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Bundesweite Spitzenforschung - der Fachschaft - Universität Rostock

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epidauros22.qxd 05.11.2006 11:15 Uhr Seite 1<br />

Ausgabe 22 · Wintersemester 07/08<br />

<strong>Bundesweite</strong> <strong>Spitzenforschung</strong><br />

am Institut für Biomedizinische Technik<br />

Unabhängige Zeitschrift <strong>der</strong> Medizinischen Fakultät <strong>der</strong> <strong>Universität</strong> <strong>Rostock</strong>


epidauros22.qxd 05.11.2006 11:15 Uhr Seite 2<br />

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Fax: 0381 2015962


epidauros22.qxd 05.11.2006 11:15 Uhr Seite 3<br />

LIEBE LESERIN,<br />

LIEBE LESER<br />

An Schulen wird ja die Vergabe von Noten immer mal diskutiert,<br />

gepriesen o<strong>der</strong> gänzlich verbannt. Gründe gegen Zensuren gibt es natürlich<br />

viele: Wenn Leistung zu einem bloßen Rechenexempel wird<br />

und selbst kleine Kin<strong>der</strong> schon lernen, per Durchschnitt ihre schulischen Be-<br />

mühungen geschickt zu dosieren. An<strong>der</strong>erseits bieten einheitliche Aufgaben<br />

mit standardisierter Bewertung auch die Möglichkeit des gezielten Vergleichs.<br />

Und das kann durchaus nützlich sein, wenn es zum Beispiel um komplexe<br />

Einrichtungen wie Hochschulen geht. Bei den Prüfungsergebnissen im Phy-<br />

sikum etwa schneidet die Medizinische Fakultät <strong>der</strong> <strong>Universität</strong> <strong>Rostock</strong> regel-<br />

mäßig gut und sehr gut ab. Der Vergleich <strong>der</strong> Noten <strong>der</strong> vergangenen Prüfung<br />

brachte es wie<strong>der</strong> an den Tag: <strong>Rostock</strong> bewegt sich in <strong>der</strong> Spitzengruppe deut-<br />

scher <strong>Universität</strong>en. Und in einem Punkt sind die <strong>Rostock</strong>er sogar ganz und gar<br />

Spitze: Beim letzten Physikum ist niemand durchgefallen. Das gab es an keiner<br />

an<strong>der</strong>en <strong>Universität</strong>. Kleine Lerngruppen, intensive Betreuung lauten Zauber-<br />

wörter, die Vorkliniker wie Professor Wree und Professor Köhling ins Feld füh-<br />

ren. Sehr gute Leistungen im Physikum sind eine wun<strong>der</strong>bare Voraussetzung für<br />

den Rest des Studiums – und für einen guten Ruf <strong>der</strong> Hochschule, <strong>der</strong> langsam<br />

aber sicher auch außerhalb <strong>der</strong> Landesgrenzen zu hören ist. Kein Wun<strong>der</strong> also,<br />

wenn auch in diesem Jahr die Studienplätze an <strong>der</strong> Alma Mater Rostochiensis<br />

heiß begehrt waren. Gut, dass es Noten gibt. Jetzt sind wir erst einmal ge-<br />

spannt, welche Zensur dieses aktuelle Epidauros-Heft von den Lesern bekommt.<br />

Wir haben einige interessante Themen aus den vergangenen Wochen und<br />

Monaten zusammengetragen. Wie fast immer an dieser Stelle <strong>der</strong> Hinweis: Mit-<br />

streiter sind bei uns herzlich willkommen. Gefragt sind Texte je<strong>der</strong> Art, Berichte<br />

über Forschung und Lehre, Eindrücke von Arbeitsaufenthalten im Ausland usw.<br />

Darüber würden wir uns freuen. Anerkennung garantiert, Noten gibt es keine.<br />

Matthias Schümann<br />

Für die Redaktion<br />

editorial<br />

3


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forschung<br />

<strong>Rostock</strong>er Forschung in <strong>der</strong> Bundesliga<br />

<strong>Rostock</strong>er dürfen mit embryonalen Stammzellen forschen<br />

Verstärkung für die Gehirn-Feuerwehr<br />

Biomaterial gegen Leistenbruch und Sodbrennen<br />

Mediziner diskutierten über Aggressivität und Schuldfähigkeit<br />

focus<br />

Mo<strong>der</strong>ne Bioherzklappe hilft alten Patienten ohne OP<br />

Herzoperation bei einem 660g schweren Mädchen in <strong>Rostock</strong> gelungen<br />

<strong>Rostock</strong>er Verfahren bringt kaputte Leber in Schwung<br />

Neue Wege zur Heilung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>-Niere<br />

Klinikneubau als Motor für die Weiterentwicklung <strong>der</strong> Orthopädie<br />

studium und lehre<br />

Neue Wege für junge Allgemeinmediziner<br />

Der Mediziner Ball 2007<br />

<strong>Rostock</strong>er Medizinstudenten bundesweit Spitze<br />

Teddy Knut hat eine gebrochene Tatze<br />

Radler spenden für chronisch kranke Kin<strong>der</strong><br />

Professoren greifen zur Spraydose<br />

klinikum<br />

Viele Grüsse aus <strong>der</strong> Schweiz<br />

Aus <strong>der</strong> Luftfahrt für die Medizin lernen<br />

Gefährliche Bakterien in <strong>Rostock</strong> unter sicherer Kontrolle<br />

Mammographie-Screening auch in <strong>Rostock</strong><br />

wissenswert<br />

Rezension Anästhesie compact<br />

Rezension Checkliste EKG<br />

Rezension Flussdiagramme zum Hammerexamen<br />

Rezension Das Hammerexamen<br />

Rezension mediscript Kommentierte Examensfragen<br />

Rezension Klinische Chemie und Hämatologie<br />

inhalt<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

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21<br />

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31<br />

32<br />

33<br />

34<br />

Impressum<br />

Titelbild: Fotograf: Danny Gohlke<br />

Redaktionsleitung: Matthias Schümann<br />

Redaktionsassitenz: Marian Löffler<br />

Redaktion: Christian Klein, Michael<br />

Lüdke, Anke Maser, Juliane Nielsen,<br />

Dr. Robert Uhde, Marian Löffler,<br />

Regina Baukholt, Torsten Schulz,<br />

Mareike Wangnick<br />

Idee und Grafik:<br />

Sphinx ET - Agentur für<br />

Zeitgeistentwicklung<br />

Wollenweberstraße 62<br />

18055 <strong>Rostock</strong><br />

Fon: 0381. 128 93 92<br />

Fax: 0381. 128 94 79<br />

Druck: Klatschmohn Verlag<br />

Auflage: 2.000 Stück<br />

Herausgeber:<br />

Alumni Med <strong>Rostock</strong> e.V.<br />

c/o Studiendekanat <strong>der</strong><br />

Medizinischen Fakultät<br />

Rembrandtstr. 16/17<br />

18057 <strong>Rostock</strong><br />

in Kooperation mit <strong>der</strong><br />

<strong>Fachschaft</strong> Medizin <strong>der</strong><br />

<strong>Universität</strong> <strong>Rostock</strong>


epidauros22.qxd 05.11.2006 11:15 Uhr Seite 6<br />

Eine große Freude herrschte<br />

Mitte Mai, als die <strong>Universität</strong><br />

<strong>Rostock</strong> verkünden konnte,<br />

dass ein neuer Son<strong>der</strong>forschungs-<br />

bereich, <strong>der</strong> Transregio 37, <strong>der</strong> Deut-<br />

schen Forschungsgemeinschaft an <strong>der</strong><br />

<strong>Universität</strong> eingerichtet wird. Sein<br />

Titel: „Mikro- und Nanosysteme für<br />

die Medizin – Rekonstruktion biologi-<br />

scher Funktionen“.<br />

So wird die <strong>Universität</strong> zum zweiten<br />

Mal mit geför<strong>der</strong>ter <strong>Spitzenforschung</strong><br />

in den nächsten Jahren in Verbindung<br />

gebracht. Diesmal im Schnittpunkt von<br />

Naturwissenschaften, Ingenieurskunst<br />

und Medizin, nachdem bereits 2004<br />

ein Son<strong>der</strong>forschungsbereich (SFB) für<br />

Laserforschung am Physikalischen In-<br />

stitut <strong>der</strong> <strong>Universität</strong> eingerichtet wer-<br />

den konnte. „Wir sind sehr stolz dar-<br />

auf, dies ist ein wichtiger Baustein für<br />

die künftige Entwicklung <strong>der</strong> Univer-<br />

sität“, sagte Rektor Professor Thomas<br />

Strothotte zum neuerlichen Erfolg.<br />

Jetzt ist es möglich, langfristig 17 zu-<br />

sätzliche Mitarbeiterstellen am Institut<br />

für Biomedizinische Technik einzu-<br />

richten, an dem <strong>der</strong> SFB von Instituts-<br />

leiter Professor Klaus-Peter Schmitz<br />

koordiniert wird. Allein für die ersten<br />

vier Jahre fließen 3,7 Millionen Euro<br />

forschung<br />

<strong>Rostock</strong>er Forschung in <strong>der</strong> Bundesliga<br />

an die <strong>Rostock</strong>er <strong>Universität</strong>. Bei posi-<br />

tiven Zwischenergebnissen kann <strong>der</strong><br />

SFB insgesamt zwölf Jahre laufen.<br />

Das Thema „Mikro- und Nanosysteme<br />

in <strong>der</strong> Medizin – Rekonstruktion biolo-<br />

gischer Funktionen“ deutet das Ziel<br />

an. Es geht um die Umsetzung von<br />

Zukunftstechnologien des 21. Jahrhun-<br />

<strong>der</strong>ts. Bei <strong>der</strong> Rekonstruktion biologi-<br />

scher Funktionen soll beispielsweise<br />

wirksam die Augenkrankheit „Grüner<br />

Star“ bekämpft werden. Ein winzig<br />

kleines Stent, eine künstliche Gefäß-<br />

wandstütze, soll helfen, das Sichtfeld<br />

des Auges wie<strong>der</strong> zu erweitern. Auch<br />

die Ohrenheilkunde setzt auf neue<br />

Technologien. Professor Hans Wilhelm<br />

Pau, Direktor <strong>der</strong> Klinik für Hals-, Na-<br />

sen- und Ohrenheilkunde, erklärt,<br />

dass man jetzt intensiv daran arbeiten<br />

werde, den Hörnerv tauber Patienten<br />

über eine winzige Elektrode durch<br />

Licht zu stimulieren.<br />

Internisten und Herzchirurgen setzen<br />

darauf, Organe, Gewebe o<strong>der</strong> Zellen<br />

durch biologischen Ersatz wie<strong>der</strong> her-<br />

zustellen. Die Stammzellentechnolo-<br />

gie soll so auch von <strong>Rostock</strong> einen<br />

Schub bekommen. Speziell mit <strong>der</strong><br />

Biofunktionalität von Oberflächen im<br />

Nanobereich beschäftigt sich Pro-<br />

22. Ausgabe 2007 6<br />

Professor Klaus-Peter Schmitz.<br />

fessor Gustav Steinhoff, <strong>der</strong> die Klinik<br />

für Herzchirurgie leitet. „Wir spielen<br />

jetzt in <strong>der</strong> Bundesliga“, fasst er das<br />

Gefühlsbild <strong>der</strong> Wissenschaftler nach<br />

diesem Erfolg zusammen.<br />

Die <strong>Rostock</strong>er Arbeitsgruppen sind Teil<br />

des übergeordneten SFB „Transregio<br />

37“, <strong>der</strong> auch Standorte in Aachen und<br />

Hannover umfasst. Sprecher ist Pro-<br />

fessor Axel Haverich von <strong>der</strong> Medizi-<br />

nischen Hochschule Hannover. Die<br />

Forscher <strong>der</strong> <strong>Universität</strong> <strong>Rostock</strong> sind<br />

an zehn von 14 Projekten beteiligt.<br />

Michael Lüdtke


epidauros22.qxd 05.11.2006 11:15 Uhr Seite 7<br />

An <strong>der</strong> <strong>Rostock</strong>er Klinik für Neurologie<br />

im Zentrum für Nervenheilkunde<br />

darf künftig mit<br />

embryonalen Stammzellen geforscht<br />

werden. Das Robert-Koch-Institut be-<br />

willigte ein Projekt, bei dem es um die<br />

gezielte und standardisierte Umwand-<br />

lung von Stammzellen in Nervenzellen<br />

mittels kleinen Molekülen geht. Die<br />

<strong>Rostock</strong>er sind damit die 14. Arbeits-<br />

gruppe in <strong>der</strong> Bundesrepublik, die die<br />

Son<strong>der</strong>genehmigung durch das Robert-<br />

Koch-Institut erhalten haben. Die Ver-<br />

wendung von kleinen Molekülen zur<br />

Herstellung <strong>der</strong> reifen Nervenzellen aus<br />

Stammzellen gibt in <strong>der</strong> Zukunft die<br />

Chance, bislang unheilbare Krankhei-<br />

ten wie den Morbus Parkinson zu be-<br />

handeln. Laut bundesdeutscher Rege-<br />

lung dürfen nur Stammzellen, die vor<br />

dem 01.01.2002 gewonnen wurden,<br />

verwendet werden.<br />

„In unserem Forschungsprojekt geht<br />

es darum, eine Vielzahl von nie<strong>der</strong>-<br />

molekularen Wirkstoffen zu untersu-<br />

chen“, sagt Professor Dr. Arndt Rolfs<br />

von <strong>der</strong> Klinik und Poliklinik für<br />

Nervenheilkunde am <strong>Universität</strong>skli-<br />

nikum <strong>Rostock</strong>. Ziel ist es, herauszu-<br />

finden, ob diese Wirkstoffe die Fähig-<br />

keit besitzen, Stammzellen in Ner-<br />

venzellen umzuwandeln. In den Blick<br />

kommen dabei mehrere zehntausend<br />

Substanzen, die Mittels des so ge-<br />

nannten Hochdurchsatzes (High<br />

Throughput Screening) untersucht<br />

werden, so Professor Rolfs. „Wir hof-<br />

fen, bei unseren Analysen Moleküle<br />

zu finden, die imstande sind,<br />

Zellwände zu durchdringen, und auf<br />

lange Sicht auch direkt für die<br />

Behandlung neurodegenerativer Er-<br />

krankungen eingesetzt werden könn-<br />

ten – beispielsweise aufgrund des<br />

Vermögens, endogene Stammzell-<br />

populationen zu mobilisieren o<strong>der</strong><br />

zur Differenzierung anzuregen“, sagt<br />

Professor Dr. Rolfs. Das Projekt ist<br />

damit ein wesentliches Standbein <strong>der</strong><br />

thematischen Schwerpunktentwick-<br />

lung „Regenerative Medizin“ an <strong>der</strong><br />

Medizinischen Fakultät <strong>der</strong> Uni-<br />

versität <strong>Rostock</strong>. Neben zahlreichen<br />

internationalen Gruppen, zum Bei-<br />

spiel aus Norwegen, sind vor allem<br />

Forschergruppen aus <strong>Rostock</strong> wichti-<br />

ge Partner in diesem Projekt. So wird<br />

das umfangreiche und technisch<br />

anspruchsvolle Testen <strong>der</strong> Substanzen<br />

von Professor Kerstin Thurow und<br />

Professor Norbert Stoll im Institut für<br />

Automatisierungstechnik konzipiert<br />

und realisiert; ein Grossteil <strong>der</strong> neuen<br />

Substanzen werden von Professor<br />

Matthias Beller, Direktor des Leibniz-<br />

Instituts für Katalyse e.V., synthetisiert<br />

und für den Forschungsverbund zur<br />

Verfügung gestellt.<br />

forschung<br />

<strong>Rostock</strong>er dürfen mit embryonalen Stammzellen forschen<br />

Robert-Koch-Institut bewilligte wissenschaftliches Projekt<br />

„Die deutschen Richtlinien machen<br />

es den Forschern hierzulande noch<br />

immer schwer, mit Wissenschaftlern<br />

etwa aus Großbritannien mitzuhal-<br />

ten“, so Professor Rolfs. Die Stamm-<br />

zellen, die vor dem 01.01.2002 her-<br />

gestellt worden sind, seien hinsicht-<br />

lich ihrer Qualität problematisch,<br />

7<br />

Professor Arndt Rolfs.<br />

weil sie meist mit Hilfe tierischer<br />

Zellen in Kultur gehalten werden,<br />

und somit für klinische Zwecke wenig<br />

geeignet sind.<br />

Matthias Schümann<br />

22. Ausgabe 2007


epidauros22.qxd 05.11.2006 11:15 Uhr Seite 8<br />

Ein wesentlicher Schritt für die<br />

Behandlung von schweren<br />

Nervenleiden ist getan: <strong>Rostock</strong>er<br />

Forschern gelang es jetzt erst-<br />

mals, Gene gezielt in Stammzellen<br />

des erwachsenen Gehirns einzu-<br />

schleusen, so dass diese Multifunk-<br />

tionszellen , direkt in ihrer natürlichen<br />

Umgebung für die Reparatur beschä-<br />

digter Bereiche des Gehirns eingesetzt<br />

werden können. Als Transportmittel in<br />

die körpereigenen Stammzellen wer-<br />

den Schnupfenerreger genutzt,die mit<br />

kleinen Eiweißbausteinen beladen<br />

sind, die das gezielte Eindringen in<br />

die Stammzellen ermöglichen.<br />

Zukünftig sollen sie heilende Gene<br />

im Gepäck haben, mit Hilfe <strong>der</strong>er die<br />

Stammzellen als universelle Repara-<br />

turzellen gezielt für die Heilung von<br />

beschädigten Bereichen zum Beispiel<br />

im Gehirn eingesetzt werden können.<br />

Ziel ist es, langfristig Therapien für<br />

bislang unheilbare Erkrankungen wie<br />

Multiple Sklerose, Alzheimer o<strong>der</strong><br />

Parkinson zu entwickeln. Diese Form<br />

des Gentransfers wurde im Rahmen<br />

eines durch das Bundesforschungs-<br />

ministerium und die Medizinische<br />

Fakultät <strong>der</strong> <strong>Universität</strong> <strong>Rostock</strong> geför-<br />

