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Dr. Karl Ruhmanns Wildoner Trenck-Becher

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<strong>Dr</strong>. <strong>Karl</strong> <strong>Ruhmanns</strong> <strong>Wildoner</strong> <strong>Trenck</strong>-<strong>Becher</strong>Eine Studie von <strong>Dr</strong>. Elmar Schneider, WildonMit ausdrücklicher Zustimmung von Katharina Ruhmann kümmert sich der Autor seit 1993 um dieZinnsammlung <strong>Dr</strong>. <strong>Karl</strong> Ruhmann im Museum in der <strong>Wildoner</strong> Trattenmühle. Eines der besonderenAusstellungsstücke, zu dem immer wieder Anfragen - zuletzt aus Sibirien - kamen, ist Nr. 91,der <strong>Trenck</strong>-<strong>Becher</strong>. Der Autor suchte und fand zu diesem besonderen Ausstellungsstück diverseDokumente und hat mehrere Male Photographien vom ihm gemacht und machen lassen.Ein Vergleich der Bild-Texte mit dem von <strong>Dr</strong>. Ruhmann angefertigtenhandschriftlichen <strong>Becher</strong>-Text "<strong>Trenck</strong>-<strong>Becher</strong> I" auf drei Blätternbrachte kein verwertbares Ergebnis. Eine neue Abschrift direkt vomOriginal-<strong>Becher</strong> war erforderlich.Der Autor versuchte die Texte und Bilder auf dem <strong>Trenck</strong>-<strong>Becher</strong> unddem dazu gehörigen Deckel zu ermitteln. Die Bilder sind klar erkennbar,die Texte oft schlecht lesbar, teilweise mikroskopisch klein.Die Orthographie ist bis auf Kleinigkeiten völlig unproblematisch.Auch bei französischen, italienischen oder lateinischen Texten.Unten am <strong>Becher</strong> klebt ein Zettel mit "Nr.8o" und ein Zettel mit dem Text"<strong>Trenck</strong>-<strong>Becher</strong>Magdeburg 1760Guß bei K J KH (öhe) 17 cm"Die Schrift stammt von <strong>Dr</strong>.<strong>Karl</strong> Ruhmann selbst.<strong>Dr</strong>. <strong>Ruhmanns</strong> <strong>Wildoner</strong>-TrenkbecherSeite 1 v. 15


I. Herkunft dieses <strong>Trenck</strong>-<strong>Becher</strong>sDie abenteuerliche Lebensgeschichte des Freiherrn Friedrich von der <strong>Trenck</strong> (1727 - 1794)ist seit 1763 bis heute immer wieder ganz widersprüchlich erzählt, beschrieben und verfilmtworden. Ausgangspunkt waren meist <strong>Trenck</strong>s Erzählungen und seine eigenen Schriften.Historisch gesichert ist, daß in der letzten und schlimmsten Kerker-Phase <strong>Trenck</strong>s ihm dasSchreiben verboten war und ihm nachhaltig jegliches Papier und Schreibzeug entzogen wurde.Unter elendigen Bedingungen angekettet und peinlich genau überwacht memorierte <strong>Trenck</strong>zunächst möglichst viel im Hirn. Bis sein Zinnbecher ihm ins Auge fiel und er auf diesemNotizen mit einem Nagel einritzte. So entstanden bis zu seiner Freilassung 1763 über35 gravierte <strong>Becher</strong>. Laut den Forschungen von Heiko Günther, Hundisburg/BRD, sind heutenoch 26 <strong>Becher</strong> erhalten. Einer davon ist der <strong>Wildoner</strong> <strong>Trenck</strong>-<strong>Becher</strong> von <strong>Dr</strong>.<strong>Karl</strong> Ruhmann.Wann dieser <strong>Trenck</strong>-<strong>Becher</strong> in die Zinnsammlung von <strong>Dr</strong>.Ruhmann kam ist nicht mehr nachvollziehbar.Er dürfte aus der Sammlung Figdor stammen, von der zwei <strong>Trenck</strong>-<strong>Becher</strong> 1930in Wien oder Berlin bei Auktionen versteigert wurden. Kaufte <strong>Dr</strong>. Ruhmann beide <strong>Becher</strong>?Wo war der oder die <strong>Trenck</strong>-<strong>Becher</strong> zwischen 1938 und 1951, als alle Ruhmann-Sammlungenarisiert waren?Ist <strong>Dr</strong>.<strong>Ruhmanns</strong> <strong>Trenck</strong>-<strong>Becher</strong> jener, den der in Magdeburg gefangene Fürst August Lobkowitznach seiner Freilassung nach Wien brachte und in seine Kabinettstückchensammlung gab?Dort sah ihn jedenfalls Kaiserin Maria Theresia, die schlußendlich <strong>Trenck</strong>s Freilassungaus preussischer Kerkerhaft - nicht ganz uneigennützig - erwirkte.Hat dieser <strong>Becher</strong> somit zu <strong>Trenck</strong>s physischer Befreiung beigetragen?II. Gliederung des <strong>Becher</strong>s:II.a Der Deckel des <strong>Wildoner</strong> <strong>Trenck</strong>-<strong>Becher</strong>s ist wie folgt gegliedert:Der Deckel-Knauf ist floral und mit einem Männerhaupt graviertDie Deckel-Oberfläche ist in vier etwa gleich große Segmente gegliedert:- Adam und Eva- Weinfassel-Reiten- Nymphe im Schloßteich- Rettung eines SchafesAm Deckel-Rand sindzahlreiche Gravuren undfast unleserliche kleineTexte.<strong>Dr</strong>. <strong>Ruhmanns</strong> <strong>Wildoner</strong>-TrenkbecherSeite 2 v. 15


