im gespräch - Turner-Syndrom-Vereinigung Deutschland eV
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2.2010<br />
magazin der<br />
turner-syndrom-vereinigung deutschland e. v.<br />
ullrich-turner-syndrom-nachrichten<br />
<strong>gespräch</strong>ig<br />
Das Ullrich-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />
<strong>im</strong> Gespräch: Osteoporose<br />
Muskel-Knochen-Interaktion<br />
Patientenorientierte Beratung<br />
und Erfahrungsberichte
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Das Ullrich-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />
Eines der beiden Geschlechtschromosomen (XX) fehlt<br />
durchgehend oder nur in einem Teil aller Körperzellen,<br />
oder aber das zweite X-Chromosom ist struk turell ver-<br />
ändert. Das Ullrich-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> kann nicht ver erbt<br />
werden. Die verursachenden Faktoren sind noch unbe-<br />
kannt. Die Auswirkungen kön nen individuell sehr ver-<br />
schieden sein. Die Leitsymptome sind der Kleinwuchs<br />
(<strong>im</strong> Durchschnitt etwa 1,47m ) und die Unfruchtbarkeit<br />
aufgrund einer zu geringen Entwicklung der Eierstöcke.<br />
Hier ist eine Behandlung mit Wachstumshormonen<br />
und Östrogenen möglich. Dazu können weitere, heute<br />
be handel bare Probleme kommen (Herz fehler, soge-<br />
nanntes Flügelfell, Nierenprobleme, Lymphödeme).<br />
Das <strong>Syndrom</strong> wurde nach dem amerikanischen Arzt<br />
Henry <strong>Turner</strong> und dem deutschen Kinderarzt Otto<br />
Ullrich benannt. Das Ullrich-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> ist eine<br />
Fehl verteilung oder strukturelle Veränderung der<br />
Ge schlechtschromosomen, von der nur Mädchen<br />
beziehungsweise Frauen betroffen sind und tritt mit<br />
einer Häufigkeit von etwa 1 zu 2500 Geburten auf.<br />
Betroffene Mädchen und Frauen sind normal intel-<br />
ligent und können ein eigenständiges Leben füh ren,<br />
zu dem in vielen Fällen heute auch eine Partnerschaft<br />
gehört. Psychische Probleme <strong>im</strong> Sinne eines geringeren<br />
Selbstwertgefühls, Unsicherheit <strong>im</strong> Um gang mit<br />
dem eigenen Körper und ähnliches sind nicht selten,<br />
aber kein unvermeidbares Schicksal. Der Kontakt mit<br />
anderen Betroffenen oder auch professionelle Beratung<br />
kann dabei weiter helfen.<br />
Die <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-<strong>Vereinigung</strong> <strong>Deutschland</strong> e. V. hat<br />
es sich zur Aufgabe gemacht, betrof fenen Mäd chen,<br />
Frauen und Schwangeren, die von der Diagnose erfah-<br />
ren haben, zu helfen. Durch Erfahrungsaustausch und<br />
Aufklärung machen wir Schwan geren Mut, das Kind<br />
mit Ullrich-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> auszutragen. Wir geben<br />
der Behinderung ein Gesicht. Wir wollen Vorurteile ab-<br />
bauen, Informationslücken schließen und das öffent-<br />
liche Interesse wecken. Das Ullrich-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />
darf nicht länger ein Ab trei bungsgrund sein. Wir finden,<br />
dass wir als Betrof fene sehr gut mit der Behinderung<br />
leben können.<br />
Wir sind eine gemeinnützige, ehrenamtlich tätige<br />
Selbst hilfeorganisation. Wir fi nan zieren uns aus-<br />
schließlich über Spenden und Mitgliedsbeiträge.<br />
Deswegen freuen wir uns, wenn Sie unsere Arbeit<br />
durch Spenden unterstützen. Unsere Kontakt adres-<br />
sen finden sie auf der Seite 30 und <strong>im</strong> Impressum auf<br />
Seite 31.<br />
3
4<br />
Marlis Stempel<br />
Clémence<br />
Fotoschau<br />
Privat Dozent Dr. med. Oliver Fricke,<br />
Professor Dr. med. Eckhard Schönau<br />
Dr. med. Michael Busch<br />
Kerstin Subtil<br />
Diplompsychologin Angelika Bock<br />
Professorin Dr. phil. Jutta Blin<br />
Literaturtipp<br />
Professor Dr. med. Fritz Haverkamp<br />
Heidi<br />
Mitglieder stellen sich vor<br />
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Was ist das Ullrich-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>?<br />
Editorial<br />
Freundschaft, Solidarität, Gesang und Spaß trotz Regen<br />
Impressionen vom Jahrestreffen 2010 auf der Jugendburg Gemen<br />
Die Muskel-Knochen-Interaktion und ihre Bedeutung<br />
für die Knochengesundheit be<strong>im</strong> Ullrich-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />
Osteoporose be<strong>im</strong> Ullrich-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />
Bericht vom Vorstand<br />
Patientenorientierte Beratung — Wann ist sie professionell, wann ist sie gut?<br />
Kompetente Beratung ist gefragt<br />
Monika Höhn: Ein bisschen kleiner<br />
Beratung von Patientinnen mit Ullrich-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />
Die eigenen Stärken und Schwächen erkennen<br />
Ruth stellt sich vor<br />
Barbara Keller stellt sich vor<br />
Veranstaltungskalender<br />
Danke<br />
Adressen<br />
Impressum<br />
Spendenhinweis<br />
Ein Tänzchen be<strong>im</strong> Deutsch-Französischen<br />
Freundschaftstreffen in Prien,<br />
siehe auch die Seiten 6 und 7<br />
Das Ullrich-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> ist nicht so einfach <strong>im</strong><br />
Gespräch. Bis die Betroffenen es zur Sprache bringen<br />
und die Diagnose verarbeitet ist, kann es eine<br />
Weile dauern. Die Diagnose Ullrich-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />
verunsichert viele Ratsuchende und macht vielleicht<br />
stumm oder verzweifelt. Das Ullrich-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />
als Tabu? Auch das gibt es. Das ist heute nicht anders<br />
als vor 40 Jahren, als ich von der Diagnose erfuhr.<br />
Damals gab es noch keinen Kontakt der Betroffenen<br />
untereinander oder eine sprachlich gute gestaltete<br />
Patienteninformation, mit der die Patientinnen die<br />
Diagnose für sich akzeptieren konnten. Das entwickelte<br />
