12.07.2015 Aufrufe

Riječ - Hrvatska kulturna zajednica Wiesbaden

Riječ - Hrvatska kulturna zajednica Wiesbaden

Riječ - Hrvatska kulturna zajednica Wiesbaden

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN
  • Keine Tags gefunden...

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

RY^ RIJEČ Hrvatske kulturne zajednice - <strong>Wiesbaden</strong> broj 42. 2012.Namen haben will.Als vorletzter Akt der jugoslawischen Agoniefindet die Entmachtung des allmächtigenInnenministers Aleksander Ranković (1966)durch Tito statt. Ranković ist ein in Serbiensehr beliebter und in anderen Teilen sehrgefürchteter Politiker.Zum ersten Mal wird über Missstände, überdie Ausbeutung und den Polizeiterrorberichtet. Die Öffentlichkeit erfährt, dasssämtliche Betriebe und Hotels an derkroatischen Küste in den Händen zweierBelgrader Militärfirmen sind. Es finden dieersten Proteste gegen die Unterdrückung derkroatischen Sprache (1967) statt. In anderenTeilrepubliken wächst ebenfalls dieUnzufriedenheit. Die Republiken verlangenmehr Selbständigkeit vom Zentrum und mehrDemokratie. Die wirtschaftliche Lage hatsich währenddessen verschlechtert.In Kroatien, aber auch in Serbien, wachseninnerhalb der Kommunistischen Parteiliberale, demokratische und marktwirtschaftlichorientierte Kräfte; man redet offener.Kroatien erlebt wie auch Prag einen„kroatischen Frühling“, aber auch wie dortwerden mit Gewalt die Wünsche des Volkesunterdrückt. Verhaftungen und Verfolgungenhäufen sich. Viele der heute führendenPolitiker Kroatiens werden auf mehrjährigeGefängnisstrafen verurteilt.Die serbische Propaganda ist wieder sehraktiv.Man konstruiert angebliche Verbindungen derKP Führung Kroatiens mit UstašaEmigranten. Diese Aktivitäten laufen über diejugoslawische Botschaft in Sofia ab.Verblüffend ist, dass bis zu 90% derangeblichen Exilustaschas tatsächlichAgenten des jugoslawischen Geheimdienstessind. Das Ergebnis ist, dass die kroatische KPFührung, unter der Beschuldigung desNationalismus, abgesetzt wird. Dass Tito diesdamals als Argument benutzte, kann mannoch verstehen, dass aber heute noch imWesten das Streben nach Freiheit alsNationalismus beschimpft wird, damit habeich große Verständnisprobleme. Diedemokratischen Bestrebungen der Völker inJugoslawien werden als reaktionär,nationalistisch, faschistisch und separatistischbeschimpft. Um ein Gleichgewicht zuschaffen, wird auch die serbische liberaleFührung abgesetzt, dessen einziges Vergehender Einsatz für Demokratie undMarktwirtschaft war.In Kroatien verstärkt sich ein Regime derBespitzelung und Verfolgung und darausresultiert das sogenannte „kroatischeSchweigen“. Kroatien zieht sich zurück undman lebt möglichst unauffällig in kleinenKreisen. Kroaten wandern verstärkt aus,insbesondere viele Intellektuelle verlassenKroatien.Trotz des Widerstandes bekommt Jugoslawien1974 eine neue Verfassung mitgrößeren Kompetenzen für die Republikenund die autonomen Gebiete. Die Aufgabendes Bundes begrenzen sich auf die AußenundWirtschaftspolitik sowie die Verteidigung,die Geheimdienste, die Gestzgebungund die Gerichtsbarkeit. Die Republikenbekommen ein Veto - Recht.Eine andere Entwicklung wäre auf der Basisdieser Verfassung vielleicht möglichgewesen, wenn die demokratischen undliberalen Kräfte in Serbien nicht entmachtetworden wären und die Betonköpfe undnationalistisch orientierten Politiker inSerbien nicht so im Aufwind gewesenwären. 1980 entfällt mit Titos Tod diedominierende Person und in der Folge wirdoffen gegen die Verfassung verstoßen.1981 knüppelt die serbische Polizei mitgrößter Brutalität einen Aufstand in Kosovonieder, wo 2 Millionen Albaner seitJahrzehnten unterdrückt werden. AlbanischeSchulen und Universitäten werden geschlossen.Die albanischen Arbeitnehmer werdenentlassen. Die antialbanische Propagandaund der Terror gehören zum Tagesgeschehen.Jeglicher Wunsch nach Freiheitwird als Kontrarevolution beschimpft.In Serbien werden die Mythen über daseigene Volk und die eigene Geschichteöffentlich gepflegt. Der Mythos über Opfer,das Heldentum, die Schlacht von Kosovopolje und die Bedrohung des Serbentumsdurch andere Völker, sollen das eigene Volkintegrieren und aufhetzen. Man ruft sichwieder den 2. Weltkrieg in Erinnerung undspricht vom damaligen Genozid über denSerben in Kroatien und 1981 in Kosovo. Mitdieser Politik versucht man den eigenenChauvinismus zu verbergen. Schon am29.03.1977 lanciert D. Ćosić in einer Rede:„Die Serben sind Sieger im Krieg undVerlierer im Frieden.