II.bDie Wandfläche des <strong>Wildoner</strong> <strong>Trenck</strong>-<strong>Becher</strong>s ist wie folgt gegliedert:Block A Block B Block CWand obenA1B1C1Wand Mitte A2 B2 C2unterer RandA3<strong>Becher</strong>wand Block A, ca 10 cm h x 15 cm br:A1 = Text zum Thema "<strong>Trenck</strong> im Kerker"A2 = Gravur "<strong>Trenck</strong> im Kerker" zwischen 2 vertikalen Begrenzungszeichnungen,dazu mehrere Szenen/Gravouren rund um die Zeichnung"<strong>Trenck</strong> im Kerker"A3 = Kartouche mit Namen <strong>Trenck</strong>….<strong>Becher</strong>wand Block B, ca 10cm h x 7 cm br:B1 = Szene mit SultanB2 = Szene mit Bär etc.<strong>Becher</strong>wand Block C, ca 10cm h x 9 cm br:C1 = Szene mit kaputtem LeiterwagenC2 = Szene mit Hirschjagt etc.<strong>Dr</strong>. <strong>Ruhmanns</strong> <strong>Wildoner</strong>-TrenkbecherSeite 3 v. 15


II.cDer Fuß-Sockel des <strong>Wildoner</strong> <strong>Trenck</strong>-<strong>Becher</strong>s:Durchmesser oberhalb vom Sockel-Wulst 7,0 cmDurchmesser unterer Bodenrand ca 9,5 cmHöhe: am Wulst 0,5 cm, am mittleren 0,7 cm und 0,3 cm am unteren BodenrandEs befinden sich zahlreiche Texte u Gravuren in den drei Ebenen am <strong>Becher</strong>-BodenDarunter der "A3" mit Namen v.<strong>Trenck</strong>. Die Schriften sind extrem klein geschrieben.II.dDie <strong>Wildoner</strong> <strong>Trenck</strong>-<strong>Becher</strong>-Innenseite ist wie folgt gegliedert:Sie enthält innen neben Flecken nur eine Punze am Boden, die entweder von E J K oder K J K stammt.II.e Die <strong>Wildoner</strong> <strong>Trenck</strong>-<strong>Becher</strong>-Unterseite ist wie folgt gegliedert:Keine Gravuren, fast erloschene Handnotiz "338".Ein Aufkleber mit Nr. "80" und ein Aufkleber mit Text"<strong>Trenck</strong>-<strong>Becher</strong>Magdeburg1760Guß v K.J.KH 17 cm"<strong>Dr</strong>. <strong>Ruhmanns</strong> <strong>Wildoner</strong>-TrenkbecherSeite 4 v. 15


