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Community Health Nursing auf den Philippinen

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Praxissemesterbericht<br />

<strong>Community</strong> <strong>Health</strong> <strong>Nursing</strong> <strong>auf</strong> <strong>den</strong> <strong>Philippinen</strong><br />

Die Verankerung von <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> <strong>Nursing</strong> im Pflegestudium und<br />

die Besetzung pflegerischer Aufgabenfelder<br />

Institution: West Visayas State University, College of <strong>Nursing</strong><br />

La Paz, Iloilo City 5000, <strong>Philippinen</strong><br />

Projektbegleitung: Prof. Dr. Rosana Grace B. Belo (inhaltliche Begleitung)<br />

Mentorin der<br />

Prof. Dr. Merline S. Posecion (administrative Betreuung)<br />

Miss Virginia F. Federiso (Feldphase)<br />

Mrs. Joelah M. Rio (Feldphase)<br />

EFH Bochum: Frau Prof. Margot Sieger<br />

Projektleitung: Frau Martina Harking<br />

Zeitraum des<br />

Matr. Nr. 198349<br />

Praxissemesters 13.11.2000 bis 12.04.2001<br />

Abgabetermin: 05. 10. 2001<br />

1


<strong>Community</strong> <strong>Health</strong> <strong>Nursing</strong> <strong>auf</strong> <strong>den</strong> <strong>Philippinen</strong><br />

Die Verankerung von <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> <strong>Nursing</strong> im Pflegestudium und die Besetzung pfle-<br />

gerischer Aufgabenfelder<br />

Gliederung: Seite<br />

1 Wie es zu dem Praxissemesterprojekt <strong>auf</strong> <strong>den</strong> <strong>Philippinen</strong> kam 1<br />

1.2 Überblick zum Praxissemesterbericht 2<br />

2 Annahmen zum Thema des Praxissemesterprojektes<br />

2.1 Situationsanalyse des europäischen Konzeptes - Die Familiengesundheits- 3<br />

Schwester -<br />

2.2 Abschließende Betrachtung 7<br />

3 Projektzielsetzung<br />

3.1 Erfassung des Studienprogramms einer <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> Nurse <strong>auf</strong> <strong>den</strong> 9<br />

<strong>Philippinen</strong><br />

3.2 Darstellung der Kompetenzprofile und des Aufgabenspektrums einer 9<br />

<strong>Community</strong> <strong>Health</strong> Nurse<br />

3.3 Einschätzungen zur Wirksamkeit der Pflegearbeit 10<br />

4 Darstellung der geplanten Bearbeitungsweise und des Zeitrahmens<br />

4.1 Bedingungsfelder die <strong>den</strong> Entdeckungsprozeß lenken 11<br />

4.1.1 Erwartungen der Praxissemesterstelle an das geplante Projekt 11<br />

4.1.2 Die Fremdheit der Kultur und des Themas 11<br />

4.2 Die Auswahl des wissenschaftlichen Instrumentariums zur Erfüllung 14<br />

der Praxissemesterziele<br />

5 Realisierung<br />

5.1 Mit Blick <strong>auf</strong> die beteiligten Interaktionspartner 18<br />

5.2 Mit Blick <strong>auf</strong> die Anwendung des wissenschaftlichen Instrumentariums 23<br />

2


5.3 Die Erfüllung der in der Projektskizze dargelegten Ziele 28<br />

6 Ergebnisse anhand ausgewählter Literatur<br />

6.1 Die <strong>Philippinen</strong> 29<br />

6.2 Die nationale Gesundheitssituation 33<br />

6.2.1 Der nationale Gesundheitsplan des philippinischen Department of <strong>Health</strong> 36<br />

6.3 <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> <strong>Nursing</strong> <strong>auf</strong> <strong>den</strong> <strong>Philippinen</strong> 37<br />

6.3.1 Die Entwicklung von <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> <strong>Nursing</strong> historisch betrachtet 37<br />

6.3.2 Der Auftrag von <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> <strong>Nursing</strong> 40<br />

6.3.3 Rollen und Funktionen von <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> <strong>Nursing</strong> 41<br />

6.4 Die Praxissemesterstelle: West Visayas State University- College of 44<br />

<strong>Nursing</strong>- Iloilo City<br />

6.4.1 Die Organisation des Studiums 45<br />

6.4.2 Die curriculare Gestaltung des Studiums 46<br />

6.4.3 Die Gestaltung praktischer Studiensequenzen zum Bereich 54<br />

<strong>Community</strong> <strong>Health</strong> <strong>Nursing</strong><br />

7 Empirische Ergebnisse<br />

7.1 Das Pflegestudium- ein Beitrag für eine bessere Zukunft der Filipions 61<br />

7.1.1 AIDS: „Acute Income Deficiency Syndrome“ 61<br />

7.1.2 Situation von Pflege 62<br />

7.1.3 Ausbildung für <strong>den</strong> Export 63<br />

7.1.4 Attraktivität von <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> <strong>Nursing</strong> <strong>auf</strong> <strong>den</strong> <strong>Philippinen</strong> 65<br />

7.1.5 Ausgewählte Lehr- Lernsituationen im Bereich <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> <strong>Nursing</strong> 67<br />

7.2 <strong>Community</strong> Organizing, ein Konzept zur Verbesserung des 69<br />

Gesundheitszustandes in der <strong>Community</strong><br />

7.2.1 Rituale und Regeln geben Orientierung und schaffen Verbun<strong>den</strong>heit 69<br />

7.2.2 Das Projekt der Stu<strong>den</strong>tinnen: kreatives Lernen in wenig vertrauten Welten 71<br />

7.2.3 Hausbesuche, ein Instrument zur Erfassung des Gesundheitszustandes 75<br />

3


und ein Ausflug in fremde Welten<br />

7.2.4 Das Projekt der Stu<strong>den</strong>tinnen: ein Höhepunkt im Leben der Dorfbewohner 80<br />

7.3 Das Selbstverständnis einer <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> Nurse im Netzwerk 81<br />

philippinischer Gesundheitsdienste<br />

7.3.1 Die <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> Nurse als Generalistin 81<br />

7.3.2 Hebammen als „frontliner of health services“ 84<br />

7.3.3 „All we have to do is paperwork“ 85<br />

7.3.3 Krankheit können wir uns nicht leisten 88<br />

8 Schlussbetrachtungen 90<br />

9 Literatur 93<br />

Anhang<br />

- Ziele von Gesundheit21<br />

- Results of survey done by Batch III, College of <strong>Nursing</strong> WVSU<br />

- Offizielle Erlaubnisse<br />

- Gesprächsleitfä<strong>den</strong>, Fragebögen<br />

4


<strong>Community</strong> <strong>Health</strong> <strong>Nursing</strong> <strong>auf</strong> <strong>den</strong> <strong>Philippinen</strong><br />

Die Verankerung von <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> <strong>Nursing</strong> im Pflegestudium<br />

und die Besetzung pflegerischer Aufgabenfelder<br />

1 Wie es zu dem Praxissemesterprojekt <strong>auf</strong> <strong>den</strong> <strong>Philippinen</strong> kam<br />

Zunächst war nicht das Interesse am Thema ausschlaggebend für dieses Projekt, sondern<br />

vielmehr die persönliche Idee, das Praxissemester in einem aussereuropäischen Land absolvieren zu<br />

wollen. Mit Unterstützung der Hochschulmentorin und zahlreichen Ratgebern wurde dieses Vorha-<br />

ben über einen Zeitraum von etwa einem Jahr verfolgt, geplant und durchgeführt. Zunächst bedurfte<br />

es einer Eingrenzung aller dafür in Frage kommender Zielländer. Persönliche Reiseerfahrungen und<br />

eine große Verbun<strong>den</strong>heit mit der fernöstlichen Kultur waren ausschlaggebend, die Region Südostasien<br />

zu präferieren. Schließlich verdichtete sich der Wunsch, die <strong>Philippinen</strong> als Zielort für ein<br />

mögliches Praxissemesterprojekt anzustreben. Mit entschei<strong>den</strong>d für diese Wahl waren die Möglichkeiten<br />

der Kommunikation in englischer Sprache sowie die Kenntnis des international anerkannten<br />

Pflegestudiums zum Bachelor und Master Degree. Allein die Ansiedlung der pflegerischen Ausbildung<br />

<strong>auf</strong> Hochschulniveau bedeutet ein Vorsprung zum deutschen Ausbildungssystem. Die Umstrukturierung<br />

deutscher Pflegestudiengänge an internationale Standards wird derzeit verstärkt diskutiert.<br />

Das Kennenlernen curricularer, inhaltlicher und organisatorischer Strukturen philippinscher<br />

Pflegestudiengänge stellt einen Anreiz dar, um die Bedeutung der Übernahme internationaler Abschlüsse<br />

für die deutsche Pflegeausbildung einzuschätzen. Aufgrund dieser günstigen Voraussetzungen<br />

wur<strong>den</strong> zahlreiche Kontakte zu deutschen und internationalen Organisationen geknüpft, die<br />

sich mit Projekten im philippinischen Gesundheitswesen beschäftigten. Dennoch gab es bei zahlreichen<br />

in Frage kommen<strong>den</strong> Projekten finanzielle, politische oder personelle Probleme, die zur Einstellung<br />

bereits geknüpfter Kontakte und Verhandlungen führten. Schließlich erwies sich eine Anfrage<br />

bei der West Visaya State Universität in Iloilo und dem angegliederten College of <strong>Nursing</strong> als<br />

erfolgreich. Aus <strong>den</strong> Beschreibungen des Colleges und <strong>den</strong> Aufgabenbereichen der Lehren<strong>den</strong> entsprach<br />

der Bereich <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> <strong>Nursing</strong> insbesondere der persönlichen Interessenslage. Ein<br />

aktueller Bezug zum Thema war im Jahr 2000 vor dem Hintergrund der jüngsten gesundheitspolitischen<br />

Entwicklungen in Europa gegeben. In zahlreichen WHO Ministerkonferenzen für die Region<br />

Europa wurde dargelegt, dass für die Umsetzung des gesundheitspolitischen Rahmengesetzes Gesundheit21<br />

ein verstärktes Schwergewicht <strong>auf</strong> Gesundheitsförderung und Krankheitsprävention ge-<br />

5


legt wer<strong>den</strong> müsse. Die Schaffung eines neuen pflegerischen Qualifikationsprofils- die Familienge-<br />

sundheitsschwester- soll <strong>den</strong> Bereich Primärversorgung und gemein<strong>den</strong>ahe Tätigkeit verstärkt er-<br />

schließen.<br />

Das ursprünglich anglo-amerikanische Konzept <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> <strong>Nursing</strong> kam nach ersten Re-<br />

cherchen dem Berufsfeld der Familiengesundheitsschwester nahe. Daher stellte die Aussicht des<br />

Kennenlernens eines bereits etablierten Systems eine interessante Herausforderung dar, ein noch<br />

unvertrautes Feld unter Pflegeforschungasapkten zu beleuchten und im Sinne einer interkulturellen<br />

Begegnung zu erleben.<br />

1.2 Überblick über <strong>den</strong> Aufbau des nachfolgen<strong>den</strong> Praxissemesterberichtes<br />

Zunächst wer<strong>den</strong> aktuelle Entwicklungen in Europa beleuchtet, die sich <strong>auf</strong> die Notwendigkeit<br />

zur Implementierung eines neuen Berufsbildes – die Familiengesundheitsschwester beziehen.<br />

Mit der Darstellung von Rollen und Funktionen einer Familiengesundheitsschwester soll das Vorstellungsvermögen<br />

über ein - zumindest für die deutsche Pflege- noch wenig vertrauten Berufsfeldes<br />

vergrößert wer<strong>den</strong>. Im nächsten Schritt wer<strong>den</strong> die Ziele des Praxissemesters <strong>auf</strong> <strong>den</strong> <strong>Philippinen</strong><br />

vorgestellt. Die Praxissemesterstelle, das College of <strong>Nursing</strong> an der philippinischen West Visaya<br />

State Universität bietet die Chance, an einem Teil des Studienprogramms <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> <strong>Nursing</strong><br />

teilzunehmen. So wird das Feld der Erkundungen <strong>auf</strong> <strong>den</strong> ersten Schwerpunkt, die Ansiedlung<br />

von <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> <strong>Nursing</strong> im Studium zum Bachelor of Sience in <strong>Nursing</strong> festgelegt. Daneben<br />

wird angestrebt, die Besetzung des Berufsfeldes <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> <strong>Nursing</strong> in täglichen<br />

pflegerischen Situationen kennenzulernen. Damit soll eine Bestimmung pflegerischer Kompetenzprofile<br />

und Aufgabenfelder möglich wer<strong>den</strong>. Auch geht es darum zu erfahren, wie erfolgreich, d.h.<br />

wie wirksam kann eine <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> Nurse ihren pflegerischen Auftrag erfüllen. Wie sehen<br />

Erfolge aus? Woran mißt sie Erfolge? Über ein mehrperspektivisches Erhebungsverfahren soll eine<br />

Beschreibung der o.g. Ziele erfolgen. Dafür wer<strong>den</strong> forschungsmethodische Instrumente der Ethnographie<br />

und Grounded Theory zugrundegelegt. Sie erlauben ein offenes und erkun<strong>den</strong>des Vorgehen<br />

im Feld. Vor allem dient der ethnographische Ansatz dazu, kulturelle Aspekte des Praxissemestervorhabens<br />

zu berücksichtigen. Die Grounded Theory bietet für die Erhebungs- und Auswertungsphase<br />

ein strukturiertes und handhabares Verfahren an, um die vielfältigen Daten zu bündeln und<br />

regelgeleitet auszuwerten. Im Ergebnisteil dieser Arbeit fin<strong>den</strong> sich sowohl Beschreibungen zum<br />

Thema <strong>auf</strong> der Grundlage ausgewählter philippinischer Literatur, als auch empirische Ergebnisse<br />

6


der Feldphase. Es ist eine Beschreibung dessen, wie <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> <strong>Nursing</strong> im philippinischen<br />

Grundstudium verankert ist und wie die Besetzung pflegerischer Aufgabenfelder erfolgt.<br />

2 Annahmen zum Thema des Prasxissemesterprojektes<br />

Eine theoretische Auseinandersetzung mit dem Thema <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> <strong>Nursing</strong> <strong>auf</strong> <strong>den</strong><br />

<strong>Philippinen</strong> fand vor der Reise nicht statt. Daher wurde die Auseinandersetzung mit zur Untersu-<br />

chungsthematik vorliegen<strong>den</strong> theoretischen und empirischen Arbeiten <strong>auf</strong> die Forschungsphase im<br />

Land selbst verlagert. Im folgen<strong>den</strong> Kapitel wird der Stand der Entwicklungen zum europäischen<br />

Konzept der Familiengesundheitsschwester vorgestellt. Es wird davon ausgegangen, dass es ein<br />

Äquivalent zum Konzept der <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> <strong>Nursing</strong> darstellt.<br />

2.1 Situationsanalyse des europäischen Konzeptes - Familiengesundheitsschwester – Family<br />

<strong>Health</strong> <strong>Nursing</strong><br />

Die Entwicklung eines neuen Berufsprofils - die Familien- Gesundheitsschwester – ist ein<br />

von der WHO Region Europa initiiertes Vorhaben. Mit der Ausbildung eines neuen Berufsbildes<br />

soll verstärkt die Rolle der Pflege in Public <strong>Health</strong>, Gesundheitsförderung und gemein<strong>den</strong>aher Arbeit<br />

ausgefüllt wer<strong>den</strong> (vgl. WHO Regionalbüro Europa, 1988, S. 12 f).<br />

Hintergrund für diese Entwicklung ist das gesundheitspolitische Rahmenkonzept der WHO Gesundheit<br />

für alle und das für das 21. Jahrhundert revidierte Konzept Gesundheit 21. Nach der Vision Gesundheit<br />

für alle (GFA) sollen alle Menschen in der Welt bis zum Jahr 2000 ein Gesundheitsniveau<br />

erreichen, das ihnen erlaubt, ein sozial und wirtschaftlich produktives Leben zu führen. Die globale<br />

Strategie Gesundheit 21 umfasst einundzwanzig Ziele für das 21. Jahrhundert (s. Anhang). Darin<br />

wird einerseits der spezifische volksgesundheitliche Handlungsbedarf in der europäischen Region<br />

beschrieben und andererseits wer<strong>den</strong> Ziele und Maßnahmen zur Verbesserung der Situation vorgeschlagen.<br />

An dieser Meßlatte können Fortschritte hinsichtlich der Verbesserung des Schutzes der<br />

Gesundheit sowie die Reduzierung von Gesundheitsrisiken festgestellt wer<strong>den</strong>.<br />

Auf zahlreichen WHO Konferenzen für die Region Europa wurde eine zunehmende Verantwortung<br />

der Pflegen<strong>den</strong> für Gesundheitsförderung und Prävention herausgestellt. Angesichts aktueller demographischer<br />

Entwicklungen, die durch eine Überalterung der Bevölkerung, sinkende Geburtenraten,<br />

einer Zunahme an chronischen Erkrankungen sowie einer steigen<strong>den</strong> Ten<strong>den</strong>z mentaler und sozialer<br />

Probleme gekennzeichnet sind, ist ein steigender Bedarf an Pflegeleistungen zu erwarten. Nach wie<br />

7


vor - und dies betrifft auch das deutsche Gesundheitswesen – ist die Versorgungsstruktur eher <strong>auf</strong><br />

kurative Maßnahmen, d.h. <strong>auf</strong> die Behandlung von Krankheiten ausgerichtet. Mit dieser Strategie<br />

kann unter Maßgabe knapper finanzieller Ressourcen und personalen Voraussetzungen nicht dem<br />

künftigen Gesundheitsbedarf der Bevölkerung entsprochen wer<strong>den</strong>. Durch die Institutionalisierung<br />

von Gesundheitsdiensten im unmittelbaren Lebensumfeld der Menschen können jedoch Gesund-<br />

heitsprobleme bereits im Frühstadium <strong>auf</strong>gespürt und einer Behandlung zugeführt, bzw. durch ge-<br />

zielte Aufklärung vorgebeugt wer<strong>den</strong>. Mit diesem Ansatz kann die gesundheitliche Situation der<br />

Bevölkerung erheblich verbessert wer<strong>den</strong> und langfristig zu einer Reduktion finanzieller Folgekos-<br />

ten von Krankheit führen.<br />

Stadien zur Entwicklung eines neuen Qualitätsprofils – die Familiengesundheitsschwester –<br />

Bereits im Mai 1977 legte die 30. Weltgesundheitsversammlung der WHO das Konzept Ge-<br />

sundheit für alle als Hauptziel für die kommen<strong>den</strong> Jahrzehnte fest. Es wur<strong>den</strong> 38 Regionalziele zur<br />

Verbesserung von Gesundheit und Lösung gesundheitlicher Probleme festgelegt. Bereits 1978 wur-<br />

de in Alma-Ata der primären Gesundheitsversorgung eine beachtliche Stellung zur Erreichung die-<br />

ser Ziele zugewiesen. 1988 fand in Wien die erste europäische Pflegekonferenz der WHO statt. Re-<br />

flektiert wurde die Verwirklichung der 38 Regionalziele. Mehrfach wurde <strong>auf</strong> die Bedeutung einer<br />

Gesundheitsfachkraft bzw. Pflegegeneralistin hingewiesen, die sich in ihrer Arbeit mit <strong>den</strong> Haupt-<br />

gebieten der GFA – Strategie (Gesundheit Für Alle) befasst. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts stellte<br />

man sich erneut hinter das WHO Gesundheitskonzept, obwohl die Umsetzung des Gesundheitspro-<br />

gramms eher in einigen Teilbereichen zufrie<strong>den</strong>stellend war. Auf der zweiten WHO Ministerkonfe-<br />

renz für die Pflege und das Hebammensystem (2000) in München wur<strong>den</strong> entschei<strong>den</strong>de Schritte<br />

zur Konkretisierung des neuen Kompetenzprofils - die Familiengesundheitsschwester- vorgenom-<br />

men. In einer politischen Erklärung verpflichteten sich die europäischen Gesundheitsminister der 51<br />

Mitgliedsstaaten für eine Verbesserung der Rahmenbedingungen von Pflege einzutreten und der<br />

Berufsgruppe eine stärkere politische Mitsprachemöglichkeit einzuräumen. Mit dieser politischen<br />

Anerkennung wurde eine wichtige Voraussetzung geschaffen, damit die Bürger Europas einen op-<br />

timalen Nutzen aus <strong>den</strong> Potentialen der Pflegen<strong>den</strong> ziehen können. Ausführlich wurde das Konzept<br />

der Familien- Gesundheitsschwester vorgestellt und diskutiert. In einigen europäischen Ländern<br />

(z.B. Spanien und Großbritannien) sind bereits pflegerische Positionen besetzt, die sich verstärkt mit<br />

der Rolle von Pflege in Public <strong>Health</strong> und primärer Gesundheitsversorgung beschäftigen. Andere<br />

Länder - hier auch die Bundesrepublik Deutschland - verfügen noch nicht über Rahmenbedingungen<br />

8


und entsprechend qualifiziertes Pflegepersonal. In der Münchner Erklärung wur<strong>den</strong> daher deutlich<br />

die Förderung von Aus – und Weiterbildung in der Pflege betont (vgl. Krampe et. al. 2000, S. 6).<br />

Einbettung des Berufsbildes in das gesundheitspolitische Rahmenkonzept Gesundheit 21<br />

Die vielseitige Rolle der Familiengesundheitsschwester ist in nahezu allen Zielen (Ausnahme<br />

Ziel 17) von Gesundheit 21 enthalten. Insbesondere verweisen die Ziele 15 und 18 ausdrücklich <strong>auf</strong><br />

<strong>den</strong> gesellschaftlichen Kontext und das Aufgabenspektrum von Fachkräften für gesundheitliche<br />

Aufgaben:<br />

Ziel 15: „Bis zum Jahr 2010 sollten die Menschen in der Region einen wesentlichen Zugang zu einer<br />

familienorientierten und gemein<strong>den</strong>ahen primären Gesundheitsversorgung haben, unterstützt<br />

durch ein flexibles und reaktionsschnelles Krankenhaussystem“.<br />

Ziel 18: Qualifizierung von Fachkräften für gesundheitliche Aufgaben<br />

„Bis zum Jahr 2010 sollten alle Mitgliedstaaten dafür Sorge tragen, dass sich Fachkräfte im Gesunheitswesen<br />

und in anderen Sektoren die zum Schutz und zur Förderung der Gesundheit erforderlichen<br />

Kenntnisse, Einstellungen und Kompetenzen aneignen“<br />

(WHO, Regionalbüro Europa 2000 S. 1 f EUR/OO 5019309/13,00076).<br />

Die Rolle der Familien- Gesundheitsschwester ist wie folgt definiert:<br />

„Die Familien- Gesundheitsschwester wird dem einzelnen Menschen und ganzen Familien helfen, mit Krankheit<br />

und chronischer Behinderung fertig zu wer<strong>den</strong> und in Stresssituationen zurechtzukommen, indem sie einen<br />

großen Teil ihrer Arbeitszeit im Zuhause der Patienten und mit deren Familien verbringt. Diese Pflegefachkräfte<br />

können sinnvolle Ratschläge zu Fragen der Lebensweise und verhaltsbedingten Risikofaktoren erteilen und<br />

<strong>den</strong> Familien in gesundheitlichen Anliegen zur Seite stehen. Sie können die gesundheitlichen Probleme schon<br />

im Frühstadium erkennen und damit gewährleisten, dass sie auch frühzeitig behandelt wer<strong>den</strong>. Mit ihrem gesundheitswissenschaftlichen<br />

und sozialwissenschaftlichen Ausbildungshintergrund und ihrer Kenntnis anderer<br />

für Sozialfagen zuständigen Stellen können sie die Auswirkungen sozioökonomischer Faktoren <strong>auf</strong> die Gesundheit<br />

einer Familie erkennen und die Familie an die richtige zuständige Stelle überweisen. Durch häusliche<br />

Pflege können sie eine frühe Entlassung aus dem Krankenhaus erleichtern, sie können als Verbindungsglied<br />

zwischen Familie und Hausarzt dienen und an die Stelle des Arztes treten, wenn eindeutig eher pflegerische<br />

Sachkenntnis gefordert ist“ ( WHO Regionalbüro Europa 2000 S. 2 EUR/00/5019309/13).<br />

Die Definition zeigt, wie vielseitig die Rolle und die an sie geknüpften Qualifikationen sind.<br />

Zu ihren Aufgabenfeldern gehört die Gesundheitsförderung, Krankheitsprävention, Rehabilitation<br />

sowie die direkte Pflege. Sie arbeitet in einem multidisziplinären Team und nimmt eine Mittlerposition<br />

im Netzwerk pflegerischer Versorgungsangebote ein. Die Berufsbezeichnung deutet dar<strong>auf</strong> hin,<br />

dass sich die Pflege insbesondere <strong>auf</strong> Menschen in ihrem familiären Umfeld konzentriert. Mit Fami-<br />

9


lie ist jedoch mehr als die Kernfamilie gemeint. „Eingeschlossen ist die gesamte Bevölkerung<br />

gleichgültig ob Menschen zusammen oder allein, ob sie ein Zuhause haben oder obdachlos und/oder<br />

in irgendeiner Weise ausgegrenzt sind, und ihre Arbeit umfasst auch die Bevölkerung als solche“<br />

(vgl. ebenda).<br />

Neu am Konzept der Familien- Gesundheitsschwester im Rahmen von Gesundheit 21 ist die beson-<br />

dere Verbindung der verschie<strong>den</strong>en Elemente. Die Familie und das Zuhause als Setting gibt <strong>den</strong><br />

Rahmen vor, in dem die Familienmitglieder ihre Gesunheitsprobleme <strong>auf</strong>greifen. Sie wer<strong>den</strong> dazu<br />

befähigt, ihre Ressourcen zu erkennen und eigene Lösungen für ihre Probleme zu fin<strong>den</strong>, d.h. in<br />

partnerschaftlicher Zusammenarbeit ein Konzept für eine gesunde Familie zu schaffen. Damit wird<br />

unmittelbar einer sozialen und ethischen Grundlage von Gesundheit 21 entsprochen: „Partizipation<br />

und Verantwortung des Einzelnen, wie auch von Gruppen, Gemeinschaften, Institutionen, Organisa-<br />

tionen in der gesundheitlichen Entwicklung“(WHO, Regionalbüro Europa, 1998 EUR/RC48/9).<br />

Settings zur Förderung von Gesundheit fin<strong>den</strong> sowohl im lebensnahen Umfeld der Menschen, d.h.<br />

in der Familie als auch in öffentlichen Einrichtungen wie Kindergärten, Schulen oder an Arbeits-<br />

plätzen statt.<br />

Die curriculare Gestaltung der Ausbildung zur Familiengesundheitsschwester<br />

Das Curriculum für die Ausbildung zur Familien- Gesundheitsschwester wurde von einer<br />

Arbeitsgruppe im Auftrag der europäischen WHO konzipiert und soll an unterschiedlichen Orten<br />

Europas in Pilotprojekten erprobt und weiterentwickelt wer<strong>den</strong><br />

(vgl. WHO Regionalbüro Europa, Pressemitteilung EUR/09/00, 2000).<br />

Das Konzept sieht vor, dass theoretische Elemente der Ausbildung an einer Hochschule bzw. Fachhochschule<br />

als postgraduatierter Studiengang angesiedelt wer<strong>den</strong> sollen. Praxiselemente wer<strong>den</strong> im<br />

Zuhause einzelner Familien oder in nicht- institutionellen Gemeinde Settings angesiedelt. Der Kurs<br />

setzt sich aus sieben Modulen zusammen, dauert 40 Wochen und schließt bei erfolgreicher Teilnahme<br />

mit dem postgradualen akademischen Titel „Familien- Gesundheitsschwester“ ab.<br />

Das Aufgabenfeld einer Familien- Gesundheitsschwester und zugrundeliegende Kompetenzen<br />

Im Kontext von Gesundheit 21 zielt die Verbesserung von Gesundheit <strong>auf</strong> <strong>den</strong> gesamten Lebenszyklus<br />

ab. Beachtung fin<strong>den</strong> dabei auch kritische Übergänge im Leben wie sie beispielsweise in die<br />

frühen Kindheit- und Schuljahre, bei der Aufnahme der Berufstätigkeit, beim Verlassen des Elternhauses,<br />

bei Familiengründung, bei Arbeitslosigkeit oder dem Eintritt in <strong>den</strong> Ruhestand vorkommen<br />

können. Die Familien- Gesundheitsschwester begleitet Einzelpersonen oder Familien nicht nur<br />

10


punktuell, sondern über einen längerfristigen, sogar Jahre andauern<strong>den</strong> Prozeß. Von ihr wer<strong>den</strong> da-<br />

her folgende Kernqualifikationen erwartet:<br />

• Erbringung von Pflege- und Betreuungsleistungen<br />

• Entscheidungsträger<br />

• Kommunikator<br />

• Meinungsbildner<br />

• Manager<br />

Die wesentlichen pflegerischen Interventionsarten erstrecken sich dabei <strong>auf</strong>:<br />

• primäre Prävention: Die I<strong>den</strong>tifikation von vorhan<strong>den</strong>en oder die Gesundheit bedrohen<strong>den</strong> Fak-<br />

toren in einer Gemeinschaft und Hinführung der Betroffenen zu einem gesundheitsfördernde<br />

Umgang damit (Gesundheitserziehung z.B. Raucherentwöhnung)<br />

• Sekundäre Prävention: Bereits vorhan<strong>den</strong>e gesundheitliche Probleme wer<strong>den</strong> möglichst frühzei-<br />

tig erkannt und einer entsprechen<strong>den</strong> Behandlung zugeführt. Dazu gehören sowohl Screening<br />

und Impfprogramme als auch die Zusammenarbeit mit Experten.<br />

• Tertiäre Prävention und Rehabilitation: Dieser Aufgabenbereich bezieht sich <strong>auf</strong> Rehabilitation<br />

und Wiederherstellung der Widerstandsfähigkeit innerhalb der Familie.<br />

• Direkte Pflege oder Betreuung: In Zeiten akuter Erkrankung eines Familienmitgliedes wird in<br />

partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit der Familie oder dem einzelnen Heilung, Rehabilitation,<br />

Schmerzlinderung und/oder pflegerische Unterstützung vermittelt.<br />

(vgl. WHO Regionalbüro Europa 2000 EUR/00/5019309/13) 1<br />

2. 3 Abschließende Betrachtung<br />

Nach ausführlicher Recherche bisheriger Veröffentlichungen wird deutlich, dass die Implementierung<br />

eines neues pflegerischen Berufsbildes und der damit verbun<strong>den</strong>e volksgesundheitliche<br />

Nutzen vielversprechend ist. Für die Bundesrepublik Deutschland muss derzeit allerdings eine eher<br />

gegenläufige Entwicklung festgestellt wer<strong>den</strong>. Ein Beweis dafür ist die Finanzierungspolitik deutscher<br />

Sozialversicherungssysteme. Krankenkassen und Pflegeversicherungen zahlen überwiegend<br />

Leistungen bei bereits bestehender Krankheit bzw. Pflegebedürftigkeit. Maßnahmen zur Prävention<br />

wer<strong>den</strong> vermehrt aus <strong>den</strong> Leistungskatalogen gestrichen und müssen - wenn gewünscht – von <strong>den</strong><br />

Eine detailierte Auflistung der <strong>den</strong> Kernqualifikationen zugrundeliegen<strong>den</strong> Kompetenzen und eine differenzierte Beschreibung<br />

des Curriculums ist im Konzept „Die Familien- Gesundheitsschwester Kontext, Rahmenkonzept und Curriculum<br />

beschrieben. In: http/www.who.dk/nursing EUR/00/5019309/13 00076. 27. Januar 2000<br />

11


Leistungsnehmern privat gezahlt wer<strong>den</strong>. Auch in der pflegerischen Grundausbildung (z.B. Kran-<br />

kenpflege) wird primäre Gesundheitsversorgung eher rudimentär behandelt. Im Krankenpflegege-<br />

setz fin<strong>den</strong> sich dazu entsprechende Inhalte lediglich unter <strong>den</strong> Schwerpunkten Berufs- Gesetzes<br />

und Staatsbürgerkunde sowie im Bereich der Hygiene und medizinische Mikrobiologie (vgl. Kurtenbach<br />

et.al. 1987, S. 29 f). Gemäß dem Ausbildungsziel § 4 des Krankenpflegegesetzes „...sollen<br />

die Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten zur verantwortlichen Mitwirkung bei der Verhütung,<br />

Erkennung und Heilung von Krankheiten...“ vermittelt wer<strong>den</strong>. Spezifiziert wird der gesundheitserzieherische<br />

Auftrag von Pflege durch <strong>den</strong> Artikel 3 des o.g. Gesetzes „die Anregung und Anleitung<br />

zu gesundheitsförderndem Verhalten“ (vgl. ebenda). Im Gesamtkontext der Ausbildung ist dieser<br />

Bereich der Krankheitslehre und direkten Pflege nachgeordnet. Daran wird deutlich, dass Konzepte<br />

von Public <strong>Health</strong> und Pflege nur gering miteinander verbun<strong>den</strong> sind und der curative Auftrag von<br />

Pflege bestimmend ist. Dies legt die Vermutung nahe, dass hierzulande ein geringes Bewußtsein für<br />

Prävention vorliegt. Eine Erklärung dafür könnte sein, dass ein derzeit noch funktionierendes Sozialversicherungssystem<br />

im nachweislichen Krankheits - bzw. Pflegefall die Kosten übernimmt. Weiterhin<br />

ist unklar, wie angrenzende Berufsgruppen mit der neuen Berufsgruppe zusammenarbeiten<br />

wer<strong>den</strong>. Das Qualifikationsprofil der Familien- Gesundheitsschwester zeigt Aufgabenbereiche <strong>auf</strong>,<br />

die bislang von Medizinern, Sozialarbeitern und Pflegekräften, insbesondere der ambulanten Pflege<br />

besetzt waren. Inwiefern sich diese Berufsgruppen in ihren Aufgaben beschnitten fühlen und wie<br />

ihre weitere Bereitschaft zur Kooperation aussieht, bleibt abzuwarten. Zudem hat die Pflege hierzulande<br />

derzeit noch keinen ausreichend gesundheitspolitisch akzeptierten Kompetenz- und Entscheidungsrahmen,<br />

um <strong>den</strong> weit gefächerten Aufgaben einer Familien- Gesunheitsschwester nachzukommen.<br />

Es wird geklärt wer<strong>den</strong> müssen, ob die Familien- Gesundheitsschwester einer gesundheitsbehördlichen<br />

Instanz zugeordnet wer<strong>den</strong> muss, damit sie ihre Aufgaben effektiv ausführen<br />

kann.<br />

Dass in Europa ein Aufbruch zu verzeichnen ist, wurde jedoch <strong>auf</strong> der zweiten WHO Ministerkonferenz<br />

in München deutlich und mit der Unterzeichnung der politischen Erklärung verbindlich.<br />

3 Projektzielsetzung<br />

Richtungsweisendes Ziel für <strong>den</strong> Aufenthalt <strong>auf</strong> <strong>den</strong> <strong>Philippinen</strong> ist das Kennenlernen und die<br />

Beschreibung des etabliertes pflegerischen Feldes - <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> <strong>Nursing</strong>.<br />

12


Die Sammlung der Daten geschieht mit der Absicht, dieses Berufsfeld in ihren wesentlichen Facet-<br />

ten zu erkun<strong>den</strong>, um das Vorstellungsvermögen über ein bisher noch relativ unvertrautes Berufsfeld<br />

zu vergrößern. Im Hinblick <strong>auf</strong> die jüngsten europäischen Entwicklungen bedeutet das Kennenlernen<br />

eines etablierten Systems eine große Chance für <strong>den</strong> weiteren Entwicklungsprozeß. Kulturelle<br />

Einflüsse, die <strong>den</strong> gesamten Projektverl<strong>auf</strong> bestimmen, fin<strong>den</strong> bei der Auswahl der wissenschaftlichen<br />

Metho<strong>den</strong> Berücksichtigung, stellen jedoch nicht <strong>den</strong> Hauptgegenstand des Projektes dar. In<br />

der Planungsphase wer<strong>den</strong> daher drei Schwerpunkte herausgestellt, <strong>auf</strong> die sich die Datensammlung<br />

konzentriert. Da es <strong>auf</strong> <strong>den</strong> <strong>Philippinen</strong> eine Vielzahl nicht abzusehender Bedingungen geben wird,<br />

ist eine Anpassung der Metho<strong>den</strong>, Untersuchungsziele und Untersuchungsfelder flexibel zu gestalten.<br />

Die nachstehen<strong>den</strong> Grobziele erstrecken sich <strong>auf</strong> die Bereiche Ausbildung, pflegerische Praxis<br />

und qualitative Aspekte des pflegerischen Auftrags und sollen zunächst das Spektrum der Erkundung<br />

eingrenzen und spezifizieren.<br />

3.1 Erfassung des Studienprogramms einer <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> Nurse<br />

Im einzelnen interessiert<br />

- die curriculare Einbettung des Themas (Ziele, Inhalte, Metho<strong>den</strong>)<br />

- die Lehrgangsorganisation<br />

Da die Praxissemesterstelle das College of <strong>Nursing</strong> ist und Lehrende das Projekt begleiten, sind hervorragende<br />

Voraussetzungen gegeben, um die Grundlagen von <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> <strong>Nursing</strong> d.h. die<br />

Ansiedlung im pflegerischen Grundstudium zu beleuchten und <strong>den</strong> Transfer in Lehr- Lernsituationen<br />

zu erleben. Gleichzeitig können bildungstheoretische Absichten des BSN Curriculum (Bachelor<br />

of Sience in <strong>Nursing</strong>) verfolgt und <strong>auf</strong>gedeckt wer<strong>den</strong>. Das Hauptinteresse gilt jedoch dem Bereich<br />

<strong>Community</strong> <strong>Health</strong> <strong>Nursing</strong>. Bildungstheroretische Analysen des Curriculums wür<strong>den</strong> <strong>den</strong> Anspruch<br />

an dieses Projekt übersteigen.<br />

Die erhobenen Daten stellen möglicherweise eine idealtypische Beschreibung pflegerischer Kompetenzprofile<br />

und Aufgabenfelder dar. Die Ergebnisse können die Absichten des zweiten Zieles stützen<br />

und erweitern.<br />

3. 2 Darstellung der Kompetenzprofile und des Aufgabenspektrums einer <strong>Community</strong> <strong>Health</strong><br />

Nurse<br />

Um die professionelle Besetzung eines pflegerischen Feldes als interessierte Gaststu<strong>den</strong>tin<br />

zu verstehen, ist das direkte Erleben und die unmittelbare Erfahrung im Feld am wirkungsvollsten.<br />

13


Da nun das College in ihrer Korrospon<strong>den</strong>z die Teilnahme an einem praktischen Ausbildungsteil der<br />

Stu<strong>den</strong>tinnen in <strong>den</strong> Gemein<strong>den</strong> und Dörfern der Region angeboten hatte, waren erneut gute Bedin-<br />

gungen geschaffen, um angehende Pflegende bei der Erfüllung ihres pflegerischen Auftrages zu<br />

beobachten und Hintergründe zu erfragen.<br />

Da die Seniorstu<strong>den</strong>tinnen ihren letzten praktischen Einsatz in der <strong>Community</strong> erfüllten, war von<br />

einer Darbietung höchst differenzierter und komplexer Kompetenzen auszugehen. Ebenso war an-<br />

zunehmen, direkte Einblicke und Erkenntnisse in die Verzahnung von Theorie und Praxis des phi-<br />

lippinischen Pflegestudiums zu erhalten. Im Vorfeld des Praxissemesters war nicht abzusehen, ob<br />

die realen, täglichen Arbeitssituationen von <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> Nurse mit <strong>den</strong> im Ausbildungspro-<br />

gramm erlebten Aktivitäten übereinstimmen. Im Falle einer Diskrepanz zwischen idealtypischer<br />

Ausbildungssituation und alltäglicher beruflicher Praxis sollten mit Hilfe des Colleges Kontakte zu<br />

<strong>Community</strong> <strong>Health</strong> Nurses <strong>auf</strong>gebaut wer<strong>den</strong>. Die Absicht war, <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> Nurses an ihren<br />

täglichen Arbeitsplätzen zu erleben, ob innerhalb der Familie oder in Institutionen und so ihr Aufgabenspektrum<br />

und die Kompetenprofile ihrer Arbeit kennenzulernen. Zunächst wurde geplant, eine<br />

Beschreibung dieser Aspekte aus der Perspektive der Gaststu<strong>den</strong>tin vorzunehmen, um anschließend<br />

die Sicht der Pflegen<strong>den</strong> als Korrektiv und Erklärungshintergrund zu nutzen. Übereinstimmungen,<br />

