10 <strong>Nationalpark</strong> Sommer-<strong>Geschnatter</strong> Nr. 2 / <strong>Juli</strong> <strong>2013</strong><strong>Neusiedler</strong> <strong>See</strong> und KlimawandelStrategien zur Verminderung negativer Auswirkungenund Ansätze für ein nachhaltiges <strong>See</strong>managementEULAKES: Ein dreijähriges Projektfür vier mitteleuropäische <strong>See</strong>regionenPARTIZIPATIV. NaturschutzbundBurgenland, die Naturschutzabteilungder BurgenländischenLandesregierungund das Europa-Bürosdes Landeshauptmanns habenmit dem Hauptpartner,der Lake Garda Communityin dem Projekt EULAKESdie Entwicklung von Leitlinienzur Erkennung, Bewertungund Entschärfungvon Risiken als inhaltlichenSchwerpunkt gesetzt. Anhandder Modellregionen<strong>Neusiedler</strong> <strong>See</strong> (AT), Gardasee(IT), Plattensee (HU)und Charzykowskie-<strong>See</strong>(PL) wurden Vorschläge füroptimierte AnpasssungsundMitigationsmaßnahmenfür die vier <strong>See</strong>n unterschiedlicherCharakteristikerarbeitet. EULAKES stelltesich die Aufgabe, mittelspartizipativer Planung undManagement das Umland zufördern, um auf den Klimawandelund andere Stressfaktorenreagieren zu können.Speziell beim <strong>Neusiedler</strong><strong>See</strong> handelt es sich um einGebiet, in dem sowohl dieLandwirtschaft als auch derTourismus auf ausreichendeWasserreserven angewiesensind. Ein weiteres Problemist die massive Belastungdurch Nährstoffe, die überdie intensiv bewirtschaftetenangrenzenden Ackerflächensowie aus der Atmosphäreund über Bodenerosion insWasser gelangen.Unter Berücksichtigungdes naturschutzfachlichenRahmens sollte gemeinsammit den Landnutzern(<strong>Nationalpark</strong>, Großgrundbesitzer,Gemeinden, Privatbesitzer)und lokalenInteressensgruppen (Landesjagdverband,Tourismusverband)unter Einbindungvon Institutionen des Amtsder Bgld. Landesregierung(Wasserbau, Raumplanung;Umweltanwaltschaft, Na-NaNaNa:Macht neugierig!Ein Leader-Projekt mit einem seltsamen AkronymSynergien. Wenn diedrei Schutzgebiete NaturparkRosalia-Kogelberg,Naturpark <strong>Neusiedler</strong> <strong>See</strong>- Leithagebirge und der <strong>Nationalpark</strong><strong>Neusiedler</strong> <strong>See</strong> -<strong>See</strong>winkel ein gemeinsamesProjekt entwickeln, dannhat das mit Naturvermittlungund Naturerlebnis zutun. Das Ergebnis soll dasInteresse an den vielfältigenLandschaftselementen desNordburgenlandes wecken– die NaNaNas könnten sowohlden Naturparken, dem<strong>Nationalpark</strong> als auch demNaturerlebnis zugeordnetwerden und der Nachhaltigkeitin der Regionalentwicklung.Hauptziel des Leader-Projektes ist eine aufeinanderabgestimmte Aufbereitungvon Naturinhaltenfür Besucher der drei Parks.Das ist die Produktion voneinheitlich gestalteten Informationsträgernsowieparallel die Entwicklungund Implementierung vonApps für Smartphones undTabletcomputer. Besuchereines Gebietes sollen zu einemAusflug in die beidenanderen Gebiete motiviertwerden. Darüberhinaus werdendie beiden Naturparkeund der <strong>Nationalpark</strong> dieprojektbezogene Öffentlichkeitsarbeitgemeinsamdurchführen.Die Grafik zeigt die Änderung der mittleren Sommertemperatur von 1971/2000 bis 2071/2100. Finanziert wurde das transnationaleProjekt EULAKES (European Lakes under Environmental Stressors) über das Förderprogramm Central Europe.turschutzabteilung, Landwirtschaftkammer)in einemDialogprozess ein einvernehmlichgangbarer Umsetzungsplanzur Wiederherstellungeines zusammenhängendes<strong>See</strong>vorgelände-Gürtels entwickelt werden,Zur Zeit wird am Inhaltder ersten von mehr als 40Informationspulten gearbeitet,wobei Arno Cimadom,ein Exkursionsleiter im<strong>Nationalpark</strong>, die „Zulieferung“von Texten aus allendrei Schutzgebieten