Atmosphäre und Gebirge – - DMG
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promet, Jahrg. 32, Nr. 1/2, 2006 Buchbesprechungen<br />
(Kommission für Ökologie) gewünscht.<br />
Und in der Tat leistete es einen nennenswerten<br />
Beitrag hierzu, zumal es einige<br />
führende Vertreter der deutschsprachigen<br />
Klimaforschung, unter anderem Prof. Dr.<br />
Hartmut Graßl, Prof. Dr. Jost Heintzenberg,<br />
Prof. Dr. Heinz Wanner <strong>und</strong> Prof.<br />
Dr. C.-D. Schönwiese, an den „r<strong>und</strong>en<br />
Tisch“ zu einem Gedankenaustausch<br />
führte. Schließlich galt es dabei auch, die<br />
Folgerungen zu diskutieren, die sich aus<br />
dem aktuellen Kenntnisstand für die Politik<br />
wie für jeden Einzelnen ergeben. Dabei<br />
standen auch die kritischen Stimmen,<br />
die einen Zusammenhang der derzeit ablaufenden<br />
Klimaänderung mit dem Anstieg<br />
der Treibhausgase negieren, nicht<br />
außen vor.<br />
Nun dokumentiert ein neu erschienenes<br />
Buch aus dem Pfeil-Verlag in München<br />
diesen überaus interessanten Meinungsaustausch.<br />
Von besonderem Reiz <strong>und</strong> in<br />
dieser Ausführlichkeit eher ungewöhnlich<br />
ist die Dokumentation der Diskussionsbeiträge<br />
zu den einzelnen Vorträgen. Diese<br />
sind mit Literaturzitaten <strong>und</strong> durch den<br />
Abdruck der Abschlussdiskussion sowie<br />
einer lesenswerten Zusammenfassung des<br />
R<strong>und</strong>gesprächs angereichert. Die Ausstattung<br />
der Einzelbeiträge mit Abbildungen<br />
ist meist instruktiv <strong>und</strong> ausgewogen.<br />
Bedauerlicherweise sind die Beiträge zur<br />
regionalen Klimamodellierung <strong>und</strong> zu<br />
den gesellschaftlichen Aspekten des Klimawandels<br />
sehr kurz geblieben, so dass<br />
der Leser prinzipiell keine umfassende<br />
Wiedergabe der rezenten Klimadiskussion<br />
hierzu erwarten darf.<br />
Dennoch: Der Band bietet einen gelungenen,<br />
insbesondere für den nichtmeteorologischen<br />
Fachmann <strong>und</strong> den interessierten<br />
Laien geeigneten Überblick über wichtige<br />
Bereiche der aktuellen Klimadiskussion.<br />
Bedauerlicherweise ist der Papierdruck<br />
vergriffen. Immerhin hat sich der Verlag<br />
dazu entschlossen, eine elektronische Version<br />
der R<strong>und</strong>gespräche zu veröffentlichen<br />
(http://www.pfeil-verlag.de).<br />
J. Rapp, Offenbach/Main<br />
SIEVERS, U.: Das Kaltluftabfluss-Modell<br />
KLAM_21. Theoretische Gr<strong>und</strong>lagen,<br />
Anwendung <strong>und</strong> Handhabung<br />
des PC-Modells. Berichte des Deutschen<br />
Wetterdienstes 227, 2005, 101 S.<br />
In der Anlage: CD „Das Kaltluftabfluss-Modell<br />
KLAM_21. PC-Demonstrationsversion“,<br />
Preis: 30,-- € zuzüglich<br />
MwSt u. Versandkosten.<br />
Die Bewertung von Kaltluftflüssen <strong>und</strong><br />
Kaltluftansammlungen in orographisch<br />
gegliedertem Gelände gehört zu den regelmäßigen<br />
Bestandteilen amtlicher Gutachten<br />
für die Standort-, Stadt- <strong>und</strong> Re-<br />
gionalplanung. Die früher verwendeten<br />
Verfahren der Abschätzung dieser Größen<br />
mittels Informationen über die topographische<br />
Struktur des Beratungsraums<br />
<strong>und</strong> empirisch gef<strong>und</strong>ener Beziehung zwischen<br />
Hangneigung, Rauigkeit der Oberfläche<br />
<strong>und</strong> meteorologischer Situation,<br />
wie sie in der Arbeit von King 1973 bereitgestellt<br />
wurden, ist inzwischen durch<br />
entsprechende numerische Modelle abgelöst<br />
worden.<br />
Das hier vorgestellte KLAM_21 ist ein<br />
zweidimensionales mathematisch-physikalisches<br />
Simulationsmodell zur Berechnung<br />
von Kaltluftflüssen <strong>und</strong> Kaltluftansammlungen,<br />
das auch die Strömungsgeschwindigkeit<br />
<strong>und</strong> die Mächtigkeit abströmender<br />
Kaltluft abzuschätzen gestattet.<br />
In den ersten drei Kapiteln wird das Modell<br />
in seinen theoretischen Gr<strong>und</strong>lagen<br />
übersichtlich vorgestellt. Es basiert auf<br />
den Bewegungsgleichungen in der atmosphärischen<br />
Bodenschicht einschließlich<br />
der Einflüsse der Bodenreibung <strong>und</strong> der<br />
lokalen Energiebilanz. Die numerische<br />
Lösung dieses Modells erfolgt für ein<br />
rechteckiges Modellgebiet, in dem die<br />
Bodenparameter wie Bodenhöhe, Rauigkeitslänge,<br />
die Schichtdicke <strong>und</strong> der<br />
Kälteinhalt der vertikalen Kaltluftsäule<br />
sowie die horizontalen Geschwindigkeitskomponenten<br />