Abweichungen, eigene Deutungsmuster können so deutlicher herausgestellt wer<strong>den</strong>. Da die Beobachtung<br />

mitunter im häuslichen Umfeld der Bevölkerung stattfin<strong>den</strong> sollten, war davon auszugehen,<br />

dass kulturelle Eigenarten zeitweilig die Wahrnehmung bestimmen. Sie sollen in ihren Eigenarten<br />

respektiert und zu gegebener Zeit von <strong>den</strong> Kulturinsidern erklärt wer<strong>den</strong>.<br />

3.3 Einschätzungen zur Wirksamkeit der Pflegearbeit<br />

Angesichts der zuvor beschriebenen, aktuellen europäischen Entwicklungen, die eine Implementierung<br />

von gemein<strong>den</strong>ahen und präventiven Strategien zur Gesunderhaltung und Gesundheitsverbesserung<br />

im Bereich der Pflege vorsieht, bedeutet ein internationaler Austausch eine große Chance.<br />

Neben dem direkten Erleben, wie <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> <strong>Nursing</strong> in der Ausbildung verankert ist und<br />

wie das pflegerische Feld in der täglichen Praxis besetzt wird, wird nun das Interesse <strong>auf</strong> eine qualitative<br />

Einschätzung zur Wirksamkeit pflegerischer Arbeit (evi<strong>den</strong>cy based) gelenkt. Die Erfahrungen<br />

des Gastgebers sollen sowohl Erfolge in der Gesundheitsverbesserung als auch Problembereiche<br />

dieses Konzeptes <strong>auf</strong>zeigen. Ihre Erfahrungen können schließlich einen wichtigen Beitrag für die<br />

konstruktive Entwicklung im Heimatland darstellen. Nationale und kulturspezifische Probleme können<br />

über einen internationalen Austausch diskutiert und Lösungsanstätze bzw. Empfehlungen aus-<br />

14


gesprochen wer<strong>den</strong>. Von besonderer Wichtigkeit wird die Einschätzung der Pflegen<strong>den</strong> erachtet.<br />

Wie überprüft eine <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> Nurse ihre Arbeit? Woran mißt sie Erfolge? Wie sehen diese<br />

Erfolge aus? Gibt es Probleme in ihrem Berufsalltag? Wie geht sie damit um und wie ist die Akzep-<br />

tanz von Pflege in der Bevölkerung?<br />

Die Situation von Pflege <strong>auf</strong> <strong>den</strong> <strong>Philippinen</strong> ist im Vorfeld nicht als eigenständiges Ziel ausgewie-<br />

sen wor<strong>den</strong>. Dazu ließe sich eine eigenständige Untersuchung anstellen. Da Pflege jedoch immer in<br />

einem gesellschaftlichen Kontext stattfindet, darf davon ausgegangen wer<strong>den</strong>, dass ökonomische,<br />

politische und kulturelle Bedingungen die Erbringung von Pflege im Land beeinflussen. Diese Ein-<br />

flußfaktoren wer<strong>den</strong> berücksichtigt und zur Interpretation der Daten genutzt. Jedoch findet erst im<br />

Projekt eine Entscheidung darüber statt, wie ausführlich diese Einflußfaktoren erhoben wer<strong>den</strong> und<br />

<strong>auf</strong> welche Weise sie ein bedeutsames Licht <strong>auf</strong> <strong>den</strong> Bereich <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> <strong>Nursing</strong> werfen.<br />

4 Darstellung der geplanten Bearbeitungsweise und des Zeitrahmens<br />

4. 1 Bedingungsfelder die <strong>den</strong> Entdeckungsprozeß lenken<br />

4.1.1 Erwartungen der Praxissemesterstelle an das geplante Projekt<br />

Erwartungen an das geplante Projekt wur<strong>den</strong> seitens der Praxissemesterstelle im Vorfeld<br />

nicht formuliert. Die an der Korrespon<strong>den</strong>z beteiligten Personen zeigten durchweg eine allgemeine<br />

Bereitschaft zur Zusammenarbeit und brachten in <strong>den</strong> Briefwechsel Freude darüber zum Ausdruck,<br />

dass ihre Schule für das Praxissemester ausgewählt wurde: „We are pleased, that you have chosen<br />

our school“ (e-mail 15. 9. 00). Die für die Projektbegleitung zuständige Supervisorin 2 betrachtete<br />

ihre Aufgabe als Anerkennung und schrieb: „It will be my honor and great pleasure to be of as-<br />

sistance of you“ (e- mail 9. 10. 00). Die wesentlichen Inhalte der Projektskizze wur<strong>den</strong> dem College<br />

mitgeteilt und sie signalisierten, dass entsprechende Bedingungen für eine Realisierung vorhan<strong>den</strong><br />

seien.<br />

4.1.2 Die Fremdheit der Kultur und des Themas<br />

2 Auf <strong>den</strong> <strong>Philippinen</strong> wird die für die Begleitung in der Praxissemesterstelle zuständige Ansprechpartnerin Supervisorin<br />

genannt<br />

15


Um das Berufsfeld <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> <strong>Nursing</strong> <strong>auf</strong> <strong>den</strong> <strong>Philippinen</strong> zu beschreiben, lenken zwei<br />

wesentliche Bedingungsfelder die Auswahl forschungsmethodischer Instrumente:<br />

a. <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> <strong>Nursing</strong> ist, abgesehen von <strong>den</strong> aktuellen europäischen Entwicklungen ein<br />

relativ unvertrautes Berufsfeld. Ein erkun<strong>den</strong>des d.h. exploratives Vorgehen soll das Vorgehen<br />

im Feld bestimmen. Es sollen möglichst vielfältige Daten gesammelt wer<strong>den</strong>, um eine reale Abbildung<br />

von <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> <strong>Nursing</strong> zu erhalten. Dies erfordert ein methodologischen Vorgehen,<br />

das Offenheit und Flexibilität im Untersuchungsprozeß zuläßt.<br />

b. Das Untersuchungsfeld <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> <strong>Nursing</strong> befindet sich in einem frem<strong>den</strong> Land und<br />

damit in einer frem<strong>den</strong> Kultur. Bis <strong>auf</strong> die üblichen Reisevorbereitungen (Lesen des Reiseführers<br />

und Gespräche mit philippinschen Bekannten) sind die Strukturen der Gesellschaft, die Lebensformen,<br />

Rituale und Bräuche, die Sprache sowie alle mit dem Gesundheitssystem verbun<strong>den</strong>en<br />

Bereiche, hier insbesondere auch die Pflege nicht vertraut. Fremdverstehen bedeutet ein<br />

sorgfältiges und umsichtiges Verhalten in der Kultur. Hier bedarf es einer eigenständigen Vorbereitung,<br />

um die Erfahrungen im Land auch in ihrem Bedeutungsgehalt verstehen zu lernen.<br />

Im Vorfeld des Praxissemesters fand daher eine vertiefte inhaltliche Auseinandersetzung mit der<br />

ethnologischen Forschung statt. Diese brachte wichtige Erkenntnisse für die Vorbereitung des Projektvorhabens<br />

und soll hier kurz vorgestellt wer<strong>den</strong>. Nach Wittneben (1998) zeichnen sich in der<br />

qualitativen Sozialforschung insbesondere die Ethnologie, Ethnographie und Grounded Theory dadurch<br />

aus, dass sie soziale Wirklichkeiten durch ein offenes, induktives Vorgehen im Feld <strong>auf</strong>decken<br />

wollen. Vor allem die Ethnologie betont die neutrale, empirische Sicht <strong>auf</strong> die unterschiedlichen<br />

Lebensweisen. Damit soll zum Ausdruck gebracht wer<strong>den</strong>, dass nicht die Forscherin Expertin<br />

des Frem<strong>den</strong> ist, sondern die Kulturinsider selbst. Für das Praxissemestervorhaben bedeutet dies,<br />

<strong>den</strong> vielfältigen Interaktionen möglichst unvoreingenommen gegenüberzustehen und eine Interpretation<br />

der Beobachtungen und Ereignisse durch die Kulturinsider selbst vornehmen zu lassen. Für ein<br />

regelgeleitetes Vorgehen im Praxisfeld stellte die ethnographische Methode ein zunächst handhabbares<br />

und flexibles Instrumentarium bereit. Für die Vorbereitungen des Praxissemesters und in der<br />

anfänglichen Datenerhebungsphase (während des Projektes) wurde der ethnographischen Forschungsmethode<br />

gefolgt. Nachstehend seien noch einmal die Hauptaspekte der Ethnographie <strong>auf</strong>geführt.<br />

Später wird dargelegt, wie sie bei der Auswahl der Metho<strong>den</strong> integriert wer<strong>den</strong>. Die Hauptaspekte<br />

der Ethnographie sind:<br />

- Die Sammlung von Daten in Form von Beobachtung und Interview<br />

- Dichte Beschreibung und naturalistische Sichtweise<br />

16


- Die Arbeit mit Hauptinformaten „Schlüsselinformanten“<br />

- Die Dimension emisch- etisch<br />

(vgl. Halloway/Wheeler 1998, S. 107).<br />

Zur Datensammlung<br />

Der Aufenthalt über eine längere Zeit im natürlichen Umfeld der kulturellen Gruppe (Feldfor-<br />

schung) trägt dazu bei, dass sich die Mitglieder natürlich verhalten und eine lebensnahe Beschrei-<br />

bung des Frem<strong>den</strong> erfolgen kann. Die Metho<strong>den</strong> der Feldforschung sind überwiegend die teilnehmende<br />

Beobachtung und das offene, unstrukturierte Interview. Fotos, Viedeo<strong>auf</strong>nahmen und sonstige<br />

Dokumente erweitern das Spektrum der Datensammlung.<br />

Die verschie<strong>den</strong>en Phasen der Feldforschung bauen <strong>auf</strong>einander <strong>auf</strong>. In der initialen Beobachtungsphase<br />

versucht die Forscherin sich einen Überblick zu verschaffen. In der zweiten Phase wendet sich<br />

die Forscherin konkreten Punkten zu, die ihr wesentlich erscheinen und befragt die Informantinnen<br />

zu <strong>den</strong> anfänglichen Beobachtungen. In der letzten Phase zeigt sich, dass zu bestimmten untersuchten<br />

Phänomenen ein Grad der Sättigung erreicht ist und der Ablösungsprozeß beginnt (vgl. Germain<br />

in Halloway/ Wheeler, 1998 S. 109).<br />

Die Beobachtungen und das Erleben bil<strong>den</strong> <strong>den</strong> Ausgangspunkt für ausführlichere Interviews. Es ist<br />

daher wenig sinnvoll, im Vorfeld einen Interviewleitfa<strong>den</strong> mit genau abgesteckten Themen zu entwickeln.<br />

Neben diesen Erhebungsmetho<strong>den</strong> dokumentiert die Forscherin ihre Eindrücke in einem<br />

Feldtagebuch. Es wer<strong>den</strong> sowohl flüchtige Eindrücke notiert als auch genaue, detaillierte Beschreibungen<br />

von Ereignissen und Verhaltensweisen angefertigt. Ebenfalls dient es zur Niederschrift von<br />

persönlichen Gedanken und Emotionen, die <strong>den</strong> Prozeß begleiten. Diese zu reflektieren, stellt einen<br />

wichtigen Vorgang im Fremdverstehen dar. Eine Besonderheit kennzeichnet außerdem die ethnographische<br />

Forschungsmethode, indem Datensammlung und Analyse gleichzeitig verl<strong>auf</strong>en. Es ist<br />

beispielsweise so, dass Interviews nicht nacheinander geführt und später ausgewertet wer<strong>den</strong>, sondern<br />

das jeweils geführte Interview direkt gesichtet wird und weitere Befragungen bzw. gezielte<br />

Beobachtungen dazu angeschlossen wer<strong>den</strong>. Dies führt zur Verdichtung relevanter Daten aus <strong>den</strong>en<br />

Phänomene bzw. Kategorien entwickelt wer<strong>den</strong>. Auch können die Befragten so dazu angeregt wer<strong>den</strong>,<br />

die Dateninterpretation selber zu entwickeln (vgl. Schnepp in Wittneben 1998, S. 134).<br />

Dichte Beschreibung und naturalistische Sichtweise<br />

17


Dichte Beschreibung bedeutet ein theoretisches und analytisches Vorgehen, wobei eine genaue Be-<br />

schreibung kultureller und sozialer Beziehung hervorgebracht wird. Es entsteht ein möglichst realis-<br />

tischer Eindruck von Gefühlen, Gedanken und Wahrnehmungen der Teilnehmer (naturalistische<br />

Sicht). Beschrieben wird also, wie Angehörige einer Kultur diese selbst verstehen und interpretieren.<br />

Die Arbeit mit Hauptinformanten, Schlüsselinformanten<br />

Schlüsselinformanten sind Personen, die über Spezialwissen zur Geschichte und zum Aufbau der<br />

betrachteten Gruppe, über interne Interaktionsprozesse sowie über kulturelle Regeln, Rituale und<br />

sprachliche Kenntnisse verfügen. Diese können der Forscherin die Anerkennung in der Gruppe erleichtern<br />

sowie beim Zutritt in weitere Einrichtungen bzw. bei der Beschaffung von Hintergrundmaterial<br />

behilflich sein. Bei der Auswahl der Stichprobe, d.h. der Hauptinformanten, wählt die Forscherin<br />

eine Gruppe von Menschen aus, die von dem zu untersuchen<strong>den</strong> Phänomen direkt betroffen<br />

sind und ihnen das alltägliche Wissen wie selbstverständlich zur Verfügung steht (vgl. LoBiondo<br />

1999, S. 303).<br />

Die Dimension emisch- etisch<br />

Um die Lebenswirklichkeit aus der Perspektive der Mitglieder einer kulturellen Gruppe zu verstehen<br />

ist es erforderlich, als Forscherin in die fremde Kultur einzutauchen und mit ihr verschmelzen. Dafür<br />

hat die ethnographische Forschung der Begriff emische Sicht geprägt. Dabei handelt es sich um<br />

ein inneres Verstehen nach <strong>den</strong> Kategorien der Handeln<strong>den</strong>. Die emische Sicht verhindert, dass die<br />

Forscherin ihre eigenen Werte und Überzeugungen vor bzw. über diejenigen der Kulturinsider stellt.<br />

Die etische Sicht ist die äussere Betrachtung nach <strong>den</strong> Kategorien der wissenschaftlichen Beobachterin.<br />

Im Forschungsprozeß wird sie insofern eingenommen, dass die Forscherin das Gesehene, Beobachtete<br />

und Gehörte in ein strukturelles Gerüst ordnet. Somit wer<strong>den</strong> beide Perspektiven im Forschungsprozeß<br />

eingenommen und sollen in einem ausgewogenen Verhältnis stehen (vgl. Halloway/Wheeler<br />

1998, S. 106).<br />

4.2 Die Auswahl des wissenschaftlichen Instrumentariums zur Erfüllung der Praxissemesterziele<br />

Ziel 1: Die Erfassung des Ausbildungsprogramms einer <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> Nurse<br />

- Dokumentenanalyse: Zur Beschreibung des Studienschwerpunktes <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> <strong>Nursing</strong><br />

wird um Einsichtnahme in das dem Studium zugrundeliegende Curriculum gebeten. Die Recher-<br />

18


che bezieht sich <strong>auf</strong> die dem Bereich <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> <strong>Nursing</strong> zugrundeliegen<strong>den</strong> Studienzie-<br />

le und Inhalte. Gleichzeitig wird das Interesse <strong>auf</strong> die Lehrgangsorganisation gerichtet, die Auf-<br />

schluß darüber gibt, wie eine Verbindung von theoretischen Elementen mit praktischen Erfah-<br />

rungen hergestellt wird.<br />

- Teilnehmende Beobachtung: Es wer<strong>den</strong> Hospitationen im Unterricht mit dem Beobachtungs-<br />

schwerpunkt <strong>auf</strong> die didaktische Umsetzung der zugrundeliegen<strong>den</strong> curricularen Anteile geplant<br />

(max. drei Beobachtungen)<br />

- Experteninterview: Experteninterviews mit <strong>den</strong> für die Lehre zuständigen Personen sollen Hin-<br />

tergründe und Erfahrungen mit dem Studienprogramm erläutern und die Ergebnisse der Doku-<br />

mentenanalyse kontextuell erklären. Da diese Personen über Spezialkenntnisse zum Thema ver-<br />

fügen, wer<strong>den</strong> die im zweiten Ziel verankerten Fragen zum Aufgabenspektrum und zu <strong>den</strong><br />

Kompetenzprofilen im Interview zugrundegelegt. Die Anzahl der Experteninterviews richtet<br />

sich nach <strong>den</strong> Beobachtungen und Erfahrungen vor Ort. Angestrebt wird ein ausreichender Sättigungsgrad<br />

in der Datensammlung, um die soziale Wirklichkeit nachvollziehbar darzustellen.<br />

Schlüsselinformantin: Es wird davon ausgegangen, dass es in der Begegnung mit der frem<strong>den</strong><br />

Kultur zu vielen neuen Eindrücken, Verständnisproblemen und Verunsicherungen kommen<br />

kann. Zu diesem Zeitpunkt wird angenommen, dass Lehrende des College, vor allem die Supervisorin<br />

in dieser Hinsicht die Funktion einer Schlüsselinformantin einnehmen kann. Sie kennt interne<br />

Interaktionsprozesse und organisatorische Strukturen und kann Kontakte zu weiteren Personen<br />

und Einrichtungen unterstützen. Als Kulturinsiderin kann sie kulturelle Regeln und Rituale<br />

interpretieren und ein wichtiges Bindeglied für die Anerkennung der Gaststu<strong>den</strong>tin in der kulturellen<br />

Gruppe (Stu<strong>den</strong>tinnen, Pflegende, Gemeindemitglieder) sein.<br />

Ziel 2: Darstellung des Aufgabenspektrums und der Kompetenzprofile des Berufsfeldes <strong>Community</strong><br />

<strong>Health</strong> <strong>Nursing</strong><br />

- Feldforschung: Um einen Zugang zum Berufsfeld der <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> Nurse <strong>auf</strong> <strong>den</strong> <strong>Philippinen</strong><br />

zu erhalten, wird der Feldforschungsansatz gewählt. Die geplante vierwöchige Teilnahme<br />

am intensiven Praktikum (praktische Anleitung) der Stu<strong>den</strong>tinnen in <strong>den</strong> Dörfern der Region<br />

sollen diesem Anspruch Rechnung tragen. Erwartet wird <strong>auf</strong> diese Weise ein idealtypisches<br />

Bild vom Aufgabenbereich einer <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> Nurse zu erhalten und ihre Kompetenzen<br />

erfassen zu können.<br />

19


- Teilnehmende Beobachtung: zunächst wird eine unstrukturierte und offene Beobachtung ge-<br />

plant, ein erstes Einlassen <strong>auf</strong> die wahrscheinlich vielen neuen Eindrücke in der frem<strong>den</strong> Wirk-<br />

lichkeit. Die ethnographische Forschungsmethode bietet für diese Phase ein Instrument zur Pro-<br />

tokollierung der Beobachtungen an. Spradly (1997) entwickelte einen Beobachtungsleitfa<strong>den</strong><br />

zur Systematisierung der Aufzeichnungen. Dieser wird zunächst für die Feld<strong>auf</strong>zeichnungen<br />

zugrundegelegt. Gleichzeitig wer<strong>den</strong> <strong>auf</strong>tretende Gefühle und weiterführende Gedanken in ei-<br />

nem Feldtagebuch festgehalten, die zu einer ständigen Selbstreflexion des Erlebens in der frem-<br />

<strong>den</strong> Kultur dienen.<br />

Lassen sich nach einigen Beobachtungstagen bestimmte Muster i<strong>den</strong>tifizierten, wer<strong>den</strong> dazu<br />

strukturierte, vorläufige Beobachtungskategorien entwickelt und die Folgebeobachtungen dahin-<br />

gehend ausgerichtet. Reicht diese Methode nicht aus, um das i<strong>den</strong>tifizierte Phänomen ausrei-<br />

chend zu erklären, wer<strong>den</strong> weiterführende Metho<strong>den</strong>, z.B. Interviews angeschlossen. Mit diesem<br />

Verfahren wird die Erhebungsphase en<strong>den</strong>, sofern ein Sättigungszustand eingetreten ist, d.h. die<br />

Muster und Beobachtungen wiederholen sich nach einer gewissen Zeit und sind daher ausreichend<br />

erklärbar.<br />

Es wird von <strong>den</strong> erhobenen Daten und <strong>den</strong> Erfahrungen im Projekt der Stu<strong>den</strong>tinnen abhängig<br />

gemacht, ob zusätzlich <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> Nurses an ihren täglichen Arbeitsplätzen besucht<br />

wer<strong>den</strong>. Ziel soll sein, ein reales Bild ihrer täglichen Arbeit zu erhalten. Das Beobachtungsfeld<br />

kann innerhalb der Familie oder in Institutionen sein.<br />

- halbstrukturierte Interviews: Teilnehmende Beobachtungen wer<strong>den</strong> unterstützt durch Befragungen<br />

der im Feld tätigen Personen. Die Informantinnen können ihre Interpretation von Ereignissen,<br />

Regeln und Rollen im Interview mitteilen. Die Konstruktion des Leitfa<strong>den</strong>s für halbstrukturierte<br />

Interviews erfolgt der ethnographischen Forschungsmethode folgend, erst während<br />

oder nach <strong>den</strong> Feldbeobachtungen. Um jedoch die Fragestellung des Projektes nicht aus dem<br />

Auge zu verlieren, sollten die Themenbereiche einen Bezug zum Aufgabenspektrum und <strong>den</strong><br />

dazu erforderlichen Kompetenzen enthalten.<br />

Ziel 3: Einschätzungen zur Wirksamkeit der Pflegearbeit<br />

Um eine qualitative Aussage zur Effizienz pflegerischer Arbeit zu erhalten, wer<strong>den</strong> dazu die Pflegen<strong>den</strong><br />

persönlich befragt:<br />

- halbstrukturierte Interviews: Aufgedeckt wer<strong>den</strong> soll, welche Merkmale und Zeichen Erfolge<br />

ihrer Arbeit kennzeichnen, wie sie ihre Arbeit evaluieren, wie sie Erfolge messen und welche<br />

20


Metho<strong>den</strong> sie dazu nutzen. Eng an die Frage nach Erfolgen ist die Frage nach Problemen und<br />

Verbesserungsvorschlägen geknüpft. Hinführende Fragen wer<strong>den</strong>, wie bereits im Pkt. 3.3 ange-<br />

deutet, an entsprechender Stelle im halbstrukturierten Interview geplant.<br />

- Dokumentenanalyse: Zur Stützung dieser Aussagen können auch quantitative Daten, z.B. statis-<br />

tisches Material <strong>auf</strong>schlußreich sein. Das Vorhan<strong>den</strong>sein solcher Daten wird im Land selbst erfragt<br />

und eingesehen. (z.B. Gesundheitsministerium).<br />

Liegen im Bereich der philippinischen Pflegeforschung bereits Ergebnisse zur Gesundheitsförderung<br />

durch <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> <strong>Nursing</strong> vor, wer<strong>den</strong> diese in der Phase der Datenerhebung<br />

herausgearbeitet und fließen in die Datenauswertung ein.<br />

Zeitrahmen<br />

Geplant ist ein etwa dreimonatiger Aufenthalt <strong>auf</strong> <strong>den</strong> <strong>Philippinen</strong>. Je nach Möglichkeiten der Universität<br />

und weiteren Einrichtungen des Gesundheitswesens ist der Zeitrahmen grob <strong>auf</strong> drei Untersuchungsschwerpunkte<br />

und Untersuchungseinheiten von etwa je einem Monat eingeteilt: Der erste<br />

Monat wird für vorbereitende Arbeiten und Vertrautwer<strong>den</strong> mit dem Frem<strong>den</strong> veranschlagt. Ankommen<br />

<strong>auf</strong> <strong>den</strong> <strong>Philippinen</strong> bedeutet, Kennenlernen der örtlichen Bedingungen, Wohnraumsuche,<br />

Vertrautwer<strong>den</strong> mit Land und Leute, Kultur und Sprache. Weiterhin findet in dieser Zeit die Kontakt<strong>auf</strong>nahme<br />

mit der West Visaya State Universität und dem College of <strong>Nursing</strong> statt. Mit <strong>den</strong> zuständigen<br />

Ansprechpartnern wird der geplante Projektverl<strong>auf</strong> unter Berücksichtigung der tatsächlichen<br />

Möglichkeiten besprochen und ebenfalls erste Planungen für die Feldforschungsphase vorgenommen.<br />

In der verbleiben<strong>den</strong> Zeit soll eine erste Literaturrecherche (Sichtung des Curriculums,<br />

wissenschaftliche Untersuchung) zum Thema stattfin<strong>den</strong>.<br />

Der zweite Schritt besteht in der Teilnahme des vierwöchigen intensiven Praktikums der Stu<strong>den</strong>tinnen.<br />

In dieser Zeit können zu <strong>den</strong> teilnehmen<strong>den</strong> Beobachtungen vertiefende Interviews mit entsprechen<strong>den</strong><br />

Informantinnen geführt wer<strong>den</strong>.Die verbleiben<strong>den</strong> vier Wochen sind für weitere Interviews<br />

und teilnehmende Beobachtungen vorbehalten, die je nach Situation und Bedarf mit <strong>Community</strong><br />

<strong>Health</strong> Nurses an ihren täglichen Arbeitsplätzen oder sonstigen Experten in Einreichungen des Gesundheitswesens<br />

geführt wer<strong>den</strong>. Angestrebt wird ein erweitertes Spektrum unterschiedlicher Daten,<br />

die das Bild von <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> <strong>Nursing</strong> <strong>auf</strong> <strong>den</strong> <strong>Philippinen</strong> abbil<strong>den</strong>. Schließlich soll eine Evaluation<br />

des Projektverl<strong>auf</strong>s mit der Praxissemesterstelle stattfin<strong>den</strong> und danach die Heimreise<br />

vorbereitet wer<strong>den</strong>.<br />

21


5 Realisierung des Praxissemesters<br />

5.1 Mit Blick <strong>auf</strong> die am Projekt beteiligten Interaktionspartner<br />

Die im Vorfeld stattfin<strong>den</strong>de Kontakt<strong>auf</strong>nahme und weiterführende Korrespon<strong>den</strong>z zwischen<br />

dem College of <strong>Nursing</strong> und der Evangelischen Fachhochschule/ Bochum (stellvertretend durch die<br />

Mentorin und Praxissemesteranwärterin) fan<strong>den</strong> über Internet statt. Diese moderne Kommunikati-<br />

onsform war <strong>auf</strong>grund der großen Entfernung und der knapp wer<strong>den</strong><strong>den</strong> Vorbereitungszeit einerseits<br />

sehr praktisch, führte andererseits zu zahlreichen Schwierigkeiten, die sich später bei der Ankunft<br />

<strong>auf</strong> <strong>den</strong> <strong>Philippinen</strong> einstellen sollten. Über <strong>den</strong> elektronischen Briefverkehr wur<strong>den</strong> Absichten, spezifizierte<br />

Ziele und Inhalte des Praxissemesters geklärt. Insgesamt zeigt sich das College of Nusing<br />

über das entgegengebrachte Interesse erfreut und ließ wissen, dass das Zustandekommen des Praxissemesters<br />

von der Zustimmung des Philippine Commission of Higher Education (CHED) abhängig<br />

sei. Aus einem folgen<strong>den</strong> Schreiben des Colleges ging hervor, dass der CHED die Genehmigung<br />

zum Aufenthalt einer ausländischer Stu<strong>den</strong>tinnen erteilt habe und sich die Mitarbeiter gern zur<br />

Durchführung des Praxissemesters bereiterklärten. In weiteren Briefen wurde von der Praxissemesteranwärterin<br />

das Projeketthema und die grob abgesteckten Ziele unter Berücksichtigung des<br />

geplanten methodischen Vorgehens mitgeteilt. In ihrer Antwort unterbreitete das College konkrete<br />

Vorschläge, die zur Realisierung des Praxissemester<strong>auf</strong>trages beitragen könnten. Diesen Vorschlägen<br />

wurde zugestimmt und der voraussichtliche Ankunftstermin <strong>auf</strong> Anfang Dezember 2000 datiert.<br />

Nach rechtzeitiger telefonischer Vorankündigung kam es zum ersten Kontakt mit der Dekanin des<br />

College am 6. Dezember 2000. Dieses Treffen verlief eher enttäuschend. Der Dekanin war die Absicht<br />

des Kommens der Praxissemesteranwärterin nicht klar. Sie konnte sich nur schwach an die<br />

geführte Kommunikation erinnern. Die mitgeführten e-mail Ausdrucke nahm sie zur Kenntnis und<br />

registrierte, dass ihre Kollegin thematisch für das geplante Praxissemesterprojekt zuständig sein<br />

müsse. Auch wurde der dem Praxissemester zugrundeliegende Vertrag der Bochumer Fachhochschule<br />

zurückgewiesen, da er in deutscher Sprache verfasst war. Sie ließ sich <strong>auf</strong> keine direkten Übersetzungsversuche<br />

ein, ein Verhalten, das im nachhinein nachvollziehbar ist. Bereits nach kurzer<br />

Zeit wurde ein neuer Termin vereinbart, da sie sich mit Vertretern der Universität beraten müsse.<br />

Zwischenzeitlich sollte die Praxissemesteranwärterin <strong>den</strong> Praxissemestervertrages in englische<br />

Sprache übersetzten. Beim nächsten Treffen wurde die Übersetzung zur Kenntnis genommen und in<br />

Aussicht gestellt, dass der Fall in einem Meeting geklärt wer<strong>den</strong> müsse. Ein Besuch bei der Päsi<strong>den</strong>-<br />

22


tin der Universität ergab, dass die deutsche Fachhochschule weitere Erklärungen schicken müsse.<br />

Beim nächsten Treffen wurde erstmalig über Geldleistungen für die Supervisionen während des<br />

Praxissemesters verhandelt. Die erstgenannte Verhandlungsgrundlage war eine Gebühr von 120 US<br />

$ wöchentlich, so wie es amerikanische Stu<strong>den</strong>tinnen vor geraumer Zeit gezahlt hätten. Eine weitere<br />

Hürde stelle die Unterbringung der Gaststu<strong>den</strong>tin in der Gemeinde dar. Üblicherweise wohnten dort<br />

die Stu<strong>den</strong>tinnen während ihres Praktikums, mit Ausnahme der Wochenen<strong>den</strong> für vier Wochen.<br />

Schließlich wurde noch die Vorlage einer Erlaubnis der deutschen Botschaft in Manila erwartet.<br />

Schwierigkeiten über Schwierigkeiten stellten sich ein. Mittlerweile wurde die Fachhochschule in<br />

Bochum eingeschaltet und um Unterstützung gebeten. Alle schriftlichen Erklärungen sollten sofort<br />

gefaxt und zusätzlich <strong>auf</strong> dem Postweg geschickt wer<strong>den</strong>. Nach wie vor stan<strong>den</strong> die Verhandlungen<br />

über die Supervisionsgebühren im Raum. Da nie in der vorab geführten Korrespon<strong>den</strong>z Geldleistungen<br />

erwähnt wor<strong>den</strong> waren und die Zahlungen das mitgeführte Reisebudget überschritten, wur<strong>den</strong><br />

die Zahlungen von der Praxissemesteranwärterin abgelehnt. Jedes Treffen brachte eine neue Forderung<br />

und damit verbun<strong>den</strong> Mühe und Kosten. Inzwischen stand das Zustandekommen des Praxissemesters<br />

<strong>auf</strong> dem Spiel. Tage und erste Wochen gingen ins Land, ohne dass die schriftlichen Erklärungen<br />

der deutschen Botschaft und der Evangelischen Fachhochschule eintrafen. Zwischenzeitlich<br />

wurde empfohlene Literatur zum Thema käuflich erworben, da der Zutritt zur Bibliothek ohne offizielle<br />

Erlaubnis verwehrt war. In dieser unklaren und emotional belasten<strong>den</strong> Phase waren der Beistand<br />

durch die mitreisende Familie und die telefonische Unterstützung durch die Mentorin der Bochumer<br />

Fachhochschule von unschätzbarem Wert. Die Strategie des geduldigen Zuwartens und das<br />

Vertrauen <strong>auf</strong> eine konstruktive Zusammenarbeit zahlten sich schließlich aus. Ende Dezember 2000<br />

fand das erste, zufällige Treffen mit der für die inhaltliche Betreuung des Praxissemesters zuständige<br />

Lehrende (Supervisorin) statt. Sie befürwortete <strong>den</strong> baldigen Beginn der Feldarbeit und hielt alle<br />

themenrelevanten Unterlagen zur Studienorganisation bereit. Es fan<strong>den</strong> erste intensive Gespräche<br />

zur Situation von Pflege in Deutschland und <strong>auf</strong> <strong>den</strong> <strong>Philippinen</strong> statt. Weiterhin konnten konkrete<br />

Absprachen darüber getroffen wer<strong>den</strong>, wie die Ziele der Projektzkizze zu realisieren seien. In mehreren<br />

Treffen wur<strong>den</strong> pflegewissenschaftliche Hintergründe zum Thema <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> <strong>Nursing</strong><br />

erörtert und schließlich die Teilnahme am Projekt der Stu<strong>den</strong>tinnen während ihres praktischen Einsatzes<br />

in der <strong>Community</strong> geklärt.<br />

Anfang Januar startete die Feldforschungsphase in einer unbeschreiblichen Dichte und Intensität.<br />

Zwischenzeitlich trafen alle gewünschten Dokumente ein und einer offiziellen Erlaubnis stand<br />

nichts mehr im Wege. Die Dekanin übernahm die Verantwortung für administrative Bedingungen,<br />

23


die mit der Anwesenheit einer ausländischen Stu<strong>den</strong>tin an einer staatlichen Einrichtung verbun<strong>den</strong><br />

waren. Mittlerweile legten sich persönliche Be<strong>den</strong>ken, das Projekt erfolgreich durchführen zu kön-<br />

nen. Auch zerstreuten sich die entwickelten Vorurteile, dass bestimmte Menschen die Situation be-<br />

wußt erschwerten, um <strong>auf</strong> Geldzahlung zu spekulieren. Dennoch legte sich diese Sorge erst am letzten<br />

Tag des Praxissemesters, da bis dahin eventuell zu zahlende Gebühren nie wieder erwähnt wur<strong>den</strong>.<br />

Die folgen<strong>den</strong> Wochen waren von bewegen<strong>den</strong> Eindrücken geprägt. Die Aufnahme durch die für<br />

die Projektarbeit der Stu<strong>den</strong>tinnen zuständigen Praxisanleiterinnen war offen, freundlich und interessiert.<br />

Sie stellten in <strong>den</strong> kommen<strong>den</strong> Wochen ein wichtiges Bindeglied für die Kontakt<strong>auf</strong>nahme<br />

mit der Stu<strong>den</strong>tinnengruppe, <strong>den</strong> Dorfbewohnern und <strong>den</strong> Mitarbeitern des Colleges dar. Die bei<strong>den</strong><br />

Anleiterinnen waren über die Fragestellung des Praxissemesterprojektes in Kenntnis gesetzt wor<strong>den</strong><br />

und übernahmen die Betreuung der Gaststu<strong>den</strong>tin sowohl während des Aufenthaltes in <strong>den</strong> Gemein<strong>den</strong>,<br />

am College als auch in weiteren Einrichtungen des philippinschen Gesundheitswesens. Zusätzlich<br />

erfüllten sie ihren pädagogischen Auftrag im Rahmen des Projektes der Stu<strong>den</strong>tinnen. Die Praxisanleiterinnen<br />

(perceptoren, clinical instructor) stellten die Hauptansprechpartner während der<br />

gemeinsamen Zeit des Praxissemesters dar. Neben der Erfüllung zuvor genannter Aufgaben gab es<br />

reichlich Gelegenheit zum gegenseitigen Erfahrungsaustausch. Die philippinschen Stu<strong>den</strong>tinnen und<br />

Praxisanleiterinnen waren sowohl an deutschen Ausbildungs- und Studienmöglichkeiten der Pflege<br />

interessiert als auch an europäischen Arbeits- und Lebensbedingungen In vielen Gesprächen wurde<br />

die Gaststu<strong>den</strong>tin dazu <strong>auf</strong>gefordert, von ihren Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit philippinschen<br />

Pflegen<strong>den</strong> in Deutschland zu berichten. Sie waren erstaunt, dass es in Deutschland <strong>den</strong> Bereich<br />

<strong>Community</strong> <strong>Health</strong> <strong>Nursing</strong> nicht gibt. Damit verbun<strong>den</strong> war die Beschreibung deutscher Versorgungs-<br />

und Betreuungssysteme wie die der ambulanten und stationären Pflege. Da es in der philippinschen<br />

Kultur unverständlich ist, die Betreuung pflegebedürftiger Familienangehöriger professionellen<br />

Helfern zu übertragen, waren mit der Beschreibung deutscher Gesellschaftsstrukturen und<br />

Werte viele Gespräche ausgefüllt. Auch erkundigten sie sich nach dem in Europa <strong>auf</strong>keimen<strong>den</strong><br />

Frem<strong>den</strong>haß und die Sicherheit für ausländische Bürger. Trotz der kulturellen Unterschiede schaffte<br />

die Zugehörigkeit zur Berufsgruppe der Pflegen<strong>den</strong>, das Bekenntnis zum katholischen Glauben und<br />

der von bei<strong>den</strong> Nationen erlebte Gaststatus Verbun<strong>den</strong>heit und Verständnis füreinander. Lehrende<br />

des Colleges und Studierende führten die Gaststu<strong>den</strong>tin in die philippinsche Lebensart ein und ließen<br />

an <strong>den</strong> täglichen kleinen und großen Sorgen des Alltags teilhaben. Wie im Ergebnisteil dieser<br />

Arbeit ausgewiesen, verhalfen sie der Gaststu<strong>den</strong>tin zu einem echten und tiefen Einblick in Bereiche<br />

24


des Studiums, der pflegerischen Gemeindearbeit (<strong>Community</strong> <strong>Health</strong> <strong>Nursing</strong>) und deren pädagogi-<br />

sche Absichten. Besonders beeindruckend waren die Erfahrungen mit <strong>den</strong> Bewohnern der Barangay<br />

(Dorfgemeinschaft), ob bei <strong>den</strong> Hausbesuchen, <strong>auf</strong> Wegen und Feldern der Region oder bei <strong>den</strong><br />

regelmäßig stattfin<strong>den</strong><strong>den</strong> <strong>Health</strong> Classes. Nie zuvor hatte eine derart nahe Begegnung zu Menschen<br />

in <strong>den</strong> dörflichen Gemeinschaften stattgefun<strong>den</strong>. Die Menschen lu<strong>den</strong> in ihre Häuser ein, stellten<br />

ihre Familienmitglieder vor und zeigten ein allgemein freundliches Interesse sowohl an <strong>den</strong> Stu<strong>den</strong>-<br />

tinnen als auch an die noch fremde Besucherin aus Deutschland. Sie wollten wissen, warum die<br />

Gaststu<strong>den</strong>tin <strong>auf</strong> <strong>den</strong> <strong>Philippinen</strong> ist, ob sie mit einem philippinischen Mann verheiratet ist, ob sie<br />

Kinder hat, wie alt sie ist. Die Stu<strong>den</strong>tinnen übersetzten alle Gespräche und erklärten die Umstände.<br />

Die Stu<strong>den</strong>tinnen erhoben <strong>den</strong> Gesundheitsstatus der Bewohner, überprüften die Wasserversorgung,<br />

sanitären Anlagen und boten pflegerische Dienste an. Diese bestan<strong>den</strong> in der Untersuchung von<br />

Schwangeren, Beratung von Müttern im Umgang mit kranken Kindern, die Kontrolle der Vitalzeichen,<br />

Hinweise zur Familienplanung und schließlich die Erteilung von health classes. Zu diesen<br />

Unterrichten versammelten sich die Dorfbewohner in <strong>den</strong> nächsten Wochen an einem eigens dafür<br />

hergerichteten Ort. Die Haushalte innerhalb der Barangay lagen weit verstreut, so dass oftmals lange,<br />

z.T. beschwerliche Strecken durch Reis- und Zuckerrohrfelder und über matschige Berghänge<br />

zurückgelegt wer<strong>den</strong> mussten. Trotz der mehr als einstündigen täglichen Anreise mit öffentlichen<br />

Verkehrsmitten war die Stimmung in der Gruppe überwiegend fröhlich und und von gegenseitiger<br />

Wertschätzung geprägt.<br />

Die Gaststu<strong>den</strong>tin wurde von <strong>den</strong> Praxisanleiterinnen auch darin unterstützt, Kontakte zu Mitarbeitern<br />

in öffentlichen Gesundheitseinrichtungen zu knüpfen und die persönliche Begleitung dorthin<br />

vorzunehmen. Sie wur<strong>den</strong> von der Gaststu<strong>den</strong>tin über Zwischenergebnisse informiert und beteiligten<br />

sich an weiteren Überlegungen und Planungen, die zur Erfüllung des Praxissemesterprojektes<br />

erforderlich waren.<br />

Neben der Wahrnehmung des eigentlichen Praxissemester<strong>auf</strong>trages wurde die stetige Interaktion mit<br />

