Bundesweite Spitzenforschung - der Fachschaft - Universität Rostock
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Ausgabe 22 · Wintersemester 07/08<br />
<strong>Bundesweite</strong> <strong>Spitzenforschung</strong><br />
am Institut für Biomedizinische Technik<br />
Unabhängige Zeitschrift <strong>der</strong> Medizinischen Fakultät <strong>der</strong> <strong>Universität</strong> <strong>Rostock</strong>
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LIEBE LESERIN,<br />
LIEBE LESER<br />
An Schulen wird ja die Vergabe von Noten immer mal diskutiert,<br />
gepriesen o<strong>der</strong> gänzlich verbannt. Gründe gegen Zensuren gibt es natürlich<br />
viele: Wenn Leistung zu einem bloßen Rechenexempel wird<br />
und selbst kleine Kin<strong>der</strong> schon lernen, per Durchschnitt ihre schulischen Be-<br />
mühungen geschickt zu dosieren. An<strong>der</strong>erseits bieten einheitliche Aufgaben<br />
mit standardisierter Bewertung auch die Möglichkeit des gezielten Vergleichs.<br />
Und das kann durchaus nützlich sein, wenn es zum Beispiel um komplexe<br />
Einrichtungen wie Hochschulen geht. Bei den Prüfungsergebnissen im Phy-<br />
sikum etwa schneidet die Medizinische Fakultät <strong>der</strong> <strong>Universität</strong> <strong>Rostock</strong> regel-<br />
mäßig gut und sehr gut ab. Der Vergleich <strong>der</strong> Noten <strong>der</strong> vergangenen Prüfung<br />
brachte es wie<strong>der</strong> an den Tag: <strong>Rostock</strong> bewegt sich in <strong>der</strong> Spitzengruppe deut-<br />
scher <strong>Universität</strong>en. Und in einem Punkt sind die <strong>Rostock</strong>er sogar ganz und gar<br />
Spitze: Beim letzten Physikum ist niemand durchgefallen. Das gab es an keiner<br />
an<strong>der</strong>en <strong>Universität</strong>. Kleine Lerngruppen, intensive Betreuung lauten Zauber-<br />
wörter, die Vorkliniker wie Professor Wree und Professor Köhling ins Feld füh-<br />
ren. Sehr gute Leistungen im Physikum sind eine wun<strong>der</strong>bare Voraussetzung für<br />
den Rest des Studiums – und für einen guten Ruf <strong>der</strong> Hochschule, <strong>der</strong> langsam<br />
aber sicher auch außerhalb <strong>der</strong> Landesgrenzen zu hören ist. Kein Wun<strong>der</strong> also,<br />
wenn auch in diesem Jahr die Studienplätze an <strong>der</strong> Alma Mater Rostochiensis<br />
heiß begehrt waren. Gut, dass es Noten gibt. Jetzt sind wir erst einmal ge-<br />
spannt, welche Zensur dieses aktuelle Epidauros-Heft von den Lesern bekommt.<br />
Wir haben einige interessante Themen aus den vergangenen Wochen und<br />
Monaten zusammengetragen. Wie fast immer an dieser Stelle <strong>der</strong> Hinweis: Mit-<br />
streiter sind bei uns herzlich willkommen. Gefragt sind Texte je<strong>der</strong> Art, Berichte<br />
über Forschung und Lehre, Eindrücke von Arbeitsaufenthalten im Ausland usw.<br />
Darüber würden wir uns freuen. Anerkennung garantiert, Noten gibt es keine.<br />
Matthias Schümann<br />
Für die Redaktion<br />
editorial<br />
3
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forschung<br />
<strong>Rostock</strong>er Forschung in <strong>der</strong> Bundesliga<br />
<strong>Rostock</strong>er dürfen mit embryonalen Stammzellen forschen<br />
Verstärkung für die Gehirn-Feuerwehr<br />
Biomaterial gegen Leistenbruch und Sodbrennen<br />
Mediziner diskutierten über Aggressivität und Schuldfähigkeit<br />
focus<br />
Mo<strong>der</strong>ne Bioherzklappe hilft alten Patienten ohne OP<br />
Herzoperation bei einem 660g schweren Mädchen in <strong>Rostock</strong> gelungen<br />
<strong>Rostock</strong>er Verfahren bringt kaputte Leber in Schwung<br />
Neue Wege zur Heilung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>-Niere<br />
Klinikneubau als Motor für die Weiterentwicklung <strong>der</strong> Orthopädie<br />
studium und lehre<br />
Neue Wege für junge Allgemeinmediziner<br />
Der Mediziner Ball 2007<br />
<strong>Rostock</strong>er Medizinstudenten bundesweit Spitze<br />
Teddy Knut hat eine gebrochene Tatze<br />
Radler spenden für chronisch kranke Kin<strong>der</strong><br />
Professoren greifen zur Spraydose<br />
klinikum<br />
Viele Grüsse aus <strong>der</strong> Schweiz<br />
Aus <strong>der</strong> Luftfahrt für die Medizin lernen<br />
Gefährliche Bakterien in <strong>Rostock</strong> unter sicherer Kontrolle<br />
Mammographie-Screening auch in <strong>Rostock</strong><br />
wissenswert<br />
Rezension Anästhesie compact<br />
Rezension Checkliste EKG<br />
Rezension Flussdiagramme zum Hammerexamen<br />
Rezension Das Hammerexamen<br />
Rezension mediscript Kommentierte Examensfragen<br />
Rezension Klinische Chemie und Hämatologie<br />
inhalt<br />
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34<br />
Impressum<br />
Titelbild: Fotograf: Danny Gohlke<br />
Redaktionsleitung: Matthias Schümann<br />
Redaktionsassitenz: Marian Löffler<br />
Redaktion: Christian Klein, Michael<br />
Lüdke, Anke Maser, Juliane Nielsen,<br />
Dr. Robert Uhde, Marian Löffler,<br />
Regina Baukholt, Torsten Schulz,<br />
Mareike Wangnick<br />
Idee und Grafik:<br />
Sphinx ET - Agentur für<br />
Zeitgeistentwicklung<br />
Wollenweberstraße 62<br />
18055 <strong>Rostock</strong><br />
Fon: 0381. 128 93 92<br />
Fax: 0381. 128 94 79<br />
Druck: Klatschmohn Verlag<br />
Auflage: 2.000 Stück<br />
Herausgeber:<br />
Alumni Med <strong>Rostock</strong> e.V.<br />
c/o Studiendekanat <strong>der</strong><br />
Medizinischen Fakultät<br />
Rembrandtstr. 16/17<br />
18057 <strong>Rostock</strong><br />
in Kooperation mit <strong>der</strong><br />
<strong>Fachschaft</strong> Medizin <strong>der</strong><br />
<strong>Universität</strong> <strong>Rostock</strong>
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Eine große Freude herrschte<br />
Mitte Mai, als die <strong>Universität</strong><br />
<strong>Rostock</strong> verkünden konnte,<br />
dass ein neuer Son<strong>der</strong>forschungs-<br />
bereich, <strong>der</strong> Transregio 37, <strong>der</strong> Deut-<br />
schen Forschungsgemeinschaft an <strong>der</strong><br />
<strong>Universität</strong> eingerichtet wird. Sein<br />
Titel: „Mikro- und Nanosysteme für<br />
die Medizin – Rekonstruktion biologi-<br />
scher Funktionen“.<br />
So wird die <strong>Universität</strong> zum zweiten<br />
Mal mit geför<strong>der</strong>ter <strong>Spitzenforschung</strong><br />
in den nächsten Jahren in Verbindung<br />
gebracht. Diesmal im Schnittpunkt von<br />
Naturwissenschaften, Ingenieurskunst<br />
und Medizin, nachdem bereits 2004<br />
ein Son<strong>der</strong>forschungsbereich (SFB) für<br />
Laserforschung am Physikalischen In-<br />
stitut <strong>der</strong> <strong>Universität</strong> eingerichtet wer-<br />
den konnte. „Wir sind sehr stolz dar-<br />
auf, dies ist ein wichtiger Baustein für<br />
die künftige Entwicklung <strong>der</strong> Univer-<br />
sität“, sagte Rektor Professor Thomas<br />
Strothotte zum neuerlichen Erfolg.<br />
Jetzt ist es möglich, langfristig 17 zu-<br />
sätzliche Mitarbeiterstellen am Institut<br />
für Biomedizinische Technik einzu-<br />
richten, an dem <strong>der</strong> SFB von Instituts-<br />
leiter Professor Klaus-Peter Schmitz<br />
koordiniert wird. Allein für die ersten<br />
vier Jahre fließen 3,7 Millionen Euro<br />
forschung<br />
<strong>Rostock</strong>er Forschung in <strong>der</strong> Bundesliga<br />
an die <strong>Rostock</strong>er <strong>Universität</strong>. Bei posi-<br />
tiven Zwischenergebnissen kann <strong>der</strong><br />
SFB insgesamt zwölf Jahre laufen.<br />
Das Thema „Mikro- und Nanosysteme<br />
in <strong>der</strong> Medizin – Rekonstruktion biolo-<br />
gischer Funktionen“ deutet das Ziel<br />
an. Es geht um die Umsetzung von<br />
Zukunftstechnologien des 21. Jahrhun-<br />
<strong>der</strong>ts. Bei <strong>der</strong> Rekonstruktion biologi-<br />
scher Funktionen soll beispielsweise<br />
wirksam die Augenkrankheit „Grüner<br />
Star“ bekämpft werden. Ein winzig<br />
kleines Stent, eine künstliche Gefäß-<br />
wandstütze, soll helfen, das Sichtfeld<br />
des Auges wie<strong>der</strong> zu erweitern. Auch<br />
die Ohrenheilkunde setzt auf neue<br />
Technologien. Professor Hans Wilhelm<br />
Pau, Direktor <strong>der</strong> Klinik für Hals-, Na-<br />
sen- und Ohrenheilkunde, erklärt,<br />
dass man jetzt intensiv daran arbeiten<br />
werde, den Hörnerv tauber Patienten<br />
über eine winzige Elektrode durch<br />
Licht zu stimulieren.<br />
Internisten und Herzchirurgen setzen<br />
darauf, Organe, Gewebe o<strong>der</strong> Zellen<br />
durch biologischen Ersatz wie<strong>der</strong> her-<br />
zustellen. Die Stammzellentechnolo-<br />
gie soll so auch von <strong>Rostock</strong> einen<br />
Schub bekommen. Speziell mit <strong>der</strong><br />
Biofunktionalität von Oberflächen im<br />
Nanobereich beschäftigt sich Pro-<br />
22. Ausgabe 2007 6<br />
Professor Klaus-Peter Schmitz.<br />
fessor Gustav Steinhoff, <strong>der</strong> die Klinik<br />
für Herzchirurgie leitet. „Wir spielen<br />
jetzt in <strong>der</strong> Bundesliga“, fasst er das<br />
Gefühlsbild <strong>der</strong> Wissenschaftler nach<br />
diesem Erfolg zusammen.<br />
Die <strong>Rostock</strong>er Arbeitsgruppen sind Teil<br />
des übergeordneten SFB „Transregio<br />
37“, <strong>der</strong> auch Standorte in Aachen und<br />
Hannover umfasst. Sprecher ist Pro-<br />
fessor Axel Haverich von <strong>der</strong> Medizi-<br />
nischen Hochschule Hannover. Die<br />
Forscher <strong>der</strong> <strong>Universität</strong> <strong>Rostock</strong> sind<br />
an zehn von 14 Projekten beteiligt.<br />
Michael Lüdtke
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An <strong>der</strong> <strong>Rostock</strong>er Klinik für Neurologie<br />
im Zentrum für Nervenheilkunde<br />
darf künftig mit<br />
embryonalen Stammzellen geforscht<br />
werden. Das Robert-Koch-Institut be-<br />
willigte ein Projekt, bei dem es um die<br />
gezielte und standardisierte Umwand-<br />
lung von Stammzellen in Nervenzellen<br />
mittels kleinen Molekülen geht. Die<br />
<strong>Rostock</strong>er sind damit die 14. Arbeits-<br />
gruppe in <strong>der</strong> Bundesrepublik, die die<br />
Son<strong>der</strong>genehmigung durch das Robert-<br />
Koch-Institut erhalten haben. Die Ver-<br />
wendung von kleinen Molekülen zur<br />
Herstellung <strong>der</strong> reifen Nervenzellen aus<br />
Stammzellen gibt in <strong>der</strong> Zukunft die<br />
Chance, bislang unheilbare Krankhei-<br />
ten wie den Morbus Parkinson zu be-<br />
handeln. Laut bundesdeutscher Rege-<br />
lung dürfen nur Stammzellen, die vor<br />
dem 01.01.2002 gewonnen wurden,<br />
verwendet werden.<br />
„In unserem Forschungsprojekt geht<br />
es darum, eine Vielzahl von nie<strong>der</strong>-<br />
molekularen Wirkstoffen zu untersu-<br />
chen“, sagt Professor Dr. Arndt Rolfs<br />
von <strong>der</strong> Klinik und Poliklinik für<br />
Nervenheilkunde am <strong>Universität</strong>skli-<br />
nikum <strong>Rostock</strong>. Ziel ist es, herauszu-<br />
finden, ob diese Wirkstoffe die Fähig-<br />
keit besitzen, Stammzellen in Ner-<br />
venzellen umzuwandeln. In den Blick<br />
kommen dabei mehrere zehntausend<br />
Substanzen, die Mittels des so ge-<br />
nannten Hochdurchsatzes (High<br />
Throughput Screening) untersucht<br />
werden, so Professor Rolfs. „Wir hof-<br />
fen, bei unseren Analysen Moleküle<br />
zu finden, die imstande sind,<br />
Zellwände zu durchdringen, und auf<br />
lange Sicht auch direkt für die<br />
Behandlung neurodegenerativer Er-<br />
krankungen eingesetzt werden könn-<br />
ten – beispielsweise aufgrund des<br />
Vermögens, endogene Stammzell-<br />
populationen zu mobilisieren o<strong>der</strong><br />
zur Differenzierung anzuregen“, sagt<br />
Professor Dr. Rolfs. Das Projekt ist<br />
damit ein wesentliches Standbein <strong>der</strong><br />
thematischen Schwerpunktentwick-<br />
lung „Regenerative Medizin“ an <strong>der</strong><br />
Medizinischen Fakultät <strong>der</strong> Uni-<br />
versität <strong>Rostock</strong>. Neben zahlreichen<br />
internationalen Gruppen, zum Bei-<br />
spiel aus Norwegen, sind vor allem<br />
Forschergruppen aus <strong>Rostock</strong> wichti-<br />
ge Partner in diesem Projekt. So wird<br />
das umfangreiche und technisch<br />
anspruchsvolle Testen <strong>der</strong> Substanzen<br />
von Professor Kerstin Thurow und<br />
Professor Norbert Stoll im Institut für<br />
Automatisierungstechnik konzipiert<br />
und realisiert; ein Grossteil <strong>der</strong> neuen<br />
Substanzen werden von Professor<br />
Matthias Beller, Direktor des Leibniz-<br />
Instituts für Katalyse e.V., synthetisiert<br />
und für den Forschungsverbund zur<br />
Verfügung gestellt.<br />
forschung<br />
<strong>Rostock</strong>er dürfen mit embryonalen Stammzellen forschen<br />
Robert-Koch-Institut bewilligte wissenschaftliches Projekt<br />
„Die deutschen Richtlinien machen<br />
es den Forschern hierzulande noch<br />
immer schwer, mit Wissenschaftlern<br />
etwa aus Großbritannien mitzuhal-<br />
ten“, so Professor Rolfs. Die Stamm-<br />
zellen, die vor dem 01.01.2002 her-<br />
gestellt worden sind, seien hinsicht-<br />
lich ihrer Qualität problematisch,<br />
7<br />
Professor Arndt Rolfs.<br />
weil sie meist mit Hilfe tierischer<br />
Zellen in Kultur gehalten werden,<br />
und somit für klinische Zwecke wenig<br />
geeignet sind.<br />
Matthias Schümann<br />
22. Ausgabe 2007
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Ein wesentlicher Schritt für die<br />
Behandlung von schweren<br />
Nervenleiden ist getan: <strong>Rostock</strong>er<br />
Forschern gelang es jetzt erst-<br />
mals, Gene gezielt in Stammzellen<br />
des erwachsenen Gehirns einzu-<br />
schleusen, so dass diese Multifunk-<br />
tionszellen , direkt in ihrer natürlichen<br />
Umgebung für die Reparatur beschä-<br />
digter Bereiche des Gehirns eingesetzt<br />
werden können. Als Transportmittel in<br />
die körpereigenen Stammzellen wer-<br />
den Schnupfenerreger genutzt,die mit<br />
kleinen Eiweißbausteinen beladen<br />
sind, die das gezielte Eindringen in<br />
die Stammzellen ermöglichen.<br />
Zukünftig sollen sie heilende Gene<br />
im Gepäck haben, mit Hilfe <strong>der</strong>er die<br />
Stammzellen als universelle Repara-<br />
turzellen gezielt für die Heilung von<br />
beschädigten Bereichen zum Beispiel<br />
im Gehirn eingesetzt werden können.<br />
Ziel ist es, langfristig Therapien für<br />
bislang unheilbare Erkrankungen wie<br />
Multiple Sklerose, Alzheimer o<strong>der</strong><br />
Parkinson zu entwickeln. Diese Form<br />
des Gentransfers wurde im Rahmen<br />
eines durch das Bundesforschungs-<br />
ministerium und die Medizinische<br />
Fakultät <strong>der</strong> <strong>Universität</strong> <strong>Rostock</strong> geför-<br />
<strong>der</strong>ten Projekts durch die Leiterin des<br />
Forschungsbereichs Vektorologie und<br />
Experimentelle Gentherapie am Uni-<br />
versitätsklinikum <strong>Rostock</strong>, Professor<br />
Dr. Brigitte Pützer entwickelt.<br />
Intelligente Viren, die körpereigene<br />
Zellen gezielt aufsuchen und mit hei-<br />
lenden Genen bestücken, wurden<br />
forschung<br />
Verstärkung für die Gehirn-Feuerwehr<br />
Forscher schleusen erstmals Gene gezielt in Nervenstammzellen<br />
von den <strong>Rostock</strong>er Forschern bisher<br />
schon für bösartige Tumoren entwik-<br />
kelt. Diese Technologie wurde nun<br />
weltweit erstmalig auf erwachsene<br />
(adulte) Stammzellen des Nerven-<br />
systems übertragen. Die Stammzellen<br />
können anschließend für die Behand-<br />
lung schwerster Nervenleiden einge-<br />
setzt werden. Was unglaublich klingt,<br />
ist am <strong>Universität</strong>sklinikum <strong>Rostock</strong><br />
experimentelle Wirklichkeit. „Es ist<br />
uns gelungen, Adenoviren, die nor-<br />
malerweise Schnupfen auslösen, mit<br />
hoher Präzision in Stammzellen des<br />
adulten Nervensystems einzuschleu-<br />
sen“, erklärt Professor Pützer. Adeno-<br />
viren gelten als sicheres Transport-<br />
mittel und werden in <strong>der</strong> Gentherapie<br />
häufig eingesetzt. Sie dringen ohne<br />
Probleme in zahlreiche Körperzellen<br />
ein und können, ausgestattet mit hei-<br />
lenden Genen, für die Behandlung<br />
vonErkrankungen verwendet werden.<br />
Dies geschieht, indem sie Gene trans-<br />
portieren, die bestimmte Heilungs-<br />
prozesse im Körper steuern können.<br />
In diesem Fall werden körpereigene<br />
Stammzellen des Nervensystems mit<br />
genetischen Informationen ausgestat-<br />
tet, die sie bei <strong>der</strong> Reparatur von<br />
Beschädigungen im Gehirn wirksam<br />
werden lassen. Stammzellen sind als<br />
Multifunktionszellen im Nervensys-<br />
tem und im ganzen Körper unter-<br />
wegs, um gewissermaßen als „Feuer-<br />
wehr“ dort zum Einsatz zu kommen,<br />
wo beschädigte Zellen repariert wer-<br />
den müssen. „Zuvor mussten aller-<br />
22. Ausgabe 2007 8<br />
dings die Schnupfenviren so verän-<br />
<strong>der</strong>t werden, dass sie gezielt in die<br />
Stammzellen eindringen konnten“,<br />
sagt Dr. Anke Schmidt vom Arbeits-<br />
bereich Vektorologie. Denn darin be-<br />
stand die Schwierigkeit: Die Adeno-<br />
viren samt ihrem Gengepäck dürfen<br />
nicht in an<strong>der</strong>e Zellen des Nerven-<br />
systems aufgenommen werden.<br />
Nachdem diese Barriere nun erfolg-<br />
reich überwunden werden konnte,<br />
besteht die Möglichkeit <strong>der</strong> weiteren<br />
Entwicklung des Verfahrens bis zur<br />
Behandlung schwerer Erkrankungen<br />
des Menschen wie Multiple Sklerose,<br />
Parkinson und Alzheimer. Allerdings<br />
werde diese Anwendung noch ein<br />
wenig auf sich warten lassen, so die<br />
Wissenschaftler, denn das Experiment<br />
gelang zunächst nur im Tierversuch.<br />
Matthias Schümann<br />
Foto: UKR<br />
Professor Dr. Brigitte Pützer und Dr.<br />
Anke Schmidt (am Mikroskop).
