Go for Gold Mentales Training im Bogensport - Mentales Training im ...
Go for Gold Mentales Training im Bogensport - Mentales Training im ...
Go for Gold Mentales Training im Bogensport - Mentales Training im ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Mentales</strong> <strong>Training</strong> <strong>im</strong> <strong>Bogensport</strong>
<strong>Mentales</strong> <strong>Training</strong> <strong>im</strong> <strong>Bogensport</strong><br />
Hans J. Schellbach<br />
<strong>Go</strong> For <strong>Go</strong>ld<br />
<strong>Mentales</strong> <strong>Training</strong> <strong>im</strong> <strong>Bogensport</strong><br />
E-Books für Adobe pdf mit Audiodateien<br />
E-Book für Adobe pdf mit Audiodateien auf CD-Extra (ROM)<br />
Copyright 2006 by Hans J. Schellbach
<strong>Mentales</strong> <strong>Training</strong> <strong>im</strong> <strong>Bogensport</strong><br />
Hans J. Schellbach<br />
<strong>Go</strong> <strong>for</strong> <strong>Go</strong>ld<br />
<strong>Mentales</strong> <strong>Training</strong> <strong>im</strong> <strong>Bogensport</strong><br />
Grundlagen, Anwendung<br />
und tägliche Praxis
<strong>Mentales</strong> <strong>Training</strong> <strong>im</strong> <strong>Bogensport</strong><br />
"Nahezu alle Trainer und Athleten st<strong>im</strong>men darin überein, dass mindestens<br />
50% eines guten Ablaufs geistiger Natur sind. Sind Sie jedoch<br />
wie die meisten Sportler, so wenden Sie kaum 5% Ihrer gesamten<br />
<strong>Training</strong>szeit dafür auf, um Ihre mentalen Fähigkeiten zu kultivieren.<br />
Die nahe liegende Frage ist wieso?"<br />
"Wie bei einem Computer erhalten wir <strong>im</strong>mer das zurück, was wir einprogrammieren.<br />
Unsere Denkmuster und Selbstgespräche stellen<br />
wichtige Input-Quellen dar. Entweder programmieren Sie sich für den<br />
Erfolg oder Sie programmieren sich für den Misserfolg. Machen Sie<br />
sich nichts vor, indem Sie glauben, dass Ihre negative Haltung harmlos<br />
ist. Was in Ihrem Kopf vorgeht, das spiegelt Ihr Körper wieder. Eine<br />
erfolgreiche Steuerung Ihrer idealen Leistungsverfassung und die Fähigkeit,<br />
ein guter Wettkämpfer zu werden, machen es er<strong>for</strong>derlich,<br />
dass Sie Ihre negative Grundeinstellung unter Kontrolle bekommen.<br />
(Dr. James E. Loehr, Chairman and CEO of LGE Per<strong>for</strong>mance System<br />
Inc., Orlando, USA)<br />
4
<strong>Mentales</strong> <strong>Training</strong> <strong>im</strong> <strong>Bogensport</strong><br />
Hans J. Schellbach, Jahrgang 1945, war<br />
seit 1975 Mitglied des <strong>Bogensport</strong>clubs<br />
Rastatt/Baden-Baden, 1979 Betreuer bei<br />
der Bogen WM in Berlin, dann von 1993 bis<br />
2003 bei den Lee County Archers (FAA) in<br />
Fort Myers/Florida, Mitglied <strong>im</strong> Lochmore<br />
Country Club und Team-Sponsor der<br />
“Indians“ und der “Yankees“ in der Hancock<br />
American Little League. Er hat zwei<br />
Kinder, Sabrina und Alexander. Alexander<br />
war viermal Florida State Champion in der<br />
FAA und Member der Hancock American<br />
Little League.<br />
1975 stieg das Schellbach-Institut unter<br />
Hans J. Schellbachs Leitung in das mentale<br />
<strong>Training</strong> ein. Die ersten großen Erfolge waren<br />
der Olympiasieg 1976 durch Karl<br />
Schnabl und dann 1980 der Olympiasieg<br />
von Toni Innauer <strong>im</strong> Skispringen.<br />
Angestoßen durch diese Erfolge wurde seit<br />
dieser Zeit das Schellbach-Mental-<strong>Training</strong> von vielen internationalen Teams und<br />
Athleten, aber auch von großen Unternehmen international erfolgreich eingesetzt.<br />
Unter den vielen Teilnehmern<br />
waren unter anderem Sportler<br />
und Mannschaften aus folgenden<br />
Disziplinen: Badminton,<br />
Baseball, Basketball, Bogenschießen,<br />
Biathlon, Bob, Eishockey,<br />
Fußball, Judo, Tennis,<br />
<strong>Go</strong>lf, Schw<strong>im</strong>men, Ski Alpin<br />
und Nordisch, Wasserski. Trainiert<br />
wurden Nationalmannschaften<br />
aus Deutschland, Österreich,<br />
der Schweiz und Spanien.<br />
Zu dem Thema "Mentale Techniken" hat Hans J. Schellbach Vorträge, Schulungen<br />
und Seminare in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Spanien, den USA und Kanada<br />
durchgeführt.<br />
Durch seinen langjährigen Aufenthalt in den USA hat er seine Erfahrung mit aktuellem<br />
Wissen und den erfolgreichsten amerikanischen <strong>Training</strong>smethoden anreichern<br />
können.<br />
5
<strong>Mentales</strong> <strong>Training</strong> <strong>im</strong> <strong>Bogensport</strong><br />
Über den Inhalt und wie Sie damit umgehen können<br />
Liebe Freunde des <strong>Bogensport</strong>s,<br />
Sie haben dieses <strong>Training</strong>sprogramm über das Internet heruntergeladen oder es auf<br />
einer CD-Extra bezogen.<br />
Der gesamte Text dieses Programms (für die Download- und CD-Extra Version) ist<br />
für den Adobe Reader 7.0 ausgelegt, mit dem Sie das Programm lesen und bearbeiten<br />
können. Aber dieses Programm besteht nicht nur aus einem geschriebenen Text<br />
sondern beinhaltet auch verschiedene Hörbeispiele und Übungen (Audio-Dateien)<br />
zum Thema Entspannung, Motivation und Selbstbeeinflussung.<br />
Wenn Sie das komplette Programm über das Internet bezogen haben, brauchen Sie<br />
nur an den betreffenden Stellen <strong>im</strong> Text auf den Link zu klicken und Sie können dann<br />
das entsprechende Audio-Beispiel als mp3 Datei auf Ihren Computer laden.<br />
Wegen der „Download-Zeit“ sind die Audiobeispiele und die verschieden Übungen<br />
leider nur in diesem Format verfügbar. Aber die meisten Brennprogramme können<br />
die mp3 Formate leicht in das übliche CD Format umwandeln.<br />
Den aktuellen Adobe Reader 7 können Sie kostenlos über den folgenden Link laden:<br />
www.adobe.com/de/products/acrobat/readstep2.html<br />
Die CD-Extra ist so aufgebaut, dass die Hörbeispiele und Übungen CD Qualität haben<br />
und mit jedem handelsüblichen CD-Player abspielbar sind. Den Text <strong>im</strong> pdf Format<br />
können Sie mit Ihrem Computer lesen, bearbeiten und natürlich auch von da<br />
wieder die Beispiele abspielen. Bei der CD-Extra ist der aktuelle Adobe Reader mit<br />
auf der CD enthalten.<br />
Die verschiedenen Übungen sind in wichtigen Bereichen ein „Denkanstoß“, da sie<br />
natürlich von mir sehr allgemein gehalten wurden. Ich stehe Ihnen aber bei einer persönlichen<br />