III. Details und Texte zum Segment "A"ad II.a Deckel des <strong>Wildoner</strong> <strong>Trenck</strong>-<strong>Becher</strong>sDer gravierte Deckel-Knauf zeigt oben einen Männerkopf mit griechischem NasentypOrnamentale Begrenzungen teilen den Deckel in vier etwa gleich große Segmente:a.d.b. c.a. Nackte Nymphe (Diana?) im Badeteich mit Springbrunnen, ein Reh schaut zu.b. Zwei Männer und zwei Schafe, eines dürfte gerade gerettet werden.c. Eva mit Schlange und wilden Tieren reicht Adam den Apfel im Paradiesd. Nackte(r) Zecher(in) reitet mit Glas in der Rechten auf einem großen Fass.e. Am Deckel-Rand befinden sich zahlreiche Texte u Gravuren in vier Ebenen.Die Schriften sind extrem klein geschrieben.ad II.b Die <strong>Becher</strong>wand der <strong>Wildoner</strong> <strong>Trenck</strong>-<strong>Becher</strong>:<strong>Becher</strong>wand Block A, ca 10 cm h x 15 cm br:Vom <strong>Becher</strong> sind ca 50% der Oberfläche dem Thema A "<strong>Trenck</strong> imKerker" mit diversen Texten und Randzeichnungen versehen.A1 = Text zum Thema "<strong>Trenck</strong> im Kerker"In der Kartouche über der Zeichung "<strong>Trenck</strong> im Kerker" steht der Text :Hier in meinem dunkeln Grabe hält mir die Geduld das Lichtwenn ich sie zur Freundin habe Fehlt es mir an Großmut nicht.Wenn auch … von mir flieget, wählt mir die Geduld das Bildquält mich Cipripar(?) am Tage träumt mir doch von Venus Thron;macht mir Mars und Vulcan Plage ganz ich bin Minervens Sohn.Ketten die Verläumder schmieden bricht und crönt zuletzt die Zeit.Mein Gewissen ruht in Frieden und hat Heldenmuth im Streit.Strafen schänden nicht die Ehre wenn man nur nicht strafbar ist.Was ich wehrlos fühl und höre schimpft nur auf des Pöbels Mistder in Ketten edel denket und im Unglück lachen kann, bleibt,wird gleich sein Glück gekränket in sich selbst ein großer Mann.<strong>Dr</strong>. <strong>Ruhmanns</strong> <strong>Wildoner</strong>-TrenkbecherSeite 5 v. 15


A2 = Thema "<strong>Trenck</strong> im Kerker" unterhalb von A1 zwischenzwei vertikalen Begrenzungsgravuren verschiedener Art,dazu mehrere Szenen/Gravouren rund um die Gravur des"<strong>Trenck</strong> im Kerker"A2-1. Das links das Thema A begrenzende Ornament:a) als Abschluss zum oberen <strong>Becher</strong>rand sind zwei mit Kugeln gefülltegeschwungene Füllhörner mit einer Blume im blattartigenZwischenraum.a)b) darunter steht eine männliche Söldner-Figur mit rauchender Fackel b)und erhobener linker Hand. Daneben der Text: praemium laborum.c) darunter ist ein 3-säuliger "Pavillon", der auf einem Podest mitd) einem Parkbrunnen in der Mitte und einer Dame links undeinem Herrn mit 2 Fahnen rechts steht.c)e) ganz unten ist eine Feld-Kanone mit Kugeln eingraviert.d)e)<strong>Dr</strong>. <strong>Ruhmanns</strong> <strong>Wildoner</strong>-TrenkbecherSeite 6 v. 15


