HIT Typ II in der operativen Medizin ... - Vascularcare.de

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In klinischen Untersuchungen unter andereman nierengesunden herzchirurgischen Patientenmit HIT II [53, 75] konnte gezeigt werden,dass mit Lepirudin eine sichere und effektiveintraoperative Antikoagulation auch währendder Zeit an der Herz-Lungen-Maschine (HLM)erzielt wird. Die Dosierung von Lepirudin zurAntikoagulation im extrakorporalen Kreislauferfolgte nach folgendem Schema:• 0,2 mg/kg zum Priming-Volumen der HLM• 0,25 mg/kg i.v.-Bolus vor Anschluss an dieHLM und• Infusionen von 0,5 mg/Min. bis zum Ende derHLM [70]Die angestrebte Hirudin-Konzentration solltezwischen 3,5 und 4,0 µg/ml entsprechend einerEcarin-Clotting-Time (ECT, im TAS-Analyzer) von350 bis 400 Sekunden [75] liegen. Allerdingswird an dieser Stelle aus eigener Erfahrung herausbetont, dass auf Grund des fehlenden Antidotsein erhöhtes postoperatives Blutungsrisikobesteht; es sollten daher nur Patienten mit akuterHIT II mit Lepirudin antikoaguliert werden.Auf Grund des hohen thromboembolischenRisikos müssen HIT-II-Patienten postoperativeffektiv antikoaguliert werden, sobald keinNachblutungsrisiko mehr besteht. Lepirudinkann zur effektiven postoperativen Antikoagulationnach den genannten Dosierungsvorschlägenkontinuierlich intravenös (bei nichtherzchirurgischen Patienten gegebenenfallsauch subkutan) verabreicht werden.Zur Thrombosetherapie eingesetzt hat Lepirudinbei HIT-II-Patienten in einer retrospektivenUntersuchung seine Wirksamkeit gezeigt: FAR-NER et al. [35] zeigten, dass das kumulativeRisiko, ein thromboembolisches Ereignis, eineExtremitätenamputation und/oder Tod odereine größere Blutung zu erleiden, bei LepirudinbehandeltenPatienten signifikant (p=0,02)niedriger war als unter prophylaktischen Dosenvon Danaparoid (2 x 750 I.E.), sofern diesePatienten bei Beginn der Untersuchung nochkein thromboembolisches Ereignis erlittenhatten. Patienten, die bereits ein thromboembolischesEreignis vor Beginn der Untersuchungerlitten hatten, wiesen keine Unterschiede zwischenden Behandlungsgruppen auf.Schwerwiegende Blutungen traten in dieserUntersuchung allerdings signifikant häufiger inder Lepirudin-Gruppe auf.Lepirudin und NiereninsuffizienzAuf Grund der renalen Elimination vonLepirudin ist die Behandlung niereninsuffizienterHIT-II-Patienten problematisch. Daten unserereigenen Arbeitsgruppe zeigten, dass Intensivpatientenmit akutem Nierenversagen und kontinuierlichemNierenersatzverfahren effektivmit Hirudin antikoaguliert werden können, sofernmit einer erheblich reduzierten Dosis(0,01 mg/kg/Std.) begonnen wird [128]. Allerdingstraten in der Lepirudin-Gruppe signifikanthäufiger späte Blutungskomplikationen auf[128]. Auf Grund der bei Niereninsuffizienz auftretendenAkkumulation des Hirudins solltedaher von einer kontinuierlichen auf eine bolusweiseApplikation [63] umgestellt werden.Letztere erfordert ein engmaschiges Monitoring,das im Folgenden beschrieben wird.Bei der Langzeitanwendung von Lepirudin sollteengmaschig die Kontrolle der Hirudin-Konzentration,der aPTT (besser noch: Ecarin-Clotting-Time, ECT) [59] und der Nierenfunktion(Kreatinin, Harnstoff) erfolgen, um frühzeitig einBlutungsrisiko erkennen und eine Dosisanpassungvornehmen zu können. Liegt eine Niereninsuffizienzvor, sollte die Dosierung