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MENSCHEN„Die wirklich freudigen Ereignisseerlebe ich erst jetzt. Ich bin nun dortangekommen, wo man als Seelsorgereigentlich sein sollte.“Portrait: Leo MunterEin Ehrenbürger wird 80Heute noch, 22 Jahre nach seinem Wirken in Taufers, werden Sätze ausseinen Predigten zitiert: weil sie nachdenklich gestimmt haben und aufeine authentische Art, manchmal humorvoll, manchmal rügend denNerv der Zeit getroffen haben. Aber auch baulich und vereinsmäßig hatLeo Munter in den elf Jahren als Dekan von Taufers vieles bewirkt.Leo Munter, Ehrenbürgerund ehemaliger DekanDie Spuren von Leo Munter sind nichtnur als Ehrenbürger, sondern vor allem alsIdeator des Franziskusweges, Bauherr desAltersheimes und Pfarrmuseums und Rettervon so manchem Kunstjuwel wie in Steingemeißelt.Tauferer Bötl: Herr Leo Munter, wenn Sie anIhre Anfangszeit in der Pfarrei Taufers zurückdenken,an welche Grundstimmung erinnernSie sich?Leo Munter: Es herrschte eine Untergangsstimmung.Die Tauferer Bürger waren esnicht gewohnt, dass ein Dekan weggeht.Die Dekane vor meinem Vorgänger, DekanMichael Oberhollenzer, sind alle bis an ihrLebensende in der Pfarre Taufers geblieben.So wurde ich schon mit etwas Skepsis empfangen,die sich dann aber, sobald mich dieLeute etwas näher kennengelernt haben,schnell auflöste. Bevor ich als Dekan in diePfarrei Taufers kam, war ich viele Jahre inder Jugendseelsorge in Dorf Tirol tätig. Mirhat dort immer die Vielfalt gefehlt, die ichin Taufers gleich gespürt habe: Kematen,Mühlen und Sand waren für mich fast wiedrei eigenständige Pfarreien und ich merkteauch gleich, dass man hier genau unterscheidenmusste.Sie haben in Sand viel bewegt: seelsorgerisch,baulich und auf Vereinsebene. Gibt es einenBereich, der Ihnen ganz besonders zugesagthat?Eigentlich war alles nicht so geplant. In meinerersten Predigt habe ich sofort lauthalsbetont, dass ich Seelsorger sein will und dassmich alles andere, wie zum Beispiel baulicheAngelegenheiten, nicht interessiert. Dann istes aber anders gekommen: Gemeinsam mitder Tauferer Jugend ist nach und nach derFranziskusweg gewachsen – ein Projekt, aufdas ich heute noch gerne zurückblicke. Alsschwierig und beinahe als Last habe ich denNeubau des Altersheimes empfunden. Manmuss sich vorstellen, dass es damals eher einArmenhaus war, aus dem dann – durch dietatkräftige Unterstützung der Gemeinde – einsolides, bürgerliches Altersheim gewordenist. Auch hier macht der Rückblick Freude.Was besonders abenteuerlich war, war dieRückgewinnung der Statuen des St.-Walburg-Altars, die durch einen Auftragsdiebstahlentwendet und in Wien gelandet waren. Daswar fast ein Krimi, in der Tat, man könntedarüber direkt einen Roman verfassen!Letztendlich bin ich nach Wien gefahrenund habe mit dem Antiquitätenhändler, derdie Statuen erworben hatte, gesprochen. Ermerkte mir meine Entschlossenheit schnellan und schließlich konnten wir die Statuentatsächlich zurückkaufen. Im Zuge dessenist dann auch das Pfarrmuseum entstandenin dem diese Skulpturen zusammen mitanderen Kunstwerken seither sicher untergebrachtsind.Sie sind Ehrenbürger von Sand in Taufers und denMenschen vor allem als starke Persönlichkeit inErinnerung geblieben. Hin und wieder hört manheute noch Sätze aus Ihren Predigten zitiert. Istdas eine Bestätigung für Sie?Weil ich den Mund oft recht weit aufgerissenhabe! Wenn es nach der Predigt hieß: „Heutehat er wieder gemault“, dann ist das denMenschen anscheinend besser in Erinnerunggeblieben. Aber Scherz beiseite: Wenn es imreligiösen Sinne angekommen ist dann freutdas einen schon.Im August werden Sie 80 Jahre. Sie haben vielerlebt und erreicht: Wenn Sie einen Rückblickmachen, gab es Stationen in Ihrem Leben, diefür Sie besonders wichtig waren?Ja, das waren in der Tat beide Pfarreien:Taufers und Brixen. Ich kann sagen, dass ichsie an keinem Tag in meinem Fürbittgebetauslasse. Sie sind mir ein Anliegen und werdenmir immer ein Anliegen bleiben. Auchwenn die Arbeit in Taufers vielfältiger unddamit ungemein interessanter war, so sindmir doch beide Pfarreien gleichberechtigtwichtig.Priester zu sein beinhaltet viele Bereiche undemotionale Momente. Freude und Trauer gehörenzum Alltag in der Seelsorge. Wie sind Sie inall den Jahren damit zurecht gekommen?Oft schon wurde ich gefragt, wie ich dennmit all der Verantwortung umgehen könne.Ich muss sagen, ich war mir der großenVerantwortung als Priester stets bewusst,gedrückt hat sie mich jedoch nie – wederin der Freude noch im Leid. Natürlich gabes Momente, in denen es mir nicht so gutging: Als ich in Brixen zum Beispiel eineganze Familie zur Grabe geleiten musste.Die sechs Särge vor mir zu sehen, das hatmich schon ergriffen.Seit 2006 sind Sie nun in Ruhestand. Wie erlebenSie diese Zeit?Der Ruhestand war anfangs ein Schock fürmich. Ich fragte mich morgens immer wieder:„Wo soll ich denn heute Messe lesen?“Ich habe dann aber die Beichtgespräche vonBischof Golser in Brixen übernommen undhabe schnell erkannt, dass meine Arbeit nichtaufhört, sondern erst richtig beginnt. Es warschön zu sehen, dass ich jetzt endlich dortangekommen bin, wo man als Seelsorgereigentlich hingehört. Wenn ich früher ein„rennender Seelsorger“ war, so bin ich heuteein sitzender: Den Menschen in der Beichteihre Schuld abnehmen zu können, ist fürmich eine große Genugtuung und Erfüllung,die man sich im wahrsten Sinne des Wortesersitzen muss.Gibt es Ziele für die Zukunft?Eigentlich plante ich immer, im Ruhestandnach Taufers zurückzukehren, nicht umsonsthabe ich in meiner Schlusspredigt damalsgesagt: „Taufers scheint mit eine Pfarrei zumPferde-Stehlen.“ Doch aus gesundheitlichenGründen konnte ich diesen Plan nicht weiterverfolgen und jetzt werde ich auch in Brixenbleiben. Ich habe dort meine Wohnung unddie optimale ärztliche Betreuung. Hätte mirmeine Gesundheit nicht einen Strich durchdie Rechnung gemacht wäre ich heute sicherein Tauferer.Vielen Dank für das Gespräch!Susanne Huber50 Tauferer Bötl Tauferer Bötl 51

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