A2-2. Die Gravuren unter der Text-Kartouche A1 sind sehr umfangreich.g) links oben neben der Söldner-Figur b) und dem Text "praemium laborum"schwebt ein geflügeltes Wesen mit Sense in der rechten und Lorbeerkranzin der linken Hand, auf dem Haupt eine Zeituhr (vgl. E.Duval 1885)h)g)h) rechts neben dem geflügelten Wesen g) kommt das <strong>Trenck</strong>-Wappenmit viergeteiltem Schild und zwei Helmkronen (Stier mit 2 Sternen, sowie ?-Tier);als Schildhalter stehen links ein "Leopard" und rechts ein Mann,der einen Anker und eine Angel mit Fisch hält. Unten die Worte "semper idem".i) die Gravur neben dem Wappen h) zeigt einen nach rechts aus einemPalmenhain entfliegenden Pegasus. Der Hügel des Palmengartensist gekrönt von einem sonnenumstrahlten Wachturm (vgl. E.Duval 1885)A2-3. Die Gravuren-Reihe unter der A2-2:j) unterhalb des geflügelten Wesens g) steht ein nackter Mann mit erhobenerHand und sticht mit der rechten einer gekrönten Dame sein Schwert durchdie Brust. Im fernen Hintergrund ist auf einem Hügel ein Turm skizziert.Neben der Dame rechts oben stehen die Worte: "Ecce homo".<strong>Dr</strong>. <strong>Ruhmanns</strong> <strong>Wildoner</strong>-TrenkbecherSeite 7 v. 15


k) daneben ist die zentrale Gravur "<strong>Trenck</strong> im Kerker, an Ketten geschmiedet".Er hält ein Herz nach rechts zu einer dort gezeichneten Dame mit Fackel,dazwischen der Text: …scant TDie Dame mit Fackel wird von einem Flügelwesen (Eros?) von hinten mit 2 Pfeilenbeworfen. Text oberhalb der Pfeile: "Sanctum ange (oder ango?, sango?)"k) l)l) neben dem Pfeilwerfer rechts ist ein zartes nacktes weibliches Wesenwie zwischen Schleiern auf einer geflügelten Kugel tanzend graviert.A2-4. Die Gravuren-Reihe unter A2-3:m) unter der Zeichnung "<strong>Trenck</strong> im Kerker an Ketten" ist ein großer leichtbarock anmutender Sarg ohne besondere Zierate graviert. Rechts danebeneine nach rechts zu einer kleinen barockisierenden Kartouche blickendeDame. Der Text der Kartouche dürfte lauten: Tandem bona sana triumphat.A2-5. Das rechts das Thema A begrenzende Ornament :n) wie bei A2-1.a) als Abschluss oben zum <strong>Becher</strong>rand: o)wieder zwei mit Kugeln gefüllte geschwungene Füllhörnermit einer Rose im blattartigen Zwischenraum.o) auf dem Dach des 3-säuligen "Pavillons" schwebteine Lyra-Spielerin in Großformat.p) ganz unten ist ein 3-säuliger "Pavillon" mit einem Sockel, auf demlinks zwei Damen mit Lyra und Laute und rechts ein Mann mit p)Hermes-Hut und Hermes-Stab sitzt (vtl. Gott Hermes selbst)<strong>Dr</strong>. <strong>Ruhmanns</strong> <strong>Wildoner</strong>-TrenkbecherSeite 8 v. 15


A3 = Gravuren und Texte im <strong>Becher</strong>-Boden unterhalb von A2Die Texte unter dem Sarg in den 4 Ebenen des <strong>Becher</strong>bodens konnten noch nichtentziffert werden.Im breiteren Teil des <strong>Becher</strong>bodens finden sich 2 florale Elemente und eine von2 Löwen gehaltene Kartouche mit dem Text:Frederic Baron de la <strong>Trenck</strong>capitain imper. royal(?) du Rgmtcura…(curassier?) et magnat de Hongriedans sa misère a Magdebourg 176?IV. Details und Texte zum Segment "B"Der Block B liegt rechts neben dem Block "A=<strong>Trenck</strong> im Kerker" und besteht aus zweiuntereinander liegenden Segmenten, die durch Doppellinien klar abgegrenzt sind.ad: <strong>Becher</strong>wand Block B, ca 10cm h x 7 cm br:B1 = oberes Segment "Sultan-Szene"B1-1 Gravur-Teil:Ein sitzender Sultan mit Turban wird von einem Schwarzen mit einem Sonnenschirmgeschützt, rechts neben ihm eine liegende schwarze Schönheit mit 2 Blümchenvor einer Parkfontäne und Palmen. Daneben am rechten Rand eine weisse Damemit zartem Sonnenschirm en miniature graviert. Zentral am Himmel eine strahlendeSonne.Im Bild ist kein Text zu sehen.B1-2 Text-Teil unter B1-1:L´on dit que le Soleilne fait qu´ au Süd des NoiresEt dans le Nord la calomniedit que je sui(s)Egyptien, du moins on le (doit) croiredans ce pays icy.Helas mon sort maudit!L´on juge de la peaudu Coeur et de l´éspritde l´homme sans le voire!<strong>Dr</strong>. <strong>Ruhmanns</strong> <strong>Wildoner</strong>-TrenkbecherSeite 9 v. 15


