Atmosphäre und Gebirge – - DMG
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duzierte Auftriebskräfte verursacht. Dieser Austausch<br />
entwickelt sich auch ohne mittleren Gr<strong>und</strong>strom, steht<br />
dann aber in Rückkopplung mit auftriebsinduzierten<br />
Strömungseffekten, z. B. Hangwindsystemen (ADRI-<br />
AN <strong>und</strong> FIEDLER 1991; BARTHLOTT et al. 2005).<br />
Beide Typen sind mit unterschiedlichsten Phänomenen<br />
verb<strong>und</strong>en, die von der orografischen Beinflussung der<br />
Mikroturbulenz bis zur Ausbildung von Gebirgszirkulationen<br />
reichen. Solche Zirkulationen bewirken im<br />
Mittel über Gebiete von etwa 100 km 2 <strong>und</strong> mehr <strong>und</strong><br />
Zeiträume von mehreren St<strong>und</strong>en einen effektiven<br />
Vertikaltransport von Eigenschaften der bodennahen<br />
Luftmassen in die mittlere <strong>und</strong> obere Troposphäre <strong>und</strong><br />
umgekehrt. Der konvektive Vertikaltransport steht im<br />
folgenden im Vordergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> wird anhand der Ergebnisse<br />
der Feldexperimente ESCOMPTE im Jahr<br />
2001 <strong>und</strong> VERTIKATOR im Jahr 2002 eingehender<br />
behandelt.<br />
2 Dynamischer Austausch<br />
C. Kottmeier, F. Fiedler: Vertikaler Austausch über Mittelgebirgen<br />
Bergiges Gelände lässt sich strömungsdynamisch als<br />
eine Grenzfläche mit sehr großen Strömungshindernissen<br />
in unregelmäßiger Größe <strong>und</strong> Abfolge auffassen.<br />
Bereits bei ebenem Gelände bilden sich stromabwärts<br />
von Rauigkeitsänderungen interne Grenzschichten<br />
aus, die mit anwachsender Schichtdicke den an die<br />
neue Rauigkeit angepassten Bereich umfassen. Auch<br />
durch unterschiedlich warme Erdoberflächen entstehen<br />
in ähnlicher Weise interne Grenzschichten, in denen<br />
die Austauschintensität durch Auftriebsproduktion<br />
von Turbulenzenergie an der Erdoberfläche gekennzeichnet<br />
ist. Der mittlere turbulente Vertikaltransport<br />
übertrifft dabei im allgemeinen den Wert über einer<br />
ausgedehnten homogenen Fläche der gleichen<br />
mittleren Oberflächentemperatur oder Rauigkeit<br />
(MAI et al. 1996; VON SALZEN et al. 1996). Es wurden<br />
verschiedene Verfahren entwickelt, um für idealisierte<br />
oder reale Inhomogenitäten mittlere Flüsse zu<br />
berechnen (VON SALZEN et al. 1996; BALDAUF<br />
<strong>und</strong> FIEDLER 2003).<br />
Es ist schwierig abzuschätzen, wie groß der mittlere<br />
dynamische Austausch über einer bergigen Region ist.<br />
Das Konzept der internen Grenzschichten ist nicht unbegrenzt<br />
weiter anwendbar, da die Hebungsvorgänge<br />
nicht mehr durch die Geschwindigkeitsskala turbulenter<br />
Wirbel bestimmt werden, sondern durch die Überströmung<br />
der Hindernisse. Für eine Folge von Hügeln<br />
konnte gezeigt werden (HUNT <strong>und</strong> SNYDER 1980),<br />
dass das Windprofil sich dabei einem Profil annähert,<br />
das über einer raueren Grenzfläche unter Berücksichtigung<br />
einer Verdrängungsdicke zu beobachten ist.<br />
Falls die Vertikalauslenkungen über dem Hindernis<br />
höher als die Grenzschichtdicke h selbst sind, folgt die<br />
Grenzschicht deshalb mehr oder weniger den mittleren<br />
Geländehöhen H, was im Vergleich zum Flachland<br />
zu einem turbulenten Austausch bis zur Höhe h + H<br />
führt.<br />
promet, Jahrg. 32, Nr. 1/2, 2006<br />
Das Verhalten der Strömung über Bergen wird neben<br />
der Hindernishöhe H <strong>und</strong> -breite L sowie der Anströmgeschwindigkeit<br />
U auch von der Dichteschichtung<br />
der unteren <strong>Atmosphäre</strong> bestimmt. Das Verhältnis<br />
von Trägheitskräften zu Auftriebskräften bei stabiler<br />
Schichtung lässt sich durch die sogenannte interne<br />
Froudezahl Fr 1 = π U / (N L) oder in modifizierter Form<br />
Fr 2 = U / (N H) ausdrücken. Dabei ist die Brunt-Väisälä-Frequenz<br />
N die natürliche Schwingungsfrequenz<br />
ausgelenkter Luftvolumina bei eine stabilen Schichtung.<br />
Eine Verlagerung der Oszillation mit U führt zur<br />
Ausbreitung einer Welle mit der Wellenlänge 2πU/N.<br />
Da die „Wellenlänge“ der Orografie 2 L ist, kann Fr 1<br />
als das Verhältnis der natürlichen Wellenlänge der Luftbewegung<br />
zur Wellenlänge der Orografie aufgefasst<br />
werden. Demzufolge kommt es froudezahlabhängig zu<br />
unterschiedlichen Strömungszuständen, wie sie auch<br />
durch Messungen bestätigt wurden (z. B. DAVID <strong>und</strong><br />
KOTTMEIER 1986; KUNZ <strong>und</strong> KOTTMEIER 2006).<br />
Für den Idealfall eines einzelnen Bergs dominiert bei<br />
Froudezahlen Fr 1 > 1) wirken sich die Hindernisse<br />
nur über geringe Entfernungen von bis zu etwa<br />
drei Hindernishöhen aus. Über dem Hindernis<br />
kommt es zu einer Geschwindigkeitserhöhung, hinter<br />
dem Hindernis zunächst zu einer Ruhezone <strong>und</strong> weiter<br />
stromab zu einer turbulenten Nachlaufströmung bis zu<br />
einer Entfernung von mehreren Hindernisbreiten.<br />
Auch bei komplexer Orografie lassen sich die Gr<strong>und</strong>typen<br />
der Hindernisüberströmung oft wiederfinden.