sich erst durch die Netzwerkarbeit <strong>im</strong> Modellprojekt<br />
„Begleitung und Beratung von Mädchen und<br />
Frauen mit <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> und deren Angehörige“<br />
und später in der Arbeit der <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-<strong>Vereinigung</strong><br />
<strong>Deutschland</strong>.<br />
Ich habe meine Diagnose praktisch erst durch<br />
die Kontakte in der <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-<strong>Vereinigung</strong><br />
<strong>Deutschland</strong> aufgearbeitet und führe seitdem ein<br />
zufriedeneres und ausgeglichenes Leben. Meine<br />
Motivation, dem Verein beizutreten, war die<br />
Neugierde auf andere betroffene Mädchen und<br />
Frauen und der Wunsch, für mich persönlich neue<br />
Perspektiven zu bekommen trotz der Diagnose<br />
Ullrich-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>. Professorin Jutta Blin und<br />
Dr. med. Astrid Bühren schrieben die erste deutschsprachige<br />
Informationsbroschüre. Diese Informationsbroschüre<br />
habe ich besonders deswegen<br />
geschätzt, weil es bis zu diesem Zeitpunkt keine gute<br />
Patienteninformation gab. Vorher gab es hauptsächlich<br />
diskr<strong>im</strong>inierende Beschreibungen des Ullrich-<br />
<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>s aus klinischer Sicht, mit denen<br />
ich so gar nichts anfangen konnte, die mich stark<br />
verunsichert haben.<br />
Professorin Jutta Blin schildert noch einmal ausführ-<br />
lich die geleistete Netzwerk- und Beratungsarbeit,<br />
die von 1985 bis 1990 <strong>im</strong> Modellprojekt stattfand. Ich<br />
bin ihr und Dr. med. Astrid Bühren persönlich sehr<br />
dankbar für diese geleistete Netzwerkarbeit und<br />
ihre Arbeit als Referentinnen bei Kongressen. Mit<br />
ihrer Hilfe konnten einige Vorurteile, die über das<br />
Ullrich-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> bestanden, beseitigt werden.<br />
Es entstand so Platz für eine differenziertere<br />
Sichtweise auf das Ullrich-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>.<br />
Auch Professor Dr. med. Fritz Haverkamp ist dem<br />
Verein von Anfang an mit seiner Beratungstätigkeit<br />
verbunden. Er stand dankenswerterweise für ein<br />
Interview zum Thema Beratung zu Verfügung, in dem<br />
er seine Sicht einer professionellen Beratung von<br />
Mädchen und Frauen mit Ullrich-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> und<br />
ihren Angehörigen erläutert.<br />
Die patientenorientierte Beratung ist also Thema<br />
dieser Ausgabe. Wir erfragen, was genau darunter zu<br />
verstehen ist. Heidi K. und Angelika Bock berichten<br />
über ihre Erfahrungen als BeraterInnen und was sie<br />
unter einer guten Beratung verstehen.<br />
Osteoporose be<strong>im</strong> Ullrich-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>, Muskel-<br />
Knochen-Interaktion und ihre Bedeutung für die<br />
Knochengesundheit be<strong>im</strong> Ullrich-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />
sind weitere Themen, die hier zur Sprache kommen.<br />
Das Redaktionsteam dankt den Referenten Dr.<br />
med. Michael Busch, Professor Dr. med. Eckhard<br />
Schönau und Dr. med. Oliver Fricke für die<br />
Abdruckgenehmigung der Referate, die sie bei den<br />
Jahrestreffen 2010 der <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-<strong>Vereinigung</strong><br />
<strong>Deutschland</strong> gehalten haben.<br />
Die Frauengruppe aus Osnabrück und Münster laden<br />
zum Frauentreffen in die Evangelische Jugendbildungsstätte<br />
nach Nordwalde ein. Die Referentinnen<br />
stehen für Themen, die alle Frauen interessieren<br />
dürften: Angelika Bock: „Leben als Single über 40.<br />
Was sind eventuell sogar Vorteile des so genannten<br />
mittleren Lebensalters?“ Elke Müller-Seelig:<br />
„Loslassen — Wer los lässt, hat die Hände frei“ Anke<br />
Barkowsky: „Was gibt es zu feilen, löten, schrauben<br />
an meiner Ausbildungs- oder Arbeitssituation?“<br />
Das Schwerpunktthema der nächsten Ausgabe ist<br />
Ausbildung und Arbeit. Bitte senden Sie uns Ihre<br />
Erfahrungsberichte zu Arbeit und Beruf, zu Ihrer<br />
Ausbildungsplatz- und Arbeitssuche. Vielleicht können<br />
Sie an die Leser und LeserInnen auch Tipps<br />
weitergeben, wie Sie den Arbeitsplatz für sich<br />
opt<strong>im</strong>al gestalten. Der Redaktionsschluss ist der<br />
15. März 2011. Sarah, Bettina von Hanffstengel und<br />
Marlis Stempel freuen sich auf Ihre Zuschriften.<br />
Viel Spaß be<strong>im</strong> Lesen wünscht Ihnen<br />
Ihre<br />
Redaktionsanschrift<br />
Marlis Stempel<br />
Böhmer Straße 4<br />
47249 Duisburg<br />
redaktion@turner-syndrom.de<br />
Fon 02 03. 78 69 52<br />
editorial<br />
5
6<br />
Die Gruppe vor dem He<strong>im</strong>atmuseum Prien<br />
Freundschaft, Solidarität, Gesang und Spaß trotz Regen<br />
Zwei Berichte vom Deutsch-Französischen Freundschaftstreffen in Prien am Chiemsee vom 1. bis 9. August 2010<br />
von Clémence und Bettina von Hanffstengel<br />
15 Französinnen sind mit dem Nachtzug von Paris<br />
nach München gefahren mit dem Vorsatz, Frauen der<br />
<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-<strong>Vereinigung</strong> <strong>Deutschland</strong> kennen<br />
zu lernen und eine tolle Woche zusammen zu verbringen.<br />
Gleich am Montag stand die Besichtigung<br />
von Schloß Herrenchiemsee auf dem Programm.<br />
Einige konnten auch kurz in den See springen! Leider<br />
spielte das Wetter überhaupt nicht mit und wir<br />
mussten das Programm anpassen. Aber es hat uns<br />
nicht davon abgehalten, Spaß zu haben und nette<br />
Aktivitäten zu machen. Das Erlebnisbad, die Besichtigung<br />
Münchens, der KZ-Gedächtnisstätte Dachau,<br />
Massagen und die Wanderung auf die Kampenwand<br />
haben unsere Woche gut ausgefüllt. Die Abendprogramme<br />
