Nørre R<strong>an</strong>gstrup <strong>und</strong> Christi<strong>an</strong>sfeld.Kommune Aabenraa: Zusammengelegt aus den ehemaligen Kommunen Aabenraa,Rødekro, Tinglev, Bov <strong>und</strong> L<strong>und</strong>toft.Kommune Tønder: Zusammengelegt aus den ehemaligen Kommunen Tønder,Løgumkloster, Nørre R<strong>an</strong>gstrup, Bredebro, Højer <strong>und</strong> Skærbæk.Kommune Sønderb<strong>org</strong>: Zusammengelegt aus den ehemaligen Kommunen Sønderb<strong>org</strong>,Sydals, Augustenb<strong>org</strong>, Nordb<strong>org</strong>, S<strong>und</strong>eved, Broager <strong>und</strong> Gråsten.Hinweis: Schlüsselzahlen <strong>und</strong> Bevölkerung dieser 4 Kommunen sind heute insgesamt niedrigerals im ehemaligen Sønderjyll<strong>an</strong>ds Amt, da die Kommune Rødding mit der KommuneVejen zusammengelegt <strong>und</strong> der größte Teil der Kommune Christi<strong>an</strong>sfeld mit der KommuneKolding zusammengelegt worden sind.Heutzutage zählen im allgemeinen Sprachgebrauch lediglich Haderslev, Aabenraa, Tønder<strong>und</strong> Sønderb<strong>org</strong> zu den "nordschleswigschen (Sønderjyske) Kommunen". Erkennbar istzudem, dass drei der Kommunen Sydd<strong>an</strong>marks – Odense, Esbjerg <strong>und</strong> Vejle – über100.000 Einwohner haben, während bei den vier nordschleswigschen Kommunen dieSp<strong>an</strong>ne von 39.500 (Tønder) bis 77.000 (Sønderb<strong>org</strong>) reicht. Damit zählen die nordschleswigschennicht zu den größten aber eben auch nicht zu den kleinsten Kommunen.3.5 Schleswig-HolsteinHat es auf der dänischen Seite der Grenze einige mark<strong>an</strong>te Änderungen der geographischenAufteilung öffentlicher Zuständigkeiten gegeben, so ist dies auf deutscher Seitenicht entsprechend der Fall gewesen. Die gr<strong>und</strong>legende Struktur mit (B<strong>und</strong>es-)L<strong>an</strong>d,Kreisen <strong>und</strong> Gemeinden ist nach wie vor gegeben <strong>und</strong> hat sich nicht verändert.B<strong>und</strong>esl<strong>an</strong>dBevölkerung: 2.834.259 Einw. (31.12.2010 1 )Fläche 2 : 15.799,32 km 2Bevölkerungsdichte: 179 Personen pro km 2Hauptstadt: KielPolitische Führung: L<strong>an</strong>desparlament (L<strong>an</strong>dtag)Verfassungsmäßige Gegebenheiten: L<strong>an</strong>desverfassung1 Statistisches Jahrbuch Schleswig-Holstein 2011/2012, Statistikamt Nord2 Statistisches Jahrbuch Schleswig-Holstein 2011/2012, Statistikamt Nord11


Oberste politische Führung: L<strong>an</strong>desregierungMinisterpräsidentMinister(ien) für 3- Justiz, Kultur <strong>und</strong> Europa- Bildung <strong>und</strong> Wissenschaft- Energiewende, L<strong>an</strong>dwirtschaft, Umwelt <strong>und</strong> ländliche Räume- Inneres (Innenministerium)- Fin<strong>an</strong>zen (Fin<strong>an</strong>zministerium)- Soziales, Ges<strong>und</strong>heit, Familie <strong>und</strong> GleichstellungWeitere L<strong>an</strong>desbehörden 4Kreise & kreisfreie Städte4 sog. "kreisfreie" Städte (Lübeck, Neumünster, Kiel, Flensburg)11 KreisePolitische Führung: Stadtvertretungen <strong>und</strong> KreistageVerwaltungsleiter sind direkt gewählte Amtsinhaber wie Oberbürgermeister (inden kreisfreien Städten) <strong>und</strong> durch den Kreistag gewählte L<strong>an</strong>dräte (in denKreisen).Der Vorsitzende der vom Volk gewählten Politiker heißt in den Städten Stadtpräsident<strong>und</strong> in den Kreisen Kreispräsident.Gemeinden 5 - 1.116 Gemeinden fallen unter die Kreise; davon sind 1.036 in 85 gemeinschaftskommunalenVerwaltungsbezirken (Ämter) zusammengefasst 6- 80 Gemeinden fallen unter keinen Verwaltungsbezirk (amtsfreie Gemeinden)- Von den 1116 Gemeinden in Schleswig-Holstein führen 63 die Bezeichnung„Stadt“- Politische Führung: Gemeindevertretungen- Verwaltungsmäßige Leitung: Verwaltungsleiter in Gemeinden mit über8.000 Einwohnern sind direkt <strong>und</strong> politisch gewählte Amtsinhaber mit derBezeichnung (hauptamtliche) Bürgermeister- Der Vorsitzende der vom Volk gewählten Vertreter in Gemeinden mithauptamtlichen Bürgermeistern trägt die Bezeichnung Bürgervorsteher- Den Vorsitz in der vom Volk gewählten Vertretungskörperschaft inehrenamtlich verwalteten Gemeinden führt der ehrenamtlicheBürgermeister.3 www.schleswig-holstein.de/Portal/DE/L<strong>an</strong>desregierungMinisterien4 Org<strong>an</strong>isation der L<strong>an</strong>desbehörden in Schleswig-Holstein, St<strong>an</strong>d: J<strong>an</strong>uar 20125 www.schleswig-holstein.de/IM/DE/KommunalesSport/Unsere Kommunen6 Zusammenlegungen von Gemeinden führen zur Reduktion dieser Anzahl, beispielsweise werden im KreisSchleswig-Flensburg zum 01.03.2013 8 Gemeinden zu 3 neuen Gemeinden fusionieren12


Kreise & kreisfreie StädteBevölkerung(2010)Fläche (km 2 )Flensburg 88.759 57Kiel 239.526 119H<strong>an</strong>sestadt Lübeck 210.232 214Neumünster 76.830 72Dithmarschen 134.798 1428Herzogtum Lauenburg 186.874 1.263Nordfriesl<strong>an</strong>d 165.480 2.083Ostholstein 204.453 1.393Pinneberg 303.481 664Plön 134.291 1.083Rendsburg-Eckernförde 269.778 2.186Schleswig-Flensburg 197.903 2.071Segeberg 259.200 1.344Steinburg 132.897 1.056Stormarn 229.756 766Tabelle 3: Bevölkerung <strong>und</strong> Fläche der Kreise Schleswig-Holsteins (31.12.2010)Quelle: Statistisches Jahrbuch Schleswig-Holstein 2011/2012, Statistikamt NordGenerell sind die deutschen Kreise etwas größer als die dänischen Kommunen, wobei diedrei größten – nämlich Pinneberg, Rendsburg-Eckernförde <strong>und</strong> Segeberg – Bevölkerungenvon 302.430, 270.600 <strong>und</strong> 258.150 aufweisen. Dies ist vor dem Hintergr<strong>und</strong> zu sehen,dass insbesondere der südlichste Teil Schleswig-Holsteins Wohngebiet im Zusammenh<strong>an</strong>gmit Beschäftigung in Hamburg ist. Allerdings sind die Kreise in puncto Bevölkerung schoneher mit den neuen dänischen Kommunen vergleichbar. So leben 20,3 Prozent der BevölkerungSchleswig-Holsteins in Gemeinden mit 2000 oder weniger Einwohnern <strong>und</strong> 60,5Prozent in Gemeinden mit 20.000 oder weniger Einwohnern 7 .7 Siehe http://www.statistik-nord.de/uploads/tx_st<strong>an</strong>documents/A_I_1_j09_S.pdf.13


