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Natrium-CitratNatrium-Citrat wird im Gegensatz zu denübrigen in dieser Übersicht dargestellten Antikoagulanzienausschließlich zur regionalenAntikoagulation bei intermittierenden oder kontinuierlichenNierenersatzverfahren angewendetund ist demnach nur eingeschränkt vergleichbarmit den anderen dargestellten Verfahren bzw.Medikamenten. Für HIT-II-Patienten bedeutetdas, dass neben der regionalen Antikoagulationim extrakorporalen Kreislauf eine zusätzlicheeffektive systemische Antikoagulation dringenderforderlich ist [15]. Dies resultiert aus demPrinzip der regionalen Antikoagulation, derenZiel die effektive Gerinnungshemmung imextrakorporalen Kreislauf ist. Eine systemischeGerinnungshemmung kann und soll mit derNatrium-Citrat-Antikoagulation nicht erreichtwerden. Vor diesem Hintergrund hat die Natrium-Citrat-Antikoagulationin der perioperativenMedizin Vorteile vor allem bei Patientenmit erhöhtem Blutungsrisiko. Eine weitereIndikation ist die Antikoagulation bei Patienten,die mit den herkömmlichen Antikoagulanziennicht effektiv bzw. nur mit Nebenwirkungen gewährleistetwerden kann.Citrat ist ein Chelatbildner. Die antikoagulatorischenEffekte erzielt Citrat durch Komplexierungmit freien Calcium-Ionen. Ionisiertes Calcium istein essenzieller Kofaktor für eine Vielzahl vonGerinnungsfaktoren. Wird das ionisierte Calciumim Blut unter etwa 0,4 mmol/l gesenkt [105],kann die Gerinnungskaskade nicht mehr ablaufen.In den extrakorporalen Kreislauf appliziertesCitrat bindet die freien Calcium-Ionen und wirktso gerinnungshemmend. Eine systemische Antikoagulationtritt nicht auf, da das Citrat in derLeber rasch zu Bicarbonat metabolisiert wird.Citrat wird vor dem Hämofilter direkt in denextrakorporalen Kreislauf des Hämofiltrations-Geräts infundiert. Nach dem Citrat-Protokollder Charité Campus Mitte [104] wird eineKonzentration an ionisiertem Calcium im extrakorporalenHämofiltrations-Kreislauf (unbedingtaus dem Post-Filter-Bereich entnehmen!) von0,25 – 0,35 mmol/l angestrebt, welches engmaschignach Anschluss der Hämofiltration undregelmäßig (8-stündlich) nach Erreichen eines„steady state“ im Verlauf der Nierenersatzbehandlungkontrolliert werden muss.In prospektiven Untersuchungen hat die Citrat-Antikoagulation bessere Ergebnisse hinsichtlichder Filterlaufzeit (Effektivität der Nierenersatzbehandlung)und der Nachblutungsrate gezeigtals die Antikoagulation mit UFH [39,100,104,109,126]. Zur Antagonisierung der Citrat-Antikoagulationwird über ein separates Lumen desDialysekatheters (Verhinderung der Katheterthrombose)Calcium-Chlorid verabreicht. DieDosierung des Calcium-Chlorids richtet sichnach dem systemischen ionisierten Calcium-Wert. Angestrebt werden Normalwerte.Calcium-Chlorid sollte nicht in das System desHämofiltrations-Geräts verabreicht werden,um ein vorzeitiges Koagulieren des Systems zuvermeiden.Citrat wird in der Leber zu Bicarbonat metabolisiert.Daher können im Verlauf der Behandlungmetabolische Alkalosen auftreten [80,104]; diesemachen eine Steigerung des Dialysat-Umsatzeserforderlich, um das erhöhte Bicarbonat zufiltrieren. Bei Patienten mit Zirrhose-bedingterLeberinsuffizienz muss mit einer eingeschränktenCitrat-Metabolisierung gerechnet werden[80], die je nach Ausmaß der metabolischenStörung bzw. der Citrat-Nebenwirkungen denWechsel auf ein anderes Antikoagulationsverfahrennotwendig machen kann.Natrium-Citrat wird imGegensatz zu den übrigenin dieser Übersicht dargestelltenAntikoagulanzienausschließlich zur regionalenAntikoagulationbei intermittierenden oderkontinuierlichen Nierenersatzverfahrenangewendet.Eine systemische Gerinnungshemmungkann undsoll mit der Natrium-Citrat-Antikoagulation nichterreicht werden.VASCULAR CARE 1/2005 VOL. 8 45