sowiedie gesamte Vorproduktionkoordiniert. Geht alles nachPlan, wird das vom Büroplan+land fachlich undorganisatorisch begleiteteProjekt noch heuer die erstenBesucher in den beidenNaturparks bzw. im <strong>Nationalpark</strong>ziemlich neugierigmachen!Im Nordburgenland liegen zwei Naturparke und ein <strong>Nationalpark</strong>. Die Besucherinformationvor Ort und über digitale Medien soll aufeinander abgestimmt werden.das seiner Aufgabe als Puffergegenüber anthropogenerund landwirtschaftlicherAktivitäten in den Randregionengerecht wird. Eine be-MonographieNaturraum, Naturschutz, <strong>Nationalpark</strong>UMFASSEND. Sieist da - die neueMonographie des<strong>Neusiedler</strong> <strong>See</strong> –Gebiets!Gut zwei Jahrelang musste Dr.Josef Fally, selbstein erfahrenerBuchautor undVerleger („FrischerWind amSteppensee“), beider Koordinierungvon mehr als50 Autoren undExperten von ungarischerwie vonösterreichischerSeite viel Geduldund starke Nervenzeigen, bisdie Druckerei dieungarischsprachige Versionim Frühjahr <strong>2013</strong> auslieferte.Auf ungarischer Seitebrachte Dr. László Kárpáti,früherer Direktor des <strong>Nationalpark</strong>sFertö - Hanság,als Mitherausgeber seine Erfahrungund seine Kontaktein der Fachwelt mit ein.Gewidmet ist das Buch zweiPersönlichkeiten aus der gemeinsamenNaturschutzgeschichte:Dr. István Csapodyund Dr. Wilfried Hicke.In ungarischer Sprache ist die Monographiebereits erschienen, auf Deutsch kommt siebis zum Herbst zur Auslieferung.Den Rahmen für dieseProduktion bot das EUkofinanzierteProjekt „Fertö-Neu-Nat“,in dem diebeiden <strong>Nationalpark</strong>verwaltungenFertö - Hanság und<strong>Neusiedler</strong> <strong>See</strong> - <strong>See</strong>winkelsowie der WWF ÖsterreichAktivitäten im Bereich Umweltbildungund Naturtourismusumsetzten. Die <strong>Neusiedler</strong><strong>See</strong> - Monographiegibt es ausschließlich undkostenlos bei den beidenDie Auswirkungenderglobalen Klimaänderungenvor Ort werdenmit Hilfe vonregionalenKlimamodellenberechnet,die nebenErgebnissender globalenKlimaszenarienauch regionaleFaktoren wieTopografie undLandnutzungberücksichtigen.sondere Bedeutung kam beidiesem Prozess der Raumplanungund den Gemeindenzu. Raumplanerische Vorhabensollten bei der Entwicklungdes UmsetzungsplansBerücksichtigung finden.Ähnliches gilt auch für das<strong>Nationalpark</strong>management.www.eulakes.eu<strong>Nationalpark</strong>verwaltungenbzw. Besucherzentren.Übersichtlich gegliedertund in kompaktenBeiträgenwidmet sich die Monographiezunächstden Teillandschaftenund ihren Besonderheiten.Sie behandeltdie im Feuchtgebietzwischen<strong>Neusiedler</strong> <strong>See</strong> undHanság liegendenGewässertypen unddie Entwicklungenim Wasserbau, denSchilfgürtel und dessenNutzung, bevorein großer Abschnittder Pflanzen- undTierwelt des Naturraumsgewidmet wird.Fast ebenso umfangreichist die Darstellung der WechselbeziehungMensch undNatur. Dieses einzigartigeNachschlagwerk wird allen,die sich mit dem grenzüberschreitenden<strong>Nationalpark</strong>beschäftigen, eine ergiebigeDatenquelle sein, aber auchdem Laien einen breit gefächertenEinblick in den Naturraumzwischen Alpen undPuszta bieten.Mit Unterstützung von
