TickeTs & konzerTkarTen - a3kultur

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29.11.2012 Aufrufe

FESTIVAL START »and the Roy goes to« Hat Augsburgs Popkultur einen Preis verdient? – die Modular Macher sagen: Ja! Der Pop­Preis ROY zeichnet in diesem Jahr zum ersten Mal in fünf Kategorien Personen und Institutionen aus, die den Popstandort Augsburg geprägt haben. Den Künstler des Jahres hat das Augsburger Publikum im Vorfeld des Festivals bei einer Internet­Abstimmung gewählt. Wer den ROY bekommt, bleibt aber bis zum Modular geheim. Eine Jury verleiht den Pop­Preis außerdem in den Kategorien Club des Jahres, Programm­Macher des Jahres, Nachwuchskünstler des Jahres und Lebenswerk. Die Festivaleröffnung wird damit zur Preisverleihungsgala, die von Barbara Friedrichs und Horst Thieme moderiert wird. Und das ist noch nicht alles. Die Eröffnungsveranstaltung findet zusammen mit Puppet on a String (Foto 4) statt. Zehn Songs, sechs Arrangeure, ein klassisches Orchester – der Publikumsmagnet des Modular Festivals bleibt auch dieses Jahr erhalten. Statt jedoch wie im letzten Jahr der Sänger der jeweiligen Lokalband singt heuer ein ganzer Chor, der aus den Gewinnern eines Gesangscastings besteht. Einen Song durften Facebook­User per Voting bestimmen, die restliche Auswahl bleibt bis zum Auftritt geheim. �Donnerstag ab 19.30 Uhr livEmuSiK �Freitag: Sie sind zu jung für Rock’n’Roll, trotzdem machen sie das richtig gut: Kraftklub »mit K« sind Söhne der Karl­Marx­Stadt und die Chartstürmer des Moments. Ihre Debüt­Platte schoss von Null auf eins in den Albumcharts und was zu sagen haben sie auch: Mit ihrer Mischung aus Indierock und deutschem Rap werden die fünf Anti­Hipster gerne als Sprachrohr ihrer Generation bezeichnet. Also: Hingehen, Zuhören, Abgehen! Aus dem Kreuzberger Hinterhof direkt auf die Modular Bühne kommt Prinz Pi. Er steht für eine Alternative zum Mainstream­HipHop mit seinen Stücken über Liebe, Politik und Orientierungslosigkeit. Vierkanttretlager stammen aus dem schleswig­holsteinschen Husum. Nicht unbedingt eine Pop­Metropole – bis die vier Abiturienten auftauchten und mit ihrem ersten Album die deutsche Indie­Welt eroberten. Eine weitere Newcomer­Band sind Abby aus Berlin. Sie kombinieren clubbige Elektro­Sounds mit Indiemusik und theatralischen Streicher­Arrangements. Außerdem live zu erleben: Here is Why, A-B Repeat, Blindspot, We Destroy Disco, The Rhythms, The Lions Dance, The Twisted Shoes, Sick & Dope, Black Music Crew. �Samstag: Er sieht zwar stumpf aus, ist es aber ganz und gar nicht: Dendemanns letztes Album trägt den Titel »Vom Vintage verweht«. Und auch der nordische Wortakrobat selbst ist inzwischen so ein bisschen was wie Vintage – lange im Geschäft, aber nach wie vor beste Qualität. Ein Mikrofon für seine Reibeisenstimme und zwei Plattenspieler, viel mehr braucht Dendemann (Foto 3) nicht, um den Kongress am Park zum Springen zu bringen. Mit WhoMadeWho gibt es einen tighten Mix aus Disco, Techno, Pop, Rock und Funk, der zum Tanzen anregt. Anders als Fiva und