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Am 15. und 16. Juni 2007 fand<br />
in <strong>Rostock</strong>-Warnemünde die<br />
Jahrestagung <strong>der</strong> deutschen<br />
Sektion des International College of<br />
Surgeons statt. Der Titel <strong>der</strong> Veranstal-<br />
tung lautete: „Biomaterialien in <strong>der</strong><br />
Allgemeinchirurgie“. Das Thema nahm<br />
einen Trend auf, <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeit in <strong>der</strong><br />
Chirurgie auszumachen ist: Immer<br />
häufiger kommt es zur Anwendung<br />
von Biomaterialien; bei <strong>der</strong> Behand-<br />
lung von Leistenbrüchen gehört <strong>der</strong><br />
Einsatz neuartiger Netzmaterialien zur<br />
Verstärkung des Gewebes bereits zum<br />
Standard. Auch bei <strong>der</strong> Behandlung<br />
<strong>der</strong> Reflux-Erkrankung, des Sodbren-<br />
nens, kommen Biomaterialien in Form<br />
von neuartigen Kunststoffnetzen mit<br />
hoher Gewebeverträglichkeit zum Ein-<br />
satz. Anliegen <strong>der</strong> Veranstaltung war es<br />
auch, aufzuzeigen, dass die mo<strong>der</strong>ne<br />
Allgemeinchirurgie auf Prinzipien <strong>der</strong><br />
Interdisziplinarität basiert und im<br />
Sinne effektiver Prävention und Rege-<br />
neration eine Kooperation mit Natur-<br />
und Ingenieurswissenschaften von gro-<br />
ßem Vorteil ist. Erwartet wurden etwa<br />
200 Chirurgen aus ganz Deutschland.<br />
„Biomaterialien werden als Gewebe-<br />
ersatzstoffe schon heute regelmäßig in<br />
<strong>der</strong> Allgemeinchirurgie verwendet“,<br />
sagt Professor Dr. Ernst Klar, Leiter <strong>der</strong><br />
Abteilung für Allgemeine, Thorax-,<br />
Gefäß- und Transplantationschirurgie<br />
am <strong>Universität</strong>sklinikum <strong>Rostock</strong>. Ty-<br />
pisch etwa sei <strong>der</strong> Einsatz neuartiger<br />
Netzmaterialien bei Hernienoperatio-<br />
nen wie dem Leistenbruch. Wurde vor<br />
wenigen Jahren noch recht steifes und<br />
schweres Material zur Verstärkung <strong>der</strong><br />
Bauchdecke verwendet, das den Be-<br />
troffenen mitunter Beschwerden ver-<br />
ursachte, so kommt jetzt ultraleichtes<br />
und flexibles Material zum Einsatz.<br />
Mit Hilfe von Biomaterialien kann<br />
auch die Reflux-Erkrankung, das Sod-<br />
brennen, behandelt werden. Zur Ver-<br />
hin<strong>der</strong>ung postoperativer Beschwer-<br />
den beim Patienten sind neuartige<br />
Techniken zur Fixierung <strong>der</strong> Netze<br />
entscheidend. Die anatomiegerechte<br />
Gewebeklebung war ein Hauptthema<br />
des Kongresses.<br />
forschung<br />
Biomaterial gegen Leistenbruch und Sodbrennen<br />
Neuartige Stoffe bekommen immer größere Bedeutung in <strong>der</strong> Chirurgie<br />
Professor Dr. Ernst Klar mit einem Stück des<br />
häufig verwendeten Biomaterials.<br />
Ein weiteres Einsatzgebiet von Bio-<br />
materialien ist die Verwendung von<br />
Kunststoffstents, um Hohlorgane und<br />
Abflusswege zu schienen. Als neues<br />
Verfahren wurde im Rahmen <strong>der</strong><br />
<strong>Rostock</strong>er Tagung <strong>der</strong> Einsatz von im<br />
9<br />
Foto: UKR<br />
Körper abbaubaren Stents analysiert.<br />
Aktuell wird an <strong>der</strong> klinischen An-<br />
wendung von Kunststoffschienen zur<br />
Überbrückung von gutartigen Gallen-<br />
wegsverengungen gearbeitet, die eine<br />
Gelbsucht beheben können und da-<br />
nach nicht entfernt werden müssen,<br />
da sie sich selbst auflösen. „Diskutiert<br />
wird auch die Schnittstelle <strong>der</strong> All-<br />
gemeinchirurgie zu an<strong>der</strong>en Diszipli-<br />
nen wie den Ingenieurswissenschaf-<br />
ten“, sagt Professor Klar.<br />
Aus diesem Grund gehörte zu den Aus-<br />
richtern <strong>der</strong> Veranstaltung auch das Ins-<br />
titut für Biomedizinische Technik an<br />
<strong>der</strong> <strong>Universität</strong> <strong>Rostock</strong> unter Leitung<br />
von Professor Dr. Klaus-Peter Schmitz.<br />
„Die Biomaterialforschung und -ent-<br />
wicklung erfor<strong>der</strong>t eine enge Koopera-<br />
tion zwischen Ingenieuren, Naturwis-<br />
senschaftlern und Medizinern“, sagt<br />
Professor Klar, <strong>der</strong> das Tagungsthema in<br />
einen größeren Zusammenhang stellte.<br />
„Der Einsatz von Biomaterialien in <strong>der</strong><br />
Allgemeinchirurgie hat nicht nur den<br />
Gewebeersatz und die Wie<strong>der</strong>herstel-<br />
lung gestörter sowie verloren gegan-<br />
gener Funktionen zum Ziel, son<strong>der</strong>n<br />
soll im Rahmen <strong>der</strong> Regenerativen Me-<br />
dizin Heilungsprozesse im Körper an-<br />
stoßen, die das ursprüngliche „Fremd-<br />
material“ schlussendlich durch körper-<br />
eigene Gewebestrukturen ersetzen.<br />
Matthias Schümann<br />
22. Ausgabe 2007
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Über den Zusammenhang<br />
von Aggressivität als psychischer<br />
Erkrankung und Gewaltverbrechen<br />
diskutierten Medizi-<br />
ner, Forensiker und Juristen im Rah-<br />
men des fünften Hanse Symposiums.<br />
Die Konferenz fand am 24. und 25.<br />
August 2007 in <strong>Rostock</strong>-Warnemün-<br />
de statt. Wichtiger Gegenstand war<br />
die Diskussion über die vorschnelle<br />
Verbindung von aggressivem Verhal-<br />
ten, Straftaten und <strong>der</strong> möglichen<br />
Strafunfähigkeit. Auch vor dem Hin-<br />
tergrund aktueller neurobiologischer<br />
Befunde plädierten die <strong>Rostock</strong>er Me-<br />
diziner für eine differenzierte Be-<br />
trachtung <strong>der</strong> Aggressivität. Referen-<br />
ten des Symposiums waren Experten<br />
aus Österreich, <strong>der</strong> Schweiz und <strong>der</strong><br />
Bundesrepublik Deutschland. Erwar-<br />
tet wurden etwa 250 Gäste aus dem<br />
In- und Ausland.<br />
Aggressivität ist zweifellos ein Mode-<br />
thema unserer Tage. „Gerade die Dis-<br />
kussion <strong>der</strong> Strafunfähigkeit bei psy-<br />
chischer Erkrankung wird <strong>der</strong>zeit in-<br />
tensiv geführt“, sagt Professor Dr.<br />
Sabine Herpertz, Direktorin <strong>der</strong> Kli-<br />
nik und Poliklinik für Psychiatrie und<br />
Psychotherapie am <strong>Universität</strong>sklini-<br />
kum <strong>Rostock</strong>. Die Ärztin plädiert da-<br />
für, keine voreiligen Schlüsse zu zie-<br />
hen: „Neurobiologische Auffälligkei-<br />
ten, die sich bei aggressiven Men-<br />
schen o<strong>der</strong> Straftätern feststellen las-<br />
sen, taugen nicht als Diagnose für ei-<br />
ne mögliche Schuldunfähigkeit“, so<br />
Professor Herpertz, die gemeinsam<br />
forschung<br />
Mediziner diskutierten über Agressivität und Schuldfähigkeit<br />
Professor Herpertz: „Gewaltverbrecher sind nicht immer krank”<br />
mit PD Dr. Elmar Habermeyer das<br />
fünfte Hanse Symposium zum Thema<br />
„Aggressivität: Bedeutung für die All-<br />
gemeine und Forensische Psychiatrie“<br />
organisierte. „In <strong>der</strong> öffentlichen Dis-<br />
kussion werden Gewaltdelikte häufig<br />
mit psychischen Auffälligkeiten <strong>der</strong><br />
Täter in Verbindung gesetzt o<strong>der</strong> ohne<br />
tatsächliche Grundlage auf eine ver-<br />
meintliche Geisteskrankheit zurück-<br />
geführt“, sagt Dr. Habermeyer. „Diese<br />
Vorurteile erschweren die Auseinan-<br />
<strong>der</strong>setzung mit aggressivem Verhalten<br />
bei psychischen Erkrankungen.“<br />
Dabei seien gerade eine fachlich fun-<br />
dierte Diskussion <strong>der</strong> Entstehung von<br />
Aggressivität und die Entwicklung von<br />
Lösungsansätzen vor dem Hinter-<br />
grund verkürzter Liegezeiten, parallel<br />
bestehenden Suchterkrankungen und<br />
<strong>der</strong> oftmals fehlenden gesellschaftli-<br />
chen Integration Betroffener notwen-<br />
dig. Themen des Symposiums waren<br />
daher die Neurobiologie und die Psy-<br />
chopathologie <strong>der</strong> Aggression. Dabei<br />
diskutierten nicht nur Mediziner un-<br />
tereinan<strong>der</strong>, son<strong>der</strong>n auch Forensiker<br />
und Juristen wurden einbezogen. „Es<br />
geht auch darum, Grenzen zu ziehen<br />
und zu definieren, wer für aggressive<br />
Menschen zuständig ist. Wann ist es<br />
eine Krankheit und wann nicht?“, for-<br />
muliert Professor Herpertz wichtige<br />
Fragen, auf die das Symposium Ant-<br />
worten geben sollte. Aggression soll<br />
ebenso wenig pauschal zur Krankheit<br />
deklariert werden wie psychisch kran-<br />
ke Menschen nicht im Strafvollzug sit-<br />
zen sollten, so Professor Herpertz.<br />
22. Ausgabe 2007 10<br />
Das Symposium war eng mit <strong>der</strong> aktu-<br />
ellen Aggressionsforschung am Uni-<br />
versitätsklinikum <strong>Rostock</strong> verbunden.<br />
Vor dem Hintergrund einer Zunahme<br />
von Aggressivität bei Kin<strong>der</strong>n und Ju-<br />
gendlichen konnten die <strong>Rostock</strong>er<br />
Forscher parallele Symptome bei Kin-<br />
<strong>der</strong>n mit gestörtem Sozialverhalten<br />
und bei aggressiven Erwachsenen be-<br />
ziehungsweise den Eltern dieser Kin-<br />
<strong>der</strong> nachweisen. Ziel war es, Anzei-<br />
chen für ein aggressives Verhalten be-<br />
reits bei Kin<strong>der</strong>n nachzuweisen und<br />
frühzeitig zu behandeln. An<strong>der</strong>erseits<br />
konnte nachgewiesen werden, dass<br />
bei bereits auffällig gewordenen ag-<br />
gressiven Kin<strong>der</strong>n starke emotionale<br />
Reaktionen durch emotionale Bil<strong>der</strong><br />
hervorgerufen wurden.Bei aggressiven<br />
Erwachsenen fielen diese Reaktionen<br />
deutlich geringer aus – Zeichen dafür,<br />
dass eine Therapie aggressiven Ver-<br />
haltens im Kindesalter an<strong>der</strong>s ausse-<br />
hen muss als bei Erwachsenen.<br />
Das Hanse Symposium findet seit fünf<br />
Jahren traditionell in den letzten<br />
Hochsommertagen des Jahres in Ros-<br />
tock-Warnemünde statt. Die Referen-<br />
ten <strong>der</strong> diesjährigen Veranstaltung ka-<br />
men aus Österreich, <strong>der</strong> Schweiz und<br />
Deutschland. Erwartet wurden etwa<br />
250 Gäste aus Deutschland, aber<br />
auch aus dem skandinavischen Raum.<br />
Matthias Schümann
epidauros22.qxd 05.11.2006 11:16 Uhr Seite 11<br />
Am <strong>Universität</strong>sklinikum <strong>Rostock</strong><br />
wurde mit Erfolg eine<br />
neue Bioherzklappe eingepflanzt.<br />
Das Implantat besteht aus ei-<br />
nem flexiblen Metallgeflecht und ei-<br />
ner biologischen Herzklappe. Es er-<br />
setzt beschädigte, verkalkte und ver-<br />
engte Herzklappen. Angewendet wird<br />
die Bioklappe vor allem bei alten Pa-<br />
tientinnen und Patienten mit mehre-<br />
ren Begleiterkrankungen, für die eine<br />
größere Herzoperation zu gefährlich<br />
wäre. Die neue Bioklappe wird ohne<br />
Operation mit einem Katheter ins<br />
Herz eingebracht. Es handelt sich um<br />
eine Neuentwicklung, die bislang nur<br />
an drei Zentren in <strong>der</strong> Bundesrepu-<br />
blik angewendet wird – neben Sieg-<br />
burg und Leipzig jetzt auch in <strong>Rostock</strong>.<br />
Für die Patienten bedeutet <strong>der</strong> Ein-<br />
griff, <strong>der</strong> bereits mehrfach am Unikli-<br />
nikum <strong>Rostock</strong> erfolgreich durchge-<br />
führt wurde, ein Zugewinn an Lebens-<br />
qualität, so <strong>der</strong> <strong>Rostock</strong>er Kardiologe<br />
Professor Dr. Christoph A. Nienaber.<br />
„Wir haben es in <strong>der</strong> Praxis oft mit<br />
Patienten zu tun, die zusätzlich zu an-<br />
<strong>der</strong>en Erkrankungen auch noch eine<br />
verkalkte o<strong>der</strong> stark verengte Herz-<br />
klappe haben“, sagt Professor Dr.<br />
Christoph A. Nienaber, Leiter <strong>der</strong> Ab-<br />
teilung für Kardiologie am Universi-<br />
focus<br />
Mo<strong>der</strong>ne Bioherzklappe hilft alten Patienten ohne OP<br />
<strong>Rostock</strong> arbeitet als eines von drei Zentren mit mo<strong>der</strong>nem Implantat<br />
tätsklinikum <strong>Rostock</strong>. Normalerweise<br />
wird die beschädigte Herzklappe in ei-<br />
nem chirurgischen Eingriff durch eine<br />
künstliche neue Klappe ersetzt. Pro-<br />
blematisch ist das allerdings bei Pa-<br />
tienten, die über 80 Jahre alt und meh-<br />
rere an<strong>der</strong>e Begleiterkrankungen ha-<br />
ben. „Die Belastung eines operativen<br />
Eingriffs am offenen Herzen wäre ein-<br />
fach zu groß“, sagt Professor Nienaber.<br />
Aus diesem Grund wurde ein Implan-<br />
tat entwickelt, das über eine Herz-<br />
kathetersonde und über die Blutgefäße<br />
ins Herz eingebracht werden kann.<br />
Eingeführt wird dabei zunächst ein<br />
Ballon, <strong>der</strong> durch Ausdehnung die al-<br />
te, beschädigte Herzklappe beseitigt<br />
und damit Platz schafft für das Im-<br />
plantat. Dieses besteht aus einem flexi-<br />
blen Metallgeflecht vergleichbar mit<br />
einem Stent, in Verbindung mit einer<br />
Bioklappe, die einer herkömmlichen<br />
künstlichen Herzklappe entspricht.<br />
Das neuartige Implantat wird erst an<br />
drei Zentren in Deutschland angewen-<br />
det – in Siegburg, Leipzig und jetzt<br />
auch in <strong>Rostock</strong>. Und das mit Erfolg.<br />
„Wir geben den alten Menschen<br />
Lebensqualität zurück“, sagt Professor<br />
Nienaber. Während die beschädigte<br />
Herzklappe etwa die körperliche Be-<br />
11<br />
lastbarkeit erheblich einschränkte,<br />
sind die Patienten nach dem Eingriff<br />
wie<strong>der</strong> belastbar. In naher Zukunft be-<br />
deutet die neue Bioklappe vielleicht<br />
eine Alternative zu den herkömmli-<br />
chen Herzklappen, die <strong>der</strong>zeit bei jün-<br />
geren Patienten eingesetzt werden.<br />
„Klassische biologische Herzklappen<br />
müssen nach zehn bis 15 Jahren er-<br />
setzt werden. Die neue perkutane Bio-<br />
klappe hat den Vorteil, dass sie mög-<br />
licherweise anstelle einer offenen<br />
zweiten Herzoperation eingesetzt wer-<br />
den könnte“, so Professor Nienaber.<br />
Matthias Schümann<br />
22. Ausgabe 2007<br />
Foto: Hersteller<br />
Die neue Bio-Herzklappe, wie sie in <strong>Rostock</strong><br />
verwendet wird.
