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Wenn das Business die Richtung vorgibt - erni-consultants.com

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Experience Nr. 43 Oktober 2008<br />

© by ERNI Consulting AG<br />

Experience<br />

ERNI Erfahrungsberichte rund um Management-, Prozess- und Technologiethemen<br />

Die businessgetriebene IT<br />

Erfolgsfaktoren für <strong>das</strong><br />

Requirements Engineering.


Requirements Engineering | <strong>Business</strong>getriebene IT<br />

<strong>Wenn</strong> <strong>das</strong> <strong>Business</strong> <strong>die</strong> <strong>Richtung</strong> <strong>vorgibt</strong><br />

Erfolgsfaktoren für <strong>das</strong> Requirements Engineering.<br />

Soll <strong>das</strong> <strong>Business</strong> zum Treiber der IT-Entwicklung werden, stellt <strong>die</strong>s grosse Anforderungen an <strong>das</strong> Requirements Engineering.<br />

Etablierte Methoden erleichtern zwar <strong>die</strong> Definition entsprechender Prozesse. Doch <strong>die</strong> Umsetzung in den Alltag einer Organisation<br />

wird nur mit erfahrenen <strong>Business</strong>-Analysten, Kreativität, Kommunikation und Pragmatismus gelingen. Von Haggai Bass<br />

2


Viele Unternehmen sind derzeit<br />

daran, <strong>die</strong> Abstimmung<br />

zwischen <strong>Business</strong> und IT zu<br />

verbessern. Gerade in Firmen<br />

mit grossen, leistungsfähigen<br />

IT-Abteilungen sind es traditionell<br />

<strong>die</strong> Techniker, welche <strong>die</strong><br />

tifikation der Stakeholder,<br />

<strong>die</strong> Unterstützung der Betroffenen<br />

bei der Formulierung<br />

ihrer Wünsche, <strong>die</strong> Moderation<br />

der Entscheidungsfindung<br />

in Workshops, <strong>die</strong> Konsoli<strong>die</strong>rung<br />

der Ergebnisse und<br />

schliesslich <strong>die</strong> Formulierung<br />

der Anforderungen.<br />

Beispiel 1<br />

Einführung der Rolle<br />

«<strong>Business</strong>-Analyst»<br />

Ein Grossunternehmen aus<br />

der Logistikbranche baute sein<br />

Requirements Engineering neu<br />

auf. Ziel war es, <strong>die</strong> IT-Entwicklung<br />

enger an den Vorgaben<br />

des <strong>Business</strong> auszurichten. Angelehnt<br />

an bekannte Vorbilder<br />

wurden neue Methoden und<br />

<strong>Business</strong>getriebene IT | Requirements Engineering<br />

Der <strong>Business</strong>-Analyst spielt eine zentrale Rolle im businessgetriebenen Requirements<br />