das Phantom Orchester aus München: sie wollen Augsburg mit in Pop verpackten Poetry­Texten für sich gewinnen um am Ende sagen zu können »Die Stadt gehört mir«. Ebenfalls aus München reisen YA-HA! an. Bei der Band um Sängerin, Regisseurin und schwarze Fake Coco Chanel Taschenträgerin Janna Wonders und Blumentopf­MC Flo Schuster trifft Rap auf Rockgitarren – das Resultat: Tanzbarkeit. Die drei Hamburger Jungs von Fuck Art, Let’s Dance! kommen auf das Modular Festival im Rahmen ihrer »Dr. Shigawari’s Anti­Nuclear Energy Bacteria« Tour. Man darf gespannt sein. Außerdem live zu sehen: Me and my Drummer, This is the Arrival, Roosevelt Bilderbuch, Boy Miez Girl, Pool, Rhytm Police, Benni Benson, Paper & Places, Leerlauf , The Swindle poETRy SlAm Der Titel des Modular Slammers 2012 ist begehrt: Poeten aus dem gesamten Bundesgebiet messen sich auf der Bühne im Kongress am Park mit Augsburger Lokalmatadoren. Mit dabei sind der Metal­Slammer Micha­El Göhre aus Bielefeld, Franziska Holzheimer aus Hamburg und Theresa Hahl aus Berlin. Außerdem kommen der Paderborner Sulaiman Masomi, der schon beim Poetry Slam im Rahmen des diesjährigen Augsburger Brechtfestivals abräumte, und Meral Ziegler aus dem nordischen Reinbek in den Süden. Moderiert wird das Ganze von Horst Thieme, die 15 Mann starke Downtown Big Band lässt es zusätzlich krachen. �Freitag ab 20 Uhr w w w . a 3 k u l t u r . d e Modular Vom 31. Mai bis 2. Juni ist im und um den Kongress am Park das Modular Pop- und Jugendkulturfestival 2012 angesagt Bereits zum vierten Mal findet in Augsburg das Modular Festival statt. Und da man in der Innenstadt ja gerade aufpassen muss, nicht von Baustellenfahrzeugen überrollt zu werden, haben sich die Macher dazu entschlossen, das Festival in den frisch renovierten Kongress am Park zu verlagern. Mit Konzerten, Kunstausstellungen, Märk ten, Clubevents und jeder Menge weiterer Angebote ist ein buntes Programm für alle jungen und jung gebliebenen Festivalfans entstanden. Falls das Wetter an diesem Wochenende mitspielt, werden so viele Programmpunkte wie möglich nach draußen in den Wittelsbacher Park verlagert. Soll heißen: bei Regen sind die Konzerte drinnen, andernfalls auf der Open-Air-Bühne. Das Festival steht dieses Jahr sowieso unter einem grünen Stern: Strom aus alternativen Quellen, Bio-Catering, so wenig Müll wie möglich und umweltfreundliche Verpackungen: grüner ist eben besser. Noch besser für die Besucher sind die Eintrittspreise. Während die Eröffnungsveranstaltung am Donnerstag 7 Euro kostet, sind die beiden anderen Festivaltage kostenlos. Da heißt es, der frühe Vogel fängt den Wurm. Denn wenn die Kapazität im Kongress ausgelastet ist, müssen diejenigen, die zu spät dran sind, draußen bleiben. Da die beiden Hauptfestivaltage kostenlos sind und die öffentlichen Kassen für Kultur nicht viel übrig haben, sind die Macher auf Spenden angewiesen. Dafür gibt es die Aktion »Was ist es dir wert?