epidauros22.qxd 05.11.2006 11:16 Uhr Seite 12<br />
Eine bislang einmalige Operation<br />
ist am <strong>Universität</strong>sklinikum<br />
in <strong>Rostock</strong> gelungen.<br />
Noch nie zuvor wurde ein Frühgebo-<br />
renes mit weniger als 1000 Gramm<br />
Gewicht am offenen Herzen operiert.<br />
Dabei lag das kleine Mädchen mit<br />
nur 660 Gramm Körpergewicht noch<br />
deutlich unter <strong>der</strong> bisher magischen<br />
Grenze des Machbaren. Diese sei mit<br />
<strong>der</strong> Operation nun weiter nach unten<br />
verschoben worden,betonte Prof. Dr.<br />
Gustav Steinhoff, <strong>der</strong> Leiter <strong>der</strong> Herz-<br />
chirurgie.<br />
Kleine Patienten – große Probleme<br />
Operationen bei sehr kleinen Früh-<br />
geborenen stellen die behandelnden<br />
Ärzte vor sehr große Herausfor<strong>der</strong>un-<br />
gen. „Bei Kin<strong>der</strong>n dieser Gewichts-<br />
klasse ist das Herz ungefähr so groß<br />
wie eine Haselnuss und das gesamte<br />
Blutvolumen passt in ein halbes Rot-<br />
weinglas“, erklärt <strong>der</strong> Leiter <strong>der</strong> Kin-<br />
<strong>der</strong>kardiologie, Professor Dr. Matthias<br />
Peuster. Auch <strong>der</strong> Einsatz <strong>der</strong> Herz-<br />
Lungen-Maschine, die bei vielen Her-<br />
zoperationen eine gewisse Sicherheit<br />
bietet, ist bei sehr kleinen Kin<strong>der</strong>n<br />
nicht möglich.<br />
Ein Blutgerinnsel war lebensgefährlich<br />
Allerdings war die Operation überle-<br />
benswichtig. Ein bei einer Routine-<br />
untersuchung entdecktes Blutgerinn-<br />
sel in beiden Vorhöfen drohte, diese<br />
vollständig zu verlegen. Auch eine<br />
Embolie, also <strong>der</strong> Verschluss eines<br />
Gefäßes, wäre möglich gewesen. Ein<br />
Schlaganfall o<strong>der</strong> eine Unterversor-<br />
gung von Lunge, Niere o<strong>der</strong> Darm<br />
wären die Gefahr.<br />
focus<br />
Herzoperation bei einem 660g schweren Mädchen<br />
in <strong>Rostock</strong> gelungen<br />
Eine Routineuntersuchung brachte den besorgniserregenden<br />
Befund zutage<br />
Entdeckt wurde das Blutgerinnsel bei<br />
einer Routineuntersuchung zu einem<br />
an<strong>der</strong>en Herzfehler, an dem das klei-<br />
ne Mädchen litt. Wie viele Frühgebo-<br />
rene hatte auch diese Patientin eine<br />
offene Verbindung zwischen <strong>der</strong><br />
Lungenarterie und <strong>der</strong> Hauptschlag-<br />
a<strong>der</strong>. Dieser Herzfehler ist ein typi-<br />
sches Unreifezeichen und tritt bei<br />
sehr vielen Frühgeborenen auf. Wenn<br />
sich diese Verbindung nach <strong>der</strong> Ge-<br />
burt nicht selbstständig verschließt,<br />
kann mit Medikamenten o<strong>der</strong> einer<br />
Routineoperation nachgeholfen wer-<br />
22. Ausgabe 2007 12<br />
Im präoperativen Ultraschallbild ist das Blutgerinnsel erkennbar.<br />
den – auch bei sehr kleinen Kin<strong>der</strong>n.<br />
Das beson<strong>der</strong>e an dieser kleinen<br />
Patientin war allerdings nicht diese<br />
offene Verbindung zwischen den Ge-<br />
fäßen, son<strong>der</strong>n das Blutgerinnsel in<br />
den Vorhöfen des Herzens. Mit einer<br />
Länge von 15 mm war dieses Gerinn-<br />
sel im Vergleich zum haselnussgro-<br />
ßen Herzen riesig. Aufgrund <strong>der</strong> Kom-<br />
bination bei<strong>der</strong> Herzfehler entschie-<br />
den sich die behandelnden Ärzte für<br />
eine Operation am offenen Herzen.<br />
Damit wurde ein neuer Weg beschrit-<br />
ten, da noch nie zuvor ein solcher<br />
Eingriff an einem Kind unter 1000g<br />
Gewicht stattgefunden hatte.<br />
Probleme durch den Mangel an passenden Materialien<br />
Foto: Prof. M. Peuster<br />
Eine Operation an Frühgeborenen ist<br />
immer schwierig. Durch die geringe
epidauros22.qxd 05.11.2006 11:16 Uhr Seite 13<br />
Größe <strong>der</strong> Organe sind beson<strong>der</strong>s<br />
winzige Instrumente und Materialien<br />
nötig. Da allerdings nur eine ver-<br />
schwindend kleine Anzahl von Pa-<br />
tienten eine solche Operation benö-<br />
tigt, hat die Industrie nur ein sehr ge-<br />
ringes Interesse daran, winzige Klem-<br />
men, Wunddrainagen o<strong>der</strong> Instrumen-<br />
te zu entwickeln. Es fehlt einfach die<br />
breite Nachfrage.<br />
Dadurch werden aber schon banale<br />
Handlungen wie die Anlage einer<br />
Wunddrainage zu großen Hürden. So<br />
war vor allem Einfallsreichtum gefragt.<br />
Die Operateure mussten sich nach<br />
Alternativen umsehen und vorhande-<br />
nes Material bestmöglich nutzen.<br />
Hilfe fanden sie in an<strong>der</strong>en Fach-<br />
bereichen.<br />
Aus <strong>der</strong> Neurochirurgie konnten sie<br />
winzige Klemmen verwenden, um<br />
kurz den Blutfluss zurück zum Her-<br />
zen zu unterbinden. Auch <strong>der</strong> Einsatz<br />
<strong>der</strong> Herz-Lungen-Maschine, die bei<br />
vielen Herzoperationen genutzt wird,<br />
ist bei kleinen Kin<strong>der</strong>n nicht möglich.<br />
Die Maschine würde für die Zeit <strong>der</strong><br />
Operation die Arbeit von Herz und<br />
Lunge übernehmen und sauerstoffrei-<br />
ches Blut durch den Körper pumpen.<br />
Mit ihrer Hilfe könnte das Herz wäh-<br />
rend des Eingriffs gelähmt werden, so<br />
dass <strong>der</strong> Chirurg am ruhenden Organ<br />
operieren könnte.<br />
Stattdessen musste die Operation am<br />
schlagenden Herzen erfolgen. Nur für<br />
einen sehr kurzen Moment wurde <strong>der</strong><br />
Blutfluss zurück zum Herzen mit Hil-<br />
fe von Klemmen unterbunden. Damit<br />
konnte es für ca. 30 Sekunden eröff-<br />
net werden, um das Blutgerinnsel aus<br />
den Vorhöfen zu entfernen.<br />
Durch die Klemmen konnte das Herz<br />
weiter schlagen, pumpte aber kein<br />
Blut. Wäre die Blutzufuhr für diesen<br />
Augenblick nicht unterbrochen wor-<br />
den, wäre das Mädchen in kürzester<br />
Zeit verblutet.<br />
Ein Happy End dank hervorragen<strong>der</strong> Zusammenarbeit<br />
Nach wenigen Augenblicken war <strong>der</strong><br />
Thrombus entfernt und das Herz wie-<br />
<strong>der</strong> verschlossen, so dass die Klemmen<br />
wie<strong>der</strong> gelöst werden konnten. An-<br />
schließend wurde die offene Verbin-<br />
dung zwischen Lungen- und Haupt-<br />
schlaga<strong>der</strong> verschlossen, so dass die<br />
kleine Patientin nach <strong>der</strong> Operation<br />
herzgesund war. Da keine weiteren<br />
Fehlbildungen, wie sie bei Frühgebo-<br />
renen gelegentlich auftreten, vorlagen,<br />
hat das Mädchen nun gute Chancen<br />
auf eine normale Entwicklung.<br />
Möglich wurde <strong>der</strong> geschichtsträchti-<br />
ge Eingriff nur durch die gute Zusam-<br />
menarbeit vieler Spezialisten aus ver-<br />
schiedenen Abteilungen. Sie sorgten<br />
dafür, dass das kleine Mädchen schon<br />
nach wenigen Tagen auf die Frühge-<br />
borenenstation im Südstadtklinikum<br />
zurückverlegt und später nach Hause<br />
entlassen werden konnte.<br />
Christian Klein<br />
Der OP-Situs.<br />
focus<br />
13<br />
Klinikclowns im Einsatz<br />
Lachen ist gesund, Lachen hilft heilen, Lachen<br />
tut gut.<br />
Seit Sommer diesen Jahres herrscht<br />
einmal wöchentlich eine ganz beson-<br />
<strong>der</strong>e Aufregung in <strong>der</strong> <strong>Universität</strong>s-,<br />
Kin<strong>der</strong>- und Jugendklinik <strong>der</strong> Hanse-<br />
stadt <strong>Rostock</strong>. Fröhliche, wilde, fre-<br />
che, sanfte Clowns kommen, um den<br />
kleinen und größeren Patienten, Ihren<br />
Eltern und auch dem Klinikpersonal<br />
Lachen und Leichtigkeit zu schenken.<br />
<strong>Rostock</strong>er RotzNasen e.V.<br />
siebensommersprossen@web.de<br />
Tanja Gleim und Kerstin Beese<br />
22. Ausgabe 2007<br />
Foto: Prof. M. Peuster
epidauros22.qxd 05.11.2006 11:16 Uhr Seite 14<br />
<strong>Rostock</strong>er Verfahren bringt kaputte Leber in Schwung<br />
MARS könnte heilende Wirkung auf stark geschädigtes Organ haben<br />
Professor Dr. Steffen Mitzner und Professor Dr.<br />
Jan Stange (v.l.) im Labor.<br />
Das in <strong>Rostock</strong> entwickelte<br />
Verfahren zum Ersatz <strong>der</strong><br />
Leber (MARS) könnte heilende<br />
Wirkung auf das zerstörte Or-<br />
Foto: UKR<br />
gan haben. Das belegen aktuelle Er-<br />
fahrungen von Medizinern aus <strong>der</strong><br />
ganzen Welt. Demnach setzte das zur<br />
Stabilisierung von Patienten mit aku-<br />
tem Leberversagen angewendete Ver-<br />
fahren mit dem Namen MARS in zahl-<br />
reichen Fällen das stark geschädigte<br />
Organ <strong>der</strong> Betroffenen wie<strong>der</strong> in<br />
Gang. Den Patienten könnte so die<br />
Lebertransplantation erspart bleiben,<br />
die bislang die einzige Heilung des<br />
Leberversagens ist. Diese neuen<br />
Erkenntnisse waren Gegenstand des<br />
„9. Internationalen Symposiums über<br />
Leberdialyse“, das vom 7. bis 9. Sep-<br />
tember 2007 in <strong>Rostock</strong>-Warnemünde<br />
stattfand. Organisiert wurde die Ta-<br />
gung von <strong>der</strong> wissenschaftlichen Ar-<br />
beitsgruppe <strong>der</strong> Medizinischen Fakul-<br />
focus<br />
tät <strong>der</strong> <strong>Universität</strong> <strong>Rostock</strong>, die das<br />
mittlerweile international angewende-<br />
te Verfahren MARS entwickelte.<br />
Die Erfahrungen internationaler Medi-<br />
ziner sind überraschend und ermuti-<br />
gend zugleich. „Es hat sich im Verlauf<br />
<strong>der</strong> vergangenen Monate herausge-<br />
stellt, dass das von uns entwickelte<br />
Verfahren MARS sozusagen heilende<br />
Wirkung auf die stark geschädigte<br />
Leber haben kann“, sagt Professor Dr.<br />
Steffen Mitzner von <strong>der</strong> Abteilung für<br />
Nephrologie am <strong>Universität</strong>sklinikum<br />
<strong>Rostock</strong>. Ursprünglich war das Verfah-<br />
ren von <strong>der</strong> <strong>Rostock</strong>er Arbeitsgruppe<br />
„Extrakorporale Detoxikation“ unter<br />
Professor Mitzner und Professor Dr.<br />
Jan Stange entwickelt worden, um<br />
Menschen mit akutem Leberversagen<br />
so lange am Leben zu halten, bis eine<br />
Leber zur Transplantation bereitsteht.<br />
„In zahlreichen Fällen ist durch den<br />
Einsatz von MARS die Leber wie<strong>der</strong> in<br />
Gang gesetzt worden“, sagt Professor<br />
Mitzner. „Eine Transplantation war<br />
anschließend nicht mehr notwendig.“<br />
Die Vorteile dieser Wirkung liegen auf<br />
<strong>der</strong> Hand: Den Betroffenen bleibt<br />
nicht nur eine große Operation er-<br />
spart, son<strong>der</strong>n auch das Leben mit<br />
einem fremden Organ und allen da-<br />
mit verbundenen Nebenwirkungen,<br />
so Professor Mitzner. Derzeit laufe ei-<br />
ne in Paris initiierte internationale<br />
Studie, die die Wirkung von MARS<br />
untersucht. Der Leiter <strong>der</strong> Studie, Pro-<br />
fessor Dr. Faouzi Saliba berichtete in<br />
22. Ausgabe 2007 14<br />
<strong>Rostock</strong> über seine Erfahrung mit <strong>der</strong><br />
Anwendung von MARS. Anwesend<br />
war auch <strong>der</strong> bekannte deutsche Le-<br />
berspezialist Professor Dr. Michael<br />
Manns aus Hannover. Die diesjährige<br />
Tagung ist bereits die neunte Veran-<br />
staltung dieser Art gewesen, die von<br />
den <strong>Rostock</strong>er Medizinern durchge-<br />
führt wird.„Insgesamt wird die Tagung<br />
dieses Jahres internationaler als alle<br />
vorherigen“, so Professor Mitzner.<br />
Erwartet wurden unter an<strong>der</strong>em Wis-<br />
senschaftler aus <strong>der</strong> ganzen Welt,<br />
unter an<strong>der</strong>em aus den USA.<br />
MARS (Molecular Adsorbents Recir-<br />
culating System) ist ein Verfahren, mit<br />
dem Patienten mit akutem Leberversa-<br />
gen etwa nach dem Konsum von<br />
Knollenblätterpilzen am Leben erhal-<br />
ten werden können.<br />
Dies geschieht, indem die Leber-<br />
funktion von einem Blutreinigungs-<br />
gerät übernommen wird, das die<br />
Giftstoffe aus dem Blut filtert. Dabei<br />
wird die Substanz Albumin an-<br />
gewendet, die Giftstoffe des Körpers<br />
an sich binden kann. MARS, das in<br />
<strong>Rostock</strong> entwickelt wurde, wird mitt-<br />
lerweile in knapp 30 Län<strong>der</strong>n welt-<br />
weit eingesetzt. Die Zulassung für<br />
den amerikanischen Markt stehe un-<br />
mittelbar bevor, so Professor Mitzner.<br />
Weiter Informationen unter:<br />
www.albumin-dialysis.org/frameset.htm<br />
Matthias Schümann
epidauros22.qxd 05.11.2006 11:16 Uhr Seite 15<br />
Gleich drei Geburtstage hatte<br />
die <strong>Rostock</strong>er <strong>Universität</strong>s-<br />
Kin<strong>der</strong> und Jugendklinik in<br />
diesen Tagen zu feiern. Zum einen be-<br />
ging das Haus den 40. Jahrestag <strong>der</strong><br />
Gründung <strong>der</strong> Pädiatrischen Nieren-<br />
heilkunde, zum an<strong>der</strong>en besteht seit<br />
30 Jahren das Hämodialyseprogramm<br />
zur Reinigung des Blutes von chro-<br />
nisch nierenkranken Kin<strong>der</strong>n. Zum<br />
dritten besteht das KfH-Nierenzentrum<br />
für Kin<strong>der</strong>- und Jugendliche seit 15<br />
Jahren. Aus diesem dreifachen Anlass<br />
kamen Kin<strong>der</strong>ärzte aus ganz Deutsch-<br />
land zu einem Symposium nach Ros-<br />
tock. Beleuchtet wurden dabei ak-<br />
tuelle Probleme und Entwicklungen<br />
<strong>der</strong> Behandlung von Nierenerkran-<br />
kungen. Ein beson<strong>der</strong>es Thema waren<br />
aktuelle Verfahren <strong>der</strong> Nierenersatz-<br />
therapie bei Kin<strong>der</strong>n und Jugendli-<br />
chen. Beson<strong>der</strong>en Stellenwert genoss<br />
aber auch die so genannte Lebens-<br />
spende, bei <strong>der</strong> eine Spen<strong>der</strong>niere et-<br />
wa von einem Familienmitglied auf<br />
das erkrankte Kind übertragen wird.<br />
Am <strong>Universität</strong>sklinikum <strong>Rostock</strong> wer-<br />
den jährlich etwa 1.000 Kin<strong>der</strong> mit<br />
Nierenerkrankungen behandelt. Zum<br />
Symposium wurden 100 Teilnehmer<br />
erwartet.<br />
„In den vergangenen 40 Jahren hat die<br />
Nierenheilkunde bei Kin<strong>der</strong>n und Ju-<br />
gendlichen eine rasante Entwicklung<br />
genommen“, sagt Professor Dr. Dieter<br />
Haffner, Geschäftsführen<strong>der</strong> Direktor<br />
<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- und Jugendklinik am Uni-<br />
versitätsklinikum <strong>Rostock</strong>.<br />
focus<br />
Neue Wege zur Heilung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>-Niere<br />
Traditionsreiche Klinik feierte dreifachen Geburtstag mit Symposium<br />
Insbeson<strong>der</strong>e die Entwicklung neuer<br />
Medikamente habe den Erfolg großer<br />
medizinischer Eingriffe wie zum Bei-<br />
spiel die Lebendnierentransplantation<br />
drastisch erhöht. Das betreffe die Lan-<br />
gzeitprognose <strong>der</strong> behandelten Patien-<br />
ten ebenso wie ihre psychische und<br />
soziale Rehabilitation. Im Rahmen des<br />
<strong>Rostock</strong>er Symposiums sollte Rück-<br />
schau und Ausblick gehalten werden<br />
auf die bisherige und zukünftige Ent-<br />
wicklung <strong>der</strong> Nierenheilkunde, und<br />
zwar aus Sicht <strong>der</strong> Mediziner, aber<br />
auch aus Sicht Betroffener, die an <strong>der</strong><br />
<strong>Rostock</strong>er Klinik erfolgreich behandelt<br />
wurden.<br />
Dafür bat sich ein gleich dreifacher<br />
äußerlicher Anlass: Zum einen feierte<br />
das <strong>Universität</strong>sklinikum <strong>Rostock</strong> das<br />
40. Jubiläum <strong>der</strong> Pädiatrischen Ne-<br />
phrologie (Nierenheilkunde). Zum<br />
an<strong>der</strong>en galt es das 30-jährige Beste-<br />
hen des Hämodialyseprogramms am<br />
Klinikum zu feiern. Zum dritten be-<br />
steht das KfH-Nierenzentrum für<br />
Kin<strong>der</strong> und Jugendliche in <strong>Rostock</strong> seit<br />
15 Jahren (KfH steht für Kuratorium für<br />
Heimdialyse, später umbenannt in<br />
Kuratorium für Dialyse und Nieren-<br />
transplantation). Das Symposium wol-<br />
lte Fragen <strong>der</strong> flächendeckenden Ver-<br />
sorgung für Kin<strong>der</strong> und Jugendliche<br />
mit Niereninsuffizienz beantworten,<br />
die weitere Verbesserung <strong>der</strong> Dialyse-<br />
behandlung beleuchten sowie Mög-<br />
lichkeiten und Grenzen einer geneti-<br />
schen Diagnostik bei angeborenen<br />
