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Atmosphäre und Gebirge – - DMG

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promet, Jahrg. 32, Nr. 1/2, 2006 MeteoSchweiz <strong>–</strong> mitten in Europa<br />

77<br />

listen für Messtechnik arbeiten.<br />

Ebenfalls in Payerne, wie auch in<br />

Zürich, wirken Bio- <strong>und</strong> Umweltmeteorologen,<br />

welche sich mit den<br />

Themenkreisen Phänologie, Pollenerfassung,<br />

UV- <strong>und</strong> Ozonmessungen<br />

befassen. In Zürich konzentriert<br />

sind die klimatologischen<br />

Dienstleistungen, das Aufbereiten<br />

<strong>und</strong> Publizieren von Klimadaten,<br />

das Erstellen von Expertisen <strong>und</strong><br />

vielem mehr.<br />

Alpen(rand)gebiete: anfällig für extreme<br />

Wetterereignisse<br />

Die stark besiedelten Gebiete am<br />

Alpenrand bieten viele Angriffsflächen<br />

für wetterbedingte Schadenereignisse<br />

wie Überschwemmungen,<br />

Erdrutsche <strong>und</strong> Schlammlawinen.<br />

Eine kritische Zeit ist der Winter,<br />

der in hohen Lagen lange dauert;<br />

auch kann es auf der Höhe der<br />

Passübergänge das ganze Jahr zu<br />

„Wintereinbrüchen“ kommen. Die<br />

Situation in den Alpentälern mit<br />

sehr unterschiedlichen Schneefällen<br />

<strong>und</strong> Schneehöhen, Schneeverfrachtungen<br />

durch Wind oder Tauwetter<br />

muss aufmerksam beobachtet<br />

werden. Auch Föhnwinde mit<br />

Sturmstärke können sehr plötzlich<br />

einsetzen; sie sind eine Gefahr für<br />

den sicheren Betrieb von Seilbahnen<br />

oder für die Schiffe <strong>und</strong> Wassersportler<br />

auf den Alpenrandseen.<br />

Umso wichtiger ist der wachsame<br />

Umgang mit kritischen Wetterentwicklungen.<br />

MeteoSchweiz arbeitet<br />

im 24-St<strong>und</strong>en-Betrieb, im engen<br />

Kontakt mit den Behörden, welche<br />

entsprechende Maßnahmen ergreifen,<br />

so etwa mit der Landeshydrologie,<br />

dem Amt für Umwelt <strong>und</strong><br />

dem Institut für Schnee- <strong>und</strong> Lawinenforschung.<br />

Nach dem Wintersturm „Lothar“,<br />

der Ende 1999 großflächige Verwüstungen<br />

anrichtete, wurde das<br />

Konzept für die Alarmierung der<br />

zuständigen Stellen gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

überarbeitet <strong>und</strong> optimiert. Heute<br />

verbreitet MeteoSchweiz Wetterwarnungen<br />

flächendeckend <strong>und</strong><br />

r<strong>und</strong> um die Uhr über geschützte<br />

elektronische Kanäle an die Einsatzbehörden.<br />

Natürlich will auch die breite Öffentlichkeit<br />

informiert sein. Das geschieht<br />

über die Medien; zudem ist<br />

auf unserer Website jederzeit eine<br />

aktuelle Landkarte aufgeschaltet,<br />

die mögliche Wettergefahren mit<br />

einem Farbcode detailliert aufzeigt<br />

<strong>und</strong> Verhaltensempfehlungen abgibt.<br />

Dank neusten Entwicklungen in<br />

der Radartechnologie hat das Nowcasting<br />

in den letzten Jahren große<br />

Fortschritte erzielt. So kann das<br />

System TRT (Th<strong>und</strong>erstorm Radar<br />

Tracking) aufgr<strong>und</strong> von Radardaten<br />

konvektive Zellen automatisch<br />

aufspüren <strong>und</strong> ihre Zugbahn<br />