Engineering. Er begleitet den gesamten Prozess.<br />

IT-Entwicklungen prägen. Der<br />

Übergang zu einer businessgetriebenen<br />

IT bedeutet einen<br />

einschneidenden Wandel für<br />

<strong>die</strong>se Unternehmen. Betroffen<br />

ist vor allem <strong>das</strong> Requirements<br />

Engineering. Hier müssen Prozesse<br />

aufgebaut werden, <strong>die</strong><br />

zum einen sicherstellen, <strong>das</strong>s<br />

<strong>das</strong> <strong>Business</strong> intern genügend<br />

klärt, was effektiv gewünscht<br />

wird, und zum andern eine<br />

saubere Übergabe an <strong>die</strong> IT ermöglichen.<br />

Der <strong>Business</strong>-Analyst spielt<br />

eine zentrale Rolle im businessgetriebenen<br />

Requirements<br />

Engineering. Er begleitet den<br />

gesamten Prozess. Zu seinen<br />

Aufgaben gehörten <strong>die</strong> Iden-<br />

Prozesse für <strong>das</strong> Requirements<br />

Engineering definiert. Als zentrale<br />

neue Rolle wurde der<br />

<strong>Business</strong>-Analyst eingeführt.<br />

Die Rolle ist klar auf der geschäftlichen<br />

Seite verankert.<br />

Er ist zuständig für <strong>die</strong> Klärung<br />

der Wünsche des <strong>Business</strong> und<br />

noch nicht für <strong>die</strong> Frage, wie<br />

<strong>die</strong>se Wünsche umgesetzt werden<br />

sollen. Intern wird <strong>die</strong> Rolle<br />

deswegen auch als <strong>Business</strong><br />

Engineer bezeichnet.<br />

Für den Neuaufbau des Requirements<br />

Engineerings zog <strong>das</strong><br />

Unternehmen zwei sehr erfahrene<br />

<strong>Business</strong>-Analysten hinzu.<br />

Sie setzten den Prozess entsprechend<br />

der Vorgaben der Firma<br />

um. Dabei klärten sie eine<br />

3


Requirements Engineering | <strong>Business</strong>getriebene IT<br />

4<br />

Abb. 1: Kontinuierlicher<br />

Verbesserungszyklus<br />

Um <strong>die</strong> inhaltliche Qualität der <strong>Business</strong> Use Cases zu verbessern, verwendet ein Grossunternehmen<br />

Detailprozesse und Szenarien. Der Detailprozess beschreibt einen konkreten Prozess,<br />

angelehnt an den Geschäftsprozess.<br />

Customer Decision Board<br />

Adapt &<br />

Confirm<br />

Reihe offener Detailfragen.<br />

So wurden mehrere Artefakte<br />

ergänzt oder gänzlich neu geschaffen.<br />

Diese zusätzlichen<br />

Dokumente orientierten sich<br />

an der Best Practice im Requirements<br />

Engineering. Sie wurden<br />

aber nicht einfach eingeführt.<br />

Die Verantwortlichen<br />

für <strong>das</strong> <strong>Business</strong> Engineering<br />

und <strong>die</strong> in den Projekten involvierten<br />

<strong>Business</strong>-Analysten<br />

hatten einen Prozess geschaffen,<br />

der garantierte, <strong>das</strong>s <strong>die</strong><br />

Entscheidungen gemeinsam<br />

getroffen wurden. Dieser Prozess<br />

wurde im Sinne einer kontinuierlichen<br />

Verbesserung immer<br />

wieder durchlaufen (siehe<br />

Abb. 1).<br />

Durch <strong>die</strong> gründliche Vorarbeit<br />

wurde der Prozess nicht nur im<br />

Detail definiert, sondern auch<br />

im Alltag der Organisation verankert.<br />

Im Lauf der weiteren<br />

Aufbauarbeit konnten deswegen<br />

fortlaufend Nachwuchskräfte<br />

<strong>die</strong> Rolle von <strong>Business</strong>-<br />

Analysten übernehmen. Doch<br />

nicht nur in <strong>die</strong>ser Hinsicht<br />

war der Start ein Erfolg. In<br />

der Organisation hat der Neuaufbau<br />

des Requirements Engineerings<br />

mittlerweile Vor-<br />

Continuous<br />

Improvement<br />

ERNI <strong>Business</strong> Analyst<br />

Improve<br />

Neue Artefakte, Verbesserung<br />

der existierenden<br />

Artefakte<br />

bildcharakter. Ein wichtiger<br />

Faktor bei <strong>die</strong>sem Erfolg war<br />

<strong>die</strong> Verankerung einer iterativen<br />

inhaltlichen Prüfung der<br />

Wünsche des <strong>Business</strong>. Damit<br />

konnte sicher gestellt werden,<br />

<strong>das</strong>s <strong>die</strong> <strong>Business</strong> Use Cases,<br />

