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Faltblatt [PDF] - Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung

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<strong>Stiftung</strong> <strong>Flucht</strong>, <strong>Vertreibung</strong>, <strong>Versöhnung</strong><br />

Die Bundesstiftung <strong>Flucht</strong>, <strong>Vertreibung</strong>, <strong>Versöhnung</strong> wurde am<br />

30. Dezember 2008 auf Beschluss des Deutschen Bundestages als<br />

unselbständige <strong>Stiftung</strong> des ö�entlichen Rechts in Berlin errichtet.<br />

Die Einrichtung soll im Geiste der <strong>Versöhnung</strong> die Erinnerung und<br />

das Gedenken an <strong>Flucht</strong>, <strong>Vertreibung</strong> und Zwangsmigration in<br />

Europa im 20. Jahrhundert wachhalten. Sie wird das Schicksal der<br />

Millionen Flüchtlinge und Vertriebenen dokumentieren, die<br />

aufgrund von Kriegen, nationalen Kon�ikten und Diktaturen ihre<br />

Heimat verloren haben. <strong>Flucht</strong> und <strong>Vertreibung</strong> von bis zu 14<br />

Millionen Deutschen bilden einen Hauptakzent der <strong>Stiftung</strong>s-<br />

arbeit. Das Thema wird im historischen Kontext des Zweiten<br />

Weltkrieges und der nationalsozialistischen Expansions- und<br />

Vernichtungspolitik und ihrer Folgen dargestellt.<br />

Zum Standort der <strong>Stiftung</strong> hat die Bundesregierung das Deutschlandhaus<br />

in Berlin bestimmt, das seit den 1960er Jahren mit dem<br />

„Haus der Ostdeutschen Heimat“ bzw. der „<strong>Stiftung</strong> Deutschlandhaus“<br />

ein Begegnungsort für Vertriebene in der geteilten Hauptstadt<br />

war. Nach der Sanierung und dem Umbau des Gebäudes<br />

erwartet die Besucher dort ein Ausstellungs-, Dokumentations-<br />

und Informationszentrum. Neben einer Dauerausstellung und<br />

Wechselausstellungen gehören dazu ein breites Veranstaltungsprogramm,<br />

eine Fachbibliothek, ein Zeitzeugenarchiv sowie<br />

Angebote für die Schüler- und Erwachsenenbildung.<br />

Die Ausstellungen der <strong>Stiftung</strong> wollen Kenntnisse über <strong>Flucht</strong><br />

und <strong>Vertreibung</strong> der Deutschen während und nach dem Zweiten<br />

Weltkrieg sowie über weitere Zwangsmigrationen vornehmlich in<br />

Europa im 20. Jahrhundert vermitteln. Die Dauerausstellung wird<br />

durch regelmäßige Wechselausstellungen ergänzt, die aktuelle<br />

Entwicklungen behandeln, aber auch einzelne historische<br />

Aspekte vertiefen.<br />

Im Dokumentations- und Informationszentrum wird es eine<br />

ö�entlich zugängliche Fachbibliothek zum Thema Zwangsmigration<br />

geben. Zu seinen Aufgaben gehören zudem die Sammlung,<br />

Erstellung und wissenschaftliche Auswertung einschlägiger<br />

Materialien wie schriftlicher und audiovisueller Zeitzeugen-<br />

berichte aus dem In- und Ausland. Mit unterschiedlichen<br />

Veranstaltungsformaten und Publikationen werden die Themen<br />

<strong>Flucht</strong>, <strong>Vertreibung</strong>, Zwangsmigration einem breiten Publikum<br />

präsentiert.<br />

Aufgrund der historischen wie aktuellen Bedeutung ihrer Themen<br />

hat die <strong>Stiftung</strong> einen wichtigen Bildungsauftrag. Das Ausstellungs-,<br />

Dokumentations- und Informationszentrum wird Schüler,<br />

Lehrer und Studenten direkt ansprechen und mit Fortbildungen,<br />

Seminaren und Workshops Angebote in der Erwachsenenbildung<br />

bereithalten.<br />

Unterschiedliche Perspektiven und ein o�ener wissenschaftlicher<br />

Dialog sollen die Arbeit der <strong>Stiftung</strong> prägen. Durch ihre Arbeit<br />

wirkt die <strong>Stiftung</strong> <strong>Flucht</strong>, <strong>Vertreibung</strong>, <strong>Versöhnung</strong> an der Gestaltung<br />

