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Schaufenster Kultur.Region März 2013 - Museen & Sammlungen

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Nachrichten aus der <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> Niederösterreich . <strong>März</strong> <strong>2013</strong>schaufenster<strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong>Heimat reloadedIm Gespräch / Peter Turrini . Ostern / Mikrokosmos EiHaus der <strong>Region</strong>en / Von Böhmen in die Welt . Musikschulen / prima la musicaP.b.b. · Vertragsnummer 11Z038847 M · Erscheinungsort: 3452 Atzenbrugg · Verlagspostamt: 3451 Michelhausen · DVR: 0933 295


Editorial / 3Probleme lösen!Heimaten als ChanceDie Renaissance des Heimatbegriffs in einer Zeit wirklicher und bloß vermeintlicher Probleme.Probleme da, Probleme dort, Probleme gibt’san jedem Ort. Und wer meint, überhauptkein Problem zu haben, dem könnte geradedieser Umstand zum Problem gemacht werden.Ein regelrechtes Problemerzeugungsgewerbeist damit beschäftigt, im Wettstreitum Aufmerksamkeit noch in der allerletztenproblemfreien Zone ein Problem zu ortenund dieses zur weiteren Bearbeitung einemProblemlösungsmanagement zu überlassen.Darüber lässt sich dann berichten, kommentieren,moralisieren, dramatisieren, bagatellisieren,bloggen, twittern und was weißnoch alles. Und dann?Zunächst einmal ist es gar nicht so einfach,tatsächliche von bloß vermeintlichen Problemenzu unterscheiden, einmal abgesehenvom persönlichen Erregungszustand aufder subjektiven Befindlichkeitsskala. NachKlärung dieser Vorfrage ist es dann aberhöchste Zeit, die wirklichen Probleme zulösen. Troubleshooter sind also gefragt –und deren Gabe, auch komplexe Themen zudurchschauen und Wichtiges von wenigerWichtigem zu unterscheiden. Das ist nichtimmer leicht, denn zur Lösung der eigentlichenAufgabe kommt mitunter die Begleitmusikjener wichtigtuerischen Troublemaker,die schon prophylaktisch in jederSuppe ein Haar finden und somit allzeitbereit sind, es eh immer schon gewusst zuhaben, nämlich: wie es nicht geht.Keine ernsteren Probleme scheint es gegenwärtigmit dem Heimatbegriff zu geben:Heimat da, Heimat dort, Heimat gibt’s anjedem Ort. Damit ist ja wohl eine unserersogenannten Kernkompetenzen angesprochen.Diese „<strong>Schaufenster</strong> <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong>“-Ausgabe widmet sich daher ebenso verschiedenenHeimaten wie die aktuelle Staffelder „Kremser Kamingespräche“.Die Wiederkehr eines alten Begriffs, ob alsChance für Bildung und <strong>Kultur</strong>, im Dienstekommerzieller Interessen, als Alternativentwurfzum globalen Mainstream odersogar zur wenig zimperlichen Behauptungirgendwelcher Tugenden, das sind nur einigeZugänge, die aber sehr schnell offenbaren,dass die Neuinterpretation von Heimatdas eine oder andere Problem mit sich bringenkann.Aber auch hier wird es darum gehen, wirklicheProbleme als solche zu erkennen, sie zuanalysieren und vor allem Probleme bestmöglichzu lösen.Dorli Draxler, Edgar NiemeczekMusikSCHULmanagementKULTUR . REGIONNIEDERÖSTERREICHschaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>März</strong> <strong>2013</strong>


Top-Termine / 4<strong>März</strong> <strong>2013</strong>TOP-TERmineFoto: Clemens FabryPRima LA MUSICA——————————————————Mo, 25. 2.–Fr, 8. 3. <strong>2013</strong>Festspielhaus St. Pölten——————————————————Musikalisches Kräftemessen im FestspielhausSt. Pölten. „prima la musica“ – so heißtder größte der drei vom MusikschulmanagementNiederösterreich organisiertenMusikwettbewerbe, der jährlich rund 1.000Musikschüler im Festspielhaus St. Pöltenversammelt. In seiner langen Traditionwird der Wettbewerb heuer bereits zum19. Mal ausgetragen. In verschiedenenWertungsgruppen messen sich die jungenTalente mit ihren Altersgenossen undbekommen nicht nur Überblick und Rückmeldungüber das eigene musikalischeLeistungsvermögen, sondern werden auchdazu angeleitet, einen Blick über den Tellerrandzu werfen. Wesentlicher Bestandteildes Wettbewerbs sind Beratungsgesprächemit der Jury. Als höchstes Ziel der Teilnehmergilt ein „Erster Preis mit Berechtigungzur Teilnahme am Bundeswettbewerb“.——————InformationTel. 02742 90666 6110www.musikschulmanagement.atSCHene LIADA, HARBE TANZ——————————————————Sa, 16. 3. <strong>2013</strong>, 19.30 UhraufhOHRchenFestspielhaus St. Pölten, Großer Saal——————————————————Jedes Jahr widmet sich „aufhOHRchen imFestspielhaus“ einem ganz bestimmtenThema der Volksmusik. Mit dem diesjährigenKonzert „Schene Liada, harbe Tanz’“bringt die Volkskultur Niederösterreichdie alpenländische Volksmusik und dasWienerlied ins Festspielhaus, interpretiertvon den besten Musikensembles Österreichs.Dazu gehören das Duo Gradinger-Koschelu, die Neuen Wiener ConcertSchrammeln, die Tanzgeiger, die GoisererKlarinettenmusi und die Hollerschnapszuzler.——————Information und KartenTel. 02742 908080-222(ermäßigte Karten nur für Mitgliederder <strong>Region</strong>alkultur Niederösterreichunter Tel. 02275 4660)Eine Teilwiedergabe bringt Radio NÖam So, 24. 3. <strong>2013</strong>, 20.04–22.00 Uhrwww.festpielhaus.at18. NIEDERÖSTERREICHISCHERMUSeuMSTAG——————————————————So, 17. 3. <strong>2013</strong>Museumsdorf Niedersulz2224 Niedersulz——————————————————Der jährlich im Frühjahr veranstalteteNiederösterreichische Museumstag widmetsich ausgewählten Themen der Museumspraxisin kompakter Form. Er bietet zudemden zahlreichen Teilnehmern eine wichtigePlattform für das gegenseitige Kennenlernenund den Austausch innerhalb derMuseumsgemeinschaft. Der Museumstagist eine öffentlich zugängliche Fachtagung.Thema: Landwirtschaftliche Geräte in<strong>Museen</strong> / Holzschädlinge / Sammeln –Entsammeln / Ausstellen——————Informationmuseen@volkskulturnoe.atTel. 02732 73 999www.noemuseen.atschaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>März</strong> <strong>2013</strong>


Inhalt / 5<strong>März</strong> <strong>2013</strong>INHALTSchwerpunkt Heimaten6 / Kremser Kamingespräche——————Im Gespräch8 / Peter Turrini——————Ostern11 / Mikrokosmos Ei——————Chorszene13 / CD Volks.Kunst.Lied——————Haus der <strong>Region</strong>en14 / Von Böhmen in die Welt——————Wiener Couplet17 / Die Welt ist einKomödienhaus——————Schwerpunkt Heimaten18 / Musikschulen als Zuhause——————Musikschulen20 / prima la musica——————Schwerpunkt Heimaten22 / Das „Heimatlied“——————Erlebnis Österreich24 / Die Schnidahahnroas——————Industrieviertel26 / Räume aufmachen——————Wir tragen Niederösterreich28 / Nachlese Trachtenball——————Weinviertel / Waldviertel29 / Kellergassen & Fastenbier——————Waldviertel30 / Zu Gast bei Dieter Juster——————Mostviertel32 / Tag der Enkelkinder——————<strong>Museen</strong>33 / Von Abakus bis Zinnsoldat——————Forschung34 / Lehmbau——————<strong>Museen</strong>36 / St. Pölten –eine Stadt in Bewegung——————<strong>Museen</strong>37 / Sammlung Hackl,Weitra——————<strong>Kultur</strong>vermittlung38 / Theater im Museum——————Schwerpunkt Heimaten40 / Sich ein Bild machen——————Auslage42 / Bücher & CDs——————<strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong>44 / Fortbildung——————Handwerk46 / Fest drücken——————Galerie der <strong>Region</strong>en48 / Krug & Co——————<strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong>49 / Intern——————50 / Die letzte Seite——————IMPRESSUMHerausgeber: Dr. Edgar Niemeczek, Dorothea Draxler. Chefredakteurin: Mella Waldstein. Redaktionsteam: Karin Graf, MA, Mag. Michaela Hahn, Mag. Katharina Heger,Mag. Marion Helmhart, DI Claudia Lueger, Dr. Freya Martin, Mag. Andreas Teufl, Dr. Veronika Plöckinger-Walenta, Mag. Ulrike Vitovec, Mag. Michaela Weiss, Mag. AnitaWinterer, Mag. Eva Zeindl, Michaela Zettl, Mag. Doris Zizala. Mitarbeiter dieser Ausgabe: Barbara Baldauf, Mag. Doris Buchmann, Mag. Gabriele Burian, Prof. WalterDeutsch, Mag. Daniela Fuchs, Mag. Thomas Hofmann, Dr. Helmut Huber, Mag. Margarete Meixner, Mag. Gerhard Murauer, Mag. Thomas Pulle. Produktionsleitung, Marketing,Anzeigen und Beilagen: Mag. Marion Helmhart. Eigentümer/Medieninhaber: Volkskultur Niederösterreich GmbH, 3452 Atzenbrugg, Schlossplatz 1, FN 308711m, LG St. Pölten.Tel. 02275 4660, office@volkskulturnoe.at, www.volkskulturnoe.at. Geschäftsführung: Dorothea Draxler, Dr. Edgar Niemeczek. Sekretariat: Petra Hofstätter, Tina Schmid.Grafik/Layout: Atelier Olschinsky Grafik und Design GmbH, 1060 Wien.Druck: good friends Druck- und Werbeagentur GmbH. Verlagspostamt: 3451 Michelhausen. Versandpostamt: Postamt 3112 St. Pölten. ISSN 1680-3434.Copyrights: <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong>.Niederösterreich GmbH, 3452 Atzenbrugg. Artikelübernahme nur nach Vereinbarung mit dem Herausgeber. Fotos: Wenn nicht anders angegeben, Bildarchivder Volkskultur Niederösterreich GmbH. Ziel der Zeitung: Information und Berichterstattung über Kunst und <strong>Kultur</strong> und ihre gesellschaftlichen Bedingtheiten mit besondererBerücksichtigung der <strong>Region</strong>alkultur im Bundesland Niederösterreich, Beiträge aus Wissenschaft und Praxis, Ankündigungen und Hinweise.Alle in der Zeitschrift verwendeten Begriffe, Personen- und Funktionsbezeichnungen beziehen sich ungeachtet ihrer grammatikalischen Form selbstverständlich in gleicher Weiseauf Frauen und Männer. Cover: Entwurf von Hermann Clemens Kosel/IMAGNO Austrian Archives.schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>März</strong> <strong>2013</strong>


Schwerpunkt Heimaten / 6Kremser Kamingesprächebegriff im wandelHeimat – ein Begriff mit langer Geschichte – erfreut sich im Zeitalter der Globalisierung und der sichständig wechselnden Trends wieder großer Beliebtheit. Aus diesem Anlass korrespondiert das Schwerpunktthemadieser Ausgabe des „<strong>Schaufenster</strong> <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong>“ mit den Kremser Kamingesprächen.Ferienidyll Österreich, Plakat für den österreichischen Fremdenverkehr 1951 (Detail), Entwurf von Hermann Clemens Kosel/IMAGNO Austrian Archivesschaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>März</strong> <strong>2013</strong>


Schwerpunkt Heimaten / 7Der deutsche Dichter und Philosoph JohannGottfried von Herder meinte einmal: „Heimatist da, wo man sich nicht erklären muss.“ Obder Duft der ersten Frühlingsboten, ein Sparziergangdurch die Weinberge oder Großmuttersselbstgemachte Marmelade – Heimatkann vielfältige Gesichter haben. Den Begriffzu definieren ist kaum möglich. Zu sehr hatsich Heimat im Laufe der Geschichte gewandelt.Interpretationen umfassen den Rechtscharakterim Mittelalter über die gefühlsbetonteBedeutung in der Romantik des19. Jahrhunderts bis hin zum ideologischenGedanken in der Zeit des Nationalsozialismus.In der Vergangenheit oft kritisch hinterfragt,idealisiert und auch strapaziert, wurdedas Thema Heimat lange Zeit gemieden.Allerdings: „solange das Gefühl, das sichHeimweh nennt, bei kleinen und großenKindern nicht ausstirbt, gibt es keinen vernünftigenGrund, das Wort Heimat aus derdeutschen Sprache zu tilgen“, so der PhilosophChristoph Türcke.Der Begriff „Heimat“ wirft Probleme auf,wenn man versucht, diesen in andere Sprachenzu übersetzen. Schnell wird klar, dasseine wörtliche Übersetzung nicht möglich ist.Weder die englische Übersetzung „homeland“oder „home country“, noch der lateinischeBegriff „patria“ spiegeln die Vielfältigkeitdes deutschen Begriffs wider.In Zusammenhang mit Migration und Integrationbekommt Heimat eine völlig andereBedeutung. Für Menschen, die ihr Heimatlandverlassen, um ihren Lebensmittelpunktin der Ferne zu suchen, ist Heimat etwasVerlorenes. Dies geht oft mit Heimatverlustund Heimweh einher. Der österreichischeSchriftsteller Alfred Polgar schrieb über dastypische Emigranten-Schicksal: „Die Fremdeist nicht Heimat geworden. Aber die HeimatFremde.“ Mit den wachsenden internationalenWanderbewegungen sind Migration undIntegration mittlerweile zu einer globalenHerausforderung geworden.Je unruhiger die Zeiten, je unsicherer dieZukunft, desto mehr sehnen sich die Menschennach alten Werten und Traditionen.Heimat erfreut sich demzufolge heute wiedergroßer Beliebtheit. In einer Zeit, die geprägtist von Schlagworten wie Globalisierung,Finanzkrise und Web 2.0, erfährt der Heimatbegriffeine weitere Bedeutungswandlung.Heimat im GesprächDie aktuelle Staffel der Kremser Kamingesprächewidmet sich den Entwicklungen undBedeutungen verschiedener Heimaten undgibt viel Diskussionsstoff für ein wiederbrandaktuelles Thema. Ob im Supermarktregal,als Stoff für Lifestylemagazine oder alsMittel zur Werbung – Heimat ist en vogue.Nichtsdestotrotz besitzt der Begriff eine langeIdeengeschichte, wurde er doch im Laufe derJahre stetig neu definiert und interpretiert.Wofür steht Heimat in der heutigen Zeit?Warum gibt es diese neue Sehnsucht nachHeimat? Diesen und anderen Fragen gehendie Kremser Kamingespräche im Haus der<strong>Region</strong>en an vier Abenden nach. Unter demFokus „Heimat.Orte“, „Heimat.Klischees“,„Heimat.Chancen“ und „Heimat.Träume“diskutieren u. a. Amani Abuzahra, Integrationsbeauftragteder Islamischen Glaubensgemeinschaftin Österreich, Volkskultur Niederösterreich-GeschäftsführerinDorotheaDraxler, Diakon Franz Eckert, SchriftstellerMichael Stavarič und Volkskundlerin undTrachtenexpertin Gexi Tostmann. Zum Auftakthält Konrad Köstlin einen Vortrag amKamin.Heimat.OrteIm allgemeinen Sprachgebrauch wird derBegriff Heimat intuitiv auf einen Ort bezogen.Begriffsdefinitionen gehen jedoch übereine räumliche Interpretation hinaus, weistHeimat doch meist auch stark gefühlsbetonte,ästhetische, nicht zuletzt ideologische Komponentenauf. Naturgemäß sind Menschenauf der Suche nach einem besseren Lebenund finden es verlockend, ihr Heimatland zuverlassen. Hin- und hergerissen zwischenzwei <strong>Kultur</strong>en, gelingt es nicht immer, ein neuesZuhause auch zur neuen Heimat zu machen.Heimat.KlischeesAlmwiesen, rauschende Bäche und idyllischeDörfer – das Klischee der heilen Welt bot inden 1950er Jahren Stoff für triviale Heimatromaneund rührselige Heimatfilme. Im Vordergrundstanden dabei Traditionen, Trachtenund Volksmusik. Ländliche Idylle stelltedas Gegenbild zur unüberschaubaren Großstadtdar. Heimat wurde auf diese Weise zueinem Begriff, der an Stereotypen festgemachtwurde, die Behaglichkeit und Geborgenheitversprachen. Die Verbreitung desHeimatmotivs durch die Massenmedien hatnicht unwesentlich dazu beigetragen, dassauch heute Heimat noch mit bestimmtenKlischees assoziiert wird. Ländliche Traditionensind mittlerweile zum Gegenstand der<strong>Kultur</strong>industrie geworden. Warum sind Heimatklischeeserneut in der Werbung allgegenwärtig?Worin unterscheiden sich diemodernen Klischees von damals? Sind die inHeimatfilmen und -romanen vermitteltenBilder unsterblich? /Text: Karin Grafheimaten———————————————————VORTRAG AM KAMINMi, 6. 3. <strong>2013</strong>, 18.00 UhrHeimaten reloadedem. Univ.-Prof. Dr. Konrad KöstlinKREMSER KAMINGESPRÄCHEMi, 13. 3. <strong>2013</strong>, 18.00 UhrHeimat.OrteMag. Amani Abuzahra, MA,KonsR em. Univ.-Prof. Dr. Franz EckertMi, 10. 4. <strong>2013</strong>, 18.00 UhrHeimat.KlischeesDr. Karin Kneissl, Prof. Lojze WieserMi, 8. 5. <strong>2013</strong>, 18.00 UhrHeimat.ChancenMag. Michael Stavarič,Dr. Gexi TostmannMi, 12. 6. <strong>2013</strong>, 18.00 UhrHeimat.TräumeDorothea Draxler, Gerhard HadererEine Zusammenfassung der KremserKamingespräche wird jeweils am Mittwochder darauf folgenden Woche ab21.00 Uhr im Programm von RadioNiederösterreich gesendet.Online gibt es die Sendungen aufwww.volkskultureuropa.orgnachzuhören.Eintritt frei, Anmeldung erbeten!Haus der <strong>Region</strong>en3504 Krems-Stein, Donaulände 56Tel. 02732 85015www.volkskultureuropa.orgschaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>März</strong> <strong>2013</strong>


Im Gespräch / 8Peter Turriniwir alle sindkinder der provinzDorli Draxler und Edgar Niemeczek im Gespräch mit dem im Weinviertel beheimateten SchriftstellerPeter Turrini über Kunst, Politik und Qualitäten der Provinz.Peter Turrini: „Wenn Sie mich nach dem <strong>Kultur</strong>klima fragen, dann kann ich nur sagen, man fühlt sich hier willkommen.“Vor beinahe 100 Jahren begann der ErsteWeltkrieg. Vor 75 Jahren beginnt für Österreichder Zweite Weltkrieg, in der Folge mitMillionen von Toten, Not, Elend und Vertreibung.Angesichts der Probleme von heutestellt sich die Frage: „Geht’s uns zu gut?“Turrini: Die Menschen erleben sich nicht imVerhältnis zu Vergangenheiten, zu Gewesenem.Ihr Glück und Unglück speist sich ausdem Gegenwärtigen. Natürlich geht es unsheute wesentlich besser als vor Jahrzehnten.Ein Arbeitsloser der 1930er Jahre war schnellerim Elend als ein Arbeitsloser von heute.Aber das Gefühl des Ausgestoßen-Seins, desNutzlosen, kann ein junger Mensch heutzutage,der die fünfzigste Bewerbung geschriebenhat und immer nur Abweisungen bekommt,auch haben. Wir dürfen nicht vergessen, dieWelt präsentiert sich vielen jungen Menschenheutzutage als etwas Besetztes: Alle habenihren Platz, ihren Beruf, ihr Haus, ihre Wohnung,nur ich bin draußen. Als ich 18 Jahrealt war, haben die Firmen versucht, uns in derMittelschule anzuwerben. Auf uns hat mangewartet, auf die heutigen Jungen wartet niemand.Peter Turrini, Sie kommen ursprünglich ausKärnten, leben aber seit vielen Jahren imWeinviertel. Viele Künstler taten es Ihnengleich und siedelten sich in den letzten Jahrenin Niederösterreich an. Ist die wunderbareLandschaft im Wein- oder Waldvierteldie ideale Inspirationsquelle für Kunstschaffende?Oder gibt es handfestere Gründe?schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>März</strong> <strong>2013</strong>