EbeneGewählteWahlperiodeVorsitzenderVerwaltungsWahlperiodeVolksvertretungdergewählten-leiterGremienKreifreiez.B. Rats-5 Jahre Stadt-Ober-6 - 8 JahreStädteversammlungpräsidentbürgermeisterKreise Kreistag 5 Jahre KreispräsidentL<strong>an</strong>drat6 - 8 JahreGrößereGemeindenGemeindevertretung5 Jahre BürgervorsteherBürgermeister6 - 8 JahreKleineGemeinden5 Jahre Bürgermeister - -Gemeindenmit wenigerals 100EinwohnernGemeindevertretungGemeindeversammlung- Bürgermeister - -Tabelle 4: Die politische Struktur Schleswig-Holsteins3.6 Gesetzgebungskompetenzen <strong>und</strong> -befugnisseBesonders im Bereich der Gesetzgebung gibt es über die deutsch-dänische Grenze hinwegdeutliche Unterschiede, was sich darin widerspiegelt, dass Dänemark ein unitärer Staat miteiner Zentralregierung ist, welche die Gesetzgebungskompetenzen innehat, währendDeutschl<strong>an</strong>d eine Föderation mit mehreren B<strong>und</strong>esländern ist. Daher erfolgt in Deutschl<strong>an</strong>din höherem Maße eine Aufteilung der Gesetzgebungskompetenzen zwischen den föderalen(=B<strong>und</strong>es)Befugten <strong>und</strong> den Länderbefugten. Konkret lassen sich die Gesetzgebungskompetenzenüber die deutsch-dänische Grenze wie folgt darstellen:14


Region Sydd<strong>an</strong>markRegion- Keine gesetzgeberischen KompetenzenKommunen- Keine gesetzgeberischen KompetenzenSchleswig-Holstein- In Deutschl<strong>an</strong>d ist die Gesetzgebung zwischen B<strong>und</strong>esebene <strong>und</strong> Länderebeneaufgeteilt. Alle Gesetzgebung obliegt dem B<strong>und</strong> (Staat) soweit nichts <strong>an</strong>deres in derVerfassung (Gr<strong>und</strong>gesetz) festgelegt ist.- Das B<strong>und</strong>esparlament (B<strong>und</strong>estag) verabschiedet B<strong>und</strong>esgesetze.- Die Länderkammer (B<strong>und</strong>esrat) wirkt bei aller föderalen (=B<strong>und</strong>es)Gesetzgebung mit:o Der B<strong>und</strong>esrat muss gehört werdeno Er k<strong>an</strong>n selbst Initiativen zu föderaler Gesetzgebung auf den Weg bringen.o Er k<strong>an</strong>n die Implementierung föderaler Gesetze verzögern.o Er k<strong>an</strong>n gegen bestimmte föderale Gesetze Einspruch erheben (Einspruchsgesetze),nachdem im gemeinsamen Vermittlungsausschuss zwischen B<strong>und</strong>estag<strong>und</strong> B<strong>und</strong>esrat ein Vermittlungsverfahren stattgef<strong>und</strong>en hat. Das Veto desB<strong>und</strong>esrates k<strong>an</strong>n im B<strong>und</strong>estag mit absoluter Stimmenmehrheit 'niedergestimmt'werden.o Der B<strong>und</strong>esrat k<strong>an</strong>n gegen bestimmte föderale Gesetze ein Veto einlegen, diezur Domäne der Länder gehörende Bereiche betreffen <strong>und</strong> daher des Akzeptsdes B<strong>und</strong>esrates bedürfen (Zustimmungsgesetze).- Lt. Verfassung (Gr<strong>und</strong>gesetz) erfolgt die Gesetzgebung auf drei Arten:o Ausschließliche föderale Gesetzgebung, z. B.• Außenpolitik• Verteidigung• Föderale Steuern• Zölle & Abgaben• B<strong>und</strong>eshaushalto 'Konkurrierende' Gesetzgebung durch B<strong>und</strong>estag wie auch Länderparlamente,z. B.• Zivilgesetze• Strafgesetze• Umwelt• Sonstige Bereicheo Rahmengesetzgebung, z. B.• Öffentliche Dienste• Medien• Universitäten• Sonstige Bereiche- In jedem Fall gilt: B<strong>und</strong>esgesetz über L<strong>an</strong>desgesetz(en)- Ausschließliche Gesetzgebung auf Länderebeneo Bildung <strong>und</strong> Lehre (Unterricht), ergo: 16 verschiedene Systeme in Deutschl<strong>an</strong>d15