<strong>der</strong>ten Projekts durch die Leiterin des<br />

Forschungsbereichs Vektorologie und<br />

Experimentelle Gentherapie am Uni-<br />

versitätsklinikum <strong>Rostock</strong>, Professor<br />

Dr. Brigitte Pützer entwickelt.<br />

Intelligente Viren, die körpereigene<br />

Zellen gezielt aufsuchen und mit hei-<br />

lenden Genen bestücken, wurden<br />

forschung<br />

Verstärkung für die Gehirn-Feuerwehr<br />

Forscher schleusen erstmals Gene gezielt in Nervenstammzellen<br />

von den <strong>Rostock</strong>er Forschern bisher<br />

schon für bösartige Tumoren entwik-<br />

kelt. Diese Technologie wurde nun<br />

weltweit erstmalig auf erwachsene<br />

(adulte) Stammzellen des Nerven-<br />

systems übertragen. Die Stammzellen<br />

können anschließend für die Behand-<br />

lung schwerster Nervenleiden einge-<br />

setzt werden. Was unglaublich klingt,<br />

ist am <strong>Universität</strong>sklinikum <strong>Rostock</strong><br />

experimentelle Wirklichkeit. „Es ist<br />

uns gelungen, Adenoviren, die nor-<br />

malerweise Schnupfen auslösen, mit<br />

hoher Präzision in Stammzellen des<br />

adulten Nervensystems einzuschleu-<br />

sen“, erklärt Professor Pützer. Adeno-<br />

viren gelten als sicheres Transport-<br />

mittel und werden in <strong>der</strong> Gentherapie<br />

häufig eingesetzt. Sie dringen ohne<br />

Probleme in zahlreiche Körperzellen<br />

ein und können, ausgestattet mit hei-<br />

lenden Genen, für die Behandlung<br />

vonErkrankungen verwendet werden.<br />

Dies geschieht, indem sie Gene trans-<br />

portieren, die bestimmte Heilungs-<br />

prozesse im Körper steuern können.<br />

In diesem Fall werden körpereigene<br />

Stammzellen des Nervensystems mit<br />

genetischen Informationen ausgestat-<br />

tet, die sie bei <strong>der</strong> Reparatur von<br />

Beschädigungen im Gehirn wirksam<br />

werden lassen. Stammzellen sind als<br />

Multifunktionszellen im Nervensys-<br />

tem und im ganzen Körper unter-<br />

wegs, um gewissermaßen als „Feuer-<br />

wehr“ dort zum Einsatz zu kommen,<br />

wo beschädigte Zellen repariert wer-<br />

den müssen. „Zuvor mussten aller-<br />

22. Ausgabe 2007 8<br />

dings die Schnupfenviren so verän-<br />

<strong>der</strong>t werden, dass sie gezielt in die<br />

Stammzellen eindringen konnten“,<br />

sagt Dr. Anke Schmidt vom Arbeits-<br />

bereich Vektorologie. Denn darin be-<br />

stand die Schwierigkeit: Die Adeno-<br />

viren samt ihrem Gengepäck dürfen<br />

nicht in an<strong>der</strong>e Zellen des Nerven-<br />

systems aufgenommen werden.<br />

Nachdem diese Barriere nun erfolg-<br />

reich überwunden werden konnte,<br />

besteht die Möglichkeit <strong>der</strong> weiteren<br />

Entwicklung des Verfahrens bis zur<br />

Behandlung schwerer Erkrankungen<br />

des Menschen wie Multiple Sklerose,<br />

Parkinson und Alzheimer. Allerdings<br />

werde diese Anwendung noch ein<br />

wenig auf sich warten lassen, so die<br />

Wissenschaftler, denn das Experiment<br />

gelang zunächst nur im Tierversuch.<br />

Matthias Schümann<br />

Foto: UKR<br />

Professor Dr. Brigitte Pützer und Dr.<br />

Anke Schmidt (am Mikroskop).


epidauros22.qxd 05.11.2006 11:16 Uhr Seite 9<br />

Am 15. und 16. Juni 2007 fand<br />

in <strong>Rostock</strong>-Warnemünde die<br />

Jahrestagung <strong>der</strong> deutschen<br />

Sektion des International College of<br />

Surgeons statt. Der Titel <strong>der</strong> Veranstal-<br />

tung lautete: „Biomaterialien in <strong>der</strong><br />

Allgemeinchirurgie“. Das Thema nahm<br />

einen Trend auf, <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeit in <strong>der</strong><br />

Chirurgie auszumachen ist: Immer<br />

häufiger kommt es zur Anwendung<br />

von Biomaterialien; bei <strong>der</strong> Behand-<br />

lung von Leistenbrüchen gehört <strong>der</strong><br />

Einsatz neuartiger Netzmaterialien zur<br />

Verstärkung des Gewebes bereits zum<br />

Standard. Auch bei <strong>der</strong> Behandlung<br />

<strong>der</strong> Reflux-Erkrankung, des Sodbren-<br />

nens, kommen Biomaterialien in Form<br />

von neuartigen Kunststoffnetzen mit<br />

hoher Gewebeverträglichkeit zum Ein-<br />

satz. Anliegen <strong>der</strong> Veranstaltung war es<br />

auch, aufzuzeigen, dass die mo<strong>der</strong>ne<br />

Allgemeinchirurgie auf Prinzipien <strong>der</strong><br />

Interdisziplinarität basiert und im<br />

Sinne effektiver Prävention und Rege-<br />

neration eine Kooperation mit Natur-<br />

und Ingenieurswissenschaften von gro-<br />

ßem Vorteil ist. Erwartet wurden etwa<br />

200 Chirurgen aus ganz Deutschland.<br />

„Biomaterialien werden als Gewebe-<br />

ersatzstoffe schon heute regelmäßig in<br />

<strong>der</strong> Allgemeinchirurgie verwendet“,<br />

sagt Professor Dr. Ernst Klar, Leiter <strong>der</strong><br />

Abteilung für Allgemeine, Thorax-,<br />

Gefäß- und Transplantationschirurgie<br />

am <strong>Universität</strong>sklinikum <strong>Rostock</strong>. Ty-<br />

pisch etwa sei <strong>der</strong> Einsatz neuartiger<br />

Netzmaterialien bei Hernienoperatio-<br />

nen wie dem Leistenbruch. Wurde vor<br />

wenigen Jahren noch recht steifes und<br />

schweres Material zur Verstärkung <strong>der</strong><br />

Bauchdecke verwendet, das den Be-<br />

troffenen mitunter Beschwerden ver-<br />

ursachte, so kommt jetzt ultraleichtes<br />

und flexibles Material zum Einsatz.<br />

Mit Hilfe von Biomaterialien kann<br />

auch die Reflux-Erkrankung, das Sod-<br />

brennen, behandelt werden. Zur Ver-<br />

hin<strong>der</strong>ung postoperativer Beschwer-<br />

den beim Patienten sind neuartige<br />

Techniken zur Fixierung <strong>der</strong> Netze<br />

entscheidend. Die anatomiegerechte<br />

Gewebeklebung war ein Hauptthema<br />

des Kongresses.<br />

forschung<br />

Biomaterial gegen Leistenbruch und Sodbrennen<br />

Neuartige Stoffe bekommen immer größere Bedeutung in <strong>der</strong> Chirurgie<br />

Professor Dr. Ernst Klar mit einem Stück des<br />

häufig verwendeten Biomaterials.<br />

Ein weiteres Einsatzgebiet von Bio-<br />

materialien ist die Verwendung von<br />

Kunststoffstents, um Hohlorgane und<br />

Abflusswege zu schienen. Als neues<br />

Verfahren wurde im Rahmen <strong>der</strong><br />

<strong>Rostock</strong>er Tagung <strong>der</strong> Einsatz von im<br />

9<br />

Foto: UKR<br />

Körper abbaubaren Stents analysiert.<br />

Aktuell wird an <strong>der</strong> klinischen An-<br />

wendung von Kunststoffschienen zur<br />

Überbrückung von gutartigen Gallen-<br />

wegsverengungen gearbeitet, die eine<br />

Gelbsucht beheben können und da-<br />

nach nicht entfernt werden müssen,<br />

da sie sich selbst auflösen. „Diskutiert<br />

wird auch die Schnittstelle <strong>der</strong> All-<br />

gemeinchirurgie zu an<strong>der</strong>en Diszipli-<br />

nen wie den Ingenieurswissenschaf-<br />

ten“, sagt Professor Klar.<br />

Aus diesem Grund gehörte zu den Aus-<br />

richtern <strong>der</strong> Veranstaltung auch das Ins-<br />

titut für Biomedizinische Technik an<br />

<strong>der</strong> <strong>Universität</strong> <strong>Rostock</strong> unter Leitung<br />

von Professor Dr. Klaus-Peter Schmitz.<br />

„Die Biomaterialforschung und -ent-<br />

wicklung erfor<strong>der</strong>t eine enge Koopera-<br />

tion zwischen Ingenieuren, Naturwis-<br />

senschaftlern und Medizinern“, sagt<br />

Professor Klar, <strong>der</strong> das Tagungsthema in<br />

einen größeren Zusammenhang stellte.<br />

„Der Einsatz von Biomaterialien in <strong>der</strong><br />

Allgemeinchirurgie hat nicht nur den<br />

Gewebeersatz und die Wie<strong>der</strong>herstel-<br />

lung gestörter sowie verloren gegan-<br />

gener Funktionen zum Ziel, son<strong>der</strong>n<br />

soll im Rahmen <strong>der</strong> Regenerativen Me-<br />

dizin Heilungsprozesse im Körper an-<br />

stoßen, die das ursprüngliche „Fremd-<br />

material“ schlussendlich durch körper-<br />

eigene Gewebestrukturen ersetzen.<br />

Matthias Schümann<br />

22. Ausgabe 2007


epidauros22.qxd 05.11.2006 11:16 Uhr Seite 10<br />

Über den Zusammenhang<br />

von Aggressivität als psychischer<br />

Erkrankung und Gewaltverbrechen<br />

diskutierten Medizi-<br />

ner, Forensiker und Juristen im Rah-<br />

men des fünften Hanse Symposiums.<br />

Die Konferenz fand am 24. und 25.<br />

August 2007 in <strong>Rostock</strong>-Warnemün-<br />

de statt. Wichtiger Gegenstand war<br />

die Diskussion über die vorschnelle<br />

Verbindung von aggressivem Verhal-<br />

ten, Straftaten und <strong>der</strong> möglichen<br />

Strafunfähigkeit. Auch vor dem Hin-<br />

tergrund aktueller neurobiologischer<br />

Befunde plädierten die <strong>Rostock</strong>er Me-<br />

diziner für eine differenzierte Be-<br />

trachtung <strong>der</strong> Aggressivität. Referen-<br />

ten des Symposiums waren Experten<br />

aus Österreich, <strong>der</strong> Schweiz und <strong>der</strong><br />

Bundesrepublik Deutschland. Erwar-<br />

tet wurden etwa 250 Gäste aus dem<br />

In- und Ausland.<br />

Aggressivität ist zweifellos ein Mode-<br />

thema unserer Tage. „Gerade die Dis-<br />

kussion <strong>der</strong> Strafunfähigkeit bei psy-<br />

chischer Erkrankung wird <strong>der</strong>zeit in-<br />

tensiv geführt“, sagt Professor Dr.<br />

Sabine Herpertz, Direktorin <strong>der</strong> Kli-<br />

nik und Poliklinik für Psychiatrie und<br />

Psychotherapie am <strong>Universität</strong>sklini-<br />

kum <strong>Rostock</strong>. Die Ärztin plädiert da-<br />

für, keine voreiligen Schlüsse zu zie-<br />

hen: „Neurobiologische Auffälligkei-<br />

ten, die sich bei aggressiven Men-<br />

schen o<strong>der</strong> Straftätern feststellen las-<br />

sen, taugen nicht als Diagnose für ei-<br />

ne mögliche Schuldunfähigkeit“, so<br />

Professor Herpertz, die gemeinsam<br />

forschung<br />

Mediziner diskutierten über Agressivität und Schuldfähigkeit<br />

Professor Herpertz: „Gewaltverbrecher sind nicht immer krank”<br />

mit PD Dr. Elmar Habermeyer das<br />

fünfte Hanse Symposium zum Thema<br />

„Aggressivität: Bedeutung für die All-<br />

gemeine und Forensische Psychiatrie“<br />

organisierte. „In <strong>der</strong> öffentlichen Dis-<br />

kussion werden Gewaltdelikte häufig<br />

mit psychischen Auffälligkeiten <strong>der</strong><br />

Täter in Verbindung gesetzt o<strong>der</strong> ohne<br />

tatsächliche Grundlage auf eine ver-<br />

meintliche Geisteskrankheit zurück-<br />

geführt“, sagt Dr. Habermeyer. „Diese<br />

Vorurteile erschweren die Auseinan-<br />

<strong>der</strong>setzung mit aggressivem Verhalten<br />

bei psychischen Erkrankungen.“<br />

Dabei seien gerade eine fachlich fun-<br />

dierte Diskussion <strong>der</strong> Entstehung von<br />

Aggressivität und die Entwicklung von<br />

Lösungsansätzen vor dem Hinter-<br />

grund verkürzter Liegezeiten, parallel<br />

bestehenden Suchterkrankungen und<br />

<strong>der</strong> oftmals fehlenden gesellschaftli-<br />

chen Integration Betroffener notwen-<br />

dig. Themen des Symposiums waren<br />

daher die Neurobiologie und die Psy-<br />

chopathologie <strong>der</strong> Aggression. Dabei<br />

diskutierten nicht nur Mediziner un-<br />

tereinan<strong>der</strong>, son<strong>der</strong>n auch Forensiker<br />

und Juristen wurden einbezogen. „Es<br />

geht auch darum, Grenzen zu ziehen<br />

und zu definieren, wer für aggressive<br />

Menschen zuständig ist. Wann ist es<br />

eine Krankheit und wann nicht?“, for-<br />

muliert Professor Herpertz wichtige<br />

Fragen, auf die das Symposium Ant-<br />

worten geben sollte. Aggression soll<br />

ebenso wenig pauschal zur Krankheit<br />

deklariert werden wie psychisch kran-<br />

ke Menschen nicht im Strafvollzug sit-<br />

zen sollten, so Professor Herpertz.<br />

22. Ausgabe 2007 10<br />

Das Symposium war eng mit <strong>der</strong> aktu-<br />

ellen Aggressionsforschung am Uni-<br />

versitätsklinikum <strong>Rostock</strong> verbunden.<br />

Vor dem Hintergrund einer Zunahme<br />

von Aggressivität bei Kin<strong>der</strong>n und Ju-<br />

gendlichen konnten die <strong>Rostock</strong>er<br />

Forscher parallele Symptome bei Kin-<br />

<strong>der</strong>n mit gestörtem Sozialverhalten<br />

und bei aggressiven Erwachsenen be-<br />

ziehungsweise den Eltern dieser Kin-<br />

<strong>der</strong> nachweisen. Ziel war es, Anzei-<br />

chen für ein aggressives Verhalten be-<br />

reits bei Kin<strong>der</strong>n nachzuweisen und<br />

frühzeitig zu behandeln. An<strong>der</strong>erseits<br />

konnte nachgewiesen werden, dass<br />

bei bereits auffällig gewordenen ag-<br />

gressiven Kin<strong>der</strong>n starke emotionale<br />

Reaktionen durch emotionale Bil<strong>der</strong><br />

hervorgerufen wurden.Bei aggressiven<br />

Erwachsenen fielen diese Reaktionen<br />

deutlich geringer aus – Zeichen dafür,<br />

dass eine Therapie aggressiven Ver-<br />

haltens im Kindesalter an<strong>der</strong>s ausse-<br />

hen muss als bei Erwachsenen.<br />

Das Hanse Symposium findet seit fünf<br />

Jahren traditionell in den letzten<br />

Hochsommertagen des Jahres in Ros-<br />

tock-Warnemünde statt. Die Referen-<br />

ten <strong>der</strong> diesjährigen Veranstaltung ka-<br />

men aus Österreich, <strong>der</strong> Schweiz und<br />

Deutschland. Erwartet wurden etwa<br />

250 Gäste aus Deutschland, aber<br />

auch aus dem skandinavischen Raum.<br />

Matthias Schümann


epidauros22.qxd 05.11.2006 11:16 Uhr Seite 11<br />

Am <strong>Universität</strong>sklinikum <strong>Rostock</strong><br />

wurde mit Erfolg eine<br />

neue Bioherzklappe eingepflanzt.<br />

Das Implantat besteht aus ei-<br />

nem flexiblen Metallgeflecht und ei-<br />

ner biologischen Herzklappe. Es er-<br />

setzt beschädigte, verkalkte und ver-<br />

engte Herzklappen. Angewendet wird<br />

die Bioklappe vor allem bei alten Pa-<br />

tientinnen und Patienten mit mehre-<br />

ren Begleiterkrankungen, für die eine<br />

größere Herzoperation zu gefährlich<br />

wäre. Die neue Bioklappe wird ohne<br />

Operation mit einem Katheter ins<br />

Herz eingebracht. Es handelt sich um<br />

eine Neuentwicklung, die bislang nur<br />

an drei Zentren in <strong>der</strong> Bundesrepu-<br />

blik angewendet wird – neben Sieg-<br />

burg und Leipzig jetzt auch in <strong>Rostock</strong>.<br />

Für die Patienten bedeutet <strong>der</strong> Ein-<br />

griff, <strong>der</strong> bereits mehrfach am Unikli-<br />

nikum <strong>Rostock</strong> erfolgreich durchge-<br />

führt wurde, ein Zugewinn an Lebens-<br />

qualität, so <strong>der</strong> <strong>Rostock</strong>er Kardiologe<br />

Professor Dr. Christoph A. Nienaber.<br />

„Wir haben es in <strong>der</strong> Praxis oft mit<br />

Patienten zu tun, die zusätzlich zu an-<br />

<strong>der</strong>en Erkrankungen auch noch eine<br />

verkalkte o<strong>der</strong> stark verengte Herz-<br />

klappe haben“, sagt Professor Dr.<br />

Christoph A. Nienaber, Leiter <strong>der</strong> Ab-<br />

teilung für Kardiologie am Universi-<br />

focus<br />

Mo<strong>der</strong>ne Bioherzklappe hilft alten Patienten ohne OP<br />

<strong>Rostock</strong> arbeitet als eines von drei Zentren mit mo<strong>der</strong>nem Implantat<br />

tätsklinikum <strong>Rostock</strong>. Normalerweise<br />

wird die beschädigte Herzklappe in ei-<br />

nem chirurgischen Eingriff durch eine<br />

künstliche neue Klappe ersetzt. Pro-<br />

blematisch ist das allerdings bei Pa-<br />

tienten, die über 80 Jahre alt und meh-<br />

rere an<strong>der</strong>e Begleiterkrankungen ha-<br />

ben. „Die Belastung eines operativen<br />

Eingriffs am offenen Herzen wäre ein-<br />

fach zu groß“, sagt Professor Nienaber.<br />

Aus diesem Grund wurde ein Implan-<br />

tat entwickelt, das über eine Herz-<br />

kathetersonde und über die Blutgefäße<br />

ins Herz eingebracht werden kann.<br />

Eingeführt wird dabei zunächst ein<br />

Ballon, <strong>der</strong> durch Ausdehnung die al-<br />

te, beschädigte Herzklappe beseitigt<br />

und damit Platz schafft für das Im-<br />

plantat. Dieses besteht aus einem flexi-<br />

blen Metallgeflecht vergleichbar mit<br />

einem Stent, in Verbindung mit einer<br />

Bioklappe, die einer herkömmlichen<br />

künstlichen Herzklappe entspricht.<br />

Das neuartige Implantat wird erst an<br />

drei Zentren in Deutschland angewen-<br />

det – in Siegburg, Leipzig und jetzt<br />

auch in <strong>Rostock</strong>. Und das mit Erfolg.<br />

„Wir geben den alten Menschen<br />

Lebensqualität zurück“, sagt Professor<br />

Nienaber. Während die beschädigte<br />

Herzklappe etwa die körperliche Be-<br />

11<br />

lastbarkeit erheblich einschränkte,<br />

sind die Patienten nach dem Eingriff<br />

wie<strong>der</strong> belastbar. In naher Zukunft be-<br />

deutet die neue Bioklappe vielleicht<br />

eine Alternative zu den herkömmli-<br />

chen Herzklappen, die <strong>der</strong>zeit bei jün-<br />

geren Patienten eingesetzt werden.<br />

„Klassische biologische Herzklappen<br />

müssen nach zehn bis 15 Jahren er-<br />

setzt werden. Die neue perkutane Bio-<br />

klappe hat den Vorteil, dass sie mög-<br />

licherweise anstelle einer offenen<br />

zweiten Herzoperation eingesetzt wer-<br />

den könnte“, so Professor Nienaber.<br />

Matthias Schümann<br />

22. Ausgabe 2007<br />

Foto: Hersteller<br />

Die neue Bio-Herzklappe, wie sie in <strong>Rostock</strong><br />

verwendet wird.