bestanden aus einem Quizabend mit<br />
Spielen über Vorurteile, die Deutsche und Franzosen<br />
gegeneinander haben können, einem Theaterkurs,<br />
Kinoabende, et cetera. Alle Französinnen waren<br />
völlig begeistert vom Austausch mit den deutschen<br />
Mädels, die sich bemüht haben, ihnen ihre Sprache<br />
und Kultur beizubringen. Trotz der Tatsache, dass es<br />
viel weniger Deutsche als Französinnen gab, konnten<br />
die Deutschen sich dank ihrer Dynamik und ihrer<br />
Lebensfreude in der Gruppe sehr gut integrieren!<br />
Wir bedanken uns ganz herzlich bei Bettina, die dafür<br />
gekämpft hat, dass von der deutschen Seite her<br />
genügend Mädchen kommen können. Wir sind uns<br />
darüber einig, das Treffen nächstes Jahr noch einmal<br />
zu veranstalten, diesmal aber in Frankreich. Zum<br />
Glück gibt es Internet mit Facebook und E-Mails, um<br />
den Kontakt miteinander aufrechterhalten zu können<br />
in der Erwartung, uns alle nächstes Jahr wieder<br />
zu sehen. Wir freuen uns schon alle darauf!<br />
Eure Clémence<br />
Un, deux, trois – girlpower!<br />
Ein Bericht von Bettina von Hanffstengel<br />
Der Sommeraufenthalt am Chiemsee war so vielfältig<br />
und so reich, dass ich gar nicht weiß, was ich erzählen<br />
soll, denn ein vollständiger Bericht würde den<br />
Rahmen sprengen. Bei diesem Sommeraufenthalt<br />
handelt es sich um Urlaub. Hier wird nicht ernsthaft<br />
über das Ullrich-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> diskutiert, sondern<br />
alle sollen ihren Spaß miteinander haben.<br />
Das Programm sollte jeder etwas bieten: Besichti-<br />
gungen in der näheren Umgebung: Wir fuhren mit<br />
dem Dampfer zur Herreninsel und besichtigten<br />
Schloß Herrenchiemsee. Als wir zur Fraueninsel<br />
kamen, regnete es so stark, dass wir so schnell wie<br />
möglich nach Prien zurückkehrten. Auch das He<strong>im</strong>atmuseum<br />
in Prien mit der für Oberbayern typischen<br />
volkstümlichen Variante des Trompe I‘oeil (einer<br />
Malerei, die das Auge täuscht und zum Beispiel<br />
Mauervorsprünge und Säulen vortäuscht), der Lüftlmalerei<br />
an der Fassade, sahen wir uns an. Fahrt in die<br />
„große“ Stadt und Shopping: In München hatten wir<br />
am Vormittag eine Führung, die die große Geschichte<br />
mit Geschichten verband. Am Nachmittag konnten<br />
die Mädchen shoppen gehen.<br />
Geschichte: Führung auf französisch durch die<br />
KZ-Gedächtnisstätte in Dachau. Das machte eine<br />
gebürtige Italienerin. Da französisch nicht ihre Muttersprache<br />
ist, sprach sie ein wenig langsamer und<br />
alle konnten sie verstehen. Sport: Die Mädchen fuhren<br />
mit der Seilbahn auf die Kampenwand. Hinunter<br />
wurde gelaufen. Da konnte ich nicht mithalten und<br />
hatte Zeit für eine Extratour. Extratouren: Wer nicht<br />
alles mitmachen konnte oder wollte, musste das<br />
nicht tun. So blieb mir unter anderem Zeit, um nach<br />
Chieming zu fahren, an den Ort, an dem ich in meiner<br />
Kindheit die Ferien verbracht hatte. Auch Chantal<br />
hätte die Kampenwand nicht erstürmen können und<br />
so fuhren wir zu zweit dahin und mäanderten durch<br />
den Tag (taten das, wonach uns der Sinn stand). Spaß:<br />
Die Mädchen badeten <strong>im</strong> Spaßbad Prienavera, einmal<br />
sogar <strong>im</strong> Chiemsee, wir sahen uns DVDs an, machten<br />
Theaterübungen und aßen am letzten Abend <strong>im</strong> Biergarten<br />
der „König-Ludwig-Stubn“ in Prien.<br />
Aber das war noch lang nicht alles. Am ersten Abend<br />
stellten wir alle uns auf deutsch und französisch<br />
vor. Das kostete Überwindung bei all denjenigen, die<br />
in der anderen Sprache nicht sattelfest waren. Ich<br />
musste mein Schulfranzösisch aus der hintersten,<br />
verstaubten Ecke hervorzerren. Jenny plauderte<br />
munter auf französisch und hätte auch nichts dagegen<br />
die deutsche Sprache abzuschaffen.<br />
Am zweiten Tag machte Clémence am Vormittag<br />
eine Einführung in beide Sprachen: die Monate, die<br />
Zahlen, Körperteile, Geschirr und Besteck. Den deutschen<br />
Mädchen fiel dann sogleich ein Lied zu den<br />
Monaten ein, das wir alle gemeinsam sangen. Dann<br />
sangen wir zusammen mit Inbrunst die „Marseillaise“<br />
und die deutsche Nationalhymne. Gesungen wurde<br />
sehr viel, laut und meistens auf französisch. Gesprochen<br />
wurde deutsch, französisch, mit Händen und<br />
Füßen und englisch. Neugierde und Mitteilungsbedürfnis<br />
siegten über die Sprachbarriere.<br />
Am zweiten Abend leitete Clémence ein Quiz in drei<br />
Gruppen an, wobei <strong>im</strong>mer zwei Deutsche in einer<br />
Gruppe waren. Nun konnte jede ihr Wissen über das<br />
andere Land unter Beweis stellen, denn Clémence<br />
stellte den Französinnen Fragen über <strong>Deutschland</strong><br />
und den Deutschen Fragen über Frankreich. Dann<br />
hatten wir noch die Möglichkeit, Vorurteile pantom<strong>im</strong>isch<br />
darzustellen. Am dritten Abend und am fünften<br />
Abend sahen wir uns DVDs an, am vierten Abend gab<br />
es Gesellschaftsspiele.<br />
Um uns von dem Besuch der KZ-Gedächtnisstätte in<br />
Dachau zu erholen, hatte Clémence Theaterübungen<br />
<strong>im</strong> Bereich M<strong>im</strong>ik geplant. Als ich davon hörte, revoltierte<br />
meine schwermütige deutsche Seele: Nicht nur,<br />
dass es mir vor dem Besuch in Dachau grauste. Kann<br />
ich wirklich so locker damit umgehen und am Abend,<br />
anstatt den Besuch „ordentlich“ zu reflektieren, alles<br />
abschütteln und in Gelächter auflösen, sich selbst<br />
danach etwas Gutes tun? Ich weiß nicht, ob „man“<br />
kann, aber wir konnten. C‘est „savoir-vivre“!Am<br />
Samstagvormittag leitete Bertille eine Fußmassage<br />
an. Wir wären wahrscheinlich noch öfter in den<br />
Chiemsee gehüpft, wenn uns nicht das typische<br />
Chiemgau-Wetter, nämlich unbeständig und regnerisch,<br />
