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CLEOSie KAM,SAH undVERFÜHRTEDie ägyptische Versuchung.ZWISCHENMACHT UNDMAKE-UPDie Fashion-Queenvom Nil.WENNFR AUENHERRSCHENDie Legende vom schwachenGeschlecht.Frauen, dieGeschichtemachten.Neue sechsteilige Filmreihe1. 1. Kleopatra. Mit Mit Macht und und ErosSo So 1. 1. Dezember | 19:30 | UhrUhr

CLEOSie KAM,SAH undVERFÜHRTEDie ägyptische Versuchung.ZWISCHENMACHT UNDMAKE-UPDie Fashion-Queenvom Nil.WENNFR AUENHERRSCHENDie Legende vom schwachenGeschlecht.<strong>Frauen</strong>, <strong>die</strong><strong>Geschichte</strong>machten.Neue sechsteilige Filmreihe1. 1. Kleopatra. Mit Mit Macht und und ErosSo So 1. 1. Dezember | 19:30 | UhrUhr


INHALT2 Editorialvon Peter Arens6 Von <strong>Frauen</strong>bildern,<strong>Frauen</strong>rollen,<strong>Frauen</strong>träumenvon Stefan Brauburgerund Georg GraffeCleo8 Porträt10 Folge 112 Stabliste13 Ihre Welt14 Special16 BiografiePegah FerydoniJeanne20 Porträt22 Folge 224 Stabliste25 Ihre Welt26 Special28 BiografieNadja Bobyleva!<strong>Frauen</strong>,<strong>die</strong> <strong>Geschichte</strong> machtenEliza32 Porträt34 Folge 336 Stabliste37 Ihre Welt38 Special40 BiografieMarleen LohseKATJA44 Porträt46 Folge 448 Stabliste49 Ihre Welt50 Special52 BiografieAlma Leiberg56 Porträt58 Folge 560 Stabliste61 Ihre Welt62 Special64 BiografieLuise Heyersophie68 Porträt70 Folge 672 Stabliste73 Ihre Welt74 Special76 BiografieLiv Lisa Fries78 Kooperation VGDvon Dr. Ralph Erbar79 Online-Angebotvon Dr. Kirsten Bode80 Bericht des Produzentenvon Uwe Kersken32Elisabeth I.Verheiratet mit EnglandSonntag, 8. Dezember 2013,19.30 Uhr, <strong>ZDF</strong>Samstag, 30. November 2013,2.5 Uhr, arte568KleopatraMit Macht und ErosSonntag, 1. Dezember 2013,19.30 Uhr, <strong>ZDF</strong>Samstag, 30. November 2013,20.15 Uhr, arteKönigin LuiseDie preußische MadonnaSonntag, 15. Dezember 2013,19.30 Uhr, <strong>ZDF</strong>Samstag, 23. November 2013,21.05Uhr, arte20Jeanned’ArcKampf um <strong>die</strong> FreiheitDienstag, 3. Dezember 2013,20.15 Uhr, <strong>ZDF</strong>Samstag, 23. November 2013,20.15 Uhr, arte44Katharina<strong>die</strong> GroßeDer Weg auf den ZarenthronDienstag, 10. Dezember 2013,20.15 Uhr, <strong>ZDF</strong>Samstag, 30.November 2013,21.50 Uhr, arteINHALT68Sophie SchollDie Seele des WiderstandsDienstag, 17. Dezember 2013,20.15 Uhr, <strong>ZDF</strong>Samstag, 23. November 2013,21.5 Uhr, arte81 Bericht des Regisseursvon Christian Twente4 | INHALT | FRAUEN, DIE GESCHICHTE MACHTENFRAUEN, DIE GESCHICHTE MACHTEN | INHALT | 5


THEMAVon<strong>Frauen</strong>bildern,<strong>Frauen</strong>rollen,<strong>Frauen</strong>träumenSie waren mächtig und ohnmächtig, populär und angefeindet,entschlossen und verzweifelt, kämpferischund ergeben – und sie schrieben <strong>Geschichte</strong>:Kleopatra, Jeanne d’Arc, Elisabeth I., Katharina<strong>die</strong> Große, Luise von Preußen und Sophie Scholl– sie alle ragten auf besondere Weise aus ihrer Zeit heraus.Jahrhundertelang errangen <strong>Frauen</strong> nur hinter den KulissenEinfluss, waren manchmal <strong>die</strong> eigentlichen Lenkerinnenhinter angeblich mächtigen Herrschern. Manche gerieten inVergessenheit, wurden erst von der Nachwelt entdeckt oderzu Ikonen erhoben. Einige galten als Heilige, andere als Königinnenoder Kaiserinnen der Herzen, wieder andere gelangtenschließlich an <strong>die</strong> Macht, bestimmten über <strong>die</strong> Geschicke ihrerVölker, entschieden über Krieg und Frieden, „gerecht“ oderauch skrupellos. Immer wieder begehrten <strong>Frauen</strong> gegen <strong>die</strong>Zustände ihrer Epoche auf, mussten Gewalt und Verachtungihrer männlichen Gegner ertragen, leisteten trotz erheblicherWiderstände Großes, zahlten dafür einen hohen Preis, einigeopferten ihr Leben.W.ie aktuell sind <strong>die</strong> historischen Erfahrungen?Und was ist heute anders alsin den Jahrhunderten zuvor? Zweifelloshaben <strong>Frauen</strong> in den modernenGesellschaften mehr Rechte, sind de juregleichgestellt. Auch sind ihre Chancen erheblich gestiegenmehr Einfluss zu gewinnen und in führende Positionen zu gelangen.Doch beharrlich gehütete Klischees und Vorurteile verhindernoder behindern allzu oft eine wirkliche Gleichstellung. Inden Führungsetagen von Politik, Wissenschaft, Wirtschaft undDie Filme spiegeln sehr unterschiedlicheCharaktere undProfile, auf ganz verschiedeneWeise haben <strong>die</strong>se besonderen<strong>Frauen</strong> Spuren in der <strong>Geschichte</strong>hinterlassen. Eines aber habensie gemeinsam: In ihrer vonMännern bestimmten Zeiterhoben sie <strong>die</strong> Stimme, missachtetenKonventionen, setztensich über tra<strong>die</strong>rte Rollenbilderhinweg. Manche mussten dafürihr Leben aufs Spiel setzen, andereerlangten <strong>die</strong> Macht undprägten so das Bild ihrer Epoche.Me<strong>die</strong>n sind <strong>Frauen</strong> weiterhin unterrepräsentiert. So verstummtder Ruf nach der <strong>Frauen</strong>quote auch dort nicht, wo seit Jahreneine Bundeskanzlerin regiert.Von <strong>Frauen</strong>bildern, <strong>Frauen</strong>rollen, <strong>Frauen</strong>träumen und Karrierenhandelt <strong>die</strong> Filmreihe„<strong>Frauen</strong>, <strong>die</strong> <strong>Geschichte</strong> machten“. Essind spannende, exemplarische Figuren und Persönlichkeiten,<strong>die</strong> historische Spuren hinterließen, vom Altertum bis ins 20.Jahrhundert. Kleopatra (69-30v.Chr),Jeanne d’Arc (1412-1431),Elisabeth I. (1533-1603), Katharina <strong>die</strong> Große (1729-1796),Luise von Preußen (1776-1810) und Sophie Scholl (1921-1943).Wie fanden sie zu ihrer besonderen Rolle? Wie gelang esihnen, aus dem Schatten der Männer herauszutreten, <strong>die</strong> inihrer Zeit <strong>die</strong> Welt beherrschten? Was an den Überlieferungenist Mythos, was Wirklichkeit? Worin liegt ihre historischeBedeutung – bis in <strong>die</strong> Gegenwart? Die sechsteilige Reihe„<strong>Frauen</strong>, <strong>die</strong> <strong>Geschichte</strong> machten“ soll Antworten daraufgeben.K leopatraDie letzte Pharaonin Ägyptens ist <strong>die</strong> bekannteste und zugleichschillerndste Herrscherin der Antike. Sie war klug,machtbewusst und erwies sich im Angesicht der römischenÜbermacht als geschickte Strategin. Um ihren Thron und<strong>die</strong> Unabhängigkeit ihres Landes zu erhalten, setzte sieauch auf <strong>die</strong> Kunst der Verführung. Mit Julius Cäsar undMarcus Antonius hatte sie Kinder. Als Octavian (späterKaiser Augustus) ihrer Herrschaft ein Ende bereiten wollteund sie bedrohte, entschied sich <strong>die</strong> Königin vom Nil fürSelbstmord. Sie wollte sich nicht als Kriegsbeute in Romvorführen lassen.Jeanne d ’Arcverdankt ihren Ruhm dem Niedergang ihres Landes. DieEngländer beherrschten weite Teile Frankreichs. Der französischeThronfolger erwies sich als unfähig, seine Heimat zuverteidigen. Doch dann legte das einfache Bauernmädchenden Harnisch an und warf sich in den Kampf – unter Berufungauf eine göttliche Eingebung. „Für Frankreich, denGlauben und den König“, lautete der legendäre Schlachtruf,mit dem <strong>die</strong> mutige „Jungfrau von Orleans“ entscheidendeSiege errang. Später fiel sie in <strong>die</strong> Hände ihrer Feinde. Sieverbrannten <strong>die</strong> 19-Jährige als Ketzerin, 500 Jahre nachihrem Tod wurde sie heiliggesprochen.Elisabeth I.ging als „jungfräuliche Königin“ in <strong>die</strong> <strong>Geschichte</strong> ein,„verheiratet“ war sie nur mit England. Ledig und kinderlosregierte <strong>die</strong> Tochter Heinrichs VIII. 45 Jahre lang, in einerZeit, in der <strong>Frauen</strong> ihres Standes vor allem Thronfolger gebärensollten. Ihre ärgste Rivalin Maria Stuart starb auf demSchafott. Das spanische Königreich und <strong>die</strong> katholischeKirche waren ihre Feinde, doch ihr größter Widersacherwar ihr eigenes Herz – wenn sie der Staatsraison folgensollte und nicht ihren eigenen Gefühlen. Unter ElisabethsRegentschaft blühten Handel, Kultur und Kunst – sielegte das Fundament für das spätere britische Weltreich.K atharina <strong>die</strong> Großezu werden, <strong>die</strong> berühmte russische Kaiserin, war SophieAuguste Friederike von Anhalt-Zerbst nicht in <strong>die</strong> Wiegegelegt. Die Prinzessin aus einem unbedeutenden deutschenAdelsgeschlecht heiratete den als russischen Thronfolgervorgesehehen Großfürsten Peter. Doch ihre Ehe wurdezur Katastrophe. Das Paar fand nicht zueinander. Der vonTHEMAPeter anerkannte Sohn Paul, der 1754 geboren wurde, warmöglicherweise das Ergebnis einer Affäre Katharinas. Spätertriumphierte sie durch einen Staatsstreich. Ob sie auchden Mord an ihrem Gatten Peter III. zu verantworten hat, istbis heute ungeklärt. Zahllose Liebschaften und sexuelleAusschweifungen werden ihr nachgesagt, doch <strong>die</strong> Kaiserinwar vor allem klug, belesen und politisch versiert. AlsAlleinherrscherin führte Katharina Russland zu neuer Größe.KKönigin L uisewurde schon zu Lebzeiten als „Königin der Herzen“ verehrt.Jung, schön, anmutig und freundlich wie sie war,fand sie nicht nur in den Kreisen der Adeligen und Ge-lehrten, sondern auch beim Volk Bewunderung. Zehn Malwar sie schwanger. Aus der großen Politik wollte sie sichheraushalten, doch forderte Napoleon ihren Ehemann,König Friedrich Wilhelm III., heraus. Sie bedrängte ihrenGemahl sich gegen das „Ungeheuer“ zu wehren, der französischeKaiser nannte sie deshalb eine Kriegstreiberin.Nach Preußens katastrophaler Niederlage gegen Frankreichtrat nicht der Monarch, sondern Königin Luise Napoleonentgegen, um einen milderen Frieden zu erreichen. Auchzu politischen Reformen ermunterte sie ihren Gemahl. Nachihrem frühen Tod mit 34 Jahren wurde sie zur Symbolfigurdes neu erwachenden Preußen und der jungen nationalenBewegung verklärt.Sophie Schollwar erst 21 Jahre alt, als das Todesurteil an ihr vollstrecktwurde. Ihr Vergehen: Mut, sich gegen das Unrecht aufzulehnen,den Krieg und <strong>die</strong> NS-Verbrechen öffentlich anzuprangern.Gemeinsam mit ihrem Bruder Hans war SophieScholl im Februar 1943 verhaftet worden, nachdem sie ander Münchner Universität Flugblätter verteilt hatten. Kurznach der Katastrophe von Stalingrad verschärfte das NS-Regime seine Maßnahmen, jeglichen Widerstand im Keimzu ersticken. Anfangs hatte Sophie Scholl sich noch vom„schönen Schein“ der Diktatur blenden lassen, doch gehörtesie nicht zu den vielen Millionen, <strong>die</strong> über den Terror und<strong>die</strong> Verbrechen des Regimes hinwegsahen. Sie schloss sichder studentischen Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ an,<strong>die</strong> das wahre Gesicht der Diktatur offenlegte. Sie bezahltedafür mit dem Leben und wurde zum moralischen Vorbild.Stefan Brauburger, Leiter der <strong>ZDF</strong>-Redaktion „Zeitgeschichte“Georg Graffe, Leiter der <strong>ZDF</strong>-Redaktion „Terra X“6 | THEMA | FRAUEN, DIE GESCHICHTE MACHTENFRAUEN, DIE GESCHICHTE MACHTEN | THEMA | 7


PORTRÄT„Sie fesselte <strong>die</strong> zwei größten Römer ihrer Zeitund nahm sich wegen des dritten das Leben.“(Cassius Dio)K leopatraLetzte Pharaonin ÄgyptensSchillerndste Herrscherin der AntikeLebte von 69 bis 30 v. Chr.Machtbewusst, klug, erotischSelbstmord – der Legende nachdurch den Biss einer KobraFRAUEN, DIE GESCHICHTE MACHTEN | CLEO | 9


FOLGE 1Sonntag, 1. Dezember 201319.30 Uhr, <strong>ZDF</strong>Samstag, 30. November 2013, 20.15 Uhr, arteFOLGE 1KleopatraMit MachtundErosSie nahm sich, was sie wollte,und das bedeutete –zumindest aus der Sicht ihrer Zeit– Macht und Sex.Sie befehligte Heere und ließKriegsschiffe bauen. Sie witterteVerrat und schalteteRivalen aus, sprach mindestensneun Sprachen, empfingDiplomaten und verhandelte mit Königen.Doch zur Legende wurde Ägyptensletzte Pharaonin, weil sie angeblich <strong>die</strong>größte Verführerin der Antike war. Ihre<strong>Geschichte</strong> liefert Stoff für unzähligeRomane und Filme, sie ist Heldin vonComics und Hauptfigur von Videospielen.Mythos Kleopatra – ihr Aussehenist in der Vorstellung der Welt verschmolzenmit jenem der jungen ElizabethTaylor, <strong>die</strong> im gleichnamigen Monumentalfilmvon 1963 <strong>die</strong> ägyptische Königineinzigartig verkörperte. Eine betörendeSchönheit von exotischer Undurchschaubarkeit.Tatsächlich war sie wohlgar nicht so außergewöhnlich anmutig.Ihre Attraktivität beruhte vielmehr aufihrer Intelligenz und Willensstärke. Siesetzte sie ein, um <strong>die</strong> mächtigstenRömer ihrer Zeit für sich zu gewinnen.48 v. Chr. begann ihre Liebesbeziehungmit Julius Caesar. Die Verbindungmit dem gefeiertenFeldherrn, dem sie einen Sohnschenkte, bewahrte Ägypten vor dertotalen Vereinnahmung durch das römischeReich. Im Juni 46 v. Chr. folgteKleopatra mitsamt Kind ihrem Geliebtennach Rom – es muss damals gegenüberAlexandria wie ein Provinznest angemutethaben. Der Wechsel von ihrer prächtigenHeimatstadt an den Tiber kam demUmzug in eine kulturelle Einöde gleich.Doch <strong>die</strong> kämpferische Königin verstandes, aus dem Mangel an gesellschaftlichemEsprit Vorteile zu schöpfen. Sielud Roms Schickeria in ihr Haus ein,führte ihr vor Augen, wie opulent man inihrer Welt zu leben verstand. Die Römerinnenbestaunten ihren Schick undschauten bei ihr Frisur und Mode ab. Inwenigen Monaten avancierte Kleopatrazur Trendsetterin der römischen Gesellschaft.Beachtet war sie – aber sichernicht beliebt und vor allem mit Neid undMissgunst bedacht. Für eine römische„matrona“ musste Kleopatras Lebensstileine pure Provokation darstellen. Sieführte ein selbstbestimmtes Leben, wiees für eine Römerin kaum denkbarschien. Sie nahm sich, was sie wollte,und das bedeutete – zumindest aus derSicht ihrer Zeit – Macht und Sex. Dasssich hinter der lasziven Verführerin eineklar kalkulierende Politikerin verbarg,der es immerhin gelungen war, <strong>die</strong> Eigenständigkeitihres Landes zu behaupten,erschloss sich nur wenigen Zeitgenossen.Im März 44 v. Chr. musste Kleopatramiterleben, wie Julius Caesar von seinenpolitischen Gegnern im Senat ermordetwurde. Wie <strong>die</strong> ägyptische Königin auf<strong>die</strong> Todesnachricht reagierte, ist nichtüberliefert. Die Tragweite des Geschehenenging weit über <strong>die</strong> persönlicheTragö<strong>die</strong> hinaus. Sie hatte keinenSchutzherrn mehr und ihr Sohn verlorseinen Vater, schwebte selbst in akuterGefahr. Kleopatra musste mit ihm nachAlexandria zurückkehren. Ihr Traum voneiner römisch-ägyptischen Dynastie warzerplatzt.Im Ringen um <strong>die</strong> NachfolgeIn der Schlacht von Actium 31 v. Chr.Caesars wurde Feldherr Marcussollte <strong>die</strong> Entscheidung fallen. ZwarAntonius der Osten des RömischenReiches zugesprochen.Großteil ihrer Streitkräfte und <strong>die</strong> Kriegs-gelang es Antonius und Kleopatra einenHier traf er auf Kleopatra. Undkasse zu retten, doch ließen <strong>die</strong> Octavianerwie Caesar erlag er ihrem Charme.Antonius war nicht nur ein erfahrenerMilitär und selbstbewusster Soldat, erwusste auch <strong>die</strong> angenehmen Seitendes Lebens zu schätzen. Die Liebesgeschichteder beiden, aus der drei Kinderhervorgingen, bietet seither Stoff fürDramen und Romane. Den Feldherrnund <strong>die</strong> Pharaonin verbanden aufrichtigeLeidenschaft, aber auch politischeZiele. Rom und Ägypten waren Schwergewichte,wie <strong>die</strong>se im Verhältnis zueinanderstanden, war von weitreichenderBedeutung. Antonius baute mit Unterstützungdes Reiches am Nil seineMachtstellung im Osten aus. Kleopatrakehrte zurück auf <strong>die</strong> Bühne der großenPolitik.Es drohte Krieg um <strong>die</strong> Macht im Römischenöffnete den Schlagabtausch mit wenigschmeichelhafter Propaganda, nannteKleopatra verächtlich <strong>die</strong> „Hure vom Nil“,<strong>die</strong> nichts anderes im Sinn habe alsrömische Feldherren gegen ihre Heimataufzuhetzen. Sie hingegen fürchtete denWürgegriff Roms nach dem eigenenLand, sah in der Macht am Tiber <strong>die</strong>Gefahr für ihr Königreich.den offenen Ausgang des Seege-fechts als ihren Sieg verkünden. In denfolgenden Monaten kehrten Truppen desAntonius ihrem Befehlshaber den Rückenund liefen größtenteils zu denGegnern über. Die Propaganda gegen<strong>die</strong> „böse Pharaonin“ hatte Wirkunggezeigt. Antonius sah keinen Auswegmehr, beging schließlich Selbstmord.Auch Kleopatra setzte ihrem Leben einEnde. Wie dramatisch sich der Schlussaktwirklich abspielte, ist umstritten. Ihrsymbolträchtiger Tod durch den Bisseiner Kobra ist wohl Legende. Wahrscheinlichkam sie durch einen Gifttrunkums Leben.Als <strong>die</strong> Pharaonin mit 39 Jahren starb,endete ein Leben voller Triumphe undNiederlagen, voller Leidenschaften undImperium. Cäsars AdoptivsohnBrüche. Mit ihr ging ein Reich unter, dasOctavian (später Kaiser Augustus) er- Jahrtausende Bestand gehabt hatte.10 | CLEO | FRAUEN, DIE GESCHICHTE MACHTENFRAUEN, DIE GESCHICHTE MACHTEN | CLEO | 11