einerintravenösen Dauertherapie entweder drastischreduziert (0,005-0,015 mg/kg/Std.) [21] oderauf ein bei Niereninsuffizienz besser steuerbaresAntikoagulans ausgewichen werden.In klinischen Untersuchungenunter anderem annierengesunden herzchirurgischenPatienten mit HIT IIkonnte gezeigt werden,dass mit Lepirudin einesichere und effektive intraoperativeAntikoagulationauch während der Zeit ander Herz-Lungen-Maschine(HLM) erzielt wird.Auf Grund der bei NiereninsuffizienzauftretendenAkkumulation des Hirudinssollte daher von einerkontinuierlichen auf einebolusweise Applikationumgestellt werden.VASCULAR CARE 1/2005 VOL. 8 29

OriginalieCHRISTIAN VON HEYMANN, ORTRUD VARGAS HEIN, MARC KASTRUP, STANISLAO MORGERA, SABINE ZIEMER, CLAUDIA SPIES, CHARITÉ UNVERSITÄTSMEDIZIN BERLINÄhnlich wie UFH löstauch Lepirudin eine Autoimmunreaktionmit Bildungvon Antikörpern aus, diepotenziell die Lepirudin-Wirkung abschwächenkönnen.In der Zwischenzeitsind Kasuistiken veröffentlichtworden, die einengefahrlosen Einsatz vonLepirudin (intravenös undsubkutan) während desletzten Schwangerschaftsdrittelsberichteten.Um eine effektive Antikoagulation zu gewährleisten,sollte der Zielbereich der aPTT bei 45bis 60 Sekunden [21] und der ECT nach eigenenErfahrungen bei 80 bis 100 Sekunden liegen.Auf Grund eigener Erfahrungen ist für die Antikoagulationniereninsuffizienter Patientenmit Lepirudin folgende Dosierung zu empfehlen:• Bolus von 1 bis 2 mg zum Anschluss deskontinuierlichen Nierenersatzverfahrens;• Dauertherapie mit 0,005 bis0,015 mg/kgKG/Std. bis aPTT > 60 Sek.bzw. ECT > 100 Sek.; Umstellung aufBolusapplikation (2 µg/kgKG), wenn aPTTbzw. ECT wieder im Zielbereich [63].Ähnlich wie UFH löst auch Lepirudin eine Autoimmunreaktionmit Bildung von Antikörpernaus, die potenziell die Lepirudin-Wirkung abschwächenkönnen [72]. Bei sechs Patienten, dieeiner Katheterintervention mit Kontrastmittelgabeunterzogen wurden, ist eine anaphylaktischeReaktion nach Reexposition mit Lepirudineingetreten, bei fünf dieser Patienten mit Todesfolge.Da diese Reaktionen vermutlich immunologischerNatur sind, hat die Herstellerfirma eineProduktwarnung für die wiederholte Anwendungvon Lepirudin bei HIT II herausgegeben[118].In einer weiteren Surveillance-Untersuchungwurde die Inzidenz schwerer allergischerReaktionen nach Erst-Exposition mit Lepirudinmit 0,015% und nach Reexposition mit 0,16%angegeben [10].Lepirudin in derSchwangerschaftBei Gabe von Lepirudin zur Antikoagulationwährend der Schwangerschaft ist ein geringertransplazentarer Transport beobachtet worden[95]. Im Tierexperiment führte dies bei einerDosis von 30 mg/kgKG zu einer gesteigertenMortalität, so dass die Anwendung von Lepirudinin der Schwangerschaft zunächst nichtempfohlen wurde [55]. In der Zwischenzeitsind Kasuistiken veröffentlicht worden, die einengefahrlosen Einsatz von Lepirudin (intravenösund subkutan) während des letzten Schwangerschaftsdrittelsberichteten [1, 70]. Die Befundesind umso mehr von Bedeutung, wenndie nachgewiesenen HIT-II-Antikörper eineKreuzreaktivität mit Danaparoid aufweisen; diesschränkt das Spektrum der therapeutischen Anwendungvon Lepirudin jedoch weiter ein.Auf Grund der direkten Thrombinhemmungund der Inhibition der thrombinspezifischenThrombozytenaktivierung sind die Hirudinehocheffektive Antikoagulanzien, die im Falleeiner