einen Strich durch die Rechnung gemacht hätte.<br />
Erst am Tag unserer Abreise erstrahlte der H<strong>im</strong>mel<br />
in den bayerischen Farben weiß und blau.<br />
So, ihr lieben Mädels und Frauen, nun seid ihr an der<br />
Reihe! Es gibt ein schönes Treffen für diejenigen,<br />
die dem Weibertreffen entwachsen sind und nun<br />
nach einer anderen Möglichkeit suchen, sich gut zu<br />
unterhalten und auch für die, die nicht <strong>im</strong>mer nur das<br />
Thema Ullrich-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> in all seinen Facetten<br />
beharken wollen: Den séjour franco-allemand!<br />
Nächstes Jahr findet er wieder <strong>im</strong> August, aber in<br />
Frankreich statt und wird wieder von Clémence und<br />
Bertille organisiert. Und an dieser Stelle: „Hip-hip<br />
pour Clémence et Bertille, hip-hip pour Clémence et<br />
Bertille, hip-hip pour Clémence et Bertille, hip-hiphurra!“<br />
Dieses Mal könnt ihr euch, in guter deutscher<br />
Tradition, darauf lange und ausführlich vorbereiten.<br />
Bei uns fangen <strong>im</strong> September die VHS-Kurse wieder<br />
an. Eigentlich wollte ich ja unbedingt mongolisch<br />
lernen, aber nun habe ich mich entschieden — für<br />
alle Fälle! — mein Französisch wieder aufzufrischen.<br />
Eure Bettina<br />
aktuell<br />
Am sechsten Tag aber war es so weit: Die deutschen<br />
Mädchen wollten mit den französischen Mädchen<br />
über das Ullrich-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> sprechen: „Wann<br />
sie es erfahren hätten, wie sie damit leben und ob sie<br />
einen Freund haben.“ Clémence war nicht begeistert<br />
von dieser Idee, denn wo bliebe der Spaß? Wird<br />
aus einem schönen, heiteren Sommerurlaub mit<br />
einem Mal ein schwermütiger Workshop über das<br />
Ullrich-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>? Wird die St<strong>im</strong>mung in den<br />
Keller gehen? Nach Beratung mit Bertille, die bisher<br />
den französischen Sommeraufenthalt organisiert hat,<br />
haben wir es dann doch gemacht. Vorher habe ich eine<br />
jüdische Geschichte erzählt und danach ging es los. Und<br />
was ist dabei herausgekommen? Das müsst ihr Jenny,<br />
Sabrina, Ruth, Miriam, Carolina und Franziska schon<br />
selber fragen.<br />
7
Marielle und Jana be<strong>im</strong> austüfteln der Z<strong>im</strong>merbelegung<br />
Christine und einige Mädchen genießen ein schönes Wochenende auf<br />
der Jugendburg Gemen<br />
Der Vorstand bei der Präsentation<br />
der Ereignisse des letzten halben Jahres<br />
Eine Raucherpause zwischen den Referaten auf dem Jahrestreffen<br />
aktuell<br />
Impressionen vom Jahrestreffen<br />
2010 in der Jugendburg Gemen<br />
Fotos von Marlis Stempel<br />
9
Ohne Handy läuft heute nichts. Ein Foto dazu gibt es auch.<br />
Sabine Herms ist die Schriftführerin des Vereins<br />
Wo finde ich meinen Veranstaltungsraum?<br />
In der Jugendburg Gemen fühlen wir uns wohl<br />
Eine der tragenden Säulen unserer Arbeit: Hanna und Elke<br />
Anne Dörrer präsentiert Erkenntnisse aus der Kräuterheilkunde<br />
aktuell<br />
Dorothee und Kathrin stellen den<br />
Programmfolder vor<br />
11
12<br />
Die Muskel-Knochen-Interaktion und ihre Bedeutung für die<br />
Knochengesundheit be<strong>im</strong> Ullrich-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />
Privat-Dozent Dr. med. Oliver Fricke, Professor Dr. med. Eckhard Schönau<br />
Pädiatrische Endokrinologie und Osteologie, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin der Universität zu Köln<br />
Dem Wissen um den Nutzen von Bewegung und<br />
körperlicher Aktivität für die Gesunderhaltung und<br />
Gesundung des Körpers wird inzwischen in unserer<br />
Gesellschaft ein breiterer Raum <strong>im</strong> Verständnis einer<br />
gesunden Lebensführung zugestanden, als es noch<br />
vor Jahren der Fall war. Im Vordergrund werden häufig<br />
die positiven Aspekte der körperlichen Aktivität<br />
für den Schutz vor Herkreislauferkrankungen wie<br />
Herzinfarkt und Schlaganfall diskutiert. Körperliche<br />
Aktivität hat aber auch entscheidenden Einfluss auf<br />
die Gesunderhaltung unserer Muskeln und Knochen.<br />
Seit einigen Jahren wissen wir, dass zu gesunden<br />
Knochen gesunde beziehungsweise leistungsfähige<br />
Muskeln unabdingbar dazugehören. Wir möchten<br />
Ihnen <strong>im</strong> folgenden gerne diesen Zusammenhang<br />
näher bringen, damit auch Sie von dem modernen<br />
Wissen über den Zusammenhang zwischen Muskulatur<br />
und Knochenentwicklung für Ihre Gesundheit<br />
profitieren können.<br />
Unser Verständnis vom gesunden Knochen war vor<br />
Jahren vor allem noch von der Vorstellung geprägt,<br />
dass der Zustand eines bruchgefährdeten, häufig<br />
in der Knochensubstanz geminderten Knochens,<br />
vor allem durch einen Mangel an Bausteinen des<br />
Knochens wie zum Beispiel Kalzium oder die Kalziumaufnahme<br />
beeinflussende Botenstoffe wie Vitamin D<br />
bedingt sei. Diese Vorstellung hat sich für die Osteoporose,<br />
dem Fachausdruck für den Knochenschwund,<br />
als nicht korrekt erwiesen. Der gesunde Knochen,<br />
wenn auch in seinen mechanischen Eigenschaften<br />
sehr fest, ist ein ausgesprochen flexibles Gewebe,<br />
das sich <strong>im</strong>merwährend seiner momentanen Beanspruchung<br />
anpasst. Diese Erkenntnis hatte schon vor<br />
mehr als hundert Jahren der deutsche Anatom Julius<br />
Wolff erkannt, der diesen Sachverhalt in seinem<br />
berühmten Transformationsgesetz des Knochens<br />
niedergeschrieben hat. Erst der US-amerikanische<br />
Unfallchirurg und Orthopäde Harold Frost hat diesen<br />
Gedanken in der zweiten Hälfte des zwanzigsten<br />
Jahrhunderts wieder aufgegriffen und zu einer<br />
umfassenden Theorie des Knochenstoffwechsels<br />
ausgebaut. Im Zentrum steht die Erkenntnis, dass der<br />
Knochen sich in seinen mechanischen Eigenschaften<br />
durch Veränderung seiner Form und Masse an die auf<br />
