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1. STRASSENQUERSCHNITTE

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Strassen und Eisenbahnwesen BMEEOUV-N396. Vorlesung<strong>1.</strong> <strong>STRASSENQUERSCHNITTE</strong>Der Straßenquerschnitt ist der vertikale Schnitt rechtwinklig zur Straßenachse. Er gibt dieEinteilung des Raumes an, soweit dieser als Fahrraum den Fahrer optisch beeinflussen kann.Dieser setzt sich zusammen aus dem für den Verkehr bestimmten Verkehrsraum und demvon festen Gegenständen freizuhaltenden Lichtraum.An die Gestaltung des Straßenquerschnittes und die Wahl seiner Abmessungen ergeben sichAnforderungen durch die Art der verkehrenden Fahrzeuge, die angestrebte Verkehrsqualitätund -sicherheit, die vielfältige Umfeldnutzung sowie die bauliche und räumliche Einordnung.Diese Anforderungen sind teilweise konträr, so daß bei der Querschnittgestaltung einKompromiss gefunden werden muss. Das Bestreben nach Verkehrsqualität und Sicherheitführt in der Regel zur Anwendung breiterer Querschnitte. In diesen Fällen wird einausreichender Bewegungsspielraum bei Begegnungs- und Überholvorgängen gewährleistet.Der Anwendung breitere Querschnitte steht der Wunsch nach einer wirtschaftlicheren(sparsamen) und umweltschonenden Gestaltung gegenüber. Dies führt zu schmalerenQuerschnitten, mit geringeren Grunderwerbkosten und weniger Oberflächenversiegelung.Theorien zur Begründung von Abmessungen einzelner Bestandteile von Straßenquerschnittenbefinden sich auch heute noch in einem Entwicklungsstadium. Dabei bestehen sie ausvielfältigen Teiltheorien oder empirischen Befunden.Maßgebend für die Wahl der Bestandteile des Straßenquerschnitts sind die folgende:‣ Verkehrssicherheit,‣ Qualität de Verkehrsablaufs entsprechen der Netzfunktion,‣ Kosten für Bau und Unterhaltung,‣ Auswirkungen auf Natur- und Landschaftsschutz,‣ Städtebau und Umweltschutz.Der Wahl eines Straßenquerschnittes soll eine Überprüfung der erreichbaren Verkehrsqualitätund -sicherheit sowie der Auswirkung auf die Umwelt vorausgehen. Die wirtschaftlichenAnforderungen bedingen, daß unter Berücksichtigung der verkehrlichen, landschafts- undumweltschutztechnischen Bedingungen der Querschnitt so gestaltet wird, daß die finanziellenMöglichkeiten des Landes berücksichtigt werden.Anzahl und Abmessungen der Querschnittselemente sind u.a. von folgenden Einflussgrößenabhängig:‣ Straßenkategorie,‣ maßgebende Geschwindigkeiten und angestrebte Verkehrsqualität,‣ Verkehrsstärke und Verkehrsmischung,‣ Topographie.Allgemein soll der Fahrer aus dem Straßenquerschnitt als einem wichtigen Merkmal derStreckencharakteristik die Straßenfunktion erkennen und seine Geschwindigkeit danachrichten können.Univ. Doc.Ágnes Lindenbach, PhD 95