epidauros22.qxd 05.11.2006 11:16 Uhr Seite 12<br />

Eine bislang einmalige Operation<br />

ist am <strong>Universität</strong>sklinikum<br />

in <strong>Rostock</strong> gelungen.<br />

Noch nie zuvor wurde ein Frühgebo-<br />

renes mit weniger als 1000 Gramm<br />

Gewicht am offenen Herzen operiert.<br />

Dabei lag das kleine Mädchen mit<br />

nur 660 Gramm Körpergewicht noch<br />

deutlich unter <strong>der</strong> bisher magischen<br />

Grenze des Machbaren. Diese sei mit<br />

<strong>der</strong> Operation nun weiter nach unten<br />

verschoben worden,betonte Prof. Dr.<br />

Gustav Steinhoff, <strong>der</strong> Leiter <strong>der</strong> Herz-<br />

chirurgie.<br />

Kleine Patienten – große Probleme<br />

Operationen bei sehr kleinen Früh-<br />

geborenen stellen die behandelnden<br />

Ärzte vor sehr große Herausfor<strong>der</strong>un-<br />

gen. „Bei Kin<strong>der</strong>n dieser Gewichts-<br />

klasse ist das Herz ungefähr so groß<br />

wie eine Haselnuss und das gesamte<br />

Blutvolumen passt in ein halbes Rot-<br />

weinglas“, erklärt <strong>der</strong> Leiter <strong>der</strong> Kin-<br />

<strong>der</strong>kardiologie, Professor Dr. Matthias<br />

Peuster. Auch <strong>der</strong> Einsatz <strong>der</strong> Herz-<br />

Lungen-Maschine, die bei vielen Her-<br />

zoperationen eine gewisse Sicherheit<br />

bietet, ist bei sehr kleinen Kin<strong>der</strong>n<br />

nicht möglich.<br />

Ein Blutgerinnsel war lebensgefährlich<br />

Allerdings war die Operation überle-<br />

benswichtig. Ein bei einer Routine-<br />

untersuchung entdecktes Blutgerinn-<br />

sel in beiden Vorhöfen drohte, diese<br />

vollständig zu verlegen. Auch eine<br />

Embolie, also <strong>der</strong> Verschluss eines<br />

Gefäßes, wäre möglich gewesen. Ein<br />

Schlaganfall o<strong>der</strong> eine Unterversor-<br />

gung von Lunge, Niere o<strong>der</strong> Darm<br />

wären die Gefahr.<br />

focus<br />

Herzoperation bei einem 660g schweren Mädchen<br />

in <strong>Rostock</strong> gelungen<br />

Eine Routineuntersuchung brachte den besorgniserregenden<br />

Befund zutage<br />

Entdeckt wurde das Blutgerinnsel bei<br />

einer Routineuntersuchung zu einem<br />

an<strong>der</strong>en Herzfehler, an dem das klei-<br />

ne Mädchen litt. Wie viele Frühgebo-<br />

rene hatte auch diese Patientin eine<br />

offene Verbindung zwischen <strong>der</strong><br />

Lungenarterie und <strong>der</strong> Hauptschlag-<br />

a<strong>der</strong>. Dieser Herzfehler ist ein typi-<br />

sches Unreifezeichen und tritt bei<br />

sehr vielen Frühgeborenen auf. Wenn<br />

sich diese Verbindung nach <strong>der</strong> Ge-<br />

burt nicht selbstständig verschließt,<br />

kann mit Medikamenten o<strong>der</strong> einer<br />

Routineoperation nachgeholfen wer-<br />

22. Ausgabe 2007 12<br />

Im präoperativen Ultraschallbild ist das Blutgerinnsel erkennbar.<br />

den – auch bei sehr kleinen Kin<strong>der</strong>n.<br />

Das beson<strong>der</strong>e an dieser kleinen<br />

Patientin war allerdings nicht diese<br />

offene Verbindung zwischen den Ge-<br />

fäßen, son<strong>der</strong>n das Blutgerinnsel in<br />

den Vorhöfen des Herzens. Mit einer<br />

Länge von 15 mm war dieses Gerinn-<br />

sel im Vergleich zum haselnussgro-<br />

ßen Herzen riesig. Aufgrund <strong>der</strong> Kom-<br />

bination bei<strong>der</strong> Herzfehler entschie-<br />

den sich die behandelnden Ärzte für<br />

eine Operation am offenen Herzen.<br />

Damit wurde ein neuer Weg beschrit-<br />

ten, da noch nie zuvor ein solcher<br />

Eingriff an einem Kind unter 1000g<br />

Gewicht stattgefunden hatte.<br />

Probleme durch den Mangel an passenden Materialien<br />

Foto: Prof. M. Peuster<br />

Eine Operation an Frühgeborenen ist<br />

immer schwierig. Durch die geringe


epidauros22.qxd 05.11.2006 11:16 Uhr Seite 13<br />

Größe <strong>der</strong> Organe sind beson<strong>der</strong>s<br />

winzige Instrumente und Materialien<br />

nötig. Da allerdings nur eine ver-<br />

schwindend kleine Anzahl von Pa-<br />

tienten eine solche Operation benö-<br />

tigt, hat die Industrie nur ein sehr ge-<br />

ringes Interesse daran, winzige Klem-<br />

men, Wunddrainagen o<strong>der</strong> Instrumen-<br />

te zu entwickeln. Es fehlt einfach die<br />

breite Nachfrage.<br />

Dadurch werden aber schon banale<br />

Handlungen wie die Anlage einer<br />

Wunddrainage zu großen Hürden. So<br />

war vor allem Einfallsreichtum gefragt.<br />

Die Operateure mussten sich nach<br />

Alternativen umsehen und vorhande-<br />

nes Material bestmöglich nutzen.<br />

Hilfe fanden sie in an<strong>der</strong>en Fach-<br />

bereichen.<br />

Aus <strong>der</strong> Neurochirurgie konnten sie<br />

winzige Klemmen verwenden, um<br />

kurz den Blutfluss zurück zum Her-<br />

zen zu unterbinden. Auch <strong>der</strong> Einsatz<br />

<strong>der</strong> Herz-Lungen-Maschine, die bei<br />

vielen Herzoperationen genutzt wird,<br />

ist bei kleinen Kin<strong>der</strong>n nicht möglich.<br />

Die Maschine würde für die Zeit <strong>der</strong><br />

Operation die Arbeit von Herz und<br />

Lunge übernehmen und sauerstoffrei-<br />

ches Blut durch den Körper pumpen.<br />

Mit ihrer Hilfe könnte das Herz wäh-<br />

rend des Eingriffs gelähmt werden, so<br />

dass <strong>der</strong> Chirurg am ruhenden Organ<br />

operieren könnte.<br />

Stattdessen musste die Operation am<br />

schlagenden Herzen erfolgen. Nur für<br />

einen sehr kurzen Moment wurde <strong>der</strong><br />

Blutfluss zurück zum Herzen mit Hil-<br />

fe von Klemmen unterbunden. Damit<br />

konnte es für ca. 30 Sekunden eröff-<br />

net werden, um das Blutgerinnsel aus<br />

den Vorhöfen zu entfernen.<br />

Durch die Klemmen konnte das Herz<br />

weiter schlagen, pumpte aber kein<br />

Blut. Wäre die Blutzufuhr für diesen<br />

Augenblick nicht unterbrochen wor-<br />

den, wäre das Mädchen in kürzester<br />

Zeit verblutet.<br />

Ein Happy End dank hervorragen<strong>der</strong> Zusammenarbeit<br />

Nach wenigen Augenblicken war <strong>der</strong><br />

Thrombus entfernt und das Herz wie-<br />

<strong>der</strong> verschlossen, so dass die Klemmen<br />

wie<strong>der</strong> gelöst werden konnten. An-<br />

schließend wurde die offene Verbin-<br />

dung zwischen Lungen- und Haupt-<br />

schlaga<strong>der</strong> verschlossen, so dass die<br />

kleine Patientin nach <strong>der</strong> Operation<br />

herzgesund war. Da keine weiteren<br />

Fehlbildungen, wie sie bei Frühgebo-<br />

renen gelegentlich auftreten, vorlagen,<br />

hat das Mädchen nun gute Chancen<br />

auf eine normale Entwicklung.<br />

Möglich wurde <strong>der</strong> geschichtsträchti-<br />

ge Eingriff nur durch die gute Zusam-<br />

menarbeit vieler Spezialisten aus ver-<br />

schiedenen Abteilungen. Sie sorgten<br />

dafür, dass das kleine Mädchen schon<br />

nach wenigen Tagen auf die Frühge-<br />

borenenstation im Südstadtklinikum<br />

zurückverlegt und später nach Hause<br />

entlassen werden konnte.<br />

Christian Klein<br />

Der OP-Situs.<br />

focus<br />

13<br />

Klinikclowns im Einsatz<br />

Lachen ist gesund, Lachen hilft heilen, Lachen<br />

tut gut.<br />

Seit Sommer diesen Jahres herrscht<br />

einmal wöchentlich eine ganz beson-<br />

<strong>der</strong>e Aufregung in <strong>der</strong> <strong>Universität</strong>s-,<br />

Kin<strong>der</strong>- und Jugendklinik <strong>der</strong> Hanse-<br />

stadt <strong>Rostock</strong>. Fröhliche, wilde, fre-<br />

che, sanfte Clowns kommen, um den<br />

kleinen und größeren Patienten, Ihren<br />

Eltern und auch dem Klinikpersonal<br />

Lachen und Leichtigkeit zu schenken.<br />

<strong>Rostock</strong>er RotzNasen e.V.<br />

siebensommersprossen@web.de<br />

Tanja Gleim und Kerstin Beese<br />

22. Ausgabe 2007<br />

Foto: Prof. M. Peuster


epidauros22.qxd 05.11.2006 11:16 Uhr Seite 14<br />

<strong>Rostock</strong>er Verfahren bringt kaputte Leber in Schwung<br />

MARS könnte heilende Wirkung auf stark geschädigtes Organ haben<br />

Professor Dr. Steffen Mitzner und Professor Dr.<br />

Jan Stange (v.l.) im Labor.<br />

Das in <strong>Rostock</strong> entwickelte<br />

Verfahren zum Ersatz <strong>der</strong><br />

Leber (MARS) könnte heilende<br />

Wirkung auf das zerstörte Or-<br />

Foto: UKR<br />

gan haben. Das belegen aktuelle Er-<br />

fahrungen von Medizinern aus <strong>der</strong><br />

ganzen Welt. Demnach setzte das zur<br />

Stabilisierung von Patienten mit aku-<br />

tem Leberversagen angewendete Ver-<br />

fahren mit dem Namen MARS in zahl-<br />

reichen Fällen das stark geschädigte<br />

Organ <strong>der</strong> Betroffenen wie<strong>der</strong> in<br />

Gang. Den Patienten könnte so die<br />

Lebertransplantation erspart bleiben,<br />

die bislang die einzige Heilung des<br />

Leberversagens ist. Diese neuen<br />

Erkenntnisse waren Gegenstand des<br />

„9. Internationalen Symposiums über<br />

Leberdialyse“, das vom 7. bis 9. Sep-<br />

tember 2007 in <strong>Rostock</strong>-Warnemünde<br />

stattfand. Organisiert wurde die Ta-<br />

gung von <strong>der</strong> wissenschaftlichen Ar-<br />

beitsgruppe <strong>der</strong> Medizinischen Fakul-<br />

focus<br />

tät <strong>der</strong> <strong>Universität</strong> <strong>Rostock</strong>, die das<br />

mittlerweile international angewende-<br />

te Verfahren MARS entwickelte.<br />

Die Erfahrungen internationaler Medi-<br />

ziner sind überraschend und ermuti-<br />

gend zugleich. „Es hat sich im Verlauf<br />

<strong>der</strong> vergangenen Monate herausge-<br />

stellt, dass das von uns entwickelte<br />

Verfahren MARS sozusagen heilende<br />

Wirkung auf die stark geschädigte<br />

Leber haben kann“, sagt Professor Dr.<br />

Steffen Mitzner von <strong>der</strong> Abteilung für<br />

Nephrologie am <strong>Universität</strong>sklinikum<br />

<strong>Rostock</strong>. Ursprünglich war das Verfah-<br />

ren von <strong>der</strong> <strong>Rostock</strong>er Arbeitsgruppe<br />

„Extrakorporale Detoxikation“ unter<br />

Professor Mitzner und Professor Dr.<br />

Jan Stange entwickelt worden, um<br />

Menschen mit akutem Leberversagen<br />

so lange am Leben zu halten, bis eine<br />

Leber zur Transplantation bereitsteht.<br />

„In zahlreichen Fällen ist durch den<br />

Einsatz von MARS die Leber wie<strong>der</strong> in<br />

Gang gesetzt worden“, sagt Professor<br />

Mitzner. „Eine Transplantation war<br />

anschließend nicht mehr notwendig.“<br />

Die Vorteile dieser Wirkung liegen auf<br />

<strong>der</strong> Hand: Den Betroffenen bleibt<br />

nicht nur eine große Operation er-<br />

spart, son<strong>der</strong>n auch das Leben mit<br />

einem fremden Organ und allen da-<br />

mit verbundenen Nebenwirkungen,<br />

so Professor Mitzner. Derzeit laufe ei-<br />

ne in Paris initiierte internationale<br />

Studie, die die Wirkung von MARS<br />

untersucht. Der Leiter <strong>der</strong> Studie, Pro-<br />

fessor Dr. Faouzi Saliba berichtete in<br />

22. Ausgabe 2007 14<br />

<strong>Rostock</strong> über seine Erfahrung mit <strong>der</strong><br />

Anwendung von MARS. Anwesend<br />

war auch <strong>der</strong> bekannte deutsche Le-<br />

berspezialist Professor Dr. Michael<br />

Manns aus Hannover. Die diesjährige<br />

Tagung ist bereits die neunte Veran-<br />

staltung dieser Art gewesen, die von<br />

den <strong>Rostock</strong>er Medizinern durchge-<br />

führt wird.„Insgesamt wird die Tagung<br />

dieses Jahres internationaler als alle<br />

vorherigen“, so Professor Mitzner.<br />

Erwartet wurden unter an<strong>der</strong>em Wis-<br />

senschaftler aus <strong>der</strong> ganzen Welt,<br />

unter an<strong>der</strong>em aus den USA.<br />

MARS (Molecular Adsorbents Recir-<br />

culating System) ist ein Verfahren, mit<br />

dem Patienten mit akutem Leberversa-<br />

gen etwa nach dem Konsum von<br />

Knollenblätterpilzen am Leben erhal-<br />

ten werden können.<br />

Dies geschieht, indem die Leber-<br />

funktion von einem Blutreinigungs-<br />

gerät übernommen wird, das die<br />

Giftstoffe aus dem Blut filtert. Dabei<br />

wird die Substanz Albumin an-<br />

gewendet, die Giftstoffe des Körpers<br />

an sich binden kann. MARS, das in<br />

<strong>Rostock</strong> entwickelt wurde, wird mitt-<br />

lerweile in knapp 30 Län<strong>der</strong>n welt-<br />

weit eingesetzt. Die Zulassung für<br />

den amerikanischen Markt stehe un-<br />

mittelbar bevor, so Professor Mitzner.<br />

Weiter Informationen unter:<br />

www.albumin-dialysis.org/frameset.htm<br />

Matthias Schümann


epidauros22.qxd 05.11.2006 11:16 Uhr Seite 15<br />

Gleich drei Geburtstage hatte<br />

die <strong>Rostock</strong>er <strong>Universität</strong>s-<br />

Kin<strong>der</strong> und Jugendklinik in<br />

diesen Tagen zu feiern. Zum einen be-<br />

ging das Haus den 40. Jahrestag <strong>der</strong><br />

Gründung <strong>der</strong> Pädiatrischen Nieren-<br />

heilkunde, zum an<strong>der</strong>en besteht seit<br />

30 Jahren das Hämodialyseprogramm<br />

zur Reinigung des Blutes von chro-<br />

nisch nierenkranken Kin<strong>der</strong>n. Zum<br />

dritten besteht das KfH-Nierenzentrum<br />

für Kin<strong>der</strong>- und Jugendliche seit 15<br />

Jahren. Aus diesem dreifachen Anlass<br />

kamen Kin<strong>der</strong>ärzte aus ganz Deutsch-<br />

land zu einem Symposium nach Ros-<br />

tock. Beleuchtet wurden dabei ak-<br />

tuelle Probleme und Entwicklungen<br />

<strong>der</strong> Behandlung von Nierenerkran-<br />

kungen. Ein beson<strong>der</strong>es Thema waren<br />

aktuelle Verfahren <strong>der</strong> Nierenersatz-<br />

therapie bei Kin<strong>der</strong>n und Jugendli-<br />

chen. Beson<strong>der</strong>en Stellenwert genoss<br />

aber auch die so genannte Lebens-<br />

spende, bei <strong>der</strong> eine Spen<strong>der</strong>niere et-<br />

wa von einem Familienmitglied auf<br />

das erkrankte Kind übertragen wird.<br />

Am <strong>Universität</strong>sklinikum <strong>Rostock</strong> wer-<br />

den jährlich etwa 1.000 Kin<strong>der</strong> mit<br />

Nierenerkrankungen behandelt. Zum<br />

Symposium wurden 100 Teilnehmer<br />

erwartet.<br />

„In den vergangenen 40 Jahren hat die<br />

Nierenheilkunde bei Kin<strong>der</strong>n und Ju-<br />

gendlichen eine rasante Entwicklung<br />

genommen“, sagt Professor Dr. Dieter<br />

Haffner, Geschäftsführen<strong>der</strong> Direktor<br />

<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- und Jugendklinik am Uni-<br />

versitätsklinikum <strong>Rostock</strong>.<br />

focus<br />

Neue Wege zur Heilung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>-Niere<br />

