Der Radrennfahrer Paul Egli - Ortskundliche Sammlung Dürnten

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56 Dürntner Nr. 54 Februar 2010Vor und während dem ZweitenWeltkrieg war er als Radweltmeisterso berühmt und überallbekannt, dass die Kinder beim Anblickirgendeines Rennfahrers riefen:«Hopp, Egli!» Bei heutigenJugendlichen ist sein Name kaummehr ein Begriff. Dabei hat erdoch damals die Gemeinde Dürntenweit herum bekannt gemacht.Paul Egli, geboren am 18. August1911, wuchs mit sechs Geschwisternin einer Kleinbauernfamilieim Unterdorf Dürnten auf. Die Familiewar nicht auf Rosen gebettet.Sein Vater arbeitete daneben alsKundenmetzger. Wegen Rückenschmerzenmit Auswirkungen aufdie Beine wurde Paul am Ende seinerSchulzeit im Spital Rüti therapiert.Die Übungen am Hometrainermotivierten ihn nach derEntlassung zum Kauf eines Velorahmensund zum Zusammenbaueines eigenen Fahrrads. Der empfindsameBursche entwickelte indieser Zeit einen unbeugsamenWillen, etwas Besonderes zu leisten.Im Herbst nach der Schulentlassungbegann er eine vierjährigeLehre in der Maschinenfabrik Rüti.Er war sehr geschickt und mit Leibund Seele Mechaniker. Er sei, wieer später erzählte, oft nach derfrühmorgendlichen Mithilfe imväterlichen Betrieb noch vor Beginnder Fabrikarbeit mit dem Veloschnell über die SchaufelbergerEgg gefahren oder nach Arbeitsschlussvon Rüti über Ricken undHulftegg nach Dürnten heimgekehrt.Der Radrennfahrer Paul EgliWenn keine Rennen waren, half Paul Egli auf dem Bauernbetrieb daheimaus.Empfang des Weltmeisters vor dem HB Zürich. In der Menschenmenge das Auto mit dem auf der Lade -brücke stehenden Paul Egli. Artilleriemusik marschierte voraus.Erste ErfolgeZusammen mit seinem BruderWerner nahm Paul Egli als 15-Jährigeram Querfeldein in ReichenburgSZ teil und ging dabei gleichals Sieger seiner Kategorie hervor.Nach Beendigung des Rennensmusste er sich beeilen, um denKonfirmandenunterricht nicht zuverpassen. Er trat dem VeloclubWetzikon bei, dem er in der Folgeviel verdankte. Mit 17 Jahren gewannder Jugendliche in der KategorieAnfänger die Meisterschaftvon Zürich. Damit begann seineLaufbahn als Amateur, und er feierteeinen Erfolg nach dem andern.Sein Leistungswille undseine Kraft zum Durchhaltenwaren kaum zu übertreffen.Das Jahr 1932 brachte dem Amateurdrei Erfolge: Sieg bei derSchweizer Meisterschaft im Querfeldeinin Neuenburg, bei den Militärradfahrernin Zürich und denzweiten Rang an der Weltmeisterschaftin Rom.Amateur-Weltmeister 1933An der Strassenweltmeisterschaftbei Paris gelang dem DürntnerBauernsohn das fast Unglaubliche:Er gewann das anspruchsvolleRennen auf seinem Rad, beidem er die Gangschaltung nochdurch einen geschickten GriffRichtung Kette bedienen musste.Der Empfang in der Schweiz wareinmalig: in Basel durch einenBundesrat, im Bahnhof Zürichdurch einen Regierungsrat miteinem Riesenbouquet, umringtvon einer unüberblickbarenMenge von begeisterten Zuschauern.Auf dem Bahnhofplatz Wetzikonwurde er von seinen Kameradendes Veloclubs und seinen vielenFans gefeiert und dann perAuto nach Dürnten gebracht.Beim UeBB-Bahnhof empfing ihneine riesige Schar von Bewunderern.Ein Festzug, angeführt vonder Harmonie am Bachtel, zognun durch das Dorf zum GasthofSonne. Der Held des Tages sassfreudestrahlend, aber auch tief gerührtauf einer reich geschmücktenDroschke und trug das Regenbogentrikoteines Weltmeisters.Gemäss Angaben eines Zeitzeugenapplaudierten tausende amStrassenrand. Welch ein Triumph!Nach der Begrüssungsrede desGemeindepräsidenten begabensich die geladenen Gäste in denalten Sonnen-Saal zum Ehrentrunkund zum Anhören der Tischreden.Der BerufsradfahrerIn der Maschinenfabrik zeigte sichdie Weltwirtschaftskrise immerdeutlicher. Das erleichterte PaulEgli den Übertritt zu den Profis. Inder Folge nahm er in der Saisonfast wöchentlich irgendwo aneinem Rennen teil, zum Beispielan der Weltmeisterschaft in Bern.Dreimal war er Sieger an der «ZüriMetzgete». An der Tour de Suissekonnte er wohl einige Mal eineEtappe gewinnen, aber trotz sie-

