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Atmosphäre und Gebirge – - DMG

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promet, Jahrg. 32, Nr. 1/2, 2006 D. Majewski, B. Ritter: Gebirgseinflüsse in Wettervorhersagemodellen<br />

69<br />

Abb. 10-1: Subskalige orographische Effekte in NWV-Modellen:<br />

Blockierung der Strömung <strong>und</strong> vertikaler Impulstransport<br />

durch Wellen (Form- <strong>und</strong> Wellenwiderstand).<br />

aufgelöster Daten über die Gitterelemente des Modells<br />

bestimmt werden. Aus numerischen Gründen<br />

werden die Flächenmittelwerte der Orographie häufig<br />

noch einer räumlichen Filterung unterzogen, um sehr<br />

kleinräumige Strukturen, deren Wellenlänge nur der<br />

zwei- bis dreifachen Gitterweite des NWV-Modells<br />

entspricht, zu entfernen. Die gefilterten Flächenmittelwerte<br />

der Orographie sind der wichtigste orographische<br />

Eingangsparameter für ein NWV-Modell. Je nach<br />

Auflösung (Maschenweite) stellt die Modellorographie<br />

aber nur eine sehr grobe Beschreibung der wirklichen<br />

Berge <strong>und</strong> Täler dar, so dass lokal große Höhendifferenzen<br />

zwischen realer <strong>und</strong> flächengemittelter<br />

Orographie bestehen können. Diese Differenzen müssen<br />

bei der Interpretation der Modellvorhersagen<br />

durch den Synoptiker oder bei statistischen Anschlussverfahren<br />

natürlich berücksichtigt werden.<br />

Die Parameterisierung der durch die subskalige (d. h.<br />

vom NWV-Modell nicht explizit „skalig“ erfassten)<br />

Orographie bedingten turbulenten Oberflächenreibung<br />

in der atmosphärischen Grenzschicht erfordert<br />

die Bestimmung einer orographischen Rauigkeitslänge.<br />

Sie wird in GME <strong>und</strong> LM aus der Varianz der subskaligen<br />

Orographie berechnet.<br />

Wenn die Auflösung des NWV-Modells ausreichend<br />

hoch ist, so dass der durch die Orographie erzeugte<br />

Form- <strong>und</strong> Wellenwiderstand explizit erfasst wird, kann<br />

<strong>–</strong> wie im LM <strong>–</strong> auf eine Parameterisierung dieser Prozesse<br />

verzichtet werden. Reicht dagegen die Modellauflösung<br />

<strong>–</strong> wie im GME <strong>–</strong> nicht aus, so werden Form- <strong>und</strong><br />

Wellenwiderstand mittels einer SSO-Parameterisierung<br />

(subgrid scale orography) berücksichtigt. Im<br />

GME basiert die SSO-Parameterisierung auf LOTT<br />

<strong>und</strong> MILLER (1997). Internationale Feldexperimente<br />

wie PYREX (Pyrenean Experiment; BOUGEAULT et<br />

al. 1990) <strong>und</strong> MAP (Mesoscale Alpine Programme;<br />

BOUGEAULT et al. 2001) trugen in den letzten Jahren<br />

sehr wesentlich zur Weiterentwicklung der SSO-Parameterisierungen<br />

in NWV- <strong>und</strong> Klimamodellen bei.<br />

Im Rahmen von MAP lenkte besonders der Teil ‚wet<br />

MAP’ den Blick verstärkt auf den Einfluss, den die<br />

Orographie auf die detaillierte Niederschlagsverteilung<br />

im Gebirgsbereich hat (vgl. VOLKERT; Kapitel 8 in<br />

diesem Heft). Selbst bei sehr hoch auflösenden NWV-<br />

Modellen wie dem LM besteht hier einiges Verbesserungspotential,<br />

das noch nicht völlig ausgeschöpft ist.<br />

2 Geländefolgendes Koordinatensystem<br />

Der Einfluss der Orographie als unterer Berandung<br />

der Modellatmosphäre lässt sich in den Gleichungen<br />

besonders einfach berücksichtigen, wenn die Orographie<br />

mit einer Koordinatenfläche des Modells zusammenfällt.<br />

Dazu wird die geometrische Höhe (z) in<br />

den Modellgleichungen durch eine neue, von den drei<br />

Ortkoordinaten (x, y, z) <strong>und</strong> der Zeit (t) abhängigen<br />

Vertikalkoordinate η(x, y, z, t) ersetzt. PHILLIPS<br />

(1957) schlug die so genannte σ-Koordinate vor.<br />

η = σ = p/p s<br />

(1)<br />

mit dem Druck p <strong>und</strong> dem (unreduzierten) Bodendruck<br />

p s.<br />

Am Oberrand des Modells (d. h. für p = 0) ist σ =0,<br />

<strong>und</strong> es gilt dort die Randbedingung für die Vertikalbewegung<br />

im σ-System dσ/dt = 0, weil die <strong>Atmosphäre</strong><br />

keine Masse mit dem Weltraum austauscht.Am Unterrand<br />

(für p = p s) ist σ = 1, <strong>und</strong> es gilt dort ebenfalls<br />

dσ/dt = 0, weil kein Transport von trockener Luft über<br />

die Grenzfläche Boden - <strong>Atmosphäre</strong> stattfindet. Der<br />

Vorteil eines solchen geländefolgenden Koordinatensystems<br />

liegt also in der einfachen Berücksichtigung<br />

der Orographie als unterer Berandung des Modellgebietes,<br />

die über die mathematische Randbedingung für<br />

die Vertikalbewegung erfolgt.<br />

Allerdings haben solche geländefolgenden Koordinatensysteme<br />

einen Nachteil: Der Druckgradientterm<br />

besteht im Unterschied zum z-System aus zwei Anteilen,<br />

die im Gebirgsbereich groß sind <strong>und</strong> entgegengesetzte<br />

Vorzeichen haben.<br />

1<br />

ρ<br />

∇<br />

z<br />

∇<br />

p RT ln p<br />

= + σ v σ<br />

φ<br />

(2)<br />

mit der Dichte ρ, den Gradientoperatoren (∇ z, ∇ σ) auf<br />

z- bzw. σ-Flächen, dem Geopotential φ, der Gaskonstante<br />

R <strong>und</strong> der virtuellen Temperatur T v.<br />

Wenn ∇ σ ln p s ≠ 0 ist, so wird ein Anteil des vertikalen<br />

Druckgradienten auf jeden der beiden Terme auf der<br />

rechten Seite von Gl. 2 abgebildet. Dieser vertikale<br />

Anteil kompensiert sich wegen unvermeidbarer Diskretisierungsfehler<br />

nicht exakt zwischen beiden Termen.<br />

Deshalb kann das fehlerhafte Residuum in der<br />

Größenordnung des wahren horizontalen Druckgradienten<br />

liegen, weil in der <strong>Atmosphäre</strong> der vertikale<br />

∇<br />

s

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