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i nfansinfanswurde 1988 von dem Soziologen Hans-JoachimLaewen und der Erziehungswissenschaftlerin BeateAndres gemeinsam mit einer Gruppe von ehemaligenwissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Absolventinnendes Arbeitsbereichs Kleinkindpädagogik derFreien Universität Berlin gegründet.infans arbeitet seitdem als selbständiges wissenschaftlichesInstitut und freier Träger der Jugendhilfeim Bereich der öffentlichen Tagesbetreuung von Kindern.Die in dieser Struktur angelegte Verknüpfung vonForschung mit einem komplexen Praxisfeld prägtevon Beginn an die Arbeit des Instituts. In ihrem Zentrumsteht das Bemühen, international vorhandenesForschungswissen für die pädagogische Arbeit insbesonderein Kindertageseinrichtungen verfügbar zumachen und umgekehrt Fragestellungen zu drängendenProblemen der praktischen Arbeit in Kindereinrichtungenin Forschungsvorhaben aufzugreifen.Auf dieser Grundlage erarbeitetinfans in enger Kooperation mit Fachleuten ausden Administrationen und aus pädagogischen EinrichtungenModelle für eine Verbesserung der Lebens-und Entwicklungsbedingungen von Kindern inTageseinrichtungen. Zugleich hält infans Kontaktzu den Forschungseinrichtungen in der Bundesrepublikgehalten.Der Sitz von infans ist Berlin. Die Zahl der Mitarbeiter/innendes Instituts schwankte bisher in Abhängigkeitvom Personalbedarf der Arbeitsvorhaben undder verfügbaren Finanzierung zwischen zwei undzehn Angestellten, deren Arbeit durch Honorarkräftevon Fall zu Fall unterstützt oder ergänzt wird.infans ist wegen der Förderung von Wissenschaftund von Bildung und Erziehung als gemeinnütziganerkannt und berechtigt, Spendenbescheinigungenauszustellen.Aus der GründungssatzungZweck des Vereins ist dieErweiterung und Verbreitungvon Kenntnissen überdie Entwicklungs- undLernprozesse von Kindernin den ersten Lebensjahrenund ihre sozialen und materiellenGrundlagen.Ziel der Vereinsarbeit ist es,die Chancen für eine gelingendeSozialisation vonKindern zu erhöhen, denGedanken einer öffentlichenVerantwortlichkeit für diefrühen Entwicklungschancender Kinder zu stärkenund die Betreuungsbedingungenfür Kinder in Familien,Einrichtungen derTagesbetreuung und anderenBetreuungsumwelten zuverbessern. Der überproportionaleAnteil von Frauen ander Kleinkindbetreuung begründetdabei eine besondereBeachtung frauenspezifischerFragestellungenin diesem Bereich.1


i nfansZur GründungsideeAnstoß zur Gründung von infans boten die Ergebnisseeines Projekts, das im Rahmen des Berlin-Forschungsprogramms der Freien Universität in denJahren 1984/85 durchgeführt worden war. Sie enthieltenHinweise auf mögliche ernsthafte Beeinträchtigungender Entwicklung und der Gesundheit vonKindern, die ohne eine angemessene Gestaltung einerEingewöhnungszeit in Berliner Krippen aufgenommenworden waren.Die Risiken erschienen so schwerwiegend, dass eineArbeitsgruppe damit begann, auf der Basis des internationalenForschungsstandes einen Entwurf für einAufnahmeverfahren zu entwickeln, das einen günstigerenVerlauf der Eingewöhnungszeit für die Kinderermöglichen sollte. Zu diesem Zeitpunkt war bereitsabsehbar, dass die Implementation des Verfahrens inder Praxis längere Zeit in Anspruch nehmen würde,da für eine Realisierung nicht nur die Beteiligung vonErzieherinnen und Eltern, sondern auch die der Trägerund Aufsichtsbehörden notwendig war. Die FreieUniversität war