B2 = unteres Segment "Tanzbär-Szene"B2-1 Gravur-Teil:Ein Mann mit schwingendem Stock/Prügel führt einen tanzenden Bär aneiner Kette. Rechts neben dem tanzenden Bär zwei Trompeter (einersteht und einer sitzt) und davor der Kopf eines liegenden Bären.Darüber ist ein Obstbaum, daneben ein Getreidefeld und ganz rechts einvon einem sichtbaren Holzfäller geschlagener soeben umfallender Obstbaum.Kein Text ist im Bild zu sehen.B2-2 Text-Teil unter B2-1:Eichen werden umgehauen.Dem der nicht zu brauchen istWeil der Bär schön tanzen kann,So dient oft dem klugen MannRohr wird auf der Wurzel Mist.darf es nicht vor Unheil grauenmuß er an der Kette sterbenjust sein Vorzug zum verderben.Text im schmalen Übergang zum <strong>Becher</strong>boden:Chat. Contenance! Le chien est la souris mangeante !Darunter Gravur: Katze macht Buckel gegen Hund, dazwischen eine Maus.<strong>Dr</strong>. <strong>Ruhmanns</strong> <strong>Wildoner</strong>-TrenkbecherSeite 10 v. 15


V. Details und Texte zum Segment "C"Der Block C liegt rechts neben dem Block "B=Sultan/Tanzbär" und besteht aus zweiuntereinander liegenden Segmenten, die durch Doppellinien klar abgegrenzt sind.ad: <strong>Becher</strong>wand Block C, ca 10cm h x 9 cm br:C1 = oberes Segment "Wagen-Bruch"Ein Vierer-Gespann zieht einen Heuwagen durch die Lanschaft. Der Kutscher peitscht die Pferde.Die erst Achse des Wagens ist abgebrochen, der Fuhrmann scheint es nicht zu merken.Im Hintergrund eine Art Obstgarten, darin ein zweistöckiges Schloß mit drei Schornsteinen.Hinter dem Fuhrmann fliegt eine Art Storch oder Pelikan. Aus dem Heuwagen stürzt aucheine Art Heugabel herau.C1-1 Gravur-Teil:Vier Pferde ziehen einen Leiterwagen, dessen Vorderachse vom Heuwagen abgerissenwurde. Der Fuhrmann sitzt auf dem 4. Pferd und schwingt die Peitsche.Rechts von seiner Peitsche fliegt ein Storch oder Pelikan.Zwischen den dem ersten und zweiten Pferdepaar ist ein Obstgarten mit einemzweistöckigen Schloß/Herrengebäude (mit 3 Schornsteinen) zu sehen.Kein Text ist im Bild zu sehen.C1-2 Text-Teil unter C1-1:Les voicy les chevaux, les coches l´attelage,sans action, sans pouvoir par la foule d´un cloudtrès souvent un seul homme meprisé par les fouxpourrait etre le cloud du chariot de l´étatAvec grand avantageLiegt ein Wagen auf der Straßehilft der Fuhrmann wie er kann,aber ein gefallner Mannwird von Welt und Freund verlassen,steckt ein Wagen in dem <strong>Dr</strong>ecke,will ein jeder Helfer seyn.Doch wenn ich im Unglück steckedrückt man mich noch tiefer drein.<strong>Dr</strong>. <strong>Ruhmanns</strong> <strong>Wildoner</strong>-TrenkbecherSeite 11 v. 15