Menschen und Umgebungsfaktoren besonders eindrucksvoll erlebt. Es waren viele kleine Zeichen,<br />

die die Begegnungen zu einer einzigartigen und bewegen<strong>den</strong> Erfahrung machten. Jedes freundliche<br />

„Good morning Ma`am“, die kleinen persönlichen Aufmerksamkeiten wie die Bereitstellung frischer<br />

Kokosmilch, das Zeigen und Überreichen der Babys, der Dank „Thank you Ma`am, that you<br />

are visiting us“ waren Zeichen von echter Gastfreundschaft und Aufnahme in die Gemeinschaft.<br />

Zuweilen gab es aber auch Momente und Situationen, die von Fremdheit, Ausgeschlossensein und<br />

Unwohlsein bestimmt waren. Diese Erfahrungen sind bei einem bewußt gewählten Aufenthalt in<br />

25


einer frem<strong>den</strong> Kultur unvermeidlich und indirekt auch gewünscht. Denn gerade die Andersartigkeit<br />

belebt die Erfahrung und regt an, über eigene Werte und Deutungsmuster nachzu<strong>den</strong>ken. Nachste-<br />

hend sind einige Erfahrungen <strong>auf</strong>geführt, die gelegentlich als belastend und verunsichernd erlebt<br />

wur<strong>den</strong>. Anfängliche Sprachprobleme verhinderten in <strong>den</strong> ersten Tagen und Wochen eine störungs-<br />

freie Kommunikation. Es bedurfte einige Zeit, sich an die englische Sprache, die mit einem starken<br />

Akzent gesprochen wurde, zu gewöhnen. Bisweilen wurde auch Talalog, die philippinsche Nationalsprache<br />

oder ein regionsspezifischer Dialekt gesprochen und ließ daher nur ein nonverbales Verstehen<br />

zu. Zudem galt es, viele Fachtermini sowie originär philippinsche Begriffe und Strukturen in<br />

ihrem Bedeutungskontext zu verstehen und die eigenen, zunächst beschränkten englischen Kommunikationsmöglichkeiten<br />

dar<strong>auf</strong> abzustimmen. Eine weitere Besonderheit erschwerte das Fremdverstehen.<br />

Dabei handelte es sich um die vielen erlebten Aktivitäten, die oftmals ohne Vorankündigung<br />

und Darlegung der entsprechen<strong>den</strong> Absichten im Feld stattfan<strong>den</strong>. Es war beispielsweise so, dass<br />

mehrmals nach <strong>den</strong> Zielen der home- visits und dem Verwendungszweck der erhobenen Daten gefragt<br />

wurde. Die Antworten fielen häufig knapp aus, beispielsweise „für statische Zwecke“. Da diese<br />

Information für ein Verstehen nicht ausreichend waren, wurde weiter nachgefragt und beobachtet.<br />

Es dauerte eine beträchtliche Zeit, um ein vorerst zufrie<strong>den</strong>stellendes Ergebnis zu erlangen. Möglicherweise<br />

war <strong>den</strong> Gastgebern die Situation so vertraut, dass sie nicht verstan<strong>den</strong>, warum ihr Gast<br />

die Zusammenhänge ohne Erklärungen und Hinweise nicht einordnen konnte. Vielleicht stimmten<br />

diese Eindrücke auch mit der philippinsche Mentalität überein, eher die Aufmerksamkeit <strong>auf</strong> gegenwärtige<br />

Situationen zu richten, als sich mit zukünftigen Ereignisse auseinanderzusetzen. Im Kapitel<br />

Lebensart wird dar<strong>auf</strong> näher eingegangen. Häufig wur<strong>den</strong> Interaktionen auch von <strong>den</strong> Anleiterinnen<br />

durch die Benutzung der Mobiltelefone unterbrochen. Auf <strong>den</strong> <strong>Philippinen</strong> ist die Verschickung<br />

von SMS (Short Message Service) sehr in Mode gekommen. „Hier wer<strong>den</strong> in einer Stunde<br />

mehr SMS versandt als in ganz Europa an einem Tag“ (vgl. Meurer, 07. 07. 2001 in Westfälische<br />

Rundschau ). An diesem Punkt wurde der kulturelle Unterschied sehr deutlich. Während es Westeuropäer<br />

als unhöflich erachteten, Kommunikationen derart zu unterbrechen, ist dies für philippinsche<br />

Gesprächspartner nichts ungewöhnliches. Ähnlich anstrengend wur<strong>den</strong> Gespräche in einem lauten,<br />

von vielen Nebengeräuschen geprägten Umfeld erlebt, sowie die Eigenart zahlreicher Gesprächspartner<br />

das Gegenüber nicht ausre<strong>den</strong> zu lassen. Viele Gespräche nahmen einen anderen Verl<strong>auf</strong> als<br />

ursprünglich beabsichtigt war. Bevor die Ablösungsphase von <strong>den</strong> Stu<strong>den</strong>tinnen, Dorfbewohnern<br />

Supervisoren und Anleiterinnen eintrat, war eine starke emotionale Beteiligung eingetreten. Diese<br />

wurde besonders durch <strong>den</strong> bewegen<strong>den</strong> Besuch im Lepradorf ausgelöst. Die Armut der Menschen,<br />

26


die schweren individuellen Schicksale und die geringen Aussichten <strong>auf</strong> einen besseren Lebensstan-<br />

dard trugen viele Menschen mit Würde, vielfach sogar mit einem freundlichen Lächeln. Es wurde<br />

immer schwieriger, die traurigen und mitfühlen<strong>den</strong> Gefühle zu kontrollieren. Gleichzeitig fand eine<br />

starke I<strong>den</strong>tifizierung mit der Gruppe der Stu<strong>den</strong>tinnen statt. Rückblickend betrachtet erklärt sich<br />

dieses Zugehörigkeitsgefühl am ehesten aus der Perspektive der Abhängigkeit. So wie die Stu<strong>den</strong>-<br />

tinnen vom Urteil der Anleiterinnen abhängig waren, fühlte sich die Beobachterin angewiesen <strong>auf</strong><br />

deren Informationen und Akzeptanz, da sie im Feld wichtige Schlüsselinformatinnen darstellten. In<br />

der qualitativen Sozialforschung wird für diese Verschiebung von Distanz und I<strong>den</strong>tifikation das<br />

Phänomen „going native“ geprägt. Diese veränderte Wahrnehmung kann zur Beeinträchtigung von<br />

objektiver Datenerhebung und Interpretation führen. Zu diesem Zeitpunkt war auch die Grenze kör-<br />

perlicher Belastungsfähigkeit erreicht. Das tägliche Reisen in die Dörfer, der enge Kontakt mit der<br />

Gruppe und die stetige Aufmerksamkeit waren sehr erschöpfend. Die reichhaltigen Erfahrungen und<br />

vielfältigen Daten verwirrten nahezu. Es wurde immer wichtiger, das Feld zumindest für eine ge-<br />

wisse Zeit zu verlassen, körperlich auszuspannen und die vielen Eindrücke ruhen zu lassen. Da je-<br />

doch die Stu<strong>den</strong>tinnen ihr Projekt in einigen Tagen been<strong>den</strong> wür<strong>den</strong>, wurde die Teilnahme nicht<br />

unterbrochen. Vielmehr wurde die Konzentration <strong>auf</strong> noch wesentliche ungeklärte Fragen gelenkt<br />

und die Beendigung der gesamten Erhebungsphase im Feld erwogen. Ein gemeinsames Fest bildete<br />

<strong>den</strong> Abschluß des stu<strong>den</strong>tischen Projektes. In <strong>den</strong> nächsten Wochen wur<strong>den</strong> noch zwei weitere Ge-<br />

sundheitseinrichtungen besucht und Interviews geführt. Abschließend wur<strong>den</strong> der Supervisorin die<br />

Ergebnisse Datensammlung vorgelegt, vorläufige Kategorien vorgestellt und weiterführende Informationen<br />

ausgetauscht. Sie stimmte der geplanten Beendigung des Projektes zu. Damit endete nach<br />

ungefähr drei Monaten eine intensive und bewegende Zeit am College of <strong>Nursing</strong> der West Visayas<br />

State University <strong>auf</strong> <strong>den</strong> <strong>Philippinen</strong>.<br />

5.2 Mit Blick <strong>auf</strong> die Anwendung des wissenschaftlichen Instrumentariums<br />

Während des Projektes, vor allem während der Feldarbeit wur<strong>den</strong> zunächst, wie geplant Instrumente<br />

der ethnographischen Forschungsmethode eingesetzt. Bereits nach kurzer Zeit lag eine<br />

reichhaltige Datenmenge vor. Einerseits eröffneten sich ständig neue spannende Beobachtungsfelder,<br />

die <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> <strong>Nursing</strong> <strong>auf</strong> <strong>den</strong> <strong>Philippinen</strong> betrafen. Andererseits stellte sich ein persönliches<br />

Unbehagen ein, die zahlreichen Facetten im geplanten Zeitrahmen nicht ausführlich eruieren<br />

zu können. Relativ bald wurde klar, dass ein Zustand der Sättigung nur in wenigen Bereichen<br />

erreicht wer<strong>den</strong> konnte. Es gab zu viele Einflußfaktoren, die das Thema in der frem<strong>den</strong> Kultur be-<br />

27


stimmten und die Anforderungen an ein Praxissemester bei weitem übersteigen wür<strong>den</strong>. Somit wur-<br />

<strong>den</strong> Beobachtungsschwerpunkte verfolgt, die sowohl von der Projektplanung vorgesehen waren, als<br />

auch diejenigen, die im Feld besonders <strong>auf</strong>fällig und bemerkenswert erschienen. Halbstrukturierte<br />

Interviews wur<strong>den</strong> <strong>auf</strong> <strong>den</strong> Ductus der in der Projektskizze formulierten Fragestellung hin entwi-<br />

ckelt. Außerdem wur<strong>den</strong> Fragen zu jenen Bereichen gestellt, die die Informantin als Expertin erläu-<br />

tern konnte. Gleichzeitig wurde um Erklärungen und Bedeutungen von eindrucksvollen Ereignissen<br />

gebeten. Die Zeitpunkte der Interviews wurde so gelegt, dass nach einem angemessenen Beobach-<br />

tungszeitraum erste Kategorien i<strong>den</strong>tifiziert und im Interview näher erläutert wer<strong>den</strong> konnten. So<br />

wur<strong>den</strong> insgesamt vier qualitative Experteninterviews (mit <strong>den</strong> Praxisanleitern, der Supervisorin und<br />

einer Public <strong>Health</strong> Nurse) geführt, jeweils zu Beginn, in der Mitte und zum Abschluß des Projektes.<br />

Weiterhin wur<strong>den</strong> sechs Bewohner des Dorfes interviewt und 14 Stu<strong>den</strong>tinnen mit einem<br />

schriftlichen Erhebungsmanual (offen zu beantwortende Fragen) befragt. Auch konnten zwei Mitarbeiterinnen<br />

(Hebamme und PHN) des örtlichen <strong>Health</strong> Offices nach einigen persönlichen Kontakten<br />

für eine schriftliche Befragung gewonnen wer<strong>den</strong>. Sie beantworteten <strong>den</strong> vorbereiteten Interviewleitfa<strong>den</strong><br />

schriftlich, da aus organisatorischen Grün<strong>den</strong> kein direktes Interview zu führen war. Zu<br />

<strong>den</strong> zahlreichen, während der teilnehmen<strong>den</strong> Beobachtung stattfin<strong>den</strong><strong>den</strong> Gespräche mit Mitarbeitern<br />

des College und <strong>den</strong> Dorfbewohnern wur<strong>den</strong> Gesprächsnotizen verfasst. Schließlich variierten<br />

die Orte der teilnehmen<strong>den</strong> Beobachtung. Es wur<strong>den</strong> insgesamt vier Wochen mit der Stu<strong>den</strong>tinnengruppe<br />

sowohl im College of <strong>Nursing</strong> als auch in der ausgewählten Barangay zugebracht. In der<br />

Barangay wechselten die Schauplätze. Die Interaktionen fan<strong>den</strong> in offiziellen Gebäu<strong>den</strong> (Local government<br />

unit, Barangay Hall), <strong>auf</strong> dem Gelände von Privatpersonen, in Häusern der Dorfbewohner<br />

<strong>auf</strong> Reis- und Zuckerrohrfeldern sowie <strong>auf</strong> öffentlichen Wegen statt. Weitere Tagesbesuche führten<br />

ins regionale Lepradorf sowie in ein von Or<strong>den</strong>sschwestern geleitetes heilkundliches Laboratorium<br />

(Kräutergarten). Darüber hinaus wur<strong>den</strong> weitere öffentliche Gesundheitseinrichtungen, wie das Medical<br />

Center, der City <strong>Health</strong> Officer und zwei regionale <strong>Health</strong> Offices <strong>auf</strong>gesucht.<br />

Die mehrperspektivischen Erhebungsmetho<strong>den</strong> (teilnehmende Beobachtung, halbstrukturierte Interviews,<br />

Fragebögen, Literatur, Fotodokumentation) verhalfen einerseits, das Verständnis für i<strong>den</strong>tifizierte<br />

Phänomene zu vergrößern, schafften andererseits eine nahezu unüberschaubare Menge Informationen.<br />

Es bedurfte einer übersichtlichen Schritt für Schritt Anleitung, die zu einem regelgeleiteten<br />

Vorgehen im Feld und im Umgang mit <strong>den</strong> Daten verhalf. In dieser Hinsicht war das zugängliche<br />

Studienmaterial zur ethnographischen Forschungsmethode nicht ausreichend. Daher wurde die<br />

methodische Vorgehensweise der Grounded Theorie zugrundegelegt, da sie auch Anfängerinnen in<br />

28


Praxisprojekten ein übersichtliches Verfahren bietet. Da die Ethnographie und Grounded Theory<br />

wie bereits zuvor ausgeführt <strong>auf</strong>fallende Gemeinsamkeiten besitzen, scheint dieser Wechsel legitim.<br />

Auch l<strong>auf</strong>en bei bei<strong>den</strong> Forschungsansätzen die Phasen der Datenerhebung und Datenauswertung<br />

parallel, wobei die Grounded Theory sich durch ein striktes und systematisches Auswertungsverfah-<br />

ren auszeichnet. Somit wurde besonders in der Analyseeinheit dieser Arbeit das Verfahren von Glaser<br />

und Strauss verfolgt. Als Grundlage wurde das von Corbin und Strauss (1996) verfasste Werk<br />

genutzt, in dem die Entwicklungsschritte zur Grounded Theory didaktisch gelungen <strong>auf</strong>bereitet wer<strong>den</strong>.<br />

Nach Corbin und Strauss wird es dem Anwender des Verfahrens in Vollendung gelingen, eine<br />

in der Wirklichkeit verankerte Theorie zu entwickeln. Gleichzeitig ermutigen die Autoren dazu,<br />

auch Kurzformen der Grounded Theory anzuwen<strong>den</strong>. So entstehe zwar keine dichte konzeptualisierte<br />

Theorie, vielmehr ein konzeptuelles Ordnen. Über das Erstellen eines Kategoriensystems könne<br />

eine Beschreibung der sozialen Wirklichkeit gelingen. So können vorläufige Interpretationen zum<br />

Untersuchungsgegenstand geliefert wer<strong>den</strong>, die jedoch nicht dem Anspruch standhalten, fest in <strong>den</strong><br />

Daten verankert zu sein. Diese Kurzform wurde gewählt, da ihr Anspruch am ehesten dem Praxissemesterprojekt<br />

Rechnung tragen kann. Corbin und Strauss formulieren dazu folgende praktische<br />

Vorgehensweisen:<br />

1. die Datenanalyse, d.h. das Kodieren vorzunehmen, jedoch nur das offene und axiale Kodieren in<br />

eingeschränkter Form<br />

2. mit dem theoretischen Sampling zu arbeiten (d.h. Vergleiche in der Analyse anzustellen)<br />

3. die Sichtweisen der wichtigsten Akteure des Untersuchungsbereiches darzustellen und nach Invivo<br />

Kodes Ausschau zu halten<br />

4. Memos und Diagramme als Strukturierungshilfe zu nutzen<br />

Zu Beginn des Projektes stand, wie bereits erwähnt, die Kontakt<strong>auf</strong>nahme mit der Einrichtung, die<br />

Klärung offizieller Genehmigungen und die Sichtung der dem Thema zugrundeliegender Literatur.<br />

Die Literaturrecherche wurde jedoch nur hinsichtlich der Studienbedingungen (Curriculum und Studienorganisation)<br />

im Land selbst vertiefend vorgenommen. Weitere relevante Literatur konnte aus<br />

Zeitgrün<strong>den</strong> erst nach Abschluß der Feldphase intensiver bearbeitet wer<strong>den</strong>. Auftauchende Fragen<br />

wur<strong>den</strong> in persönlichen Gesprächen mit der Supervisorin und <strong>den</strong> Anleiterinnen geklärt. Den Hauptteil<br />

des Projektes bildete die Teilnahme am intensiven Praxisprojekt der Stu<strong>den</strong>tinnen. Alle teilnehmen<strong>den</strong><br />

Beobachtungen wur<strong>den</strong> schriftlich <strong>auf</strong>gezeichnet, wobei der von Spradley entworfene Leit-<br />

29


fa<strong>den</strong> eine Hilfe zur Strukturierung der Daten darstellte. Nach <strong>den</strong> ersten Beobachtungstagen wur-<br />

<strong>den</strong> die Aufzeichnungen einer ersten Kodierung unterzogen.<br />

Offenes Kodieren ist nach Corbin und Strauss der erste Schritt der Analyse. Die Aufzeichnungen<br />

wer<strong>den</strong> gesichtet und mit Co<strong>den</strong>otizen versehen. Diese Notizen repräsentieren in einer beschreiben-<br />

<strong>den</strong>, übergeordneten Form <strong>den</strong> Kern der Beobachtungseinheit. In diesem Fall waren es entsprechen-<br />

de Sequenzen (gelegentlich einzelne Sätze, allenfalls einige Passagen) die sich <strong>auf</strong> ein beobachtetes<br />

Phänomen bezogen.<br />

Ein Beispiel dafür waren die allmorgendlich erlebten Gebete der Stu<strong>den</strong>tinnen, die als Rituale bezeichnet<br />

wur<strong>den</strong>. Somit hatten erste Beobachtungseinheiten einen übergeordneten Begriff erhalten.<br />

Sie wer<strong>den</strong> bei Corbin und Strauss auch als Konzepte bezeichnet. Konzepte geben darüber Aufschluß,<br />

was gerade passiert, wofür die Beobachtung stehen kann. Die Daten wer<strong>den</strong> weiter <strong>auf</strong> Ähnlichkeiten<br />

und Unterschiede verglichen. Wer<strong>den</strong> weitere Ereignisse und Konzepte gefun<strong>den</strong>, die sich<br />

um ein benennbares Phänomen reihen, ist eine vorläufige Kategorie entstan<strong>den</strong>. Kategorien stammen<br />

nach Corbin und Strauss aus dem Vorrat an Konzepten, sind jedoch in ihrer Begriffsbestimmung<br />

abstrakter. Ein treffliches Beispiel für diesen Schritt ist die im Praxissemesterprojekt i<strong>den</strong>tifizierte<br />

Kategorie „Ausbildung für <strong>den</strong> Export“. In zahlreichen Gesprächen mit Stu<strong>den</strong>tinnen und<br />

Mitarbeitern des College wur<strong>den</strong> die schlechten Arbeitsplatzchancen im philippinschen Gesundheitssystem<br />

thematisiert. Für viele Stu<strong>den</strong>tinnen war klar, nach dem Examen weitere zwei Jahren im<br />

Land zu bleiben. Danach wollten viele Stu<strong>den</strong>tinnen <strong>auf</strong> je<strong>den</strong> Fall eine Bewerbung ins Ausland<br />

richten.<br />

Die Kategorien wur<strong>den</strong> im nächsten Schritt <strong>auf</strong> Memos übertragen. Memos sind nach Corbin und<br />

Strauss zunächst Hilfsinstrumente (beispielsweise eine Karteikarte oder ein grosses Blatt Papier).<br />

Sie dienen dazu, die Ergebnisse der Analyse zu strukturieren, die vielfältigen Daten zu bündeln und<br />

eine Distanz vom Rohmaterial zu schaffen. I<strong>den</strong>tifizierte Konzepte und Kategorien fin<strong>den</strong> hier unter<br />

nachvollziehbarer Angabe ihrer jeweiligen Quelle und der Ausführung beschreiben<strong>den</strong> Elemente<br />

(Zitate, Beobachtungseinheiten) ihren Platz. Auf entsprechende Memos wur<strong>den</strong> später die inhaltstragen<strong>den</strong>,<br />

zuvor transkribierten Interviewauszüge übertragen, die eine Kategorie stützen und nachvollziehbar<br />

machen.<br />

Im zweiten Schritt des Kodierens, dem sogenannten axialen Kodieren wer<strong>den</strong> die Kategorien nach<br />

Corbin und Strauss <strong>auf</strong> Bedingungen, Ursachen, Kontext, Handlungs- und Interaktionsstrategien,<br />

sowie Konsequenzen abgeklopft. Diese Arbeit hat das Ziel, Kategorien weiter zu präzisieren, zu<br />

interpretieren und miteinander in Beziehung zu setzten. Erstrebenswert wäre bei der Entwicklung<br />

30


einer Theorie hypothetische Bedingung abzuleiten. Soweit wurde dieses Verfahren jedoch nicht<br />

angewendet, es blieb überwiegend bei der konzeptuellen Zuordnung sowie der Beschreibung von<br />

Eigenschaften und Dimensionen einer Kategorie und einer abschließen<strong>den</strong> vorsichtigen Interpretati-<br />

on der Daten.<br />

Ein weiteres klassisches Verfahren der Grounded Theory stellt das Theoretische Sampling dar.<br />

Darunter wer<strong>den</strong> <strong>auf</strong>deckende Verfahren verstan<strong>den</strong>, die Suche nach <strong>den</strong> relevantesten Daten um<br />

eine Kategorie inhaltlich zu verdichten. Dabei wird die Aufmerksamkeit <strong>auf</strong> Vorfälle und Ereignisse<br />

gelenkt, die wiederholt vorkommen, besonders herausragen oder ganz offensichtlich abwesend sind.<br />

Dies erfordert ein flexibles Vorgehen im Forschungsprozeß. Es kann sein, dass neue, nicht vorhersehbare<br />

Entdeckungen gemacht wer<strong>den</strong>, die ein anderes Licht <strong>auf</strong> das Thema werfen. Auch kann es<br />

sein, dass ein geplantes methodisches Vorgehen zur Untersuchung des Vorfalls nicht geeignet ist.<br />

Zudem ist es möglich andere Personen zu befragen, andere Orte als geplant <strong>auf</strong>zusuchen, um dem<br />

Phänomen <strong>auf</strong> <strong>den</strong> Grund zu gehen. Corbin und Strauss weisen dar<strong>auf</strong> hin, solange in jeder Phase<br />

des Kodierens zu sampeln, bis für jede Kategorie eine theoretische Sättigung erreicht wurde, d.h.<br />

keine neuen oder bedeutsamen Daten mehr <strong>auf</strong>zutauchen scheinen, die eine dichte Beschreibung der<br />

Kategorie ermöglichen. Am Beispiel der zuvor erwähnten Kategorie „Ausbildung für <strong>den</strong> Export“,<br />

die anhand der initialen Feldbeobachtungen und Gesprächsnotizen vorläufig entwickelt wurde, soll<br />

das Verfahren des Theoretischen Samplings dargestellt wer<strong>den</strong>. Dieses Phänomen Ausbildung für<br />

<strong>den</strong> Export war bereits nach ersten Beobachtungstagen und Gesprächen augenscheinlich. Es wurde<br />

der Beschluß gefasst, diesem Thema mehr Beachtung zu schenken und perspektivisch zu erhellen.<br />

In einem zusätzlich entwickelten Fragebogen sollten sich die Stu<strong>den</strong>tinnen ihre Absichten und<br />

Gründe für einen späteren Arbeitsplatz im Ausland äußern. Schließlich wur<strong>den</strong> auch Experteninterviews<br />

mit Lehren<strong>den</strong> des College <strong>auf</strong> diesen Bereich gerichtet. Ein weiteres Beispiel für die Anwendung<br />

des theoretischen samplings war die Erkenntnis, dass das Projekt der Stu<strong>den</strong>tinnen nicht die<br />

tägliche Praxis einer <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> Nurse <strong>auf</strong> <strong>den</strong> <strong>Philippinen</strong> darstellte. Daher wur<strong>den</strong> zwei<br />

Mitarbeiter einer Gesundheitseinrichtung (Rural <strong>Health</strong> Unit) in der örtlichen Region <strong>auf</strong>gesucht,<br />

um <strong>den</strong> Berufsalltag zu erleben und weiterführende Hintergründe zu erheben. Die Ergebnisse waren<br />

jedoch wenig <strong>auf</strong>schlussreich, da die PHN <strong>auf</strong>grund ihrer Abwesenheit nur schriftlich befragt wer<strong>den</strong><br />

konnte und die Hebamme in der regen Betriebsamkeit des <strong>Health</strong> Office wenig Zeit für Auskünfte<br />

hatte. Damit wurde klar, dass dieses Verfahren weniger geeignet war, um <strong>den</strong> Berufsalltag<br />

einer CHN in Erfahrung zu bringen. Die Ergebnisse der bei<strong>den</strong> Fragebögen, regten jedoch dazu an,<br />

31


<strong>den</strong> nächsten Kontakt mit einer Public <strong>Health</strong> Nurse vorzubereiten und gezielte Fragen- und Beo-<br />

bachtungseinheiten zu entwickeln.<br />

Nach Abschluß der Feldphase wurde weiter mit <strong>den</strong> Daten gearbeitet. Alle transkribierten Interview<br />

-und Feld<strong>auf</strong>zeichnungen wur<strong>den</strong> anschließend gemäß ihrer inhaltstragen<strong>den</strong> Aussagen in die deutsche<br />

Sprache übersetzt, da ein Paraphrasieren in englischer Sprache die eigenen Fähigkeiten überstieg.<br />

Zunächst lag eine Fülle alltagssprachlicher Kategorien vor. Auf <strong>den</strong> Memos befan<strong>den</strong> sich<br />

sowohl Ausschnitte der Feldbeobachtungen, Interviewauszüge und Gesprächsnotizen. Die Kategorien<br />

wur<strong>den</strong> im zweiten Schritt weiter gebündelt (Redundanten gestrichen, wenig aussagekräftige<br />

Passagen fallengelassen) und zusammengetragen. Schließlich wur<strong>den</strong> die Inhalte aller Kategorien zu<br />

einem Fließtext verarbeitet und schließlich übergeordnete Kategoriebegriffe entwickelt.<br />

Die Auswertung der Literatur wurde gesondert vorgenommen. Die Ergebnisse wer<strong>den</strong> in dieser Arbeit<br />

<strong>den</strong> Ergebnissen der Feldarbeit vorangestellt. Abschließend wer<strong>den</strong> die empirisch erhobenen<br />

Ergebnisse vor dem Hintergrund der Literatur diskutiert.<br />

5.3 Die Erfüllung der in der Projektskizze dargelegten Ziele<br />

Die in der Projektzkizze dargelegten Ziele konnten insbesondere im Bereich der Studienorganisation<br />

und in der Beschreibung der Studieninhalte realisiert wer<strong>den</strong>. Zu <strong>den</strong> Beobachtungen des<br />

praktischen Ausbildungsteils in der <strong>Community</strong> war zeitweilig ein Zustand der Sättigung erreicht.<br />

Die Darstellung des Aufgabenspektrums und der Kompetenzprofile des Berufsfeldes <strong>Community</strong><br />

<strong>Health</strong> <strong>Nursing</strong> war über die Literatur gut möglich. Die im Feld gewonnen Informationen waren<br />

nicht erschöpfend, um eine dichte Beschreibung zu ermöglichen. Die Darstellung der täglichen Arbeit<br />

einer CHN konnte damit nur begrenzt erfüllt wer<strong>den</strong>. Aufgrund der gering bemessenen Zeit und<br />

der sehr weit gefassten Projektzielsetzung waren Kontakte mit <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> Nurses nur in drei<br />

Fällen möglich. Der Anteil der teilnehmen<strong>den</strong> Beobachtungen war sehr kurz, so dass die Informationen<br />

eher über eine Befragung erhoben wur<strong>den</strong> und so in die Beschreibung einflossen.<br />

Einschätzungen zur Wirksamkeit der Pflegearbeit fan<strong>den</strong> <strong>auf</strong> unterschiedlichen Ebenen statt. Sie<br />

sind insgesamt im Kontext des philippinschen Gesundheitssystems und Gesellschaftssystems zu<br />

betrachten. Die Analyse wissenschaftlicher Studien wurde <strong>auf</strong> Gesundheitsberichte des Department<br />

of <strong>Health</strong> beschränkt. Es gab eine Vielzahl kleinerer und größerer wissenschaftlicher Untersuchungen<br />

zu pflegespezifischen Fragestellungen im Bereich <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> <strong>Nursing</strong>. Diese waren<br />

jedoch sehr speziell und wur<strong>den</strong> nicht weiter verfolgt, da sie <strong>den</strong> Rahmen dieses Praxissemesters bei<br />

weitem überstiegen hätten.<br />

32


6 Ergebnisse anhand ausgewählter Literatur<br />

6.1 Die <strong>Philippinen</strong><br />

Die <strong>Philippinen</strong> - ein tropisches Inselreich im südpazifischen Ozean- besteht aus 7107 Inseln,<br />

von <strong>den</strong>en etwa 2000 bewohnt sind. Die Gesamtfläche des Landes und Einwohnerzahl entspricht<br />

etwa der Deutschlands. Das langgestreckte Inselreich wird in vier große Gruppen unterteilt: im Nor-<br />

<strong>den</strong> Luzon mit der Hauptstadt Manila, im Sü<strong>den</strong> Mindanao, im Westen die riesige Inselgruppe Pa-<br />

lawan und in der Mittel die Visayas mit <strong>den</strong> bekannten Städten Cebu und Iloilo.<br />

Geschichte<br />

Die Namengebung des Landes Filipinas ist <strong>auf</strong> <strong>den</strong> spanischen König Philipp II. zurückzuführen.<br />

Mit der spanischen Besetzung 1565 wurde eine wichtige Epoche der philippinischen Geschichts-<br />

schreibung eingeleitet. Etwa 400 Jahre lang war das Land unter ständiger spanischer Kolonialherr-<br />

schaft. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts fan<strong>den</strong> die ersten Unabhängigkeitsbestrebungen statt. 1892<br />

wurde die Liga Filipina von Josè Rizal ins Leben gerufen, so dass vier Jahre später der Unabhängig-<br />

keitskampf ausbrach. Rizal wurde als revolutionärer Agitator von <strong>den</strong> Spaniern hingerichtet. 1898<br />

brach der spanisch- amerikanische Krieg aus. Die Filipinos kämpften an der Seite der Amerikaner<br />

und erklärten am 12. Juni 1898 ihre Unabhängigkeit. Die Revolutionsregierung wurde von <strong>den</strong> Amerikanern<br />

nicht anerkannt, so dass die Filipinos die Vorherrschaft der Amerikaner anerkennen<br />

mussten. Während des zweiten Weltkriegs wur<strong>den</strong> die philippinsch- amerikanischen Truppen 1942<br />

von <strong>den</strong> Japanern geschlagen. Bis 1944 regierten die brutalen japanischen Militärs. Die Amerikaner<br />

befreiten die Filipinos von der japanischen Schreckensherrschaft und entließen die <strong>Philippinen</strong> 1946<br />

in ihre volle Unabhängigkeit.<br />

Von 1946 bis 1965 regierten insgesamt fünf Präsi<strong>den</strong>ten nach demokratischen Grundsätzen das<br />

Land. 1965 begann die Ära Marcos. Nach einigen Jahren Marcos Regierung war das Land in einem<br />

desolaten Zustand. Man sprach vom „Wil<strong>den</strong> Osten“, Korruption und Schwerverbrechen bestimmten<br />

das Leben. 1972 verhängte Marcos das Kriegsrecht, so dass die Verfassung ausser Kraft gesetzt<br />

wurde. Dennoch gelang Marcos eine innenpolitische Wende. Ende des Jahres 1972 wur<strong>den</strong> Reformen<br />

verwirklicht (Landreform und Gesundheitsgesetz) und aussenpolitisch Anschlüsse an international<br />

wichtige Organisationen geknüpft. Mitte der siebziger Jahre war die innere Stabilität des Landes<br />

soweit hergestellt, dass ausländisches Kapital ins Land floss. Nicht alle Filipinos waren mit dieser<br />

Situation einverstan<strong>den</strong>. So versuchten die kommunistischen Guerilleras (NPA New Peoples<br />

33


Armee) und Mitglieder der MLF (Moro National Liberation Front) durch gewaltsame Aktionen die<br />

Machtverhältnisse zu ändern. Die demokratischen Oppositionsparteien hatten zu der Zeit keinen<br />

politischen Einfluß (das Kriegsrecht galt bis 1981). 1986 gelang es Corazon Aquino die Bevölkerung<br />

zu mobilisieren, um mit friedlichen Mitteln <strong>den</strong> Diktator Marcos zum Rücktritt zu bewegen.<br />

Sie rief das philippinsche Volk zum zivilen Ungehorsam und nationalen Protest im gewaltfreien<br />

Gandhi Stil <strong>auf</strong>. Marcos nahestehende Banken, Zeitungen und Konsumgüterfirmen wur<strong>den</strong> sehr<br />

erfolgreich durch People Power I boykottiert. „Cory“, wie sie liebevoll vom Volk genannt wurde,<br />

regierte weitere 6 Jahre das Land. Sie stellte die Demokratie wieder her, konnte aber die wirtschaftlichen<br />

Situation des Landes nur unwesentlich verbessern. 1992 wurde Fidel Ramos demokratisch<br />

gewählter Präsi<strong>den</strong>t der <strong>Philippinen</strong>. Vorrangige Ziele seiner Politik waren die Ankurbelung der<br />

Wirtschaft, Schaffung von Arbeitsplätzen, die Reduktion von Auslandsverschuldungen, Verhinderung<br />

von Korruption und eine störungsfreie Energieversorgung des Landes. Er erlaubte die kommunistische<br />

Partei (NPA), damit sie nicht weiter gewaltsam aus dem Untergrund agierten. Auch schloß<br />

er mit der moslemischen Befreiungsbewegung (MLF) einen Frie<strong>den</strong>svertrag (vgl. Peters, 1998 S. 18<br />

ff). Nach Abl<strong>auf</strong> der Legislaturperiode wurde Joseph Estrada 1998 neuer Präsi<strong>den</strong>t der <strong>Philippinen</strong>.<br />

Er galt zunächst als Mann des Volkes, der bereits als Schauspieler nationales Ansehen erworben<br />

hatte. Innenpolitisch versuchte er mit starker Hand zu regieren und ging <strong>auf</strong> Konfrontationskurs mit<br />

<strong>den</strong> linken (NPA) und rechten (MLF) Parteien. Dies führte zum Ausbruch erneuter terroristischer<br />

Aktivitäten. Mit der Entführung von Touristen im Sü<strong>den</strong> des Landes machte die Rebellenbewegung<br />

Abbu Sayaf im Jahre 2000 weltweit Schlagzeilen. Im L<strong>auf</strong>e der Zeit verstrickte Estrada sich immer<br />

mehr in Korruptionsaffären und wurde abermals vom Volk im Januar 2001 zum Rücktritt gezwungen.<br />

People Power II hatte erneut gezeigt, dass die philippinsche Bevölkerung in der Lage ist, eine<br />

hochbrisante politische Lage mit friedlichen Mitteln zu verändern. Gloria Macapagal- Arroyo -<br />

vormalige Vizepräsi<strong>den</strong>tin- ist seit dem 20. Januar 2001 neue Präsi<strong>den</strong>tin der <strong>Philippinen</strong>.<br />

Staat und Verwaltung<br />

Nach der Verfassung ist die philippinsche Staatsform eine präsidiale Demokratie. Der Kongress (die<br />

Legislative) setzt sich aus dem Senat (24 Senatoren) und dem Repräsentantenhaus (250 Mitglieder)<br />

zusammen. Der Präsi<strong>den</strong>t wird für sechs Jahre vom Volk gewählt, eine Wiederwahl ist ausgeschlossen.<br />

Die Verwaltung der Republik <strong>Philippinen</strong> wird an dieser Stelle dargestellt, da sie Voraussetzung<br />

ist, um die Organisation des Gesundheitssystems zu verstehen. Das Land wird in zwölf Regionen<br />

unterteilt, die sich wiederum aus 76 Provinzen zusammensetzen. Jede Provinz hat eine eigene<br />

34


Provinzhauptstadt und mehrere Stadt/Gemeindebezirke, die Municipalties. Die Municipalties gliedern<br />

sich wiederum in kleinere und größere Dorfgemeinschaften, die Barangays. Eine Barangay ist<br />

die kleinste sozio- politische Verwaltungseinheit der <strong>Philippinen</strong>. Der Begriff Barangay stammt ursprünglich<br />

aus der Besiedlungszeit vor Christus und meint ein großes Auslegerboot. Seinerzeit kamen<br />

Malaien ins Land, vermutlich waren die Besatzungsmitglieder Großfamilien und kleinere<br />

Dorfgemeinschaften.<br />

Wirtschaft<br />

Anfang der neunziger Jahre machte sich die Stabilitätspolitik der Ramos Regierung bemerkbar und<br />

sorgte für ein beträchtliches Wirtschaftswachstum. Das Land überstand die Südostasienkrise 1997<br />

ohne nennenswerte wirtschaftliche Einbußen. Im L<strong>auf</strong>e der letzten vier Jahre führte jedoch die allgemeine<br />

Rezession <strong>auf</strong> dem Weltmarkt zu erheblichen Inflationsraten. Um die hohe Auslandsverschuldung<br />

abzubauen, setzt die philippinsche Politik <strong>auf</strong> <strong>den</strong> Export. Dies führt dazu, dass verschie<strong>den</strong>e<br />

Exportprodukte für die eigene Bevölkerung nicht mehr bezahlbar sind. Nach wie vor zählen<br />

die <strong>Philippinen</strong> zu <strong>den</strong> Entwicklungsländern, die Mehrheit der Bevölkerung kann sich nur das Notwendigste<br />

zum Leben leisten. Wichtige Einnahmequellen für <strong>den</strong> Eigenbedarf sind die Fischerei und<br />

Landwirtschaft (Reis, Zuckerrohr). Exportiert wer<strong>den</strong> hauptsächliche Früchte, Schnittblumen und<br />

Produkte der verarbeiten<strong>den</strong> Industrie, z.B. Textilien, Lederwaren, Nahrungs- und Genußmittel. Ein<br />

wichtiger Devisenbringer ist außerdem der Tourismus.<br />

Overseas Filipino Workers (OFW)<br />

Als Gastarbeiter im Ausland begehrte Devisen zu verdienen, ist <strong>auf</strong> <strong>den</strong> <strong>Philippinen</strong> eine lange Tradition.<br />

Mit der Öffnung des Suezkanals 1869 strömte die erste Welle Filipinos in andere Länder der<br />

Welt, um dort zu studieren und zu arbeiten. Derzeit arbeiten etwa 4,2 Millionen Filipinos im Ausland.<br />

Da sie zweisprachig <strong>auf</strong>wachsen und ihre Ausbildung z.T. internationalen Standards entspricht,<br />

fin<strong>den</strong> sie begehrte Arbeitsplätze im Ausland, die ihnen ein hohes Einkommen sichern. Offiziellen<br />

Angaben zufolge überweisen die Overseas Filipino Workers jährlich etwa sieben Milliar<strong>den</strong><br />

US- Dollar in ihre Heimat. Häufig sind sie dort als Seemann, Hausmädchen, Krankenschwester<br />

oder Entertainer tätig und tragen damit maßgeblich zum Lebensunterhalt ihrer Familien bei. Der<br />

Export von Arbeitskräften ist nach wie vor für die <strong>Philippinen</strong> ein bedeutsamer Wirtschaftsfaktor<br />

(vgl. Peters 1998, S. 28 f).<br />

35


Lebensart<br />

Auf die über 400 Jahre dauernde spanische Herrschaft ist die ungewöhnlich hohe Christianisierungs-<br />

rate in einem asiatischen Land zurückzuführen. 90% der Bevölkerung bekennt sich zum christlichen<br />