ihn wirkenden Max<strong>im</strong>alkräfte anpasst, um Knochenbrüche,<br />
in der Fachsprache Frakturen genannt, zu<br />
vermeiden. Diese Max<strong>im</strong>alkräfte entstehen <strong>im</strong> Alltag<br />
und werden <strong>im</strong> wesentlichen <strong>im</strong> Rahmen unserer<br />
muskulären Aktivität entwickelt. In der Quintessenz<br />
heißt dieses: Wer schwache Muskeln hat, der verfügt<br />
über einen schwachen Knochen und eben auch<br />
umgekehrt. Wir können also durch eine gesunde<br />
und hohe Kräfte entwickelnde Muskulatur unseren<br />
Knochen festigen und dadurch Frakturen vermeiden.<br />
Da der Knochen flexibel in seiner Anpassung<br />
ist, bedeutet es aber auch, dass bei nachlassendem<br />
Training und schwindenden Muskelkräften die Festigkeit<br />
des Knochens wieder verloren geht. Wir müssen<br />
demnach ein Leben lang mit unseren Muskeln aktiv<br />
bleiben, um uns vor Knochenbrüchen zu schützen.<br />
Diese Max<strong>im</strong>e gilt vor allem für das Alter, aber auch<br />
für alle die Menschen, die aufgrund einer Knochenerkrankung<br />
ein erhöhtes Risiko haben, Knochenbrüche<br />
zu entwickeln.<br />
In der Regel geht einer Fraktur ein Unfall, sei er noch<br />
so klein, wie zum Beispiel ein Sturz be<strong>im</strong> Gehen<br />
voraus. Wir wissen heute, dass der Sturz und die<br />
Fertigkeit, sich <strong>im</strong> Sturz abzufangen, wesentliche<br />
Faktoren bei der Entwicklung von Frakturen sind.<br />
Beide Aspekte, das Stürzen an sich und auch das<br />
Abfangen <strong>im</strong> Fall, sind von unseren koordinativen<br />
Fertigkeiten abhängig. Darunter verstehen wir, dass<br />
ein motorisches Bewegungsprogramm so geschickt<br />
umgesetzt werden kann, dass nicht gestürzt wird<br />
oder sich möglichst gut <strong>im</strong> Sturz abgefangen werden<br />
kann, um die Einwirkung sehr hoher Kräfte auf den<br />
Knochen zu vermeiden. Koordinative Fertigkeiten<br />
sind sicherlich eine Frage der Begabung und werden<br />
mit dem Alter schlechter, sie lassen sich aber durch<br />
ein entsprechendes Bewegungstraining erhalten und<br />
verbessern. Ein gut trainiertes Muskelsystem trägt<br />
somit in zweierlei Hinsicht zu unserem Schutz vor<br />
Knochenbrüchen bei: Zum einen adaptiert sich der<br />
Knochen mit einer höheren Bruchfestigkeit an die<br />
hohen Verformungsraten des Knochens aufgrund<br />
der kräftigen Muskulatur. Zum anderen schützt uns<br />
ein kompetentes Muskelsystem vor dem Auftreten<br />
von Stürzen und mildert die Kräfte des Sturzes durch<br />
ein sicheres Abfangen.<br />
Wenn in der Allgemeinheit von Knochenschwund, in<br />
der Fachsprache Osteoporose genannt, gesprochen<br />
wird, taucht schnell der Begriff der „Knochendichte“<br />
auf. Unter Dichte verstehen wir physikalisch<br />
das Verhältnis zwischen der Masse und dem von<br />
ihr eingenommenen Raum, dem Volumen. Um eine<br />
Professor Dr. med. Eckhard Schönau<br />
Dichte exakt best<strong>im</strong>men zu können — das gilt auch<br />
für die Knochendichte — müssen also Masse und<br />
auch Volumen bekannt sein. Beides lässt sich be<strong>im</strong><br />
lebenden Menschen von außen nicht best<strong>im</strong>men, so<br />
dass methodisch ein Trick angewandt wird. Röntgenstrahlung<br />
wird in ihrer Intensität von der Zahl der<br />
Moleküle, denen sie in ihrem Strahlengang begegnet,<br />
abgeschwächt. Da Röntgenstrahlen menschliches<br />
Gewebe durchdringen können, ist die Abschwächung<br />
der Strahlung ein Maß für die <strong>im</strong> Strahlengang liegende<br />
Knochenmasse. Setzt man jetzt voraus, dass alle<br />
Erwachsene ungefähr gleich groß sind, das heißt, der<br />
Raum, den ihr Skelett einn<strong>im</strong>mt, sich nicht wesentlich<br />
unterscheidet, so kann das Maß der Abschwächung<br />
der Röntgenstrahlung ein Maß für die Dichte des<br />
Knochens sein. Was bedeutet diese Annahme für<br />
Menschen, die mit sehr großer oder kleiner Körpergröße<br />
untersucht werden, die also ein recht großes<br />
oder recht kleines Knochenvolumen aufweisen? Es<br />
ergibt sich ein Messwert, der bei großen Menschen<br />
eine zu hohe und bei kleinen Menschen ein zu geringe<br />
Knochendichte angibt. Deshalb müssen Menschen<br />
mit sehr großer oder sehr kleiner Körpergröße mit<br />
Verfahren untersucht werden, die auch das Knochenvolumen<br />
in die Messung einbeziehen, um einen<br />
verlässlichen Messwert für die Knochendichte zu<br />
erhalten.<br />
Das Ullrich-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> (UTS) führt in der Regel<br />
zu einer kleineren Körpergröße in der Entwicklung<br />
des Skeletts. Wenn die Knochendichte mit einem<br />
Verfahren untersucht wird, welches diesen Aspekt<br />
nicht ausreichend berücksichtigt, wird die Knochendichte<br />
mit einem geringeren Wert best<strong>im</strong>mt, als<br />
es den Tatsachen entspricht. Geeignete Untersuchungsverfahren<br />
für die Knochendichtebest<strong>im</strong>mung<br />
sind bei kleinwüchsigen Menschen Methoden, die<br />
tomographisch arbeiten und deshalb das Kno-<br />
chenvolumen berücksichtigen. Hierzu gehört die<br />
Quantitative Computertomographie (QCT) welche<br />
auch strahlungsarm am Arm oder Bein, also peripher,<br />
angewandt werden kann (pQCT). Quantitative<br />
Ultraschalluntersuchungen können nicht empfohlen<br />
werden. Best<strong>im</strong>mungen der Knochenmasse können<br />
bei Ihnen gut mit der pQCT, aber auch mit der Dual<br />
Energy X-Ray Absorptiometry (DXA) durchgeführt<br />
werden. Die Best<strong>im</strong>mung der Knochenmasse ist für<br />
Sie sinnvoll, wenn sie auf die Körpergröße und die<br />
Muskulatur, zum Beispiel Lean Body Mass, Muskelquerschnittsfläche,<br />
Muskelkraftmessungen bezogen<br />
wird, da sich der Knochen in Abhängigkeit von der<br />
Muskelaktivität ausbildet. Dabei können sich zwei<br />