C2 = unteres Segment "Hirschjagd" etc.C2-1 Gravur-Teil:Links im Bild ein Hirsch, der von vorne, der Seite und hinten von acht Hundenund einem jagdhornblasenden Verfolger zu Pferd attackiert wird. Im Hintergrundmehrere Bäume, teils schief stehend, und in einer Lichtung ein Schloß mit Turmund weiteren Gebäudeteilen.C2-2 Text-Teil unter C2-1:Der Löwe wird kein Thier zerreissen wenn er sich satt gefressen hat;nur Hunde werden nimmer sattund wollen stets aus Jagdlust beissen.Ein Fürst, wenn er auch Menschen kränkt, wird durch geduldend(?) Blut versöhnet,allein der Mensch der hündisch denkt, und wie ein Hund die (an?) Jagd gewöhnet,glaubt, dann sey er ein großer Mann wenn er uns Hirsche recht kann plagen.Weh dem, den solche Hunde jagen, und nicht Fürsten entfliehen kann.Im <strong>Becher</strong>boden erkennbare winzig geschriebene Texte sind noch nicht recherchiert<strong>Dr</strong>. <strong>Ruhmanns</strong> <strong>Wildoner</strong>-TrenkbecherSeite 12 v. 15


VI. Resümee und Spekulation:1.Der <strong>Becher</strong> konnte nur grob analysiert werden. Lesefehler sind nicht auszuschließen,ebenso Interpretationsdifferenzen. Viele der winzigen Texte auf Deckel, <strong>Becher</strong>randoder am <strong>Becher</strong>fuß konnten mit den vorhandenen Mitteln nicht gelesen werden.2.Weiters konnten trotz der "Neuabschrift" des <strong>Wildoner</strong> <strong>Trenck</strong>-<strong>Becher</strong> keine hundertprozentigenÜbereinstimmungen mit den handschriftlichen Seiten von <strong>Dr</strong>.Ruhmann,von ihm genannt "<strong>Trenck</strong>becher I", festgestellt werden.3.Demgegenüber stimmen mehrere Texte des Ruhmann-Manuskripts mit diversenBild-Texten im Buch "Les Gobelets du Baron de la <strong>Trenck</strong>" von E.Duval, Paris 1885,wörtlich überein. Von <strong>Dr</strong>. Ruhmann ausgelassene Buchstaben oder Worte, die eroffensichtlich nicht lesen konnte, aber mit den Duval-Texten problemlos ergänztwerden können, deuten darauf hin, dass <strong>Dr</strong>. Ruhmann nach seiner Internierung1943-45 in der Schweiz Zugang zum "Genfer <strong>Trenck</strong>-<strong>Becher</strong>" hatte. Sein eigener<strong>Trenck</strong>-<strong>Becher</strong> war von 1938 bis ca. 1951 für ihn nicht zugänglich wegen Arisierungund Restitutionsprozessen bis 1951.4.Eine Überprüfung mit besseren technischen Geräten ist erforderlich, um ganzeGewissheit über den <strong>Wildoner</strong> <strong>Trenck</strong>-<strong>Becher</strong> zu bekommen.Stand 2. Juli 2011Anhang:Es wurde bewußt versucht, auf eine Neuinterpretation der Lebensgeschichte <strong>Trenck</strong>s zuverzichten. Für Interessierte gibt es eine reichhaltige Literur :Primärliteratur lt. Wikipedia, also von <strong>Trenck</strong> selbst geschrieben:Beantwortung auf die in französischer Sprache erschienene Schmähschrift, betitelt:Anmerkungen über die Erklärung der Wiener, Petersburger und Berliner Höfe, dieZergliederung der Republick Pohlen betreffend. Gedruckt London 1773 worinnen diescheinbaren... Aachen 1773Meine Gedanken über die unsichtbare Leibeigenschaft des Königreichs Böheim. Einepatriotische Abhandlung. Wien 1782Friedrich Freyherrn von der <strong>Trenck</strong> sämmtliche Gedichte und Schriften. [Leipzig] 1786Erster Band. Fabeln, Erzählungen, und Satiren.Zweyter Band. Vermischte Trauer- und Scherzgedichte im Gefängnis, auch in Freiheit.<strong>Dr</strong>itter Band.Vierter Band. Von der Nationaltapferkeit.Fünfter Band. Vom wahren Glücke und Unglücke der Menschen.Sechster Band.Siebenter Band. Christlich moralische Abhandlungen.Achter Band.Letzte Unterredung Friedrichs des Grossen in der Todesstunde mit Pater Pavian, einem Franciskaner-Guardian.Ein Traumgesicht, worinn man die Stufen des Menschenverstands von Leibnitzbis zum Affen abmessen kann. 1787<strong>Dr</strong>. <strong>Ruhmanns</strong> <strong>Wildoner</strong>-TrenkbecherSeite 13 v. 15