6. Vorlesung Strassen und Eisenbahnwesen BMEEOUV-N39<strong>1.</strong><strong>1.</strong> QUERSCHNITTSELEMENTE<strong>1.</strong><strong>1.</strong><strong>1.</strong> FahrbahnenJe nach Straßenfunktion (Verbindungs-, Erschließungs-, Aufenthaltsfunktion) setzt sich derStraßenquerschnitt aus unterschiedlichen Bestandteilen zusammen.Zwei große Gruppen lassen sich unterschieden:‣ Befahrbare und begehbare, in der Regel befestigte Verkehrsstreifen,‣ Nicht befahrbare, in der Regel unbefestigte Seitenstreifen und Randelemente.Der Straßenquerschnitt wird zunächst gekennzeichnet durch die Straßenkrone, d.h. dieGesamtbreite der Straße zwischen den äußeren Grenzen der unbefestigten Seitenstreifen.Der fließende Kraftfahrzeugverkehr wird auf der Fahrbahn geführt, deren Breite sich aus derBreite der Fahrstreifen und Randstreifen zusammensetzt.Im angrenzenden Straßenraum seitlich der Zusatzfahrstreifen und Seitenstreifen könnenverschiedene Einrichtungen angeordnet werden, die ebenfalls Bestandteile derStraßenquerschnitte sind. Dazu gehören Böschungen, ober- und unterirdischeEntwässerungseinrichtungen, Straßenausstattung, passive Schutzeinrichtungen, GewässerundLärmschutzeinrichtungen, Stützeinrichtungen (Stützwände und -mauern) und einerforderlicher Freiraum. Wichtig sind weiterhin festgelegte Sicherheitsabstände und Abständezu baulichen Anlagen.<strong>1.</strong><strong>1.</strong>2. FahrstreifenDer Fahrstreifen ist die Fläche, die für die Fortbewegung einer Fahrzeugreihe in einerRichtung einschließlich anzurechnender Markierung zur Verfügung steht. Ausgangsmaße dererforderlichen Fahrstreifenbreite für den Kraftfahrzeugverkehr sind Breite und Höhe desBemessungsfahrzeuges. Es ist das Fahrzeug, das ohne Sondergenehmigung auf allenöffentlichen Straßen verkehren darf. Für Anlagen des Rad- und Fußgängerverkehrs geltenanaloge Ausgangsmaße.Der reale Bewegungsablauf eines gummibereiften, frei lenkbaren Kraftfahrzeuges auf derStraße weicht von der geometrischen Fahrlinie nach beiden Seiten ab. Straßenfahrzeugebenötigen daher zur Spurhaltung aus Sicherheitsgründen und zum Ausgleich der Auswirkungvon Seitenwind einen seitlichen Bewegungsspielraum. Die Breite des seitlichenBewegungsspielraumes wird zwischen 0,25 und 1,25 m festgelegt (abhängig von derGeschwindigkeit und Verkehrszusammensetzung). Der obere Bewegungsspielraum ist für diedurch Fahrbahnunebenheiten bedingten Fahrzeugschwingungen erforderlich und beträgt0,25 m.Zusatzfahrstreifen an SteigungsstreckenZusatzfahrstreifen an Steigungsstrecken sind Fahrstreifen, durch die Fahrbahnquerschnitte imBereich von größeren Steigungen zur Verbesserung der Sicherheit und Qualität desVerkehrsablaufes erweitert werden. Auf diesen Streckenabschnitten ergibt sich aus demGeschwindigkeitsprofil für Lastkraftwagen, Lastzüge und landwirtschaftliche Fahrzeuge, dassdurch größere Längsneigungen ein starkes Absinken der Geschwindigkeit und damit eineBeeinträchtigung der Sicherheit und Leistungsfähigkeit zu erwarten sind. In diesen Fällen96 Univ. Doc.Ágnes Lindenbach, PhD