Im Gespräch / 9„Während die meisten auf einem störrischen Esel sitzen und in der <strong>Kultur</strong>förderung nicht weiterkommen, setzen Pröll und seine <strong>Kultur</strong>mitstreiter auf das richtige Pferd“.Edgar Niemeczek (links) und Dorli Draxler (rechts) im Gespräch mit Schriftsteller Peter Turrini.Turrini: Ich kann schwer beantworten, wasandere Künstlerinnen und Künstler auf dieIdee gebracht hat, sich in Niederösterreichanzusiedeln. Ich kann es für mich beantworten,und zwar auf einer sehr persönlichenEbene. Ich habe Kärnten verlassen, weil ichmich dort nie beheimatet fühlte. Das hängtmit meinem italienischen Vater, wohl aberauch mit meinem schon früh erglühten literarischenFieberkopf zusammen, der aufmeine damalige familiäre und dörflicheUmgebung merkwürdig wirkte. Ich habekeine schöne Geschichte mit Kärnten, undals ich nach Niederösterreich kam, war ichdiese Vergangenheiten los. Hier traten mirdie Menschen neu gegenüber, es hing alsovon mir ab, ob sie mich mochten oder nicht.Ich fühle mich hier angenommen undbeheimatet, soweit man das von einemgrundsätzlich heimatlosen Menschen sagenkann. Und ich habe hier einen Platz desRückzugs gefunden. Sie dürfen nicht vergessen,dass Schreiben Schwerarbeit ist. Diemeisten Menschen machen sich Illusionenüber diesen Beruf und glauben, man mussnur prominent sein. Alles Blödsinn. Manmuss fleißig sein bis zur Erschöpfung. Manmuss einen geregelten Arbeitstag haben, umdieses ungeheure Volumen eines Romansoder eines Theaterstückes überhaupt zuschaffen. Dass man ein Talent haben muss,ist doch selbstverständlich, der Rest ist – ichwiederhole es – Fleiß. Für diese Schwerarbeitbrauche ich Ruhe, Rückzug, ich denkemir ja monatelang Figuren aus, die michvöllig vereinnahmen. In dieser Zeit desintensiven Schreibens stört mich alles, wasaußerhalb des Schreibens liegt. Hier in Niederösterreich,in diesem kleinen Dorf an dertschechischen Grenze, habe ich diese Stilleund Leere gefunden, die ich mit den Ausdenkungenmeiner Fantasie bevölkern kann.Viele Künstler, ob Schriftsteller, Maler oderMusiker, erheben die Forderung, dass dieöffentliche Hand die Aufgabe hat, den entsprechendenRahmen für das künstlerischeSchaffen zu garantieren. Wie sehen Sie dieSituation in Österreich, speziell in Niederösterreich?Was schafft also ein <strong>Kultur</strong>klima?Was ist diesem abträglich?Turrini: In einer Demokratie, die etwas aufsich hält, sollte der Staat die Kunst fördernund sich inhaltlich vollkommen heraushalten.Nur in Diktaturen redet man in dieKunst hinein. Die Frage der Kunstförderungbeschäftigt mich seit Jahrzehnten, vor allemdie in den <strong>Region</strong>en. Bevor ich etwas sehrPositives über Kunstförderung in Niederösterreichsage, schildere ich ein paar europäischeVergleiche. In Italien ist durch die„Berlusconisierung“ der Gesellschaft auchdie Förderung von Kunst unter die kapitalistischenRäder gekommen. Wenn ich mitmeinen italienischen Freunden darüberrede, dann erfahre ich, dass fast alles insPrivate, ins Mäzenatentum ausgelagertwurde. Außer den wenigen großen Institutionen,wie der Mailänder Scala, sind die früherblühenden Äste der regionalen <strong>Kultur</strong> inItalien verdorrt. In Frankreich ist es differenzierter.Die <strong>Region</strong>en und Departementsfördern die Kunst mit unterschiedlicherIntensität und Höhe. Generell lässt sich aberauch dort feststellen: In Sparzeiten spartman zuerst an der Kunst. Die neue französischeRegierung behauptet, sie wolle mehrfür Kunst ausgeben, es fehle ihr aber anGeld. In Italien gibt es keinen erklärten Willenzu Mehrausgaben für die Kunst. Ich tuemir mit politischem Lob grundsätzlichschwer, aber Niederösterreich stellt im Vereinder europäischen <strong>Region</strong>en eine äußerstrühmliche Ausnahme dar. Von Grafeneggüber das Nitsch-Museum bis hin zu denMusikschulen, hier wird mehr für Kunstund <strong>Kultur</strong> getan als in allen vergleichbaren<strong>Region</strong>en. Während die meisten auf einemstörrischen Esel sitzen und in der <strong>Kultur</strong>förderungnicht weiterkommen, setzen Pröllund seine <strong>Kultur</strong>mitstreiter auf das richtigePferd. Und wenn Sie mich nach dem <strong>Kultur</strong>klimafragen, dann kann ich nur sagen, manfühlt sich hier willkommen. Das habe ichvon Kärntner Künstlern, die in der „Dörflerei“leben, noch nicht gehört.Was haben Kunst und Politik überhauptmiteinander zu tun? Wie verhalten sichdie Kunst und die Künstler gegenüber derPolitik? Wie werden Phänomene wie Gesinnungsdiktat,Moralisierung und Heucheleireflektiert? Ist Demokratie überhaupt einThema? Und wie wird diese gesehen?Turrini: Wieder kann ich nur eine sehr persönlicheAntwort geben: Ich kann mir eineschaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>März</strong> <strong>2013</strong>


Im Gespräch / 10V. l. n. r.: Die Geschäftsführer der <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> Niederösterreich, Dorli Draxler und Edgar Niemeczek,mit dem Schriftsteller Peter Turrini und der Dramatikerin Silke Hassler im Brandlhof, Radlbrunn.Kunst ohne die politische Frage nicht vorstellen,aber da die Kunst frei ist, habenandere Künstler die Freiheit, völlig anders zudenken als ich. Ich habe immer, vor allem inEssays, öffentlichen Reden und Artikeln, dienegativen Auswirkungen von Politik aufunser Leben kritisiert. Ich habe die Gerechtigkeitsfragegestellt, und auch da landetman bei den Fragen nach Macht und Ohnmacht,nach Unterdrückung und Ausbeutung.Auch ich wäre manchmal gerne in denElfenbeinturm der Kunst entschwunden,aber schon wenn man beim Fenster diesesTurms hinaussieht, sieht man Dinge, dieeinen nicht gleichgültig lassen können.Schon 1983 haben Sie einen Essay zumThema „Provinz“ verfasst. Darin heißt es amSchluss: „Wer in der Literatur die ganze Welteinfangen will, landet oft im unverbindlichenNichts. Wer sich mit der Provinz, mit dem,was ihn unmittelbar umgibt, begnügt, demgelingt oft, bewusst oder unbewusst, ein Beispiel,eine Parabel für menschliches Daseinschlechthin?“ Hat sich in Ihrer Einschätzungdazu nach 30 Jahren etwas geändert?Turrini: Ja, tatsächlich habe ich das vor30 Jahren geschrieben, und es hat, im Zeitalterder Globalisierung, eher an Brisanzgewonnen. So wie wir uns als Menschennicht im Vergleich mit der Vergangenheiterleben, so erleben wir uns auch nicht imVergleich mit dem Staatsgebilde, in dem wirleben, oder gar mit dem Globalen. Nein,unsere tiefsten Empfindungen entwickelnwir aus allernächster Nähe, an dem Ort, indem wir leben, in der Beziehung, die wirführen, an dem Verhältnis zum Nachbarn,das wir haben oder nicht haben. Uns ereifertnicht so sehr der Lärm am Times Square,sondern jener, welchen die Lastwagen beiihrer Ortsdurchfahrt verursachen. Ich binein Bewohner der Provinz, ich schöpfemeine Kraft und meine literarischen Stoffeaus dieser. Die wenigen Male, als ich versuchthatte, in einem meiner literarischenWerke die ganze Welt einzufangen, bin ichgestrauchelt. Je genauer ich die Dramenmeiner Umgebung literarisch eingefangenhabe, desto öfter wurden diese Stücke inandere Sprachen übersetzt und an anderenOrten aufgeführt. Was einem jungen Menschenin einem Kärntner Dorf passiert, odereiner alten Putzfrau in der weihnachtlichenEinsamkeit, im Speziellen spiegelt sich dasAllgemeine wider. Letztendlich sind wir alleKinder der Provinz. /Fotos: Nikolaus KorabPETER TURRini———————————————————Geboren 1944 in St. Margarethen imLavanttal/Kärnten, aufgewachsen inMaria Saal, seit 1971 freiberuflicherSchriftsteller.Mitglied der GrazerAutorinnen Autorenversammlung.Zahlreiche Auszeichnungen – u. a. derWürdigungspreis des Landes Niederösterreich,2003.Lebt in Retz/Niederösterreich.Mit seinem ersten Theaterstück„Rozznjogd“ (Uraufführung 1971 amWiener Volkstheater) wurde Turrinischlagartig bekannt.Es folgten zahlreiche Theaterstücke,Gedichte, Drehbücher, Hörspiele,Reden und Essays.Turrinis Werke wurden in mehr als30 Sprachen übersetzt, seine Stückewerden weltweit gespielt.Der Vorlass von Peter Turrini befindetsich im Archiv der Zeitgenossen, Donau-Universität Krems.schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>März</strong> <strong>2013</strong>


Bräuche / 11OsternmiKROKOsmos eiVon Bedeutung und Wert der Eier zu Ostern.Gekratzte Eier – eine Technik, die vor allem im Südburgenland bekannt ist.Wenn man schon nicht sicher sagen kann,ob das Huhn vor dem Ei war oder umgekehrt,so kann doch mit Gewissheit festgehaltenwerden, dass das Ei vor dem Menschenwar. Denn seit über 300 MillionenJahren gibt es Reptilien auf der Erde, Vögelseit etwa 150 Millionen Jahren und denHomo sapiens seit etwa lächerlichen 2,5Millionen Jahren. Irgendwann muss unserenVorfahren aufgefallen sein, dass das Ei, diesesovale, von einer Kalkschale begrenzteObjekt, mehr ist als eine Schutzhülle fürseinen jeweiligen Bewohner und eine Bereicherungdes eigenen Speiseplans. So wurdeschließlich das Hervorschlüpfen von neuemLeben aus dem Mikrokosmos Ei weltweit invielen Mythen und Religionen als Sinnbildfür die Entstehung der Welt und der Schöpfungangesehen.Schenk ein Ei!Der Brauch, verzierte Eier als Symbole derFruchtbarkeit und der Erneuerung derNatur im Frühling zu verschenken, ist weitvor Christi Geburt an verschiedenen Ortender Welt nachweisbar (z. B. in China, Ägypten,Griechenland), und wurde dem Christentumeinverleibt. Begibt man sich auf etymologischeSpurensuche des Wortes „Ostern“,führt der Weg nach Großbritannien, woman in vorchristlicher Zeit für die Göttindes Frühlings und der Morgenröte, „Eostre“,Fruchtbarkeitsfeste ausrichtete und sichgegenseitig Eier als Freundschafts- oder Liebesgabeschenkte. In christlicher Zeit ver-schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>März</strong> <strong>2013</strong>


Bräuche / 12Aus dem Brauch des Verzierens von Ostereiernist ein Kunsthandwerkszweig entwachsen,ein Wirtschaftszweig blüht gleich daneben.Ob ukrainische Pysanka-Ostereier, sorbischeOstereier aus der Lausitz odergekratzte Ostereier aus dem Südburgenland– verkauft werden sie in alle Welt, das Internetmacht’s möglich. Nur die Eier der Wollmilchsaukann man noch nicht im Worldwideweberwerben. Freudvoller als das Surfenam Bildschirm ist es aber sicher, auf einemder zahlreichen Ostermärkte in Österreichzwischen Osterzöpfen und Geselchtem nachbunten Eiern Ausschau zu halten, um damitden häuslichen Osterstrauß zu schmücken.Ausgeblasene Eier – die Verwertung der Eierschalen für den Osterstrauß.schmolz man das Fest für Eostre mit demOsterfest, auf dem Konzil von Nicäa wurde325 n. Chr. festgelegt, dass Ostern immer aufden ersten Sonntag nach dem Frühlingsvollmondfällt. Und so schenkt man sich hierzulandeheute noch Eier im keimenden Frühjahr,zu Ostern, im Namen Christi.Allerdings war den Christen das Essen vonEiern, dem „flüssigen Fleisch“, in der Fastenzeitvor Ostern verboten. Eine Methode, umdie in dieser Zeit gelegten Eier bis nachOstern haltbar zu machen, war, die Eier zukochen und, wenn diese als Schenk-Eierdienen sollten, auch zu färben und zu verzieren.Das Bemalen von Ostereiern setzteim von der römischen Kirche geprägtenAbendland im 12./13. Jahrhundert ein. Esentstanden je nach Geschmack und handwerklichemKönnen des Erzeugers wahrekleine Kunstwerke. Verwendet wurden ausgeblaseneEier verschiedenster Vögel, Eiervon Singvögeln und Wachteln, Hühnernverschiedenster Größen und Rassen, vonFasanen, Enten, Gänsen u. a. Aber auch Eieraus mannigfaltigen Materialien wie Holz,Naturstein, Porzellan, Glas, Metall, Gipsoder Pappe wurden im Lauf der Zeit verziert.Die zunächst am häufigsten verwendeteFarbe war Rot – rot wie das Blut Christi,rot wie die Liebe oder das Leben. Baldgesellten sich alle weiteren Farben dazu.Auch spezielle Ziertechniken entwickeltensich, es wurde gekratzt, geätzt, ausgeschnittenund gefüllt, beklebt, gebatikt undbeschrieben.Die Technik der ZierBei der Wachsbatiktechnik werden mit flüssigemWachs Symbole und Muster auf das Eigemalt, die abgedeckten Linien und Flächennehmen so beim Eintauchen in Farbe keineFarbe mehr an. Wiederholt man diesen Vorgangmit verschiedenen Farben, könnenwunderschöne mehrfarbige Eier entstehen.Zuletzt wird das Wachs über einer Kerzenflammegeschmolzen und weggewischt.Werden die Eier mit farbigem Wachs verziert,nennt man dies Wachsbossier-Verfahren.Die aufgetragenen Motive liegen reliefartigerhaben auf der Eierschale. Möchteman die eher zeitaufwändige Kratztechnikanwenden, braucht man Eier mit möglichstharter Schale. Nach dem satten Einfärbender Eier werden mit einem spitzen GegenstandOrnamente eingeritzt. Auch bei derälteren Technik des Ätzens werden die Eierzunächst uni gefärbt, dann allerdings werdendie gewünschten Motive mit Säure weggeätzt.Sehr viel Geduld, Hingabe und einenZahnarztbohrer braucht man, wenn mansich in der Kunst des Perforierens von ausgeblasenenEiern versuchen möchte, es könnenStunden, Tage und Wochen vergehenfür besonders filigran gearbeitete Objekte.Man beachte: Gänseeier sind stabiler alsHühnereier. Häufig werden natürlich verschiedeneTechniken gemischt.Nicht kostbar, aber teuer sind die wohlberühmtesten Eier der Welt: die Fabergé-Eier, jene eiförmigen Schmuckgegenständeund Zeugnisse höchster Goldschmiedekunstaus der Werkstatt des Peter Carl Fabergé, diezwischen 1885 bis 1917 alljährlich von denrussischen Zaren Alexander III. und NikolausII. in Auftrag gegeben wurden, um siezu Ostern ihren Gemahlinnen zu schenken.Das sogenannte Rothschild-Ei, das vonFabergé einst für den Bankier angefertigtworden war, wurde 2007 um 12,5 MillionenEuro verkauft. Es ist im Museum Fabergé inBaden-Baden, Deutschland, zu besichtigen.Unbezahlbar ist allerdings der immaterielleWert eines selbstgefertigten Ostereis vonPersonen, die man ins Herz geschlossen hat,seien es die Geliebte, die Mutter oder dieeigenen Kinder. Kind und Ei geht im Sprachgebrauchvon jeher gut zusammen. Mitwiegenden Bewegungen ähnlich dem Ovaleiner Eierschale und einem gesungenen„eiapopeia“ hat man schon im Mittelalterkleine Kinder sanft in den Schlaf geschaukelt.Zu den ersten lautmalerischen Silben,die ein Kleinkind im deutschsprachigenRaum lernt, gehört zweifelsohne das „ei ei“im Singsang. Und so kommt es, dass dasWort „Ei“ heute auch in Österreich – allenLebensmittelskandalen zum Trotz – nochimmer semantisch positiv besetzt ist unduns weniger an Antibiotika und Salmonellendenken lässt, vielmehr an eine zärtlicheStreicheleinheit. Womit wir wieder beiOstern angelangt wären: Friede auf Erden! /Text: Gabriele BurianFotos: Manfred Horvathschaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>März</strong> <strong>2013</strong>


Chorszene Niederösterreich / 13vielstimmigvolks.kunst.liedDie achte CD der Reihe „vielstimmig“ spannt einen Bogen vom Gstanzlbis zum Abendlied, von traditioneller Volksmusik zur Hochromantik.überlieferte Volksmusik immer wieder aufsNeue zu beleben. Es sollte aber nicht nurdas Volkslied, sondern auch das Kunstliederklingen – und zwar jenes, das sich auf dasVolkslied bezieht, das seine Wurzeln ebendortsucht, das aus der Tradition hinüberführenmöchte in eine kunstvolle Ausarbeitung,das eine neue Interpretation sein willoder künstlerische Auseinandersetzung.Man findet Bearbeitungen von Volksweisenin allen Epochen, allen Stilen – große Musikerhaben sich diesem Thema gewidmet,unzählige Arrangeure haben sich an Melodienrund um den Globus bedient. Es waruns bewusst, dass ein derartig umfassendesThema nicht in einem einzigen Konzertbehandelt werden kann. Und so spannt sichauf dieser CD ein weiter Bogen: vom Gstanzlbis zum Abendlied, von der echten traditionellenVolksmusik über die Hochromantikbis zur popular gefärbten Weltmusik.“Gottfried Zawichowski, Aufnahmeleiter derCD „vielstimmg 8“: „Möge dieses Projektverstanden werden als demütige Referenz andas gemeinsame Singen selbst, an das Erklingenlassenvon Melodien, die – in welcherAusgestaltung auch immer – aus der Seeleder Menschen kommen.“ /Der Chor Haag ist eines der mitwirkenden Vokalensembles auf der neuen CD „vielstimmig 8“.Foto: Gerald LechnerDas Herbstkonzert der Chorszene Niederösterreichstellt jährlich einen musikalischenHöhepunkt dar – werden doch dabei diebesten Vokalensembles des Landes eingeladen,ihr Können im für Vokalmusik so stimmiggeeigneten Klangraum der MinoritenkircheKrems-Stein zu präsentieren. Umimmer wieder auf einen ganz bestimmtenAspekt der Chormusik einzugehen, steht dasHerbstkonzert jedes Jahr unter einem anderenMotto. 2009 war es die zeitgenössischeChormusik (nachzuhören auf der CD „vielstimmig5“) und 2010 die geistliche Vokalmusik(„vielstimmig 6“).Unter dem Titel „Volks.Kunst.Lied“ drehtesich 2011 beim Herbstkonzert der ChorszeneNiederösterreich alles um Vokalmusik ausden Sparten Volks- und Kunstlied, um derenGemeinsamkeiten und Gegensätze. AusgewählteChöre wurden eingeladen, das Volksliedim Klangraum der MinoritenkircheKrems-Stein zu Wort kommen zu lassen.Dorli Draxler, Geschäftsführerin der ChorszeneNiederösterreich: „Die elementare Bedeutungder Volksmusik, deren Auswirkungund Einfluss in die Kunstmusik nahezu allerZeiten und <strong>Kultur</strong>en reicht, kann nicht hochgenug eingeschätzt werden, und es gilt, dieCD vielstimmig 8———————————————————Junger.Chor.Niederösterreich, CapellaCantabile, Chor Haag, Trio Draxler-Monitzer-Jäger, Wiener SingakademieKammerchor, Die DröSingersEUR 18,00 + VersandErhältlich bei:Chorszene Niederösterreich3109 St. Pölten, Neue Herrengasse 10Tel. 02742 90666-6117www.chorszenenoe.atschaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>März</strong> <strong>2013</strong>


Haus der <strong>Region</strong>en / 14Volksmusikvon böhmen in die weltDie böhmischen Musikanten und ihre Musik –eine Erfolgsgeschichte im mitteleuropäischen Raum.Kristýna Kočí und Tomáš Spurný von der Böhmerwald Dudelsackmusik. Foto: z. V. g.schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>März</strong> <strong>2013</strong>


Haus der <strong>Region</strong>en / 15Blasmusik in Perfektion – die südböhmische Gruppe Babouci. Foto: z. V. g.Das böhmische Musikantentum hat in dereuropäischen Musikgeschichte einen gutenKlang. Seit dem 18. Jahrhundert ist esbekannt, dass Böhmen und der westlicheTeil Mährens als eigenwillige Musiklandschaftenbedeutende Musiker hervorbrachten.Die Adeligen haben die Musikalität derMenschen in den Dörfern in besondererWeise gefördert und die Landkantorenwaren die fähigen Lehrmeister von überdurchschnittlichbegabten jungen Musikanten.Diese musikerzieherische Situationin Böhmen hat man sogar als das „europäischeKonservatorium“ bezeichnet, aus welchemerstrangige Meister der Vorklassikhervorgingen, wie zum Beispiel Jan (Johann)Stamitz (1717–1757) und František (Franz)Benda (1709–1786). Im 19. Jahrhundertwaren es vor allem die böhmischen Militärkapellmeister,welche innerhalb der k. u. k.Militärmusik nicht nur einen perfekten blasmusikalischenSpielstil formten, sondernauch als Komponisten von anerkanntenund viel gespielten Märschen unsterblichgeworden sind. Die böhmischen KapellmeisterJulius Fučik, Karl Komzák, WendelinKopetzky, Ludwig Stasný und Johann Novotnyleben in ihren Märschen auch im zivilenBlasmusikwesen der Gegenwart weiter.Geige, Klarinette, DudelsackUnd die Volksmusik? Sie ist in der Frühzeitder Erfassung der böhmischen Traditioneneng mit dem Dudelsack verbunden. „Dudy adudácká muzika“ (Dudelsack und Dudelsackmusik)gehören zur großen klingendenVisitenkarte der böhmischen Dorfmusik.Seit dem 19. Jahrhundert wird diese in Fachbüchernbeschrieben und erhält nach undnach den Status eines nationalen musikalischenSymbols. Verbunden mit den zahlreichenTanzliedern wird im Tonfall derSprache auch musiziert. Nicht umsonst verlangtder Forscher, man möge „die Melodieder Volkssprache in jeder Einzelheit studieren“,um die Musik des Landvolks zu verstehen.Die auftaktlosen Wörter und Wortgruppenhaben ihr Gegenstück in den auftaktlosenMelodien. Ob im Dreier- oderZweiertakt, immer wird mit dem festen,betonten Taktteil begonnen und dieses Prinziprhythmisch exakt weitergeführt (sieheAbbildung Scherzlied, Seite 16).Der Dudelsack wurde und wird nicht alleinals Soloinstrument eingesetzt, sondern mitihm entstanden verschiedene Besetzungsarten.Eine davon ist das Musikantentrio mitGeige, Klarinette und Dudelsack, das alstypisch für die südböhmischen Landschaftengenannt wird. Überall in den böhmischenLändern gab es auch Geigenensemblesmit Hackbrett, vor allem dort, wo dasGeigenspiel von alters her seit Generationenüberliefert wird. Von den vielen tschechischenTänzen seien einige genannt, welcheauf dem Tanzboden der Dörfer gespielt wurdenund in Auswahl von den beiden großenböhmischen Nationalkomponisten BedřichSmetana und Antonín Dvořák eine künstlerischeErhöhung erhielten: sedlácká, sousedská,baborák, rejdovák und furiant. Diemeisten Tanzweisen werden nicht nurgespielt, sondern auch gesungen, und vonden Tänzen, die inzwischen vergessen wurdenund nicht mehr auf dem Tanzbodenerklingen, lebt noch das Tanzlied.Als in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundertsauch in den Dörfern die Blechblasinstrumenteder k. u. k. Militärmusik vonVeteranen eingeführt wurden, entstandenvöllig neue Besetzungsarten und Ausdrucksweisen,die Tanzmusik zu spielen und zusingen. Nicht mehr die Dorftänze, sonderndie Polka und der Walzer bildeten dieHauptformen im Repertoire der neuen„Blechpartien“. Die Polka ist als Name eintschechischer Begriff, aber sie ist nicht einetschechische Erfindung. Diesen Zweischritt-Rundtanz gab es überall unter den verschiedenstenNamen und in unterschiedlichstenAusführungen. In Österreich nannte mandiesen Tanz „Hopser“, „Hupfauf “ oder„Hopswalzer“, das ist ein gedrehter Zweischritt-Tanz.Durch die auftaktlose Rhythmikder böhmischen Polka wurde diese zumVorbild für viele Kompositionen im Gesellschaftstanzdes 19. Jahrhunderts. JohannStrauß Vater war 1842 der erste bedeutendeTanzkomponist, welcher in Nachahmungder böhmischen Polka diese mit seiner„Sperl-Polka“ in die wienerische Tanzmusikeinführte.Musikalische SpurenKleine Bläser-Ensembles von sechs bis achtMann waren plötzlich tonangebend, nichtnur im eigenen Ort und in der Nachbarschaft,sondern auch über die Grenzen deseigenen Landes hinaus. Böhmische Musikantenwaren auf Wanderschaft, vor allemschaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>März</strong> <strong>2013</strong>