Überdosierung schwere Blutungen auslösenkönnen. Da derzeit keine kontrolliertenDaten für ein spezifisches Antidot vorliegen, istdie Therapie der Wahl bei Blutungskomplikationenunter Lepirudin derzeit die Entfernungdes Medikaments über einen High-flux-Filtermit hohem Dialysat-Fluss (>30 ml/kg/Std.) imRahmen eines kontinuierlichen oder intermittierendenNierenersatzverfahrens [38].Allerdings konnte gezeigt werden, dass durchdie Nierenersatzverfahren überwiegend hoheHirudin-Konzentrationen gesenkt werden können,während niedrige Konzentrationen ineffektivfiltriert werden [11]. Medikamentös kann dieGabe von Desmopressin (DDAVP, Minirin ® ) versuchtwerden, welches im Tiermodell eine signifikanteReduktion der Blutungszeit allerdings beiDesirudin-induzierter Blutung zeigte [10, 14].30VASCULAR CARE 1/2005 VOL. 8

Orig<strong>in</strong>alieCHRISTIAN VON HEYMANN, ORTRUD VARGAS HEIN, MARC KASTRUP, STANISLAO MORGERA, SABINE ZIEMER, CLAUDIA SPIES, CHARITÉ UNVERSITÄTSMEDIZIN BERLINÄhnlich wie UFH löstauch Lepirud<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Autoimmunreaktionmit Bildungvon Antikörpern aus, diepotenziell die Lepirud<strong>in</strong>-Wirkung abschwächenkönnen.In <strong><strong>de</strong>r</strong> Zwischenzeits<strong>in</strong>d Kasuistiken veröffentlichtwor<strong>de</strong>n, die e<strong>in</strong>engefahrlosen E<strong>in</strong>satz vonLepirud<strong>in</strong> (<strong>in</strong>travenös undsubkutan) während <strong>de</strong>sletzten Schwangerschaftsdrittelsberichteten.Um e<strong>in</strong>e effektive Antikoagulation zu gewährleisten,sollte <strong><strong>de</strong>r</strong> Zielbereich <strong><strong>de</strong>r</strong> aPTT bei 45bis 60 Sekun<strong>de</strong>n [21] und <strong><strong>de</strong>r</strong> ECT nach eigenenErfahrungen bei 80 bis 100 Sekun<strong>de</strong>n liegen.Auf Grund eigener Erfahrungen ist für die Antikoagulationnieren<strong>in</strong>suffizienter Patientenmit Lepirud<strong>in</strong> folgen<strong>de</strong> Dosierung zu empfehlen:• Bolus von 1 bis 2 mg zum Anschluss <strong>de</strong>skont<strong>in</strong>uierlichen Nierenersatzverfahrens;• Dauertherapie mit 0,005 bis0,015 mg/kgKG/Std. bis aPTT > 60 Sek.bzw. ECT > 100 Sek.; Umstellung aufBolusapplikation (2 µg/kgKG), wenn aPTTbzw. ECT wie<strong><strong>de</strong>r</strong> im Zielbereich [63].Ähnlich wie UFH löst auch Lepirud<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Autoimmunreaktionmit Bildung von Antikörpernaus, die potenziell die Lepirud<strong>in</strong>-Wirkung abschwächenkönnen [72]. Bei sechs Patienten, diee<strong>in</strong>er Katheter<strong>in</strong>tervention mit Kontrastmittelgabeunterzogen wur<strong>de</strong>n, ist e<strong>in</strong>e anaphylaktischeReaktion nach Reexposition mit Lepirud<strong>in</strong>e<strong>in</strong>getreten, bei fünf dieser Patienten mit To<strong>de</strong>sfolge.Da diese Reaktionen vermutlich immunologischerNatur s<strong>in</strong>d, hat die Herstellerfirma e<strong>in</strong>eProduktwarnung für die wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holte Anwendungvon Lepirud<strong>in</strong> bei <strong>HIT</strong> <strong>II</strong> herausgegeben[118].In e<strong>in</strong>er weiteren Surveillance-Untersuchungwur<strong>de</strong> die Inzi<strong>de</strong>nz schwerer