«. Auf dem Festivalgelände werden Tütchen verteilt, in die jeder Besucher so viel Geld stecken darf, wie er möchte. Und wenn da viele mitziehen, dürfen wir uns auch nächstes Jahr auf ein Modular 2013 freuen. Hier die a3kultur-Tipps zum Festival, zusammengestellt von Andrea Reichart: 1 2 woRKShopS �Bei den Street Academy Workshops geht es unter anderem um DJing, Graffiti, Street Art, Rap und Poetry. Im Vorfeld des Festivals unterrichten Leute aus der Szene Jugendliche in allen Bereichen. Auf dem Modular werden die Resultate der Arbeit bei Pieces of a Puzzle gezeigt. Der Verein Die Bunten stellt dabei Teile seiner mobilen Schwabenwand zur Verfügung, auf der gesprayt und gemalt werden darf. �Freitag, ab 14 Uhr �Einen Workshop zum Thema Sound Tossing gibt es vom Augsburger Kunstlabor lab30. Sound Tossing ist eine Form von Street Art, bei der mit Klang subversive Eingriffe in den urbanen Raum unternommen werden. Kleine Sound­Generatoren werden auf Oberleitungen, Bauwerke und Bäume geworfen und senden von dort akustische Signale oder Botschaften aus. Im Rahmen des Modular werden Workshops zum Nachbau der Sound Tossing­Grillen angeboten und eine Tour zum Aussetzen der Grillen im Augsburger Stadtraum. �Freitag und Samstag, ab 16 Uhr 3 4 club �Am Freitag zieht die Monkey Disco aufs Modular. Statt in der Kantine gibt es im Kongress am Park Alternative­Klassiker und aktuelle Indie­ Hymnen zu hören. Passend zum musikalischen Headliner des Abends heißt das Ganze Scheiss- IndieMonkeyDisko, die Kacke ist also am Dampfen. Wer es bassiger mag, geht lieber zu We Love Bass mit Grime, Dubstep und jeder Menge Bass aus dem Soundsystem, das seine Heimat eigentlich im Schwarzen Schaf hat. �Am Samstag trifft bei Disko! You don’t care! Glitch auf House und Disko. Gleichzeitig findet auch die große Modular Closing Party statt, mit einem Mann an den Plattendecks, der vor über zehn Jahren seinen Durchbruch feierte: Mike Skinner (Foto 1) aka The Streets. Als Rapper feierte er weltweit Erfolge, beim Modular versucht er sich am DJ­Pult. Wie sagte Mike Skinner noch selbst auf seinem Erfolgsalbum »Original Pirate Material«? Let’s push things forward! So auch auf dem Finale des Festivals... �Ab 23 Uhr 21. Mai bis 03. Juni 2012 TAgung siehe nächste Seite AuSSTEllungEn ouTdooR 04 �Von der Straße in die Galerie – das ist das Motto der In Your Face Modular Edition. Bereits im März gab es eine In Your Face Ausstellung im Kesselhaus, jetzt macht die Plattform für junge, urbane Kunst auf dem Modular Festival halt. 20 Künstler aus ganz Deutschland haben in den vergangenen Monaten auf 50 Metern Länge ein Werk geschaffen, das in 50 verschiedenen Bildern verschiedenste urbane Stile vereint. Das Festival bildet den Auftakt zu einer Reise des Kunstprojekts durch die ganze Republik. Die Eröffnungsvernissage findet am Donnerstag um 19 Uhr mit DJ Clint & Friends statt. �Die Orangerie und die Fakultät für Gestaltung der Hochschule Augsburg präsentieren beim Modular die Medienkunstinstallation »Undendlich«. Durch sechs großflächige Projektionsflächen wird ein Raum erschaffen, der das Eingangsfoyer der Kongresshalle auskleidet. Beim Kunstprojekt Blaue