Haus der <strong>Region</strong>en / 16Scherzlied aus Böhmen. Quelle: Österreichisches VolksliedwerkWer kennt sie nicht, die Rosamunde? Quelle: Österreichisches Volksliedwerkin Süddeutschland und in Österreich. Sieentwickelten sich im ländlichen Raum zuden beliebtesten Kleinkapellen der Zeit. Inden Jahrzehnten vom Ende des 19. Jahrhundertsbis zum Beginn des Ersten Weltkriegeshaben sie in vielen Provinzen der Monarchieihre musikalischen Spuren hinterlassen.Manche dieser Musikanten wurden sogaransässig, wie die Brüder Pokorny im Pongau,von denen der Salzburger Tobi Reisererzählt, er habe sich bei manchen seinerTänze von den böhmischen Musikanteninspirieren lassen.In Südtirol ist der Nachhall der böhmischenMusikanten besonders groß. Schon 1871berichtet der Tiroler Schriftsteller LudwigSteub, dass „im Ultentale nicht allein vonden böhmischen Musikanten, die alljährlichsich einfinden, Tafelmusik aufgespielt wird,sondern auch des Abends zum Tanze, undnicht etwa auf einen Dreher oder zwei, sonderngleich bis nach Mitternacht“. Alle bläserischenKleinensembles in Südtirol nennensich „Böhmische“ und fügen die Ortsbezeichnunghinzu, wie zum Beispiel die„Völser Böhmische“, die „Sarntheiner Böhmische“,die „Lengmooser Böhmische“ undviele andere.In den Jahrzehnten zwischen den zwei Weltkriegendes 20. Jahrhunderts haben tschechischeKomponisten mit erfolgreichen Polkakompositionendie Welt erobert. Diebekannteste davon ist bis heute die Polka„Rosamunde“ von Jaromir Vejvoda, die invielen Ländern mit entsprechenden Textenimmer wieder neu gesungen wird.Dieser jüngeren Polkaform folgen viele niederösterreichischeBlasmusikkomponisten,die mit eigenen Werken dafür sorgen, dassder böhmische Charakter in der Tanzmusikin leicht veränderter Gestalt auch in unseremLand weiterklingt. /Text: Walter Deutschtschechien / böhmenim haus der regionen———————————————————Fr, 15. 3. <strong>2013</strong>, 19.30 UhrBabouciUnter der Leitung von Petr Shýbal erarbeitetdie südböhmische Gruppe Baboucimit Perfektion die traditionelle Blasmusik.Kat. I: VVK: EUR 16,00, AK: EUR 18,00Kat. II: VVK: EUR 14,00, AK: EUR 16,00Tipp: Genießen Sie vor dem Konzertein dreigängiges Menü in RestaurantLATE Stein inkl. Konzerteintritt uminsg. EUR 34,00 p. P.Sa, 23. 3. <strong>2013</strong>, 19.30 UhrBöhmerwald Dudelsackmusik1989 gründete Tomáš Spurný mit Musikantenaus der Umgebung von Strakonicedie Böhmerwald Dudelsackmusik. Volksliederund Volkstänze aus dem Böhmerwaldstehen auf dem Konzertprogramm,genauso wie Rekonstruktionen von altenHandschriften aus dem Egerland unddem Gebiet der Choden in Westböhmen.Kat. I: VVK EUR 16,00, AK EUR 18,00Kat. II: VVK EUR 14,00, AK EUR 16,00Tipp: Genießen Sie vor dem Konzertein dreigängiges Menü in RestaurantLATE Stein inkl. Konzerteintritt uminsg. EUR 34,00 p. P.Kombi-Karte für beide Konzerte derReihe TSCHECHIEN / Böhmen:Kategorie I: EUR 29,00Kategorie II: EUR 25,00_Sa, 23. 3. <strong>2013</strong>, 11.00 UhrWorkshop „Volkstänze aus Böhmen“Tomáš Spurný und Mitglieder der BöhmerwaldDudelsackmusik zeigen authentischeVolkstänze aus Süd-und Westböhmensowie die Egerländer Roija-Tänze.Kursgebühr: EUR 10,00Dauer: ca. 2 Stunden.Anmeldung erbeten._Kartenbestellung und Information:Haus der <strong>Region</strong>en3504 Krems-Stein, Donaulände 56Tel. 02732 85015www.volkskultureuropa.orgschaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>März</strong> <strong>2013</strong>


Volkslied / 17Wiener Coupletdie welt istein komödienhausHundert Wiener Couplets, gesammelt, geordnet und kommentiert in einem Buchdes Volksliedforschers Ernst Weber.Es ist die Welt der Brettln – Bühnen, die ausein paar Fässern und darübergelegten Bretternbestehen. Es ist die Welt der sprichwörtlichenWäschermädel und Fiaker unddie der Arbeiter, die in das Wien der 1860erJahre strömen. Es sind die Zeiten der postmetternichschenÄra, der Gründerzeit undder Großstadt und des Weltkrieges. FürUnterhaltung sorgen die Volkssänger mitihren Couplets. Der Begriff „Couplet“ wurdeim Laufe der Jahrhunderte für unterschiedlichelyrische und musikalische Formenangewendet. Im 19. Jahrhundert wird dasCouplet unter den Wiener Volkssängern zurModeerscheinung. Die Couplets setzten sichformal aus gleich gegliederten, aber inhaltlichunterschiedlichen Strophen zusammen,deren Schluss ein wiederkehrender Text ist,meist ein Kehrreim. Diese letzte wiederkehrendeZeile ist zugleich Pointe. Die Gstanzlnunterscheiden sich vom Couplet insofern,dass sie Vierzeiler ohne wiederkehrenden„Refrain“ sind.Vorgetragen wurden die Couplets von Volkssängern.In der ersten Hälfte des 19. Jahrhundertswaren es ausschließlich Männer,die gegebenenfalls in Frauenkleider auftraten.Da die ständig ansteigende Zahl derVolkssänger der Obrigkeit ein Dorn im Systemwar, mussten sie um Lizenzen ansuchen.Diese seien an Personen zu vergeben,die „zu einem anderen Gewerbe gar nichtoder in geringerem Grad geeignet sind, einigemusikalische und sonstige Bildung besitzenund deren unbescholtene Haltungbekannt ist“. So lautet der Statthaltererlassvon 1851. Der anarchische Witz, die subkutaneRenitenz, die frivolen Anzüglichkeiten,die „Verbindung von domestizierter Revolutionund Wiener Schmäh“, so Hubert ChristianEhalt, Herausgeber der „Enzyklopädiedes Wiener Wissens“, wurde damit versuchtin Schranken zu weisen. Die Volkssängerreagierten darauf und packten die kritischenThemen in das Gewand des Humors, sodassdie Texte auf den ersten Blick unverfänglichwirkten.Im Gegensatz zu den Natursängern, die sichdurch Singen beim Heurigen etwa ein Trinkgeldverdienten, sahen sich die Volkssängerals Berufsstand und waren in Gesellschaftenorganisiert. Ab 1860 treten nun auch Frauenauf den Bühnen der Etablissements auf:Reserl, hat die Mutter gsagt, d Männer dassind Teufel / Doch die Reserl unverzagt setztdarein viel Zweifel. / Mutter, na, das kann netsein, sagt s, wann i mitn Schani / Öfter so imKämmerlein am Abend bin allani / Nimmt ermi und küsst er mi, Sie können Teufel sagen,/: Doch mich ergreift, ich weiß nicht wie,himmlisches Behagen. :/(Text und Musik: anonym, gesungen vonAnna Ulke)Die Themen sind vielfältig: die schonerwähnten politischen Inhalte, die Schwiegermütter,die Dicken, die Selbstdarstellungvon Wien, die Ungarn, die Böhmen, dieDeutschen ...Ich bin sehr gern in deutschen Staaten,weil mich das Essen dort entzückt,Man kriegt Chadeau zum Hasenbraten,der fein mit Reißnägel gespickt,Dann gibt es noch Delikatessen,Rasiercremesauce mit grünem Aal,Ich kann halt nur in Deutschland essen,ich glaub, ich bin nicht ganz normal.(Text: Louis Taufstein, Musikarrangement:Armin Berg, Quelle: Tonaufnahme mitArmin Berg)Das Ende des Wiener Couplets geht mitdem Ende der Volkssänger einher, als Varietés,Kabaretts und Kinos die Unterhaltungsbrancheverändern. Andererseits setzte derZweite Weltkrieg dem Witz ein unerbittlichesEnde. /buchtipp———————————————————Ernst Weber:Mir geht alles contraire100 Volkssänger-Couplets aus WienVerlag Bibliothek der Provinzedition seidengasseEUR 28,00www.bibliothekderprovinz.atschaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>März</strong> <strong>2013</strong>


Schwerpunkt Heimaten / 18MusikschulenBILDUNGS-RÄUMEUnumstritten ist die Wirkung von Bauformen auf jede Art von Lernprozessen. Es gilt daher, im Idealfallgemeinsam Räume zu schaffen, die auf die Bedürfnisse aller Gruppen zugeschnitten sind.Generalprobe für die Uraufführung des Werks „Intrada“ von Reinhard Süss bei der Eröffnung des Bildungszentrums Purkersdorf am 25. Jänner <strong>2013</strong>.„Heim, Heimat, heimatlich, heimelig, heimlich– die Sprache „weiß“, wie eng dieseWörter miteinander verwandt sind.Musikschulen werden oft als Orte der (kulturellen)Begegnung oder Zentren künstlerisch-musikalischerBildung beschrieben.Was sie aber für viele Musikschüler darstellen,ist eine Art zweite Heimat. Viele verbringeneinen Großteil ihrer Freizeit in denRäumen der Musikschule, um zu musizieren:im Unterricht, beim Proben mit Ensemblesoder bei Vorspielabenden. Welch wichtigeRolle die Beschaffenheit der Räume dabeispielt, wird oft nur unterbewusst wahrgenommen.Dennoch beschäftigen sich Kindervon Geburt an mit Räumen und nehmensie wahr. Auch wir gestalten unsere eigenenRäume so, dass wir uns wohlfühlen. Schwierigerist dies in öffentlichen Gebäuden wieSchulen. Dass die Bedeutung von Räumenjedoch maßgeblich die schulische Bildungbeeinflusst, wird oft ebenso unterschätzt wiedie Tatsache, dass Räume Bildungsanregungendarstellen können. „Lernräumemüssen gleichzeitig Lebensräume sein“, soArchitekt Peter Hübner, der dieses Konzeptmit Taten untermauert und Schüler, Lehrerund Eltern in die Entwurfs- und Bauprozesseseiner Projekte einbindet. In der Reggio-Pädagogikgeht man gar so weit, denRaum als „dritten Erzieher“ zu definieren.Man geht davon aus, dass Kinder dreiGesprächspartner haben: Neben den Kindernund Erziehern stellen Räume die dritteKomponente dar, sie enthalten Aufforderungenzu Handlungen und sind Interaktionspartnerfür Abenteuer. 1schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>März</strong> <strong>2013</strong>


Schwerpunkt Heimaten / 19Unumstritten ist die Wirkung der Bauformenauf jede Art von Lernprozessen. Esgilt daher, im Idealfall Schulgebäude und-räume gemeinsam zu gestalten und Räumezu schaffen, die auf die Bedürfnisse allerGruppen zugeschnitten und auf eine längereVerweildauer ausgerichtet sind. Denn Schuleist nicht nur ein Lernort, sondern auchOrt der Erfahrung, Begegnung und Entfaltung,Werkstatt oder Oase. Nicht nur Funktionalität,sondern auch die Ästhetik spielthierbei eine entscheidende Rolle. Parameterwie Farbgebung, Licht und Beleuchtung,Möblierung und im Fall der Musikschulespeziell die Akustik müssen bei der (Um-)Planung von Räumen bedacht werden. Sokann sich die Raumgestaltung dem pädagogischenKonzept annähern und dieses auchunterstützen.Farbenfrohe Gänge in der Musikschule LeobendorfKonzertsaal im Bildungscampus LeobendorfWimpassing: Volks- und Musikschule unter einem DachOrte der BegegnungFür Musikschulgebäude und -räume gibt esverschiedene Modelle. So sind die meistenMusikschulen in Niederösterreich in Räumlichkeitender Regelschulen untergebracht.Viele Musikschulen verfügen dabei übereinen eigenen Gebäudekomplex, der aneiner Schule angebaut bzw. in eine Schuleintegriert ist. Ein Modell, das in den letztenJahren beispielhaft von Gemeinden umgesetztwird, ist jenes eines Bildungszentrums.Als gelungenes Beispiel dafür kann dasSchulzentrum in Waidhofen/Ybbs genanntwerden, das neben der Musikschule nochsieben weitere Institutionen wie die Volkshochschule,eine Tanzschule oder den Kinderhortbeheimatet. Welche Herausforderungdie Planung in Bezug auf die Vorgabender einzelnen Institutionen bedeutet, kannerahnt werden. Doch unter Einbezug allerbeteiligten Parteien gelang es, ein Gebäudezu schaffen, das Platz für alle bietet und denAnforderungen entspricht.Haus der MusikEin „Haus der Musik“ wurde auch in Kremsgeschaffen – und so fand die MusikschuleHeimat im Schulgebäude Hafnerplatz, daseine Anbindung an die Volksschule ermöglichte.Eine umfangreiche Revitalisierungmachte das Gebäude zu einem Beispiel fürBildungszentren. Seit September 2009 istdie Musikschule Bisamberg/Leobendorf/Enzersfeldam Standort Leobendorf in einemneu errichteten Gebäude am BildungscampusLeobendorf untergebracht, der auchVolksschule und Kindergarten beherbergt.Dem Campusgedanken folgend, verschmelzenunter dem Stichwort „Synergien nutzen“die Bildungseinrichtungen ineinander undmachen durch ihre spezielle Architektur dielandschaftliche Umgebung spürbar. Auchhinsichtlich technischer Einrichtungen,Schulwart oder Raumpflege können Synergiengeschaffen und schulische Kooperationenmit Regelschulen gar ausgebaut werden.Getrennte Eingänge sollen – bei allerZusammengehörigkeit – die Individualitätder einzelnen Einrichtungen betonen. Proben-und Konzertsäle, die durch Schiebeelementevariabel eingesetzt werden können,komplettieren neben zahlreichen Einzel-und Gruppenunterrichtszimmern dasRaumangebot und bieten somit Platz für alleBedürfnisse.Der Generalsanierung der Volksschule 2009liegt die Entstehung eines Bildungszentrumsin Wimpassing zugrunde. Neueste technischeAusstattung in allen Räumen und dieam Flachdach angebrachte Photovoltaikanlagezeichnen das neue Heim für Musikschule,Volksschule und Hort aus. In ersterLinie stellen die Räume jedoch eine adäquateArbeitsstätte für Musikschullehrer darund werfen auch hier den Begriff Heimatauf. Nicht nur Unterrichtsräume, die in ihrerAusstattung neben technischen Raffinessenauch mindestens ein Tasteninstrument aufweisen,sondern auch Konferenzzimmerund Aufenthaltsräume bieten Platz fürKommunikation, Elterngespräche oderladen Schüler zum Verweilen ein. Auch dieNähe zu den Räumlichkeiten des SinfonischenBlasorchesters Wimpassing erweistsich als praktisch für eine Zusammenarbeit.Neue Wege in Sachen Räumlichkeiten gehtauch der Gemeindeverband der MusikschuleWienerwald Mitte. Am 25. Jänner <strong>2013</strong>wurde in Purkersdorf durch LandeshauptmannDr. Erwin Pröll das neue Bildungszentrumeröffnet, das der Förderung vonTalenten dient. In fünf Geschoßen sindStadtbibliothek, Sonderpädagogisches Zentrum,Volkshochschule und Musikschulebeherbergt, unmittelbar daneben die Volksschule.Ein besonderes Highlight stellt dergemeinsame Festsaal dar. Neben allen Unterrichtsräumennimmt ein (Fest-)Saal stetseine besondere Stellung ein. Integriert inseigene Gebäude ist er sichtbar als Teil derSchule und stellt somit eine bestimmte Vertrautheither. Eine Vertrautheit, die Musikschulezur Heimat macht: für Schüler, Lehrer,Leiter, Eltern und Freunde. /Text: Katharina HegerFotos: z. V. g.1 Vgl. Sabine Lingenauber: „Handlexikon derReggio-Pädagogik“, 2011, S. 136.INFORmatiON———————————————————www.ms-bisamberg-leobendorf.atwww.musikschule.wimpassing.atwww.msvwienerwaldmitte.atschaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>März</strong> <strong>2013</strong>


Musikschulen / 20prima la musicaMUSIKALISCHERWETTKAMPFDie Wettbewerbssaison für Niederösterreichs Nachwuchsmusiker startet mit prima la musicaund versammelt die besten Musikschüler des Landes.Eine Auswahl der besten Prima-la-musica-Teilnehmer präsentiert traditionellerweise ihr Programm beim Preisträgerkonzert im Festspielhaus St. Pölten.Februar <strong>2013</strong>. Monat der Ski-Weltmeisterschaftin Schladming. Die Besten der Bestentreten in den sportlichen Wettstreit, es istdas Saisonhighlight im heurigen Skiwinter.Monatelang wurde trainiert und darauf hingearbeitet,nicht nur Sportler, sondernBetreuer, Organisatoren und Fans fieberndem Großereignis entgegen. Jetzt zählt es,die Leistungen abzurufen, nun gilt es, an derSpitze zu stehen.<strong>März</strong> <strong>2013</strong>. Monat von prima la musica.Dieser Wettstreit ist musikalisch und versammeltNiederösterreichs beste Musikschülerinnenund Musikschüler im FestspielhausSt. Pölten – die musikalische Wettbewerbssaisonstartet gleich mit einemHighlight. Auch hier wurde monatelangdarauf hingearbeitet, akribisch geübt undbei Vorspielabenden die Wettbewerbssituationgeprobt. Schüler, Lehrer und Elternwissen: Die Momentaufnahme beim Wettbewerbzählt.Vergleiche und das Messen mit anderenstehen im Skisport sowie im Sport allgemeinan der Tagesordnung. Rankings und Statistikenwerden bekanntgegeben, am Siegertreppchenganz oben zu stehen lautet dieDevise. Was im Sport üblich ist, gibt es auchin der Musik. In Niederösterreich rufenschaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>März</strong> <strong>2013</strong>


Musikschulen / 21Die Band „Green Summer“ aus der Musikschule Laabental konnte nicht nur bei podium.jazz.pop.rock 2012 in Kilbüberzeugen, sondern wurde beim Bundeswettbewerb mit dem Falco-Preis als beste Rock/Pop-Band ausgezeichnet.Musikwettbewerbe gelten als Talenteschmieden,die Basis ist in der Musikschule zu finden.jährlich Wettbewerbe heimische Musikschülerzum musikalischen Wettkampf mitihren Altersgenossen auf und bieten dabeiAngebote, die eine weite Bandbreite anMusikstilen einschließen. Von sogenannterKlassik über Volksmusik bis hin zur Popularmusikfindet jeder Musikschüler seinemusikalische Heimat.Talente finden und fördernJugendmusikwettbewerbe gelten als Talenteschmieden,deren Basis in der Musikschulezu finden ist. Die jungen Musikerinnen undMusiker bekommen hier die Gelegenheit,ihren Platz im Vergleich zu anderen zu finden– vorerst niederösterreichweit und fürdie Besten folgend auch im Österreichvergleichbeim Bundeswettbewerb. Feedbackder Jury bei Beratungsgesprächensowie auch die Auftrittsmöglichkeit imgroßen Rahmen dienen der musikalischenWeiterentwicklung und bereiten vor auf einemögliche Karriere als Musiker. Talent alleinereicht nicht – was im Sport gilt, ist auch aufdie Musik umzulegen. Viel Üben und harteArbeit liegen einer erfolgreichen Teilnahmeam Wettbewerb zugrunde. Beteiligt daransind nicht nur die jungen Musiker und ihreLehrer, sondern ebenso eine unterstützendeund fördernde Umgebung, die bei den Elternzu finden ist.Wettbewerbe <strong>2013</strong>Die Wettbewerbssaison für NiederösterreichsNachwuchsmusiker startet mit primala musica und versammelt die besten Musikschülerin St. Pölten. Mehr als eine Wochelang wird das Festspielhaus St. Pöltenbespielt, erklärtes Ziel der jungen Musikerist der „Erste Preis mit Berechtigung zurTeilnahme am Bundeswettbewerb“. EinenHöhepunkt des Landeswettbewerbs stelltdas Preisträgerkonzert am Sonntag, den28. April dar, ebenfalls im FestspielhausSt. Pölten.Ein Wettbewerb der anderen Art wird AnfangApril im <strong>Kultur</strong>haus Wagram, St. Pölten,ausgetragen. Unter dem Motto „Tanzenderzählen“ treffen sich Tanzensembles ausganz Österreich bei „Tanz im Gespräch<strong>2013</strong>“. Im Mittelpunkt steht neben den Tanzperformancesdie Feedbackrunde einerFach- und einer Ensemblejury der teilnehmendenTänzer.Im Mai kommt es zum Treffen der niederösterreichischenMusikanten: Beim NÖVolksmusikwettbewerb <strong>2013</strong> wird heuer inLeobendorf musiziert und gesungen. Auchhier erhalten die Musiker durch das Feedbackeiner hochkarätigen Jury wichtigeImpulse für die weitere musikalische Arbeit;Preisträgerkonzerte am Ende jedes Wettbewerbstagesvereinen noch einmal die bestenBeiträge der Nachwuchsmusiker.Den Abschluss der landesweiten Wettbewerbssaisonbildet im Juni PODIUM.JAZZ.Wie schon im vergangenen Jahr ist dieTischlerei Melk <strong>Kultur</strong>werkstatt Austragungsortdes Popularmusikwettbewerbs, derheuer seinen Fokus auf Jazz setzt. Musikalischabgerundet wird der Wettbewerbstagmit einem Konzert des JugendjazzorchesterNiederösterreich. In den kommenden Monatengilt es für Niederösterreichs Musikschülerdas umzusetzen, was sie gemeinsammit ihren Lehrern erarbeitet haben. Danntreffen sich die einen oder anderen vielleichtbeim Bundeswettbewerb wieder … /Text: Katharina Hegerwettbewerbe <strong>2013</strong>———————————————————prima la musica <strong>2013</strong>Mo, 25. 2.–Fr, 8. 3. <strong>2013</strong>Festspielhaus St. Pölten3109 St. PöltenTanz im Gespräch <strong>2013</strong>Sa, 6. 4. <strong>2013</strong><strong>Kultur</strong>haus Wagram3100 St. PöltenNÖ Volksmusikwettbewerb <strong>2013</strong>Fr, 24.–Sa, 25. 5. <strong>2013</strong>Musikschule Leobendorf2100 LeobendorfPODIUM.JAZZ <strong>2013</strong>Sa, 8. 6. <strong>2013</strong>Tischlerei Melk3390 Melkwww.musikschulmanagement.atschaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>März</strong> <strong>2013</strong>


Volkslied / 22Schwerpunkt Heimatendort, wodas lied erklingt…„Dort, wo“ ist ein häufiger Beginn eines Heimatliedes. Eine Positionierung im historischen Kontext.Aus der Sammlung Josef Buchinger, 360 Heimatlieder und Ortshymnen, NÖVLA IN 1727.1.schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>März</strong> <strong>2013</strong>