<strong>die</strong> am Ende resultierten, nicht<br />

nur formal korrekt waren, sondern<br />

auch mit der Geschäftsstrategie<br />

übereinstimmten und<br />

gleichzeitig konkret genug waren,<br />

um daraus Anforderungen<br />

ableiten zu können.<br />

Beispiel 2<br />

Szenarien als Kommunikationsunterstützung<br />

Um <strong>die</strong> inhaltliche Qualität<br />

der <strong>Business</strong> Use Cases zu verbessern,<br />

verwendet ein Grossunternehmen<br />

Detailprozesse<br />

und Szenarien. Der Detailprozess<br />

beschreibt einen konkreten<br />

Prozess, angelehnt an<br />

den Geschäftsprozess. So wird<br />

zum Beispiel der Geschäftsprozess<br />

Warenverkauf durch den<br />

Detailprozess Shop-Verkauf<br />

konkretisiert. Die Szenarien<br />

sind konkrete Beispiele, welche<br />

mit Hilfe des Detailprozesses<br />

durchgespielt werden.<br />

Das Szenario hat immer eine<br />

Persona (Peter Muster, Angestell-<br />

ERNI <strong>Business</strong> Analyst<br />

Analyze<br />

Methoden, Artefakte,<br />

Prozesse und Req. Engineering<br />

Vorlagen<br />

ERNI <strong>Business</strong> Analyst<br />

Use<br />

Methoden, Artefakte,<br />

Prozesse und Req. Engineering<br />

Vorlagen<br />

ERNI Company<br />

Get Know-how<br />

Pattern Req. Startup<br />

Pattern Req. Management<br />

Pattern Req. Development-<br />

Pattern Coverage Analysis<br />

ter, bestellt ...) und beschreibt<br />

mögliche Abläufe, egal, ob reibungslos<br />

oder mit Störungen.<br />

<strong>Business</strong> Use Cases werden in<br />

mehreren Iterationen anhand<br />

der Szenarien und Detailprozesse<br />

überprüft.<br />

Insbesondere <strong>die</strong> Szenarien<br />

sind eine wertvolle Basis, um<br />

zusammen mit den Stakeholdern<br />

zu überprüfen, ob <strong>die</strong><br />

Anforderungen richtig verstanden<br />

worden sind. Damit<br />

ist sichergestellt, <strong>das</strong>s <strong>die</strong> Anforderungen<br />

wirklich in <strong>die</strong><br />

Geschäftsprozesse und somit<br />

in <strong>die</strong> Strategie des Unternehmens<br />

passen. Gleichzeitig können<br />

<strong>die</strong> Szenarien während des<br />

Projektverlaufs weiterverwendet<br />

werden, zum Beispiel als<br />

Testfälle.<br />

Der entscheidende Vorteil jedoch<br />

liegt darin, <strong>das</strong>s der <strong>Business</strong>-Analyst<br />

präziser weiss,<br />

was <strong>die</strong> Stakeholder im <strong>Business</strong><br />

wünschen. Dadurch werden<br />

teure Fehlentwicklungen<br />

vermieden. Dies ist letztlich<br />

auch der Grund, warum dem<br />

Requirements Engineering<br />

überhaupt viel Aufmerksamkeit<br />

geschenkt werden sollte.