o Kulturo L<strong>an</strong>deshaushalto Sonstige Bereiche3.7 SchlussbetrachtungDie Region Sydd<strong>an</strong>mark <strong>und</strong> Schleswig-Holstein haben unterschiedliche Gr<strong>und</strong>strukturenhinsichtlich Geographie, Demographie, geographischer Aufteilung behördlicher Zuständigkeitenauf Verwaltungsebenen <strong>und</strong> politischer Entscheidungsprozesse. Dies ist vor demHintergr<strong>und</strong> der Unterschiede zwischen einem unitären Staat mit einer Zentralregierung inDänemark <strong>und</strong> einem B<strong>und</strong>esstaat mit mehreren Regierungsebenen wie Deutschl<strong>an</strong>d zusehen. Schleswig-Holstein ist ein B<strong>und</strong>esl<strong>an</strong>d der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschl<strong>an</strong>d, wo es Gesetzgebungskompetenzensowohl bei der B<strong>und</strong>esregierung als auch den L<strong>an</strong>desregierungengibt. Gleichzeitig sind Dänemark <strong>und</strong> Deutschl<strong>an</strong>d Beispiele für zwei Arten des Einrichtens<strong>regionale</strong>r <strong>und</strong> örtlicher Selbstverwaltung, die beide auf demokratisch gewählterpolitischer Führung auf mehreren Ebenen beruhen.In Dänemark sind <strong>regionale</strong> <strong>und</strong> örtliche Selbstverwaltung getrennt. In Deutschl<strong>an</strong>d ist dieörtliche Selbstverwaltung dem <strong>regionale</strong>n Apparat bzw. dem B<strong>und</strong>esl<strong>an</strong>d unterstellt. InDänemark wird jegliche Gesetzgebung im Parlament (Folketinget) beschlossen, währendRegionen, Kommunen <strong>und</strong> <strong>an</strong>dere Interessengruppen in der Regel <strong>an</strong> Anhörungsprozessenmitwirken. In Deutschl<strong>an</strong>d erfolgt die Gesetzgebung hingegen auf B<strong>und</strong>es- <strong>und</strong> Länderebene.B<strong>und</strong>esgesetze haben jedoch Vorr<strong>an</strong>g vor Ländergesetzen, da der B<strong>und</strong>estagdie föderalen Gesetze verabschiedet. Gleichwohl aber ist die Länderkammer (B<strong>und</strong>esrat),wo alle Länder vertreten sind, am Gesetzgebungsprozess beteiligt. In bestimmten Fällenk<strong>an</strong>n der B<strong>und</strong>esrat Einspruch gegen B<strong>und</strong>esgesetze erheben, in <strong>an</strong>deren Fällen sein Vetoeinlegen. Desweiteren haben die Länder in bestimmten Bereichen das Recht, eigene Gesetzezu beschließen. In einigen dieser Bereiche stellt die L<strong>an</strong>desgesetzgebung eine Ergänzungzur B<strong>und</strong>esgesetzgebung dar, in <strong>an</strong>deren ist sie mit der föderalen gleichgestellt.Und schließlich gibt es noch Gesetzgebungsbereiche, die ausschließlich zu den Länderkompetenzengehören – dazu zählen insbesondere Kultur <strong>und</strong> Bildung. In Dänemark könnenKommunen innerhalb eines Gesamtrahmens frei ihre kommunalen Steuern zur Fin<strong>an</strong>zierungihrer öffentlichen Leistungen festlegen. Demgegenüber haben die neuen dänischenRegionen kein Recht, Steuern zu erheben, was gegenüber den ehemaligen – jetzt abgeschafften– Kreisen (Amter) eine Änderung darstellt. Die Regionen werden durch Zuschüsseder Zentralregierung fin<strong>an</strong>ziert. In Deutschl<strong>an</strong>d ist die Steuererhebung allüberwiegenddurch B<strong>und</strong>esgesetze geregelt, aber auf örtlicher Ebene können die Gemeindendas Niveau für die Erhebung örtlicher Steuern (Gemeindesteuern), Abgaben <strong>und</strong> bestimmterörtlicher Gebühren festlegen.4. Regionale Muster bei der Verteilung von Aufgaben <strong>und</strong> SteueraufkommenBeschäftigte sich der vorherige Abschnitt mit den gr<strong>und</strong>legenden Verhältnissen bzgl. derörtlichen <strong>und</strong> <strong>regionale</strong>n Zuständigkeiten nördlich <strong>und</strong> südlich der deutsch-dänischenGrenze, so ist als ein weiterer Bel<strong>an</strong>g für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit dieVerteilung von Aufgaben <strong>und</strong> Steueraufkommen unter den öffentlichen Stellen auf den16


verschiedenen Verwaltungsebenen zu sehen. Im Folgenden erfolgt ein Vergleich derAufgabenportfolios der öffentlichen Stellen <strong>an</strong> der deutsch-dänischen Grenze <strong>und</strong> derenMöglichkeiten, dies aufgr<strong>und</strong> von Steuererhebungsrechten unabhängig zu fin<strong>an</strong>zieren.4.1 Kompetenzen zur SteuerhebungZunächst einmal ist die Frage interess<strong>an</strong>t, ob die verschiedenen Stellen die Möglichkeit derunabhängigen Steuereintreibung im Wege eines Steuererhebungsrechtes besitzen. Diesgibt Einblicke darin, inwieweit sich grenzüberschreitende Arbeit mit eigenen Mitteln oderauf Basis von EU- oder Staatsmitteln betreiben lässt. Diesbezüglich werden die Verhältnissein Dänemark <strong>und</strong> Schleswig-Holstein verglichen.Dänemark- Zentralregierung/Staat (centralregering/stat): Erhebt Steuern <strong>und</strong> Abgaben auf vielenverschiedenen Ebenen. Eine 'feste' Prozentuale Verteilung der staatlichenSteuereinnahmen auf die jeweiligen Verwaltungsebenen gibt es nicht, aber der Staaterteilt pauschale Fin<strong>an</strong>zzuweisungen, sog. Blockzuschüsse (Bloktilskud). Stattdessengibt es eine Art kommunalen Fin<strong>an</strong>zausgleich, der von den örtlichen Abweichungenvom Durchschnitt abhängt. Die entscheidende kommunale Einnahmengr<strong>und</strong>lage istjedoch die Besteuerung von Einkommen der in der Kommune wohnhaften Personen.- Regionen: Alle Einnahmen bestehen gr<strong>und</strong>sätzlich aus Zuschüssen vom Staat sowieMitteln aus EU-Fonds, welche die Regionen in Abstimmung mit dem Staat verwalten.- Kommunen: Die Kommunen haben ein eigenes Steuererhebungsrecht(Skatteudskrivningsret), das allerdings durch Vereinbarungen über ein Maximum desdurchschnittlichen Anstiegs über alle Kommunen hinweg begrenzt ist. Sie treibenSteuern im Wege ihres eigenen Steuererhebungsrechts hauptsächlich auf Lohn <strong>und</strong>Einkommen ein. Erheben zudem Gr<strong>und</strong>steuern. Hatten bei einigenSteuerfestsetzungen/-bescheiden früher ein Ver<strong>an</strong>lagungsrecht (Ligningskompetence),aber dieses ist mittlerweile staatlichen sog. Steuerzentren (Skattecentre) übertragenworden. Die Kommunen erhalten zudem Pauschalzuwendungen (Blockzuschüsse)(Bloktilskud) vom Staat.Schleswig-Holstein- B<strong>und</strong>esregierung (B<strong>und</strong>): Aufschlüsselung der Steuereinnahmen: Körperschaft- <strong>und</strong>Kapitalertragsteuern (50 %), Lohn-/Einkommensteuer (42,5 %), Umsatzsteuer (51,4%) + gesammelte Erlöse aus einer Reihe weiterer Steuern.- Länder: Aufschlüsselung der Steuereinnahmen: Körperschaft- <strong>und</strong> Kapitalertragsteuern(50 %), Lohn-/Einkommensteuer (42,5 %), Umsatzsteuer (46,5 %). Außerdem werdendiverse weitere Steuern erhoben, z. B. auf Erbschaft, Gewerbe, KFZ, Glückspiel,Feuerschutz, Bier.17


DänemarkDiagramm 1: Verteilung der Steuereinnahmen in Dänemark (2009)Quelle: Statistikamt D<strong>an</strong>marks Statistik: Skatter og afgifter: Oversigt 2010- Hinweis:o Die Darstellungen beziehen sich auf Steuereinnahmen in g<strong>an</strong>z Dänemark, nichtgezielt auf die Region Sydd<strong>an</strong>marko Tr<strong>an</strong>sfers übergreifend über die Verwaltungsniveaus sind nicht enthalteno In der Quelle hieß es, die EU erhalte 0,4 % der Einnahmeno Quelle: Skatter og afgifter Oversigt 2010.Deutschl<strong>an</strong>dDiagramm 2: Verteilung der Steuereinnahmen in Deutschl<strong>an</strong>d (2009)Quelle: B<strong>und</strong>esministerium der Fin<strong>an</strong>zen 2009- Hinweis:o Die Darstellungen beziehen sich auf Steuereinnahmen in Deutschl<strong>an</strong>d; dabei sindTr<strong>an</strong>sfers übergreifend über die Niveaus nicht enthalten, ausgenommen solche, die19


