Jahresbericht 2011 - Berufsgenossenschaftliches ...
Jahresbericht 2011 - Berufsgenossenschaftliches ...
Jahresbericht 2011 - Berufsgenossenschaftliches ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Abteilungen → Abteilung für Unfallchirurgie, Orthopädie und Sporttraumatologie<br />
Abb.2: Langstreckiger Knochendefekt Tibia<br />
Nach Sequestrektomie bei chronischer Tibiaosteitis<br />
nach Marknagel-Versorgung einer<br />
offenen US-Fraktur. Abb.3.: Laufender Segmenttransport<br />
arbeit mit den Plastischen Chirurgen<br />
durch freie Lappenplastiken. Bei Infektberuhigung<br />
erfolgt als dritter Schritt dann<br />
der Knochendefektaufbau bei zirkulären<br />
Knochendefekten unter drei Zentimeter<br />
mit autologer Spongiosaplastik, bei<br />
größeren Knochendefekten durch den<br />
Segmenttransport.<br />
Die Gelenkinfektion wird behandelt<br />
durch eine radikale Synovialektomie des<br />
Gelenkes sowie gegebenenfalls Entfernen<br />
von einigen Fremdkörpern (Schrauben)<br />
und Bandplastiken. Bei der akuten Gelenkinfektion<br />
(die ersten sieben Tage nach<br />
Auftreten der ersten Symptome) handelt<br />
es sich um einen unfallchirurgischen<br />
Notfall, eine arthroskopische Behandlung<br />
ist legitim. Bei ausbleibender Infektberuhigung<br />
nach Arthroskopie oder bei<br />
chronischem Gelenkempyem ist die<br />
Arthrotomie obligat.<br />
Bei der Behandlung der periprothetischen<br />
Infektion ist ebenfalls zu differenzieren<br />
zwischen der Behandlung der akuten<br />
und der chronischen Infektion. In den<br />
ersten vier Wochen, bei der sogenannten<br />
akuten periprothetischen Infektion, ist<br />
ein Erhaltungsversuch sinnvoll. Hierbei<br />
werden alle wechselbaren Teile (Inlays,<br />
Prothesenköpfe u. ä.) gewechselt, eine<br />
radikale Synoviektomie durchgeführt und<br />
ein antibiotikumhaltiges Vlies eingelegt.<br />
Postoperativ ist eine Langzeitantibiose, in<br />
der Regel eine Doppelantibiose, erforderlich.<br />
Bei chronischen Infektionen erfolgt<br />
die Explantation der Prothese, eine<br />
radikale Sequestrektomie und die Einlage<br />
lokaler Antibiotikumträger.<br />
Am Hüftgelenk kann bei Infektberuhigung<br />
16<br />
Abb. 4.: Rö-Bilder zum Abschluss der Behandlung<br />
mit Rekonstruktion der Tibia und Erhalt<br />
der belastungsfähigen Extremität.<br />
nach 2–3 Monaten die Reimplantation<br />
einer Prothese erfolgen. Nach Explantation<br />
einer infizierten Endoprothese am<br />
Kniegelenk ist zu entscheiden, ob eine<br />
Reimplantation oder eine Versteifung<br />
im Verlauf durchzuführen ist. Sollte die<br />
Reimplantation durchgeführt werden, so<br />
wird ein selbstgefertigter Zement-Spacer<br />
eingelegt, nach drei Monaten bei Infektberuhigung<br />
erfolgt dann die Reimplantation<br />
der Endoprothese. Wenn die Arthrodese<br />
geplant ist, kann eine knöcherne<br />
Arthrodese mit Stabilisierung durch<br />
einen kniegelenk-übergreifenden Fixateur<br />
externe durchgeführt werden, nach sechs<br />
Wochen ist zusätzlich eine Spongiosaplastik<br />
erforderlich. Bei größeren knöchernen<br />
Defekten erfolgt die Arthrodese über<br />
einen zementierten Arthrodesennagel.<br />
Die Therapien erfolgen in Zusammenarbeit<br />
mit der Plastischen Chirurgie, den<br />
Mikrobiologen, den Neurologen, den<br />
kompetenten Pflegeteams, der Physiotherapie,<br />
Ergotherapie, Sporttherapie sowie<br />
der Gehschule mit dem breiten Spektrum<br />
der orthopädischen Hilfsmittelversorgung.<br />
Weiterhin werden den Patienten<br />
Schmerztherapie, psychologische Betreuung<br />
sowie berufshelferische Maßnahmen<br />
zur Wiedereingliederung ins Arbeitsleben<br />
angeboten.<br />
Ambulantes Leistungsangebot<br />
In der Osteitissprechstunde werden ca.<br />
4.300 Patienten im Jahr behandelt. In<br />
der Osteitissprechstunde erfolgt die<br />
Untersuchung und Beratung von Patienten,<br />
die sich erstmalig vorstellen zur<br />
Therapieempfehlung und Übernahme<br />
der Behandlung. Weiterhin erfolgt die<br />
Betreuung der Patienten nach Entlassung<br />
aus der stationären Therapie über einen<br />
längeren Zeitraum.<br />
In der Osteitissprechstunde werden<br />
chronische Wunden durch Wundexperten<br />
behandelt. Bei BG-Patienten wird in<br />
Zusammenarbeit mit den Kostenträgern<br />
ein Rehaplan erstellt und das Heilverfahren<br />
kontrolliert. Ergänzend erfolgt<br />
die Beratung über Hilfsmittelversorgung<br />
sowie die Verordnung und Abnahme von<br />
Hilfsmitteln.<br />
Wissenschaftliche Arbeiten<br />
Neben der Behandlung der stationären<br />
und ambulanten Patienten stellt<br />
das wissenschaftliche Arbeiten einen<br />
weiteren Schwerpunkt der Septischen<br />
Knochen- und Gelenkchirurgie dar. Die<br />
wissenschaftliche Aufarbeitung der<br />
behandelten Patienten dient der Qualitätssicherung<br />
und der Weiterentwicklung<br />
der Therapiekonzepte. In Zusammenarbeit<br />
mit den septischen Abteilungen der<br />
BG-Kliniken Halle und Murnau, sowie<br />
dem Universitätsklinikum Schleswig-<br />
Holstein Campus Lübeck beteiligt sich die<br />
Septische Knochen- und Gelenkchirurgie<br />
an einem Forschungsnetzwerk mit dem<br />
Förderschwerpunkt „muskuloskeletale<br />
Infektion“.<br />
Dieses Fördernetzwerk wird durch das<br />
Bundesministerium für Bildung und Forschung<br />
mit 3 Mio. € über einen Zeitraum<br />
von drei Jahren finanziell unterstützt.<br />
Ein Forschungsschwerpunkt ist die<br />
Erstellung eines Proteinprofiles bei<br />
chronischen Knocheninfektionen. Hierbei<br />
wird nach Serumproteinen gesucht, die<br />
bei Patienten mit akuter und chronischer<br />
Knocheninfektion erhöht sind. Ziel ist<br />
es, durch die Proteinbestimmung eine<br />
minimal invasive Diagnostik, aber auch<br />
eine Therapieüberwachung anhand von<br />
Blutuntersuchungen zu ermöglichen.<br />
Ein weiteres Projekt aus der Septischen<br />
Knochen- und Gelenkchirurgie ist die<br />
kontinuierliche elektronische Kontrolle<br />
beim Segmenttransport. Am Ende der<br />
Entwicklung soll der automatische motorbetriebene<br />
kraftgesteuerte Segmenttransport<br />
zur Anwendung kommen, um so den<br />
Knochendefektaufbau zu optimieren.