Analyse und der Entwicklung von eigenen, problembezogenen Programmen<br />
jederzeit zur Verfügung.<br />
6
<strong>Mentales</strong> <strong>Training</strong> <strong>im</strong> <strong>Bogensport</strong><br />
Audiobeispiele und Übungen<br />
Diese Beispiele und Übungen können Sie in der Download-Version als mp3 Datei<br />
so<strong>for</strong>t herunterladen und speichern. Die Übungen haben in der Download-Version<br />
jeweils ein Spieldauer von ca. 2-3 Minuten.<br />
Bei der CD-Extra sind die Übungen in CD Qualität und mit jedem handelsüblichen<br />
CD-Spieler abspielbar. Die Übungen haben in der CD-Extra-Version jeweils ein<br />
Spieldauer von ca. 6-7 Minuten.<br />
Wenn Sie <strong>im</strong> Handbuch an eine Stelle kommen, an der dieser Lautsprecher<br />
abgebildet ist, können Sie durch anklicken des entsprechenden<br />
Titels die Audio-Datei auch mit Ihrem Windows Media Player so<strong>for</strong>t<br />
abspielen.<br />
Hintergrund-Beispiele:<br />
Beispiel 1: Am Strand, mp3: ca. 1,5 Mb download - CD-Extra: (Track 1)<br />
Beispiel 2: Impressionen, tiefe Entspannung, mp3 - CD-Extra: (Track 2)<br />
Beispiel 3: Impressionen, aktivierend, mp3 - CD-Extra: (Track 3)<br />
Beispiel 4: El. Klavier Impressionen, entspannend, mp3 - CD-Extra: (Track 4)<br />
Übungen, auch zum so<strong>for</strong>tigen Einsatz:<br />
1. „Ich bin ganz ruhig“; mp3: ca. 3-4 Mb download - CD-Extra: (Track 5)<br />
2. Stärkung der Konzentrationsfähigkeit; mp3 - CD-Extra: (Track 6)<br />
3. Wettkampfvorbereitung, „Ich kann es!“; mp3 - CD-Extra: (Track 7)<br />
4. Stärkung des Selbstvertrauens und der inneren Sicherheit,<br />
„Ich erreiche mein Ziel“; mp3 - CD-Extra: (Track 8)<br />
5. Selbstvertrauen statt <strong>Go</strong>ldfieber; mp3 - CD-Extra: (Track 9)<br />
Danksagung<br />
An dieser Stelle möchte ich mich besonders bei unserem NDSB Trainer Christoph<br />
Theune-Kreuziger, bei Frank R. Wölffel für die Fotos und bei alle Mitgliedern der<br />
Bogensparte des TSV Mildstedt für die Unterstützung zu diesem Handbuch bedanken.<br />
7
<strong>Mentales</strong> <strong>Training</strong> <strong>im</strong> <strong>Bogensport</strong><br />
8
Inhaltsübersicht<br />
Inhaltsübersicht<br />
7 Über den Inhalt und wie Sie damit umgehen können<br />
9 Audiobeispiele und Übungen<br />
Hintergrund-Beispiele:<br />
Beispiel 1: Am Strand<br />
(mp3: ca. 1,5 Mb download - CD-Extra:Track 1)<br />
Beispiel 2: Impressionen, tiefe Entspannung<br />
(mp3 - CD-Extra:Track 2)<br />
Beispiel 3: Impressionen, aktivierend<br />
(mp3 - CD-Extra:Track 3)<br />
Beispiel 4: El. Klavier Impressionen, entspannend<br />
(mp3 - CD-Extra: Track 4)<br />
9 Übungen, auch zum so<strong>for</strong>tigen Einsatz:<br />
1. „Ich bin ganz ruhig“<br />
(mp3: ca. 3 Mb download - CD-Extra: Track 5)<br />
2. Stärkung der Konzentrationsfähigkeit<br />
(mp3 - CD-Extra: Track 6)<br />
3. Wettkampfvorbereitung, „Ich kann es!“<br />
(mp3 - CD-Extra: Track 7)<br />
4. Stärkung des Selbstvertrauens und der inneren Sicherheit,<br />
„Ich erreiche mein Ziel“<br />
(mp3 - CD-Extra: Track 8)<br />
5. Selbstvertrauen statt <strong>Go</strong>ldfieber<br />
(mp3 - CD-Extra: Track 9)<br />
Danksagung<br />
13 Unser „alltägliches“ Mental-<strong>Training</strong><br />
15 I. <strong>Mentales</strong> <strong>Training</strong> <strong>im</strong> <strong>Bogensport</strong><br />
16 Was ist mentales <strong>Training</strong>?<br />
Lernen<br />
Präzisieren<br />
Stabilisieren<br />
18 <strong>Mentales</strong> <strong>Training</strong> – nur eine Modeerscheinung?<br />
18 Schon in den 70er Jahren<br />
18 Lee Evans<br />
19 Aljechin-Capablanca<br />
19 Björn Borg<br />
19 Jack Niclaus<br />
19 Toni Innauer<br />
19 Bernie Pellerite<br />
20 Jürgen Klinsmann<br />
20 Schlussfolgerung<br />
9
Inhaltsübersicht<br />
23 II. Lösen Sie Ihre Leistungsbremse!<br />
24 „Psychological Developments“ bei US-Bogenteams<br />
24 Wie Gedanken wirken<br />
25 Der Schein trügt: Scheinbehandlungen helfen wirklich heilen<br />
25 Schon "Placebo-Alkohol" beeinflusst das Gedächtnis<br />
25 Placebo-Effekt sichtbar gemacht<br />
26 Versuche zum Beweis der Gedankenkräfte<br />
27 Schlussfolgerung und Maßnahmen<br />
29 III. Motivation - die Frage nach Ihren Zielen!<br />
30 Sind Sie bereit für ein mentales <strong>Training</strong>?<br />
30 Die Persönlichkeit ist wichtig<br />
32 Konzentration und Ziele<br />
32 Schlussfolgerung und Maßnahmen<br />
35 IV. Innere Ruhe, ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg!<br />
36 Entspannen – Anspannen – Entspannen<br />
36 Eine opt<strong>im</strong>ale Leistungsbereitschaft<br />
37 Durch Konditionierung ruhig werden<br />
38 Richtig atmen – eine wichtige Vorraussetzung<br />
39 Übung: Bewusst atmen<br />
39 So konditionieren Sie sich<br />
41 Bilder und Töne = Sprache des Unterbewusstseins<br />
41 Rhythmus und Herzschlag<br />
42 Hintergrund-Beispiele:<br />
Beispiel 1: Am Strand<br />
(mp3: ca. 1,5 Mb download - CD-Extra:Track 1)<br />
Beispiel 2: Impressionen, tiefe Entspannung<br />
(mp3 - CD-Extra:Track 2)<br />
Beispiel 3: Impressionen, aktivierend<br />
(mp3 - CD-Extra:Track 3)<br />
Beispiel 4: El. Klavier Impressionen, entspannend<br />
(mp3 - CD-Extra: Track 4)<br />
43 Übung: Ruhe konditionieren<br />
43 Ablauf der Übung – 1. Stufe: Im Sessel einüben<br />
44 Ablauf der Übung – 2. Stufe: mit Gerät<br />
44 Schlussfolgerung und Maßnahmen<br />
47 Teil V: Die Bedeutung Ihrer Erwartung<br />
48 Die „Self-Full-filling-Prophecy“, die sich selbst erfüllenden Erwartungen<br />
49 Das Ziel sehen: In Gedanken am Ziel sein!<br />
50 Warum zuerst das „gewünschte Ergebnis“ vorstellen?<br />
52 Schlussfolgerung und Maßnahmen<br />
10
Inhaltsübersicht<br />
55 VI. Programmieren sie ihren „inneren“ Computer<br />
56 Ihre „Inneren Programme“<br />
57 Wiederholung<br />
57 Was beachte ich - wenn?<br />
58 Beispiele: Was beachte ich - wenn?<br />
59 Arbeitsblatt: Was beachte ich - wenn?<br />
60 Wie IST es? - Wie SOLL es sein?<br />
60 Nur Wiederholung bringt den Erfolg!<br />
61 Beispiele: Wie IST es? - Wie SOLL es sein?<br />
62 Arbeitsblatt: Wie IST es? - Wie SOLL es sein?<br />
63 Ihre „Erfolgs-CD“<br />
64 Unterschwellige (subl<strong>im</strong>inale) Botschaften<br />
65 Übungen, auch zum so<strong>for</strong>tigen Einsatz:<br />
1. „Ich bin ganz ruhig“<br />
(mp3: ca. 3 Mb download - CD-Extra: Track 5)<br />
2. Stärkung der Konzentrationsfähigkeit<br />
(mp3 - CD-Extra: Track 6)<br />
