TickeTs & konzerTkarTen - a3kultur
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KOLUMNE<br />
w w w . a 3 k u l t u r . d e<br />
GRATISTICKET<br />
21.<br />
25.05.<br />
00<br />
Fr.<br />
Die größten Rock-Klassiker aus den<br />
vergangen Jahrzehnten und der<br />
Rock-Generation von Heute<br />
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Indie – Support: Kill Ferelli & Frames<br />
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Oli Brown & Band<br />
Bluesrock – Support: WellBad<br />
20. 30<br />
Mo.<br />
21.05.<br />
THE LOVE BÜLOW<br />
Indie braucht Rap - Tour 2012<br />
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Di.<br />
22.05.<br />
Layla Zoe & Band<br />
Blues<br />
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24.05.<br />
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Irish Folk – Classic Rock<br />
20. 30<br />
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GLASPERLENSPIEL<br />
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21. Mai bis 03. Juni 2012<br />
Gegenentwurf, du großer Flipper<br />
Ach, ach, ach. Der Kolumnist! Was ist mit ihm<br />
los? Er fühlt sich, als wäre sein Herz gebaut aus<br />
den dunkelsten Bauteilen der Nacht. Alles, was<br />
er anfasst, verwandelt sich in Melancholie, zumindest<br />
aber in ein leeres Glas oder, in den<br />
aparteren Momenten, in einen ganz frisch toten<br />
Menschen. Der Europäische Rat in Brüssel hat<br />
bei des Kolumnisten Geburt festgelegt, dass er<br />
per definitionem nicht liebenswert ist und nur<br />
als Grübelschatten durch die Gegend zu laufen<br />
hat. Sein zartdunkles Gemüt wurde vom Theater<br />
Augsburg aufgekauft, die Dramaturgen trinken<br />
es wie schwarzes Blut, um den »Woyzeck« noch<br />
dunkler inszenieren zu können. Es ist wahr und<br />
bleibt wahr: Die Farben Schwarz, Tiefschwarz<br />
und Anthrazit würfeln um Martin Vodalbras<br />
Seele. Halb Mensch, halb Schlachtvieh sitzt er<br />
Monat für Monat, Tag für Tag, Minute für Minute<br />
im abgedunkelten Zimmer auf einem abgewetzten<br />
Sofa (eiterfarben) und verhandelt mit<br />
dem Metzger namens Zeit.<br />
Warum das so ist? Der Kolumnist denkt die<br />
Dinge zu Ende. Er ist der Peter SchollLatour der<br />
Depression. Unkluge Menschen werden dies für<br />
ein Verdienst halten oder für anmaßende Selbstüberschätzung<br />
in Schwarz. Doch hier kommt<br />
vom Schreiber keine Reaktion, so gut wie keine.<br />
Er zuckt mit den Schultern und schlurft unberührt<br />
und apathisch weiter durch Augsburg,<br />
jene Stadt gewordene Gehirnstarre. Mag sein,<br />
dass sein Schulterzucken die einzige Bewegung<br />
in der oberschwäbischen Steinstarre ist. Egal:<br />
Vodalbra denkt die Dinge zu Ende.<br />
Früher, das muss man wissen, bestand das Leben<br />
aus einem beruhigenden Kreislauf. Frühling,<br />
Sommer, Herbst, Winter. Sonne geht auf, Sonne<br />
geht unter. Menschen sterben, neue werden geboren.<br />
Das Universum war nicht innovativ, auch<br />
nicht zartfühlend, aber von einer Balance, in der<br />
die Angst des Menschen sich in Geborgenheit<br />
schaukeln konnte. Symbol für dieses Lebensgefühl<br />
ist der Kreis.<br />