STABLISTEIhreW e l tKleopatraBuchChristian FeyerabendSusanne UtztLeitung Peter ArensRegieChristian TwenteMichael LösekeKamera Martin ChristKamerassistenz Adnane KorchyouTon Taoufik MekrazSounddesign Petr SysVoijta NedvedTonmischung Florian BeckSchnitt Ramin SabetiDigitaleSpezialeffekte Polloq Visual EffectsTiteldesign xkopp creativeMusik Paul RabigerProductionService H FilmsHamid Herraf LineProducerCasting Gitta Uhlig CastingSzenenbild Utta HagenGernot ThöndelAusstattung Lahcen ElyazidiKostüm Joachim KuhlmannHassan ElghezouaniMaske Khadija HamdenSouad ElkhattabiWissenschaftl.Beratung Prof. Dr. ChristophSchäferRedaktionelleMitarbeit Martin BeckerMitarbeit Mira DjovcosAufnahmeleitung Christina RoseProduktionsleitg.Gruppe 5 Sabine EisnerProduktionsleitg.<strong>ZDF</strong>Cora SzielaskoProduktionsmanagement<strong>ZDF</strong> Manfred Haus-PflügerProducer Christian TwenteChristian FeyerabendProduzent Uwe KerskenRedaktion <strong>ZDF</strong> Stefan BrauburgerGeorg GraffeAnja GreulichRedaktion<strong>ZDF</strong>/arte Peter AllenbacherRollen und DarstellerKleopatra Pegah FerydoniCaesar Holger Christian GothaMarcus Antonius Timur IsikOctavian Mateusz DopieralskiEine Produktion der Gruppe 5 Filmproduktion,Köln. Im Auftrag des <strong>ZDF</strong> in Zusammenarbeitmit <strong>ZDF</strong> Enterprises und arte.WirkungsstätteDie Königin vom Nil regierte von 51 bis 30 v. Chr. alsletzte Pharaonin eines der reichsten Länder der damaligenWelt. Sie resi<strong>die</strong>rte im Palast- und Tempelbezirkder antiken Metropole Alexandria, das alsbedeutender Handelsplatz und Stadt desGeistes, der Wissenschaftund Forschung Weltgeltungbesaß.BildungKleopatra warhochgebildetund sprach mehrere Sprachen. Sie verfügte übereinen klaren politischen Blick, strategisches Denkenund hohe IntelligenzFamilieKleopatra ist <strong>die</strong> Tochter von Ptolemaios XII.Auletes. Wer ihre Mutter war ist unklar. Zwei ihrerjüngeren Brüder waren zeitweise Ehepartner undMitregenten. Sie selbst hatte vier Kinder, eines vonJulius Cäsar und drei mit Marcus Antonius.MännerDie römischen Feldherren Julius Cäsar und MarcusAntonius waren <strong>die</strong> wichtigsten Beziehungen in ihrem Leben – aus machtpolitischen und emotionalenGründen. Mit Marcus Antonius erlebte sie,bis zum tragischen Ende, wohl <strong>die</strong> glücklichste Zeitihres Lebens. Beide wurden zum berühmtestenLiebespaar der Antike.ModeAls Pharaonin hatte sie göttlichen Status und wurdeauch als Liebesgöttin verehrt.Als solche trat sie fast nackt auf, häufi g nur bekleidetmit Perlentanga und durchsichtigen Gewändern ausGoldfäden.OutfitKleopatra war eine „FashionQueen“ der Antike. IhreOutfi ts und <strong>die</strong> typischeMelonenfrisur mit Haarbandwurden von der römischen Damenwelt nachgeahmt.KajalDie markante schwarze Augenumrahmung <strong>die</strong>ntenicht nur der Schönheit, sondern schützte vorInsekten und Augenkrankheiten.KroneMit Uräusschlange:Neben Geißel undKrummstab das Symbolder königlichen Macht. Skarabäus Glückskäfer und Symbol der göttlichen Schöpferkraft,der als Amulett getragen wurde. Das Verhaltendes Skarabäus, Mistkugeln zu rollen, stellte einenBezug zum Sonnengott Re und seiner Fahrt mit derSonnenbarke über den Himmel dar.KobraBeschützerin der Pharaonen. Der Legende nachtötete sich Kleopatra durch den Biss einer Kobra,was wissenschaftlich stark bezweifelt wird.Wahrscheinlich nahm sie Gift.12 | CLEO | FRAUEN, DIE GESCHICHTE MACHTENFRAUEN, DIE GESCHICHTE MACHTEN | CLEO | 13


SPECIALSPECIALZwischen Machtund Make-upDieFashionvomNil QueenHeute geht man davon aus, dass Kleopatradamals wenig mehr trug als eineArt vergoldeten Bikini mit netzartigemMieder, der mehr betonte, als verdeckte.Mitglieder der ägyptischen Oberschicht– und erst recht Kleopatra als Herrscherindes Reiches – verwendeten viel ZeitDie ägyptische Königin und Mühe auf ihr Äußeres. Männer undwar über<strong>die</strong>s eine Meisterinder Selbstinszenie-Körperbehaarung und salbten sich mit<strong>Frauen</strong> entfernten sorgfältig jeglicherung. Marcus Antonius, Duftölen, deren Mixturen teilweise überliefertsind. Das Gesicht wurde farben-Caesars Nachfolger,beeindruckte sie mit einer pompösenfroh geschminkt. Da ein blasser TeintSchiffsreise auf dem Fluss Kydnos: „Sie als vornehm galt, griffen <strong>die</strong> <strong>Frauen</strong>selbst lag unter einemzu Bleiweiß oder hellenLehmgemischen.reich mit Gold verziertenSonnendach, gekleidetOckerfarben und Hennawurden als Rougeund geschmückt, wieman Aphrodite gemalteingesetzt, <strong>die</strong> bevorzugteLippenfarbe warsieht, und Knaben wiegemalte Liebesgötterknallrot. Die bis heutestanden zu beiden Seitenund fächelten ihr Kühlung zu. Eben-Schminkvariante Ägyptens ist der hoch-wohl <strong>die</strong> bekanntesteso standen <strong>die</strong> schönsten Dienerinnen, gezogene schwarze Lidstrich. Er wurdegekleidet wie Nereiden und Chariten, aus Kohle und verschiedenen Mineraliengemischt. Neben seiner dekorativenteils an den Steuerrudern, teils bei denTauen...“, so <strong>die</strong> Schilderungen Plutarchs. Funktion hatte er medizinische Bedeutung,denn <strong>die</strong> schwarze Schminkeschützte vor bakteriellen Entzündungen,<strong>die</strong> in Ägypten sehr verbreitetwaren. Lidschatten in Smaragdgrünoder Blau unterstrichen das dramatischeMake-up der Augen. Viel Aufwandwurde um Perücken betrieben, <strong>die</strong> ausEchthaar und bisweilen auch aus Tierhaarkunstvoll gefertigt wurden.Mochten <strong>die</strong> Römerinnen sich auchüber <strong>die</strong> „Hure vom Nil“ das Maul zerreißen– modisch eiferten ihr viele nach.Mit ihrer Melonenfrisur, den raffi niertenPlissee-Gewändern und dramatischemMake-up wurde Kleopatra zur „Fashion-Queen“ der Antike.Sagenhaft schön, verführerischund betörend – unser Bild vonder letzten Pharaonin Ägyptensist geprägt von unzähligenSchilderungen <strong>die</strong>ser Art.Doch wodurch faszinierte Kleopatra ammeisten? „Denn ihre Schönheit, … warfür sich genommen insgesamt nicht sounvergleichlich und von der Art, dasssie beim Anblick erstaunte, aber im Umganghatte sie einen unwiderstehlichenReiz, und ihre Gestalt zusammen mitder gewinnenden Art der Unterhaltungwar sehr überzeugend, und <strong>die</strong> in allemsie umspielende Anmut hinterließ einenStachel“, so der griechische SchriftstellerPlutarch.Schon der berühmte römische FeldherrJulius Caesar erlag KleopatrasReizen. Doch darf man davon ausgehen,dass der berüchtigte <strong>Frauen</strong>heldmehr von ihrer selbstbewussten, intelligentenArt beeindruckt war als von ihrerSchönheit. Kleopatras Selbstverständnisals Frau war mit dem einer Römerin<strong>die</strong>ser Zeit nicht vergleichbar. Hatteeine Römerin keinerlei Mitspracherechtbei der Wahl ihres Ehepartners, konnteeine Ägypterin mitbestimmen. <strong>Frauen</strong>in Ägypten waren unter gewissenBedingungen erbberechtigt und verfügtenteilweise über erhebliche Vermögen.Sie konnten wirtschaften, vorGericht aussagen und wirkten als einflussreiche Priesterinnen. Kleopatra,zudem <strong>die</strong> höchste Repräsentantin desptolemäischen Herrscherhauses, wareine vollkommen andere Erscheinungals alle <strong>Frauen</strong>, <strong>die</strong> Caesar bis dahinkennen gelernt hatte. Das dürfte sie fürden römischen Eroberer umso reizvollergemacht haben.14 | CLEO | FRAUEN, DIE GESCHICHTE MACHTENFRAUEN, DIE GESCHICHTE MACHTEN | CLEO | 15


BIOGRAFIEDie Kultserie „Türkischfür Anfänger“, prämiertmit dem DeutschenFernsehpreis,dem Grimme-Preisund einer Goldenen Kamera, war derDurchbruch für Pegah Ferydoni. DerKinofilm „Folge der Feder“, in dem sie<strong>die</strong> Hauptrolle spielt, lief auf zahlreicheninternationalen Festivals und gewannden Publikumspreis in Mannheim-Heidelberg. Der iranische Film „WomenWithout Men“ von Regisseurin undKünstlerin Shirin Neshat wurde mit demSilbernen Löwen in Venedig und demCinema for Peace Award ausgezeichnet.1983 in Teheran geboren, kam PegahFerydoni 1985 mit den Eltern nach Berlin.Die Musikerin spielte unter anderen mit TilSchweiger in „Zweiohrküken“, für ThomasBerger in „Bella Vita“, für Thomas Jahn in„Der Kriminalist“, in Nina Grosses „Derverlorene Sohn“, in „Notruf Hafenkante“,„Kommissarin Lucas“, „Ein Fall für Zwei“,„Doctor‘s Diary“ und „Soko Köln“. „Ayla“,der Kinofilm, in dem sie <strong>die</strong> Titelrollespielte, lief 2010 im Wettbewerb des Max-Ophüls-Festivals. Außerdem spielte sie imTheater Ballhaus Naunynstraße in „Undder Herr schuf <strong>die</strong> Kuh“ von Abbas Maroufiunter der Regie von Mehdi Moinzadeh undam Heimathafen Neukölln in dem Zwei-Personen-Stück „Sisters“ von Andrea Clucerescuunter der Regie von Nicole Oder.2012 war Pegah Ferydoni in der mit einemBambi ausgezeichneten Kinoadaption derARD-Serie „Türkisch für Anfänger“ in einerder Hauptrollen zu sehen. Am Maxim GorkiTheater Berlin stand sie bis November2012 unter der Regie von Anna Bergmannin dem Stück „Radikal“ auf der Bühne.Bis Ende 2012 moderierte Pegah Ferydonidas Magazin „zdf.kulturpalast“ beizdf.kultur. 2013 spielte sie Cosima Wagnerin „Wagnerwahn“, eine Kulturdokumentationaus der TV-Reihe „Die Kulturakte“ aufSWR/arte. Bereits abgedreht hat sie „300Worte Deutsch“ an der Seite von ChristophMaria Herbst und Nadja Uhl, der im Herbst2013 in <strong>die</strong> Kinos kommt. Für das <strong>ZDF</strong>stand sie gerade als Kleopatra in “<strong>Frauen</strong>,<strong>die</strong> <strong>Geschichte</strong> machten“ vor der Kamera.„Ich habe versucht, Kleopatra alsKönig zu spielen. Ein König mit demabsoluten Willen zum Machterhalt.Ein König, der zufälligerweise indem Körper einer Frau steckt.“PegahFerydoni201220112010200920042003Kino„300 Worte Deutsch“,Regie: Züli Aladag„Türkisch für Anfänger –Der Film“, Regie: Bora Dagtekin„The Green Wave” / “IranElections“, Regie: Ali SamadiAhadi„Hexe Lilli 2“,Regie: Harald Sicheritz„Zweiohrküken“, Regie: TilSchweiger „Ayla“, Regie: SuTurhan„Women Without Men“ (2009Silberner Löwe Beste Regie),Regie: Shirin Neshat„Folge der Feder“,Regie: Nuray Sahin„Skifahren unter Wasser“,Kinokurzfilm, Regie: Philip Stary20132012201120102009200820052007200620052004Film/TV„<strong>Frauen</strong>, <strong>die</strong> <strong>Geschichte</strong> machten“,Kleopatra, <strong>ZDF</strong>, Regie: Christian Twente„Wagnerwahn“, Cosima Wagner,Kulturdokumentation „Die Kulturakte“,SWR/arte, Regie: Ralf Pleger„Letzte Spur Berlin“, <strong>ZDF</strong>,Regie: Felix Herzogenrath„Der Cop und der Snob“, SAT.1,Regie: Michael Kreindl„Mit geradem Rücken“, SAT.1,Regie: Florian Froschmayer„Bella Australia“, <strong>ZDF</strong>,Regie: Vivian Naefe„Entführt“, RTL,Regie: Nicolai Rhode„Bella Vita“, <strong>ZDF</strong>,Regie: Thomas Berger„Der Kriminalist – Schuld u. Sühne“,<strong>ZDF</strong>, Regie: Thomas Jahn„Ein Fall für zwei – Die Senkrechtstarter“,<strong>ZDF</strong>, Regie: Peter Fratzscher„Der verlorene Sohn“, ARD,Regie: Nina Grosse„Tatort – Der Baum der Erlösung“,ORF, Regie: Harald Sicheritz„Sklaven und Herren“, ARD,Regie: Stefan Kornatz„Türkisch für Anfänger“, ARD-Serie,Regie: Oliver Schmitz,Edzard Onneken„Wenn wir uns begegnen“, ARD,Regie: Sigi Rothemund„Doctor’s Diary“, RTL,Regie: Oliver Schmitz„Notruf Hafenkante“, <strong>ZDF</strong>,Regie: Thomas Durchschlag„Freiwild“, ARD,Regie: Manuel Siebenmann„Der Kriminalist – Abwärts“, <strong>ZDF</strong>,Regie: Thomas Jahn„Die Anwälte“, SAT.1,Regie: Züli Aladag„Peer Gynt“, <strong>ZDF</strong> und ARTE,Regie: Uwe Janson„Tatort – Liebe am Nachmittag“, ARD,Regie: M.F. Hendry„Sperling – Der Falke“, <strong>ZDF</strong>,Regie: Uwe Janson„Kommissarin Lucas“, ARD,Regie: Thomas Berger„SOKO München – Tango Mortale“,<strong>ZDF</strong>, Regie: Bodo Schwarz„A Day Of Life“, KurzfilmfestivalLondon, Drehbuch: Pegah Ferydoni,Regie: Nuray SahinAuszeichnungen2006Deutscher Fernsehpreisfür„Türkisch fürAnfänger“2007Civis Me<strong>die</strong>npreisfür„Türkisch fürAnfänger“2011Grimme Preisfür„The Green Wave“ /„Iran Elections“20122006Nymphe D’orfür„Türkisch fürAnfänger“BambiBester Film Nationalfür„Türkisch fürAnfänger“2010Cinema For PeaceSpecial Awardfür„Women WithoutMen“BIOGRAFIE2007Grimme Preisfür„Türkisch fürAnfänger“2012Deutscher Comedypreisals Beste Kinokomö<strong>die</strong>für„Türkisch fürAnfänger“Quelle: www.fitz-skoglund.de16 | CLEO | FRAUEN, DIE GESCHICHTE MACHTENFRAUEN, DIE GESCHICHTE MACHTEN | CLEO | 17


JeanneKEUSCHEKRIEGERINDie Jungfrau vonOrleans.DER NEUSTE TREND:KETTENHEMDMode aus Eisen.HÖR AUF DEINEINNERE STIMMEEin Mädchen machtden König.<strong>Frauen</strong>, <strong>die</strong><strong>Geschichte</strong>machten.2. Jeanne d’ArcKampf um <strong>die</strong> FreiheitDi 3. Dezember | 20:15 Uhr18 | JEANNE | FRAUEN, DIE GESCHICHTE MACHTEN


PORTRÄT„Ich bin Kriegsherr,von Gott, dem König des Himmels gesandt,um euch Mann für Mann aus Frankreich herauszuschlagen.“(Jeanne d’Arc)Jeanne d ' ArcBauerntochter aus Lothringen/FrankreichLebte von 1412 – 1431Kämpfte gegen <strong>die</strong> englischen BesatzerKriegerin, Nationalheldin, HeiligeVerstieß als Frau gegen <strong>die</strong> herrschende WeltordnungStarb auf dem Scheiterhaufen20 | CLEO | FRAUEN, DIE GESCHICHTE MACHTENFRAUEN, DIE GESCHICHTE MACHTEN | JEANNE | 21