der Teilung der Steuereinnahmen übergreifend über Verwaltungsniveaus (revenuesharing) geschuldet sind.o Quelle: B<strong>und</strong>esministerium der Fin<strong>an</strong>zen 2009.Einschätzung – mit Blick auf die Verteilung der Steuereinnahmen in den beiden Verwaltungssystemenlassen sich zwei Tendenzen feststellen:- In Dänemark bekommt die Zentralregierung (Centralregering) einen weitaus größerenTeil des gesamten Steueraufkommens im Vergleich zur B<strong>und</strong>esregierung inDeutschl<strong>an</strong>d. Umgekehrt gilt, dass die gesamte Regierungsausübung in Deutschl<strong>an</strong>d 83Prozent (43,5 Prozent + 39,5 Prozent) der Steuereinnahmen abdeckt, was mehr als die72 Prozent in Dänemark ist.- Ein entscheidender Unterschied <strong>an</strong> der deutsch-dänischen Grenze ist der Anteil <strong>an</strong> denSteuereinnahmen, der den Gemeinden/Kommunen zufällt. Die deutschen Gemeindenerhalten im Schnitt nur 13 Prozent der Steuereinnahmen, während die dänischen Kommunenim Schnitt 26 Prozent des Gesamtsteueraufkommens erheben. Damit haben diedänischen Kommunen eine Einnahmengr<strong>und</strong>lage, die um einiges höher als die derdeutschen Gemeinden ist.4.3 Das Gesamtsteueraufkommen verteilt nach SteuergruppenUm ein genaueres Verständnis der Unterschiede bei den Steuersystemen über diedeutsch-dänische Grenze hinweg zu erl<strong>an</strong>gen, ist auch ein Verständnis der Unterschiede inder Besteuerungsgr<strong>und</strong>lage hilfreich. Hat Einkommen die gleiche Bedeutung bei der öffentlichenFin<strong>an</strong>zierung auf beiden Seiten der Grenze oder muss m<strong>an</strong> berücksichtigen,dass die öffentlichen Aktivitäten von einer Fin<strong>an</strong>zierung auf verschiedenen Besteuerungsgr<strong>und</strong>lagenabhängig sind? Dieser Frage wird im Folgenden für Dänemark <strong>und</strong> Deutschl<strong>an</strong>dnachgeg<strong>an</strong>gen.DänemarkDiagramm 3: Das Gesamtsteueraufkommen Dänemarks, aufgeschlüsselt nachSteuergruppen (2009).Quelle: Statistikamt D<strong>an</strong>marks Statistik: Skatter og afgifter:Oversigt 2010.20


Deutschl<strong>an</strong>dDiagramm 4: Das Gesamtsteueraufkommen Deutschl<strong>an</strong>ds, aufgeschlüsselt nachSteuergruppen (2009)Quelle: B<strong>und</strong>esministerium der Fin<strong>an</strong>zen 2009Einschätzung – mit Blick auf die wichtigsten Besteuerungsgr<strong>und</strong>lagen zur Fin<strong>an</strong>zierung vonStellen <strong>und</strong> Behörden nördlich <strong>und</strong> südlich der deutsch-dänischen Grenze lassen sich zweiTendenzen feststellen:- Die herausragendste Gemeinsamkeit bei der Steuergr<strong>und</strong>lage für Einnahmen auf beidenSeiten der Grenze ist das Angewiesensein auf die Mehrwertsteuer, also eine umsatzabhängigeSteuer. In Dänemark stammen 32 Prozent der gesamten Steuereinnahmenaus der Mehrwertsteuer; in Deutschl<strong>an</strong>d sind es 34 Prozent.- Das Angewiesensein auf Steuern auf Lohn <strong>und</strong> Einkommen ist hingegen mark<strong>an</strong>t unterschiedlichin den beiden Staaten. Stammen in Deutschl<strong>an</strong>d 39 Prozent der Steuereinnahmenaus dieser Quelle, so sind es in Dänemark g<strong>an</strong>ze 61 Prozent.4.4 Das Zust<strong>an</strong>dekommen von Kompetenzen zur Erhebung von Steuern für die KommunenZeigte der vorherige Abschnitt deutliche Unterschiede bei den Steuersystemen <strong>und</strong> derAufgabenverteilung über die deutsch-dänische Grenze hinweg auf, so stellt sich im Anschlussdie Frage, ob m<strong>an</strong> auf örtlicher Ebene nördlich <strong>und</strong> südlich der Grenze auf die gleichenBesteuerungsformen <strong>an</strong>gewiesen ist. Nachfolgend wird schwerpunktmäßig auf dieLohn- <strong>und</strong> Einkommensbesteuerung sowie die Gewerbe-/Körperschaftsteuer eingeg<strong>an</strong>gen,weil dies die Besteuerungsformen sind, bei denen es über die Grenze hinweg die größtenUnterschiede in Form von örtlichen Unterschieden gibt.21


Zunächst jedoch wäre es interess<strong>an</strong>t zu erhellen, welche Unterschiede es beim Angewiesenseinauf bestimmte Steuergr<strong>und</strong>lagen zwischen den örtlichen Stellen <strong>und</strong> Behördengibt. Die beiden nachfolgenden Abbildungen der Steuererlöse örtlicher Stellen <strong>und</strong> Behörden,aufgeschlüsselt nach Steuerarten, zeigen ein sehr unterschiedliches Angewiesenseinbei der örtlichen Fin<strong>an</strong>zierung. In Dänemark sind die Kommunen in hohem Maße auf diepersönliche Lohn- <strong>und</strong> Einkommensbesteuerung <strong>an</strong>gewiesen, von wo gut 87 Prozent dergesamten Steuererlöse herrühren. Zum Vergleich kommen in Deutschl<strong>an</strong>d lediglich 54Prozent der Steuererlöse der örtlichen Stellen <strong>und</strong> Behörden von der persönlichen Lohn<strong>und</strong>Einkommensbesteuerung. Ein entsprechender mark<strong>an</strong>ter Unterschied ist das Angewiesenseinauf Unternehmenssteuern. Während nur 2,35 Prozent der Steuererlöse für dieKommunen in Dänemark aus Unternehmenssteuern kommen, sind die örtlichen Stellen<strong>und</strong> Behörden südlich der deutsch-dänischen Grenze sehr viel mehr auf die Unternehmenssteuern<strong>an</strong>gewiesen, da diese hier 26,68 Prozent der Steuererlöse der örtlich Stellen<strong>und</strong> Behörden ausmachen. Eine Gemeinsamkeit liegt hingegen darin, dass m<strong>an</strong> beiderseitsder Grenze ungefähr 10-15 Prozent seiner Steuererlöse aus der Besteuerung immobilerVermögenswerte, sprich: Gr<strong>und</strong>besitz einnimmt.Steuererlöse <strong>an</strong> örtliche Stellen <strong>und</strong> Behörden, aufgeschlüsselt nachBesteuerungsartenDiagramm 5: Dänemark – Verteilung der Steuererlöse der örtlichen Gebietskörper<strong>schaften</strong>2008. Quelle: Revenue Statistics 2010, OECD, Tabelle 154. Local government ist definiert als allerelev<strong>an</strong>ten örtlichen Stellen <strong>und</strong> Behörden, was sich in Dänemark hauptsächlich auf die Kommunenbezieht.22