damals an einer Systematisierung vonPraxiskontakten dieser Art nicht interessiert, so dasses einer anderen organisatorischen Basis bedurfte,um diesen Brückenschlag zwischen Forschung undPraxis tragen zu können.infans wurde gegründet, um diese Aufgabe zuübernehmen und hat seitdem über die Grenzen desursprünglichen Vorhabens hinaus die Idee einerTransferstruktur zwischen Forschung und Praxis invielfältigen Projekten realisiert. Die Fachöffentlichkeitund im Einzelfall die Medien haben die Arbeitvon infans mit freundlichem Interesse begleitet.BesorgniserregendeForschungsergebnisseDie im Projekt untersuchten Kindermit ungünstigen Eingewöhnungsbedingungenzeigten 6 Monate nachAufnahme in die Krippe Entwicklungsrückstände,Irritationen derMutter-Kind-Bindung und fehlten indieser Zeit durchschnittlich 4 malhäufiger wegen einer Erkrankung.Die Ergebnisse sind publiziert unter:Laewen, H.-J. (1989): NichtlineareEffekte einer Beteiligung von Elternam Eingewöhnungsprozeß von Krippenkindern.In: Psychologie in Erziehungund Unterricht, 2, 102-108.Dieser Ausschnitt der Gründungsgeschichtevon infans ist als innovativeForm des Wissenschafts-Praxis-Verhältnisses in dem an der UniversitätTrier herausgegebenen Band:Homfeldt, H.G. et al. (Hrsg.) (1999):"Qualitativ-empirische Forschung inder sozialen Arbeit" unter dem Titel:"Ein Modell für die Verknüpfungvon Forschung und Fortbildung inder öffentlichen Früherziehung"dokumentiert.(Seite 229-242)DIE ZEIT, Nr. 3, 10.1.1997 zurArbeit von infansINFANS, das Institut für angewandteSozialisationsforschung/Frühe Kindheite.V. in Berlin, bemüht sich seitJahren, das, was die Entwicklungspsychologieweiß, in praxisnaheKonzepte umzusetzen.2


i nfansDas Eingewöhnungsmodell1988 legte infans den Entwurf eines Eingewöhnungsmodellsfür Kleinkinder in Krippen und Tagespflegestellender Fachöffentlichkeit vor. In derFolgezeit informierten Mitarbeiterinnen in zahlreichenInformations- und Fortbildungsveranstaltungensowohl die Administration als auch die pädagogischenFachkräfte in Berlin und Hamburg über dasModell. Speziell für diese Arbeit wurde Videomaterialaus Forschungsprojekten aufbereitet, um die wissenschaftlichenGrundlagen des Modells allgemeinverständlichdarstellen zu können.Schließlich wurden in Kooperation mit den Jugendämternder Berliner Bezirke Steglitz und Spandauneue Videofilme produziert, in denen Eingewöhnungsverläufein Krippen und Tagespflegestellen unterverschiedenen Bedingungen dokumentiert undkommentiert waren.Zusammen mit der 1990 publizierten Textfassung desModells für das pädagogische Fachpersonal und einerkurz darauf erschienenen schmalen Broschüre mit denwichtigsten Informationen für Eltern waren ab 1992die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass infanssich aus der Vermittlungsarbeit zurückziehen unddiesen Teil der Konzeptrealisierung den Erzieherfachschulenbzw. den Beratungsdiensten der Trägerüberlassen konnte.Das Modell wird inzwischen in der BundesrepublikDeutschland auf breiter Basis eingesetzt und hat neueStandards für die Gestaltung der Aufnahmesituationin Krippen und Tagespflegestellen geschaffen. Dasinfans- Modell ist in die Fortbildungsreihe für Erzieherder zuständigen Berliner Senatsverwaltung undin die Fachreihe des Ministeriums für Bildung, Jugendund Sport des Landes Brandenburg eingegangenund wird inzwischen im Unterricht von zahlreichenErzieherfachschulen verwendet. Die Modellbeschreibungist