Nierenleiden und Behandlungsmög-<br />
15<br />
lichkeiten <strong>der</strong> chronischen Nieren-<br />
funktionsstörung aufzeigen.<br />
Das kin<strong>der</strong>nephrologische Zentrum in<br />
<strong>Rostock</strong> ist als Dialyse- und Transplan-<br />
tationszentrum für das Bundesland<br />
Mecklenburg-Vorpommern zuständig.<br />
In diesem Zentrum wurden bisher<br />
mehr als 400 Kin<strong>der</strong> und Jugendliche<br />
mit einem akuten o<strong>der</strong> chronischen<br />
Nierenversagen mittels Hämodialyse<br />
beziehungsweise Bauchfeldialyse erf-<br />
olgreich behandelt und mehr als 60<br />
Nierentransplantationen durchgeführt.<br />
Jährlich werden mehr als 1.000 Kin<strong>der</strong><br />
und Jugendliche auf Grund schwerer<br />
Nierenerkrankungen ambulant bezie-<br />
hungsweise stationär behandelt. Zum<br />
<strong>Rostock</strong>er Symposium wurden etwa<br />
100 Ärzte aus <strong>der</strong> ganzen Bundes-<br />
republik erwartet.<br />
Matthias Schümann<br />
Professor Dr. Dieter Haffner.<br />
22. Ausgabe 2007<br />
Foto: UKR
epidauros22.qxd 05.11.2006 11:16 Uhr Seite 16<br />
Nach zwei Jahren Bauzeit<br />
wurde die sanierte Orthopädische<br />
<strong>Universität</strong>sklinik<br />
in <strong>Rostock</strong> an ihre Nutzer übergeben.<br />
Im Beisein von Ministerpräsident Dr.<br />
Harald Ringstorff und dem Bildungs-<br />
minister des Landes, Henry Tesch, übe-<br />
rgab Dr. Otto Ebnet, Minister für Ver-<br />
kehr, Bau und Landesentwicklung, den<br />
symbolischen Schlüssel an den Ortho-<br />
päden Professor Dr. Wolfram Mittel-<br />
meier und das <strong>Universität</strong>sklinikum<br />
<strong>Rostock</strong> (AöR). Das neue Haus verfügt<br />
über helle und geräumige Stationen in<br />
ansprechen<strong>der</strong> Gestaltung und über<br />
mo<strong>der</strong>ne Operationssäle auf dem<br />
neuesten Stand <strong>der</strong> Technik. Rege<br />
Forschungsarbeit wird durch das im<br />
Haus angesiedelte Forschungslabor für<br />
Biomechanik angeregt, außerdem hat<br />
eine Orthopädietechnikfirma samt<br />
Lehrwerkstatt im Haus ihren Sitz. Die<br />
<strong>Rostock</strong>er Orthopädie hat sich speziali-<br />
siert auf den Einsatz von Endopro-<br />
thesen in <strong>der</strong> Hüfte o<strong>der</strong> am Knie, wo-<br />
bei auch intensiv an <strong>der</strong> Weiterent-<br />
wicklung <strong>der</strong> Implantate gearbeitet<br />
wird. Wichtige Arbeitsbereiche sind<br />
aber auch die Kin<strong>der</strong>- und Sport-<br />
orthopädie.<br />
Als „Motor für die Weiterentwicklung<br />
<strong>der</strong> Orthopädie in unserem Land“,<br />
bezeichnete Ministerpräsident Dr.<br />
Harald Ringstorff die Orthopädische<br />
<strong>Universität</strong>sklinik und Poliklinik in sei-<br />
nem Grußwort. „Die Orthopädische<br />
Klinik ist zu einem überregional be-<br />
deutenden Standort in ihrem Fach ge-<br />
focus<br />
Klinikneubau als Motor für die Weiterentwicklung <strong>der</strong> Orthopädie<br />
Saniertes Gebäude wurde an das <strong>Universität</strong>sklinikum <strong>Rostock</strong> übergeben<br />
worden. Sie ist Referenzzentrum für<br />
verschiedene international tätige me-<br />
dizintechnische Unternehmen. Das<br />
orthopädische Team nimmt an mehre-<br />
ren nationalen und internationalen<br />
Studien teil, in denen neuere Implan-<br />
tate bzw. Operationstechniken kritisch<br />
geprüft werden“, so Ringstorff weiter.<br />
„Kompetente Patientenbetreuung steht<br />
bei uns an erster Stelle“, sagt Professor<br />
Dr. Wolfram Mittelmeier, Direktor <strong>der</strong><br />
Orthopädischen <strong>Universität</strong>sklinik am<br />
<strong>Universität</strong>sklinikum <strong>Rostock</strong>. Dafür<br />
besteht nun in <strong>Rostock</strong> ein perfektes<br />
Umfeld: Die Klinikgebäude wurden<br />
grundlegend saniert und erwarten die<br />
Patienten nun mit hellen Fluren und<br />
freundlichen, mo<strong>der</strong>nen Zimmern.<br />
Neu und auf dem neusten technischen<br />
Stand sind auch die Operationssäle, in<br />
denen häufig Endoprothesen für das<br />
Knie o<strong>der</strong> die Hüfte eingesetzt werden<br />
– einem Spezialgebiet <strong>der</strong> <strong>Rostock</strong>er<br />
Orthopäden. „Wir konnten in den ver-<br />
gangenen Jahren aber auch die Kin<strong>der</strong>-<br />
orthopädie ausbauen“, so Professor<br />
Mittelmeier. Mehr als 3.000 Kin<strong>der</strong><br />
wurden bereits behandelt. Außerdem<br />
ist die Sportorthopädie ein Schwer-<br />
punkt <strong>der</strong> Mediziner.<br />
Zur Behandlung <strong>der</strong> Patienten kommt<br />
am Uniklinikum aber auch die For-<br />
schung und Lehre. Im Erdgeschoss <strong>der</strong><br />
Klinik wurde das Forschungslabor für<br />
Biomechanik eingerichtet, in dem <strong>der</strong><br />
Arzt und Ingenieur Dr. Rainer Ba<strong>der</strong><br />
Endoprothesen testet o<strong>der</strong> neue Test-<br />
22. Ausgabe 2007 16<br />
verfahren für die Belastbarkeit <strong>der</strong> Im-<br />
plantate entwickelt. In <strong>der</strong> heutigen<br />
Medizin werden vor allem Implantate<br />
aus Titan verwendet, die höchsten Be-<br />
lastungen über längere Zeiträume aus-<br />
gesetzt sind. Neue Endoprothesen<br />
werden auch aus Keramik angefertigt.<br />
Derzeit wird in <strong>Rostock</strong> als einem von<br />
drei europäischen Zentren ein neuarti-<br />
ges Keramikknie getestet.<br />
Ebenfalls im Erdgeschoss des Klinik-<br />
gebäudes siedelte sich die Ortho-<br />
pädietechnikfirma Liebau an. Sie wid-<br />
met sich den speziellen Bedürfnissen<br />
<strong>der</strong> Patientinnen und Patienten – aber<br />
auch <strong>der</strong> Studierenden: Wer nach <strong>der</strong><br />
Ausbildung Arzt <strong>der</strong> Orthopädie wer-<br />
den möchte, <strong>der</strong> braucht auch fun-<br />
dierte Kenntnisse im Bereich <strong>der</strong><br />
Orthopädietechnik. Aus diesem Grun-<br />
de bildet Liebau in <strong>der</strong> eigens einge-<br />
richteten Lehrwerkstatt Techniker und<br />
künftige Orthopäden aus. Daneben ist<br />
die Orthopädische <strong>Universität</strong>sklinik<br />
auch am „Kompetenznetzwerk Ortho-<br />
pädie“ beteiligt. Dafür haben sich die<br />
Orthopädie des <strong>Universität</strong>sklinikums,<br />
BioCon Valley, die Firma DOT, das<br />
Hotel Neptun, die Orthopädietechnik-<br />
firma Liebau, die TTR Therapietechnik<br />
und die Rehaklinik „Moorbad“ in Bad<br />
Doberan zusammengeschlossen.<br />
Matthias Schümann
epidauros22.qxd 05.11.2006 11:16 Uhr Seite 17<br />
Im Herbst wird die landesweit erste<br />
Professur für Allgemeinmedizin<br />
am <strong>Universität</strong>sklinikum <strong>Rostock</strong><br />
besetzt.<br />
Parallel zur Einbindung des medizini-<br />
schen Fachbereiches in Forschung<br />
und Lehre werden künftig am Univer-<br />
sitätsklinikum neue Wege bei <strong>der</strong> Aus-<br />
bildung von Allgemeinmedizinern be-<br />
schritten. Entsprechende Konzepte<br />
wurden jetzt gemeinsam mit <strong>der</strong><br />
Kassenärztlichen Vereinigung (KV)<br />
ausgearbeitet. Für Jung-Ärzte sollen<br />
Weiterbildungsstellen geschaffen wer-<br />
den, die ein problemloses Wechseln<br />
zwischen Abteilungen beziehungs-<br />
weise Kliniken des <strong>Universität</strong>skli-<br />
nikums ermöglichen. Die Kosten hie-<br />
rfür werden vom Klinikum und von<br />
<strong>der</strong> Krankenhausgesellschaft getragen.<br />
Zusätzliche Finanzierungsmöglich-<br />
keiten werden geprüft. Die KV trägt<br />
Sorge dafür, dass jungen Ärzten im<br />
Anschluss an die klinische Ausbildung<br />
ohne Zeitverlust ausbildende Praxen<br />
nie<strong>der</strong>gelassener Mediziner und nach<br />
Abschluss <strong>der</strong> Facharztausbildung<br />
auch Kassenarztsitze im Land zuge-<br />
wiesen werden.<br />
In Mecklenburg-Vorpommern werden<br />
die Allgemeinärzte knapp. Um diesem<br />
Problem zu begegnen wurde am Uni-<br />
versitätsklinikum <strong>Rostock</strong> durch die<br />
Kassenärztliche Vereinigung eine Stif-<br />
tungsprofessur für Allgemeinmedizin<br />
ins Leben gerufen. Die Professur wurde<br />
Anfang des Jahres ausgeschrieben,<br />
studium und lehre<br />
Neue Wege für junge Allgemeinmediziner<br />
<strong>Rostock</strong>er Modell vom Uniklinikum und KV macht Ausbildung attraktiver<br />
Bewerber wurden bereits angehört. In<br />
Kürze geht <strong>der</strong> Ruf an den favorisierten<br />
Mediziner, <strong>der</strong> dann im Herbst seine<br />
Professur antreten soll. „Damit wird<br />
das Fach Allgemeinmedizin endlich<br />
auch in Forschung und Lehre fest ver-<br />
ankert“, sagt Professor Dr. Peter Schuff-<br />
Werner, Ärztlicher Direktor des Uni-<br />
versitätsklinikums <strong>Rostock</strong>. Professor<br />
Schuff-Werner weist allerdings auch<br />
darauf hin, dass eine universitäre Aus-<br />
bildung allein nicht ausreicht, wenn<br />
nicht auch die nachfolgende Fach-<br />
arztausbildung sichergestellt wird.<br />
Genau dieser Notwendigkeit begegnen<br />
nun <strong>Universität</strong>sklinikum <strong>Rostock</strong> und<br />
Kassenärztliche Vereinigung mit einem<br />
Konzept, das die Ausbildung zum All-<br />
gemeinmediziner erleichtert, attraktiver<br />
macht und bewirken soll, dass sich<br />
mehr Mediziner gerade im ländlichen<br />
Bereich in M-V nie<strong>der</strong>lassen. Zu den<br />
Neuerungen gehört, dass künftige All-<br />
gemeinmediziner mit flexiblen Ausbil-<br />
dungsstellen am Uniklinikum ausge-<br />
stattet werden. Das bedeutet, dass sie<br />
bequem zwischen einzelnen für ihre<br />
Ausbildung notwendigen Abteilungen<br />
o<strong>der</strong> Kliniken des <strong>Universität</strong>sklini-<br />
kums wechseln können und dabei stets<br />
ihre Planstelle von einer Abteilung in<br />
die an<strong>der</strong>e mitnehmen. Bislang muss-<br />
ten junge Anwärter auf frei werdende<br />
Ausbildungsstellen warten, die aber<br />
bevorzugt mit Ärzten besetzt wurden,<br />
die Facharzt für das jeweilige Spezial-<br />
fach (zum Beispiel Innere Medizin)<br />
werden wollten.<br />
17<br />
Außerdem sorgt die KV dafür, dass<br />
Praxisstellen bei nie<strong>der</strong>gelassenen<br />
Ärzten zeitnah zur Verfügung gestellt<br />
werden. Haben die jungen Ärzte ihre<br />
Ausbildung zum Allgemeinmediziner<br />
abgeschlossen, wird ihnen ein freier<br />
Kassenarztsitz angeboten. „Es geht da-<br />
rum, dass die Ausbildung möglichst<br />
reibungslos und auch im vorgegebe-<br />
nen Zeitrahmen problemlos ablaufen<br />
kann“, sagt Professor Schuff-Werner.<br />
Obendrein ist die Ausbildung zum<br />
Allgemeinmediziner in <strong>der</strong> Praxis dank<br />
<strong>der</strong> Subventionierung durch Kassen-<br />
ärztliche Vereinigung und Kranken-<br />
kassen auch finanziell attraktiv. Durch<br />
das Angebot von freien Praxen durch<br />
die KV sollen Ärzte nach ihrer Aus-<br />
bildung in Mecklenburg-Vorpommern<br />
gehalten werden.<br />
Matthias Schümann<br />
Professor Dr. Emil Reisinger, Dekan <strong>der</strong> Medizi-<br />
nischen Fakultät.<br />
22. Ausgabe 2007
epidauros22.qxd 05.11.2006 11:16 Uhr Seite 18<br />
Wenn Medizinstudenten<br />
den Kittel gegen die<br />
Abendgar<strong>der</strong>obe tauschen<br />
und schnell noch ein paar Tanz-<br />
schritte üben, liegt das am alljährli-<br />
chen Medizinerball.<br />
In diesem Jahr feierten 340 Gäste im<br />
festlichen Ballsaal <strong>der</strong> Yachthafenre-<br />
sidenz Hohe Düne am 12. Mai ein<br />
rauschendes Fest. Der Ort für den<br />
Medizinerball hätte dabei kaum tref-<br />
fen<strong>der</strong> gewählt werden können. Das<br />
Kongresszentrum Hohe Düne ist ei-<br />
nem Kreuzfahrtschiff nachempfunden.<br />
Die Gäste betraten den Ballsaal durch<br />
die Aula eines Luxusliners. Zu beiden<br />
Seiten schwangen sich Marmor-<br />
treppen empor zu den „Oberdecks“.<br />
Die Holztäfelung an <strong>der</strong> Wand ver-<br />
sprühte einen edlen Charme.<br />
Mit goldenen Lettern wurde <strong>der</strong> Gast<br />
zum festlich ausgeleuchteten Ballsaal<br />
geleitet. Kronleuchter und unzählige<br />
Kerzen auf den Tischen tauchten den<br />
Raum in ein warmes Licht. Man nahm<br />
Platz auf roten Samtstühlen, grübelte,<br />
welches Glas für welches Getränk vor-<br />
gesehen war und welches <strong>der</strong> Messer<br />
zuerst genutzt werden sollte. Musik<br />
verkürzte die Zeit bis zur sehnlich<br />
erwarteten Buffeteröffnung. Schließlich<br />
versprach die Speisekarte unter ande-<br />
rem Köstlichkeiten wie Forellenfilets<br />
vom Räucherofen, gedünsteten Lachs,<br />
unzählige Salate, Freilandpoularde mit<br />
Rahmsauce und frische Erdbeeren an<br />
Amaretto-Crème-fraîche o<strong>der</strong> Schoko-<br />
Crème.<br />
Untermalt wurde <strong>der</strong> Verzehr <strong>der</strong><br />
Köstlichkeiten von klassischer Musik<br />
des Kammermusikensembles des Kon-<br />
servatoriums in Schwerin. Als weiterer<br />
musikalischer Höhepunkt wusste ans-<br />
chließend <strong>der</strong> Gospelchor „Celebrate“<br />
zu begeistern. Das Publikum for<strong>der</strong>te<br />
die erste Zugabe des Abends und<br />
wurde belohnt.<br />
studium und lehre<br />
Der Medizinerball 2007 - Ein rauschendes Fest<br />
Das festlich beleuchtete Kongresszentrum.<br />
Natürlich durften die Gäste später<br />
auch selbst noch aktiv werden. Die<br />
„Black Tigers“ sorgten dafür, dass sich<br />
die Tanzfläche schnell füllte und für<br />
den Rest des Abends auch nicht wie-<br />
<strong>der</strong> leerte. Für alle Tänzer, die Lust hat-<br />
ten, wurde in den Wochen vor dem<br />
Ball extra ein Schnelltanzkurs angebo-<br />
ten, so dass in <strong>der</strong> Ballnacht stilsichere<br />
Tanzfiguren gezeigt werden konnten.<br />
Für die beson<strong>der</strong>e Spannung am<br />
Abend sorgte eine Tombola. Bei einem<br />
Masquerade war das Motto des Abends.<br />
22. Ausgabe 2007 18<br />
Lospreis von nur 50 Cent gab es wert-<br />
volle Preise zu gewinnen. Viele Spon-<br />
soren haben Bücher, Gutscheine und<br />
Überraschungspaketebereitgestellt.<br />
Hauptpreise waren ein Wochenende<br />
im neuen BMW-Cabrio, sowie ein Wo-<br />
chenende in einem Nissan Micra.<br />
Nach <strong>der</strong> Auslosung <strong>der</strong> Gewinner<br />
brachte die Studentenband von Mar-<br />
kus, Dhani, Daniel und Marcus die<br />
Stimmung auf den Siedepunkt. Unver-<br />
gessen bleibt wohl, wie <strong>der</strong> Saal ge-<br />
meinsam „Hey Jude“ von den Beatles<br />
sang. Der Text war kein Problem, da<br />
die Band vorgesorgt hatte und Text-<br />
kopien verteilte.<br />
Ab Mitternacht sorgte <strong>der</strong> in <strong>Rostock</strong><br />
bekannte DJ „Donald D.“ dafür, dass<br />
auch die letzten Kraftreserven mobili-<br />
siert wurden. Einige alleingelassene<br />
Paar Schuhe am Rande <strong>der</strong> Tanzfläche<br />
zeugten vom großen Einsatz <strong>der</strong> weib-<br />
lichen Gäste, die bei drückenden<br />
Schuhen einfach barfuß weitertanzten.<br />
Am Ende des Abends, gegen 3.00 Uhr,<br />
waren sich alle Gäste einig, dass <strong>der</strong><br />
Medizinerball 2007 ein rauschendes<br />
Fest war, perfekt organisiert vom drit-<br />
ten Studienjahr in einem stilvollen<br />
Ambiente. Viele Kommilitonen wer-<br />
den sich sicher noch lange an den<br />
Abend unter dem Motto „Masque-<br />
rade“ zurückerinnern und auf eine<br />
Neuauflage im Frühjahr hoffen.<br />
Christian Klein
epidauros22.qxd 05.11.2006 11:16 Uhr Seite 19<br />
Die <strong>Rostock</strong>er Medizinstudenten<br />
liegen beim bundesweiten<br />
ersten Staatsexamen<br />
(Physikum) auf Platz drei – nach Hei-<br />
delberg und Düsseldorf.<br />
Der Kleingruppenunterricht und die<br />
frühe Einbindung <strong>der</strong> Studierenden in<br />
den Klinikalltag tragen zu diesem Er-<br />
folg wesentlich bei. Auch eine Begut-<br />
achtung <strong>der</strong> Lehrleistungen durch eine<br />
externe Kommission bescheinigte <strong>der</strong><br />
Medizinischen Fakultät <strong>Rostock</strong> sehr<br />
gute Lehrleistungen. Die Zahl <strong>der</strong> Ab-<br />
solventen steigt und die jungen Leute<br />
können sich vorstellen, in Meck-<br />
lenburg-Vorpommern zu bleiben.<br />
In einem bundesweiten Ranking bele-<br />
gen die <strong>Rostock</strong>er Medizinstudenten<br />