OriginalieCHRISTIAN VON HEYMANN, ORTRUD VARGAS HEIN, MARC KASTRUP, STANISLAO MORGERA, SABINE ZIEMER, CLAUDIA SPIES, CHARITÉ UNVERSITÄTSMEDIZIN BERLINBei frühzeitiger Diagnosestellungund adäquaterAntikoagulation solltenheutzutage die fatalenKomplikationen der HIT IIvermeidbar sein.Die regionale Citrat-Antikoagulation stellt besondereAnforderungen an die zu verwendendeDialysierflüssigkeit. Diese muss speziell an dasverwendete Verfahren adaptiert sein, um metabolischenund Elektrolyt-Entgleisungen vorzubeugen.Solche Dialysierflüssigkeiten sind nichtkommerziell erhältlich und müssen derzeit nochauf Rezept von Apotheken oder der Industriehergestellt werden.Bei dem derzeit in der Charité Campus Mitteetablierten Verfahren zur Citrat-Antikoaguationwird eine Dialysierflüssigkeit verwendet,– die kein Bicarbonat enthält (auch keine anderePufferbase, um so das Auftreten einer metabolischenAlkalose zu vermeiden),– die frei ist von Calcium (um das Koagulierendes Systems zu vermeiden) und– die eine reduzierte Natrium-Konzentrationaufweist (um der Natrium-Belastung durch dasNatrium-Citrat Rechnung zu tragen).AbschlussbemerkungDie Diagnostik und Behandlung der HIT IIim perioperativen Umfeld erfordert vomKliniker eine sorgfältige Interpretation derklinischen und laborchemischen Befunde,die in Einzelfällen keine sichere Diagnosestellungerlauben. Im Zweifelsfall wirddie Diagnose HIT II jedoch klinisch gestelltund die Therapie sollte nach klinischenund nicht nach laborchemischen Kriterienausgewählt werden.Zur effektiven Antikoagulation bei nachgewieseneroder vermuteter HIT II stehtmittlerweile eine Reihe von potentenAntikoagulanzien zur Verfügung, die allerdingsvom Kliniker eine genaue Kenntnisder Pharmakologie und des Indikationsspektrumsverlangen (s. Abb.). Speziell HIT-II-Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktionbenötigen bei einem großenTeil der dargestellten Antikoagulanzien einengmaschiges Monitoring, um ein potenziellesBlutungsrisiko zu minimieren. Beifrühzeitiger Diagnosestellung und adäquaterAntikoagulation sollten heutzutagedie fatalen Komplikationen der HIT II vermeidbarsein.46VASCULAR CARE 1/2005 VOL. 8

Natrium-CitratNatrium-Citrat wird im Gegensatz zu <strong>de</strong>nübrigen <strong>in</strong> dieser Übersicht dargestellten Antikoagulanzienausschließlich zur regionalenAntikoagulation bei <strong>in</strong>termittieren<strong>de</strong>n o<strong><strong>de</strong>r</strong> kont<strong>in</strong>uierlichenNierenersatzverfahren angewen<strong>de</strong>tund ist <strong>de</strong>mnach nur e<strong>in</strong>geschränkt vergleichbarmit <strong>de</strong>n an<strong><strong>de</strong>r</strong>en dargestellten Verfahren bzw.Medikamenten. Für <strong>HIT</strong>-<strong>II</strong>-Patienten be<strong>de</strong>utetdas, dass neben <strong><strong>de</strong>r</strong> regionalen Antikoagulationim extrakorporalen Kreislauf e<strong>in</strong>e zusätzlicheeffektive systemische Antikoagulation dr<strong>in</strong>gen<strong><strong>de</strong>r</strong>for<strong><strong>de</strong>r</strong>lich ist [15]. Dies resultiert aus <strong>de</strong>mPr<strong>in</strong>zip <strong><strong>de</strong>r</strong> regionalen Antikoagulation, <strong><strong>de</strong>r</strong>enZiel die effektive Ger<strong>in</strong>nungshemmung imextrakorporalen Kreislauf ist. E<strong>in</strong>e systemischeGer<strong>in</strong>nungshemmung kann und soll mit <strong><strong>de</strong>r</strong>Natrium-Citrat-Antikoagulation nicht erreichtwer<strong>de</strong>n. Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund hat die Natrium-Citrat-Antikoagulation<strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> peri<strong>operativen</strong>Mediz<strong>in</strong> Vorteile vor allem bei Patientenmit erhöhtem Blutungsrisiko. E<strong>in</strong>e weitereIndikation ist die Antikoagulation bei Patienten,die mit <strong>de</strong>n herkömmlichen Antikoagulanziennicht effektiv bzw. nur mit Nebenwirkungen gewährleistetwer<strong>de</strong>n kann.Citrat ist e<strong>in</strong> Chelatbildner. Die antikoagulatorischenEffekte erzielt Citrat durch Komplexierungmit freien Calcium-Ionen. Ionisiertes Calcium iste<strong>in</strong> essenzieller Kofaktor für