soeben in dritter Auflage im Luchterhand-Verlag erschienen.Die zentrale Aussage desEingewöhnungsmodells:Kinder müssen zu Beginn ihres Besuchsvon Kindertageseinrichtungenfür einige Zeit von einem Elternteilbegleitet werden, um Risiken für ihreGesundheit und ihre Entwicklung zuvermeiden.infans Videos zurEingewöhnungDie Eingewöhnung von Mark undKatharina in eineTagespflegestelle(Laufzeit 85 Min.)Die ersten Tage in der Krippe - Beispielefür eine kürzere und eine längereEingewöhnungszeit (Laufzeit118 Min.)LiteraturLaewen, H.-J., Andres, B., Hédervári,É.: Die ersten Tage in der Krippe.Luchterhand-Verlag. Berlin2000.Laewen, H.-J., Andres, B., Hédervári,É.: Ohne Eltern geht es nicht.Luchterhand-Verlag. Berlin 2000.3


i nfansDas ProjektTagesmütterqualifizierungEin zweites Projekt der Anfangsjahre stützte sichebenfalls auf die Ergebnisse einer Forschungsarbeitaus dem Berlin-Forschungsprogramm der FreienUniversität. Diese offenbarten in der Dauer der Betreuungsverhältnisseim Tagespflegebereich einenkritischen Mangel dieser Betreuungsform. Der voninfans publizierte Bericht basierte auf der Analysevon über 4.500 Pflegeverhältnissen in Berlin und dokumentierteinen hohen Anteil von Pflegeverhältnissenmit extrem kurzer Dauer. Wegen der zu erwartendennegativen Folgen für die Kinder entwickelteund erprobte infans in Kooperation mit dem BerlinerJugendamt Steglitz ein videogestütztes Vorbereitungskonzeptfür Bewerberinnen um eine Tätigkeitals Tagesmutter.Vor Erteilung einer Zulassung wurden alle Bewerberinnenmit den organisatorischen und pädagogischenAufgaben vertraut gemacht, die eine solche Tätigkeitmit sich bringen würde. infans hatte Videomaterialproduziert, das einen Einblick in den anspruchsvollgestalteten Tagesablauf einer Tagespflegestelle gabund zugleich einige Grundinformationen über Formendes frühen Lernens von Kindern vermittelte.Nach der Einführung dieser vorbereitenden Abendveranstaltungenging der Anteil der extrem kurz dauerndenPflegeverhältnisse in Steglitz von 50% auf20% zurück. Das Videomaterial findet heute im Tagespflegebereichin der Bundesrepublik breite Anwendungund ist auch in das Qualifizierungskonzeptder bundesweiten Organisation der Tages- mütter(tagesmütter Bundesverband e,V.) eingegangen.Laewen, H.-J, Hédervári, É., Andres,B.:Forschungsbericht zur Stabilität vonTagespflegestellen und Pflegeverhältnissenin Berlin (West). Berlin1992.4


i nfansEigene ForschungsvorhabenIn Kooperation mit dem Jugendamt des Berliner BezirksSpandau wurde von infans in den Jahren1990 und 1991 eine erste eigene Untersuchungdurchgeführt und abgeschlossen. Die Studie untersuchteden auf Grund von amerikanischen Forschungsdatenvermuteten Zusammenhang von mütterlichenLebensbedingungen, Einstellungen und Arbeitszufriedenheitvon Erzieherinnen und dem Wohlbefindender Kinder in Krippen.Die Ergebnisse der Studie wiesen darauf hin, dass dasWohlbefinden, der Gesundheitsstatus und das Verhaltender untersuchten Krippenkinder mit der Haltungder Erzieherin zur Krippenbetreuung allgemein,der Wertschätzung der Mutter durch die Erzieherinund die häusliche Lebenssituation der Mutter zusammenhing.Ebenso wie Konflikte zwischen den Elterndie Gesundheit und das Aggressionsverhalten vonKindern beeinflussen können, scheinen auch Irritationenin der Beziehung zwischen Müttern und Erzieherinneneinen vergleichbaren Einfluss zu haben. Darausdarf in Übereinstimmung mit den Ergebnissenanderer Untersuchungen geschlossen werden, dasszwischen den familären Bedingungen und der Kindereinrichtungein subtiles Gefüge existiert, dessenEinfluss auf das Wohlbefinden der Kinder möglicherweiseunterschätzt worden war.Vor dem Hintergrund der Forschungsdaten wurdendie Umrisse eines Beziehungsdreiecks sichtbar, dasMütter, Erzieherinnen und Kinder miteinander verbindetund Rahmenbedingungen für jede Pädagogiksetzt.Laewen, H.