Samstag, 23. November 2013, 20.15 Uhr, arteFOLGE 2Dienstag, 3. Dezember 201320.15 Uhr, <strong>ZDF</strong>FOLGE 2Jeanne d' ArcMan mag in ihr <strong>die</strong> frühesteHeldin unsererabendländischen<strong>Geschichte</strong> sehen:Jeanne d’Arc. Siewar eine junge Frau, <strong>die</strong> felsenfest vonihrem göttlichen Auftrag und ihrer Missionüberzeugt war und, auf dem Höhepunktdes „Hundertjährigen Krieges“,zur Retterin Frankreichs wurde.Eine Frau – eher noch ein Mädchen –aus dem einfachen Volk, <strong>die</strong> sich beherztund unbeirrt gegen alle Institutionendurchzusetzen versuchte. Ihre Siegeverhalfen dem französischen DauphinKarl zur Krönung in der Kathedrale vonReims, doch am Ende wurde sie Opfereines politisch motivierten Prozessesund scheiterte an der starren Ordnungdes mittelalterlichen Gesellschaftssystems.1431 starb sie auf dem Scheiterhaufenin Rouen.Die Passion der Jeanne d’Arc bewegt <strong>die</strong>Gemüter bis heute, in Frankreich wird sieals Nationalheldin und Heilige verehrt.Dabei war ihre Ausgangslage denkbarschlecht: Sie hatte das falsche Alter,<strong>die</strong> falsche Herkunft, das falsche Geschlecht.Um 1412 in Domrémy, einemkleinen Dorf in der Region Lothringen,geboren, war sie als Tochter eines freienKampfum <strong>die</strong> FreiheitBauern wie damals üblich schon früheinem jungen Mann zur Ehefrau versprochenworden. Doch Jeanne weigertesich. „Innere Stimmen“, <strong>die</strong> sie späterals Stimmen des Erzengels Michael,der Heiligen Katharina und der HeiligenMargarethe deutete, hätten ihr geraten,keusch zu bleiben und Frankreich vonden Engländern zu befreien.Das französische Königreichbefand sich um1425 in einer katastrophalenSituation: DieEngländer hielten denNordwesten Frankreichs besetzt, in Parisherrschten Engländer und Burgundergemeinsam. Zusätzlich war Frankreichdurch einen blutigen Bürgerkrieg entzweit.Der französische Thronfolger Karlhatte sich zum König ausrufen lassen,doch schien seine Krönung aussichtslos,da sich der traditionelle KrönungsortReims in der Hand seiner Feinde befand.Was heute unglaublich klingt, ist damalswirklich geschehen: Die 16-jährigeJeanne verließ ihr Elternhaus in Domrémyund machte sich auf, <strong>die</strong> FeindeFrankreichs zu vertreiben. Dabei stütztesie sich auf <strong>die</strong> Legende von der uraltenWeissagung des Magiers Merlin, wonacheine „Jungfrau aus dem Eichenwald zurRettung Frankreichs erscheinen werde“.„Ich wünschte von ganzen Herzen“,sagte Jeanne später, „dass der Königsein Reich zurückerlange.“Mit fester Überzeugung, von Gott gesandtzu sein und großer Hartnäckigkeitgelang es ihr nach Monaten tatsächlich,vor Karl zu treten. „Ich heiße Jeanne <strong>die</strong>Jungfrau, und Euch tut der König desHimmels durch mich kund, dass Ihr inder Stadt Reims gesalbt und gekröntwerdet…“, soll ihn das Bauernmädchenangesprochen haben. Karl, der alsschwach und entschlusslos galt, wartief beeindruckt von der unbeirrbarenSicherheit, mit der Jeanne auf <strong>die</strong> Erfüllungihres göttlichen Auftrages drängte.Nachdem sie langwierige Befragungenerfolgreich überstanden hatte, ordneteKarl an, Jeanne mit Kriegsleuten undeinem ehrenvollen Geleit nach Orléanszu schicken, um <strong>die</strong> Stadt von den Engländernzu befreien.Die Bauerntochter erhielt eine eigeneRüstung, ein mit Lilien besetztesBanner und ein Schwert, mit dem siewenig später in <strong>die</strong> Schlacht zog. Orléanswar seit einem halben Jahr vonden Engländern belagert, <strong>die</strong> Lage derBewohner der Stadt verzweifelt. Schonvor ihrem Eintreffen wurde Jeanned‘Arc als Retterin gefeiert. Tatsächlichgelang ihr – trotz einer schmerzhaftenVerwundung an der Schulter – der Sieg.Jeanne hatte damit das „Zeichen“ ihrergöttlichen Sendung gegeben. Ihr Ruhmals „Jungfrau von Orléans“ verbreitetesich rasch im ganzen Königreich.Ohne formelle Befehlsgewalt hatte sie<strong>die</strong> Truppen des Thronfolgers mit ihrerGlaubenskraft, ihrem Enthusiasmus undihrem Sendungsbewusstsein zu einemErfolg geführt, der mehr war als nur einSieg: Nach Jahren der Erniedrigungenund Niederlagen führte er eine entscheidendeWende im Hundertjährigen Kriegherbei.Weitere Schlachten folgten, bei denenes Jeanne gelang, Städte und Schlösserwieder unter <strong>die</strong> Herrschaft Frankreichszu bringen. Und schließlich konnte am17. Juli 1429 Karl in der Kathedrale vonReims zum König gekrönt werden – eswar Jeannes glücklichste Stunde. Mit ihremBanner in der Hand verfolgte Jeanned’Arc <strong>die</strong> gesamte Zeremonie ausnächster Nähe. Für das einfache Volkwar sie <strong>die</strong> eigentliche Heldin des Tages.„Ich heißeJeanne <strong>die</strong> Jungfrau,und Euch tut derKönig des Himmelsdurch mich kund,dass Ihr in der Stadt Reimsgesalbtund gekrönt werdet…“Doch Jeannes d’Arcs Kriegsglück hieltnicht länger an: Der Angriff auf Parisscheiterte, der Einfluss der „Jungfrau“auf König Karl III. schwand, ihre Neidergewannen <strong>die</strong> Oberhand. Als sie am23. Mai 1430 in <strong>die</strong> Hände ihrer Feindegeriet, hoffte sie auf Rettung durchihren König. Aber Karl tat nichts, um<strong>die</strong> „Jungfrau“ zu befreien. In Rouenwurde ihr der Prozess gemacht, manklagte sie der Hexerei, des Götzen<strong>die</strong>nstes,des Umgangs mit Dämonenund der „gotteslästerlichenGewohnheit, Männerkleidungzu tragen“ an. Es war einpolitisches Tribunal, vonden Engländern imHintergrund gelenkt– Jeanne d‘Arc hattekeine Chance.Am 30.Mai 1431ließ <strong>die</strong>19-Jährige.auf dem Scheiterhaufenin Rouen ihr Leben. Als <strong>die</strong> Flammensie erfassten, soll sie mit lauter Stimme„Jesus!“ gerufen haben, bevor sieihr Haupt neigte und starb. Selbstenglischen Soldaten, ihren Feinden,standen Tränen in den Augen.1456 wurde auf Betreiben Karls III. <strong>die</strong>Verurteilung Jeannes wieder aufgehoben:„Wir erklären somit <strong>die</strong> genannteJeanne als gereinigt und frei von jedemSchimpf und jedem Makel“, erklärten <strong>die</strong>Richter. 1920 wurde <strong>die</strong> „Jungfrau vonOrléans“ heiliggesprochen.22 | JEANNE | FRAUEN, DIE GESCHICHTE MACHTENFRAUEN, DIE GESCHICHTE MACHTEN | JEANNE | 23


STABLISTEJeanne d' ArcIhreW e l tBuchSusanne UtztLeitungPeter ArensRegie Christian TwenteMichael LösekeKamera Martin ChristTorbjörn KarvangKamerassistenzAdnane KorchyouTon Pavel BelohlavekMatous SysSounddesignPetr SysVoijta NedvedTonmischungFlorian BeckSchnittRamin SabetiDigitale Spezialeffekte Polloq Visual EffectsTiteldesignxkopp creativeMusikPaul RabigerProductionServiceMiafilmCastingGitta Uhlig CastingSzenenbildGernot ThöndelAusstattungBeata BrentnerovaKostümbildRenata JanouskovaMaskeEva UngrovaWissenschaftl. Beratung Prof. Dr. Gerd KrumeichDr. Carl DietmarRedaktionelle Mitarbeit Martin BeckerMitarbeitMira DjovcosAufnahmeleitungChristina RoseProduktionsleitg. Gruppe 5 Sabine EisnerProduktionsleitg. <strong>ZDF</strong> Cora SzielaskoProduktionsmanagement <strong>ZDF</strong> Manfred Haus-PflügerProducer Christian TwenteChristian FeyerabenProduzentUwe KerskenRedaktion <strong>ZDF</strong>Stefan BrauburgerGeorg GraffeAnja GreulichRedaktion <strong>ZDF</strong>/artePeter AllenbacherRollen und DarstellerJeanne d´ArcJean de MetzPoulengyKönig KarlEine Produktion der Gruppe 5Filmproduktion, Köln.Im Auftrag des <strong>ZDF</strong> in Zusammenarbeit mit<strong>ZDF</strong> Enterprises und arte.Nadja BobylevaJohannes KühnIvan ShvedoffArndt Schwering-SohnreyVisionenSeit ihrem 13. Lebensjahrhörte Jeanne Stimmenvon Heiligen und demErzengel Michael, <strong>die</strong>ihr den göttlichen Befehlübermittelten, in denKampf gegen England zuziehen.ErfolgeSie gab dem französischen Heer neue Kraft undZuversicht, befreite das belagerte Orléans (deshalbauch „Johanna von Orléans“ genannt) und eilte imSommer 1429 von Sieg zu Sieg.SelbstbewusstseinAußergewöhnlich für eine Frau im Spätmittelalter.Johanna war mutig, stark, mitreißend und beugtesich keiner Autorität – außer der göttlichen. Kämpftemit dem Schwert in der Hand auf dem Schlachtfeldund agierte wie ein Mann.Motto„Für Frankreich, den Glauben und den König“lautete der legendäre Schlachtruf.Heilige Margaretavon AntiochiaDie Jungfrau undMärtyrerin wurdevon Jeanne besondersverehrt.Auch sie war ihrangeblich„erschienen“.HarnischJeanne besaß eineeigene Rüstung, mit dersie in <strong>die</strong> Schlacht zog.OutfitTrug ihr Haar kurz geschnittenund bevorzugteMännerkleidung. Hatteaber auch eine Vorliebefür prächtige Stoffe.Karl VII.Dank Jeannes erfolgreichem Kampf gegen <strong>die</strong>Engländer und Burgunder wurdeder französische Thronfolger Karlam 17. Juli 1429 zum König gesalbt.Die Kriegsheldin nahm an derKrönungsfeier in der Kathedralevon Reims teil.SignaturWahrscheinlich konnte sie kaum lesen undschreiben; Jeannes Unterschrift ist jedocherhalten.HeiligsprechungKnapp 500 Jahre nach ihrem Tod auf dem Scheiterhaufenwurde Jeanne d’Arc 1920 heiliggesprochenund gilt als Nationalheilige der Franzosen.24 | JEANNE | FRAUEN, DIE GESCHICHTE MACHTENFRAUEN, DIE GESCHICHTE MACHTEN | JEANNE | 25


SPECIALSPECIALHörauf Deineinnere Stimme.Ein Mädchen macht den König„Edler König, jetzt ist es nachGottes Gefallen geschehen ...“Vermutlich um 1425vernahm das einfacheBauernmädchen ausdem kleinen ÖrtchenDomrémy zum erstenMal jene Stimmen, von denen sie sichbis zu ihrem Tod führen ließ: „Als ich dreizehnwar, hatte ich eine Stimme, <strong>die</strong> vonGott kam, um mich zu leiten“, berichteteJeanne d’Arc. Es sei der ErzengelMichael gewesen, präzisierte sie später.Aber auch <strong>die</strong> Heilige Katharina und <strong>die</strong>Heilige Margareta hätten zu ihr gesprochen.Es sei kaum ein Tag vergangen, soJeanne, an dem sie nicht <strong>die</strong> Stimmender Heiligen gehört habe. Die wichtigsteBotschaft lautete: „Rette Frankreich, befreie das Land von den Engländern!“Jeannes Erscheinungen geben bis heuteRätsel auf, obwohl es zahllose Deutungsversuchegab – und wohl weitergeben wird. Historiker, Theologen, Mediziner,Psychologen, vor allem aber Hobbyforscherund Pseudowissenschaftlerhaben sich bemüht, dem Geheimnis auf<strong>die</strong> Spur zu kommen. Mal wurden sie als„göttliche Offenbarung“ interpretiert,mal diffamierte man Jeanne d‘ Arc als„bedauernswerte Geistesgestörte“. Dieheutige Forschung ist sich weitgehendeinig: „Ob <strong>die</strong>se Stimmen wirklich warenoder eingebildet, entzieht sich fürimmer historischer Kritik und spieltauch für Jeannes Motivationskraft keineRolle“, so der Historiker Gerd Krumeich.Für Jeanne waren sie Wirklichkeit, dahermusste sie handeln.Im Frühjahr 1428 war für Jeanne der Zeitpunktgekommen, den Anweisungen derStimmen Folge zu leisten. Sie zog nachVaucouleurs, um den Stadthauptmanndavon zu überzeugen, dass sie <strong>die</strong>„Jungfrau“ sei, <strong>die</strong> – wie es eine uralteSage prophezeite – das Land retten könne.Anfang Februar 1429 gab der Stadthauptmannnach, offensichtlich beeinflusstdurch <strong>die</strong> „öffentliche Meinung“ inder Region, in der mehr und mehr Men-schen an <strong>die</strong> „Jungfrau von Orléans“glaubten. Begleitet von einem kleinenTrupp Soldaten schickte er Jeanned’Arc an den Hof des Thronfolgers Karlnach Chinon.Dort zögerte man das Bauernmädchenaus Domrémy vorzulassen. Doch <strong>die</strong>Lage in Frankreich war beinahe hoffnungslos.Nur ein „Wunder“ konnte Karl,den noch nicht gesalbten und gekröntenKönig, jetzt noch retten. Hofhistoriographenberichteten, dass Jeanne demglücklosen Regenten versichert habe,er sei der wahre Erbe des Königreichesund der einzige legitime Herrscher.Jeannes Worte und vor allem ihre mutigeEntschlossenheit überzeugten Karlschließlich: „Der König darf in Anbetrachtseiner und des Reiches Notlageund mit Rücksicht auf <strong>die</strong> Gebete seinesarmen Volkes und aller, <strong>die</strong> Frieden undRecht lieben, <strong>die</strong> Jungfrau, <strong>die</strong> sagt, siesei von Gott gesandt, nicht zurückweisen,wenn ihre Versprechungen auchnur Menschenwerk sein könnten.“Tatsächlich gelang es Jeanne d’ArcOrléans und weitere Städte von denEngländern zu befreien. Erst damitwurde <strong>die</strong> längst fällige Krönung KarlsIII. am 17. Juli 1429 in der Kathedrale vonReims möglich. „Jeanne war“, so einHofhistoriograph, „der Grund für <strong>die</strong>seKrönung und für <strong>die</strong> gesamte Veranstaltung.“Nachdem Karl <strong>die</strong> Kroneempfangen hatte, kniete Jeanne d’Arcvor dem König nieder, umfasste „unterheißen Tränen“ seine Knie und sprachihn an: „Edler König, jetzt ist es nachGottes Gefallen geschehen, der es wollte,dass ich <strong>die</strong> Belagerung von Orléansaufhebe und Euch in <strong>die</strong>se Stadt Reimsführe, damit Ihr Eure heilige Salbungempfangt. So wird sichtbar, dass Ihr derwahre König seid und ebender, dem dasKönigreich gehören soll.“Die Vision war wahr geworden: eineinfaches Bauernmädchen hatte einenKönig gemacht.26 | JEANNE | FRAUEN, DIE GESCHICHTE MACHTENFRAUEN, DIE GESCHICHTE MACHTEN | JEANNE | 27


BIOGRAFIEFilmografie2013 „<strong>Frauen</strong> <strong>die</strong> <strong>Geschichte</strong> machten“, Jeanne D´Arc, <strong>ZDF</strong>/ARTE, Regie: Christian Twente | „Hüter meines Bruders“,Kino, Regie: Maximilian Leo | „Einmal Leben Bitte“, <strong>ZDF</strong>, Regie: Franziska Meletzky2012 „Meeresstille“, Kino, Regie: Juliane Feezer | „Kommissar Stolberg – Himmel und Hölle“, <strong>ZDF</strong>, Regie: Peter Payer |„Tatort – Kaltblütig“, ARD, Regie: Andreas Senn2011 „Marie Brand und der Sündenfall“, <strong>ZDF</strong>, Regie: Markus Weller | „Am Kreuzweg“, Regie: Uwe Janson |„Verschollen am Kap“, <strong>ZDF</strong>, Regie: Andreas Senn | „Russland – Mein Schicksal“, Regie: Nina Koshofer2011 „Soko Wismar – Die Stimme“, <strong>ZDF</strong>, Regie: Sascha Thiel | „Wer Küsst den Doc?“, ARD, Regie: John Delbridge |„Löwenzahn – Wasserkraft“, Regie: Klaus Dietinger2010 „Kommissarin Lucas – Aus der Bahn“, <strong>ZDF</strong>, Regie: Christiane Balthasar | „Der Uranberg“, Regie: Dror Zahavi2009 „Romy“, Regie: Torsten C. Fischer2008 „Nichts geht mehr“, Kino, Regie: Florian Mischa Böder | „Tallulah & Killerhead“, Kurzfilm, Regie: Isabell Suba |„Polizeiruf 110: Wie ist <strong>die</strong> Welt so stille“, Regie: Alain Gsponer2007 „Weißt was geil wär?!“, Kino, Regie: Mike Marzuk 2006NadjaBobylevaNadja Bobyleva stammtaus Moskau, wo sie1983 geboren wurde.Im Alter von neun Jahrenkam Nadja Bobylevanach Deutschland. Zuvor besuchtesie in ihrer Heimatstadt Moskau von1990 bis 1992 <strong>die</strong> Kunst- und TheaterhochschuleKlass-Center. Nach ihremUmzug nach Deutschland nahm sie von1999 bis 2002 Schauspielunterricht beiBettina Dorn und ihrer Mutter NataschaBobyleva in Köln. Ihr erstes Engagementerhielt sie im Jahre 2000 mit dem Kinofilm„Engel & Joe“. Daraufhin folgtenzahlreiche Film- und Fernsehangebote.Ihr Schauspielstudium begann Nadja2002 an der Hochschule für Musik undTheater in Hannover und absolvierteim Zuge dessen von 2004-2005 einAufenthaltsjahr in St. Petersburg ander State Theatre Arts Academy. Nachdem Abschluss ihrer Ausbildung inHannover 2006 spielte Nadja u.a. <strong>die</strong>Laura in “Die Glasmenagerie“ amTheater an der Glocksee. Später zoges Nadja nach Los Angeles, wo sie inden darauf folgenden Jahren festesMitglied eines Laboratorium-Absurd-Theaters wurde und ihre clowneskeSeite entdeckte. Im Jahr 2004 erhieltsie den Günter-Strack-Fernsehpreisfür ihre Rollen in den TV-Produktionen„Der Freund meiner Mutter“, „Raus insLeben“ und „Tatort – Janus“. Bereitsein Jahr zuvor wurde sie für den FörderpreisDeutscher Film für ihre Darstellungder 17-jährigen Klara in demFernsehfilm „Raus ins Leben“ nominiert.Neben ihrer Schauspielkarrieresucht Nadja immer wieder nach neuenHerausforderungen: Sie schreibt unddreht ihre eigenen Kurzfilme, ist beiFilmen wie „Fünf Freunde“ als Schauspielcoachtätig und absolviert geradeeine Ausbildung zum Teesommelier.„Ich bin ähnlich stur und habe Kraft wie Jeanne d‘Arc,um meine Ziele zu verfolgen. Oft entdecke ich auchmännliche Attribute in mir. Ich hatte beim Dreh zum Beispielmehr Spaß beim Schwertkampf als beim Reiten.“BIOGRAFIE2003Nominierung„Förderpreis DeutscherFilm / Schauspielfür„Raus ins Leben“2004AuszeichnungenGünter-Strack-Fernsehpreisals Beste Nachwuchsschauspielerinfür„Raus ins Leben“, „Der Freundmeiner Mutter“ und„Tatort – Janus“2005 „Die Patriarchin“, <strong>ZDF</strong>, Regie: Carlo Rola | „Tatort – Borowski in der Unterwelt“, Regie: Claudia Garde |„Schwarze Maria“, Kurzfilm, Regie: Vera Bongartz2004 „Das tägliche Verschwinden“, Kurzfilm, Regie: Vera Bongartz | „Tatort – Janus“, Regie: Klaus Gietinger |2003 „Freundinnen für immer“, <strong>ZDF</strong>, Regie: Konrad Sabrautzky | „Verschwende Deine Jugend“, Kino,Regie: Benjamin Quabeck | „Der zehnte Sommer“, Kino, Regie: Jörg Grünler | „Raus ins Leben“,Regie: Vivian Naefe2002 „Das verflixte 17. Jahr“, Regie: Hermine Huntgeburth | „Die Mutter“, Regie: Matti Geschonneck |„Olgas Sommer“, Kino, Regie: Nina Grosse | „Der Freund meiner Mutter“, Regie: Dagmar Knöpfel2001 „Engel und Joe“, Kino, Regie: Vanessa Jopp | „Hand in Hand“, Regie: Maria Teresa CamoglioQuelle:www.8-einhalb.de28 | JEANNE | FRAUEN, DIE GESCHICHTE MACHTENFRAUEN, DIE GESCHICHTE MACHTEN | JEANNE | 29


30 | ELIZA | FRAUEN, DIE GESCHICHTE MACHTENI LOVEEnglandMeine Ehe mit demEmpire.„LIEBERSINGLEEs geht auch ohneMann und Kinder.ZICKENKriegNur eine kann <strong>die</strong>„<strong>Frauen</strong>, <strong>die</strong><strong>Geschichte</strong>machten.3. Elisabeth I.Verheiratet mit EnglandSo 8. Dezember | 19:30 Uhr


PORTRÄT„Ich weiß, ich habe den Körper einer schwachen, kraftlosen Frau,aber ich habe das Herz und den Magen eines Königs,eines Königs von England.(“Elisabeth I.)Elisabeth I.Königin von EnglandLebte von 1533 bis 1603Tochter von Heinrich VIII. und Anne BoleynRegierte England erfolgreich 45 Jahre langHochgebildet, humorvoll, willensstarkLetzte Herrscherin aus dem Hause Tudor32 | CLEO | FRAUEN, DIE GESCHICHTE MACHTENFRAUEN, DIE GESCHICHTE MACHTEN | ELIZA | 33


