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Atmosphäre und Gebirge – - DMG

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promet, Jahrg. 32, Nr. 1/2, 43-47 (März 2006)<br />

© Deutscher Wetterdienst 2006<br />

6<br />

1 Einleitung<br />

Wer sich den großen Hochplateaus der Erde, dem<br />

tibetischen Hochland oder dem Altiplano der Anden,<br />

durch die zuführenden Täler nähert, wird fast immer<br />

durch die Intensität der Talwinde beeindruckt sein, die<br />

sich untertags entwickeln <strong>und</strong> zu den Hochebenen gerichtet<br />

sind. Nachts ist der gegenläufige Talauswind nur<br />

schwach ausgeprägt. Eine naheliegende Erklärung für<br />

dieses Phänomen ergibt sich aus der Einsicht (z. B.<br />

FLOHN 1953), dass diese Hochebenen den Tag über<br />

als hochgelegene Wärmequellen fungieren. Folglich<br />

sollten sie dann relativ niedrigen Bodendruck haben,<br />

der solches Einströmen begünstigt. FLOHN (1968) hat<br />

Radiosondendaten <strong>und</strong> Talwindbeobachtungen herangezogen,<br />

um diese Idee zu quantifizieren (Abb. 6-1). In<br />

seiner schematischen Darstellung in Abb. 6-1 geben<br />

die Pfeile die Differenz der Windrichtung zwischen<br />

6:00 h <strong>und</strong> 18:00 h Ortszeit an. Demnach müsste am<br />

Morgen Einströmen zum Plateau herrschen, wobei<br />

Druck in hPa<br />

J. EGGER<br />

Thermische Zirkulation von Hochplateaus: Messung<br />

<strong>und</strong> Modellierung<br />

Thermal circulation of grand plateaus: Observations and modelling<br />

Zusammenfassung<br />

An den großen Hochplateaus der Erde bildet sich nahezu täglich eine thermische Zirkulation. Der Zustrom<br />

während des Tages erfolgt vor allem durch die Pässe, die das Hochland mit dem umgehenden Tiefland verbinden.<br />

Beobachtungen dieser Zirkulation werden beschrieben ebenso wie die Ergebnisse entsprechender numerischer<br />

Rechnungen.<br />

Abstract<br />

At the grand mountain plateaus of the earth thermal circulation patterns form almost daily. The inflow during<br />

the day occurs through passes which link the plateau with the surro<strong>und</strong>ing low-lands. In this contribution observations<br />

of such circulations are described as well as accompanying calculations.<br />

Abb. 6-1: Anhand von Beobachtungen geschätzte thermische<br />

Zirkulation des Hochlands von Tibet. Die Pfeile sind<br />

als Differenz der Strömung zwischen 06:00 h <strong>und</strong><br />

18:00 h in cm/s zu verstehen. Die strichlierten Pfeile<br />

deuten Strömungen durch Pässe an (nach FLOHN<br />

1968).<br />

Flohn auch auf die Rolle der Pässe hingewiesen hat.<br />

Der Zustrom von außen erfolgt auch unterhalb des<br />

Plateaus über die „Hänge“. Der Rückstrom findet sich<br />

in der Höhe. Gegen Abend dreht die Strömungsrichtung<br />

um. Flohn war sich bewusst, dass Radiosondendaten<br />

für diese Aufgabe nur bedingt geeignet sind, wie<br />

denn auch das Resultat in Abb. 6-1 der Erfahrung nicht<br />

so recht entspricht. Man würde ja eher Ausströmen am<br />

Morgen <strong>und</strong> Einströmen gegen Abend erwarten. Dennoch<br />

hat Flohn hier als erster die Zirkulation von Tibet<br />

anhand von Daten abgeschätzt.<br />

Erstaunlicherweise hat sich an der Datenlage seit<br />

Flohn’s Tagen bis in die 1990er Jahre nur wenig geändert.<br />

Die seitdem vorliegenden Analysen <strong>und</strong> Reanalysen<br />

bringen bezüglich dieser Thematik nur bedingt einen<br />

Fortschritt, da ihnen keine Messungen vor Ort zugr<strong>und</strong>e<br />

liegen <strong>und</strong> ihre räumliche Auflösung für die Erfassung<br />

von Tal- <strong>und</strong> Passwinden nicht ausreicht. Felder,<br />

wie sie MURAKAMI (1981) für Tibet produziert<br />

hat, geben sicherlich Aufschluß über die großräumige<br />

Umströmung von Tibet, aber kaum über deren Tagesgang.<br />

Andererseits liegen jetzt immerhin relativ detaillierte<br />

Messungen für das Tal des Kali Gandaki vor, eines<br />

Flusses, der auf der Südseite des Hochlands von Tibet<br />

entspringt, südwärts strömend die Himalayakette<br />

durchbricht <strong>und</strong> schließlich das Tiefland von Nepal erreicht<br />

(EGGER et al. 2002). Dieses Tal zeichnet sich<br />

durch besonders starke Taleinwinde aus. Ferner wurde<br />

2003 eine Messkampagne im bolivianischen Altiplano<br />

unternommen, bei der der Tagesgang der Winde an<br />

sechs Pässen <strong>und</strong> in einem Tal untersucht wurde<br />

(EGGER et al. 2005). Die Ergebnisse dieser Unternehmungen<br />

werden im folgenden dargestellt <strong>und</strong> mit den<br />

Resultaten von Modellrechnungen verglichen, die parallel<br />

zu den Messungen durchgeführt wurden<br />

(ZÄNGL et al. 2001; ZÄNGL <strong>und</strong> EGGER 2005).<br />

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