-J. (1994): Zum Verhaltenund Wohlbefinden von Krippenkindern.Psychologie in Erziehungund Unterricht, 1, S. 1-13.ForschungsergebnisseJe schlechter die soziale Situationvon Müttern war, um so geringer dieWertschätzung der Mütter durch dieErzieherinJe geringer die Wertschätzung einerMutter durch die Erzieherin einesKindes war, um so stärker waren dieKinder krank und um so aggressivergegenüber anderen Kindern5


i nfansDas ProjektImpulse aus BrandenburgDie Vereinigung der beiden deutschen Staaten unddie damit verbundene Etablierung der Gesellschaftsordnungder alten Bundesländer auf dem Gebiet derehemaligen DDR schuf anfangs der 90er Jahre eineSituation, die (nicht nur) für die Pädagogik der beidenTeile des Landes eine unvergleichliche Herausforderungdarstellte. Niemals zuvor ist in einem hochentwickeltenIndustrieland der enge Zusammenhang vonPädagogik und Gesellschaftsform so deutlich geworden.Für infans wurde das Jahr 1990 zu einem Jahr vielfältigerBegegnungen und fachlichen Austausches,wobei das weltweit am stärksten ausgebaute Krippensystemder DDR naturgemäß im Mittelpunkt des Interessesstand. Umgekehrt war das Interesse derFachkräfte aus der DDR ebenfalls sehr hoch, etwasüber die pädagogische Arbeit im Kleinkindbereichaus den alten Bundesländern zu erfahren.Die anfängliche Begeisterung über die neugewonneneMöglichkeit, Fachdiskussionen über die ehemaligenGrenzen hinweg führen zu können, wich jedoch häufigbald einem Befremden über die pädagogischenGrundsätze im jeweils anderen Teil einerseits und inden neuen Ländern einer wachsenden (und berechtigten)Sorge um den Arbeitsplatz andererseits.infans ist in verschiedenen Publikationen für eindifferenziertes Vorgehen auf dem Gebiet der Frühpädagogikeingetreten.Die politisch unglücklich verordneten "Anpassungsfortbildungen"für das pädagogische Fachpersonal derneuen Länder taten ein Übriges, um das zunächst offeneund von hohem wechselseitigen Interesse getrageneVerhältnis zwischen beiden Seiten abzukühlen.Diese Situation konnte bis heute nicht vollständigaufgelöst werden, so dass in weiten Teilen der neuenBundesländer immer noch Vorbehalte gegenüber einer"Westpädagogik" existieren, deren Grundsätzefremd geblieben sind.Laewen, H.-J.(1990): Ihre Krippen -Unsere Krippen und eine Kampagnegegen beide. In: enfant t. 4/5, S. 45-50.Laewen, H.-J.(1990): Thesen zurReformierung der Tagesbetreuungvon Kindern unter 3 Jahren in derDDR. In: enfant t. 4/5, S. 52-54.Laewen, H.-J. (1992): Die Beziehungzwischen kindlichen Bindungsmusternund Krippenbewältigung. In:Gruppenpsychotherapie und Gruppendynamik,3. S. 245-257.Laewen, H.-J., Andres, B. (1993)Der Abbau von Krippenplätzen inden neuen Bundesländern - Auf demWeg in die Verwaltung des Mangels.In: KiTa Aktuell, 10/93, S. 131-134.6


