Atmosphäre und Gebirge – - DMG
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68<br />
10<br />
1 Einleitung<br />
D. MAJEWSKI, B. RITTER<br />
Die <strong>Atmosphäre</strong> erhält ihre kinetische Energie durch<br />
die Freisetzung verfügbarer potentieller Energie <strong>und</strong><br />
verliert sie hauptsächlich durch den Reibungs- oder<br />
Oberflächenwiderstand. Die Energiedissipation wird<br />
durch einen Druckgradienten an der Erdoberfläche<br />
bewirkt, der dann entsteht, wenn der Druck auf gleicher<br />
Höhe im Luv <strong>und</strong> Lee eines Berges oder Hügels<br />
verschieden ist. Dieser Druck- oder Formwiderstand<br />
kann durch drei niedertroposphärische Prozesse<br />
(LOTT 1995) erzeugt werden: Erstens durch das Auftreten<br />
eines starken Fallwindes (z. B. Föhn, Bora) im<br />
Lee des <strong>Gebirge</strong>s; zweitens durch eine luvseitige Blockierung<br />
von bodennaher Kaltluft; drittens durch die<br />
Erzeugung von Nachlaufwirbeln. Alle drei Prozesse<br />
führen dazu, dass im Luv des Berges höherer Druck<br />
herrscht als im Lee.<br />
Werden zum anderen durch die Berge Schwerewellen<br />
in der <strong>Atmosphäre</strong> angeregt, die sich vertikal ausbreiten,<br />
so bewirken diese Wellen einen sehr effizienten<br />
vertikalen Impulstransport. Dieser Prozess wird Wellenwiderstand<br />
genannt. Im Unterschied zur Oberflächenreibung<br />
in der atmosphärischen Grenzschicht, bei<br />
der die Impulsflussdivergenz (<strong>und</strong> damit die Abbremsung<br />
der Strömung) üblicherweise auf die untersten<br />
1000 m über Gr<strong>und</strong> beschränkt ist, kann beim Wellenwiderstand<br />
die Impulsflussdivergenz in 10 bis 15 km<br />
über Gr<strong>und</strong> ihren Extremwert erreichen. Der Wellen-<br />
promet, Jahrg. 32, Nr. 1/2, 68-74 (März 2006)<br />
© Deutscher Wetterdienst 2006<br />
Gebirgseinflüsse in operationellen numerischen<br />
Wettervorhersagemodellen<br />
On the influence of orography in operational numerical weather<br />
prediction models<br />
Zusammenfassung<br />
<strong>Gebirge</strong> beeinflussen die <strong>Atmosphäre</strong> auf allen Zeit- <strong>und</strong> Raumskalen: Die großskaligen stationären Störungen<br />
(Wellen) der Westwindzone der mittleren Breiten wie auch die räumlichen Details der mittleren<br />
Niederschlagsverteilung im Schwarzwald sind wesentlich durch den orographischen Antrieb erklärbar. Numerische<br />
Wettervorhersagemodelle müssen deshalb die Wirkung der Orographie auf die Strömung (Form<strong>und</strong><br />
Wellenwiderstand, Oberflächenreibung) beinhalten. Dabei wird zwischen dem explizit auflösbaren Einfluss,<br />
der der raum-zeitlichen Skala des betreffenden Modells entspricht, <strong>und</strong> den subskaligen Prozessen, die<br />
parameterisiert werden müssen, unterschieden.<br />
Abstract<br />
Mountain ranges influence the atmosphere on all temporal and spatial scales. Large-scale stationary disturbances<br />
(waves) within the mid-latitude westerlies are determined to a large degree by orographic forcing<br />
just like the regional details of the mean precipitation distribution aro<strong>und</strong> a low mountain chain like the<br />
Black Forest. Numerical weather prediction models must therefore contain the orographic influence on the<br />
atmospheric flow (like form drag, wave drag and surface friction). In this context we have to distinguish between<br />
influences that can be explicitly resolved, i.e. which fit to the spatio-temporal scale of the model in<br />
question, and subscale processes, which need to be parameterized.<br />
widerstand ist deshalb in der Lage, die Winde im Bereich<br />
der Strahlströme (jet streams) wirksam abzubremsen.<br />
Am Boden manifestiert sich auch der Wellenwiderstand<br />
durch einen höheren Luftdruck auf der<br />
Luvseite des Hindernisses.<br />
Der Druckunterschied zwischen Luv <strong>und</strong> Lee eines<br />
Berges bewirkt eine Beschleunigung des Berges (<strong>und</strong><br />
damit natürlich der ganzen Erde) in die Richtung des<br />
niedrigeren Druckes, <strong>und</strong> der dazu notwendige Impuls<br />
wird der <strong>Atmosphäre</strong> im Niveau der maximalen Impulsflussdivergenz<br />
entnommen (vgl. EGGER <strong>und</strong><br />
HOINKA; Kapitel 7 in diesem Heft).<br />
Numerische Wettervorhersagemodelle (NWV-Modelle)<br />
müssen die Wirkung der Orographie (Abb. 10-1)<br />
auf allen räumlichen Skalen, seien sie vom Modell explizit<br />
erfasst oder seien sie subskalig, beinhalten. Dabei<br />
stellt die Orographie zunächst einmal nur die untere<br />
Berandung des Modellgebietes dar. Hier gilt die physikalische<br />
Randbedingung, dass kein Transport von trockener<br />
Luft über die Grenzfläche Boden - <strong>Atmosphäre</strong><br />
stattfinden soll. In den meisten NWV-Modellen, so<br />
auch im Globalmodell GME (MAJEWSKI et al. 2002)<br />
<strong>und</strong> Lokalmodell LM (DOMS <strong>und</strong> SCHÄTTLER<br />
2003) des DWD, werden die Modellgleichungen in ein<br />
geländefolgendes Koordinatensystem transformiert.<br />
Wie alle Eingangsgrößen eines NWV-Modells muss<br />
auch die Orographie als räumlicher Mittelwert hoch-