Jahresbericht 2011 - Berufsgenossenschaftliches ...

Fachbereich Neuro-Urologie
Das Fach Urologie beschäftigt sich
traditionell mit den Erkrankungen und
Verletzungen der Nieren, Harnleiter,
Blase, Harnröhre und der männlichen
Geschlechtsorgane. Mit den Funktionsstörungen
dieser Organsysteme aufgrund
einer gestörten Nervensteuerung befasst
sich als Subspezialität die Neuro-Urologie.
Erfahrung und Spezialisierung
Die Fachärzte und Pflegekräfte der Neuro-
Urologie des BUK Hamburg sind aufgrund
ihrer vielfältigen Erfahrungen im Querschnittgelähmten-Zentrum
(QZ) spezialisiert
auf die Diagnostik und Behandlung
von Blasenlähmungen und ihren Folgen,
wie sie fast bei jeder Querschnittlähmung
(ebenso bei schweren Schädel-Hirn- und
komplizierten Beckenverletzungen) zu
finden sind.
Ähnliches gilt auch für die lähmungsbedingten
Sexualfunktionsstörungen
bei Männern (z. B. Erektionsstörungen,
Ejakulationsverlust) und Frauen (z. B.
Sensibilitätsverlust, fehlende Scheidenlubrikation).
Exakte Funktions-Diagnostik
Nur eine präzise Diagnostik der Blasenfehlfunktionen
führt zur korrekten
Behandlung. Ihr Erfolg muss regelmäßig
evaluiert werden. Bei den Blasen-
Fehlsteuerungen handelt es sich um ein
dynamisches Geschehen mit erheblichem
Gefährdungspotential für den oberen
Harntrakt und die Nierenfunktion.
Zwei komplexe urodynamische Mehrkanal-Messplätze,
davon einer mit digitaler
Röntgendurchleuchtung (Video-Urodynamik),
sichern die erforderlichen Untersuchungskapazitäten.
Bewährtes und Aktuelles im Einsatz
Das Behandlungsspektrum reicht neben
dem gezielten Einsatz spezifischer
Medikamente vom Erlernen des intermittierenden
Selbstkatheterismus über
Präzisionseingriffe durch die Harnröhre
bis zur elektrischen Beeinflussung der
Nervensteuerung von Blase und Schließmuskel.
Mit gutem Erfolg wird seit zehn Jahren die
gezielte Injektion von zeitweise lähmenden
Substanzen (Botulinum-A-Toxin,
z. B. Botox ® , Xeomin ® oder Dysport ® ) in
den Blasenmuskel (Detrusor) angeboten,
gelegentlich auch in den Harnröhren-
Schließmuskel (Sphincter externus).
Ernsthafte Nebenwirkungen oder Komplikationen
dieser Behandlung wurden im
BUKH bisher selten beobachtet. Die guten
Behandlungsergebnisse spiegeln sich
in den Daten multizentrischer nationaler
und internationaler Studien wieder.
Während die Behandlung mit Botulinum-
A-Toxin bisher nicht offiziell zugelassen
war (und somit als sog. „off-label-use“
durchgeführt werden musste), liegt nun
für Botox ® eine Zulassung für bestimmte
Indikationen vor.
Bei speziellen Befundkonstellationen
kommen moderne elektro-physiologische
Behandlungsverfahren wie die „Neuro-
Modulation“ zur Anwendung. Hierbei
werden die Kreuzbein-Nerven elektrisch
stimuliert und so die Funktion der
Beckenorgane wie Harnblase, Mastdarm
und Beckenboden-Muskulatur günstig
beeinflusst. Eine operative Implantation
eines dauerhaften Impulsgebers
(„Schrittmacher“) kommt allerdings erst
nach einer erfolgreichen Austestung
der Wirksamkeit in Frage. Durch dieses
Verfahren sind zunehmend auch komplizierte
Funktionsstörungen des Mastdarms
(z. B. neurogene Stuhlinkontinenz)
behandelbar geworden. In diesen Fragen
existiert eine enge Zusammenarbeit mit
den Chirurgen des Querschnittgelähmten-
Zentrums.
Schulungen für Mitarbeiter und Patienten
Ein umfangreiches Fachwissen ermöglicht
den Mitarbeitern des QZ die fachgerechte
Behandlung der Blasenfunktionsstörungen.
Aus diesem Grund bietet die
Urologie regelmäßige Fortbildungen für
die Pflegekräfte des QZ an. Ergänzende
Informationen werden allen Mitarbeitern
im Intranet durch die Urologie zur Verfügung
gestellt.
Abteilungen → Fachbereich Neuro-Urologie
Dr. R. Böthig
Leitender Arzt
Sekretariat
Tel.: 040 7306-2608
Fax: 040 7306-2621
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