56 Dürntner Nr. 54 Februar 2010Vor und während dem ZweitenWeltkrieg war er als Radweltmeisterso berühmt und überallbekannt, dass die Kinder beim Anblickirgendeines Rennfahrers riefen:«Hopp, <strong>Egli</strong>!» Bei heutigenJugendlichen ist sein Name kaummehr ein Begriff. Dabei hat erdoch damals die Gemeinde Dürntenweit herum bekannt gemacht.<strong>Paul</strong> <strong>Egli</strong>, geboren am 18. August1911, wuchs mit sechs Geschwisternin einer Kleinbauernfamilieim Unterdorf Dürnten auf. Die Familiewar nicht auf Rosen gebettet.Sein Vater arbeitete daneben alsKundenmetzger. Wegen Rückenschmerzenmit Auswirkungen aufdie Beine wurde <strong>Paul</strong> am Ende seinerSchulzeit im Spital Rüti therapiert.Die Übungen am Hometrainermotivierten ihn nach derEntlassung zum Kauf eines Velorahmensund zum Zusammenbaueines eigenen Fahrrads. <strong>Der</strong> empfindsameBursche entwickelte indieser Zeit einen unbeugsamenWillen, etwas Besonderes zu leisten.Im Herbst nach der Schulentlassungbegann er eine vierjährigeLehre in der Maschinenfabrik Rüti.Er war sehr geschickt und mit Leibund Seele Mechaniker. Er sei, wieer später erzählte, oft nach derfrühmorgendlichen Mithilfe imväterlichen Betrieb noch vor Beginnder Fabrikarbeit mit dem Veloschnell über die SchaufelbergerEgg gefahren oder nach Arbeitsschlussvon Rüti über Ricken undHulftegg nach Dürnten heimgekehrt.<strong>Der</strong> <strong>Radrennfahrer</strong> <strong>Paul</strong> <strong>Egli</strong>Wenn keine Rennen waren, half <strong>Paul</strong> <strong>Egli</strong> auf dem Bauernbetrieb daheimaus.Empfang des Weltmeisters vor dem HB Zürich. In der Menschenmenge das Auto mit dem auf der Lade -brücke stehenden <strong>Paul</strong> <strong>Egli</strong>. Artilleriemusik marschierte voraus.Erste ErfolgeZusammen mit seinem BruderWerner nahm <strong>Paul</strong> <strong>Egli</strong> als 15-Jährigeram Querfeldein in ReichenburgSZ teil und ging dabei gleichals Sieger seiner Kategorie hervor.Nach Beendigung des Rennensmusste er sich beeilen, um denKonfirmandenunterricht nicht zuverpassen. Er trat dem VeloclubWetzikon bei, dem er in der Folgeviel verdankte. Mit 17 Jahren gewannder Jugendliche in der KategorieAnfänger die Meisterschaftvon Zürich. Damit begann seineLaufbahn als Amateur, und er feierteeinen Erfolg nach dem andern.Sein Leistungswille undseine Kraft zum Durchhaltenwaren kaum zu übertreffen.Das Jahr 1932 brachte dem Amateurdrei Erfolge: Sieg bei derSchweizer Meisterschaft im Querfeldeinin Neuenburg, bei den Militärradfahrernin Zürich und denzweiten Rang an der Weltmeisterschaftin Rom.Amateur-Weltmeister 1933An der Strassenweltmeisterschaftbei Paris gelang dem DürntnerBauernsohn das fast Unglaubliche:Er gewann das anspruchsvolleRennen auf seinem Rad, beidem er die Gangschaltung nochdurch einen geschickten GriffRichtung Kette bedienen musste.<strong>Der</strong> Empfang in der Schweiz wareinmalig: in Basel durch einenBundesrat, im Bahnhof Zürichdurch einen Regierungsrat miteinem Riesenbouquet, umringtvon einer unüberblickbarenMenge von begeisterten Zuschauern.Auf dem Bahnhofplatz Wetzikonwurde er von seinen Kameradendes Veloclubs und seinen vielenFans gefeiert und dann perAuto nach Dürnten gebracht.Beim UeBB-Bahnhof empfing ihneine riesige Schar von Bewunderern.Ein Festzug, angeführt vonder Harmonie am Bachtel, zognun durch das Dorf zum GasthofSonne. <strong>Der</strong> Held des Tages sassfreudestrahlend, aber auch tief gerührtauf einer reich geschmücktenDroschke und trug das Regenbogentrikoteines Weltmeisters.Gemäss Angaben eines Zeitzeugenapplaudierten tausende amStrassenrand. Welch ein Triumph!Nach der Begrüssungsrede desGemeindepräsidenten begabensich die geladenen Gäste in denalten Sonnen-Saal zum Ehrentrunkund zum Anhören der Tischreden.<strong>Der</strong> BerufsradfahrerIn der Maschinenfabrik zeigte sichdie Weltwirtschaftskrise immerdeutlicher. Das erleichterte <strong>Paul</strong><strong>Egli</strong> den Übertritt zu den Profis. Inder Folge nahm er in der Saisonfast wöchentlich irgendwo aneinem Rennen teil, zum Beispielan der Weltmeisterschaft in Bern.Dreimal war er Sieger an der «ZüriMetzgete». An der Tour de Suissekonnte er wohl einige Mal eineEtappe gewinnen, aber trotz sie-