Traditionsreiche Klinik feierte dreifachen Geburtstag mit Symposium<br />

Insbeson<strong>der</strong>e die Entwicklung neuer<br />

Medikamente habe den Erfolg großer<br />

medizinischer Eingriffe wie zum Bei-<br />

spiel die Lebendnierentransplantation<br />

drastisch erhöht. Das betreffe die Lan-<br />

gzeitprognose <strong>der</strong> behandelten Patien-<br />

ten ebenso wie ihre psychische und<br />

soziale Rehabilitation. Im Rahmen des<br />

<strong>Rostock</strong>er Symposiums sollte Rück-<br />

schau und Ausblick gehalten werden<br />

auf die bisherige und zukünftige Ent-<br />

wicklung <strong>der</strong> Nierenheilkunde, und<br />

zwar aus Sicht <strong>der</strong> Mediziner, aber<br />

auch aus Sicht Betroffener, die an <strong>der</strong><br />

<strong>Rostock</strong>er Klinik erfolgreich behandelt<br />

wurden.<br />

Dafür bat sich ein gleich dreifacher<br />

äußerlicher Anlass: Zum einen feierte<br />

das <strong>Universität</strong>sklinikum <strong>Rostock</strong> das<br />

40. Jubiläum <strong>der</strong> Pädiatrischen Ne-<br />

phrologie (Nierenheilkunde). Zum<br />

an<strong>der</strong>en galt es das 30-jährige Beste-<br />

hen des Hämodialyseprogramms am<br />

Klinikum zu feiern. Zum dritten be-<br />

steht das KfH-Nierenzentrum für<br />

Kin<strong>der</strong> und Jugendliche in <strong>Rostock</strong> seit<br />

15 Jahren (KfH steht für Kuratorium für<br />

Heimdialyse, später umbenannt in<br />

Kuratorium für Dialyse und Nieren-<br />

transplantation). Das Symposium wol-<br />

lte Fragen <strong>der</strong> flächendeckenden Ver-<br />

sorgung für Kin<strong>der</strong> und Jugendliche<br />

mit Niereninsuffizienz beantworten,<br />

die weitere Verbesserung <strong>der</strong> Dialyse-<br />

behandlung beleuchten sowie Mög-<br />

lichkeiten und Grenzen einer geneti-<br />

schen Diagnostik bei angeborenen<br />

Nierenleiden und Behandlungsmög-<br />

15<br />

lichkeiten <strong>der</strong> chronischen Nieren-<br />

funktionsstörung aufzeigen.<br />

Das kin<strong>der</strong>nephrologische Zentrum in<br />

<strong>Rostock</strong> ist als Dialyse- und Transplan-<br />

tationszentrum für das Bundesland<br />

Mecklenburg-Vorpommern zuständig.<br />

In diesem Zentrum wurden bisher<br />

mehr als 400 Kin<strong>der</strong> und Jugendliche<br />

mit einem akuten o<strong>der</strong> chronischen<br />

Nierenversagen mittels Hämodialyse<br />

beziehungsweise Bauchfeldialyse erf-<br />

olgreich behandelt und mehr als 60<br />

Nierentransplantationen durchgeführt.<br />

Jährlich werden mehr als 1.000 Kin<strong>der</strong><br />

und Jugendliche auf Grund schwerer<br />

Nierenerkrankungen ambulant bezie-<br />

hungsweise stationär behandelt. Zum<br />

<strong>Rostock</strong>er Symposium wurden etwa<br />

100 Ärzte aus <strong>der</strong> ganzen Bundes-<br />

republik erwartet.<br />

Matthias Schümann<br />

Professor Dr. Dieter Haffner.<br />

22. Ausgabe 2007<br />

Foto: UKR


epidauros22.qxd 05.11.2006 11:16 Uhr Seite 16<br />

Nach zwei Jahren Bauzeit<br />

wurde die sanierte Orthopädische<br />

<strong>Universität</strong>sklinik<br />

in <strong>Rostock</strong> an ihre Nutzer übergeben.<br />

Im Beisein von Ministerpräsident Dr.<br />

Harald Ringstorff und dem Bildungs-<br />

minister des Landes, Henry Tesch, übe-<br />

rgab Dr. Otto Ebnet, Minister für Ver-<br />

kehr, Bau und Landesentwicklung, den<br />

symbolischen Schlüssel an den Ortho-<br />

päden Professor Dr. Wolfram Mittel-<br />

meier und das <strong>Universität</strong>sklinikum<br />

<strong>Rostock</strong> (AöR). Das neue Haus verfügt<br />

über helle und geräumige Stationen in<br />

ansprechen<strong>der</strong> Gestaltung und über<br />

mo<strong>der</strong>ne Operationssäle auf dem<br />

neuesten Stand <strong>der</strong> Technik. Rege<br />

Forschungsarbeit wird durch das im<br />

Haus angesiedelte Forschungslabor für<br />

Biomechanik angeregt, außerdem hat<br />

eine Orthopädietechnikfirma samt<br />

Lehrwerkstatt im Haus ihren Sitz. Die<br />

<strong>Rostock</strong>er Orthopädie hat sich speziali-<br />

siert auf den Einsatz von Endopro-<br />

thesen in <strong>der</strong> Hüfte o<strong>der</strong> am Knie, wo-<br />

bei auch intensiv an <strong>der</strong> Weiterent-<br />

wicklung <strong>der</strong> Implantate gearbeitet<br />

wird. Wichtige Arbeitsbereiche sind<br />

aber auch die Kin<strong>der</strong>- und Sport-<br />

orthopädie.<br />

Als „Motor für die Weiterentwicklung<br />

<strong>der</strong> Orthopädie in unserem Land“,<br />

bezeichnete Ministerpräsident Dr.<br />

Harald Ringstorff die Orthopädische<br />

<strong>Universität</strong>sklinik und Poliklinik in sei-<br />

nem Grußwort. „Die Orthopädische<br />

Klinik ist zu einem überregional be-<br />

deutenden Standort in ihrem Fach ge-<br />

focus<br />

Klinikneubau als Motor für die Weiterentwicklung <strong>der</strong> Orthopädie<br />

Saniertes Gebäude wurde an das <strong>Universität</strong>sklinikum <strong>Rostock</strong> übergeben<br />

worden. Sie ist Referenzzentrum für<br />

verschiedene international tätige me-<br />

dizintechnische Unternehmen. Das<br />

orthopädische Team nimmt an mehre-<br />

ren nationalen und internationalen<br />

Studien teil, in denen neuere Implan-<br />

tate bzw. Operationstechniken kritisch<br />

geprüft werden“, so Ringstorff weiter.<br />

„Kompetente Patientenbetreuung steht<br />

bei uns an erster Stelle“, sagt Professor<br />

Dr. Wolfram Mittelmeier, Direktor <strong>der</strong><br />

Orthopädischen <strong>Universität</strong>sklinik am<br />

<strong>Universität</strong>sklinikum <strong>Rostock</strong>. Dafür<br />

besteht nun in <strong>Rostock</strong> ein perfektes<br />

Umfeld: Die Klinikgebäude wurden<br />

grundlegend saniert und erwarten die<br />

Patienten nun mit hellen Fluren und<br />

freundlichen, mo<strong>der</strong>nen Zimmern.<br />

Neu und auf dem neusten technischen<br />

Stand sind auch die Operationssäle, in<br />

denen häufig Endoprothesen für das<br />

Knie o<strong>der</strong> die Hüfte eingesetzt werden<br />

– einem Spezialgebiet <strong>der</strong> <strong>Rostock</strong>er<br />

Orthopäden. „Wir konnten in den ver-<br />

gangenen Jahren aber auch die Kin<strong>der</strong>-<br />

orthopädie ausbauen“, so Professor<br />

Mittelmeier. Mehr als 3.000 Kin<strong>der</strong><br />

wurden bereits behandelt. Außerdem<br />

ist die Sportorthopädie ein Schwer-<br />

punkt <strong>der</strong> Mediziner.<br />

Zur Behandlung <strong>der</strong> Patienten kommt<br />

am Uniklinikum aber auch die For-<br />

schung und Lehre. Im Erdgeschoss <strong>der</strong><br />

Klinik wurde das Forschungslabor für<br />

Biomechanik eingerichtet, in dem <strong>der</strong><br />

Arzt und Ingenieur Dr. Rainer Ba<strong>der</strong><br />

Endoprothesen testet o<strong>der</strong> neue Test-<br />

22. Ausgabe 2007 16<br />

verfahren für die Belastbarkeit <strong>der</strong> Im-<br />

plantate entwickelt. In <strong>der</strong> heutigen<br />

Medizin werden vor allem Implantate<br />

aus Titan verwendet, die höchsten Be-<br />

lastungen über längere Zeiträume aus-<br />

gesetzt sind. Neue Endoprothesen<br />

werden auch aus Keramik angefertigt.<br />

Derzeit wird in <strong>Rostock</strong> als einem von<br />

drei europäischen Zentren ein neuarti-<br />

ges Keramikknie getestet.<br />

Ebenfalls im Erdgeschoss des Klinik-<br />

gebäudes siedelte sich die Ortho-<br />

pädietechnikfirma Liebau an. Sie wid-<br />

met sich den speziellen Bedürfnissen<br />

<strong>der</strong> Patientinnen und Patienten – aber<br />

auch <strong>der</strong> Studierenden: Wer nach <strong>der</strong><br />

Ausbildung Arzt <strong>der</strong> Orthopädie wer-<br />

den möchte, <strong>der</strong> braucht auch fun-<br />

dierte Kenntnisse im Bereich <strong>der</strong><br />

Orthopädietechnik. Aus diesem Grun-<br />

de bildet Liebau in <strong>der</strong> eigens einge-<br />

richteten Lehrwerkstatt Techniker und<br />

künftige Orthopäden aus. Daneben ist<br />

die Orthopädische <strong>Universität</strong>sklinik<br />

auch am „Kompetenznetzwerk Ortho-<br />

pädie“ beteiligt. Dafür haben sich die<br />

Orthopädie des <strong>Universität</strong>sklinikums,<br />

BioCon Valley, die Firma DOT, das<br />

Hotel Neptun, die Orthopädietechnik-<br />

firma Liebau, die TTR Therapietechnik<br />

und die Rehaklinik „Moorbad“ in Bad<br />

Doberan zusammengeschlossen.<br />

Matthias Schümann


epidauros22.qxd 05.11.2006 11:16 Uhr Seite 17<br />

Im Herbst wird die landesweit erste<br />

Professur für Allgemeinmedizin<br />

am <strong>Universität</strong>sklinikum <strong>Rostock</strong><br />

besetzt.<br />

Parallel zur Einbindung des medizini-<br />

schen Fachbereiches in Forschung<br />

und Lehre werden künftig am Univer-<br />

sitätsklinikum neue Wege bei <strong>der</strong> Aus-<br />

bildung von Allgemeinmedizinern be-<br />

schritten. Entsprechende Konzepte<br />

wurden jetzt gemeinsam mit <strong>der</strong><br />

Kassenärztlichen Vereinigung (KV)<br />

ausgearbeitet. Für Jung-Ärzte sollen<br />

Weiterbildungsstellen geschaffen wer-<br />

den, die ein problemloses Wechseln<br />

zwischen Abteilungen beziehungs-<br />

weise Kliniken des <strong>Universität</strong>skli-<br />

nikums ermöglichen. Die Kosten hie-<br />

rfür werden vom Klinikum und von<br />

<strong>der</strong> Krankenhausgesellschaft getragen.<br />

Zusätzliche Finanzierungsmöglich-<br />

keiten werden geprüft. Die KV trägt<br />

Sorge dafür, dass jungen Ärzten im<br />

Anschluss an die klinische Ausbildung<br />

ohne Zeitverlust ausbildende Praxen<br />

nie<strong>der</strong>gelassener Mediziner und nach<br />

Abschluss <strong>der</strong> Facharztausbildung<br />

auch Kassenarztsitze im Land zuge-<br />

wiesen werden.<br />

In Mecklenburg-Vorpommern werden<br />

die Allgemeinärzte knapp. Um diesem<br />

Problem zu begegnen wurde am Uni-<br />

versitätsklinikum <strong>Rostock</strong> durch die<br />

Kassenärztliche Vereinigung eine Stif-<br />

tungsprofessur für Allgemeinmedizin<br />

ins Leben gerufen. Die Professur wurde<br />

Anfang des Jahres ausgeschrieben,<br />

studium und lehre<br />

Neue Wege für junge Allgemeinmediziner<br />

<strong>Rostock</strong>er Modell vom Uniklinikum und KV macht Ausbildung attraktiver<br />

