6 Tape-Test am Gitterschnitt – kritische Diskussion der Methode
6 Tape-Test am Gitterschnitt – kritische Diskussion der Methode
6 Tape-Test am Gitterschnitt – kritische Diskussion der Methode
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Tape</strong>-<strong>Test</strong> <strong>am</strong> <strong>Gitterschnitt</strong> <strong>–</strong> <strong>kritische</strong> <strong>Diskussion</strong> 109<br />
__________________________________________________________________________________<br />
Aus den in Tabelle 6-3 dargestellten Messwerten ergibt sich ein Mittelwert von 448 N ±<br />
91 N. Das entspricht ungefähr dem Doppelten <strong>der</strong> an den gesputterten Titanschichten<br />
gemessenen Abreißkräfte. Die Abreißfestigkeit gemäß Gl. [3-6] (siehe Abschnitt 3.5.4)<br />
beträgt für die mit Titan übersputterten TiO2-Schichten ca. 1,43 MPa.<br />
An den übersputterten SiO2-Schichten konnte im Stirnabreißversuch keine hinreichende<br />
Schichtablösung beobachtet werden, da sich die Trennstelle beim Abreißen des Prüfkörpers<br />
an <strong>der</strong> Klebestelle zwischen Prüfkörper und Schichtoberfläche befand und nicht<br />
zwischen Schicht und Substrat. Daraus lässt sich schließen, dass die für das sehr gut<br />
haftende SiO2 auf Polycarbonat benötigten Abreißkräfte höher sein müssen als die<br />
Stabilität <strong>der</strong> Klebeverbindung zwischen <strong>der</strong> Titan-Deckschicht, dem Kleber Loctite 408<br />
und dem Prüfstempel es zulassen. Sie können demnach größer als 1,43 MPa eingeschätzt<br />
werden.<br />
6.1.2 Schallemissionsanalyse (SEA)<br />
Bei keiner <strong>der</strong> in Tabelle 4-6 beschriebenen Proben konnte eine Schallemission detektiert<br />
werden. Dafür kommen zwei Gründe in Frage:<br />
Zum einen sind Polycarbonatsubstrate relativ weiche Substrate, so dass eine Trennung<br />
zwischen Substrate und Schicht nicht mit einer solch deutlichen Schallemission einhergeht,<br />
wie bei spröden Materialpaarungen, z.B. SiO2 auf Edelstahl.<br />
Zum an<strong>der</strong>en wurde für die hier untersuchten Proben kein richtiges Abplatzen <strong>der</strong><br />
Schichten beobachtet, wie es z.B. bei Hartstoffschichten auf Metall häufig vorkommt.<br />
Die TiO2-Schichten entwickelten viele Haarrisse, innerhalb <strong>der</strong> Ritzspur war das verbleibende<br />
Schichtmaterial aber deutlich erkennbar. Die SiO2-Schicht zeigte viele kurze<br />
Risse, ebenfalls ohne ein Haftversagen <strong>der</strong> Schicht.<br />
Abb. 6-1: Ritzspur in SiO2 (von links nach rechts)<br />
Alle drei Schadensbil<strong>der</strong> ähneln sich stark (siehe Abb. 6-1) und repräsentieren den sog.<br />
„Eierschalen-Effekt“: das weiche Substrat hat sich unter <strong>der</strong> punktuellen Beanspruchung<br />
durch die <strong>Test</strong>spitze elastisch o<strong>der</strong> plastisch verformt, was zu spröden Brüchen<br />
innerhalb <strong>der</strong> unelastischen Schichten führt und auch bei an<strong>der</strong>en Prüfverfahren mit<br />
punktueller Beanspruchung <strong>der</strong> Schichten für Polycarbonatsubstrate bereits beobachtet<br />
wurde [109].<br />
In Zus<strong>am</strong>menfassung <strong>der</strong> Untersuchungen mit anerkannten Adhäsionsprüfverfahren<br />
muss festgestellt werden, dass spröde Metalloxidschichten auf einem weichen Polymersubstrat<br />
wie Polycarbonat eine spezielle Materialpaarung darstellen, die nicht zu den<br />
gewünschten Ergebnissen klassischer Verfahren führt:<br />
Ritzmethoden werden als ungeeignet erachtet, weil ihre Ergebnisse nicht die Adhäsion<br />
<strong>der</strong> Schichten charakterisieren, son<strong>der</strong>n hauptsächlich die schwachen Härteeigenschaften<br />
des Polymersubstrates wi<strong>der</strong>spiegeln.