Jähriges Bestehen des Kurdistan Kultur- und Hilfsverein ... - KKH e.V.
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„Immer wieder ist alles neu“<br />
Kitaleiter Herr Volker Sommer im Portrait<br />
Handlungsschwerpunkte<br />
Wenn man 18 Jahre zusammen bleibt, muss die Beziehung wohl etwas ganz besonderes sein. Und nun bleibt Hr. Sommer ‚seiner’<br />
Kita „Hêlin“ noch für einige Monate weiter verb<strong>und</strong>en. Das Arbeitsverhältnis wurde über seine Pensionierung hinaus verlängert.<br />
Ein Glücksfall für den Träger <strong>KKH</strong> e.V., dass Hr. Sommer vor 18 Jahren die Aufgabe <strong>des</strong> Kitaleiters übernahm, <strong>und</strong> sich nicht für<br />
die ihm ebenfalls angebotene Stelle eines Gefängnisdirektors entschied. Für beide Seiten war es immer eine gute, erfolgreiche <strong>und</strong><br />
von Vertrauen getragene Zusammenarbeit.<br />
Gegründet wurde der Kinderladen von kurdischen Eltern als interkulturelle Einrichtung. Das Konzept lautet von Anfang an, dass<br />
deutsche <strong>und</strong> kurdische Kinder gemeinsam spielen <strong>und</strong> lernen. Kurdische <strong>Kultur</strong> <strong>und</strong> Traditionen werden vermittelt. Bereits<br />
kurz nach der Gründung kam Hr. Sommer in diese Einrichtung. Eine deutsche Leitung für eine Kita, die sich die Erhaltung der<br />
kurdischen <strong>Kultur</strong> auf die Fahnen geschrieben hat, ist das ungewöhnlich? Für Hr. Sommer ist das nur ein Beleg dafür, wie tolerant<br />
<strong>und</strong> weltoffen der <strong>KKH</strong> e.V. ist.<br />
Sehr viele Kinder <strong>und</strong> ihre Familien hat Hr. Sommer in den Jahren erlebt. Die Zusammensetzung der Gruppen hat sich immer<br />
wieder gewandelt <strong>und</strong> spiegelt ganz unmittelbar die Einwanderungswellen. Hr. Sommer sagt, Neukölln sei für Einwanderer häufig<br />
das Tor zur Stadt. „Dieser Bezirk ist wichtig, weil es ein Zuwanderungsgebiet ist, ein Integrationsgebiet. Hier zeigen sich schon<br />
früh Symptome, die später die Gesellschaft in der Breite betreffen.“ Zuwanderer finden hier eine erste Wohnung, wenn sie nach<br />
Berlin kommen. Zuerst kamen viele Kurden <strong>und</strong> Türken. Später Menschen aus Polen, aus asiatischen Ländern, Ex-Jugoslawien<br />
<strong>und</strong> Afrika. Jetzt sind viele da aus ehemaligen Ostblockländern wie Bulgarien. Auch aus Sri Lanka <strong>und</strong> Indien. Sommer fühlt sich<br />
wohl in diesem Umfeld, ist glücklich etwas beitragen zu können für eine weltoffene Gesellschaft.<br />
‚Hêlin’ ist kurdisch <strong>und</strong> bedeutet Nest. Hr. Sommer hat sich, zusammen mit seinen Mitarbeitern, in diesem „Nest“ um alle gekümmert<br />
<strong>und</strong> ihnen ein Zuhause gegeben. Manche verschwanden schnell wieder, zum Beispiel wenn die Familien besser situiert<br />
waren <strong>und</strong> woanders womöglich eine schönere Wohnung gef<strong>und</strong>en hatten. Andere hat er länger begleiten können. Und es gab<br />
schon manch freudiges Wiedersehen auf der Straße oder in der U-Bahn mit einem nun erwachsenen Schützling. „Ich habe jetzt<br />
den Schulabschluss.“, wird dann etwa stolz berichtet, <strong>und</strong> auch Hr. Sommer ist dann immer ein bisschen stolz: „Die erinnern<br />
sich noch <strong>und</strong> freuen sich, das tut gut.“, sagt Hr. Sommer. Manchmal kommen Ehemalige auch mit ihren eigenen Kindern <strong>und</strong><br />
geben diese in seine Obhut. Dabei ist Hr. Sommer sicherlich nicht nur „Kuscheltyp“. Im Interview pflegt er eine klare <strong>und</strong> direkte<br />
Sprache <strong>und</strong> legt den Finger auch in so manche W<strong>und</strong>e der Gesellschaft.<br />
Aufgenommen werden in der Kita Kinder ab zwei Jahren. Zurzeit gibt es drei Gruppen mit je zwölf Kindern. Eine seiner Überzeugungen<br />
lautet, dass altersgemischte Gruppen nicht gut funktionieren. Er möchte die Kinder lieber altersgerecht fördern.<br />
Hr. Sommer meint: „Durch Nachahmung <strong>und</strong> Anpassung, so lernt ein Kind. Es kann sich am besten selbst kennen lernen im<br />
Vergleich zu Gleichaltrigen.“ Das Angebot ist vielfältig: Förderung der Sprachentwicklung, Vorschularbeit, Computereinführung,<br />
Sport, Malkurse. Und ganz wichtig: Laufen, Klettern, Spielen, Draußensein. Auch gemeinsame Mahlzeiten in geordneten Bahnen<br />
können eine gute Übung sein. Das Angebot wird den Bedürfnissen angepasst: „Wir hatten zum Beispiel mal ein dreijähriges Kind,<br />
das die Farben nicht kannte, auch in seiner Muttersprache nicht.“ Auch dieses Kind hat in der Kita eine individuelle Unterstützung<br />
erfahren.<br />
Einen Schwerpunkt seiner Arbeit sieht er in der Förderung der Ich-Struktur: „Die Kinder sollen in der Lage sein, selber Wege zu<br />
finden mit jemandem zu spielen. Die zwischenmenschlichen Beziehungen müssen sich entwickeln, die müssen stabil sein, das<br />
baut die Psyche auf.“, erklärt Hr. Sommer. Darüber hinaus: „Raum zum Ausprobieren lassen.“ Neben aller Theorie spricht nämlich<br />
doch vor allem der Praktiker aus ihm, der in jahrelanger Arbeit erlebt hat, wie die Arbeit mit den Kindern am sinnvollsten<br />
aussieht: „Ich war sechs Jahre Didaktiklehrer – die Didaktik klappt nie.“ sagt er verschmitzt provokant.<br />
Das Konzept scheint aufzugehen. Das spiegelt sich auch wider im guten Miteinander der Familien mit ganz unterschiedlichem<br />
Migrationshintergr<strong>und</strong>: „Es gab ja über die Jahre die unterschiedlichsten Herausforderungen, aber Auseinandersetzungen haben<br />
in der Kita nie stattgef<strong>und</strong>en. Ein W<strong>und</strong>er.“, sagt Hr. Sommer.<br />
Seine Arbeit wird nicht langweilig. „Immer wieder ist alles neu.“, sagt er mit leuchtenden Augen. Außerdem sei er ein Spätentwickler<br />
<strong>und</strong> somit jetzt noch nicht reif für die Rente. Seinen Gr<strong>und</strong>satz gibt er der Interviewerin noch mit auf den Weg: „Entscheidend<br />
für die Arbeit ist, ein freies Herz zu haben <strong>und</strong> Liebe.“<br />
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