Download. - Evangelische Kirchengemeinde Auf dem Berg
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NACH GEDACHT<br />
„ und die Wahrheit wird euch frei machen…“<br />
Das Ende des Schweigens über sexuelle Gewalt<br />
In den letzten Monaten waren un‐<br />
endlich viele Meldungen, Berichte,<br />
Analysen zum Tatbestand sexueller<br />
Missbrauch und Gewalt zu lesen.<br />
Immer klarer wurde dabei, dass<br />
auch renommierte Institutionen,<br />
auch die Katholische und die Evan‐<br />
gelische Kirche verwickelt sind.<br />
Kirchliche Mitarbeiter und Mitarbei‐<br />
terinnen waren und sind Täter ‐ und<br />
die Institution hat<br />
oft die <strong>Auf</strong>klärung<br />
der Fälle nicht<br />
genügend unter‐<br />
stützt oder sogar<br />
verhindert:<br />
Jetzt scheint eine<br />
neue Zeit an‐<br />
gebrochen zu<br />
sein. Ich verfolge<br />
die Berichterstat‐<br />
tung mit den Ge‐<br />
fühlen von Scham und Zorn und<br />
Ohnmacht, denn so viel Leid ist<br />
kaum vorstellbar und kaum auszu‐<br />
halten. Und es erreicht mich auch<br />
ein Stück Erleichterung, denn end‐<br />
lich entsteht eine Plattform, auf der<br />
die Opfer Gehör bekommen.<br />
<strong>Evangelische</strong> Kirche steht dafür ein,<br />
sich auf die Seite derer zu stellen,<br />
die Gewalt erleiden ‐ auch und gera‐<br />
de, wenn Menschen aus der Kirche<br />
zu Tätern geworden sind. Ich will als<br />
Pfarrerin noch mehr Frauen und<br />
Männern, Kindern und Jugendlichen<br />
Mut machen, sich zu wehren, sich zu<br />
schützen. Und ich möchte sie stär‐<br />
ken darin, Anklage zu erheben, zu<br />
reden über das Grauenhafte, das<br />
ihnen angetan wurde. Als Christin<br />
stelle ich mich gegen die Verun‐<br />
glimpfung der Opfer, die üblen<br />
Nachreden und die falschen Phanta‐<br />
sien, nach <strong>dem</strong> Motto: „Die haben<br />
das sicher provoziert!“ Das Renom‐<br />
mee der Kirche<br />
kann nicht ausge‐<br />
spielt werden<br />
gegen das Recht<br />
der Opfer.<br />
Ich denke, wir<br />
stellen das Anse‐<br />
hen dadurch wie‐<br />
der her, in<strong>dem</strong><br />
wir gesprächsbe‐<br />
reit und offen für<br />
die sind, die se‐<br />
xuelle Übergriffe erfahren haben. In<br />
unserer evangelischen Kirchenge‐<br />
meinde wollen wir denen Raum ge‐<br />
ben, die nach der Wahrheit suchen:<br />
Nach der Wahrheit ihres Lebens, die<br />
sich nicht erschöpft in ihrer Gewalt‐<br />
erfahrung, die aber diese niemals<br />
ausblenden und totschweigen kann.<br />
Nur so kann noch eine andere Wahr‐<br />
heit stark werden‐ die der geliebten<br />
Kinder Gottes, deren Würde unan‐<br />
tastbar ist und bleibt.<br />
Pfarrerin Kerstin Berk<br />
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