Bewerber wurden bereits angehört. In<br />

Kürze geht <strong>der</strong> Ruf an den favorisierten<br />

Mediziner, <strong>der</strong> dann im Herbst seine<br />

Professur antreten soll. „Damit wird<br />

das Fach Allgemeinmedizin endlich<br />

auch in Forschung und Lehre fest ver-<br />

ankert“, sagt Professor Dr. Peter Schuff-<br />

Werner, Ärztlicher Direktor des Uni-<br />

versitätsklinikums <strong>Rostock</strong>. Professor<br />

Schuff-Werner weist allerdings auch<br />

darauf hin, dass eine universitäre Aus-<br />

bildung allein nicht ausreicht, wenn<br />

nicht auch die nachfolgende Fach-<br />

arztausbildung sichergestellt wird.<br />

Genau dieser Notwendigkeit begegnen<br />

nun <strong>Universität</strong>sklinikum <strong>Rostock</strong> und<br />

Kassenärztliche Vereinigung mit einem<br />

Konzept, das die Ausbildung zum All-<br />

gemeinmediziner erleichtert, attraktiver<br />

macht und bewirken soll, dass sich<br />

mehr Mediziner gerade im ländlichen<br />

Bereich in M-V nie<strong>der</strong>lassen. Zu den<br />

Neuerungen gehört, dass künftige All-<br />

gemeinmediziner mit flexiblen Ausbil-<br />

dungsstellen am Uniklinikum ausge-<br />

stattet werden. Das bedeutet, dass sie<br />

bequem zwischen einzelnen für ihre<br />

Ausbildung notwendigen Abteilungen<br />

o<strong>der</strong> Kliniken des <strong>Universität</strong>sklini-<br />

kums wechseln können und dabei stets<br />

ihre Planstelle von einer Abteilung in<br />

die an<strong>der</strong>e mitnehmen. Bislang muss-<br />

ten junge Anwärter auf frei werdende<br />

Ausbildungsstellen warten, die aber<br />

bevorzugt mit Ärzten besetzt wurden,<br />

die Facharzt für das jeweilige Spezial-<br />

fach (zum Beispiel Innere Medizin)<br />

werden wollten.<br />

17<br />

Außerdem sorgt die KV dafür, dass<br />

Praxisstellen bei nie<strong>der</strong>gelassenen<br />

Ärzten zeitnah zur Verfügung gestellt<br />

werden. Haben die jungen Ärzte ihre<br />

Ausbildung zum Allgemeinmediziner<br />

abgeschlossen, wird ihnen ein freier<br />

Kassenarztsitz angeboten. „Es geht da-<br />

rum, dass die Ausbildung möglichst<br />

reibungslos und auch im vorgegebe-<br />

nen Zeitrahmen problemlos ablaufen<br />

kann“, sagt Professor Schuff-Werner.<br />

Obendrein ist die Ausbildung zum<br />

Allgemeinmediziner in <strong>der</strong> Praxis dank<br />

<strong>der</strong> Subventionierung durch Kassen-<br />

ärztliche Vereinigung und Kranken-<br />

kassen auch finanziell attraktiv. Durch<br />

das Angebot von freien Praxen durch<br />

die KV sollen Ärzte nach ihrer Aus-<br />

bildung in Mecklenburg-Vorpommern<br />

gehalten werden.<br />

Matthias Schümann<br />

Professor Dr. Emil Reisinger, Dekan <strong>der</strong> Medizi-<br />

nischen Fakultät.<br />

22. Ausgabe 2007


epidauros22.qxd 05.11.2006 11:16 Uhr Seite 18<br />

Wenn Medizinstudenten<br />

den Kittel gegen die<br />

Abendgar<strong>der</strong>obe tauschen<br />

und schnell noch ein paar Tanz-<br />

schritte üben, liegt das am alljährli-<br />

chen Medizinerball.<br />

In diesem Jahr feierten 340 Gäste im<br />

festlichen Ballsaal <strong>der</strong> Yachthafenre-<br />

sidenz Hohe Düne am 12. Mai ein<br />

rauschendes Fest. Der Ort für den<br />

Medizinerball hätte dabei kaum tref-<br />

fen<strong>der</strong> gewählt werden können. Das<br />

Kongresszentrum Hohe Düne ist ei-<br />

nem Kreuzfahrtschiff nachempfunden.<br />

Die Gäste betraten den Ballsaal durch<br />

die Aula eines Luxusliners. Zu beiden<br />

Seiten schwangen sich Marmor-<br />

treppen empor zu den „Oberdecks“.<br />

Die Holztäfelung an <strong>der</strong> Wand ver-<br />

sprühte einen edlen Charme.<br />

Mit goldenen Lettern wurde <strong>der</strong> Gast<br />

zum festlich ausgeleuchteten Ballsaal<br />

geleitet. Kronleuchter und unzählige<br />

Kerzen auf den Tischen tauchten den<br />

Raum in ein warmes Licht. Man nahm<br />

Platz auf roten Samtstühlen, grübelte,<br />

welches Glas für welches Getränk vor-<br />

gesehen war und welches <strong>der</strong> Messer<br />

zuerst genutzt werden sollte. Musik<br />

verkürzte die Zeit bis zur sehnlich<br />

erwarteten Buffeteröffnung. Schließlich<br />

versprach die Speisekarte unter ande-<br />

rem Köstlichkeiten wie Forellenfilets<br />

vom Räucherofen, gedünsteten Lachs,<br />

unzählige Salate, Freilandpoularde mit<br />

Rahmsauce und frische Erdbeeren an<br />

Amaretto-Crème-fraîche o<strong>der</strong> Schoko-<br />

Crème.<br />

Untermalt wurde <strong>der</strong> Verzehr <strong>der</strong><br />

Köstlichkeiten von klassischer Musik<br />

des Kammermusikensembles des Kon-<br />

servatoriums in Schwerin. Als weiterer<br />

musikalischer Höhepunkt wusste ans-<br />

chließend <strong>der</strong> Gospelchor „Celebrate“<br />

zu begeistern. Das Publikum for<strong>der</strong>te<br />

die erste Zugabe des Abends und<br />

wurde belohnt.<br />

studium und lehre<br />

Der Medizinerball 2007 - Ein rauschendes Fest<br />

Das festlich beleuchtete Kongresszentrum.<br />

Natürlich durften die Gäste später<br />

auch selbst noch aktiv werden. Die<br />

„Black Tigers“ sorgten dafür, dass sich<br />

die Tanzfläche schnell füllte und für<br />

den Rest des Abends auch nicht wie-<br />

<strong>der</strong> leerte. Für alle Tänzer, die Lust hat-<br />

ten, wurde in den Wochen vor dem<br />

Ball extra ein Schnelltanzkurs angebo-<br />

ten, so dass in <strong>der</strong> Ballnacht stilsichere<br />

Tanzfiguren gezeigt werden konnten.<br />

Für die beson<strong>der</strong>e Spannung am<br />

Abend sorgte eine Tombola. Bei einem<br />

Masquerade war das Motto des Abends.<br />

22. Ausgabe 2007 18<br />

Lospreis von nur 50 Cent gab es wert-<br />

volle Preise zu gewinnen. Viele Spon-<br />

soren haben Bücher, Gutscheine und<br />

Überraschungspaketebereitgestellt.<br />

Hauptpreise waren ein Wochenende<br />

im neuen BMW-Cabrio, sowie ein Wo-<br />

chenende in einem Nissan Micra.<br />

Nach <strong>der</strong> Auslosung <strong>der</strong> Gewinner<br />

brachte die Studentenband von Mar-<br />

kus, Dhani, Daniel und Marcus die<br />

Stimmung auf den Siedepunkt. Unver-<br />

gessen bleibt wohl, wie <strong>der</strong> Saal ge-<br />

meinsam „Hey Jude“ von den Beatles<br />

sang. Der Text war kein Problem, da<br />

die Band vorgesorgt hatte und Text-<br />

kopien verteilte.<br />

Ab Mitternacht sorgte <strong>der</strong> in <strong>Rostock</strong><br />

bekannte DJ „Donald D.“ dafür, dass<br />

auch die letzten Kraftreserven mobili-<br />

siert wurden. Einige alleingelassene<br />

Paar Schuhe am Rande <strong>der</strong> Tanzfläche<br />

zeugten vom großen Einsatz <strong>der</strong> weib-<br />

lichen Gäste, die bei drückenden<br />

Schuhen einfach barfuß weitertanzten.<br />

Am Ende des Abends, gegen 3.00 Uhr,<br />

waren sich alle Gäste einig, dass <strong>der</strong><br />

Medizinerball 2007 ein rauschendes<br />

Fest war, perfekt organisiert vom drit-<br />

ten Studienjahr in einem stilvollen<br />

Ambiente. Viele Kommilitonen wer-<br />

den sich sicher noch lange an den<br />

Abend unter dem Motto „Masque-<br />

rade“ zurückerinnern und auf eine<br />

Neuauflage im Frühjahr hoffen.<br />

Christian Klein


epidauros22.qxd 05.11.2006 11:16 Uhr Seite 19<br />

Die <strong>Rostock</strong>er Medizinstudenten<br />

liegen beim bundesweiten<br />

ersten Staatsexamen<br />

(Physikum) auf Platz drei – nach Hei-<br />

delberg und Düsseldorf.<br />

Der Kleingruppenunterricht und die<br />

frühe Einbindung <strong>der</strong> Studierenden in<br />

den Klinikalltag tragen zu diesem Er-<br />

folg wesentlich bei. Auch eine Begut-<br />

achtung <strong>der</strong> Lehrleistungen durch eine<br />

externe Kommission bescheinigte <strong>der</strong><br />

Medizinischen Fakultät <strong>Rostock</strong> sehr<br />

gute Lehrleistungen. Die Zahl <strong>der</strong> Ab-<br />

solventen steigt und die jungen Leute<br />

können sich vorstellen, in Meck-<br />

lenburg-Vorpommern zu bleiben.<br />

In einem bundesweiten Ranking bele-<br />

gen die <strong>Rostock</strong>er Medizinstudenten<br />

<strong>der</strong>zeit Platz drei – nach den Univer-<br />

sitäten Heidelberg und Düsseldorf.<br />

Verglichen wurden die Ergebnisse des<br />

Physikums. Dabei handelt es sich um<br />

studium und lehre<br />

<strong>Rostock</strong>er Medizinstudenten bundesweit Spitze<br />

Platz drei im Ranking <strong>der</strong> bundesweiten Prüfungsergebnisse<br />

die für viele Studenten entscheidende<br />

Zwischenprüfung nach dem vierten<br />

Semester. „Diese Spitzenleistung ist<br />

auf den Fleiß unserer Studenten und<br />

die Anstrengungen unserer Hoch-<br />

schullehrer zurückzuführen“, freut<br />

sich Dekan Professor Reisinger<br />

„Wir haben für die Studierenden opti-<br />

male Studienbedingungen geschaf-<br />

fen“, sagt Studiendekan Professor<br />

Schareck. Dazu gehört die enge Ver-<br />

knüpfung von Theorie und Praxis, die<br />

frühzeitige Einbindung <strong>der</strong> Stu-<br />

dierenden in den Klinikalltag, die Ar-<br />

beit in Kleingruppen und die Einfüh-<br />

rung eines Logbuchs zur Dokumen-<br />

tation <strong>der</strong> erlernten Praxis.<br />

Die <strong>Universität</strong> <strong>Rostock</strong> wurde kürz-<br />

lich zusammen mit an<strong>der</strong>en nord-<br />

deutschen Hochschulen begutachtet.<br />

„Die Gutachter bescheinigten uns<br />

eine sehr gute Lehre“, so Schareck.<br />

19<br />

Künftig wird das <strong>Rostock</strong>er Team zu-<br />

dem durch eine Kollegin verstärkt, die<br />

als „Master of Medical Education“ das<br />

Lehrangebot an <strong>der</strong> Fakultät weiter<br />

verbessern soll. Während an an<strong>der</strong>en<br />

<strong>Universität</strong>en die Studenten nur dann<br />

eine Chance zum Studium bekom-<br />

men, wenn sie die Stadt an erster Stelle<br />

wählen, darf in <strong>Rostock</strong> auch studie-<br />

ren, wer aus taktischen Überlegungen<br />

eine an<strong>der</strong>e Stadt an erster Stelle<br />

wählt. Diese Fairness zahlt sich aus.<br />

„Im Jahr 2005 beendeten 127 junge<br />

Leute ihr Studium in <strong>Rostock</strong>, 2006<br />

waren es 135, Tendenz steigend“, kon-<br />

statiert Reisinger. Bei einer Umfrage<br />

unter <strong>Rostock</strong>er Medizinstudenten,<br />

von denen 42 Prozent aus M-V stam-<br />

men, können sich 47 Prozent vorstel-<br />

len, als Hausarzt in Mecklenburg-<br />

Vorpimmern zu arbeiten. „So kommen<br />

junge Menschen in unser Land“.<br />

Matthias Schümann<br />

Baltic Summeracademy 2007 in <strong>Rostock</strong> - Fontan Circulation<br />

Kin<strong>der</strong> brauchen ein lebenslanges Monitoring<br />

22. Ausgabe 2007


epidauros22.qxd 05.11.2006 11:16 Uhr Seite 20<br />

Mein Teddy heißt Knut und<br />

hat sich die Tatze gebro-<br />

„ chen, weil er hingefallen<br />

ist“, antwortet die 3-jährige Mia <strong>der</strong><br />

Teddyärztin in <strong>der</strong> Aufnahme des<br />

Teddybärenkrankenhauses. Mia ist ei-<br />

nes von circa 500 Vorschulkin<strong>der</strong>n,<br />

welche ihre Kuscheltiere am 15. und<br />

16. Mai diesen Jahres in <strong>der</strong> Univer-<br />

sitätsklinik vorstellten. Die Kin<strong>der</strong><br />

mussten zunächst ihre Teddybären in<br />

<strong>der</strong> Aufnahme anmelden und Angaben<br />

zum Namen und <strong>der</strong> Krankheit ihres<br />

flauschigen Freundes machen. Danach<br />

konnten sich die Kin<strong>der</strong> im Warteraum<br />

mit Malen die Zeit vertreiben, bis sie<br />

dann je nach Vordiagnose in die<br />

Innere Medizin o<strong>der</strong> die Chirurgie ge-<br />

bracht wurden.Tatzenbrüche und Ver-<br />

letzungen wurden von dem OP-Team<br />

des Teddybärenkrankenhauses unter-<br />

sucht, geröntgt und operativ versorgt.<br />

Dabei müssen die Kin<strong>der</strong> ihren<br />

Kuscheltieren die Pfoten halten, sie be-<br />

ruhigen und bei den Untersuchungen<br />

und Operationen assistieren. Bauch-<br />

schmerzen, Halsschmerzen und ande-<br />

re Erkrankungen wurden in <strong>der</strong> Inne-<br />

ren Medizin mittels Teddy- EKG und<br />

studium und lehre<br />

Teddy Knut hat eine gebrochene Tatze<br />

500 Vorschulkin<strong>der</strong> brachten ihre Kuscheltiere ins <strong>Rostock</strong>er „Teddybärenkrankenhaus”<br />

Beatmung und Behandlung eines Bruches.<br />

Ultraschall untersucht. Die Teddyärzte<br />

stellten Rezepte mit Mitteln wie Taziflu<br />

gegen Grippe, Nullispuck gegen Übel-<br />

keit und Bäracetamol gegen die<br />

Schmerzen aus, welche die Kin<strong>der</strong> an-<br />

schließend in <strong>der</strong> Krankenhausapo-<br />

theke in Gummibärchen und Smarties<br />

einlösten. „Wir wollen den Kleinen<br />

den Ablauf eines Krankenhausbesu-<br />

ches zeigen und Ihnen somit ein we-<br />

nig die Angst vor Arztbesuchen neh-<br />

men“, sagt Ines Litzen, eine <strong>der</strong> Mitin-<br />

itiatorinnen „dabei können wir Medi-<br />

zinstudenten auch gleichzeitig etwas<br />

Medikamente in <strong>der</strong> Apotheke.<br />

zu dem beson<strong>der</strong>en Umgang mit Kin-<br />

<strong>der</strong>n als Patienten lernen und Kon-<br />

taktscheu abbauen.“ Neben dem Kran-<br />

kenhausablauf lernten die Kin<strong>der</strong> auch<br />

spielerisch etwas über die menschli-<br />

chen Organe und wurden von Prof.<br />

Ludwig Jonas über interessante As-<br />

pekte <strong>der</strong> Naturheilkunde aufgeklärt.<br />

Die Aktion „Teddybärenkrankenhaus“<br />

wurde 1999 von Medizinstudenten in<br />

Skandinavien gegründet. Inzwischen<br />

gibt es auch in Deutschland mehrere<br />

<strong>Universität</strong>skliniken, an denen sich<br />

Medizinstudenten für dieses Projekt,<br />

22. Ausgabe 2007 20<br />

Beim Nähen im OP.<br />

welches von <strong>der</strong> Bundvertretung Medi-<br />

zinstudieren<strong>der</strong> in Deutschland bvmd<br />

getragen wird, begeistern. Seit 2002<br />

öffnet auch <strong>Rostock</strong> jährlich seine<br />

Krankenhaustüren für Teddybären und<br />

ihre kleinen Besitzer. „Am schönstens<br />

war es im OP mitzuhelfen“, sind die<br />

Kin<strong>der</strong> sich einig und freuen sich<br />

schon darauf, wenn die „Teddybären-<br />

klinik“ im nächsten Jahr wie<strong>der</strong> öffnet.<br />

Juliane Nielsen<br />

Juliane Nielsen in <strong>der</strong> Apotheke, dahinter<br />

befindet sich die Aufnahme.


epidauros22.qxd 05.11.2006 11:16 Uhr Seite 21<br />

Ministerpräsident Dr. Harald<br />

Ringstorff, Schirmherr <strong>der</strong><br />

Hansetour Sonnenschein,<br />

und Helmut Rohde, Vorsitzen<strong>der</strong> des<br />

Vereins Hansetour Sonnenschein über-<br />

reichten in <strong>Rostock</strong> 75.000 Euro an die<br />

<strong>Universität</strong>s-Kin<strong>der</strong>klinik <strong>Rostock</strong> und<br />

10.000 Euro an die <strong>Universität</strong> Greifs-<br />

wald. Die Spenden wurden im Rah-<br />

men <strong>der</strong> Hansetour 2007 zusammen-<br />

getragen.<br />

Der Erlös <strong>der</strong> diesjährigen Hansetour<br />

Sonnenschein kommt wie<strong>der</strong> krebs-<br />

und chronisch kranken Kin<strong>der</strong>n zugu-<br />

te. Die Kin<strong>der</strong>- und Jugendklinik des<br />

<strong>Universität</strong>sklinikums <strong>Rostock</strong> (AöR)<br />

bekam bei <strong>der</strong> Spendenübergabe<br />

75.000 Euro, die Kin<strong>der</strong>klinik des<br />

studium und lehre<br />

Radler spenden für chronisch kranke Kin<strong>der</strong><br />

Erlös aus <strong>der</strong> Hansetour Sonnenschein 2007<br />

wird für dringende Mo<strong>der</strong>nisierung verwendet<br />

<strong>Universität</strong>sklinikums Greifswald er-<br />

hielt 10.000 Euro. Anlässlich <strong>der</strong><br />

Spendenübergabe besuchte <strong>der</strong> Mi-<br />

nisterpräsent des Landes Mecklen-<br />

burg-Vorpommern, Herr Dr. Harald<br />

Ringstorff, die <strong>Universität</strong>s-Kin<strong>der</strong>kli-<br />

nik in <strong>Rostock</strong>. Professor Dr. Dieter<br />

Haffner, Geschäftsführen<strong>der</strong> Direktor<br />

<strong>der</strong> <strong>Universität</strong>skin<strong>der</strong>- und Jugendkli-<br />

nik, und PD Dr. Carl Friedrich Classen,<br />

Leiter <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>onkologie, nahmen<br />

die Spende für die Kin<strong>der</strong>klinik Ros-<br />

tock in Empfang. Verwendet wird das<br />

Geld für die Finanzierung weiterer<br />

Mo<strong>der</strong>nisierungsmaßnahmen in <strong>der</strong><br />

Kin<strong>der</strong>klinik.<br />

Die jährliche Hansetour Sonnenschein<br />

ist eine Benefiz-Fahrradtour, an <strong>der</strong><br />

Professoren greifen zur Spraydose<br />

Mediziner gestalten Wand an Gebäude <strong>der</strong> HNO-Klinik neu<br />

Im Eingangsbereich des Gebäudes<br />

<strong>der</strong> <strong>Rostock</strong>er Hals-Nasen-Ohrenklinik<br />

befindet sich eine farbenfroh<br />

und weithin sichtbar gestaltete<br />

Wand. Jetzt wurde das Kunstwerk neu<br />

gestaltet – und dabei griffen Mediziner<br />

zur Spraydose. Mit dabei waren am<br />

Donnerstag, dem 30. August ab 10.00<br />

Uhr, Professor Dr. Hilko Weerda,<br />

langjähriger Direktor <strong>der</strong> HNO-Klinik<br />

in Lübeck, und Professor Dr. Ernst<br />

Wilhelm Pau, Direktor <strong>der</strong> <strong>Rostock</strong>er<br />

HNO-Klinik. Prof. Weerda, <strong>der</strong> sich<br />

mittlerweile im Ruhestand befindet,<br />

arbeitete bereits während seiner Tätig-<br />

keit als Arzt im künstlerischen Bereich<br />

und betätigt sich heute ausschließlich<br />

als Maler.<br />

Matthias Schümann<br />

21<br />

zahlreiche Prominente teilnehmen.<br />

Zweck ist es, Spenden für die Unter-<br />

stützung <strong>der</strong> Behandlung krebskranker<br />

und chronisch kranker Kin<strong>der</strong> zu sam-<br />

meln. Ministerpräsident Dr. Harald<br />

Ringstorff ist langjähriger Schirmherr<br />

<strong>der</strong> Tour und beteiligte sich bereits<br />

mehrmals aktiv daran. Die Hansetour<br />

Sonnenschein 2007 startete am 8. Au-<br />

gust in <strong>Rostock</strong>-Warnemünde und<br />

führte rund 140 Radler knapp 500<br />

Kilometer durch M-V. Am 11. August<br />

endete die Tour in <strong>Rostock</strong> nach den<br />

Stationen Prerow, Zingst, Stralsund,<br />

Saßnitz, Binz, Greifswald, Herings-<br />

dorf, Anklam, Demmin und Sanitz.<br />

Matthias Schümann<br />

Prof. Weerda und Prof. Pau beim Sprayen.<br />

22. Ausgabe 2007<br />

Foto: G. Scharnweber | NNN


epidauros22.qxd 05.11.2006 11:16 Uhr Seite 22<br />

Viele Grüsse aus <strong>der</strong> Schweiz<br />

Ein Erfahrungsbericht<br />

Ich arbeite seit Juli 2007 in <strong>der</strong><br />

Inneren Medizin im Regionalspital<br />

in Einsiedeln. Die Innere<br />

Medizin ist die einzige Disziplin im<br />

Regionalspital, die nach dem Chef-<br />

arzt- Prinzip läuft, alle an<strong>der</strong>en sind<br />

nach dem Belegarztsystem organi-<br />

siert. Die an<strong>der</strong>en Disziplinen sind<br />

Orthopädie, Chirurgie, Gynäkologie,<br />

HNO, Psychiatrie und Pädiatrie. Ins-<br />

gesamt hat das Spital 50 Betten. In <strong>der</strong><br />

Inneren Medizin beträgt das Verhältnis<br />

von Leitenden Ärzten beziehungswei-<br />

se. Oberärzten zu Assistenzärzten 1:1.<br />

Es gibt den Chefarzt, zwei leitende<br />

Ärzte sowie eine Oberärztin und vier<br />

Assistenten.<br />

Normalerweise sieht die Aufteilung in<br />

<strong>der</strong> Woche so aus, dass zwei Assis-<br />

tenten die Station betreuen, ein Assis-<br />

tent in <strong>der</strong> Ambulanz (Notfall) und ein<br />

Assistent in Kompensation ist. Die Sta-<br />

tion wird im Hintergrund von <strong>der</strong> lei-<br />

tenden Ärztin betreut, <strong>der</strong> Notfall vor-<br />

mittags von <strong>der</strong> Oberärztin und nach-<br />

mittags von dem Diensthabenden lei-<br />

tenden Arzt. Wir haben keine Nacht-<br />

schicht, so dass die Station und <strong>der</strong><br />

Das Kloster in Einsiedeln.<br />

klinikum<br />

Notfall in <strong>der</strong> Nacht von einem Assis-<br />

tenten betreut werden, <strong>der</strong> dann den<br />

nächsten Tag seinen normalen Dienst<br />

weitermacht. Die Wochenenden wer-<br />

den jeweils ab Samstagmorgen bis<br />

Montagmorgen einschließlich <strong>der</strong><br />

Nächte von einem Assistenten bestrit-<br />

ten. Zusammen mit den Nachtdiens-<br />

ten unter <strong>der</strong> Woche kommen genug<br />

Überstunden zusammen, dass wir in<br />

Kompensation gehen können. Das<br />

bedeutet, dass <strong>der</strong> Assistent, <strong>der</strong> das<br />

Wochenende Dienst gehabt hat, ab<br />

Montagmittag frei hat und erst am dar-<br />

auf folgenden Montag wie<strong>der</strong>kommt.<br />

Anstrengend wird es nur, wenn ein<br />

Assistent krank ist o<strong>der</strong> im Urlaub.<br />

Dann hat man alle zwei Tage zusätz-<br />

lich zu seiner Station noch den Not-<br />

fall und Nachtdienst.<br />

Der Tagesablauf gestaltet sich folgen-<br />

<strong>der</strong>maßen: Wir haben Montags um<br />

acht Uhr, den Rest <strong>der</strong> Woche um<br />

halb neun Rapport, ab halb zehn ist<br />

dann Visite. Mittags um 14 Uhr kön-<br />

nen wir zu <strong>der</strong> leitenden Ärztin gehen<br />

und die Fragen, die im Laufe <strong>der</strong> Visite<br />

aufgetaucht sind und die wir nicht al-<br />

lein entscheiden können o<strong>der</strong> wollen<br />

mit ihr besprechen. Um 15 Uhr ist<br />

Kardexvisite. Das bedeutet, dass die<br />

Patienten noch mal mit den Schwes-<br />

tern durchgesprochen werden und al-<br />

te Fragen vom Morgen o<strong>der</strong> neue<br />

geklärt werden. Das Verhältnis zu<br />

Pflegepersonal und allen an<strong>der</strong>n An-<br />

gestellten im Haus ist sehr gut, auch<br />

hier kann man ohne Probleme Fragen<br />

stellen und wenn man irgendetwas<br />

22. Ausgabe 2007 22<br />

nicht richtig macht, dann wird es<br />

einem auch sehr schnell gesagt und<br />

erklärt, was man besser machen soll.<br />

Insgesamt muss ich sagen, dass es sich<br />

lohnt. Wenn man will, kann man sehr<br />

viel lernen. Wir haben jeden Tag nach<br />

dem Rapport Kurzfortbildung (wenn<br />

sie nicht vergessen wird). Man wird<br />

also dazu gezwungen sich immer wie-<br />

<strong>der</strong>, abgesehen vom Stationsalltag mit<br />

<strong>der</strong> Theorie zu beschäftigen. Zusätz-<br />

lich haben wir jeden Montag die<br />

„Montagfortbildung“ in <strong>der</strong> dann ca.<br />

eine Stunde über ein Thema referiert<br />

wird sowohl von den Leitenden Ärz-<br />

ten als auch von Assistenten.<br />

Gerade weil es ein sehr kleines Spital<br />

ist, bekommt man hier die Basis-<br />

medizin vermittelt. Das Spektrum ist<br />

sehr breit, da es hier keine Einteilung<br />

in Kardiologie, Gastroenterologie, Ne-<br />

phrologie etc. gibt und auf dem Not-<br />

fall auch pädiatrische Notfälle behan-<br />

delt werden. Zusätzlich haben wir die<br />

Möglichkeit bei <strong>der</strong> Diagnostik wie<br />

Gastroskopie, Colonoskopie, Ergome-<br />

trie etc. regelmäßig dabei zu sein. Au-<br />

ßerdem können wir einen Ultraschall-<br />

kurs machen und zwar Grund- als<br />

auch Fortgeschrittenenkurs. Auf <strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>en Seite müssen wir Patienten,<br />

die ein CT o<strong>der</strong> MRT benötigen<br />

immer in an<strong>der</strong>en Spitäler wie Lachen<br />

o<strong>der</strong> Schwyz schicken, da im Spital<br />

selbst erst ab Ende des Jahres ein CT<br />

zur Verfügung steht.<br />

An die Dienste wird man hier sehr<br />

schnell herangeführt. Ich habe bereits


epidauros22.qxd 05.11.2006 11:16 Uhr Seite 23<br />

eine Woche nachdem ich angefangen<br />

hatte meinen ersten Dienst. Mir war<br />

zwar immer gesagt worden, ich solle<br />

mir keine Sorgen machen, wenn ich<br />

unsicher sei könne ich ruhig den<br />

Diensthabenden Arzt anrufen, aber<br />

ich war trotz dieser Beteuerungen<br />

sehr nervös. Es war aber in <strong>der</strong> Tat<br />

vollkommen unberechtigt. Hier ist es<br />

nämlich tatsächlich so, dass sich die<br />

Assistenten sobald sie unsicher sind,<br />

rückversichern können und das nicht<br />

nur im Dienst. Als Lehrprinzip ist das<br />

für die Ausbildung sehr gut. Man lernt<br />

sich seine eigenen Gedanken zu<br />

machen, die dann mit dem zu ver-<br />

gleichen, was <strong>der</strong> erfahrene Arzt sagt<br />

um entwe<strong>der</strong> eine Bestätigung zu<br />

bekommen o<strong>der</strong> um es dann beim<br />

nächsten Mal besser zu machen.<br />

Jetzt noch kurz etwas zu Einsiedeln<br />

selbst:<br />

Einsiedeln liegt in Schwyz, einem <strong>der</strong><br />

Urkantone <strong>der</strong> Schweiz. Es ist seit dem<br />

Mittelalter ein bekannter Wallfahrtsort.<br />

Hier führt auch <strong>der</strong> Jakobsweg durch,<br />

<strong>der</strong> dann weiter nach Santiago de<br />

Compostela verfolgt werden kann. Das<br />

Zentrum für Pilger und Touristen ist<br />

nach wie vor das Kloster in Einsiedeln.<br />

Es wurde zwischen 1674 und 1735<br />

gebaut. Zuvor gab es eine Benedik-<br />

tinerabtei, die ca. 934 gegründet wur-<br />

de. Im Moment gibt es noch ca. 100<br />

Benediktinermönche im Kloster und es<br />

kommen jedes Jahr ca. ein bis zwei<br />

dazu. Vor dem Hintergrund dass es<br />

aber einmal mehr als 200 Mönche<br />

waren, ist das nicht mehr so viel.<br />

Wichtig für Einsiedeln ist <strong>der</strong> heilige<br />

Meinrad. Er soll um 800 in einer<br />

Klause gelebt haben, die an <strong>der</strong> Stelle<br />

gestanden habe soll, an <strong>der</strong> sich jetzt<br />

die Gnadenkapelle des Klosters befin-<br />

klinikum<br />

det.Der Sage nach wurde Meinrad von<br />

zwei Landstreichern erschlagen. Zwei<br />

Raben verfolgten die Landstreicher, die<br />

dann entdeckt wurden und sich tat-<br />

sächlich vor Gericht verantworten<br />

Das Regionalspital in Einsiedeln.<br />

mussten. Seit dem sind die Raben Sym-<br />

bol für Einsiedeln. Man findet sie sogar<br />

auf dem Emblem des Einsiedler Biers.<br />

Das Kloster ist ein sehr beeindrucken-<br />

des Gebäude, das Einsiedeln be-<br />

herrscht. Der Klosterinnenraum wurde<br />

von den Assam- Brü<strong>der</strong>n gestaltet, die<br />

viele Kirchen gestaltet haben, bei-<br />

spielsweise auch in München. Es han-<br />

delt sich um sehr beeindruckende<br />

Stuck und Freskenwerke, in denen<br />

man immer wie<strong>der</strong> etwas Neues fin-<br />

det und natürlich gibt es eine Menge<br />

Legenden und Gerüchte, die sich mit<br />

dem Bau des Klosters beschäftigen. In<br />

<strong>der</strong> Umgebung Einsiedelns kann man<br />

eine Menge Sport machen: Wan<strong>der</strong>n<br />

in <strong>der</strong> einen und Skifahren in <strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>en Saison. Zusätzlich gibt es<br />