Auffälligkeiten <strong>im</strong> Untersuchungsergebnis zeigen.<br />
Der Patient hat insgesamt zu wenig Knochenmasse<br />
für die Körpergröße, aber nicht in Bezug auf ihre<br />
Muskulatur. Dann muss der Patient unbedingt etwas<br />
für seine Muskeln tun, um einen ausreichenden Knochenaufbau<br />
zu erreichen. Wir nennen das Problem<br />
Sarkopenie, also zu wenig Muskulatur. Wenn der<br />
Patient für die Muskulatur eine zu geringe Knochenmasse<br />
hat, dann sprechen wir von einer pr<strong>im</strong>ären,<br />
also echten Knochenerkrankung. Die Knochen<br />
können sich nicht auf die mechanische Belastung<br />
entsprechend einstellen. Solche Probleme können<br />
sich bei Frauen dann ausbilden, wenn nicht genügend<br />
Geschlechtshormone (Östrogene) <strong>im</strong> Körper gebildet<br />
werden. Östrogene spielen eine wichtige Rolle<br />
be<strong>im</strong> Aufbau des Skelettsystems in der Pubertät. Bei<br />
unzureichender Hormonbildung kann die Gabe von<br />
Östrogenen diesen Mangel ausgleichen.<br />
Aus diesem Grund ist es sehr wichtig, dass Mädchen<br />
und Frauen mit Ullrich-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> mit Beginn<br />
der Pubertät eine von einem erfahrenen Spezialisten<br />
(endokrinologisch ausgebildeter Kinderarzt<br />
oder Internist, Frauenarzt) betreute Hormonersatztherapie<br />
erhalten. Die Hormone bauen keinen<br />
Knochen auf, sie sorgen aber dafür, dass sich der<br />
Knochen in Abhängigkeit der Muskulatur entwickeln<br />
kann. Bewegung ist demnach für Menschen mit<br />
Ullrich-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> genauso wichtig wie für<br />
alle anderen Menschen. Es gilt die Devise: Hormone<br />
können Sie verordnet bekommen, bewegen sollten<br />
Sie sich selber.<br />
medizin aktuell<br />
„Es gilt die Devise: Hormone können Sie verordnet bekommen,<br />
bewegen sollten Sie sich selber.“<br />
Ansprechpartner<br />
Professor Dr. med. Eckhard Schönau<br />
Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin<br />
Uniklinik Köln. Kerpener Straße 62<br />
50924 Köln,<br />
ww.uk-koeln.de/medifitreha/kinder_reha/<br />
13
14<br />
Osteoporose be<strong>im</strong> Ullrich-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />
Von Dr. med. Michael Busch<br />
Im Folgenden wird das Referat von Dr. med. Michael<br />
Busch, das er be<strong>im</strong> Jahrestreffen 2010 gehalten hat,<br />
abgedruckt. Das Referat, eine Powerpoint-Präsentation,<br />
ist in folgende Themen gegliedert:<br />
1. Wissenswertes über unser Skelett<br />
2. Was ist Osteoporose?<br />
3. Wie entsteht Osteoporose?<br />
4. Welche Risikofaktoren sind bekannt?<br />
5. Wie lässt sich die Osteoporose diagnostizieren?<br />
6. Was kann man tun, um eine Osteoporose und Folgen<br />
zu vermeiden?<br />
1. Wissenswertes über unser Skelett<br />
Das menschliche Skelettsystem besteht aus circa<br />
200 Knochen. Die äußere Erscheinung des Körpers<br />
wird wesentlich von der Form der knöchernen<br />
Strukturen best<strong>im</strong>mt. An den Knochen setzen die<br />
verschiedenen Muskeln an; ohne Knochen gäbe<br />
es keine Bewegung. Das Skelett schützt wichtige<br />
Organe unseres Körpers, zum Beipiel Gehirn, Herz<br />
und die Lungen vor Verletzungen. Das Skelett dient<br />
als Speicher für Mineralstoffe, zum Beispiel Calcium,<br />
Magnesium und Phosphat. Im Knochenmark werden<br />
die verschiedenen Blutzellen gebildet.<br />
Gesunder Knochen ist belastbar, aber auch elastisch.<br />
Dies wird durch den Aufbau des Knochens gewährleistet:<br />
• Knochenrinde<br />
• Knochenbälkchen, (schwammartiger Knochen)<br />
Knochen wird ständig umgebaut und wechselnden<br />
Belastungen angepasst.<br />
Knochen befindet sich in ständigem Umbau,<br />
• um altes Knochengewebe zu ersetzen<br />
• um beschädigten Knochen zu reparieren<br />
• um sich an neue Belastungen anzupassen.<br />
circa 8 Prozent des Skeletts werden <strong>im</strong> Jahr umgebaut.<br />
2. Was ist Osteoporose?<br />
In <strong>Deutschland</strong> leiden circa 4 bis 6 Millionen Menschen<br />
unter Osteoporose und ihren Folgen! Jede<br />
dritte Frau in höherem Alter ist betroffen! Alle 3,5<br />
Minuten tritt ein neuer Wirbelbruch ein! Aber: nur<br />
circa 20 Prozent der an Osteoporose erkrankten<br />
Menschen werden ärztlich behandelt! Wörtliche<br />
Übersetzung des Begriffs „Osteoporose“: „Löchrigkeit<br />
der Knochen“.<br />
Bei der Osteoporose handelt es sich um eine Erkran-<br />
kung des gesamten Skeletts mit Verminderung der<br />
Knochenmasse, mit Verschlechterung der Mikroarchitektur<br />
des Knochengewebes, mit entsprechend<br />
verminderter Festigkeit und erhöhter Bruchgefahr.<br />
Osteoporotische Knochenbrüche können zu einer<br />
deutlichen Beeinträchtigung der Lebensqualität<br />
führen:<br />
• Starke Rückenschmerzen<br />
• Eingeschränkte Beweglichkeit<br />
• Pflegebedürftigkeit<br />
• Krankenhausaufenthalt, gegebenenfalls OP<br />
• Verlust der Unabhängigkeit<br />
3. Wie entsteht Osteoporose?<br />
Es wird schneller Knochen abgebaut als neuer Knochen<br />
gebildet werden kann. Die Phase des Knochenabbaus<br />
ist innerhalb von zwei Wochen abgeschlossen.<br />
Die Bildung von reifem Knochen dauert Monate<br />
und ist von vielen Bedingungen abhängig.<br />
Der schwammartige Knochen wird wesentlich<br />
schneller umgebaut als die Knochenrinde. Die<br />
Umbaurate für den schwammartigen Knochen liegt<br />
bei circa 25 Prozent pro Jahr, für die Knochenrinde<br />
nur bei circa 2,5 Prozent pro Jahr. Betroffen sind vor<br />
allem die Lendenwirbelsäule, die Rippen, der Oberschenkelhals<br />
und die Ferse. Wesentlich für die Entstehung<br />
einer Osteoporose ist ein Mangel von Vitamin<br />
D und Calcium. Vitamin D dient der Steigerung der<br />
Aufnahme von Calcium aus dem Darm in die Blutbahn<br />
Verminderung der Calcium-Ausscheidung über<br />
die Niere. Steigert die Aktivität der Knochenzellen.<br />