Dann aber änderten sich die Dinge. Die Kirche<br />
legte fest, dass die Zeit einen Anfangspunkt und<br />
ein Ende hat. Das Universum geht mit dem<br />
Schöpfungsakt an den Start, dauert vor sich hin<br />
und dann kommt das Ende aller Zeiten mit dem<br />
Jüngsten Gericht. Im Prinzip wie ein Arbeitstag,<br />
und abends kommt man heim zur Gattin, die<br />
von Martin Vodalbra<br />
mit dem Nudelholz auf einen wartet. Frühling,<br />
Sommer, Herbst und Winter kommen und geschehen<br />
zwar weiterhin, alles befindet sich aber<br />
auf einer Zielgeraden. Aus dem Kreis wurde eine<br />
Linie. Aus unendlich endlich. Freilich seltsam,<br />
weil religiöse Menschen ja von unendlichem<br />
Leben träumen.<br />
Seitdem der Weltengang also nicht mehr kreis,<br />
sondern linienförmig war, entwickelte sich bei<br />
den Menschen ein neues Phänomen: Ungeduld.<br />
Die Frage lautete: Wie kann man diese Zeitläufte<br />
beschleunigen? Wie anfüllen? Ach, ach, ach – es<br />
war keine Sicherheit mehr da. Die Menschen<br />
gingen aufeinander los und stritten heftig. Gut<br />
möglich, dass vor lauter Langweile auch Augs<br />
D A S Z E I T U N G S F O R M A T F Ü R D E N K U L T U R R A U M A 3<br />
A U G S B U R G , W I T T E L S B A C H E R L A N D U N D A U G S B U R G L A N D<br />
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12<br />
burg gegründet wurde. Heftiger war allerdings,<br />
dass die Menschen manchmal so grantig wurden,<br />
dass sie einander totschlugen, patschipatsch!,<br />
einfach so (siehe Wikipedia).<br />
International anerkannte Forensiker haben dem<br />
Kolumnisten erzählt, dass es, statt Menschen tot<br />
zuschlagen, besser sei, Zeit totzuschlagen. Viele<br />
potenzielle Amokläufer folgen diesem Vorschlag.<br />
Sie sammeln Briefmarken, spielen Flipper oder<br />
gehen in die Stadtbücherei, wo man Gesellschaftsspiele<br />
ausleihen kann. Die Welt ist seitdem<br />
besser geworden (vgl. ShellStudie 1984).<br />
Der Kolumnist folgt dem Rat der Forensiker und<br />
hat auch begonnen, Zeit totzuschlagen. Sein<br />
Steckenpferd ist es, die Verlesungen der TV<br />
Nachrichten aufzuzeichnen und sie dann in<br />
SlowMotionAbspielung daraufhin zu sichten,<br />
an welchen Stellen der Nachrichtensprecher,<br />
wegen eines Blinzelns zum Beispiel, die Augen<br />
geschlossen hat. Im Jahr kommt man hier auf<br />
gut 850 Bilder. Die einzelnen Standbilder fügt<br />
der Kolumnist dann wieder zu einem neuen<br />
Film zusammen. Mit einem metaphysischen<br />
Messerlein ritzt er diesen dann an wie einen<br />
Gummibaum und aus ihm, dem Film, fließt<br />
dann – statt Kautschuk – eine Essenz namens<br />
Schlaf heraus. Der Friede der geschlossenen<br />
Augen, kondensiert in einem milchigen, spermafarbenen<br />
Balsam. Nicht ganz Batida de Coco,<br />
aber schmeckt nach Gehirnstarre. Ein Jazz<br />
Gegenentwurf zum Trinken. Genial, oder?<br />
***** Martin Vodalbra wurde von a3-Kultur-Zeitungschef<br />
Jürgen Kannler mit zwei Packungen Toffifee aus einer<br />
nahegelegenen psychiatrischen Landesanstalt gelockt.<br />
Vodalbra gilt allem zum Trotz als Augsburgs geistige<br />
Mobilitätsdrehscheibe.<br />
�www.facebook.com/martin.vodalbra