23<br />

noch eine Menge gute Mountainbike<br />

und Fahrradtourstrecken. Man ist sehr<br />

dicht an Zürich und Luzern ange-<br />

bunden und außerdem, wer schon<br />

mal in <strong>der</strong> Schweiz war weiß das, das<br />

Schienennetz <strong>der</strong> Schweizer Eisen-<br />

bahn sowieso sehr gut ist und man<br />

überall hinkommt.<br />

Insgesamt habe ich es hier wirklich<br />

gut getroffen. Die Betreuung ist sehr<br />

gut, man sieht eine ganze Menge,<br />

man kann, wenn man will, viel lernen<br />

und es gibt immer die Möglichkeit<br />

nachzufragen, was ich persönlich<br />

sehr wichtig finde. Dann kommt noch<br />

dazu, dass es zwar sehr ländlich ist,<br />

aber durch die ausgezeichneten An-<br />

bindungen ist es überhaupt kein Pro-<br />

blem in größere Städte wie Zürich<br />

o<strong>der</strong> Luzern zu kommen, wenn es<br />

einem denn fehlt.<br />

Mareike Wangnick<br />

22. Ausgabe 2007


epidauros22.qxd 05.11.2006 11:17 Uhr Seite 24<br />

Fehler im Krankenhaus können<br />

schnell böse Folgen haben<br />

o<strong>der</strong> sogar tödlich enden. Damit<br />

Katastrophen verhin<strong>der</strong>t werden,<br />

wurde in <strong>Rostock</strong> ein sehr erfolgrei-<br />

ches System zur Erfassung von Bei-<br />

nahefehlern errichtet.<br />

Jedem passieren Fehler. Die Ursachen<br />

können vielseitig sein: ähnlich klin-<br />

gende Medikamente, Infusionen mit<br />

fast identischem Aussehen, lange Ar-<br />

beitszeiten o<strong>der</strong> eine zu große Ar-<br />

beitsbelastung. Viele Fehler sind auch<br />

durch technisches Versagen verur-<br />

sacht. So kann es sein, dass ein Gerät<br />

nicht mehr richtig funktioniert o<strong>der</strong><br />

Anschlüsse vertauscht sind.<br />

Oft werden diese Fehler rechtzeitig<br />

bemerkt, nicht selten aber führen sie<br />

zur Katastrophe.<br />

Dr. Vagts, wie ist die Idee für das CIRS<br />

entstanden? Gab es Vorbil<strong>der</strong>?<br />

Dr. Vagts: Das CIRS ist schon eine<br />

sehr alte Einrichtung, die im zweiten<br />

Weltkrieg bei <strong>der</strong> amerikanischen<br />

Luftwaffe entstanden ist. Bei Unter-<br />

suchungen zum Verlust von Jagdflug-<br />

zeugen hat man Unterschiede zwi-<br />

schen den Piloten und ihrem Verhal-<br />

ten in Stresssituationen festgestellt.<br />

Daraufhin ist man auf die Idee ge-<br />

kommen, zu untersuchen, wie sich<br />

künftige Flieger in möglichen Krisen-<br />

situationen verhalten. Durch die Aus-<br />

wahl <strong>der</strong> stressresistentesten Piloten<br />

konnte <strong>der</strong> Verlust von Jagdflugzeugen<br />

reduziert werden.<br />

klinikum<br />

Aus <strong>der</strong> Luftfahrt für die Medizin lernen<br />

CIRS - ein neues Fehlererfassungssystem in <strong>der</strong> <strong>Rostock</strong>er Uniklinik<br />

Interview mit PD Dr. Dierk Vagts<br />

Damit die Sicherheit <strong>der</strong> Patienten und<br />

Mitarbeiter ständig verbessert werden<br />

kann, betreibt die <strong>Universität</strong>sklinik<br />

<strong>Rostock</strong> ein effektives Qualitätsmana-<br />

gement. Gelernt hat man dabei aus Er-<br />

fahrungen <strong>der</strong> Luft- und Raumfahrt-<br />

technik, wo die Erfassung von Beinahe-<br />

fehler schon seit langer Zeit hilft, grö-<br />

ßere Schäden zu vermeiden.<br />

Studien haben herausgefunden, dass<br />

einem Unglück bis zu 300 solcher<br />

Beinahefehler vorausgehen. Von Bei-<br />

nahefehlern spricht man, wenn Män-<br />

gel aufgetreten sind, die aber recht-<br />

zeitig bemerkt wurden ohne dass es<br />

zu negativen Folgen kam.<br />

Ziel des neuen Programms zur Ver-<br />

meidung von Fehlern ist also die Mel-<br />

dung kritischer Situationen aus dem<br />

Klinikalltag. Potentielle Gefahrenherde<br />

sollen mit Hilfe eines intranetbasierten<br />

Weiterentwickelt wurde das Modell<br />

im Personalmanagement, bevor es in<br />

den 80er Jahren von <strong>der</strong> Industrie<br />

übernommen wurde. Zu <strong>der</strong> Zeit gab<br />

es eine Reihe von Katastrophen, wie<br />

die Kernschmelze in Tschernobyl, die<br />

Chemiekatastrophe in Bhopal o<strong>der</strong><br />

22. Ausgabe 2007 24<br />

anonymen Meldesystems („Critical<br />

Incident Reporting System“ - kurzCIRS)<br />

entdeckt werden, bevor Personen<br />

Schaden nehmen.<br />

Problematisch ist natürlich, dass nie-<br />

mand gerne über eigene Fehler<br />

spricht. Wie es trotzdem möglich ist,<br />

solche Fehler zu erfassen, erzählt <strong>der</strong><br />

Klinikbereichsleiter Intensivtherapie<br />

und Notfallmedizin Priv.-Doz. Dr.<br />

Dierk Vagts. Er betreut seit 1999 das<br />

erfolgreiche Programm zur Verhin-<br />

<strong>der</strong>ung von Fehlern, das CIRS, in <strong>der</strong><br />

Klinik und Poliklinik für Anästhesio-<br />

logie und Intensivtherapie <strong>der</strong> Uni-<br />

versität <strong>Rostock</strong> und ist Mitglied <strong>der</strong><br />

Arbeitsgruppe, die dieses System vor<br />

über einem Jahr im gesamten Univer-<br />

sitätsklinikum <strong>Rostock</strong> eingeführt hat.<br />

die brennende Ölplattform Piper<br />

Alpha in <strong>der</strong> Nordsee.<br />

Bei den Ermittlungen zu den einzel-<br />

nen Unfällen hat sich gezeigt, dass<br />

jeweils eine ganze Reihe von Sicher-<br />

heitsmaßnahmen missachtet worden<br />

sind. Daraus konnte man schlussfol-<br />

gern, dass erst das Versagen mehrerer<br />

Systeme zur Katastrophe führt.<br />

Genau erklärt wird diese Feststellung<br />

mit dem „Schweizer-Käse-Modell“<br />

von James Reason. Er hat beschrieben,


epidauros22.qxd 05.11.2006 11:17 Uhr Seite 25<br />

dass es immer wie<strong>der</strong> zu Fehlern<br />

kommt. Diese Fehler seien dabei wie<br />

die Löcher im Schweizer Käse. Eine<br />

Katastrophe tritt erst auf, wenn die<br />

Löcher direkt hintereinan<strong>der</strong> liegen, so<br />

dass man durch den Käse durchschau-<br />

en kann. Diese Chance ist natürlich<br />

äußerst klein, aber vorhanden. Mini-<br />

miert werden kann das Risiko für<br />

Katastrophen, wenn auch kleine Feh-<br />

ler ohne direkte Konsequenzen Be-<br />

achtung finden.<br />

Die Übertragung des Modells in die<br />

Medizin erfolgte sehr schleppend, da<br />

hierarchische Strukturen eine schnelle<br />

Übernahme verhin<strong>der</strong>ten. Gerade die<br />

alten Professoren glaubten fehlerfrei zu<br />

sein. Ein anonymes Fehlererfassungs-<br />

system wurde erstmals in <strong>der</strong> Schweiz<br />

errichtet.<br />

In <strong>Rostock</strong> werden an <strong>der</strong> Klinik und<br />

Poliklinik für Anästhesiologie und Inten-<br />

sivtherapie seit 1999 Fehler anonym<br />

erfasst. Damals übernahm Frau Pro-<br />

fessor Nöldge-Schomburg aus Freiburg<br />

kommend den Lehrstuhl für Anästhe-<br />

siologie und Intensivtherapie, <strong>der</strong> ich<br />

nach <strong>Rostock</strong> gefolgt bin. Unsere<br />

Kenntnisse <strong>der</strong> CIRS-Erfahrungen aus<br />

dem damals für uns benachbarten<br />

Basel und <strong>der</strong> Schweiz haben wir zur<br />

Umsetzung und Einführung eines.<br />

zunächst nur papiergebundenen CIRS’<br />

in <strong>der</strong> Klinik für Anästhesiologie und<br />

Intensivtherapie <strong>der</strong> <strong>Universität</strong> Ros-<br />

tock genutzt.<br />

Seit 2006 gibt es das CIRS in <strong>der</strong><br />

gesamten Uniklinik. Es wurde einge-<br />

führt, nachdem vor zwei Jahren <strong>der</strong><br />

Vertrag <strong>der</strong> Haftpflichtversicherung<br />

gekündigt worden ist. Vor dem Ab-<br />

schluss einer neuen Versicherung wur-<br />

de die Klinik im Hinblick auf Risiko-<br />

und Qualitätsmanagement evaluiert.<br />

klinikum<br />

Dabei ist die Idee entstanden, dieses<br />

System auf die gesamte Unilinik zu<br />

übertragen. Im Auftrag des ärztlichen<br />

Direktors wurde eine Arbeitsgemein-<br />

schaft aus Ärzten, Pflegern und Tech-<br />

nikern gegründet, die dieses intranet-<br />

basierte System errichtet haben.<br />

Welche Fehler werden erfasst?<br />

Dr. Vagts: Genauer erfasst werden alle<br />

Beinahefehler, die zu einem Schaden<br />

für einen Patienten führen können. Als<br />

Schaden zählen dabei zum Beispiel<br />

zusätzliche Operationen, die nötig<br />

werden o<strong>der</strong> verlängerte Beatmungs-<br />

zeiten. Auch zusätzliche o<strong>der</strong> verlän-<br />

gerte Aufenthalte auf einer Intensiv-<br />

station o<strong>der</strong> im Krankenhaus zählen<br />

dazu – sogar, wenn keine Residuen für<br />

den Patienten bleiben. Welche Art <strong>der</strong><br />

Fehler berichtet werden, hängt vor<br />

allem von <strong>der</strong> Dauer und Akzeptanz<br />

des Systems ab.<br />

Anfangs hatten die Mitarbeiter noch<br />

Angst vor persönlichen Repressalien,<br />

so dass verstärkt technische Fehler be-<br />

richtet wurden. Erst nach und nach ha-<br />

ben sie gemerkt, dass wir nicht fragen,<br />

wer einen Fehler gemacht hat, son<strong>der</strong>n<br />

warum ein Fehler geschehen ist.<br />

Das Warum ist die bedeutende Frage.<br />

Wer es gewesen ist, interessiert dabei<br />

gar nicht. Jetzt, nachdem die Mitar-<br />

beiter das anonyme System akzeptiert<br />

haben, werden auch verstärkt persön-<br />

liche und organisatorische Fehler<br />

berichtet. Inzwischen machen die per-<br />

sönlichen Fehler sogar die Mehrzahl<br />

<strong>der</strong> Meldungen aus.<br />

Wie läuft die Fehlermeldung ab? Was<br />

mache ich, wenn mir ein Fehler un-<br />

terlaufen ist?<br />

Dr. Vagts: Im Moment gibt es zwei<br />

Möglichkeiten: Ein papiergebundenes<br />

25<br />

System und die Meldung über das<br />

Intranet. Beim papiergebundenen<br />

System kann man anonym einen<br />

Fragebogen ausfüllen. Möglichst ohne<br />

direkte Nachvollziehbarkeit sollen<br />

Fragen beantwortet werden zu den<br />

Themen: Was ist passiert? Wie wurde<br />

<strong>der</strong> Zwischenfall erkannt? Wie wurde<br />

auf den Zwischenfall reagiert? Warum<br />

ist es passiert? Wie waren die Um-<br />

stände? Gleichzeitig wird auch ge-<br />

fragt, wie ein solcher Zwischenfall<br />

künftig verhin<strong>der</strong>t werden könnte.<br />

Diese Bögen werden anonym an einen<br />

CIRS-Beauftragten weitergeleitet und<br />

vierteljährlich vor <strong>der</strong> gesamten Klinik<br />

(Ärzte und Pfleger) vorgestellt. Dort<br />

werden dann Möglichkeiten zur Feh-<br />

lerverhin<strong>der</strong>ung diskutiert. Pro Quartal<br />

werden über das Papiersystem circa 15<br />

bis 20 Meldungen abgegeben.<br />

Seit 2006 gibt es ein intranetbasierte<br />

System. Es ist so eingerichtet, dass die<br />

Bögen am PC ausgefüllt werden kön-<br />

nen. Dabei ist nicht nachvollziehbar,<br />

von welchem PC aus <strong>der</strong> Bogen abge-<br />

schickt worden ist. Es werden keine<br />

personenbezogenen Daten erhoben<br />

und keine PC-relevanten Informatio-<br />

nen gespeichert, so dass die Anonymi-<br />

tät gewährleistet ist. Gleichzeitig kön-<br />

nen die Bögen auch ausgedruckt und<br />

anonym per Post verschickt werden.<br />

Die Meldung geht dann über eine<br />

zentrale Annahmestelle für die gesam-<br />

te Klinik. Diese Annahmestelle besteht<br />

aus drei Personen, die als politisch inte-<br />

ger gelten. Dabei handelt es sich um<br />

den Chef <strong>der</strong> Zentralapotheke, Herrn<br />

Dr. Müller, Professor Kiefel als Chef des<br />

Institutes für Transfusionsmedizin und<br />

Professor Podbielski als Chef des Insti-<br />

tuts für Mikrobiologie. Sie gelten als<br />

vertrauenswürdig, da keine <strong>der</strong> drei<br />

22. Ausgabe 2007


epidauros22.qxd 05.11.2006 11:17 Uhr Seite 26<br />

Personen ein Interesse hat, sein Wissen<br />

zuungunsten an<strong>der</strong>er Mitarbeiter zu<br />

nutzen. Sie haben keine Vor- o<strong>der</strong><br />

Nachteile aus Ihrem Wissen im Hin-<br />

blick auf die Ressourcenverteilung am<br />

Klinikum. Sie werden keinem Anäs-<br />

thesisten, Internisten o<strong>der</strong> Chirurgen<br />

aus politischen Gründen sagen, dass<br />

diese schlecht gearbeitet hätten, höch-<br />

stens aus fachlichen Gründen.<br />

Welche Konsequenzen hat ein Feh-<br />

ler? Wann werden Än<strong>der</strong>ungen nötig<br />

und wie setzt die Klinik diese um?<br />

Dr. Vagts: Wer die Fehler annimmt,<br />

prüft sie zunächst auf ihre Relevanz.<br />

Wenn die Fehler sehr relevant sind, ist<br />

natürlich ein beson<strong>der</strong>s schnelles<br />

Handeln notwendig. Dieses kann<br />

geschehen über die Schaffung von<br />

Standards, Algorithmen o<strong>der</strong> Flussdia-<br />

grammen. Auch die Verän<strong>der</strong>ung von<br />

Organisationsabläufen o<strong>der</strong> Materia-<br />

lien kann erfor<strong>der</strong>lich sein. So haben<br />

wir zum Beispiel inzwischen Spritzen,<br />

die mit einer Magensonde konnektiert<br />

werden können, aber nicht mit einem<br />

Venenkatheter, so dass mit dieser<br />

Spritze keine intravenöse Injektion<br />

mehr möglich ist.<br />

Ein an<strong>der</strong>es Beispiel sind Arzneimittel-<br />

verwechslungen. Aus Kostengründen<br />

wird oft <strong>der</strong> Hersteller gewechselt, so<br />

dass sich die Namen <strong>der</strong> Arzneimittel<br />

schnell än<strong>der</strong>n können. Darum sind<br />

die Arzneimittel auf <strong>der</strong> Intensivsta-<br />

tion alphabetisch nach Wirkstoffen<br />

geordnet. Außerdem sind die Ärzte<br />

angehalten nur noch Wirkstoffe und<br />

Generika anzuordnen. Das führt da-<br />

zu, dass es egal ist, von welchem<br />

Hersteller die Apotheke die Medi-<br />

kamente einkauft, da ein Medika-<br />

ment, welches Metoclopramid enthält<br />

immer bei „M“ steht und nicht mal<br />

klinikum<br />

bei „P“, mal bei „G“ o<strong>der</strong> bei „S“.<br />

Solche Dinge sind natürlich recht<br />

schnell umsetzbar, so dass Fehler ver-<br />

hin<strong>der</strong>t werden können.<br />

Ein an<strong>der</strong>es Mal haben wir dafür<br />

gesorgt, dass eine Arzneimittelfirma<br />

ihre Verpackung geän<strong>der</strong>t hat, weil<br />

zwei verschiedene Medikamente<br />

nicht zu unterscheiden waren.<br />

Wenn bestimmte technische Fehler<br />

gehäuft auftreten, muss auch nach<br />

<strong>der</strong> Ursache gefragt werden. Es kann<br />

sein, dass Geräte überaltert sind, was<br />

Reinvestitionen notwendig macht.<br />

An<strong>der</strong>e Fehler wurden den Herstel-<br />

lern <strong>der</strong> Geräte mitgeteilt, die dann<br />

auch Verän<strong>der</strong>ungen an den Geräten<br />

vorgenommen haben.<br />

Haben Sie zum Abschluss noch einen<br />

Tipp für Medizinstudenten, was zu<br />

tun ist, wenn einem Studenten ein<br />

Fehler unterläuft? Meist haben Stu-<br />

denten ja keinen Zugang zum Intra-<br />

net. Wie sollen sie reagieren?<br />

Dr. Vagts: Zunächst ist sicher eine<br />

22. Ausgabe 2007 26<br />

Diana Kätelhön von <strong>der</strong> Zentralapotheke mit den Medikamenten, <strong>der</strong>en Verpackungen nach einem<br />