FOLGE 3Sonntag,8. Dezember 201319.30 Uhr, <strong>ZDF</strong>Samstag, 30. November 2013, 21.05 Uhr, arteFOLGE 3Elisabeth I.In einer von Männern beherrschtenZeit hat Elisabeth I. alseinzige Frau in Europa Weltpolitikgemacht. 45 Jahre langherrschte sie über England,bis ins hohe Alter hinein mit wachemVerstand. Unter ihrer Herrschaft wurdedas Fundament für den Aufstieg desbritischen Empire zu einer globalenSeemacht gelegt. Als <strong>die</strong> Monarchin am24. März 1603 verstarb, ging ein Zeitalterzu Ende, das später ihren Namentragen sollte.Niemand, am wenigstens wohl <strong>die</strong>Monarchin selbst, hätte <strong>die</strong>s in ihrenJugendjahren für möglich gehalten.Elisabeth wurde nicht nur in eine Zeithineingeboren, in der jedermann eineFrau auf dem Thron für ein Unglück hielt,sondern wurde von ihren Gegnern als„Hurenbastard“ beschimpft.König Heinrich VIII. hatte <strong>die</strong> HofdameAnne Boleyn geheiratet und seine ersteFrau Katharina von Aragon verstoßen.Wegen <strong>die</strong>ser unrechtmäßigen Scheidungbrach er mit der römischen Kirche.Als Anne Boleyn am 7. September 1533Prinzessin Elisabeth zur Welt brachte,war <strong>die</strong> Enttäuschung groß: Der Königbrauchte einen männlichen Thronerben,kein Mädchen. Der Taufe seiner Tochterblieb er fern. Der Sturz von Anne Boleynfolgte rasch. Nach mehreren Fehlgeburtenverflog Heinrichs Leidenschaft fürseine zweite Frau. Da eine Auflösungder Ehe nicht in Frage kam, beschuldigteVerheiratetmitEnglandHeinrich VIII. sie des Ehebruchs und ließsie köpfen. Wenig später heiratete derKönig zum dritten Mal: Jane Seymour,<strong>die</strong> ihm endlich den ersehnten männlichenErben schenkte. Drei weitere Ehensollten folgen.Trotz des „Makels ihrer Geburt“ erhieltElisabeth eine hervorragende Ausbildung:Neben Fremdsprachen zähltendazu Musik, Poetik und Philosophiesowie Handarbeiten, <strong>die</strong> sie jedoch verabscheute.Viel lieber las sie griechischeTexte und übte sich mit ihrem LehrerRoger Ascham in Konversation auf Latein.Ihre profunden Sprachkenntnissesowie ihr Wissen in Theologie und Philosophieleisteten ihr später als Regentingute Dienste. Sie war in der Lage, mitfremden Gesandten ohne Dolmetscherzu verhandeln und sich in Kirchenfragengegenüber Gelehrten und Bischöfen zubehaupten. Am liebsten aber saß <strong>die</strong>junge Frau auf einem Pferd, begeistertesich fürs Jagen und Bogenschießen undtanzte mit großer Leidenschaft. Zeit ihresLebens versuchte Elisabeth <strong>die</strong> Enttäuschungihres Vaters darüber, dass sie„nur“ als Mädchen geboren war, wiederwett zu machen.Nach dem Tod Heinrich VIII. folgtesein einziger Sohn Eduard VI. auf denenglischen Thron. Doch Eduards Gesundheitwar schwach, er starb 16-jährigan Schwindsucht. Die älteste TochterHeinrichs aus der Ehe mit Katharina vonAragon wurde gekrönt, doch war Maria I.in England verhasst: halb Spanierin undvor allem katholisch, verfolgte sie <strong>die</strong>„protestantischen Ketzer“ im Land. DasVolk gab ihr dafür den Namen „BloodyMary“. Ihre Halbschwester Elisabeth,<strong>die</strong> im protestantischen Glauben erzogenworden war, verdächtigte sie desHochverrats und ließ sie in den Towerwerfen. Monatelang bangte Elisabethum ihr junges Leben.Doch Maria I. sollteEngland nur fünf Jahrelang regieren. Alssie starb, bestieg ElisabethI. den Thron,von der Bevölkerung geliebt als Königin,„<strong>die</strong> rein englischen Geblüts hier mittenunter uns geboren wurde und uns dahervon Natur nahe ist.“Elisabeth I. trat kein leichtes Erbe an:das Land war im Glauben gespalten,<strong>die</strong> Staatskasse leer. Da eine unverheirateteFrau auf dem Thron unvorstellbarerschien, geriet sie in der Fragenach einem geeigneten Ehemann unterDruck. Schon als Prinzessin war sievon zahlreichen Kandidaten umworbenworden, als Königin von Englandkonnte sich Elisabeth vor Heiratsanträgenkaum retten. Sie galt als bestePartie in der ganzen Christenheit, dasWerben um ihre Hand geriet zu einer ArtPflichtübung für Thronfolger und Monar-chen führender europäischer Dynastien.Ihr anziehendes Äußeres tat einÜbriges, um namhafte Bewerber an denenglischen Hof zu locken.Doch Elisabeth I. war klug genug, sichnicht festzulegen. Ein ausländischerFürst an ihrer Seite hätte womöglichEnglands Unabhängigkeit bedroht, einenglischer Edelmann vielleicht Machtkämpfein der Aristokratie provoziert.Elisabeth war außerdem nicht gewillt,ihre eben gewonnene Macht wiedereinzubüßen – oder im Kindbett zu sterben.Als das Parlament drängte, <strong>die</strong>Heirats- und Nachfolgefrage zu regeln,gab sie zur Antwort, sei sie entschlossen,ein jungfräuliches Leben zu führen:„Schließlich soll es mir genügen, wennauf meinem Grabstein steht, dass eineKönigin so und so lange regiert hat undals Jungfrau lebte und starb!“Eine zweite Maria machte Elisabeth I.nun das Leben schwer: Maria Stuart,Königin von Schottland. Für <strong>die</strong>Katholiken war sie <strong>die</strong> rechtmäßigeThronerbin Englands. Jahrelang stellteMaria Stuart für Elisabeth I. eine Bedrohungdar, dennoch schützte <strong>die</strong> englischeKönigin ihre schottische Cousine.Als Elisabeths Spione jedoch Maria Stuartdes Hochverrats überführten, konnteElisabeth nichts mehr für sie tun: DasTodesurteil wurde am 8. Februar 1587vollstreckt. Für Elisabeth ein Albtraum:Wochenlang verschanzte sie sich hinterverschlossenen Türen und litt.Als <strong>die</strong> spanische Armada im Mai 1588England angriff, schlug Elisabeths großeStunde. Die englische Flotte siegte über<strong>die</strong> bislang mächtigste Seemacht derWelt. Damit erreichte <strong>die</strong> „jungfräulicheKönigin“ den Gipfel ihrer Macht, derGrundstein für den Mythos war gelegt.Elisabeth I. starb mit fast 70 Jahren,unverheiratet, ohne Nachkommen. Einwürdiger Thronfolger werde sich nachGottes Ratschluss schon finden, hatte<strong>die</strong> „Virgin Queen“ einst dem Parlamentgegenüber verheißen. Am Ende war esder Sohn ihrer ärgsten Rivalin MariaStuart, der als Jakob I. der großen Monarchinauf den Thron folgte. Mit Elisabeth I.endete <strong>die</strong> Dynastie der Tudors.34 | ELIZA | FRAUEN, DIE GESCHICHTE MACHTENFRAUEN, DIE GESCHICHTE MACHTEN | ELIZA | 35


STABLISTEElisabeth I.BuchLeitungRegieKameraKameraassistenzTonSounddesignTonmischungSchnittDigitaleSpezialeffekteTiteldesignMusikProductionServiceCastingCastingSzenenbildAusstattungKostümbildMaskeWissenschaftlicheBeratungRedaktionelleMitarbeitMitarbeitAufnahmeleitng.Produktionsleitng.Gruppe 5Produktionsleitng.<strong>ZDF</strong>Cristina TrebbiPeter ArensChristian TwenteMichael LösekeTorbjörn KarvangMartin ChristAdnane KorchyouPavel BelohlavekMatous SysPetr SysVoijta NedvedFlorian BeckRamin SabetiPolloq Visual Effectsxkopp creativePaul RabigerMiafilmGitta UhligGernot ThöndelBeata BrentnerovaRenata JanouskovaEva UngrovaProf. Dr. Jürgen KleinMartin BeckerMira DjovcosChristina RoseSabine EisnerCora SzielaskoProduktionsmanagement<strong>ZDF</strong> Manfred Haus-PflügerProducerChristian TwenteChristian FeyerabendProduzent Uwe KerskenRedaktion <strong>ZDF</strong> Stefan BrauburgerGeorg GraffeAnja GreulichRedaktion <strong>ZDF</strong>/arte Peter AllenbacherRollen und DarstellerElisabeth I.William CecilRobert DudleyMarleen LohseGerrit HamannSami Loris HajjaEine Produktion der Gruppe 5 Filmproduktion,Köln. Im Auftrag des <strong>ZDF</strong>in Zusammenarbeit mit <strong>ZDF</strong> Enterprisesund arte.Wider den ZeitgeistKämpfte sich als „Bastard“ auf den Thron undregierte England erfolgreich in einer Zeit, da man<strong>Frauen</strong> zu schwach dafür hielt. Weigerte sich zu heiratenund verstieß damit gegen <strong>die</strong> Rolle der Frau.BildungElisabeth war <strong>die</strong> bestausgebildete Frau ihrer Zeit,und den meisten Männer ihres Standes intellektuellüberlegen. Sie sprach sechs Sprachen fl ießend, diskutiertemit ihrem Lehrer Roger Ascham auf Lateinund übersetzte Texte aus dem Griechischen.EigenschaftenEloquent, schlagfertig, aberauch aufbrausend undlaunenhaft.ErfolgeLeitete den politischen und wirtschaftlichen WiederaufstiegEnglands ein, Sieg über <strong>die</strong> spanischeArmada 1588, beendete zunächst <strong>die</strong> blutigenReligionskonfl ikte und etablierte <strong>die</strong> AnglikanischeKirche. Elisabeth gab einer ganzen Epoche denNamen, <strong>die</strong> von einer kulturellen Blüte geprägt war.„Britannia rule the waves“Unter Königin Elisabeth entwickelte sich Englandzur Seemacht und legte damit den Grundstein zumspäteren British Empire.IhreW e l tFamilieIhre Mutter Anne Boleynwar <strong>die</strong> zweite von sechsEhefrauen ihres Vaters HeinrichsVIII. Sie wurde 1536 wegen angeblichenEhebruchs hingerichtet, als Elisabethnoch keine drei Jahre alt war. Nach dem Todihres Vaters kamen zunächst ihr Halbbruder Eduardund anschließend ihre Halbschwester Maria auf denThron. Elisabeth wurde schließlich 1559 zur Königinvon England und Irland gekrönt.MännerSie ging als jungfräuliche Königin in <strong>die</strong> <strong>Geschichte</strong>ein, obwohl es an Heiratskandidaten nicht mangelte.Ihren Oberstallmeister Robert Dudley machte sie zuIhrem Favoriten. Historiker sind sich einig, dass sieihn allein aus politischen Gründen nicht heiratete.VorliebenElisabeth war eine begeisterteReiterin, ritt bisins hohe Alter und liebteJagden; zudem konnte siegeschickt mit Pfeil und Bogenumgehen und tanzteleidenschaftlich gern.OutfitSie liebte den Luxusund prachtvolleKleider, vondenen sie rund3000 besessenhaben soll. Ihrelangen schlankenFinger betonte sie durch kostbar bestickte Seidenhandschuhe.Der Mode entsprechend trug sie auchrotgelockte Perücken.EitelkeitenIn jungen Jahren soll sich Elisabeth beimBaden gern in Spiegeln betrachtet haben,<strong>die</strong> sie im Alter verhängen ließ. Als Zeichenihre Jungfräulichkeit trug sie ihre goldblondenHaare offen und präsentierte sich bisins hohe Alter tief dekolletiert. Das Gesichtschminkte Elisabeth wegen ihrer Pockennarbenweiß.36 | ELIZA | FRAUEN, DIE GESCHICHTE MACHTENFRAUEN, DIE GESCHICHTE MACHTEN | ELIZA | 37


SPECIALLieberSingleSPECIALElisabeth I. ging als „Virgin Queen“ in<strong>die</strong> <strong>Geschichte</strong> ein, als jungfräulicheKönigin, verheiratet nur mit England.Ein Umstand, der bis heute für Erstaunenund vor allem für Spekulationensorgt: „Hat sie oder hat sie nicht?“, <strong>die</strong>seFrage beschäftigte schon Elisabeths Zeitgenossen.Ausländische Gesandte bestachen ihre Ärzte undWäscherinnen, um mehr über das Intimleben derKönigin zu erfahren. Ihre Rivalin Maria Stuart vermutetegar einen „körperlichen Mangel“ als Grundfür ihre Jungfräulichkeit.Heute ist sich <strong>die</strong> Geschichtsforschungsicher: Elisabeths Jungfräulichkeit warTeil ihrer Selbstinszenierung, nichtzuletzt aus Gründen der Staatsräsonpflegte <strong>die</strong> Regentin den Kultder königlichen Jungfrau.Es geht auch ohneMann und KinderSie wolle auf ihr persönliches Glück verzichten,um ihrem Volk „als Mutter“ <strong>die</strong>nen zu können,verkündete <strong>die</strong> Königin Anfang 1563. Sie sei mitdem England verheiratet, ihr Krönungsring seiihr Ehering. Damit hoffte sie, sich ein für alle Mallästige Heiratskandidaten vom Hals zu halten, von denen sieglaubte, dass sie es sowieso nur auf ihren Thron abgesehenhatten. In der Frage der Nachfolge vertröstete sie ihre Untertanenindes: Nach Gottes Ratschluss werde sich ein würdigerThronfolger schon finden, selbst wenn sie ledig bleibe.Ihre Jungfräulichkeit – ob real oder vorgeblich – verschaffteKönigin Elisabeth I. Freiheit und Unabhängigkeit. Mit Ehemannund Kindern hätte sie wohl auf beides verzichten müssen.Zudem konnte sie mit <strong>die</strong>ser Haltung ihre ausschließlicheBindung an ihr Volk und an ihr Land unterstreichen. Siekultivierte den Mythos von der „Virgin Queen“ – auch, umjedem Anschein entgegen zu treten, sie pflege als ledigeHerrscherin außereheliche Beziehungen zu Männern. Denndas hätte sie <strong>die</strong> Unterstützung des Volkes, des Adels unddes Parlaments gekostet – unddamit ihren Thron.Doch ist keineswegs ausgeschlossen, dass es im LebenElisabeths I. erotische Erfahrungen und Neigungen gab. DieBeziehung zu ihrem Günstling Robert Dudley wurde von Zeitzeugenals äußert vertraut beschrieben; dem Oberstallmeisterwar es zu allen Tages- und Nachtzeiten gestattet, ElisabethsSchlafgemach zu betreten. Gemeinsam ritten <strong>die</strong>Königin und ihr Favorit aus, unternahmen Picknicks undausgedehnte Spaziergänge. Und nicht zuletzt war Dudleyder bevorzugte Tanzpartner der Queen.Aber nicht nur erotisch, auch intellektuell fühlten sie sichgegenseitig angezogen. Elisabeths berüchtigten Launen,Stimmungsschwankungen und Wutausbrüche begriff Dudleyals Herausforderung. Stets verstand er es, den richtigenTon zu treffen und Elisabeth mit Witz und geistreicher Konversationzu unterhalten. Die Königin belohnte ihn dafür mit Geschenkenund Ehrungen, 1564 ernannte ihn Elisabeth I. zum Earl ofLeicester. Mit den Jahren entwickelte sich Dudley vom Günstlingder Königin zum verlässlichen Staatsmann und Berater.Doch als königlicher Gemahl kam Robert Dudley nicht inFrage: Seine Wahl hätte in der englischen Aristokratie zweifelloszu Unruhen und Machtkämpfen geführt. Außerdem war„Robin“ – das „Rotkehlchen“, wie Elisabeth ihn nannte – bereitsverheiratet. Als Dudleys Frau unter rätselhaften Umständenstarb, geriet der Günstling der Königin unter Mordverdacht– was eine Ehe mit ihm ferner rücken ließ denn je.Auch wenn sich Elisabeth I. letztlich entschied, auf Dudleyals Gemahl zu verzichten, so ist er doch der einzige, beidem sie eine Heirat ernsthaft in Erwägung zog. IhreFreundschaft mit ihm währte fast ihr ganzes Leben,nie ließ Elisabeth I. ihn fallen, nie entzog sie ihm ihrVertrauen. Ihre Biografen sind sich einig, dasssie auf <strong>die</strong> Ehe mit ihm allein aus politischenGründen verzichtete.38 | ELIZA | FRAUEN, DIE GESCHICHTE MACHTENFRAUEN, DIE GESCHICHTE MACHTEN | ELIZA | 39


BIOGRAFIEPORTRÄTMarleen„Sie war quasi ein It-Girlihrer Z eit. Angeblich trugsie kein Kleid zwei Mal.Aber sie war emanzipiert.Sie wusste, was sie wollte undkonnte es auch formulieren.Männer, erfahrene Minister umsie herum, haben auf sie eingeredet,aber sie hat sich nicht verbiegen lassen.“LohseMarleen Lohse, geboren1984 in Soltau,gab ihr Debüt bereitsmit 13 Jahrenin einer Episode von„Neues vom Süderhof“ (1997). Schonin der Schule spielte sie Theater undübernahm parallel kleinere Rollen inSerien wie „Die Rettungsflieger“ und„Bella Block“ sowie <strong>die</strong> Hauptrolle derHexe in „Die Kinder vom Alstertal“. Nachihrem Schulabschluss setzte sie ihreKarriere hauptberuflich fort mit Rollen inEdzard Onnekens „Wilde Jungs“ (2004)und in zahlreichen Fernsehproduktionen,darunter „Die Albertis“, „SOKOWismar“, „Die Rettungsflieger“, „NotrufHafenkante“, „Stolberg“, „SOKO Leipzig“sowie in den „Tatort“-Folgen „Roter Tod“(2007)und „Schatten der Angst“ (2008).V.on 2006 bis 2010 absolvierteLohse ihr Studiuman der Hochschule fürFilm und FernsehenKonrad Wolf und spieltevermehrt Theater, darunter Hauptrollenin den HFF-Produktionen „EndstationSehnsucht“, „Maria Stuart“,„Was ihr wollt“,„Lysistrata“ und dasAbschlussstück „Lügengespinst“ vonSam Sheppard, das beim Treffendeutschsprachiger Schauspielschulenmit dem Ensemblepreis ausgezeichnetwurde. Außerdem war Lohseam Centraltheater Leipzig in „Dornröschen“zu sehen. Im September 2011feierte Ibsens „Ein Volksfeind“, unter derRegie von Lukas Langhoff mit Lohse ineiner der Hauptrollen in Bonn Premiere.Das Stück wurde zum Theatertreffen2012 nach Berlin eingeladen. Im BallhausNaunynstrasse war sie bisher in„Bloodshed in Divercity“ und in derUraufführung „Beg your Pardon“ vonMarianna Salzmann zu sehen. MarleenLohse ist seit 2013 Ensemblemitgliedam Gorki Theater in Berlin.Für ihre Darstellung der Marwain „Beg your Pardon“ sowie<strong>die</strong> Darstellung der Petrain „Ein Volksfeind“ wurdesie in der Kritikerumfragevon „Theater heute“ von Barbara Burckhardtals beste Nachwuchskünstlerinnominiert. Vasco Boenisch nominiertesie ebenfalls als beste Nachwuchsdarstellerinfür ihre Rolle als Petra in „EinVolksfeind“ in der Kritikerumfrage für<strong>die</strong> „Welt am Sonntag“.Zu Marleen Lohses jüngerenFernseharbeitengehören <strong>die</strong> TV-Filme„Mordshunger“ (2008) und„Das tapfere Schneiderlein“(2008), Ulli Baumanns „Prinzessindes Herzens“ (2010), und „Dasblaue Licht“ (2010) von Carsten Fiebelersowie Christine Hartmanns TV-Drama „Tsunami – Das Leben danach“mit Veronica Ferres, Ute Wielands„Deckname Luna“ mit Anna MariaMühe, Götz George und Heino Ferchsowie „München Laim“ mit Max Simonischeckunter der Regie von MichaelSchneider.Marleen Lohse hatebenfalls mit einigenKinorollen auf sichaufmerksam gemacht:Sie spielte unteranderem in Tobi Baumanns „Vollidiot“(2007), „Diamanten-Hochzeit“ (2009),„Maria, ihm schmeckt´s nicht“ (2009) mitChristian Ulmen, Jonas Groschs „Résiste– Aufstand der Praktikanten“ (2009)und zuletzt in Torsten Wackers „KeinSex ist auch keine Lösung“ (2011) undCarsten Fiebelers „Sushi in Suhl“ (2012).Demnächst wird sie in den Kinoprojekten„The 5th Estate“ von Bill Condon und„Frau Ella“ von Markus Goller zu sehensein sowie in dem preisgekrönten Kurzfilm„Nashorn im Galopp“ vom RegieduoKamerapferde.Neben der Schauspielereiist Marleen Lohseals Sängerin tätig undspielt derzeit im Vorprogrammvon Jacob Brass.Quelle: www.abovetheline.de40 | ELIZA | FRAUEN, DIE GESCHICHTE MACHTEN FRAUEN, DIE GESCHICHTE MACHTEN | CLEO | 41


