2. schul - Stiftsschule Einsiedeln
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meine Seele ist. Ich schaue diese grauenvollen Räume des Universums, die mich einschliessen, …, ohne dass ich wüsste, weshalb ich nun hier und nicht etwa dort bin, noch weshalb ich die wenige Zeit, die mir zum Leben gegeben ist, jetzt gegeben ist und an keinem anderen Zeitpunkt der Ewigkeit, … . Alles, was ich weiss, ist, dass ich bald sterben werde, aber was der Tod selbst ist, das weiss ich am allerwenigsten.» Wie viele dieser Fragen können wir heute, fast vierhundert Jahre später, wirklich beantworten? Selbst wenn wir die Matura geschafft haben? Vieles können wir nicht wissen, anderes wollen wir nicht wissen. Ich bin nicht mehr der Meinung, dass der Mensch grundsätzlich ein neugieriges oder wissensdurstiges Wesen ist, wie immer gesagt wird. Sonst würden viel mehr Menschen versuchen, den Dingen auf die Spur oder auf den Grund zu kommen, die Nähe zur Welt zu suchen. Blödsinn, denken Sie jetzt vielleicht, gerade wir Schweizer sind ein neugieriges Volk, reisen in alle erdenklichen Länder, wollen erfahren, wie es dort ist, wollen erleben. Ich frage: was tun die Reisenden, wenn sie angekommen sind in fernen Ländern? Und jetzt übertreibe ich und sage: Sie begeben sich in ihre Hotelbunker mit fünf oder sieben Sternen, golfen, wellnessen, fitnessen und botoxen, machen einen dreistündigen Ausflug, wo sie aus klimatisierten Bussen und durch getönte Scheiben das Land erkunden. Und nach zwei Wochen kriechen sie wieder aus ihren Bunkern hervor und lassen sich heimfliegen, wo sie vollmundig von ihren Erlebnissen erzählen. Sie waren vor Ort, und waren doch weit weg. Nähe wäre anstrengend statt erholsam, nicht nur körperlich, sondern vor allem auch geistig. Umgekehrt: Distanz schützt uns, bewahrt uns eine Welt aus Scheinwissen und Vorurteilen. Ich habe nichts gegen Luxus, ich finde ihn nur langweilig. Und er verhindert die Erfahrung und, was in diesem Zusammenhang dasselbe ist, das Erleben. Sie werden, liebe Maturae und Maturi, in den nächsten Jahren vermutlich viel reisen. Wollen Sie etwas erleben, oder wollen Sie nur abhängen? Beides, werden Sie jetzt denken. Aber reisen Sie doch bitte nicht wie die Insassen eines Altersheims. Setzen Sie sich nicht nur auf gepolsterte Stühle. Sie sind jung, körperlich fit, belastbar, können drei oder vier Sprachen, wenn Sie Ihre Zeit an dieser Schule nicht vertrödelt haben. Wieso eine Reise buchen, all inclusive, wo Ihnen alles aus dem Weg geräumt wird, was irgendwie interessant ist? Wieso nicht einfach einmal in die Welt hinausgehen, ohne GPS, auf eigene Faust, auf eigenen Wegen, allen Widerständen zum Trotz? Das können Sie nur machen, solange Sie jung sind. Und ich garantiere Ihnen: Sie werden weniger lange jung sein, als Sie jetzt vielleicht denken. Man kann übrigens nicht nur die Nähe zu den Dingen einbüssen, sondern auch die Nähe zu Menschen. Zwar scheint das Gegenteil der Fall zu sein. Wir reden davon, dass die Welt immer kleiner wird. Die «social media» , die Kommunikationsplattformen aller Art führen die Menschen doch zusammen, werden Sie sich vielleicht sagen. Facebook gibt Ihnen 5. SCHULNACHRICHTEN 137
echt. Tatsächlich bin ich letzthin auf ebendiesem facebook unter der Rubrik Freunde auf die Zahl 3766 gestossen. Da hat also jemand 3766 Freunde. Eine beeindruckende Zahl. Ein anderer hat immerhin 67 – ich kann meine Freunde an einer Hand abzählen. Welch ein erschütternder Befund, auf den ersten Blick. Auf den zweiten: wir müssen auch hier unterscheiden zwischen Menschen, die wir persönlich, also aus der Nähe kennen, und jenen, die wir nur als elektronische Phantome kennen, die uns nur sagen können, dass sie unsere Freunde sind, und uns den Beweis schuldig bleiben. Was ist besser? Ich weiss es nicht, möchte nicht das eine gegen das andere ausspielen. Was ich hingegen gehört oder gelesen habe, ist Folgendes: gegen das Internet- Mobbing, gegen Sucht und Abhängigkeit von all diesen social media ist grundsätzlich kaum ein Kraut gewachsen, bis auf eines. Experten empfehlen Jugendlichen, ihre persönlichen, unmittelbaren Beziehungen zu ihren Freunden nicht zu vernachlässigen bzw. zu stärken. Echte Freundschaften, also Freundschaften, die auf Nähe beruhen, sind das wirksamste Mittel gegen das Mobbing durch eine Internet-Gemeinschaft, gegen deren Verunglimpfun gen, Beschimpfungen, Beleidigungen. Liebe Maturae und Maturi, jeder Einzelne von Ihnen darf natürlich 3766 Freunde haben. Ebenso wichtig ist aber, dass Sie Ihre persönlichen Beziehungen und Freundschaften pflegen, zumal Sie in wenigen Tagen in alle Richtungen