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Atmosphäre und Gebirge – - DMG

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C. Kottmeier, F. Fiedler: Vertikaler Austausch über Mittelgebirgen<br />

Abb. 4-1: Vertikalgeschwindigkeiten auf den Flugabschnitten<br />

I bis IV (dick ausgezogen) in einer Höhe von 950 m<br />

am Nachmittag des 17. Juni 2001.<br />

tuationen mit großer Belastung der <strong>Atmosphäre</strong> mit<br />

Spurenstoffen auf, die ihre Ursache in den Emissionen<br />

der Millionenstadt Marseille <strong>und</strong> ihrer industrialisierten<br />

Umgebung haben. Die turbulente Diffusion <strong>und</strong><br />

der Transport erfolgen in dieser Region unter dem<br />

Einfluss verschiedener komplexer Windsysteme: der<br />

regionalen Strömungskanalisierung im Rhônetal (Mistral)<br />

(CORSMEIER et al. 2005), dem tagesperiodischen<br />

Land-Seewindsystem <strong>und</strong> einem überlagerten<br />

Gebirgswindsystem über den französischen Seealpen.<br />

Das IMK (Bereich Troposphäre) beteiligte sich unter<br />

anderem mit dem Forschungsflugzeug DO-128, zwei<br />

Radiosondenstationen <strong>und</strong> verschiedenen Bodenmessstationen<br />

an ESCOMPTE. Insgesamt kamen sieben<br />

Flugzeuge, 23 Bodenstationen, 20 Fernerk<strong>und</strong>ungssysteme<br />

<strong>und</strong> zwei Schiffe zum Einsatz.<br />

Ein Ziel war es, den Vertikalaustausch von Spurenstoffen<br />

durch Konvektion in der Region zu untersuchen.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der hohen Sonneneinstrahlung <strong>und</strong> der relativ<br />

trockenen Erdoberfläche entwickelt sich an Sommertagen<br />

über den voralpinen Mittelgebirgen des<br />

ESCOMPTE-Gebietes regelmäßig intensive Konvektion.<br />

Die Messungen am 17. Juni 2001 dokumentieren<br />

eine solche Situation bei nordwestlichem Wind <strong>und</strong><br />

Grenzschichthöhen von 2000 m. In diesem Fall traten<br />

keine hohen Spurenstoffkonzentrationen auf, da die<br />

emittierten Spurenstoffe über das Mittelmeer verfrachtet<br />

wurden. Die Messungen eignen sich aber sehr<br />

gut für Untersuchungen der Turbulenzstruktur <strong>und</strong> der<br />

Grenzschichtentwicklung (HASEL et al. 2005). Bei einem<br />

Messflug über dem Randbereich der Alpen am<br />

Nachmittag wurden in Höhen von etwa 950 m, 1700 m<br />

<strong>und</strong> 3000 m identische Flugmuster geflogen. Dabei traten<br />

sehr intensive Auf- <strong>und</strong> Abwinde mit bis zu 8 m/s<br />

über den Gebirgszügen des Mt. St. Victoire (1011 m)<br />

<strong>und</strong> Luberon (1125 m) sowie dem Durancetal auf<br />

(Abb. 4-1). Die Aufwinde waren mit deutlich erhöhten<br />

NO 2-Werten verb<strong>und</strong>en, da sie die bodennah emittier-<br />

Höhe in m über Grimd<br />

Juni Juli<br />

Zeit<br />

promet, Jahrg. 32, Nr. 1/2, 2006<br />

Abb. 4-2: Grenzschichthöhen über dem Rhônedelta (St. Remy,<br />

Aix-les Milles) <strong>und</strong> dem Bergland (Vinon) während<br />

der Intensivmessphasen (grau hinterlegt) des<br />

ESCOMPTE-Experiments. Die Festlegung erfolgt<br />

anhand von Temperatur- <strong>und</strong> Feuchteprofilen aus Radiosondenaufstiegen<br />

an den Stationen.<br />

ten Stoffe aufwärts transportierten (HASEL et al.<br />

2005). Dagegen waren die ebenfalls sehr heftigen Abwinde<br />

trockener als die Umgebungsluft, was auf die<br />

Einmischung trockener Luft aus Höhen oberhalb von<br />

2 bis 3 km zu erklären ist.<br />

Eine Photosmogsituation war während ESCOMPTE<br />

zwischen dem 24. <strong>und</strong> 27. Juni 2001 gegeben.Am 25. Juni<br />

2001 setzte in den Vormittagsst<strong>und</strong>en an der Küste<br />

der Seewind ein, der die von Marseille <strong>und</strong> seinen umgebenden<br />

Industriegebieten emittierten Stoffe landeinwärts<br />

transportierte. Gleichzeitig erfolgte bei zunehmender<br />

Sonneneinstrahlung photochemische Ozonbildung,<br />

durch die die Stickoxidkonzentration in der belasteten<br />

Luftmasse reduziert wurde. Während an diesem<br />

Tag an den Küstenstationen maximale Konzentrationen<br />

von knapp 140 µg/m 3 gemessen wurden, traten<br />

50 km landeinwärts über den Mittelgebirgen am Alpenrand<br />

fast 300 µg/m 3 auf. Die aus Radiosondendaten abgeleiteten<br />

Durchmischungstiefen (Abb. 4-2) differieren<br />

um bis zu +1000 m zwischen den Randbergen der Alpen<br />

(Vinon) <strong>und</strong> dem Rhônetal (St. Remy <strong>und</strong> Aix-les<br />

Milles). Die Unterschiede sind im Wesentlichen auf die<br />

stärkere Erwärmung <strong>und</strong> die verstärkte Konvektion im<br />

Bergland zurückzuführen. Die größere Durchmischungstiefe<br />

bewirkt einen Verdünnungseffekt für die<br />

advehierten <strong>und</strong> lokal emittierten Schadstoffe.<br />

Am 25.6.2001 wurden mit mehreren Messflugzeugen<br />

zu verschiedenen Zeiten auf jeweils ähnlichen Flugmustern<br />

die räumlichen Verteilungen der Spurenstoffe<br />

<strong>und</strong> meteorologischen Größen erfasst. Der Flug der<br />

DO-128 in einer Höhe von 800 m bis 900 m zeigt, dass<br />

die bodennah gemessenen Ozonwerte den Werten in<br />

der Grenzschicht in erster Näherung entsprechen<br />

(Abb. 4-3; KALTHOFF et al. 2005a). Dies dokumentiert<br />

ebenfalls die Vermischungsvorgänge, die durch<br />

konvektive Wirbel erfolgen <strong>und</strong> tagsüber effizient die<br />

gesamte Grenzschicht beeinflussen. Hierbei erreicht in

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