i nfansDas Ministerium für Bildung, Jugend und Sport desLandes Brandenburg hat in dieser außerordentlichschwierigen und heiklen Situation in Kooperation mitinfans einen Weg eingeschlagen, der sich inzwischenals sinnvoll und fruchtbar erwiesen hat.Im Auftrag des Ministeriums hat infans zwischen1992 und 1997 im Rahmen eines Modellprojekts einNetzwerk von Praxisberaterinnen für Kindertageseinrichtungenin Brandenburgs aufgebaut. Insgesamt 56Beraterinnen wurden auf der Basis eines voninfans entwickelten und in drei jeweils zweijährigenberufsbegleitenden Kursen umgesetzten Curriculumsmit einem Umfang von 1050 Stunden qualifiziert.Brandenburg verfügt damit als einziges der neuenBundesländer über ein (wenn auch dünnes) flächendeckendesNetz von qualifizierten Fachkräftenfür Beratungs- und Fortbildungsaufgaben im Bereichder Kindertageseinrichtungen, die im schwierigenProzess der Überleitung hin zu modernen westeuropäischenKonzepten in der Vorschulpädagogik Anleitungund Hilfe bieten können.Im Rahmen eines durch das Ministerium für Bildung,Jugend und Sport geförderten Überregionalen PädagogischenZentrums unterstützt infans auchweiterhin den fachlichen Diskurs des Beratungsnetzwerksin Brandenburg.Laewen, H.-J. (1992b): Auf demWeg zu einer neuen Kleinkindpädagogik.Kita-Debatte, 2. Schriftenreihedes Ministeriums für Bildung,Jugend und Sport des Landes Brandenburg.Laewen, H.-J. (1995) Kitapädagogikzwischen Gestern und Morgen. In:klein & groß, 1, S. 6-10.Laewen, H.-J., Andres, B. (1996)Neue Modelle der Vorschulpädagogikund Beratung - Das Projekt "Impulseaus Brandenburg". In: Engelhard,D., Höltershinken, D., Neumann,K., Sprey-Wessing,Th., Tietze,W. (Hrsg.): Handbuch der Elementarerziehung,ErgänzungslieferungMärz1996, 4.17 und 4.18Laewen, H.-J., Andres, B., Heck, A.(1998): Abschlußbericht des Modellprojekts:Impulse aus Brandenburg.7


i nfansDie Expertise zur Situation der Kinderkrippen fürden 9. Jugendbericht der BundesregierungDie fachliche Kompetenz und die sachliche Haltungvon infans gegenüber den Kindereinrichtungender neuen Bundesländer hat vermutlich dazu beigetragen,dass unser Institut 1994 mit der Ausarbeitungeiner Expertise zur Situation der Kinderkrippen inden neuen Bundesländern beauftragt wurde. In derannähernd 100seitigen Expertise konnten wir unserevielfältigen Erfahrungen sowohl in der Krippenforschungals auch im Ost-West-Spannungsfeld der Pädagogikeinbringen und boten eine ausgewogene Beschreibungder Stärken und Schwächen der Krippenpädagogikder neuen Länder an.Im Zentrum der Darstellung stand die These, dassauch das "Programm zur Erziehungsarbeit in Kinderkrippen",in dem die Leitlinien pädagogischen Handelnsfür die Krippen der DDR bis ins Detail festgelegtwaren, sehr wohl Elemente einer modernenFrühpädagogik enthielt, die jedoch auf eine Zukunftdes Kindes in einer völlig anderen Gesellschaftsformzielten, als sie in den Jahren der Trennung in den altenBundesländern entstanden war.Die Frage schien uns von Anfang an nicht zu sein,welches die bessere Pädagogik war - obwohl genaudieser Punkt in den meisten Diskussionen eine zentraleRolle spielte -, sondern in welcher Weise diePädagogik der DDR abgeändert bzw. ersetzt werdenmußte, um Kinder auf die neuen Verhältnisse angemessenvorbereiten zu können. Wenn die gesellschaftlichenVerhältnisse sich so radikal wandeln, wiedies während der Wende geschah, kann die Pädagogiknicht unverändert bleiben.Laewen, H.-J., Andres, B. (1994) ZurSituation der Kinderkrippen in denneuen Bundesländern. In: 9. Jugendberichtder Bundesregierung, S. 479-506.In der Stellungnahme der Bundesregierungzu dem Bericht von infansheißt es: "Dieser Teil des Berichts istdeshalb besonders wertvoll, weil erverkürzende und unnütze Diskussionenum die bessere Pädagogik vermeidetund aus den historischenBedingungen erklärend einen Wegfür die Zukunft weist."8


