Atmosphäre und Gebirge – - DMG
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promet, Jahrg. 32, Nr. 1/2, 2006 R. Steinacker: Alpiner Föhn<br />
7<br />
dung allein des konventionellen Beobachtungsnetzes<br />
unmöglich gewesen wäre.<br />
Bei diesem <strong>und</strong> anderen Fällen zeigt sich sehr deutlich,<br />
dass zwar die turbulente Erosion effektiv ist, jedoch<br />
advektive Prozesse im Kaltluftsee dominieren. Somit<br />
ist es äußerst wichtig, die Dynamik der leeseitigen<br />
Kaltluftseen mit in die Betrachtung einzubeziehen.<br />
Die Frage b) wurde schwerpunktmäßig im Wipptal<br />
untersucht (vgl. MAYR <strong>und</strong> GOHM; Kapitel 2 in diesem<br />
Heft). Auch im Rheintal zeigt sich typischerweise<br />
eine signifikante thermische Schichtung, die zwischen<br />
der Strömung im Tal <strong>und</strong> der Strömung in der darüber<br />
befindlichen unteren Troposphäre unterscheiden lässt.<br />
Der Beginn einer Föhnepisode zeichnet sich durch eine<br />
relativ flache im Tal kanalisierte Strömung (seichter<br />
Föhn) aus, die erst später in der Höhe eine Korrespondenz<br />
findet. Speziell der seichte Föhn lässt sich in den<br />
Gr<strong>und</strong>zügen mit der hydraulischen Theorie hinreichend<br />
genau beschreiben. Selbst das unterschiedliche<br />
Verhalten bezüglich der Massenaufteilung beim „flowsplitting“<br />
scheint durch diesen Ansatz erklärbar.<br />
(DROBINSKI et al. 2001).<br />
Passfurchen (Frage c) erlauben der relativ kühlen luvseitigen<br />
Luft bei Föhn ein Durchströmen in Richtung<br />
Lee. Da das Rheintal zahlreiche Passübergänge aufweist,<br />
führt dies durch die beständige bodennahe Kaltluftadvektion<br />
zu relativ niedrigen (potentiellen) Temperaturen<br />
im oberen Alpenrheintal. Außerdem prägen<br />
die einzelnen Passübergänge die sehr spezifische<br />
räumliche Verteilung der Föhnstriche.<br />
Neben den Seitentälern vom Alpenhauptkamm in<br />
Richtung Haupttal, die als Lieferanten für luvseitige<br />
Luft dienen, wurde beim Subprogramm FORM auch<br />
ein weit leeseitig gelegenes Seitental näher untersucht<br />
(Frage d). Das Brandner Tal in Vorarlberg ist eines der<br />
bekanntesten Föhntäler mit der Besonderheit, dass der<br />
lang gezogene Hauptort Brand vom Föhn sehr unterschiedlich<br />
betroffen ist. Während der Südteil (Innerbrand)<br />
bei Südföhn üblicherweise von heftigem Wind<br />
betroffen ist, ist im wenige km nördlich gelegenen<br />
Ortsteil Ausserbrand davon nichts zu spüren. Die<br />
Untersuchung des Verlaufes des horizontalen Druckgradienten<br />
längs der Talsohle erbrachte bei Föhn praktisch<br />
immer ein ausgeprägtes Minimum bei Innerbrand<br />
(Abb. 1-11). Eine vergleichende Modellsimulation mit<br />
MESO-NH zeigt genau an dieser Stelle eine ausgeprägte<br />
Leewelle, mit der eine entsprechende Störung<br />
im Druck- <strong>und</strong> Windfeld einhergeht. Der Föhnsturm in<br />
Innerbrand läuft weiter nördlich gegen das Druckgefälle<br />
an, wodurch sich auf kurze Distanz eine drastische<br />
Abbremsung der Luft ergibt.<br />
Die starke zeitliche Variabilität der Föhnströmung im<br />
Rheintal (Frage e) kann dadurch erklärt werden, dass<br />
die Strömung im Tal mit ihrem hydraulischen Charakter<br />
sensitiv auf geringfügige Veränderung der Stabi-<br />
Höhe in m<br />
Höhe in km<br />
Abb. 1-11: Markante Leewelle im N-S Profil über dem Vorarlberger<br />
Brandnertal nach einer Modellsimulation mit<br />
dem MESO-NH Modell. Gezeigt ist das Vertikalbewegungsfeld<br />
in m/s (oben, rechte Skala). Auf der Abszisse<br />
ist die Distanz in m vom südlichsten Punkt des<br />
Ausschnitts, auf der Ordinate ist die Höhe in m über<br />
dem Meer angegeben. Die rote Kurve (unten) zeigt<br />
den horizontalen Druckverlauf längs der von Süden<br />
nach Norden abfallenden Talsohle ausgedrückt als relative<br />
geopotentielle Höhe einer Druckfläche bezogen<br />
auf einen Referenzpunkt. Dieser Druckverlauf<br />
wurde durch die stückweise Zusammensetzung von<br />
auf die jeweils mittlere Höhe der Talsohle reduzierten<br />
Druckdifferenzen zweier Nachbarstationen erzeugt<br />
(nach STEINACKER et al. 2003).<br />
lität/Geschwindigkeit mit einer Verschiebung von Wellen/hydraulischen<br />
Sprüngen reagiert. Die mehrfachen<br />
Richtungsänderungen des Rheintals führen weiter zu<br />
raschen Änderungen der Dicke der relativ kühlen<br />
(seichten) Föhnluft, die über die Passsenken ins Rheintal<br />
gelangt ist. Schließlich führt das obere Wellenregime<br />
zu einer Modulation des bodennahen Druckfeldes mit<br />
entsprechender Auswirkung auf das Windfeld.<br />
Durch das im Rheintal während MAP installierte Meso-Netz<br />
konnte das komplexe Druckfeld analysiert<br />
(Abb. 1-12) <strong>und</strong> mit Modellsimulationen verglichen<br />
werden (Abb. 1-13). Das Druckbild bei Föhn<br />
(Abb. 1-12) spiegelt grob die Dickenverteilung der relativ<br />
kühlen (seichten) Föhnluft wieder. Dem Vorderrheintal<br />
folgend nimmt der Druck (die Dicke) bis Chur<br />
ab, um vor dem Knick des Tales nach West ein sek<strong>und</strong>äres<br />
Druckpolster (D) aufzuweisen. Dieses Druck-<br />
m<br />
Vertikalgeschwindigkeit in m/s