Atmosphäre und Gebirge – - DMG
Atmosphäre und Gebirge – - DMG
Atmosphäre und Gebirge – - DMG
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
28<br />
C. Kottmeier, F. Fiedler: Vertikaler Austausch über Mittelgebirgen<br />
Abb. 4-1: Vertikalgeschwindigkeiten auf den Flugabschnitten<br />
I bis IV (dick ausgezogen) in einer Höhe von 950 m<br />
am Nachmittag des 17. Juni 2001.<br />
tuationen mit großer Belastung der <strong>Atmosphäre</strong> mit<br />
Spurenstoffen auf, die ihre Ursache in den Emissionen<br />
der Millionenstadt Marseille <strong>und</strong> ihrer industrialisierten<br />
Umgebung haben. Die turbulente Diffusion <strong>und</strong><br />
der Transport erfolgen in dieser Region unter dem<br />
Einfluss verschiedener komplexer Windsysteme: der<br />
regionalen Strömungskanalisierung im Rhônetal (Mistral)<br />
(CORSMEIER et al. 2005), dem tagesperiodischen<br />
Land-Seewindsystem <strong>und</strong> einem überlagerten<br />
Gebirgswindsystem über den französischen Seealpen.<br />
Das IMK (Bereich Troposphäre) beteiligte sich unter<br />
anderem mit dem Forschungsflugzeug DO-128, zwei<br />
Radiosondenstationen <strong>und</strong> verschiedenen Bodenmessstationen<br />
an ESCOMPTE. Insgesamt kamen sieben<br />
Flugzeuge, 23 Bodenstationen, 20 Fernerk<strong>und</strong>ungssysteme<br />
<strong>und</strong> zwei Schiffe zum Einsatz.<br />
Ein Ziel war es, den Vertikalaustausch von Spurenstoffen<br />
durch Konvektion in der Region zu untersuchen.<br />
Aufgr<strong>und</strong> der hohen Sonneneinstrahlung <strong>und</strong> der relativ<br />
trockenen Erdoberfläche entwickelt sich an Sommertagen<br />
über den voralpinen Mittelgebirgen des<br />
ESCOMPTE-Gebietes regelmäßig intensive Konvektion.<br />
Die Messungen am 17. Juni 2001 dokumentieren<br />
eine solche Situation bei nordwestlichem Wind <strong>und</strong><br />
Grenzschichthöhen von 2000 m. In diesem Fall traten<br />
keine hohen Spurenstoffkonzentrationen auf, da die<br />
emittierten Spurenstoffe über das Mittelmeer verfrachtet<br />
wurden. Die Messungen eignen sich aber sehr<br />
gut für Untersuchungen der Turbulenzstruktur <strong>und</strong> der<br />
Grenzschichtentwicklung (HASEL et al. 2005). Bei einem<br />
Messflug über dem Randbereich der Alpen am<br />
Nachmittag wurden in Höhen von etwa 950 m, 1700 m<br />
<strong>und</strong> 3000 m identische Flugmuster geflogen. Dabei traten<br />
sehr intensive Auf- <strong>und</strong> Abwinde mit bis zu 8 m/s<br />
über den Gebirgszügen des Mt. St. Victoire (1011 m)<br />
<strong>und</strong> Luberon (1125 m) sowie dem Durancetal auf<br />
(Abb. 4-1). Die Aufwinde waren mit deutlich erhöhten<br />
NO 2-Werten verb<strong>und</strong>en, da sie die bodennah emittier-<br />
Höhe in m über Grimd<br />
Juni Juli<br />
Zeit<br />
promet, Jahrg. 32, Nr. 1/2, 2006<br />
Abb. 4-2: Grenzschichthöhen über dem Rhônedelta (St. Remy,<br />
Aix-les Milles) <strong>und</strong> dem Bergland (Vinon) während<br />
der Intensivmessphasen (grau hinterlegt) des<br />
ESCOMPTE-Experiments. Die Festlegung erfolgt<br />
anhand von Temperatur- <strong>und</strong> Feuchteprofilen aus Radiosondenaufstiegen<br />
an den Stationen.<br />
ten Stoffe aufwärts transportierten (HASEL et al.<br />
2005). Dagegen waren die ebenfalls sehr heftigen Abwinde<br />
trockener als die Umgebungsluft, was auf die<br />
Einmischung trockener Luft aus Höhen oberhalb von<br />
2 bis 3 km zu erklären ist.<br />
Eine Photosmogsituation war während ESCOMPTE<br />
zwischen dem 24. <strong>und</strong> 27. Juni 2001 gegeben.Am 25. Juni<br />
2001 setzte in den Vormittagsst<strong>und</strong>en an der Küste<br />
der Seewind ein, der die von Marseille <strong>und</strong> seinen umgebenden<br />
Industriegebieten emittierten Stoffe landeinwärts<br />
transportierte. Gleichzeitig erfolgte bei zunehmender<br />
Sonneneinstrahlung photochemische Ozonbildung,<br />
durch die die Stickoxidkonzentration in der belasteten<br />
Luftmasse reduziert wurde. Während an diesem<br />
Tag an den Küstenstationen maximale Konzentrationen<br />
von knapp 140 µg/m 3 gemessen wurden, traten<br />
50 km landeinwärts über den Mittelgebirgen am Alpenrand<br />
fast 300 µg/m 3 auf. Die aus Radiosondendaten abgeleiteten<br />
Durchmischungstiefen (Abb. 4-2) differieren<br />
um bis zu +1000 m zwischen den Randbergen der Alpen<br />
(Vinon) <strong>und</strong> dem Rhônetal (St. Remy <strong>und</strong> Aix-les<br />
Milles). Die Unterschiede sind im Wesentlichen auf die<br />
stärkere Erwärmung <strong>und</strong> die verstärkte Konvektion im<br />
Bergland zurückzuführen. Die größere Durchmischungstiefe<br />
bewirkt einen Verdünnungseffekt für die<br />
advehierten <strong>und</strong> lokal emittierten Schadstoffe.<br />
Am 25.6.2001 wurden mit mehreren Messflugzeugen<br />
zu verschiedenen Zeiten auf jeweils ähnlichen Flugmustern<br />
die räumlichen Verteilungen der Spurenstoffe<br />
<strong>und</strong> meteorologischen Größen erfasst. Der Flug der<br />
DO-128 in einer Höhe von 800 m bis 900 m zeigt, dass<br />
die bodennah gemessenen Ozonwerte den Werten in<br />
der Grenzschicht in erster Näherung entsprechen<br />
(Abb. 4-3; KALTHOFF et al. 2005a). Dies dokumentiert<br />
ebenfalls die Vermischungsvorgänge, die durch<br />
konvektive Wirbel erfolgen <strong>und</strong> tagsüber effizient die<br />
gesamte Grenzschicht beeinflussen. Hierbei erreicht in