einer friedlichen und gemeinsamen Zukunft in Europa mit.<br />

1848<br />

2. Rundgang: Arbeit 1848<br />

Patrick Dierks Norbert Sachs Architekten BDA, Berlin<br />

Entwurfsverfasser: Norbert Sachs, Johannes Sierig, Florian<br />

Geddert<br />

Fachberater: TWL – FD Ingenieure , Berlin<br />

TGA – B.I.G. GmbH , Berlin<br />

1849<br />

2. Rundgang: Arbeit 1849<br />

Winking · Froh Architekten BDA, Berlin<br />

Entwurfsverfasser: Martin Froh<br />

Mitarbeiter: Michael Sägesser, Maik Koch, Achim Schröter,<br />

Krystyna Roman, Stefan Petro<br />

Fachberater: HKP – Ingenieure, Hamburg<br />

1852<br />

2. Rundgang: Arbeit 1852<br />

Hascher + Jehle Planungsgesellschaft mbH, Berlin<br />

Entwurfsverfasser: Prof. Rainer Hascher, Prof. Sebastian Jehle<br />

Dipl.-Ing. Kathleen Behrendt, M Sc. Daniel Sonntag<br />

Cand Arch. Jan Schwarzer<br />

Fachberater: Ingenieurbüro Mayer AG, TGA<br />

1854 1858<br />

2. Rundgang: Arbeit 1854<br />

Moneo Broks Studio SL, Madrid (Spanien)<br />

Entwurfsverfasser: Belén Moneo Feduchi<br />

Mitarbeiter: Andrés Barrón, Maria Gallego, James Paxon, Andrew<br />

Simes, Clara Moneo, Mathias Shütte, Álvaro Bataller<br />

Fachberater: Jesús Jimenénz; Rafael Úrculo, Prof. C. Bonnen<br />

1855<br />

2. Rundgang: Arbeit 1855<br />

Stephan Braunfels Architekten, Berlin<br />

Entwurfsverfasser: Stephan Braunfels<br />

Mitarbeiter: Josef Konrad, Dirk Hellbusch, Oliver Boersch,<br />

Nazlihan Cecen, Abid Öner<br />

Fachberater: Sailer Stepan & Partner Berlin,<br />

Janowski Ingenieure Berlin, Müller BBM GmbH Berlin<br />

1859<br />

1856 1860<br />

2. Rundgang: Arbeit 1856<br />

Kleihues + Kleihues Gesellschaft von Architekten mbH, Berlin<br />

Entwurfsverfasser: Jan Kleihues<br />

Mitarbeiter: Götz Kern, Philip Schreiber, Philipp Zora, Christian Urner,<br />

Lea-Anna Zora, Merle Kim, Benjamin Nagel<br />

Fachberater: HMI Hartwich Mertens Ingenieure, TWL<br />

hhpberlin Ingenieure für Brandschutz GmbH<br />

2. Rundgang: Arbeit 1858<br />

Studioinges Architektur und Städtebau, Berlin<br />

Entwurfsverfasser: Francesca Saetti, Thomas Bochmann,<br />

Stefan Schwirtz<br />

Mitarbeiter: Gerco Kolbach<br />

2. Rundgang: Arbeit 1859<br />

Springer Architekten Gesellschaft von Architekten mbH, Berlin<br />

Entwurfsverfasser: Jörg Springer<br />

Mitarbeiter: Vanessa Chacón, Torsten Richter, Nicolai Jasper<br />

Fachberater: LG – Visualisierung, Jens Gehrken<br />

Grabe Ingenieure (TGA)<br />

R. Jockwer Ingenieurgesellschaft mbH (Tragwerk)<br />

2. Rundgang: Arbeit 1860<br />

Scheidt Kasprusch Gesellschaft von Architekten mbH, Berlin<br />

Entwurfsverfasser: Hermann Scheidt, Prof. Frank Kasprusch<br />

Mitarbeiter: Ramona Gappa, Uwe Zinkahn, Sam Bassani<br />

1861<br />

2. Rundgang: Arbeit 1861<br />

KSV Krüger Schuberth Vandreike Planung<br />

und Kommunikation GmbH, Berlin<br />

Entwurfsverfasser: Bertram Vandreike, Torsten Krüger,<br />

Christiane Schuberth<br />

Mitarbeiter: Thomas Richter, Julia Schütz<br />

1862<br />

2. Rundgang: Arbeit 1862<br />

AFF Architekten, Berlin<br />

Entwurfsverfasser: Martin Fröhlich, Sven Fröhlich,<br />

Alexander Georgi<br />

Mitarbeiter: Sylvia Brock, Tilman Dorn, Ulrike Dix, Sascha Schulz,<br />

Franziska Sturm, Katrin Hauner<br />

1864<br />

2. Rundgang: Arbeit 1864<br />

Mola + Winkelmüller Architekten GmbH BDA, Berlin<br />