Volkslied / 23Ab 1811 begann auf Anregung von ErzherzogJohann eine intensive Sammel- und Befragungsaktionin den Ländern der österreichischenMonarchie. Gegenstand dieser Feldforschungwaren Volksmelodien, um diese vordem Vergessen zu bewahren. Als eigentlicherBegründer der österreichischen Volksliedforschunggilt Josef Pommer, der versuchte, dieVolksmelodien systematisch aufzubereiten.Als Dokumentationsquelle der Forschungenauf diesem Gebiet gründete Josef Pommer(Volksmusikforscher und deutschnationalerPolitiker) im Jahr 1899 die Zeitschrift „Dasdeutsche Volkslied“. Aus diesen Daten lässtsich erkennen, dass die österreichische Volksliedforschungeine noch junge Wissenschaftist und damals, in Zeiten nationalstaatlicherBestrebungen in Europa, auch im Lichtedeutschnationaler Zwecke zu hinterfragen ist.Im Zuge dieser Forschungen stellte sichjedenfalls heraus, dass ein großer Teil dergesammelten Lieder unter den Begriff Heimatliedfällt.Der Volksliedforscher Herbert Walter unterteiltedas Heimatlied in zwei Gruppen: dasHeimwehlied bzw. das „klassische“ Heimatliedund die sogenannten Ortshymnen. 1970legte Josef Buchinger als Beitrag zur niederösterreichischenMusikgeschichte mehr als360 Heimatlieder und Ortshymnen in zweiBänden vor. Diese Sammlung befindet sichderzeit im Niederösterreichischen Volksliedarchiv.Einen schlechten RufEiner der Hauptinhalte des Heimatliedes istdas Lob der Heimat, das oftmals als sentimental,rührselig oder klischeehaft empfundenwird. Weitere Motive sind Heimweh,Sehnsucht und Erinnerungen an die Heimat.Traditionell haben diese Heimatgesängeeinen schlechteren Ruf als die traditionellenVolkslieder. Dieses Missverhältnis beschreibtHerbert Walter, der meint, dass es die Forscherwaren, die das vermeintlich minderwertigeHeimatlied dem wertvolleren Volksliedgegenüberstellten.Oftmals waren es heimatbewusste Personen,die so zu Dichtern und Komponisten wurden.Bezeichnend für das Heimatlied ist diehäufig verwendete Formulierung „Dort, wo“,welche die Landschaft beschreibt. Ein Beispieldafür ist: „Dort, wo die Berge stolz zumHimmel stehn …“ In diesem Zusammenhangsei Hermann Härtel genannt, der dasHeimatlied als den persönlichen Ausdruckder Heimatliebe definiert.Arbeitslieder wurden während der oftmals zuverrichtenden Tätigkeiten gesungen, undWiegenlieder hatten nicht ausschließlich dieFunktion, das Kind zu beruhigen, sondernwaren auch Ausdruck der Klagen der Mütter.Sie haben wie die Heimatlieder ihre bestimmteFunktion. Erst durch die Reproduktionund Interpretation dieser Lieder wirdihre Funktion sichtbar.Josef Buchinger beschreibt dies in der Einleitungzu seinem ersten Band „Heimatlieder“:„Die Dorfburschen sangen in derschönen, warmen Jahreszeit täglich mit Ausnahmedes Freitags am Dorfanger, oder siezogen in Gruppen von zehn und mehr Burschenbei Eintritt der Dunkelheit singenddurch das Dorf. Das Singen dauerte oft biszwei Stunden und auch alle, die sich bereitszur Ruhe legten, lauschten gerne dem mehrstimmigenGesang. Im Winter trafen sich dieBurschen manchmal im Gasthaus oder ineiner Bauernstube. Viele Burschen und Mädchenkannten damals viele Vierzeiler undVolkslieder […].“Sogenannte HeimatabendeSingen von Heimatliedern war bis Mitte des20. Jahrhunderts durchaus üblich. Aufgrundder Änderung der Lebensumstände, der Tendenz,die Musikausübung zu professionalisieren,trat das aktive Singen immer mehr inden Hintergrund. Letztlich erschien es verlockender,von der aktiven Musikausübung indie passive Rolle des Zuhörers zu wechseln.Sogenannte Heimatabende finden sich allerortsin den Touristengebieten, bei denenBesuchern eine angeblich authentische Volksmusikvorgesetzt wird. Dadurch wird dieursprüngliche Intention der Heimatpfleger –die Wiederverankerung der traditionellenvolkskulturellen Verhaltensweisen in LebensundJahreszyklus der Bevölkerung – unterlaufen.In der heutigen Zeit, bedingt durchden gesellschaftlichen Wandel, besteht trotzaller Bemühungen die Gefahr, dass das„Volksmusik machen“ zu einem beliebigenund austauschbaren Freizeitangebot verkommenkann.Zu Zeiten, in der es noch keine Dauerbeschallunggab, in der noch nicht das Phänomender transportablen Musik allgegenwärtigwar und der Mensch nicht mit Kopfhörerndurch die Welt ging, war Singen eineSelbstverständlichkeit. Dies lässt den Schlusszu, dass Musik – im Besonderen das Singen– für die meisten Menschen ein Ausdruckihres persönlichen Empfindens war und ist.So wie das Singen früher ein Bestandteil desAlltags gewesen sein mag, so war auch derHeimatbegriff möglicherweise ein anderer,aber doch selbstverständlicher.Ziel aller Bemühungen in dieser schnelllebigenZeit sollte es sein, der inneren Ruhemehr Raum zu geben. Die Stille bewusstwahrzunehmen, um sich aus der Stille herausmusikalisch auszudrücken. Möglicherweisekommen dann zu einer bekannten Melodiedie Gedanken: „Dort, wo die Heimat ist, dort,wo ein Lied erklingt …“ /Text: Daniela FuchsFoto: NÖ VolksliedarchivLiteratur:Buchinger, Josef: 360 Heimatlieder und Ortshymnen,NÖVLA IN 1727 a. b.Bröcker, Marianne: Volksmusik, in: Die Musikin Geschichte und Gegenwart. Allgemeine Enzyklopädieder Musik, Sachteil 9, hg. von LudwigFinscher, Kassel u. a., Sp. 1733–1761.Deutsch, Walter: Das Heimatlied, in: Der Niederösterreicher,Heft 1/1990, S. 5–10.Härtel, Hermann: Garstig – Lied?, in: Brauchtumskalender1995, S. 120ff.Mochar-Kircher, Iris: Das echte deutsche Volkslied:Josef Pommer (1845–1918) – Politik und nationale<strong>Kultur</strong>, Frankfurt/M. 2004.Walter, Herbert: Tief drin im Böhmerwald …Heimatlieder – vergessene Lieder?, in: Grenzgang.Sprache und Musik. Ergebnisse einer Feldforschungim oberen Mühlviertel, Linz 2003, S. 139ff.schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>März</strong> <strong>2013</strong>


Erlebnis Österreich / 24IndustrieviertelDie SCHniDAHAHNROasEine ungewöhnliche Reise durch die Bucklige Welt.Der ORF berichtet vorab über die „Schnida“.Ernte mit Kameramann Johann Steinkogler und Gestalterin Barbara Baldauf.Ein Sommertag Ende Juli. Schon in denfrühen Morgenstunden ist es heiß – gegenMittag herrscht brütende Hitze. Dennochwird auf vielen Feldern eifrig gearbeitet. DieErnte muss eingebracht werden – das reifeGetreide schimmert golden im Sommerlicht.Mehr als zwanzig Menschen – Männer,Frauen und Kinder – arbeiten hier auf diesemRoggenfeld, mitten in einem Landstrich,den sie auch „Land der 1.000 Hügel“nennen. Die Schnida sind unterwegs undschneiden mit ihren Sensen das, was dasÜberleben über den Winter hindurchsichern wird.Das war vor mehreren Jahrzehnten. Unddennoch sind die Schnida in der BuckligenWelt nicht vergessen. Denn der Schnitt desGetreides – so wie er früher gemacht wurde:händisch, kraftraubend und langwierig –hat die bäuerliche <strong>Kultur</strong> über einen sehrlangen Zeitraum hindurch geprägt. Undschaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>März</strong> <strong>2013</strong>


Erlebnis Österreich / 25auch wenn diese Arbeit äußerst anstrengendwar – sie war auch ein Fest. Ein Erntefest –die Belohnung für die bereits vorher geleisteteArbeit auf den Feldern. Ein Fest, dasausreichend gefeiert werden sollte …Gut & nahrhaftDie Schnida – die Schnitter, die von Hof zuHof als Taglöhner wanderten – wurden vonden Bauern nach Fertigwerden des Schnittsfür ihre Arbeit belohnt. Nicht nur mit demwenig vorhandenen Geld. Vor allem mitEssen und Trinken. Und da kommt derSchnidahahn ins Spiel. Um den schwerarbeitenden Taglöhner ausreichend kraftvolleNahrung zu bieten, wurde manchmalauch ein junger Hahn oder ein überfälligesHuhn geschlachtet. Ein Festessen mittenunterm Jahr. Und alles, was der Gartengeboten hat, kam ebenfalls auf den Tisch.Zuvor eine gute Suppe mit selbstgemachtenNudeln, gefolgt von bäuerlichen Krapfen.Und so wurde so langsam, aber sicher dasWort „Schnidahahn“ zum Inbegriff einesErntedankessens, das musste dann gar nichtimmer ein Vertreter der Familie Huhn sein,der da auf den Tisch kam. Alles Gute undNahrhafte zum Abschluss der Getreideerntegalt als Schnidahahn.Alles nur Geschichte? Keineswegs. Dennauch heute kann man in der Buckligen Weltden Schnidahahn genießen und sogar auf„Schnidahahnroas“ gehen. Zahlreiche Bauern,Gasthäuser und Restaurants bieten imJuli, August, September und Oktober unterdiesem Begriff lokale Spezialitäten an. DieDokumentation „Die Schnidhahnroas –eine ungewöhnliche Reise durch die BuckligeWelt“ des ORF Landesstudio Niederösterreich(Gestaltung: Barbara Baldauf,Kamera: Johann Steinkogler) zeigt Geschichteund Gegenwart in der Buckligen Welt, dielandschaftlichen Schönheiten des Landesder 1.000 Hügel und dessen kulinarischeGeheimtipps.Kulinarisch & traditionellNach einem Schnidahahn-Frühstück imGasthaus Thaler Thernberg geht’s auf Walking-Tourzum Stanghof von Josef Schwarz,wo eine Mostverkostung beweist, dass derMost vom sauren Durstlöscher längst zumgaumenschmeichelnden Kultgetränk gewordenist. Wer lieber Bier trinkt, kann diesesin der kleinen Bierbrauerei Wolfsbräu inThernberg ebenfalls genießen. Dazu vielleichtein wenig Ziegenkäse aus Lichteneggvom Bauernhof der Familie Mandl?Ein Ausflug auf den Hof der Familie Eisenkölbel,mit Ausblick auf den Schneeberg,entführt uns auf ein Hof-Fest mit allerleiSchmankerl vom Rind, begleitet von denLiBlos-Musikanten – und warum nichtauch selbst im Gasthaus Reisenbauer inScheiblingkirchen lernen, wie das Schneebergland-Beefam besten verkocht wird?In Katzelsdorf beweist der GenussheurigeBöhm, dass die Produktpalette eines einzigenBetriebs ganz schön vielfältig seinkann, vor allem auch, wenn im Stall mehrereseltene Rinderrassen stehen. Und dasGourmet-Lokal „Kupferdachl“ – ebenfalls inKatzelsdorf – hebt den Schnidahahn inHauben-Höhe.Dazwischen ein wenig Kunst – denn einelokale Künstlerinitiative hat den Schnidahahnzum Kunst-Schnidahahn gemacht undlädt Kunstinteressierte auf den Ohaberg ein.In Bromberg wiederum gibt es beim „Karnerwirt“gleich ein ganzes Schnidahahn-Gala-Menü, und in Krumbach wird beimSchaubrennen am Bauernhof der FamilieKölbel gezeigt, wie das Obst der BuckligenWelt zu ausgezeichneten Bränden gebranntwird.Appetit gemacht? Dann seien Sie gespanntauf noch so einiges mehr in einer Sendungder Reihe „Erlebnis Österreich“. /Text und Fotos: Barbara BaldaufTV-TIPP———————————————————So, 24. 3. <strong>2013</strong>, 16.30 UhrDie Schnidahahnroas –eine ungewöhnliche Reisedurch die Bucklige WeltErlebnis Österreich, ORF 2www.buckligewelt.atschaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>März</strong> <strong>2013</strong>


Industrieviertel / 26Schwerpunkt Heimatenräume aufmachenSie schauen über den Tellerrand und schnuppern in die Töpfe der Nachbarn: In St. Andrä-Wördern begannenBürger, grenzenlos zu kochen. Mittlerweile wird gemeinsam gesungen, gebastelt, gelesen und gespielt.Grenzenlos singen.„Die Ergebnisse einer Volkszählung präsentierenein zahlenmäßiges Abbild der Strukturder Bevölkerung, der Haushalte und derFamilien in Österreich. Da diese nicht nurfür das gesamte Bundesgebiet ermittelt werden,sondern auch für Gemeinden und nochkleinere Gebiete, bilden die Zählungsergebnissedie Grundlage für zahlreiche Maßnahmender öffentlichen Verwaltung, für wirtschaftlicheEntscheidungen und für die Aufgabender Wissenschaft. Sie bieten aber auchden Bürgern und Bürgerinnen Materialsowohl für eigene Entscheidungen als auchzu einer Erfolgskontrolle der politischenMaßnahmen.“ – Soweit die Erklärung aufder Homepage der Statistik Austria. EinigeBürger und Bürgerinnen von St. Andrä-Wördern nahmen die Ergebnisse der Volkszählung2001 genauer unter die Lupe undstellten fest, dass über 400 Menschen, dieim Gemeindegebiet von St. Andrä-Wördernleben, aus insgesamt 59 verschiedenen Staatenzugewandert waren. Und sie trafen eineEntscheidung: Sie wollten diese Mitbürgerkennenlernen, mehr von ihnen wissen, siewollten von ihnen wissen, wie sie leben undwie es ihnen dabei geht.schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>März</strong> <strong>2013</strong>


Industrieviertel / 27So begann es: grenzenlos kochen …... grenzenlos spielen ...Zehn Jahre grenzenlos kochenIn- und ausländische Mitbürger aus St. Andrä-Wördern wurden erstmals 2003 zum gemeinsamenKochen, Essen und Trinkeneingeladen, die Alte Schule in Greifenstein –ein Veranstaltungszentrum der Gemeinde –bot die dafür notwendige Infrastruktur. DieKochabende waren von Beginn an gut besucht,über das gemeinsame Interesse konntenneue Bekanntschaften und Freundschaftengeknüpft werden, die Initiatoren präsentiertennoch im selben Jahr ein Kochbuchmit 45 Rezepten aus aller Welt – „Grenzenloskochen in St. Andrä-Wördern“. Die regionaleInitiative machte Furore, Zeitungen,Radio und Fernsehen interessierten sich fürdas Projekt, sogar aus Deutschland kamenAnfragen, Interessenten fragten, ob sie dieIdee auch in ihrer Gemeinde umsetzenkönnten.So viel positives Echo motiviert, es nimmtden Zweiflern den Wind aus den Segeln,macht das Projekt auch in der eigenenGemeinde noch einmal bekannter. Und eslässt über neue Möglichkeiten nachdenken.Der Verein „Grenzenlos St. Andrä-Wördern“wurde gegründet, eine Plattform„Grenzenlos spielen“ ins Leben gerufen.<strong>2013</strong> ist es möglich, bei einem Puppentheatermitzumachen, in einer Textilwerkstattmit Gleichgesinnten kreativ zu werden, sichMärchen zu erzählen, bei „Grenzenlos Literatur“aus seinem Lieblingswerk vorzulesen,gemeinsam zu singen, zu spielen, Fußball zuspielen und – wie am Beginn – zu kochen.Menschen willkommen heißenHinter all den Initiativen stehen Menschen,die ihre persönliche Leidenschaft mit anderenteilen wollen. Sie ermöglichen undschaffen Kommunikationsräume, wendensich gezielt an die sogenannten „Zuagrasten“,um sie willkommen zu heißen, sindeine Plattform für Menschen, die Kontakte... und immer wieder kochen …in der Gemeinde schließen wollen, Alterund Herkunft spielen dabei keine Rolle.Menschen unterschiedlichster Herkunftzusammenzubringen ist das Vereinsziel, undBarbara Schneider-Resl und das Team imVorstand Grenzenlos St. Andrä-Wörderninvestieren viel Freizeit, um dieses scheinbarso unspektakuläre Programm auf die Beinezu stellen.Aktiv mit einbezogen wurde von Beginn andas Asylwerberheim in Greifenstein. Besondersan Frauen wendet man sich mit einemDeutschkurs, mit Hilfe der Künstlerin GertrudBirgfellner und des KunsthandwerkersFolgert Duit gestalten Bewohnerinnen undBewohner des Asylheims aus alten Sesselnrundum erneuerte Unikate, gemeinsam mitStefan Nowak werden aus alten und kaputtenFahrrädern wieder funktionierende Transportmittelund die Asylwerber erlangen sowieder ein Stück Mobilität.Sich willkommen zu fühlen, ernst genommenzu werden, neue Freunde zu findenbedeutet, sich ein Stück Heimat zu erobern,oder wie es Günther Nenning ausdrückte:„Heimat ist, wo man liegt, sich befindet, isstund trinkt, musiziert, tanzt, besoffen ist,Feste feiert …“ (aus: Günther Nenning: Heimatist, wo wir noch nie waren. Eine europäischeIdeenmusik). /Text: Eva ZeindlFotos: Nadja Meister / Verein Grenzenlos... und grenzenlos Tore schießen.GRENZENLOS———————————————————So, 10. 3. <strong>2013</strong>, 10.00 UhrLiteraturfrühschoppenmit Inge und Illja Fiser3423 St. Andrä-WördernWallenböckgasse 23Di, 12. 3. <strong>2013</strong>, 19.00 UhrMärchenerzählkreis3423 St. Andrä-WördernDr.-Karl-Renner-Allee 23Anmeldung: Tel. 0664 8648308Fr, 22. 3. <strong>2013</strong>Grenzenlos WerkenTextilwerkstatt Veronika Gruber3423 St. Andrä/WördernAndreas-Hofer-Gasse 3Anmeldung: Tel. 02242 32609www.grenzenloskochen.atBUCHTIPPS———————————————————Renate Sova, Ursula Sova, FolgertDuit (Hg.): Dorthin kann ich nichtzurück. Flüchtlinge erzählenPromedia Verlag, Wien 2012Grenzenlos St. Andrä-Wördern (Hg.):Grenzenlos kochen – ein Ort schautüber den TellerrandSt. Andrä-Wördern 2010schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>März</strong> <strong>2013</strong>


Wir tragen Niederösterreich / 28Trachtenball <strong>2013</strong>RUNDUMGELUNGENAb dem dritten Ball kann von Tradition gesprochen werden – seit dem ersten weiß man es, und der zweiteniederösterreichische Trachtenball hat es eindrucksvoll bestätigt: Der Abend ist ein gesellschaftlichesEreignis voll Lebenslust und Qualitätsanspruch.Franz Posch & seine Innbrüggler brilliertenmit virtuoser Tanzmusik.Fotos: Volkskultur Niederösterreich/Erich Marschik„Im Mittelpunkt unseres Balls stehen gute Unterhaltung, feine Tanzmusik und regionale Kulinarik. Diese Qualitätdes Feierns weiß unser Publikum zu schätzen“, so Ballorganisatorin Dorli Draxler.Dr. Edgar Niemeczek, Gabi Striedinger, TrachtenexpertinGexi Tostmann, Franz Posch, Dorli Draxlerund Brigadier Rudolf Striedinger (v. l. n. r.) beim2. NÖ Trachtenball in Grafenegg.Stimmungsvolle Eröffnung: Die jungen Musiker vonYbbsfeldstreich präsentierten aktuelle Gstanzln.Die schönsten Trachtenpaare auf dem Parkett desAuditoriums von Schloss Grafenegg.Haubenkoch Toni Mörwald kredenzte Schmankerl imeigens entworfenen Riess-Email mit Blaudruck-Dekor.„Die Niederösterreicher tragen die Liebe zur ihrer Heimatim Herzen und bringen dies auch zum Ausdruck.“Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll tanzte mit Gattin Sissi.schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>März</strong> <strong>2013</strong>


Weinviertel / Waldviertel / 29Emmausgangin dieGRea gehenFastenzeitflüssigerausgleiCHDie Kellergassen zu Ostern.Fastenbiertradition im Waldviertel.Am Ostermontag wird in vielenOrten die Tradition des Emmausgangsgepflegt. Der Emmausgangerinnert an den Gang der Jüngernach Emmaus, dem sich der auferstandeneChristus unerkanntanschließt. Ausgeführt wird derEmmausgang als ein geistlicherGang mit Gebet und Gesang oder als ein besinnlicher Spaziergangdurch die erwachende Natur. Da der Emmausgang am Ostermontagstattfindet, wird dieser auch Emmaustag genannt. Im Weinviertel wirdam Ostermontag in die „Grea“ (ins Grüne) gegangen.In früheren Zeiten bedankten sich die Winzer bei ihren Arbeitern,indem sie ihnen eine herzhafte Jause beim ersten Grün reichten. Daswurde traditionell am Ostermontag gefeiert. Heute sind es die Einheimischenund Gäste, die von Keller zu Keller gehen und sich mit demeinen oder anderen guten Glas Wein selbst belohnen, bäuerlicheSchmankerln dazu probieren. Immer mehr Gemeinden erwecken diesenBrauch neu. „Tradition als Trademark“, so Dr. Franz Grieshofer imBildband und Jahrbuch der Volkskultur Niederösterreich „Weinviertel“,das Anfang Mai erscheinen wird. /Im Bild: Kellergasse in Gänserndorf. Foto: z. V. g.Kellergassen am ostermontag————————————————————————————————Mo, 1. 4. <strong>2013</strong>, ab 13.00 UhrKellergasse StoitzendorfMo, 1. 4. <strong>2013</strong>, ab 10.30 Uhr, KellergasseOster-Grean HanfthalMo, 1. 4. <strong>2013</strong>, ab 14.00 Uhr, WildendürnbachEmmausgang am GalgenbergMo, 1. 4. <strong>2013</strong>, ab 14.00 Uhr, WolkersdorfFrühlingserwachen rund um die KellergasseAlljährlich findet am dritten Fastensonntagder mittlerweile traditionelle Fastenbier-Sonntagbeim Mohnwirt Neuwiesingerim Mohndorf Armschlag statt. DerBrauch des Fastenbiers beruht auf eineralten klösterlichen Tradition. Im Mittelalterlag das Bierbrauen fast ausschließlichin den Händen von Mönchen. Die Paulanermönchein München mit ihren strengenFastenregeln durften in dieser Zeitnur flüssige Nahrung zu sich nehmen.Deshalb stellten sie bald ihr eigenes Bierher. Damit es noch sättigender und stärkerwurde, erhöhte man die Stammwürze,wobei sich aus den Namen Doppelbock,Sankt-Vaters-Bier und Herrenbier letztendlichdie Bezeichnung „Salvator“ ergab.Frei nach dem Motto „Flüssiges bricht Fasten nicht“ suchte man einenAusgleich zur fehlenden sonstigen Verpflegung und man erfand einstarkes, kalorienreiches Fastenbier, welches man den Mönchen, Priesternund Ordensleuten verordnete. Die Fastenbiere umfassen einenAlkoholgehalt von bis zu 11 Prozent. Nur wenige Brauereien halten dieKlosterbier-Tradition aufrecht. Beim Mohnwirt werden an diesem TagOriginal Bayrische Fastenbiere wie zum Beispiel Paulaner Salvator undWeihenstephaner verkostet. Passend dazu gibt es Brat’l mit WaldviertlerErdäpfelknödeln, Bierfleisch, bayrische Creme, hausgemachte Mohnnudeln.Für die musikalische Umrahmung sorgt die „MohnhappiMusi“ aus Ottenschlag. /FastenBIER-SONNTAG————————————————————————————————So, 3. 3. <strong>2013</strong>, ab 11.00 UhrMohnwirt Neuwiesinger3525 Sallingberg,Armschlag 9Tel. 02872 7421www.mohndorf.atschaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>März</strong> <strong>2013</strong>