Flecken ergänzen sich Autor und Grafiker, Text und Bild. 20 Grafiker entwerfen dabei 20 Plakate, orientiert an den Texten von 20 Autoren. Beim Modular Festival ist das Ergebnis des Projekts zu sehen. �Früher gab es in der kleinen Metzgerei bei der Hochschule Augsburg kiloweise Hack, seit einigen Monaten liegen dort handgemachte Unikate von Augsburger Künstlern in der Theke. Während des Modular Festivals zieht Die Metzgerei für zwei Tage in die Kongresshalle, um dort mit Gestaltung aus eigener Herstellung zu erfreuen. �Freitag und Samstag, ab 14 Uhr mäRKTE �Der Kreativmarkt geht in die zweite Runde. Wer kennt das nicht: Im Schrank hängen Klamotten, die zwar noch super ausschauen, aber seit Jahren kein Tageslicht mehr gesehen haben. Für die Altkleidersammlung sind sie zu schade, Ebay ist irgendwie unpersönlich. Genau dafür gibt es den Modular Kreativmarkt: eine Tauschbörse, die aus alten Schrankleichen neue Lieblingsteile macht. Kleider, die keinen neuen Besitzer finden, werden gespendet. Und wer sein getauschtes Teil noch ein wenig verändern möchte, kann in der Making Augsburg Nähwerkstatt vorbeischauen, in der näherfahrene Helfer die Teile anpassen und umgestalten. �Samstag, ab 14 Uhr �Beim Modular.Markt bekommt man Unikate und unterstützt beim Kauf junge, aufstrebende Designer. Auf sechs Verkaufsflächen bieten Augsburger Kreative und Künstler selbst entworfene Kleidung und Accessoires aus Handarbeit an. �Freitag und Samstag, ab 14 Uhr �Der Flow Markt ist der Markt für alle HipHopper unter den Besuchern. Initiiert wurde er vom unabhängigen Online­Musikmagazin Most Def und bietet die »Must­Haves« an HipHop­Accessoires, Musik oder eigene, bedruckte Shirts. Freitag, ab 14 Uhr �Freitag, ab 14 Uhr KidS Auch für die Kleinsten gibt es bei Modular Kids viel zu erleben. Einmal Modeschöpfer sein oder als DJ hinter den Plattentellern stehen. Bei »Pimp Your Dress« verschönern Vier­ bis Zwölfjährige ihre Kleider mit Knöpfen, Textilfarbe und vielem mehr. In Zusammenarbeit mit dem Textil­ und Industriemuseum entwerfen sie Kostüme aus Papier und im DJ­Workshop erfährt der Nachwuchs alles über Auflegen und Musikmachen. Kinder von acht bis zwölf können ihr Geschick beim Skateboarden und BMX­Fahren testen. Und wer als Festivalreporter über das Modular berichten will, lernt von den Profis, wie man die besten Schnappschüsse macht. �Samstag, 14 bis 18 Uhr Im Modular­Pendant zum Biergarten, dem Modular Beatgarten, darf an beiden Festivaltagen relaxt werden. Am Freitag gibt es dabei HipHop und Funk, am Samstag Housemusik auf die Ohren. Einen mobilen Skate- und BMX-Park bauen die Skater und BMX­Fahrer von Razed e.V. (Foto 2) auf. Erfahrene Skater messen sich dort in einem Contest und auch alle anderen, die sich für Räder unter den Füßen begeistern, können neue Tricks von den Profis lernen. Wer dann genug von Rollen hat, kann sein Geschick im Slacklinepark unter Beweis stellen oder am Boulderwürfel klettern gehen. Für alle Fußballfans gibt es einen Bolzplatz. �Freitag und Samstag ab 15 Uhr �www.modularfestival.de