Hinweis aus <strong>Rostock</strong> verän<strong>der</strong>t wurden.<br />

Meldung an eine Pflegekraft o<strong>der</strong> an<br />

den Stationsarzt sinnvoll. Bei dieser<br />

Person kann man darauf hinweisen<br />

o<strong>der</strong> auch nach <strong>der</strong> Möglichkeit fra-<br />

gen, ob es in diesem Hause ein<br />

Fehlererfassungssystem gibt. Im Zwei-<br />

fel kann man das sicher auch schrift-<br />

lich und anonym machen ohne weite-<br />

re Namen zu nennen.<br />

Wie erfolgreich das „Critical Incident<br />

Reporting System“ funktioniert, zeigt<br />

auch das Beispiel eines Arzneimittel-<br />

herstellers, <strong>der</strong> nach einem Hinweis<br />

aus <strong>der</strong> Intensivstation des Universi-<br />

tätsklinikums die sehr ähnlichen Ver-<br />

packungen zweier Herz-Kreislauf-<br />

Medikamente verän<strong>der</strong>t hat. Durch<br />

die neuen Verpackungen sollen Ver-<br />

wechslungen verhin<strong>der</strong>t werden.<br />

Christian Klein<br />

Foto: UKR


epidauros22.qxd 05.11.2006 11:17 Uhr Seite 27<br />

Gefährliche Bakterien und<br />

Krankheitserreger, die in<br />

Krankenhäusern häufig anzutreffen<br />

sind, stellen für das Uni-<br />

versitätsklinikum <strong>Rostock</strong> kein unbe-<br />

herrschbares Problem dar. Die aktuel-<br />

len Zahlen aus <strong>der</strong> jährlich durchge-<br />

führten Vergleichsstudie des Nationalen<br />

Referenzzentrums für Krankenhaus-<br />

hygiene belegen, dass das Klinikum<br />

überdurchschnittlich erfolgreich ist im<br />

Kampf gerade gegen einen <strong>der</strong> am<br />

meisten gefürchteten multiresistenten<br />

Erreger. Ausschlaggebend für das gute<br />

Abschneiden des Hauses seien die<br />

konsequente Schulung <strong>der</strong> Mitarbei-<br />

terinnen und Mitarbeiter des Klini-<br />

kums und die Information von Mit-<br />

arbeiterInnen aus umliegenden Kli-<br />

niken, so Professor Podbielski.<br />

Unter den multiresistente Bakterien<br />

bedeuten gerade MRSA (multi-resis-<br />

tenter Staphylococcus aureus) für alle<br />

Betroffenen ein lebensbedrohliches<br />

Infektionsrisiko. „Dieses Risiko ist am<br />

<strong>Universität</strong>sklinikum <strong>Rostock</strong> aller-<br />

dings weiterhin unter Kontrolle“, sagt<br />

Professor Dr. Dr. Andreas Podbielski,<br />

Direktor des Instituts für Medizinische<br />

Mikrobiologie, Virologie und Hygiene<br />

am <strong>Universität</strong>sklinikum <strong>Rostock</strong>. Als<br />

Beleg dafür kann eine gerade erfolgte<br />

statistische Aufarbeitung <strong>der</strong> Daten des<br />

<strong>Rostock</strong>er Hauses für das Jahr 2006<br />

herangezogen werden. Die jährlich<br />

durchgeführte Studie des Nationalen<br />

Referenzzentrums für Krankenhaushy-<br />

giene in Berlin zeigt, dass im deutsch-<br />

klinikum<br />

Gefährliche Bakterien in <strong>Rostock</strong> unter sicherer Kontrolle<br />

Klinikum erreicht in bundesweitem Vergleich sehr gute Ergebnisse<br />

landweiten Vergleich das <strong>Rostock</strong>er<br />

<strong>Universität</strong>sklinikum wie in den Jahren<br />

zuvor unterdurchschnittliche Zahlen<br />

von MRSA-Patienten aufweist.<br />

„Diese guten Ergebnisse sind das Ver-<br />

dienst einer fortwährenden gemein-<br />

samen Anstrengung <strong>der</strong> Hygienefach-<br />

kräfte und Schwestern, Pfleger und<br />

Ärzte des Klinikums zusammen mit un-<br />

serem für Krankenhaushygiene zustän-<br />

digen Institut“, so Professor Podbielski.<br />

„Zudem sind die Daten ein Beleg da-<br />

für, dass eine gute Hygiene gewisser-<br />

maßen zu typischerweise ‚unsichtba-<br />

ren Ergebnissen’ führt: Bei uns sind kei-<br />

ne Probleme zu vermelden.“<br />

Um weiterhin positive Ergebnisse zu e-<br />

rreichen, seien konstante Information<br />

und Schulung notwendig, so Professor<br />

Podbielski weiter. Zu diesem Zweck<br />

und zur Weitergabe <strong>der</strong> <strong>Rostock</strong>er Er-<br />

folgsrezepte an Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter <strong>der</strong> Kliniken aus <strong>der</strong> Umge-<br />

bung veranstaltet das <strong>Universität</strong>skli-<br />

nikum <strong>Rostock</strong> regelmäßig den „Ros-<br />

tocker Hygienetag“. Die Hygienefach-<br />

kräfte des <strong>Universität</strong>sklinikums unter<br />

<strong>der</strong> fachlichen Leitung von Professor<br />

Podbielski präsentieren dabei Vorträge<br />

und Diskussionen. Mit dieser Veran-<br />

staltung wird medizinisches Personal –<br />

Ärzte bzw. Gesundheits- und Kranken-<br />

pflegerinnen gleichermaßen - aus dem<br />

stationären und ambulanten Bereich in<br />

ganz Mecklenburg-Vorpommern ange-<br />

sprochen.<br />

Matthias Schümann<br />

27<br />

Weitere Informationen unter:<br />

www.krankenhaushygiene.uni-rostock.de<br />

22. Ausgabe 2007


epidauros22.qxd 05.11.2006 11:17 Uhr Seite 28<br />

Seit dem 25. Juli 2007 wird am<br />

<strong>Universität</strong>sklinikum <strong>Rostock</strong><br />

das Mammographie-Screening<br />

durchgeführt. Damit ist die Möglichkeit<br />

<strong>der</strong> vorsorgenden Untersuchung auf<br />

Brustkrebs bei Frauen flächendeckend<br />

und lückenlos im Land Mecklenburg-<br />

Vorpommern möglich. Beim Mammo-<br />

graphie-Screening handelt es sich um<br />

ein Röntgenuntersuchungsverfahren<br />

<strong>der</strong> weiblichen Brust. Als Beson<strong>der</strong>heit<br />

sind in Mecklenburg-Vorpommern alle<br />

teilnehmenden Einrichtungen des ge-<br />

samten Landes teleradiologisch verbun-<br />

den, so dass eine Befundung überall<br />

möglich ist. Ziel ist die Früherkennung<br />

von Brustkrebs. Die Untersuchung rich-<br />

tet sich an Frauen zwischen 50 und 69<br />

Jahren und wird von den Kranken-<br />

kassen getragen. Am <strong>Universität</strong>sklini-<br />

kum <strong>Rostock</strong> wurden am Standort Do-<br />

beraner Straße Räume für die Unter-<br />

suchung eingerichtet. Beim Screening<br />

kooperiert das Uniklinikum <strong>Rostock</strong> auf<br />

beispielhafte Weise mit nie<strong>der</strong>gelasse-<br />

nen Ärzten und an<strong>der</strong>en Kliniken <strong>der</strong><br />

Region.<br />

„Wir sind froh, dass nun auch in<br />

<strong>Rostock</strong> das Mammographie-Screening<br />

angeboten werden kann“, sagt Pro-<br />

fessor Dr. Peter Schuff-Werner, Ärztli-<br />

cher Direktor des <strong>Universität</strong>sklinikums<br />

<strong>Rostock</strong>. „Gerade vorsorgende Unter-<br />

suchungen im Rahmen einer präventi-<br />

ven Medizin haben in <strong>der</strong> Vergangen-<br />

heit immer mehr an Bedeutung gewon-<br />

nen und werden auch künftig immer<br />

wichtiger werden“, so Professor Schuff-<br />

klinikum<br />

Mammographie-Screening auch in <strong>Rostock</strong><br />

Flächendeckende Versorgung im Land gewährleistet<br />

Werner weiter. Das <strong>Rostock</strong>er Mammo-<br />

graphie-Screening, mit dem nun die flä-<br />

chendeckende Vorsorgeuntersuchung<br />

für Brustkrebs im Land Mecklenburg-<br />

Vorpommern gewährleistet ist, bildet<br />

einen weiteren Mosaikstein im umfas-<br />

senden Programm <strong>der</strong> Prävention, <strong>der</strong><br />

sich in <strong>Rostock</strong> unter an<strong>der</strong>em in <strong>der</strong><br />

Gründung des Instituts für Präventivme-<br />

dizin im vergangenen Jahr manifestierte.<br />

Das „Mamma-Screening“, das seit<br />

dem 25. Juli 2007 am Uniklinikum<br />

<strong>Rostock</strong> durchgeführt wird, ist eine<br />

Röntgenuntersuchung <strong>der</strong> weiblichen<br />

Brust. Qualitätsgesichert werden von<br />

zwei Radiologen unabhängig vonein-<br />

an<strong>der</strong> die Bil<strong>der</strong> befundet. Das Ziel ist,<br />

die frühzeitige Erkennung von Brust-<br />

krebs in einem noch zu behandelnden<br />

und heilenden Stadium (für eine er-<br />

folgreiche und die Frau weniger bela-<br />

stende Behandlung). Diese Untersu-<br />

chung mit Doppelbefundung unter<br />

Einsatz <strong>der</strong> Telemedizin richtet sich an<br />

Frauen zwischen 50 und 69 Jahren.<br />

Alle Frauen dieser Altersgruppe wer-<br />

den von einer Zentralen Stelle über<br />

diese Untersuchung informiert und<br />

werden zu einer Untersuchung einge-<br />

laden. Die Screening-Mammographie<br />

ist für gesetzlich Krankenversicherte<br />

grundsätzlich kostenfrei und es wird<br />

außer <strong>der</strong> Chipkarte kein Überwei-<br />

sungsschein benötigt.<br />

„Eigens für diesen Zweck haben wir in<br />

<strong>der</strong> ehemaligen Frauenklinik in <strong>der</strong> Do-<br />

beraner Straße Räume eingerichtet und<br />

22. Ausgabe 2007 28<br />

mit hochmo<strong>der</strong>nen Untersuchungsge-<br />

räten ausgestattet“, freut sich Prof.<br />

Karlheinz Hauenstein, Direktor des<br />

Institutes für Diagnostische und Inter-<br />

ventionelle Radiologie des Univer-<br />

sitätsklinikums. „Wir arbeiten beim<br />

Screening sehr gut mit nie<strong>der</strong>gelasse-<br />

nen Kollegen und den beiden an<strong>der</strong>en<br />

Krankenhäusern <strong>der</strong> Region, dem Kli-<br />

nikum Südstadt <strong>Rostock</strong> und <strong>der</strong> Klinik<br />

in Güstrow zusammen“, hebt <strong>der</strong> für<br />

das Screening zuständige Arzt Dr.<br />

Christian Georg Schulze hervor. Das<br />

Screening, das bereits in mehreren eu-<br />

ropäischen Län<strong>der</strong>n erfolgreich durch-<br />

geführt wird, findet nun flächende-<br />

ckend auch in Mecklenburg-Vorpom-<br />

mern an insgesamt vier Zentren statt.<br />

Mammographie-Screening in <strong>Rostock</strong>:<br />

<strong>Universität</strong>sklinikum <strong>Rostock</strong> (AöR),<br />

Doberaner Straße 142, 18057 <strong>Rostock</strong><br />

Zeit: Montag 13.00 bis 21.00 Uhr,<br />

Dienstag bis Donnerstag 15.00 bis 21.00<br />

Uhr, Freitag 13.00 bis 21.00 Uhr<br />

Anmeldungen zum Screening in <strong>der</strong><br />

Screening-Einheit:<br />

<strong>Rostock</strong>, Doberan, Güstrow, Ribnitz-<br />

Damgarten über die Zentrale Stelle<br />

Telefon: 0385. 7 44 01 85<br />

Auskünfte zum Screening:<br />

Dr. med. Christian G. Schulze,<br />

Programmverantwortlicher Arzt,<br />

Telefon: 0381. 4 94 91 59<br />

Matthias Schümann


epidauros22.qxd 05.11.2006 11:17 Uhr Seite 29<br />

Allgemeines<br />

Norbert Roewer, Holger Thiel<br />

Anästhesie compact<br />

Leitfaden für die klinische Praxis<br />

Georg Thieme Verlag,<br />

Stuttgart. 2007.<br />

3., erweiterte Auflage.<br />

49, 95 EUR<br />

Anästhesie compact - <strong>der</strong> Titel ist<br />

Programm!<br />

In sehr knapper Form erfährt <strong>der</strong> Leser<br />

alles Wissenswerte von <strong>der</strong> Prämedi-<br />

kation des Patienten bis zu dessen<br />

postoperativen Versorgung. Eine klare<br />

Glie<strong>der</strong>ung und die stichpunktartige<br />

Präsentation <strong>der</strong> Fakten machen das<br />

Buch zum idealen Nachschlagewerk<br />

für Ärzte in <strong>der</strong> Weiterbildung. Für<br />

Studenten wird das Buch sicherlich<br />

erst ab dem PJ interessant, da eine ge-<br />

hörige Portion Vorwissen nötig ist, um<br />

alle Fakten nachvollziehen zu können.<br />

wissenswertes<br />

Anästhesie compact<br />

Sprache und Glie<strong>der</strong>ung<br />

Die Orientierung im Buch gelingt sofort ohne Schwierigkeiten. Ein ausführli-<br />

ches Inhaltsverzeichnis und <strong>der</strong> parallele Aufbau <strong>der</strong> Kapitel sorgen dafür, dass<br />

das Gesuchte schnell gefunden wird. Die kurzen Texte sind leicht verständlich<br />

und wichtige Daten in knappen Stichpunkten zusammengefasst. So kann <strong>der</strong><br />

relevante Stoff schnell und direkt aus dem Buch gelernt werden. Auch die Viel-<br />

zahl an Merkkästen und Tabellen sorgen für eine lernfreundliche Übersicht.<br />

Beson<strong>der</strong>s gelungen sind die Praxisanleitungen, die einfach Schritt für Schritt<br />

„abgearbeitet“ werden können. Lei<strong>der</strong> benötigt <strong>der</strong> Leser ein großes Vor-<br />

wissen, um alles zu verstehen, da durch die kompakte Form die Zusammen-<br />

hänge <strong>der</strong> einzelnen Fakten nicht immer erklärt werden können. Das Buch<br />

ersetzt also kein Lehrbuch <strong>der</strong> Anästhesie.<br />

Prüfungsvorbereitung<br />

Ideal geeignet ist das Werk vor allem für Ärzte in <strong>der</strong> Weiterbildung zum<br />

Anästhesisten. Sie finden hier Praxisanleitungen, sehr spezifisches und aktuelles<br />

Wissen, sowie viele Tipps für den Klinikalltag und die Facharztprüfung. Für die<br />

Ausbildung im Medizinstudium ist das Buch sicherlich zu umfangreich. Es wird<br />

erst für Studenten interessant, die ein PJ-Tertial in <strong>der</strong> Anästhesie verbringen.<br />

Inhalt<br />

Von <strong>der</strong> Prämedikation über Medikamente, Monitoring und Infusionsmanage-<br />

ment bis hin zur anästhesiespezifischen Beschreibung aller operativen Tech-<br />

niken ist ein sehr umfangreiches Wissen aus <strong>der</strong> allgemeinen und speziellen<br />

Anästhesie enthalten. Die allgemeine und die spezielle Anästhesie in den ver-<br />

schiedenen Fachgebieten bilden auch den Hauptteil des Buches. Außerdem er-<br />

fährt <strong>der</strong> Leser etwas über Beson<strong>der</strong>heiten bei speziellen Risiken und Begleit-<br />

erkrankungen, sowie über die Notfalltherapie. Im Anhang werden kurz wichti-<br />

ge Zusatzuntersuchungen vom Röntgenbild des Thorax bis zum Lungenfunk-<br />

tionstest angesprochen.<br />

Fazit<br />

Das Buch ist zwar nur Lesern zu empfehlen, die sich wirklich für Anästhesie<br />

interessieren. Diese Leser werden aber ihre Freude an dem kompakten und gut<br />

geglie<strong>der</strong>ten Nachschlagewerk haben, welches vor allem durch die guten<br />

Praxisanleitungen besticht. Lei<strong>der</strong> verzichtet das Buch auf jegliche Fotos und<br />

beinhaltet auch nur wenige Zeichnungen. Aufgelockert wird das Werk aller-<br />

dings durch die vielen Tabellen und Merksätze, die zur lernfreundlichen Über-<br />

sicht beitragen.<br />

Christian Klein<br />

29<br />

22. Ausgabe 2007


epidauros22.qxd 05.11.2006 11:17 Uhr Seite 30<br />

Allgemeines<br />

Christian W. Hamm, Stephan<br />

Willems<br />

Checkliste EKG<br />

Georg Thieme Verlag,<br />

Stuttgart. 2007.<br />

3., überarbeitete Auflage.<br />

29,95 EUR<br />

Zu <strong>der</strong> bekannten Checklistenreihe<br />

vom Thieme-Verlag gehören nicht nur<br />

die einzelnen klinische Teilgebiete,<br />

son<strong>der</strong>n auch fächerübergreifende<br />

Themen, wie zum Beispiel die Aus-<br />

wertung eines EKG’s. Im bekannten<br />

Kitteltaschenformat präsentieren die<br />

Autoren sowohl Grundlagen als auch<br />

spezifische Einblicke in diesen Be-<br />

reich und sprechen somit sowohl Stu-<br />

denten als auch erfahrene Kliniker an.<br />

wissenswertes<br />

22. Ausgabe 2007 30<br />

Checkliste EKG<br />

Sprache und Glie<strong>der</strong>ung<br />

Die Checkliste glie<strong>der</strong>t sich in insgesamt vier Kapitel. Im ersten Abschnitt wer-<br />

den die Grundlagen <strong>der</strong> EKG-Ableitung beschrieben. Anschließend wird über<br />

die einzelnen Komponenten <strong>der</strong> Weg zur Diagnose beziehungsweise zur Be-<br />

fundung des Elektokardiogrammes aufgezeigt. Den Abschluss bilden Therapie-<br />

vorschläge, welche sowohl medikamentöser als auch invasiver Natur sein kön-<br />

nen. Die Glie<strong>der</strong>ung innerhalb <strong>der</strong> Kapitel erfolgt in Form von Stichpunkten.<br />

Hier gilt: „Weniger ist mehr“. Die Priorität liegt somit klar auf <strong>der</strong> Vermittlung<br />

von Fakten und setzt zum Teil einfach eine gewisse Grundkenntnis voraus.<br />

Prüfungsvorbereitung<br />

Dieses Buch präsentiert wie bereits erwähnt eine Menge von Fakten aber för-<br />