<strong>der</strong>zeit Platz drei – nach den Univer-<br />
sitäten Heidelberg und Düsseldorf.<br />
Verglichen wurden die Ergebnisse des<br />
Physikums. Dabei handelt es sich um<br />
studium und lehre<br />
<strong>Rostock</strong>er Medizinstudenten bundesweit Spitze<br />
Platz drei im Ranking <strong>der</strong> bundesweiten Prüfungsergebnisse<br />
die für viele Studenten entscheidende<br />
Zwischenprüfung nach dem vierten<br />
Semester. „Diese Spitzenleistung ist<br />
auf den Fleiß unserer Studenten und<br />
die Anstrengungen unserer Hoch-<br />
schullehrer zurückzuführen“, freut<br />
sich Dekan Professor Reisinger<br />
„Wir haben für die Studierenden opti-<br />
male Studienbedingungen geschaf-<br />
fen“, sagt Studiendekan Professor<br />
Schareck. Dazu gehört die enge Ver-<br />
knüpfung von Theorie und Praxis, die<br />
frühzeitige Einbindung <strong>der</strong> Stu-<br />
dierenden in den Klinikalltag, die Ar-<br />
beit in Kleingruppen und die Einfüh-<br />
rung eines Logbuchs zur Dokumen-<br />
tation <strong>der</strong> erlernten Praxis.<br />
Die <strong>Universität</strong> <strong>Rostock</strong> wurde kürz-<br />
lich zusammen mit an<strong>der</strong>en nord-<br />
deutschen Hochschulen begutachtet.<br />
„Die Gutachter bescheinigten uns<br />
eine sehr gute Lehre“, so Schareck.<br />
19<br />
Künftig wird das <strong>Rostock</strong>er Team zu-<br />
dem durch eine Kollegin verstärkt, die<br />
als „Master of Medical Education“ das<br />
Lehrangebot an <strong>der</strong> Fakultät weiter<br />
verbessern soll. Während an an<strong>der</strong>en<br />
<strong>Universität</strong>en die Studenten nur dann<br />
eine Chance zum Studium bekom-<br />
men, wenn sie die Stadt an erster Stelle<br />
wählen, darf in <strong>Rostock</strong> auch studie-<br />
ren, wer aus taktischen Überlegungen<br />
eine an<strong>der</strong>e Stadt an erster Stelle<br />
wählt. Diese Fairness zahlt sich aus.<br />
„Im Jahr 2005 beendeten 127 junge<br />
Leute ihr Studium in <strong>Rostock</strong>, 2006<br />
waren es 135, Tendenz steigend“, kon-<br />
statiert Reisinger. Bei einer Umfrage<br />
unter <strong>Rostock</strong>er Medizinstudenten,<br />
von denen 42 Prozent aus M-V stam-<br />
men, können sich 47 Prozent vorstel-<br />
len, als Hausarzt in Mecklenburg-<br />
Vorpimmern zu arbeiten. „So kommen<br />
junge Menschen in unser Land“.<br />
Matthias Schümann<br />
Baltic Summeracademy 2007 in <strong>Rostock</strong> - Fontan Circulation<br />
Kin<strong>der</strong> brauchen ein lebenslanges Monitoring<br />
22. Ausgabe 2007
epidauros22.qxd 05.11.2006 11:16 Uhr Seite 20<br />
Mein Teddy heißt Knut und<br />
hat sich die Tatze gebro-<br />
„ chen, weil er hingefallen<br />
ist“, antwortet die 3-jährige Mia <strong>der</strong><br />
Teddyärztin in <strong>der</strong> Aufnahme des<br />
Teddybärenkrankenhauses. Mia ist ei-<br />
nes von circa 500 Vorschulkin<strong>der</strong>n,<br />
welche ihre Kuscheltiere am 15. und<br />
16. Mai diesen Jahres in <strong>der</strong> Univer-<br />
sitätsklinik vorstellten. Die Kin<strong>der</strong><br />
mussten zunächst ihre Teddybären in<br />
<strong>der</strong> Aufnahme anmelden und Angaben<br />
zum Namen und <strong>der</strong> Krankheit ihres<br />
flauschigen Freundes machen. Danach<br />
konnten sich die Kin<strong>der</strong> im Warteraum<br />
mit Malen die Zeit vertreiben, bis sie<br />
dann je nach Vordiagnose in die<br />
Innere Medizin o<strong>der</strong> die Chirurgie ge-<br />
bracht wurden.Tatzenbrüche und Ver-<br />
letzungen wurden von dem OP-Team<br />
des Teddybärenkrankenhauses unter-<br />
sucht, geröntgt und operativ versorgt.<br />
Dabei müssen die Kin<strong>der</strong> ihren<br />
Kuscheltieren die Pfoten halten, sie be-<br />
ruhigen und bei den Untersuchungen<br />
und Operationen assistieren. Bauch-<br />
schmerzen, Halsschmerzen und ande-<br />
re Erkrankungen wurden in <strong>der</strong> Inne-<br />
ren Medizin mittels Teddy- EKG und<br />
studium und lehre<br />
Teddy Knut hat eine gebrochene Tatze<br />
500 Vorschulkin<strong>der</strong> brachten ihre Kuscheltiere ins <strong>Rostock</strong>er „Teddybärenkrankenhaus”<br />
Beatmung und Behandlung eines Bruches.<br />
Ultraschall untersucht. Die Teddyärzte<br />
stellten Rezepte mit Mitteln wie Taziflu<br />
gegen Grippe, Nullispuck gegen Übel-<br />
keit und Bäracetamol gegen die<br />
Schmerzen aus, welche die Kin<strong>der</strong> an-<br />
schließend in <strong>der</strong> Krankenhausapo-<br />
theke in Gummibärchen und Smarties<br />
einlösten. „Wir wollen den Kleinen<br />
den Ablauf eines Krankenhausbesu-<br />
ches zeigen und Ihnen somit ein we-<br />
nig die Angst vor Arztbesuchen neh-<br />
men“, sagt Ines Litzen, eine <strong>der</strong> Mitin-<br />
itiatorinnen „dabei können wir Medi-<br />
zinstudenten auch gleichzeitig etwas<br />
Medikamente in <strong>der</strong> Apotheke.<br />
zu dem beson<strong>der</strong>en Umgang mit Kin-<br />
<strong>der</strong>n als Patienten lernen und Kon-<br />
taktscheu abbauen.“ Neben dem Kran-<br />
kenhausablauf lernten die Kin<strong>der</strong> auch<br />
spielerisch etwas über die menschli-<br />
chen Organe und wurden von Prof.<br />
Ludwig Jonas über interessante As-<br />
pekte <strong>der</strong> Naturheilkunde aufgeklärt.<br />
Die Aktion „Teddybärenkrankenhaus“<br />
wurde 1999 von Medizinstudenten in<br />
Skandinavien gegründet. Inzwischen<br />
gibt es auch in Deutschland mehrere<br />
<strong>Universität</strong>skliniken, an denen sich<br />
Medizinstudenten für dieses Projekt,<br />
22. Ausgabe 2007 20<br />
Beim Nähen im OP.<br />
welches von <strong>der</strong> Bundvertretung Medi-<br />
zinstudieren<strong>der</strong> in Deutschland bvmd<br />
getragen wird, begeistern. Seit 2002<br />
öffnet auch <strong>Rostock</strong> jährlich seine<br />
Krankenhaustüren für Teddybären und<br />
ihre kleinen Besitzer. „Am schönstens<br />
war es im OP mitzuhelfen“, sind die<br />
Kin<strong>der</strong> sich einig und freuen sich<br />
schon darauf, wenn die „Teddybären-<br />
klinik“ im nächsten Jahr wie<strong>der</strong> öffnet.<br />
Juliane Nielsen<br />
Juliane Nielsen in <strong>der</strong> Apotheke, dahinter<br />
befindet sich die Aufnahme.
epidauros22.qxd 05.11.2006 11:16 Uhr Seite 21<br />
Ministerpräsident Dr. Harald<br />
Ringstorff, Schirmherr <strong>der</strong><br />
Hansetour Sonnenschein,<br />
und Helmut Rohde, Vorsitzen<strong>der</strong> des<br />
Vereins Hansetour Sonnenschein über-<br />
reichten in <strong>Rostock</strong> 75.000 Euro an die<br />
<strong>Universität</strong>s-Kin<strong>der</strong>klinik <strong>Rostock</strong> und<br />
10.000 Euro an die <strong>Universität</strong> Greifs-<br />
wald. Die Spenden wurden im Rah-<br />
men <strong>der</strong> Hansetour 2007 zusammen-<br />
getragen.<br />
Der Erlös <strong>der</strong> diesjährigen Hansetour<br />
Sonnenschein kommt wie<strong>der</strong> krebs-<br />
und chronisch kranken Kin<strong>der</strong>n zugu-<br />
te. Die Kin<strong>der</strong>- und Jugendklinik des<br />
<strong>Universität</strong>sklinikums <strong>Rostock</strong> (AöR)<br />
bekam bei <strong>der</strong> Spendenübergabe<br />
75.000 Euro, die Kin<strong>der</strong>klinik des<br />
studium und lehre<br />
Radler spenden für chronisch kranke Kin<strong>der</strong><br />
Erlös aus <strong>der</strong> Hansetour Sonnenschein 2007<br />
wird für dringende Mo<strong>der</strong>nisierung verwendet<br />
<strong>Universität</strong>sklinikums Greifswald er-<br />
hielt 10.000 Euro. Anlässlich <strong>der</strong><br />
Spendenübergabe besuchte <strong>der</strong> Mi-<br />
nisterpräsent des Landes Mecklen-<br />
burg-Vorpommern, Herr Dr. Harald<br />
Ringstorff, die <strong>Universität</strong>s-Kin<strong>der</strong>kli-<br />
nik in <strong>Rostock</strong>. Professor Dr. Dieter<br />
Haffner, Geschäftsführen<strong>der</strong> Direktor<br />
<strong>der</strong> <strong>Universität</strong>skin<strong>der</strong>- und Jugendkli-<br />
nik, und PD Dr. Carl Friedrich Classen,<br />
Leiter <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>onkologie, nahmen<br />
die Spende für die Kin<strong>der</strong>klinik Ros-<br />
tock in Empfang. Verwendet wird das<br />
Geld für die Finanzierung weiterer<br />
Mo<strong>der</strong>nisierungsmaßnahmen in <strong>der</strong><br />
Kin<strong>der</strong>klinik.<br />
Die jährliche Hansetour Sonnenschein<br />
ist eine Benefiz-Fahrradtour, an <strong>der</strong><br />
Professoren greifen zur Spraydose<br />
Mediziner gestalten Wand an Gebäude <strong>der</strong> HNO-Klinik neu<br />
Im Eingangsbereich des Gebäudes<br />
<strong>der</strong> <strong>Rostock</strong>er Hals-Nasen-Ohrenklinik<br />
befindet sich eine farbenfroh<br />
und weithin sichtbar gestaltete<br />
Wand. Jetzt wurde das Kunstwerk neu<br />
gestaltet – und dabei griffen Mediziner<br />
zur Spraydose. Mit dabei waren am<br />
Donnerstag, dem 30. August ab 10.00<br />
Uhr, Professor Dr. Hilko Weerda,<br />
langjähriger Direktor <strong>der</strong> HNO-Klinik<br />
in Lübeck, und Professor Dr. Ernst<br />
Wilhelm Pau, Direktor <strong>der</strong> <strong>Rostock</strong>er<br />
HNO-Klinik. Prof. Weerda, <strong>der</strong> sich<br />
mittlerweile im Ruhestand befindet,<br />
arbeitete bereits während seiner Tätig-<br />
keit als Arzt im künstlerischen Bereich<br />
und betätigt sich heute ausschließlich<br />
als Maler.<br />
Matthias Schümann<br />
21<br />
zahlreiche Prominente teilnehmen.<br />
Zweck ist es, Spenden für die Unter-<br />
stützung <strong>der</strong> Behandlung krebskranker<br />
und chronisch kranker Kin<strong>der</strong> zu sam-<br />
meln. Ministerpräsident Dr. Harald<br />
Ringstorff ist langjähriger Schirmherr<br />
<strong>der</strong> Tour und beteiligte sich bereits<br />
mehrmals aktiv daran. Die Hansetour<br />
Sonnenschein 2007 startete am 8. Au-<br />
gust in <strong>Rostock</strong>-Warnemünde und<br />
führte rund 140 Radler knapp 500<br />
Kilometer durch M-V. Am 11. August<br />
endete die Tour in <strong>Rostock</strong> nach den<br />
Stationen Prerow, Zingst, Stralsund,<br />
Saßnitz, Binz, Greifswald, Herings-<br />
dorf, Anklam, Demmin und Sanitz.<br />
Matthias Schümann<br />
Prof. Weerda und Prof. Pau beim Sprayen.<br />
22. Ausgabe 2007<br />
Foto: G. Scharnweber | NNN
epidauros22.qxd 05.11.2006 11:16 Uhr Seite 22<br />
Viele Grüsse aus <strong>der</strong> Schweiz<br />
Ein Erfahrungsbericht<br />
Ich arbeite seit Juli 2007 in <strong>der</strong><br />
Inneren Medizin im Regionalspital<br />
in Einsiedeln. Die Innere<br />
Medizin ist die einzige Disziplin im<br />
Regionalspital, die nach dem Chef-<br />
arzt- Prinzip läuft, alle an<strong>der</strong>en sind<br />
nach dem Belegarztsystem organi-<br />
siert. Die an<strong>der</strong>en Disziplinen sind<br />
Orthopädie, Chirurgie, Gynäkologie,<br />
HNO, Psychiatrie und Pädiatrie. Ins-<br />
gesamt hat das Spital 50 Betten. In <strong>der</strong><br />
Inneren Medizin beträgt das Verhältnis<br />
von Leitenden Ärzten beziehungswei-<br />
se. Oberärzten zu Assistenzärzten 1:1.<br />
Es gibt den Chefarzt, zwei leitende<br />
Ärzte sowie eine Oberärztin und vier<br />
Assistenten.<br />
Normalerweise sieht die Aufteilung in<br />
<strong>der</strong> Woche so aus, dass zwei Assis-<br />
tenten die Station betreuen, ein Assis-<br />
tent in <strong>der</strong> Ambulanz (Notfall) und ein<br />
Assistent in Kompensation ist. Die Sta-<br />
tion wird im Hintergrund von <strong>der</strong> lei-<br />
tenden Ärztin betreut, <strong>der</strong> Notfall vor-<br />
mittags von <strong>der</strong> Oberärztin und nach-<br />
mittags von dem Diensthabenden lei-<br />
tenden Arzt. Wir haben keine Nacht-<br />
schicht, so dass die Station und <strong>der</strong><br />
Das Kloster in Einsiedeln.<br />
klinikum<br />
Notfall in <strong>der</strong> Nacht von einem Assis-<br />
tenten betreut werden, <strong>der</strong> dann den<br />
nächsten Tag seinen normalen Dienst<br />
weitermacht. Die Wochenenden wer-<br />
den jeweils ab Samstagmorgen bis<br />
Montagmorgen einschließlich <strong>der</strong><br />
Nächte von einem Assistenten bestrit-<br />
ten. Zusammen mit den Nachtdiens-<br />
ten unter <strong>der</strong> Woche kommen genug<br />
Überstunden zusammen, dass wir in<br />
Kompensation gehen können. Das<br />
bedeutet, dass <strong>der</strong> Assistent, <strong>der</strong> das<br />
Wochenende Dienst gehabt hat, ab<br />
Montagmittag frei hat und erst am dar-<br />
auf folgenden Montag wie<strong>der</strong>kommt.<br />
Anstrengend wird es nur, wenn ein<br />
Assistent krank ist o<strong>der</strong> im Urlaub.<br />
Dann hat man alle zwei Tage zusätz-<br />
lich zu seiner Station noch den Not-<br />
fall und Nachtdienst.<br />
Der Tagesablauf gestaltet sich folgen-<br />
<strong>der</strong>maßen: Wir haben Montags um<br />
acht Uhr, den Rest <strong>der</strong> Woche um<br />
halb neun Rapport, ab halb zehn ist<br />
dann Visite. Mittags um 14 Uhr kön-<br />
nen wir zu <strong>der</strong> leitenden Ärztin gehen<br />
und die Fragen, die im Laufe <strong>der</strong> Visite<br />
aufgetaucht sind und die wir nicht al-<br />
lein entscheiden können o<strong>der</strong> wollen<br />
mit ihr besprechen. Um 15 Uhr ist<br />
Kardexvisite. Das bedeutet, dass die<br />
Patienten noch mal mit den Schwes-<br />
tern durchgesprochen werden und al-<br />
te Fragen vom Morgen o<strong>der</strong> neue<br />
geklärt werden. Das Verhältnis zu<br />
Pflegepersonal und allen an<strong>der</strong>n An-<br />
gestellten im Haus ist sehr gut, auch<br />
hier kann man ohne Probleme Fragen<br />
stellen und wenn man irgendetwas<br />
22. Ausgabe 2007 22<br />
nicht richtig macht, dann wird es<br />
einem auch sehr schnell gesagt und<br />
erklärt, was man besser machen soll.<br />
Insgesamt muss ich sagen, dass es sich<br />
lohnt. Wenn man will, kann man sehr<br />
viel lernen. Wir haben jeden Tag nach<br />
dem Rapport Kurzfortbildung (wenn<br />
sie nicht vergessen wird). Man wird<br />
also dazu gezwungen sich immer wie-<br />
<strong>der</strong>, abgesehen vom Stationsalltag mit<br />
<strong>der</strong> Theorie zu beschäftigen. Zusätz-<br />
lich haben wir jeden Montag die<br />
„Montagfortbildung“ in <strong>der</strong> dann ca.<br />
eine Stunde über ein Thema referiert<br />
wird sowohl von den Leitenden Ärz-<br />
ten als auch von Assistenten.<br />
Gerade weil es ein sehr kleines Spital<br />
ist, bekommt man hier die Basis-<br />
medizin vermittelt. Das Spektrum ist<br />
sehr breit, da es hier keine Einteilung<br />
in Kardiologie, Gastroenterologie, Ne-<br />
phrologie etc. gibt und auf dem Not-<br />
fall auch pädiatrische Notfälle behan-<br />
delt werden. Zusätzlich haben wir die<br />
Möglichkeit bei <strong>der</strong> Diagnostik wie<br />
Gastroskopie, Colonoskopie, Ergome-<br />
trie etc. regelmäßig dabei zu sein. Au-<br />
ßerdem können wir einen Ultraschall-<br />
kurs machen und zwar Grund- als<br />
auch Fortgeschrittenenkurs. Auf <strong>der</strong><br />
an<strong>der</strong>en Seite müssen wir Patienten,<br />
die ein CT o<strong>der</strong> MRT benötigen<br />
immer in an<strong>der</strong>en Spitäler wie Lachen<br />
o<strong>der</strong> Schwyz schicken, da im Spital<br />
selbst erst ab Ende des Jahres ein CT<br />
zur Verfügung steht.<br />
An die Dienste wird man hier sehr<br />
schnell herangeführt. Ich habe bereits
epidauros22.qxd 05.11.2006 11:16 Uhr Seite 23<br />
eine Woche nachdem ich angefangen<br />
hatte meinen ersten Dienst. Mir war<br />
zwar immer gesagt worden, ich solle<br />
mir keine Sorgen machen, wenn ich<br />
unsicher sei könne ich ruhig den<br />
Diensthabenden Arzt anrufen, aber<br />
ich war trotz dieser Beteuerungen<br />
sehr nervös. Es war aber in <strong>der</strong> Tat<br />
vollkommen unberechtigt. Hier ist es<br />
nämlich tatsächlich so, dass sich die<br />
Assistenten sobald sie unsicher sind,<br />
rückversichern können und das nicht<br />
nur im Dienst. Als Lehrprinzip ist das<br />
für die Ausbildung sehr gut. Man lernt<br />
sich seine eigenen Gedanken zu<br />
machen, die dann mit dem zu ver-<br />
gleichen, was <strong>der</strong> erfahrene Arzt sagt<br />
um entwe<strong>der</strong> eine Bestätigung zu<br />
bekommen o<strong>der</strong> um es dann beim<br />
nächsten Mal besser zu machen.<br />
Jetzt noch kurz etwas zu Einsiedeln<br />
selbst:<br />