i nfansDas ModellprojektZum Bildungsauftrag vonKindertageseinrichtungenIm Zuge der zunehmenden Diskussion um eine Reformdes Bildungssystems der Bundesrepublik gerietzum ersten Mal nach der Bildungsdiskussion der 70erJahre auch der Vorschulbereich wieder in den Blick.Und dies mit gutem Grund.Der Stand der Forschung weist darauf hin, dass wesentlicheGrundlegungen des Bildungsgeschehenslange vor dem Eintritt der Kinder in die Grundschuleerfolgen, so dass auch der Qualität der pädagogischenArbeit in den Kindertageseinrichtungen mehr Bedeutungzukommt, als bis dahin wahrgenommenworden war. Besonders schmerzhaft machte sich nunbemerkbar, dass Bildung zwar spätestens seit derHereinnahme dieser Aufgabe in das neue Kinder- undJugendhilfegesetz Bestandteil aller Konzeptionen derKindereinrichtungen sein musste, jede pädagogischgehaltvolle Bestimmung des Bildungsbegriffs für dasAlter vor der Schule aber fehlte.Vor diesem Hintergrund legte infans 1997 einenProjektvorschlag vor, der diesem Mangel abhelfensollte. Das Bundesministerium für Familie, Senioren,Frauen und Jugend sowie die zuständigen Ministeriender Bundesländer Brandenburg, Sachsen und Schleswig-Holsteinentschlossen sich, das Projekt gemeinsamzu finanzieren und die Durchführung infanszu übertragen.Ziel des Projektes war es, Vorschläge für ein Verständnisvon Bildungsprozessen der frühen Kindheitals Konstruktionsleistungen der Kinder zu entwikkeln,die in Kontexte wechselseitiger Anerkennungeingebettet und durch pädagogische Interaktionenherausgefordert und ausdifferenziert werden können.In das Projekt einbezogen waren insgesamt 12 Kindertageseinrichtungen,mit denen die Projektgruppeüber zwei Jahre bei Überprüfung der Stichhaltigkeitder Begriffsentwicklungen und der Erprobung derPraxisfähigkeit daraus resultierender Konzepte kooperierte.Darüber hinaus wurden in ZusammenarbeitAus dem Projektantrag:Beteiligte Bundesländer:• Brandenburg• Freistaat Sachsen• Schleswig-HolsteinLaufzeit: 1.7.1997 bis 30.6.2000Förderung durch:• das Bundesministerium für Familie,Senioren, Frauen und Jugend• das Ministerium für Bildung,Jugend und Sport des LandesBrandenburg• das Ministerium für Arbeit, Gesundheitund Soziales des LandesSchleswig-Holstein• das Sächsisches Staatsministeriumfür Soziales, Gesundheit undFamilieZiele:Das Projekt zielt darauf ab, einenVorschlag für einen Bildungsauftragfür Kindertageseinrichtungen zuentwickeln und zu beschreiben, seinePlausibilität empirisch zu überprüfenund auf dieser Basis ein Fortbildungskonzeptfür Erzieherinnen zuerarbeiten und zu erproben. DieFormel vom "Kindergarten als Bestandteildes Bildungssystems" sollauf dem Stand wissenschaftlicherKenntnisse konkretisiert und auf dieKrippe ausgedehnt werden.9