Entwurfsverfasser: Henner Winkelmüller<br />

Mitarbeiter: Claudia Wetzel, Barbara Fellmann, Alberto Ribotis,<br />

Rainer Schmitz, Israel Moreno, Jan Alasenz<br />

Fachberater: Büro Happold (TWL und TGA)<br />

1866<br />

2. Rundgang: Arbeit 1866<br />

Schulz & Schulz Architekten GmbH, Leipzig<br />

Entwurfsverfasser: Ansgar Schulz, Benedikt Schulz<br />

Mitarbeiter: Henning Michaelsen, Wilhelm Rosenberger,<br />

Maik Engfer, Matthias Hönig<br />

Fachberater: Ausstellungsgestaltung: Gerhards & Glücker, Berlin<br />

1867<br />

2. Rundgang: Arbeit 1867<br />

René van Zuuk Architects BV, Almere (Niederlande)<br />

Entwurfsverfasser: René van Zuuk<br />

Mitarbeiter: Kersten Scheller, Geert Folmer, Jasper van<br />

Oosterhuut, Peter Hagelaar, Kristel Hermans<br />

Fachberater: Erney Pinas – TGA<br />

Technisch Advies Büro Sanes BV. Niederlande<br />

Wiesje Kuijpers – Reseacher<br />

Preisgericht<br />

Stimmberechtigte Preisrichter<br />

Peter Brückner, Architekt, Tischenreuth / Würzburg<br />

Hanno Chef Hendriks, Architekt, Stuttgart<br />

Prof. Ute Frank, Architektin, Berlin<br />

Andreas Hild, Architekt, München<br />

Katrin Hootz, Architektin, München<br />

Karl Hufnagel, Architekt, Berlin<br />

Andre Kempe, Architekt, Rotterdam<br />

Rainer Ottinger, Architekt, Braunschweig<br />

Alfred Niewenhuizen, Architekt, Berlin<br />

Prof. Andrea Wandel, Architektin, Saarbrücken<br />

Klaus Brähmig, MdB, Vorsitzender der Gruppe der Vertriebenen,<br />

Aussiedler und deutschen Minderheiten der CDU/CSU- Fraktion<br />

im Deutschen Bundestag<br />

Dr. Ingeborg Berggreen-Merkel, Abteilungsleiterin,<br />

Der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien<br />

Dr. Michael Dorrmann, <strong>Stiftung</strong> <strong>Flucht</strong>, <strong>Vertreibung</strong>, <strong>Versöhnung</strong><br />

Volker Dürr, Dipl.-Ing. Architekt, Altbundesvorsitzender<br />

des Verbandes der Siebenbürger Sachsen<br />

Dr. Jürgen Gehb, Vorstandssprecher der<br />

Bundesanstalt für Immobilienaufgaben<br />

MDir Günther Ho�mann, Abteilungsleiter,<br />

Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung<br />

Prof. Dr. Manfred Kittel,<br />

Direktor der <strong>Stiftung</strong> <strong>Flucht</strong>, <strong>Vertreibung</strong>, <strong>Versöhnung</strong><br />

Rita Ruo�-Breuer,<br />

Präsidentin des Bundesamts für Bauwesen und Raumordnung<br />

Dr. Wolfgang Thierse, MdB, SPD,<br />

Vizepräsident des Deutschen Bundestages<br />

Stellvertretende Preisrichter<br />

Klaus Block, Architekt, Berlin<br />

Ursula Pasch, Architektin, Bielefeld<br />

Dir. Robert Erfen,<br />

Bundesanstalt für Immobilienaufgaben<br />

MR Horst Grothues,<br />

Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung<br />

Jürgen Kvanka, Dipl. Ing. Architekt<br />

Stefan Mayer, MdB, CSU<br />

LBD Nikolaus Mölders,<br />

Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung<br />

Sachverständige<br />

Prof. Dr. Hans Walter Hütter, Präsident der <strong>Stiftung</strong><br />

Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland<br />

Prof. Dr. Alexander Koch, Präsident der <strong>Stiftung</strong><br />

Deutsches Historisches Museum<br />

Prof. Dr. Stefan Troebst, Vorsitzender des Wissenschaftlichen<br />

Beraterkreises der <strong>Stiftung</strong> <strong>Flucht</strong>, <strong>Vertreibung</strong>, <strong>Versöhnung</strong><br />