Glauben, davon sind 80% römisch- katholisch. Im Sü<strong>den</strong> des Landes bil<strong>den</strong> ca. 8% Moslems <strong>den</strong><br />

islamischen Block. Typisch spanischstämmige Vor- und Familiennamen, Regionsbezeichnungen,<br />

die Währung in Peso, zahlreiche spanische Begriffe im Dialekt und einige herrschaftliche Kolonialbauten<br />

sind Zeugen dieser Zeit. Wesentlicher amerikanischer Einfluß, der noch <strong>auf</strong> die Besetzungszeit<br />

zurückzuführen ist, ist die Erhaltung der Amtssprache englisch. Auch orientiert sich das Schulund<br />

Bildungssystem am nordamerikanischen Modell. Der sechsjährigen, gebührenfreien Elementary<br />

School folgt die vierjährige High School. Die ersten sechs Schuljahre sind Pflicht. Für weiterführende<br />

Einreichungen wie High School, College und Universitäten muss ein Schulgeld entrichtet wer<strong>den</strong>.<br />

Westliche Konsumgüter, die vor allem dem amerikanischen Vorbild entlehnt sind, stehen hoch<br />

im Kurs (Actionfilme, Basketball als Nationalsport, Coca – Cola, die billiger ist als eine vergleichsweise<br />

große Flasche Mineralwasser, Fast- food Ketten in Städten).<br />

Eine weitere philippinsche Lei<strong>den</strong>schaft ist das Glücksspiel und Wetten. Diese sind vom Staat legalisiert,<br />

so dass selbst Vorschulkinder beim Glücksspiel Geld einsetzten können.<br />

Erwachsene investieren z.T. existenzgefähr<strong>den</strong>de Summen in Hahnenkämpfe. Frauen gelten <strong>auf</strong> <strong>den</strong><br />

<strong>Philippinen</strong> als gleichberechtigt und besetzen nicht selten in Politik und Wirtschaft leitende Positionen.<br />

Peters (1998) ein langjähriger <strong>Philippinen</strong>kenner und Reisebuchautor beschreibt anschaulich, dass<br />

das philippinsche Leben nach gegenwärtigen Situationen und augenblicklichen Bedürfnisse ausgerichtet<br />

ist. „Filipino Time bedeutet Unpünktlichkeit und Geduld. Entweder man wartet oder läßt<br />

warten. Auch halten Filipinos vom Sparen nicht viel. Sparen bedeutet, Vorsorge zu treffen und das<br />

würde wiederum bedeuten, sich vorher um etwas zu sorgen. Aber kaum ein Filipino wird sich aus<br />

freien Stücken Sorgen darüber machen, was nicht tatsächlich, aktuell ansteht. „Study Now, Pay Later“,<br />

diese Empfehlung steht <strong>auf</strong> dem 500 Peso Schein unterstreicht die allgemeine philippinsche<br />

Einstellung zum Geld“ (vgl. Peters 1998, S. 71). Beobachtet wurde auch, dass beispielsweise nur<br />

für <strong>den</strong> aktuellen Tagesbedarf eingek<strong>auf</strong>t wird. Zigaretten wer<strong>den</strong> einzeln verk<strong>auf</strong>t, Nahrungsmittel<br />

sind in kleinsten Rationen verpackt, z.B. in kleinen Plastiktüten zu 10 ml Speiseöl, einigen Gramm<br />

Salz oder Shampoo. Großpackungen sind im Umkehrschluß proportional nicht günstiger als Kleinpackungen,<br />

so dass angenommen wird, die Hersteller stimmen ihr Angebot <strong>auf</strong> die Lebensart der<br />

Menschen ab.<br />

36


6.2 Die nationale Gesundheitssituation<br />

Demographisches Profil<br />

Die philippinsche Bevölkerung ist im Durchschnitt jung an Lebensjahren. 39% der Geamt-<br />

bevölkerung ist unter 14 Jahren alt und nur 5% ist älter als 60 Jahre. Der Anteil der Menschen im<br />

reproduktionsfähigen Alter ist damit hoch und entsprechend rapide steigt die jährliche Bevölke-<br />

rungsrate um 2,3 %. Im Durchschnitt bringt eine Filipina vier Kinder zur Welt. Die durchschnittli-<br />

che Lebenserwartung beträgt 66 Jahre, wobei Frauen etwa vier Jahre länger als Männer leben<br />

(DOH, 1995 in Cruz/Maglaya 2000, S.3). Aufgrund besserer Arbeitsmöglichkeiten ist eine vermehr-<br />

te Ansiedlung der Menschen in Großstädten zu verzeichnen. Dies hat in einigen Städten, vor allem<br />

in Metro Manila zu enormen Bevölkerungsverdichtungen geführt. Viele Filipinos haben keine angemessene<br />

Wohnung, das Müllbeseitigungssystem ist vollkommen unzureichend, in <strong>den</strong> Straßen<br />

staut sich der Verkehr. Dem steigen<strong>den</strong> Bedarf an sozialen Leistungen wie Ausbildung und Versorgung<br />

mit Gesundheitseinrichtungen kann der Staat nicht angemessen Rechnung tragen. So ist beispielsweise<br />

mit der hohen Bevölkerungsdichte ein Anstieg übertragbarer/ infektiöser Erkrankungen<br />

verbun<strong>den</strong>. Armut in der Bevölkerung ist nach Cruz (2000) die Hauptursache für gesundheitliche<br />

Probleme. Nach Angaben des <strong>Health</strong>care Factbook fallen etwa 40% der Bevölkerung unter die Armutsgrenze.<br />

Der Mindestlohn für eine erwachsene Person wurde im Februar 1996 zwischen 140 und<br />

160 P (Peso) am Tag festgelegt (<strong>Health</strong>care Factbook 1990 in Cruz/ Maglaya, 2000, S. 4). Oftmals<br />

ist dieser Lohn von umgerechnet 7-8 DM jedoch für eine mehrköpfige Familie vorgesehen und<br />

deckt in keinster Weise die täglichen Kosten. Ein ungesunder Kreisl<strong>auf</strong> entsteht: Die Kinder können<br />

nur eingeschränkt die Schule besuchen und verfügen z.T. nur über eine elementare Schulbildung.<br />

Ihnen und ihren Eltern fehlt somit nicht allein das Wissen um gesundheitserhaltende und fördernde<br />

Maßnahmen, sondern auch das Geld, um Gesundheitsdienste in Anspruch zu nehmen. Zudem führen<br />

unzureichende Ernährung, überfüllte Wohnungen, schlechte sanitäre Bedingungen und hygienisch<br />

be<strong>den</strong>kliche Wasserversorgungen zu weiteren gesundheitlichen Problemen. Gründe für die Armut<br />

der philippinischen Bevölkerung sind schwierig zu fassen. Ein wesentlicher Grund wird in der ungerechten<br />

Verteilung des Totalen Einkommens gesehen. Dem Medium Term Development Plan<br />

zufolge fließen mehr als die Hälfte des erwirtschafteten Einkommens <strong>den</strong> Wohlhaben<strong>den</strong> zu, einem<br />

kleinen Teil von 20% der Bevölkerung. Die übrigen 80% der Filipinos wer<strong>den</strong> mit dem verbleiben<strong>den</strong><br />

Rest bedacht (vgl. Medium Term Development Plan 1993- 1998, in Cruz, in Maglaya 2000).<br />

Die Priorisierung von Lebensbedürfnissen und Lebensqualität ist einer Untersuchung zufolge daher<br />

37


eher <strong>auf</strong> die tägliche Sorge gerichtet, genügend Essen und ausreichend Brennholz zur Verfügung zu<br />

haben als sich mit <strong>den</strong> Risiken eines Krieges auseinanderzusetzen (vgl. Indepen<strong>den</strong>t Commision on<br />

Population and quality of Life 1996, Cruz in Maglaya 2000, S.5). Obwohl es eine Deklaration zu<br />

<strong>den</strong> elementaren Menschenrechten <strong>auf</strong> <strong>den</strong> <strong>Philippinen</strong> gibt, kann dieser Anspruch nicht erfüllt wer<strong>den</strong>.<br />

Gesundheitsstatistiken<br />

Die <strong>Philippinen</strong> besitzen exakte Aufzeichnungen über <strong>den</strong> Gesundheitsstatus ihrer Bevölkerung,<br />

Zahlen über führende Gesundheitsprobleme, Krankheitshäufigkeiten und Todesursachen. Diese<br />

fließen in <strong>den</strong> nationalen Gesundheitsplan ein, wie später noch ausführlicher berichtet wird. Die<br />

zehn häufigsten Krankheiten mit Todesfolge sind Infektionserkrankungen (Tuberkulose, Durchfall,<br />

Pneumonien) sowie <strong>den</strong> Lebensstil betreffende Krankheiten, wie Krebs, Herz- und Gefäßerkrankungen.<br />

Zahlen zur Kindersterblichkeit wer<strong>den</strong> als sensibler Indikator für <strong>den</strong> Gesundheitsstatus eines<br />

Landes betrachtet. Sie geben Aufschluß darüber, wie ein Staat die gesundheitliche Situation einer<br />

heranwachsen<strong>den</strong> Generation sichert. Die häufigsten Gründe zur Kindersterblichkeit sind:<br />

1. Pneumonien<br />

2. Atemnotzustände des Fetus und Neugeborenen<br />

3. Angeborene Anomalien<br />

4. Durchfallerkrankungen<br />

5. Sepsis<br />

6. Komplikationen unter der Geburt<br />

7. Avitaminosen und andere Ernährungsdefizite<br />

8. Masern<br />

9. Schilddrüsenerkrankungen<br />

10. Andere Erkrankungen des respiratorischen Systems<br />

(vgl. DOH, 1993 in Cruz, Maglaya 2000, S. 9)<br />

Diese Statistik zeigt in erschreckender Weise, dass viele Krankheiten durch präventive Maßnahmen,<br />

angemessene Personalhygiene und ausgewogene Ernährung vermeidbar wären.<br />

Die Zahl übertragbarer Krankheiten ist in <strong>den</strong> letzten Jahren durch Impfprogramme in einigen Bereichen<br />

eingedämmt wor<strong>den</strong>, sie stellen jedoch wie die Zahlen belegen, immer noch ein großes<br />

Problem im Lande dar. Mit der Zerstörung der Umwelt und <strong>den</strong> vielfach noch unzureichen<strong>den</strong> sanitären<br />

Anlagen und Wohnungen treten gleichzeitig neue Infektionskrankheiten <strong>auf</strong>. Cholera und Typhus<br />

sind nach wie vor in vielen Gegen<strong>den</strong> verbreitet, jeder dritte Filipino ist mit Tuberkulosebakterien<br />

infiziert. Aufgrund der Stigmatisierung lei<strong>den</strong> einige Menschen an Lepra. Trotz guter Hei-<br />

38


lungsmöglichkeiten konsultieren die Betroffenen häufig zu spät einen Gesundheitsdienst (17 von<br />

100.000 Menschen sind an Lepra erkrankt). Mit dem Tollwutvorkommen liegen die <strong>Philippinen</strong> an<br />

5. Stelle in der Welt, eine ernste Erkrankung, die häufig durch Bisse von Straßenhun<strong>den</strong> übertragen<br />

wird. Die durch Mosquitostiche übertragenen Krankheiten Malaria, Filariasis und Dengue Fieber<br />

sind in einigen Regionen endemisch. Die tödlichen Folgen von Masern im Kindesalter übernehmen<br />

die Spitze bei <strong>den</strong> durch Impfungen vorzubeugen<strong>den</strong> Krankheiten. In <strong>den</strong> letzten Jahren verzeichnen<br />

Gesundheitsbehör<strong>den</strong> erste Resistenzen gegenüber Antibiotika (TB und Lepra) und stellen die Gesundheitsdienste<br />

vor noch größere Probleme.<br />

Fehlerernährung ist unter <strong>den</strong> Kindern weit verbreitet. Etwa 12% der Schulkinder sind untergewichtig.<br />

Andererseits wird in einigen Privatschulen Metro Manilas festgestellt, dass 50% der Jungen übergewichtig<br />

sind. Die <strong>Philippinen</strong> haben die höchste Blindheitsrate in der Welt, oftmals als Folge<br />

eines Vitamin A Mangels. Ebenso besorgniserregend sind die verbreiteten Schilddrüsenerkrankungen<br />

unter Kindern die <strong>auf</strong>grund eines chronischen Jodmangels entstehen und langfristige zu einem<br />

verminderten IQ führen können.<br />

Weitere gesundheitliche Probleme, die als Folge sozio-ökonomischen Schwierigkeiten im Umfeld<br />

der Kinder entstehen, wer<strong>den</strong> an Symptomen der Schulkinder deutlich:<br />

Zahnkaries, chronische Bronchitis, entzündete Füße, Fehlstellungen nach Knochenbrüchen, Re-<br />

Frakturen sowie häufigen Mittelohrentzündungen. Als weiterer Indikator für die Volksgesundheit<br />

sind Statistiken zur Müttersterblichkeit angeführt. Die Müttersterblichkeitsrate lag nach Angaben<br />

des philippinschen Departments of <strong>Health</strong> 1995 bei 1,8/ 1000 Lebendgeburten d.h. 180 von 100.000<br />

Müttern sterben an <strong>den</strong> Komplikationen einer Geburt. Im Vergleich dazu meldete das statistische<br />

Bundesamt im Jahr 1995 für die Bundesrepublik Deutschland 5,4 Müttersterbefälle <strong>auf</strong> 100.000<br />

Lebendgeborene in <strong>den</strong> Ländern (vgl. Bundesministerium für Gesundheit, 1999 S. 217). Oftmals<br />

kommen Filipinas, die an <strong>den</strong> Komplikationen einer Geburt sterben aus armen Verhältnissen, haben<br />

eine geringe Schulbildung und sind bereits gesundheitlich vorbelastet, z.B. durch chronische Anämien<br />

<strong>auf</strong>grund eines Eisenmangels. Sie kommen oftmals aus Regionen, in <strong>den</strong>en professionelle<br />

Schwangerschaftsvorsorgeuntersuchungen sowie die Betreuung während und nach der Geburt unzureichend<br />

ist, wenig Transportmöglichkeiten bestehen und die Versorgung mit Blut und verfügbaren<br />

Medikamenten nicht ausreichend gewährleistet ist<br />

(vgl. Cruz in Maglaya 2000 S. 1 ff).<br />

39


6.2.1 Der nationale Gesundheitsplan des philippinschen Department of <strong>Health</strong><br />

Wenn das weltweit anerkannte, von der WHO formulierte Ziel „<strong>Health</strong> for All by the Year<br />

2000“ zugrunde gelegt wird, darf angesichts dieser Situationsbeschreibung für die <strong>Philippinen</strong> fest-<br />

gestellt wer<strong>den</strong>, dass dieses Ziel nicht erreicht wur<strong>den</strong> und der Gesundheitszustand der Bevölkerung<br />

nach wie vor be<strong>den</strong>klich ist. Die gesundheitliche Situation vieler philippinscher Menschen ist durch<br />

unzulängliche Umgebungsfaktoren und mangelnde gesundheitliche Aufklärung bedroht. Fehlende<br />

finanzielle Mittel verhindern sowohl eine gesunde Lebensweise in der Familie als auch <strong>den</strong> Zugang<br />

zu Bildung und gesundheitlichen Einrichtungen und Hilfsmitteln. Das Department of <strong>Health</strong> entwickelte<br />

einen langfristig angelegten, nationalen Gesundheitsplan, um die führen<strong>den</strong> Gesundheitsprobleme<br />

über eine Stärkung der primary health care strategy zu kontrollieren und eine Verringerung der<br />

durch Prävention vorzubeugen<strong>den</strong> Krankheiten zu erreichen. Das übergeordnete Ziel des National<br />

<strong>Health</strong> Plans lautet: „to enable the Filipino population to achieve the level of health that will allow<br />

them to lead a socially productive life, with longer life expectancy, low infant mortality and less<br />

disability through measures that will guarantee access of everyone to essential health care...“ (National<br />

<strong>Health</strong> Plan 1995-2020 in Cruz/ Maglaya 2000, S. 12). Die 11 Programme des DOH lauten im<br />

einzelnen:<br />

- Comprehensive/Integrated Maternal Child <strong>Health</strong> Program<br />

- National Tuberculosis Program (NTP)<br />

- Control of Diarrheal Diseases (CDD)<br />

- Cholera Control Program<br />

- Leprosy Control Program<br />

- National Aids Program<br />

- Generics Act of the National drug policy (NDP)<br />

- Herbal and Philippine Traditional Medicines<br />

- Philippine Nutritional Program<br />

- Control of Acute Respiratory Infection (CARI)<br />

- Family Planning Program<br />

(vgl. DOH, 1995 in Cardinal et al, 2000 unveröffentlichte Undergrate Thesis, BSN).<br />

Insgesamt hat sich nach Angaben des DOH die Gesundheitssituation der philippinschen Bevölkerung<br />

verbessert. Die Lebenserwartung ist in <strong>den</strong> vergangenen 30 Jahren von 57 <strong>auf</strong> 65 Jahre angestiegen.<br />

Einige Erkrankungen wie Poli und neonataler Tetanus sind nahezu ausgerottet. Die Anwendung<br />

von pflanzlichen Heilmitteln wird in Teilen der Bevölkerung praktiziert und das Bewußtsein<br />

für Prävention in Familien und Communities ist größer gewor<strong>den</strong>. Zu Besorgnis veranlasst <strong>den</strong>noch<br />

die schnell wachsende Bevölkerung und die unmittelbar damit verbun<strong>den</strong>e Gesundheitssituation von<br />

40


Frauen und Kindern. Sogenannte life-style Erkrankungen (kardiovaskuläre und bösartige Erkran-<br />

kungen) mit Todesfolge sowie Verkehrsunfälle sind sprunghaft angestiegen. Neben <strong>den</strong> bereits zu-<br />

vor erwähnten Gesundheitsproblemen, die <strong>auf</strong> hygienische und ernährungsbedingte Verhaltenswei-<br />

sen zurückzuführen sind, wird das mangelnde Bewußtsein für Gesundheit thematisiert. Die Bürger<br />

aber auch der Staat und andere Sektoren investieren zu wenig finanzielle Mittel in health care, was<br />

an der geringen Mitgliederzahl im Krankenversicherungssystem zum Ausdruck kommt. Aufgrund<br />

steigender Kosten für Medikamente und Hospitalisierung sind nur wenige Familien in der Lage,<br />

eine qualitative Gesundheitsversorgung zu bezahlen. Zudem ist die Versorgung mit Gesundheitseinrichtungen<br />

und Gesundheitspersonal in vielen Regionen unzureichend (vgl. DOH in Committee of<br />

<strong>Community</strong> <strong>Health</strong> <strong>Nursing</strong> 1995, S.7 f).<br />

6.3 <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> <strong>Nursing</strong> <strong>auf</strong> <strong>den</strong> <strong>Philippinen</strong><br />

6.3.1 Die Entwicklung von <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> <strong>Nursing</strong> <strong>auf</strong> <strong>den</strong> <strong>Philippinen</strong>- historisch be-<br />

trachtet<br />

Die historische Entwicklung von <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> <strong>Nursing</strong> 2 <strong>auf</strong> <strong>den</strong> <strong>Philippinen</strong> ist eng mit<br />

der Entwicklung des Gesundheitsministeriums verknüpft. Die ersten offiziellen Quellen stammen<br />

aus der amerikanischen Besetzungszeit. 1901 gründeten Filipinos und Amerikaner ein Gesundheitsministerium,<br />

in dem beide Völker als Mitglieder vertreten waren. Der erste Schritt zur Verwirklichung<br />

gemein<strong>den</strong>aher pflegerischer Versorgung wurde 1911 in die Wege geleitet. Die gesundheitliche<br />

Verwaltung von mehreren Stadtbezirken (Municipalties) wurde männlichen Pflegen<strong>den</strong> übertragen,<br />

da keine Ärzte verfügbar waren. 1912 wur<strong>den</strong> vom Gesundheitsministerium Pflegende ausgeschickt,<br />

die sich um Mütter und Säuglinge kümmern und Hausbesuche durchführen sollten. 1915<br />

wurde ein erstes zweimonatliches Praktikum im Anschluß an die Pflegeausbildung angeboten, das<br />

<strong>auf</strong> pflegerische Belange in Public <strong>Health</strong> vorbereiten sollte. Zu dieser Zeit stan<strong>den</strong> die Pflegen<strong>den</strong><br />

noch unter der Aufsicht amerikanischer Pflegen<strong>den</strong>. Seit 1939 waren die Filipinos in der Lage, unabhängig<br />

von <strong>den</strong> Amerikanern Public <strong>Health</strong> Nurses zu qualifizieren und ihre Arbeit zu organisieren.<br />

Bis zum Jahre 1926 etablierte sich ein von oben nach unten gesteuertes Gesundheitssystem. An<br />

oberster Stelle stand das Gesundheitsministerium. Dem Minister war direkt eine pflegerische Lei-<br />

2 <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> Nurses <strong>auf</strong> <strong>den</strong> <strong>Philippinen</strong> wer<strong>den</strong> offiziell Public <strong>Health</strong> Nurses genannt<br />

41


tung (Nurse supervisor) unterstellt. In <strong>den</strong> Anfängen gab es fünf Gesundheitsstationen (health stati-<br />

ons), in <strong>den</strong> 84 Public <strong>Health</strong> Nurses tätig waren. In <strong>den</strong> Folgejahren wur<strong>den</strong> die Aufgabenfelder,<br />

Qualifikationen und Organisationsstrukturen weiter ausgebaut. Angesichts einer sich wandeln<strong>den</strong><br />

Gesellschaftsstruktur und veränderten Gesundheitsproblemen wurde eine Umstrukturierung der Ge-<br />

sundheitsdienste erforderlich. Durch die 1959 stattfin<strong>den</strong>de Dezentralisierung wur<strong>den</strong> Entschei-<br />

dungs- und Verantwortungskompetenzen <strong>auf</strong> regionale Ebene verlagert. Eine erneute Restrukturie-<br />

rung fand 1975 statt. Es sollten alternative Ansätze verfolgt wer<strong>den</strong>, um die Basisgesundheitsversorgung<br />

der Menschen <strong>auf</strong> <strong>Community</strong> Level zu akzeptablen Kosten zu gewährleisten. Die Primary<br />

<strong>Health</strong> Care Strategie bezog sich <strong>auf</strong> die vorrangingen Public <strong>Health</strong> Services für die <strong>Community</strong> (s.<br />

National <strong>Health</strong> Plan). Seit 1975 wird das Netzwerk von Gesundheitseinrichtungen <strong>auf</strong> drei Ebenen<br />

ausgewiesen und als <strong>Health</strong> Care Delivery System bezeichnet wer<strong>den</strong>.<br />

1. Primary <strong>Health</strong> Care: diese wer<strong>den</strong> sowohl von <strong>den</strong> Gesundheitseinrichtungen der Barangays/<strong>Health</strong><br />

Stations, dem übergeordneten Main <strong>Health</strong> Center und dem <strong>Community</strong> Hospital<br />

bereitgestellt, als auch von privaten, bzw. halbprivaten Einrichtungen<br />

2. Secondary <strong>Health</strong> Care: wird geleistet, wenn eine Hospitalisierung erforderlich ist, d.h. in Krankenhäusern<br />

der näheren Umgebung (Provincial,- Regional- oder private Hospitäler)<br />

3. Tertiary <strong>Health</strong> Care: hierbei handelt es sich um die Erbringung von Gesundheitsdiensten, wenn<br />

höchst spezialisierte medizinische Betreuung in Spezialkliniken erforderlich ist<br />

(vgl. Comittee of <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> <strong>Nursing</strong>, 1995 S. 11 ff).<br />

Das Department of <strong>Health</strong> (DOH) übt regulative Kraft über Gesundheitseinrichtungen und die Bereitstellung<br />

und Ausübung von Gesundheitsdiensten aus (Erstellung von Standards und Gesundheitsprogrammen).<br />

Es unterstützt die nach der Dezentralisierungsphase gegründeten local government<br />

units. Zuletzt wurde 1993 ein Erlaß formuliert, indem die local government units als selbstbestimmte<br />

Einrichtungen und aktiver Partner des DOH im Erreichen der nationalen Ziele anerkannt<br />

wur<strong>den</strong> (RA 7160: local government Code in Cruz/Maglaya 2000 S. 12). Das local government unit<br />

ist bevollmächtigt, das jährliche Budget vorzuschlagen, das für <strong>den</strong> Erhalt der Gesundheitseinrichungen<br />

und ihren Service erforderlich sind.<br />

42


Regional <strong>Health</strong> Office<br />

Regional Nurse Supervisor<br />

Provincial <strong>Health</strong> Office<br />

Supervising Public <strong>Health</strong><br />

Nurse<br />

(Local Government units)<br />

City <strong>Health</strong> Officer<br />

Senior Public <strong>Health</strong><br />

Nurse<br />

Main <strong>Health</strong> Center<br />

Rural <strong>Health</strong> Units<br />

Public <strong>Health</strong> Nurse<br />

(evt. Arzt)<br />

Barangay<br />

<strong>Health</strong><br />

Worker<br />

Barangay <strong>Health</strong><br />

Stations /PHN or<br />

Midwife<br />

Department of <strong>Health</strong><br />

Office of Public <strong>Health</strong> Services<br />

<strong>Nursing</strong> Program Supervisor in<br />

different Services<br />

Regional <strong>Health</strong> Office<br />

Regional Nurse Supervisor <br />

Barangay<strong>Health</strong><br />

Worker<br />

City <strong>Health</strong> Officer<br />

Senior Public <strong>Health</strong><br />

Nurse<br />

Main <strong>Health</strong> Center<br />

Rural <strong>Health</strong> Units<br />

Public <strong>Health</strong> Nurse<br />

Barangay <strong>Health</strong><br />

Stations, PHN or<br />

Midwife<br />

Sanitary<br />

Inspektor<br />

Provincial <strong>Health</strong> Office<br />

Regional <strong>Health</strong><br />

Office<br />

City <strong>Health</strong> Office<br />

Rural <strong>Health</strong> Units<br />

Public <strong>Health</strong><br />

Nurse<br />

Barangay <strong>Health</strong><br />

Stations<br />

Hilots Midwifes<br />

Abb.1 Die Struktur von <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> <strong>Nursing</strong> von nationaler zur lokalen Ebene<br />

In Anlehnung an: Organiziation Chart of <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> <strong>Nursing</strong> services in the Philippine De-<br />

partment of <strong>Health</strong>. In: Committee of <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> <strong>Nursing</strong>, 1995 S. 32<br />

C<br />

O<br />

M<br />

M<br />

U<br />

N<br />

I<br />

T<br />

Y<br />

43


6.3.2 Der Auftrag von <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> <strong>Nursing</strong><br />

Der Definition von Dr. C. E. Winslow zufolge ist Public <strong>Health</strong> die Wissenschaft, um<br />

Krankheiten vorzubeugen, Leben zu verlängern und Gesundheit zu fördern. Sie beschäftigt sich mit<br />

der Schaffung einer gesundheitsfördern<strong>den</strong> Umgebung, der Kontrolle von übertragbaren Krankheiten<br />

und Schulung des Individuums in persönlicher Hygiene. Durch die Organisation von medizinischer<br />

und pflegerischer Dienste können Krankheiten vorgebeugt oder im Frühstadium <strong>auf</strong>gespürt<br />

und einer Behandlung zugeführt wer<strong>den</strong>. Die Entwicklung eines sozialen Systems soll jedem Menschen<br />

<strong>den</strong> gesundheitserhalten<strong>den</strong> Lebensstandard sichern, damit sein Geburtsrecht <strong>auf</strong> Gesundheit<br />

und ein langes Leben erfüllt wer<strong>den</strong> kann (vgl. Committee of <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> <strong>Nursing</strong> 1995, S.<br />

21).<br />

Dieser Definition folgend wird <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> <strong>Nursing</strong> <strong>auf</strong> <strong>den</strong> <strong>Philippinen</strong> als Antwort <strong>auf</strong> die<br />

gesundheitlichen Bedürfnisse der Bevölkerung verstan<strong>den</strong>. Ihre Spezialität zeichnet sich durch <strong>den</strong><br />

bevölkerungsorientierten Fokus aus, indem sie mit Individuen, Familien, Gruppen und Gemeinschaften<br />

arbeitet. Damit ist <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> <strong>Nursing</strong> einzigartig und unterscheidet sich von anderen<br />

Bereichen der Pflege folgendermaßen:<br />

- CHN ist eher <strong>auf</strong> <strong>den</strong> Gesundheitsstatus von unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen gerichtet<br />

ist, als <strong>auf</strong> eine individualisierte Betreuung (care)<br />

- CHN ist <strong>auf</strong> persönliche und Umgebungsfaktoren gerichtet, die sowohl ein gesundes Leben verhindern<br />

als auch ermöglichen können.<br />

- In einem partnerschaftlichen Ansatz wird die Priorisierung von Gesundheitsbedürfnissen und<br />

Gesundheitsdiensten (health services) durch <strong>den</strong> Klienten mitbestimmt (vgl. Cruz in Maglaya<br />

2000, S. 14).<br />

<strong>Community</strong> <strong>Health</strong> <strong>Nursing</strong> wird als Spezialgebiet pflegerischer Praxis verstan<strong>den</strong>. <strong>Community</strong><br />

<strong>Health</strong> <strong>Nursing</strong> integriert allgemeine Aspekte und Prinzipien von Pflege, die <strong>auf</strong> Pflegetheorien<br />

grün<strong>den</strong> und in der Anwendung des Pflegeprozesses zum Ausdruck kommen mit wichtigen Konzepten<br />

von Public <strong>Health</strong>. Folgende Konzepte aus Public <strong>Health</strong> sind richtungsweisend:<br />

- Die Hervorhebung der Wichtigkeit „des größten Wohls für die größte Anzahl“,<br />

- die Anwendung des Instrumentariums (Assessment, planning, implementation, evaluating) bei<br />

der Erbringung von Gesundheitsdienste (health- services)<br />

- die Vorrangigkeit von Gesundheitsförderung und Krankheitsprävention vor curativen Interventionen,<br />

44


- die Nutzung von Instrumenten zur Messung und Analyse von Gesundheitsproblemen in der<br />

<strong>Community</strong>,<br />

- die Anwendung von Management Prinzipien und Organisation in der Bereitstellung und Ausfüh-<br />

rung von Gesundheitsdiensten innerhalb der <strong>Community</strong><br />

(vgl. Cruz in Maglaya 2000 S. 13 f ).<br />

Die Klientel<br />

<strong>Community</strong> <strong>Health</strong> <strong>Nursing</strong> beschäftigt sich neben der Bereitstellung von <strong>Health</strong> Services vor allem<br />

mit Familien, Bevölkerungsgruppen und Communities. Die Familie gilt als Basiseinheit für Com-<br />

munity <strong>Health</strong> <strong>Nursing</strong>. Es wird eine erweiterte Definition von Familie zugrundegelegt, die über das<br />

allgemeine Verständnis von Blutsverwandtschaft und ehelichen Verhältnissen hinausgeht. Nach<br />

Frieman (1992) ist eine Familie eine Gemeinschaft von zwei oder mehreren Personen, die sich emo-<br />

tional verbun<strong>den</strong> fühlen und sich selbst als Teil einer Familie definieren. In ihr findet Gesundheits-<br />

förderung und Krankheitsverhinderung statt, z.B. durch die Gesundheitserziehung von Kindern<br />

durch ihre Eltern. Ebenso trägt die Familie wissentlich oder unbewußt zur Entstehung von Gesund-<br />

heitsproblemen bei (z.B. durch einseitige Ernährung verursachte Gesundheitsprobleme), die in das<br />

Gebiet von CHN fallen. Bevölkerungsgruppen sind gekennzeichnet durch allgemeine Charakteristika.<br />

Diese sind beispielsweise determiniert durch das Ausgesetztsein bestimmter Situationen (Frauen,<br />

Kinder, Fabrikarbeiter, Prostituierte).<br />

Als <strong>Community</strong> wer<strong>den</strong> sowohl Gruppen von Menschen verstan<strong>den</strong>, die <strong>auf</strong> einem eingegrenzten<br />

geographischen Gebiet zusammenleben als auch Gemeinschaften, die bestimmte Werte und Interessen<br />

teilen. Die Gemeinschaft funktioniert innerhalb eines bestimmten sozio-kulturellen Kontextes,<br />

wobei stets individuelle Unterschiede vorhan<strong>den</strong> sind (vgl. Cruz in Maglaya 2000, S. 15).<br />

6.3.3 Rollen und Funktionen von <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> Nurses<br />

In der Literatur wer<strong>den</strong> <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> Nurses <strong>auf</strong> <strong>den</strong> <strong>Philippinen</strong> fünf wesentliche Rollen und<br />

Funktionen zugeschrieben. Demnach erfüllt eine <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> Nurse:<br />

- pflegerische Rollen (clinical role), indem sie sich um Kranke in ihrem Zuhause oder im Gesundheitsoffice<br />

kümmert,<br />

- Ausbildungsfunktionen (Schulungsprogramme für die Mitarbeiter und Aufklärungsprogramme<br />

für die Bevölkerung),<br />

45


- Führungs- und Managementfunktionen (Führung und Organisation der Gesundheitseinrichtung,<br />

Be<strong>auf</strong>sichtigung der Hebammen u. Barangay-Heath Worker),<br />

- Anwaltschaft (Advocat), da sie sich für die Lösung von Gesundheitsproblemen in der Bevölke-<br />

rung einsetzt und<br />

- Vermittlungsfunktionen, indem sie Klienten zu anderen Gesundheitseinrichtungen vermittelt.<br />

Auf individueller Ebene<br />

- Betreuung und Überwachung von Frauen während der Schwangerschaft, Geburt und der postna-<br />

talen Zeit,<br />

- Untersuchung von Schwangeren, Lagekontrolle des Kindes sowie die Ausführung entsprechen-<br />

der Wendemanöver (Leopoldsches Manöver),<br />

- Die Versorgung von Dammrissen, im Falle der Abwesenheit eines Arztes,<br />

- Beratung, Verhaltensschulung im Umgang mit kindlicher Entwicklung und übertragbaren<br />

Krankheiten,<br />

- Kriseninterventionen,<br />

- Erste Hilfe und Notfallversorgung,<br />

- Primäre, secundäre und tertiäre health care,<br />

- Empfehlungen in der Zubereitung und Anwendung von Kräutern und Heilpflanzen bei best.<br />

Symptomen und Lei<strong>den</strong>.<br />

Auf familiärer Ebene<br />

- die Familie dabei zu unterstützen, ihr spezielles Gesundheitsproblem zu i<strong>den</strong>tifizieren sowie die<br />

Anleitung zu einem entsprechen<strong>den</strong> Umgang damit (z.B. persönliche Hygiene),<br />

- die Bereitstellung von primary care, soweit die Familie diese benötigt.<br />

Auf <strong>Community</strong> Ebene<br />

- <strong>Community</strong> Organizing, d.h. die Erschließung einer Gemeinschaft mit dem Ziel <strong>den</strong> Gesund-<br />

heitsstatus der Mitglieder zu erheben, Ursachen für Gesundheitsprobleme zu i<strong>den</strong>tifizieren und<br />

die Erarbeitung von Strategien für eine Verbesserung der gesundheitlichen Situation,<br />

- Edpidemiologische Untersuchungen,<br />

- Vorsprache und Einflußnahme bei lokalen Führungspersonen des Gesundheitswesen (Ausschöpfen<br />

der gesetzliche Rahmenbedingungen).<br />

Neben diesen Aufgaben von health care wer<strong>den</strong> die Verantwortungsbereiche von Public <strong>Health</strong><br />

Nurses vom Department of <strong>Health</strong> (DOH) festgelegt:<br />

46


- die Be<strong>auf</strong>sichtigung der Hebammen,<br />

- die Vertretung von Municipal <strong>Health</strong> Officer (Stadtbezirksarzt) in seiner Abwesenheit,<br />

- Assistenz bei der Entwicklung des Barangay <strong>Health</strong> Plans,<br />

- Prüfung und Überwachung der Einhaltung von Curricula für Barangay <strong>Health</strong> worker (freiwillig<br />

arbeitende Bürger der Gemein<strong>den</strong>),<br />

- die Ausbildung von hilots (Frauen, die zur Durchführung einer Geburt angelernt wer<strong>den</strong>),<br />

- <strong>den</strong> Berichterstattungen der Barangay-<strong>Health</strong> Worker und Hebammen prüfen (ggf. sich um Fälle<br />

in der Gemeinde kümmern),<br />

- Hebammen im Verfassen von Ausführungsberichten zu schulen,<br />

- Aktive Mitwirkung bei Gesundheitsprogrammen des DOH , z.B. beim Impfprogramm (EPI)<br />

Assistenz des Arztes beim Bereitstellen und Vorbereiten der Impfstoffe, die Überwachung der<br />

Hebammen, Anfertigen von Berichten über durchgeführte Impfungen, Krankheitsfälle überwa-<br />

chen,<br />

- die Vermittlung von Klienten in andere Einrichtungen z.B. Krankenhäuser<br />

(vgl. Cruz in Maglaya 2000, S. 22 ff).<br />

Zusammenfassung<br />

<strong>Community</strong> <strong>Health</strong> <strong>Nursing</strong> ist <strong>auf</strong> <strong>den</strong> <strong>Philippinen</strong> ein seit vielen Jahrzehnten etabliertes berufliches<br />

Feld. Konzeptionell vereint es Elemente von Pflege und Public <strong>Health</strong>. Damit leistet Pflege einen<br />

erheblichen Beitrag zur Verbesserung der gesundheitlichen Situation in der Bevölkerung. Durch<br />

organisierte, gemeindebezogene Maßnahmen trägt die <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> <strong>Nursing</strong> dazu bei, Krank-<br />

heiten zu verhüten, Gesundheit zu fördern und das Leben zu verlängern. Die Pflegen<strong>den</strong> sind in das<br />

Netzwerk staatlicher und nichtstaatlicher Gesundheitsdienste eingebun<strong>den</strong>, so dass ihre Aktivitäten<br />

überwiegend von einem zentral gesteuerten Handlungsrahmen (Standards, Gesundheitspläne, Gesetze)<br />

vorgegeben sind. Mit einer Dezentralisierung der Gesundheitsdienste erhoffen sich die philippinschen<br />

Behör<strong>den</strong> eher <strong>den</strong> Gesundheitsproblemen der Klienten <strong>auf</strong> <strong>Community</strong> Level entsprechen<br />

zu können. Über ein differenziertes Rapportsystem wird der lokale Gesundheitsbedarf in einer Region<br />

ermittelt und mit entsprechend priorisierten und vom Staat bezuschussten Programmen beantwortet.<br />

Die <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> Nurse arbeitet je nach Qualifikation in einer überregionalen oder lokalen<br />

Gesundheitseinrichtung (health unit) in einem multidisziplinären Team (Arzt, Hebammen, Sanitary<br />

Inspectors, Barangay <strong>Health</strong> Worker). Einen direkten Bezug zu <strong>den</strong> Bewohnern der Barangays haben<br />

in erster Linie Barangay <strong>Health</strong> Worker und Hebammen. Sie wer<strong>den</strong> von der <strong>Community</strong><br />

47


<strong>Health</strong> Nurse instruiert, geschult und be<strong>auf</strong>sichtigt. Damit besitzt eine <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> Nurse<br />

vielfältige Funktionen. Sie hat <strong>den</strong> pflegewissenschaftlichen Hintergrund, um <strong>den</strong> Gesundheitsbe-<br />

darf einer <strong>Community</strong> festzustellen und bei der Entwicklung und Implementation von Gesundheitsprogrammen<br />

verantwortlich mitzuwirken. Neben dem betreuen<strong>den</strong> (caring) Aspekt ihrer Arbeit hat<br />

sie Unterweisungsfunktionen (teaching) zu erfüllen, die sowohl Klienten als auch ihr unterstellte<br />

Mitarbeiterinnen betreffen. Sie besitzt Management und Führungsqualitäten, damit sie die Organisation<br />

des <strong>Health</strong> Offices und der <strong>Health</strong> Services koordinieren kann. Schließlich steht sie in der<br />

Strukturierung der philippinschen Gesundheitsdienste an einer Position, die sie als Vermittlerin zwischen<br />

<strong>den</strong> Bedürfnissen der Bevölkerung und der Zuteilung adäquater Ressourcen durch lokale und<br />

zentrale Gesundheitsbehör<strong>den</strong> auszeichnet.<br />

6.4 Die Praxissemesterstelle: West Visayas State University- College of <strong>Nursing</strong> - Iloilo City/<strong>Philippinen</strong><br />

Iloilo ist eine mittelgroße Stadt von ca. 370.000 Einwohnern. Iloilo meint im Dialekt der Region<br />

„wie eine Nase“ und beschreibt die nasenförmige Form der Küste. Die Region Panay gehört<br />

zur Inselgruppe der Visayas, eine von vier großen philippinschen Gebieten (vgl. Peters, 1998 S.<br />

561). In Iloilo City gibt es zahlreiche Colleges of <strong>Nursing</strong>, die überwiegend privat geführt sind. Die<br />

Central Phillipine University (CPU) ist besonders erwähnenswert, da sie 1907 das erste philippinsche<br />