Strassen und Eisenbahnwesen BMEEOUV-N396. Vorlesungermöglichen zusätzliche Fahrstreifen (Kriechspuren) die Entflechtung des schnellen undlangsamen Verkehrs.ZusatzstreifenNeben den Zusatzfahrstreifen an Steigungsstrecken werden je nach Verwendungszweckweitere zusätzliche befestigte Verkehrsstreifen angeordnet, als Parkstreifen und Standstreifen.Parkstreifen, ParkbuchtenSie dienen innerhalb bebauter Gebiete dem Abstellen von Fahrzeugen (nicht anHauptverkehrsstraßen). Die Breite beträgt bei Längsaufstellung für Pkw in der Regel 2,00 m,bei beengten Verhältnissen 1,75 m, für Busse und Lkw 2,50 m.StandstreifenStandstreifen dienen der Sicherheit an hochbelasteten Straßen, weil hier bereits kurzzeitigesHalten im Fahrbahnbereich eine hohe Gefährdung verursachen kann. Sie erleichtern denBetriebsdienst am äußeren Fahrbahnrand und bieten die Möglichkeit, in Notfällen seitlichauszuweichen und das Fahrzeug abzustellen. Der Regelquerschnitt für Autobahnen siehtStandstreifen mit einer Breite von 2,50 m vor. Bei einer Breite von 2,00 m müssen breitereFahrzeuge entweder das Bankett mitbenutzen, bzw. sie beeinträchtigen den Verkehr auf dembenachbarten Fahrstreifen. Die Standstreifen können als Fahrstreifen für Rettungsfahrzeuge inNotsituation genutzt werden. Bei Sperrung einer Richtungsfahrbahn ist unter Einbeziehungdes Standstreifens eine vierstreifige Behelfsführung an Arbeitsstellen mit verminderterGeschwindigkeit möglich.TrennstreifenWeitere Elemente des Straßenquerschnitts sind Trennstreifen (Mittelstreifen,Seitentrennstreifen und Bankette).MittelstreifenSie dienen der baulichen Trennung von entgegengesetzt befahrenen Richtungsfahrbahneneiner Straße, ermöglichen die Errichtung von Blendschutzanlagen und haben eine wichtigeFunktion für die optische Führung.Weitere Funktionen der Mittelstreifen:‣ Aufstellort von Pfeilern der Überführungsbauwerke, Masten oder Schilderbrücken,‣ Aufstellort von Verkehrszeichen, Lichtsignalanlagen, Blendschutzeinrichtungen,‣ Anordnung unterirdischer Entwässerungseinrichtungen zur Ableitung desOberflächenwassers,‣ Anordnung von passiven Schutzeinrichtungen wie Schutzplanken, Gleitwände.SeitentrennstreifenDie unbefestigten Seitentrennstreifen haben die Aufgabe, die Fahrbahn des durchgehenden,schnelleren Verkehrs vom langsameren einer Nebenfahrbahn sowie von Geh- und RadwegenUniv. Doc.Ágnes Lindenbach, PhD 97


6. Vorlesung Strassen und Eisenbahnwesen BMEEOUV-N39baulich zu trennen. Sie sollten in der Regel wie die Mittelstreifen bepflanzt werden unddienen auch als Raum für die Straßenausstattung.<strong>1.</strong><strong>1.</strong>3. VerkehrsraumDer Umriss aus den Querschnittabmessungen des Bemessungsfahrzeuges und den seitlichenund oberen Bewegungsspielräumen sowie den Räumen über den Randstreifen bzw.befahrbaren Entwässerungseinrichtungen und den Standstreifen ergibt den Verkehrsraum,d.h. den rechtwinklig begrenzten Raum über den für den Verkehr bestimmten Flächen, dessenHöhe für den Kraftfahrzeugverkehr 4,25 m und deren Breite abhängig von der Art derFührung und der Lage der Verkehrsstreifen ist.<strong>1.</strong><strong>1.</strong>4. LichtraumZusätzlich zum Verkehrsraum wird ein seitlicher und ein oberer Sicherheitsraum benötigt.Der Lichtraum ist von festen Hindernissen (ausgenommen: Signale, vertikaleLeiteinrichtungen usw.) freizuhalten.Das Lichtraumprofil begrenzt im Sinne einer Mindestgröße den freien Raum seitlich und überden Verkehrsfläche, der zu ihrer sicheren und vollen Ausnutzung notwendig ist. Die lichteHöhe setzt sich aus der Höhe des Verkehrsraumes und der des oberen Sicherheitsraumeszusammen. Sie ist entscheidend für die Durchfahrt unter Brücken, in Tunneln und beträgt inder Regel 4,50 m.Die Breite des lichten Raumes setzt sich aus der Breite des Verkehrsraumes und der desseitlichen Sicherheitsraumes zusammen. Die erforderliche Breite ist je nach Funktionunterschiedlich, und darf 0,25 m nicht unterschreiten.<strong>1.</strong><strong>1.</strong>5. RandstreifenRandstreifen gehören konstruktiv zur Fahrbahn und bilden den Rand bzw. dieRandeinfassung. Als seitlicher Stützkörper habt er mehrfache Funktionen:‣ seitliche Begrenzung und Einfassung der befestigten Verkehrsfläche (Fahrbahn),‣ optische Begrenzung der Fahrbahnränder (Aufnahme der Fahrbahnmarkierung),‣ Sicherung der Fahrbahnränder vor Zerstörung,‣ Verringerung von Verschmutzungen der Fahrstreifen.Randstreifen sollen deshalb nicht regelmäßig befahren werden.Die Breite der Randstreifen hat sich in der Vergangenheit häufig geändert und lag zwischen0,00 und 1,00 m. Derzeit haben die Randstreifen auf einbahnigen Regelquerschnitten eineBreite von 0,25 m und auf zweibahnigen von 0,50 m.<strong>1.</strong><strong>1.</strong>6. HochbordeBei den Borden wird grundsätzlich unterschieden zwischen Hoch- und Tiefborden ausNaturstein, Betonstein oder Asphalt. Daneben gibt es noch Rundbordsteine. Das Regelmaßfür die Höhe von Hochborden beträgt 0,12 m (auf Bauwerken 0,15 m, in Tunneln 0,25 m, vorSchutzplanken ist es auf 0,07 m zu beschränken).98 Univ. Doc.Ágnes Lindenbach, PhD