3. Wettkampfvorbereitung, „Ich kann es!“<br />
(mp3 - CD-Extra: Track 7)<br />
4. Stärkung des Selbstvertrauens und der inneren Sicherheit,<br />
„Ich erreiche mein Ziel“<br />
(mp3 - CD-Extra: Track 8)<br />
65 Schlussfolgerung und Maßnahmen<br />
Übungstexte:<br />
66 1. „Ich bin ganz ruhig“ (Track 5)<br />
67 2. Stärkung der Konzentrationsfähigkeit (Track 6)<br />
68 3. Wettkampfvorbereitung, „Ich kann es!“ (Track 7)<br />
69 4. Stärkung des Selbstvertrauens und der inneren Sicherheit,<br />
„Ich erreiche mein Ziel“ (Track 8)<br />
70 5. Selbstvertrauen statt <strong>Go</strong>ldfieber (Track 9)<br />
71 Teil VII. Steigern Sie ihre Leistung durch Ihr „inneres Kino“<br />
72 Der perfekte Bewegungsablauf<br />
73 Der Carpenter Effekt<br />
73 Ich oder?<br />
74 Be<strong>im</strong> Treffer beginnen<br />
75 Schlussfolgerung und Maßnahmen<br />
11
Inhaltsübersicht<br />
77 Teil VIII. <strong>Go</strong>ldfieber und das Wissen, was alles passieren kann<br />
78 Warum nur ICH?<br />
79 Nicht gegen das <strong>Go</strong>ldfieber kämpfen!<br />
79 Wie zeigt sich <strong>Go</strong>ldfieber?<br />
79 Was sind die Ursachen?<br />
80 Wodurch kann <strong>Go</strong>ldfieber entstehen?<br />
80 Kein Nachhalten nach dem Abschuss<br />
81 Zu viel oder nur Schießen auf Auflagen<br />
82 Wo liegen die eigentlichen Ursachen?<br />
83 Unterstützung durch Ihre Gedanken!<br />
83 Arbeiten Sie ab so<strong>for</strong>t mit positiven Vorstellungen!<br />
84 Übungen, auch zum so<strong>for</strong>tigen Einsatz:<br />
5. Selbstvertrauen statt <strong>Go</strong>ldfieber<br />
(mp3 - CD-Extra: Track 9)<br />
87 Teil IX. Die Angst vor ...? Oder: Überwinden Sie das Tief!<br />
89 Nicht der Bogen entscheidet!<br />
89 Der perfekte Stil?<br />
90 Konzentration und innere Ruhe<br />
90 Belastende Gedanken und die Angst vor dem „entscheidenden“<br />
Pfeil<br />
91 Selbstmotivation einsetzten<br />
92 Übungen, auch zum so<strong>for</strong>tigen Einsatz<br />
92 Setzen Sie ALLES für Ihren Erfolg ein!<br />
93 Warum es so wichtig ist, an den Erfolg zu denken und nicht an den<br />
Misserfolg!<br />
95 Weiterführende Gedanken und Hilfen<br />
97 Seminarankündigung: „Im Kopf fällt die Entscheidung“ <strong>Mentales</strong><br />
<strong>Training</strong> <strong>im</strong> Leistungssport.<br />
12
Unser „alltägliches“ Mental-<strong>Training</strong><br />
Unser „alltägliches“ Mental-<strong>Training</strong><br />
„Gedanken, die unser Gefühl beherrschen, lenken und leiten uns,<br />
lassen uns siegen oder untergehen.“<br />
(Oscar Schellbach)<br />
13
Unser „alltägliches“ Mental-<strong>Training</strong><br />
ir alle betreiben täglich eine Art mentales <strong>Training</strong>. Manchmal ganz bewusst,<br />
W aber in den meisten Fällen völlig unbewusst. Wir machen nur <strong>im</strong>mer wieder<br />
den Fehler, dass wir bei dem Begriff „mentales <strong>Training</strong>“ nur an den Spitzensport<br />
denken.<br />
Aber was ist mit all den Fähigkeiten, die wir <strong>im</strong> Laufe unseres Lebens schon<br />
erlernt haben. Ganz egal ob es da um das 1x1, um Fahrrad fahren, Auto fahren<br />
... ging. Auch hier haben wir best<strong>im</strong>mte mentale Techniken eingesetzt – so<br />
lange, bis diese Fähigkeiten automatisch abliefen.<br />
Denken Sie be<strong>im</strong> Autofahren noch daran, zu kuppeln, wenn Sie in den nächsten<br />
Gang schalten wollen? Natürlich nicht oder nicht mehr. Aber um so weit zu kommen,<br />
haben Sie auch ganz best<strong>im</strong>mte mentale Techniken eingesetzt!<br />
Denken Sie nur an die Werbung, an die TV-Spots von best<strong>im</strong>mten Produkten. Heute<br />
weiß doch schon Ihr Sohn oder Ihre Tochter bei den ersten Tönen, um was für ein<br />
Produkt es sich da handelt. Haben die das etwa gelernt?<br />
Sicher nicht, es läuft so “nebenbei“ in das Unterbewusstsein hinein. Denn wenn das<br />
nicht so funktionieren würde, dann wären die vielen Millionen, die die Firmen für diese<br />
Produktwerbung ausgeben, in den Sand gesetzt! Auch hier haben wir wieder ein<br />
Beispiel für den Einsatz best<strong>im</strong>mter mentaler Techniken.<br />
Denken Sie daran, wie Ihnen schon bei dem Gedanken an eine unangenehme Situation<br />
die Hände feucht werden können. Oder an Freitag, den 13ten, an die vielen<br />
Menschen, die an diesem Tag am liebsten zu Hause bleiben würden!<br />
Das sind nur ein paar Beispiele, aber sie zeigen schon jetzt, dass mentale<br />
Techniken in allen Bereichen unseres Lebens eingesetzt werden und wirken.<br />
Wir werden uns mit einigen dieser Bereich noch intensiver beschäftigen, aber Sie<br />
sollten sich schon jetzt bewusst werden, dass Gedanken eine ungeheure Kraft haben<br />
und sehr oft über Ihren persönlichen Erfolg oder Misserfolg best<strong>im</strong>men.<br />
Wer so wie ich, mit Begeisterung den den Berichten der Winterolympiade und<br />
jetzt der Fußball WM in unserem Land gefolgt ist, der konnte <strong>im</strong>mer wieder das<br />
Wort “MENTALE STÄRKE“ hören, ganz gleich, ob es da um Gewinner oder<br />
Verlierer ging.<br />
Hier ging es zwar nicht um den <strong>Bogensport</strong>, auch wenn Jürgen Klinsmann eine<br />
Bogen-<strong>Training</strong>seinheit mit in seine Vorbereitung integriert hat, aber wo ist eigentlich<br />
der Unterschied zu unserem Sport? Auch wir wollen doch möglichst<br />
erfolgreich sein. Auch bei uns ist es wichtig, dass uns Ängste und Hemmungen<br />
nicht am Erreichen unserer Ziele hindern. Wir mögen diesen mentalen<br />
Machtfaktoren in uns noch so ungläubig gegenüberstehen, sie entscheiden<br />
letztlich, wie be<strong>im</strong> Elfmeter-Schießen, ob wir auf der Gewinner- oder Verliererseite<br />
stehen.<br />
Unser Gehirn bietet ein schier unerschöpfliches Potenzial – auch wenn wir es<br />
nur zu einem kleinen Teil wirklich richtig ausnutzen.<br />
Es ist eine Kraft, die uns in jedem Bereich unseres Lebens die entscheidende<br />
Hilfe sein kann - aber nur dann, wenn wir sie richtig einsetzen! Es lohnt sich<br />
also, sich intensiv mit mentalen Techniken zu beschäftigen.<br />
14
I. <strong>Mentales</strong> <strong>Training</strong> <strong>im</strong> <strong>Bogensport</strong><br />
I. <strong>Mentales</strong> <strong>Training</strong> <strong>im</strong> <strong>Bogensport</strong><br />
<strong>Mentales</strong> <strong>Training</strong> ist ein außerordentlich wichtiges und nützliches<br />
Verfahren zur Lenkung der Bewusstseinsvorgänge, besonders der<br />