Thomas Kemmermann, Dipl.-Ing. Architekt (Kosten)<br />

Herbert Fabisch, BBR, Ref. IV S 2 (Klimatechnik/Energie)<br />

Franz-Jürgen Waegert, BBR, Ref. IV S 2 (Elektro- / Nachrichtentechnik)<br />

Dr. Matthias Dunger, Landesdenkmalamt Berlin<br />

Till Waninger, RL IV S3, BBR (ö�entliches Baurecht)<br />

Vorprüfung<br />

Julia Dahlhaus, Architektin<br />

Ulrike Kurz, Architektin<br />

Friedhelm Gülink, Architekt<br />

Studentische Mitarbeiter der Vorprüfung:<br />

André Mädler, Moritz Marquard<br />

Entscheidung und Empfehlung des Preisgerichts<br />

Das Preisgericht tagte am 04. November 2011 in Berlin unter dem<br />

Vorsitz von Herrn Chef Hendriks und empfahl einstimmig einen<br />

der beiden ersten Preise zur Realisierung.<br />

Ausstellungs-, Dokumentations- und<br />

Informationszentrum der <strong>Stiftung</strong><br />

<strong>Flucht</strong>, <strong>Vertreibung</strong>, <strong>Versöhnung</strong><br />

Ausstellung der Wettbewerbsergebnisse


Aufgabe und Art des Wettbewerbs<br />

Das im Besitz der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben be�ndliche<br />

Deutschlandhaus in Berlins Mitte wurde als zentraler<br />

Standort für das geplante Ausstellungs-, Dokumentations- und<br />

Informationszentrum der <strong>Stiftung</strong> <strong>Flucht</strong>, Verteibung, <strong>Versöhnung</strong><br />

ausgewählt. Es ist Teil des Gebäudekomplexes Stresemannstraße<br />

90, 92, 94, zu dem weiterhin das elfgeschossige Europahaus<br />

und ein Verbindungsbau zwischen beiden Gebäuden<br />

gehört.<br />

Das um 1930 erbaute und um 1960 nach Kriegszerstörungen<br />

wieder errichtete Deutschlandhaus soll umgebaut werden und<br />

die <strong>Stiftung</strong> <strong>Flucht</strong>, <strong>Vertreibung</strong>, <strong>Versöhnung</strong> mit einer Nutz-<br />

�äche von ca. 3.300 m2 in dem Bereich vom Erdgeschoss bis zum<br />

2. Obergeschoss aufnehmen. Weiterhin soll in den oberen<br />

Geschossen eine Büronutzung von ca. 2.000 m2 untergebracht<br />

werden.<br />

Das Café Stresemann (die ehemalige Mokka-Express-Stube) im<br />

Erdgeschoss ist in der Struktur und ursprünglichen Ausstattung<br />

zu erhalten.<br />

Ziel des ausgelobten Wettbewerbs war es, einen Vorentwurf zu<br />

erhalten, der die funktionale und gestalterisch hochwertige<br />

Nutzungsmischung von Ausstellungs- und Bürobereichen dar-<br />

stellt und der im Anschluss an den Wettbewerb Grundlage der<br />

weiteren Planung sein kann.<br />

Es wurde ein Konzept erwartet, das den Charakter des denkmalgeschützten<br />

Gebäudes erhält und dem Anspruch einer nationalen<br />

wie internationalen Ö�entlichkeit an die Auseinandersetzung mit<br />

den Themenfeldern <strong>Flucht</strong> und <strong>Vertreibung</strong>, Zwangsmigrationen,<br />