Ausbildungszentrum für Pflege gründete (GN 1, 3.1.01).<br />

Das College of <strong>Nursing</strong> - als ein integraler Bestandteil der West Visayas State University- bildet seit<br />

1978 junge Frauen und Männer in einem vierjährigen Studium zum Bachelor of Sience in <strong>Nursing</strong><br />

aus. Als staatliche Einrichtung verpflichtet sie sich, begabten und finanziell gehandikapten Bewerbern<br />

einen Studienplatz anzubieten. Kriterien für die Vergabe von Stipendien sind u.a. ein exzellenter<br />

High School Abschluß oder das Kind eines Staatsbediensteten (z.B. Veteranen des Militärs, Gemeindevorsitzende)<br />

zu sein. Im Gegensatz zu anderen Colleges erläßt die West Visayas State University<br />

nach eingehender Prüfung i.d. R. die Unterrichtsgebühren (vgl. Stu<strong>den</strong>t Handbook, College<br />

of <strong>Nursing</strong> WVSU).<br />

Der Auftrag des College wird darin gesehen, ein Zentrum für hervorragende Leistung in der Pflegeausbildung<br />

zu sein Sie wollen Pflegende ausbil<strong>den</strong>, wie sie von der philippinschen Gesellschaft benötigt<br />

wird: „ nurses who are scientifically informed, socially aware, committed and technically<br />

competent“ (Stu<strong>den</strong>t- handbook, College of <strong>Nursing</strong> West Visayas State University S. 5).<br />

48


In der Mission des Colleges heißt es: „The West Visaya State Univerity, College of <strong>Nursing</strong> is<br />

committed to the advancement of knowledge, the preservation of cultural heritage and the promo-<br />

tion of the total development of the individual through qualitiy eduacation, research and community<br />

service, in order that one can lead a useful and productive life as an individual and a nurse“ (vgl.<br />

Bulletin of Information, WVSU, College of <strong>Nursing</strong>).<br />

Der Ausbildungsprozeß soll dar<strong>auf</strong> ausgerichtet sein, einen Wandel in Einstellung und Verhalten der<br />

Studieren<strong>den</strong> zu erreichen, so dass Pflege als selbstbestimmte, integrierte Disziplin <strong>den</strong> Gesund-<br />

heitsbedürfnissen der Menschen und ethischen Normen entspricht. (vgl. Bulletin of Information,<br />

WVSU, College of <strong>Nursing</strong>).<br />

6.4.1 Die Organisation des Studiums<br />

Das Studium ist in vier Abschnitte/Level gegliedert, wobei jeder Level einem Studienjahr<br />

entspricht. Die theoretischen Unterrichte am College wer<strong>den</strong> kombiniert mit praktischen Ausbildungsteilen<br />

(Related- learning- experiences). Diese wer<strong>den</strong> in <strong>den</strong> der Universität angegliederten<br />

Hospitälern, in Gemein<strong>den</strong>, Schulen, Betrieben und anderen Einsätzen des Gesundheitsdienstes (social-<br />

hygiene clinic) durchgeführt. Die praktischen Einsätze sind in kleinen Gruppen organisiert und<br />

wer<strong>den</strong> grundsätzlich von Praxisanleitern (perceptor, clinical instructor) didaktisch <strong>auf</strong>bereitet, kontinuierlich<br />

begleitet und an Ziele und Inhalte des Curriculums gebun<strong>den</strong>. Der Anteil von theoretischer<br />

Ausbildung und Praxiseinsätzen variiert je nach Ziel der Studiensequenz. Es wer<strong>den</strong> im gesamten<br />

Studium mindestens 510 Unterrichtsstun<strong>den</strong> in der Theorie, sowie 1785 Stun<strong>den</strong> praktische<br />

Anleitung bei einer wöchentlichen Arbeitszeit von 30 Stun<strong>den</strong> pro Woche angeboten. Diese Zahlen<br />

beziehen sich <strong>auf</strong> die Präsenszeit; zusätzlich haben die Studieren<strong>den</strong> vertiefende Arbeiten im Eigenstudium<br />

sowie das Abfassen von Berichten und Hausarbeiten zu leisten (vgl. Course Diskription,<br />

Auszug aus collegeinternen Studiengrundlagen).<br />

Zuständig für die Lehre sind Professorinnen der Pflege, die <strong>den</strong> Masterstudiengang absolviert haben<br />

und in der Regel eine Promotion <strong>auf</strong>weisen, sowie Teilnehmerinnen des postgradualen Masterstudienganges<br />

Sience of Art in <strong>Nursing</strong>. Männliche Pflegende stellen <strong>auf</strong> <strong>den</strong> <strong>Philippinen</strong> eine kleine<br />

Gruppe von geschätzten 5% der Berufsangehörigen dar (vgl. GN u. FB 8.1.01).<br />

Aufnahmebedingungen<br />

Die Bewerberinnen müssen einen abgeschlossenen High- School Abschluß vorweisen und zum oberen<br />

Level der schulischen Leistungen gehören (upper 40% of graduating class). Ihr Aufnahmealter<br />

49


eträgt zwischen 16 und 17 Jahre, so dass sie während der Teilnahme nicht älter als 21 Jahre sind.<br />

Bewerberinnen dürfen nicht verheiratet sein und müssen eine schriftliche Bestätigung über einen<br />

guten moralischen Charakter vorweisen. Sie sollen spezielle Aufnahmetests mit einem überdurch-<br />

schnittlich guten Ergebnis absolvieren und über eine gute Gesundheit verfügen. Schließlich dürfen<br />

die Bewerberinnen nicht einen anderen College Kurs belegen, bzw. abgeschlossen haben. Als Teilnehmerinnen<br />

des Studienganges zahlen sie, sofern sie kein Stipendium haben, Gebühren für Unterrichte<br />

am College, für die praktische Ausbildung und für weitere Aktivitäten und Registrierungen<br />

(vgl. Stu<strong>den</strong>t – Handbook S. 7 ff).<br />

6.4.2 Die curriculare Gestaltung des Studiums<br />

The Revised BSN Curriculum<br />

Dem Studium liegt das überarbeitete Curriculum zum Bachelor of Science in <strong>Nursing</strong><br />

zugrunde (gemäß CHED Memorandum Order No.10 Series of 1998), das ursprünglich 1990 entwickelt<br />

und für das philippinische Pflegestudium verbindlich ist. Zur Philosophie des Curriculums<br />

gehören ein ausgewiesenes Menschenbild sowie ein definiertes Gesundheits,- Pflege - und Bildungsverständnis.<br />

Pflegeverständnis<br />

Pflege wird als eine dynamische Disziplin verstan<strong>den</strong>, die als Geisteswissenschaft (art and science)<br />

<strong>auf</strong> die Pflege von Individuen, Familien, Gruppen und Gemein<strong>den</strong> abgestimmt ist. Pflege ist dar<strong>auf</strong><br />

gerichtet, Gesundheit zu fördern und wiederherzustellen, Krankheiten vorzubeugen, Lei<strong>den</strong> zu lindern<br />

und dem Klienten ein Sterben in Würde und Frie<strong>den</strong> zu ermöglichen. Die pflegerische Assistenz<br />

bezieht sich <strong>auf</strong> die Reaktion des Klienten, (<strong>auf</strong> das Erleben seiner Gesundheits, bzw. Krankheitssituation,<br />

sic) unter Nutzung des Pflegeprozesses und Maßgabe ethisch- rechtlicher und moralischer<br />

Prinzipien“ (vgl. Laurente, 1993, S. 5 Übersetzung M.H.).<br />

Bildungsverständnis<br />

„<strong>Nursing</strong> Education stimmt mit der Philosophie der höheren Bildung (higher education) überein und<br />

verpflichtete sich zu einer qualifizierten Ausbildung. Pflegeausbildung ist aktives Lehren und Lernen,<br />

multidisziplinär und verläuft in einem zyklischen Prozeß, der <strong>auf</strong> die Suche nach Wahrheit/Wirklichkeit<br />

gerichtet ist. (...) <strong>Nursing</strong> education will professionelle Pflegende bereitstellen, die<br />

verantwortlich, nationalistisch und kreativ sind. Eine kritisch <strong>den</strong>kende Generalistin, die über Einstellungen,<br />

Wissen und Fähigkeiten in Kommunikation, Pflege, Forschung und Führungsqualitäten<br />

50


verfügt. Pflege ist im Lichte globaler Belange an die Bedürfnisse der philippinischen Gesellschaft<br />

ausgerichtet“( vgl.Laurente, 1993 S. 5 Übersetzung M.H.).<br />

Abb. 2 Conceptual Framework of the BSN Curriculum. In Laurente 1993, S.3<br />

Wie im Schaubild ersichtlich, wur<strong>den</strong> bei der Entwicklung des BSN Curriculums Faktoren berück-<br />

sichtigt, die <strong>den</strong> Lehr- Lernprozeß beeinflussen: Gesundheit und gesundheitliche Probleme, lokale,<br />

politische, soziale und ökonomische Bedingungen sowie gesetzliche und professionelle Standards.<br />

Das Curriculum basiert <strong>auf</strong> <strong>den</strong> Merkmalen „Competency based und <strong>Community</strong> - centered“. Pro-<br />

fessionelle Kompetenzen wer<strong>den</strong> als gewünschtes Verhalten verstan<strong>den</strong>, wie sie in der Darbietung<br />

von Wissen, Fähigkeiten und Einstellungen zum Ausdruck kommen ( K-S- A, Knowledge, Skills,<br />

Attitude). <strong>Community</strong> – centered bedeutet, dass während des gesamten Studienprogramms Lehr-<br />

Lernerfahrungen angeboten wer<strong>den</strong>, die sich <strong>auf</strong> die Unterstützung von Gesundheit, Krankheitsprä-<br />

vention und Rehabilitation mit Klienten in der <strong>Community</strong> beziehen (vgl. ebenda, S. 4).<br />

Im Studium wer<strong>den</strong> drei Lehrbereiche angeboten, die je nach Ausbildungsstand inhaltlich und zeit-<br />

lich variieren. Es handelt sich um General Education Courses, d.h. um allgemeinbil<strong>den</strong>de Fächer<br />

51


wie Kommunikation, Mathematik und Geschichte und speziell vom College verordnete Bereiche,<br />

Professional Courses wie Biochemie und Statistik. Schließlich ziehen sich <strong>Nursing</strong> Courses, die<br />

speziell <strong>auf</strong> die Pflege ausgerichtet sind, durch das gesamte Studienprogramm. Im Curriculum wer<strong>den</strong><br />

differenziert die zu erzielen<strong>den</strong> Kompetenzen je Sequenz vorgestellt. An dieser Stelle wird dar<strong>auf</strong><br />

nicht näher eingegangen, sondern Bezug <strong>auf</strong> übergeordnete Ziele der 4 Studienabschnitte genommen.<br />

Level 1: Grundlagen der Pflege<br />

Am Ende des ersten Jahres haben die Stu<strong>den</strong>tinnen ein Verständnis und Bewußtsein von sich selbst<br />

als Individuum, als Mitglied der Familie, Gemeinde und der Welt erworben. Sie wissen um ihre<br />

Verantwortung und Rechte und sind sich ihrer körperlichen, sozialen und kulturellen Umgebung<br />

bewußt.<br />

Level 2: Konzept von Gesundheit und Wohlbefin<strong>den</strong><br />

Am Ende des zweiten Jahres haben die Stu<strong>den</strong>tinnen<br />

a. Auf der Grundlage des Konzeptes Gesundheit ein ganzheitliches Verständnis vom Menschen als<br />

bio-psycho- soziales und kulturelles Wesen erworben.<br />

Sie kennen Hintergründe zur politischen Geschichte des Landes und verstehen ihre Verantwortung<br />

als Bürger, als Mitglied einer Familie, des Gesundheitssystems (health care system) und der<br />

pflegerischen Profession.<br />

b. Sie erwerben erste Fähigkeiten in der Anwendung des Pflegeprozesses, der als Grundlage für<br />

Pflege erachtet wird.<br />

Level 3: Krankheitskonzept<br />

Am Ende des dritten Jahres haben die Stu<strong>den</strong>tinnen ein mehrperspektivisches und umfassendes<br />

Konzept von Krankheit erworben (soziale, ökologische, ökonomische und kulturell). Sie kennen<br />

sowohl pathologische Prozesse als auch Copingstrategien des Individuums, der Familie, der <strong>Community</strong><br />

unter Nutzung des Pflegeprozesses.<br />

Level 4: Pflegemanagement<br />

Am Ende des vierten Jahres haben die Stu<strong>den</strong>tinnen entsprechende Fähigkeiten für die professionelle<br />

Praxis erworben. Sie arbeiten unabhängig und/ oder in Zusammenarbeit mit anderen. Sie fördern<br />

in jedem Setting Gesundheit, verhüten und kontrollieren Krankheiten, ob in einem Krankenhaus<br />

oder im <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> Center.<br />

(vgl. Bulletin College of <strong>Nursing</strong> WVSU, Übersetzung M.H.)<br />

52


Wie eine Spirale durchziehen vier Schlüsselkonzepte das Ausbildungsprogramm. Dabei handelt es<br />

sich um die Konzepte Pflege, Kommunikation, Forschung und Führung. Im ersten Level wer<strong>den</strong><br />

Grundlagen eines Schlüsselkonzeptes gelegt und in <strong>den</strong> Folgejahren weiter vertieft und erweitert. In<br />

ähnlicher Weise wird der Erwerb von Kompetenzen in praktische Anleitungssituationen überführt<br />

und evaluiert. Die weiteren Inhalte des Curriculums sind anhand der ausgewiesenen Schlüsselkon-<br />

zepte übersichtlich gegliedert. Je Level wer<strong>den</strong> die angestrebten Kompetenzen ausgewiesen, d.h. die<br />

Beschreibung des gewünschten Verhaltens in einer gegebenen Situation. Ziele sind <strong>auf</strong> mittlerer und<br />

hoher Abstraktionsebene operationalisiert und wer<strong>den</strong> im letzten Teil des Curriculums mit methodi-<br />

schen Anregungen und entsprechen<strong>den</strong> Inhalten dokumentiert (vgl. Laurente, 1993).<br />

Nachstehend ist zur Veranschaulichung das Schlüsselkonzept <strong>Nursing</strong> aus dem BSN Curriculum<br />

<strong>auf</strong>geführt.<br />

Terminal and Level Competencies by Key Concepts<br />

Key Concept 1: <strong>Nursing</strong><br />

The Stu<strong>den</strong>t<br />

Terminal Competency: Given a client in any health care situation, provides nursing care utilizing nursing process.<br />

1. Assesses client`s condition (health and health- related needs)<br />

2. Plans with clients and significant others appropriate nursing actions.<br />

3. Implements plan of car.<br />

4. Evaluate the effectiveness of care.<br />

Level I: Given an actual situation, demonstrates ability to care for self, family or significant others<br />

Level II: Given a healthy client and client with simple health needs/problems.<br />

1. Demonstrates competence in the promotion/maintenance of health and prevention of illness<br />

2. Demonstrates beginning competence in the utilization of the nursing process.<br />

Level III: Given a client with complex health problems and life-threatening conditions in any health situation, pro-<br />

vides nursing care utilizing the nursing process.<br />

3. Given a group at risk, utilizes competence in the promotion, maintenance of health/ delay of onset of illness.<br />

The Stu<strong>den</strong>t<br />

Level I: Given an actual situation, demonstratrates ability to care for self, family and significant others.<br />

53


Attidtudes Knowledge Skills<br />

Appreciates the importance of the<br />

following<br />

1. Concern for self and others<br />

2. open-mindedness<br />

3. simplicity<br />

4. modesty<br />

5. honesty<br />

6. self-discipline<br />

7. respect for the rights and responsibilities<br />

of man<br />

Concepts of man, family, groups,<br />

community<br />

Culture<br />

Societey<br />

Care<br />

Change<br />

Spiritual Care<br />

Quality of life<br />

Environment<br />

<strong>Health</strong>-illness continuum<br />

Mental health<br />

Stress<br />

Adaptation<br />

Concept of responsible citizen<br />

Historical development of nursing<br />

Scope of Prof. <strong>Nursing</strong><br />

Theories of <strong>Nursing</strong><br />

Overview of <strong>Nursing</strong> process<br />

<strong>Nursing</strong> Ethics<br />

Critical Thinking<br />

Simple problem- solving<br />

Interpersonal skills<br />

Self-care<br />

Level II: Given a healty client and clients with simple health needs and problems.<br />

1. Deonstrates competence in the promotion/maintenance of health and prevention of illness<br />

2. Demonstrates beginning comptence in the utilization of nursing process<br />

Attitudes Knowledge Skills<br />

Values the importance of:<br />

1. Honesty<br />

2. Accuracy<br />

3. Discipline<br />

4. Open-mindedness<br />

5. Concern for the safety of clients<br />

6.<br />

- Infection control to self, family<br />

and groups<br />

- Safety measures<br />

- Infection prevention<br />

Appreciates the importance of the<br />

interrelatedness of health to socio-<br />

cultural, political and economic<br />

factors<br />

1. Care of healthy clients and<br />

client with simple health<br />

needs/problems<br />

A. <strong>Nursing</strong> Process<br />

1. Definition<br />

2. steps: assessment, planning,<br />

implementation and evaluation<br />

B. Physical Assessment<br />

C. Comfort and Hygiene measures<br />

Medical Aspesis<br />

D. Environmental health promotion,<br />

prevention of illness,<br />

health maintenance, zero waste<br />

management<br />

E. Adminstration of drugs: oral<br />

meds, vaccines<br />

F. Philippine health situation<br />

1. <strong>Health</strong> profile<br />

2. Socio-cultural, political, economic<br />

factors affecting health<br />

G. Philippine <strong>Health</strong> Care Delivery<br />

System<br />

1. health services (e.g. /23 of 93)<br />

OPLAN ALIS Disease<br />

- History taking<br />

- Taking of vital signs<br />

- Conducting physical exam<br />

- Giving of bed bath, sponge<br />

bath, massage<br />

- Bed making, oral hygiene, care<br />

of eyes and ears, hot and cold<br />

therapy<br />

- safety measures handwashing<br />

techniques<br />

- positioning<br />

- body mechanics<br />

- conducting health teaching<br />

environmental health<br />

- Locating the sites<br />

- Preparing of drugs<br />

- Compute dosages<br />

- Injection<br />

- Critical thinking<br />

- Analytical<br />

- Synthesizing<br />

- Teaching Skills<br />

54


Values of teamwork<br />

Accuracy<br />

Honesty<br />

Commitment<br />

Appreciates the uniqueness of individuals,<br />

groups, famlies and community<br />

Assertiveness<br />

Confi<strong>den</strong>ce<br />

Courage<br />

Values:<br />

- The importance of the role of<br />

the family in health care<br />

- Family life<br />

Values the importance of Life, Safe<br />

motherhood, Safe Sex<br />

2. Program /projekcts of DOH<br />

3. <strong>Health</strong> care structure e.g. Devolution<br />

H. Primary <strong>Health</strong><br />

1. comcepts/ principles<br />

2. Ex. Appropriate technology<br />

3. Elements of PHC e.g. <strong>Health</strong><br />

Education Immunization People`s<br />

participation<br />

I. Care of the community<br />

1. nature and scope<br />

- roles, responsibilities, functions<br />

2. community visit<br />

3. home visits<br />

4. <strong>Nursing</strong> process- CHN<br />

a. assessment- community profile,<br />

spot mapping, data presentation,<br />

simple analysis/interpretation<br />

b. program planning, prioritizing<br />

objectives strategies<br />

c. implementation<br />

d. evaluation<br />

5. <strong>Community</strong> dynamics e.g. how<br />

to conduct, group meetings<br />

- Techniques<br />

6. Other specialized fields in CHN<br />

6.1. School nursing<br />

6.2. <strong>Community</strong> mental health nursing<br />

6.3. Occupational health nursing<br />

J. Family <strong>Health</strong> <strong>Nursing</strong><br />

1. Family as a unit of care in<br />

community health nursing<br />

2. Concepts of family-centered<br />

care<br />

3. Roles and functions of the<br />

nurse in family care practice<br />

4. Family health nursing process<br />

4.1. assessment of family`s health<br />

and nursing needs<br />

4.2. <strong>Health</strong> tasks of a family<br />

4.3. Strategies for increasing family`s<br />

capability for health care<br />

4.4. Family <strong>Nursing</strong> Care Plan<br />

K. Maternal Child <strong>Health</strong> Care<br />

(NP)<br />

1. Review of Anatomy & Physiologie<br />

2. Human sexuality<br />

3. Responsible parenthood, safe<br />

Hilot (Finger pressure)<br />

Preparing medicinal plants<br />

Home visit<br />

Bag technique<br />

<strong>Community</strong> Diagnosis<br />

Critical thinking<br />

Problem- solving<br />

Presenting data in tables/graph<br />

Analyzing data<br />

Objective formulation<br />

<strong>Community</strong> assembly<br />

Teaching skills<br />

Handling small groups<br />

Family <strong>Nursing</strong> Care Plan<br />

Assesment of Family<br />

Prioritizing of Family <strong>Health</strong>/<br />

<strong>Nursing</strong> needs<br />

Strategies<br />

Evaluation of Care<br />

Critical Thinking Skills<br />

OB History- AOG; EDG computation<br />

Leopold`s manuever<br />

55


Values the uniqueness of individuals<br />

and groups<br />

Caring<br />

Genuine concern for others<br />

Recognize individual differences in<br />

responding to stress/illness<br />

Open mindedness<br />

Accepts limitation, humility<br />

Accountability, commitment, responsiblility<br />

Sensitivity to needs of others<br />

Active listening, acceptance<br />

Non-judgmental, objectivity<br />

Confi<strong>den</strong>tiality<br />

Compassion<br />

Always has time for people<br />

Others before self<br />

Conscientious<br />

Honesty<br />

Good role model<br />

Assertive<br />

Concern for safety, privacy and<br />

comfort of patients in any procedure<br />

motherhood, health benefits,<br />

risks<br />

4. Care of pregnant woman<br />

4.1. Prenatal<br />

4.2. Intra- natal<br />

5. Post- partum care<br />

5.1. breast feeding<br />

5.2. care of the newborn<br />

L. Growth and Development<br />

1. infancy<br />

2. toddlers<br />

3. pre-schoolers<br />

4. schoolers<br />

5. adolescents<br />

6. adults<br />

6.1. early<br />

6.2. middle<br />

6.3. late<br />

- needs, poblems<br />

- health promotion, maintenance<br />

and disease prevention<br />

- groups e.g. mothers, pre-<br />

schoolers<br />

<strong>Health</strong>- Illness continuum<br />

Levels of Prevention<br />

Levels of Care<br />

Epidemeology<br />

Significant risk factors<br />

Effects of stress, adaptation and<br />

management of stress<br />

Disease causation<br />

Pathophysilogy (disturbances in<br />

02/F&E/Metab/Repro, etc.)<br />

Psychosocial adjustment reaction<br />

Anticipatory guidance<br />

Maladaptive patterns of behavior<br />

(Development Stages)<br />

Crisis intervention<br />

Therapeutic communication<br />

Therapeutic N-P relationships<br />

Death and dying<br />

(Spiritual, cultural, psychosocial,<br />

physical)<br />

Life threatening situations (Biologic<br />

crisis critcal care)<br />

Prepared during emergencies (decision-making)<br />

Bioethical, legal, moral coniderations<br />

<strong>Nursing</strong> Process<br />

- Assessment: significant data<br />

derived from history, P.E., Laboratory/Diagnostic<br />

exams.,<br />

<strong>Nursing</strong> typology<br />

FHT;TT, Fundic HAT<br />

Urinanalysis, weighing PE, enema,<br />

handle acutal deliveries: home and<br />

hospital<br />

Perineal care, perilight care of episiotomy<br />

wound breast care, Apgar<br />

score, cord care, monitoring vs.<br />

aseptic technic<br />

Assessment skills<br />

<strong>Health</strong> teaching skills<br />

Cognitive<br />

Investigation skills<br />

Problem-solving (inc.drug/dosage<br />

comp.)<br />

Assessment (inc. psychosocial assessment)<br />

Critical thinking<br />

Decision-making<br />

Interpersonal<br />

Communication<br />

Counselling<br />

Crisis Intervention<br />

Teaching<br />

Assertiveness<br />

Psychomotor<br />

Assessment skills (PE. Hx taking,<br />

observation, considering all age<br />

groups)<br />

Emphasis on deviations<br />

Indigenous/Appropriate tech<br />

Preparation of herbal medicine<br />

Accupressure, etc.<br />

<strong>Nursing</strong> Process/ Techniques<br />

02 Inhaltion<br />

Sunctioning (oral, pharyngeal, etc.)<br />

Pulmophysioty; CPR; IV therapy,<br />

56


- Mental and Psychosocial<br />

Planning: priority- setting, goal-<br />

setting (short, long term)<br />

Implementation: Indepen<strong>den</strong>t,<br />

interdepen<strong>den</strong>t collaborative (health<br />

education, nursing procedures)<br />

Evaluation: Based on objective,<br />

discharge planning<br />

Therapeutic strategies (Pharmacotherapeutic,<br />

Psycho-therapy,<br />

Activity, Treatments, etc.)<br />

Appropriate/Indigenous tech.<br />

(Herbal, accupressure, pranic<br />

healing, etc.)<br />

<strong>Community</strong> organizing-including<br />

community program planning<br />

Peri- operative care<br />

Documentation<br />

CUP, Tube feedings, srubbing,<br />

gloving, gowning, cardiac monitoring,<br />

post-mortem care<br />

Documentation<br />

Actual Client Care<br />

Utilizing the nursing process<br />

Abb.: 3 Schlüsselkonzept <strong>Nursing</strong>, als Beispiel für <strong>den</strong> inhaltlichen und strukturellen Aufbau des BSN<br />

Curriculums<br />

Quelle: Laurente, 1993, S. 30 ff<br />

Die Einbettung von <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> <strong>Nursing</strong> in das BSN Curriculum<br />

Das BSN Curriculum basiert <strong>auf</strong> die Entwicklung von professionellen Kompetenzen. Die<br />

Stu<strong>den</strong>tinnen wer<strong>den</strong> dazu befähigt wer<strong>den</strong>, die fundamentalen Schlüsselkonzepte Pflege, Kommu-<br />

nikation, Forschung und Führung in jedem pflegerischen Setting, d.h. sowohl in der Klinik als auch<br />

in der <strong>Community</strong> anzuwen<strong>den</strong>. Damit ist <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> <strong>Nursing</strong> ein integraler Bestandteil des<br />

Studiums. Entsprechende Lehr- Lernelemente sind in jedes Schlüsselkonzept des Curriculums ein-<br />

gebettet. Daher erscheint es wenig sinnvoll, die entsprechen<strong>den</strong> Ziele und Inhalte des Bereiches<br />

<strong>Community</strong> <strong>Health</strong> <strong>Nursing</strong> herauszufiltern und an dieser Stelle vorzustellen. Im folgen<strong>den</strong> Schritt<br />

wird daher <strong>auf</strong> colleginterne Unterlagen Bezug genommen. Diese Lehrpläne (teaching – plan) geben<br />

einen kurzen Abriß darüber, wie das College ihre Stu<strong>den</strong>tinnen theoretisch <strong>auf</strong> praktische Anleitun-<br />

gen vorbereitet und wie diese Inhalte in konkrete Anleitungssituationen überführt wer<strong>den</strong>. Schließ-<br />

lich wird eine ausführlichere Darstellung des letzten praktischen Einsatzes in der <strong>Community</strong> vor-<br />

57


genommen, da ein Großteil des Praxissemesterprojektes in der Teilnahme an dieser ausgewiesenen<br />

Studieneinheit bestand.<br />

6.4.3 Die Gestaltung praktischer Studiensequenzen im Bereich <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> <strong>Nursing</strong><br />

Das College der WVSU sieht <strong>den</strong> ersten praktischen <strong>Community</strong> Einsatz im zweiten Level<br />

vor. Ausgewiesenes Ziel ist es, <strong>den</strong> Stu<strong>den</strong>tinnen Lernerfahrungen anzubieten, damit sie innerhalb<br />

der Familie und Gemeinde sowohl zur Erhaltung und Förderung von Gesundheit beitragen als auch<br />

Krankheiten vorbeugen können.<br />

Level II (Concept of CHN in nursing healthy individuals across the lifespan)<br />

Über theoretische Einführungen wer<strong>den</strong> die Stu<strong>den</strong>tinnen <strong>auf</strong> die Aktivitäten während des Einsatzes<br />

in einem nahegelegenen Stadtteil vorbereitet. Sie halten sich in Begleitung der Anleiter ca. 8 Tage<br />

(laut Unterrichtsplan 48 Stun<strong>den</strong>) in der <strong>Community</strong> <strong>auf</strong>. Dieser Einsatz zielt dar<strong>auf</strong> ab, <strong>den</strong><br />

Stu<strong>den</strong>tinnen ein generelles Bewußtsein für die Arbeit in der <strong>Community</strong> zu verschaffen. Sie<br />

erkennen die Familie als Basiseinheit von Pflege im Bereich <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> <strong>Nursing</strong>. Die<br />

Stu<strong>den</strong>tinnen führen erste Hausbesuche durch und lernen dabei, die gesundheitliche Situation einer<br />

Familie zu erfassen. Dazu nutzen sie <strong>den</strong> ersten Schritt des Pflegeprozesses, das Assessment und<br />

erstellen ein Familienprofil (s. Abb. 4). Sie sammeln Erfahrungen im Umgang mit der bag<br />

technique, wobei es sich um eine Pflegetasche handelt, die notwendigste Utensilien für eventuell<br />

anfallende Pflegeverrichtungen enthält (z.B. Abdeckmaterial, Seife, Desinfektionsmittel,<br />

Thermometer, Verbandmaterial, Hilfsmittel für eine Entbindung). Die Ergebnisse der home- visits<br />

führen zur I<strong>den</strong>tifikation vorrangiger <strong>Health</strong> Teaching Themen, die in ersten Ansätzen vorbereitet<br />

und im L<strong>auf</strong>e des Einsatzes praktiziert wer<strong>den</strong>. Die Erfahrungen wer<strong>den</strong> zwischenzeitlich unter<br />

pädagogischer Leitung der Anleiter ausgewertet. Schließlich findet im College eine ausgewählte<br />

Family Case – Präsentation statt. Der Einsatz endet mit einer Evaluation durch die Stu<strong>den</strong>tinnen und<br />

Anleiter (vgl. Colleginterner Teaching Plan: N- 201 A: Related Learning Experience (RLE)<br />

Concept:<br />

<strong>Community</strong> <strong>Health</strong> <strong>Nursing</strong>).<br />

Level III (Conept of <strong>Nursing</strong> Process)<br />

In diesem Projekt verbringen die Stu<strong>den</strong>tinnen drei Tage in einem zugewiesenen Stadtteil innerhalb<br />

einer Familie. Wie bei allen praktischen Einsätzen üblich, wer<strong>den</strong> offizielle Besuche mit Vertretern<br />

der Stadtteile und Mitarbeitern der zuständigen Gesundheitseinrichtung (<strong>Health</strong> Office) vorgeschal-<br />

58


tet. Zentrales Anliegen des Projektes ist, die Schritte des Pflegeprozesses in einer Familie mit ge-<br />

sundheitlichen Problemen anzuwen<strong>den</strong>. Das Konzept der Familien Pflegeplanung unterscheidet sich<br />

von der herkömmlichen Pflegeplanung dadurch, dass der Klient die ganze Familie und nicht das<br />

einzelne Individuum ist. In einem feinschrittigen Phasenverl<strong>auf</strong> wer<strong>den</strong> die einzelnen Schritte erar-<br />

beitet (Beziehungs<strong>auf</strong>nahme zu <strong>den</strong> Familienmitgliedern, Datensammlung für das Assessment, die<br />

I<strong>den</strong>tifizierung des Familienpflegeproblems einschließlich der Ressourcen, die Einteilung der Probleme<br />

in Prioritäten, die Formulierung von Zielen und schließlich die Planung der Maßnahmen). Unter<br />

Anwendung der bag – technique wer<strong>den</strong> entsprechende pflegerische Verrichtungen durchgeführt.<br />

Am letzten Tag findet mit der Familie eine Evaluation der Familienpflegeplanung statt. Die Familienangehörigen<br />

sollen sich mit ihren Gesundheitsproblemen i<strong>den</strong>tifizieren und die gemeinsam entwickelten<br />

Strategien anwen<strong>den</strong> können. Im College wird erneut eine ausgewählte Familienpflegeplanung<br />

vorgestellt und mit der Stu<strong>den</strong>tinnengruppe ausgewertet. Schließlich findet die Bewertung des<br />

Einsatzes statt. (vgl. Collegeinterner Teaching Plan N- 301: Related Learning Experience (RLE)<br />

Neben <strong>den</strong> Einsatzorten Familie und dörfliche Gemeinschaft (4. Level) sammeln die Stu<strong>den</strong>tinnen<br />

ausgewählte Lernerfahrungen in Schulen (school nursing), Betrieben (occupational nursing) und<br />

Gesundheitseinrichtungen<br />

(hygienic clinic). An dieser Stelle wird keine weitere Beschreibung dazu<br />

vorgenommen.<br />

Level 4 (<strong>Community</strong> Organizing)<br />

Der letzte praktische Einsatz in der <strong>Community</strong> dauert vier Wochen. Dieser findet bewußt in einer<br />

ländlichen Region statt und soll <strong>den</strong> Stu<strong>den</strong>tinnen verschie<strong>den</strong>ste und komplexe Lehr- Lernsituationen<br />

eröffnen, in <strong>den</strong>en sie ihr bisher erworbenens Wissen, ihre Fähigkeiten und Einstellungen selbständig<br />

anwen<strong>den</strong> können. Die Praxisanleiterinnen begleiten ständig das Projekt. Sie halten sich<br />

jedoch im Hintergrund <strong>auf</strong>, da die Stu<strong>den</strong>tinnen das Projekt selbständig organisieren und durchführen<br />

sollen. Im Mittelpunkt steht die <strong>Community</strong> Organisation, wozu vor allem Management und<br />

Führungsqualitäten sowie die Zusammenarbeit im Team erforderlich sind. Vorgeschaltet ist ein<br />

mindestens 80 Stun<strong>den</strong> umfassender Theorieteil in dem die nationale Gesundheitssituation des Landes<br />

erörtert und die Bedeutung von Gesundheit für die Entwicklung eines Landes festgestellt wird.<br />

Im Unterricht wer<strong>den</strong> die Rollen und Funktionen von Pflegen<strong>den</strong> im spezifischen Aufbau des philippinischen<br />

Gesundheitssystems i<strong>den</strong>tifiziert und das Anliegen des DOH Plans kritisch betrachtet.<br />

Schließlich wer<strong>den</strong> sie <strong>auf</strong> das Konzept der <strong>Community</strong> Organisation und die Bedeutung der Parti-<br />

59


zipation aller Gemeindemitglieder bei dieser Aktivität vorbereitet (vgl. Colleginterner Teaching Plan<br />

N- 401 Management of clients with altered <strong>Health</strong> Patterns).<br />

<strong>Community</strong> Organisation bedeutet das Erschließen einer Gemeinde. Zunächst ist es Aufgabe der<br />

Stu<strong>den</strong>tinnen, die organisatorischen Strukturen von <strong>Health</strong> Care in dieser Region zu erfassen. Sie<br />

sprechen bei offiziellen Vertretern der Gesundheitsbehörde (local government unit) vor und holen<br />

die offizielle Erlaubnis zum geplanten Projekt in der ihnen zugewiesenen Bevölkerungsgruppe ein.<br />

Außerdem sollen die Stu<strong>den</strong>tinnen die Funktionen der jeweiligen Personen in der Bereitstellung von<br />

<strong>Health</strong> Care in Erfahrung bringen. Im nächsten Schritt bauen sie eine Arbeitsbeziehung zu Mitarbeitern<br />

des Rural <strong>Health</strong> Office, einem öffentlichen Gesundheitszentrum dieser Region <strong>auf</strong>. In einem<br />

offenen Forum besteht Gelegenheit zum persönlichen Kennenlernen, zur Darstellung von Aufgaben<br />

und Funktionen der zuständigen Mitarbeiter: Arzt, Hebamme Public <strong>Health</strong> Nurse und Barangay<br />

<strong>Health</strong> Worker. Ebenso sollen die Stu<strong>den</strong>tinnen Ziele und Inhalte des geplantes Projektes vorstellen<br />

und Möglichkeiten der Kooperation erarbeiten. In der <strong>Community</strong>, einem ausgewählten dörflichen<br />

Bereich von etwa 100 Haushalten verweilen die Stu<strong>den</strong>tinnen mit ihren Anleitern für die gesamte<br />

Zeit des Projektes. Bislang war es üblich, auch in der Gemeinde zu übernachten, um einen tiefen<br />

Eindruck vom ländlichen Leben und <strong>den</strong> Gesundheitsproblemen der Bewohner zu erhalten. Dieses<br />

Vorhaben wurde erstmalig 2001 verändert, so dass die Stu<strong>den</strong>tinnen und Anleiter abends wieder in<br />

ihre eigenen Familien und Haushalte zurückkehrten. Ein wichtiger Teil von <strong>Community</strong> Organizing<br />

ist die Datenerhebung zum Gesundheitsstatus der <strong>Community</strong>. Dazu sollen sich die Stu<strong>den</strong>tinnen<br />

unterschiedlichster Werkzeuge bedienen. Sie erstellen eine Spot Map, die zur Aufzeichnung der<br />

geographischen Lage der Haushalte und zugehöriger Familienmitgliedern dient. Die Datensammlung<br />

wird erweitert durch Befragung des Gesundheitspersonals und Sichtung evt. vorhan<strong>den</strong>er Dokumente<br />

(Sekundäranalysen). Den Hauptteil der Datenerhebung stellen Hausbesuche dar (Primärerhebung).<br />

Jeder Haushalt der zugewiesenen Barangay wird von <strong>den</strong> Stu<strong>den</strong>tinnen <strong>auf</strong>gesucht. Die<br />

Familienmitglieder wer<strong>den</strong> mit Hilfe eines strukturierten Fragebogens zu ihrer gesundheitlichen<br />

Situation im Kontext von ökonomischen, ökologischen und kulturellen Bedingungen befragt. Erweitert<br />

wird die Erhebung durch gezielte Beobachtungen im häuslichen Umfeld (s. Abb. 4). Die gesammelten<br />

Daten ergeben schließlich eine Fülle demographischer, sozio- ökonomischer, politischer<br />

und gesundheitsbezogener Daten. Die Ergebnisse des <strong>Community</strong> Assessments wer<strong>den</strong> von <strong>den</strong><br />

Stu<strong>den</strong>tinnen statistisch ausgewertet und sollen- wie im Lehrplan ausgewiesen- für die Erstellung<br />

einer <strong>Community</strong> Diagnose genutzt wer<strong>den</strong>. In einer Gemeindeversammlung wer<strong>den</strong> die Ergebnisse<br />

der Bevölkerung und <strong>den</strong> Vertretern der Gesundheitsdienste präsentiert und ein gemeinsamer Plan<br />

60


für Verbesserungsmöglichkeiten erarbeitet. In der verbleiben<strong>den</strong> Zeit begleiten die Stu<strong>den</strong>tinnen in<br />

Arbeitsgruppen die Gemeindemitglieder, um die erarbeiten Ziele und Inhalte umzusetzen. In einer<br />

abschließen<strong>den</strong> Gemeindeversammlung sollen die Aktivitäten in der <strong>Community</strong> evaluiert wer<strong>den</strong>.<br />

Das gesamte Projekt wird am letzten Tag im College qualitativ ausgewertet und endet mit einer<br />

schriftlichen Beurteilung (vgl. Colleginterner Teachning Plan N-401 Realted Learning Experience<br />

(RLE) Concept <strong>Community</strong> Organizing).<br />

Nachstehend ist der von <strong>den</strong> Stu<strong>den</strong>tinnen verwandte, strukturierte Fragebogen zur Datenerhebung<br />

vorgestellt. Die statistische Auswertung der Daten ermöglicht Rückschlüsse sowohl zum Profil einer<br />

einzelnen Familie als auch zum Profil einer <strong>Community</strong> (<strong>Community</strong> Assessment). Quantitative<br />

Ergebnisse geben wie bereits erwähnt, Aufschluß darüber, wie der aktuelle Gesundheitsstatus der<br />

Bewohner unter Berücksichtigung zahlreicher Einflußfaktoren determiniert ist. Im Idealfall sollen<br />

mit <strong>den</strong> Gemeindemitgliedern und <strong>den</strong> Verantwortlichen der Gesundheitseinrichtungen Ursachen für<br />

die häufigsten und dringlichsten Gesundheitsprobleme i<strong>den</strong>tifiziert und Konzepte zur Verbesserung<br />

erarbeitet wer<strong>den</strong>. Für die Stu<strong>den</strong>tinnen liefern diese Daten darüber hinaus Entscheidungskriterien<br />

für die Auswahl von Themen der <strong>Health</strong> Classes (diese Unterrichte zu gesundheitsspezifischen<br />

