Atmosphäre und Gebirge – - DMG
Atmosphäre und Gebirge – - DMG
Atmosphäre und Gebirge – - DMG
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
70<br />
Druckgradient viel größer als der horizontale ist. Wird<br />
<strong>–</strong> wie im GME <strong>–</strong> ein hybrides Koordinatensystem<br />
(BURRIDGE 1981) verwendet, bei dem ein geländefolgendes<br />
σ-System in Bodennähe mit einem quasi-horizontalen<br />
p-System darüber kombiniert (Abb. 10-2)<br />
wird, so kann der Fehler bei der Berechnung des<br />
Druckgradientterms in der oberen <strong>Atmosphäre</strong> deutlich<br />
reduziert werden.<br />
Die SLEVE-Koordinate (SCHÄR et al. 2002) stellt einen<br />
alternativen Ansatz zur Reduktion dieses Fehlers<br />
dar. Bei diesem geländefolgenden Koordinatensystem<br />
ist die Transformation durch einen skalenabhängigen,<br />
exponentiellen vertikalen Abfall der Geländestrukturen<br />
charakterisiert. Das Orographiefeld des Modells<br />
wird dazu in zwei Komponenten zerlegt, die die größer-<br />
<strong>und</strong> kleinerskaligen Variationen der Höhenwerte<br />
beschreiben. Der Einfluss der kleinerskaligen Komponente<br />
auf die Höhenlage der Koordinatenflächen soll<br />
möglichst rasch abfallen, so dass höher gelegene Modellschichten<br />
nur die großskalige Orographie widerspiegeln.<br />
Testrechnungen mit dem LM (LEUENBER-<br />
GER 2002) belegen, dass mit der SLEVE-Koordinate<br />
kleinskaliger numerischer Lärm im Alpenbereich<br />
deutlich verringert werden kann.<br />
3 Orographiedatensätze <strong>und</strong> Flächenmittelwerte<br />
der Orographie<br />
Zur Bestimmung der Modellorographie als unterem<br />
Rand des atmosphärischen Modells müssen hochaufgelöste<br />
Datensätze der orographischen Höhenverteilung<br />
aufbereitet <strong>und</strong> auf die Modellgitterelemente projiziert<br />
werden. Derartige Rohdatensätze stehen sowohl<br />
für globale als auch regionale Gebiete in verschiedenen<br />
Auflösungen zur Verfügung. Extrem hochauflösende<br />
Datensätze mit globaler Überdeckung existie-<br />
Druck in hPa<br />
D. Majewski, B. Ritter: Gebirgseinflüsse in Wettervorhersagemodellen<br />
Abb. 10-2: Das hybride Vertikalkoordinatensystem des GME<br />
mit 40 Schichten vom Erdboden bis zur Obergrenze<br />
der <strong>Atmosphäre</strong>.<br />
promet, Jahrg. 32, Nr. 1/2, 2006<br />
ren zwar (z. B. der sogenannte DTED-1 Datensatz der<br />
Defense Mapping Agency der USA mit einer Auflösung<br />
von 90 m), stehen der Allgemeinheit aber nicht<br />
zur Verfügung. Im DWD wird daher der GLOBE-Datensatz<br />
(GLOBE task team 1999), der in einem regulären<br />
geographischen Gitter eine nominelle Auflösung<br />
von 1 km aufweist, zur Bestimmung der Modellorographie<br />
verwendet. Die mittlere Höhe der Modellgitterpunkte<br />
wird durch einfache arithmetische Mittelung<br />
aller Rohdatenpunkte, die innerhalb des jeweiligen<br />
Gitterelements liegen, bestimmt. Zusätzlich zu den<br />
Mittelwerten werden subskalige Eigenschaften (u. a.<br />
mittlere Standardabweichung der Höhen innerhalb<br />
der Gitterelemente) als Eingangsgrößen für verschiedene<br />
Parameterisierungsverfahren gespeichert, die die<br />
Wirkung der nicht explizit erfassbaren orographischen<br />
Strukturen auf die <strong>Atmosphäre</strong> beschreiben.<br />
4 Orographische Rauigkeitslänge <strong>und</strong><br />
Oberflächenreibung<br />
In den Grenzschichtparameterisierungen von GME<br />
<strong>und</strong> LM wird der Einfluss der subskaligen Orographie<br />
auf die Oberflächenreibung durch eine orographische<br />
Rauigkeitslänge z 0, oro berücksichtigt. Sie berechnet<br />
sich aus der Varianz der subskaligen Orographie <strong>und</strong><br />
erreicht in den Alpen beim GME fast 10 m<br />
(Abb. 10-3). Rauigkeitslängen dieser Größenordnung<br />
führen in der Turbulenzparameterisierung zu einer<br />
deutlichen Abbremsung der Strömung in Bodennähe.<br />
Beträgt bei neutraler Temperaturschichtung beispielsweise<br />
die Windgeschwindigkeit in 60 m über Gr<strong>und</strong><br />
20 m/s, so wird sie im Niveau 10 m für z 0, oro =0,05m<br />
auf 14,9 m/s, für z 0, oro = 0,5 m auf 12,5 m/s <strong>und</strong> für<br />
z 0, oro = 5 m sogar auf 5,6 m/s abgebremst. Durch die<br />
Oberflächenreibung in der atmosphärischen Grenzschicht<br />
kann es also in stark gegliedertem Gelände zu<br />
einer drastischen Reduktion der bodennahen Windgeschwindigkeit<br />
im NWV-Modell kommen.<br />
Vergleicht man den vom Modell vorhergesagten Wind<br />
in 10 m über Gr<strong>und</strong> mit Messungen von nahe gelegenen<br />
Bergstationen, so stellt man häufig fest, dass das<br />
Modell die beobachtete Windgeschwindigkeit deutlich<br />
unterschätzt. Bei der Interpretation dieser Ergebnisse<br />
ist aber zu beachten, dass die Modellvorhersage als<br />
Abb. 10-3: Orographische Rauigkeitslänge (Einheit: m) für das<br />
GME im Bereich der Alpen.<br />
Rauigkeitslänge in m