Strassen und Eisenbahnwesen BMEEOUV-N396. VorlesungAn anbaufreien Straßen sind möglichst keine Borde anzuordnen, weil sie aus Sicherheits-,Umwelt- und Kostengründen offen, d.h. über die Bankette entwässert werden sollen undBorde dann als feste Hindernisse im Lichtraum stören.In Wasserschutzgebieten, anderen Gebieten mit sensibler Nutzung und an steilen Böschungenmit Erosionsgefahr, in denen das - auf der Fahrbahn fließende - Oberflächenwasser nicht freiversickern darf oder kann, ist dagegen ein Hochbord unvermeidbar.<strong>1.</strong><strong>1.</strong>7. BanketteBankette sind befestigte, meist begrünte Seitenstreifen und dienen als äußerer Abschluss derStraßenkrone zur Aufstellung von passiven Schutzeinrichtungen undVerkehrsleiteinrichtungen und als Arbeitsraum bei der Straßenunterhaltung. Bankette sind inder Regel unbefestigt.<strong>1.</strong><strong>1.</strong>8. Böschungen und EntwässerungseinrichtungenBöschungen bilden den Übergang zwischen der künstlich geschaffenen Straßenkrone unddem natürlich anstehenden Erdreich. Führt im Dammbereich die Fließrichtung des Wassersim Gelände zur Böschung, erhält sie am Böschungsfuß eine Entwässerungsmulde, um einAus- bzw. Unterspülen der Böschung zu verhindern. In Einschnitten wird an der Außenseiteder Krone grundsätzlich eine Entwässerungsmulde angeordnet, damit kein Wasser vomGelände auf die Straße fließt. Böschungen an Einschnitten und Dämmen werden nach denerdstoffphysikalischen Kennwerten des verwendeten Materials ausgebildet. Damm- undEinschnittböschungen über 2,00 m Böschungshöhe erhalten in der Regel eine einheitlicheRegelneigung von 1:n = 1:1,5. Andere Böschungsneigungen kommen in Betracht auserdstatischen Gründen, zur Einpassung der Straße in die Landschaft, aus Gründen desImmissionsschutzes und zur Vermeidung von Schneeverwehungen. Böschungshöhen unter2,00 m sind mit einer gleichbleibenden Böschungsbreite von 3,00 m ausgebildet, dadurchwird die Böschungsneigung flacher, und die Böschung kann besser in die Landschafteingepasst werden. Die Böschungshöhe h ist dabei der vertikale Abstand von Kronenkante biszum Schnittpunkt der nicht ausgerundeten Böschung mit dem Geländequerprofil.Werden von der Regelneigung 1:1,5 abweichende Böschungsneigungen 1:n angewandt, sogilt für die Böschungsbreite b bei Böschungshöhe unter 2,00 m:b = 2·n;Damit ist im Bereich der Böschungshöhe von 2,00 m ein kontinuierlicher Anschlussgewährleistet.Der Neigungswechsel zwischen Böschung und Gelände wird ausgerundet, um die Straße indie Landschaft einzupassen, durch den Kulturboden einen festen Verbund zwischennatürlichem und aufgeschüttetem Erdreich zu erreichen und anströmendemOberflächenwasser keine Angriffsfläche zu bieten. Die Ausrundung kann mit ausreichenderGenauigkeit durch eine quadratische Parabel berechnet werden. Bei beengten Verhältnissenkann auf eine Ausrundung verzichtet werden.Entwässerungsmulden und -gräben sind nach den Grundsätzen der Straßenentwässerung zugestalten und bei Dämmen und Einschnitten am Böschungsfuß in gewachsenem Bodenunterzubringen. Beim Übergang zwischen Einschnitt und Damm soll dieEntwässerungsmulde wegen ihrer unterschiedlichen Anordnung im Einschnitt- undDammquerschnitt schlank auslaufen. Bei hohen Böschungen kann die Anlage von BermenUniv. Doc.Ágnes Lindenbach, PhD 99