Waldviertel / 30Zu Gast bei Dieter Justerdas wirthausals bühneDer Bühnenwirt Dieter Juster in Gutenbrunn, Waldviertel, versorgt seit über 20 Jahrensein buntgemischtes Publikum mit <strong>Kultur</strong> und Kulinarik.Kraft, welche dich hinaufheben, aber auchhinunterziehen kann. Hier spüre ich dieWurzeln, das ist Heimat.Dieter Juster in der Küche: „Ess- und Trinkkultur – auch ein gedeckter Tisch ist ein Zugang zur <strong>Kultur</strong>.“Wer hat Ihnen die Liebe zum Kochen in dieWiege gelegt?Juster: Das waren Oma und Mutter. Aberauch in der Ausbildung habe ich gemerkt,dass man mit Kochen anderen MenschenFreude machen kann. Ess- und Trinkkultur– auch ein gedeckter Tisch ist für mich einZugang zur <strong>Kultur</strong>. So ist das Wirtshaus eineBühne – auch ohne Bühne.Wie wichtig war für Sie das Aufwachsen imländlichen Raum? War das eine wichtigeLebenserfahrung?Juster: Das war Glück und Unglück – beidesin einem. Aber eigentlich ist es Glück. Ichhabe zwei fast gleichaltrige Brüder und zweijüngere Schwestern, da gab es einerseits genugKonfliktpotenzial, andererseits schweißtdas zusammen. Wir sind eigentlich wiejunge Hunde aufgewachsen – mit kleinenEinschränkungen. Ich bin das erste Mal erstmit 14 Jahren nach Wien gekommen. Einkaufsfahrtennach Zwettl oder Amstettenwaren für uns schon eine große Reise. Aucheine Fahrt nach Pöggstall in die Molkereiwar für uns toll: So sind wir weggekommen.Im Nachhinein betrachtet ist das großartig.Heute bin ich die halbe Woche in Wien, undjetzt erst merke ich, was das Waldviertelwirklich ist. Das Waldviertel hat eine riesigeWie kam es zum Bühnenwirtshaus? Wannreifte die Idee, das elterliche Gasthaus zuübernehmen? War es Eingebung oder einespontane Idee? Gab es ein Schlüsselerlebnis?Juster: Ich kam von der Saison am Arlbergins elterliche Wirtshaus. Da war es noch nichtklar, ob ich bleiben werde, aber ich wollte eseinmal probieren. Ein Schlüsselerlebnis fürmich war der Besuch im Hoftheater Pürbach.Dort ist <strong>Kultur</strong> mit familiärer Atmosphäregepaart. Meine persönlichen Interessen sindKabarett, Theater, Konzerte oder Kino. Sohaben wir 1992 in Gutenbrunn ein Wirtshausspektakelveranstaltet, eine Veranstaltungsreiheüber acht Wochen, wo wir <strong>Kultur</strong>aufs Land gebracht haben. Da waren Volksmusik,Ausstellungen und Klassik dabei. Wirhaben sogar <strong>Kultur</strong>aktien verkauft, um dasirgendwie zu finanzieren. Dann haben wirdieses Bühnenwirtshaus, wie es jetzt umgesetztworden ist, geplant. Ich hatte einenBetriebsberater und von Harald Neiber, mitdem ich heute noch zusammenarbeite,stammt der Name „Bühnenwirtshaus“. Es warganz genau die richtige Entscheidung, dasauch so zu nennen, weil es heute eine Markegeworden ist.Stehen Sie manchmal im leeren Saal auf derBühne? Was geht Ihnen da durch den Kopf?Juster: Im leeren Saal stehe ich meistensdann, wenn ich etwas zu tun habe – undärgere mich, weil gerade wieder eine Birnenicht brennt oder ein technisches Problemzu meistern ist. Aber die Energie dieser tau-schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>März</strong> <strong>2013</strong>


Waldviertel / 31Dieter Juster in Gutenbrunn.send Vorstellungen ist in diesem Raum zuspüren. Und wenn ich das jetzt so sage,bekomme ich Gänsehaut, es ist bewegend.Der schönste Moment ist am Veranstaltungsabenddie Begrüßung. Und ich habe schonganz schlechte Begrüßungen gemacht! Wennich auf der Bühne stehe, habe ich das Gefühl,sie an die Künstler abzugeben. Ich möchteden Menschen Freude machen und ihnendieses Gefühl mit nach Hause geben.Haben Sie die weite Welt in die Abgeschiedenheitdes Weinsberger Forst gebracht?Juster: Nein. Ich glaube, dass die weite Weltsich den Ort selbst ausgesucht hat.Ist der Wirt mehr <strong>Kultur</strong>veranstalter oderder <strong>Kultur</strong>veranstalter mehr Wirt?Juster: Bühnenwirt, das bin ich. Meinegroße Leidenschaft ist die <strong>Kultur</strong>. Und ichsuche schon seit längerer Zeit einen Gastronomen,der bei mir einsteigt. Ich glaube,dass ich beides recht gut kann, sowohl Wirtzu sein und Veranstalter. Einmal bin ich dasmehr, dann wieder umgekehrt. Aber es sindzwei Berufe, ich muss nur aufpassen, dassich öfters „Nein“ sage. Ich habe den Hang,mich zu überfordern.Welche Band oder Sängerin – das Geld spieltjetzt mal keine Rolle – würden Sie gerne aufder Bühne begrüßen?Juster: Peter Gabriel, den hätte ich gerne,denn da wären wir dann wirklich bei derweiten Welt. Aber mir sind immer dienächsten Vorstellungen die wichtigsten.Sie haben vor vielen Jahren im tiefen Waldviertelmit der <strong>Kultur</strong>arbeit begonnen. Wieweit hat sich <strong>Kultur</strong> und Theater hier integriertin Hinsicht auf Besuch, Akzeptanz undWertschätzung für die <strong>Region</strong>? Hat sichetwas merkbar verändert?Juster: Wir sehen uns seit eh und je als kulturelleNahversorger. Wie wir vor 20 Jahrenbegonnen haben, war die Situation so: Dagab es das Hoftheater in Pürbach und dasMusikfestival Allegro Vivo. Jetzt gibt es einegroße Zahl an Veranstaltungen. Ich glaube,dass jetzt auch im Waldviertel viel mehrLeute Kunst und <strong>Kultur</strong> konsumieren. Wirhaben 50 bis 60 Vorstellungen pro Jahr undes erscheinen immer wieder neue Leute, esgeht auch immer darum, neue Besucherschichtenanzusprechen, dann fallen wiedereinige weg. Das Angebot ist zahlreichergeworden und es wird mehr konsumiert.Die Besucher sind bereit, einen weiten Wegauf sich zu nehmen.War <strong>Kultur</strong> in Ihrer Kindheit schon Thema?Juster: Ich habe schuhgeplattelt! Mein Vaterhatte eine Sängerrunde und war Jagdhornbläser,meine Schwester hat Musik studiert.Wir hatten im Haus auch Heimatabende. AlleKindheitserinnerungen an kulturelle Momentewaren prägend. Dann kam das sogenannteDiscozeitalter, da haben wir dieDiscoabende veranstaltet. „Bühnenwirtshaus“ist eigentlich gar nichts Neues, dashat es alles gegeben. Im gegenüberliegendenGasthaus gab es in den 1940er und 1950erJahren Kino- und Theaterabende. Wir habeneigentlich etwas wieder aufgenommen undnicht neu begonnen. Von Beginn an gab esdie Kooperation mit der Volkskultur Niederösterreichbei den Dudelsackseminaren, denheutigen BordunMusikTagen.Sehen Sie sich als Marke?Juster: Ja!Ist Dieter Juster ein Familienmensch?Juster: Es hat eine Zeit gebraucht, den Wertder Familie schätzen zu lernen. In einemWirtshaus als Familie aufzuwachsen ist sehrschwierig. Die Mama als Wirtin hat immergearbeitet, der Vater war Förster und vielunterwegs. Da war für die Familie nicht so vielPlatz. Die Gäste waren immer wichtiger.Wo finden Sie Entspannung?Juster: Für mich habe ich Meditation entdeckt.Unter der Woche gehe ich ein paarStunden hinaus und entdecke das Waldviertelneu. Ich gehe in die Ysperklamm und aufden Peilstein hinauf, spiele mit meinemSohn Fußball. Aber ich genieße auch dasStadtleben. Und da sehe ich mich als sehrprivilegiert, weil ich beides habe. Ich warlange Zeit sehr zerrissen, weil ich nichtwusste, wo mir der Kopf steht. Im Auto hatteich mein Gewand. Aber jetzt geht’s mir gutdamit, wo ich bin, da bin ich. Und was ichmache, versuche ich wenigstens gut zumachen. /Interview: Andreas TeuflFotos: Nikolaus KorabBÜHnenWIRtsHAUS JUSTER———————————————————3665 Gutenbrunn 3Tel. 02874 6253www.buehnenwirtshaus.atschaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>März</strong> <strong>2013</strong>


Ostern / 32Mostvierteltag derenkelkinderAm Ahnlsunda wandern die Kinder und Enkelkinder zu ihren Eltern und Großeltern,wo sich der ganze Freundeskreis auf dem Hof versammelt.In der Mitte, zwischen dem Weinbeerlkipfel (links)und dem Godnkipfel (rechts), das Ahnlkipfel.Verglichen mit dem Godntag 1 scheint einzweiter Besuchstag zur österlichen Zeit inseiner Bedeutung und Wahrnehmung merklichzurückzutreten, sodass diesem auch inder einschlägigen volkskundlichen Literaturnur geringe Aufmerksamkeit geschenkt wird.Es ist dies der „Ahnlsonntag“ 2 , der namentlichaußer bei Gustav Gugitz 3 bei keinemanderen Volkskundler Erwähnung findet.Gugitz grenzt allerdings diesen BescherungsundBesuchstermin regional auf das Innviertelein, wo wohl das Kerngebiet der Verbreitungdieses Brauchs liegt, in Wirklichkeit aber überdas Hausruck- und Traunviertel bis in dasniederösterreichische Mostviertel 4 hineinreicht!Am „kleinen Ostersonntag“ – so wird der„Weiße Sonntag“ im Volksmund auch genannt– wandern die Kinder und Enkelkinder zuihren Eltern und Großeltern, wo sich dieganze Freundschaft auf dem Hof versammelt.Dass man gerade zum christlichen Hauptfest,dem Auferstehungsfest Jesu Christi, dasBedürfnis verspürt, die „Freundschaft“ imElternhaus (Großelternhaus), im Besonderendie von Ahnen und Enkeln 5 , zu pflegen, liegtauf der Hand. Da die Plätze um den Ecktisch(unter dem Herrgottswinkel) für gewöhnlichnicht ausreichen, werden meist zusätzlichnoch ein bis zwei Tische entlang der langenBank aufgestellt. Dem Brauch liegt nichts Sensationelleszu Grunde. Streng genommen,lässt sich auch nicht von einer nach einerbestimmten Norm ablaufenden Brauchausübungsprechen. Dennoch will ich versuchen,dieses familiäre Festtagsritual zu skizzieren:Wie am Ostermontag bei der Godn, so gibtes auch am „Ahnlsunda“ bei den Großelternein deftiges Essen: Nudelsuppe oder Weiße-Schnitten-Suppe und ein gefüllter Schweinsbratenoder Paniertes; hinterher als eigentlichesKultgebäck – nur an diesem einen Tagdes Jahres: das Ahnlkipfel aus Briocheteig. Esist etwa doppelt so groß wie ein normalesWei(n)beerlkipfel, aber doch wesentlich kleinerals das Godnkipfel, welches in der Mitteetwa Oberschenkeldicke hat. Die Kinder werdenlangsam unruhig, weshalb man sie auffordert,hinauszugehen ins Freie, um nachzuschauen,ob der Hahn schon die roten Eiergelegt hat. Dies geschieht oft mit recht vulgärenWorten, wie „Habts en Hahn s Lo(ch)scho(n) gschmiert?“ 6 Und schnell sind siefündig – die „flinken Wiesel“. Es ist noch einmalOstern!Bevor es nach Hause geht, tut man sich nochgütlich bei einer Kaffeejause. Der Festtagscharakteräußert sich auch darin, dass derKaffee in Kaffeegläsern (mit Goldrändchen),der Tee für die Teetrinker in (bemalten) Teegläserngereicht wird. Nur die Kinder bekommenihr Getränk in adäquaten Häferln. /1 Für gewöhnlich der zweite Osterfeiertag, also derOstermontag. Der erste Feiertag tritt als Besuchstageher in den Hintergrund. Er gilt als zu „heilig“. Andiesem hohen Festtag geht man nicht außer Haus.2 Die Osteroktav – in katholischen Ländern auch„Weißer Sonntag“ genannt, lat. dominica in albis.In der alten Kirche erschienen an diesem Tag diezu Ostern Getauften noch einmal in ihren weißenTaufkleidern, den „Alben“. – An diesem Sonntag wirddas Evangelium vom Ungläubigen Thomas gelesen(Joh 20,19–31).3 Gugitz, Gustav: Fest- und Brauchtumskalender.Österreich, Deutschland und Schweiz. Wien 1981, S. 43.4 Welches ja eine oberösterreichische <strong>Kultur</strong>landschaftist. 1280 fiel der sogenannte „Amstettner Vorsprung“Niederösterreich zu. Bis dahin war er ein Teil Oberösterreichs.5 Mhd. eninkel, ahd. enichlin = Ähnchen. Der Enkelgalt vielen Völkern, so auch den germanischen, alsder wiedergeborene Großvater, wie es auch gerneSitte war, ihm den Namen und damit Kraft undGlück des (verstorbenen) Großvaters zu geben.Siehe: Duden 7. Das Herkunftswörterbuch. Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich1997, S. 156. – Auch intraditionellen Gesellschaften des christlichen Europaswurde bis ins frühe 20. Jahrhundert nach dem Großvatergetauft.6 Eine Redensart, welche in diesem Kontext keineswegsals obszön empfunden wird. – Für den Hahnals Eierbringer siehe: Österr. Volkskundeatlas undWörterbuch der deutschen Volkskunde, S. 624.Text und Bild: Helmut HuberDie Kipferl wurden hergestellt von der BäckereiF. Gegenhuber, Vestenthal-Haidershofenschaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>März</strong> <strong>2013</strong>


<strong>Museen</strong> / 33Mährisch-Schlesisches HeimatmuseumVON AbakusBis ZinnsoldatVon der Wiege bis zur Schule – die Ausstellung zeigt den Alltag des Kindesvon der Jahrhundertwende bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges.im Chor nach und antworteten auf Fragen.Die Schulschrift war „Kurrent“. Bei Adel undGroßbürgertum verlief die schulische Erziehungganz anders. Hauslehrer und Gouvernantenunterrichten die Kinder, um sie aufihre späteren Pflichten vorzubereiten. GroßerWert wurde auch auf das Erlernen von Sprachen,vor allem Französisch, gelegt.Abakus und Zinnsoldaten aus einer Privatsammlung, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts mit Artefaktenaus dem mährisch-schlesischen Raum entstand. Fotos: Mährisch-Schlesisches Heimatmuseum„Nur wer erwachsen wird und Kind bleibt, istein Mensch!“, sagte Erisch Kästner. Kindheitim Rückblick verwandelt sich gerne in die„gute alte Zeit“. Es ist die Welt der Puppenküchenund Schiefertafeln, des duftendenHeus und Mutters Küche. Im musealen Kontextjedoch gibt es die Chance, das ThemaKindheit facettenreich und abseits der Schönfärbereidarzustellen.Die Geburt fand fast immer zu Hause statt.Viele Kinder überlebten das erste Lebensjahrnicht. Der Taufpate spielte eine wichtige Rolleals Beschützer und Begleiter des Kindes. ImLeben des Kleinkindes forderte der Vaterunbedingten Gehorsam. Die Erziehungsarbeitblieb der Mutter überlassen. Früh wurdetraditionelles Rollenverhalten eingeübt. FürMädchen waren Puppen, Puppenwagen undPuppenhaus wichtig, um sie für ihre Rolle alsHausfrau und Mutter vorzubereiten. Bei Knabendienten Zinnsoldaten, Kaufmannsladenund Schaukelpferd zur Vorbereitung auf dasBerufsleben.Kindheit am LandIn Bauern- und Arbeiterfamilien bestimmtestrenge Zucht, Gehorsam und Unterordnungunter die väterliche Autorität das Leben derKinder. Schon früh wurden sie zur Arbeitherangezogen. Kinder halfen nach demUnterricht meist bei der Arbeit zu Hause mit.Öffentliche Schulen wurden um 1900 von92 Prozent der Kinder besucht. Oft saßenüber 60 Schüler in einer Klasse. Der Schulwegdauerte häufig über eine Stunde. Strenge Disziplinund harte Strafen – auch für kleineVergehen – waren an der Tagesordnung. DerLehrer stand mit dem Zeigestab in der Handvor der Klasse und lehrte. Die Schüler hörtenmit den Händen auf der Bank zu, sprachenHöhepunkte im Leben der Kinder warenFeste wie Ostern, Pfingsten, Weihnachtenund Kirchweih, Bräuche wie „Tod austragen“und das Tragen von Weihnachtszeptern amHeiligen Abend. Auch Sport wie Schlittschuhlaufen,Rodeln und Wandern wurde inder Freizeit ausgeübt. Singen und Musizierenwar ein wichtiger Bestandteil der Kindheit.Die Ausstellung „Abakus bis Zinnsoldat“bringt das Leben der Kinder vor rund 100Jahren nahe – Schaukelpferd, Tempelhüpfenund „Anmäuerln“ sind Beispiele für ihreSpiele und können auch praktisch geübt werden.Ein illustrierter Katalog ergänzt dieAusstellung. /ABAKUS BIS ZINNSOLDat———————————————————Mährisch-Schlesisches Heimatmuseum3400 Klosterneuburg, Schießstattgasse 2(Rostock-Villa)Tel. 02243 90970Öffnungszeiten: Di 10.00–16.00 Uhr,Sa 13.00–17. 00 Uhr, So 9.00–13.00 Uhr,Feiertage geschlossenwww.mshm.atschaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>März</strong> <strong>2013</strong>


Forschung / 34LehmbauGEWUZelt UND G’SAtZTLehm als Baustoff der Heimat. Das Museumsdorf Niedersulzpositioniert sich als Lehmbau-Zentrum.So wurden die meisten Streck- und Zwerchhöfe– als häufigste Hofformen v. a. des östlichenWeinviertels –, aber auch Presshäuserin verschiedenen Lehm- bzw. Mischbautechnikenhergestellt: Beim „Wuzel- oder Batzenmauerwerk“wird Lehm mit Wasser versetzt,mit gehacktem Stroh vermengt und zu größerenBatzen geformt („gewuzelt“). Diese werdenim nassen Zustand aufgeschichtet, indemman sie relativ kräftig aufeinanderschlägt.Dadurch verbinden sich die einzelnenSchichten und die Verwendung von Mörtelerübrigt sich. Nach dem Trocknen wird dieMauer mit Schaufeln, Spaten, Hauen odersonstigen Werkzeugen abgestochen, um eineebene Oberfläche zu erreichen.Das „g’satzte Mauerwerk“ ist die einfachsteForm des Lehmstampfbaus, bei dem der mitStroh vermengte Lehm schichtweise mitMistgabeln zu Wänden aufgebaut wird,indem das Material lediglich mit einer Mistgabeloder einem Holzstampfer festgeschlagenund dadurch leicht verdichtet wird. Nachca. 80 cm Höhe muss dieser „Satz“ 4 bis 12Tage trocknen, danach kann die unregelmäßigeWand mit einem geschärften Spatennach unten zur endgültigen Wandstärke von 45bis 50 cm „abgestochen“ werden. Nach einerweiteren Trocknungszeit von 3 bis 6 Tagenkann der nächste Satz aufgebracht werden.Herrschaftspresshaus Obersulz: Torbogen aus gebrannten Ziegeln, Mauer darüber aus ungebrannten Lehmsteinen.Handstrich-ZiegelEin Bereich, der zukünftig wesentlich zumAlleinstellungsmerkmal des Museumsdorfsbeitragen wird, ist das Thema Lehmbau.Schließlich zählen das Weinviertel wie dasNordburgenland, Teile Tschechiens, der Slowakeiund Ungarns zu den Gebieten, indenen Lehm das hauptsächliche Baumaterialdarstellte. Praktisch jedes Dorf verfügte übereine oder mehrere Lehmgruben („Loamgrui“)und damit über eine günstige Möglichkeitzur Herstellung von luftgetrocknetem,also ungebranntem Baumaterial.Beim Quaderstockmauerwerk werden quaderförmigeWürfel, ca. doppelt so groß wieMauerziegel, in Formen (Schalmodeln)geschlagen, getrocknet und mit Lehmmörtelzusammengesetzt.Aus diesen Quadern unterschiedlicher Größeentstand im 19. Jahrhundert das dem gebranntenZiegel entsprechende Normmaß der ungebranntenLehmziegeln, „Handstrich-Ziegel“.Dafür schlug man den Lehm in im Weinvier-schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>März</strong> <strong>2013</strong>