Steuererlöse <strong>an</strong> örtliche Stellen <strong>und</strong> Behörden, aufgeschlüsselt nachSteuerartenDiagramm 6: Deutschl<strong>an</strong>d – Verteilung der Steuererlöse der örtlichenGebietskörper<strong>schaften</strong> 2008Quelle: Revenue Statistics 2010, OECD, Tabelle 157. Local government ist definiert als alle relev<strong>an</strong>tenörtlichen Stellen <strong>und</strong> Behörden, was in Deutschl<strong>an</strong>d Gemeinden, Kreise <strong>und</strong> kreisfreieStädte abdeckt.Wie <strong>an</strong> früherer Stelle erwähnt, liegen die wesentlichsten Unterschiede über die deutschdänischeGrenze hinweg im Angewiesensein auf die persönliche Lohn- <strong>und</strong> Einkommensbesteuerung<strong>und</strong> die Unternehmensbesteuerung. Die beiden vorherigen Abbildungen zeigtendie Verteilung im Jahr 2008. Das Angewiesensein örtlicher Stellen <strong>und</strong> Behörden aufdie persönliche Lohn- <strong>und</strong> Einkommensbesteuerung beim Gesamtsteueraufkommen ist inden beiden nächsten Abbildungen dargestellt.23


Steuererlöse aus Steuern auf persönliche Einkommen, Gewinne <strong>und</strong>KapitalgewinneDiagramm 7: Dänemark – Entwicklung der Abhängigkeit von persönlichen Lohn- <strong>und</strong>Einkommenssteuern 1975-2008Quelle: Revenue Statistics 2010, OECD, Tabelle 154. Local government ist definiert als alle relev<strong>an</strong>tenörtlichen Stellen <strong>und</strong> Behörden, was sich in Dänemark hauptsächlich auf die Kommunenbezieht.Die beiden Abbildungen über das Angewiesensein auf persönliche Lohn- <strong>und</strong> Einkommensbesteuerungin Dänemark <strong>und</strong> Deutschl<strong>an</strong>d zeigen, dass in in Dänemark über den gesamtenZeitraum hinweg eine starke Abhängigkeit auf örtlicher Ebene gegeben ist, nämlich miteinem Anteil <strong>an</strong> den gesamten örtlichen Steuererlösen von ungefähr 90 Prozent, währenddiese Abhängigkeit südlich der deutsch-dänischen Grenze um fast 13 Prozentpunkte zurückgeg<strong>an</strong>genist. Der mark<strong>an</strong>te Unterschied über die deutsch-dänische Grenze ist somiteinige Jahre l<strong>an</strong>g größer geworden, was auf einen mark<strong>an</strong>ten Unterschied bezüglich desAngewiesenseins bei der Fin<strong>an</strong>zierung örtlicher öffentliche Aktivitäten hindeutet. Gleichzeitigk<strong>an</strong>n festgestellt werden, dass der Unterschied ausgeglichener wird, je weiter m<strong>an</strong> sichin der Verwaltungsstruktur nach oben bewegt. Nördlich wie südlich der deutsch-dänischenGrenze betragen die persönlichen Lohn- <strong>und</strong> Einkommensteuern auf der zentralsten Ebeneungefähr 40 Prozent der Steuererlöse, während dies bei den deutschen B<strong>und</strong>esländern ungefähr10 Prozentpunkte höher ist.24


Steuererlöse aus Steuern auf persönliche Einkommen, Gewinne <strong>und</strong>KapitalgewinneDiagramm 8: Deutschl<strong>an</strong>d – Entwicklung der Abhängigkeit von persönlichen Lohn- <strong>und</strong>Einkommensteuern 1975-2008Quelle: Revenue Statistics 2010, OECD, Tabelle 157. Local government ist definiert als alle relev<strong>an</strong>tenörtlichen Stellen <strong>und</strong> Behörden, was in Deutschl<strong>an</strong>d Gemeinden, Kreise <strong>und</strong> kreisfreieStädte abdeckt.Die <strong>an</strong>dere wichtige Quelle zu Unterschieden beim Angewiesensein auf bestimmte Steuerartenüber die deutsch-dänische Grenze hinweg sind die Unternehmenssteuern. Diebeiden nächsten Abbildungen zeigen die Entwicklung der Abhängigkeit von Unternehmenssteuernnördlich <strong>und</strong> südlich der deutsch-dänischen Grenze auf den verschiedenenStellen- <strong>und</strong> Behördenebenen.25


Steuererlöse aus Steuern auf unternehmerische Einnahmen, Gewinne <strong>und</strong>KapitalgewinneDiagramm 10: Deutschl<strong>an</strong>d - Entwicklung der Abhängigkeit von Unternehmenssteuern1975-2008Quelle: Revenue Statistics 2010, OECD, Tabelle 157. Local government ist definiert als alle relev<strong>an</strong>tenörtlichen Stellen <strong>und</strong> Behörden, was in Deutschl<strong>an</strong>d Gemeinden, Kreise <strong>und</strong> kreisfreieStädte abdeckt.Nördlich der Grenze ist das Angewiesensein auf örtlicher Ebene mit etwa 2 Prozent der gesamtenSteuererlöse generell nicht so stark. Umgekehrt aber ist das Angewiesensein derZentralregierung (Centralregering) von etwa 4 auf ungefähr 9 Prozent der gesamtenSteuererlöse <strong>an</strong>gestiegen. Südlich der Grenze ist das Angewiesensein auf B<strong>und</strong>es- <strong>und</strong>Länderebene stabil, <strong>und</strong> zwar mit zwischen 5 <strong>und</strong> 10 Prozent der gesamten Steuererlöse.Auf örtlicher Ebene hingegen ist eine mark<strong>an</strong>te Entwicklung erkennbar. Von etwa 1Prozent der Steuererlöse auf örtlicher Ebene 1975 hat sich bis 1985 ein Sprung aufungefähr 15 Prozent ergeben. 2008 gibt es einen weiteren sprunghaften Anstieg, da dieUnternehmenssteuern über 26 Prozent der örtlichen Steuererlöse ausmachen. Das örtlicheAngewiesensein auf Unternehmenssteuern ist somit im gen<strong>an</strong>nten Zeitraum stark<strong>an</strong>gestiegen. Die Unternehmenssteuern haben sich mithin nördlich <strong>und</strong> südlich der Grenzemark<strong>an</strong>t unterschiedlich entwickelt, <strong>und</strong> zwar dahingehend, dass das örtlicheAngewiesensein südlich der Grenze <strong>an</strong>gestiegen ist, während dies nördlich der Grenzeeher für die zentrale Ebene der Fall ist.27