05 21. Mai bis 03. Juni 2012 FESTIVAL Was ist Cosplay? Im Rahmen des Modular-Festivals findet die Tagung »Each one teach one« statt von ina Jeske und Anna Ruile »Stix – Artist auf Krücken«, so lautet der Titel von Dergin Tokmaks Autobiografie. Der gebürtige Augs burger erkrankte als Kind an Polio und bewegt sich seitdem mithilfe von Krücken fort. Als Mitte der 1980er­Jahre Hip­Hop nach Augsburg gelangte, packte Dergin das Breakdance­Fieber, das ihn nie wieder loslassen sollte. Er war Mitglied der Breakdance­Crew Da F.U.N.K. und als erster deutscher Artist beim weltberühmten Cirque du Soleil engagiert. Spätestens mit seinem Auftritt beim Finale der RTL­Show »Das Supertalent 2011« gewann er ein Millionenpublikum. Tanzen ist Dergins Leidenschaft, gleichzeitig verdient er unter dem Künstlernamen »Stix« damit seinen Lebensunterhalt. Ausgangspunkt dieser beeindruckenden Karriere war die Hip­Hop­Kultur. An Dergin Tokmaks (Foto) Lebenslauf wird deutlich, wie prägend Jugendszenen sein können. Allein in Deutschland gibt es über 400 Jugendszenen. Das Spektrum ist sehr breit: Neben berühmten und mittlerweile geradezu »altehrwürdigen« jugendkulturellen Phänomenen wie beispielsweise Gothic, Hip­Hop, Techno und Punk gibt es auch in der Öffentlichkeit weitgehend unbekannte Szenen wie die Cosplay­ oder die Demoszene. Hier sammeln sich die Jugendlichen um Themen wie Musik, Sport, Mode oder neue Medien, mit denen sie sich intensiv auseinandersetzen. Szenen übernehmen eine immer wichtigere Funktion bei der Sozialisation von Jugendlichen, während Familie, Schule oder Vereine zunehmend in den Hintergrund treten. Diese neuen, sogenannten posttraditionalen Gemeinschaften spielen eine wichtige Rolle bei der Integration von Jugendlichen in die Gesellschaft, sowohl in sozialer als auch in beruflicher Hinsicht. Immer mehr junge Erwachsene nutzen ihre Szeneaktivitäten auch beruflich, indem sie beispielsweise als Eventmanager oder, wie Dergin Tokmak, als Künstler arbeiten. In der Öffentlichkeit fehlt jedoch ein Bewusstsein für die sozialen und kulturellen Leistungen der Szeneakteure. Die Tagung »›Each one teach one‹ – Inklusion durch kulturelle Bildung im Kontext von Jugendszenen« möchte das weitgefächerte Potenzial von Szenen und ihren Akteuren aus diesem Grund in den Fokus eines breiten Publikums rücken. Die Hip­Hop­Szene dient hierbei als Beispiel. Nach ihrer Entstehung im New York der 1970er­ Jahre blickt die Hip­Hop­Kultur auf eine mehr als 40­jährige Geschichte zurück, in der sie sich beinahe auf der ganzen Welt verbreitete. In der medialen Öffentlichkeit wird sie meist kontrovers diskutiert. Dies liegt zum einen daran, dass der Gangster­Rap in seinen Texten Gewalt verherrlicht und auch durch frauenfeindliche Inhalte auffällt. Zum anderen wird Graffiti häufig auf seine illegalen Aspekte reduziert und als Vandalismus wahrgenommen. Bei der Diskussion um die problematischen Seiten von Hip­Hop wird häufig vergessen, dass dieser als Straßenkultur mit vielfältigen kreativen Elementen eine wichtige Ausdrucksform für zahlreiche Jugendliche und junge Erwachsene ist – auch in Augsburg. Mithilfe von Hip­Hop können die Szenegänger soziale, ethnische und ökonomische Grenzen überwinden. An Dergin Tokmak wird deutlich, welche immense Motivationskraft und Selbstermächtigungsprozesse von Szenen ausgehen können. Dabei ist er kein Einzelfall, zahlreiche Autodidakten bahnen sich so ihren Weg in die Branche der Kultur­ und Kreativwirtschaft. Mit ihren expressiven Praktiken auf musikalischem, tänzerischem und bildnerischem Gebiet sind sie eine Bereicherung für die örtliche Kulturlandschaft. Jugendszenen sind