“ Ich frage mich wasmit dieser Äußerung gemeint war? War dasvielleicht schon 1977 ein Hinweis auf denfolgenden Krieg?Gleichzeitig wird die Verbreitung von diesenfalschen Informationen im Ausland durchdie Lobby intensiviert, Vorurteile und Lügenwerden verbreitet.1986 verfassen serbische Intellektuelle das„Memorandum der SANU“ und gebendamit eine theoretische Grundlage für alles,was dann passiert. Es wird die schlechteserbische Lage im Bund beklagt, und diepolitische und wirtschaftliche DominanzSloweniens und Kroatiens wird angeprangert.Merkwürdigerweise sehen ihreLösungswünsche nicht mehr Eigenständigkeitund Stärkung des konföderativenStaates vor, was eine logische Konsequenzwäre, und was auch der Wunsch der anderenVölker war, sondern die Intellektuellensehen das größte Problem des Staates geradein der Eigenständigkeit und dem Mitspracherechtder Republiken. Nach ihrerMeinung ist die Verfassung von 1974 derVerursacher dieser Probleme. Eine Lösungsehen sie ausschließlich im Zentralismus undin einem starken Staatsapparat.Die Kroaten und Slowenen setzen sich füreine Konföderation und für die Verfassungvon 1974 ein, als einzige Möglichkeit um ineinem gemeinsamen Staat nicht majorisiertzu werden.Die serbischen Intellektuellen beklagen desWeiteren die Gefahr der Assimilierung derSerben in Kroatien, durch die Übernahme derkroatischen Sprache und Lebensart. Ich fragemich wo die Gefahr der Assimilierung ist, woes doch angeblich keine kroatische Sprachegibt.Obwohl die Serben die autonomen Gebietenicht anerkennen, bedienen sie sich doch derStimmen dieser Gebiete, so dass Serbieneffektiv 3 Stimmen im kollektiven Staatspräsidiumhat. Mit ihren 3 Stimmen und derStimme des gleichgesinnten Montenegrohaben die Serben die Möglichkeit alleVersuche den Bund demokratisch zureformieren, durch eine Pattsituation 4:4blockiert.Zu dieser Zeit verkündet der serbische Führerin Kroatien Rašković, dass die Serben auchgegen andere Völker Krieg führen können.Die Geschichte bringt in entsprechendenMomenten die passenden Persönlichkeitenhervor. Diese politischen Missstände brachteneinen bis dahin kleinen Parteifunktionär undBanker Slobodan Milosevic hervor. VonDraža Marković, einem der führendenPolitiker Serbiens, wird er als ein intoleranter,aggressiver Mensch beschrieben, der denWunsch hat alleine zu herrschen. Seine„Qualitäten“ sind der Sinn für Taktik undRücksichtslosigkeit, aber auch der Umgangmit den Massen. Eine weitere QualitätMilosevics, ist die seit Mitte der 70erbestehende Freundschaft zum US Botschafterin Belgrad, Lawrence Eagleburger.Als Milošević einmal im Sattel war, hat er inkürzester Zeit die Kontrolle über die Medienübernommen und skrupellos den Hass gegendie Albaner geschürt.Herr Eagelberger begibt sich nachBeendigung seines Dienstes in Belgrad inPension und arbeitet künftig für dieConsulting Firma Henry KissingerAssociates. Alle staatlichen Aufträge Serbienslaufen seit dem über diese Firma.Milosevic organisiert große Kundgebungenund Demonstrationen, und verstärkt denDruck auf die Albaner in Kosovo. Im Jahre1989 organisierte er große Feierlichkeitenzum 600-jährigen Jubiläum der Schlacht amAmselfeld und kommt so zu seinem großenMoment. Ein Zitat aus seiner Rede: „Nach600 Jahren führen wir wieder Schlachtenbzw. wir befinden uns vor Schlachten, diezwar noch nicht mit Waffen geführt werden,aber dies ist auch nicht auszuschließen.“Im vollen Bewusstsein seiner Stärke undseiner direkten und indirekten Unterstützungaus dem Ausland erhebt Milošević noch45

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!