Des Freyherrn Friedrichs von der <strong>Trenck</strong> merkwürdige Lebensgeschichte. Von ihm selbst alsein Lehrbuch für Menschen geschrieben, die wirklich unglücklich sind, oder noch guteVorbilder für alle Fälle zur Nachfolge bedürfen.Erster Theil. Georg Emanuel Beer, Leipzig 1787Zweiter Theil. Georg Emanuel Beer, Leipzig 1787<strong>Dr</strong>itter und letzter Theil Georg Philipp Wucherer, Wien 1787Bilanz zwischen des Monarchen und der Kirchen-Gewalt / so wie sie der <strong>Trenck</strong> abwägt.1790 MDZ MünchenNachtrag zur Lebensgeschichte Friedrichs Freyherrn von der <strong>Trenck</strong>.Vierter und merkwürdigster Band. Altona 1792 GDZ Göttingen,Ende der Lebensgeschichte Friedrichs Freyherrn von der <strong>Trenck</strong>.Fünfter letzter und allermerkwürdigster Band. Nebst dessen Briefen.Paris und Altona 1796 GDZ GöttingenDer Geniestreich aller Geniestreiche; nebst einer Fabel aus Schlaraffenland. Als Vermächtnißhinterlassen allen denkenden Männern, jungedlichen Brauseköpfen, rechtschaffnen Aeltern,und tükischen Höflingen. Das letzte aus dem Gefängniß in Paris hinterlaßene Werk. Aus demFranzösischen übersetzt. Paris und Altona 1796Friedrich Freyherrn von der <strong>Trenck</strong> merkwürdige Lebensgeschichte.Neue mit Zusätzen vermehrte und verbesserte Auflage mit Kupfern.Bey Friedrich Vieweg, Berlin 1787Erster Theil. GDZ GöttingenZweiter Theil. GDZ Göttingen<strong>Dr</strong>itter und letzter Theil. GDZ GöttingenVertheidigung der Lebensgeschichte Friedrichs Freyh. von der <strong>Trenck</strong>. Nebst einigenErläuterungen und Beyträgen von ihm selbst geschrieben. Wien und Berlin 1788Trenk contra Mirabeau oder politisch-critische Beleuchtung der geheimen Geschichte desBerliner Hofs nebst mehrern wichtigen Staatsbemerkungen. Aus dem Französischen übersetzt.Bey Johann Philip Haugs Witwe, Leipzig 1789Trauerrede bei dem Grabe Joseph des Zweyten Römischen Kaiser. Wien den 20. Februar1790. Zu finden bey Johann David Hummel, Wien 1790Bilanz zwischen des Monarchen und der Kirchen-Gewalt sowie sie der <strong>Trenck</strong> abwägt 1790.1790 MDZ MünchenSekundärliteratur lt. Wikipedia:Wahrhafte Beleuchtung der Lebensgeschichte des Freyherrn von der <strong>Trenck</strong>, wider dieBeschuldigungen gegen Friedrich den Grossen, von einem Brandenburgischen Patrioten.Lausanne 1787Theodor Wahrmann: Friedrichs Freiherrn von der <strong>Trenck</strong> Leben, Kerker und Tod. NachOriginalquellen neu dargestellt. Ludwig Schreck, Leipzig 1837M. S. Erich: Leben und Schicksale des Abenteurers Friedrich, Freiherrn von der <strong>Trenck</strong>, nebsteinem Anhange: Anekdoten und Charakterzüge aus dem Leben dessen Vetters, des berühmtenund berüchtigten Panduren-Anführers, Franz Freiherr von der <strong>Trenck</strong>. Mit Originalquellenund mit den nöthigen Anmerkungen und Berichtigungen. J. Dirnböck’s Verlags-Expedition,Leipzig 1846<strong>Dr</strong>. <strong>Ruhmanns</strong> <strong>Wildoner</strong>-TrenkbecherSeite 14 v. 15