also kein Risikofaktor für unsere Gesellschaft, sondern ganz im Gegenteil Quellen von Kreativität, gegenseitigem Respekt, sozialer Kompetenz und Selbstvertrauen. Diese Tatsache ist in der Öffentlichkeit jedoch kaum präsent. Auch kulturelle Einrichtungen haben das hier vorhandene Potenzial kaum wahrgenommen. Hip­Hop wird häufig pädagogisch instrumentalisiert und nicht als eigenständige Kunstform anerkannt. Dies lässt sich unter anderem bei Kooperationen von öffentlichen Kultureinrichtungen mit Szeneakteuren erkennen. Durch die herablassende Haltung vieler solcher Institutionen entsteht eine einseitige Beziehung, in der die Szenegänger »erzogen« werden sollen. Die von der Hip­Hop­Kultur ausgehenden ästhetischen Erneuerungsimpulse werden dabei ignoriert. Hip­Hop ist in dieser Wahrnehmung keine anspruchsvolle Kunstform, sondern bestenfalls ein pädagogisches Projekt. Jenseits dieser pädagogischen Bevormundung kommen im Rahmen der Tagung Wissenschaftler aus unterschiedlichsten Fachrichtungen, aber auch Hip­Hop­Akteure selbst zu Wort. So wird Dergin Tokmak aus seinem Buch »Stix – Der Artist auf Krücken« lesen. Darüber hinaus findet ein Podiumsgespräch mit Mitgliedern der Breakdance­ Formation Roc Kidz Crew über ihren höchst erfolgreichen Dokumentarfilm »The Rising Sun« statt. Außerdem ist eine Aufführung der neuesten Produktion von Rap4Peace, einer Kooperation zwischen Szeneakteuren, dem Stadttheater Augsburg und dem SJR, geplant. Die wissenschaftlichen Beiträge umspannen ein weites Feld. Klaus Farin vom Archiv der Jugendkulturen in Berlin wird beispielsweise zu Jugendkulturen in Deutschland zwischen Kommerz und Engagement sprechen, während Paul Eisewicht aus Karlsruhe die verschiedenen Formen des Kompetenzerwerbs in Szenen auslotet. Susanne Langenohl, eine Augsburger Medien­ und Kommunikationsforscherin, beschäftigt sich in ihrem Vortrag mit der Verhandlung von Geschlechtsidentitäten in populären Medien. Weitere Vorträge behandeln musikpädagogische Projektarbeit, die Perspektiven einer Jugendbücherei in der vielkulturellen Gesellschaft oder das Phänomen Graffiti im Spannungsfeld von Kunst, Kommerz, Subkultur und Vandalismus. Dadurch, dass die Tagung innerhalb des Modular­Festivals stattfindet, schafft sie nicht nur inhaltlich, sondern auch räumlich die Verbindung von Theorie und Praxis. Sie richtet sich ausdrücklich an die Bürger der Stadt, Jugendliche und Jugendhilfestrukturen, Szeneakteure ebenso wie Wissenschaftler, Studierende, Kulturschaffende sowie soziale und kulturelle Einrichtungen. Die Tagung bietet allen Beteiligten die Möglichkeit des Austauschs und schafft somit die Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche (jugend)kulturelle Bildungsarbeit in Augsburg. Die Veranstaltung ist ein gemeinsames Projekt der Interkulturellen Akademie Augsburg, des Forums Populärkultur (Universität Augsburg), des Stadtjugendrings Augsburg, des Projektbüros für Frieden und Interkultur und der Neuen Stadtbücherei. Schirmherrin ist Frau Prof. Sabine Doering­Manteuffel, die Präsidentin der Universität Augsburg. Freitag, 1. Juni, 16 bis 19 Uhr und Samstag, 2. Juni, 14 bis 20 Uhr im Kongress am Park Anna Ruile und Ina Jeske von der Uni Augsburg leiten die Tagung »›Each one teach one‹ – Inklusion durch kulturelle Bildung im Kontext von Jugendszenen« im Rahmen des Modular­Festivals. Foto: Satzinger-Viel �www.modular-festival.de KULTUR & HEIMATPFLEGE www.schwaebisches-volkskundemuseum.de www.forum-schwaebischer-geschichte.de www.schwaebisches-volkskundemuseum.de www.hammerschmiede-naichen.de www.bauernhofmuseum.de www.rieser-bauernmuseum.de w w w . a 3 k u l t u r . d e