Nr. 54 Februar 2010 Dürntner 57benmaliger Teilnahme wurde ernie Gesamtsieger. Auch an derTour de France machte er mit undmehrmals an Sechstagerennenund an Bahnrennen. Die Medaillender Weltmeisterschaften in Kopenhagen(Bronze) und in denNiederlanden (Silber) bewahrte ersein Leben lang sorgfältig auf.Die grössten Erlebnisse aberwaren seine Teilnahme an Sechstagerennenin Nord- und Südamerika(1935 und 1938/39). Niemandaus seinem Bekanntenkreiskonnte sich damals eine Schiffsreiseüber den Atlantik und so vielLuxus leisten: eine noble Unterkunft,eine exquisite Verpflegungund eine intensive Betreuung. <strong>Paul</strong>genoss die Vorzüge seiner Berühmtheitsehr. Er war gerne indieser mondänen Umgebung alsbescheidener und angenehmerGesellschafter mit Charme undWitz. Wie er später sagte, wogendie Freude und Bereicherungdurch diese Reisen alle seine Anstrengungenbei weitem auf. <strong>Paul</strong><strong>Egli</strong> kam im Januar 1939 erschöpft,aber glücklich von BuenosAires und Rio des Janeiro zurück.Im Herbst des gleichen Jahres warMobilmachung. Als Militärradfahrernahm er mit seinem schweren«Eidgenoss» 1940 an der Meisterschaftin Bern teil und siegte auchhier. Volle 75 von 100 zu bewältigendenKilometern eilte er seinen200 Kameraden allein voraus.Zeitungsnotiz: «Die sprichwörtlichgewordene <strong>Egli</strong>-Energie, dieSelbstüberwindung am laufendenBand, sorgte auch diesmal wiederdafür, dass <strong>Egli</strong> trotz hochklassigenKonkurrenten nicht mehr eingeholtwerden konnte.»Während Jahren setzte er sichauch sehr für die Förderung seinesRennfahrer-Nachfolgers FerdiKübler ein.Rücktritt und Alter<strong>Paul</strong> <strong>Egli</strong> wohnte nach dem ZweitenWeltkrieg bei seinem Freundin Maur, um seine Kenntnisse inder Landwirtschaft aufzufrischen.Dort lernte er seine zukünftigeFrau Alice kennen. Im Alter von 35Jahren trat er als Radfahrer wegenNervenentzündungen in den Beinenzurück.Nach seiner Heirat 1948 zog dasEhepaar <strong>Egli</strong> auf den zuvor vonAn der Spitze des Feldes mit dem schweren Militärrad.Paris 1933: dem Sieg entgegen!den erbberechtigten Verwandtengekauften Hof nach Dürnten. Hierwar <strong>Paul</strong> glücklich. Das Ehepaarhatte einen Sohn und eine Tochter.Gerne reparierte er als gelernterMechaniker seine Geräte und Maschinen.Die vielen verstaubtenKränze aber, die von seinen Erfolgenzeugten, verbrannte er.Nach 18 Jahren Arbeit auf demBauernhof musste <strong>Paul</strong> <strong>Egli</strong> aus gesundheitlichenGründen das Landverpachten und arbeitete nochmalsbis zu seiner Pensionierungin der Maschinenfabrik Rüti. DasRadfahren betrieb er nun alsHobby. Hie und da fuhr er nochzum Vergnügen über Alpenpässe.Gerne erzählte er von Episodenaus seiner erfolgreichen Zeit,lachte dabei viel mit schalkhaftemGesicht. Immer mehr zeigten sichaber die Folgen der jahrelangenÜberforderung durch den Rennsport.1985 übernahm die Familie seinesSohnes den Bauernbetrieb inDürnten. Nach Vater <strong>Paul</strong>s Schlaganfallund Lähmungen zog das Seniorenehepaarin die Alterssiedlung.Mit menschlicher Grösse ertrugder einst weltberühmte Mannalle diese Veränderungen. 1997starb er im Alter von 86 Jahren imAltersheim Nauengut, Tann.Walter BaumannNach dem Rücktritt als Profi gingsgemütlicher vorwärts.

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