In der vorherigen Analyse zeichnet sich ein klares Bild der verschiedenen steuerlichen Abhängigkeiten,wenn es um die Steuererlöse aus persönlichen Lohn- <strong>und</strong> Einkommensteuern<strong>und</strong> Unternehmenssteuern geht. Ein detaillierteres Bild bzgl. dieser beiden Steuerartennördlich <strong>und</strong> südlich der Grenze ist interess<strong>an</strong>t. Wie groß sind örtlich die Unterschiede beiden Steuersätzen auf persönliches Einkommen <strong>und</strong> in Bezug auf Unternehmenssteuern?Die nachstehende Darstellung zeigt die sog. "Hebesätze", die Gemeinden der beiden KreiseSchleswig-Flensburg <strong>und</strong> Nordfriesl<strong>an</strong>d sowie die Stadt Flensburg bei der örtlichen Unternehmensbesteuerung<strong>an</strong>wenden. Dabei k<strong>an</strong>n <strong>an</strong>gemerkt werden, das die Sätze logischerweisenicht als direkte Steuersätze auf die Unternehmensgewinne verst<strong>an</strong>den werdenkönnen, sondern statt dessen als lokaler Ausgleichsfaktor/Korrekturfaktor zu sehen sind,um den die übergeordnete Unternehmensbesteuerung <strong>an</strong>gepasst wird.Unternehmensbesteuerung der örtlichen Stellen/Behörden/Kommunen in denKreisen Schleswig-Flensburg, Nordfriesl<strong>an</strong>d <strong>und</strong> der Stadt FlensburgDiagramm 11: Flensburg, Schleswig-Flensburg <strong>und</strong> Nordfriesl<strong>an</strong>d – den Unternehmen vonörtlichen Gebietskörper<strong>schaften</strong> 2007 <strong>und</strong> 2010 auferlegte HebesätzeQuelle: IHK Schleswig-Holstein: Realsteuerhebesätze: Gewerbe- <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>steuer B, 2010Erkennbar ist, dass es unter den Gemeinden südlich der Grenzen erhebliche Unterschiedebei der Besteuerung der Unternehmensgewinne gibt. Während die meisten Gemeindeneinen Hebesatz von ungefähr 300-400 Prozent haben, gibt es auch eine einzelne Gemein-28


den, die einen Satz von lediglich 200 Prozent erhebt. Gleichzeitig ist erkennbar, dass zwischen2007 <strong>und</strong> 2010 etwas Bewegung in die Sätze mehrerer Gemeinden gekommen ist.Beispielsweise findet sich eine g<strong>an</strong>z beträchtliche Erhöhung in Schaffl<strong>und</strong>, wo der Satzzwischen 2007 <strong>und</strong> 2010 von 310 Prozent auf 380 Prozent <strong>an</strong>gehoben wurde. Dies deutetdarauf hin, dass es nicht nur beim Angewiesensein auf die Steuererlöse aus bestimmtenSteuerarten Unterschiede gibt, sondern auch, dass insbesondere die so wichtige Unternehmensbesteuerungauch auf örtliche Ebene auf unterschiedliche Weise verwendet wird.Wenden wir uns den örtlichen Unterschieden bei den Steuersätzen als wichtigster Quellefür die Steuererlöse dänischer Kommunen zu, so zeigt die Abbildung unten die kommunalenHebesätze der Kommunen der Region Sydd<strong>an</strong>mark. Hierzu der Hinweis, dass derFokus auf den neuen Kommunen nach der Kommunalreform zum 1. J<strong>an</strong>uar 2007 liegt.Steuersätze auf die persönliche Einnahmenbesteuerung der süddänischenKommunen (Sydd<strong>an</strong>ske kommuner)Diagramm 12: Sydd<strong>an</strong>mark – kommunale Hebesätze 2007 <strong>und</strong> 2010Quelle: Kommunale Nøgletal, Indenrigs- <strong>und</strong> S<strong>und</strong>hedsministeriet, 7. Juli 201129


In den dänischen Kommunen liegt der Steuerprozentsatz auf persönliche Einnahmen 8 beiungefähr 25 Prozent. Zwischen den Kommunen gibt es leichte Abweichungen, die jedochnicht nennenswert ausgeprägt sind. Für 2010 findet sich der höchste Hebesatz auf derInsel L<strong>an</strong>gel<strong>an</strong>d mit 27,8 Prozent, der niedrigste in der Stadt Vejle mit 23,4 Prozent. Einweiteres Merkmal der dänischen Steuersätze ist, dass sie sich im Zeitraum 2007 bis 2010kaum verändert haben. Dies ist dem in diesem Zeitraum in Dänemark geltenden sog."Steuerstopp" 9 geschuldet. Der Spielraum, innerhalb dessen die Kommunen ihre örtlicheBesteuerung <strong>an</strong>heben konnten, war gedeckelt. Gleichwohl ist erkennbar, dass der generelleTrend im Zeit 2007 bis 2010 ein Anstieg gewesen ist, wenngleich moderatenUmf<strong>an</strong>gs.Die Analyse des Angewiesenseins örtlicher Stellen <strong>und</strong> Behörden auf unterschiedliche besteuerungsmäßigeGegebenheiten nördlich <strong>und</strong> südlich der Grenze fördert zwei generelleUnterschiede zutage. Ist m<strong>an</strong> in den Kommunen nördlich der deutsch-dänischen Grenzeauf Steuererlöse aus der Besteuerung persönlicher Einnahmen <strong>an</strong>gewiesen, so ist südlichder Grenze relativ eher eine Abhängigkeit örtlicher Stellen <strong>und</strong> Behörden von Steuererlösenaus der Unternehmensbesteuerung gegeben. Gleichzeitig sind die örtlichen Stellen<strong>und</strong> Behörden südlich der Grenze bei der Festsetzung unterschiedlicher Besteuerungen'aktiver' als dies nördlich der Grenze <strong>an</strong>scheinend der Fall ist. Besonders Letzteres ist vermutlichim Rahmen des Steuerstopps in Dänemark zu interpretieren. Diese Unterschiededeuten darauf hin, dass m<strong>an</strong> in den Kommunen nördlich <strong>und</strong> südlich der Grenze zum einenunterschiedliche Schwerpunktsetzungen in Bezug auf die Schaffung von Entwicklunghaben k<strong>an</strong>n, <strong>und</strong> sich zum <strong>an</strong>deren fin<strong>an</strong>zierungstechnisch auf jeden Fall unterschiedlichorientiert. Es ist wichtig, hierfür ein Verständnis zu schaffen, wenn es um die grenzüberschreitendeZusammenarbeit geht.4.5 Unterschiede bei den Aufgaben örtlicher Stellen <strong>und</strong> BehördenGibt es <strong>an</strong> der deutsch-dänischen Grenze einen 'Bruch' in Bezug auf die Fin<strong>an</strong>zierung derAktivitäten örtlicher öffentlicher Stellen <strong>und</strong> Behörden, so gibt es bei der Kompetenzverteilungauf den jeweiligen Seiten der Grenze einen ähnlich wichtigen Aspekt. Konkret stelltsich die Frage, ob die örtlichen Stellen <strong>und</strong> Behörden, wenn es um öffentliche Aktivitätengeht, Kompetenzen besitzen, die vergleichbar sind. In der nachstehenden Übersicht findetsich eine Zusammenfassung der Aktivitätsbereiche örtlicher Stellen <strong>und</strong> Behörden auf denbeiden Seiten der Grenze.8 Da in D der Begr. "Einkommensteuer" eine bestimmte Assoziation hat ("Lohn" versus "Einkommen"), in DKaber nicht, wurde das neutrale "Einnahmen..." benutzt – d. Übers.9 Die lib.-kons. Reg. hatte beschlossen, dass keine neuen Steuern eingeführt <strong>und</strong> bestehende Steuern nichterhöht werden durften – d. Übers.30