KATJAJobwunderRUSSLANDEine Deutsche aufdem Zarenthron.42 | KATJA | FRAUEN, DIE GESCHICHTE MACHTEN† MORD †am MannDer schnellste Wegzur <strong>Frauen</strong>quote.Dossier:AffärenSind 21 Liebhaber genug?<strong>Frauen</strong>, <strong>die</strong><strong>Geschichte</strong>machten.4. Katharina <strong>die</strong> GroßeDer Weg auf den ZarenthronDi 10. Dezember | 20:15 Uhr


PORTRÄT„Es gehört viel Mut und Kraft dazu,einen Mann abhängig von sich zu machen,doch es zahlt sich fast immer aus.“(Katharina <strong>die</strong> Große)Katharina<strong>die</strong> GroßeLebte von 1729 bis 1796Kam als unbedeutende deutsche Prinzessinan den russischen ZarenhofPutschte sich 1762 auf den ZarenthronRegierte als Katharina II. Russland 34 Jahre langReformierte das RiesenreichIhr Liebesleben ist legendär44 | CLEO | FRAUEN, DIE GESCHICHTE MACHTEN FRAUEN, DIE GESCHICHTE MACHTEN | KATJA | 45


FOLGE 4Dienstag, 10. Dezember 201320.15 Uhr, <strong>ZDF</strong>Samstag, 30. November 2013, 21.50 Uhr, arteKatharina<strong>die</strong> GroßeDer Weg auf den ZarenthronMit 14 Jahren gingSophie AugusteFriederike vonAnhalt-Zerbstnach Russland.Sie war eine Prinzessin aus einem unbedeutendendeutschen Fürstenhaus,und doch hatte man sie ausgewählt, denals Thronfolger vorgesehenen GroßfürstenPeter zu ehelichen. Für <strong>die</strong> Heiratkonvertierte Sophie vom protestantischenzum orthodoxen Glauben underhielt den Namen, mit dem sie in <strong>die</strong><strong>Geschichte</strong> einging: Katharina.18 Jahre lang lebte sie am Zarenhof,gefangen in einer Ehe, <strong>die</strong> für sie zurQual wurde. Peter und sie waren nochKinder, als man sie zum Paar machte.Der junge Großfürst war voller Komplexeund kindlicher Leidenschaften.Am liebsten spielte er mit Holzsoldatenoder musizierte. Katharina langweiltesich in der höfischen Gesellschaft undempfand <strong>die</strong> Feste und Lustbarkeitenals öde und sinnlos. Sie entdeckte <strong>die</strong>Welt der Bücher für sich: Romane, antikeHistoriker und vor allem <strong>die</strong> Schriftender Aufklärer zogen sie in ihren Bann.Auch körperliche Anziehung stellte sichbeim Großfürstenpaar nicht ein und soblieb der dringend erwartete NachwuchsJahr um Jahr aus. Erst 1754 wurde Sohngeboren, von dem Katharina später inihren Memoiren behauptete, dass ernicht das leibliche Kind ihres Mannes,sondern Ergebnis einer Affäre mit demhofbekannten Schürzenjäger SergejSaltykow wäre. Kaiserin Elisabeth, <strong>die</strong>amtierende Regentin, starb an Weihnachten1761 und der Großfürst trat alsPeter III. wie geplant ihre Nachfolge an.Doch <strong>die</strong> Beziehung zwischen ihm undseiner Frau war zu <strong>die</strong>sem Zeitpunktbereits vollkommen zerrüttet. Katharinahatte ein weiteres Kind von einemLiebhaber bekommen, und ein dritteswar von ihrem aktuellen GeliebtenGrigorij Orlow unterwegs. Auch Peterhatte sich eine Geliebte zugelegt und<strong>die</strong> Anzeichen mehrten sich, dasser auf eine Scheidung von Katharinadrängen würde. Doch <strong>die</strong> Großfürstindachte nicht daran, ihren Platz kampfloszu räumen. Gemeinsam mit Orlowund seinen Brüdern bereitete sie überMonate einen Putsch vor. Den Orlowsgelang es, <strong>die</strong> entscheidenden Gardenfür den Staatsstreich zu gewinnen. Am9. Juli ließ sich Katharina in Petersburgzur Kaiserin ausrufen. Peter ergab sichnahezu widerstandlos und unterschrieb<strong>die</strong> Abdankungsurkunde. Wenige Tagespäter war er tot. Bei einem angeblichenStreit, an dem auch Grigorijs BruderAlexej Orlow beteiligt war, sei er unglücklichzu Tode gekommen, hieß es. Zwarkonnte nie nachgewiesen werden, dassKatharina einen Mord an ihrem Mann inAuftrag gegeben hatte, doch geht<strong>die</strong> Forschung davon aus, dass siezumindest duldende Mitwisserin war.Katharina wurde imMoskauer Kreml zurKaiserin gekrönt undregierte das Land 34.Jahre lang. Ihr gelanges, dem gigantischen russischenReich eine Verwaltung zu geben,sie reformierte das Bildungswesenund behauptete Russlands Platz imKonzert der europäischen Großmächte.Ihre Kriege vergrößerten das russischeTerritorium noch einmal erheblich. Für<strong>die</strong> Aufklärer ihrer Zeit war sie „das Lichtdes Nordens“, doch über <strong>die</strong> Jahrzehnteihrer Regierung gelang es ihr nicht, ihrenaufklärerischen Schriften ausreichendTaten folgen zu lassen. Ihrer erfolgreichenRegierungsleistung verdankt sieden Beinamen „<strong>die</strong> Große“, den sie alseinzige Herrscherin der <strong>Geschichte</strong> trägt.In Erinnerung bleibt sieder Nachwelt aber auchdurch ihr abwechslungsreichesLiebesleben,aus dem sie zeitlebenskein Geheimnis machte. 21Liebhaber stellte sie offiziell bei Hofeals ihre „Favoriten“ vor. Den meisten vonihnen blieb sie auch nach dem Endeder intimen Beziehung freundschaftlichverbunden und belohnte sie fürstlich.Die enormen sexuellen Ausschweifungen,<strong>die</strong> ihr in den folgenden Jahrhundertenangedichtet wurden, hat esaller Wahrscheinlichkeit nie gegeben.Sie starb im Alter von 67 Jahren an denFolgen eines Schlaganfalls.46 | CLEO | FRAUEN, DIE GESCHICHTE MACHTENFRAUEN, DIE GESCHICHTE MACHTEN | KATJA | 47


STABLISTEKatharina<strong>die</strong> GroßeHistorische BedeutungKatharina II. zählt zu den einfl ussreichstenund mächtigsten <strong>Frauen</strong> der <strong>Geschichte</strong>.Als einzige Herrscherin wurde ihr der Beiname„<strong>die</strong> Große“ zuerkannt.AufstiegMit 14 Jahren kam sie nachRussland und schaffte in knappzwei Jahrzehnten den Aufstiegvon der kleinen Prinzessin zurgroßen Katharina.IhreW e l tOutfitSie liebte luxuriöse Kleider, Schuhe, Schmuck undJuwelen und trug gern Orden und Ehrenzeichen.Schönheitspfl aster signalisiertendem Gegenüber ggf. <strong>die</strong> Bereitschaftzu einem amourösenAbenteuer.ReligionVor ihrer Verlobung mit dem russischenThronfolger konvertierte<strong>die</strong> junge Prinzessin Sophie vomevangelischen zum russischorthodoxenGlauben.LiebhaberNamentlich bekannt sind 21,darunter Graf Saltykow, GrafGrigori Orlow und Fürst Potemkin.BuchLeitungRegieKameraKameraassistenzTonSounddesignTonmischungSchnittDigitaleSpezialeffekteTiteldesignMusikProductionServiceCastingSzenenbildAusstattungKostümbildMaskeWissenschaftlicheBeratungRedaktionelleMitarbeitFriederike HaedeckePeter ArensChristian TwenteMichael LösekeMartin ChristAdnane KorchyouPavel BelohlavekMatous SysPetr SysVoijta NedvedFlorian BeckRamin SabetiPolloq Visual Effectsxkopp creativePaul RabigerMiafi lmGitta UhligGernot ThöndelBeata BrentnerovaRenata JanouskovaMilan VlcekIvana NemkovaProf. Dr. Jan KusberMartin BeckerMitarbeitMira DjovcosAufnahmeleitung Christina RoseProduktionsleitungGruppe 5Sabine EisnerProduktionsleitung<strong>ZDF</strong>Cora SzielaskoProduktionsmanagement<strong>ZDF</strong> Manfred Haus-Pfl ügerProducerChristian TwenteChristian FeyerabendProduzent Uwe KerskenRedaktion <strong>ZDF</strong> Stefan BrauburgerGeorg GraffeAnja GreulichRedaktion <strong>ZDF</strong>/arte Peter AllenbacherRollen und DarstellerKatharinaZarin ElisabethZar PeterAlma LeibergNatalia BobylevaPavel GajdosEine Produktion der Gruppe 5 Filmproduktion,Köln. Im Auftrag des <strong>ZDF</strong>in Zusammenarbeit mit <strong>ZDF</strong> Enterprisesund arte.Bildung und KulturKatharina war sehr belesen und schrieb selbstArtikel, Märchen, Gedichte, Komö<strong>die</strong>n undOpernlibretti. Sie begeisterte sich für <strong>die</strong> Ideender Aufklärung und pfl egte einen engen Kontaktzu Voltaire.ErfolgeDas Riesenreicherhielt unter KatharinaII. eine effi zienteVerwaltungsstrukturund ein neues Bildungssystem. Sie vergrößerteden Machtbereich Russlands deutlichund etablierte das Zarenreich als europäischeGroßmacht.EigenschaftenTatkräftig, witzig, geschickt, intelligent, aber auchmachtgierig und skrupellos. Wie keine anderebeherrschte sie <strong>die</strong> Klaviatur von Macht, Erotikund Politik.PotemkinFürst Grigori Alexandrowitsch Potemkin(1739 – 1791) war <strong>die</strong> Liebe ihresLebens, womöglich heimlicher Gemahlund der Garant für <strong>die</strong> ExpansionspolitikKatharinas.ErotikAus ihrem bewegten Liebesleben hat<strong>die</strong> Zarin nie ein Geheimnis gemacht.Angeblich besaß sie ein erotischesKabinett, in dem Wände, Decken undMöbel mit sexuellen Motiven, erotischenSchnitzereien und Skulpturen ausgeschmücktwaren.48 | KATJA | FRAUEN, DIE GESCHICHTE MACHTENFRAUEN, DIE GESCHICHTE MACHTEN | KATJA | 49


SPECIAL Männer lieben intensivermit zwanzig,aber sie liebenbesser mit dreißig“,<strong>die</strong>ses Bonmotwird Katharina der Großen zugeschrieben.Und glaubt man den Gerüchten,muss sie bestens gewusst haben, wovonsie redete. Eine weitere Eheschließunglehnte sie nach dem gewaltsamen Todihres Mannes Peter im Jahr 1762 konsequentab. 21 Männer jedoch stellte siedem Hof offiziell als ihre Liebhaber vor.Diese Zahl hat Katharina den zweifelhaftenRuhm einer Sexbesessenen eingebracht.Bis heute finden ihre Bettgeschichtendeutlich mehr Beachtung als ihre gesamtepolitische Tätigkeit. Die angebliche Nymphomanieder Kaiserin wurde in zahllosenRomanen, Zeichnungen und Pornofilmenausgeweitet.Dabei war <strong>die</strong> Anzahl der Liebhaber, mitdenen sie in 67 Lebensjahren zusammenwar, keineswegs ungewöhnlich. Vielemännliche Herrscher ihrer Zeit brachtenes auf erheblich mehr Mätressen. Ungewöhnlichaber war <strong>die</strong> Offenheit, mit derKatharina <strong>die</strong>ses Thema behandelte. Dieerwählten Männer, <strong>die</strong> meist aus demMilitär stammten, wurden ungeniert in<strong>die</strong> Hofgesellschaft eingeführt und lebtenin Räumlichkeiten nahe der Kaiserin.Sie teilten Bett und Leben Katharinasfür eine bestimmte Zeit und wurdenanschließend gegen einen anderen, inder Regel jüngeren Mann, ausgetauscht.Eine Beziehung zur Kaiserin lohnte sichfür ihre Favoriten. Keinen entließ sie mittellos,sondern sorgte für ein finanziellesAuskommen und eine gesellschaftlichePosition. Das persönliche Verhältniszu den Männern scheint in der Regelauch nach dem Ende der engeren Beziehungengut gewesen zu sein. Auch inhöherem Lebensalter änderte Katharinaihren Lebensstil nicht. Ihr letzter Liebhaber,Platon Zubow, war 40 Jahre jüngerals sie. Doch in den Namen <strong>die</strong>ser Liebhabererschöpft sich das Wissen umKatharinas Liebesleben bereits.Dennoch kursieren unzählige <strong>Geschichte</strong>nüber Orgien und unfassbares Treibenhinter ihren Palastmauern. IhrenUrsprung haben <strong>die</strong> meisten Gerüchtewohl in der Propaganda der Zeit derFranzösischen Revolution. ObszönePamphlete kursierten, nach denen<strong>die</strong> russische Nymphomanin Männerkompanieweise vernaschte. Die bekanntesten<strong>Geschichte</strong>n entstanden nichteinmal zu Lebzeiten der Kaiserin, sondernin den folgenden Jahrhunderten.21 SindLiebhaberSie sind damit eher Zeugnis der europäischenPornografiegeschichte alsder <strong>Geschichte</strong> Katharinas der Großen.Da taucht der Name des Marquisde Sade ebenso auf wie der Leopoldvon Sacher-Masochs. Alle extremensexuellen Begierden werden Katharinader Großen zugeschrieben, ob es nunzügellose Gier, Unersättlichkeit, Sex mitmehreren Partnern oder Tieren ist. Diegleichen Episoden tauchen über <strong>die</strong>Jahrhunderte in immer anderen Schriftenauf und werden nur in Nuancenverändert. Manche <strong>Geschichte</strong>n sindaber auch neueren Datums, so <strong>die</strong> oftzitierte Episode, nach der Katharinaihre Liebhaber zuvor von einer Zofe aufihre Leistungsfähigkeit überprüfen ließ.Sie ist wohl erstmals bei dem deutschbaltischenKulturhistoriker BernhardStern Ende des 19. Jahrhunderts in„Die Romanows. Intime Episoden ausdem russischen Hofleben“ zu lesen:„Sobald Katharina auf einen Mann ihrAuge geworfen, wurde einer hierzubestimmten Dame, der ›Probiererin‹,befohlen, den Betreffenden zu Tisch zuladen. Hier erschien angeblich auch <strong>die</strong>Kaiserin, sprach mit dem Auserwähltenund suchte zu erforschen, ob er ihrerGunst und Gnade wert war. Und wenner ihrem Geschmack entsprach, musstezunächst <strong>die</strong> Probiererin … durch 24Stunden <strong>die</strong> Kräfte des Erwählten erprobenund der Kaiserin rapportieren: ›Injeder Hinsicht vortrefflich‹ oder ›Nicht fürMajestät geeignet‹. Hatte endlich auchder Leibarzt den Gesundheitszustanddes Kandidaten für gut befunden, sowar <strong>die</strong> Sache fertig.“Tatsächlich ließ Katharina, bevor siemit einem Mann intim wurde, erheblicheErkundigungen über ihn einholen,<strong>die</strong> aber sicher weniger den sexuellenTalenten galten als der Überprüfungvon Geschlechtskrankheiten. Diesewaren in der höfischen Gesellschaft,und nicht nur hier, im 18. Jahrhundertenorm verbreitet und führten mangelsBehandlungsmöglichkeit oftmals sogarzum Tode. Für andere bizarre <strong>Geschichte</strong>ndagegen lässt sich überhaupt keineHerkunft nachweisen. So soll Katharinaallen Ernstes beim Sex mit einem Hengstzu Tode gekommen sein. Das Tier seiüber ihr zusammengebrochen undhabe sie erdrückt. Diese mit Sicherheitfrei erfundene Episode ist so sehr mitder Person Katharinas verwoben, dassdas Wall Street Journal <strong>die</strong> Mär vomHengst und Katharina 2002 zum wohlmeisterinnerten Teil der europäischen<strong>Geschichte</strong> kürte.Durchaus Anlass dagegen gab es für<strong>die</strong> Fama, Katharina habe ein erotischesKabinett unterhalten, in dem sie sich mitSPECIAL?genugihren Gespielen an amourösen Darstellungenerfreut habe. Seit dem ZweitenWeltkrieg kursierten auch in DeutschlandGerüchte über das berüchtigteZimmer. Deutsche Soldaten, <strong>die</strong> an derBelagerung Leningrads teilnahmen,wollten es im nahe gelegenen ZarskojeSelo gesehen haben: eine in Holz verkleideteLasterhöhle, <strong>die</strong> vom Bodenbis zur Decke mit frivolen Schnitzereienverziert war. Die Soldaten machten auchFotos von anstößigem Inventar, das siein Schloss Gatschina gesehen hätten,zum Beispiel einem Tisch, dessen Platteauf erigierten Penissen ruht, frivolen Bildernund mit erotischen Darstellungenverzierten Schnupftabaksdosen. EinNachweis, dass <strong>die</strong>se Möbel wirklichKatharina der Großen gehörten und sieselbst ein solches erotisches Kabinettbenutzte, konnte nie erbracht werden.Die Erotika auf den Fotos der deutschenSoldaten haben mit größter Wahrscheinlichkeitnicht Katharina gehört,da ihr Stil eher dem 19. Jahrhundertzuzuordnen ist. Doch viele Monarchendes 18. Jahrhunderts sammelten pornografischeBilder und Gegenstände.In Petersburg findet sich eine Liste ausden 1920er Jahren, <strong>die</strong> nicht wenigerals 500 erotische Inventarteile aus denZarenpalästen erfasste.Tatsächlich erfreute sich Katharina eineslebhaften Liebeslebens, und es wäreverwunderlich, wenn gerade sie solcheGegenstände nicht besessen habensollte. In <strong>die</strong>ser Hinsicht war ihr Ruf ihrzeitlebens ziemlich egal. Als sie ein Flugblattin <strong>die</strong> Hände bekam, auf dem vonOrgien in den Kellern des Winterpalastesberichtet wurde, soll sie lapidar gesagthaben: „Ich bin nie in den Kellern <strong>die</strong>sesPalastes gewesen. Wie köstlich hättenwir uns dort amüsieren können, wennwir das gewusst hätten.“50 | KATJA | FRAUEN, DIE GESCHICHTE MACHTENFRAUEN, DIE GESCHICHTE MACHTEN | KATJA | 51