geistigen (= mentalen): also Gedanken, Erinnerungen, Vorstellungen<br />
und Fantasien.<br />
Seriöse und psychologisch fundierte Bücher zu diesem Thema sind<br />
deshalb von so großer praktischer, psychohygienischer,<br />
prophylaktischer und therapeutischer Bedeutung,<br />
weil „<strong>Mentales</strong> <strong>Training</strong>“ in der Erziehung, Schule, Bildung,<br />
Ausbildung, dem Arbeitsleben, in den Medien, in Familie und Freizeit<br />
so gut wie keine Vorbilder und Vorlagen hat,<br />
so dass die Praxis des „Mentalen <strong>Training</strong>s“ auf den ersten Blick und<br />
unvertraut ist und nicht selten auch fremd anmutet.<br />
Besonders wichtig ist daher, dass man akzeptiert: das Lernen<br />
braucht Zeit und Übung.<br />
(Prof. Dr. phil. Sven Tönnies)<br />
15
I. <strong>Mentales</strong> <strong>Training</strong> <strong>im</strong> <strong>Bogensport</strong><br />
enn es um 100stel Sekunden, Zent<strong>im</strong>eter und Mill<strong>im</strong>eter geht, so, wie es heu-<br />
W te <strong>im</strong> Leistungssport an der Tagesordnung ist, greifen Trainer und Athleten zu<br />
den "möglichsten und unmöglichsten" Hilfsmitteln, zu zugelassenen Hilfen und zu<br />
solchen, die, falls erkannt, zur so<strong>for</strong>tigen Disqualifizierung und zu jahrelangen Sperren<br />
führen.<br />
Es sind unzählige Dinge, die über Sieg oder Niederlage best<strong>im</strong>men, aber ein<br />
wesentlicher Faktor ist der mentale Bereich.<br />
Gerade in unserer Sportart, dem Bogenschießen, spielt dieser Bereich, unser<br />
“innerer Schütze“ eine ganz entscheidende Rolle. Wenn wir erfolgreich sein<br />
wollen, dann müssen wir einen „perfekten“ Bewegungsablauf über Stunden<br />
wiederholen und das unter allen Wettkampfsituationen, unter Stress und Leistungsdruck.<br />
Alles muss automatisch ablaufen, kein Nachdenken, kein Grübeln,<br />
kein Zweifeln, kein bewusstes Handeln. Alles automatisiert, perfekt automatisiert.<br />
Unmöglich für uns? Nein, denn das es möglich ist, zeigen nicht nur die fantastischen<br />
Leistungen vieler Schützen, sondern auch wir in unserem alltäglichen Leben.<br />
Denken Sie vielleicht darüber nach, welche Muskeln und Sehen Sie be<strong>im</strong> Laufen bewegen<br />
müssen? Schauen Sie sich ein kleines Kind an, das gerade laufen lernt. Es<br />
steht unsicher auf, geht ein paar wacklige Schritte und setzt sich wieder hin ... Und<br />
dann wird das <strong>im</strong>mer wiederholt, bis, ja so lange, bis es laufen kann – und heute<br />
denkt es nicht mehr darüber nach.<br />
Sie können diesen Ablauf auf jeden Bereich des Lebens und des Lernens übertragen,<br />
ganz egal, ob es um Rad fahren, Auto fahren, das kleine Ein x Eins oder auch<br />
um das Bogenschießen geht. Ist es erst einmal richtig automatisiert, ist unser<br />
“innerer Computer“ der alle Bewegungsabläufe steuert, richtig programmiert, läuft<br />
das Programm auch perfekt ab.<br />
Wir beherrschen etwas dann, wenn es automatisiert aus unserem Unterbewusstsein<br />
heraus abläuft. Nur leider ist es eben so, dass die Wenigsten von<br />
uns hunderte von Pfeilen täglich schießen können, um den perfekten Bewegungsablauf<br />
<strong>im</strong> Unterbewusstsein zu verankern. Wir haben nicht die Zeit oder<br />
auch nicht die Möglichkeiten dazu, wir müssen schließlich noch arbeiten, um<br />
uns diesem Sport hingeben zu können.<br />
Mit dieser Erkenntnis haben wir den Bogen zu unserem Thema gespannt. <strong>Mentales</strong><br />
<strong>Training</strong> hilft uns, best<strong>im</strong>mte Vorgänge, Aktionen und Bewegungsabläufe leichter <strong>im</strong><br />
Unterbewusstsein zu verankern, so dass sie, wenn sie aufgerufen oder ge<strong>for</strong>dert<br />
werden, völlig automatisch, also ohne das Zutun unseres Oberbewusstseins ablaufen.<br />
Die gleichen automatischen Abläufe in uns treten natürlich auch dann auf, wenn<br />
es um Fehler, Ängste oder um falsche Bewegungsabläufe geht. Ein fehlerhaftes Lösen,<br />
ein instabiler Bogenarm ist genauso in unserem Unterbewusstsein verankert,<br />
einprogrammiert wie die <strong>im</strong>mer wieder auftretende Angst vor einem Versagen bei<br />
einem wichtigen Wettkampf.<br />
Auch das läuft nicht bewusst ab, sondern wird aus unserem Unterbewusstsein gesteuert<br />
und oft ist es schwer, für viele fast unmöglich, diese Abläufe zu verhindern.<br />
Versuchen wir es in so einer Situation mit Gewalt, also durch den Einsatz unserer<br />
Willenskraft, versagen wir noch mehr.<br />
Was ist mentales <strong>Training</strong>?<br />
Zuerst sollten wir uns mit dem beschäftigen, was mentales <strong>Training</strong> (mental= gedanklich,<br />
geistig, psychisch) eigentlich heute bedeutet und in welchen Bereichen dieses<br />
<strong>Training</strong> einsetzbar ist.<br />
16
I. <strong>Mentales</strong> <strong>Training</strong> <strong>im</strong> <strong>Bogensport</strong><br />
<strong>Mentales</strong> <strong>Training</strong> hat seinen Ursprung in der Sportpsychologie und bezeichnet dort<br />
eine nicht-körperliche <strong>Training</strong>smethode zur Leistungsverbesserung von Athleten.<br />
Man versteht darunter ein „planmäßig wiederholtes, intensives Vorstellen oder Wahrnehmen<br />
von einzuübenden Bewegungsabläufen, ohne diese dabei jedoch praktisch<br />
auszuführen“.<br />
Das mentale <strong>Training</strong> basiert auf dem so genannten ideomotorischen Gesetz und<br />
wird deshalb auch in dieser ursprünglichen Definition als ideomotorisches <strong>Training</strong><br />
bezeichnet. Der englische Physiologe William H. Carpenter (Carpentereffekt) fand<br />
1873 die Gesetzmäßigkeit, dass die Wahrnehmung oder Vorstellung von Bewegungen<br />
zu nachweisbaren muskulären Reaktionen und Bewegungs<strong>im</strong>pulsen führt, wodurch<br />
diese unwillkürlich, ansatz- oder teilweise ausgeführt werden.<br />
Bereits Cheuvreville (1854) und Faradey (1858) stellten fest, dass die intensive Vorstellung<br />
einer Bewegung die Tendenz zu ihrer Ausführung hervorruft. Insbesondere<br />
war es Jacobson 1934, der nachwies, dass bei der Vorstellung einer Bewegung eine<br />
schwache Kontraktion der Muskeln erfolgt.<br />
Als Folge des mentalen <strong>Training</strong>s entstanden in den achtziger Jahren die Visualisierungstechniken.<br />
Diese traten durch ein <strong>im</strong>mer deutlicher in Erscheinung tretendes<br />
neues Körperbewusstsein auf. Visualisierungstechniken sollen erreichen, emotionale<br />