<strong>Versöhnung</strong> und Verständigung gerecht wird.<br />

Der Wettbewerb wurde ausgeschrieben als nicht o�ener, anonymer<br />

Architektenwettbewerb nach den RPW 2008. In einem<br />

vorgeschalteten Bewerberverfahren wurden 25 Architekturbüros<br />

zur Teilnahme am Wettbewerb ausgewählt.<br />

Tag der Auslobung war der 25. März 2011, die Abgabe der<br />

Wettbewerbsarbeiten erfolgte am 12. resp. 26. September 2011.<br />

21 Architekturbüros haben eine Arbeit eingereicht.<br />

ein 1. Preis: Arbeit 1857<br />

F29 Architekten GmbH, Dresden<br />

Entwurfsverfasser: Christian Schmitz, Peter Zirkel<br />

Mitarbeiter: F. Eisenächer, M. Gebauer, S. Liebrich,<br />

S. Wollenweber, E. Lipót<br />

Fachberater: ER EL, Roland Lehnen / Ausstellungsgestalter<br />

Beurteilung durch das Preisgericht<br />

Die Arbeit 1857 zeichnet sich aus durch eine große Schlichtheit,<br />

mit bescheidenen Eingri�en in den denkmalgeschützten<br />

Bestand.<br />

Die neue Nutzung sucht keine zeichenhafte Präsenz im<br />

Stadtraum und erhält den Solitärcharakter von Europa- und<br />

Deutschlandhaus. Inwieweit dies der Bedeutung des Ausstellungs-<br />

und Dokumentationszentrums angemessen ist, kann<br />

hinterfragt werden.<br />

Der Bürobereich über dem nur zweigeschossig überbauten<br />

Innenhof ist einfach zu organisieren und zu belichten.<br />

Die Erschließung über das zweigeschossige Foyer an der Anhalter<br />

Straße ist großzügig und unprätentiös.<br />

Beginnend mit der Erschließungstreppe entwickelt sich ausgehend<br />

im 1. OG. der Ausstellungsrundgang, der großzügige<br />

neutrale Flächen mit den Themenübersichten in der Passage zum<br />

Altbau verknüpft.<br />

Am Ende des Rundgangs im 1. OG und Übergang zum EG bietet<br />

ein turmartiger Raum Ausblick zur Topographie des Terrors und<br />

zur Stadt. Im EG führt der Rundgang folgerichtig zurück zum<br />

Eingangsfoyer.<br />

Der vermietbare Bürobereich und der separat bespielbare<br />

Vortragsraum im ersten Obergeschoss sind unter Erhalt der<br />

Treppenanlage aus den fünfziger Jahren von der Stresemann-<br />

straße erschlossen.<br />

Die Ausbildung eines historisierenden Eingangs an der Anhalter<br />

Straße, der mit seiner vertikalen Ausrichtung der horizontalen<br />

Struktur des Deutschlandhauses widerspricht, sollte überprüft<br />

werden.<br />

Eine Realisierung innerhalb des Kostenrahmens ist zu erwarten.<br />

ein 1. Preis: Arbeit 1865<br />

Marte.Marte Architekten, Weiler (Österreich)<br />

Entwurfsverfasser: Bernhard Marte, Stefan Marte<br />

Mitarbeiter: Agnieszka Walecka, Eva Meisinger,<br />

Johannes Grissmann, Clemens Metzler<br />

Fachberater: Bruno Winkler, Büro Rath und Winkler – Projekte für<br />

Museum und Bildung, Innsbruck<br />

Beurteilung durch das Preisgericht<br />

Die Arbeit geht davon aus, dass die Struktur und Konstruktion des<br />

bestehenden, teilweise denkmalgeschützten Gebäudes nicht<br />

dem Ideal eines Museumbaus entspricht. Sie reduziert dementsprechend<br />

konsequent den Bestand ausschließlich auf die<br />

historisch wertvolle Substanz im Bereich der Straßenfassaden<br />