Forschung / 35Herrschaftspresshaus Obersulz: Lehmverputz.tel „Triacherl“ genannte Formen aus Holzoder Metall für einen oder mehrere Steine,mit und ohne Boden: Der feuchtplastischeLehm wird über Kopf in die genässte Formgeworfen, die Ecken gegebenenfalls nachgearbeitet.Danach wird mit einem Holzstückdie Oberfläche abgezogen („Handstrich“).Bei Formen ohne Boden wird diese ruckartighochgezogen und der Ziegel von der Arbeitsflächezur Trocknung gebracht. Formen mitBoden müssen vorher mit Sand ausgestreutwerden, damit ein verziehungsfreies Lösengewährleistet ist. Sie können direkt amTrocknungsort aus der Form geschlagen werden.Diese Ziegel werden mit Lehmmörtel,einem Gemisch aus Lehm und gehacktemStroh, zusammengefügt. Die luftgetrocknetenLehmziegel stellten die Bauern selbstim Herbst und Winter auf Vorrat her undverarbeiteten sie in der warmen Jahreszeit.Nicht selten baute man auch in Mischbauweisemit einem Fundament aus gebranntenZiegeln und manchmal auch Bruchsteinenals Schutz vor aufsteigender Feuchtigkeitsowie Mauern aus luftgetrockneten Lehmziegeln.Die Mauern aller Lehmbautechnikenwurden dann mit einem Gemisch aus Lehmund „G’hack“ (gehäckseltem Stroh) oderGrannen („Gradn“) verputzt und mit einemKalkanstrich „geweißend“.Seit dem Aufschwung der Ziegelindustrie zuBeginn des 19. Jahrhunderts wurden Lehmziegelals Baustoff der armen Leute angesehen,da die früher dem Sakralbau undden herrschaftlichen Bauten vorbehaltenengebrannten Ziegel plötzlich erschwinglichwaren. Was seither als günstiges, in großenMengen verfügbares „Arme-Leut’-Baumaterial“verschrien war, wird heute aufgrundseiner Klimaeffizenz und Umweltfreundlichkeitgeschätzt und gefördert.Diese thematische Bandbreite wird im MuseumsdorfNiedersulz ein Zuhause finden,indem ein Gebäude in Lehmbautechnik hierherübertragen und der ganzheitlichen Darstellungmit teilweise unverputzten, teilweisemit mehrfachen Schichten gefärbelten Innenwänden,aber auch mit einer Ausstellung zumThema dienen wird. Zusätzlich ist eine„Lebende Lehmbaustelle“ geplant, die kleinenwie großen Besuchern auch das haptischeErlebnis des Umgangs mit Lehmermöglichen wird.Lehmbau-ZentrumAls erster Schritt in Richtung „Lehmbau-Zentrum“ zeigt das Museumsdorf Niedersulzab Mai eine Ausstellung zum Thema Lehmbau.Herzstück der Präsentation stellt einStück Lehmwand dar, das als Ganzteil vomOriginalstandort in Hörersdorf in das Museumsdorftransloziert wird. Durch diese einzigartigeund innovative Methode der Ganzteil-Übertragung– entwickelt von der FirmaJaKo Baudenkmalpflege – ist es möglich, dasMauerstück aus luftgetrockneten Lehmziegelnmitsamt Lehmverputz, Kalkanstrich undWandfärbelung komplett und original zuübertragen und zu erhalten.Zwerchhof in Oberfellabrunn in Mischbautechnik:Sockel aus gebrannten Ziegeln und Bruchsteinen,Mauer aus ungebrannten Lehmsteinen.Bei dieser innovativen Methode werdenganze Gebäude in transportfähige Teile zerschnitten,mittels Holzverschalung gestützt,gefestigt und in eine Schutzfolie verpackt.Danach erfolgt der Transport entweder direktins Museum oder als Zwischenschritt in dieHalle der Firma JaKo, wo die fachgerechteRestaurierung stattfindet, und danach derWiederaufbau im Museum. Die Vorstellungder Methode und die Präsentation einiger inDeutschland durchgeführter Projekte erfolgteim Rahmen des Treffens der ÖsterreichischenFreilichtmuseen im vergangenen Oktoberim Museumsdorf Niedersulz.Da die Methode bisher noch nie in Österreichdurchgeführt wurde, übernimmt das MuseumsdorfNiedersulz mit der Ganzteilübertragungeiner Lehmwand eine absolute Vorreiterrolle./Text: Veronika Plöckinger-WalentaFotos: Museumsdorf Niedersulzschaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>März</strong> <strong>2013</strong>


<strong>Museen</strong> / 36Stadtmuseum St. PöltenAUFBRUCH &BRUCHlinienEine Stadt in Bewegung. St. Pölten 1918–1938. Eine Sonderausstellung im Stadtmuseum St. Pöltenüber Aufbruch und politische Bruchlinien.führte. Denn neben allem künstlerischen undkulturellen Fortschritt sind diese Jahre auchvon enormen politischen Gegensätzen geprägt,die in den Ereignissen des Bürgerkriegsjahres1934 ihren Höhepunkt fanden.Die vielen „heißen“ politischen Ereignissejener Jahre können durch originales Archivmaterialbelegt werden.Aufmarsch des Republikanischen Schutzbundes in Stattersdorf, 1930.In den zwanzig Jahren ab 1918 wurden vieleGrundlagen für das moderne St. Pöltengelegt. Durch Eingemeindungen wurde dasStadtgebiet St. Pöltens nach dem Ersten Weltkrieggezielt vergrößert, 1922 wurde daraufhindie heutige Landeshauptstadt zur Stadtmit eigenem Statut erklärt. In der groß angelegtenAusstellung werden die zwei Jahrzehntenach 1918 durch hunderte Fotos, Plakateund Dokumente illustriert – zudemwerden originale Architektur-Pläne, Einrichtungsgegenständeund Kunstwerke ausgestellt.Neben dem Modell des „PassauerWolfes“ von Ferdinand Andri in Originalgrößewird in der Ausstellung auch ein Nachbaudes 1935 errichteten Dollfuß-Denkmals, dasursprünglich auf dem Domplatz situiert war,zu sehen sein. Dem ab 1933 autoritär und mitharter Hand gegenüber dem politischen Gegnerregierenden Bundeskanzler, der 1934durch nationalsozialistische Putschistenermordet wurde, wurde ein Denkmal gewidmet,das allerdings nur bis zum „Anschluss“1938 stehen bleiben sollte.Architektur und Wohnbau, Bildung undSoziales, aber auch Kunst und <strong>Kultur</strong> nahmenin diesen Jahren einen enormen Fortschritt.Viele groß angelegte Projekte jenerZeit, wie die berühmte Windradl-Schule desArchitekten Rudolf Frass oder das großeSchulzentrum von Rudolf Wondracek jun.hinter den Kasernen, konnten aufgrund dergroßen wirtschaftlichen Not jener Jahre leidernicht verwirklicht werden. Die Plänedieser außerordentlichen Bauten werden aberin der Ausstellung zu sehen sein!Die großen Industriebetriebe der Stadt, wiedie Maschinenfabrik „Voith“ oder die „Glanzstoff“, konnten in der Zwischenkriegszeit ihr25-jähriges Firmenjubiläum feiern, dasjeweils mit schönen Festschriften illustriertwurde. Trotz Wirtschaftskrise fanden in denSt. Pöltner Betrieben weiterhin tausendeMenschen Arbeit – gegen Ende der 1920erJahre verschärften sich allerdings die ökonomischenRahmenbedingungen, was auch zuheftigen politischen AuseinandersetzungenDie Maschinen wurden im Namen des Fortschrittsin Bewegung gesetzt, die Menschensetzten sich in Bewegung, um für ihre Idealeund Anschauungen auf die Straße zu gehen,und nicht zuletzt hatte der Sport eine heutekaum mehr bekannte gesellschaftspolitischeDimension. Alles in allem – eine Stadt inBewegung! /Text: Thomas PulleFoto: Stadtarchiv St. PöltenEINE STADT IN BEWEGUNG———————————————————St. Pölten 1918–1938bis Di, 24. 9. <strong>2013</strong>Stadtmuseum St. Pölten3100 St. Pölten, Prandtauerstraße 2Tel. 02742 333-2643Mi–So, 10.00–17.00 UhrFührungen und Sonderveranstaltungenauf Anfrage.Der Katalog zum Preis von EUR 15,00ist im Museum oder über die Homepageerhältlich.www.stadtmuseum-stpoelten.atschaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>März</strong> <strong>2013</strong>


<strong>Sammlungen</strong> / 37Alte Textilfabrik Weitrader gehobeneschatzEin wichtiger Schritt für die Bewahrung der Sammlung Hackl, Textilproduzenten aus Weitra,ist die Ordnung, Verzeichnung und Erschließung der Sammlung. Ein Arbeitsbericht.Detail einer Jugendstilstickerei mit leonischem Faden auf einem Lambrecquin, um 1890.Die Sammlung Hackl, welche im Herrenhaustraktsowie im angeschlossenen Gebäude des„Museum Alte Textilfabrik Weitra“ in Brühlbei Weitra untergebracht ist, umfasst eineSchriftgut- und Objektsammlung, die ausdem Geschäftsbetrieb der in Brühl bis kurznach der Wende zum 20. Jahrhundert ansässigenk. k. priv. Textil- und ModewarenfabrikHackl & Söhne hervorgegangen ist. Nach derEinstellung der Produktion in der Fabrik bliebdas Unternehmensarchiv aufgrund des ausgeprägtenSammlungsinteresses der Familieerhalten und wurde sogar noch ergänzt. Dasin die Sammlung integrierte und durch denFamilienzusammenhang eng auf die Produktionsunterlagenbezogene Familienarchiv bildetetden zweiten großen Strang dieser Überlieferung.Das Firmenarchiv beinhaltet sämtliche dasGeschäftsleben seit der Firmengründung inder Mitte des 19. Jahrhunderts dokumentierendenUnterlagen: Es sind dies etwa Geschäftskorrespondenzen,Auftrags- und Kundenbücher,Musterbücher und Designentwürfe,sowie Weberbücher, in welchen dieAbwicklung jedes einzelnen Auftrags biszum zuständigen Weber genau nachvollziehbarist. Somit sind sämtliche Produktionsschrittevom Entwurf bis zum fertigen Produktersichtlich. Ein wesentlicher Teil ist dieTextiliensammlung, deren älteste Stücke ausden 1870er Jahren stammen. Es handelt sichdabei um knapp über 1.000 textile Objektemit Entwürfen aus der Zeit des Historismusbis in die Art-déco-Ära des Jugendstils. Damitliegt in Weitra ein textiler Schatz mit überregionalerBedeutung zu Tage.FamilienarchivDas Familienarchiv erlaubt ergiebige familiengeschichtlicheForschung. Da die FamilieHackl auch in Wien gesellschaftlich relevantwar und Zutritt zu politisch, kulturell undkünstlerisch bedeutsamen Kreisen hatte, weitetsich das Material bald auch in diesemPunkt über die Stadt Weitra und das Waldviertelhinaus. Als besondere Zimelie ist derNachlass der Künstlerin und SchriftstellerinLuise Hackl anzusehen, welche u. a. mit AntonAugust Naaff, Franz Keim, Peter Rosegger,Guido List verkehrte, um nur einige Namenzu nennen. Die Sammlung verdient es, vermehrtin das Blickfeld der Öffentlichkeit zugelangen. Das dichte Ineinander von Familie,Arbeit und Leben, von Großstadt und flachemLand, von <strong>Kultur</strong>, Kunst und Politik rechtfertigendiesen Anspruch. Das vorhandeneMaterial erlaubt regionalhistorische wie überregionaleForschung, bietet Wirtschafts- undSozialhistorikern ebenso Quellen wie jenen,die an dem weiten Feld der Textilkunde undDesign-geschichte interessiert sind.Ein wichtiger Schritt für die Bewahrung dieses<strong>Kultur</strong>guts aus Brühl bei Weitra ist dieOrdnung, Verzeichnung und Erschließungder Sammlung. Es entsteht ein umfassendesArchivinventar mit fotografischer Dokumentationdes Archiv- und Museumguts, das ineiner Datenbank verzeichnet wird. Das Vorhabenwird aus Fördermitteln der <strong>Kultur</strong>abteilungdes Landes Niederösterreich sowiedes Bundesdenkmalamtes mitfinanziert. /Text und Foto: Gerhard MurauerFirmenarchivALTE TEXtilFABRIK WEITRA———————————————————3970 Weitra, In der Brühl 13Tel. 02856 2973 (Museum),02856 2451 (Museumsleiter)schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>März</strong> <strong>2013</strong>


<strong>Kultur</strong>vermittlung / 38Theater im MuseumGESPIELTE GESCHICHTEDas SOG. THEATER – Zentrum für Theaterpädagogik und strategische Inszenierung in Wiener Neustadt –im Spannungsfeld zwischen Kunst, Bildung und Sozialem. Theater im Museum wird zu „Living History“.Brigitte Tauchner und Susanne Kadletz in „Gänsehüten", Museumsdorf Niedersulz. Foto: Natalie Seidl, arge heimeEs ist ein sonniger Sonntagvormittag. DerBauer gönnt sich auf der Bank nach dieseranstrengenden Arbeitswoche genüsslicheine Zigarette, als Frau Hübner, eineschlicht-elegant gekleidete Frau, mit einergroßen gefüllten Tasche durch das Tor inden Hof tritt. „Grüß Gott. Ich komme vonWien und habe gehört, dass Sie noch fürLebensmittel tauschen, und ich hab schöneSachen dabei …“So begann in authentischer Umgebung imMuseumsdorf Niedersulz das Theater „DieHamsterer kommen“ über Hungerzeiten inder Nachkriegszeit. „Ja, so war es!“ Eineältere Frau aus Mistelbach erzählte nachdieser Szene von ihren persönlichen Erfahrungen.Das war im Frühling 2012, es war dasdritte Museumsprojekt von SOG. THEATER.schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>März</strong> <strong>2013</strong>


<strong>Kultur</strong>vermittlung / 39Der Ansatz der „Living History“ basiert aufumfassenden Recherchearbeiten und demwissenschaftlichen Ansatz, geschichtlicheEpochen durch „gelebte Geschichte“ verständlichund vermittelbar zu machen.„Living History“ hat in England, in denUSA, in Skandinavien, Dänemark, den Niederlandenoder auch in Deutschland einelängere Tradition. Auch in Österreich gibt esseit einigen Jahren erste Ansätze. Zu denVorzügen der „Living history“ wird die Verlagerungvon Objektorientierung auf diePersonenorientierung, den Erhalt des immateriellenkulturellen Erbes und die Kraft derszenischen Darstellung gezählt. Diese schafftEmotionalität, Berührtheit, Lebendigkeitund Fantasie, es ermöglicht – wissenschaftlichausgedrückt – ein subjekt-, erfahrungsundsituationsorientiertes Lernen.Franz Schiefer und Susanne Kadletz, Stationentheater im Industrieviertel-Museum.Foto: Rudolph Toth, Industrieviertel-MuseumBegonnen wurde dieser Ansatz, Theater undMuseum zu verschränken, im Jahr 2011 inWiener Neustadt. Im Rahmen des Viertelfestivalsrecherchierte das Theaterteamunter der Leitung von Susanne Kadletz mitUnterstützung der Historikerinnen undHistoriker des Industrieviertel-MuseumsWiener Neustadt über das Leben von Industriearbeiterinnenund -arbeitern im 19. Jahrhundert.Die ausgestellte Geschichte wurde aus denVitrinen und Archiven des Museums hervorgeholt,ein direkter Bezug zur regionalenIndustrialisierung und zu einer lebendigenGeschichte von Arbeitern wurde erarbeitet.Mit einem interaktiven Museumstheaterwurden dann die Besucher durch die Ausstellungsräumeund durch den Innenhof desMuseums geführt. Kinder und Erwachsenekonnten durch die verlebendigte Geschichtsdarstellungin historischen Gewändern erleben,wie die Wäscherinnen arbeiteten undwohnten, welche Sorgen der Schuhmacherund welche Träume und Utopien die Frauenwährend ihrer Arbeit an den Webstühlenhatten.TIM – Theater Im Museum führte von Stationzu Station und ermöglichte eine sensibleund fundierte Arbeiter-Biografie. DieKinder konnten verschiedene Rätsel lösen.So erfuhren sie unter anderem, warum dieStechuhr „Stechuhr“ heißt und das Kracherl„Kracherl“, und sie erlebten dabei hautnahGeschichten von Kindern aus einer anderenZeit. Karl Merkatz übernahm den Ehrenschutz.Die Sparkasse Wiener Neustadtunterstützte dieses Projekt und wurde dafürfür den Maecenas-Preis (Wirtschaft fürKunst) nominiert.Living HistoryMittelaltermärkte, Ritterturniere, historischeThemenparks, Nachstellung vonSchlachten, Vorführung verschiedenerHandwerke. Unter „Living History“ gibt esverschiedene Bezeichnungen im deutschsprachigemRaum: Museumstheater, gespielteGeschichte, historische Interpretation,Erlebnisführung mit Schauspiel odergelebte Geschichte. Markus Walz, Professorfür Museologie, nennt es bei der Jahrestagungder Volkskundlichen Kommissionfür Westfalen ein „historisches Spiel imMuseum zwischen Experiment und Animation,Didaktik und Marketing“.„Living history“ ist nicht zuletzt auch eineAntwort auf ein gewandeltes Besucherinteresse,das Lebendigkeit und Abwechslungerfordert. Besucher erwarten im Museumnicht nur die Abwechslung und Lebendigkeit,sondern die „echte Geschichte“. Fehlerbei Ausstattung und Recherchen sind hierbesonders schwerwiegend. Und darin liegtauch die Gefahr, dass zwar viele Besucherangelockt oder die Ausstellung aufgepepptwerden, ein schlechtes Living-History-Programmaber auch viel Schaden anrichtenkann.SOG. THEATERSOG. THEATER, das Zentrum für Theaterpädagogikund strategische Inszenierung, inWiener Neustadt ist niederösterreich- undösterreichweit unterwegs und bewegt sichim Spannungsfeld zwischen Kunst, Bildungund Sozialem. Es greift Volkstheaterformenaus aller Welt auf und entwickelt sie mitmodernen Theateransätzen weiter. <strong>Museen</strong>,Straßen, Schulklassen oder Wirtshaussälewerden zu Bühnen und die Zuschauer in dasGeschehen einbezogen.„Alle, die wollen, können Theater spielen,selbst die Schauspieler“, meinte der brasilianischeRegisseur und TheatertheoretikerAugusto Boal. Für <strong>2013</strong> ist geplant, gemeinsammit dem Stadtmuseum Wiener Neustadtund mit Unterstützung vom LandNiederösterreich und der Museumsförderungder Kunstsektion des BMUKK zumAusstellungsschwerpunkt „Teatime“, im Maiund Juni Theater im Museum anzubieten. /Text: Margarete MeixnerTHeateR IM MUSEUM———————————————————www.sog-theater.comschaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>März</strong> <strong>2013</strong>


Schwerpunkt Heimaten / 40TopothekSICH EIN BilD MACHenDie Topothek ist ein Online-Archiv regionaler Bildbestände, das die Geschichte eines Ortssichtbar macht und vernetzt.die Topothek eines Ortes aufbauen undbetreuen.“ Der Vorteil der Topothek ist dieVernetzung und ihr einheitlicher Aufbau.Alexander Schatek stellt dafür das Know-howund die Internet-Domain zur Verfügung.Da ist zu allererst, Stichwort Schuhkarton,eine Systematik gefragt. Der erste Schritt istdie geografische Einordnung. Die Aufnahmewird so gut wie möglich lokalisiert. Über eineVerlinkung zu Google Earth wird das Bildverortet und mit einem Pfeil auf der Kartemarkiert. Im Falle unserer kolorierten Postkarteist die Ortsbestimmung gegeben. Auchder Blickwinkel der Aufnahme kann gut eingezeichnetwerden.Was aus einem Bild zu lesen ist – anhand der historischen Ansichtskarte von Unter-Thürnau.Bild: Sammlung ErasmusEin Schuhkarton mit Fotografien. Sie sindvergilbt, ein wenig aufgerollt und vor allemwild durcheinander. Familienbilder, Ansichtskarten,das Leporello eines Mittelalterfestzugsaus dem 1920er Jahren, Schnappschüsse vonAusflügen. Manche sind akkurat beschriftet,viele sind es nicht. Wir nehmen eine Postkarteheraus: „Unter-Thürnau bei Drosendorf,N.Oe.“ steht darauf. Was sehen wir? EineBrücke mit Menschen; offensichtlich imSonntagsstaat, einen großen Gebäudekomplex.Kein Stempel verweist auf die Zeit, keineGrußworte auf bestimmte Ereignisse.„Ich habe Interesse an der <strong>Region</strong>“, erklärtAlexander Schatek seine Motivation, dieInternetplattform topothek.at zu gründen, zuentwickeln und zu betreuen. Der Grafikerund Industrie-Designer aus Wiener Neustadtwill mit der Topothek die Bilder einer <strong>Region</strong>sichtbar und vor allem ihre Informationenüber Archivgrenzen und Sammlungsbeständehinweg allen zugänglich machen.Vom Schuhkartonin den virtuellen RaumOrtschaften und <strong>Region</strong>en haben die Möglichkeit,ihre Bilder auf topothek.at online zustellen. „Meist sind es Museumsmitarbeiterund -mitarbeiterinnen, historisch interessierteMenschen und Heimatforscher, dieDie nächsten Schritte sind die zeitliche Einordnungund die Beschlagwortung des Bilds.Bei unserer undatierten Postkarte könnenwir nur nach dem Ausschlussverfahren vorgehen.Sie muss vor 1938 gemacht entstandensein, da sie mit „N. Oe“ und nicht „Niederdonau“beschriftet ist; aber nach 1904, denn abda war es möglich, Ansichtskarten auf derRückseite zu beschreiben. Vor 1904 gab eseinen Platz auf der Bildseite, der für Grußwortevorgesehen war. Die Rückseite war nurfür die Adresse bestimmt. Kolorierte Kartendieser Art kamen um 1900 auf, also kann dieAnsichtskarte um 1910 datiert werden. DieBeschlagwortung könnte hier so verlaufen:Unter-Thürnau, Waldviertel, Thaya, Brücke,und da wir uns nun schon mit diesem Ortbeschäftigen, wissen wir jetzt, dass das Gebäudeeine Mühle ist. Weiters könnte dieMüllersfamilie genannt werden. Mit derBeschlagwortung finden nun auch jene, dieschaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>März</strong> <strong>2013</strong>