Themen wer<strong>den</strong> während des Projektes kontinuierlich angeboten). Das College hält die<br />

Stu<strong>den</strong>tinnen ferner dazu an, Familienpflegeplanungen zu erstellen, sofern sie dies für erforderlich<br />

halten. Auch sollen sie während der Hausbesuche <strong>Health</strong> Services durchführen, die im Rahmen ihrer<br />

Möglichkeiten stehen (Vitalzeichenkontrolle, gesundheitliche Aufklärung, kleinere Verbände,<br />

Untersuchung von Schwangeren und Kindern, Entbindungen, Anleitung zur Nutzung von<br />

Heilpflanzen etc.) Da dieser letzte <strong>Community</strong> Einsatz von <strong>den</strong> Stu<strong>den</strong>tinnen als eigenständiges<br />

Projekt vorbereitet und selbständig durchgeführt wird (d.h. die Anleiterinnen stehen als<br />

Ansprechpartner<br />

zur Verfügung, halten sich aber ansonsten zurück) ist <strong>den</strong> Stu<strong>den</strong>tinnen nur der<br />

konzeptionelle<br />

Rahmen vorgegeben, die inhaltlichen Entscheidungen haben sie selbst zu treffen und<br />

zu legitimieren. (GN. 10.1. 01)<br />

61


Name of Family<br />

Member<br />

1.<br />

2.<br />

3.<br />

4.<br />

West Visayas State University, College of <strong>Nursing</strong><br />

Realtisonship<br />

to household<br />

head<br />

La Paz, Iloilo City<br />

<strong>Community</strong> <strong>Health</strong> Survey FormFamily Profile<br />

Sex Age Civil<br />

Status<br />

Educational/ Occupation<br />

Attainment<br />

Approximate monthly income: __________________________<br />

Source/s of income: ___________________________________<br />

II. Environmental Sanitation<br />

A. Source of Water Supply<br />

• For drinking: _____________________________<br />

• For bathing and<br />

washing purposes: _____________________________<br />

Method/s of making<br />

water: _____________________________<br />

B. Method of Garbage Disposal<br />

• for biodegradable wastes: ____________________________<br />

• for non- biodegradable<br />

wastes: _____________________________<br />

C. Method of Human Excreta Disposal<br />

_____________________________<br />

Monthly Religious<br />

Income Affilitation<br />

62


III. <strong>Health</strong> Status/Practices<br />

A. Present health problem/s in the family (rank according to prioritiy)<br />

1.<br />

2.<br />

3.<br />

Name of the family member and illness ____________________<br />

Attended by whom: ____________________________________<br />

If not, give the reason: __________________________________<br />

B. <strong>Health</strong> habits: (specify number of members)<br />

________smoking ________ drinking alkohol<br />

others, specity: ______________<br />

________ eating raw food (fish for example)<br />

C. Person/s consulted when with health problem/s (rank according to priority), and reason/s for choice<br />

________ health professionals<br />

________ folk healer<br />

________ religoius goup<br />

________ spiritualist<br />

________ others, specifiy: ______________________<br />

D. Pracites related to health promotions/disease prevention and cure (rank according to piority) and reasons<br />

______ use of herbal medicines<br />

______ use of prescribed meds<br />

______ self- medication<br />

______ religious practices<br />

______ follow- up of health professional<br />

E. Sources of health information<br />

______ family ______ print media<br />

______ health professionals ______ TV<br />

______ friends<br />

______ neighbors<br />

______ radio<br />

63


F. Immunization status of children (1 year- old and below)<br />

______ Complete ______ Incomplete, type and number of immunizations to be<br />

completed<br />

Reason/s of non-completion: _____________________________________________<br />

G. Mode of feeding (youngest child) _________________________________________<br />

H. Immunization status of mother (15-49 years old) _____________________________<br />

I. Prenatal care (as of last pregnancy),<br />

Place of prenatal ___________________ by whom? ___________________________<br />

If wiht no prenatal, why? _________________________________________________<br />

J. Attendant at birth/delivery: ___________________ Place: _______________________<br />

K. Family planning method used (for those practicing family planning method)<br />

___________________________________________________________<br />

Reason for choise ____________________________________________<br />

Source of information about the method __________________________<br />

Reason for not practicing (for non-practicing): _____________________<br />

__________________________<br />

Interviewer/ Date<br />

Abb. 4: Colleginterner Fragebogen für die Datensammlung (<strong>Community</strong> Organization)<br />

6.5 Zusammenfassung und erste Bewertung<br />

Das BSN Curriculum ist ein transparentes und pädagogisch anspruchsvolles Curriculum. Ohne eine<br />

vertiefende qualitative Analyse vornehmen zu wollen, darf festgestellt wer<strong>den</strong>, dass das BSN Curriculum<br />

überwiegend <strong>den</strong> Anforderungen an ein Curriculum- wie es im deutschen Bildungssystem<br />

verstan<strong>den</strong> wird- entspricht. Nach Knigge- Demal mit Bezug <strong>auf</strong> Robinsohn soll Bildung, hier verstan<strong>den</strong><br />

als berufliche Bildung, <strong>auf</strong> die Bewältigung von gegenwärtigen und zukünftigen Situationen<br />

des Berufes vorbereiten (vgl. Knigge- Demal in Sieger 2001, S. 43). Berufliche Handlungsfähigkeit<br />

ist mehr als das beziehungslose Nebeneinander einzelner Fertigkeiten und Kenntnisse. Vielmehr<br />

wird darunter die Fähigkeit zur vollständigen Handlung verstan<strong>den</strong>, also neben der Ausführung der<br />

64


Arbeit auch die selbständige Vor- und Nachbereitung. Der Kreisl<strong>auf</strong> der vollständigen Handlung,<br />

der mindestens <strong>den</strong> Dreischritt „selbständiges Planen- Ausführen- Kontrollieren“ beinhaltet, ist zent-<br />

raler Bestandteil der Ausbildung im deutschen Bildungssystem (vgl. Ott et al. 1999, S. 61). Dieser<br />

Dreischritt kommt insbesondere in der didaktischen Verl<strong>auf</strong>splanung des collegeinternen Teaching-<br />

Lehrplans (<strong>Community</strong>- Organizing) zum Tragen. Die konzeptionelle Version des BSN Curriculums<br />

trägt m.E. dazu bei, die Ziele einer beruflichen Handlungsfähigkeit zu fördern und zu erreichen. Das<br />

BSN Curriculum stellt sowohl die Entwicklung des Individuums als Mitglied der philippinischen<br />

Gesellschaft als auch als Angehörige der Pflegeprofession in <strong>den</strong> Vordergrund. Bisherige Recherchen<br />

lassen zwar keinen Rückschluß <strong>auf</strong> eine ausgewiesene, dem Curriculum zugrundeliegende Didaktik<br />

erkennen, jedoch sind Beziehungen zu <strong>den</strong> klassischen didaktischen Fragen „Was, Wie und<br />

Warum gelehrt und gelernt wer<strong>den</strong> soll“ herzuleiten. Eine erste qualitative Bewertung zur Verzahnung<br />

von theoretischen Elementen mit praktischen Ausbildungssituationen kann an dieser Stelle<br />

geleistet wer<strong>den</strong>, da die Begleitung der Stu<strong>den</strong>tinnen in der <strong>Community</strong> und die Interaktion mit Lehren<strong>den</strong><br />

des Colleges einen erheblichen Raum während des Praxissemesters einnahmen. Bereits in<br />

der Verwendung des Begriffes „related learning experiences“ kommt die enge Anbindung praktischer<br />

Ausbildungssituationen an Ziele und Inhalte des Curriculums zum Ausdruck. Die Praktischen<br />

Einsätze wer<strong>den</strong> von Lehren<strong>den</strong> des Colleges konzipiert, kontinuierlich begleitet und ausgewertet.<br />

Dadurch ist eine optimale Nutzung praktischer Lehr- Lernsituationen gewährleistet. Umgekehrt<br />

wer<strong>den</strong> ausgewählte Praxiserfahrungen (Fallbesprechungen) als Ausschnitte der Wirklichkeit in<br />

schulische Lernsituationen überführt. Damit bereitet das philippinische Pflegestudium wissenschaftlich<br />

fundiert und an Ausschnitten der Berufswirklichkeit orientiert, Studierende <strong>auf</strong> <strong>den</strong> Beruf vor.<br />

7 Empirische Ergebnisse<br />

7. 1 Das Pflegestudium – ein Beitrag für eine bessere Zukunft der Filipinos<br />

7.1.1 AIDS: „Acute Income Deficiency Syndrome“<br />

Mit der Abkürzung „AIDS“ bringen philippinsche Collegemitglieder <strong>auf</strong> einer ironischen<br />

Weise zum Ausdruck, dass ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung unter Armut leidet. Bildung wird<br />

als wichtige Chance erachtet, diesem Zustand wirkungsvoll zu entgegnen. So sieht sich das College<br />

als staatliche Einrichtung verpflichtet, finanziell gehandikapten Bewerberinnen einen Studienplatz<br />

65


ereitzustellen. Das College der West Visayas State Univerity hat im Vergleich zu anderen Einrich-<br />

tungen in der Stadt die höchsten Teilnehmerzahlen. Der Staat zahlt in bestimmten Fällen ein Stipen-<br />

dium, so dass zumindest die Unterrichtsgebühren von etwa 250 P (13 DM) monatlich erlassen wer-<br />

<strong>den</strong>. Als Gegenleistung verpflichteten sich die Stu<strong>den</strong>tinnen über ein mündliches Abkommen, weite-<br />

re zwei Jahre nach dem Examen im Land zu bleiben „to serve the country first“, bevor sie erwägen<br />

ins Ausland abwandern. Die Aufnahmebedingungen am College sind eng gefasst und schließen die<br />

Aufnahme von verheirateten, ausländischen und über achtzehnjährigen Bewerberinnen aus. Ebenso<br />

dürfen Bewerberinnen keinen weiteren Collegekurs absolvieren oder abschlossen haben. Diese<br />

Auswahlkriterien sollen jungen Filipinos die größtmögliche Chance <strong>auf</strong> einen abgeschlossenen Beruf<br />

ermöglichen. Im Falle einer Heirat und Elternschaft wird davon ausgegangen, dass sich die Studieren<strong>den</strong><br />

nicht ausreichend <strong>auf</strong> das Studium einlassen können. Jeder Pflegestu<strong>den</strong>tin ist bewusst,<br />

dass sie nach dem Studium zunächst arbeitslos sein wird. Es gibt keine offenen Stellen für Pflegende<br />

im Land. Damit wird an dem aktuellen Bedarf an Pflegen<strong>den</strong> im Land vorbei ausgebildet. Dennoch<br />

erachten philippinsche Behör<strong>den</strong> es als bedeutsamer, möglichst vielen jungen Menschen die Chance<br />

<strong>auf</strong> ein abgeschlossenes pflegerisches Grundstudium zu geben. Die dem Studium zugrundeliegen<strong>den</strong><br />

Ziele und Inhalte sollen die Stu<strong>den</strong>tinnen dazu befähigen, professionelle Pflege <strong>auf</strong> der Grundlage<br />

von Wissenschaft bereitzustellen. Der Pflegeprozeß nimmt in dieser Hinsicht eine zentrale Stellung<br />

im Studium ein. In Hospitälern erstellen Studierende für je<strong>den</strong> Klienten eine individuelle Pflegeplanung,<br />

in Communities legen sie das Konzept der Familienpflegeplanung zugrunde. Am Ende eines<br />

Praxiseinsatzes wer<strong>den</strong> Fallbesprechungen im Unterricht präsentiert und ausführlichst besprochen.<br />

Die Collegemitarbeiter wissen, dass Stu<strong>den</strong>tinnen nach dem Examen oftmals nicht mehr mit Pflegeplanungen<br />

arbeiten können. So ist ein familienprozeßhaftes Vorgehen in der <strong>Community</strong> nicht<br />

möglich, da eine <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> Nurse u.U. mit mehr als 20.000 Menschen arbeitet. Die Lehrende<br />

des College hoffen <strong>den</strong>noch <strong>auf</strong> eine Verbesserung der wirtschaftlichen Situation des Landes.<br />

Wenn sich die Arbeitsbedingungen im Land für Pflege verbessern und der Staat mehr Pflegende in<br />

der <strong>Community</strong> einstellen kann, können Pflegende ihr Wissen anwen<strong>den</strong>.<br />

7.1.2 Situation von Pflege<br />

Die Zahl arbeitsloser Pflegen<strong>den</strong> <strong>auf</strong> <strong>den</strong> <strong>Philippinen</strong> ist hoch. Hospitäler und Communities<br />

beklagen einen erheblichen Personalmangel, doch der Staat kann keine weiteren Stellen finanzieren.<br />

Das örtliche Rural <strong>Health</strong> Unit beziffert die Zuständigkeiten von <strong>Health</strong> Professionals für Bevölkerungsanteile<br />

wie folgt: ein Arzt ist für 20.000, eine Public <strong>Health</strong> Nurse für 10.000 und eine He-<br />

66


amme für 5000 Menschen zuständig. So erklärt sich die lange Verweildauer von befragten Com-<br />

munity <strong>Health</strong> Nurses an ihren Arbeitsplätzen, wobei die Hebamme bereits 24 Jahre und die Com-<br />

munity <strong>Health</strong> Nurses 23 und 18 Jahre lang ihre Funktion in selbiger Gesundheitseinrichtung aus-<br />

üben. Im ganzen Land sind Pflegende unterbezahlt. Oftmals arbeiten sie zeitgleich als „Volunteer“<br />

in Hospitälern oder sonstigen Gesundheitseinrichtungen. Volunteertätigkeit <strong>auf</strong> <strong>den</strong> <strong>Philippinen</strong> be-<br />

deutet, als graduierte Nurse unentgeltlich zu arbeiten. Für die berufliche Zukunft ist das Vorweisen<br />

pflegerischer Erfahrungen in Hospitälern wichtig. Diese Referenz verspricht ihnen größere Chancen<br />

bei Bewerbungen im In- und Ausland. Zwar fin<strong>den</strong> Graduierte in privaten Einrichtungen eher einen<br />

Arbeitsplatz, doch ist das Gehalt in diesen Einrichtungen geringer als in staatlichen. Sofern Pflegen-<br />

de im Inland einen Arbeitsplatz fin<strong>den</strong>, ist dieser häufig zeitlich befristet. Daher arbeiten sie zeitgleich<br />

als Volunteer in einer Klinik und kombinieren diese Tätigkeit beispielsweise mit Praxisanleitertätigkeiten<br />

am College of <strong>Nursing</strong>. Das häufig geäußerte Zauberwort für die Lösung ihres Problems<br />

lautet „greener pasture“. Dabei handelt es sich um Orte, die ein besseres Gehalt versprechen.<br />

„Greener pasture“ ist das Hauptmotiv für eine Bewerbung ins Ausland. Pflegende <strong>auf</strong> <strong>den</strong> <strong>Philippinen</strong><br />

haben nur wenig Wahlmöglichkeiten; <strong>den</strong>n im ganzen Land wer<strong>den</strong> Pflegende unterbezahlt und<br />

dies, obwohl die Hospitäler viel erwirtschaften. Die Berufsgruppe der Pflegen<strong>den</strong> erachtet sich als<br />

die am meisten ausgebeutete Berufsgruppe <strong>auf</strong> <strong>den</strong> <strong>Philippinen</strong>. So besteht der ausdrückliche<br />

Wunsch für die Zukunft von Pflege, dass graduierte Nurses nicht nur einen Arbeitsplatz im eigenen<br />

Land erhalten, sondern auch, dass sich der Status von Pflege verbessert. Pflege soll im Department<br />

of <strong>Health</strong> ein eigenes Sekretariat bekommen, das bisher von Ärzten besetzt ist. Mit der Einrichtung<br />

eines Untersekretarites für Pflege, können die Belange der Berufsgruppe besser vertreten wer<strong>den</strong>.<br />

Auch wünschen sich Hebammen eine vom Staat bezuschusste, fortschrittlichere Ausbildung, die<br />

dem Bachelor Degree angegelichen ist.<br />

7.1.3 Ausbildung für <strong>den</strong> Export<br />

Etwa 60% der philippinschen Pflegen<strong>den</strong> wandert nach Schätzungen der Collegemitarbeiter<br />

ins Ausland ab. Die starke Familienorientierung verpflichtet sie, jede Möglichkeit zu nutzen, um<br />

finanziell zum Lebensunterhalt der Familie beizutragen. Da auch der Staat Steuern <strong>auf</strong> ausländische<br />

Einkommen erhebt, tragen Over Sea Worker erheblich zur Stabilisierung der inländischen Wirtschaft<br />

bei. So schwanken die Teilnehmerzahlen am College zwischen 400 und 600 Stu<strong>den</strong>tinnen der<br />

Pflege. Die Anzahl der Studieren<strong>den</strong> hängt von der ausländischen Nachfrage ab. In <strong>den</strong> achtziger<br />

und neunziger Jahren warben die USA, Europa, Kanada und der Mittleren Osten um philippinische<br />

67


Pflegende. In <strong>den</strong> späten neunziger Jahren stellte die USA die Anwerbung ausländischer Pflegende<br />

ein. Damit ging eine Reduzierung der Studienplätze an philippinischen Colleges einher. In <strong>den</strong> letz-<br />

ten zwei Jahren wur<strong>den</strong> die Studienplätze wieder <strong>auf</strong>gestockt, da erneuter Bedarf aus Kanada, Aust-<br />

ralien, Neuseeland, <strong>den</strong> USA, Irland und England zu vermel<strong>den</strong> ist. Dieser Zustand verursacht bei<br />

Mitarbeitern des College und Pflegende ambivalente Gefühle. Pflegerisches know- how und wir-<br />

kungsvolle Potentiale, die zur Veränderung der gesundheitlichen Situation im eigenen Land erforderlich<br />

sind, wandern ins Ausland ab. Es stimmt sie traurig, weil so viele gute Pflegende das Land<br />

verlassen. Es sind Freunde, fähige Lehrerinnen, Anleiterinnen und Pflegende aus <strong>den</strong> Fachbereichen<br />

Intensiv, Kinderintensiv und aus dem Operationsdienst. Die Stu<strong>den</strong>tinnen und das Land benötigen<br />

die Erfahrung und <strong>den</strong> Einfluß dieser Menschen. Doch die Entscheidung ins Ausland zu gehen, kann<br />

<strong>den</strong> Over Sea Workern nicht verübelt wer<strong>den</strong>, es ist ihre persönliche Chance. Jede von ihnen hat<br />

bereits mehrmals über die Möglichkeit nachgedacht, ins Ausland zu gehen. Sie wissen, Pflegende<br />

im Ausland sind einerseits glücklich, sie haben ein gutes Gehalt und können sich k<strong>auf</strong>en was sie<br />

wollen, andererseits möchten sie auch nahe an der Familie <strong>auf</strong> <strong>den</strong> <strong>Philippinen</strong> sein. Die Entscheidung<br />

zu gehen oder zu bleiben fällt sehr schwer. Viele die das Land verlassen haben, versprachen<br />

ihnen, nur für eine kurze Zeit zu bleiben, nur um Geld zu verdienen. Doch heimgekehrt sind sie<br />

nicht, nur manche, aber erst im hohen Alter.<br />

Philippinsche Pflegestu<strong>den</strong>tinnen schätzen sich anpassungsfähig und flexibel ein, so dass sie überall<br />

arbeiten können „Philippine nurses are well adapted and can work anywhere“. Sie wer<strong>den</strong> zu ihren<br />

Interessen und Motiven an einem späteren Arbeitsplatz im Ausland befragt. Von sechzehn befragten<br />

Stu<strong>den</strong>tinnen können vierzehn Erhebungen ausgewertet wer<strong>den</strong>. Dreizehn Stu<strong>den</strong>tinnen bestätigen,<br />

dass sie sich um einen Arbeitsplatz im Ausland bewerben möchten. Nur eine Stu<strong>den</strong>tin verneint<br />

dies, da philippinschen Menschen ihre Hilfe für die Verbesserung von Gesundheit benötigen. Elf<br />

Befragte haben bereits konkrete Pläne als graduierte Nurse in <strong>den</strong> Vereinigten Staaten Amerikas zu<br />

arbeiten. Gründe sind überwiegend familiäre Anbindungen (Tanten, Onkel, Cousinen), geringe<br />

Sprachbarrieren und fortschrittliche medizinische Technologie. Sie geben an, dass Pflegende in <strong>den</strong><br />

USA und Europa als Berufsgruppe anerkannter sind. In zwei Fällen wird die Bundesrepublik<br />

Deutschland als gewünschtes Zielland für eine Tätigkeit in der Pflege genannt. Das Zusammensein<br />

mit der Gaststu<strong>den</strong>tin und die deutsche Geschichte haben ihr Interesse geweckt. Jeweils einmal wird<br />

Österreich und England (London) als bevorzugtes Land genannt, dies wiederum aus familiären<br />

Grün<strong>den</strong>. Eine Tätigkeit im Mittleren Osten wird in einem Fall ausgeschlossen, da die Araber zu<br />

streng seien.<br />

68


Ein wichtiger Grund für eine Tätigkeit im Ausland stellt überwiegend das zu erwartende hohe Ge-<br />

halt dar. Damit möchten sie ihre Familien <strong>auf</strong> <strong>den</strong> <strong>Philippinen</strong> unterstützen. Ihre Eltern und jüngeren<br />

Geschwister benötigen finanzielle Zuwendungen für <strong>den</strong> täglichen Lebensunterhalt, Schulausbildungen<br />

und für die Sicherung der Zukunft. Sie versprechen sich von einem Aufenthalt in einem anderen<br />

Land neben der Erweiterung beruflicher Kompetenzen, das Kennenlernen anderer Kulturen<br />

und persönliche Unabhängigkeit.<br />

Für eine bessere Zukunft von Pflege <strong>auf</strong> <strong>den</strong> <strong>Philippinen</strong> wünschen sich die Stu<strong>den</strong>tinnen in allen<br />

Fällen ein besseres Gehalt. So müssen sie nicht mehr als Pflegende im Ausland arbeiten, sondern<br />

können die eigene Bevölkerung versorgen. Das Gehalt soll sowohl <strong>den</strong> geleisteten Diensten, als<br />

auch im Verhältnis Pflegende – Patient angemessen sein. Weiterhin fordern die Stu<strong>den</strong>tinnen mehr<br />

fortschrittliche Technologie in <strong>den</strong> Hospitälern, damit eine bessere Pflege der Menschen im eigenen<br />

Land gewährleistet ist. Auch sollen genügend Medikamente bereitgestellt und die flächendeckende<br />

Ausstattung mit Gesundheitseinrichtungen wie Hospitäler und <strong>Health</strong> Units verbessert wer<strong>den</strong>. In<br />

<strong>den</strong> Gesundheitseinrichtungen müssen mehr Pflegende eingestellt wer<strong>den</strong>, damit <strong>Community</strong> <strong>Health</strong><br />

<strong>Nursing</strong> wirklich möglich ist; eine effektive und menschliche Pflege, die an <strong>den</strong> Bedürfnissen und<br />

Glaubensvorstellungen der Menschen im Land ausgerichtet ist. Mit der Zielvorgabe des Department<br />

of <strong>Health</strong> „Gesundheit für je<strong>den</strong> Filipino“ ist die Lösung der Probleme Armut und Fehlernährung<br />

verbun<strong>den</strong>. Schließlich soll sich der Staat um arbeitslosen Pflegende kümmern und die Praktik der<br />

Volunteertätigkeit verändern. Arbeitslosigkeit der Pflegen<strong>den</strong> bedeutet Stagnation und steht in<br />

keinem Verhältnis zum vierjährigen Pflegestudium.<br />

7.1.4 Attraktivität von <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> <strong>Nursing</strong> <strong>auf</strong> <strong>den</strong> <strong>Philippinen</strong><br />

Die Collegemitarbeiter gehen davon aus, dass die Tätigkeit in der Klinik bei <strong>den</strong><br />

Stu<strong>den</strong>tinnen beliebter ist, als die in der <strong>Community</strong>. Klinikerfahrungen sind in erster Linie für<br />

Bewerbungen im In- und Ausland wichtig. Mit dem <strong>Community</strong>einsatz verbin<strong>den</strong> zahlreiche<br />

Stu<strong>den</strong>tinnen negative Einstellungen, die vor allem an der körperlichen Belastung und <strong>den</strong> einfachen<br />

Verhältnissen in der <strong>Community</strong> festgemacht wer<strong>den</strong>. Erinnert wer<strong>den</strong> Aussagen wie: „I could not<br />

imagine myself walking in the maddy pat way on the rice fields.“, „...just like that eating grass, or<br />

have to walk long distances under the heat of the sun“.<br />

Die Stu<strong>den</strong>tinnen wer<strong>den</strong> nach ihren persönlichen Erfahrungen während ihres <strong>Community</strong>einsatzes<br />

befragt. In drei Fällen wer<strong>den</strong> unangenehme Begleiterscheinungen des <strong>Community</strong>einsatzes an<br />

staubigen Straßen und beschwerlichen langen Wegstrecken „under the heat of the sun“ festgemacht.<br />

69


Als belastend wer<strong>den</strong> auch Erfahrungen im zwischenmenschlichen Bereich beschrieben: „ ... when<br />

families depent on you so much and ask for things for expample financially. My partner and me had<br />

one family. We gave them some goods, we bought at a store. I think they were expecting we bring<br />

them something everyday. When we didn`t bring anything the next day, they weren`t happy with me<br />

and weren`t so friendly like the day before“ Eine andere Erfahrung bezieht sich <strong>auf</strong> stören<strong>den</strong>de<br />

Gefühle: „ I hate beeing emotional, like for exapmle the poor people and you feel ptiy“. Die Mehrheit<br />

der Stu<strong>den</strong>tinnen findet <strong>den</strong> Einsatz in der <strong>Community</strong> jedoch schön (it`s nice) und haben nichts<br />

zu beanstan<strong>den</strong>. Anleiterinnen sehen die Belastungen während des praktischen Einsatzes im körperlichen<br />

Stress. Die langen Strecken über Berghänge und matschige Wege wer<strong>den</strong> als beschwerlich<br />

empfun<strong>den</strong>. Auch ist das häufige Nichtvorhan<strong>den</strong>sein von Toilettenanlagen ein Grund dafür, während<br />

des Einsatzes wenig zu trinken und zu essen. Als die Stu<strong>den</strong>tinnen noch in der <strong>Community</strong><br />

übernachteten, gab es weitere Probleme. Sie hatten mit sechsunddreißig Stu<strong>den</strong>tinnen in einem kleinen<br />

Haus zu übernachten. Manche Stu<strong>den</strong>tinnen teilten sich eine Matratze, so dass der Schlafkomfort<br />

erheblich eingeschränkt war. Zusätzliche Probleme entstan<strong>den</strong> bei Krankheit der Stu<strong>den</strong>tinnen.<br />

Die jetzige Situation, nach <strong>den</strong> <strong>Community</strong>einsätzen abends in die Stadt zurückzukehren ist eine<br />

bessere Lösung für alle.<br />

Lehrende fin<strong>den</strong> es problematisch, Stu<strong>den</strong>tinnen für die Arbeit in der <strong>Community</strong> zu motivieren.<br />

Zwar möchten sie Pflegende in ihrer Verantwortung für die gesundheitliche Entwicklung in der<br />

<strong>Community</strong> stärken, doch ist dieser Anspruch schwierig umzusetzen. Es kann lange dauern bis<br />

Pflegende eine Anstellung bekommen. In Wirklichkeit gibt es keinen offenen Stellen für<br />

<strong>Community</strong> <strong>Health</strong> Nurses.<br />

Um die Attraktivität von <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> <strong>Nursing</strong> besser verstehen zu können, wer<strong>den</strong> die<br />

Stu<strong>den</strong>tinnen befragt, ob sie nach ihrem Studienabschluß als <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> Nurse arbeiten<br />

möchten. Fünf von vierzehn befragten Stu<strong>den</strong>tinnen antworteten mit Nein. Gründe für diese<br />

ablehnende Haltung sind Pläne ins Ausland zu gehen, die Erkenntnis, dass die Arbeit in einem<br />

Hospital angenehmer ist oder lieber in anderen Bereichen, z.B. als Militär Nurse arbeiten zu wollen.<br />

Fünf Stu<strong>den</strong>tinnen wür<strong>den</strong> gern als <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> Nurse arbeiten, wissen aber, da es keine<br />

offenen Stellen in der <strong>Community</strong> gibt und sie daher in einem Hospital arbeiten wer<strong>den</strong>.„No, I have<br />

to work in a hospital. But if there is a chance to work with people in the <strong>Community</strong>, it would be a<br />

privilege for me“. Vier weitere Stu<strong>den</strong>tinnen zeigten deutliches Interesse, künftig als <strong>Community</strong><br />

<strong>Health</strong> Nurse zu arbeiten: „Yes, I would like to work as a <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> Nurse. I would like to<br />

help Communities and families in coping with their health<br />

problems“.<br />

70


Für eine <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> Nurse, die im Office arbeitet wird das Hauptproblem darin gesehen, mit<br />

<strong>den</strong> vielen Unzulänglichkeiten umzugehen. Sie sieht eine Menge Probleme in der täglichen Arbeit,<br />

am schlimmsten aber ist, dass sie nichts dagegen tun kann. Wer<strong>den</strong> beispielsweise Medikamente<br />

benötigt, kann sie diese nicht austeilen, da sie gar nicht verfügbar sind, selbst wenn sie willens<br />

genug wäre, diese aus eigener Tasche für die Klienten zu k<strong>auf</strong>en. Auch ist es problematisch, dass<br />

Menschen - vor allem in <strong>den</strong> Dörfern - an Praktiken traditioneller Wunderheiler glauben. Es dauert<br />

lange, diese Ansichten zu ändern. Traditionelle Wunderheiler, auch „Quackdoktor“ genannt, sind<br />

<strong>auf</strong> <strong>den</strong> <strong>Philippinen</strong> verbreitet. Spirituelle Glaubensvorstellungen herrschen vor allem in Dörfern,<br />

die an Bergen gelegen sind vor. Menschen gehen u.a. zum Quackdoktor, weil sie für einen<br />

Schulmediziner kein Geld haben. Allgemein wird von <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> Nurses der Mangel an<br />

materieller Ausstattung der Gesundheitseinrichtungen, unzureichende Lieferungen mit Hilfsmitteln<br />

und Medikamenten, sowie das geringe finanzielle Budget beklagt. Sie vermissen außerdem die<br />

Unterstützung durch Barangay Vorsitzende. Es ist zu wenig Gesundheitspersonal vorhan<strong>den</strong> und<br />

schwierig, alle Aufgaben im Blick zu behalten. Einen Großteil ihrer Zeit nehmen Schreibarbeiten in<br />

Anspruch. Vor allem das Anfertigen von Berichten bedeutet „paperwork“ „All we have to do is<br />

paperwork, paperwork“. Die <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> Nurse hat neben der Anfertigung von Berichten<br />

noch andere Funktionen. Der Umgang mit diesen Belastungen ist abhängig vom Zeitmanagement<br />

und <strong>den</strong> kommunikativen Fähigkeiten. Eine <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> Nurse muß ihre Arbeit organisieren,<br />

ihre Zeit einteilen und Aufgaben delegieren, damit sie ihre Arbeit erfolgreich bewältigen kann.<br />

Andererseits wird kritisch angemerkt, dass Pflegende sich zu sehr als Manager des Rural <strong>Health</strong><br />

Office und als Supervisor der Hebammen verstehen und sich deshalb immer im Office <strong>auf</strong>halten.<br />

Dies wird als Fehlkonzeption im Bereich Public <strong>Health</strong> <strong>Nursing</strong> erachtet. Wenn eine <strong>Community</strong><br />

<strong>Health</strong> Nurse in der Lage ist, ihre Aufgaben zu überblicken, kann sie auch persönlich Familien<br />

<strong>auf</strong>suchen. Als Pflegende sollte sie sich ein eigenes Bild von Familien mit Krankheiten und hohem<br />

Risiko machen. Sie kann sich nicht allein <strong>auf</strong> Berichte der Hebammen und ein einfaches Blatt Papier<br />

verlassen. Sie muss in die Familien gehen und sich selbst von ihrem Zustand überzeugen.<br />

7.1.5 Ausgewählte Lehr- Lernsituationen im Bereich <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> <strong>Nursing</strong><br />

Praxisanleiterinnen vermitteln professionelle Fähigkeiten in pflegerischen Handlungsfeldern.<br />

Sie erstellen einen Lehrplan, der an <strong>den</strong> Bedürfnissen der Stu<strong>den</strong>tinnen und <strong>den</strong> Zielen des Curriculums<br />

ausgerichtet ist. Der Lehrplan entspricht der Mission des Colleges sowie <strong>den</strong> Zielsetzungen der<br />

WHO, <strong>den</strong> Vorgaben des Departments of <strong>Health</strong> und dem Board of <strong>Nursing</strong>. Für die praktische<br />

71


Ausbildung in <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> <strong>Nursing</strong> erschließen Anleiterinnen Communities und bin<strong>den</strong> diese<br />

für eine geraume Zeit an das College. Seit 1998 wird vom College das Konzept verfolgt, Praxisein-<br />

sätze des zweiten und dritten Semesters auch in der Stadt stattfin<strong>den</strong> zu lassen. Die Stu<strong>den</strong>tinnen<br />

lernen <strong>den</strong> pflegerischen Auftrag in der <strong>Community</strong> kennen, wen<strong>den</strong> Instrumente des <strong>Community</strong><br />

Assessments an und erstellen <strong>Community</strong> Diagnosen. Im vierten Level ist das Konzept <strong>Community</strong><br />

Organizing. Dazu sind vor allem Führungskompetenzen und kommunikative Fähigkeiten erforderlich.<br />

Dazu bringen sie Studierende bewußt an Orte, wo sie Erfolge erleben. Falls die Stu<strong>den</strong>tinnen<br />

mit <strong>den</strong> Aufgaben des vierten Levels in der Stadt be<strong>auf</strong>tragt wer<strong>den</strong> wür<strong>den</strong>, haben sie Sorge, dass<br />

die Stu<strong>den</strong>tinnen <strong>auf</strong>grund mangelnder Begeisterung und Anteilnahme der städtische Familienmitglieder<br />

frustriert wer<strong>den</strong>. Zwar ist die Akzeptanz einer <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> Nurse sowohl von Einwohnern<br />

städtischer als auch ländlicher Regionen hoch geschätzt, doch gibt es Unterschiede <strong>auf</strong> der<br />

Beziehungsebene. Im dörflichen Setting ist die Pflegende näher an der <strong>Community</strong>, es ist eine persönliche<br />

Ebene. Auch kann die Pflegende in einer Kleinstadt umhergehen und mit <strong>den</strong> Menschen an<br />

der Straßenecke und in Geschäften in Beziehung treten. In größeren Städten ist das nicht mehr möglich.<br />

Die <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> Nurse kann nicht tiefer in das Familienleben eindringen, weil jeder so<br />

beschäftigt ist „everybody ist catching time“. Die Menschen kümmern sich eher um ihre eigenen<br />

Angelegenheiten, als sich mit <strong>den</strong> Stu<strong>den</strong>tinnen auseinanderzusetzen. Teilweise haben die Stu<strong>den</strong>tinnen<br />

negative Erfahrungen bei Hausbesuchen in der Stadt gemacht. Als beispielsweise eine Stu<strong>den</strong>tin<br />

an die Haustüre einer Stadtwohnung klopfte, entgegnete die Bewohnerin: „again, you have to<br />

interview us again, we are pissed of“. Es ist schwierig, die Menschen in der Stadt zu erreichen, besonders<br />

in einigen Bezirken, wo die Eltern tagsüber arbeiten und die Kinder im Haus zurückgelassen<br />

wer<strong>den</strong>. Stadtbewohner können außerdem im Falle eines Gesundheitsproblems direkt ein Krankenhaus<br />

<strong>auf</strong>suchen, da um sie herum genügend Einrichtungen vorhan<strong>den</strong> sind. In dörflichen Regionen<br />

sieht das ganz anders aus. Die Anleiterinnen haben Kriterien für die Auswahl von ländlichen Communities<br />

erstellt, die sie für ihre Projekte ans College bin<strong>den</strong> möchten. Sie sollten zu <strong>den</strong> ärmsten<br />

der Armen gehören, d.h. das Einkommen der Familien liegt in vielen Fällen unterhalb der Armutsgrenze.<br />

Es handelt sich um entlegene Dörfer, so dass die Bewohner einen weiten Weg zurücklegen<br />

müssen, um einen Arzt, eine Pflegende oder ein Krankenhaus <strong>auf</strong>zusuchen. Auch soll ein echter<br />

Bedarf an Gesundheitsfürsorge vorhan<strong>den</strong> sein, der über Informationen zur Verbreitung von Krankheiten,<br />

dem Vorhan<strong>den</strong>sein von sanitären Einrichtungen und dergleichen eingeholt wird. So kann<br />

das Projekt einen zusätzlichen Beitrag zur Verbesserung der gesundheitlichen Situation in der<br />

<strong>Community</strong> leisten. Schließlich prüfen die Anleiterinnen, ob die Sicherheit der Stu<strong>den</strong>tinnen in der<br />

72


Region gewährleistet ist. Bei diesem Projekt handelt es sich um die Fortsetzung der Projektarbeit<br />

einer Stu<strong>den</strong>tinnengruppe des Vorjahres. Die Inhalte beziehen sich <strong>auf</strong> die von der Vorjahresgruppe<br />

ermittelten Probleme und Bedürfnisse. Bestimmte Themen wur<strong>den</strong> von <strong>den</strong> Bewohnern der Baran-<br />

gay gewünscht, wie beispielsweise die Ermittlung von Vitalwerten, die Durchführung von Entspan-<br />

nungsmaßnahmen oder die Selbstuntersuchung der Brust zur Krebsvorsorge. Da die Erteilung von<br />

<strong>Health</strong> Classes ein Weg ist, Prinzipien von <strong>Community</strong> Organizing anzuwen<strong>den</strong>, wer<strong>den</strong> diese<br />

Themen in das aktuelle Programm der Stu<strong>den</strong>tinnengruppe <strong>auf</strong>genommen.<br />

7.2 <strong>Community</strong> Organizing- ein Konzept zur Verbesserung des Gesundheitszustandes in der<br />

<strong>Community</strong><br />

<strong>Community</strong> Organizing meint ein weites Konzept zur Erhebung und Verbesserung des<br />

Gesundheitszustandes einer <strong>Community</strong>. Es wird auch als „participatory action research“<br />

bezeichnet, da <strong>Community</strong>mitglieder in Ziele und Aktivitäten des Projektes eingebun<strong>den</strong> wer<strong>den</strong><br />

müssen. Erst wenn die <strong>Community</strong> die Ziele wirklich versteht und sich damit i<strong>den</strong>tifiziert, kann sie<br />

die Pflegen<strong>den</strong> unterstützen. In einem Beispiel wird dargelegt, wie von einer Non Government<br />

Einrichtung Aktivitäten und Ziele an <strong>den</strong> Möglichkeiten und Bedürfnissen einer Gemeinschaft<br />

vorbei entwickelt wur<strong>den</strong>. Dabei handelte es sich um ein Projekt zur Aufforstung einer bestimmten<br />

Region. Es wur<strong>den</strong> Bäume gepflanzt, doch bereits nach kurzer Zeit gingen diese Bäume Zeit ein.<br />

Niemand hatte die Pflanzen bewässert. In dieser Region leben Menschen unter einfachen und armen<br />

Bedingungen. Wie sollten sie unter diesen Umstän<strong>den</strong> die Energie dafür <strong>auf</strong>bringen, Pflanzen zu<br />

bewässern, da sie selber nicht einmal genug zu essen hatten.<br />

<strong>Community</strong> Organization zählt zu <strong>den</strong> wichtigsten Erfahrungen der Stu<strong>den</strong>tinnen. Sie lernen, wie<br />

die diagnostischen Instrumente im <strong>Community</strong> Setting einzusetzen sind, wie ein Programm zu<br />

organisieren ist, wie offizielle Briefe verfaßt wer<strong>den</strong> und wie der Prozeß der Familienpflegeplanung<br />

genutzt wird. Sie arbeiten als Team zusammen und haben ihre Arbeit selbst zu organisieren. So<br />

können die Stu<strong>den</strong>tinnen dazu beitragen, dass die Gemeindemitglieder ihre Probleme erkennen und<br />

lernen mit ihnen umzugehen. Sie lernen bei weniger ernsthaften Krankheitssymptomen für sich<br />

selbst und ihre Familienmitglieder zu sorgen.<br />

7.2.1 Rituale und Regeln geben Orientierung und schaffen Verbun<strong>den</strong>heit<br />

Bereits in <strong>den</strong> ersten Tagen der Teilnahme am stu<strong>den</strong>tischen Projekt fällt <strong>auf</strong>, dass das Projekt<br />

wie von Geisterhand gesteuert läuft. Die Stu<strong>den</strong>tinnen wissen überwiegend, was wann, wo und<br />