05<br />

21. Mai bis 03. Juni 2012 FESTIVAL<br />

Was ist Cosplay?<br />

Im Rahmen des Modular-Festivals findet die Tagung »Each one teach one« statt<br />

von ina Jeske und Anna Ruile<br />

»Stix – Artist auf Krücken«, so lautet der Titel von<br />

Dergin Tokmaks Autobiografie. Der gebürtige<br />

Augs burger erkrankte als Kind an Polio und bewegt<br />

sich seitdem mithilfe von Krücken fort. Als<br />

Mitte der 1980er­Jahre Hip­Hop nach Augsburg gelangte,<br />

packte Dergin das Breakdance­Fieber, das<br />

ihn nie wieder loslassen sollte. Er war Mitglied der<br />

Breakdance­Crew Da F.U.N.K. und als erster deutscher<br />

Artist beim weltberühmten Cirque du Soleil<br />

engagiert. Spätestens mit seinem Auftritt beim Finale<br />

der RTL­Show »Das Supertalent 2011« gewann<br />

er ein Millionenpublikum. Tanzen ist Dergins Leidenschaft,<br />

gleichzeitig verdient er unter dem<br />

Künstlernamen »Stix« damit seinen Lebensunterhalt.<br />

Ausgangspunkt dieser beeindruckenden Karriere<br />

war die Hip­Hop­Kultur. An Dergin Tokmaks<br />

(Foto) Lebenslauf wird deutlich, wie prägend Jugendszenen<br />

sein können.<br />

Allein in Deutschland gibt es über 400 Jugendszenen.<br />

Das Spektrum ist sehr breit: Neben berühmten<br />

und mittlerweile geradezu »altehrwürdigen« jugendkulturellen<br />

Phänomenen wie beispielsweise<br />

Gothic, Hip­Hop, Techno und Punk gibt es auch in<br />

der Öffentlichkeit weitgehend unbekannte Szenen<br />

wie die Cosplay­ oder die Demoszene. Hier sammeln<br />

sich die Jugendlichen um Themen wie Musik,<br />

Sport, Mode oder neue Medien, mit denen sie sich<br />

intensiv auseinandersetzen. Szenen übernehmen<br />

eine immer wichtigere Funktion bei der Sozialisation<br />

von Jugendlichen, während Familie, Schule<br />

oder Vereine zunehmend in den Hintergrund treten.<br />

Diese neuen, sogenannten posttraditionalen<br />

Gemeinschaften spielen eine wichtige Rolle bei der<br />

Integration von Jugendlichen in die Gesellschaft,<br />

sowohl in sozialer als auch in beruflicher Hinsicht.<br />

Immer mehr junge Erwachsene nutzen ihre Szeneaktivitäten<br />

auch beruflich, indem sie beispielsweise<br />

als Eventmanager oder, wie Dergin Tokmak, als<br />

Künstler arbeiten.<br />

In der Öffentlichkeit fehlt jedoch ein Bewusstsein<br />

für die sozialen und kulturellen Leistungen der<br />

Szeneakteure. Die Tagung »›Each one teach one‹ –<br />

Inklusion durch kulturelle Bildung im Kontext von<br />

Jugendszenen« möchte das weitgefächerte Potenzial<br />

von Szenen und ihren Akteuren aus diesem<br />

Grund in den Fokus eines breiten Publikums rücken.<br />

Die Hip­Hop­Szene dient hierbei als Beispiel.<br />

Nach ihrer Entstehung im New York der 1970er­<br />

Jahre blickt die Hip­Hop­Kultur auf eine mehr als<br />

40­jährige Geschichte zurück, in der sie sich beinahe<br />

auf der ganzen Welt verbreitete. In der medialen<br />

Öffentlichkeit wird sie meist kontrovers diskutiert.<br />

Dies liegt zum einen daran, dass der Gangster­Rap<br />

in seinen Texten Gewalt verherrlicht und auch<br />

durch frauenfeindliche Inhalte auffällt. Zum anderen<br />

wird Graffiti häufig auf seine illegalen Aspekte<br />

reduziert und als Vandalismus wahrgenommen.<br />

Bei der Diskussion um die problematischen Seiten<br />

von Hip­Hop wird häufig vergessen, dass dieser als<br />

Straßenkultur mit vielfältigen kreativen Elementen<br />

eine wichtige Ausdrucksform für zahlreiche<br />

Jugendliche und junge Erwachsene ist – auch<br />

in Augsburg. Mithilfe von Hip­Hop können die<br />

Szenegänger soziale, ethnische und ökonomische<br />

Grenzen überwinden. An Dergin Tokmak wird<br />

deutlich, welche immense Motivationskraft und<br />

Selbstermächtigungsprozesse von Szenen ausgehen<br />

können. Dabei ist er kein Einzelfall, zahlreiche<br />

Autodidakten bahnen sich so ihren Weg in die<br />

Branche der Kultur­ und Kreativwirtschaft. Mit<br />

ihren expressiven Praktiken auf musikalischem,<br />

tänzerischem und bildnerischem Gebiet sind sie<br />

eine Bereicherung für die örtliche Kulturlandschaft.<br />

Jugendszenen sind also kein Risikofaktor<br />

