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wie sich meine Pupillen beim Anblickder Worte „VB 3000 €“ weiten. Hier gibtes was zu holen und heute ist meinGlückstag.Ein paar Minuten später sitze ich mitden Jungs im Auto, auf dem Weg zumir nach Hause. Wir haben uns auf600 Euro geeinigt und ich mache geradedas Geschäft des Jahres. Wir unterhaltenuns darüber, was ihr Cheffür ein Penner ist und sind ruck zuckin Friedrichshain. Zehn Minuten späterliegen zwei riesige Kartons in meinemWohnzimmer und ich drücke denbeiden Kerlen zwölf knusprige Fuffisin die Hand. Ich wünsche ihnen allesGute und gehe zurück in meine Wohnung,um mal zu googlen, was fürSahneboxen ich mir da ins Haus geholthabe. Das Gefühl der Selbstzufriedenheitdauert exakt so lange, wie einMacBook braucht, um hochzufahren.Schon der erste Sucheintrag machtmir klar: Ich bin nicht Gustav Gans.Ich bin Gerd Geldhai.3. AktDie Paramax LM-48 sind vielleicht200 Euro wert. Und sie sind keine HiFiStudioboxen aus einer kalifornischenLuxus-Manufaktur, sondern das Kernstückdes „White Van Speaker Scams“:Einer Betrugsmasche, die seit Jahrzehntenmit wechselnden Produktenund wechselnden Marken rund umden Globus selbstverliebte Vollidiotenwie mich in die Falle lockt. Das Prinzipist immer dasselbe: Die Hintermännergründen eine Firma und importierenbilligen aber gut aussehenden Elektro-Schrott aus China. Dann schicken sieVertriebsteams los, die in gemietetenLieferwagen durch die Stadt fahren,bis ein Passant anbeißt. Die Kleinanzeigeals schlagendes Verkaufsargumentist fingiert. Sollten sie mal vonder Polizei angehalten werden, habensie einen Gewerbeschein dabei – undbetreiben deshalb juristisch gesehenganz legalen Straßenverkauf.Nun habe auch ich mich in die langeReihe an strunz dummen Opfern eingereihtund bin um 600 Euro ärmer.Was mich stört, ist nicht das Geld. Klarist es ein Haufen Knete, aber letztenEndes werde ich das Geld früher oderspäter wieder reinholen. Was michstört, ist darauf reingefallen zu sein.Ausgerechnet ich. Von allen Leutenich. Ich habe Marketing studiert. Ichhabe jedes Buch zu der Materie gelesen,ich weiß, was neurolinguistischeProgrammierung ist und kenne dieMystery Methode. Ich könnte allesüber Zielgruppen oder Positionierungen,über Wertschöpfungsketten oderKonversionsraten runterbeten. Ichbin halb Gordon Gekko, halb OctaveParango, und ich habe mich abziehenlassen wie eine Oma auf Kaffeefahrt.Nun könnte man sagen, ich war zurfalschen Zeit am falschen Ort. Wäreich in der U-Bahn zusammengeschlagenworden, würde ich nun wohl auchkeine Sinnkrise erleben. Aber wennman selbst der Meinung ist, einenschwarzen Gürtel in Kommunikationzu haben, stellt man sich die existenziellstealler Fragen: Warum?Die Antwort liefert auch hier wiederdie Kommunikationswissenschaft,oder besser gesagt, ihr Fundament,die Neuropsychologie. Es gibt drei sogenannteMotiv- und Emotionssysteme,die das menschliche Verhaltenbestimmen: Die Bedürfnisse nachBalance, Stimulanz und Dominanz.Jeder Mensch hat unterschiedlicheAusprägungen innerhalb dieses Dreiecks,aber je stärker man in eine Richtungausschlägt, desto empfänglicherist man für Angebote, die eben jenesBedürfnis bedienen. In meinem Falleregiert der Dominanz-Gedanke. UndDominanz ist in unserer Gesellschaftimmer öfter synonym mit Geld. DerErfolg dieser beiden Typen mit ihremLieferwagen basiert also nicht aufdem Pech oder der Dummheit andererLeute, sondern auf ihrer Verblendung,auf ihrer Verbissenheit. Diese kurzeGeschichte ist damit keine Warnungvor weißen Lieferwagen, sondern einevor übersteigertem Verlangen. Nichtnur Liebe macht blind. Die Lektion istübertragbar. Auch das Bedürfnis nachGeld, Macht oder Sex, nach Geborgenheit,Abenteuer oder Sicherheit kannein erstklassiges Narkotikum sein undeinen messerscharfen Verstand in einenbutterweichen Keks verwandeln.Die Grenzen sind fließend. Und Demuthat ihren Preis.Text Maximilian SchröderPhoto Richard Kirschsteinstreets61

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