6. Vorlesung Strassen und Eisenbahnwesen BMEEOUV-N39zur Verbesserung der Standfestigkeit und zur Erleichterung der Unterhaltung zweckmäßigoder aus Sicherheitsgründen erforderlich sein.2. STRASSENFLÄCHENGESTALTUNG, QUERNEIGUNGDie Fahrbahn wird grundsätzlich mit einer Querneigung q (oder d) ausgebildet. Unter derQuerneigung versteht man die Neigung der Fahrbahnoberfläche rechtwinklig zurStraßenachse.Die Querneigung erfüllt die folgenden drei Aufgaben:• Entwässerung der Fahrbahn in der Geraden und Kurven;• Aufnahme eines Teiles der Fliehkraft in der Kurve;• Verdeutlichung der optischen Führung in der Kurve.Je nach Entwurfselement wird die Querneigung unterschiedlich ermittelt oder festgelegt:• Gerade konstante Querneigung Regelwert (d)• Kreisbogen konstante Querneigung min q≤ q B ≤ max q• Übergangsbogen variable Querneigung q = f(Länge)2.<strong>1.</strong> QUERNEIGUNG IN DER GERADENBei der Fahrt in der Geraden bietet eine waagerechte Fahrbahn die besten Bedingungen fürden Kraftfahrer. Das Oberflächenwasser muß jedoch so schnell wie möglich und aufkürzestem Wege von der Fahrbahn abgeleitet werden (Aquaplaninggefahr, Glatteisbildung,Spiegelung, Sprühfahnenbildung). Die Längsneigung allein reicht dazu nicht aus, da dieEntwässerungswege zu lang werden.Der Mindestwert der Querneigung von Straßen aller Kategoriengruppen ist:d min = 2,5 %.Aus der Querneigung in der Geraden ergibt sich der Nachteil einer bei Normalfahrt ständigwirkenden Hangabtriebskraft. Er ist aber im Vergleich zu den Nachteilen und Gefahren einerunzureichend entwässerten Fahrbahnoberfläche vernachlässigbar.Im Normalfall wird auf einbahnig zwei- und dreistreifigen Straßen in der Geraden eineeinseitige Querneigung angeordnet. Die Einseitquerneigung zur Außenseite kommtausnahmslos auch für die Richtungsfahrbahnen zweibahnig, vier- oder sechsstreifiger Straßenaller Kategoriengruppen in der Geraden zur Anwendung.Viele einbahnige Straßen wurden mit einer - von der Mitte nach beiden Fahrbahnrändernfallenden - Querneigung gebaut. Diese wird als Dachprofil oder Dachformneigungbezeichnet.Der große Vorteil dieses Profils ist, daß der Weg des Oberflächenwassers dadurch verkürztwird.Das Dachprofil ist bei Neubau auf Außerortstraßen heute die Ausnahme, da es gegenüber derEinseitneigung eine unruhige Fahrt verursacht und so häufiges Gegensteuern erforderlich ist.Es hat den Nachteil, dass beim Überholvorgang bei hohen Geschwindigkeiten durch denplötzlichen Seitenkraftwechsel ein instabiler Fahrzustand auftreten kann.100 Univ. Doc.Ágnes Lindenbach, PhD