Foto: <strong>Nationalpark</strong>s Austria, FarthoferNr. 2 / <strong>Juli</strong> <strong>2013</strong>Umweltverschmutzung der anderen ArtUnsere biologische Umwelt leidet ebenso unter Lärm wie die StädteLAUT. Vielgepriesenes ruhigesLandleben - vielerortsnur mehr ein Klischee.Das Wochenende ist kaumdenkbar ohne Rasenmäher-Lärmteppich, und wenndann noch der „Qualitätssender“Ö3 Schönwetter anpreist,sind Grillabende mitgeräuschvoller U-Musik fastschon ein Muss.Nun breitet sich eineneue Dimension der akustischenUmweltverschmutzungam heimatlichen Himmelaus: Vom ungarischenFertözentmiklos aus startenGyrokopter zu ihren Rundenüber dem <strong>See</strong>winkel,dem Hanság und dem <strong>Neusiedler</strong><strong>See</strong>. Niemand fühltsich zuständig, wenn es vonoben wieder einmal brummtund jemand schaut, was daunten die Menschen in ihrenGärten oder die Tiere an denLacken oder im Schilf so machen.Lobenswert, dass touristischeLeitbetriebe wie dieVila Vita in Pamhagen diesesAngebot an Rundflügen ausUmweltgründen aus ihremProgramm gestrichen haben.Wichtig für die Sicherheit des österreichischen Luftraums, gar nicht wichtig für dieBelustigung von Beach-Party-Gästen: Eurofighter.Flugshow-WerbungEs geht freilich noch lauterund spektakulärer: Naturfreundeblickten am 4. Mai,mitten in der Brutzeit vielerVogelarten, in den Himmel.Höllenlärm kam von zweiAbfangjägern, die in höheremAuftrag für eine Flugshowin Zeltweg warben.Zahlreiche Ornithologenberichteten von panisch auffliegendenVögeln an denLacken und in den Wiesen,denn die Kampfjets drehtenihre Schleife just über derNaturzone des <strong>Nationalpark</strong>s.Das Publikum, dasfür die besagte Flugshow inder Steiermark begeistertwerden sollte? Partygästeund Surffreaks beim Summeropeningim Strandbadvon Podersdorf/<strong>See</strong>. UmweltanwaltHermann Frühstückprotestierte umgehendbeim Verteidigungsminister.Dass es deshalb 2014 imUmfeld der großen Beach-Party einige Dezibel leiserzugehen wird, ist freilichnicht gesagt.Ein Überblick über dieNaturjuwele unseres LandesErster Reiseführer für die sechsösterreichischen <strong>Nationalpark</strong>sSiegmar Schlager (Falter-Verlag), Autorin Stefanie Platzgummer,Diana Gregor (NPs Austria), Minister Niki Berlakovich.zur hand. Weite Steppen,wild wuchernde Ur- undAuwälder, sanfte Tallandschaften,zerklüftetes Kalkgebirgeund das ewige Eisder Gletscher: Die ökologischeund landschaftlicheVielfalt der sechs österreichischen<strong>Nationalpark</strong>s istbeeindruckend. Der neueReiseführer „Österreichs <strong>Nationalpark</strong>s– Geheimnisse,Schätze, Paradiese“ entführtdie Leser in diese Vorzeige-Schutzgebiete unseres Landes.Der Reiseführer liefertwertvolle Tipps für unvergesslicheWander-erlebnisseund empfiehlt die besten Lokalemit regionaler Küche.Zudem gibt der Guide einenguten Überblick über dievielfältigen Besucherangebotein den einzelnen <strong>Nationalpark</strong>s.Seit Mitte Mai ist dashandliche Buch im österrei-chischen Buchhandel sowiein den sechs <strong>Nationalpark</strong>serhältlich.Herausgegeben wurde ervom Falter Verlag in Kooperationmit dem Projekt „<strong>Nationalpark</strong>sAustria Öffentlichkeitsarbeit2012–2014“.Der Reiseführer weckt dasVerständnis für die Besonderheitender <strong>Nationalpark</strong>sund deren Leistungen fürUmweltschutz und Biodiversität.Vor allem aber macht erLust darauf, selbst diese einmaligenLandschaften zu erleben.Mit dem praktischenGuide beginnt die Vorfreudeauf den Besuch – und dieGewissheit, alle wichtigenInformationen über Österreichssechs <strong>Nationalpark</strong>szur Hand zu haben.Weitere Informationen zu<strong>Nationalpark</strong>s Austria: www.nationalparksaustria.atReiseführer„Österreichs<strong>Nationalpark</strong>s –Geheimnisse,Schätze,Paradiese“Herausgegebenvom Falter Verlagin Kooperationmit „<strong>Nationalpark</strong>sAustriaÖffentlichkeitsarbeit2012-2014“, verfasstvon StefaniePlatzgummer.ISBN 978-3-85439-497-6,Preis 22,90 Euro.Foto: D. LeopoldsbergerEs gibt Regionen, in denenbereits das Plakatierengenehmigungspflichtig ist.Nicht so in der <strong>Nationalpark</strong>region<strong>Neusiedler</strong> <strong>See</strong>:Jeden Erfolg versprechendenPlatz „ziert“ ein Werbeplakat.Wo also selbst die optischeUmweltverschmutzungnicht