Atmosphäre und Gebirge – - DMG
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promet, Jahrg. 32, Nr. 1/2, 87-90 (März 2006)<br />
© Deutscher Wetterdienst 2006<br />
J. RAPP<br />
Auslösung von Starkschneefällen in Frankfurt/Main als<br />
mögliche Folge des Stadteffektes<br />
Triggering of heavy snowfall in Frankfurt/Main as a possible result of<br />
urban effects<br />
1 Einführung<br />
Zusammenfassung<br />
Radaraufnahmen vom 23. Februar 2005 zeigen, beschränkt auf das unmittelbare Stadtgebiet von<br />
Frankfurt/Main, ungewöhnlich starke <strong>und</strong> einige St<strong>und</strong>en andauernde Schneefälle. Sie zeigen die mögliche Wirkung<br />
des sogenannten „städtischen Wärmeinseleffektes“ auf das Wetter, wie sie bisher selten in der Literatur dokumentiert<br />
wurde.<br />
Abstract<br />
Radar images from February 23 rd , 2005, show heavy and continuous snowfall in Frankfurt/Main, a phenomenon,<br />
which was restricted to the urban area only. Probably, the situation illustrates the effect of urban-enhanced precipitation<br />
resulted from increased heating, which was rarely described in the meteorological literature so far.<br />
Während sich die meteorologische Forschung in den<br />
vergangenen Jahrzehnten bei weitem stärker mit dem<br />
Einfluss von Stadtgebieten auf die Lufttemperatur <strong>und</strong><br />
andere meteorologische Elemente beschäftigte (zu<br />
den Gründen siehe LOWRY 1998), wurde die Wirkung<br />
urbaner Verdichtungsräume auf die Niederschläge,<br />
wohl aufgr<strong>und</strong> ihrer schwieriger zu fassenden zeitlichen<br />
<strong>und</strong> räumlichen Variabilität, deutlich seltener<br />
untersucht. Dabei beschäftigten sich Forschungsprojekte<br />
(insbesondere METROMEX, siehe CHAN-<br />
GNON 1980) oder Einzelanalysen (zum Beispiel SHE-<br />
PHERD et al. 2002; MÖLDERS <strong>und</strong> OLSON 2004)<br />
meist nur mit konvektiven Niederschlagsprozessen im<br />
Sommerhalbjahr, während Studien für das Winterhalbjahr<br />
die Ausnahme blieben (CHANGNON et al. 1991).<br />
In einer früheren Arbeit (CHANGNON 1973) erwähnt<br />
der Autor eine mittlere Zunahme des winterlichen<br />
Niederschlages in ausgewählten US-amerikanischen<br />
Städten von 10 % (Schneefall) bzw. 13 % (Regen)<br />
im Vergleich zu ihrem Umland.<br />
Dieser Trend wird von einer bemerkenswerten Wettersituation,<br />
die am 23. Februar 2005 im mittleren<br />
Deutschland auftrat, beispielhaft veranschaulicht. Sie<br />
führte sehr wahrscheinlich zu einem Starkschneefall<br />
auslösenden bzw. verstärkenden Effekt im Stadtgebiet<br />
von Frankfurt am Main, während es im ganzen Umland<br />
der Stadt keine derartigen Niederschläge gab. Zunächst<br />
als Artefakte gedeutete Radaraufnahmen<br />
konnten bei genauerer Analyse als wichtiges Indiz für<br />
ein Resultat dieses „Stadteffektes“ herangezogen werden,<br />
wenn auch die Ursachenfrage nicht abschließend<br />
beantwortet werden kann.<br />
2 Synoptische Situation<br />
87<br />
Die Großwettersituation am 23. Februar 2005 wurde<br />
von einem ausgedehnten Höhentief bestimmt, das fast<br />
ganz Europa überdeckte <strong>und</strong> das Wetter zyklonal gestaltete.<br />
Korrespondierend hierzu lag ein Hoch über Island<br />
<strong>und</strong> Nordskandinavien. Das Zentrum des Höhentiefs<br />
(Maximum der Vorticity) befand sich im 500 hPa-<br />
Niveau mittags recht exakt über dem Rhein-Main-Gebiet<br />
(Abb. 1). Die Temperatur betrug in diesem Niveau<br />
hier nur <strong>–</strong>38 °C. Die untere Troposphäre (700 hPa)<br />
wies gleichzeitig ein klar abgegrenztes Feuchtemaximum<br />
auf, mit einem Betrag der relativen Luftfeuchtigkeit<br />
über 90 % (Abb. 2). Nennenswerte synoptische<br />
Abb. 1: Radiosondenaufstiege (Stationssymbol mit Windpfeil,<br />
Temperatur, Windrichtung <strong>und</strong> Taupunkt in °C) sowie<br />
vom GME-Modell assimilierte Temperatur in 500 hPa<br />
(Isolinien 2 zu 2 °C) am 23.02.2005, 12 UTC.