e<strong>in</strong>e Vielzahl vonGer<strong>in</strong>nungsfaktoren. Wird das ionisierte Calciumim Blut unter etwa 0,4 mmol/l gesenkt [105],kann die Ger<strong>in</strong>nungskaska<strong>de</strong> nicht mehr ablaufen.In <strong>de</strong>n extrakorporalen Kreislauf appliziertesCitrat b<strong>in</strong><strong>de</strong>t die freien Calcium-Ionen und wirktso ger<strong>in</strong>nungshemmend. E<strong>in</strong>e systemische Antikoagulationtritt nicht auf, da das Citrat <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong>Leber rasch zu Bicarbonat metabolisiert wird.Citrat wird vor <strong>de</strong>m Hämofilter direkt <strong>in</strong> <strong>de</strong>nextrakorporalen Kreislauf <strong>de</strong>s Hämofiltrations-Geräts <strong>in</strong>fundiert. Nach <strong>de</strong>m Citrat-Protokoll<strong><strong>de</strong>r</strong> Charité Campus Mitte [104] wird e<strong>in</strong>eKonzentration an ionisiertem Calcium im extrakorporalenHämofiltrations-Kreislauf (unbed<strong>in</strong>gtaus <strong>de</strong>m Post-Filter-Bereich entnehmen!) von0,25 – 0,35 mmol/l angestrebt, welches engmaschignach Anschluss <strong><strong>de</strong>r</strong> Hämofiltration undregelmäßig (8-stündlich) nach Erreichen e<strong>in</strong>es„steady state“ im Verlauf <strong><strong>de</strong>r</strong> Nierenersatzbehandlungkontrolliert wer<strong>de</strong>n muss.In prospektiven Untersuchungen hat die Citrat-Antikoagulation bessere Ergebnisse h<strong>in</strong>sichtlich<strong><strong>de</strong>r</strong> Filterlaufzeit (Effektivität <strong><strong>de</strong>r</strong> Nierenersatzbehandlung)und <strong><strong>de</strong>r</strong> Nachblutungsrate gezeigtals die Antikoagulation mit UFH [39,100,104,109,126]. Zur Antagonisierung <strong><strong>de</strong>r</strong> Citrat-Antikoagulationwird über e<strong>in</strong> separates Lumen <strong>de</strong>sDialysekatheters (Verh<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong> Katheterthrombose)Calcium-Chlorid verabreicht. DieDosierung <strong>de</strong>s Calcium-Chlorids richtet sichnach <strong>de</strong>m systemischen ionisierten Calcium-Wert. Angestrebt wer<strong>de</strong>n Normalwerte.Calcium-Chlorid sollte nicht <strong>in</strong> das System <strong>de</strong>sHämofiltrations-Geräts verabreicht wer<strong>de</strong>n,um e<strong>in</strong> vorzeitiges Koagulieren <strong>de</strong>s Systems zuvermei<strong>de</strong>n.Citrat wird <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Leber zu Bicarbonat metabolisiert.Daher können im Verlauf <strong><strong>de</strong>r</strong> Behandlungmetabolische Alkalosen auftreten [80,104]; diesemachen e<strong>in</strong>e Steigerung <strong>de</strong>s Dialysat-Umsatzeserfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lich, um das erhöhte Bicarbonat zufiltrieren. Bei Patienten mit Zirrhose-bed<strong>in</strong>gterLeber<strong>in</strong>suffizienz muss mit e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>geschränktenCitrat-Metabolisierung gerechnet wer<strong>de</strong>n[80], die je nach Ausmaß <strong><strong>de</strong>r</strong> metabolischenStörung bzw. <strong><strong>de</strong>r</strong> Citrat-Nebenwirkungen <strong>de</strong>nWechsel auf e<strong>in</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>es Antikoagulationsverfahrennotwendig machen kann.Natrium-Citrat wird imGegensatz zu <strong>de</strong>n übrigen<strong>in</strong> dieser Übersicht dargestelltenAntikoagulanzienausschließlich zur regionalenAntikoagulationbei <strong>in</strong>termittieren<strong>de</strong>n o<strong><strong>de</strong>r</strong>kont<strong>in</strong>uierlichen Nierenersatzverfahrenangewen<strong>de</strong>t.E<strong>in</strong>e systemische Ger<strong>in</strong>nungshemmungkann undsoll mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Natrium-Citrat-Antikoagulation nichterreicht wer<strong>de</strong>n.VASCULAR CARE 1/2005 VOL. 8 45

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