wahrgenommen wird,ist die Sensibilisierung hinsichtlichder akustischenUmweltverschmutzungwohl noch fern. Aber vielleichtnutzt der werte Leserdie schlaflosen Phasen währendder sommerlichen Festival-Feuerwerke,um überdiesen Aspekt der Lebensqualitätnachzudenken?weite. Aufgewachsen binich im <strong>See</strong>winkel, in demOrt, in dem sich am Campingplatzdie Ziesel guteNacht sagen – in St. Andräam Zicksee. Für das Studiumvon Umwelt- und Bio-Ressourcenmanagement ander BOKU habe ich in derStadt Wien ausgeharrt.Und dann war da dieAusschreibung für den Ausbildungskurszum <strong>Nationalpark</strong>Ranger im <strong>Nationalpark</strong><strong>Neusiedler</strong> <strong>See</strong> - <strong>See</strong>winkel.So bin ich wieder zuHause gelandet und habe dieweite Ebene der Puszta, dieich schon immer so geliebthabe, noch besser kennengelernt.Auch wenn ich nach Abschlussdes zweiten Studiumsder Kultur und Sozialanthropologiejede Woche einigeTage in Wien verbringe,nehme ich dank meiner<strong>Nationalpark</strong> Sommer-<strong>Geschnatter</strong>Natur hörenWie klingt der Schilfrand?horch! Einzelne Tierstimmengibt es auf CDs, Vogelstimmenaus dem Internet,aber wie ist das Klangbild amRand des Schilfgürtels in derMorgendämmerung? Werlöst die Nachtigall ab? WelcherLärm stört das „Bild“?In den umfangreichenAufnahmen des Bioakustik-Pioniers Walter Tilgner ist der<strong>Neusiedler</strong> <strong>See</strong>, speziell der<strong>See</strong>winkel, stark vertreten.Seit den 1980er Jahren hatder Naturforscher und Tonmeistermit seinem KunstkopfmikrofonStimmungenwie Störungen festgehalten.Wie einzigartig seine Naturhörbildersind, zeigt dieEinbindung seiner Werke indas „European Acoustic He-En face: Lisi LauberVon einer Insel zur nächsten ...!11In der abgebildete Aufnahme von Walter Tilgner beimIllmitzer <strong>See</strong>wäldchen am 9. Mai <strong>2013</strong> ab 3:54 Uhr wird esdeutlich: In kurzen Abständen sind die roten Lärmspitzenvon zumeist Transportflugzeugen zu erkennen, was denGesang der Nachtigall stark beeinträchtigt.Arbeit im <strong>Nationalpark</strong> dieStadt viel gelassener hin.Wenn es irgendwie möglichist, dann gehe ich aufReisen. Mit Rucksack undZelt, ungebunden undam besten ohne konkretenPlan. Meistens zieht esmich Richtung Norden,zuletzt an die dänische Ost-Bei der Besucherbetreuung im <strong>Nationalpark</strong> findet sie denAusgleich zum hektischen Stadtleben.ritage“ (Europäisches Klangerbe),wo Studien zu Klanglandschaftenerstellt wurden.Trotz rasanter technischerEntwicklung, die ähnlichwie in der Fotografiezu „besser, kleiner, billiger“geführt hat, wird es immerschwieriger, selbst in großenNaturschutzgebieten reine„Klanglandschaften“ zu dokumentieren.Da ist es nurwenig beruhigend, dass dieerste Schallplatte mit Vogelstimmen,die jetzt im Landesmuseumin Eisenstadtaufbewahrt wird, eine nochgänzlich unbeeinflusste Naturstimmungwiedergibt.Links: www.klanglandschaft.org,http://europeanacousticheritage.eu.Die Weite der Puszta und seit kurzem die Weite des Meeresbeim Segeln – beides gehört zu Lisi Laubers Freiheit.see. Zehn Tage auf <strong>See</strong>, nurWind, Sonne und der Horizont– und natürlich viele,viele Vögel. So habe ich dasSegeln für mich entdeckt.Von Hafen zu Hafen undBucht zu Bucht, hin undwieder die Füße auf einerOstseeinsel vertreten – Freiheitpur!Nun ist es mehr als einJahr her, dass ich meine ersteExkursion hinter michgebracht habe. Oh, wie warich nervös! Jetzt, mit meinemkleinen, aber reichenErfahrungsschatz, kann ichsagen: „Es gibt für michim Moment keine schönereund dankbarere Beschäftigung,als die meine: Exkursionsleiterinim <strong>Nationalpark</strong><strong>Neusiedler</strong> <strong>See</strong> - <strong>See</strong>winkel.“Foto: Privat