Glossar<br />

Use-Case-Dokument<br />

fkt. Anforderungen<br />

n. fkt. Anforderungen<br />

Können Missverständnisse beim<br />

Erfassen und Formulieren der<br />

Anforderungen vermieden werden,<br />

spart man Kosten und<br />

beschleunigt <strong>die</strong> Entwicklung.<br />

Wegen der grossen Bedeutung<br />

und der Komplexität des Requirements<br />

Engineerings werden<br />

grössere Unternehmen um<br />

den Einsatz eines Tools nicht<br />

herumkommen. Während des<br />

ohnehin aufwändigen Wandels<br />

hin zu einer businessgetriebenen<br />

IT-Entwicklung haben<br />

<strong>die</strong> Evaluation und <strong>die</strong> Einführung<br />

eines solchen Tools allerdings<br />

nicht oberste Priorität.<br />

Stattdessen sollten zunächst<br />

einfache, pragmatische Mittel<br />

verwendet werden, auf denen<br />

<strong>das</strong> Tool später aufgesetzt werden<br />

kann.<br />

Beispiel 3<br />

Requirements Management<br />

ohne Tooleinsatz<br />

Für <strong>die</strong> Übergangszeit vor der<br />

Einführung eines neuen Requirements<br />

Management Tools<br />

V0.1 V1.0 V1.1 V2.0 V2.1<br />

V0.1 V1.0 V2.0<br />

V1.0 V1.1 V1.2 V2.0<br />

V1.0 V2.0<br />

Release 1 Release 2<br />

Version<br />

konzentrierte sich ein Unternehmen<br />

bei der Anforderungsverwaltung<br />

zunächst auf <strong>die</strong><br />

wichtigen Punkte in der Administration,<br />

insbesondere auf<br />

<strong>die</strong> Sicherstellung der Nachverfolgbarkeit.<br />

Diese wurde mit<br />

einfachen Mitteln unterstützt.<br />

Zum einen wurde für alle Projekte<br />

eine Verzeichnisstruktur<br />

gemäss dem VOLERE-Gliederungsschema<br />

von S. Robertson<br />

& J. Robertson definiert. Darauf<br />

aufbauend erhielt jedes Release<br />

ein Deckblatt, <strong>das</strong> <strong>die</strong> Baseline<br />

eines Requirements Management<br />

Tools simuliert (siehe Abb.<br />

2). Schon mit <strong>die</strong>ser simplen<br />

Methode wird <strong>die</strong> Übersicht für<br />

alle Beteiligten erhöht.<br />

Fazit<br />

Der Wandel von einer technikgetriebenen<br />

zu einer businessgetriebenen<br />

IT ist heute ein<br />

Gebot der Stunde. Dazu muss<br />

allerdings <strong>das</strong> Requirements Engineering<br />

völlig neu konzipiert<br />

werden, da gerade mit <strong>die</strong>ser<br />

Release<br />

Disziplin <strong>die</strong> Schnittstelle zwischen<br />

<strong>Business</strong> und IT gemanagt<br />

wird. Dem Requirements<br />

Engineering müsste dementsprechend<br />

viel Aufmerksamkeit<br />

gewidmet werden. Bei der<br />

Neukonzeption sollte darauf<br />

geachtet werden, <strong>das</strong>s nicht<br />

nur der Prozess formal festgelegt<br />

wird, sondern auch eine<br />

inhaltliche Prüfung der Ergebnisse<br />

garantiert ist. Im besten<br />

Fall wird zudem <strong>die</strong> Anpassung<br />

von gängigen Methoden an <strong>die</strong><br />

Organisation nach Best Practice<br />

gestaltet. Dafür sind erfahrene<br />

<strong>Business</strong>-Analysten zumindest<br />

zu Beginn der Neukonzeption<br />

unumgänglich.<br />

Artikel online:<br />

www.<strong>erni</strong>.ch/experience<br />

<strong>Business</strong>getriebene IT | Requirements Engineering<br />

Abb. 2: Baseline<br />

auf Dokumentenebene<br />

Der Wandel von einer technikgetriebenen<br />

zu einer businessgetriebenen<br />

IT ist heute<br />

ein Gebot der Stunde. Dazu<br />

muss allerdings <strong>das</strong> Requirements<br />

Engineering völlig neu<br />

konzipiert werden, da gerade<br />

mit <strong>die</strong>ser Disziplin <strong>die</strong><br />

Schnittstelle zwischen <strong>Business</strong><br />

und IT gemanagt wird.<br />

Haggai Bass<br />

Kontakt: haggai.bass@<strong>erni</strong>.ch<br />

Senior Consultant in der Firma ERNI Consulting AG.<br />

Die Schwerpunkte seiner Beratertätigkeit liegen<br />

in den Bereichen Requirements Engineering<br />

und Process Improvement.<br />

5


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www.<strong>erni</strong>.ch · info@<strong>erni</strong>.ch<br />

www.<strong>erni</strong>.ch/experience

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