Von den Gemeinden wahrgenommeneHauptaufgaben:- Physische Pl<strong>an</strong>ung- Soziales, aufgestockt durch privateDienste- Örtliche Straßen- Primärbildung- Sozialhilfe- Baupl<strong>an</strong>ung- Schulgebäude- Öffentliche SicherheitVon Sonstigen wahrgenommene wichtigeAufgaben:- Gr<strong>und</strong>legender Ges<strong>und</strong>heitsservice –Pflichtversicherung- Kr<strong>an</strong>kenhäuser – Pflichtversicherung- Berufsausbildung – Arbeitsmarkt<strong>org</strong><strong>an</strong>isationenTabelle 5: Verteilung der Zuständigkeiten auf örtliche Stellen <strong>und</strong> Behörden <strong>an</strong> derdeutsch-dänischen GrenzeEinschätzung – bzgl. der Zuständigkeit für die Wahrnehmung besonderer Aufgaben im Bereichder Verwaltung sind folgende drei Punkte hervorzuheben:- Die gleichen Aufgaben werden in den beiden Verwaltungssystemen nur selten aufgleicher Ebene wahrgenommen.- Die von den Pflichtversicherungen der beiden Länder jeweils erbrachten Leistungensind vom Umf<strong>an</strong>g her unterschiedlich, wobei m<strong>an</strong> südlich der Grenze mehr beitragsfin<strong>an</strong>zierteLeistungen mit einem gewissen Versicherungselement hat. Nördlich derGrenze h<strong>an</strong>delt es sich vorwiegend um universelle, aus dem Gesamtsteueraufkommenfin<strong>an</strong>zierte Leistungen.Auf dänischer Seite versehen die örtlichen Verwaltungsniveaus (Kommunen) mehr Aufgaben,als es in Deutschl<strong>an</strong>d der Fall ist. Dies k<strong>an</strong>n damit begründet werden, dass es sich beiDänemark um einen unitären Staat h<strong>an</strong>delt, während Deutschl<strong>an</strong>d eine Föderation ist.Letztere hat nicht nur eine Zentralregierung/B<strong>und</strong>esregierung, sondern auch jeweils eineRegierung für jedes B<strong>und</strong>esl<strong>an</strong>d. Unterhalb sind die Gemeinden <strong>und</strong> Kreise <strong>an</strong>gesiedelt. Essind somit mehr Ebenen im Verwaltungssystem südlich der deutsch-dänische Grenze vorh<strong>an</strong>denals nördlich.4.6 SchlussbetrachtungDie erheblichen Unterschiede in der Gebietskulisse (sprich: Geographie) der Verwaltungseinheitender Region Sydd<strong>an</strong>mark <strong>und</strong> des L<strong>an</strong>des Schleswig-Holstein spiegeln sich deutlichin den Aufgaben <strong>und</strong> Lasten wider, die auf den jeweiligen Verwaltungsebenen <strong>an</strong>gesiedeltsind. Ein wichtiger Aspekt im Hinblick auf die Aufgaben <strong>und</strong> Lasten ist der Umf<strong>an</strong>g,32


in welchem die verschiedenen Ebenen sich die Steuereinnahmen teilen. In Dänemark habendie Kommunen eigene Steuereinnahmen, während die Regionen alle ihre Einnahmendirekt vom Staat beziehen. Im Vergleich dazu verteilen sich in Deutschl<strong>an</strong>d die gesamtenSteuereinnahmen sehr viel eher nach einem festen Verteilerschlüssel. In Dänemark erhältdie Zentralregierung einen weitaus geringeren Teil der Steuereinnahmen als dies inDeutschl<strong>an</strong>d der Fall ist. Dies spiegelt in gewissem Ausmaß die bereits erwähnte Aufteilungder Steuereinnahmen in Deutschl<strong>an</strong>d wider, k<strong>an</strong>n aber auch als Ausdruck für die Bedeutungder Zentralregierung bei der Koordinierung bzgl. der Aufgabenwahrnehmung gewertetwerden. Dies wiederum hat einige wichtige Implikationen für die Entscheidungsträgerauf den niedriger <strong>an</strong>gesiedelten Verwaltungsebenen. Die Entscheidungskompetenzenim Hinblick auf Lasten <strong>und</strong> Aufgaben sind in Dänemark in hohem Maße dezentralisiert,während in Deutschl<strong>an</strong>d eine Dezentralisierung weniger ausgeprägt ist. Das dänische Systemkönnte m<strong>an</strong> vielleicht als dem Wunsch entsprechend betrachten, auf örtlichem Niveaueinen 'Steuerwettbewerb' zu erzeugen, um die Steuerbelastung zu dämpfen. Umgekehrtjedoch deuten Unterschiede <strong>und</strong> Änderungen der kommunalen Hebesätze auf einebegrenzte Dynamik bei der Besteuerung hin. Das deutsche System könnte m<strong>an</strong> hingegenals weniger <strong>an</strong>fällig für Koordinierungsprobleme bei der (Ver)Teilung der Steuereinnahmen<strong>an</strong>sehen, wobei allerdings bei den Unternehmenssteuern gleichwohl eine gewisse Dynamikerkennbar ist.Ein <strong>an</strong>derer wesentlicher Unterschied findet sich bei der Verteilung der Steuern. Die Lohn<strong>und</strong>Einkommensteuern sind eine wichtige Einnahmequelle der Kommunen in Dänemark,während es die Unternehmenssteuern sind, die für die Gemeinden in Schleswig-Holsteindie weitaus größere Bedeutung haben. Dies deutet auf eine sehr unterschiedliche Abhängigkeitvon Wirtschaftszyklen hin. Während sich die Einnahmenbildung durch den wirtschaftlichenZyklus verändert, könnten Veränderungen der Unternehmensüberschüsse u.U. noch deutlicher ausfallen. Somit sind die Gemeinden Schleswig-Holsteins gegenüberWirtschaftszyklen <strong>an</strong>fälliger als dies in Sydd<strong>an</strong>mark (<strong>und</strong> Dänemark als g<strong>an</strong>zem) der Fallist. Die Bedeutung solcher Abhängigkeiten wird zudem durch das Niveau <strong>und</strong> die Unterschiededer steuerlichen Hebesätze in den süddänischen Kommunen (Sydd<strong>an</strong>skekommuner) <strong>und</strong> in Schleswig-Holstein untermauert. Umgekehrt berücksichtigt dievorliegende Analyse hier nicht die horizontalen <strong>und</strong> vertikalen Umverteilungen in Form vonAusgleichsregelungen, die auf die zyklischen Abhängigkeiten kompensierend wirkenkönnen.Bezüglich der Aufgaben scheint es tendenziell so zu sein, dass die Kommunen in Dänemarkmehr Aufgaben im Bereich der Bereitstellung öffentlicher Leistungen <strong>und</strong> Steuerunglokaler Aktivitäten haben. Dies könnte sich aus der l<strong>an</strong>gjährigen Tradition für Zentralisierungin Dänemark erklären. Desweiteren gibt es Unterschiede bei den Pflichtversicherungen.Letztere sind in Deutschl<strong>an</strong>d ausgesprochen üblich, in Dänemark jedoch nur moderatverbreitet. Dieser Unterschied könnte (mit) ein Gr<strong>und</strong> für die ungleiche Zentralisierung vonAufgaben über die deutsch-dänische Grenze hinweg sein. Die Unterschiede bei der Verteilungvon Aufgaben <strong>und</strong> Lasten spiegelt sich zudem in den gr<strong>und</strong>legenden Unterschiedenim Org<strong>an</strong>isieren öffentlicher Aktivitäten in den beiden Ländern wider. Dadurch werdensehr unterschiedlich gelagerte Anreize <strong>und</strong> politische Zielsetzungen auf den jeweiligenEbenen des politischen Systems herv<strong>org</strong>erufen, was sich wiederum auf die Kompatibilität33