Stresemannstraße und Anhalter Straße. Der Rest des Gebäudes<br />

weicht einem zeitgenössischen Museumsbau mit frei bespiel-<br />

baren Ausstellungs�ächen. Dies wird unter denkmalp�egerischen<br />

Gesichtspunkten kritisch gesehen, entspricht aber den Vorgaben<br />

der Auslobung. Der Altbau wird in seiner Nutzung auf die Verwaltung,<br />

das Dokumentationszentrum und die externen Büro�ächen<br />

reduziert. Der Neubau entwickelt sich auf einem Sockelgeschoss<br />

über einen folgerichtig 2-geschossigen zentralen Raum in die<br />

darüberliegenden Geschosse mit der bedeutenden Dauerausstellung.<br />

Das schmale viergeschossige Atrium zwischen Alt- und<br />

Neubau dient der Belichtung und der konsequenten räumlichen<br />

Zuordnung und De�nition der Bereiche. Die funktionalen<br />

Anforderungen werden gut erfüllt. Der Eingang und Empfangsbereich<br />

lenkt den Besucher direkt in die Foyerhalle, von der er<br />

wesentliche Merkmale der Baustruktur und vor allem andere<br />

wichtige Orientierungshilfen erfährt, die eine gelenkte aber auch<br />

eine autonom gewählte Wegführung ermöglichen sollen: für die<br />

Museumsbesucher zur Dauerausstellung oder zum aktuellen<br />

Museumsgeschehen in der Wechselausstellung. Die vertikale<br />

Wegeführung über Aufzug und Treppe wird in diesem Zusammen-<br />

hang kontrovers diskutiert. Zu überlegen ist, ob diesem Anliegen<br />

die Erschließung und ein Haupteingang von der Anhalterstraße<br />

noch besser gerecht werden würde.<br />

Die Kostenüberprüfung ergab eine geringfügige Überschreitung<br />

der geforderten Kostenobergrenze. Eine hohe Flächene�zienz<br />

lässt eine Realisierung innerhalb des Kostenrahmens erwarten.<br />

3. Preis: Arbeit 1853<br />

Kister Scheithauer Gross, Architekten u. Stadtplaner GmbH,<br />

Leipzig<br />

Entwurfsverfasser: Prof. Johannes Kister, Ste�en Kühn<br />

Mitarbeiter: Daniela Dvořák, Justus von Hantelmann,<br />

David Schröpfer, Florian Heiland<br />

Fachberater: Winter beratende Ingenieure für Gebäudetechnik<br />

Beurteilung durch das Preisgericht<br />

Die Verfasser legen den Eingang an die Anhalter Straße. Das<br />

Eingangselement verleiht dem neuen Eingang zusätzlich<br />

Gewicht. Unklar ist, wieso sich die Kasse mit gleicher Kraft<br />

artikulieren muss. Das Foyer ö�net sich folgerichtig zu den<br />

Ausstellungsbereichen; das Café Stresemann ist gut angebunden.<br />

Auf dem Weg zur Dauerausstellung wird durch die deutliche<br />

Ablösung des eingestellten Kubus vom Altbau ein spannendes<br />

und ablesbares Raumkonzept inszeniert. Die Anordnung der<br />

unterschiedlichen Räume für die Besucher ist insgesamt funktional<br />

gut geordnet. Das Foyer �ndet mit der Wechselausstellungs-<br />

�äche im Erdgeschoss seine sinnvolle Ergänzung. Der Weg zur<br />

Dauerausstellung wird über einen gläsernen Aufzug angeboten,<br />

der nochmals die Raumfuge inszeniert. Die beiden Geschosse für<br />

die Dauerausstellung sind durch die di�erenzierte Wegeführung<br />

gut bespielbar. Die Räume der <strong>Stiftung</strong> und des Dokumentationszentrums<br />