Störungsgrößen, Hemmungen, Ängste etc. zu vermeiden, auszuschalten oder zu<br />
mindern.<br />
Nach den bisherigen Erkenntnissen von Prof. Dr. Sigurd Baumann lassen sich folgende<br />
Ziele, Anwendungsfelder und Kriterien des mentalen <strong>Training</strong>s aufzeichnen:<br />
Lernen<br />
· Durch mentales <strong>Training</strong> können Lernprozesse sportlicher Bewegungen wesentlich<br />
beschleunigt werden. Am wirksamsten hat sich dabei die Kombination<br />
von praktischem und mentalem <strong>Training</strong> erwiesen.<br />
Präzisieren<br />
· Bereits in der Grob<strong>for</strong>m erlernte Bewegungen erfahren durch mentales <strong>Training</strong><br />
eine beschleunigte Fein<strong>for</strong>mung. Das mentale <strong>Training</strong> bietet die Möglichkeit,<br />
Bewegungen in präziser Art wiederholt zu durchdenken und zu erleben.<br />
Schwachstellen, Fehlerquellen oder Abweichungen können mental sowohl<br />
auf visueller als auch auf kinästhetischer Ebene verbessert werden,<br />
wodurch günstige Programmbedingungen für die aktive Ausführung geschaffen<br />
werden.<br />
Stabilisieren<br />
<strong>Mentales</strong> <strong>Training</strong> erlaubt die Festigung bzw. Stabilisierung und die längerfristige Bewahrung<br />
von Bewegungen. Die stabilisierende und bewahrende Funktion des mentalen<br />
<strong>Training</strong>s kann auf spezifischen Anwendungsfeldern genutzt werden:<br />
· Sportler, die durch Krankheit und Verletzung vom aktiven <strong>Training</strong> abgehalten<br />
werden, finden <strong>im</strong> mentalen <strong>Training</strong> ein wirksames Mittel, Bewegungsmuster<br />
oder Technikpläne <strong>im</strong>mer wieder zu aktualisieren, sie bereitzustellen<br />
und somit die Pause ohne Qualitätsverlust zu bewältigen. Geichzeitig<br />
wird ein hohes Niveau der Motivation bewahrt, wodurch ebenfalls positive<br />
Wirkungen auf die spätere Wiederaufnahme des <strong>Training</strong>s zu erwarten sind.<br />
· Bei Sportarten mit hoher körperlicher Belastung ist eine Intensivierung des<br />
<strong>Training</strong>s durch mentales <strong>Training</strong> möglich. Zehnkämpfer, Stabhochspringer<br />
oder Eiskunstläufer können in den Erholungsphasen durch mentale Übungen<br />
eine wesentlich effektivere <strong>Training</strong>swirkung erzielen.<br />
17
I. <strong>Mentales</strong> <strong>Training</strong> <strong>im</strong> <strong>Bogensport</strong><br />
· Bei Sportarten, die aus organischen oder organisatorischen Gründen nur eine<br />
begrenzte Anzahl von praktischen Ausführungen erlauben, beispielsweise<br />
Abfahrtslauf, Turmspringen oder Skispringen, bietet das mentale <strong>Training</strong><br />
eine bedeutende Ergänzung und Vertiefung des aktiven <strong>Training</strong>s.<br />
· <strong>Mentales</strong> <strong>Training</strong> verleiht sowohl dem aktiv Trainierenden als auch dem<br />
durch Krankheit oder Verletzung pausierenden Sportler innere Sicherheit<br />
und Selbstvertrauen. Das Erlebnis, die ge<strong>for</strong>derte Aufgabe zumindest mental<br />
zu beherrschen, steigert die positive Leistungseinstellung und gibt dem<br />
Sportler auch <strong>im</strong> Falle des Misserfolgs das Gefühl, sein Bestes gegeben zu<br />
haben.<br />
· Ängste und Hemmungen bei der Ausführung best<strong>im</strong>mter Bewegungen können<br />
durch mentales <strong>Training</strong> erfolgreich bekämpft werden. Das erfolgreiche,<br />
angstfreie "Durchspielen" z.B. eines Hochsprungs, ohne die Latte zu berühren,<br />
vermindert Höhenangst und Sprunghemmungen.<br />
· <strong>Mentales</strong> <strong>Training</strong> führt zu einer verbesserten konzentrativen Einst<strong>im</strong>mung<br />
auf den Wettkampf. (Prof. Dr. Sigurd Baumann, Psychologie <strong>im</strong> Sport)<br />
Bevor wir jetzt in die Praxis einsteigen, noch einige Beispiele, die Ihnen die Wirkung<br />
von mentalem <strong>Training</strong> verdeutlichen und Ihnen auch zeigen, dass es sich bei diesem<br />
<strong>Training</strong> nicht um irgendeine „Modeerscheinung“ handelt:<br />
<strong>Mentales</strong> <strong>Training</strong> – nur eine Modeerscheinung?<br />
Schon in den 70er Jahren...<br />
Schon in den 70er Jahren wurde zu dem Thema „mentales <strong>Training</strong>“ ein interessanter<br />
Versuch in den USA durchgeführt. Ein Team aktiver Speerwerfer einer College<br />
Mannschaft wurde, nach einer genauen Leistungsfeststellung, in drei Gruppen aufgeteilt.<br />
Die erste Gruppe hatte nun die Auflage, für die nächsten 4 Wochen die <strong>Training</strong>seinheit<br />
voll auf den körperlichen Bereich zu konzentrieren. Also Kondition, Technik, Bewegungsabläufe<br />
... etc.<br />
Bei der zweiten Gruppe wurde die <strong>Training</strong>seinheit in zwei gleiche Bereiche unterteilt.<br />
Der eine Bereich war ein körperliches <strong>Training</strong>, wie auch bei der ersten Gruppe,<br />
der andere Bereich war ein mentales <strong>Training</strong>. Dieses <strong>Training</strong> bestand aus Autosuggestion,<br />
Entspannungs-, Konzentrations- und Vorstellungsübungen.<br />
Die dritte Gruppe trainierte während der ganzen Zeit nur mental.<br />
Nach Ablauf dieser 4 Wochen wurde dann wieder ein Vergleichstest zwischen den<br />
drei Gruppen durchgeführt. Es ergab sich dabei ein erstaunliches Ergebnis:<br />
Alle drei Gruppen hatten ihre Leistung verbessert. Dabei war die Leistungsverbesserung<br />
der ersten und der dritten Gruppe annähernd gleich!<br />
Aber die mit Abstand größte Leistungssteigerung hatte die Gruppe erreicht,<br />
die 50% körperlich und 50% mental trainiert hatte. (Sport USA 3.92)<br />
Lee Evans<br />
Lee Evans der Olympiasieger <strong>im</strong> 400m Lauf korrigierte durch solche Vorstellungsübungen<br />
Fehler in seinem Laufstil. Während er für die Olympiade von 1968 trainierte,<br />
visualisierte= in Gedanken sehen, visualisierte er jeden Schritt der 400m Rennstrecke<br />
so lange, bis er "jeden einzelnen Schritt, den er machen würde", vor sich<br />
sah. Da er diese Übung <strong>im</strong>mer und <strong>im</strong>mer wieder durchführte, sagte er, verbesserte<br />
er seinen Stil und sein Tempo.<br />
18
I. <strong>Mentales</strong> <strong>Training</strong> <strong>im</strong> <strong>Bogensport</strong><br />
Aljechin - Capablanca<br />
In den 30er Jahren <strong>for</strong>derte der damals unbekannte Schachspieler Aljechin den<br />