„Ich bewundere es,dass sich Katharina in<strong>die</strong>ser Zeit getraut hat,ihre Lebenslustauszuleben.“BIOGRAFIEAlmaLeibergFilm/TVAlma Leiberg wurde 1980 in Dresden geboren.Sie absolvierte eine private Schauspielausbildungbei Kristiane Kupfer. Neben Rollen inzahlreichen Kurzfilmen war sie unter anderem inFernseh-Krimis wie „Das Duo“ oder „Wilsberg“,zu sehen. Des Weiteren spielte sie 2007 eine derHauptrollen im international preisgekrönten<strong>ZDF</strong>-Dreiteiler „Die Wölfe“ und kurz darauf,ebenfalls unter der Regie von FriedemannFromm, in der ersten Staffel des ARD-Mehrteilers „Weissensee“. 2010 stand sieerstmalig für Dominik Graf im „Polizeiruf 110– Cassandra´s Warnung“ vor der Kamera.2013 „<strong>Frauen</strong>, <strong>die</strong> <strong>Geschichte</strong> machten“, Katharina<strong>die</strong> Große, <strong>ZDF</strong>, Regie: Christian Twente |„Polizeiruf Rostock – Liebeswahn“, ARD,Regie: Thomas Stiller |2012 „Tatort – Macht und Ohnmacht“, ARD,Regie: Thomas Stiller | „Kommissarin Heller –Tod am Weiher“, <strong>ZDF</strong>, Regie: ChristianeBalthasar | „Tatort – Trautes Heim“, ARD,Regie: Christoph Schnee | „Der Kriminalist –Nacht am See“, <strong>ZDF</strong>, Regie: Christian Görlitz2011 „SOKO Köln – Sonne, Mond und Sterne“, <strong>ZDF</strong>,Regie: Peter Stauch | „Papa auf Probe“,ARD Degeto, Regie: Udo Witte2010 „Flemming – Glück“. <strong>ZDF</strong>, Regie: BernhardStephan | „SOKO Leipzig – Totel Kapitel“,<strong>ZDF</strong>, Regie: Maris Pfeiffer | „Polizeiruf –Cassandras Warnung“, ARD, Regie: DominikGraf | „Beredtes Schweigen“, Kurzfilm,Regie: Julia Keller2009 „SOKO Kitzbühl – Ein falsches Leben“, <strong>ZDF</strong>,Regie: Olaf Kreinsen | „Weissensee“, ARD,Regie: Friedemann Fromm, 6 x 45 Min.2008 „Die Seele eines Mörders“, <strong>ZDF</strong>,Regie: Peter Kegelvic2007 „KDD – Kriminaldauer<strong>die</strong>nst“, <strong>ZDF</strong>,Regie: Edward Berger u.a. | „Die Wölfe“, <strong>ZDF</strong>,Regie: Friedemann Fromm, 3 x 90 Min. |„Lea“ Kurzfilm, Regie: Steffi Niederzoll2006 „Vier Fenster“, Kino, Regie: Christian MorrisMüller | „Polizeiruf 110 – Die Stunde“, Regie:Dirk Regel | „Geschäft mit Träumen“, Kurzfilm,Regie: Richard Böhringer | „Nicht ohnemeine Schwiegereltern“, Regie: Martin Gies |„Der Jäger und seine Beute“, Kino,Regie: Mira Thiel | „Bolzano Gold“, Kino,Regie: Peter Greenaway2005 „Wilsberg – Schuld und Sünde“, <strong>ZDF</strong>, Regie:Buddy Giovinazzo | „Ich sehe was, was dunicht siehst“, Kurzfilm, Regie: Matthias Emcke |„Tatort – Die schlafende Schöne“, Regie: DieterBerner | „Tatort – Bienzle und der Sizilianer“,Regie: Hartmut Griesmayer2004 „Klatschmohn“, Kurzfilm, Regie: B. Eicher2003 „Home Run“, Kurzfilm, Regie: Paul Kneer |„Kein Geheimnis“ Kurzfilm, Regie: Mira Thiel2002 „Big Girls don‘t cry“, Kino, Regie: Maria vonHeland | „Das Duo – Tod am Strand“, <strong>ZDF</strong>,Regie: René Heisig Quelle: www.abovetheline.de52 | CLEO | FRAUEN, DIE GESCHICHTE MACHTEN FRAUEN, DIE GESCHICHTE MACHTEN | KATJA | 53


DiepreußischeSissiWarum ich„DIE KONIGINDER HERZEN“ bin.Die ÜbermutterDAUERSCHWANGERund trotzdem schick.C harmeoffensiveWie manNAPOLEONumgarnt.<strong>Frauen</strong>, <strong>die</strong><strong>Geschichte</strong>machten.5. Königin LuiseDie preußische MadonnaSo 15. Dezember | 19:30 Uhr54 | LUISE | FRAUEN, DIE GESCHICHTE MACHTEN


PORTRÄT„Es ist nur ein Weg, glücklich zu werden, ... der Stimme seines Herzens zufolgen.“ (Königin Luise)LuiseLebte von 1776 bis 1810Königin von PreußenTrat Napoleon mutig entgegenSchön, anmutig, charmantBeliebt beim VolkFür <strong>die</strong> einen Heilige,für <strong>die</strong> anderen Kriegstreiberin56 | CLEO | FRAUEN, DIE GESCHICHTE MACHTENFRAUEN, DIE GESCHICHTE MACHTEN | LUISE | 57


FOLGE 5Sonntag, 15. Dezember 201319.30 Uhr, <strong>ZDF</strong>Samstag, 23. November 2013, 21.05 Uhr arteFOLGE 5Königin LuiseDie preußischeMadonnaManche Länder erhieltenihre Prägungunter weiblicherHerrschaft.Englands KöniginElisabeth I. und <strong>die</strong> russische KaiserinKatharina <strong>die</strong> Große schrieben alsRegentinnen europäischer Großmächte<strong>Geschichte</strong>. Und dann gab es jene <strong>Frauen</strong>,<strong>die</strong> nicht regierten, aber dennochhistorische Spuren hinterließen. Einevon ihnen wurde schon zu Lebzeiten„Königin der Herzen“genannt, Luise vonPreußen. Über politischeund militärischeMacht verfügtesie nicht, gewannaber Einfluss auf Männer, <strong>die</strong> zuentscheiden hatten, etwa ihren königlichenGemahl Friedrich Wilhelm III.Die Monarchin bewies Stärke, als demMonarchen in entscheidenden Momenten<strong>die</strong> Entschlusskraft fehlte. Sie undnicht er trat dem mächtigsten Kriegsherrnihrer Zeit entgegen, nahm es mitNapoleon Bonaparte auf, versuchte ihm„mit den Waffen einer Frau“ Paroli zubieten. Luise und nicht ihr Ehemannhatte das Format, als Symbolfigur inErinnerung zu bleiben. Wie konnte ausder lieblichen Mecklenburger Prinzessin<strong>die</strong> „preußische Madonna“ werden?Warum überstrahlte sie König FriedrichWilhelm III. in fast jeder Hinsicht? Undwas machte sie zur Ikone für nachfolgendeGenerationen?Luise war eine Frohnatur, <strong>die</strong> als Halbwaisevon ihrer klugen wie verständnisvollenGroßmutter erzogen wurde.Ihren Beinamen „Jungfer Husch“ und„unsre tolle Luise“ machte sie alle Ehre,verspielt und unbefangen wie sie in denTag hinein lebte. Als Königin blieb sieihrem Wesen treu, es war ein Schlüsselzu ihrer Popularität. Die Vermählung„Jungfer Husch“Luises mitdem preußischenThronfolgerFriedrichWilhelm1793 galt alsLiebeshochzeit, sie brach mit der Traditionbloßer Zweck-Heiratspolitik, <strong>die</strong> invielen Dynastien selbstverständlich war.Bislang galt Preußen als Männerstaat,<strong>die</strong> Kronprinzessin verlieh der Hohenzollern-Monarchieeine weibliche Note.„Ohne Zwang“ wollte sie „<strong>die</strong> Liebe derUntertanen“ gewinnen. Auf Etikette gabLuise wenig, auch wenn das Leben ampreußischen Hof ihr ein Höchstmaß anAnpassung abverlangte: Niemals dürfesie „in <strong>die</strong>ser Umgebung einen Wechselder Stimmung merken“ lassen, schriebsie einmal. Dennoch brachte sie frischenWind in <strong>die</strong> Schlösser von Berlin undPotsdam, vermochte durch ihr Temperamentund ihre Entschlussfreudigkeit <strong>die</strong>Schwächen ihres Gatten auszugleichen.Sie mischte sich hinter den Kulissen in<strong>die</strong> Politik ein, ermunterte ihren Mann,Reformen anzugehen. Ihre Schönheitund Anmut beeindruckten nicht nur Luisesadeliges Umfeld, sondern auch vieleBürger. Sie wirkte natürlich, pflegte offeneUmgangsformen, das Volk suchteihre Nähe, sie ging auf <strong>die</strong> Menschenzu. In Sachen Mode gab sie den Ton an.In mehr als 16 Ehejahren zehn Malschwanger, galt sie im sprichwörtlichenSinne als Landesmutter.Zwei von ihren sieben Kindern wurdenspäter preußische Monarchen. Bei allerBürgernähe und Offenheit blieb sie stetsstandesbewusst, der Forderung nachgesellschaftlicher Gleichheit im Sinneder Französischen Revolution konntesie nichts abgewinnen. Aus Überzeugungverkörperte sie <strong>die</strong> Rolle derguten Ehefrau und Mutter, wurde auchfür bürgerliche Familien zum Vorbild.Und doch bot siedem mächtigstenHerrscher ihrer Zeit,Napoleon, <strong>die</strong> Stirn. Während ihr Mannmilitärische Neutralität wahren wollte,erschien ihr <strong>die</strong> Machtprobe mit dem„Ungeheuer“, wie sie den französischenKaiser nannte, unausweichlich. Preußenunterlag in der vernichtenden Schlachtbei Jena und Auerstedt 1806. AuchLuise hatte <strong>die</strong> Stärke der preußischenArmee überschätzt – später passte<strong>die</strong>ses Kapitel nicht mehr in dasweibliche Idealbild, das manvon ihr zeichnen wollte.Legendärbleibt dasTreffen vonTilsit, <strong>die</strong>preußischeMännerweltwusste keinenanderen Rat als<strong>die</strong> Königin zu Napoleonzu schicken, umihm mildere Friedensbedingungenabzuringen.Dass Luise mit nur 34 Jahren– in einer Phase der DemütigungPreußens – starb, verliehihr den Nimbus einer Märtyrerin.Daraus erwuchs <strong>die</strong> Legende, dasSchicksal ihres Vaterlandes habe ihr dasHerz gebrochen. Dichter und Denkerschwärmtenfür sie, aberauch Heroldeder aufkeimenden nationalen Bewegung,<strong>die</strong> in ihr eine Hoffnungsträgerinder preußischen Wiedergeburt unddeutschen Einigung sahen. Ihre Kindertrugen weit über ihren Tod hinaus zurVerherrlichung der Mutter bei. Einerihrer Söhne, Wilhelm I., wird 1871 dererste Kaiser des von Bismarck geeintenDeutschland und sorgt dafür, dassLuise im Gründungsmythos des neuenReiches einen gebührenden Platz erhält.Dichter und Denkerschwärmten für sieDie Luise-Legende bot und bietet Raumfür Projektionen. Immer wieder sollte sieauch in den kommenden Generationenin Erscheinung treten, in unterschiedlicherGestalt: Mal als preußische Venus,als Muse oder Top-Model, mal als Amazone,Übermutter oder Märtyrerin undnicht zuletzt als Wegbereiterin der deutschenNation. Dabei sind Mythos undWirklichkeit nach zwei Jahrhundertender Verklärung kaum zu unterscheiden.Mit der Vereinigung Deutschlands hatdas Interesse wieder zugenommen, zuerfahren, wer sie wirklich war.58 | LUISE | FRAUEN, DIE GESCHICHTE MACHTENFRAUEN, DIE GESCHICHTE MACHTEN | LUISE | 59


STABLISTEBuchLeitungRegieKameraKameraassistenzTonSounddesignTonmischungSchnittDigitaleSpezialeffekteTiteldesignMusikProduction ServiceCastingSzenenbildAusstattungKostümbildMaskeWissenschaftlicheBeratungRedaktionelleMitarbeitMitarbeitAufnahmeleitungProduktionsleitungGruppe 5Produktionsleitung<strong>ZDF</strong>Stefan BrauburgerCristina TrebbiPeter ArensChristian TwenteMichael LösekeMartin ChristAdnane KorchyouPavel BelohlavekMatous SysPetr SysVoijta NedvedFlorian BeckRamin SabetiPolloq Visual Effectsxkopp creativePaul RabigerMiafilmGitta Uhlig CastingGernot ThöndelBeata BrentnerovaRenata JanouskovaEva UngrovaDr. Daniel SchönpflugMartin BeckerMira DjovcosChristina RoseSabine EisnerCora SzielaskoKönigin LuiseIhreW e l tProduktionsmanagement<strong>ZDF</strong> Manfred Haus-PflügerProducerChristian TwenteChristian FeyerabendProduzent Uwe KerskenRedaktion <strong>ZDF</strong> Georg GraffeAnja GreulichFriederike HaedeckeRedaktion <strong>ZDF</strong>/arte Peter AllenbacherRollen und DarstellerLuise von Preußen Luise HeyerNapoleon Bonaparte Georg VeitlFriedrich Wilhelm III. Christoph GawendaZar Alexander Gabor BiedermannEine Produktion der Gruppe 5Filmproduktion, KölnIm Auftrag des <strong>ZDF</strong>, in Zusammenarbeitmit <strong>ZDF</strong> Enterprises und arte.Königin der HerzenMit Anmut, Charme und ihrer ungezwungenen Arteroberte Luise <strong>die</strong> Herzen ihre Untertanen und wurdeschon zu Lebzeiten wie eine Kultfi gur verehrt.EigenschaftenLuise war natürlich, unkonventionell,eine temperamentvolle Frohnatur –liebevoll „Fräulein Husch“ genannt.AussehenBildschön, hochgewachsen,blaue Augen, dunkelblondeHaare. Johann Wolfgangvon Goethe beschrieb Luiseund ihre jüngere SchwesterFriederike gar als „himmlischeErscheinungen“.PolitikUnterstützte an der Seite ihres zaudernden Ehemannes,König Friedrich Wilhelm III., <strong>die</strong> Reformbewegungenin Preußen. Befürwortete militärischesVorgehen gegen <strong>die</strong> napoleonische Übermacht.Napoleon1807 kam es zur historischen Begegnung mit demfranzösischen Kaiser in Tilsit. Nicht der König, sondernLuise trat dem Beherrscher Europas furchtlosentgegen undversuchte – allerdingsvergeblich– <strong>die</strong> Kriegsfolgenfür Preußen nachder militärischenNiederlage zumildern.ModeAuch in der Mode zeigtesich Luise unkonventionell:Schon als Prinzessinbevorzugte sie fl ießende,eher „bürgerliche“ Empirekleider,<strong>die</strong> unter derBrust gegürtet wurden.Ein helles Tuch, dassie wegen einerSchwellung am Halstrug, kam schließlich in Mode. Das schöneHaar trug sie selbstverständlich offen.KultDie Beliebtheit und der frühe Tod mit nur 34 Jahrenführten zu einem wahren Luisenkult, in dessen Verlauf<strong>die</strong> Königin zur Symbolfi gur der erwachendendeutschen Nation verklärt wurde.Mythos„Mehr als von der Verleumdung ihrer Feinde hatsie von der Phrasenhaftigkeit ihrer Verherrlicher zuleiden gehabt.“ (Theodor Fontane)FamilieLuise führte eine glückliche Ehe mitFriedrich Wilhelm III. Das Paar hattezehn Kinder, von denen drei sehrfrüh verstarben.Darstellungin der KunstDie anmutige Erscheinung und<strong>die</strong> charmante Persönlichkeitder preußischen Königin ist inzahllosen Gemälden, Skulpturen,Biografi en und Dichtungendokumentiert. Zu denbekanntesten Kunstwerkenzählt das Doppelstandbild vonLuise und ihrer SchwesterFriederike des BildhauersJohann Gottfried Schadow.60 | LUISE | FRAUEN, DIE GESCHICHTE MACHTEN


SPECIALCharmeoffensive– wie manNapoleon umgarntPreußen lag 1807 am Boden,hatte fürchterlicheNiederlagen gegen <strong>die</strong>Franzosen erlitten. Die anmutigeKönigin sollte nunausgerechnet den Mann um Mildebitten, den sie als eine „Ausgeburt derHölle“ und ein Länder verschlingendes„Ungeheuer“ erachtete: NapoleonBonaparte. Obwohl Luise zum neuntenMal schwanger war, machte sie sichauf den beschwerlichen Weg ins ostpreußischeTilsit, denn dort drohten <strong>die</strong>Verhandlungen mit dem Sieger zu scheitern.Bonaparte stellte Bedingungen, <strong>die</strong>Preußens Existenz bedrohten. Beraterhatten dem preußischen König, FriedrichWilhelm III., nahe gelegt, seine Frauins Spiel zu bringen, da er selbst hoffnungslosüberfordert war. Luise mögealle ihre weiblichen und mütterlichenEigenschaften ausspielen, um Napoleonzu beschwichtigen. Sie nahm den Opfergangauf sich, kleidete sich betont femininund beschloss, dem Kontrahenten inder Rolle der tief besorgten Landesmutterihr Herz auszuschütten. Selten wurde<strong>die</strong> Weiblichkeit einer Königin von einerratlosen „Männergesellschaft“ so gezieltfür politische Zwecke instrumentalisiertwie bei dem legendären Treffen im Jahr1807. Für Preußen ging es ums nackteÜberleben. Für Luise war es ein bewussterAkt der Pflichterfüllung. Doch <strong>die</strong>Vermittlungsbemühungen scheiterten,der französische Kaiser ließ sich nichtbeirren, diktierte Friedensbedingungen,<strong>die</strong> Entsetzen auslösten. Aber er warangetan von der Frau, <strong>die</strong> er zuvor miteiner kriegslüsternen Amazone verglichenhatte, ihr beherztes Auftretenrang ihm Achtung ab. Zu seinem AußenministerTalleyrand sagte Bonapartenach dem Treffen: „Anstatt ihr eineKrone zu nehmen, möchte man versuchtsein, ihr eine andere zu Füßen zu legen“.Ein außergewöhnliches Eingeständnisfür jemanden, der ansonsten dafür bekanntwar, jede weibliche Einmischungin <strong>die</strong> Politik mit Verachtung zu strafen.62 | LUISE | FRAUEN, DIE GESCHICHTE MACHTEN


PORTRÄTLuise Heyer64 | CLEO | FRAUEN, DIE GESCHICHTE MACHTENFRAUEN,Ausbildung2006 Hochschule für Musik und Theater RostockFilm/TV 2012„<strong>Frauen</strong>, <strong>die</strong> <strong>Geschichte</strong> machten“, Luise von Preußen,<strong>ZDF</strong>, Regie: Christian Twente„Helmut Schmidt – Lebensfragen“, ARD,Regie: Ben von Grafenstein„Milan und Mila“, Kurzfi lm,Regie: Daniel Morias dos Santos Bruss„Histeria“, Kurzfi lm DFFB/ARTE,Regie: Katinka Narjes„SOKO Leipzig“, <strong>ZDF</strong>, Regie: Robert del Maestro“Jack“, Kino, Regie: Edward Berger„Hausbesuche“ Diplomfi lm KHM Köln,Regie: Claudia Mueller„Auf einmal“, 40’ Filmakademie Baden-Würtemberg,Regie: Tatjana Moutchnik„Habib Rhapsody“, Kino, Regie: Michael Baumann„Westwind“, Kino, *FBW Prädikat BesondersWertvoll, Regie: Robert Thalheim„Am 23. August um 0:17“, Kurzfi lm,Regie: Mark Auerbach„Vergiss nicht“, Fakettrailer, Regie: André Jagusch„Sechsundzwanzig“, Kurzfi lm, Regie: André Jagusch„Ich und Sie“, Kurzfi lm: Mark AuerbachAuszeichnung2012Beste Schauspielerinder Spielzeitam SchauspielhausDortmund2006201320112012201020092009200820052004TheaterBIOGRAFIESommertheater Dortmund: „Leonce und Lena“ –Die Governante, Inszenierung: Paolo MagelliSchauspielhaus Dortmund:„Der Meister Margarita“ – Margarita,Inszenierung: Kay Voges„Eskalation ordinär“ – alte Ehefrau,Inszenierung: Martin NimzSchauspielhaus Dortmund:„Gespenst von Ibsen“ – Regine,Inszenierung: Kay Voges„Winkelmanns Reise uns U“ – Bille(Tatsachenbericht von A. Winkelmann und Jost Krüger),Inszenierung: Adolf Winkelmann„Kleinbürgerhochzeit“ – Schwester,Inszenierung: Charlotte Zilm„Macbeth“ – Hexe, Malcolm,Inszenierung: Peter Jordan„Bluthochzeit“ – Frau, Inszenierung: Paolo MagelliSchauspielhaus Dortmund:„Miss Sara Sampson“ – Sara,Inszenierung: Christoph Mehler„Dreigroschenoper“ – Lucy,Inszenierung: Martin NimzHMT Rostock: „Leonce und Lena“,Inszenierung: Reinhard Göber„Spuren“, Inszenierung: Romy Hochbaum„Was Ihr wollt“, Inszenierung: Matthias StierVolkstheater Rostock: Amoklauf“,Inszenierung: Milena PaulovicsZwiet Berlin: „Hamlet TV“, Inszenierung: Ralph Hüttig„Liebelei“, Inszenierung: Ralph Hüttig„Mich fasziniert an Luise von Preußen ammeisten ihre Sicherheit, ihr Vertrauen in sichselbst. Das findet man heutzutage selten, weilviele an sich zweifeln und ein Ideal verfolgen, dasvon außen vorgegeben wird. Sie ist unglaublichfest und dabei so pur und menschenliebend. DieseAusstrahlung finde ich toll.“Quelle: www.fi tz-skoglund.deDIE GESCHICHTE MACHTEN | LUISE | 65


sophie66 | SOPHIE | FRAUEN, DIE GESCHICHTE MACHTENDie Seele desWiderstandsIn jungen Jahren# zur Ikone.Ich habeNEIN gesagtMein Kampf gegenHitler.Die weiße Rose#zumVon der BlumeSymbol.<strong>Frauen</strong>, <strong>die</strong><strong>Geschichte</strong>machten.6. Sophie SchollDie Seele des WiderstandsDi 17. Dezember | 20:15 Uhr