sind erlebbar eingebunden in das Konzept für die<br />

Ausstellungsräume.<br />

Die durch die Verspringung der Baukörper entstehenden Rest-<br />

räume und -�ächen wirken etwas beliebig und sind nicht für das<br />

Verständnis des eingefügten Volumens notwendig. Die deutliche<br />

Überschreitung der Nutz�ächen geht zu Lasten des Gesamt-<br />

volumens. Für das Verständnis des Gesamtkonzepts (Verhältnis<br />

Neubau – Bestand) wäre diese starke Geste nicht notwendig<br />

gewesen.<br />

Die Lage des Veranstaltungssaals im dritten Obergeschoss, der<br />

Beginn der Dauerausstellung im zweiten Obergeschoss und<br />

deren Erschließung durch den Aufzug werden im Preisgericht<br />

kontrovers diskutiert.<br />

Die Kostenüberprüfung ergab eine geringfügige Überschreitung<br />

der geforderten Kostenobergrenze, lassen aber eine Realisierung<br />

innerhalb des Kostenrahmens erwarten.<br />

Anerkennung (Nachrücker): Arbeit 1851<br />

Atelier 30 Architekten GmbH – Fischer Creutzig BDA, Kassel<br />

Entwurfsverfasser: Thomas Fischer, Ole Creutzig<br />

Mitarbeiter: Robin Schüler, Christian Stürmer, Maria Jakobshagen,<br />

Yunus Coskun, Anna Rintz<br />

Fachberater: Haustechnikplanung: ZWP Ingenieur-AG<br />

Beurteilung durch das Preisgericht<br />

Die Arbeit stellt ein zweigeschossiges Volumen in den Hof. Dieses<br />

Volumen wird von großen überhohen Lichtkaminen durch-<br />

drungen. Zum EG bilden diese Kamine als Oberlichter der<br />

Wechselausstellung. Im 1. OG werden sie zu mit Inhalten<br />

bespielbaren Lichträumen. Die Wechselausstellung wird so ganz<br />

unzweifelhaft zu einem beeindruckenden Innenraum. Aus<br />

konservatorischer Sicht ist dies aber für die Ausstellungsobjekte<br />

nicht unproblematisch.<br />

Die Dauerausstellung ist im Wesentlichen im Bestand unter-<br />

gebracht. Dies führt dazu, dass es keine groß�ächigen Räume mit<br />

entsprechender Höhe gibt. Der Innenraum im Hof wird durch die<br />

Lichträume eindrucksvoll gegliedert, gleichzeitig aber auch stark<br />

determiniert. Ob dies im Hinblick auf die Ausstellung akzeptabel<br />

ist, wird kontrovers diskutiert.<br />

Innen wird das Gebäude behutsam überformt, verzichtet aber<br />

dadurch auf ein großes Zeichen nach Außen.<br />

Der Entwurf setzt ganz ein innerräumliches Ereignis, erkauft sich<br />

dieses aber mit Einschränkungen in der Flexibilität der Aus-<br />

stellungsmöglichkeiten.<br />

Eine Realisierung innerhalb des Kostenrahmens ist zu erwarten.<br />

Anerkennung: Arbeit 1847<br />

Wulf & Partner Freie Architekten BDA, Stuttgart<br />

Entwurfsverfasser: Prof. Tobias Wulf<br />

Mitarbeiter: Gundula Schieber, Berit Jennrich, Violette Kratke<br />

Fachberater: Jangled Nerves GmbH (Architekten Museumsplaner),<br />

HHP Nord/Ost GmbH (Brandschutz), Knippers Helbig GmbH<br />

(Tragwerk), PKI Pfeil & Koch GmbH & Co. KG (HLS-Planung)<br />

Beurteilung durch das Preisgericht<br />

Die Verfasser der Arbeit wollen mit ihrer Arbeit die wichtigsten<br />

historischen Schichten des Bestandsgebäudes erlebbar machen.<br />

Mit einer großzügigen Ö�nung und Neubebauung des Innen-<br />

hofes gelingt es ihnen, den besonderen Inhalt im städtischen<br />

Kontext sichtbar zu machen. Das Museum besteht aus Schichten<br />

und Geschichten. Die Verfasser verwenden den Begri� des<br />

Archivs von Einzelschicksalen, welche sich in den Fugen zwischen<br />

Alt– und Neubau skulptural entwickeln. Es entsteht ein zeitge-<br />

mäßer Dialog zwischen Bestand und Neuem. Die formale Ausbildung<br />

wurde im Preisgericht kontrovers diskutiert. Die Eingangsituation<br />

mit dem vorgeschalteten Windfang erscheint beengt<br />

und kleinteilig.<br />

Die Ausstellungsebenen sind nach dem Prinzip größtmöglicher<br />

Flexibilität entwickelt und sind museal gut nutzbar. Das zusätzliche<br />

Angebot der Außenterrasse wird positiv bewertet. Die<br />

konstruktive Durcharbeitung und Materialisierung ist nachvollziehbar.<br />

Atmosphärisch bleiben die Verfasser sowohl innen- wie<br />

außenräumlich vage. Die angebotene städtebauliche Erweiterung<br />

erscheint problematisch.<br />

Die geforderten Flächen im Bürobereich werden überschritten.<br />

Die Überprüfung der Kosten ergab eine geringfügige Überschreitung<br />

der geforderten Kostenobergrenze, lassen aber eine<br />

Realisierung innerhalb des Kostenrahmens erwarten.<br />

Insgesamt eine Arbeit von hoher Funktionalität unter behutsamer<br />

Berücksichtigung von historischen Strukturen, verbunden mit<br />

einem eigenständigen gestalterischen Ansatz<br />

Anerkennung: Arbeit 1850<br />

Anderhalten Architekten, Berlin<br />

Entwurfsverfasser: Prof. Claus Anderhalten<br />

Mitarbeiter: Martin Grunewald, Jan Kamprolf, Helge Grüter,<br />

Roberto Aruta<br />

Beurteilung durch das Preisgericht<br />

Der Entwurf setzt sich insofern behutsam mit dem Bestand<br />

auseinander, als er den Erhalt aller Gebäudeteile und der<br />

denkmalgeschützten Einbauten ermöglicht. Eine drei Geschosse<br />