Einsiedeln liegt in Schwyz, einem <strong>der</strong><br />
Urkantone <strong>der</strong> Schweiz. Es ist seit dem<br />
Mittelalter ein bekannter Wallfahrtsort.<br />
Hier führt auch <strong>der</strong> Jakobsweg durch,<br />
<strong>der</strong> dann weiter nach Santiago de<br />
Compostela verfolgt werden kann. Das<br />
Zentrum für Pilger und Touristen ist<br />
nach wie vor das Kloster in Einsiedeln.<br />
Es wurde zwischen 1674 und 1735<br />
gebaut. Zuvor gab es eine Benedik-<br />
tinerabtei, die ca. 934 gegründet wur-<br />
de. Im Moment gibt es noch ca. 100<br />
Benediktinermönche im Kloster und es<br />
kommen jedes Jahr ca. ein bis zwei<br />
dazu. Vor dem Hintergrund dass es<br />
aber einmal mehr als 200 Mönche<br />
waren, ist das nicht mehr so viel.<br />
Wichtig für Einsiedeln ist <strong>der</strong> heilige<br />
Meinrad. Er soll um 800 in einer<br />
Klause gelebt haben, die an <strong>der</strong> Stelle<br />
gestanden habe soll, an <strong>der</strong> sich jetzt<br />
die Gnadenkapelle des Klosters befin-<br />
klinikum<br />
det.Der Sage nach wurde Meinrad von<br />
zwei Landstreichern erschlagen. Zwei<br />
Raben verfolgten die Landstreicher, die<br />
dann entdeckt wurden und sich tat-<br />
sächlich vor Gericht verantworten<br />
Das Regionalspital in Einsiedeln.<br />
mussten. Seit dem sind die Raben Sym-<br />
bol für Einsiedeln. Man findet sie sogar<br />
auf dem Emblem des Einsiedler Biers.<br />
Das Kloster ist ein sehr beeindrucken-<br />
des Gebäude, das Einsiedeln be-<br />
herrscht. Der Klosterinnenraum wurde<br />
von den Assam- Brü<strong>der</strong>n gestaltet, die<br />
viele Kirchen gestaltet haben, bei-<br />
spielsweise auch in München. Es han-<br />
delt sich um sehr beeindruckende<br />
Stuck und Freskenwerke, in denen<br />
man immer wie<strong>der</strong> etwas Neues fin-<br />
det und natürlich gibt es eine Menge<br />
Legenden und Gerüchte, die sich mit<br />
dem Bau des Klosters beschäftigen. In<br />
<strong>der</strong> Umgebung Einsiedelns kann man<br />
eine Menge Sport machen: Wan<strong>der</strong>n<br />
in <strong>der</strong> einen und Skifahren in <strong>der</strong><br />
an<strong>der</strong>en Saison. Zusätzlich gibt es<br />
23<br />
noch eine Menge gute Mountainbike<br />
und Fahrradtourstrecken. Man ist sehr<br />
dicht an Zürich und Luzern ange-<br />
bunden und außerdem, wer schon<br />
mal in <strong>der</strong> Schweiz war weiß das, das<br />
Schienennetz <strong>der</strong> Schweizer Eisen-<br />
bahn sowieso sehr gut ist und man<br />
überall hinkommt.<br />
Insgesamt habe ich es hier wirklich<br />
gut getroffen. Die Betreuung ist sehr<br />
gut, man sieht eine ganze Menge,<br />
man kann, wenn man will, viel lernen<br />
und es gibt immer die Möglichkeit<br />
nachzufragen, was ich persönlich<br />
sehr wichtig finde. Dann kommt noch<br />
dazu, dass es zwar sehr ländlich ist,<br />
aber durch die ausgezeichneten An-<br />
bindungen ist es überhaupt kein Pro-<br />
blem in größere Städte wie Zürich<br />
o<strong>der</strong> Luzern zu kommen, wenn es<br />
einem denn fehlt.<br />
Mareike Wangnick<br />
22. Ausgabe 2007
epidauros22.qxd 05.11.2006 11:17 Uhr Seite 24<br />
Fehler im Krankenhaus können<br />
schnell böse Folgen haben<br />
o<strong>der</strong> sogar tödlich enden. Damit<br />
Katastrophen verhin<strong>der</strong>t werden,<br />
wurde in <strong>Rostock</strong> ein sehr erfolgrei-<br />
ches System zur Erfassung von Bei-<br />
nahefehlern errichtet.<br />
Jedem passieren Fehler. Die Ursachen<br />
können vielseitig sein: ähnlich klin-<br />
gende Medikamente, Infusionen mit<br />
fast identischem Aussehen, lange Ar-<br />
beitszeiten o<strong>der</strong> eine zu große Ar-<br />
beitsbelastung. Viele Fehler sind auch<br />
durch technisches Versagen verur-<br />
sacht. So kann es sein, dass ein Gerät<br />
nicht mehr richtig funktioniert o<strong>der</strong><br />
Anschlüsse vertauscht sind.<br />
Oft werden diese Fehler rechtzeitig<br />
bemerkt, nicht selten aber führen sie<br />
zur Katastrophe.<br />
Dr. Vagts, wie ist die Idee für das CIRS<br />
entstanden? Gab es Vorbil<strong>der</strong>?<br />
Dr. Vagts: Das CIRS ist schon eine<br />
sehr alte Einrichtung, die im zweiten<br />
Weltkrieg bei <strong>der</strong> amerikanischen<br />
Luftwaffe entstanden ist. Bei Unter-<br />
suchungen zum Verlust von Jagdflug-<br />
zeugen hat man Unterschiede zwi-<br />
schen den Piloten und ihrem Verhal-<br />
ten in Stresssituationen festgestellt.<br />
Daraufhin ist man auf die Idee ge-<br />
kommen, zu untersuchen, wie sich<br />
künftige Flieger in möglichen Krisen-<br />
situationen verhalten. Durch die Aus-<br />
wahl <strong>der</strong> stressresistentesten Piloten<br />
konnte <strong>der</strong> Verlust von Jagdflugzeugen<br />
reduziert werden.<br />
klinikum<br />
Aus <strong>der</strong> Luftfahrt für die Medizin lernen<br />
CIRS - ein neues Fehlererfassungssystem in <strong>der</strong> <strong>Rostock</strong>er Uniklinik<br />
Interview mit PD Dr. Dierk Vagts<br />
Damit die Sicherheit <strong>der</strong> Patienten und<br />
Mitarbeiter ständig verbessert werden<br />
kann, betreibt die <strong>Universität</strong>sklinik<br />
<strong>Rostock</strong> ein effektives Qualitätsmana-<br />
gement. Gelernt hat man dabei aus Er-<br />
fahrungen <strong>der</strong> Luft- und Raumfahrt-<br />
technik, wo die Erfassung von Beinahe-<br />
fehler schon seit langer Zeit hilft, grö-<br />
ßere Schäden zu vermeiden.<br />
Studien haben herausgefunden, dass<br />
einem Unglück bis zu 300 solcher<br />
Beinahefehler vorausgehen. Von Bei-<br />
nahefehlern spricht man, wenn Män-<br />
gel aufgetreten sind, die aber recht-<br />
zeitig bemerkt wurden ohne dass es<br />
zu negativen Folgen kam.<br />
Ziel des neuen Programms zur Ver-<br />
meidung von Fehlern ist also die Mel-<br />
dung kritischer Situationen aus dem<br />
Klinikalltag. Potentielle Gefahrenherde<br />
sollen mit Hilfe eines intranetbasierten<br />
Weiterentwickelt wurde das Modell<br />
im Personalmanagement, bevor es in<br />
den 80er Jahren von <strong>der</strong> Industrie<br />
übernommen wurde. Zu <strong>der</strong> Zeit gab<br />
es eine Reihe von Katastrophen, wie<br />
die Kernschmelze in Tschernobyl, die<br />
Chemiekatastrophe in Bhopal o<strong>der</strong><br />
22. Ausgabe 2007 24<br />
anonymen Meldesystems („Critical<br />
Incident Reporting System“ - kurzCIRS)<br />
entdeckt werden, bevor Personen<br />
Schaden nehmen.<br />
Problematisch ist natürlich, dass nie-<br />
mand gerne über eigene Fehler<br />
spricht. Wie es trotzdem möglich ist,<br />
solche Fehler zu erfassen, erzählt <strong>der</strong><br />
Klinikbereichsleiter Intensivtherapie<br />
und Notfallmedizin Priv.-Doz. Dr.<br />
Dierk Vagts. Er betreut seit 1999 das<br />
erfolgreiche Programm zur Verhin-<br />
<strong>der</strong>ung von Fehlern, das CIRS, in <strong>der</strong><br />
Klinik und Poliklinik für Anästhesio-<br />
logie und Intensivtherapie <strong>der</strong> Uni-<br />
versität <strong>Rostock</strong> und ist Mitglied <strong>der</strong><br />
Arbeitsgruppe, die dieses System vor<br />
über einem Jahr im gesamten Univer-<br />
sitätsklinikum <strong>Rostock</strong> eingeführt hat.<br />
die brennende Ölplattform Piper<br />
Alpha in <strong>der</strong> Nordsee.<br />
Bei den Ermittlungen zu den einzel-<br />
nen Unfällen hat sich gezeigt, dass<br />
jeweils eine ganze Reihe von Sicher-<br />
heitsmaßnahmen missachtet worden<br />
sind. Daraus konnte man schlussfol-<br />
gern, dass erst das Versagen mehrerer<br />
Systeme zur Katastrophe führt.<br />
Genau erklärt wird diese Feststellung<br />
mit dem „Schweizer-Käse-Modell“<br />
von James Reason. Er hat beschrieben,
epidauros22.qxd 05.11.2006 11:17 Uhr Seite 25<br />
dass es immer wie<strong>der</strong> zu Fehlern<br />
kommt. Diese Fehler seien dabei wie<br />
die Löcher im Schweizer Käse. Eine<br />
Katastrophe tritt erst auf, wenn die<br />
Löcher direkt hintereinan<strong>der</strong> liegen, so<br />
dass man durch den Käse durchschau-<br />
en kann. Diese Chance ist natürlich<br />
äußerst klein, aber vorhanden. Mini-<br />
miert werden kann das Risiko für<br />
Katastrophen, wenn auch kleine Feh-<br />
ler ohne direkte Konsequenzen Be-<br />
achtung finden.<br />
Die Übertragung des Modells in die<br />
Medizin erfolgte sehr schleppend, da<br />
hierarchische Strukturen eine schnelle<br />
Übernahme verhin<strong>der</strong>ten. Gerade die<br />
alten Professoren glaubten fehlerfrei zu<br />
sein. Ein anonymes Fehlererfassungs-<br />
system wurde erstmals in <strong>der</strong> Schweiz<br />
errichtet.<br />
In <strong>Rostock</strong> werden an <strong>der</strong> Klinik und<br />
Poliklinik für Anästhesiologie und Inten-<br />
sivtherapie seit 1999 Fehler anonym<br />
erfasst. Damals übernahm Frau Pro-<br />
fessor Nöldge-Schomburg aus Freiburg<br />
kommend den Lehrstuhl für Anästhe-<br />
siologie und Intensivtherapie, <strong>der</strong> ich<br />
nach <strong>Rostock</strong> gefolgt bin. Unsere<br />
Kenntnisse <strong>der</strong> CIRS-Erfahrungen aus<br />
dem damals für uns benachbarten<br />
Basel und <strong>der</strong> Schweiz haben wir zur<br />
Umsetzung und Einführung eines.<br />
zunächst nur papiergebundenen CIRS’<br />
in <strong>der</strong> Klinik für Anästhesiologie und<br />
Intensivtherapie <strong>der</strong> <strong>Universität</strong> Ros-<br />
tock genutzt.<br />
Seit 2006 gibt es das CIRS in <strong>der</strong><br />
gesamten Uniklinik. Es wurde einge-<br />
führt, nachdem vor zwei Jahren <strong>der</strong><br />
Vertrag <strong>der</strong> Haftpflichtversicherung<br />
gekündigt worden ist. Vor dem Ab-<br />
schluss einer neuen Versicherung wur-<br />
de die Klinik im Hinblick auf Risiko-<br />
und Qualitätsmanagement evaluiert.<br />
klinikum<br />
Dabei ist die Idee entstanden, dieses<br />
System auf die gesamte Unilinik zu<br />
übertragen. Im Auftrag des ärztlichen<br />
Direktors wurde eine Arbeitsgemein-<br />
schaft aus Ärzten, Pflegern und Tech-<br />
nikern gegründet, die dieses intranet-<br />
basierte System errichtet haben.<br />
Welche Fehler werden erfasst?<br />
Dr. Vagts: Genauer erfasst werden alle<br />
Beinahefehler, die zu einem Schaden<br />
für einen Patienten führen können. Als<br />
Schaden zählen dabei zum Beispiel<br />
zusätzliche Operationen, die nötig<br />
werden o<strong>der</strong> verlängerte Beatmungs-<br />
zeiten. Auch zusätzliche o<strong>der</strong> verlän-<br />
gerte Aufenthalte auf einer Intensiv-<br />
station o<strong>der</strong> im Krankenhaus zählen<br />
dazu – sogar, wenn keine Residuen für<br />
den Patienten bleiben. Welche Art <strong>der</strong><br />
Fehler berichtet werden, hängt vor<br />
allem von <strong>der</strong> Dauer und Akzeptanz<br />
des Systems ab.<br />
Anfangs hatten die Mitarbeiter noch<br />
Angst vor persönlichen Repressalien,<br />
so dass verstärkt technische Fehler be-<br />
richtet wurden. Erst nach und nach ha-<br />
ben sie gemerkt, dass wir nicht fragen,<br />
wer einen Fehler gemacht hat, son<strong>der</strong>n<br />
warum ein Fehler geschehen ist.<br />
Das Warum ist die bedeutende Frage.<br />
Wer es gewesen ist, interessiert dabei<br />
gar nicht. Jetzt, nachdem die Mitar-<br />
beiter das anonyme System akzeptiert<br />
haben, werden auch verstärkt persön-<br />
liche und organisatorische Fehler<br />
berichtet. Inzwischen machen die per-<br />
sönlichen Fehler sogar die Mehrzahl<br />
<strong>der</strong> Meldungen aus.<br />
Wie läuft die Fehlermeldung ab? Was<br />
mache ich, wenn mir ein Fehler un-<br />
terlaufen ist?<br />
Dr. Vagts: Im Moment gibt es zwei<br />
Möglichkeiten: Ein papiergebundenes<br />
25<br />
System und die Meldung über das<br />
Intranet. Beim papiergebundenen<br />
System kann man anonym einen<br />
Fragebogen ausfüllen. Möglichst ohne<br />
direkte Nachvollziehbarkeit sollen<br />
Fragen beantwortet werden zu den<br />
Themen: Was ist passiert? Wie wurde<br />
<strong>der</strong> Zwischenfall erkannt? Wie wurde<br />
auf den Zwischenfall reagiert? Warum<br />
ist es passiert? Wie waren die Um-<br />
stände? Gleichzeitig wird auch ge-<br />
fragt, wie ein solcher Zwischenfall<br />
künftig verhin<strong>der</strong>t werden könnte.<br />
Diese Bögen werden anonym an einen<br />
CIRS-Beauftragten weitergeleitet und<br />
vierteljährlich vor <strong>der</strong> gesamten Klinik<br />
(Ärzte und Pfleger) vorgestellt. Dort<br />
werden dann Möglichkeiten zur Feh-<br />
lerverhin<strong>der</strong>ung diskutiert. Pro Quartal<br />
werden über das Papiersystem circa 15<br />
bis 20 Meldungen abgegeben.<br />
Seit 2006 gibt es ein intranetbasierte<br />
System. Es ist so eingerichtet, dass die<br />
Bögen am PC ausgefüllt werden kön-<br />
nen. Dabei ist nicht nachvollziehbar,<br />
von welchem PC aus <strong>der</strong> Bogen abge-<br />
schickt worden ist. Es werden keine<br />
personenbezogenen Daten erhoben<br />
und keine PC-relevanten Informatio-<br />
nen gespeichert, so dass die Anonymi-<br />
tät gewährleistet ist. Gleichzeitig kön-<br />
nen die Bögen auch ausgedruckt und<br />
anonym per Post verschickt werden.<br />
Die Meldung geht dann über eine<br />
zentrale Annahmestelle für die gesam-<br />
te Klinik. Diese Annahmestelle besteht<br />
aus drei Personen, die als politisch inte-<br />
ger gelten. Dabei handelt es sich um<br />
den Chef <strong>der</strong> Zentralapotheke, Herrn<br />
Dr. Müller, Professor Kiefel als Chef des<br />
Institutes für Transfusionsmedizin und<br />
Professor Podbielski als Chef des Insti-<br />
tuts für Mikrobiologie. Sie gelten als<br />
vertrauenswürdig, da keine <strong>der</strong> drei<br />
22. Ausgabe 2007
epidauros22.qxd 05.11.2006 11:17 Uhr Seite 26<br />
Personen ein Interesse hat, sein Wissen<br />
zuungunsten an<strong>der</strong>er Mitarbeiter zu<br />
nutzen. Sie haben keine Vor- o<strong>der</strong><br />
Nachteile aus Ihrem Wissen im Hin-<br />
blick auf die Ressourcenverteilung am<br />
Klinikum. Sie werden keinem Anäs-<br />
thesisten, Internisten o<strong>der</strong> Chirurgen<br />
aus politischen Gründen sagen, dass<br />
diese schlecht gearbeitet hätten, höch-<br />
stens aus fachlichen Gründen.<br />
Welche Konsequenzen hat ein Feh-<br />
ler? Wann werden Än<strong>der</strong>ungen nötig<br />
und wie setzt die Klinik diese um?<br />
Dr. Vagts: Wer die Fehler annimmt,<br />
prüft sie zunächst auf ihre Relevanz.<br />
Wenn die Fehler sehr relevant sind, ist<br />
natürlich ein beson<strong>der</strong>s schnelles<br />
Handeln notwendig. Dieses kann<br />
geschehen über die Schaffung von<br />
Standards, Algorithmen o<strong>der</strong> Flussdia-<br />
grammen. Auch die Verän<strong>der</strong>ung von<br />
Organisationsabläufen o<strong>der</strong> Materia-<br />
lien kann erfor<strong>der</strong>lich sein. So haben<br />
wir zum Beispiel inzwischen Spritzen,<br />
die mit einer Magensonde konnektiert<br />
werden können, aber nicht mit einem<br />
Venenkatheter, so dass mit dieser<br />
Spritze keine intravenöse Injektion<br />
mehr möglich ist.<br />
Ein an<strong>der</strong>es Beispiel sind Arzneimittel-<br />
verwechslungen. Aus Kostengründen<br />
wird oft <strong>der</strong> Hersteller gewechselt, so<br />
dass sich die Namen <strong>der</strong> Arzneimittel<br />
schnell än<strong>der</strong>n können. Darum sind<br />
die Arzneimittel auf <strong>der</strong> Intensivsta-<br />
tion alphabetisch nach Wirkstoffen<br />
geordnet. Außerdem sind die Ärzte<br />
angehalten nur noch Wirkstoffe und<br />
Generika anzuordnen. Das führt da-<br />
zu, dass es egal ist, von welchem<br />
Hersteller die Apotheke die Medi-<br />
kamente einkauft, da ein Medika-<br />
ment, welches Metoclopramid enthält<br />
immer bei „M“ steht und nicht mal<br />
klinikum<br />
bei „P“, mal bei „G“ o<strong>der</strong> bei „S“.<br />
Solche Dinge sind natürlich recht<br />
schnell umsetzbar, so dass Fehler ver-<br />
hin<strong>der</strong>t werden können.<br />
Ein an<strong>der</strong>es Mal haben wir dafür<br />
gesorgt, dass eine Arzneimittelfirma<br />
ihre Verpackung geän<strong>der</strong>t hat, weil<br />
zwei verschiedene Medikamente<br />
nicht zu unterscheiden waren.<br />
Wenn bestimmte technische Fehler<br />
gehäuft auftreten, muss auch nach<br />
<strong>der</strong> Ursache gefragt werden. Es kann<br />
sein, dass Geräte überaltert sind, was<br />