extrapolieren. Auf dieser Basis beruht<br />

das Produkt für Gewitterwarnungen,<br />

Gewitterflash genannt, der<br />

seit dem Sommer 2005 in der ganzen<br />

Schweiz operationell verwendet<br />

wird.<br />

Radar im schwierigen Gelände<br />

MeteoSchweiz betreibt drei Dopplerradargeräte,<br />

welche zuverlässige<br />

Aussagen über das Niederschlagsgeschehen<br />

erlauben. Das gebirgige<br />

Gelände verlangt nach besonderen<br />

Strategien, um nicht-meteorologische<br />

Echos wie zum Beispiel Reflexionen<br />

von Bergen zu vermeiden.<br />

Schon 1993 wurde ein Algorithmus<br />

implementiert, der 93 % der Störsignale<br />

eliminierte, ein Prozentsatz,<br />

der mit weiteren Verbesserungen<br />

<strong>und</strong> Filtern heute annähernd 100 %<br />

beträgt. Die schweizerischen Radargeräte<br />

wenden ein Verfahren<br />

mit 20 Elevationen in fünf Minuten<br />

an: Durch diese Abtaststrategie<br />

kommen trotz der räumlichen Hindernisse<br />

aussagekräftigen Informationen<br />

zustande. Zurzeit arbeiten<br />

die Entwickler an einer Methode,<br />

welche die Erzeugung eines Ensembles<br />

(Schwarm) von Radarbildern<br />

ermöglicht. Das Ensemble ist<br />

eine elegante Lösung, um die komplexe<br />

Fehlerstruktur in der Messung<br />

einfach verständlich zu kommunizieren.<br />

Es soll beim Risk-Management,<br />

insbesondere bei hydrologischen<br />

Fragen, zur Anwendung<br />

kommen. Weitere Entwicklungen<br />

haben die Kürzestfristvorhersagen<br />

Abb. 5: Das Radargerät auf dem Monte<br />

Lema erfasst die Alpensüdseite<br />

bis weit nach Norditalien.<br />

von Starkniederschlägen <strong>und</strong> Gewitterzellen<br />

im Blick. Unter anderem<br />

werden diese im Programm<br />

MAP D-PHASE (siehe weiter unten)<br />

getestet.<br />

Modellvorhersage für das Alpengebiet<br />

Das Prognostikerteam der Meteo-<br />

Schweiz verwendet für die mittelfristige<br />

Vorhersage die Produkte<br />

des EZMW in Reading, das GFS<br />

(USA) <strong>und</strong> das GME (DWD).<br />

Die Kurzfristwetterprognosen (1<strong>–</strong>3<br />

Tage) basieren hauptsächlich auf<br />

dem Modell aLMo (Alpine Model)<br />

sowie auf den Ensemble-Vorhersagen<br />

LEPS <strong>und</strong> PEPS. aLMo ist die<br />

schweizerische Variante des Lokal-<br />

Modells, das unter Führung des<br />

DWD <strong>und</strong> im Rahmen der internationalen<br />

Zusammenarbeit COSMO<br />

(Consortium for Small-Scale Modelling)<br />

entwickelt wurde. COSMO<br />

ist eine Partnerschaft der Wetterdienste<br />

von Deutschland, Griechenland,<br />

Italien, Polen <strong>und</strong> der Schweiz.<br />

Das Modellgebiet von aLMo umfasst<br />

ganz West- <strong>und</strong> Mitteleuropa<br />

mit einer horizontalen Maschenweite<br />

von 7 km <strong>und</strong> 45 Höhenschichten.<br />

Es wird zweimal täglich<br />

auf einem Hochleistungscomputer<br />

des Schweizer Zentrums für wissenschaftliches<br />

Rechnen (CSCS)<br />

der ETH Zürich gerechnet <strong>und</strong> assimiliert<br />

Daten kontinuierlich mit<br />

einem Nudging-Relaxationsverfahren.<br />

Zahlreiche Produkte werden<br />

auch von K<strong>und</strong>en der Meteo-<br />

Schweiz genutzt, so etwa von der

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