Steigert den Einbau von Calcium in den Knochen. In<br />
95 Prozent lässt sich die Ursache einer Osteoporose<br />
nicht herausfinden.<br />
In 5 Prozent der Fälle gelten Grunderkrankungen als<br />
mögliche Ursachen für eine Osteoporose<br />
• Herzerkrankungen<br />
• Magen- und Darmerkrankungen - Medikamente<br />
• Bluterkrankungen - genetisch<br />
• rheumatologisch - Nierenerkrankungen<br />
• Verminderte Knochenbeanspruchung<br />
Endokrinologische Ursachen<br />
• Verminderung der Geschlechtshormone<br />
• Schilddrüsenüberfunktion<br />
• Zuckerkrankheit<br />
Bei Magen- und Darmerkrankungen:<br />
• Störung der Aufnahme von Vitamin D und C aus<br />
der Nahrung.<br />
• Nach operativer Entfernung von Darmanteilen<br />
• Bei gestörter Funktion der Bauchspeicheldrüse<br />
Medikamentöse und toxische Ursachen<br />
• Cortison und seine Verwandten<br />
• Medikamente gegen Epilepsie<br />
• Best<strong>im</strong>mte Metalle (zum Beipiel Aluminium, Cadmium)<br />
Knochenstruktur vor einer Osteoporose-<br />
Behandlung …<br />
4. Welche Risikofaktoren sind bekannt?<br />
Man muss unterscheiden zwischen Risikofaktoren,<br />
die nicht beeinflussbar sind und denen, die man<br />
selbst beeinflussen kann.<br />
Nicht beeinflussbare Risikofaktoren<br />
• Geschlecht<br />
• Alter<br />
• Verminderung der Geschlechtshormone<br />
• Genetische Faktoren und „Vererbung“<br />
• Knochenbruch nach dem 45. Lebensjahr<br />
Beeinflussbare Risikofaktoren<br />
• Bewegungsmangel<br />
• Genussgifte (Kaffee, Alkohol, Rauchen)<br />
• Calciumarme Ernährung<br />
• Wenig Aufenthalt <strong>im</strong> Freien<br />
5. Wie lässt sich die Osteoporose diagnostizieren?<br />
Der erste Schritt: das Gespräch mit dem Arzt<br />
• Risikofaktoren?<br />
• Grunderkrankungen?<br />
• Unfälle?<br />
• Verringerung der Körpergröße?<br />
• Rückenschmerzen?<br />
Wichtig: Weisen Sie Ihren Arzt darauf hin, dass Sie<br />
vom Ullrich-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> betroffen und somit von<br />
Osteoporose gefährdet sind.<br />
Die körperliche Untersuchung<br />
• Körpergröße?<br />
• Gewicht?<br />
• Schmerzhafte Veränderungen <strong>im</strong> Bereich der<br />
Wirbelsäule?<br />
• Bewegungseinschränkungen der Gelenke?<br />
• Frakturzeichen?<br />
• Röntgen-Untersuchung, Wichtigstes Verfahren zur<br />
Diagnose von Knochenbrüchen.<br />
Foto von Lilliy <strong>Deutschland</strong> GmbH<br />
Dennoch werden 2/3 aller Wirbelkörperbrüche nicht<br />
entdeckt. Die Osteoporose selbst ist durch eine Röntgenuntersuchung<br />
nicht zu erfassen, es lassen sich<br />
lediglich Hinweise gewinnen.<br />
Knochendichtemessung<br />
Es gibt verschiedene Messverfahren, zum Beispiel<br />
das Dual Energy X-Ray Absorptiometry (DXA) und<br />
die quantitative Computertomographie (QCT). Die<br />
Messung sollte an der Lendenwirbelsäule und den<br />
Hüftgelenken durchgeführt werden.<br />
Laboruntersuchungen von folgenden Werten<br />
• Calcium<br />
• Phosphat<br />
• Alkalische Phosphatase<br />
• Nierenwerte<br />
• Blutbild<br />
• Knochenumsatzmarker, Gewebeprobe<br />
6. Wie lassen sich die Osteoporose und deren Folgen<br />
verhindern?<br />
durch knochenfreundliche Ernährung:<br />
• Lebensmittel mit hohem Calciumgehalt: Milch und<br />
Milchprodukte, zum Beispiel Schnittkäse, Brokkoli,<br />
Grünkohl, Lauch und Fenchel, Calciumreiche Mineralund<br />
Heilwässer<br />
• Lebensmittel mit hohem Vitamin-D-Gehalt:<br />
zum Beispiel Seefisch<br />
„1000er Regel“: Im Rahmen der Osteoporosevorbeugung<br />
sollte jede Person täglich mindestens 1000 mg<br />
Calcium und 1000 IE Vitamin D über die Ernährung<br />
oder Nahrungsergänzungsmittel aufnehmen.<br />
• Verminderung von phosphathaltigen Speisen: zum<br />
Beispiel Wurst, Cola-Getränke<br />
• Verminderung von Kaffee und alkoholischen<br />
Getränken<br />
• Ein tägliches Sonnenbad von 15 Minuten wäre<br />
erforderlich, um die benötigte Menge an Vitamin D<br />
in der Haut zu produzieren.<br />
medizin aktuell<br />
15
16<br />
durch Bewegung und Sport<br />
• Schw<strong>im</strong>men<br />
• Nordic Walking<br />
• Radfahren<br />
• Rückengymnastik et cetera<br />
Sturzvermeidung durch<br />
• Verbesserung der Körperbeherrschung<br />
• Vermeidung von Sportarten mit erhöhter Sturzgefahr<br />
• Kontrolle der Sehfähigkeit<br />
• Verbesserung der Beleuchtung<br />
• Sicheres Schuhwerk zu Hause und unterwegs<br />
• Gegebenenfalls Verwendung von Gehhilfen<br />
• Entfernung von Stolperfallen<br />
Dr. med. Michael Busch<br />
Facharzt für Orthopädie, Facharzt für Chirurgie,<br />
H-Arzt/Unfallarzt, Chirotherapie und Sportmedizin<br />
Martin-Luther-Straße 21, 48301 Nottuln<br />
Fon 0 25 02. 70 01<br />
weiterführende Literatur<br />
• Olaf Adam: Diät & Rat bei Rheuma und Osteoporose.<br />
Rezepte gegen Entzündung und Schmerz.<br />
- Hädecke Verlag, 2010<br />
• Jean Alix: Es geht um Ihre Knochen. Rücken-<br />
schmerzen, Osteoporose, Gelenkschmerzen. - Spurbuchverlag,<br />
1. Aufl. 2005<br />
• E. M. Lemmel, J. Mattar, S. Helm.: Aktivprogramm<br />
für jeden Tag „Osteoporose“ Novartis Pharma 1999<br />
• Sven-David Müller und Christiane Weißenberger:<br />
Ernährungsratgeber Osteoporose. Genießen erlaubt.<br />
Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH und Co. KG,<br />
2008<br />
• Michael Sauer und Barbara Klein: Ratgeber Starker<br />
Rücken. - Naumann & Göbel Verlagsgesellschaft mbH<br />
Das Buch enthält zahlreiche Fotos für individuelle<br />
Trainingsprogramme rund um den Rücken, zeigt<br />
Übungen, die man <strong>im</strong> Büro und Zuhause machen kann<br />
und enthält eine CD mit Musik und Anleitung.<br />
• Jochen Werle und Jürgen Wicharz: Bewegungs-<br />
leitfaden Osteoporose. - Verlag Meyer & Meyer, 2010<br />
(Aktiv dabei; Band 21)<br />
… Knochenstruktur nach einer knochenaufbauenden<br />
Osteoporose-Behandlung<br />
interessante Websites<br />