der beiden Systeme auswirkt. Wenn in dieser Konstellation mehr Integration <strong>und</strong> Harmonisierung<strong>an</strong>gestrebt werden, können solche Unterschiede zu Hindernissen werden. Eineausgeprägte Verschiedenheit bei Aufgaben <strong>und</strong> Lasten ist einer Integration bei den Verwaltungsstrukturennicht förderlich, die gleichwohl aber eine Voraussetzung für mehr wirtschaftliche<strong>und</strong> soziale Integration wäre. Die Unterschiede können die Schaffung einer gemeinsamenBasis für die Zusammenarbeit zwischen örtlichen Stellen <strong>und</strong> Behörden überdie deutsch-dänische Grenze hinweg erschweren <strong>und</strong> erfordern somit wenigstens ein Mindestmaß<strong>an</strong> Verständnis dieser Unterschiede, um solchen Herausforderungen bei der Zusammenarbeitbegegnen zu können.5. ZusammenfassungDie Region Sydd<strong>an</strong>mark <strong>und</strong> das L<strong>an</strong>d Schleswig-Holstein repräsentieren zwei unterschiedlicheArten der lokalen <strong>und</strong> <strong>regionale</strong>n Selbstverwaltung. Obwohl die beiden Verwaltungsstrukturengeographisch <strong>an</strong>ein<strong>an</strong>dergrenzen, gibt es gleichwohl schwerwiegende Unterschiedein Bezug auf Regierungsform, administrative Strukturen, rechtliche Rahmenbedingungensowie die Aufgaben- <strong>und</strong> Lastenverteilung in der öffentlichen Verwaltungsstruktur.Dänemark ist ein unitärer Staat, allerdings mit stark ausgeprägten Elementen lokaler <strong>und</strong><strong>regionale</strong>r Selbstverwaltung mit gewählten Gremien <strong>und</strong> Org<strong>an</strong>en. Die Kommunen erhebenSteuern zur Fin<strong>an</strong>zierung ihrer Aufgaben. Allerdings haben weder die Regionen nochdie Kommunen Gesetzgebungsbefugnisse. In Dänemark werden alle Gesetze im <strong>und</strong> vomParlament (Folketinget) verabschiedet. Die Regierung wird durch das direkte Parlament,das Folketinget, ern<strong>an</strong>nt, das wiederum in direkter Wahl von den Wählern bestimmt wird.Die Regionen werden von Regionalräten (Regionsråd) geführt, deren Mitglieder direkt vonder Bevölkerung der Region gewählt werden. Ebenso werden die Kommunen durch einenBürgermeister (B<strong>org</strong>mester) geführt, der sich im Rahmen einer direkt gewähltenGemeindevertretung (Kommunalbestyrelse) konstituiert. Somit sind alle Ebenen denErgebnissen direkt gewählter M<strong>an</strong>date zu den jeweiligen politischen Entscheidungs<strong>org</strong><strong>an</strong>enverpflichtet.Schleswig-Holstein hingegen ist ein B<strong>und</strong>esl<strong>an</strong>d der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschl<strong>an</strong>d. Schleswig-Holsteinhat gemäß der deutschen B<strong>und</strong>esverfassung Gesetzgebungsbefugnisse <strong>und</strong>ist zudem am Gesetzgebungsverfahren auf föderaler Ebene beteiligt. Die Führung desL<strong>an</strong>des beruht auf einer gesonderten, vom L<strong>an</strong>desparlament (L<strong>an</strong>dtag) verabschiedetenL<strong>an</strong>desverfassung. Das L<strong>an</strong>d wird von der L<strong>an</strong>desregierung regiert, die alle Ressortbereicheumfasst, die es auch auf B<strong>und</strong>esebene gibt, ausgenommen Verteidigung <strong>und</strong> Außenpolitik,die allein Sache des B<strong>und</strong>es sind. Hingegen gibt es auf Länderebene Ministerien,die sich mit Europafragen befassen. Die Regierungen werden von den L<strong>an</strong>desparlamentenbestimmt, die von den Bürgern des jeweiligen L<strong>an</strong>des direkt gewählt werden. An der Spitzeder L<strong>an</strong>desregierungen steht jeweils ein Ministerpräsident. Die Länder besitzen weitreichendeKompetenzen in den bereichen Kultur <strong>und</strong> Bildung. Allerdings k<strong>an</strong>n die B<strong>und</strong>esre-34


gierung z. T. Rahmengesetze erlassen, etwa im universitären Bereich. Die Polizeien sindebenfalls jeweils eine L<strong>an</strong>desbehörde; allerdings gibt es auf B<strong>und</strong>esebene dieB<strong>und</strong>espolizei (ehemals B<strong>und</strong>esgrenzschutz), sowie das B<strong>und</strong>eskriminalamt (BKA) <strong>und</strong> diePolizei beim Deutschen B<strong>und</strong>estag.Es werden somit der örtlichen/<strong>regionale</strong>n Selbstverwaltung unterschiedliche Zuständigkeiten<strong>und</strong> Befugnisse in Deutschl<strong>an</strong>d bzw. Dänemark erteilt. Haben die deutschen B<strong>und</strong>esländerzwar in verschiedenen Bereichen durchaus gesetzgeberische Kompetenzen, so sindsie gleichwohl in steuerlichen Bel<strong>an</strong>gen nicht souverän. Die Steuern werden je nach derjeweils geltenden Rahmengesetzgebung von der B<strong>und</strong>esregierung oder den Gemeindenfestgelegt. Die Steuereinnahmen werden hingegen auf die verschiedenen Ebenen verteilt.In Dänemark haben die Regionen <strong>und</strong> Kommunen keine Gesetzgebungsbefugnisse, aberdie Kommunen haben die Kompetenz zur Festsetzung des Steuerniveaus innerhalb einesGesamtrahmens gemäß der nationalen Gesetzgebung. Es besteht somit nicht immer eineindeutiger Zusammenh<strong>an</strong>g zwischen gesetzgeberischen Kompetenzen <strong>und</strong> Steuerfestsetzungsautonomiezu beiden Seiten der deutsch-dänischen Grenze. In verschiedener Hinsicht<strong>und</strong> auf bestimmten Gebieten k<strong>an</strong>n die <strong>regionale</strong> <strong>und</strong> örtliche Eigenständigkeit zurFestlegung fin<strong>an</strong>zierungstechnischer Rahmen hoch sein, obgleich m<strong>an</strong> keine Gesetzgebungskompetenzbesitzt. Dies spiegelt die Unterschiede zwischen einem unitären Staat mitnur einer Regierungsebene <strong>und</strong> einer Föderation mit mehreren Regierungsebenen wider.Und das ist wiederum ein Fingerzeig auf die Herausforderungen bei der Zusammenarbeitüber die deutsch-dänische Grenze <strong>und</strong> sollte in solchen Zusammenhängen stets eingehendbeachtet werden.35

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