i nfansmit den beteiligten Landesministerien sogenannteEntwicklungsgruppen eingerichtet, in denen TrägervonEinrichtungen, Beraterinnen und Fachschulenvertreten waren. Die Entwicklungskreise wurden überden Fortgang der Arbeiten laufend informiert undderen Teilnehmer/innen schließlich in zwei jeweilseinwöchigen Kursen mit den Projektergebnissen vertrautgemacht. Mit dieser doppelten Anbindung anzwei Ebenen des Praxisbereichs konnte sichergestelltwerden, dass die Arbeitsergebnisse des Projekts praxisnahausgearbeitet werden konnten.Die Begriffe Bildung und Erziehung wurden imRahmen der Projektarbeit für den Vorschulbereichneu definiert und in Beziehung zu einander gesetzt.Die erziehungswissenschaftliche Bildungsdiskussionwird mit Arbeitsergebnissen der Forschung zur frühenEntwicklung von Kindern verbunden und als Grundlagefür ein erneuertes Verständnis von Frühpädagogikausgearbeitet.Die Arbeitsergebnisse des Projekts werden voraussichtlichim Frühjahr 2002 publiziert werden. Darunterfindet sich ein Fortbildungskonzept für Multiplikatorenim Bereich Kindertageseinrichtungen, eineZusammenstellung von Kriterien für die BildungsundErziehungsarbeit in Kindertageseinrichtungen,ein Praxisband mit einer exemplarischen Themenauswahlfür eine Schwerpunktsetzung in der pädagogischenArbeit sowie Texte und Videomaterial für dieAus- und Fortbildung für Erzieher.Die folgenden Produkte derProjektarbeit wurden definiert:• Ein veröffentlichungsreifes Konzeptfür eine Broschüre, das geeignetist, Erzieherinnen mit denProjektergebnissen vertraut zumachen.• Arbeitsbögen zu verschiedenenThemen, die der exemplarischenAnleitung von Erzieherinnen dienensollen.• Videofilme, deren Inhalt Bezugzu den Themen der Broschüre hatund die dort enthaltene Informationergänzt und veranschaulicht.• Einen Katalog von grundlegendenKriterien, die für eine Beurteilungder Qualität der Bildungsarbeitin einer Kindertageseinrichtunggeeignet sind.• Ein für die Aus- und Fortbildungvon Erzieherinnen geignetesKonzept für die Vermittlung derGrundsätze einer "Pädagogik derHerausforderung von Bildungsprozessen"in Kindertageseinrichtungen.Zwei Textbände zum Projekt erscheinenim Frühjahr 2002 imLuchterhand-Verlag und werden abSommer 2002 durch Videomaterialergänzt.10


i nfansAuswahl von Veröffentlichungenwissenschaftlicher und allgemeininformierenderTextedurch MitarbeiterInnen voninfansAndres, B. (1999) Zum Bildungsauftragvon Kindertageseinrichtungen. In: Ministeriumfür Bildung, Jugend und Sportdes Landes Brandenburg (Hrsg.): KitaDebatte 1, S. 14-22.Andres, B. (1998) Leben lernen in derTagesfamilie. In: Tagesmütter Bundesverbandfür Kinderbetreuung in Tagespflegee.V. (Hrsg.) Dokumentationzum Fachkongress zur Tagesbetreuungin Tagespflege in Bonn, S. 16-21.Andres, B. (1997) Pädagogische Standardsin der Tagespflege: Zur Qualitäteiner Betreuungsumwelt zwischen familialerPrivatheit und öffentlichem Angebot.In: Krauss, G.: Perspektiven derTagespflege, S. 13 – 29.Andres, B. (1991) Öffentliche Kleinkindererziehungversus Familienerziehung -Stand und Perspektiven der Krippenerziehung.In: Büchner, P./ Krüger, H.-H.(Hrsg.) Aufwachsen Hüben und Drüben.Opladen: Leske und Budrich. S. 117-126.Andres, B. & Laewen, H.-J. (Hrsg.) Ichverstehe besser, was ich tue ... Erfahrungenmit einem Eingewöhnungsmodell.Kleine Fachreihe zur FrühsozialisationBd. 2. Berlin 1993.Laewen, H.-J.(1999) Zum Konzept derSelbstbildung in Kindertageseinrichtungen.In: Deutsches Jugendinstitut e.V.(Hrsg.): Eigentätigkeit, Selbstorganisation,Selbst- Bildung,, S. 19-32.Laewen, H.-J. (1998): Reggio ist keinModell. In: klein & groß, Heft 6, 6-14.Laewen, H.-J. (1997): Qualität trotzKostendruck. In: klein & groß, Heft 7/8 ,S. 6-12 und 32-35.Laewen, H.-J. (1994) Zum Verhaltenund Wohlbefinden von Krippenkindern -Bezüge zur mütterlichen Lebenssituationund der Qualität der Beziehung vonErzieherin und Mutter. Psychologie inErziehung und Unterricht, 1, S. 1-13Laewen, H.