unbestrittenen Schachweltmeister Capablanca heraus. Niemand in der Schach-Welt<br />
gab Aljechin eine Chance in dem Kampf. Aljechin trainierte mehrere Wochen vor<br />
dem Kampf <strong>im</strong>aginativ. Er stellte sich <strong>im</strong>mer wieder vor, wie er Capablanca gegenüber<br />
sitze und malte sich in Gedanken alle Züge aus. Er stellte sich alle möglichen<br />
Abläufe und seine eigene körperliche und geistige Verfassung dabei <strong>im</strong>mer wieder<br />
vor, so lange, bis er gefühlsmäßig von der Vorstellung durchdrungen war, den Kampf<br />
zu gewinnen.<br />
Er ging dann mit größter innerer Ruhe und Selbstvertrauen in das Turnier und wurde<br />
Weltmeister.<br />
Björn Borg<br />
Björn Borg, der <strong>im</strong> Laufe seiner relativ kurzen Karriere 11 Grand Slam Titel und fünfmal<br />
in Folge das Tennisturnier von W<strong>im</strong>bledon gewann, bezeichnet den „Innern Dialog“<br />
als ein wesentliches Erfolgsgehe<strong>im</strong>nis.<br />
Jack Niclaus<br />
Der US-<strong>Go</strong>lfer Jack Niclaus, der in seiner Karriere 18 Weltturniere gewann, schreibt<br />
seinen Erfolg zu einem großen Teil seinen Konzentrations- und Vorstellungsübungen<br />
zu.<br />
Toni Innauer<br />
Der Cheftrainer der österreichischen Skispringer-National-Mannschaft und früherer<br />
Weltmeister, Weltrekordhalter und Olympiasieger (1980 in Lake Placid) Toni Innauer<br />
hat zur Vorbereitung auf die Saison 1990/1991 u.a. folgende Maßnahmen eingesetzt:<br />
· <strong>Mentales</strong> <strong>Training</strong>.<br />
· Entspannungstraining.<br />
· Außerdem begann Toni Innauer mit seiner Mannschaft Sportarten zu betreiben,<br />
die außerhalb des eigentlichen <strong>Training</strong>s lagen. Zu diesen Sportarten<br />
gehörten: Fahrradfahren auf lange Distanzen (100km pro Tag). Mountainbike<br />
in schwierigem Gelände. Bergsteigen in Schwierigkeitsgraden 6 – 7.<br />
In diesen Maßnahmen sieht Toni Innauer eine Stärkung des mentalen Bereichs. Außerdem<br />
fördern diese Sportarten den Teamgeist, stärken die innere Kraft, bewirken<br />
Stress- und Frustrationsabbau. Die Mannschaft von Toni Innauer ist in der Saison<br />
90/zu der erfolgreichsten Mannschaft der Welt aufgestiegen und hat alle entscheidenden<br />
Wettkämpfe gewonnen.<br />
Bernie Pellerite<br />
„Wenn es, wie <strong>im</strong> <strong>Training</strong>, nichts zu verlieren gibt und auch sonst nichts auf dem<br />
Spiel steht, schaffen wir es vielleicht konzentriert zu zielen und den Rest unbewusst<br />
ablaufen zu lassen. Wenn der Schuss jedoch wichtig ist und es wie <strong>im</strong> Finalschiessen<br />
viel zu verlieren gibt kann es vorkommen das wir nicht mehr darauf vertrauen<br />
das unser Programm selbstständig abläuft.<br />
Wir kriegen den übermächtigen Impuls alles zu überwachen um sicher zu sein das<br />
alles so abläuft wie es sollte da ja viel auf dem Spiel steht. Als Folge davon wird sich<br />
mental folgendes abspielen : "Ok, den Pin in die Mitte. Jetzt volle Konzentration auf<br />
den Lösevorgang, Mist, der Pin ist nicht mehr in der Mitte, schnell wieder zurück damit,<br />
oh ich habe aufgehört die Spannung zu erhöhen, so<strong>for</strong>t korrigieren, Mist der Pin<br />
ist wieder aus der Mitte gewandert, das nächste Mal wenn ich in die Nähe des X<br />
19
I. <strong>Mentales</strong> <strong>Training</strong> <strong>im</strong> <strong>Bogensport</strong><br />
komme drücke ich drauf." Dies ist typisch für jemanden der den gesamten Ablauf<br />
nicht verstanden hat.“ (Bernie Pellerite, Master Coach National Level I, II, III and Pro<br />
Level IV)<br />
Jürgen Klinsmann<br />
Jürgen Klinsmann hat wohl als einer der Ersten bei uns dem mentalen Aspekt <strong>im</strong><br />
Fußball einen bedeutenden Wert zugemessen. Seine Aussage vor der Fußball-WM<br />
“die mentale Stärke entscheidet“ hat ihn auch dazu veranlasst, Hans-Dieter Hermann,<br />
Dozent für Psychologie an der Uni Heidelberg als Betreuer des deutschen<br />
Teams einzusetzen.<br />
„In erster Linie vermittle ich leistungssteigernde psychologische Techniken. In der<br />
Gruppe, aber auch <strong>im</strong> Einzelgespräch. Zum Beispiel: Wie kriege ich Dinge in den<br />
Kopf, also etwa Laufwege. Dieses so genannte mentale <strong>Training</strong> kann man koppeln<br />
mit einer Videoanalyse. Man speichert dann einen kleinen inneren Film, den man abrufen<br />
kann zur Konzentrationssteigerung vor einer Partie ...<br />
Es gibt verschiedene Basistechniken, um die Konzentration zu fördern, das Selbstbewusstsein<br />
aufzubauen und um positiv mit Stress umzugehen. Wir lernen zum Beispiel<br />
Techniken, wie ich Spannung aufbaue, wenn ich mich körperlich nicht so gut<br />
fühle oder was zu tun ist, wenn etwas auf dem Platz schief läuft.<br />
Entscheidend ist, dass man als Spieler einen Werkzeugkoffer in der Hand hat und<br />
weiß, wie man sich zu gewissen Zeiten psychologisch regulieren kann.<br />
Ein Elfmeterschießen etwa wird nicht mit den Füßen gewonnen, sondern in erster<br />
Linie mit dem Kopf. Das sind 80 bis 90 Prozent Psychologie. Denn schießen können<br />
alle ...“ (Hans-Dieter Hermann)<br />
Schlussfolgerung<br />
Schon jetzt können Sie erkennen, dass mentales <strong>Training</strong> inzwischen in jeden<br />
Bereich des Lebens eingesetzt werden kann. Heute findet dieses <strong>Training</strong> seine<br />
erfolgreiche Anwendung in der Krebstherapie genauso wie in der Schule<br />
und <strong>im</strong> Beruf.<br />
Die für uns und unseren Sport entscheidenden Bereich sind:<br />
• Überspannung abbauen;<br />
• Ausnutzung von Ruhe- und Wartepausen;<br />
• Steigerung der Konzentrationsfähigkeit;<br />
• Angst vor zurückliegenden Misserfolgen überwinden;<br />
• Selbstvertrauen und innere Sicherheit erreichen;<br />
• Die Automatisierung von best<strong>im</strong>mten Bewegungsabläufen;<br />
• einen opt<strong>im</strong>alen Vorstartzustand erreichen und erhalten;<br />
• die Angst vor dem entscheidenden Pfeil verlieren;<br />
• <strong>Training</strong>sleistung in Wettkampfleistung umsetzen ...<br />
•<br />
Das sind die Bereiche, in denen mentales <strong>Training</strong> greift und mithilft, erfolgreich<br />
zu sein. Der nachfolgende Regelkreis zeigt Ihnen die verschiedenen Bereiche,<br />
die wir in diesem Handbuch ansprechen und auch trainieren wollen.<br />
Gleich zu Beginn noch ein wichtiger Hinweis: Bitte halten Sie sich an die Reihenfolge,<br />