Schwerpunkt Heimaten / 41Das Beispiel aus der topothek.at zeigt Prater-Besucher, vermutlich 1957. Rechts oben die Verortung auf GoogleEarth mit dem Blickwinkel der Aufnahme. Die Beschlagwortung ist unter „Tags“ angeführt.an Mühlen, Brücken oder dem Fluss Thayainteressiert sind, das Bild.Vor der Verwaisung rettenDas Bildmaterial wird nach der europäischenArchivnorm beschriftet: Titel, Autor, Datierungund Besitzer. In unserem Fall wissen wirkeinen Autor, als Besitzer wird der privateSammler angegeben. „Hier sind wir beimheißen Eisen der Verwertungsrechte“, erklärtSchatek. Denn seit Fotografien als Kunstwerkeangesehen werden, hat sich die Lagefür Veröffentlichungen schlagartig verändert.Wenn aber noch Autoren genannt werdenkönnen, können Bilder vor der „Verwaisung“gerettet werden. Das ist der legistische Begriffaus dem Urheberrecht, der die Veröffentlichungvon historischem Material derzeitetwa 150 Jahre verhindert, sofern der Urhebernicht bekannt ist.Die erste Topothek ging 2011 in Breitensteinonline. Mittlerweile sind es zehn niederösterreichischeGemeinden, zwei oberösterreichischeViertel und zwei Wiener Grätzel, dieihr Material online gestellt haben. NebenFotografien können ebenso Dokumente undVideos auf die virtuelle Topothek geladenwerden. Die Topothek Traismauer ist einBeispiel, wie in Zusammenarbeit mit derGemeinde und einer „historischen Runde“interessierter Laien eine schnell wachsendeTopothek entstanden ist. In Breitstein wiederumhaben die örtlichen Topothekare gemeinsammit Senioren die regionale Bilddatenbankaufgebaut. In Bruck an der Leithaläuft ein Schulprojekt. Ist es für die Jungendeine Beschäftigung mit der (regionalen)Geschichte, so bringen ältere Menschen dasWissen ein und können Personen, Orte undEreignisse vor dem Vergessen retten. In allenFällen vertieft die Beschäftigung mit der Vergangenheitdes Ortes die Identifikation. Dereinfache Aufbau der Homepage erlaubt esauch Menschen, die mit dem Computer nichtgroß geworden sind, sich darin zurechtzufinden.Die Initiative topothek.at wurden mitPreisen der NÖ Dorf- & Stadterneuerung undder „Creative Industries NÖ“ ausgezeichnet.Grundlagensicherung schaffenIm Idealfall soll die Topothek in einem Ort, indem es z. B. ein Heimatmuseum, das Archiveines Vereins und einen privaten Sammlervon Postkarten gibt, das gesamte Bildmaterialzusammenführen. „Die Topothek ersetztkeine Ortschronik“, so der Gründer AlexanderSchatek, „denn sie hat keinen didaktischenAnspruch. Sie interpretiert nicht, sondernordnet und sichert das Material. Auch ist siekeine wissenschaftliche Plattform. Wir schaffendie Grundlagensicherung.“Archive und <strong>Museen</strong> arbeiten zur Verwaltungihrer Archivalien mit Fach-Software(IMDAS und AUGIAS). Diese sind Fachleutenvorbehalten und dienen der Verwaltungder realen Bestände. Die Topothek dagegenist ein Online-Archiv, sie verwaltet ausschließlichvirtuelle Daten, um auch jenesMaterial zu zeigen, das real in Privatbesitzverbleibt. Der Nutzen ist, neben der schonerwähnten Identifikationsstärkung, die Schaffungeines einheitlichen Suchsystems für heimatkundlicheInhalte, die Förderung der Aufarbeitunghistorischer Inhalte, solange dieInformationsträger noch am Leben sind unddas Material noch greif- und zuordenbar ist.Vielleicht wird die Ansichtskarte von Unter-Thürnau wieder in einem Schuhkarton verstautwerden, vielleicht wird sie für eine Ausstellungüber Mühlen an der Thaya irgendwanneinmal zu sehen sein. Auf jeden Fallaber ist sie, wenn sie den Weg zu topothek.atfindet, im virtuellen Raum zu Hause. /Text: Mella WaldsteinScreenshots: Alexander Schatek/topothek.attopothek———————————————————Das Prinzip des Topothek-Gedankens istdie <strong>Region</strong>alisierung: Eine Topothek wirdstets von einer Gemeinde oder einemVerein betrieben. Der Bereich, der voneiner Einzel-Topothek abgedeckt wird,ist damit regional begrenzt. Dadurchwird sichergestellt, dass die Topothekareund Topothekarinnen, die Material einpflegen,durch ihr Eingebundensein indie örtlichen Strukturen lokal relevantesMaterial und Wissen erschließen können.Indem die örtliche Topothek auch „ihre“Topothek ist, ist garantiert, dass dieEnergie und Freude für das Weiterarbeitenan einer Topothek erhalten bleibt.www.topothek.atschaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>März</strong> <strong>2013</strong>


Bücher, CDs & feine Ware / 42AuslageVOLKstanZZWISCHEN DEN ZEITEN——————————————————————Zur <strong>Kultur</strong>geschichte des Volkstanzesin Österreich und SüdtirolEUR 39,90Verlag Bibliothek der ProvinzISBN 978-3-950-10-3www.bibliothekderprovinz.atErstmals in ihrer Geschichte rückt die Volkstanzkulturins Blickfeld einer umfassendenBetrachtung. Als ein Phänomen innerhalb desvolkskulturellen Fundus erfuhr sie ihre Ausprägungim Verlauf des 20. Jahrhunderts.Pflegerische, pädagogisierende, moralisch-ideologischeund kulturpolitische Interessen warenformgebend. Die Rolle von Volkskultur als etwasscheinbar seit „Urzeiten“ Existierendes undfolglich als „Personalausweis“ einer <strong>Kultur</strong>/NationGesehenes wird am Beispiel „Volkstanz“einmal mehr in Frage gestellt. Erstmals findensich die Mechanismen von Tradierung detailliertherausgearbeitet: Was wurde tradiert, wiewurde es für wen zurechtgerichtet und warum?Besonders spannend dabei ist, wie sich die wechselndenpolitischen Systeme darauf auswirkten.Impulsgebende Institutionen wie die Volksbildungund das Österreichische Volksliedwerk,Nationalisierungen, aber auch die Frage nachder Rolle von Tanz bei Minderheiten, Migranten,in der Jugendkultur, im Vereinswesen undbei Randkulturen wie Neonazis sind spannendaufgearbeitete Themen. Interessant sind weitersdie Darlegungen, wie Volkstanz dazu beiträgt,Geschlechterrollen einzuüben und zu bestärken,oder wie sich Volksmusik und Volkstanz gegenseitigbeeinflussen. Forschern, Volkstanzarchivenund -sammlungen wird erstmals in einer Übersichtbreiter Raum gegeben. Abhandlungen überKinder- und Jugendtanz und Volkstanz als Förderinstrumentin der Sonder- und Heilpädagogikliefern Einblicke in die „Wirkung“ vonVolkstanz auf kognitive und soziale Kompetenzen.Chronologisch setzt die Publikation bereitsin einer Zeit vor dem Entstehen einer bewusstenVolkstanzpflege an. Die Wahrnehmung war inder Obrigkeit vor allem begleitet von der Sorgeum Sittlichkeit, Zucht und Ordnung und vonder Angst vor Exzessen in den Unterschichten. /LEBEN MIT ERFOLG UND BRÜCHEN——————————————————————Karl Müller: Wastl Fanderl. Eine BiografieEUR 30,00Otto Müller VerlagISBN 978-3-7013-1201-6www.omvs.atMehr als 20 Jahre nach dem Ableben WastlFanderls (1915–1991) legt Karl Müller, Professorfür Neuere Deutsche Literatur an der UniversitätSalzburg, eine umfangreiche Biografie undDokumentation jenes Mannes vor, dessen Lebenund Wirken ganz im Zeichen der Pflege undVerbreitung des Volksliedgutes in Bayern standen.Einleitend thematisiert der Autor dieSchwierigkeit, ein „einheitliches Fanderl-Bild“zu zeichnen. Dementsprechend versucht er möglichstunterschiedliche Stimmen von Zeitgenossenzu Wort kommen zu lassen.Über weite Strecken wird Fanderls Beitrag zurVolkskulturarbeit chronologisch beleuchtet undder Zäsur des Nationalsozialismus ebenso Raumgegeben wie der Aufbauarbeit nach 1945, dieFanderl in zahlreichen Sendungen im BayerischenRundfunk, in den Fanderl-Singwochen,in der Herausgabe der „Sänger- und Musikantenzeitung“und in seiner Tätigkeit als „Volksmusikpflegerdes Bezirkes Oberbayern“ leistete.Das überaus sorgfältig wissenschaftlich recherchierteLebensbild bleibt gut lesbar. Zahlreichezeitgenössische Zitate geben dem Text Farbe.Das quadratische Format ermöglicht eine harmonischeIllustration des Textes mit zahlreichenAbbildungen. An den kritischen Textapparat(S. 272–303) schließt sich der dokumentarischeBeilagenteil (S. 304–383), der Einblick in vieleDetails bietet, die im Text keinen Platz findenkonnten. Ein ausführliches Quellen- und Literaturverzeichnisstellt die Biografie in den kritischenwissenschaftlichen Diskurs. / Peter GrätzlJENSEITSREISE——————————————————————Dante Alighieri: Die Göttliche KomödieEUR 28,80.Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KGISBN 978-3-15-010750-8www.reclam.deIn seinem Hauptwerk, dem bedeutendsten Werkder italienischen Literatur überhaupt, trittDante eine Jenseitsreise an. Sie führt ihn durchdie Hölle – wo Vergil sein Führer ist – über denLäuterungsberg ins Paradies. Wer heute DantesCommedia (den Beinamen La Divina Commediaerhielt sie erst von Boccaccio, sozusagen demersten Dante-Philologen) liest, wer sie in derÜbersetzung des deutschen Romanisten HartmutKöhlers liest, erfährt den ganzen Schreckender Qualen, die die Sünder in der Hölle erleiden,erfährt das Entsetzen, das den Dichter bei ihremAnblick packt. Köhlers neue Übersetzung zeichnetsich dadurch aus, dass ihr neben dem italienischenText ein ausführlicher Kommentar beigegebenist, der dem Leser die Orientierung unddas Verständnis erleichtert, Fragen der Übersetzungerörtert und wesentliche Themen derDeutung und Erforschung der Commediaanzeigt. /schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>März</strong> <strong>2013</strong>


Bücher, CDs & feine Ware / 43WAHRE LIEBE …——————————————————————Agnes PalmisanoEUR 18,00.www.preiserrecords.atDie neue CD von Agnes Palmisano ist einemusikalische Gebrauchsanweisung für dieTücken und Freuden der Liebe.Agnes Palmisano ist eine Künstlerin, die sichganz besonders zwischen den verschiedenenstilistischen Stühlen wohlfühlt. Egal, ob nun inder Oper, der Operette, im Jazz, Klezmer oderWienerlied, Agnes Palmisano präsentiert sich alseine sehr facettenreich agierende Sängerin, diein den unterschiedlichsten musikalischen Kontextenzu brillieren weiß. So auch auf dem imSommer 2012 erschienenen Album „Die wahreLiebe ...“. Die in Wien geborene und in Wöllersdorfund Moskau aufgewachsene Künstlerinwidmet sich auf ihrem neuen Werk ihrer großenmusikalischen Liebe, dem Wiener Dudler. Hierbeihandelt es sich um einen fast schon in Vergessenheitgeratenen Wiener Gesangsstil des19. Jahrhunderts, welcher eine Mischung ausalpinem Jodler und Koloraturgesang darstellt.2010 zum „immateriellen <strong>Kultur</strong>erbe derUNESCO“ erklärt, versucht Agnes Palmisanogemeinsam mit ihrem Ensemble, den sehr verspieltklingenden Wiener Dudler in Neuinterpretationendes traditionellen Liedguts wie auchin Eigenkompositionen wieder zu neuem Lebenzu erwecken.Was Agnes Palmisano auf ihrem neuen Albumvollzieht, ist der Spagat zwischen unterhaltsamerVolks- auf der einen und anspruchsvollerKunstmusik auf der anderen Seite. Ein gewagtesmusikalisches Experiment, das in diesem Fall alswirklich gelungen zu bezeichnen ist.Egal, ob sie sich mit ihrem mit Daniel Fuchsberger,Peter Havlicek (beide Kontragitarre), HelmutStippich und Roland Sulzer (beide Akkordeon)herausragend besetzten Ensemble nun andas traditionelle Liedgut eines Franz Schubertheranmacht oder sich in Eigenkompositionen anKoloraturjodlern des 19. Jahrhunderts versucht,Agnes Palmisano lässt auf faszinierende Weisedie Grenzen verschwimmen, zwischen Altemund Neuem, zwischen E- und U-Musik, originalemWienerlied und verspielten Jazz, Anspruchund Gefälligkeit. Was die Wienerin auf diesemWege entstehen lässt, ist ein spannendes, vielschichtigesund in wirklich vielen Farben erklingendesHörerlebnis, das auch nach mehrmaligemGenuss nichts von seinem Reiz verliert.Inhaltlich dreht sich, wie der Titel ihrer CD esvermuten lässt, um die Liebe in allen Lebenslagen.Mal humorvoll, mal etwas ernsthafter undmelancholischer, aber immer mit einem SchussIronie verwandelt Agnes Palmisano die Lieder inzart schimmernde Kunstwerke, die zu berührenund begeistern wissen. /DJANGO 3000——————————————————————DebütalbumEUR 16,90www.suedpolshop.de, www.musicload.deDjango reitet wieder. Durch die bayerischePuszta. Doch er reitet nicht allein. Vier Djangos,vier musikalische Brüder im Geiste habensich unter dem Motto „Mia san mia, mia sanGitanos“ zusammengetan, um die weißblaueSteppe und schnellstmöglich auch den Rest derWelt mit nie gehörtem bayerischem Gypsy-Pop zu erobern. Mit Django-mäßiger Zigeunermusik,wild, frei, ungebändigt, wie dieMähne seines treuen Gauls.Django 3000 nennen sich die musikalischenStreuner, und nicht nur Bayern-3-KultmoderatorMatuschke zählt sie bereits zu seinenLieblingen. Massenweise Youtube-Klicks täglichsprechen eine deutliche Sprache: Django3000 stürmen die bayerische Musikszene imGalopp, auf „wuide Rössa“ und mit „Südwind“in den Beinen, „de Hor im Wind und an Fuaßam Gas“.Elf ansteckende Songs haben Django 3000 aufihrer Debüt-CD zusammengetragen, gespieltauf Gitarren, Geigen, Kontrabass und Schlagzeug.Und man hört in jedem Song: „so weitumananda, san no ned vui ganga“. Mitgebrachtvon ihren musikalischen Reisen habensie treibende Balkan-Beats, erdige, gitarrenlastigeRock-’n’-Roll-Songs und lässigen Zigeuner-Swingmit teuflisch-melodischen Geigensoli.Alles getrieben vom energiegeladenenGroove aus Kontrabass und Schlagzeug. OhneRücksicht auf Genres und Stile hat es die vier„Wuidn“ aus Berufung immer weiter in unbekannteGefilde getrieben.Man muss sich die vier Djangos ein bisserlvorstellen wie eine Mischung aus dem Tierpark-Toniund dem jungen, dem ganz jungenMonaco Franze: musikalische Stenze, chronischabenteuerlustig durchs Leben strawanzend,ein Spatzl hier, ein Spatzl da. Unstet,nicht ganz ungefährlich, garantiert verrückt,aber verteufelt charmant. Und vor allem:unparfümiert wie eine Gitanes ohne Filter.Ihre Band haben die Musikanten-Strizzisnatürlich nach Gypsy-Legende Django Reinhardtbenannt, aber auch nach Django, demeinsamen Rächer, und nicht zuletzt nach demJahr 3000. Denn er soll auf jeden Fallzukunftsweisend sein, der ebenso urige wielässige Bavarian-Gypsy-Sound, der Disco-Csardas, der Freistaat-Flamenco von Django3000, den bisher nur kennt, wer schon einmalmit den vier Djangos am Lagerfeuer Maiskolbengeröstet und danach die Glut ausgetretenhat – natürlich barfuß.Tschavos, Burschen, sind sie alle miteinander,die in der Csarda, dem Wirtshaus, zum Tanz,dem Csardas, aufgeigen und den Tschajas, denMädchen, hinterherpfeifen. Florian R. Starflinger,der Stehgeiger des Wahnsinns. Er istnach eigenen Angaben, Genaues weiß mannatürlich nicht, weltweit einziger real existierenderBesitzer einer Violine des italienischenGeigenbaumeisters Pietro Galozzo aus dem18. Jahrhundert sowie Yehudi-Menuhin-Preisträger.Sänger und Gitarrist Kamil Müller, eingefälschter Bayer, der mit 17 als Au-pair ausder Slowakei kam und von seinen Gastelternsofort verstoßen wurde. Er blieb trotzdem undsprach bereits nach vier Monaten so perfektBairisch (aber niemals Hochdeutsch!), dass erheute lässig als der Einheimischste unter denEinheimischen durchgeht. Dazu kommt derKontrabass-Don-Giovanni Michael Fenzl,dessen fetter, tiefgelegter Sound der Band dieFülle gibt. Er ist in Strizzi-Kreisen als der„Mann mit der Frisur“ bekannt, weil erdaherkommt wie ein zigeunerischer LeningradCowboy. Und dann schließlich Rhythmuszigeuner„Luftmentsch“ Jan-Phillip Wiesmann,Schwabe, Drummer, Percussionist und vermutlichereinziger Zigeuner weltweit, derpingelig genau die Kehrwoche einhält. /schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>März</strong> <strong>2013</strong>


<strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / 44FortbildungVOLKStanzschulUngen——————————————————————Fr, 22. 2. <strong>2013</strong>, 19.00–22.00 UhrWachauGemeindesaal Droß2553 Droß, Schlossstr. 250Referent: Franz HuberMusik: Helene OberradterWeinviertelGasthaus Theurer3704 Glaubendorf, Schlossallee 85Referentin: Cornelia RößlerMusik: Franz SteiningerWaldviertelGasthaus Schrammel3910 Zwettl, Frankenreith 10Referent: Johann HirnschallMusik: Martina HirnschallMostviertelLosensteinhalle3382 Loosdorf, Alter Rathausplatz 16Referentin: Angelika KeiblingerMusik: Konrad Hackner und Johann TeucherIndustrieviertelGasthaus Schöny2384 Breitenfurt, Hochrotherdstr. 14Referentin: Martina GebhardMusik: HeanagschroaKeine Gebühr, keine TeilnehmerbeschränkungInformation & AnmeldungFranz Huber, Tel. 0664 9608876franz.huber@volkskulturnoe.atwww.volkskulturnoe.at_tanzleiterseminar——————————————————————Sa, 9.–So, 10. 3. <strong>2013</strong>Stift Seitenstetten3353 Seitenstetten, Am Klosterberg 1Modul 3 der Ausbildung zum Kinder- undJugendtanzleiterDas Seminar richtet sich speziell an Leiterinnenund Leiter von Volkstanzgruppen sowieerfahrene Volkstänzer. Das Seminar bieteteinerseits Erweiterungen für das eigene Tanzrepertoireund andererseits eine Möglichkeit,zur eigenen Tanzleitertätigkeit ein Feedbackzu bekommen. Inhalt: Tanzen mit Kindernund Jugendlichen, Videoanalyse, Reflexionund Feedback, Vertiefen und Festigen desTanzrepertoires, <strong>Kultur</strong>geschichte des Tanzes.Kosten: EUR 110,00 / Mitglieder EUR 85,00Nächtigung und Verpflegung: EUR 65,00Teilnehmer: max. 12Referenten: Monika Högl, Martina Gebhard,Julia SchenkermayrTeilnahmevoraussetzung: abgeschlosseneModule 1 und 2 und PraxisnachweisInformationwww.kinderundjugendtanz.at_Tanzpädagogik——————————————————————Fr, 5., und Sa, 6. 4. <strong>2013</strong>, 9.00–17.00 UhrFestspielhaus St. Pölten<strong>Kultur</strong>bezirk 2, 3100 St. PöltenReferentin: Daniela HeißlWas wird von zeitgenössischen Tänzerinnenund Tänzern erwartet? Welche Grundlagensind in der zeitgenössischen tänzerischenFrüherziehung notwendig? Wie lesbar ist zeitgenössischeTanztechnik? Welche interdisziplinärenSchnittstellen können zwischen Tanzund Theater erkannt werden? Vermittlungund Einblicke in die zeitgenössische Tanzpädagogik,Improvisation und Gestaltungsowie Komposition und Choreografie sind diedrei großen Schwerpunkte des praxisorientiertenSeminars. Ausgewählte Literatur- undMusiklisten ermöglichen eine eigenständigeweiterführende Arbeit.Daniela Heißl ist Tänzerin, Tanzpädagogin,Choreografin und Schauspielerin sowie seit2009 Lehrende an der Konservatorium Wien– Privatuniversität.Anmeldung & InformationMuseumsmanagement NiederösterreichTel. 02732 73999, Fax 02732 73999 33museen@volkskulturnoe.atwww.noemuseen.at_PROFESSIONELLE KULTURARBEIT——————————————————————Mi, 10. 4. <strong>2013</strong>, 17.00–19.30 UhrInstitut für <strong>Kultur</strong>konzepteGumpendorfer Straße 9/10, 1060 WienInfoabend zum LehrgangEffizienz, Engagement und Ehrenamt –Widerspruch oder Erfolgsrezept?Organisation und Teamarbeit in regionalen<strong>Museen</strong> und Vereinen.<strong>Region</strong>ale <strong>Museen</strong> und <strong>Kultur</strong>vereine trageneinen wesentlichen Anteil zum <strong>Kultur</strong>programmin Niederösterreich bei. Ermöglichtwird das Angebot durch das Engagement vonEinzelpersonen und kleinen Teams, die mitknappen Ressourcen ausgezeichnete Ergebnisseliefern. Um die Qualität des Angebots und derZusammenarbeit zu sichern, ist es notwendig,folgenden Fragen Beachtung zu schenken: Wiekönnen Kompetenzen besser eingesetzt undArbeitsabläufe zielgerichteter strukturiert werden?Welche Möglichkeiten gibt es, neues Publikumund neue Kooperationspartner an dasMuseum oder an den Verein zu binden? InKooperation mit dem Institut für <strong>Kultur</strong>konzepteWien bietet das MuseumsmanagementNiederösterreich den Lehrgang „Professionelle<strong>Kultur</strong>arbeit“ zum zweiten Mal an.Freier Eintritt zum Infoabend,Anmeldung erforderlich: Tel. 01 5853 999Anmeldung & InformationMuseumsmanagement NiederösterreichTel. 02732 73999, Fax 02732 73999 33museen@volkskulturnoe.atwww.noemuseen.at_BEZIRKSJUGENDSINGEN——————————————————————Mo, 1. 4.–Mi, 1 .5. <strong>2013</strong>Teilnahmeberechtigt sind alle Kinder- undJugendsingkreise bzw. -chöre aus dem schulischenund außerschulischen Bereich.Information & AnmeldungLandesschulrat für NiederösterreichTel. 02742 2803440erhard.mann@lsr-noe.gv.at_schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>März</strong> <strong>2013</strong>


<strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / 45WER SPRICHT?——————————————————————Sa, 6. 4. <strong>2013</strong>, 14.00 UhrGH Messerer, 3452 MichelndorfEin Chor spricht, was er nicht singt.Referent: Gerhard Eidher u. a.Anmeldeschluss: Mi, 20. 3. <strong>2013</strong>Information & AnmeldungTel. 02742 9005-15141office@noe-chorverband.at_74. SEMINAR FÜR CHORLEITUNGdes nö landesjugendreferats——————————————————————Do, 11.–So, 14. 4. <strong>2013</strong>Bildungshaus St. Hippolyt, 3011 St. PöltenEdgar Wolf und sein Team bieten die breitePalette der Arbeit im Kinderchor, Jugendchorund jungen Erwachsenenchor an.Anmeldeschluss: Fr, 29. 3. <strong>2013</strong>Information & AnmeldungNÖ LandesjugendreferatFranziska PrummerTel. 02742 9005-13508www.jugend-ok.at_NÖ LANDESJUGENDSINGEN <strong>2013</strong>——————————————————————Di, 23.–Do, 25. 4. <strong>2013</strong>Auditorium Schloss Grafenegg3485 GrafeneggNÖ Landesjugendreferat in Zusammenarbeitmit dem Landesschulrat für Niederösterreich.Kontakt & InformationTel. 02742 9005-13508franziska.prummer@noel.gv.at_ENTDECKE DEINE STIMME——————————————————————Fr, 26.–So, 28. 4. <strong>2013</strong>Schlosshotel Zeillern, 3311 ZeillernDas andere Singseminar.Anmeldeschluss: Fr, 29. 3. <strong>2013</strong>Kontakt & InformationVokalakademie NÖTel. 0660 4611122birgit.ertl@gmx.atwww.vokalakademie.at_GROOVE & MORE——————————————————————Sa, 27. 4. <strong>2013</strong>VAZ Tulbing, Musikerheim, 3434 TulbingCooles Singen macht Spaß!Anmeldeschluss: Do, 11. 4. <strong>2013</strong>Kontakt & InformationTel. 02742 9005-15141office@noe-chorverband.at_DIE As & Os FÜR WERBETEXTE——————————————————————Di, 12. 3. <strong>2013</strong>, 18.00–21.00 UhrHotel KlausJulius-Bittner-Platz 4, 2120 WolkersdorfLeitung: Dr. Maria GagerSage mir, was du planst, und ich sage dir,ob ich komme: Die richtige Beschreibung vonVeranstaltungen ist eine Voraussetzung fürjede effiziente Bewerbung. Sie ist bereitsbei der Planung anzudenken, beinhaltetwesentliche Daten und Fakten und ist klarund leicht verständlich zusammengefasst.So können daraus ansprechende Werbetextegestaltet werden.Greifen Sie in diesem Workshopzur Feder und lernen Sie, Ihre nächstenVeranstaltungen bzw. die Veranstaltungenanderer Teilnehmern zu beschreiben und einladendeTexte zu formulieren.In diesemWorkshop werden wir die Eckdaten bei derVeranstaltungsplanung festlegen, Kurzbeschreibungenerstellen, Kurztexte formulieren,Headlines texten und eine optimale Bildauswahltreffen.Information & Anmeldung<strong>Kultur</strong>vernetzung NÖ – Büro IndustrieviertelTel. 02639 2552 (Stephanie Fülöp)seminaranmedlung@kulturverneztung.atwww.kulturvernetzung.at_SINGWOCHenenDE ANNABERG——————————————————————Sa, 6.–So, 7. 4. <strong>2013</strong>, 10.00–16.00 Uhr3222 Annaberg, Gasthaus MeyerAnnaberg ist zum vierten Mal Austragungsortdes beliebten Sindwochenendes der VolkskulturNiederösterreich. Von 6.–7. April werdendie singfreudigen Referenten Dagmar Schönfeldinger,Elisabeth Handl und Norbert HauerVolkslieder, Zwiefache, Gstanzl und Jodlervermitteln. Das Seminar richtet sich vor alleman kleine Gesangsensembles und Singgruppen,die das mehrstimmige Singen verfeinern undneue Volkslieder erlernen möchten.Ziele dieses Seminars sind neben dem Erlernenvon traditionellen Volksliedern und Jodlerndas Kennenlernen von verschiedenen Stilenund Zugängen der Volksliedinterpretation,mehrstimmiges Singen, Singen in verschiedenenBesetzungen und auch die Auseinandersetzungmit Inhalten von Volksliedern und derHerangehensweise der Interpretationen. Einweiterer wichtiger Aspekt ist auch der Erfahrungsaustauschund die Vernetzung mit anderenSinggruppen und Ensembles.Anmeldeschluss: Mi, 20. 3. <strong>2013</strong>Seminarbeitrag: EUR 35,00(Ermäßigung für Mitglieder)Information & Anmeldung:Tel.: 0664 8208594 (Claudia Lueger)claudia.lueger@volkskulturnoe.atwww.volkskulturnoe.at_MUSIK & MEDIEN——————————————————————Sa, 9.–Fr, 15. 3., und Do, 25. 4. <strong>2013</strong>Donau Universität KremsDas Zentrum für Zeitgenössische Musik bietetein neues Seminar zum Thema „Musik undMedien“ in Krems an. Ein Ausblick auf dieEntwicklungen in der Medienbranche wird imSeminar ebenso thematisiert wie Musikrezeption,Medientheorie und Medienstrategie, Popmusikund Medien sowie Kommunikation an<strong>Kultur</strong>institutionen.Vortragende: Mag. Ulla Kalchmair, LeitungPresse und PR, Salzburger Festspiele; MiguelKertsman, Komponist und Produzent, Chicago/Wien;Wolfgang Huber-Lang, Ressortleiter<strong>Kultur</strong>, APA, u. v. m.Gebühr: EUR 120,00/Tag,EUR 100,00 ab drei gebuchten Tagen.Anmeldeschluss: Mo, 4. 3. bzw. Do, 18. 4. <strong>2013</strong>Informationen & AnmeldungMag. Nora Bammer de RodriguezDonau-Universität KremsTel. 02732 893-2576www.donau-uni.ac.at/musikundmedien_schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>März</strong> <strong>2013</strong>


Handwerk / 46Metallfest drückenIn der Werkstatt des Metalldrückers Rudolf Effenberger.Rudolf Effenberger an der Druckbank, in der Hand hält er den Druckstahl.Das Ausglühen vor der weiteren Bearbeitung.In der Liste der schönsten Ortsnamen liegt„Mühlen und Höfe“ bestimmt unter den TopTen. In Mühlen und Höfe bei Waidhofen ander Thaya wohnt und arbeitet Rudolf Effenberger.Ist das nun ein Hof oder eine Mühle,Herr Effenberger? Der Meister lacht: „DieMühle liegt ein Stück weit abwärts an derThaya.“ Es ist ein alter Hof, in dem einerseitsPlatz für die Pferde von Frau Aupor-Effenbergerist und andererseits Platz für dieWerkstatt des Herrn Effenberger.Die Werkstatt wird von Regalen geteilt, indenen sich jede Menge Modeln stapeln. IhreGemeinsamkeit ist die runde Form. DieModeln dienen einem Handwerk, von dem esin Österreich noch eine Handvoll gibt – dieMetalldrückerei. Das funktioniert folgendermaßen:Vor ihm steht die Druckbankmit einem Modelholz und einer rotierendenKupferblechscheibe. Rudolf Effenbergerstemmt sich mit seiner Rückseite gegen einenQuerbalken, um Halt zu haben. Mit beidenHänden drückt er eine Stange an das rotierendeKupferblech, das sich nun nicht wiederstandlos,sondern unter Einwirkung vonDruck an die Model schmiegt. Zuerst nimmter dafür einen Dirndlholzstock (Hartriegel),um das Material gegen die Model zu drücken.Mit dem Holzstock wird das Metall gleichmäßiggedehnt und geformt, denn Holz verteiltdie Kräfte gleichmäßiger auf das zubearbeitende Werkstück. „Es ist das Holzeines 50-jährigen Dirndlstrauchs, der imGarten wächst“, erklärt der Handwerker. Jetztwechselt er das Werkzeug und nimmt denDruckstahl und schiebt das kreisende Kupferblechimmer weiter entlang der Model.Kupfer, Messing, ZinnEin Sektkübel entsteht. Oder ein Gulaschkessel,ein Weihwasserfässchen, ein Suppenschöpfer,ein Kochtopf, ein Weitling, einetürkische Kaffeekanne. Effenberger verarbeitetKupfer, Messing und Zinn. Im erstenDrittel des 19. Jahrhundert entstanden dieersten Blechwalzwerke. Damit wurde dieMetallverarbeitung, die bis dahin aus Schmieden,Hämmern und Gießen bestand, massentauglicherund damit billiger. „Das Metalldrückenwurde im 19. Jahrhundert vonDrechslern entwickelt“, erzählt Rudolf Effenberger.Denn wie beim Holzdrechseln istauch in der Metalldrückerei die Grundvoraussetzungeine Drehbank, die hier Druckbankheißt. Die Druckbank besteht aus einemschaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>März</strong> <strong>2013</strong>


Handwerk / 47Aus Kupferblechscheiben werden Kaffeekannen.In der Werkstatt in Mühlen und Höfe.Das Überhämmern – wie hier bei den Gulaschkesseln – festigt die Metallstruktur.Spindelstock, auf dem die Model montiert ist,und einem Reitstock. Dazwischen wird dieMetallscheibe eingespannt.AusglühenDie Verformung auf der Druckbank ist einkalter Vorgang. Der nächste Arbeitsschritt, erhält nun eine Mokkakanne in der Hand, istdas Ausglühen. Die Kanne wird auf eine Gasflammegestellt und mit einem Flammenwerferfährt er in ihr Inneres. Danach kommt dasheiße Stück in ein verdünntes Schwefelsäurebad,um es vom „Zunder“ (Verunreinigungen,die beim Arbeiten auf der Oberflächeentstehen) zu reinigen. Kupfer wird einmalausgeglüht, Messing öfters. Dadurch wird dasWerkstück zur Weiterverarbeitung formbargemacht. Im Falle der Mokkakanne biegtRudolf Effenberger nun einen Ausgussschnabel.Von allen in der Küche verwendeten Materialienleitet Kupfer Hitze am besten. Die Wärmeleitfähigkeitvon Kupfer ist fünfmal besserals die von Eisen und mehr als zwanzigmalbesser als die von Edelstahl. Die Hitze wirdgleichmäßiger verteilt und lässt sich genaudosieren und speichern. Ein weiterer Vorteilist, dass Bakterien auf Kupfer nicht überlebenkönnen. Deshalb sind die Röhren für dieTrinkwasserversorgung aus Kupfer sowieTürklinken und Fenstergriffe häufig aus Messing,das zu 80 Prozent aus Kupfer besteht.VerzinnenDer nächste Arbeitsschritt ist das Verzinnender Innenseite. Das nennt man (im Gegensatzzur galvanischen Methode) feuerverzinnen.Der Schmelzpunkt liegt bei 230° Celsius. Dasflüssige Zinn wird in die Kanne geleert,geschwenkt und wieder ausgegossen. Nunnimmt Rudolf Effenberger ein Werg undverwischt das Zinn gleichmäßig im Innerendes Gefäßes. Bei feuerverzinnten Töpfen istdie Zinnschicht dicker als bei galvanischerVerzinnung. Die Verzinnung erlaubt die Abkühlungvon Lebensmitteln im Topf ohneGrünspanbildung. Die Zinnbeschichtungverfärbt sich bei der Benutzung und wirdmehr oder weniger grau. Das ist normal undgesundheitlich unbedenklich. Auf keinen Fallsollten die Flecken eines verzinnten Topfesmit Kratzschwamm entfernt werden, denndas zerstört die Beschichtung. Zinn ist einweiches Metall und soll mit Vorsicht behandeltwerden. Die Kochlöffel sollen aus Holzoder Kunststoff sein.Große Stücke wie etwa Gulaschkessel werdenzum Schluss überhämmert. Das ergibt nichtnur das typische gedellte Muster, sondernfestigt die Metallstruktur und macht den Topfstabiler. Auf Effenbergers Arbeitstisch liegenBestellungen, Skizzen, Werkstücke. Für Oldtimermacht er Radkappen und Karosserieteileebenso wie Turmspitzen. „Rund muss eshalt sein.“ Apropos Bestellung: Internet hat ernicht, aber ein Fax. „Die Leute finden auch sozu mir“, meint er.Effenberger ist Metalldrücker in dritter Generation.Sein Großvater hat 1908 den Betriebübernommen. Die Effenbergers waren in derSchottenfeldgasse im 7. Wiener Gemeindebezirkansässig, dort, wo noch bis vor wenigenJahren kleine Handwerksbetriebe zu findenwaren. Wegen der Pferde seiner Frau hat erein Anwesen am Land gesucht und ist insWaldviertel übersiedelt. Seine Stücke werdenin gutsortierten Haushaltwarengeschäftenverkauft. Auf Märkten präsentiert er seinHandwerk. Dafür hievt er mit einer Seilwindeeine Druckbank ins Fahrzeug. Die beste Werbungfür ihn ist aber die Qualität seinerTöpfe, Kesseln und Kannen. /Text: Mella WaldsteinFotos: Nikolaus KorabMETALLDRÜCKEREIEFFENBERGER———————————————————Mühlen und Höfe 33830 Waidhofen/ThayaTel. 02842 51695schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>März</strong> <strong>2013</strong>


Haus der <strong>Region</strong>en / 48Feine WareKRUG & CODas Haus der <strong>Region</strong>en präsentiert Keramik aus Europa.Polen & SlowakeiBunzlauer Tonwaren aus Schlesien (polnischBolesławiec) sind ebenfalls für ihr blauweißesDekor bekannt. Während in andereneuropäischen Töpfereien noch lange ZeitBlei verwendetet wurde, war die frühzeitigeBleifreiheit der Bunzlauer Glasuren einGrund für den weit über Schlesien hinausgehendenErfolg. Typisch für Bunzlau ist derSchwammdekor. Dazu werden mit passendgeschnittenen Schwämmchen kleine farbigeOrnamente aufgestempelt. Das Pfauenaugen-Dekorgehört zum bekanntesten Dekor.Kunsthandwerk: Krüge aus Irland, Thüringen, dem Mostviertel, Sizilien, der Slowakei und Gmunden.„Man zeige die Töpfe, die ein Volk hervorbrachte,und es lässt sich im Allgemeinensagen, welcher Art es war und auf welcherStufe der Bildung es sich befand.“ So formulierteder Architekt und Historiker GottfriedSemper (1803–1879) in seinem Werk „DerStil oder praktische Ästhetik“. Semper hättenur das allerbeste gedacht, hätte er die Galerieder <strong>Region</strong>en in Krems besuchen können.Das Kunsthandwerk, und im Besonderendie Keramik aus europäischen Ländern,manifestiert sich hier vielfältig und in hoherQualität.Die Reise beginnt im Westen Europas. AusIrland kommt (<strong>Schaufenster</strong> <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong>berichtete in der Februar-Ausgabe) dieKeramik aus der Töpferei Nicholas Mosse.Das Dekor zeigt vor allem pflanzlicheMotive – Clematis, Vergissmeinnicht, Rosenund Tulpen.Aus Thüringen kommt das Steingut aus derTöpferstadt Bürgel. Um 1880 begannen dieTöpfer aus Bürgel, das Geschirr mit Kobaltengobezu überziehen. Engobe ist der Tonüberzug,der durch Gießen oder Pinselnaufgetragen wird. In den 1940er Jahrenwurde das Ritzdekor in Sgraffito-Technikauf brauner Engobe entwickelt. Aus dieserZeit kommt auch das heute bekannte blauweißeDekor „Zacken mit Punkten“.Die Keramik aus Modra, Slowakei, fußt aufder Tradition der Habaner (Hutterer). Dieim 16. Jahrhundert aus der Schweiz undDeutschland fliehenden Hutterer, Anhängereiner reformatorischen Bewegung, schlossensich in Mähren und der heutigenSlowakei in Bruderhöfen zu Handwerksgemeinschaftenzusammen. Eine besonderewirtschaftliche und kunsthandwerkliche Bedeutunghatten die Habaner Fayancen. NachModra kamen die Habaner im 18. Jahrhundert.1883 wurde die Keramikwerkstattgegründet. In Modra am Fuße der KleinenKarpaten sind sowohl die ManufakturModra Majolika als auch viele kleine Werkstättenbeheimatet.ÖsterreichHeimische Keramik wird aus Gmunden undScheibbs angeboten. Beide Orte haben einetraditionsreiche Geschichte der Tonwarenerzeugungund beschäftigten bedeutendeKeramikkünstler. Die Art-déco-Arbeitenschaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>März</strong> <strong>2013</strong>


Haus der <strong>Region</strong>en / 49<strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong>INTERNStil und praktische Ästhetik – traditionelle Keramik.der Keramikerinnen Gudrun Baudisch,Hilde Heger und der Malerin Helene Dörrsind im Keramik-Museum Scheibbs ausgestellt.Seit 1987 produzieren im Rahmen derLebenshilfe Niederösterreich Menschen mitBeeinträchtigungen Scheibbser Keramik inder Tradition Mostviertler Bauernkeramik.SizilienLebensfreude strahlt die Ware aus Sizilienaus. Die Insel ist das Zentrum der Keramik-Herstellung in Italien.Unzählige kleineWerkstätten und Manufakturen stellen diesefarbenprächtige Keramikwaren in allendenkbaren Formen und Variationen her.Diesizilianische Charakteristik ist von kräftigerFarbe, aufwändigem Farbenmuster und verspieltenDetails geprägt, die größtenteils imromanischen Stilhergestellt werden. Dasunbestrittene Zentrum sizilianischer Majolikaist Caltagirone. /Text: Mella WaldsteinFotos: atelier olschinskyWir gratulieren————————————————————Seinen runden Geburtstag feiert unserEhrenmitglied:OSR Dir. Karl Michelmayer (80),Wolfsbach, 12. <strong>März</strong>_Ihren besonderen Geburtstag feiertunser Ehrenmitglied:Roswitha Reither,Weißenkirchen in der Wachau, 13. <strong>März</strong>_Seinen runden Geburtstag feiert unserMitglied:GF Ing. Werner Roher (50),Wieselburg an der Erlauf, 29. <strong>März</strong>_Einen besonderen Geburtstagfeierte der Bürgermeister von Groß Gerungs,Dir. Maximilian Igelsböck. Wir gratulierenherzlich!NEUE MITGLIEDER————————————————————Wir begrüßen herzlich:Martin Litschauer, Bisamberg –Förderndes MitgliedLeopold Ochsenbauer, Weiten –Unterstützendes MitgliedChristiana Hutterer, Loimersdorf –Unterstützendes Mitglied_Zertifikatsverleihung————————————————————Im Rahmen des Volkstanzfests Baden wurdendie Zertifikate der NiederösterreichischenTanzleiterakademie verliehen.Bundesrat Christoph Kainz, Edgar Niemeczek,Gabriele Brandstetter, BezirkshauptmannDr. Heinz Zimper, Dieter Horwath, StadtratRudolf Gehrer (Obmann-Stv. der VTG Baden),Dorli Draxler, Franz Huber (v. l. n. r.).galerie der regionen———————————————————Neue Öffnungszeiten:Di–Fr 10.00–12.00 und 15.00–18.00 UhrJeden 1. Sa im Monat: 10.00–12.00 und14.00–17.00 UhrAn Konzerttagen bis 21.00 Uhr3504 Krems-Stein, Donaulände 56Tel. 02732 85015 15www.volkskultureuropa.org/galerieDr. Edgar Niemeczek und Dorli Draxler,Volkskultur Niederösterreich, Pfarrer LeopoldGrünberger, LR Mag. Karl Wilfling, BH MichaelWidermann, Helga Igelsböck, Mag. BernhardLackner, NÖ Versicherung, Dir. MaximilianIgelsböck, NR Dr. Günter Stummvoll,LTagsAbg. Franz Mold (v. l. n. r.).Foto: NÖN/Brigitte LassmannMusikschulleiter-treffen————————————————————Von 25. bis 27. Jänner <strong>2013</strong> fand in Feldkirchder erste Österreichische Musikschulleiterkongressunter dem Motto „GemeinsamVisionen denken“ statt. Musikschulleiteraller Bundesländer trafen sich zumgemeinsamen Gedanken- und Erfahrungsaustausch.Hochkarätige Fortbildungen,ein musikalisches Rahmenprogramm unddie Möglichkeit zur Vernetzung ließen dasTreffen zu einem vollen Erfolg werden undschufen fruchtbare Ideen, Anregungen undneue Vorhaben. www.komu.atschaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>März</strong> <strong>2013</strong>


Die letzte Seite / 502 nd lifeHier wollte jemand ein neues Leben beginnen.Da kam der Küchenreibe die Erleuchtung.Jetzt spendet sie ein ausnehmend schönesLicht; ganz egal, ob sie von einer aussterbendenGlühbirne, einer Sparlampe oder mitLED zum Leuchten gebracht wird. Auchandere Haushaltgeräte können in die Lichtbranchewechseln, wie z. B. eine ausrangierteWaschmaschinentrommel, die sich als Lampenschirminteressant macht. Im Falleunserer Reibe wissen wir nicht, ob sie nichtlieber ein Star in einer Designwerkstatt gewesenwäre. Sie aber blieb in der Küche underhellt eine Kochnische. Manchmal „vergreift“sich jemand an ihr und will Muskatoder Karotten reiben. Deswegen ist es vorteilhaft,sie stabil zu montieren. /LandeinwärtsAUTOS GRÜSSENMeine Vizebürgermeisterin ist mir böse. Ichgrüße sie nicht mehr. Sie fährt ein neuesAuto. Wir am Land grüßen prinzipiell Autos,und jetzt sitzt unsere Vizebürgermeisterinnicht mehr in einem blauen, sondern ineinem weißen PKW. Auch die Marke hat siegewechselt. Ich werde noch eine Weile brauchen,bis ich mit ihrem Fahrzeug vertraut bin.Andererseits – wenn man sich ein Auto ausborgt,staunt es sich nicht schlecht, wer einenplötzlich so grüßt.Landmenschen neigen dazu, mit dem Autostark verwurzelt zu sein. Auto als Heimat. ZuBeginn des 20. Jahrhunderts lag die durchschnittlicheGehstrecke des Menschen zwischen17 und 20 Kilometer am Tag. Heutegeht der Mensch im Durchschnitt noch ganze1.000 Meter. Am Land geht es sich nochweniger. So kannte ich eine alte Dame, bei derman erst nach ihrem Umzug in die Stadtbemerkte, dass sie gar nicht mehr gehenkonnte. Sie war jahrelang vor der Haustür insAuto ein- und vor der Tür des Geschäfts etc.wieder ausgestiegen.Autos richten Unheil an, auch wenn sie stehen.Das weiß ich von einer Freundin zuberichten, der ein Tête-à-Tête nachgesagtwurde. Ausgerechnet ihre Schwiegermutterfuhr mit dem Auto meiner Freundin zumFriedhof. Sie ging ans Grab ihres Mannes.Neben dem nichtsahnenden Auto parkte dasFahrzeug eines Arbeitskollegen meinerFreundin. Schon hieß es: „Wisst ihr schon, dieham sich am Friedhof …“ Man kann dasFalschparken natürlich auch bewusst einsetztenund sein Auto nächtens vor einemanderen Haus abstellen.Auch Tiere fallen darauf herein. Ein Onkelwusste davon glaubhaft zu erzählen. Er kaufteeinen ausgemusterten Geländewagen der„Finanzer“, so hießen die Zollwachebeamten,die die Grenze zur Zeit des Eisernen Vorhangsbewachten. Der Onkel war Jäger unddas Wild dachte, dass da immer nochdie harmlosen Zollwachebeamten drinnensitzen … /Mella Waldsteinschaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>März</strong> <strong>2013</strong>


Damit Visionen Wirklichkeit werden, ermöglicht Raiffeisenviele <strong>Kultur</strong>veranstaltungen durch seine regionalen undlokalen Förderungen. Denn Realisierung und Erfolg von<strong>Kultur</strong>initiativen hängen nicht nur von Ideen, sondern auchvon fi nanziellen Mitteln ab. Gemeinsam ist man einfachstärker. www.raiffeisen.at


Sa 16.3., 19.30 UhraufhOHRchen im FestspielhausSchene Liada, harbe TanzDie Tanzgeiger · Neue Wiener Concert Schrammeln · Goiserer KlarinettenmusiHollerschnapszuzler · Duo Gradinger-KoscheluKarten:02742 908080222 / 02275 4660www.festspielhaus.at / www.volkskulturnoe.at

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