-J. (1989 a) NichtlineareEffekte einer Beteiligung von Eltern amEingewöhnungsprozeß von Krippenkindern:Die Qualität der Mutter-Kind-Bindung als vermittelnder Faktor. Psychologiein Erziehung und Unterricht, 2,S. 102-108.Laewen, H.-J. (1989 b) Zur außerfamilialenTagesbetreuung von Kindernunter drei Jahren. Stand der Forschungund notwendige Konsequenzen. Zeitschriftfür Pädagogik, 6, S. 869-888.Laewen, H.-J., Andres, B. (1996) NeueModelle der Vorschulpädagogik undBeratung. In: Engelhard, D., Höltershinken,D., Neumann, K., Sprey-Wessing,T., Tietze, W.: Handbuch der Elementarerziehung,4.17-4.18.Laewen, H.-J., Hédervári, É., Andres,B.(1992): Forschungsbericht zur Stabilitätvon Tagespflegestellen und Pflegeverhältnissenin Berlin (West). infans-Forschungsbericht. BerlinLaewen, H.-J., Neumann, K., Zimmer, J.(Hrsg.) (1997): Der Situationsansatz,Vergangenheit und Zukunft - TheoretischeGrundlagen und praktische Relevanz.Kallmeyer'sche Verlagsbuchhandlung.Seelze-Velber.Musiol, M. (1999) Bundesprojekt: "ZumBildungsauftrag für Kindertageseinrichtungen".In: KiTa aktuell 7/8, S.148-153.Musiol, M. (2000): Lebensgeschichteund Identität im Erzieherberuf. In: Klein& Groß 3, S. 33 - 36.Völkel, P. (2000): "Das ist aber ungerecht!"Über die soziale Konstruktionvon Moral unter Kindern. Klein & Groß.11


i nfansÖffentliche VeranstaltungenÖffentliche Vorträge (Auswahl)infans in Kooperation mit demMinisterium für Bildung, Jugendund Sport des Landes BrandenburgDer Übergang von der Kindertagesstättein die GrundschuleFachkonferenz am 27. und28.2.1995 in Potsdaminfans in Kooperation mit derFreien Universität Berlin und derKommission Pädagogik der frühenKindheit der Deutschen Gesellschaftfür ErziehungswissenschaftenDer Situationsansatz - Vergangenheitund ZukunftFrühjahrstagung der KommissionPädagogik der frühen Kindheitder DGfE vom 17. bis 19.5 1995in PotsdaminfansAuf dem Weg zu einem Bildungsauftragvon KindertageseinrichtungenFachtagung zum Auftakt des Modellprojektsam 27. und 28. 1.1998 in PotsdaminfansAbschlusstagung des Modellprojekts"Zum Bildungsauftrag vonKindertageseinrichtungen"am 2. und 3. 5. 2000 in BerlinBeate AndresStand und Perspektiven der Krippenerziehungin WestdeutschlandInternationale Fachkonferenz zur Geschichte,Gegenwart und Zukunft vonKindheit und Jugend in West- und Ostdeutschlandund in Europa im November1990 an der Universität MarburgPädagogische Standards in derTagespflegeFachtagung Perspektiven der Tagespflegeam 20.11.1995 in NürnbergLeben und Lernen in der TagesfamilieBundesfachkongress zur Kinderbetreuungin Tagespflege am 12. und 13.10.1998 in BonnHans-Joachim LaewenZum Verhältnis von Fachlichkeitund Laienkompetenz in der Kinder-und Jugendhilfe - Anmerkungenzu einem schwierigenThemaBrandenburger Kinder- und Jugendhilfetag1996 in CottbusAuf dem Weg zu einer neuen Erziehungjenseits der GrenzenDDR-BRD - Neue AnsätzeSymposium des Deutschen HygieneMuseums im September 1997 in DresdenZum Bildungsauftrag von KindertageseinrichtungenSymposion der Kommission PsychoanalytischePädagogik der DGfE am 23.und 24.6 2000 an der Universität KölnBildung und Erziehung in KindertageseinrichtungenFachtagung "Bildung von heute fürmorgen" des LandschaftsverbandesRheinland am 7.11.2000 in KölnWeitere Vorträge zu dieser Thematikin Kiel, Münster, Stuttgart,Tübingen, Mainz, Hamburg, Jenau.a.m.12

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