<strong>der</strong>t nicht allzu sehr das Verständnis. Für einen „letzten Blick hinein“ kurz vor<br />

<strong>der</strong> anstehenden Prüfung scheint es mir aber dennoch angemessen zu sein.<br />

Inhalt<br />

Neben den Grundlagen <strong>der</strong> Elektrokardiografie und möglichen Therapien bei<br />

Herzerkrankungen bilden die einzelnen Diagnosen den Hauptinhalt dieses<br />

Buches. Dieser reicht hierbei von bradykarden Rhythmusstörungen über AV-<br />

Blöcke bis zum Vorhof- o<strong>der</strong> Kammerflimmern. Sämtliche Befunde innerhalb<br />

eines EKG’s werden hier aufgeführt und mit Beispielen untermalt. Schade in<br />

diesem Zusammenhang finde ich, dass es keine Übungsmöglichkeiten für den<br />

Studenten gibt um selbst einmal ein EKG auszuwerten und somit das erlernte<br />

Wissen anzuwenden.<br />

Fazit<br />

Die Checkliste ist ein Buch für die Kitteltasche. Daher findet man in ihr die<br />

Themen stark komprimiert und sehr faktenorientiert. Vor allem für die Rekapi-<br />

tulation von bereits bestehendem Wissen ist dieses Buch aber gut geeignet. Für<br />

all diejenigen, welche dennoch mehr Wert auf Zusammenhänge legen, wird<br />

wohl ergänzende Literatur nötig sein.<br />

Torsten Schulz


epidauros22.qxd 05.11.2006 11:17 Uhr Seite 31<br />

Allgemeines<br />

D. Oberle<br />

Flussdiagramme zum<br />

Hammerexamen<br />

Urban & Fischer Verlag, München.<br />

2007.<br />

19,95 EUR<br />

Das neue „Hammerexamen“ stellt die<br />

Studenten vor eine schwere Aufgabe.<br />

Gilt es doch eine Vielzahl an klini-<br />

schen Fächern samt theoretischem<br />

Wissen zu erarbeiten und zu rekapitu-<br />

lieren. Vor allem <strong>der</strong> klinische Aspekt<br />

soll laut neuer Approbationsordnung<br />

vermehrt in den Vor<strong>der</strong>grund rücken.<br />

Diesen Trend hat <strong>der</strong> Urban & Fischer<br />

Verlag erkannt und präsentiert seit<br />

Mai 2007 eine Übersicht für das<br />

Hammerexamen, welche sich an den<br />

wichtigsten klinischen Leitsymptomen<br />

orientiert.<br />

wissenswertes<br />

Flussdiagramme zum Hammerexamen<br />

Sprache und Glie<strong>der</strong>ung<br />

Das Buch wird nach den verschiedenen Organsystemen geglie<strong>der</strong>t (zum Bei-<br />

spiel Atmungs-, Kreislauf- und Verdauungsorgane) und beschreibt die jeweils<br />

dominierenden Leitsymptome wie z.B. Dyspnoe o<strong>der</strong> Husten. Zum Kapitelbeg-<br />

inn werden dann die Erstmaßnahmen beschrieben, welche es bei dem betref-<br />

fenden Symptom zu ergreifen gilt. Des Weiteren werden Hinweise für die<br />

Anamnese gegeben o<strong>der</strong> zu erwartende Blutbildverän<strong>der</strong>ungen geschil<strong>der</strong>t. Ent-<br />

sprechend <strong>der</strong> Begleitsymptome werden dann mögliche Verdachtsdiagnosen<br />

aufgeführt und die jeweils spezifischen diagnostischen Schritte beschrieben,<br />

welche zur Diagnosesicherung beitragen. Den Abschluss des Flussdiagrammes<br />

bildet dann die entsprechende Therapie. Charakteristisch ist <strong>der</strong> übersichtliche<br />

Aufbau, welcher jedem Leitsymptom eine Doppelseite widmet. Dabei werden<br />

zur Erörterung kurze Sätze o<strong>der</strong> Stichpunkte verwendet, welche sich nahtlos in<br />

das vorgegebene Layout einglie<strong>der</strong>n.<br />

Prüfungsvorbereitung<br />

Die „Flussdiagramme zum Hammerexamen“ stellen ein sehr gut strukturiertes<br />

Handbuch dar. Für die Prüfungsvorbereitung empfiehlt es sich vor allem auf<br />

Grund seiner Komplexität und Überschaubarkeit. Fakten können sehr schnell<br />

rekapituliert und vernetzt werden. Beson<strong>der</strong>s wertvoll scheint mir <strong>der</strong> Aspekt,<br />

dass die einzelnen Differentialdiagnosen Beachtung finden und dem Leser noch<br />

einmal vor Augen geführt werden. Somit halte ich das Buch für sehr empfehlens-<br />

wert im Hinblick auf mündliche o<strong>der</strong> schriftliche Prüfungen.<br />

Inhalt<br />

Das Repetitorium umfasst 100 Leitsymptome aus verschiedenen Organsyste-<br />

men. Ohne Zweifel sind die bedeutendsten Symptome enthalten und schema-<br />

tisch aufgeführt. Lei<strong>der</strong> fehlen etwas uncharakteristische Beschwerden, welche<br />

in <strong>der</strong> Praxis aber häufig auftreten, wie zum Beispiel Schwäche.<br />

Extras<br />

Der Urban & Fischer Verlag hat einen Teil seiner Bücher mit dem „Studentcon-<br />

sult-Zugang“ ausgestattet. Dies ist ein Onlinezugang, welcher dem Leser neben<br />

dem eigentlichen Buch auch noch eine Reihe von klinischen Fällen online zur<br />

Verfügung stellt. Dieses Buch verfügt ebenfalls über solch einen Zugang und<br />

bietet somit noch einige Extras.<br />

Fazit<br />

Der Autorin ist ein wirklich tolles Werk gelungen, welches in jede Kitteltasche<br />

passt. Nicht nur in Bezug auf die Examina, son<strong>der</strong>n auch als kleiner Begleiter<br />

in Famulaturen o<strong>der</strong> dem Praktischen Jahr, kann ich dieses Buch nur wärmstens<br />

empfehlen. Anke Maser<br />

31<br />

22. Ausgabe 2007


epidauros22.qxd 05.11.2006 11:17 Uhr Seite 32<br />

Allgemeines<br />

M. Buchta, D. W. Höper, A.<br />

Sönnichsen<br />

Das Hammerexamen<br />

Urban & Fischer Verlag,<br />

München. 2006.<br />

1. Auflage<br />

99,95 EUR<br />

Eine <strong>der</strong> tiefgreifendsten Verän<strong>der</strong>ung-<br />

en <strong>der</strong> neuen Approbationsordnung ist<br />

die Einführung des „Hammerexamens“<br />

am Ende des praktischen Jahres.<br />

Studenten müssen sich überlegen, wie<br />

<strong>der</strong> Stoffinhalt des gesamten klinischen<br />

Abschnittes in kurzer Zeit rekapituliert<br />

bzw. erarbeitet werden kann. Aber<br />

auch die Verlage sind gezwungen auf<br />

diese neue Situation zu reagieren. Ein<br />

Beispiel dafür ist das im vergangenen<br />

Jahr erschienene „Hammerexamen“<br />

vom Urban & Fischer Verlag.<br />

Torsten Schulz<br />

wissenswertes<br />

22. Ausgabe 2007 32<br />

Das Hammerexamen<br />

Sprache und Glie<strong>der</strong>ung<br />

Auf über 2000 Seiten wird dem Leser eine Vielzahl von Informationen vermittelt,<br />

welche ihrerseits wohl strukturiert sein wollen. Das Buch glie<strong>der</strong>t sich in drei<br />

Teilbereiche, welche von unterschiedlichen Ausgangspunkten an die Thematik<br />

heran treten. Der erste Abschnitt betrachtet die Gesundheitsstörungen, wobei es<br />

hier zum Beispiel Kapitel über Ernährungsprobleme o<strong>der</strong> einzelne Organsysteme<br />

gibt. Im darauf folgenden Teil werden verschiedene Krankheitsbil<strong>der</strong> wie zum<br />

Beispiel Neubildungen o<strong>der</strong> psychische Verhaltensstörungen erörtert. Den Ab-<br />

schluss bilden die Querschnittsfächer und an<strong>der</strong>e prüfungsrelevante Themen wie<br />

Pathologie und Immunologie. Innerhalb <strong>der</strong> einzelnen Kapitel findet sich eine<br />

wohl strukturierte Glie<strong>der</strong>ung, welche mit einer Zusammenfassung des anschlie-<br />

ßenden Themenkomplexes beginnt. Der Text ist flüssig geschrieben und ange-<br />

nehm zu lesen. Beson<strong>der</strong>s wichtige Aspekte sind in Merkkästen noch einmal her-<br />

vor gehoben.<br />

Prüfungsvorbereitung<br />

Mit dem 2. Staatsexamen hat sich dieses Buch wohl einen <strong>der</strong> wichtigsten<br />

Abschnitte innerhalb des Medizinstudiums herausgesucht. Darüber dürften sich<br />

vor allem jene Studenten freuen, welche auf ein solch umfassendes Werk gewar-<br />

tet haben. Für die Prüfungsvorbereitung scheint mir dieses Buch nahezu ideal zu<br />

sein. Durch seinen ansprechenden Aufbau und die angenehme Schreibweise<br />

können auch die riesigen Stoffberge bearbeitet werden und <strong>der</strong> Leser wird nicht<br />

bereits nach zehn Seiten verschreckt. Selbstverständlich liest sich das Buch nicht<br />

innerhalb einer Woche, weshalb schon zu einem früheren Zeitpunkt mit dem<br />

Lesen begonnen werden sollte.<br />

Inhalt<br />

In meinen Augen umfasst „Das Hammerexamen“ eine sehr große Stoffmenge.<br />

Selbstverständlich gibt es keine Gewähr auf Vollständigkeit, was aber in Anbe-<br />

tracht des abzudeckenden Gebietes auch nicht möglich sein dürfte. Neben <strong>der</strong><br />

Vielzahl an Textinformationen gibt es auch sehr viele Abbildungen und Tabellen,<br />

welche die Informationen veranschaulichen und untermauern können. Des Wei-<br />

teren finden sich Fallbeispiele in den einzelnen Kapiteln, die den praktischen Be-<br />

zug noch verstärken. Hervorheben möchte ich noch die Tatsache, dass beson<strong>der</strong>s<br />

die fachbezogenen Kapitel auch als Grundlage für einzelne Fächer innerhalb des<br />

Studiums wie Humangenetik o<strong>der</strong> Rechtsmedizin dienen können.<br />

Fazit<br />

„Das Hammerexamen“ ist ein idealer Begleiter auf dem langen, steinigen Weg zum<br />

Abschluss des Medizinstudiums. Dies gilt sowohl in Hinblick auf das 2. Staatsexamen<br />

als auch innerhalb des klinischen Abschnittes. Durch die Vielzahl <strong>der</strong> vertretenen<br />

„kleinen Fächer“ kann zum Teil auf ein eigenes Lehrbuch verzichtet werden.


epidauros22.qxd 05.11.2006 11:17 Uhr Seite 33<br />

Allgemeines<br />

2. Abschnitt <strong>der</strong> Ärztlichen Prüfung<br />

mediscript Kommentierte<br />

Examensfragen<br />

Urban & Fischer Verlag, München.<br />

2007.<br />

39,00 EUR<br />

Neben <strong>der</strong> Vielzahl an Büchern, wel-<br />

che sich vor den Examina auf den<br />

Tischen <strong>der</strong> Studenten stapeln, darf<br />

die mediscript CD-ROM nicht fehlen.<br />

Auf dieser CD befinden sich im Mittel<br />

ca. 10.000 Fragen aus den vorange-<br />

gangenen Staatsprüfungen und diese<br />

bilden eine solide Möglichkeit, das<br />

eigene Wissen für den „Ernstfall“ zu<br />

testen.<br />

wissenswertes<br />

mediscript Kommentierte Examensfragen<br />

Sprache und Glie<strong>der</strong>ung<br />

All den Studenten, welche bereits Erfahrungen mit <strong>der</strong> mediscript CD-ROM ge-<br />

sammelt haben, wird auch diese Ausgabe sehr bekannt vorkommen. Auf den<br />

ersten Blick erscheint zunächst nur das nun rote Menü als neuartig, aber auf den<br />

zweiten Blick gibt es doch ein paar Än<strong>der</strong>ungen. Die wohl am meisten heraus<br />

zu hebende Neuerung stellt die Möglichkeit da, Fragen gezielt nach Organen<br />

o<strong>der</strong> speziellen Erkrankungsbil<strong>der</strong>n heraus zu suchen. Es ist somit möglich zu<br />

einer speziellen Erkrankung alle vorhandenen Fragen fächerübergreifend zu<br />

bearbeiten, womit dem Studenten lange Suchvorgänge für ein spezielles<br />

Teilgebiet erspart bleiben. Natürlich ist aber ebenfalls die Glie<strong>der</strong>ung nach den<br />

einzelnen klinischen Fächern weiterhin möglich<br />

Prüfungsvorbereitung<br />

Vor allem in Hinblick auf die Examina ist die mediscript CD-ROM nahezu<br />

unverzichtbar. Der Student kann mit ihrer Hilfe die bisherigen Inhaltsschwer-<br />

punkte ermitteln und sich zudem an die Formulierungen <strong>der</strong> Fragen gewöhnen.<br />

Des Weiteren ist die CD-ROM eine gute Möglichkeit um das eigene Wissen zu<br />

überprüfen und sich auf die Prüfungssituation vorzubereiten. Diese Möglichkeit<br />

gilt aber nicht nur für die Staatsexamen son<strong>der</strong>n auch für die Vielzahl an Klau-<br />

suren während <strong>der</strong> einzelnen Semester.<br />

Inhalt<br />

Die 2007 erschienene Version beinhaltet knapp 10.000 Prüfungsfragen und die<br />

dazugehörigen Kommentare. Diese sind wie gewohnt separat abrufbar und er-<br />

läutern die richtige Antwort. Auf <strong>der</strong> CD-ROM finden sich die Originalfragen<br />

aus dem bisherigen 1. Staatsexamen als auch dem 2. Staatsexamen <strong>der</strong> Jahre<br />

2001 bis 2006. Ebenfalls sind auch die Originalabbildungen <strong>der</strong> Bildbeilage<br />

integriert worden um dem Studenten alle Details <strong>der</strong> Fragen vermitteln zu kön-<br />

nen.<br />

Fazit<br />

In Hinblick auf die Examina scheint die mediscript CD-ROM wohl unumgäng-<br />

lich zu sein. Beson<strong>der</strong>s gut gefällt mir die neue Möglichkeit, Fragen auch nach<br />

Symptomen bzw. dem Krankheitsbild an sich auswählen zu können. Abzu-<br />

warten bleibt allerdings, ob diese Glie<strong>der</strong>ung mit dem neuen Hammerexamen<br />

weiterhin so beibehalten werden kann, o<strong>der</strong> ob dann eine neue Struktur ge-<br />

wählt werden muss.<br />

Anke Maser<br />

33<br />

22. Ausgabe 2007


epidauros22.qxd 05.11.2006 11:17 Uhr Seite 34<br />

Allgemeines<br />

Klaus Dörner<br />

Klinische Chemie und Hämatologie<br />

Georg Thieme Verlag,<br />

Stuttgart. 2006.<br />

29,95 €<br />

„Der Dörner“ so wird <strong>der</strong> „Klassiker“<br />

auch unter Studenten genant, <strong>der</strong> nun<br />

in seiner sechsten Auflage erschienen<br />

ist. Auf 545 Seiten und mit über 163<br />

Abbildungen und Diagrammen wer-<br />

den alle relevanten Fakten vermittelt.<br />

Farblich hervorgehobene Merktexte,<br />

sowie Indikation und Referenzwerte<br />

von Laborparametern und ein Refe-<br />

renzregister machen dieses Werk nicht<br />

nur zum Lehrbuch, son<strong>der</strong>n auch zu<br />

einem schnellen Nachschlagewerk.<br />

wissenswertes<br />

22. Ausgabe 2007 34<br />

Klinische Chemie und Hämatologie<br />

Sprache und Glie<strong>der</strong>ung<br />

Die Glie<strong>der</strong>ung teilt sich in einen allgemeinen Teil, in dem die Grundlagen und<br />

wichtigsten Begriffe <strong>der</strong> Klinischen Chemie kurz und dennoch umfassend umris-<br />

sen werden. Beson<strong>der</strong>s hilfreich für das Verständnis ist hierbei ein Kapitel über<br />

die klinisch-chemische Analytik, in <strong>der</strong> einzelne Methoden zur Bestimmung von<br />

Laborwerten erläutert werden. Der interessierte Leser findet weitere spezifische-<br />

re Informationen in durch Schriftverkleinerung hervorgehobenen Textabschnit-<br />

ten. Der speziellere Teil des Buches ist in Stoffwechselgebiete, Organsystemen<br />

und Erkrankungen <strong>der</strong> einzelnen Systeme geglie<strong>der</strong>t. Eine gute Erweiterung bie-<br />

tet sich dem Pharmakologie- und Toxikologie-Interessierten in den Kapiteln<br />

Therapeutisches Drugmonitoring und Klinisch-toxikologische Analytik. Begriffe<br />

und Formeln werden verständlich und klar in ganzen Sätzen umschrieben.<br />

Wichtiges wird in Stichpunkten o<strong>der</strong> Tabellen dargestellt, was zu einer guten<br />

Übersicht führt und das Lernen erleichtert. Abbildungen und Diagramme erhö-<br />

hen die Einprägsamkeit von komplizierten pathophysiologischen und pathobio-<br />

chemischen Zusammenhängen und ergänzen optimal den Text. Lei<strong>der</strong> finden<br />

sich jedoch keine naturgetreuen Abbildungen wie Fotos.<br />

Prüfungsvorbereitung<br />

Dieses Buch umfasst den gesamten Umfangskatalog. Trotz seines Charakters als<br />

schnelles Nachschlagewerk eignet es sich aber durch seine detailgetreue und<br />

komplexe Darstellung nicht zum „Short-Learning“ innerhalb von ein paar Tagen<br />

für eine Klausur. Der „Dörner“ setzt auf einen Gesamtüberblick und nicht auf<br />

lückenhaftes Detailwissen, wie es sich <strong>der</strong> Student gerne oft für Prüfungen aneig-<br />

net. Zeit muss <strong>der</strong> Lesende mitbringen, aber dafür wird er reichlich belohnt, denn<br />

im klinischen Alltag sind nun die Indikationen und auch die Abschätzung <strong>der</strong><br />

Kosten einzelner Analysen mit Leichtigkeit einzuordnen.<br />

Inhalt<br />

Das Lehrbuch umfasst außer <strong>der</strong> klinischen Chemie und Hämatologie die Trans-<br />

fusionsserologie. Praxisnah für den ärztlichen Alltag sind die Angaben <strong>der</strong> Pro-<br />

bengewinnung und <strong>der</strong>en Umgang bis zur Ankunft im Labor. Lei<strong>der</strong> finden sich<br />

kein Fragenkatalog und klinische Falldarstellungen, die einem die Überprüfung<br />

des angeeignten Wissens sehr erleichtern könnten.<br />

Fazit<br />

Ein schönes Standardwerk, das jedem Studenten und Arzt eine ausreichende<br />

Übersicht über ein essentiell wichtiges Diagnsotikum <strong>der</strong> Medizin gibt. Die<br />

Dicke des im Din-A-5 Format erscheinen Buches mag den Studenten am An-<br />

fang wohl erschrecken, doch erkennt <strong>der</strong> Lesende schnell wie hilfreich das<br />

Werk einen Weg durch die gefor<strong>der</strong>te „Evidence Based Medicine“ <strong>der</strong> heutigen<br />

Zeit bahnt. Regina Baukholt


epidauros22.qxd 05.11.2006 11:17 Uhr Seite 35


epidauros22.qxd 05.11.2006 11:17 Uhr Seite 36

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