PORTRÄT„Es war unsere Überzeugung, dass der Krieg für Deutschland verloren ist,und dass jedes Menschenleben, das für <strong>die</strong>sen verlorenen Krieg geopfert wird, umsonst ist.“(Auszug aus den Verhörprotokollen)sophieschollLebte von 1921 bis 1943Studentin an der Universität MünchenKämpfte gegen das nationalsozialistische UnrechtsregimeMitglied der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“Selbstbewusst, unkonventionell, intelligentWegen „Hochverrats“ hingerichtet68 | CLEO | FRAUEN, DIE GESCHICHTE MACHTENFRAUEN, DIE GESCHICHTE MACHTEN | SOPHIE | 69


Dienstag,177. Dezember 201320.15 Uhr, <strong>ZDF</strong>sophieSamstag, 23. November 2013,21.5 Uhr, arteschollDieSophie Scholl besaß wederMacht noch Einfluss. Dasunterscheidet sie von denanderen Protagonistinnen derReihe „<strong>Frauen</strong>, <strong>die</strong> <strong>Geschichte</strong>machten“. Den Platz in den Geschichtsbüchernerhielt sie nicht, weil sie in ihrerZeit etwas bewegte, sondern weil sie, vonder Welt weitgehend unbeachtet, Stellungbezog und für ihre Haltung in denTod ging. Dadurch wurde sie posthumzum Vorbild und zur moralischen Instanz.Sophie Scholl ist neben Claus SchenkGraf von Stauffenberg sicher <strong>die</strong> populärsteFigur des Widerstands gegenHitler. Das hängt nicht nur mit ihrerBiografie, den Texten und Äußerungenzusammen, <strong>die</strong> von ihr überliefert sind,sondern auch mit den Fotos, <strong>die</strong> wirvon ihr kennen. Sie zeigen das jugendliche,beinahe kindliche Gesicht einerZwanzigjährigen, das nicht nur bewegt,weil wir ihr Schicksal kennen, sondernweil es in merkwürdigem Gegensatz zuihrer mutigen, unbeugsamen Haltungbeim Verhör und vor Gericht steht. Eshat sich in das kollektive Gedächtnisunserer Nation eingeschrieben.Wie aber war Sophie Scholl zum Widerstandgegen das NS-Regime gekommen?Warum riskierte sie ihr Lebenfür Flugblätter, von denen damals nurwenige Zeitgenossen überhaupt Kenntnisnahmen?Anders als <strong>die</strong> bisherigen Filme überSophie Scholl und <strong>die</strong> „Weiße Rose“ setztder Film nicht erst kurz vor der Verhaftungder Geschwister am 18. Februar 1943ein, sondern geht zurück bis in <strong>die</strong> Kindheit.Dabei offenbart sich eine bislangweitgehend unbekannte Seite SophieScholls, <strong>die</strong> seit ihrem Tod vorrangig alsIkone des Widerstands verehrt wird.Sophie Scholl kam aus einem liebevollenElternhaus, das Mädchen <strong>die</strong> gleichenRechte einräumte wie Jungen. Sie wuchszu einer selbstbewussten jungen Frauheran, <strong>die</strong> rauchte, gerne Auto fuhrund sich mit ihrem Freund als Ehepaarausgab, um gemeinsam in einemHotelzimmer übernachten zu können.Freiheiten, <strong>die</strong> in der NS-Diktatur keinesfallsselbstverständlich waren. Eine politischeMeinung entwickelte Sophie Schollfrüh – zeitweise im Widerspruch zu Vaterund Mutter. Sie übte Kritik an der gängigenMeinung, dass sich eine Frau ausder Politik heraushalten soll: „Sie soll ihreweiblichen Gefühle bestimmen lassenüber ihr Denken. Vor allem das Mitleid.Ich aber finde, dass zuerst das Denkenkommt, und dass Gefühle oft irreleiten“,schrieb sie einmal.Seele desWiderstandsDer Weg Sophie Scholls in den Widerstandwar nicht geradlinig. Im Gegenteil:Wie viele Intellektuelle ihrer Generationbegeisterten sich <strong>die</strong> GeschwisterScholl anfangs für <strong>die</strong> Hitlerjugend,für Wandern, Singen, Lagerfeuer undGemeinschaftserlebnisse. Rasch machtensie Karriere in HJ und BDM, was zuSpannungen im Elternhaus führte. Dieallmähliche Abkehr von der NS-Ideologiewar eine Folge von Vorfällen, beidenen <strong>die</strong> Geschwister zunächst durchihren ausgeprägten Individualismus inKonflikt mit dem System gerieten. Siemussten enttäuscht feststellen, dass<strong>die</strong> verordnete Gleichschaltung nicht <strong>die</strong>geringste Abweichung duldete.Doch erst im Krieg wurde aus der innerenDistanz zum System der endgültigeBruch. Hans Scholl und seine Freundeleisteten als Medizinstudenten Dienst inder Wehrmacht, dort erfuhren sie vonden entsetzlichen Verbrechen hinter derFront. Diese Erfahrungen, das Wissenum den Massenmord an Juden und <strong>die</strong>sinnlosen Opfer im aus ihrer Sicht längstverlorenen Krieg, waren schließlich derAuslöser für <strong>die</strong> ersten Flugblätter der„Weißen Rose“.Anfangs war Sophie Scholl nicht aktivbeteiligt, erst im Winter 1942 gehörte siedem kleinen Kreis von Studenten an, <strong>die</strong>in München weitere Flugblätter entwarfenund verteilten. Sie war zuständig für<strong>die</strong> Materialbeschaffung und wagte alsErste aus dem Freundeskreis <strong>die</strong> Fahrtin andere Städte, um dort <strong>die</strong> Texte zuverbreiten.Als Hans und Sophie Scholl am 18. Februar1943 bei der Verteilung von Flugblätternan der Münchner Universitätverhaftet wurden, bestand für SophieScholl noch eine Chance, der Gestapozu entrinnen. Der Gestapobeamte RobertMohr, der <strong>die</strong> Verhöre leitete, sagtenach dem Krieg aus, er habe SophieScholl nahegelegt, sich darauf zu berufen,dass sie unbedarft und schuldlos in<strong>die</strong> Sache ihres Bruders hineingezogenworden sei. Die junge Frau sei daraufjedoch nicht eingegangen.Stattdessen entschied sich SophieScholl dafür, „gerade zu sein“, Verantwortungfür ihre Taten zu übernehmenund sich nicht herauszureden. Im Vernehmungsprotokollheißt es nüchtern:„Es war unsere Überzeugung, dassder Krieg für Deutschland verloren ist,und dass jedes Menschenleben, dasfür <strong>die</strong>sen verlorenen Krieg geopfertwird, umsonst ist.“ Sophie Scholl hatteder Wahrheit <strong>die</strong> Ehre gegeben. Dafürmusste sie mit ihrem Leben bezahlen.Im August 1943 hielt Thomas Mann aus„Ich aber finde,dass zuerst das Denken kommt,und dass Gefühle oft irreleiten.“FOLGE 6dem Exil eine Ansprache im britischenRundfunk: „Ja, sie war kummervoll,<strong>die</strong>se Anfälligkeit der deutschen Jugend– gerade der Jugend – für <strong>die</strong>nationalsozialistische Lügenrevolution.Jetzt sind ihre Augen geöffnet, und sielegen das junge Haupt auf den Blockfür ihre Erkenntnis und für DeutschlandsEhre – legen ihn dorthin, nachdem sievor Gericht dem Nazi-Präsidenten insGesicht gesagt: „Bald werden Sie hierstehen, wo ich jetzt stehe“, nachdem sieim Angesicht des Todes bezeugt: „Einneuer Glaube dämmert an Freiheit undEhre.“ Brave, herrliche junge Leute! Ihrsollt nicht umsonst gestorben, sollt nichtvergessen sein.“70 | SOPHIE | FRAUEN, DIE GESCHICHTE MACHTENFRAUEN, DIE GESCHICHTE MACHTEN | SOPHIE | 71


STABLISTEsophieIhreW e l tschollBuchLeitungRegieKameraKamerassistenzTonSounddesignTonmischungSchnittDigitaleSpezialeffekteTiteldesignMusikProduction ServiceCastingSzenenbildAusstattungKostümbildMaskeWissenschaftlicheBeratungRedaktionelleMitarbeitMitarbeitAufnahmeleitungProduktionsleitungGruppe 5Produktionsleitung<strong>ZDF</strong>Produktionsmanagement<strong>ZDF</strong>Georg GraffeAnja GreulichPeter ArensChristian TwenteMichael LösekeMartin ChristAdnane KorchyouPavel BelohlavekMatous SysPetr SysVoijta NedvedFlorian BeckRamin SabetiPolloq Visual effectsxkopp creativePaul RabigerMiafi lmGitta Uhlig CastingGernot ThöndelBeata BrentnerovaRenata JanouskovaEva UngrovaDr. Barbara BeuysMartin BeckerMira DjovcosChristina RoseSabine EisnerCora SzielaskoManfred Haus-Pfl ügerProducerChristian TwenteChristian FeyerabendProduzent Uwe KerskenRedaktion <strong>ZDF</strong> Stefan BrauburgerFriederike HaedeckeRedaktion <strong>ZDF</strong>/arte Peter AllenbacherRollen und DarstellerSophie SchollFritz HartnagelHans SchollRobert MohrRoland FreislerLiv Lisa FriesJan PohlJohannes Hendrik LangerUdo SchenkThomas ChemnitzEine Produktion der Gruppe 5 Filmproduktion,Köln. Im Auftrag des <strong>ZDF</strong> in Zusammenarbeit mit<strong>ZDF</strong> Enterprises und arte.HerkunftSophie wuchs in einem liberalen Elternhaus auf undwurde in christlich-humanistischem Geist und zukritischem Denken erzogen. Ihr Vater Robert Schollwar Bürgermeister ihres Geburtsortes Forchtenberg/Württemberg.EigenschaftenHochintelligent, mutig, selbstbewusst, unbeugsam.Zeigte schon in frühen Jahren Zivilcourage undhatte einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn.UnkonventionellNach anfänglicher Symphatie mitdem von dem Nationalsozialistenpropagierten Gemeinschaftsideal alsBDM-Mädel entwickelte Sophie bald eineAbwehrhaltung gegenüber dem Nazi-Regime.Das manifestierte sich u.a. auch in ihrem Äußeren:Sophie trug eine Bubikopf-Frisur und widersprachdamit dem herrschendenSchönheitsideal, das für junge<strong>Frauen</strong> und Mädchen Zöpfevorsah. Zudem fuhr sie selbstAuto und rauchte.Studium1942 nahm sie an der UniMünchen ein Biologie- undPhilosophiestudium auf. Überihren älteren Bruder Hans erste Kontakte zugleichgesinnten, regimekritischen Kommilitonen.Weiße RoseDie wohl bekanntestestudentische Widerstandsgruppenim Dritten Reich. HansScholl verfasste im Juni/Juli 1942gemeinsam mit Alexander Schmorellvier Flugblätter, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Überschrift „Weiße Rose“trugen. Ab Januar 1943 wurden weitere Flugblättergedruckt – nun gehörten Sophie Scholl, ChristophProbst und Willi Graf zu der Gruppe um HansScholl, <strong>die</strong> heute als „Weiße Rose“ bekannt ist. Inden insgesamt sechs Flugblättern riefen <strong>die</strong> Studentenzum Widerstand gegen das NS-Regime auf undprangerten <strong>die</strong> Verbrechen gegen Juden an.EntdeckungDie Gestapo vermutete bereits Anfang 1943 <strong>die</strong>Urheber der Flugblattaktionen in MünchenerStudentenkreisen. Beim Verteilen des sechstenFlugblattes an der Universität wurden Hans undSophie Scholl am 18. Februar von einem Hausmeisterbeobachtet und gemeldet. Neben den GeschwisternScholl wurde auch Christoph Probst verhaftet.ProzessNach dreitägigem Verhör erfolgte am 22. Februar1943 der Prozess vor dem Volksgerichtshof, zudem der berüchtigte Präsident Roland Freisler extraaus Berlin anreiste. Sophie und Hans Scholl sowieChristoph Probst wurden zum Tode verurteilt undnoch am selben Tag durch das Fallbeil im StrafgefängnisMünchen-Stadelheim hingerichtet.„Ich bin nach wie vor der Meinung, das Beste getanzu haben, was ich gerade jetzt für mein Volk tunkonnte. Ich bereue deshalb meine Handlungsweisenicht und will <strong>die</strong> Folgen, <strong>die</strong> mir aus meiner Handlungsweiseerwachsen, auf mich nehmen.“(Sophie Scholl laut Vernehmungsprotokoll)72 | SOPHIE | FRAUEN, DIE GESCHICHTE MACHTENFRAUEN, DIE GESCHICHTE MACHTEN | SOPHIE | 73


SPECIALSPECIALIch habe„Nein gesagtMein Kampf gegen HitlerSophie Scholl gilt als Ikone des Widerstands gegendas NS-Regime. Dabei war sie nicht von Anfangan gegen Hitler und seine Politik eingestellt.Begeistert trat Sophie Anfang 1934 dem „BundDeutscher Mädel“ bei und tat es damit ihren Geschwisternnach. Die Jugendorganisationen der Nazis gaben den Jugendlichendas Gefühl, ernst genommen zu werden, Teileiner großen Bewegung zu sein und Verantwortung für andereübernehmen zu können. Sophie Scholl machte Karriere imBDM und Ieitete bald als „Scharführerin“ eine eigene Gruppe.Dabei entsprach Sophie Scholls Äußeres keineswegs dem<strong>Frauen</strong>bild der NS-Ideologie: „Sie war wie ein feuriger wilderJunge, trug <strong>die</strong> dunkelbraunen glatten Haare im Herrenschnittund hatte mit Vorliebe eine (…) Winterbluse ihres Brudersan“, erinnerte sich eine Freundin. Das hinderte Sophie Scholljedoch nicht daran, weiter im BDM aufzusteigen.Dass es aber einer jüdischen Mitschülerin nicht gestattetwar, der Hitler-Jugend beizutreten, warf bei Sophie SchollFragen auf. Sie ging immer mehr auf Distanz zur NS-Ideologie,doch zum Bruch mit dem System kam es nicht wegender fortschreitenden Ausgrenzung von Juden.Im November 1937 wurden Sophie Scholl, ihre GeschwisterInge, Werner und Hans von der Gestapo verhaftet, weil sie sichangeblich in „illegalen Jugendbünden“ betätigten. Hintergrundwar, dass Hans Scholl, der mit 18 Jahren regulär aus derHitlerjugend ausgeschieden war, eine eigene Jungengruppegegründet hatte. Nach den NS-Gesetzen eine Straftat. Spätergab Sophie Scholl an, dass <strong>die</strong> Verhaftung im Winter 1937der Grund für ihre „weltanschauliche Entfremdung vom BDMund damit der NSDAP“ gewesen sei: „Ich bin heute noch derAuffassung, dass das Vorgehen gegen uns (…) vollkommenungerechtfertigt war“, heißt es im Protokoll der Gestapo.Als der Krieg ausbrach und Sophie Scholl von den Verbrechenhinter der Front erfuhr, entschied sie sich dafür, „etwas zutun“. Einer Freundin sagte sie Anfang Dezember 1942: „Wennjeder nur eine Meinung hat gegen <strong>die</strong>ses System, aber nichthandelt, so macht er sich schuldig. [...] Ich jedenfalls will nichtschuldig werden!“Mit Flugblättern wollten Hans und Sophie Scholl und ihreFreunde der „Weißen Rose“ den Deutschen <strong>die</strong> Augen öffnen.Sie bezahlten mit ihrem Leben – weil sie „Nein“ zu Hitlergesagt hatten.74 | SOPHIE | FRAUEN, DIE GESCHICHTE MACHTENFRAUEN, DIE GESCHICHTE MACHTEN | SOPHIE | 75


2011Goldene Kamera„Lilli Palmer & CurdJürgens Gedächtniskamera“als besteNachwuchsschauspielerinfür „Sie hat es ver<strong>die</strong>nt“ “2011AudiGeneration Award20122012AuszeichnungenGünter-Strack-Fernsehpreisfür„Sie hat es ver<strong>die</strong>nt“Nominierung für BUNTEnew faces awardals besteNachwuchsschauspielerinfür „Sie hat es ver<strong>die</strong>nt“TV„Tatort – Zirkusleben“, ARDBIOGRAFIELiv Lisa FriesLiv Lisa Fries wurde 1990 in Berlingeboren. Von 2005 bis 2008 nahm sieSchauspieltraining bei Kristiane Kupferam Special Coaching Actors Studio inBerlin. Sie lernte vier Jahre Chinesischund bereiste China. 2010 absolvierte siein Berlin-Pankow ihr Abitur.Seit 2005 steht Liv Lisa Fries vor derKamera. Bekannt wurde sie durch ihreDarstellung in „Schimanski – Tod in derSiedlung“ (2007), wo sie an der Seitevon Götz George spielte.Große Aufmerksamkeit erlangte sie mitdem ARD-Film „Sie hat es ver<strong>die</strong>nt“ vonRegisseur Thomas Stiller, in dem sie an„<strong>Frauen</strong>, <strong>die</strong> <strong>Geschichte</strong> machten“,Sophie Scholl,Regie: Christian Twente, <strong>ZDF</strong>„Add a friend“,Regie: Ulli Baumann, TNT„Donna Leon - Reiches Erbe“,Regie: Sigi Rothemund, ARD„Schneeweißchen und Rosenrot“,Rolle: Rosenrot,Regie: Sebastian Grobler, ARD„Polizeiruf 110 – Fieber“,Regie: Hendrik Handloegten, BR„Bella Block -Der Fahrgast und das Mädchen“,Regie: Torsten C. Fischer, <strong>ZDF</strong>„Vater Mutter Mörder“,Regie: Niki Stein, <strong>ZDF</strong>„Eine halbe Ewigkeit“,Regie: Matthias Tiefenbacher, ARD„Sie hat es ver<strong>die</strong>nt“,Regie: Thomas Stiller, ARD„Liebling, weck <strong>die</strong> Hühner auf “,Regie: Matthias Steurer, ARD„Schimanski –Tod in derSiedlung“, ARDder Seite von Veronica Ferres <strong>die</strong> aggressiveJugendliche „Linda“ spielt, <strong>die</strong>ihre Mitschülerin zu Tode quält. Für ihreüberzeugende Darstellung wurde sie2012 mit der Goldenen Kamera als besteNachwuchsschauspielerin sowie 2011mit dem Günter-Strack-Fernsehpreisausgezeichnet.Im preisgekrönten Jugenddrama„Bis aufs Blut – Brüder auf Bewährung“(Regie: Oliver Kienle), spielte sie<strong>die</strong> rebellischen Caro. Im Fernsehen sahman sie zuletzt im BR-Polizeiruf „Fieber“(Regie: Hendrik Handloegten) sowie als„Rosenrot“ in der ARD-Märchenverfilmung„Schneeweißchen und Rosenrot“201320122011201020092007„Mich fasziniertan Sophie Schollvor allem ihr Rückgrat.Sie hätte ja auch einenRückzieher machenkönnen. Aber sie hatzu allem gestanden.“Kino„Und morgen Mittag bin ich tot“,2012 Regie: Frederik Steiner2011/1220102009200720062005(Regie: Sebastian Grobler). Das Amok-Drama „Staudamm“ (Regie: ThomasSieben) mit ihr als Überlebende einesAmoklaufs feierte auf dem <strong>die</strong>sjährigenMax Ophüls-Preis Filmfestival Premiere.In „Und morgen Mittag bin ich tot“(Regie: Frederik Steiner) wird man siedemnächst in der Rolle der Mukovizidosekranken Lea, <strong>die</strong> selbstbestimmt in denTod gehen möchte, auf der Kinoleinwandsehen.„Staudamm“,Regie: Thomas Sieben„Romeos“,Regie: Sabine Bernardi„Bis aufs Blut“,Regie: Oliver Kienle„Die Welle“,Regie: Dennis Gansel„Unbelehrbar“,Regie: Anke Hentschel„Elementarteilchen“,Regie: Oskar Roehler76 | CLEO | FRAUEN, DIE GESCHICHTE MACHTENQuelle: www.agentur-hahlweg.deFRAUEN, DIE GESCHICHTE MACHTEN | SOPHIE | 77


