sOBerdOseIn der rauchnuss lIegt dIe KraftAllein die Dosis macht das Gift.überprüft, ob Paracelsus mitdiesem Satz Recht hatte und testetAlltägliches auf unerwartete Eigenschaften.Nennt uns Eure Hausmittelund wir sagen Euch, was sie bringen.miron@ .deMit einem kräftigen Zug in meine Lungen.Ja, ich inhaliere und – es schießtaus mir heraus wie aus dem Eyjafjallajökull.Zumal es sich auch so anhört,als würde ich diesen Namen mitdeutscher Kartoffel neben deutschemAkzent im Mund aussprechen. Trotzdem,ich nehme noch einen Zug. Aberhallo! Im Tabak befindet sich heuteMuskat. Fein gerieben in Muttis alterMuskatreibe und großzügig appliziert.Das Problem dabei: Das Muskatpulverist auf dem frischen Tabak nicht zusehen. Braun hebt sich vor braun einfachnicht ab! Ich nehme an, dass eseine Menge geriebener Muskat ist. Dieversandete Struktur des Tabaks lässtmich das erahnen. Eyjafjalla, Alter.Und wie bei dem Inselberggletscher-Vulkan kommt die Energie von ganztief unten. Es überkommt mich. MeinFreund, mit dem ich das rauche, ziehtsich aus und ich mache es ihm nach.Halbnackt stehen wir in seinem Zimmerund uns wird heiß – innerlichheiß. Wir spüren die Energie, die ungenutztim Raum schwebt. Wir saugensie auf und stehen dadurch vor einemProblem: zuviel Energie.Das Zimmer ist spärlich eingerichtet.In der Mitte ein Tisch, am Rand einigeWohn- und Musik-Accessoires. Wirentscheiden uns für Bewegung undbeginnen um den Tisch zu rennen.Erst joggen wir, dann wird es schneller,zuletzt sprinten wir im Kreis. Wie Beklopptegeht es wieder und wieder umden Tisch herum. Wir jagen hinter einanderher – oder vorneweg. Das Rundemuss um das Eckige. Wir rennenund rennen und rennen – so schnellwir können. Er, ich, er, ich, er, ich…immer weiter. Die Beine scheren aus,die Oberkörper neigen sich in die Kurve.Wir verbrennen uns die Fußkantenam Teppich. Wir sind in höherer Missionum den Tisch unterwegs. HöhereMission. Dieser Tisch. Welche Mission?Irgendeine Mission. Dieser Tisch. Es istuns egal. Hauptsache Mission. HauptsacheTisch. Hauptsache Rennen.Nichts hält uns auf. Der Schweiß läuft,aber niemand wird überrundet. Wirhasten wie die Besenkten. Mittlerweilemachen wir das geschlagene zehn Minuten.Kein Ende in Sicht.Auf einmal ist es doch vorbei. DerSpuk hört auf. Ganz plötzlich, nacheiner knappen Viertelstunde. AußerAtem stehen wir voreinander, verwundertwohin uns dieser Trip geführt hatund würden gerne lachen. Aber wirschnaufen und keuchen, als wäre esder letzte Sprint unseres Leben gewesen.Erst jetzt fällt uns auf, dasswir ziemlich nackt sind. Was war geradelos? Wir ziehen uns schnell wiederan und dabei fällt unser Blick aufdie hässliche, aufgerauchte Tüte imAschenbecher. Das ist also der Muskat-Turn.Der Geist klebt sich an denKörper und der Körper rennt weg.Muskat rauchen empfehle ich allen,die innerhalb von 15 Minuten schnellzu Fuß irgendwo hinkommen müssen.Eine prima Droge für kurze Sprintsund schonungslose Körperaction.Vergesst Espresso und Amphetamine.Muskat kann es besser und vor allemverstrahlt es nicht im Abklang. Viva lanuez moscada!Text Miron Tenenberg18 sOBerdOse
maxImum BIllerBurnDie Oranienstraße liegt wie eineSchlucht vor mir. Ich schaue sie mir an.Es ist früh, knapp sechs Uhr und dasLicht noch verhalten. So auch die Menschen,die zeitig unterwegs sind. Mirfallen die geschlossenen Läden und dasumrahmende Graffiti auf. Es herrschtdie Ruhe bevor es richtig los geht. DerTag beginnt. Ich wohne nicht mehr inMitte, sondern bin nach Kreuzberg gezogen.In diesem Moment wird mir bewusst,dass ich endlich in einer Gegendbin, in der ich nicht immerzu MaximBiller treffe. Ich muss ihn endlich nichtmehr sehen, wenn ich chille, hetze, oderstreite. Endlich nicht mehr, wenn ich imPark liege. Ich muss ihm endlich nichtmehr meine Einkäufe präsentieren.Endlich keine Rauchwolken mehr insGesicht pusten, oder mich an ihm vorbeidrängen,damit ich noch schnell vorder Straßenbahn halsbrecherisch überdie Straße kann. Endlich ist der Spukvorbei.Ich habe mich schon persönlich, vorFremden, als Maxim Biller vorgestellt.Als Antwort erhielt ich meistens nurverwirrte Blicke. Zu guter Letzt habeich auch nicht mehr das Stadtmagazinabonniert, in dem er eine Kolumneschreibt. So erspare ich mir Maxim BillersGesicht und seine geistigen Auswüchseauf der Toilette sehen zu müssen.Endlich nicht mehr. Erstens leseich überhaupt nicht mehr auf der Toilette.Zweitens hat er immer nur blödesZeugs geschrieben. Bücher von ihm besitzeich erst recht nicht. Das erste undletzte, dass mir vor ein paar Monaten indie Hand kam, fischte ich aus dem Papiermüll.Ich legte es dort auch wiederzurück. Sonst grinst er mir noch ununterbrochenmeine neue Wohnung voll.Das würde ich nicht aushalten.Text Miron TenenbergrePOrt19