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Atmosphäre und Gebirge – - DMG

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promet, Jahrg. 32, Nr. 1/2, 25-33 (März 2006)<br />

© Deutscher Wetterdienst 2006<br />

4<br />

1 Einleitung<br />

C. KOTTMEIER, F. FIEDLER<br />

Vertikaler Austausch über Mittelgebirgen<br />

Vertikal exchange above low mountains<br />

Zusammenfassung<br />

Der vertikale Austausch über Mittelgebirgen wird sowohl durch dynamische als auch thermisch induzierte Prozesse<br />

verursacht. Die dynamischen Vorgänge bei der Bergüberströmung werden kurz vorgestellt. Der konvektive<br />

vertikale Austausch wurde bei zwei ausführlichen Messprogrammen (ESCOMPTE in Südfrankreich im Jahr<br />

2001 <strong>und</strong> VERTIKATOR in Südwestdeutschland im Jahr 2002) untersucht. Von beiden Programmen stehen bodennahe<br />

Messungen der turbulenten Flüsse sowie aerologische wie auch flugzeuggeb<strong>und</strong>ene Messungen zur<br />

Verfügung. Der Einfluss des Berglands wirkt sich vor allem durch die intensivere Strahlungserwärmung höherer<br />

<strong>und</strong> exponierter Flächen mit der Folge aus, dass sich (a) sek<strong>und</strong>äre Windsysteme ausbilden, die zur Auslösung<br />

von Gewitterkonvektion beitragen, <strong>und</strong> (b) höhere konvektive Grenzschichten entwickeln. Die Modelldarstellung<br />

der Konvektionsauslösung <strong>und</strong> des konvektiven Niederschlags erfordert eine Maschenweite, die 3 km nicht<br />

überschreiten sollte.<br />

Abstract<br />

The vertical exchange above low mountains is induced by both dynamical and thermo-dynamical processes. The<br />

dynamical mechanisms acting in flow across mountains are briefly introduced.The convective part of vertical exchange<br />

was studied during two intensive measuring campaigns (ESCOMPTE in southern France in 2001 and<br />

VERTIKATOR in south-western Germany in 2002). Near surface measurements of the turbulent fluxes as well<br />

as aerological and airborne data are available from the campaigns. The influence of the mountainous terrain is<br />

mainly acting through more intense radiative heating of higher and more exposed surfaces. This leads (a) to the<br />

formation of secondary flow systems, which contribute to the generation of th<strong>und</strong>erstorms, and (b) to an<br />

increase of the bo<strong>und</strong>ary layer depth. Realistic simulations of the generation of convection and of convective<br />

precipitation requires horizontal grid sizes below 3 km.<br />

Mittelgebirgsregionen mit Gipfelhöhen bis etwa<br />

1500 m stellen neben den Tief-/Flachländern <strong>und</strong><br />

Hochgebirgen eine typische Landschaftsform dar.<br />

Trotz vielfältiger Unterschiede bezüglich Gebirgsformen,<br />

Gipfelhöhen, Landnutzung, Bodeneigenschaften<br />

<strong>und</strong> makroklimatischer Einflüsse sind auch eine Reihe<br />

von Gemeinsamkeiten für Mittelgebirge gegeben. Diese<br />

machen sie zu interessanten Gebieten für meteorologische<br />

Studien mit dem Ziel einer systematischen Erweiterung<br />

der Kenntnisse über die Wechselwirkung<br />

zwischen Landoberflächen <strong>und</strong> der <strong>Atmosphäre</strong>, die<br />

bislang weitgehend aus Untersuchungen über ausgedehnten<br />

ebenen Flächen stammen. So beeinflusst die<br />

Hangneigung <strong>und</strong> -orientierung in jeweils ähnlicher<br />

Weise die Verfügbarkeit solarer Strahlung für Energieumsetzungen<br />

an der Oberfläche. Die damit verb<strong>und</strong>ene<br />

differentielle Erwärmung führt zur Ausbildung von<br />

lokalen Hangwindsystemen oder Berg-/Talwindzirkulationen.<br />

Die Geländeform bedingt auch typische<br />

Landnutzungsunterschiede mit Siedlungs- <strong>und</strong> Industrieflächen<br />

sowie landwirtschaftlicher Nutzung in tieferen<br />

<strong>und</strong> flacheren Regionen <strong>und</strong> Waldbeständen in<br />

höheren Lagen. Daraus ergeben sich systematisch<br />

unterschiedliche Auswirkungen auf die Verdunstung<br />

<strong>und</strong> den Strahlungshaushalt innerhalb einer Mittelgebirgslandschaft<br />

gegenüber dem Flachland oder einer<br />

Hochgebirgsregion.<br />

Der vertikale Austausch zwischen Erdoberfläche,<br />

Grenzschicht <strong>und</strong> der freien Troposphäre ist eine wichtige<br />

Größe für den Wasserkreislauf, für das Regionalklima<br />

sowie für die Umverteilung von Spurenstoffen.<br />

In klimatologischen Niederschlagsverteilungen zeichnen<br />

sich alle Mittelgebirge markant ab. Niederschlagsradar-<br />

<strong>und</strong> Blitzortungsdaten zeigen, dass hochreichende<br />

Konvektion bevorzugt über Mittelgebirgen ausgelöst<br />

wird. Die damit einhergehenden Ereignisse wie<br />

Sturm, Hagel <strong>und</strong> Blitze mit entsprechenden Folgen<br />

für Menschen <strong>und</strong> Sachwerte unterstreichen die Bedeutung<br />

der Konvektion über Mittelgebirgen. An Bergen<br />

induzierte konvektive Niederschläge machen den<br />

größten Teil des Sommerniederschlags aus <strong>und</strong> können<br />

lokal signifikant zur Auslösung von Hochwasser beitragen.<br />

Hochreichende Konvektionssysteme können<br />

auch einen sehr effektiven vertikalen Austausch von<br />

Spurenstoffen innerhalb der Troposphäre verursachen.<br />

Ein entlastender Einfluss hinsichtlich der bodennahen<br />

Schadstoffkonzentration kommt dem vertikalen Austausch<br />

in der atmosphärischen Grenzschicht zu.<br />

Die Prozesse, die in Mittelgebirgsregionen einen vertikalen<br />

Austausch bewirken, lassen sich grob in zwei Kategorien<br />

unterteilen. Der dynamische Austausch steht<br />

in enger Beziehung zur Strömungsmodifikation durch<br />

die Orografie, bei der Auftriebseffekte nur modifizierend<br />

einwirken. Demgegenüber wird konvektiver Austausch<br />

meist über aufgeheizten Oberflächen durch in-<br />

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