73


wie zu tun ist. Die Anleiterinnen halten sich fast immer im Hintergrund und beobachten die stu<strong>den</strong>-<br />

tischen Aktivitäten. Dies zeugt von einer dezidierten Vorbereitung des Projektes und einer kollekti-<br />

ven Verantwortung für die Umsetzung des Vorhabens. Die Stu<strong>den</strong>tinnen bestätigen diesen Eindruck<br />

und erklären, dass sie auch an <strong>den</strong> Wochenen<strong>den</strong>, gelegentlich bis spät abends und mit Unterstützung<br />

von Freun<strong>den</strong> diverse Vorbereitungen treffen. Ihre Eltern und sie selbst sind stolz an diesem<br />

College das Studium absolvieren zu können. Mit der erfolgreichen Teilnahme ist aber auch eine<br />

Menge Fleiß und Engagement verbun<strong>den</strong>, da die Leistungsanforderungen des Studiums hoch sind.<br />

Da sie einen guten Studienabschluß schaffen möchten, akzeptieren sie die Regeln des College und<br />

arbeiten viel „to do all the requirements“. Ihren Lehrerinnen und Anleiterinnen gegenüber zollen sie<br />

Respekt und bringen diesen mit der Anrede Ma`am offiziell zum Ausdruck (Ma`am: amerikanisch:<br />

Madam: eine geschätzte, respektierte Person). Bereits am Orientierungstag des Projektes im College<br />

of <strong>Nursing</strong> wird <strong>den</strong> Stu<strong>den</strong>tinnen Strenge angekündigt, die – wie sie selbst im nachhinein feststellen<br />

wer<strong>den</strong> – zu ihrem Besten sei. Verstöße gegen die Kleidervorschrift wer<strong>den</strong> direkt angemahnt<br />

und notfalls sanktioniert. Die Stu<strong>den</strong>tinnen der <strong>Community</strong>gruppe tragen sowohl während ihrer Zeit<br />

im College als auch in der <strong>Community</strong> tadellos gepflegte Uniformen. Dabei handelt es sich um<br />

dunkelblaue Hosen und blau- weiß gestreifte Oberteile, an <strong>den</strong>en eine I<strong>den</strong>titätskarte mit Namen,<br />

Berufsbezeichnung, Paßfoto und Institution befestigt ist. Die Schuhe sind schwarz, geschlossen und<br />

stets sauber geputzt. Die Stu<strong>den</strong>tinnen tragen ihr Haar hochgesteckt und mit einem Haarnetz versehen.<br />

Von <strong>den</strong> Anleiterinnen wer<strong>den</strong> Hinweise zum Tragen der <strong>Community</strong>tasche erteilt und der Inhalt<br />

<strong>auf</strong> Vollständigkeit geprüft. Die Stu<strong>den</strong>tinnen legen Wert <strong>auf</strong> ein korrektes Erscheinungsbild.<br />

Sie betonen, in der <strong>Community</strong> einen guten Ruf zu vertreten. Indem sie sich sorgfältig klei<strong>den</strong> und<br />

gesundheitsbewußt verhalten, wollen sie als Gesundheitspersonal erkannt wer<strong>den</strong>. In öffentlichen<br />

Verkehrsmitteln, sowie beim Fegen von Bö<strong>den</strong> schützen sie sich vor <strong>auf</strong>wirbeln<strong>den</strong> Staub, indem sie<br />

kontinuierlich ein Taschentuch vor Mund und Nase halten. Sie kämmen oftmals ihr Haar und putzen<br />

mehrmals täglich ihre Zähne. Bei Reinigungs- und Kocharbeiten legen sie ihre Uniformen ab und<br />

schützen sich mit Schirmen vor Sonne und Regen.<br />

Christliche Wertorientierungen und katholisch geprägte Rituale begleiten alle Aktivitäten. Allmorgendlich<br />

singen die Stu<strong>den</strong>tinnen im Jeepney (öffentliches Verkehrsmittel) gemeinsam das Lied<br />

„Teach me O Lord“. Bei der Vorbeifahrt an Kirchen bekreuzigen sich bekennende Christen. Problematische<br />

Alltagssituationen, die im Vertauen <strong>auf</strong> Gott eine positive Wende erfahren haben, wer<strong>den</strong><br />

<strong>den</strong> Gruppenmitgliedern mitgeteilt. Auch Anleiterinnen und Lehrende beteiligen sich an diesen<br />

Gesprächen. Es kommt vor, dass diese Erfahrungen über Mikrophon <strong>den</strong> Versammelten mitgeteilt<br />

74


und vertiefend besprochen wer<strong>den</strong>. Zum Abschluß des stu<strong>den</strong>tischen Projektes pilgert die Stu<strong>den</strong>-<br />

tinnengruppe stets zu einer Muttergottesstatue <strong>auf</strong> einem heiligen Berg in dieser Region. Sie vertrauen<br />

dar<strong>auf</strong>, mit dem Segen der Jungfrau Maria das Examen erfolgreich zu bestehen. Auch in der<br />

<strong>Community</strong> wer<strong>den</strong> katholische Rituale gepflegt. Nach der Begrüßung der Gemeindemitglieder beten<br />

die Versammelten gemeinsam, bei Anwesenheit offizieller Vertreter wird zusätzlich die Nationalhymne<br />

gesungen. Ein klassisches Abl<strong>auf</strong>schema der <strong>Health</strong> Classes vermittelt <strong>den</strong> Besuchern<br />

recht bald Orientierung. Zunächst wird mit einem Pre- Test (schriftlich zu beantwortende Fragen)<br />

der Kenntnisstand der Besucher ermittelt. Danach erläutern die Stu<strong>den</strong>tinnen anhand von Postern<br />

theoretische Informationen zum Thema. Sie demonstrieren entsprechende Maßnahmen mit einfachen<br />

Hilfsmitteln oder an mitgeführten Modellen. Anschließend leiten sie die Besucher zum Üben<br />

einzelner Verrichtungen an. Besondere Bewunderung und Beifall erhält in diesem Zusammen der<br />

Beitrag einer Stu<strong>den</strong>tin zum Thema Erste Hilfe. Sie erteilt <strong>den</strong> mitwirken<strong>den</strong> Stu<strong>den</strong>tinnen klare<br />

Anweisungen zum Schienen, Lagern und Transport von Verletzten. Die Anweisungen gleichen<br />

Kommandos, sie wer<strong>den</strong> zuvor einstudiert und während der Demonstration einhellig befolgt. So<br />

kommt beispielsweise der von drei Personen durchgeführte Liegendtransport einer gelungenen Vorstellung<br />

gleich. Während der Feldphase in der <strong>Community</strong> halten sich die Anleiterinnen, wie bereits<br />

berichtet, fast immer im Hintergrund. Die Stu<strong>den</strong>tinnen erstatten regelmäßig über durchgeführte<br />

Aktivitäten Bericht. Lediglich an <strong>den</strong> Auswertungstagen im College regen die Anleiterinnen zu gelenkten<br />

Lehr- Lernaktivitäten an. Die Stu<strong>den</strong>tinnen erfüllen ihnen erteilte Arbeits<strong>auf</strong>träge direkt aus<br />

und fin<strong>den</strong> sich rasch zu Gruppenarbeiten zusammen. In der Auswertungsphase des stu<strong>den</strong>tischen<br />

Projektes wird die konstruktive Zusammenarbeit der Stu<strong>den</strong>tinnengruppe gelobt. Gleichzeitig erfahren<br />

sie eine scharfe Kritik an ihrer Leistung und ihrem Verhalten. Die Stu<strong>den</strong>tinnengruppe nimmt<br />

diese Kritik ohne Einwände an. Für eine kurze Zeit schauen sie betroffen zu Bo<strong>den</strong>. Doch bereits<br />

einige Minuten später nehmen sie wieder offen und lachend an spielerischen Aktivitäten des Seminars<br />

teil. Diese bestehen aus Singen und Papierballwerfen zur Lernzielkontrolle.<br />

7.2.2 Das Projekt der Stu<strong>den</strong>tinnen, kreatives Lernen in wenig vertrauten Welten<br />

Pflegestu<strong>den</strong>tinnen mit vielseitigen Fähigkeiten<br />

Bereits im Vorfeld ihres <strong>Community</strong>einsatzes organisieren die Stu<strong>den</strong>tinnen diverse Einkäufe<br />

(Mineralwasser, Plätzchen, Obst), stellen technische Hilfsmittel bereit (Verstärker, Mikrophon),<br />

malen Poster, fertigen Dekorationsmaterial an, erstellen Programmübersichten, Zertifikate und hal-<br />

75


ten Schreibwaren, Plastikstühle, Zeltplane und Putzmittel bereit. Bei der Anreise in die <strong>Community</strong><br />

wird alles mitgeführt, sogar eine Schreibmaschine, mit der offizielle Briefe an jeweils zu besuchen-<br />

de Einrichtungen verfasst wer<strong>den</strong>. Alle Aufgaben scheinen verteilt zu sein. Die Stu<strong>den</strong>tinnen stellen<br />

sich in <strong>den</strong> ersten Projekttagen als Gruppe in offiziellen Einrichtungen vor, wobei eine Sprecherin<br />

die Absichten des Projektes darlegt. In Gruppen mit wechseln<strong>den</strong> Aufgabenstellungen planen, orga-<br />

nisieren und führen sie Aktivitäten innerhalb der <strong>Community</strong> aus. Es gibt eine Gruppe, die eine<br />

Spot- Map erstellt, andere nehmen Hausbesuche vor, die an verschie<strong>den</strong>en Tagen und zu unterschiedlichen<br />

Zeitpunkten stattfin<strong>den</strong>. Als Gesamtgruppe haben sie Themen der <strong>Health</strong> Classes bestimmt<br />

und bereiten diese in Kleingruppen inhaltlich und methodisch vor. Gleichzeitig wer<strong>den</strong> Kinderbeschäftigungsprogramme<br />

und Essenpläne für die Zeit in der <strong>Community</strong> erarbeitet und Zuständigkeiten<br />

geklärt.<br />

In der <strong>Community</strong> gibt es zwei Aufenthaltsorte für die Zeit des Projektes. Während der ersten bei<strong>den</strong><br />

Tage fin<strong>den</strong> offizielle Einführungsveranstaltungen in einer Barangay Hall (Gemeindehaus) statt.<br />

Mitarbeiter des Rural <strong>Health</strong> Unit (Arzt, Hebamme, Public <strong>Health</strong> Nurse) sowie der Bürgermeister<br />

der Barangay sind gela<strong>den</strong>. Es wer<strong>den</strong> sowohl Informationen zum geplanten Projekt der Stu<strong>den</strong>tinnen<br />

als auch Aufgaben und Verantwortungsbereichen der gela<strong>den</strong>en Gäste ausgetauscht. Die Stu<strong>den</strong>tinnen<br />

bereiten <strong>den</strong> Ort sorgfältig vor (reinigen <strong>den</strong> Bo<strong>den</strong>, richten Stühle, bereiten technische<br />

Hilfsmittel vor). In <strong>den</strong> Pausen sorgen sie für das leibliche Wohl und bieten Unterhaltung durch Gesangseinlagen.<br />

Der zweite Ort, ein von Privatpersonen zur Verfügung gestellter Vorplatz ihres Hauses<br />

dient in <strong>den</strong> folgen<strong>den</strong> vier Wochen als ständiger Aufenthaltsort. Die Stu<strong>den</strong>tinnen holen Hilfe<br />

aus dem Dorf, um <strong>auf</strong> diesem Platz eine Zeltkonstruktion zu errichten. Die Dekoration wird befestigt,<br />

Stühle gereinigt und <strong>auf</strong>gestellt, sowie technische und visuelle Medien angebracht. Zwischenzeitlich<br />

nehmen andere Stu<strong>den</strong>tinnen Hausbesuche vor und erteilen <strong>Health</strong> Services, soweit diese<br />

erforderlich sind. Diese bestehen aus Vitalzeichenkontrollen, vor allem Blutdruckmessen und dem<br />

Feststellen der Körpertemperatur bei einer asthmakranken Familie (unter Einsatz der bag technique).<br />

Eine Mutter bittet um die Reinigung des Bauchnabels ihres vier Wochen alten Babys. Das Kind<br />

wird gleichzeitig gebadet, untersucht und Fragen zum Stillen geklärt. Eine Gruppe bereitet sich <strong>auf</strong><br />

das Wen<strong>den</strong> eines in Steißlage liegen<strong>den</strong>, ungeborenen Kindes vor. Die palpatorische Lagekontrolle<br />

ergibt, dass sich das Kind in einer normalen Geburtsposition befindet. Zusätzlich wird bei dieser<br />

Mutter eine Schwangerschaftsvorsorgeuntersuchung durchgeführt, die aus einer Bauchumfangkontrolle<br />

und der Ermittlung von Vitalzeichen besteht. Im Rahmen der Hausbesuche fin<strong>den</strong> Beratungsgespräche<br />

zur Müllbeseitigung und zum korrekten Umgang mit Trinkwasserquellen statt. Ein ster-<br />

76


ender Mann wird besucht. Er ist zweiundfünfzig Jahre alt und leidet an starken Atembeschwer<strong>den</strong><br />

sowie Flüssigkeitseinlagerungen am gesamten Körper. Er ist hinter dem Wohnhaus unter einem<br />

Baum <strong>auf</strong> einer Bambuskonstruktion gebettet. Ein Moskitonetz schützt ihn vor Insekten. Einige<br />

Frauen mit Kindern halten sich in der Nähe <strong>auf</strong>. Er zeigt <strong>den</strong> Stu<strong>den</strong>tinnen seine bläulich verfärbte<br />

und gespannte Haut. Sie richten die Kissen, lagern die Extremitäten und führen ein Gespräch. Er sei<br />

bei einem Quackdoktor gewesen und werde bald sterben. Den Angehörigen empfehlen die Stu<strong>den</strong>-<br />

tinnen zur Dekubitusprophylaxe die Verwendung junger Bananenblätter. Sie befin<strong>den</strong>, dass der<br />

Mann von seinen Angehörigen gut gepflegt wird. Haben die Bewohner einen Kräutergarten ange-<br />

legt, ist dies <strong>auf</strong> das erfolgreiche Projekt der Stu<strong>den</strong>tengruppe des Vorjahres zurückzuführen. Die<br />

Familienmitglieder wer<strong>den</strong> zu Erfahrungen in der Anwendung von Heilpflanzen befragt und erhalten<br />

gegebenenfalls weiterführende Informationen zur Anwendung. Eine Bewohnerin berichtet, wie<br />

sie von <strong>den</strong> Unterrichten der letzten Stu<strong>den</strong>tinnengruppe profitiert hat. Seitdem konnte sie erfolgreich<br />

einen Infekt im Urogenitaltrakt mit Heilpflanzen bekämpfen. Das philippinische Department<br />

of <strong>Health</strong> hat die Wirkung von zehn heilkundlichen Pflanzen anerkannt und ein Programm zu Verbreitung<br />

der Anwendungsmöglichkeiten entwickelt. Das traditionelle Wissen um heilkundliche<br />

Pflanzen wurde wieder kultiviert, da finanzielle Probleme die Leistungen von Gesundheitsdiensten<br />

behindern und Menschen es sich selten leisten können, die vom Arzt verordneten Medikamente zu<br />

k<strong>auf</strong>en. Gleichermaßen betont das Gesundheitsministerium <strong>den</strong> Wert von Heilpflanzen, weil sie im<br />

Gegensatz zu pharmazeutischen Produkten geringere Nebenwirkungen hervorrufen. So wird beispielsweise<br />

der Wirkstoff der am Wegesrand wachsende Pflanze Ampalaya erfolgreich zur Senkung<br />

des Blutzuckerspiegels eingesetzt. Von der wild wachsen<strong>den</strong> Lagundi- Pflanze wer<strong>den</strong> Früchte oder<br />

Blätter zu Tee verarbeitet und zur Linderung von Asthma, Husten und hohem Fieber eingenommen.<br />

Bei Hautpilzerkrankungen, Krätze und Ringwürmern ist die äußerliche Anwendung des Saftes frischer<br />

Akapulcoblätter erfolgversprechend.<br />

Am Nachmittag fin<strong>den</strong> gewöhnlich <strong>Health</strong> Classes statt. Die Themen wer<strong>den</strong> bei der<br />

Gemeindeversammlung oder während der Hausbesuche angekündigt. An jeweils einen Nachmittag<br />

wird ein Thema exemplarisch behandelt und am nächsten Tag weitergeführt, sofern es nicht<br />

abgeschlossen wer<strong>den</strong> konnte. Die Themen lauten:<br />

- Vitalwerte (Temperatur, Atmung, Puls, Blutdruck)<br />

- Der Umgang mit dem Fieberthermometer, der Einsatz von Wärme und Kältemetho<strong>den</strong> sowie das<br />

Blutdruckmessen<br />

- Dengew- Fieber<br />

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- Durchfallerkrankungen: Ursachen, Prävention, Gefahren und Verhalten bei Druchfallerkrankun-<br />

gen<br />

- Prävention von kardiovaskulären Erkrankungen und Krebs<br />

- Entspannungsmaßnahmen<br />

- Erste Hilfe<br />

Die Stu<strong>den</strong>tinnen sprechen mit der Bevölkerung Tagalog, einem regionsspezifischen Dialekt. Damit<br />

möchten sie ihre Kommunikation <strong>auf</strong> die Gewohnheiten der <strong>Community</strong> abstimmen und<br />

sicherstellen, dass die von ihnen dargebotenen Inhalte verständlich sind. Die Präsentation der<br />

Themen findet an anschaulichen Beispielen und Demonstrationsmitteln, sowie akustisch verstärkt<br />

über Mikrophon statt. Die Stu<strong>den</strong>tinnen sprechen frei und dem Publikum zugewandt. Sie erklären,<br />

dass es ihre Natur ist zu entertainen und es ihnen wenig ausmacht, vor einer Gruppe zu sprechen zu<br />

singen oder zu beten. Bewegungsspiele und Zwischengesänge lockern die Pausen <strong>auf</strong>. Gelegentlich<br />

tritt eine Bewohnerin vor und singt für die Gruppe ein Lied.<br />

Viel Freude und Begeisterung löst bei <strong>den</strong> Besuchern der sogenannte Post- Test am letzten Tag des<br />

Projektes aus. Die Gruppenfindung der Teilnehmerinnen erfolgt über Tiernamen und Tierlaute, die<br />

von <strong>den</strong> Anwesen<strong>den</strong> nachgeahmt wer<strong>den</strong>. In der Gruppe erhalten sie unterschiedliche Aufträge, die<br />

sich <strong>auf</strong> die Inhalte der bisherigen Unterrichte beziehen, z.B. die Zubereitung einer Elektrolytlösung<br />

gegen Durchfall, das Schienen eines Armes, die Ermittlung der Körpertemperatur mit dem Thermometer<br />

oder die Anwendung einer Massage. Von <strong>den</strong> Stu<strong>den</strong>tinnen wird die Darbietung bewertet<br />

und die beste Teilnehmerin ermittelt. Im Stile eines Wettbewerbes wer<strong>den</strong> Preise und Urkun<strong>den</strong> für<br />

<strong>den</strong> besten Pre- Test, die beste Darbietung im Post- Test und die häufigste Teilnahme an <strong>den</strong> <strong>Health</strong><br />

Classes verliehen. Erwachsene Teilnehmer erhalten am Abschlußtag ein Zertifikat, das von einer<br />

Professorin des College mit Bekanntgabe der Unterzeichnen<strong>den</strong> verliehen wird. Die versammelten<br />

Kinder erhalten eine Urkunde mit der Aufschrift „well – behaved“. Sie haben parallel zu <strong>den</strong> <strong>Health</strong><br />

Classes der Erwachsenen am Kinderbetreuungsprogramm teilgenommen. Die Kinder wer<strong>den</strong> von<br />

<strong>den</strong> Stu<strong>den</strong>tinnen mit Malen, Singen und Bewegungsspielen sowie kleinen Wettbewerben beschäftigt,<br />

damit Mütter und Väter ungestört an <strong>den</strong> <strong>Health</strong> Classes teilnehmen können. Weinende Kinder<br />

wer<strong>den</strong> von <strong>den</strong> Stu<strong>den</strong>tinnen getröstet und ihren Müttern zum Stillen gebracht. Die Stu<strong>den</strong>tinnen<br />

vermitteln in diesem Rahmen auch gesundheitserzieherische Themen. Sie unterrichten Vorschüler<br />

im ABC, unterweisen die Kinder in der Reinigung von Hän<strong>den</strong>, Füßen und Zähnen sowie in der<br />

Bedeutung des Tragens von Schuhen. Die Kinder haben die Stu<strong>den</strong>tinnen sehr gern. Abends rennen<br />

78


sie lachend und winkend hinter dem Jeepney her, das die Stu<strong>den</strong>tinnen, Anleiterinnen und Gaststu-<br />

<strong>den</strong>tin in die Stadt bringt.<br />

7.2.3 Hausbesuche, ein Instrument zur Erfassung des Gesundheitszustandes und ein Ausflug<br />

in fremde Welten<br />

Nach einer etwa einstündigen Anreise mit dem Jeepney biegt das Verkehrsmittel von der<br />

Hauptverkehrsstraße ab. Bislang säumten unendliche Reisfelder, in <strong>den</strong>en gelegentlich Wasserbüffel<br />

grasten und riesige Zuckerrohrfelder die zweispurige Straße. Ein holpriger Feldweg und die Fahrt<br />

durch riesige Wasserpfützen lassen <strong>den</strong> Motor des robusten Jeepneys gelegentlich <strong>auf</strong>heulen. Nach<br />

etwa 500 Metern teilt sich der Weg in zwei Äste. Einige Männer sitzen rauchend <strong>auf</strong> einer Bambuskonstruktion<br />

und blicken <strong>den</strong> Anreisen<strong>den</strong> hinterher. Schließlich hält das Jeepney an einem Steinhaus,<br />

das Ziel für die nächsten Wochen des Projektes. Die Besitzer haben sich bereit erklärt, die<br />

<strong>Health</strong> Classes vor ihrem Haus stattfin<strong>den</strong> zu lassen und einen Wohnraum für die Stu<strong>den</strong>tinnengruppe<br />

zur Verfügung zu stellen. Bald macht sich die Stu<strong>den</strong>tinnengruppe in Begleitung einer ortskundigen<br />

Dorfbewohnerin <strong>auf</strong> <strong>den</strong> Weg. Sie erstellen eine Spot- Map (Karte), die zur geographischen<br />

Lageorientierung der Haushalte und <strong>den</strong> zugehörigen Familienmitgliedern dient. So können<br />

später die Haushalte gezielt <strong>auf</strong>gesucht und ein Familienverzeichnis erstellt wer<strong>den</strong>. Erste Hausbesuche<br />

wer<strong>den</strong> am folgen<strong>den</strong> Tag vorgenommen. Die Stu<strong>den</strong>tinnen sind mit der <strong>Community</strong> -bag,<br />

Regenschirmen und einem strukturierten Fragebogen ausgestattet. Dieser Fragebogen wurde vom<br />

Government konstruiert und wird vom College zur Datensammlung genutzt.. Er stellt ein Instrument<br />

zur Erhebung des Gesundheitsstatus der Bevölkerung dar (s. Abb. ). Die Hausbesuche führen zu<br />

Menschen in unterschiedlichsten Gebieten, Wohnungen und Ausstattungen. Überwiegend sind die<br />

Haushalte entlang der bei<strong>den</strong> Hauptwege dieser Barangay angesiedelt. Einige Familien wohnen entlegen,<br />

sowohl von der Hauptverkehrsstraße entfernt, aus auch vom eigentlichen Zentrum der Barangay.<br />

Lange Wanderungen führen sowohl über Reis- und Zuckerrohrfelder als auch Berghänge, um<br />

sie zu besuchen. Zwei kleine Sari- Sari Shops (eine Art Kiosk) dienen als Landmarks in der erstellten<br />

Spot- Map. Auf <strong>den</strong> Feldern findet gerade die Zuckerrohrernte statt. Die geschnittenen Zuckerrohrpflanzen<br />

wer<strong>den</strong> von Frauen und Männer <strong>auf</strong> LKW gela<strong>den</strong> und später in Fabriken weiterverarbeitet.<br />

Die Erträge der Reis- und Zuckerrohrwirtschaft stellen die Haupteinnahmequellen dieser Region<br />

dar. An einer öffentlichen Waschstelle, etwas außerhalb des Dorfzentrums sind einige Frauen<br />

und Kinder beschäftigt. Stu<strong>den</strong>tinnen und Anleiterinnen erklären verschie<strong>den</strong>e Pflanzen am Wegesrand,<br />

die als Heilmittel verwendet wer<strong>den</strong> können. Einige in Uniformen gekleidete Kinder haben die<br />

79


Schule verlassen und suchen die elterliche Wohnung <strong>auf</strong>. Hier und da stehen Frauen und Männer in<br />

Grüppchen beisammen und plaudern miteinander. Streunende Straßenhunde schnuppern an Müllres-<br />

ten, wer<strong>den</strong> aber sofort von <strong>den</strong> Einwohnern verscheucht. Die Stu<strong>den</strong>tinnen kündigen sich freund-<br />

lich rufend „is anybody around“ in <strong>den</strong> Häusern an. Gelegentlich verfügen die Bewohner über<br />

Steinhäuser mit westlicher Innenausstattung wie Polstermöbel, elektrischen Haushaltsgeräten, westlicher<br />

Toilette und Garten. Überwiegend wohnen die Menschen jedoch in Bambushütten mit Wellblechdächern.<br />

Der Wohnraum ist mit Flechtmattenwän<strong>den</strong> unterteilt, hin und wieder führt eine Leiter<br />

<strong>auf</strong> eine zweite Ebene, die als Schlafstätte dient. In jeder besuchten Wohnung ziert ein Marienbild,<br />

eine Jesusstatue oder ein Kalender die ansonsten kahlen Wände. Manchmal ist im Wohnraum<br />

kein befestigter Bo<strong>den</strong> (Holz, Bambus oder Fliesen) vorhan<strong>den</strong>, sondern nur der festgestampfte Bo<strong>den</strong>.<br />

Auf einer offenen Feuerstelle wird in einigen Wohnräumen das Essen zubereitet. Nicht selten<br />

dient <strong>den</strong> Bewohnern eine Bambuskonstruktion oder ein Bettgestell ohne Matratzen<strong>auf</strong>lage als<br />

Schlafstätte. Babys und Kleinkinder sitzen in selbstgebauten L<strong>auf</strong>ställen aus Bambus oder liegen in<br />

einer aus Kokos geflochtenen Hängematte. Vereinzelt halten sich Haustiere wie Hühner, Küken und<br />

Enten im Wohnraum <strong>auf</strong>. Hinter <strong>den</strong> Häusern befin<strong>den</strong> sich in Stallkonstruktionen einige Schweine.<br />

Außerhalb des Hauses wird die Wasserversorgung überwiegend mit Pumpen geregelt, von <strong>den</strong>en<br />

z.T. das Wasser über Bambusrohre zu <strong>den</strong> Haushalten geleitet wird. Sofern die Bewohner über keine<br />

Toilette im Haus verfügen sind Toilettenhäuschen aus Bambus, Holz oder Beton hinter dem Wohnhaus<br />

errichtet. Auch gibt es Haushalte in dieser Barangay, die über keine installierte Toilette verfügen.<br />

Sie haben ein Erdloch ausgehoben und eine Zeltkonstruktion als Sichtschutz darum gespannt,<br />

das sogenannte Katzenloch. Die Hausbesuche fin<strong>den</strong> in einer offen Atmosphäre statt. Häufig sind<br />

Nachbarinnen oder weitere Familienmitglieder bei der Befragung zugegen. Es wird Tagalog geredet,<br />

gelacht, erklärt, gezeigt, verstan<strong>den</strong>, zugestimmt oder verneint. Die Stu<strong>den</strong>tinnen inspizieren das<br />

Umfeld der Wohnungen und empfehlen im gegeben Fall bestimmte Vorkehrungen und Maßnahmen.<br />

Dabei handelt es sich um Vorschläge wie das Wasser <strong>auf</strong>zubereiten ist, die korrekte Entfernung von<br />

Toilette oder Müllbeseitigungsplatz zur Trinkwasserquelle- nämlich 25-30 Meter. Auch wird von<br />

<strong>den</strong> Folgen des letzten Taifuns berichtet. Vor einem Monat fegte ein starker Taifun über diese Region.<br />

Der danach einsetzende, heftige Regen führte zu Überschwemmungen und zahlreichen Schä<strong>den</strong>.<br />

Einige Menschen kamen dabei ums Leben. Das stehende Wasser begünstigt die Ausbreitung von<br />

Degew- Fieber, eine durch Mosquito übertragende Krankheit, die zu lebensbedrohlichen hämorrhagischen<br />

Diathesen führen kann. Da bereits einige Menschen dieser Region erkrankt sind, wird das<br />

Thema Dengew- Fieber aus aktuellem Anlaß in das Programm der <strong>Health</strong> Classes <strong>auf</strong>genommen.<br />

80


Die Ergebnisse der Hausbesuche ergeben einen ersten Eindruck zur Situation der <strong>Community</strong>:<br />

Von <strong>den</strong> zugewiesenen 83 Haushalten wer<strong>den</strong> 77 besucht. Das durchschnittliche monatliche<br />

Einkommen von 34 Familien liegt mit 500- 1000 Peso (25-50 DM) unterhalb der Armutsgrenze. 28<br />

Familien verfügen über 1000 – 5000 Peso (50- 250 DM) und 15 Familien haben mehr als 5000 Peso<br />

(mehr als 250 DM) für <strong>den</strong> monatlichen Lebensunterhalt zur Verfügung. Anhand dieser Zahlen kann<br />

bereits festgestellt wer<strong>den</strong>, dass 44% der Haushalte deutlich unterhalb der Armutsgrenze lebt. Um<br />

ein Verständnis von <strong>den</strong> üblichen philippinischen Lebenshaltungen zu erhalten, sind nachstehend<br />

einige Preisbeispiele <strong>auf</strong>geführt:<br />

1 kg Reis oder Tomaten kosten etwa 20 Peso (1DM)<br />

1 kg Mango: 40 Peso (2 DM)<br />

1 kg Geflügel: 80 Peso (4 DM)<br />

1 Flasche Cola 7 Peso (0,35 DM)<br />

1 l Rum: 30 Peso (1,50 DM)<br />

1 T- Shirt etwa: 90 P (4,50 DM)<br />

1 Schachtel philipp. Zigaretten 10 Peso (0,50 DM)<br />

(Marktpreise in der Provinz Guimaras, Stand Januar 2001)<br />

An dieser Auflistung wird deutlich, dass lebensnotwendige Produkte wie Nahrungsmittel und<br />

Bekleidung verhältnismäßig teuer und Konsumgüter eher billig sind.<br />

Die Entsorgung menschlicher Exkremente erfolgt in 42 Haushalten über ein geschlossenes<br />

Wassersystem (Toilette, bei der nach dem Toilettengang Wasser von Hand aus einem großen<br />

Behälter in die Toilette geschöpft wird), 10 Haushalte verfügen über eine Toilette mit westlicher<br />

Wasserspülung. 24 Haushalte besitzen keine installierte Toilettenanlage, sondern ein pit privy, das<br />

sogenannte Katzenloch und eine Familie führt die Notdurft im Bach durch. Unzureichende<br />

Toilettenanlagen sind der Grund für zahlreiche Krankheiten. So stellt ein offenes, stehendes<br />

Gewässer eine Brutstätte für Moskitos dar. Haustiere können das mit Erde zugeschüttete Katzenloch<br />

<strong>auf</strong>kratzen und Krankheiten übertragen. Die Entstehung von Durchfallerkrankungen, Malaria und<br />

Tuberkulose wird so begünstigt.<br />

Die bei <strong>den</strong> Home Visits ermittelten Gesundheitsprobleme bestehen der Häufigkeiten nach in<br />

Krankheiten wie Bluthochdruck, Fieber, Husten, Asthma, Tuberkulose und Durchfall. In der<br />

Barangay gibt es gibt einen aktuellen Todesfall zu vermel<strong>den</strong>.<br />

Bei bestehen<strong>den</strong> Gesundheitsproblemen sucht die Mehrzahl der Befragten (49) <strong>Health</strong> Professionals<br />

<strong>auf</strong>, 28 Personen Folk healer und religiöse Gruppen. 39 Personen geben an, zur Gesundheitsunterstützung<br />

pflanzliche Wirkstoffe zu benutzen. Von <strong>den</strong> unvollständig erhobenen Daten zum Impfstatus<br />

der Kinder haben über die Hälfte einen vollständigen Impfschutz, fast alle Kinder wur<strong>den</strong> ge-<br />

81


stillt. Metho<strong>den</strong> zur Familienplanung wen<strong>den</strong> 25 der befragten Paare an. Zu <strong>den</strong> Praktiken der<br />

Schwangerschaftsverhütung geben die Mehrzahl natürliche Metho<strong>den</strong> an. 15 Paare bevorzugen <strong>den</strong><br />

Koitus interruptus, 4 Paare die Kalendermethode, 5 Frauen nehmen die Antibabypille und eine Frau<br />

erhält Hormoninjektionen. Als Gründe für die Nichtanwendung von Verhütungsmetho<strong>den</strong> wer<strong>den</strong><br />

Unverträglichkeiten der Pille und finanzielle Probleme angegeben (obwohl die Antibabypille vom<br />

RHU kostenlos ausgegeben wird). Andere Paare fin<strong>den</strong> Verhütungsmetho<strong>den</strong> nicht angenehm (vgl.<br />

Results of survey done by the CHN batch III s. Anhang).<br />

Nach Einschätzungen der Anleiterinnen hat sich der Gesundheitszustand der Gemeindemitglieder in<br />

einigen Bereichen verändert. Sie beziehen sich damit <strong>auf</strong> die Erhebung der Vorjahresgruppe. Leider<br />

können dazu keine Vergleichsdaten herangezogen wer<strong>den</strong>. Die Präsentation im Vorjahr hatte<br />

ergeben, dass zahlreiche Bewohner nicht um die Problematik eines Katzenloches wußten. Sie<br />

wur<strong>den</strong> <strong>auf</strong>geklärt und darin beraten, vom lokalen Government eine Toilettschüssel anzufordern und<br />

kostenlos installiert zu lassen. Schwangere wur<strong>den</strong> dazu ermutigt, Vorsorgeuntersuchungen von<br />

Hebammen und Pflegen<strong>den</strong> im Gesundheitsoffice durchführen zu lassen. Dazu zählen auch<br />

Impfungen, Vitamin und Mineralstoffgaben. Mit Ausnahme des Impfstoffes gegen Hepatitis B sind<br />

Impfungen für Kinder bis zum 5. Lebensjahr und Schwangere kostenlos.<br />

Am letzten Tag des Projektes wer<strong>den</strong> die Ergebnisse der Gemeindeversammlung und allen<br />

gela<strong>den</strong>en offiziellen Vertretern präsentiert. Die Zahlen wer<strong>den</strong> rasch verlesen und bleiben<br />

unkommentiert. Von der Gemeindeversammlung und <strong>den</strong> offiziellen Vertretern gibt es keine<br />

Bemerkungen und Nachfragen. Angekündigt wurde, dass die Versammlung <strong>auf</strong>gefordert wer<strong>den</strong><br />

soll, die Ergebnisse unter Anleitung der Stu<strong>den</strong>tinnen zu interpretieren und einen Plan für ihre<br />

Gemeinde entwerfen soll. Dazu kommt die Gruppe nicht mehr, weil die Zeit zu knapp bemessen ist.<br />

Die Stu<strong>den</strong>tinnen wer<strong>den</strong> später von <strong>den</strong> Anleiterinnen in der Durchführung und Qualität der<br />

Ergebnispräsentation kritisiert. Sie wird schlecht bewertet, die Anleiterinnen verlangen eine<br />

sorgfältige Überarbeitung und Auswertung<br />

der Ergebnisse am College.<br />

Bedeutung des Einsatzes für die Stu<strong>den</strong>tinnen<br />

Nach Einschätzungen der Anleiterinnen ist es für die Stu<strong>den</strong>tinnen eine besondere Erfahrung, in <strong>den</strong><br />

Dörfern gewesen zu sein. Da einige von ihnen in der Stadt <strong>auf</strong>wuchsen, hatten sie nie zuvor Gelegenheit,<br />

das Leben in dörflichen Regionen kennenzulernen. Sie leben z.T. in guten bis luxuriösen<br />

Verhältnissen, in eigenen Häusern und haben genügend zu essen. In <strong>den</strong> Dörfern erkennen sie, dass<br />

es eine Menge Menschen gibt, die weniger Wohlstand haben. So verstehen sie das wirkliche Leben.<br />

82


Sie können auch die Lebensweisen von Patienten in Hospitälern besser verstehen. Während des Pro-<br />

jektes sollen die Stu<strong>den</strong>tinnen <strong>auf</strong> ihre zukünftige Rolle als <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> Nurse vorbereitet<br />

wer<strong>den</strong>. Eine <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> Nurse ist in erster Linie ein Lehrer (educator) und Supervisor. Die<br />

Stu<strong>den</strong>tinnen haben während des Projektes viel Zeit für Interaktionen mit der Bevölkerung und<br />

wen<strong>den</strong> kommunikative Fähigkeiten bei der Durchführung der <strong>Health</strong> Classes an. Dadurch, dass sie<br />

das gesamte Projekte selbst planen, organisieren und durchführen entwickeln sie Führungsqualitä-<br />

ten. Die Stu<strong>den</strong>tinnen selbst beschreiben ihre wichtigsten Lernerfahrungen besonders in <strong>den</strong> Berei-<br />

chen Teamarbeit, Erteilen von <strong>Health</strong> Classes und in dem Erleben der <strong>Community</strong>. Sie erachten es<br />

als Ehre, mit ihren Klienten zu sprechen und <strong>Health</strong> Classes zu erteilen. Damit erfüllen sie einen<br />

wichtigen Beitrag, um das Verhalten der Klienten zu beeinflussen und ihre Fehlinterpretationen <strong>auf</strong>zuklären.<br />

Über Hausbesuche und <strong>Health</strong> Classes ist der Aufbau einer guten Nurse- Klient Beziehung<br />

möglich. So verstehen die Stu<strong>den</strong>tinnen die Bedürfnisse und Gefühle der <strong>Community</strong>, etwa was sie<br />

in der Schule nicht lernen. Sie können qualitative <strong>Health</strong> Services in individuellen Situationen anwen<strong>den</strong><br />

und verbessern ihre kommunikativen Fähigkeiten. Es ist für sie schön zu sehen, wie die<br />

zugeteilte Hilfe mit einem Lächeln von <strong>den</strong> Familien wertgeschätzt wird. Während der Hausbesuche<br />

fühlen sich die Stu<strong>den</strong>tinnen sehr mit <strong>den</strong> Familien verbun<strong>den</strong>. Einige haben bei Arbeiten im Haushalt<br />

mitgeholfen und die Kinder gebadet. Einen bewegen<strong>den</strong> Eindruck vom Familienleben beschreibt<br />

eine Stu<strong>den</strong>tin: „It`s nice to be with the family. Most of the families I had visited could<br />

hardly eat three times a day. When the mother told me the kind of living they have I can`t stop to<br />

cry. But all I can do is to give health teachings and let them realize the positve aspect of live and just<br />

don`t stop trying the best to give their children a better future“. Sie beschreiben die Zusammenarbeit<br />

in <strong>den</strong> Gruppen als großes Erlebnis. Jede gibt ihr Bestes und so haben sie ein gutes Auskommen. Als<br />

Team kooperieren sie gut, jede mit ihren besonderen Fähigkeiten. „We should be open to comments,<br />

ideas, opinions and suggestions of other persons as the saying: two head are better than one.“ Die<br />

Teammitglieder respektieren und vertrauen einander. Sie sind durch diesen Einsatz unabhängig gewor<strong>den</strong><br />

und haben selber Lösungen für Probleme entwickelt. Einige Stu<strong>den</strong>tinnen schlagen vor, <strong>den</strong><br />

<strong>Community</strong>einsatz zu verlängern, um noch intensiver mit <strong>den</strong> Bewohnern zusammen zu sein. Manche<br />

möchten auch in der <strong>Community</strong> übernachten, um <strong>den</strong> Familien besser helfen zu können. Sie<br />

möchten ihnen beim Führen des Haushaltes behilflich sein und einen Kräutergarten anlegen.<br />

7.2.4 Das Projekt der Stu<strong>den</strong>tinnen – ein Höhepunkt im Leben der Dorfbewohner<br />

83


Die Menschen in <strong>den</strong> ländlichen Regionen lieben es, wenn die Stu<strong>den</strong>tinnen in die Commu-<br />

nities kommen. Schon bei der Ankündigung des Projektes reagierten die Kinder erfreut und sagten,<br />

wenn die Nurses wiederkommen, wer<strong>den</strong> wir eine Menge Spaß haben. Das Projekt bedeutet <strong>den</strong><br />