Reinvestitionen notwendig macht.<br />
An<strong>der</strong>e Fehler wurden den Herstel-<br />
lern <strong>der</strong> Geräte mitgeteilt, die dann<br />
auch Verän<strong>der</strong>ungen an den Geräten<br />
vorgenommen haben.<br />
Haben Sie zum Abschluss noch einen<br />
Tipp für Medizinstudenten, was zu<br />
tun ist, wenn einem Studenten ein<br />
Fehler unterläuft? Meist haben Stu-<br />
denten ja keinen Zugang zum Intra-<br />
net. Wie sollen sie reagieren?<br />
Dr. Vagts: Zunächst ist sicher eine<br />
22. Ausgabe 2007 26<br />
Diana Kätelhön von <strong>der</strong> Zentralapotheke mit den Medikamenten, <strong>der</strong>en Verpackungen nach einem<br />
Hinweis aus <strong>Rostock</strong> verän<strong>der</strong>t wurden.<br />
Meldung an eine Pflegekraft o<strong>der</strong> an<br />
den Stationsarzt sinnvoll. Bei dieser<br />
Person kann man darauf hinweisen<br />
o<strong>der</strong> auch nach <strong>der</strong> Möglichkeit fra-<br />
gen, ob es in diesem Hause ein<br />
Fehlererfassungssystem gibt. Im Zwei-<br />
fel kann man das sicher auch schrift-<br />
lich und anonym machen ohne weite-<br />
re Namen zu nennen.<br />
Wie erfolgreich das „Critical Incident<br />
Reporting System“ funktioniert, zeigt<br />
auch das Beispiel eines Arzneimittel-<br />
herstellers, <strong>der</strong> nach einem Hinweis<br />
aus <strong>der</strong> Intensivstation des Universi-<br />
tätsklinikums die sehr ähnlichen Ver-<br />
packungen zweier Herz-Kreislauf-<br />
Medikamente verän<strong>der</strong>t hat. Durch<br />
die neuen Verpackungen sollen Ver-<br />
wechslungen verhin<strong>der</strong>t werden.<br />
Christian Klein<br />
Foto: UKR
epidauros22.qxd 05.11.2006 11:17 Uhr Seite 27<br />
Gefährliche Bakterien und<br />
Krankheitserreger, die in<br />
Krankenhäusern häufig anzutreffen<br />
sind, stellen für das Uni-<br />
versitätsklinikum <strong>Rostock</strong> kein unbe-<br />
herrschbares Problem dar. Die aktuel-<br />
len Zahlen aus <strong>der</strong> jährlich durchge-<br />
führten Vergleichsstudie des Nationalen<br />
Referenzzentrums für Krankenhaus-<br />
hygiene belegen, dass das Klinikum<br />
überdurchschnittlich erfolgreich ist im<br />
Kampf gerade gegen einen <strong>der</strong> am<br />
meisten gefürchteten multiresistenten<br />
Erreger. Ausschlaggebend für das gute<br />
Abschneiden des Hauses seien die<br />
konsequente Schulung <strong>der</strong> Mitarbei-<br />
terinnen und Mitarbeiter des Klini-<br />
kums und die Information von Mit-<br />
arbeiterInnen aus umliegenden Kli-<br />
niken, so Professor Podbielski.<br />
Unter den multiresistente Bakterien<br />
bedeuten gerade MRSA (multi-resis-<br />
tenter Staphylococcus aureus) für alle<br />
Betroffenen ein lebensbedrohliches<br />
Infektionsrisiko. „Dieses Risiko ist am<br />
<strong>Universität</strong>sklinikum <strong>Rostock</strong> aller-<br />
dings weiterhin unter Kontrolle“, sagt<br />
Professor Dr. Dr. Andreas Podbielski,<br />
Direktor des Instituts für Medizinische<br />
Mikrobiologie, Virologie und Hygiene<br />
am <strong>Universität</strong>sklinikum <strong>Rostock</strong>. Als<br />
Beleg dafür kann eine gerade erfolgte<br />
statistische Aufarbeitung <strong>der</strong> Daten des<br />
<strong>Rostock</strong>er Hauses für das Jahr 2006<br />
herangezogen werden. Die jährlich<br />
durchgeführte Studie des Nationalen<br />
Referenzzentrums für Krankenhaushy-<br />
giene in Berlin zeigt, dass im deutsch-<br />
klinikum<br />
Gefährliche Bakterien in <strong>Rostock</strong> unter sicherer Kontrolle<br />
Klinikum erreicht in bundesweitem Vergleich sehr gute Ergebnisse<br />
landweiten Vergleich das <strong>Rostock</strong>er<br />
<strong>Universität</strong>sklinikum wie in den Jahren<br />
zuvor unterdurchschnittliche Zahlen<br />
von MRSA-Patienten aufweist.<br />
„Diese guten Ergebnisse sind das Ver-<br />
dienst einer fortwährenden gemein-<br />
samen Anstrengung <strong>der</strong> Hygienefach-<br />
kräfte und Schwestern, Pfleger und<br />
Ärzte des Klinikums zusammen mit un-<br />
serem für Krankenhaushygiene zustän-<br />
digen Institut“, so Professor Podbielski.<br />
„Zudem sind die Daten ein Beleg da-<br />
für, dass eine gute Hygiene gewisser-<br />
maßen zu typischerweise ‚unsichtba-<br />
ren Ergebnissen’ führt: Bei uns sind kei-<br />
ne Probleme zu vermelden.“<br />
Um weiterhin positive Ergebnisse zu e-<br />
rreichen, seien konstante Information<br />
und Schulung notwendig, so Professor<br />
Podbielski weiter. Zu diesem Zweck<br />
und zur Weitergabe <strong>der</strong> <strong>Rostock</strong>er Er-<br />
folgsrezepte an Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter <strong>der</strong> Kliniken aus <strong>der</strong> Umge-<br />
bung veranstaltet das <strong>Universität</strong>skli-<br />
nikum <strong>Rostock</strong> regelmäßig den „Ros-<br />
tocker Hygienetag“. Die Hygienefach-<br />
kräfte des <strong>Universität</strong>sklinikums unter<br />
<strong>der</strong> fachlichen Leitung von Professor<br />
Podbielski präsentieren dabei Vorträge<br />
und Diskussionen. Mit dieser Veran-<br />
staltung wird medizinisches Personal –<br />
Ärzte bzw. Gesundheits- und Kranken-<br />
pflegerinnen gleichermaßen - aus dem<br />
stationären und ambulanten Bereich in<br />
ganz Mecklenburg-Vorpommern ange-<br />
sprochen.<br />
Matthias Schümann<br />
27<br />
Weitere Informationen unter:<br />
www.krankenhaushygiene.uni-rostock.de<br />
22. Ausgabe 2007
epidauros22.qxd 05.11.2006 11:17 Uhr Seite 28<br />
Seit dem 25. Juli 2007 wird am<br />
<strong>Universität</strong>sklinikum <strong>Rostock</strong><br />
das Mammographie-Screening<br />
durchgeführt. Damit ist die Möglichkeit<br />
<strong>der</strong> vorsorgenden Untersuchung auf<br />
Brustkrebs bei Frauen flächendeckend<br />
und lückenlos im Land Mecklenburg-<br />
Vorpommern möglich. Beim Mammo-<br />
graphie-Screening handelt es sich um<br />
ein Röntgenuntersuchungsverfahren<br />
<strong>der</strong> weiblichen Brust. Als Beson<strong>der</strong>heit<br />
sind in Mecklenburg-Vorpommern alle<br />
teilnehmenden Einrichtungen des ge-<br />
samten Landes teleradiologisch verbun-<br />
den, so dass eine Befundung überall<br />
möglich ist. Ziel ist die Früherkennung<br />
von Brustkrebs. Die Untersuchung rich-<br />
tet sich an Frauen zwischen 50 und 69<br />
Jahren und wird von den Kranken-<br />
kassen getragen. Am <strong>Universität</strong>sklini-<br />
kum <strong>Rostock</strong> wurden am Standort Do-<br />
beraner Straße Räume für die Unter-<br />
suchung eingerichtet. Beim Screening<br />
kooperiert das Uniklinikum <strong>Rostock</strong> auf<br />
beispielhafte Weise mit nie<strong>der</strong>gelasse-<br />
nen Ärzten und an<strong>der</strong>en Kliniken <strong>der</strong><br />
Region.<br />
„Wir sind froh, dass nun auch in<br />
<strong>Rostock</strong> das Mammographie-Screening<br />
angeboten werden kann“, sagt Pro-<br />
fessor Dr. Peter Schuff-Werner, Ärztli-<br />
cher Direktor des <strong>Universität</strong>sklinikums<br />
<strong>Rostock</strong>. „Gerade vorsorgende Unter-<br />
suchungen im Rahmen einer präventi-<br />
ven Medizin haben in <strong>der</strong> Vergangen-<br />
heit immer mehr an Bedeutung gewon-<br />
nen und werden auch künftig immer<br />
wichtiger werden“, so Professor Schuff-<br />
klinikum<br />
Mammographie-Screening auch in <strong>Rostock</strong><br />
Flächendeckende Versorgung im Land gewährleistet<br />
Werner weiter. Das <strong>Rostock</strong>er Mammo-<br />
graphie-Screening, mit dem nun die flä-<br />
chendeckende Vorsorgeuntersuchung<br />
für Brustkrebs im Land Mecklenburg-<br />
Vorpommern gewährleistet ist, bildet<br />
einen weiteren Mosaikstein im umfas-<br />
senden Programm <strong>der</strong> Prävention, <strong>der</strong><br />
sich in <strong>Rostock</strong> unter an<strong>der</strong>em in <strong>der</strong><br />
Gründung des Instituts für Präventivme-<br />
dizin im vergangenen Jahr manifestierte.<br />
Das „Mamma-Screening“, das seit<br />
dem 25. Juli 2007 am Uniklinikum<br />
<strong>Rostock</strong> durchgeführt wird, ist eine<br />
Röntgenuntersuchung <strong>der</strong> weiblichen<br />
Brust. Qualitätsgesichert werden von<br />
zwei Radiologen unabhängig vonein-<br />
an<strong>der</strong> die Bil<strong>der</strong> befundet. Das Ziel ist,<br />
die frühzeitige Erkennung von Brust-<br />
krebs in einem noch zu behandelnden<br />
und heilenden Stadium (für eine er-<br />
folgreiche und die Frau weniger bela-<br />
stende Behandlung). Diese Untersu-<br />
chung mit Doppelbefundung unter<br />
Einsatz <strong>der</strong> Telemedizin richtet sich an<br />
Frauen zwischen 50 und 69 Jahren.<br />
Alle Frauen dieser Altersgruppe wer-<br />
den von einer Zentralen Stelle über<br />
diese Untersuchung informiert und<br />
werden zu einer Untersuchung einge-<br />
laden. Die Screening-Mammographie<br />
ist für gesetzlich Krankenversicherte<br />
grundsätzlich kostenfrei und es wird<br />
außer <strong>der</strong> Chipkarte kein Überwei-<br />
sungsschein benötigt.<br />
„Eigens für diesen Zweck haben wir in<br />
<strong>der</strong> ehemaligen Frauenklinik in <strong>der</strong> Do-<br />
beraner Straße Räume eingerichtet und<br />
22. Ausgabe 2007 28<br />
mit hochmo<strong>der</strong>nen Untersuchungsge-<br />
räten ausgestattet“, freut sich Prof.<br />
Karlheinz Hauenstein, Direktor des<br />
Institutes für Diagnostische und Inter-<br />
ventionelle Radiologie des Univer-<br />
sitätsklinikums. „Wir arbeiten beim<br />
Screening sehr gut mit nie<strong>der</strong>gelasse-<br />
nen Kollegen und den beiden an<strong>der</strong>en<br />
Krankenhäusern <strong>der</strong> Region, dem Kli-<br />
nikum Südstadt <strong>Rostock</strong> und <strong>der</strong> Klinik<br />
in Güstrow zusammen“, hebt <strong>der</strong> für<br />
das Screening zuständige Arzt Dr.<br />
Christian Georg Schulze hervor. Das<br />
Screening, das bereits in mehreren eu-<br />
ropäischen Län<strong>der</strong>n erfolgreich durch-<br />
geführt wird, findet nun flächende-<br />
ckend auch in Mecklenburg-Vorpom-<br />
mern an insgesamt vier Zentren statt.<br />
Mammographie-Screening in <strong>Rostock</strong>:<br />
<strong>Universität</strong>sklinikum <strong>Rostock</strong> (AöR),<br />
Doberaner Straße 142, 18057 <strong>Rostock</strong><br />
Zeit: Montag 13.00 bis 21.00 Uhr,<br />
Dienstag bis Donnerstag 15.00 bis 21.00<br />
Uhr, Freitag 13.00 bis 21.00 Uhr<br />
Anmeldungen zum Screening in <strong>der</strong><br />
Screening-Einheit:<br />
<strong>Rostock</strong>, Doberan, Güstrow, Ribnitz-<br />
Damgarten über die Zentrale Stelle<br />
Telefon: 0385. 7 44 01 85<br />
Auskünfte zum Screening:<br />
Dr. med. Christian G. Schulze,<br />
Programmverantwortlicher Arzt,<br />
Telefon: 0381. 4 94 91 59<br />
Matthias Schümann
epidauros22.qxd 05.11.2006 11:17 Uhr Seite 29<br />
Allgemeines<br />
Norbert Roewer, Holger Thiel<br />
Anästhesie compact<br />
Leitfaden für die klinische Praxis<br />
Georg Thieme Verlag,<br />
Stuttgart. 2007.<br />
3., erweiterte Auflage.<br />
49, 95 EUR<br />
Anästhesie compact - <strong>der</strong> Titel ist<br />
Programm!<br />
In sehr knapper Form erfährt <strong>der</strong> Leser<br />
alles Wissenswerte von <strong>der</strong> Prämedi-<br />
kation des Patienten bis zu dessen<br />
postoperativen Versorgung. Eine klare<br />
Glie<strong>der</strong>ung und die stichpunktartige<br />
Präsentation <strong>der</strong> Fakten machen das<br />
Buch zum idealen Nachschlagewerk<br />
für Ärzte in <strong>der</strong> Weiterbildung. Für<br />
Studenten wird das Buch sicherlich<br />
erst ab dem PJ interessant, da eine ge-<br />
hörige Portion Vorwissen nötig ist, um<br />
alle Fakten nachvollziehen zu können.<br />
wissenswertes<br />
Anästhesie compact<br />
Sprache und Glie<strong>der</strong>ung<br />
Die Orientierung im Buch gelingt sofort ohne Schwierigkeiten. Ein ausführli-<br />
ches Inhaltsverzeichnis und <strong>der</strong> parallele Aufbau <strong>der</strong> Kapitel sorgen dafür, dass<br />
das Gesuchte schnell gefunden wird. Die kurzen Texte sind leicht verständlich<br />
und wichtige Daten in knappen Stichpunkten zusammengefasst. So kann <strong>der</strong><br />
relevante Stoff schnell und direkt aus dem Buch gelernt werden. Auch die Viel-<br />
zahl an Merkkästen und Tabellen sorgen für eine lernfreundliche Übersicht.<br />
Beson<strong>der</strong>s gelungen sind die Praxisanleitungen, die einfach Schritt für Schritt<br />
„abgearbeitet“ werden können. Lei<strong>der</strong> benötigt <strong>der</strong> Leser ein großes Vor-<br />
wissen, um alles zu verstehen, da durch die kompakte Form die Zusammen-<br />
hänge <strong>der</strong> einzelnen Fakten nicht immer erklärt werden können. Das Buch<br />
ersetzt also kein Lehrbuch <strong>der</strong> Anästhesie.<br />
Prüfungsvorbereitung<br />
Ideal geeignet ist das Werk vor allem für Ärzte in <strong>der</strong> Weiterbildung zum<br />
Anästhesisten. Sie finden hier Praxisanleitungen, sehr spezifisches und aktuelles<br />
Wissen, sowie viele Tipps für den Klinikalltag und die Facharztprüfung. Für die<br />
Ausbildung im Medizinstudium ist das Buch sicherlich zu umfangreich. Es wird<br />
erst für Studenten interessant, die ein PJ-Tertial in <strong>der</strong> Anästhesie verbringen.<br />
Inhalt<br />
Von <strong>der</strong> Prämedikation über Medikamente, Monitoring und Infusionsmanage-<br />
ment bis hin zur anästhesiespezifischen Beschreibung aller operativen Tech-<br />
niken ist ein sehr umfangreiches Wissen aus <strong>der</strong> allgemeinen und speziellen<br />
Anästhesie enthalten. Die allgemeine und die spezielle Anästhesie in den ver-<br />
schiedenen Fachgebieten bilden auch den Hauptteil des Buches. Außerdem er-<br />
fährt <strong>der</strong> Leser etwas über Beson<strong>der</strong>heiten bei speziellen Risiken und Begleit-<br />
erkrankungen, sowie über die Notfalltherapie. Im Anhang werden kurz wichti-<br />
ge Zusatzuntersuchungen vom Röntgenbild des Thorax bis zum Lungenfunk-<br />
tionstest angesprochen.<br />
Fazit<br />
Das Buch ist zwar nur Lesern zu empfehlen, die sich wirklich für Anästhesie<br />
interessieren. Diese Leser werden aber ihre Freude an dem kompakten und gut<br />
geglie<strong>der</strong>ten Nachschlagewerk haben, welches vor allem durch die guten<br />
Praxisanleitungen besticht. Lei<strong>der</strong> verzichtet das Buch auf jegliche Fotos und<br />
beinhaltet auch nur wenige Zeichnungen. Aufgelockert wird das Werk aller-<br />
dings durch die vielen Tabellen und Merksätze, die zur lernfreundlichen Über-<br />
sicht beitragen.<br />
Christian Klein<br />
29<br />
22. Ausgabe 2007
epidauros22.qxd 05.11.2006 11:17 Uhr Seite 30<br />
Allgemeines<br />
Christian W. Hamm, Stephan<br />
Willems<br />
Checkliste EKG<br />
Georg Thieme Verlag,<br />
Stuttgart. 2007.<br />
3., überarbeitete Auflage.<br />
29,95 EUR<br />
Zu <strong>der</strong> bekannten Checklistenreihe<br />
vom Thieme-Verlag gehören nicht nur<br />
die einzelnen klinische Teilgebiete,<br />
son<strong>der</strong>n auch fächerübergreifende<br />
Themen, wie zum Beispiel die Aus-<br />
wertung eines EKG’s. Im bekannten<br />
Kitteltaschenformat präsentieren die<br />
Autoren sowohl Grundlagen als auch<br />
spezifische Einblicke in diesen Be-<br />
reich und sprechen somit sowohl Stu-<br />
denten als auch erfahrene Kliniker an.<br />
wissenswertes<br />
22. Ausgabe 2007 30<br />
Checkliste EKG<br />
Sprache und Glie<strong>der</strong>ung<br />
Die Checkliste glie<strong>der</strong>t sich in insgesamt vier Kapitel. Im ersten Abschnitt wer-<br />
den die Grundlagen <strong>der</strong> EKG-Ableitung beschrieben. Anschließend wird über<br />
die einzelnen Komponenten <strong>der</strong> Weg zur Diagnose beziehungsweise zur Be-<br />
fundung des Elektokardiogrammes aufgezeigt. Den Abschluss bilden Therapie-<br />
vorschläge, welche sowohl medikamentöser als auch invasiver Natur sein kön-<br />
nen. Die Glie<strong>der</strong>ung innerhalb <strong>der</strong> Kapitel erfolgt in Form von Stichpunkten.<br />
Hier gilt: „Weniger ist mehr“. Die Priorität liegt somit klar auf <strong>der</strong> Vermittlung<br />
von Fakten und setzt zum Teil einfach eine gewisse Grundkenntnis voraus.<br />
Prüfungsvorbereitung<br />
Dieses Buch präsentiert wie bereits erwähnt eine Menge von Fakten aber för-<br />