für unsere Gesellschaft, sondern ganz im Gegenteil<br />

Quellen von Kreativität, gegenseitigem Respekt,<br />

sozialer Kompetenz und Selbstvertrauen. Diese<br />

Tatsache ist in der Öffentlichkeit jedoch kaum<br />

präsent. Auch kulturelle Einrichtungen haben das<br />

hier vorhandene Potenzial kaum wahrgenommen.<br />

Hip­Hop wird häufig pädagogisch instrumentalisiert<br />

und nicht als eigenständige Kunstform anerkannt.<br />

Dies lässt sich unter anderem bei<br />

Kooperationen von öffentlichen Kultureinrichtungen<br />

mit Szeneakteuren erkennen. Durch die<br />

herablassende Haltung vieler solcher Institutionen<br />

entsteht eine einseitige Beziehung, in der die Szenegänger<br />

»erzogen« werden sollen. Die von der<br />

Hip­Hop­Kultur ausgehenden ästhetischen Erneuerungsimpulse<br />

werden dabei ignoriert. Hip­Hop ist<br />

in dieser Wahrnehmung keine anspruchsvolle<br />

Kunstform, sondern bestenfalls ein pädagogisches<br />

Projekt.<br />

Jenseits dieser pädagogischen Bevormundung<br />

kommen im Rahmen der Tagung Wissenschaftler<br />

aus unterschiedlichsten Fachrichtungen, aber<br />

auch Hip­Hop­Akteure selbst zu Wort. So wird Dergin<br />

Tokmak aus seinem Buch »Stix – Der Artist auf<br />

Krücken« lesen. Darüber hinaus findet ein Podiumsgespräch<br />

mit Mitgliedern der Breakdance­<br />

Formation Roc Kidz Crew über ihren höchst<br />

erfolgreichen Dokumentarfilm »The Rising Sun«<br />

statt. Außerdem ist eine Aufführung der neuesten<br />

Produktion von Rap4Peace, einer Kooperation zwischen<br />

Szeneakteuren, dem Stadttheater Augsburg<br />

und dem SJR, geplant. Die wissenschaftlichen Beiträge<br />

umspannen ein weites Feld. Klaus Farin vom<br />

Archiv der Jugendkulturen in Berlin wird beispielsweise<br />

zu Jugendkulturen in Deutschland zwischen<br />

Kommerz und Engagement sprechen, während<br />

Paul Eisewicht aus Karlsruhe die verschiedenen<br />

Formen des Kompetenzerwerbs in Szenen auslotet.<br />

Susanne Langenohl, eine Augsburger Medien­ und<br />

Kommunikationsforscherin, beschäftigt sich in<br />

ihrem Vortrag mit der Verhandlung von Geschlechtsidentitäten<br />

in populären Medien. Weitere<br />

Vorträge behandeln musikpädagogische Projektarbeit,<br />

die Perspektiven einer Jugendbücherei in der<br />

vielkulturellen Gesellschaft oder das Phänomen<br />

Graffiti im Spannungsfeld von Kunst, Kommerz,<br />

Subkultur und Vandalismus. Dadurch, dass die<br />

Tagung innerhalb des Modular­Festivals stattfindet,<br />

schafft sie nicht nur inhaltlich, sondern auch<br />

räumlich die Verbindung von Theorie und Praxis.<br />

Sie richtet sich ausdrücklich an die Bürger der<br />

Stadt, Jugendliche und Jugendhilfestrukturen,<br />

Szeneakteure ebenso wie Wissenschaftler, Studierende,<br />

Kulturschaffende sowie soziale und kulturelle<br />

Einrichtungen. Die Tagung bietet allen<br />

Beteiligten die Möglichkeit des Austauschs und<br />

schafft somit die Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche<br />

(jugend)kulturelle Bildungsarbeit in<br />

Augsburg. Die Veranstaltung ist ein gemeinsames<br />

Projekt der Interkulturellen Akademie Augsburg,<br />

des Forums Populärkultur (Universität Augsburg),<br />

des Stadtjugendrings Augsburg, des Projektbüros<br />

für Frieden und Interkultur und der Neuen Stadtbücherei.<br />

Schirmherrin ist Frau Prof. Sabine Doering­Manteuffel,<br />

die Präsidentin der Universität<br />

Augsburg.<br />

Freitag, 1. Juni, 16 bis 19 Uhr und Samstag, 2. Juni,<br />

14 bis 20 Uhr im Kongress am Park<br />

Anna Ruile und Ina Jeske von der Uni Augsburg<br />

leiten die Tagung »›Each one teach one‹ – Inklusion<br />

durch kulturelle Bildung im Kontext von Jugendszenen«<br />

im Rahmen des Modular­Festivals.<br />

Foto: Satzinger-Viel<br />

�www.modular-festival.de<br />

KULTUR & HEIMATPFLEGE<br />

www.schwaebisches-volkskundemuseum.de www.forum-schwaebischer-geschichte.de<br />

www.schwaebisches-volkskundemuseum.de<br />

www.hammerschmiede-naichen.de<br />

www.bauernhofmuseum.de www.rieser-bauernmuseum.de<br />

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