Strassen und Eisenbahnwesen BMEEOUV-N396. VorlesungDurch die Einseitneigung ist die Profilierung der Einbaulagen einfacher. Beim Einbau derTrag- und Deckschichten können Fertiger zum Einsatz kommen, die über die ganze Fahrbahnreichen. Außerdem ist zur Abführung des Niederschlagwassers nur an einer Seite eineEntwässerungseinrichtung erforderlich.Bankette, über die Fahrbahn entwässert wird, werden mit 12 %, sonst mit 6 % geneigt.Befestigte Bankette und Seitentrennstreifen erhalten eine Querneigung von 4 %.2.2. QUERNEIGUNG IM KREISBOGEN2.2.<strong>1.</strong> Querneigung zur KurveninnenseiteKreisbögen werden aus fahrdynamischen Gründen in der Regel mit einer Querneigung zurKurveninnenseite angelegt. Die Mindest Querneigung im Bereich des Kreisbogens entsprichtaus entwässerungstechnischen Gründen der Regel Querneigung in der Geraden q = 2,5 %.Zur Vermeidung des Abrutschens bei Winterglätte ist auf die Einhaltung einer maximalenSchrägneigung von 10 % zu achten.Für Kreisbögen werden konstante Querneigungen angeordnet, die jeweils aus derGeschwindigkeit und dem Radius bestimmt werden.2.3. QUERNEIGUNG IM ÜBERGANGSBOGEN2.3.<strong>1.</strong> Anrampung und VerwindungDie vorstehenden Ausführungen zur Straßenflächengestaltung in der Geraden und imKreisbogen verdeutlichen, dass die Querneigungen betragsmäßig unterschiedlich groß seinkönnen. Die Verbindung der unterschiedlich großen und gerichteten Querneigungen erfolgtdurch eine möglichst stetige Angleichung der Fahrbahnränder (Anrampung). DieFahrbahnquerneigung ändert sich auf einer "Übergangsstrecke", die im Normalfall der Längedes Übergangsbogens entspricht.Die relative Neigung der Fahrbahnränder im Bezug auf die angenommene Drehachse wird alsAnrampungsneigung (e r [%] – in Deutscher Literatur ∆s [%]) bezeichnet. Sie ist die Differenzzwischen der Längsneigung des Fahrbahnrandes und der Drehachse.Nehmen wir in einem Beispiel an, dass die Verwindung im Übergangsbogen durchläuft. DerÜbergangsbogen beginnt an einer vorgelagerten Geraden (ÜA) mit der Mindestquerneigung( min d) und endet am Kreisbogen (ÜE) mit der fahrdynamisch bestimmten Querneigung q.Beide Neigungen sind in diesem Beispiel unterschiedlich gerichtet.Die Differenz der Fahrbahnrandhöhen zwischen dem Anfangs- und dem Endquerschnittbeträgt allgemein:b q + dΣ m = mq+ md= ⋅falls q und d sind entgegengerichtet (mit Nulldurchgang)2 100b q − d∆ m = mq− md= ⋅falls q und d sind gleichgerichtet (ohne Nulldurchgang)2 100Univ. Doc.Ágnes Lindenbach, PhD 101


