30.11.2012 Aufrufe

Atmosphäre und Gebirge – - DMG

Atmosphäre und Gebirge – - DMG

Atmosphäre und Gebirge – - DMG

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

26<br />

duzierte Auftriebskräfte verursacht. Dieser Austausch<br />

entwickelt sich auch ohne mittleren Gr<strong>und</strong>strom, steht<br />

dann aber in Rückkopplung mit auftriebsinduzierten<br />

Strömungseffekten, z. B. Hangwindsystemen (ADRI-<br />

AN <strong>und</strong> FIEDLER 1991; BARTHLOTT et al. 2005).<br />

Beide Typen sind mit unterschiedlichsten Phänomenen<br />

verb<strong>und</strong>en, die von der orografischen Beinflussung der<br />

Mikroturbulenz bis zur Ausbildung von Gebirgszirkulationen<br />

reichen. Solche Zirkulationen bewirken im<br />

Mittel über Gebiete von etwa 100 km 2 <strong>und</strong> mehr <strong>und</strong><br />

Zeiträume von mehreren St<strong>und</strong>en einen effektiven<br />

Vertikaltransport von Eigenschaften der bodennahen<br />

Luftmassen in die mittlere <strong>und</strong> obere Troposphäre <strong>und</strong><br />

umgekehrt. Der konvektive Vertikaltransport steht im<br />

folgenden im Vordergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> wird anhand der Ergebnisse<br />

der Feldexperimente ESCOMPTE im Jahr<br />

2001 <strong>und</strong> VERTIKATOR im Jahr 2002 eingehender<br />

behandelt.<br />

2 Dynamischer Austausch<br />

C. Kottmeier, F. Fiedler: Vertikaler Austausch über Mittelgebirgen<br />

Bergiges Gelände lässt sich strömungsdynamisch als<br />

eine Grenzfläche mit sehr großen Strömungshindernissen<br />

in unregelmäßiger Größe <strong>und</strong> Abfolge auffassen.<br />

Bereits bei ebenem Gelände bilden sich stromabwärts<br />

von Rauigkeitsänderungen interne Grenzschichten<br />

aus, die mit anwachsender Schichtdicke den an die<br />

neue Rauigkeit angepassten Bereich umfassen. Auch<br />

durch unterschiedlich warme Erdoberflächen entstehen<br />

in ähnlicher Weise interne Grenzschichten, in denen<br />

die Austauschintensität durch Auftriebsproduktion<br />

von Turbulenzenergie an der Erdoberfläche gekennzeichnet<br />

ist. Der mittlere turbulente Vertikaltransport<br />

übertrifft dabei im allgemeinen den Wert über einer<br />

ausgedehnten homogenen Fläche der gleichen<br />

mittleren Oberflächentemperatur oder Rauigkeit<br />

(MAI et al. 1996; VON SALZEN et al. 1996). Es wurden<br />

verschiedene Verfahren entwickelt, um für idealisierte<br />

oder reale Inhomogenitäten mittlere Flüsse zu<br />

berechnen (VON SALZEN et al. 1996; BALDAUF<br />

<strong>und</strong> FIEDLER 2003).<br />

Es ist schwierig abzuschätzen, wie groß der mittlere<br />

dynamische Austausch über einer bergigen Region ist.<br />

Das Konzept der internen Grenzschichten ist nicht unbegrenzt<br />

weiter anwendbar, da die Hebungsvorgänge<br />

nicht mehr durch die Geschwindigkeitsskala turbulenter<br />

Wirbel bestimmt werden, sondern durch die Überströmung<br />

der Hindernisse. Für eine Folge von Hügeln<br />

konnte gezeigt werden (HUNT <strong>und</strong> SNYDER 1980),<br />

dass das Windprofil sich dabei einem Profil annähert,<br />

das über einer raueren Grenzfläche unter Berücksichtigung<br />

einer Verdrängungsdicke zu beobachten ist.<br />

Falls die Vertikalauslenkungen über dem Hindernis<br />

höher als die Grenzschichtdicke h selbst sind, folgt die<br />

Grenzschicht deshalb mehr oder weniger den mittleren<br />

Geländehöhen H, was im Vergleich zum Flachland<br />

zu einem turbulenten Austausch bis zur Höhe h + H<br />

führt.<br />

promet, Jahrg. 32, Nr. 1/2, 2006<br />

Das Verhalten der Strömung über Bergen wird neben<br />

der Hindernishöhe H <strong>und</strong> -breite L sowie der Anströmgeschwindigkeit<br />

U auch von der Dichteschichtung<br />

der unteren <strong>Atmosphäre</strong> bestimmt. Das Verhältnis<br />

von Trägheitskräften zu Auftriebskräften bei stabiler<br />

Schichtung lässt sich durch die sogenannte interne<br />

Froudezahl Fr 1 = π U / (N L) oder in modifizierter Form<br />

Fr 2 = U / (N H) ausdrücken. Dabei ist die Brunt-Väisälä-Frequenz<br />

N die natürliche Schwingungsfrequenz<br />

ausgelenkter Luftvolumina bei eine stabilen Schichtung.<br />

Eine Verlagerung der Oszillation mit U führt zur<br />

Ausbreitung einer Welle mit der Wellenlänge 2πU/N.<br />

Da die „Wellenlänge“ der Orografie 2 L ist, kann Fr 1<br />

als das Verhältnis der natürlichen Wellenlänge der Luftbewegung<br />

zur Wellenlänge der Orografie aufgefasst<br />

werden. Demzufolge kommt es froudezahlabhängig zu<br />

unterschiedlichen Strömungszuständen, wie sie auch<br />

durch Messungen bestätigt wurden (z. B. DAVID <strong>und</strong><br />

KOTTMEIER 1986; KUNZ <strong>und</strong> KOTTMEIER 2006).<br />

Für den Idealfall eines einzelnen Bergs dominiert bei<br />

Froudezahlen Fr 1 > 1) wirken sich die Hindernisse<br />

nur über geringe Entfernungen von bis zu etwa<br />

drei Hindernishöhen aus. Über dem Hindernis<br />

kommt es zu einer Geschwindigkeitserhöhung, hinter<br />

dem Hindernis zunächst zu einer Ruhezone <strong>und</strong> weiter<br />

stromab zu einer turbulenten Nachlaufströmung bis zu<br />

einer Entfernung von mehreren Hindernisbreiten.<br />

Auch bei komplexer Orografie lassen sich die Gr<strong>und</strong>typen<br />

der Hindernisüberströmung oft wiederfinden.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!