Bewohnern der Barangay viel. Sie geben zu verstehen, dass sie Hilfe und Anleitung in Gesundheits-<br />

fragen benötigen. Ihr Wohnort liegt von Gesundheitseinrichtungen weit entfernt, so können sie di-<br />

rekte Hilfe von <strong>den</strong> Stu<strong>den</strong>tinnen und Anleiterinnen erbeten, z.B. bei einer Geburt. Ihr zahlreiches<br />

Erscheinen in <strong>den</strong> bisher durchgeführten <strong>Health</strong> Classes von mehr als <strong>den</strong> üblichen 20% zeugt von<br />

ihrem Interesse. Zu <strong>den</strong> <strong>Health</strong> Classes erscheinen immer neue Besucher, auch männliche Bewohner<br />

des Dorfes. Die Menschen klei<strong>den</strong> sich gut und stellen ihre Kinder vor. Eine alte Frau kommt <strong>auf</strong><br />

einen Stock gestützt täglich zu <strong>den</strong> Unterrichten. Sie muß einen langen und beschwerlichen Weg<br />

über einen Berg zurücklegen. Die Bewohner fragen die Anleiterinnen, wann die Stu<strong>den</strong>tinnen zu<br />

<strong>den</strong> Hausbesuchen kommen. Sie wollen ihr Haus in Ordnung bringen, es soll gesehen wer<strong>den</strong>. Wenn<br />

eine Pflegende an die Haustüre klopft, ist das schon was Besonderes: „I could talk with a real nurse“.<br />

Auch ist es etwas besonderes für die Menschen <strong>den</strong> Blutdruck gemessen zu bekommen. Für<br />

Pflegende ist das nichts besonderes, doch für die Menschen ist das schon was. Die Barangaybewohner<br />

schildern überwiegend, dass das Projekt für sie sehr hilfreich ist und sie viel lernen. Es ist der<br />

Umgang mit dem Fieberthermometer, wie im Krankheitsfall für die Kinder zu sorgen ist und wie sie<br />

einfache Hilfsmittel einzusetzen können, z.B. nach Hundebissen. Auch wissen sie wie Medikamente<br />

anzuwen<strong>den</strong> sind und im Notfall erste Hilfe zu leisten ist. Über ihre Erfahrungen tauschen sie sich<br />

später mit <strong>den</strong> Nachbarinnen aus. Auch halten sie die Anwendung von Massagen für je<strong>den</strong> von ihnen<br />

sinnvoll. Sie fin<strong>den</strong> die Unterrichtssequenz der Gaststu<strong>den</strong>tin zur indischen Babymassage und<br />

Fußreflexzonenmassage interessant und möchten diese ausprobieren. Anregende Rahmenbedingungen<br />

schaffen Pausengetränke und Snacks, die aus der Stadt mitgebracht wer<strong>den</strong>. Es handelt sich<br />

dabei um Plätzchen, süße Getränke, Mineralwasser, Suppen, gebackene Bananen und Kuchen. In<br />

<strong>den</strong> Gemeindeversammlungen besteht Gelegenheit in „face to face Interaktion“ mit Pflegen<strong>den</strong> zu<br />

treten und mit offiziellen Vertretern der Behör<strong>den</strong>, des Rural <strong>Health</strong> Centers und der West Visaya<br />

State University zu sprechen.<br />

Für die Kinder stellen die Unterrichte eine Art Sozialisation dar. Eine Mutter berichtet von <strong>den</strong> Erfolgen<br />

der letzten Gruppe. Nie hatte sie <strong>den</strong> Kindern vermitteln können, nicht barfuß zu gehen.<br />

Doch nach <strong>den</strong> <strong>Health</strong> Classes waren ihre Kinder diszipliniert. Sie trugen Schuhe und wuschen sich<br />

die Füße, da sie die Autorität der Stu<strong>den</strong>tinnen anerkannten. Die Gemeindemitglieder loben die Stu<strong>den</strong>tinnen,<br />

es ist die besondere Art, wie sie mit ihnen sprechen und ihre Kinder unterrichten. Die<br />

84


Kinder haben auch gelernt, wie das Haus sauber zu halten ist. Eine Mutter bedankt sich für die zuge-<br />

teilte Ehre, dass ihr Kind von einer deutschen Schwester gebadet wurde. Die Gemeinde fordert die<br />

Gaststu<strong>den</strong>tin <strong>auf</strong>, für sie zu tanzen und die gesamte Gemeinde zu fotografieren, damit sie alle mit<br />

nach Deutschland nehmen kann.<br />

7.3 Das Selbstverständnis einer <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> Nurse im Netzwerk philippinischer<br />

Gesundheitsdienste<br />

7.3.1 Die <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> Nurse als Generalistin<br />

Eine <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> Nurse <strong>auf</strong> <strong>den</strong> <strong>Philippinen</strong> wird mit ihren vielfältigen Zuständigkeits<br />

– und Kompetenzbereichen als Generalistin charakterisiert. Mit ihrem pflegefachlichen Hintergrund<br />

muss sie Konzepte aus zahlreichen pflegerischen Feldern wie Chirurgie, Psychiatrie, Medizin und<br />

Geburtshilfe kennen und in jedes pflegerische Setting integrieren können. Hinzu kommen Konzepte<br />

aus dem Bereich Gesundheitswissenschaft (Public <strong>Health</strong>), die <strong>auf</strong> <strong>den</strong> <strong>Philippinen</strong> insbesondere in<br />

der Umsetzung des nationalen Gesundheitsplans des Departments of <strong>Health</strong> zum Tragen kommen.<br />

In ihrer Funktion als Managerin der Gesundheitseinrichtung hat sie Führungs- und<br />

Management<strong>auf</strong>gaben, sowie Unterweisungsfunktionen (Teacher/Educator)<br />

zu erfüllen.<br />

Die im Projekt der Stu<strong>den</strong>tinnen erlebten <strong>Health</strong> Services, <strong>Health</strong> Classes und Erhebungen bil<strong>den</strong><br />

nicht <strong>den</strong> pflegerischen Alltag einer <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> Nurse ab. Diese Funktionen übernehmen<br />

<strong>auf</strong> <strong>den</strong> <strong>Philippinen</strong> Barangay <strong>Health</strong> Worker und Hebammen. Sie sind direkt in <strong>den</strong> Familien und<br />

leiten Informationen an die <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> Nurse weiter, die im Office (<strong>Health</strong> Unit) ist.<br />

Hebammen und Barangay <strong>Health</strong> Worker sind <strong>den</strong> <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> Nurses unterstellt und<br />

wer<strong>den</strong> als ihr verlängerter Arm „extended arm“ erachtet.<br />

Die Bevölkerung wird angehalten, zu Aktivitäten der Gesundheitsfürsorge und<br />

Gesundheitsverbesserung direkt in die Gesundheitseinrichtung zu kommen. Das örtliche Rural<br />

<strong>Health</strong> Unit ist eine Art Gesundheitshaus, in dem Allgemeinarzt, Public <strong>Health</strong> Nurse, Hebammen,<br />

Sanitary Inspector und Barangay <strong>Health</strong> Worker unter einem Dach vereint sind. Die Wochentage im<br />

Rural <strong>Health</strong> Unit haben feste Programmpunkte, an <strong>den</strong>en sich die Bevölkerung orientieren kann.<br />

Montags ist beispielsweise Impftag für Babys und Schwangere, Dienstags wer<strong>den</strong><br />

Vorsorgeuntersuchungen für Schwangere vorgenommen. Insgesamt bestehen die Aufgaben des<br />

Rural <strong>Health</strong> Office zu 70% aus präventiven und<br />

zu 30% aus curativen Maßnahmen.<br />

85


Kompetenzen, die eine <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> Nurse auszeichnen<br />

Attitude/ Einstellungen<br />

Eine <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> Nurse sollte einen offenen Geist (open- minded) haben, flexibel,<br />

dynamisch und verantwortungsbewußt sein. Die richtige Einstellung zum Beruf ist mit der Arbeit an<br />

der eigenen Persönlichkeit verbun<strong>den</strong>. Auf der Beziehungsebene ist es wichtig zu reflektieren, wie<br />

<strong>auf</strong> Menschen und Communities zuzugehen ist und die kommunikativen Fähigkeiten <strong>auf</strong> ihre<br />

Klienten abzustimmen..Von großer Bedeutung ist die Art mit <strong>den</strong> Klienten zu sprechen, die Tonlage<br />

und Modulation der Stimme. Wenn sie <strong>den</strong> Familien das Gefühl gibt, Zeit für sie zu haben, erhält sie<br />

ein wirkliches Bild von der Familie ihren Problemen und kann harmonisch mit ihnen<br />

zusammenarbeiten. Sie muß ausdauernd sein und in jeder Lebenslage die richtigen Entscheidungen<br />

treffen. Dies betrifft auch die Kooperation mit Vertretern der Municipalties und des Local<br />

Government Unit.<br />

Skills/ Fähigkeiten<br />

Sie sollte über Wissen aus allen pflegerischen Bereichen verfügen und fachlich geschickt sein. Dies<br />

betrifft sowohl die Durchführung medizinischer Abläufe wie das Verabreichen von Injektionen,<br />

Schwangerschaftsvorsorgeuntersuchungen, als auch die korrekte und aseptische Handhabung von<br />

Geburten. Auf <strong>den</strong> <strong>Philippinen</strong> entbin<strong>den</strong> die meisten Frauen ihre Kinder zu Hause.<br />

Sie rufen<br />

Pflegende, Hebammen<br />

oder Hilots, d.h. geschulte Frauen aus der Umgebung zu Geburten.<br />

Teacher/ Educator.<br />

Im Idealfall führt die <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> Nurse Aktivitäten zur Gesundheits<strong>auf</strong>klärung und<br />

Gesundheitsfürsorge in <strong>den</strong> Communities durch, wie im stu<strong>den</strong>tischen Projekt erlebt. Dies kann sie<br />

natürlich nicht täglich leisten. Sie kann es eigentlich gar nicht tun, bei einer Zuständigkeit für 10.000<br />

und mehr Menschen. Was sie tun kann ist, Gesundheitserziehung und Schulungsprogramme im<br />

Rural <strong>Health</strong> Unit durchzuführen. Zu ihrem Aufgabenbereich gehört auch die Durchführung von<br />

Paarseminaren. Philippinsche Behör<strong>den</strong> machen es heiratswilligen Paaren zur Auflage, vor der<br />

Heirat ein Familienplanungsseminar zu besuchen; <strong>den</strong>n ohne Familineplanungszertifikat gibt es<br />

keine offizielle Erlaubnis zur Heirat. Einen Schwerpunkt ihrer Arbeit stellt die Schulung von<br />

Hebammen und Barangay <strong>Health</strong> Workern<br />

in <strong>den</strong> einzelnen Programmen des Department of <strong>Health</strong><br />

dar. Die aktuellen Programme für das Jahr 2001 lauten:<br />

Expanded program on immunization: Mit Impfprogrammen sollen die folgenschweren Verläufe der<br />

häufigsten Krankheiten im Kindesalter kontrolliert<br />

wer<strong>den</strong>. Darunter fallen Impfungen gegen<br />

Masern, Polio, Tuberkulose, Diphtherie und Tetanus.<br />

86


National Family Planning Program: Dieses Programm zielt <strong>auf</strong> Gesundheit und Wohlergehen von<br />

Familien ab. Aufklärung und Informationen liefern einen Beitrag zur bewußten Familienplanung,<br />

darüber hinaus wer<strong>den</strong> Hilfsmittel zur Empfängnisverhütung bereitgestellt.<br />

Prevention and control of cardiovaskulär diseases and cancer: Mit diesem Programm will das<br />

Gesundheitsministerium einen Beitrag dazu leisten, <strong>den</strong> steigen<strong>den</strong> Zahlen von<br />

Bluthochdruckerkrankungen und deren Komplikationen zu entgegnen. Aufklärung zu<br />

gesundheitsfördern<strong>den</strong> Verhalten sollen bösartige Erkrankungen, vor allem der Lunge, Brust, Leber,<br />

Zervix und Bauchorgane vermei<strong>den</strong> helfen und Hinweise zur Früherkennung vermitteln.<br />

Environmental <strong>Health</strong> Program: Gesundheitsprobleme, die <strong>auf</strong>grund von Luft, - Wasser und<br />

Bo<strong>den</strong>verschmutzung entstehen, sollen mit <strong>den</strong> Aktivitäten dieses Programmes minimiert wer<strong>den</strong>.<br />

Hospital as Centers of Wellness: Dieses Programm des DOH ist eher <strong>auf</strong> Bereiche der Klinik<br />

gerichtet. Programme zur Krankheitsprävention, Familienberatung und Gesundheitserziehung sollen<br />

auch im klinischen Bereich implementiert wer<strong>den</strong>.<br />

Control of tuberculosis and other communicable diseases: Schon lange Zeit wird vom<br />

Gesundheitsministeium dieses Programm verfolgt. Es richtet sich gegen die Bekämpfung von weit<br />

verbreiteten Krankheiten mit Todesfolge wie Tuberkulose, Bilharziose (Schistosomiasis) und<br />

Malaria.<br />

Herbal and Philippine traditional medizine: Damit wird die<br />

Anwendung von pflanzlichen Produkten<br />

und traditionellen Praktiken wie Akkupressur gefördert.<br />

National drug policy program: Es zielt dar<strong>auf</strong> ab, die Versorgung der Bevölkerung mit<br />

lebensnotwendigen Medikamenten zu verbessern. Diese sollen zugänglich,<br />

bezahlbar und verfügbar<br />

wer<strong>den</strong>. Damit einher geht die Förderung der lokalen pharmazeutischen Industrie.<br />

Nutrition program: Es richtet sich vor allem an das Problem der Fehlernährung von Müttern und<br />

Kindern. In <strong>Health</strong> Center wer<strong>den</strong> vor allem Defizite<br />

in der Versorgung mit Eisen, Jod und Vitamin<br />

A durch Substitutionspräparate <strong>auf</strong>gefangen.<br />

Safe water and sanitation. Weil immer noch viele Krankheiten <strong>auf</strong>grund unzureichender sanitärer<br />

Anlagen und verunreinigtem<br />

Trinkwasser entstehen, wer<strong>den</strong> dazu zahlreiche<br />

Aufklärungskampagnen und Initiativen gestartet.<br />

Araw Ng Sangkap Pinoy: Dieses Programm zielt dar<strong>auf</strong> ab, <strong>den</strong> versteckten Hunger (hid<strong>den</strong> hunger)<br />

<strong>auf</strong>grund unzureichender Vitamin- und Mineralstoff<strong>auf</strong>nahmen zu beheben. Die Strategien erstrecken<br />

sich <strong>auf</strong> die Verabreichung von Vitamin und Mineralstoffsubstiutionspräparaten, Aufklärung<br />

zu vollwertiger Ernährung, Nahrungsmittelzubereitung und Aufbewahrung. Die Bevölkerung wird<br />

87


dazu angehalten, angereicherte Lebensmittel in <strong>den</strong> Speiseplan <strong>auf</strong>zunehmen, z.B. mit Vitamin A<br />

angereicherten Reis (vgl. The Government <strong>Health</strong> Programs www. doh. gov.ph).<br />

Die <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> Nurse vermittelt <strong>den</strong> ihr unterstellten Gesundheitspersonen Inhalte der<br />

Programme und Möglichkeiten, diese in die <strong>Community</strong> hineinzutragen. Zur Illustration gibt das<br />

Government zahlreiche Broschüren, Comics und Demonstrationsmittel aus. Die Schulungen der<br />

Mitarbeiter in <strong>den</strong> Programmen des DOH sind Voraussetzung für eine erfolgreiche Umsetzung.<br />

Bevor Hebammen und Barangay <strong>Health</strong> Worker ihre Aufgaben <strong>auf</strong> <strong>Community</strong> Level wahrnehmen,<br />

versichert sich die <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> Nurse von ihren Fähigkeiten. Sie läßt die Mitarbeiter üben<br />

und beobachtet sie längere Zeit. Damit stellt sie sicher, dass diese Personen kompetent genug sind,<br />

um qualitative <strong>Health</strong> Services auszuführen. Für die <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> Nurse gehören Wissen,<br />

Fähigkeiten und Einstellung zusammen. Erst in dieser Kombination können qualifizierte <strong>Health</strong><br />

Services erbracht wer<strong>den</strong>.<br />

Supervisorische Funktionen<br />

Da Hebammen und Barangay <strong>Health</strong> Worker <strong>den</strong> <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> Nurses unterstellt sind, ist die<br />

<strong>Community</strong> <strong>Health</strong> Nurse dafür verantwortlich ihre Arbeiten zu überwachen und zu überprüfen. Sie<br />

kontrolliert diese Aufgaben über die Berichterstattung der Hebammen und überwacht, ob weitere<br />

Krankheitsepidemien <strong>auf</strong>treten. Sie selbst kann keine Hausbesuche vornehmen und betrachtet die<br />

Hebamme als „frontliner of health services“.<br />

7.3.4 Hebammen als „frontliner of health services“<br />

Hebammen <strong>auf</strong> <strong>den</strong> <strong>Philippinen</strong> verfügen über eine zweijährige Ausbildung. Neben ihrer originären<br />

Aufgabe als Geburtshelferin erfüllt sie ein weites Aufgabengebiet. Zunächst aber ist sie die<br />

Ansprechpartnerin für Paare in Fragen der Empfängnisverhütung, Schwangerschaftsvorsorge und<br />

Beratung sowie geburtshilfliche Aufgaben. Sie arbeitet in einem Team mit weiteren Hebammen<br />

zusammen und führt sowohl Arbeiten im Gesundheitsoffice als auch in <strong>den</strong> Communities durch.<br />

Diese bestehen in der Umsetzung des Government <strong>Health</strong> Plans, wie die Durchführung von Impfungen,<br />

das Wiegen von Kindern, die Verabreichung von Substitutionspräparaten und die Ausgabe von<br />

Medikamenten wie beispielsweise die Multi- Drug Therapie bei Leprakrankheit. Bislang leben Leprakranke<br />

<strong>auf</strong> <strong>den</strong> <strong>Philippinen</strong> noch in eigenständigen Gemeinschaften, da sie von der Bevölkerung<br />

ausgegrenzt wer<strong>den</strong>. Seit einigen Jahren wird vom Gesundheitsministerium das Konzept verfolgt,<br />

Leprakranken ein Leben im gewohnten familiären Umfeld zu ermöglichen und dies mit Aufklä-<br />

88


ungskampagnen zu unterstützen. So hoffen sie die Kosten der Unterbringung in Lepradörfern zu<br />

reduzieren und die Stigmatisierung abzubauen.<br />

Hausbesuche wer<strong>den</strong> in jedem Distrikt von Hebammen und Barangay <strong>Health</strong> Worker als Team<br />

durchgeführt. Sie erstellen Familienverzeichnisse, erheben <strong>den</strong> Gesundheitsstatus der Communities<br />

und erteilen <strong>Health</strong> Classes, sowie <strong>Health</strong> Services. Alle erhobenen Daten, Ergebnisse und Berichte<br />

müssen der <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> Nurse vorgelegt wer<strong>den</strong>. Jedoch können Hebammen nicht sehr viel<br />

Feldarbeit leisten, da viele Menschen ins <strong>Health</strong> Center kommen. Hebammen sehen ihren<br />

verlängerten Arm wiederum in <strong>den</strong> Barangay <strong>Health</strong> Workern. Diese arbeiten für etwa zwanzig<br />

Familien, in der Regel unentgeltlich und erstatten Bericht über <strong>den</strong> Gesundheitszustand in der<br />

<strong>Community</strong>. Schließlich l<strong>auf</strong>en alle Informationen und Daten wieder im Office bei der <strong>Community</strong><br />

<strong>Health</strong> Nurse zusammen.<br />

7.3.5 All we have to do is paperwork<br />

Gesundheitsdaten als Meßlatte für pflegerischen Handlungsbedarf und Erfolge in der Arbeit<br />

Der Aufbau und die Struktur philippinischer Gesundheitsdienste wur<strong>den</strong> bereits an anderer<br />

Stelle beschrieben. Betrachtet wird nun der Informationsfluß und die Konsequenzen bestimmter<br />

Ereignisse, die <strong>auf</strong> Daten und Berichte zurückzuführen sind. Auf städtischer Ebene ist das City<br />

<strong>Health</strong> Office eine Einrichtung, in der alle anderen <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> Services zusammenl<strong>auf</strong>en.<br />

Leitende Mitarbeiter stehen in Kontakt zu übergeordneten Einreichungen wie das Regional <strong>Health</strong><br />

Office und das Department of <strong>Health</strong>. Vom City <strong>Health</strong> Office zu <strong>den</strong> Communities sind<br />

Verantwortlichkeiten und Aufgaben wiederum <strong>Health</strong> Offices in einzelnen Stadtteilen (districts)<br />

übertragen, <strong>den</strong>en eigene Barangay <strong>Health</strong> Stations angegliedert<br />

sind.<br />

89


District<br />

Barangay<br />

<strong>Health</strong> Worker<br />

Barangay <strong>Health</strong><br />

Stations/Midwife<br />

oder PHN<br />

DOH<br />

Regional <strong>Health</strong> Office, local<br />

government unit<br />

City health office Iloilo, geleitet vom City <strong>Health</strong><br />

Cofficer (Arzt) und 10 Senior Public <strong>Health</strong> Nurses<br />

<strong>Health</strong> office für<br />

je<strong>den</strong> District der<br />

Stadt, geleitet von<br />

PHN<br />

Barangay <strong>Health</strong><br />

Worker/Hilots<br />

Population/ <strong>Community</strong><br />

Barangay <strong>Health</strong><br />

Stations/ Midwife<br />

oder PHN<br />

Barangay<br />

<strong>Health</strong> Worker<br />

Abb. 5 Informations- und Aufgabenfluß im Netzwerk philippinsche Gesundheitsdienste<br />

Jeder Distrikt einer Stadt hat sein eigenes Gesundheitspersonal, eigene Ziele und eigene<br />

Entscheidungskompetenzen für ein Kalenderjahr. Im Jahre 2001 sind Aktivitäten vorgesehen, die<br />

Lösungsansätze zu bestimmten Problemen der Morbidität und Mortalität angehen. So ist jede Senior<br />

Public <strong>Health</strong> Nurse Inhaberin eines regionsspezifischen Programmes. Sie sorgt dafür, dass Inhalte<br />

eines Programmes wie beispielsweise „Control of acut respiratory infections“ in der betreffen<strong>den</strong><br />

Stadt verbreitet und implementiert wer<strong>den</strong>. Dabei geht es um Maßnahmen zur Reduktion der<br />

Kindersterblichkeit an Pneumonien.<br />

Eine der Haupt<strong>auf</strong>gaben von Public <strong>Health</strong> Nurses besteht jedoch darin, Daten über die <strong>Community</strong><br />

zu sammeln und zu diese verarbeiten. Sie fertigt wöchentliche, monatliche oder jährliche<br />

Ausführungsberichten an. Dabei handelt es sich beispielsweise um die Anzahl geimpfter Mütter und<br />

Kinder, sowie um Fälle von Pneumonien im Kindesalter.<br />

90


Abb. 6 Monatlicher Ausführungsbericht. Quelle: Main <strong>Health</strong> Center Iloilo City<br />

Diese wer<strong>den</strong> zur jeweils nächsthöheren Behörde weitergeleitet und schließlich zum Department of<br />

<strong>Health</strong>. Dort findet eine Analyse der eingereichten Daten satt, <strong>auf</strong> deren Grundlage ein neuer jährli-<br />

cher Plan entwickelt wird, „so it`s search of bases, statistical repords“. Die <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> Nur-<br />

se verbringt viel Zeit mit diesen Berichten und weiß manchmal nicht mehr weiter „The role of a<br />

<strong>Community</strong> <strong>Health</strong> Nurse is realy heavy about paperworks in our organisation“. Ein Computer<br />

könnte bei der Bearbeitung der Daten hilfreich sein, doch im Office ist keiner vorhan<strong>den</strong>. Trotzdem<br />

möchte sie nicht die Priorität <strong>auf</strong> ein Blatt Papier lenken, es ist die Erbringung von qualitativen<br />

<strong>Health</strong> Services für die <strong>Community</strong>.<br />

Evaluation/Überprüfung zur Wirksamkeit der Pflegearbeit<br />

Die <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> Nurse kann bereits anhand der Ausführungsberichte erkennen, wie effizient,<br />

bzw. erfolgreich die Arbeit <strong>auf</strong> <strong>Community</strong> Level ist. Es gibt Anhaltszahlen dafür, wie eine Ge-<br />

sundheitssituation einzuschätzen ist. Am Beispiel des Ernährungszustandes der Kinder wird dieses<br />

Verfahren erläutert. Wenn festgestellt wird, dass von zwanzig untersuchten Kindern fünf mangel-<br />

91


oder fehlernährt sind (25%), hat sie dieses Ergebnis dem nächstverantwortlichen (Municipal <strong>Health</strong><br />

Officer) weiterzuleiten und bestimmte Maßnahmen, z.B. Ernährungsprogramme in die Wege zu<br />

leiten. Zudem gibt es Formeln, bzw. Richtlinien vom Department of <strong>Health</strong> zu bestimmten Pro-<br />

grammen des nationalen Gesundheitsplans. Diese sind <strong>auf</strong> einzelne Barangays, die von einer He-<br />

bamme oder Public <strong>Health</strong> Nurse geleitet wer<strong>den</strong>, zugeschnitten. Am Beispiel der Vorsorgeuntersu-<br />

chung von Schwangeren wird diese Formel erklärt: Besteht eine Barangay aus etwa 2000 Einwoh-<br />

nern kann davon ausgegangen wer<strong>den</strong>, dass 3,5% der Bevölkerung d.h. etwa 70 Frauen schwanger<br />

sind. Anhand von Ausführungsberichten kann die verantwortliche <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> Nurse am<br />

Ende einer Periode prüfen, ob sie ihre Ziele erreicht hat. Neben diesen harten Daten wird jedoch als<br />

bestes Qualitätsmerkmal für Gesundheitsleistungen die Zufrie<strong>den</strong>heit der Bevölkerung erachtet.<br />

Wenn die Menschen in allen Programmen und Aktivitäten der Pflegen<strong>den</strong> mitarbeiten, zeugt dies<br />

von Akzeptanz. Wenn es keine Klagen in der <strong>Community</strong> gibt und keine weiteren Probleme im Bereich<br />

Mortalität und Morbidität <strong>auf</strong>tauchen, heißt das, sie haben eine ihrer wichtigsten Aufgaben<br />

erfüllt. Zufrie<strong>den</strong>heit macht sich auch an der Frequentierung des <strong>Health</strong> Centers bemerkbar und ist<br />

in <strong>den</strong> Gesichtern der Besucher sichtbar.<br />

7.3.6 Krankheit können wir uns nicht leisten<br />

„We can`t affort to get sick“, diese Aussage wird nicht nur von Stu<strong>den</strong>tinnen geäußert, sondern<br />

von vielen Menschen der philippinschen Bevölkerung. So ist zu beobachten, dass nur vereinzelte<br />

Regentropfen- und dies bei tropisch warmen Temperaturen - eine Art Fluchtreflex auslösen.<br />

Menschen l<strong>auf</strong>en los, suchen einen schützen<strong>den</strong> Unterstellplatz oder bedecken mit Taschen, übergestülpten<br />

T-Shirts oder sonstigen Hilfsmitteln <strong>den</strong> Kopf. Durchnässte Kleidung kann eine Erkältung<br />

oder schlimmere Infektionen nach sich ziehen. Eine ernsthafte Krankheit bedeutet, ärztliche Hilfe in<br />

Anspruch zu nehmen, die bezahlt wer<strong>den</strong> muß. Diese finanziellen Mehrausgaben stellen jedoch viele<br />

Filipinos vor große Probleme. So berichtet eine Frau der besuchten Barangay, dass ihr einziger<br />

Wunsch für die Zukunft ihrer Familie ist, ihren starken Körper für die tägliche Arbeit zu erhalten.<br />

Sie verdient als Waschfrau 150 Peso (7 DM) täglich und hat davon ihre neun Kinder zu ernähren.<br />

Ihr Ehemann trinkt und hat keine Arbeit. Im Projekt der Stu<strong>den</strong>tinnen erwecken Themen zur Prävention<br />

große Aufmerksamkeit. In der <strong>Health</strong> Class zur Selbstuntersuchung der weiblichen Brust sind<br />

die anwesen<strong>den</strong> Frauen sehr engagiert, die im mitgebrachten Modell versteckten Knoten zu ertasten<br />

und führen am eigenen Körper entsprechende Tastbewegungen aus. Das große Interesse wird mit<br />

<strong>den</strong> Folgen von Krankheit erklärt. Im Falle einer bösartigen Erkrankung steht <strong>den</strong> Frauen meist nur<br />

92


eine Radikaloperation zur Verfügung. Die Operation und ein damit verbun<strong>den</strong>er Krankenhaus<strong>auf</strong>-<br />

enthalt bringt viele Familien bereits in erhebliche finanzielle Schwierigkeiten. An eine anschließen-<br />

de Aufbauplastik ist nicht zu <strong>den</strong>ken. Ähnlich verhält es sich bei Darmkrebs. Ein einmal angelegter<br />

Anus- Praeter wird selten zurückverlegt. Eine Kolostomie kann meistens nur mit einfachen Hilfsmitteln<br />

wie Nescafetüten versorgt wer<strong>den</strong>. Treten Zahnprobleme <strong>auf</strong>, ist es bereits bei jungen Menschen<br />

erforderlich, Zahnextraktionen vornehmen zu lassen, da diese mit einmaligen Kosten verbun<strong>den</strong><br />

sind.<br />

Um Gesundheitsleistung auch armen Mensch zugänglich zu machen, gibt es in staatlichen Hospitälern<br />

einen Sozialservice. Finanziell gehandikapten Patienten kann ein Nachlaß gewährt wer<strong>den</strong>, so<br />

dass sie nur noch einen kleinen Beitrag für die Behandlung zahlen. Auch gibt es <strong>auf</strong> <strong>den</strong> <strong>Philippinen</strong><br />

ein Gesetz, dass arme Menschen ein Anrecht <strong>auf</strong> kostenlose Medikamentzuteilung haben. Doch diese<br />

Medikamente können nur dann ausgegeben wer<strong>den</strong>, wenn sie tatsächlich verfügbar sind. Wenn<br />

Medikamente nicht geliefert oder im Budget enthalten sind, dann „sorry“. Auch gibt es korrupte<br />

Medikamentenzuteiler. Sie verteilen Medikamente unrechtmäßig an Freunde und Angehörige, egal<br />

ob sie krank sind oder nicht.<br />

Philippinsche Krankenversicherungen erstatten derzeit etwa 10- 20% der Arztkosten. Doch die<br />

Mehrzahl der Bevölkerung besitzt keine Krankenversicherung. Im Krankheitsfall haben sie alle<br />

Rechnungen zu zahlen oder gehen zu traditionellen Wunderheilern. Manche Menschen bleiben<br />

krank zuhause und sterben unbehandelt. Die Mentalität vieler Filipinos ist davon geprägt, sich nicht<br />

vorsorglich um etwas zu sorgen. Wenn sie nicht krank sind, können sie sich nicht vorstellen, dass<br />

eine Krankenversicherung wichtig ist „Why I have to pay? What is that for?“ Filipinos geben ihr<br />

Geld aus, wenn sie es besitzen. Mindestens 50% des Einkommens wird bereits für Essen ausgegeben.<br />

Die starke Inflationsrate und der drastische Anstieg an Lebenshaltungskosten führt dazu, die<br />

Bedürfnisse zu priorisieren. Wenn Familien Geld erübrigen können, spielen sie damit, sie wür<strong>den</strong> es<br />

nicht für eine Krankenversicherung ausgeben. Es ist schwierig, bei diesem geringen Bewußtsein<br />

über Prävention zu sprechen. Obwohl Prävention einfacher und billiger ist als zu heilen. Ärzte und<br />

Pflegende können ein verändertes Bewußtsein für Prävention und Gesundheit schaffen, doch es wird<br />

sich nichts ändern, solange Pflegende ins Ausland gehen.<br />

93


8 Schlußbetrachtungen<br />

Der viermonatige Aufenthalt <strong>auf</strong> <strong>den</strong> <strong>Philippinen</strong> ermöglichte tiefere Einblicke in die philip-<br />

pinische Lebensart, Mentalität und vor allem Gesundheit und Pflege beeinflussende Faktoren. Im<br />

Zentrum aller Eindrücke und Erfahrungen stehen komplexe Kreisläufe, die die gesundheitliche Situ-<br />

ation der philippinischen Bevölkerung bedingen und <strong>auf</strong>rechterhalten. Die nationale Gesundheitssi-<br />

tuation ist durch vielschichtige sozio- kulturelle, ökonomische und politische Faktoren determiniert<br />

und wurde an anderer Stelle beschrieben. <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> <strong>Nursing</strong> wird als pflegerische Antwort<br />

<strong>auf</strong> die gesundheitlichen Bedürfnisse einer Bevölkerung verstan<strong>den</strong> und richtet sich vor allem an<br />

Familien und Communities. Derzeit wer<strong>den</strong> Rollen und Funktionen einer <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> <strong>Nursing</strong><br />

noch deutlich vom einem staatlich gelenkten Handlungsrahmen (Standards, Gesetzte, Programme)<br />

geprägt. Damit sollen die dringlichsten und bedrohlichsten Gesundheitsprobleme des Landes<br />

erfasst, gemindert oder gelöst wer<strong>den</strong>. Ein Konzept, das bei geringen finanziellen Ressourcen<br />

des Landes, begrenzten personellen und materiellen Ausstattungen von Gesundheitsdiensten sowie<br />

zahlreichen erschweren<strong>den</strong> Rahmenbedingungen Erfolge zeigt. Mit der Dezentralisierung gesundheitsbehördlicher<br />

Zuständigkeits- und Verantwortungsbereiche wird eine bessere Abstimmung des<br />

lokalen Gesundheitssystems <strong>auf</strong> regionale Bedürfnisse verfolgt. Unterstützt wird dieser communityorientierte<br />

Ansatz durch <strong>den</strong> Einsatz professioneller Instrumente der Pflege- und Gesundheitswissenschaft.<br />

So hat sich die gesundheitliche Situation der philippinschen Bevölkerung in <strong>den</strong> letzten<br />

Jahrzehnten verbessert. Dennoch gibt es ein erhebliches gesundheitliches Gefälle. Nach wie vor<br />

lei<strong>den</strong> viele Menschen- vor allem aus armen Schichten- an Krankheiten, die durch Prävention und<br />

verbesserte Lebensbedingungen vermeidbar wären. Es sterben Kinder an <strong>den</strong> Folgen von Durchfallerkrankungen,<br />

die Mütter und Säuglingssterblichkeitsrate ist hoch und Körperbehinderungen, die<br />

<strong>auf</strong>grund des versteckten Hungers (Vitamin- und Mineralstoffmangel) entstehen, sind weit verbreitet.<br />

Philippinsche Pflegende verfügen über ein ausgezeichnetes Studium und können zu einem veränderten<br />

Bewußtsein für Prävention und zu einer Verbesserung der gesundheitlichen Situation des<br />

Landes beitragen. Ihren Einfluß können sie jedoch nur in geringem Maße der eigenen Bevölkerung<br />

zukommen lassen. So wie Gesundheit vielschichtig determiniert ist, ist davon auch das Wirkungsfeld<br />

Pflege betroffen. Es wer<strong>den</strong> sowohl die schwierigen Arbeitsbedingungen als auch die unverhältnismäßige<br />

finanzielle Entlohnung beschrieben. Im Land gibt es nur begrenzt verfügbare Arbeitsplätze<br />

für Pflegende, die Ausstattung mit Gesundheitseinrichtungen ist nicht flächendeckend<br />

(dies betrifft vor allem die Landbevölkerung), und die Versorgung mit technischen Hilfsmitteln und<br />

94


Medikamenten ist unzureichend. So ergreifen viele philippinsche Pflegende die Chance, ihre persön-<br />

liche, familiäre und berufliche Situation über einen gut bezahlten Arbeitsplatz im Ausland zu<br />

verbessern. Die <strong>Philippinen</strong> exportieren nicht nur wertvolle Vitaminspender wie Obst und Gemüse<br />

ins Ausland, sondern auch menschliche Potentiale, Pflegende mit hohen Fach- und Sozialkompeten-<br />

zen. In vielen Gesprächen wurde deutlich, wie schwierig die Entscheidung „zu gehen oder zu blei-<br />

ben“ für philippinsche Pflegende ist. Die Entscheidung „zu gehen“ trägt hoffentlich dazu bei, die<br />

gewünschte, langfristige Verbesserung der Lebensqualität ihrer Nation zu erreichen. Lebensbedingungen,<br />

die philippinische Bürger für die <strong>Philippinen</strong> und <strong>auf</strong> <strong>den</strong> <strong>Philippinen</strong> gestalten können.<br />

Ein wichtiger Anspruch des Praxissemesters <strong>auf</strong> <strong>den</strong> <strong>Philippinen</strong> bestand darin, die dem Thema<br />

zugrundeliegende Fragestellung -Was ist <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> <strong>Nursing</strong>? - zu beantworten. Die Erfahrungen<br />

am philippinischen College of <strong>Nursing</strong> und das intensive Erleben in der philippinschen Kultur<br />

trugen dazu bei, das Verständnis über ein noch wenig vertrautes pflegerisches Berufsfeld zu vergrößern.<br />

Am Beispiel des philippinschen Pflegestudiums wurde darüber hinaus deutlich, dass <strong>Community</strong><br />

<strong>Health</strong> <strong>Nursing</strong> neben Konzepten der Pflegewissenschaft besonders von <strong>den</strong>en der Gesundheitswissenschaften<br />

(Public <strong>Health</strong>) geprägt ist. Diese Kombination ist in der deutschen Pflege noch<br />

wenig verbreitet. Wie bereits eingangs beschrieben, ist Pflege hierzulande noch klar <strong>auf</strong> kurative<br />

Aspekte ausgerichtet. Es wurde die Vermutung geäußert, dass in Deutschland ein geringes Bewußtsein<br />

für Prävention vorliegt, weil ein noch funktionierendes Sozialversicherungssystem im nachweislichen<br />

Krankheits- bzw. Pflegefall für die Wiederherstellung von Gesundheit, Rehabilitation<br />

und Pflege sorgt. Diese Annahme konnte durch die philippinischen Erhebungen teilweise bestätigt<br />

wer<strong>den</strong>. Viele Filipinos besitzen keine Krankenversicherung. Da sie sich Krankheit nicht leisten<br />

können, achten viele - wenn auch nicht alle - vorsorglich <strong>auf</strong> ihre Gesundheit.<br />

Aber auch in Deutschland sind grundlegende demographische Veränderungen in der Bevölkerung<br />

zu verzeichnen und stellen das Sozialversicherungssystem und die Gesellschaft allgemein vor große<br />

Probleme. Mit der Konzeptualisierung eines neuen Berufsbildes - die Familiengesundheitsschwester-<br />

will die WHO für die Region Europa dem veränderten Bedarf an Pflege, Gesundheitsförderung<br />

und Prävention Rechnung tragen. Natürlich wird sich die Familiengesundheitsschwester in Deutschland<br />

mit anderen volksgesundheitlichen Problemen beschäftigen, als die <strong>Community</strong> <strong>Health</strong> Nurse<br />

<strong>auf</strong> <strong>den</strong> <strong>Philippinen</strong>. Besonders interessant und <strong>auf</strong>schlußreich waren jedoch Erkenntnisse während<br />

des Praxissemesters, die dem Konzept <strong>Community</strong> Organizing entstammen. In der Bundesrepublik<br />

Deutschland liegt zwar eine Datenfülle zur Verbreitung von Erkrankungen und Todesursachen vor,<br />

jedoch sind diese Erhebungen nicht <strong>auf</strong> <strong>den</strong> daraus resultieren<strong>den</strong> Pflege- und Betreuungsbedarf von<br />

95


kleineren Einheiten wie Familien, Communities oder Stadtteilbezirke ausgerichtet. Außerdem gibt<br />

es Wissenslücken, die im Datenschutz begründet sind. Damit ist es derzeit schwierig, ein exaktes<br />

Bild zum Gesundheitszustand deutscher Bevölkerungsgruppen zu zeichnen. Auch gibt es noch keinen<br />

pflegerischen Handlungsrahmen, der gezielt <strong>auf</strong> <strong>den</strong> Pflege- und Betreuungsbedarf von Familien<br />

und Bevölkerungsgruppen ausgerichtet ist. Diese Lücke könnte die zunkünftige Familiengesundheitsschwester<br />

schließen, indem sie <strong>auf</strong> der Grundlage wissenschaftlicher Instrumente eine bedarfsgerechte,<br />

communityorientierte Pflege anbietet.<br />

96


9 Literatur:<br />

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