Georg Hiltl: Des Freiherren von <strong>Trenck</strong> letzte Stunden. In: Die Gartenlaube (1863), Heft 1.Friedrich v. d. <strong>Trenck</strong>’s Erzählung seiner Fluchtversuche aus Magdeburg. Nach <strong>Trenck</strong>’seigenhändigen Aufzeichnungen in dessen gegenwärtig im Besitze Sr. Majestät des KönigsJohann von Sachsen befindlichen Gefängniß-Bibel wortgetreu herausgegeben von J. Petzholdt.Nebst einer bibliographischen Übersicht der <strong>Trenck</strong>litteratur, einer Beschreibung der<strong>Trenck</strong>bibel und des <strong>Trenck</strong>bechers, sowie einem Titelbilde. G. Schönfeld’s Buchhandlung,<strong>Dr</strong>esden 1866R. D.: <strong>Trenck</strong>’s Trinkbecher. In: Die Gartenlaube (1866), Heft 52.(stützt sich auf das Buch von J. Petzholdt, 1866)Julian Pallua-Gall: <strong>Trenck</strong>, Friedrich Freiherr von der. In: Allgemeine Deutsche Biographie(ADB). Band 38. Duncker & Humblot, Leipzig 1894, S. 568 f.Auch künstlerisch nahm man sich des Themas oft an (lt. Wikipedia):Im Jahre 1907 erschien der Roman Die beiden <strong>Trenck</strong> von Jókai Mór.Sein Leben ist ebenfalls Gegenstand des 1926 erschienen Romans <strong>Trenck</strong> von Bruno Frank.Zu den frühen Verfilmungen zählt <strong>Trenck</strong> (auch: Der Günstling des Königs; Der Roman einergroßen Liebe) aus dem Jahre 1932 unter der Regie von Heinz Paul und Ernst Neubach mitHans Stüwe in der Hauptrolle.1939 veröffentlichte Eckart von Naso seine Novelle Preußische Legende.1940 entstand der Film <strong>Trenck</strong>, der Pandur, der das (fiktive) Leben des ungarischen VettersFranz von der <strong>Trenck</strong> darstellt. In der Hauptrolle ist Hans Albers zu sehen, der in einer Doppelrolleauch Friedrich von der <strong>Trenck</strong> verkörpert.1973 wurde <strong>Trenck</strong>s Geschichte von Fritz Umgelter in einem TV-Sechsteiler Die merkwürdigeLebensgeschichte des Friedrich Freiherrn von der <strong>Trenck</strong> mit Matthias Habich in der Titelrolle verfilmt.1978 schrieb Johannes Hirschinger das Jugendbuch "Nennen Sie das Gerechtigkeit, Sire?",das <strong>Trenck</strong>s Leben auch für Jugendliche interessant macht.2003 wurde vom ZDF der Zweiteiler "<strong>Trenck</strong> – Zwei Herzen gegen die Krone" von Walter Kärger undGernot Roll ausgestrahlt, mit Ben Becker und Alexandra Maria Lara in den Hauptrollen und einemGastauftritt von Matthias Habich als General von Habich. Das <strong>Dr</strong>ehbuch orientiert sich an dem Romanvon Naso, die historischen Tatsachen wie auch die Memoiren <strong>Trenck</strong>s werden bewusst frei behandelt.Vom Autor selbst Gelesenes:Emile Duval: Les Gobelots du Baron de <strong>Trenck</strong>, Editeurs Levy, Paris 1885Gustav Gugitz: Der Freiherrn Friedrich von der Trenk merkwürdige Lebensgeschichtevon ihm (<strong>Trenck</strong>) selbst als Lehrbuch für Menschen geschrieben…Verlag Georg Müller, München und Leipzig 1912<strong>Dr</strong>. <strong>Karl</strong> Ruhman: Der <strong>Trenck</strong>becher I, Wien, ohne Datum (zwischen 1930 und 1972)Bruno Frank: <strong>Trenck</strong> - Roman eines Günstlings, S.Fischer-Verlag Frankfurt, 1952- F I N I S -<strong>Dr</strong>. <strong>Ruhmanns</strong> <strong>Wildoner</strong>-TrenkbecherSeite 15 v. 15

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