ZUSATZANGEBOTZUSATZANGEBOTErneute Kooperation des Z DFmit dem Geschichtslehrerverbandrichts. Der bewusste Einsatz von Film-Sequenzen im Unterricht mag vor allemimmer dann sinnvoll erscheinen, wennFilm-Ausschnitte über Motivation derSchülerinnen und Schüler und Veranschaulichungder Sache hinaus einerme<strong>die</strong>nkritischen Analyse unterzogenwerden. Aufgrund ihrer Vielschichtigkeitund Komplexität sind Filme besondersgeeignet, <strong>die</strong> Aufbereitung von Vergangenheitzu untersuchen und im Hinblickauf <strong>die</strong> ihr zugrundeliegende Intentionalitätzu hinterfragen. Auf <strong>die</strong>se Weisekönnen Schülerinnen und Schüler amBeispiel von Filmen ein Methodenrepertoireerwerben, das sie in <strong>die</strong> Lageversetzt, Darstellungen und Quellenjedweder Art kritisch zu begegnen(Schärfung der Me<strong>die</strong>nkompetenz).Viele Filme, Informationsangebote undUnterrichtsmaterialien, <strong>die</strong> in Kooperationmit dem VGD entstanden sind, sindunter: http://lehrermaterialien.zdf.de/ zuerreichen. Wie zum Beispiel:„Die Deutschen I & II“ (2008 & 2010)„Die Machtergreifung“ (2009)„Kampf um Germanien“ (2009)„Der Heilige Krieg“ (2011)Eine besondere Form der Zusammenarbeitzwischen VGD und <strong>ZDF</strong> bestehtbei dem groß angelegten Langzeitprojekt„Das Gedächtnis der Nation“. ImRahmen <strong>die</strong>ses Projektes werden Zeitzeugenbundesweit zu ihren Erinnerungenan wichtige Wendepunkte der deutschen<strong>Geschichte</strong> befragt. Dadurchsoll der bereits vorhandene Zeitzeugenpooldes <strong>ZDF</strong> sukzessive zu einemgroßen „Zeitzeugenarchiv“ erweitert werden.Die Zeitzeugeninterviews werdensowohl chronologisch als auch thematischgeordnet und können über ein Internetportalgezielt angesteuert werden.Die Arbeitsgruppe „Rundfunk und Fernsehen“des VGD trägt zu <strong>die</strong>sem Zeitzeugenportalzusätzliche Materialien bei,liefert <strong>die</strong> Kontextualisierungen der Interviewsund stellt lehrplanbezogeneArbeitsaufträge für <strong>die</strong> Sekundarstufen Iund II zur Verfügung.Dr. Ralph ErbarLandesvorsitzender des rheinlandpfälzischenGeschichtslehrerverbandesLange Zeit waren es nur <strong>die</strong>„Großen Männer“ gewesen,von denen man glaubte,dass sie allein <strong>die</strong> <strong>Geschichte</strong>gemacht hätten.Erst vergleichsweise spät entwickeltesich ein Bewusstsein dafür, dass auch<strong>Frauen</strong> auf vielfältige Weise <strong>die</strong> Geschickeder Menschheit beeinflusstund gelenkt haben – als Heldinnen desAlltags, als Herrscherinnen und manchmalsogar als „Göttinnen“. Heute sind<strong>Frauen</strong> in <strong>die</strong> aktuellen Lehrpläne undSchulbücher integriert und genießen imUnterricht einen deutlich höheren Stellenwertals früher. Vor allem für jungeMädchen besitzen <strong>die</strong>se <strong>Frauen</strong> einIdentifikationspotenzial.Mit der neuen Staffel „<strong>Frauen</strong>, <strong>die</strong><strong>Geschichte</strong> machten“, hebt das <strong>ZDF</strong><strong>die</strong>se <strong>Frauen</strong> und ihre Leistungenhervor. Es handelt sich dabei natürlichum eine Auswahl, <strong>die</strong> aber dafürsensibilisieren kann, in Zukunft nochstärker darauf zu achten, dass <strong>Frauen</strong>zu unterschiedlichen Zeiten und mitganz unterschiedlichen Mitteln Politikund gesellschaftliches Leben beeinflussten.Mit der Auswahl von Kleopatrabis Sophie Scholl wurden nicht nur alleEpochen von der Antike bis ins 20. Jahrhundert,sondern auch mehrere Kulturkreiseberücksichtigt.Materialien, <strong>die</strong> der Geschichtslehrerverband(VGD) sendebegleitend erstellt,regen dazu an, <strong>die</strong> Schicksale der betreffenden<strong>Frauen</strong> im Unterricht weiterzuverfolgenund sich auf <strong>die</strong> Suche nachweiteren <strong>Frauen</strong> zu machen, <strong>die</strong> bisher(noch) im Dunkel der Vergangenheitverborgen sind.Eine seit 2008bestehendeKooperationzwischendem Geschichtslehrerverbandund dem<strong>ZDF</strong> führte dazu, dassmittlerweile mehr als40 Einzelproduktionenund Reihen desSenders von Mitgliederndes VGDgesichtet, mit didaktisch-methodischenErläuterungen versehen und durchArbeitsblätter für den Unterricht aufbereitetwurden. Geradezu Modellcharaktergewann <strong>die</strong> Kooperation zwischenVGD und <strong>ZDF</strong> im Rahmen der Zusammenarbeitbei den beiden jeweils zehnteiligenStaffeln von „Die Deutschen“, <strong>die</strong>auf große Publikumsresonanz stießen.Hier wurde durch das <strong>ZDF</strong> über <strong>die</strong> einzelnenFolgen hinaus ein langfristigesund umfassendes Informationsangebotim Netz bereitgestellt, das zahlreicheZusatzmaterialien zu den gezeigten Sendungenbis heute anbietet, ergänzt durch<strong>die</strong> didaktisch-methodischen Kommentareund Arbeitsblätter des VGD.Der für „Die Deutschen“ und auch für<strong>die</strong> „<strong>Frauen</strong>, <strong>die</strong> <strong>Geschichte</strong> machten“,gewählte Zugriff der Personalisierungmacht es jüngeren Schülerinnen undSchülern leichter, einen Einstieg in <strong>die</strong>oft verworrenen Stränge der Vergangenheitzu finden. Die kurzen Quellensplitterin den Schulbüchern werden durch<strong>die</strong> Filme in einen konkreten Sinnzusammenhanggestellt, sie werden kontextualisiertund gewinnen damit an Bedeutungfür <strong>die</strong> Weiterführung des Unter-Sie haben sich an <strong>die</strong> Spitze desStaates gekämpft, mächtigenWidersachern <strong>die</strong> Stirn gebotenoder in eiserner Rüstung einHeer in <strong>die</strong> Schlacht geführt.Die in der <strong>ZDF</strong>-Reihe porträtierten Charakterehaben auf sehr unterschiedlicheund beeindruckende Weise <strong>Geschichte</strong>gemacht – manche mit den vielzitierten„Waffen einer Frau“, manche mit denMethoden der Männerwelt, manche mitder Kraft des Gewissens: Kleopatra, <strong>die</strong>„Jungfrau von Orleans“ Jeanne d’Arc,Queen Elisabeth I., <strong>die</strong> russische KaiserinKatharina <strong>die</strong> Große, Königin Luise vonPreußen und Sophie Scholl.Alle Folgen,Hintergrundinformationen,Lehrermaterialienund exklusive Online-Videossind abrufbar unterwww.frauendergeschichte.zdf.deAußergewöhnliche Lebensläufe habenoft außergewöhnliche Ursachen: Lages an der Persönlichkeit oder warenes besondere Zeitumstände, <strong>die</strong> aus<strong>die</strong>sen <strong>Frauen</strong> historische Figuren werdenließen? Wie gelang es ihnen, <strong>die</strong>herrschenden Rollenbilder zuüberwinden? Wodurch habensie ihre Zeit geprägt, warumsind sie in Erinnerung geblieben?Fragen, <strong>die</strong> auch heutenoch aktuell sind, wie <strong>die</strong> derzeitigenDebatten um <strong>Frauen</strong>in Führungspositionen zeigen.Das Online-Angebot zur <strong>ZDF</strong>-Reihe liefert Informationen undergänzende historische Fakten zu denBiografien der sechs Protagonistinnen,es lässt Historiker zu Wort kommen, <strong>die</strong>Aufschluss geben über <strong>die</strong> besondereRolle <strong>die</strong>ser <strong>Frauen</strong> in ihrer Zeit unddarüber hinaus. Dr. Kirsten Bode78 | ZUSATZANGEBOT | FRAUEN, DIE GESCHICHTE MACHTENFRAUEN, DIE GESCHICHTE MACHTEN | ZUSATZANGEBOT | 79


PRODUKTIONPRODUKTIONAm letzten Drehtag hatte ichein erhebendes Erlebnis:Alle sechs Hauptdarstellerinnenunserer Reihe ver-.sammelten sich in den berühmtenPrager „Barrandov-Filmstudios“,um <strong>die</strong> „Opener“ aufzunehmen. Esherrschte eine besondere Anspannung,denn <strong>die</strong> Eingangsszene ist sehr intensiv:Die Darstellerin, im historischen Kostüm vorschwarzem Hintergrund, spricht direkt in<strong>die</strong> Kamera – zum Zuschauer. Beim Abendessennach den Dreharbeiten war es eineFreude, <strong>die</strong> sechs jungen, hochtalentiertenKünstlerinnen an einem Tisch zu bewundern,<strong>die</strong> voller Begeisterung über ihreRollen und <strong>die</strong> gesamte Reihe sprachen.Ihre Hauptmotivation, <strong>die</strong> Rollen anzunehmen,bestand in der besonderen Erzählformder Filme. Das Leben der Heldinnenwird nämlich szenisch erzählt, aus der Ich-Perspektive heraus. Mitte der 90er Jahrewaren Inszenierungen in Dokumentationennoch verpönt, später gewöhnte sich <strong>die</strong>Kritik daran. Vor zehn Jahren war es dannausreichend, Szenen mit Kleindarstellernzu besetzen, <strong>die</strong> oft gar nichts sagten oderbestenfalls etwas murmelten. Bei unserer20-teiligen Reihe über „Die Deutschen“– eine Mischung aus Drama und Doku –war es uns bereits ungleich wichtiger gewesen,<strong>die</strong> Hauptrollen hoch zu besetzen.Drama-Autoren schrieben Dialoge, <strong>die</strong> <strong>die</strong>Filme erheblich bereicherten. Die Zeit, inder man bei einem Drei-Minuten-Schwenküber <strong>die</strong> Alpen im Off-Kommentar sagenkonnte: „Hier kamen einst <strong>die</strong> Römer überden Berg“, ohne <strong>die</strong>s zu zeigen, war offensichtlichvorbei.Mit dem vorliegenden Projekt sind wireinen Schritt weiter gegangen. „Doku“kommt nicht mehr vor, es gibt keineExperten-Interviews. Zwingende Voraussetzungwar daher, dass <strong>die</strong> Qualitätder Schauspielerinnen, <strong>die</strong> Kleopatra,Katharina, Sophie Scholl und <strong>die</strong> anderenHeldinnen verkörperten, sehr hoch angesiedeltsein musste. Dies ist, wie ich meine,sehr gut gelungen. Die durchgehend szenischeErzählweise kommt der Wirkung derDarstellerinnen gewiss entgegen, weil ihrSpiel nicht mehr von dokumentarischenEinschüben unterbrochen wird und siesich ganz in ihre Figur vertiefen können.Ein Großteil der Handlung basiert zudemauf Fakten und Geschriebenem, wie imFall von Jeanne d’Arc auf den historischenProzessakten. Auch das verleiht den Heldinneneine besondere Authentizität.Die BBC hatte in ihrer Dokuabteilung („Science“)vor Jahren den Film „Supervulcano“hergestellt. Alles ist darin durchinszeniert,selbst <strong>die</strong> Interviews sind erfunden. ImVorspann steht lakonisch: „The Events arebased on facts.” Der Film war weltweit eingroßer Erfolg. Besonders in den USA wendensich <strong>die</strong> Zuschauer zunehmend durchkonstruiertenStories zu – nicht gespieltvon Komparsen, sondern von richtig guten,überzeugenden Schauspieler/-innen, <strong>die</strong>den Zuschauer mit spannenden Dialogenfesseln.Dokumentationssender wie „Discovery“,„National Geographic“ und „History“stellen heute entweder „FactualEntertainment“ in Serie her, oft vollgescriptet wie „Duck Dynasty“,oder produzieren Drama-Serien oder Specials wie„Killing Lincoln“ mit TomHanks, „KillingKennedy“oder„The Hatfields and Macoys“ mit KevinKostner und zuletzt „The Vikings“. DieseSendungen sind bei allen US-Sendernmit den größten Einschaltquoten belohntworden. Hochinteressant dabei ist, dasssogenannte „Doku-Produktionsfirmen“Drama herstellen und „Drama-Firmen“gerne auch Factual Entertainment produzieren.Die Trennung zwischen „Doku“ und„Drama“ und <strong>die</strong> jeweilige Zuordnung anbestimmte Firmenprofile ist anscheinendaus der Mode gekommen, was dem TV-Markt eine neue Lebendigkeit verleiht. Esgeht in der modernen TV- und Me<strong>die</strong>nweltzunehmend um <strong>die</strong> Frage, wer <strong>die</strong> besteIdee und <strong>die</strong> besten Erzähler dafür hat. Wirals Gruppe 5 wollen uns weiterhin <strong>die</strong>serreizvollen Herausforderung stellen.Uwe Kersken, Produzent /Executive ProducerGruppe 5 FilmproduktionGmbH, Köln.Acht Meter tief fiel NadjaBobyleva (Jeanne D´Arc)beim Kampf um Orleansrücklings von der Sturm-.leiter, ehe sie kurz vordem Aufprall auf den Boden durch einSicherungsseil gestoppt wurde. Nadjasteckte in einer 15-Kilo-Rüstung undhatte so eine Stuntaktion noch nie gespielt.Doch sie tat es mit Bravour.Nur so war es möglich, <strong>die</strong> Einstellungzu drehen, <strong>die</strong> wir haben wollten: Jeanned´Arc während ihres Falls mit der Kameravon oben ins Gesicht zu sehen.Das Ganze in Slowmotion – eine faszinierendeSzene des 2. Teils der Reihe„<strong>Frauen</strong>, <strong>die</strong> <strong>Geschichte</strong> machten“.Dieser Blick in das Gesicht steht exemplarischfür den Anspruch, demZuschauer <strong>die</strong> berühmten historischenCharaktere so nahe wie möglich zubringen, sie erlebbar zu machen. Um<strong>die</strong>sen Eindruck zu verstärken, habenwir zusammen mit allen Darstellerinnenbei den Proben einen besonderenStil erarbeitet: Die Art zu sprechen, <strong>die</strong>Gestik und Mimik sind nicht historisch,sondern modern, heutig, aktuell. Historischsind das Setting, das Kostüm unddas Make-up. Und das so authentischwie möglich.Bis zu drei Stunden brauchte daherjeden Tag das Dressing in Make-upund Kostüm, ehe sich Marleen Lohseoptisch in Elisabeth von England, AlmaLeiberg in Katharina <strong>die</strong> Große und LuiseHeyer in Luise von Preußen verwandelthatte. Eine enorme Belastung, da einzehnstündiger Drehtag dann noch voruns lag.Wie stellt man eine Kleopatra dar, <strong>die</strong>umgeben von einer neidischen undmissgünstigen römischen Schickeriagute Miene zum bösen Spiel machenmuss? Wie eine Katharina, <strong>die</strong> zumindestahnen konnte, dass man ihrenEhemann ermordet? Wie eine Luise,<strong>die</strong> dem von ihr verabscheuten Napoleonentgegentreten wird?Wie eine Sophie Scholl imVerhör mit Gestapo-Beamten?Doch damit nicht genug. Häufi g brachteauch der Drehplan Widrigkeiten mitsich. Drei Grad über Null zeigte dasThermometer im Februar nachts amDrehort in Marokko, als Kleopatra(Pegah Ferydoni) im Perlentanga vorAntonius trat. 30 Grad über Null zeigtedas Thermometer im Juli in der MünchenerAltbauwohnung, als <strong>die</strong> jungeSophie Scholl (Liv Lisa Fries)) mitFreunden Swing tanzt – in Nylonstrümpfenund dicker roter Strickjacke,denn <strong>die</strong> Szene spielt im November.Beklagt aber hat sich niemand. ImGegenteil.Es ist sicher ein Privileg, einen historischenFernsehfi lm drehen zu können.Ein einmaliges Geschenk aber ist es,Filme über sechs herausragende <strong>Frauen</strong>charakterezu drehen – wenngleichauch eine Herausforderung:Alle bisherigen Produktionen, wie „DieDeutschen“ oder „Der Heilige Krieg“ließen ein „Hintertürchen“ offen; <strong>die</strong>Möglichkeit, <strong>die</strong> Szenen durch dokumentarischeEinschübe oder O-Tönezu unterfüttern. Jetzt aber waren wirganz und gar auf das szenische Spielangewiesen. Umso exakter mussten<strong>die</strong> Drehbücher geschrieben werden,umso aufwändiger waren <strong>die</strong> Vorbereitungenfür <strong>die</strong> Dreharbeiten, umsointensiver <strong>die</strong> Regiearbeit mit den Darstellerinnen.Es hat sich gelohnt.Christian Twente, RegisseurGruppe 5 Filmproduktion GmbH, Köln.80 | PRODUKTION | FRAUEN, DIE GESCHICHTE MACHTENFRAUEN, DIE GESCHICHTE MACHTEN | PRODUKTION | 81


BEGLEITBUCH & DVDBegleitbuch& DVDSonntag,1. Dezember 201323.30 Uhr, <strong>ZDF</strong><strong>ZDF</strong>-History.Der große <strong>Frauen</strong>-Checkvon Jörg MüllnerSonntag, 8. Dezember 201323.30 Uhr, <strong>ZDF</strong><strong>ZDF</strong>-History. Unsere Besten –<strong>Frauen</strong>, <strong>die</strong> <strong>Geschichte</strong> machtenIMPRESSUMFotosBegleitbuch und DVDssind im Handel erhältlich.Herausgeber: Peter ArensStefan BrauburgerUmfang: 368 SeitenHardcoverFormat: 17 x 24 cmErscheinungstermin:11. November 2013Preis: 24,99 EuroISBN: 978-3-570-10171-1action pressAgentur Bridgemanakg imagesbpk-imagesddp imagesdpaeastblockworld.comgetty imagesimagostock&peopleInterfoto/Science & Societyinterfoto/ifpadKNSK Christina HolzerMauritiusMauritius/Herrmann DieterMaritius/alamysuper stockall mauritius imagesTina Lutherullstein bild/KeuteUllstein/heritage<strong>ZDF</strong>/Christina Rose<strong>ZDF</strong>/Gabriela Brück<strong>ZDF</strong>/Uli Glockmann<strong>ZDF</strong>/Stefan Klüter<strong>ZDF</strong>/Michael Küpker<strong>ZDF</strong>/Marie Galynski,ZAV-Künstlervermittlung<strong>ZDF</strong>/Rico Rossival<strong>ZDF</strong>/Rene PaepkeImpressumVerantwortlich: Alexander Stock, HA KommunikationRedaktion: <strong>ZDF</strong>-PressestelleGestaltung Anzeigenmotive: KNSK Werbeagentur GmbHGestaltung/Herstellung: <strong>ZDF</strong>-HerstellungDruck: HÖHN GmbH, Ulm© <strong>ZDF</strong>, MainzSeptember 2013Kontakt<strong>ZDF</strong>-Pressestelle,Magda Huthmann,Tel: 06131/70 12149huthmann.m@zdf.deFotos sind erhältlich unterhttps://bilder<strong>die</strong>nst.zdf.de/presse/frauen<strong>die</strong>geschichtemachten82 | BUCH/DVD | FRAUEN, DIE GESCHICHTE MACHTENFRAUEN, DIE GESCHICHTE MACHTEN | IMPRESSUM | 83

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