<strong>der</strong>t nicht allzu sehr das Verständnis. Für einen „letzten Blick hinein“ kurz vor<br />
<strong>der</strong> anstehenden Prüfung scheint es mir aber dennoch angemessen zu sein.<br />
Inhalt<br />
Neben den Grundlagen <strong>der</strong> Elektrokardiografie und möglichen Therapien bei<br />
Herzerkrankungen bilden die einzelnen Diagnosen den Hauptinhalt dieses<br />
Buches. Dieser reicht hierbei von bradykarden Rhythmusstörungen über AV-<br />
Blöcke bis zum Vorhof- o<strong>der</strong> Kammerflimmern. Sämtliche Befunde innerhalb<br />
eines EKG’s werden hier aufgeführt und mit Beispielen untermalt. Schade in<br />
diesem Zusammenhang finde ich, dass es keine Übungsmöglichkeiten für den<br />
Studenten gibt um selbst einmal ein EKG auszuwerten und somit das erlernte<br />
Wissen anzuwenden.<br />
Fazit<br />
Die Checkliste ist ein Buch für die Kitteltasche. Daher findet man in ihr die<br />
Themen stark komprimiert und sehr faktenorientiert. Vor allem für die Rekapi-<br />
tulation von bereits bestehendem Wissen ist dieses Buch aber gut geeignet. Für<br />
all diejenigen, welche dennoch mehr Wert auf Zusammenhänge legen, wird<br />
wohl ergänzende Literatur nötig sein.<br />
Torsten Schulz
epidauros22.qxd 05.11.2006 11:17 Uhr Seite 31<br />
Allgemeines<br />
D. Oberle<br />
Flussdiagramme zum<br />
Hammerexamen<br />
Urban & Fischer Verlag, München.<br />
2007.<br />
19,95 EUR<br />
Das neue „Hammerexamen“ stellt die<br />
Studenten vor eine schwere Aufgabe.<br />
Gilt es doch eine Vielzahl an klini-<br />
schen Fächern samt theoretischem<br />
Wissen zu erarbeiten und zu rekapitu-<br />
lieren. Vor allem <strong>der</strong> klinische Aspekt<br />
soll laut neuer Approbationsordnung<br />
vermehrt in den Vor<strong>der</strong>grund rücken.<br />
Diesen Trend hat <strong>der</strong> Urban & Fischer<br />
Verlag erkannt und präsentiert seit<br />
Mai 2007 eine Übersicht für das<br />
Hammerexamen, welche sich an den<br />
wichtigsten klinischen Leitsymptomen<br />
orientiert.<br />
wissenswertes<br />
Flussdiagramme zum Hammerexamen<br />
Sprache und Glie<strong>der</strong>ung<br />
Das Buch wird nach den verschiedenen Organsystemen geglie<strong>der</strong>t (zum Bei-<br />
spiel Atmungs-, Kreislauf- und Verdauungsorgane) und beschreibt die jeweils<br />
dominierenden Leitsymptome wie z.B. Dyspnoe o<strong>der</strong> Husten. Zum Kapitelbeg-<br />
inn werden dann die Erstmaßnahmen beschrieben, welche es bei dem betref-<br />
fenden Symptom zu ergreifen gilt. Des Weiteren werden Hinweise für die<br />
Anamnese gegeben o<strong>der</strong> zu erwartende Blutbildverän<strong>der</strong>ungen geschil<strong>der</strong>t. Ent-<br />
sprechend <strong>der</strong> Begleitsymptome werden dann mögliche Verdachtsdiagnosen<br />
aufgeführt und die jeweils spezifischen diagnostischen Schritte beschrieben,<br />
welche zur Diagnosesicherung beitragen. Den Abschluss des Flussdiagrammes<br />
bildet dann die entsprechende Therapie. Charakteristisch ist <strong>der</strong> übersichtliche<br />
Aufbau, welcher jedem Leitsymptom eine Doppelseite widmet. Dabei werden<br />
zur Erörterung kurze Sätze o<strong>der</strong> Stichpunkte verwendet, welche sich nahtlos in<br />
das vorgegebene Layout einglie<strong>der</strong>n.<br />
Prüfungsvorbereitung<br />
Die „Flussdiagramme zum Hammerexamen“ stellen ein sehr gut strukturiertes<br />
Handbuch dar. Für die Prüfungsvorbereitung empfiehlt es sich vor allem auf<br />
Grund seiner Komplexität und Überschaubarkeit. Fakten können sehr schnell<br />
rekapituliert und vernetzt werden. Beson<strong>der</strong>s wertvoll scheint mir <strong>der</strong> Aspekt,<br />
dass die einzelnen Differentialdiagnosen Beachtung finden und dem Leser noch<br />
einmal vor Augen geführt werden. Somit halte ich das Buch für sehr empfehlens-<br />
wert im Hinblick auf mündliche o<strong>der</strong> schriftliche Prüfungen.<br />
Inhalt<br />
Das Repetitorium umfasst 100 Leitsymptome aus verschiedenen Organsyste-<br />
men. Ohne Zweifel sind die bedeutendsten Symptome enthalten und schema-<br />
tisch aufgeführt. Lei<strong>der</strong> fehlen etwas uncharakteristische Beschwerden, welche<br />
in <strong>der</strong> Praxis aber häufig auftreten, wie zum Beispiel Schwäche.<br />
Extras<br />
Der Urban & Fischer Verlag hat einen Teil seiner Bücher mit dem „Studentcon-<br />
sult-Zugang“ ausgestattet. Dies ist ein Onlinezugang, welcher dem Leser neben<br />
dem eigentlichen Buch auch noch eine Reihe von klinischen Fällen online zur<br />
Verfügung stellt. Dieses Buch verfügt ebenfalls über solch einen Zugang und<br />
bietet somit noch einige Extras.<br />
Fazit<br />
Der Autorin ist ein wirklich tolles Werk gelungen, welches in jede Kitteltasche<br />
passt. Nicht nur in Bezug auf die Examina, son<strong>der</strong>n auch als kleiner Begleiter<br />
in Famulaturen o<strong>der</strong> dem Praktischen Jahr, kann ich dieses Buch nur wärmstens<br />
empfehlen. Anke Maser<br />
31<br />
22. Ausgabe 2007
epidauros22.qxd 05.11.2006 11:17 Uhr Seite 32<br />
Allgemeines<br />
M. Buchta, D. W. Höper, A.<br />
Sönnichsen<br />
Das Hammerexamen<br />
Urban & Fischer Verlag,<br />
München. 2006.<br />
1. Auflage<br />
99,95 EUR<br />
Eine <strong>der</strong> tiefgreifendsten Verän<strong>der</strong>ung-<br />
en <strong>der</strong> neuen Approbationsordnung ist<br />
die Einführung des „Hammerexamens“<br />
am Ende des praktischen Jahres.<br />
Studenten müssen sich überlegen, wie<br />
<strong>der</strong> Stoffinhalt des gesamten klinischen<br />
Abschnittes in kurzer Zeit rekapituliert<br />
bzw. erarbeitet werden kann. Aber<br />
auch die Verlage sind gezwungen auf<br />
diese neue Situation zu reagieren. Ein<br />
Beispiel dafür ist das im vergangenen<br />
Jahr erschienene „Hammerexamen“<br />
vom Urban & Fischer Verlag.<br />
Torsten Schulz<br />
wissenswertes<br />
22. Ausgabe 2007 32<br />
Das Hammerexamen<br />
Sprache und Glie<strong>der</strong>ung<br />
Auf über 2000 Seiten wird dem Leser eine Vielzahl von Informationen vermittelt,<br />
welche ihrerseits wohl strukturiert sein wollen. Das Buch glie<strong>der</strong>t sich in drei<br />
Teilbereiche, welche von unterschiedlichen Ausgangspunkten an die Thematik<br />
heran treten. Der erste Abschnitt betrachtet die Gesundheitsstörungen, wobei es<br />
hier zum Beispiel Kapitel über Ernährungsprobleme o<strong>der</strong> einzelne Organsysteme<br />
gibt. Im darauf folgenden Teil werden verschiedene Krankheitsbil<strong>der</strong> wie zum<br />
Beispiel Neubildungen o<strong>der</strong> psychische Verhaltensstörungen erörtert. Den Ab-<br />
schluss bilden die Querschnittsfächer und an<strong>der</strong>e prüfungsrelevante Themen wie<br />
Pathologie und Immunologie. Innerhalb <strong>der</strong> einzelnen Kapitel findet sich eine<br />
wohl strukturierte Glie<strong>der</strong>ung, welche mit einer Zusammenfassung des anschlie-<br />
ßenden Themenkomplexes beginnt. Der Text ist flüssig geschrieben und ange-<br />
nehm zu lesen. Beson<strong>der</strong>s wichtige Aspekte sind in Merkkästen noch einmal her-<br />
vor gehoben.<br />
Prüfungsvorbereitung<br />
Mit dem 2. Staatsexamen hat sich dieses Buch wohl einen <strong>der</strong> wichtigsten<br />
Abschnitte innerhalb des Medizinstudiums herausgesucht. Darüber dürften sich<br />
vor allem jene Studenten freuen, welche auf ein solch umfassendes Werk gewar-<br />
tet haben. Für die Prüfungsvorbereitung scheint mir dieses Buch nahezu ideal zu<br />
sein. Durch seinen ansprechenden Aufbau und die angenehme Schreibweise<br />
können auch die riesigen Stoffberge bearbeitet werden und <strong>der</strong> Leser wird nicht<br />
bereits nach zehn Seiten verschreckt. Selbstverständlich liest sich das Buch nicht<br />
innerhalb einer Woche, weshalb schon zu einem früheren Zeitpunkt mit dem<br />
Lesen begonnen werden sollte.<br />
Inhalt<br />
In meinen Augen umfasst „Das Hammerexamen“ eine sehr große Stoffmenge.<br />
Selbstverständlich gibt es keine Gewähr auf Vollständigkeit, was aber in Anbe-<br />
tracht des abzudeckenden Gebietes auch nicht möglich sein dürfte. Neben <strong>der</strong><br />
Vielzahl an Textinformationen gibt es auch sehr viele Abbildungen und Tabellen,<br />
welche die Informationen veranschaulichen und untermauern können. Des Wei-<br />
teren finden sich Fallbeispiele in den einzelnen Kapiteln, die den praktischen Be-<br />
zug noch verstärken. Hervorheben möchte ich noch die Tatsache, dass beson<strong>der</strong>s<br />
die fachbezogenen Kapitel auch als Grundlage für einzelne Fächer innerhalb des<br />
Studiums wie Humangenetik o<strong>der</strong> Rechtsmedizin dienen können.<br />
Fazit<br />
„Das Hammerexamen“ ist ein idealer Begleiter auf dem langen, steinigen Weg zum<br />
Abschluss des Medizinstudiums. Dies gilt sowohl in Hinblick auf das 2. Staatsexamen<br />
als auch innerhalb des klinischen Abschnittes. Durch die Vielzahl <strong>der</strong> vertretenen<br />
„kleinen Fächer“ kann zum Teil auf ein eigenes Lehrbuch verzichtet werden.
epidauros22.qxd 05.11.2006 11:17 Uhr Seite 33<br />
Allgemeines<br />
2. Abschnitt <strong>der</strong> Ärztlichen Prüfung<br />
mediscript Kommentierte<br />
Examensfragen<br />
Urban & Fischer Verlag, München.<br />
2007.<br />
39,00 EUR<br />
Neben <strong>der</strong> Vielzahl an Büchern, wel-<br />
che sich vor den Examina auf den<br />
Tischen <strong>der</strong> Studenten stapeln, darf<br />
die mediscript CD-ROM nicht fehlen.<br />
Auf dieser CD befinden sich im Mittel<br />
ca. 10.000 Fragen aus den vorange-<br />
gangenen Staatsprüfungen und diese<br />
bilden eine solide Möglichkeit, das<br />
eigene Wissen für den „Ernstfall“ zu<br />
testen.<br />
wissenswertes<br />
mediscript Kommentierte Examensfragen<br />
Sprache und Glie<strong>der</strong>ung<br />
All den Studenten, welche bereits Erfahrungen mit <strong>der</strong> mediscript CD-ROM ge-<br />
sammelt haben, wird auch diese Ausgabe sehr bekannt vorkommen. Auf den<br />
ersten Blick erscheint zunächst nur das nun rote Menü als neuartig, aber auf den<br />
zweiten Blick gibt es doch ein paar Än<strong>der</strong>ungen. Die wohl am meisten heraus<br />
zu hebende Neuerung stellt die Möglichkeit da, Fragen gezielt nach Organen<br />
o<strong>der</strong> speziellen Erkrankungsbil<strong>der</strong>n heraus zu suchen. Es ist somit möglich zu<br />
einer speziellen Erkrankung alle vorhandenen Fragen fächerübergreifend zu<br />
bearbeiten, womit dem Studenten lange Suchvorgänge für ein spezielles<br />
Teilgebiet erspart bleiben. Natürlich ist aber ebenfalls die Glie<strong>der</strong>ung nach den<br />
einzelnen klinischen Fächern weiterhin möglich<br />
Prüfungsvorbereitung<br />
Vor allem in Hinblick auf die Examina ist die mediscript CD-ROM nahezu<br />
unverzichtbar. Der Student kann mit ihrer Hilfe die bisherigen Inhaltsschwer-<br />
punkte ermitteln und sich zudem an die Formulierungen <strong>der</strong> Fragen gewöhnen.<br />
Des Weiteren ist die CD-ROM eine gute Möglichkeit um das eigene Wissen zu<br />
überprüfen und sich auf die Prüfungssituation vorzubereiten. Diese Möglichkeit<br />
gilt aber nicht nur für die Staatsexamen son<strong>der</strong>n auch für die Vielzahl an Klau-<br />
suren während <strong>der</strong> einzelnen Semester.<br />
Inhalt<br />
Die 2007 erschienene Version beinhaltet knapp 10.000 Prüfungsfragen und die<br />
dazugehörigen Kommentare. Diese sind wie gewohnt separat abrufbar und er-<br />
läutern die richtige Antwort. Auf <strong>der</strong> CD-ROM finden sich die Originalfragen<br />
aus dem bisherigen 1. Staatsexamen als auch dem 2. Staatsexamen <strong>der</strong> Jahre<br />
2001 bis 2006. Ebenfalls sind auch die Originalabbildungen <strong>der</strong> Bildbeilage<br />
integriert worden um dem Studenten alle Details <strong>der</strong> Fragen vermitteln zu kön-<br />
nen.<br />
Fazit<br />
In Hinblick auf die Examina scheint die mediscript CD-ROM wohl unumgäng-<br />
lich zu sein. Beson<strong>der</strong>s gut gefällt mir die neue Möglichkeit, Fragen auch nach<br />
Symptomen bzw. dem Krankheitsbild an sich auswählen zu können. Abzu-<br />
warten bleibt allerdings, ob diese Glie<strong>der</strong>ung mit dem neuen Hammerexamen<br />
weiterhin so beibehalten werden kann, o<strong>der</strong> ob dann eine neue Struktur ge-<br />
wählt werden muss.<br />
Anke Maser<br />
33<br />
22. Ausgabe 2007
epidauros22.qxd 05.11.2006 11:17 Uhr Seite 34<br />
Allgemeines<br />
Klaus Dörner<br />
Klinische Chemie und Hämatologie<br />
Georg Thieme Verlag,<br />
Stuttgart. 2006.<br />
29,95 €<br />
„Der Dörner“ so wird <strong>der</strong> „Klassiker“<br />
auch unter Studenten genant, <strong>der</strong> nun<br />
in seiner sechsten Auflage erschienen<br />
ist. Auf 545 Seiten und mit über 163<br />
Abbildungen und Diagrammen wer-<br />
den alle relevanten Fakten vermittelt.<br />
Farblich hervorgehobene Merktexte,<br />
sowie Indikation und Referenzwerte<br />
von Laborparametern und ein Refe-<br />
renzregister machen dieses Werk nicht<br />
nur zum Lehrbuch, son<strong>der</strong>n auch zu<br />
einem schnellen Nachschlagewerk.<br />
wissenswertes<br />
22. Ausgabe 2007 34<br />
Klinische Chemie und Hämatologie<br />
Sprache und Glie<strong>der</strong>ung<br />
Die Glie<strong>der</strong>ung teilt sich in einen allgemeinen Teil, in dem die Grundlagen und<br />
wichtigsten Begriffe <strong>der</strong> Klinischen Chemie kurz und dennoch umfassend umris-<br />
sen werden. Beson<strong>der</strong>s hilfreich für das Verständnis ist hierbei ein Kapitel über<br />
die klinisch-chemische Analytik, in <strong>der</strong> einzelne Methoden zur Bestimmung von<br />
Laborwerten erläutert werden. Der interessierte Leser findet weitere spezifische-<br />
re Informationen in durch Schriftverkleinerung hervorgehobenen Textabschnit-<br />
ten. Der speziellere Teil des Buches ist in Stoffwechselgebiete, Organsystemen<br />
und Erkrankungen <strong>der</strong> einzelnen Systeme geglie<strong>der</strong>t. Eine gute Erweiterung bie-<br />
tet sich dem Pharmakologie- und Toxikologie-Interessierten in den Kapiteln<br />
Therapeutisches Drugmonitoring und Klinisch-toxikologische Analytik. Begriffe<br />
und Formeln werden verständlich und klar in ganzen Sätzen umschrieben.<br />
Wichtiges wird in Stichpunkten o<strong>der</strong> Tabellen dargestellt, was zu einer guten<br />
Übersicht führt und das Lernen erleichtert. Abbildungen und Diagramme erhö-<br />
hen die Einprägsamkeit von komplizierten pathophysiologischen und pathobio-<br />
chemischen Zusammenhängen und ergänzen optimal den Text. Lei<strong>der</strong> finden<br />
sich jedoch keine naturgetreuen Abbildungen wie Fotos.<br />
Prüfungsvorbereitung<br />
Dieses Buch umfasst den gesamten Umfangskatalog. Trotz seines Charakters als<br />
schnelles Nachschlagewerk eignet es sich aber durch seine detailgetreue und<br />
komplexe Darstellung nicht zum „Short-Learning“ innerhalb von ein paar Tagen<br />
für eine Klausur. Der „Dörner“ setzt auf einen Gesamtüberblick und nicht auf<br />
lückenhaftes Detailwissen, wie es sich <strong>der</strong> Student gerne oft für Prüfungen aneig-<br />
net. Zeit muss <strong>der</strong> Lesende mitbringen, aber dafür wird er reichlich belohnt, denn<br />
im klinischen Alltag sind nun die Indikationen und auch die Abschätzung <strong>der</strong><br />
Kosten einzelner Analysen mit Leichtigkeit einzuordnen.<br />
Inhalt<br />
Das Lehrbuch umfasst außer <strong>der</strong> klinischen Chemie und Hämatologie die Trans-<br />
fusionsserologie. Praxisnah für den ärztlichen Alltag sind die Angaben <strong>der</strong> Pro-<br />
bengewinnung und <strong>der</strong>en Umgang bis zur Ankunft im Labor. Lei<strong>der</strong> finden sich<br />
kein Fragenkatalog und klinische Falldarstellungen, die einem die Überprüfung<br />
des angeeignten Wissens sehr erleichtern könnten.<br />
Fazit<br />
Ein schönes Standardwerk, das jedem Studenten und Arzt eine ausreichende<br />
Übersicht über ein essentiell wichtiges Diagnsotikum <strong>der</strong> Medizin gibt. Die<br />
Dicke des im Din-A-5 Format erscheinen Buches mag den Studenten am An-<br />
fang wohl erschrecken, doch erkennt <strong>der</strong> Lesende schnell wie hilfreich das<br />
Werk einen Weg durch die gefor<strong>der</strong>te „Evidence Based Medicine“ <strong>der</strong> heutigen<br />
Zeit bahnt. Regina Baukholt
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