Atmosphäre und Gebirge – - DMG
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G. Mayr, A. Gohm: Schnelle Strömungen durch Gebirgseinschnitte<br />
Vor dem quer zum Wipptal verlaufenden Gebirgszug<br />
der Nordkette tritt noch ein weiterer<br />
<strong>Atmosphäre</strong>nsprung auf; der Bodendruck<br />
steigt zum Fuß der Nordkette hin wieder<br />
leicht an.<br />
Dieser allgemeine Druckfall stromabwärts<br />
vom Einschnitt mit den kleinräumigen Modulationen<br />
durch <strong>Atmosphäre</strong>nsprünge tritt<br />
bei allen schnellen Einschnittströmungen auf<br />
<strong>und</strong> taucht daher auch im Mittel in längeren<br />
Messreihen (Abb. 2-3a <strong>und</strong> 2-3b) auf. Der<br />
Sprung unmittelbar stromabwärts des Brennereinschnitts<br />
findet sich bei seichtem Föhn<br />
(Strömung nur durch die Einschnitte) <strong>und</strong><br />
hochreichendem Föhn (Strömung auch über<br />
den Gebirgshauptkamm), ebenso wie der<br />
Sprung ungefähr in der Mitte des Wipptals.<br />
Der Betrag des Druckfalls ist bei hochreichendem<br />
Föhn größer, da die Luft weiter<br />
(<strong>und</strong> aus größeren) Höhen herabsteigt.<br />
Das hydraulische Konzept scheint das Wesentliche<br />
der Strömung zu erfassen: numerische Simulationen<br />
mit einem hydraulischen Modell<br />
mit einer homogenen fließenden Schicht<br />
(Abb. 2-3c <strong>und</strong> 2-3d) zeigen einen qualitativ<br />
ähnlichen Verlauf wie die Bodendruckbeobachtungen.<br />
Dabei ist die Änderung der Obergrenze<br />
der fließenden Schicht im Modell proportional<br />
dem reduzierten Bodendruck.<br />
Die hydraulischen Simulationen machen<br />
auch nochmals deutlich, wie sehr Topographiedetails<br />
die Strömung bestimmen<br />
(Abb. 2-4). Die Strömung wird an vielen Leehängen<br />
der seitlich in das Wipptal hineinragenden<br />
Rücken überkritisch, d. h. dünner <strong>und</strong><br />
viel schneller. Und das für die unterschiedlichsten<br />
Dicken <strong>und</strong> Geschwindigkeiten der<br />
Schicht im Luv (<strong>und</strong> Lee). Je hochreichender<br />
die Luft über den Hauptkamm kommt, an<br />
desto größeren Bereichen der Leehänge des<br />
Hauptkamms <strong>und</strong> der seitliche ins Tal mündenden<br />
Rücken kommt es zu überkritischer<br />
Strömung. Bevor das Gelände wieder ansteigt<br />
bzw. enger wird, geht die Strömung in<br />
einem <strong>Atmosphäre</strong>nsprung zurück in den<br />
langsameren <strong>und</strong> dickeren unterkritischen<br />
Zustand.<br />
Die Lage der Sprünge in den Simulationen<br />
wird von Wolkenbeobachtungen bestätigt.<br />
Wenn die Luft abrupt wieder nach oben ausgelenkt<br />
wird, erreicht sie bei typischen Feuchteverhältnissen<br />
im Wipptal das Hebungskondensationsniveau.<br />
Besonders an der Wolkenbasis<br />
<strong>und</strong> der stromaufwärtigen Wolkenseite<br />
wird die Turbulenz sichtbar durch Wolkenelemente,<br />
die sich rasch verändern.<br />
promet, Jahrg. 32, Nr. 1/2, 2006<br />
Abb. 2-3: Mittlerer Verlauf des reduzierten Drucks, gemessen an automatischen<br />
Wetterstationen entlang der Brennersenke während MAP<br />
für (a) seichten Föhn (=reine Einschnittströmung) <strong>und</strong> (b) hochreichenden<br />
Föhn (Einschnittströmung <strong>und</strong> Strömung über den<br />
Hauptkamm); (c) <strong>und</strong> (d) enthalten die entsprechenden Ergebnisse<br />
von numerischen Simulationen der Höhenänderung der fließenden<br />
Schicht in einem einschichtigen Flachwassermodell. Die<br />
strichlierten Balken überdecken eine Standardabweichung (aus<br />
GOHM <strong>und</strong> MAYR 2004).<br />
Abb. 2-4: Häufigkeit, mit der die Strömung in einer Vielzahl von numerischen<br />
Simulationen mit unterschiedlichen Anfangsbedingungen<br />
von (a) seichtem <strong>und</strong> (b) hochreichenden Föhn in einem einschichtigen<br />
Flachwassermodell überkritisch wurde. Isolinien der<br />
Häufigkeit: 25 %, 50 % <strong>und</strong> 75 %. Gebiete, in denen die Strömung<br />
in mindestens 50 % aller Fälle überkritisch war, sind punktiert. Die<br />
Orte Innsbruck (I) <strong>und</strong> Brenner (B) sind markiert (aus GOHM<br />
<strong>und</strong> MAYR 2004).<br />
2.2 Auswirkungen von Reibung, Turbulenz <strong>und</strong><br />
Strömungsablösung<br />
Bodenreibung wirkt auf Einschnittströmungen nicht<br />
nur von unten, sondern auch von den rauen seitlichen<br />
Begrenzungen her. Die dadurch erzeugten turbulenten