auseinanderstreben. Gerade die Stiftsschule bietet dazu Hand: Wir haben die Matura-Tage, wir haben die Alumni. Leben Sie nach dem Motto des königlichen Boten in Schillers «Demetrius-Fragment», der dem Bischof von Krakau anlässlich einer Abstimmung sagt: «Ihr sollt die Stimmen wägen, und nicht zählen.» Das ist natürlich völlig undemokratisch, wie Sie aus dem Geschichtsunterricht bei Herrn Zurfluh wissen. Aber wir reden ja nicht von Politik, sondern von Zwischenmenschlichem. Zählen Sie Ihre Freunde von mir aus, aber vergessen Sie das Abwägen nicht, setzen Sie dem Zwang, viele Freunde haben zu müssen, auch mal die Frage entgegen, wer in Wahrheit und aus der Nähe betrachtet Ihre Freunde sind. Und wenn Sie dann zum Resultat kommen, dass Sie diese Freunde an nur einer Hand abzählen können, dann denken Sie daran: es gibt andere, denen es genau so ergeht. Und vielleicht sind diese anderen sogar in der Mehrheit. Und wenn Sie jetzt, gewappnet mit Ihren Matura-Zeugnissen und gepanzert mit Wissensplunder aller Art, in die Welt hinaustreten – verlieren Sie diese Welt nicht aus Ihren Augen, und vor allem: verlieren Sie sich selber nicht aus den Augen. Ich wünsche Ihnen dabei alles Gute. Marcel Oswald 138 5. SCHULNACHRICHTEN
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meine Seele ist. Ich schaue diese grauenvollen Räume des Universums, die mich einschliessen,<br />
…, ohne dass ich wüsste, weshalb ich nun hier und nicht etwa dort bin, noch weshalb<br />
ich die wenige Zeit, die mir zum Leben gegeben ist, jetzt gegeben ist und an keinem anderen<br />
Zeitpunkt der Ewigkeit, … . Alles, was ich weiss, ist, dass ich bald sterben werde, aber<br />
was der Tod selbst ist, das weiss ich am allerwenigsten.»<br />
Wie viele dieser Fragen können wir heute, fast vierhundert Jahre später, wirklich beantworten?<br />
Selbst wenn wir die Matura geschafft haben?<br />
Vieles können wir nicht wissen, anderes wollen wir nicht wissen. Ich bin nicht mehr der<br />
Meinung, dass der Mensch grundsätzlich ein neugieriges oder wissensdurstiges Wesen<br />
ist, wie immer gesagt wird. Sonst würden viel mehr Menschen versuchen, den Dingen<br />
auf die Spur oder auf den Grund zu kommen, die Nähe zur Welt zu suchen. Blödsinn,<br />
denken Sie jetzt vielleicht, gerade wir Schweizer sind ein neugieriges Volk, reisen in alle<br />
erdenklichen Länder, wollen erfahren, wie es dort ist, wollen erleben. Ich frage: was tun<br />
die Reisenden, wenn sie angekommen sind in fernen Ländern? Und jetzt übertreibe ich<br />
und sage: Sie begeben sich in ihre Hotelbunker mit fünf oder sieben Sternen, golfen,<br />
wellnessen, fitnessen und botoxen, machen einen dreistündigen Ausflug, wo sie aus<br />
klimatisierten Bussen und durch getönte Scheiben das Land erkunden. Und nach zwei<br />
Wochen kriechen sie wieder aus ihren Bunkern hervor und lassen sich heimfliegen, wo<br />
sie vollmundig von ihren Erlebnissen erzählen. Sie waren vor Ort, und waren doch weit<br />
weg. Nähe wäre anstrengend statt erholsam, nicht nur körperlich, sondern vor allem<br />
auch geistig. Umgekehrt: Distanz schützt uns, bewahrt uns eine Welt aus Scheinwissen<br />
und Vorurteilen.<br />
Ich habe nichts gegen Luxus, ich finde ihn nur langweilig. Und er verhindert die Erfahrung<br />
und, was in diesem Zusammenhang dasselbe ist, das Erleben. Sie werden, liebe Maturae<br />
und Maturi, in den nächsten Jahren vermutlich viel reisen. Wollen Sie etwas erleben, oder<br />
wollen Sie nur abhängen? Beides, werden Sie jetzt denken. Aber reisen Sie doch bitte<br />
nicht wie die Insassen eines Altersheims. Setzen Sie sich nicht nur auf gepolsterte Stühle.<br />
Sie sind jung, körperlich fit, belastbar, können drei oder vier Sprachen, wenn Sie Ihre Zeit<br />
an dieser Schule nicht vertrödelt haben. Wieso eine Reise buchen, all inclusive, wo Ihnen<br />
alles aus dem Weg geräumt wird, was irgendwie interessant ist? Wieso nicht einfach<br />
einmal in die Welt hinausgehen, ohne GPS, auf eigene Faust, auf eigenen Wegen, allen<br />
Widerständen zum Trotz? Das können Sie nur machen, solange Sie jung sind. Und ich garantiere<br />
Ihnen: Sie werden weniger lange jung sein, als Sie jetzt vielleicht denken.<br />
Man kann übrigens nicht nur die Nähe zu den Dingen einbüssen, sondern auch die Nähe<br />
zu Menschen. Zwar scheint das Gegenteil der Fall zu sein. Wir reden davon, dass die Welt<br />
immer kleiner wird. Die «social media» , die Kommunikationsplattformen aller Art führen<br />
die Menschen doch zusammen, werden Sie sich vielleicht sagen. Facebook gibt Ihnen<br />
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