in der ich hier vorgehe. Ich kann verstehen, dass der Eine oder Andere gern<br />
gleich auf den „für ihn scheinbar wichtigen Bereich“ springen will.<br />
20
I. <strong>Mentales</strong> <strong>Training</strong> <strong>im</strong> <strong>Bogensport</strong><br />
Aber wenn Ihnen best<strong>im</strong>mte wichtige Grundlagen fehlen, Grundlagen, die für das<br />
Verständnis oder für die „eigene Überzeugung“ wichtig sind, klappt das ganze System<br />
nicht. Das ist dann so, als würden Sie be<strong>im</strong> Bau eines Hauses das Fundament<br />
vergessen!<br />
Also gehen Sie bitte der Reihenfolge nach vor, das bringt Ihnen dann auch den<br />
gewünschten Erfolg!<br />
21
I. <strong>Mentales</strong> <strong>Training</strong> <strong>im</strong> <strong>Bogensport</strong><br />
22
II. Lösen Sie Ihre Leistungsbremse!<br />
II. Lösen Sie Ihre Leistungsbremse!<br />
"Nahezu alle Trainer und Athleten st<strong>im</strong>men darin überein, dass mindestens<br />
50% eines guten Ablaufs geistiger Natur sind. Sind Sie jedoch<br />
wie die meisten Sportler, so wenden Sie kaum 5% Ihrer gesamten<br />
<strong>Training</strong>szeit dafür auf, um Ihre mentalen Fähigkeiten zu kultivieren.<br />
Die nahe liegende Frage ist, wieso?"<br />
(Dr. James E. Loehr)<br />
23
II. Lösen Sie Ihre Leistungsbremse!<br />
ass mentales <strong>Training</strong> und die damit verbundenden Techniken heute <strong>im</strong> Sport<br />
D dazugehören, weiß eigentlich jeder. Und erst recht nach der letzten Winterolympiade<br />
und der Fußball-WM ist über diesen Bereich überall geredet worden. Sätze<br />
wie:<br />
„... die mentale Stärke entscheidet ...“, „... mental sind wir opt<strong>im</strong>al vorbereitet ...“<br />
oder „... da war ich mental gut drauf ...“, „... das war ein Kopf-Problem ...“,<br />
„...die hatten die mentale Bremse angezogen ...“ hat jeder von uns schon gehört.<br />
„Psychological Developments“ bei US-Bogenteams<br />
Betrachten wir zum Beispiel den <strong>Training</strong>splan von einigen US-Bogenteams, dann<br />
finden wir da unter der Rubrik „Psychological Developments“ auch solche <strong>Training</strong>seinheiten<br />
wie:<br />
• Zielsetzung;<br />
• Entspannungstraining;<br />
• Konzentrationstraining;<br />
• Körper-, Atem- und Gedankenkontrolle;<br />
• Übungen zur Stärkung des Selbstvertrauens;<br />
• Übungen zur Stärkung der Wettkampfsicherheit;<br />
• Übungen zur Vorbereitung auf den nächsten Wettkampf;<br />
• ZaZen; Joga; Tai Chi ...<br />
Sie sehen an diesen Beispielen aber auch, dass mentales <strong>Training</strong> nicht nur bei Einzelsportarten<br />
eingesetzt wird, sondern, dass es genauso seinen Einzug in den Mannschaftssport<br />
gefunden hat. Also woran liegt es, dass trotz all diesem Wissen selbst<br />
Leistungssportler diesen Bereich <strong>im</strong>mer wieder so vernachlässigen?<br />
Ein Grund dafür liegt vermutlich in der Tatsache, dass die Auswirkungen dieses Bereiches<br />
nicht so leicht mit dem Maßband, der Stoppuhr oder mit einer Maschine gemessen<br />
werden können, wie zum Beispiel ein reines Konditions- oder Ausdauertraining.<br />
Außerdem merken wir sehr schnell, wie unser Körper auf ein best<strong>im</strong>mtes <strong>Training</strong><br />
reagiert. Der Muskelkater ist ein gutes Zeichen dafür. Wenn falsches Denken zu<br />
Kopfschmerzen führen würde, würde sich die Notwendigkeit eines mentalen <strong>Training</strong>s<br />
schnell selbst beweisen!<br />
Wir quälen uns lieber mehr mit Hanteln und Gewichten, als zusätzlich einen perfekten<br />
Bewegungsablauf gedanklich durchzuspielen oder mithilfe mentaler Techniken<br />
unser Selbstvertrauen zu stärken.<br />
Wir zweifeln einfach an der Wirkung und meinen, <strong>Training</strong> muss Schweiß kosten und<br />
kann auf keinen Fall zu Hause, und dann vielleicht auch noch auf dem Sofa, durchgeführt<br />
werden. Und auf jeden Fall muss sich etwas bewegen, ganz gleich ob es die<br />
Zeiger eines Messgerätes, Wurfarme, Hanteln oder die eigenen Beine sind.<br />
Wie Gedanken wirken<br />
„Wenn man denkt: Was könnte alles passieren, dann hat man schon den Finger an<br />
der Bremse.“ (Erik Zabel, dt. Radrennfahrer)<br />
Wenn es darum geht, uns von der Wirkung der „Kraft der Gedanken“ zu überzeugen,<br />
dann helfen uns alltägliche Beispiele dabei, Beispiele, die wir alle nachvollziehen<br />
können.<br />
Denken Sie nur noch einmal an das Eingangs erwähnte Beispiel von Freitag dem<br />
24
II. Lösen Sie Ihre Leistungsbremse!<br />
13ten. Wie viele Menschen fürchten an diesem Tag ein Unglück. Und tatsächlich, es<br />
passieren auch mehr „Unglücke“ als an anderen Tagen! Aber nicht wegen der Zahl<br />
13 und der Verbindung zu Freitag, nein, durch die Erwartungen, die diese Menschen<br />
an diesem Tag hatten. Oder ist es etwa logisch, dass in einem Flugzeug die 13te<br />
Reihe fehlt, in einem Hochhaus das 13te Stockwerk? Erwartungen, die Kraft des<br />
Denkens, das gibt den Ausschlag!<br />
Denken Sie an die vielen Menschen, die eine so genannte „Phobie“ haben, zum Beispiel<br />
Platzangst und die dadurch nicht in der Lage sind, sich in einem kleinen geschlossenen<br />
Raum, z. B. einem Fahrstuhl aufzuhalten. Oder an die vielfältigen Wirkungen<br />
von Placebos, die Scheinmedikamente, die genau so aussehen wie die Echten<br />
– nur dass sie keinen Wirkstoff beinhalten. Aber sie wirken! Durch Erwartung,<br />
durch die Wirkung von Gedanken, durch mentale Kräfte. Wie weit z. B. diese Wirkung<br />
dieser „Scheinmedikamente, Placebos“ heute wissenschaftlich untersucht und<br />
bewiesen ist, dazu einige Beispiele:<br />
Der Schein trügt: Scheinbehandlungen helfen wirklich heilen<br />
Placeboeffekte lindern Schmerzen und psychische Erkrankungen. Welche starke Reaktionen<br />
Scheinbehandlungen <strong>im</strong> Körper auslösen, verstehen Wissenschaftler heute<br />
<strong>im</strong>mer besser. Durch spezielle Verhaltensweisen könnten Ärzte die Wirkung weiter<br />
verstärken.<br />
Die konsequente Einnahme von Medikamenten hilft Patienten mit Herzinsuffizienz<br />
selbst dann, wenn es sich um wirkstofffreie Placebos handelt. Zu diesem Ergebnis<br />
kommen amerikanische Wissenschaftler nach der Auswertung einer klinischen Studie<br />
mit knapp 7.600 Patienten, von denen die Hälfte den blutdrucksenkenden Wirkstoff<br />
Candesartan und die andere Hälfte ein Placebo einnahm. In beiden Gruppen<br />
war die Häufigkeit der Krankenhausaufenthalte und der Todesfälle niedriger, wenn<br />