allergischerReaktionen nach Erst-Exposition mit Lepirud<strong>in</strong>mit 0,015% und nach Reexposition mit 0,16%angegeben [10].Lepirud<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong>SchwangerschaftBei Gabe von Lepirud<strong>in</strong> zur Antikoagulationwährend <strong><strong>de</strong>r</strong> Schwangerschaft ist e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gertransplazentarer Transport beobachtet wor<strong>de</strong>n[95]. Im Tierexperiment führte dies bei e<strong>in</strong>erDosis von 30 mg/kgKG zu e<strong>in</strong>er gesteigertenMortalität, so dass die Anwendung von Lepirud<strong>in</strong><strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Schwangerschaft zunächst nichtempfohlen wur<strong>de</strong> [55]. In <strong><strong>de</strong>r</strong> Zwischenzeits<strong>in</strong>d Kasuistiken veröffentlicht wor<strong>de</strong>n, die e<strong>in</strong>engefahrlosen E<strong>in</strong>satz von Lepirud<strong>in</strong> (<strong>in</strong>travenösund subkutan) während <strong>de</strong>s letzten Schwangerschaftsdrittelsberichteten [1, 70]. Die Befun<strong>de</strong>s<strong>in</strong>d umso mehr von Be<strong>de</strong>utung, wenndie nachgewiesenen <strong>HIT</strong>-<strong>II</strong>-Antikörper e<strong>in</strong>eKreuzreaktivität mit Danaparoid aufweisen; diesschränkt das Spektrum <strong><strong>de</strong>r</strong> therapeutischen Anwendungvon Lepirud<strong>in</strong> jedoch weiter e<strong>in</strong>.Auf Grund <strong><strong>de</strong>r</strong> direkten Thromb<strong>in</strong>hemmungund <strong><strong>de</strong>r</strong> Inhibition <strong><strong>de</strong>r</strong> thromb<strong>in</strong>spezifischenThrombozytenaktivierung s<strong>in</strong>d die Hirud<strong>in</strong>ehocheffektive Antikoagulanzien, die im Fallee<strong>in</strong>er Überdosierung schwere Blutungen auslösenkönnen. Da <strong><strong>de</strong>r</strong>zeit ke<strong>in</strong>e kontrolliertenDaten für e<strong>in</strong> spezifisches Antidot vorliegen, istdie Therapie <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahl bei Blutungskomplikationenunter Lepirud<strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong>zeit die Entfernung<strong>de</strong>s Medikaments über e<strong>in</strong>en High-flux-Filtermit hohem Dialysat-Fluss (>30 ml/kg/Std.) imRahmen e<strong>in</strong>es kont<strong>in</strong>uierlichen o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>in</strong>termittieren<strong>de</strong>nNierenersatzverfahrens [38].Allerd<strong>in</strong>gs konnte gezeigt wer<strong>de</strong>n, dass durchdie Nierenersatzverfahren überwiegend hoheHirud<strong>in</strong>-Konzentrationen gesenkt wer<strong>de</strong>n können,während niedrige Konzentrationen <strong>in</strong>effektivfiltriert wer<strong>de</strong>n [11]. Medikamentös kann dieGabe von Desmopress<strong>in</strong> (DDAVP, M<strong>in</strong>ir<strong>in</strong> ® ) versuchtwer<strong>de</strong>n, welches im Tiermo<strong>de</strong>ll e<strong>in</strong>e signifikanteReduktion <strong><strong>de</strong>r</strong> Blutungszeit allerd<strong>in</strong>gs beiDesirud<strong>in</strong>-<strong>in</strong>duzierter Blutung zeigte [10, 14].30VASCULAR CARE 1/2005 VOL. 8

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