u <strong>und</strong> v berechnet werden.<br />
Für jede Gitterzelle sind Bodenparameter<br />
anzugeben, die zur Bestimmung der<br />
Energiebilanz der Erdoberfläche verwendet<br />
werden. Die räumliche Auflösung des<br />
Modells <strong>und</strong> die Zeitschritte sind am<br />
CFL-Kriterium orientiert. Für die seitlichen<br />
Randbedingungen werden modelltypische<br />
Randbedingungen definiert. In<br />
Kapitel 4 <strong>und</strong> 5 folgt die Beschreibung<br />
des Modellablauf <strong>und</strong> der Modellerweiterung<br />
hinsichtlich wandartiger Hindernisse,<br />
die die Ausbreitungsbedingungen<br />
<strong>und</strong> Strömungsverhältnisse signifikant<br />
beeinflussen <strong>und</strong> des Nesting. Die Leistungsfähigkeit<br />
des aus der einfacheren<br />
Version KLAM weiterentwickelten Modells<br />
KLAM_21 zeigt der Autor im sechsten<br />
Kapitel (unter Mitwirkung vom M.<br />
Kossmann).<br />
Weil die Größenordnungen der berechneten<br />
Kaltlufthöhen sowohl für den Antrieb<br />
der simulierten Kaltluftabflüsse als auch<br />
für die Überströmungen von Geländeerhebungen,<br />
Gebäuden <strong>und</strong> anderen Strömungshindernissen<br />
von entscheidender<br />
Bedeutung sind, werden die berechneten<br />
Kaltlufthöhen mit Beobachtungsdaten<br />
verglichen. In den ersten St<strong>und</strong>en nach<br />
Beginn eines Kaltluftabflusses zeigen sich<br />
gute Übereinstimmungen, während nach<br />
längerer Simulationszeit sich deutlich niedrigere<br />
simulierte Kaltlufthöhen ergeben.<br />
Im Verglich von mit Radiosonden gemessenen<br />
<strong>und</strong> mit den vom KLAM_21 berechneten,<br />
normierten Vertikalprofilen<br />
95<br />
der Lufttemperatur an drei Messpunkten<br />
zeigt sich, dass die berechneten Kaltlufthöhen<br />
eine für die planerische Anwendung<br />
ausreichende Genauigkeit aufweisen.<br />
In einer Fallstudie wurde die simulierte<br />
Stärke <strong>und</strong> Richtung von nächtlichen<br />
Kaltluftabflüssen mit Messungen<br />
des bodennahen Windes während Strahlungsnächten<br />
in einer Mittelgebirgsregion<br />
verglichen. Auch hier zeigte sich eine befriedigende<br />
Übereinstimmung. In einem<br />
weiteren Experiment wurden anhand von<br />
visualisierten Rauchverlagerungen die<br />
mit dem KLAM_21 flächendeckend berechneten<br />
Strömungs- <strong>und</strong> Konzentrationsfelder<br />
überprüft. Abschließend folgt<br />
eine Studie zur Modellierung einer Kombination<br />
von lokalen Kaltluftabfluss-Systemen<br />
mit gleichzeitig auftretenden thermisch<br />
induzierten Windsystemen wie<br />
Flurwinden <strong>und</strong> Landwinden. In einer Simulationsrechnung<br />
in der Region der<br />
neuseeländischen Stadt Christchurch<br />
wurde diese Wechselwirkung ausführlich<br />
untersucht. Im Ergebnis zeigt sich, dass<br />
die Möglichkeit des Modells KLAM_21<br />
zum Nesting eine solche Kombination<br />
von Windsystemen in unterschiedlichen<br />
Skalenbereichen gut zu modellieren gestattet.<br />
Abschließend wird in einem als Sonderkapitel<br />
bezeichneten Abschnitt das Handbuch<br />
zur „Handhabung des Modells<br />
KLAM_21“ vorgestellt, das im Einzelnen<br />
dem potentiellen Anwender Antwort auf<br />
die praktischen Fragen der Anwendung<br />
des Modells gibt. Dabei erfährt man nun<br />
näher, mit welchem Betrag z. B. die nächtliche<br />
langwellige Strahlungsbilanz als<br />
Funktion von Landnutzung, Bedeckungsgrad<br />
mit Wolken <strong>und</strong> Bebauungsdichte in<br />
die Rechnung eingeht. Diese Angaben sowie<br />
auch eine Diskussion der Abhängigkeit<br />
der effektiven Ausstrahlung von der<br />
Jahreszeit, von den Bodeneigenschaften<br />
<strong>und</strong> von der Anwesenheit einer Schneedecke<br />
hätte man bereits in den ersten Kapiteln<br />
erwartet, die auch dort kaum Verweise<br />
auf die entsprechende Literatur<br />
enthalten.<br />
Das in der gutachterlichen Praxis des<br />
Deutschen Wetterdienstes verwendete<br />
Modell ermöglicht, wie an den zahlreichen<br />
Beispielen gezeigt, die Simulation<br />
von Kaltluftabflüssen im komplexen Gelände<br />
mit einer für die Anwendung ausreichenden<br />
Genauigkeit.<br />
Der Publikation liegt eine Demonstrationsversion<br />
mit zahlreichen Beispielen<br />
auf CD bei, die gegenüber der Vollversion<br />
eine eingeschränkte Funktionalität besitzt.<br />
Zur Demonstration der Arbeitsweise<br />
des Modells sind beispielhafte Eingabedateien<br />
<strong>und</strong> Simulationsresultate auf<br />
der CD vorhanden.<br />
A. Helbig, Trier