hohe Überbauung des Hofes wird mit einer Glasdecke nach oben<br />

geschlossen. Es entsteht ein sehr großzügiger, angenehm proportionierter<br />

Raum im Erdgeschoss, der anteilig als Veranstaltungssaal<br />

und anteilig als Präsentations�äche für Wechselausstellungen<br />

genutzt wird. Darüber liegt ein sehr hoher, atmosphärisch dichter<br />

Raum mit Atriumcharakter, der für die Dauerausstellung vorge-<br />

sehen ist. Dieser schöne, mit e�zienten baulichen Mitteln<br />

gewonnene zentrale Hofraum wird als intelligente architekto-<br />

nische Lösung hoch bewertet.<br />

Mit einem kleinteiligen und erheblich zu engen Foyerbereich für<br />

das Museum wird die räumliche Opulenz allerdings verspielt. Die<br />

von der Anhalter Straße aus organisierte Erschließung des<br />

Museums mit eingestellter Treppe erscheint in der vorgestellten<br />

Form nicht machbar. Das ist um so bedauerlicher, als die separate<br />

Erschließung von der Stresemannstraße mit eigenem Eingang<br />

und Foyer zum Veranstaltungsbereich und einem weiteren<br />

Eingang zu den Büros einen gut durchdachten Beitrag liefert.<br />

Der behutsame Umgang mit dem Bestandsgebäude ist bei der<br />

Fassadengestaltung nicht durchgehalten. Die Ho�assade wird im<br />

oberen Bereich durch eine blickdurchlässige Gitterstruktur<br />

komplett überformt. Die Entwurfsidee wird damit eher<br />

geschwächt - der Versuch, das Innere und das Äußere mit einer<br />

bildhaften Überformung der Ober�ächen neu auszuformulieren,<br />

kann nicht überzeugen.<br />

Die Programm�ächen sind nur knapp nachgewiesen - dem steht<br />

allerdings eine gute Wirtschaftlichkeit des Gesamtkonzepts<br />

gegenüber.<br />

Anerkennung: Arbeit 1863<br />

MGF Architekten GmbH, Stuttgart<br />

Entwurfsverfasser: Josef Hämmerl<br />

Fachberater: Jakob Fassender, Claudia Nitsche, Daniela Grotz,<br />

Philippe Frey<br />

Berthold Weidner Luisa Händle Atelier,<br />

Klett Ingenieur – GmbH, Markus Menges<br />

Beurteilung durch das Preisgericht<br />

Das Projekt nimmt die bestmögliche Nutzung des jetzigen<br />

Innenhofes als großen, teilweise 24 m hohen Ausstellungsraum<br />

zum Ausgangspunkt. Ein neuer Baukörper wird in den Hof hineingebaut,<br />

der Gebäude�ügel zur Topogra�e des Terrors wird<br />

entfernt, wodurch der neue Gebäudeteil hin nach außen sichtbar<br />

wird.<br />

Die Zuordnung der bestehenden bzw. neu vorgeschlagenen<br />

Eingänge zu den neuen Funktionen sowie die sich anschließenden<br />

Foyers sind adäquat. Die Positionierungen der Wechselausstellung<br />

im Erdgeschoß sowie von Teilen der Dauerausstellung in<br />

dem neuen Ausstellungsatrium funktionieren gut. Die Dauerausstellung<br />

setzt sich fort im ersten Obergeschoß, wovon ein Großteil<br />

allerdings im Bestand untergebracht ist mit einer Raumhöhe von<br />

lediglich 3,80 m anstelle der geforderten 5 m. Kritisch wird auch<br />

die Haupttreppenverbindung der Ausstellung über die lediglich<br />

ca. 2 m breite Fuge zwischen dem neu eingestellten Baukörper<br />

und dem Altbau gesehen.<br />

Die Büros sind im verbleibenden u – förmigen Bestandsgebäude<br />

organisiert.<br />

In seiner Erscheinung von außen und seiner Räumlichkeit im<br />

Inneren ist das Gebäude schlüssig und konsistent. Die Sichtbarkeit<br />

der neuen Funktion zur Topogra�e des Terrors ist ange-<br />

messen. Die großzügigen Ausblicke sind eine Bereicherung. Die<br />

symmetrische Erscheinung der Außenfassade zur Stresemannstraße<br />

setzt sich logisch in die Gebäudeorganisation im Innen-<br />

bereich fort.<br />

Die geforderten Flächen werden überschritten, die Kosten liegen<br />

etwas über der geforderten Kostenobergrenze. Dennoch ist der<br />

Zugewinn an Raumvolumen und zusätzlicher Fläche als sehr<br />

e�zient einzuschätzen.<br />

Verfahrensbeteiligte<br />

Bauherr<br />

Bundesanstalt für Immobilienaufgaben<br />

Auslober<br />

Bundesanstalt für Immobilienaufgaben<br />

in Zusammenarbeit mit dem<br />

Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung<br />

und dem<br />

Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien<br />

vertreten durch das<br />

Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung<br />

Nutzer<br />

<strong>Stiftung</strong> <strong>Flucht</strong>, <strong>Vertreibung</strong>, <strong>Versöhnung</strong><br />

Koordination und Durchführung<br />

Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung<br />

Ref. A 2 - Projektentwicklung, Wettbewerbe, Zuwendungsmaßnahmen<br />

Beate Hückelheim-Kaune (Referatsleitung)<br />

Karin Mayer (Projektleitung)<br />

Fasanenstraße 87, 10623 Berlin<br />

Ausstellung der Wettbewerbsarbeiten<br />

Deutschlandhaus<br />

Eingang Anhalter Straße 20<br />

10963 Berlin<br />

Ausstellungsdauer:<br />

30. November bis 18. Dezember 2011<br />

täglich 11.00 bis 19.00 Uhr<br />

Bundesamt<br />

fürBauwesen und<br />

Raumordnung

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