die Dosierungsanleitungen genau befolgt wurden. Das berichtete Bradi Granger von<br />
der Duke-Universität in Durham auf der Jahrestagung der Amerikanischen Herzgesellschaft<br />
in New Orleans.<br />
Schon "Placebo-Alkohol" beeinflusst das Gedächtnis<br />
Wer glaubt, angetrunken zu sein, ist leichter manipulierbar.<br />
Schon die Annahme, Alkohol getrunken zu haben, kann das Gedächtnis beeinflussen.<br />
Das haben neuseeländische Forscher in Exper<strong>im</strong>enten mit 150 Studenten herausgefunden.<br />
Die Ergebnisse zeigen, wie sehr das Gedächtnis von sozialen Einflüssen<br />
und Gefühlen best<strong>im</strong>mt ist, schreiben Seema Assefi und Maryanne Garry <strong>im</strong><br />
Fachmagazin "Psychological Science" (Januar 2006)<br />
Placebo-Effekt sichtbar gemacht<br />
Dr. Fabrizio Benedetti vom Medizinischen Institut der Universität Turin hat den Placebo-Effekt<br />
sichtbar gemacht: Die Gehirnströme wurden aufgezeichnet und zeigten,<br />
dass der Hypothalamus in jedem Fall Hormone weniger ausschüttet, gleichgültig, ob<br />
ein Schmerzmittel oder Kochsalzlösung injiziert wurde.<br />
Das gilt auch für Patienten bei der Chirurgie, meint der US-amerikanische Orthopäde<br />
Bruce Moseley: In einer Studie operierte er die Hälfte seiner Patienten mit Knieproblemen<br />
nach allen Regeln der Kunst. Zerstörter Knorpel wurde abgetragen, die Oberfläche<br />
sorgfältig mit einer Fräse geglättet, das Gelenk gespült. Die andere Hälfte der<br />
Patienten bekam nur zwei kleine Schnitte am Knie.<br />
Auf einem Monitor sahen letztere die Bilder aus einer echten Operation. Sie waren<br />
der festen Überzeugung, dass sie wirklich operiert worden waren. Zwischen der ech-<br />
25
II. Lösen Sie Ihre Leistungsbremse!<br />
ten und der Scheinoperation gab es keinen Unterschied be<strong>im</strong> Heilungserfolg, auch<br />
zwei Jahre später nicht.“<br />
Gerade dieses letzte Beispiel aus der Chirurgie ist von brutaler Deutlichkeit. Im<br />
Klartext heißt das ja eigentlich: Wir können uns gesund oder krank denken!<br />
Wenn wir uns also gesund denken können, dann wohl auch kraftvoll, ruhig, sicher,<br />
selbstbewusst ... eben erfolgreich!<br />
Schon Buddha hat gesagt: „Herrschaft über die Gedanken gibt Macht über Leib und<br />
Leben“. Für uns kommt es an dieser Stelle jetzt darauf an, dass wir uns selbst von<br />
der Kraft unserer Gedanken und Vorstellungen überzeugen. Machen Sie bitte dazu<br />
die beiden jetzt folgenden Versuche.<br />
Versuche zum Beweis der Gedankenkräfte<br />
1. Versuch: Dieser Versuch kann uns sehr schnell beweisen, wie Vorstellungen und<br />
Gedanken unseren Körper beeinflussen und feinste Muskelbewegungen auslösen.<br />
Hier handelt es sich also um Bewegungen, die wir bewusst nicht wahrnehmen, unser<br />
Körper aber doch ausführt – also absolut nichts Magisches.<br />
Das Pendel besteht aus einem etwa 15-20 cm langen Bindfaden und einem kleinen<br />
Ring, den Sie an das Ende des Fadens binden.<br />
Auf ein Blatt Papier zeichnen Sie einen großen Kreis, den Sie durch zwei Linien, eine<br />
Vertikale und eine Horizontale, in vier gleiche Teile aufteilen.<br />
Das andere Ende des Fadens<br />
wird von Daumen und Zeigefinger<br />
gehalten, den Ellenbogen<br />
stützen Sie, so wie auf der<br />
Abbildung, auf den Tisch.<br />
Ohne dass Sie jetzt bewusst<br />
nachhelfen, können Sie das<br />
Pendel in die verschiedensten<br />
Richtungen bewegen. Konzentrieren<br />
Sie sich ganz intensiv<br />
auf eine best<strong>im</strong>mte Bewegung<br />
des Pendels, sehen Sie<br />
in Gedanken, wie sich das<br />
Pendel bewegt und es wird<br />
sich genau in die Richtung bewegen,<br />
die Sie sich vorgestellt<br />
haben.<br />
2. Versuch: Eine weitere Übung, die uns sehr schnell zeigen kann, wie sehr unsere<br />
Gedanken auf unseren Körper einwirken, läuft folgendermaßen ab:<br />
Stellen Sie sich <strong>im</strong> Abstand von ca. 15 cm an eine Wand. Jetzt schließen Sie Ihre<br />
Augen und stellen sich vor, Sie seien ein Schilfrohr an einem See.<br />
Stellen Sie sich vor, wie der Wind Sie langsam hin und her wiegt. Stellen Sie sich<br />
das ganz intensiv vor. Sie werden sehr schnell merken, wie Sie tatsächlich anfangen,<br />
hin und her zu schwingen.<br />
Wenn Sie sich dann in der zweiten Stufe dieser Übung ganz intensiv vorstellen, dass<br />
jetzt der Wind von vorne kommt und Sie <strong>im</strong>mer weiter nach hinten drückt, dann ist<br />
der Zeitpunkt nicht mehr weit, dass Sie wirklich nach hinten fallen.<br />
26
II. Lösen Sie Ihre Leistungsbremse!<br />
Unser Körper führt das aus, was wir ihm durch unsere Gedanken vermitteln. Je intensiver<br />
und genauer der Befehl an unser „Inneres" ist, um so genauer ist auch die<br />
Ausführung. Je mehr wir uns mit einer Sache beschäftigen, um so eher tritt sie auch<br />
ein!<br />
Bitte bedenken Sie noch einmal die Bedeutung solcher Versuche. Es geht darum,<br />
unseren zweifelnden Verstand zu überzeugen! Überzeugung ist eine entscheidende<br />
Voraussetzung, um überhaupt mit mentalem <strong>Training</strong> zu beginnen!<br />
Schlussfolgerung und Maßnahmen<br />
Gedanken sind Kräfte! Kräfte, die unseren Körper, unsere Handlungen, unser Verhalten<br />
beeinflussen. Sie wirken!!<br />
An diesen beiden einfachen Versuchen haben Sie selbst gemerkt, wie Ihre Gedanken<br />
Ihren Körper beeinflusst haben und wie wichtig es ist, dass Sie Ihre Gedanken<br />
bewusst kontrollieren und steuern können.<br />
• Beobachten Sie sich selbst und Ihr Umfeld.<br />
• Überprüfen Sie Ihre Gedanken und Vorstellungen.<br />
• Machen Sie sich die Gedanken bewusst, die in best<strong>im</strong>mten Situationen <strong>im</strong>mer<br />
wieder in Ihnen ablaufen.<br />
• Fragen Sie sich aber auch:<br />
⇒ Was will ich in meinem Sport wirklich erreichen?<br />
⇒ Welche Ziele habe ich, und will ich dafür auch das mentale <strong>Training</strong><br />
einsetzen?<br />
„Gedanken, die unser Gefühl beherrschen, lenken und leiten uns, lassen uns<br />
siegen oder untergehen.“ (Oscar Schellbach)<br />
27
II. Lösen Sie Ihre Leistungsbremse!<br />
28
III. Motivation - die Frage nach Ihren Zielen!<br />
III. Motivation - die Frage nach Ihren Zielen!<br />
„Der Langsamste, der sein Ziel nicht aus den Augen verliert, geht doch<br />
<strong>im</strong>mer geschwinder als jener, der ohne Ziel umherirrt.“<br />
(<strong>Go</strong>tthold Ephra<strong>im</strong> Lessing)<br />
29