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Konstruktivismus und Nativismus - Monarch

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2 Jean Piaget: <strong>Konstruktivismus</strong><br />

So ist die Aufgabe der Photosynthese, die Fixierung des Kohlendioxids <strong>und</strong> die weitere Verstoffwechselung<br />

des Fixierungsproduktes ein Vorgang der Assimilation. Sie dient allgemein<br />

der Lebenserhaltung eines Organismus <strong>und</strong> ist bei Tieren <strong>und</strong> Menschen eine Funktion der<br />

Organe. Um diese Funktion aufrecht erhalten zu können, muss sich der Organismus Veränderungen<br />

in der Umgebung anpassen können: Akkomodation. Auf physiologischer Ebene<br />

liegt Akkomodation in der Differenzierung der Organe für bestimmte Funktionen vor.<br />

Piaget überträgt diese beiden Begriffe, die ursprünglich aus der Biologie stammen, auf das<br />

menschliche Verhalten <strong>und</strong> seine Entwicklung. Auf der Verhaltensebene ist Assimilation eine<br />

Funktion eines Schemas (s.u.). Während bei physiologischen Prozessen ein Gegenstand oder<br />

Stoff durch Assimilation angepasst oder umgewandelt wird, um für den Organismus nutzbar<br />

zu sein, wird der Gegenstand bzw. Stoff bei der Assimilation an ein Verhaltensschema in<br />

dieses Schema integriert. Das allgemeine Schema wird also für einen bestimmten Gegenstand<br />

konkretisiert.<br />

Mit Akkomodation beschreibt Piaget eine Anpassung von Verhaltensschemata an wechselnde<br />

Situationen. Der frühkindliche Saugreflex muss bereits an eine bestimmte Situation<br />

akkomodiert werden. Ohne Brust ausgeführt wird das Kind trotz Saugen keine Milch bekommen.<br />

Akkomodation ist mehr als die bloße Reaktion auf Reize, sie variiert das Verhalten<br />

selbst. Sie ist der Ursprung von Lernprozessen [Piaget 1941b, S. 42]: »Man kann in Assimilation<br />

<strong>und</strong> Akkomodation ohne weiteres die praktische Entsprechung dessen sehen, was<br />

später Deduktion <strong>und</strong> Erfahrung sein werden: die Tätigkeit des Geistes <strong>und</strong> der Druck der<br />

Wirklichkeit.«<br />

2.3.2 Schema<br />

Piaget spricht im Kontext der Assimilation von Verhalten von Schemata. Ein Schema ist »das<br />

Muster, nach dem sich ein Reflex oder eine Verhaltensweise (beim Säugling etwa die Saugtätigkeit,<br />

beim Erwachsenen die Begrüßung durch Händedruck) vollzieht« [Kesselring 1999,<br />

S. 79]. Es ist eine abstrakte Repräsentation von einer Verhaltensweise, die losgelöst von Ort<br />

<strong>und</strong> Zeit im Verhaltensrepertoire gespeichert ist. Der Händedruck ist eine Verhaltensweise<br />

losgelöst von einem bestimmten Ort <strong>und</strong> bestimmten beteiligten Personen, vielmehr wird er<br />

nur in bestimmten sozialen Situationen »angewendet«. Ein <strong>und</strong> dasselbe Schema ist also vielseitig<br />

anwendbar. Für das Aufheben einer Stecknadel wird das gleiche Schema aktiviert wie<br />

für das Aufheben einer Bleikugel. Die Assimilation an den konkreten Gegenstand reguliert<br />

in diesem Beispiel u.a. die eingesetzte Kraft.<br />

2.3.3 Äquilibration<br />

Allgemein bezeichnet man mit Äquilibration die Aufhebung des inneren Spannungszustandes<br />

eines Organismus oder eines Systems durch diesen selbst, also einen Prozess der Selbstregulation<br />

der Parameter eines Systems, um wieder zu seinem Gleichgewicht zurückzukommen,<br />

der sog. Homöostase, wörtlich übersetzt Gleich-Stand. Der Begriff Homöostase stammt ur-<br />

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