5 Editorial 35 Jahre Kurdischer <strong>Kultur</strong>- <strong>und</strong> <strong>Hilfsverein</strong> e.V.
Verehrte liebe Mitglieder, Fre<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Förderer <strong>des</strong> KOMKAR (<strong>KKH</strong> e.V.) als wir vor ca. 40 Jahren nach Berlin kamen - wir, das waren kurdische Studenten <strong>und</strong> Arbeiter - herrschte Krieg <strong>und</strong> Willkür in dem geteilten <strong>Kurdistan</strong>. Nach dem 1. Weltkrieg wurde im Rahmen <strong>des</strong> Vertrages von Sevres <strong>Kurdistan</strong> aufgeteilt auf die Türkei, Iran, Irak <strong>und</strong> Syrien. Die Menschen wurden ihrer Identität beraubt, von heute auf morgen durften sie ihre Sprache nicht mehr sprechen, ihre Lieder nicht mehr singen, kurz, ihre <strong>Kultur</strong> nicht mehr leben. Demgegenüber erfuhren wir fre<strong>und</strong>liche Aufnahme in Deutschland, wo wir Raum fanden unsere kulturellen, politischen <strong>und</strong> nationalen Werte zu entfalten. Dies war die vorrangige Motivation, den Verein KOMKAR zu gründen. Gleichwohl verloren wir nicht die Situation der Kurden in unserer Heimat aus den Augen. Wir unterstützten das kulturelle <strong>und</strong> politische Leben dort: Zeitungen sowie Öffentlichkeitsarbeit, Gruppen <strong>und</strong> Organisationen, die die freiheitliche Entwicklung <strong>des</strong> kurdischen Volkes mit demokratischen, friedlichen Mitteln voranbringen wollten <strong>und</strong> wollen. Dies bewirkte in vielen Bereichen eine Verbesserung der Lebensqualität unserer Landsleute in <strong>Kurdistan</strong>. Der Vereinsgründung in Berlin folgten weitere Verbände KOM- KAR, erst in Deutschland, später in ganz Europa. Ein weiteres bedeuten<strong>des</strong> Anliegen war <strong>und</strong> ist die Integration kurdischer Menschen in Deutschland <strong>und</strong> in Europa. KOM- KAR Berlin bietet daher bereits seit der Gründung Integrationskurse, Frauenprojekte, Hausaufgabenhilfen, Sprachkurse, <strong>Kultur</strong>veranstaltungen, Projekte speziell für Jugendliche, Bewerbungstraining, Computerkurse, Sozialarbeit, Jugendbegegnungsreisen, juristische <strong>und</strong> medizinische Beratung <strong>und</strong> integrative Kinderbetreuung (Kindertagesstätte HELIN) sowie regelmäßige Festveranstaltungen (NEWROZ , kurdische <strong>Kultur</strong>tage etc.) an. Dies alles war nur durch den unermüdlichen, zum größten Teil ehrenamtlichen Einsatz, meiner Landsleute möglich. Als ich im Herbst letzten Jahres mit einer Delegation den Süden <strong>Kurdistan</strong>s (Nord-Irak) bereiste, stellten wir fest, dass das Leben der Kurden dort freiheitlich <strong>und</strong> demokratisch strukturiert ist, der Alltag friedlich <strong>und</strong> sicher verläuft <strong>und</strong> die Verfassungsorgane ihren Aufgaben gerecht werden. Im Oktober diesen Jahres organisierten wir - Ärzte aus Europa <strong>und</strong> <strong>Kurdistan</strong> - in Diyarbakir einen Ärztekongress mit dem Ziel <strong>des</strong> fachlichen Austausches <strong>und</strong> gegenseitigen Kennenlernens. Teilgenommen haben ca. 520 kurdische Ärztinnen <strong>und</strong> Ärzte, darunter ca. 50 Teilnehmer aus Süd- <strong>Kurdistan</strong> (Suleymania, Hewler, Dohuk), ca. 20 aus dem syrischen, einige Ärzte aus dem iranischen Teil, ca. 80 Ärztinnen <strong>und</strong> Ärzte aus Europa. Einen großen Anteil bildeten unsere Gastgeber aus Nord- <strong>Kurdistan</strong> (Diyarbakir, Urfa, Mardin, Van, Batman, Bitlis). Die Kongresshauptsprache war kurdisch. Eine derartig vielfältiges <strong>und</strong> offenes Treffen wäre zu den Gründungstagen von KOMKAR noch völlig <strong>und</strong>enkbar gewesen. Dies zeigt, dass nichts so bleibt wie es ist, dass sich die Dinge verändern. Das beste Beispiel dafür finden wir in der jüngsten deutschen Geschichte. Nach endlos langen Jahren der Teilung ist die Mauer gefallen <strong>und</strong> Deutschland war wiedervereinigt. So geben die jüngsten politischen Bemühungen seitens der türkischen Regierung zu der Hoffnung Anlass, dass in naher Zukunft ein gleichberechtigtes, von gegenseitiger Akzeptanz geprägtes Zusammenleben zwischen Türken <strong>und</strong> Kurden möglich werden kann. Sicher wird es Zeit benötigen die gegenseitigen Verletzungen <strong>und</strong> W<strong>und</strong>en zu heilen. Der Verein KOMKAR wird alles in seiner Macht stehende tun, diesen versöhnlichen Weg mit zu gestalten. Dr. med. Sükri Güler, Vorsitzender <strong>des</strong> <strong>KKH</strong> e.V. Editorial Dr. med. Sükri Güler 6