6. Vorlesung Strassen und Eisenbahnwesen BMEEOUV-N39Sie ist über die Länge der Verwindungsstrecke auszugleichen∆m⋅100e r=Hbzw.∆mH = 100 ⋅bzw.e rΣm⋅100e r=HΣmH = 100 ⋅e rwobei:e r Anrampungsneigung [%]d Querneigung der Fahrbahn am Anfang der Verwindungsstrecke [%]q Querneigung der Fahrbahn am Ende der Verwindungsstrecke [%]H Länge der Verwindungsstrecke [m]b Fahrbahnbreite [m]Bild I/6.<strong>1.</strong>: Länge der Verwindungsstrecke (H)Ein Sicherheitsproblem entsteht, wenn lange Verwindungsbereiche und/oder geringeQuerneigungsdifferenzen relativ kleine Anrampungsneigungen e r entstehen. Dadurchüberdecken die schlecht entwässerten Bereiche um den Nulldurchgang einen relativ langenStraßenabschnitt. Um dieses Risiko einzugrenzen, werden Mindestwerte für dieAnrampungsneigung gefordert.Die Grenzwerte der Anrampungsneigung nach RLS:Entwurfsgeschwindigkeit [km/h]max Ds [%] min Ds [%]a < 4,00 m a > 4,00 m50 0,50*a 2,0 0,10*a60 bis 70 0,40*a 1,6 (< max Ds)80 bis 90 0,25*a 1,0100 bis 120 0,225*a 0,9102 Univ. Doc.Ágnes Lindenbach, PhD


Strassen und Eisenbahnwesen BMEEOUV-N396. VorlesungBeispiele Querschnitt LängsschnittDrehachseÄnderung der QuerneigungBild I/6.2.: DachprofilQuerschnittLängsschnittÄnderung derQuerneigungBild I/6.3.: Einseitige QuerneigungUniv. Doc.Ágnes Lindenbach, PhD 103


6. Vorlesung Strassen und Eisenbahnwesen BMEEOUV-N39QuerschnittLängsschnittÄnderung der QuerneigungBild I/6.4.: Drehung der einsteigen Querneigung104 Univ. Doc.Ágnes Lindenbach, PhD


Strassen und Eisenbahnwesen BMEEOUV-N396. Vorlesung3. SCHRÄGNEIGUNGDie Schrägneigung ist die aus Längs- und Querneigung resultierende Neigung. Sie entsprichtder sog. Falllinienrichtung, in der auch das Wasser von der Fahrbahnoberfläche abfließt.2p = e +q2wobei:e Längsneigung (Achsrichtung) [%]q Querneigung [%]p Schrägneigung (Fallinien-Richtung) [%]Bedingung: p ≥ 0,5%Wegen der Gefahr des Abgleitens von Fahrzeugen bei winterlicher Glätte ist dieSchrägneigung auf den Höchstwert p max. = 10 % begrenzt.Bild I/6.5.: Regelquerschnitt der AutobahnUniv. Doc.Ágnes Lindenbach, PhD 105


6. Vorlesung Strassen und Eisenbahnwesen BMEEOUV-N39Bild I/6.6.: Regelquerschnitt einer innenörtlichen StrasseBild I/6.7.: Regelquerschnitt, außenörtliches Gebiet, K3abcBild I/6.8.: Regelquerschnitt, außenörtliches Gebiet, K5c106 Univ. Doc.Ágnes Lindenbach, PhD


Strassen und Eisenbahnwesen BMEEOUV-N396. VorlesungBild I/6.9.: Regelquerschnitt, außenörtliches Gebiet, mehrere FahrspurenUniv. Doc.Ágnes Lindenbach, PhD 107


6. Vorlesung Strassen und Eisenbahnwesen BMEEOUV-N39Bild I/6.10.: Regelquerschnitt, außenörtliches Gebiet108 Univ. Doc.Ágnes Lindenbach, PhD

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