• www.Osteoporose.com. Die Website gliedert sich<br />
in: Einstieg, Ursachen, Diagnose, Behandlung, Vorbeugung<br />
und ein Serviceteil mit Adressen von Selbsthilfeverbänden<br />
und Therapievorschlägen<br />
• www.wikipedia.de mit anschaulichen Abbildungen<br />
und Erläuterungen<br />
• www.dv-osteologie.de — Wissenschaftlicher Dach-<br />
verband Osteologie (DVO)/S3-Leitlinie für Osteo-<br />
porose<br />
• www.osteoporose.org — Kuratorium Knochenge-<br />
sundheit<br />
• www.osteoporose-deutschland.de — Bundesselbst-<br />
hilfeverband für Osteoporose e. V. Dachverband der<br />
deutschen Osteoporose-Selbsthilfegruppen<br />
• www.netzwerk-osteoporose.de — Netzwerk-Osteo-<br />
porose — Organisation für Patientenkompetenz e. V.<br />
zur Förderung von Selbsthilfe, Rehabilitationssport,<br />
Funktionstraining und der Organisationsstrukturen<br />
in der Osteoporoseselbsthilfe.<br />
Foto von Lilliy <strong>Deutschland</strong> GmbH<br />
Neues vom Vorstand<br />
In dem vergangenen halben Jahr gab es folgende<br />
Veränderungen <strong>im</strong> Verein:<br />
• Erweiterter Vorstand<br />
Es hat sich eine Änderung <strong>im</strong> erweiterten Vorstand<br />
ergeben. Als Unterstützerin der Ersten Vorsitzenden<br />
ist Katrin Blaschke ausgeschieden. An ihrer Stelle<br />
wird nun Kirsten Gödde diese Funktion wahrnehmen.<br />
Herzlich Willkommen an Bord Kirsten!<br />
• Forschungsprojekt an der Uni Köln<br />
Dr. med. Oliver Fricke von der Uni Köln hat auf dem<br />
Jahrestreffen einen sehr ausführlichen Beitrag zum<br />
Thema Knochen- und Muskelinteraktion gehalten.<br />
Diesen finden Sie auch in dieser Ausgabe der Ullrich-<br />
<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-Nachrichten. Dabei startete er auch<br />
noch einmal einen Aufruf an die Frauen, eine Knochendichtemessung<br />
in Köln durchführen zu lassen,<br />
um noch mehr Ergebnisse für das Projekt erzielen zu<br />
können. Inzwischen ist ein Flyer und ein Musterbrief<br />
entworfen, die versand werden.<br />
• Ärztefortbildung 2012<br />
Der Vorstand hat beschlossen das Projekt Ärztefort-<br />
bildung auf das Jahr 2012 zu verschieben, da es einer<br />
größeren Vorbereitung bedarf und ein opt<strong>im</strong>ales<br />
Ergebnis erzielt werden soll. Es wird ein Vorstandswochenende<br />
vom 17. bis 19. September 2010 bei Kerstin<br />
Subtil geben, bei dem dieses Thema noch einmal<br />
gründlich durchdacht werden soll.<br />
• Kindernetzwerk<br />
Ra<strong>im</strong>und Schmid vom Kindernetzwerk hat Kerstin<br />
Subtil persönlich zu einer Fortbildungsveranstaltung<br />
am 1. Oktober 2010 zum Thema “Presse- und<br />
Öffentlichkeitsarbeit <strong>im</strong> Blickpunkt. Erarbeitung von<br />
Modulen für Selbsthilfe und Organisationen“ eingeladen.<br />
Einen Tag später wird noch ein zweiter Workshop<br />
„Zukunft und Perspektiven der Selbsthilfe“ mit<br />
Schwerpunkt Lobbyarbeit stattfinden. Wir hoffen,<br />
neue Impulse zu erhalten und in Zusammenarbeit<br />
mit den Regionalgruppen eine gute Außenwirkung<br />
erzielen zu können.<br />
• Zukunftspläne<br />
Im Vorstand wird darüber nachgedacht, wie man<br />
eventuell noch mehr Ressourcen und Gelder anzapfen<br />
kann beziehungsweise welche Kooperationen<br />
sinnvoll sein könnten. Hier finden enge Gespräche<br />
mit Dr. med. Astrid Bühren statt, die jahrelange Erfahrung<br />
auf diesem Gebiet hat. Das Ziel des Ganzen<br />
der vorstand informiert<br />
soll sein, bundesweite Aufklärungsarbeit zu leisten.<br />
Dies ist bei der Größe unserer <strong>Vereinigung</strong> sicher erst<br />
einmal ein Traum, aber vielleicht kann man mit guten<br />
Gesprächen und Verhandlungsgeschick doch noch<br />
einiges bewegen. Ich würde mich jedenfalls freuen,<br />
wenn das Ullrich-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> viel bekannter<br />
würde und auch die Ärzte qualifizierter und vor<br />
allem differenzierter damit umgehen könnten. Man<br />
stellt ja <strong>im</strong>mer wieder fest, dass gerade bei der vorgeburtlichen<br />
Diagnostik eine Unsicherheit vorliegt.<br />
Lieber Leser, liebe Leserinnen, wenn Sie Ideen oder<br />
Kontakte haben, die uns bei unserem Vorhaben nützlich<br />
sein können, schreiben Sie mir bitte eine E-Mail:<br />
erste-vorsitzende@turner-syndrom.de.<br />
• CD-Projekt<br />
Das CD-Projekt geht zwar langsam, aber stetig vor-<br />
wärts. Derzeit muss das Booklet entworfen werden,<br />
nachdem wir lange gebraucht haben, um alle Fotos<br />
und Texte einzusammeln.<br />
• Kongresse<br />
Wir werden dieses Jahr noch am Kongress der<br />
Arbeitsgemeinschaft pädiatrischer Endokrinologen<br />
vom 5. bis 7. November 2010 in Augsburg teilnehmen.<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Kerstin Subtil für den Vorstand<br />
17
18<br />
„Es ist ein gutes Gefühl, wenn ich von Eltern Post bekomme, dass ihnen<br />
die Beratung geholfen hat und nun das Mädchen da ist oder ein Problem<br />
kleiner geworden ist.“<br />
Patientenorientierte Beratung — Wann ist sie professionell, wann ist sie gut?<br />
Von Diplompsychologin Angelika Bock<br />
„Da ist guter Rat teuer“, der Satz ist sicher vielen<br />
vertraut. Er soll zum Ausdruck bringen, dass es<br />
für diese Situation keinen einfache, sofort erkennbare<br />
Lösung gibt. Das gilt auch für die Diagnose<br />
Ullrich-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>. Nach eigener Erfahrung und<br />
aus vielen Gesprächen mit Eltern und Betroffenen<br />
fällt die Beratung nach der Diagnose Ullrich-<strong>Turner</strong>-<br />
<strong>Syndrom</strong> sehr unterschiedlich aus. Nach der Diagnose<br />
können Eltern und Betroffene oft erst mal<br />
<strong>im</strong> Wortsinne „ratlos“ sein — oft ist weniger Zeit als<br />
eigentlich nötig wäre <strong>im</strong> ersten Gespräch mit einem<br />
Arzt und es gibt sicher kein handliches Rezept für den<br />
Umgang mit der Diagnose. Der allgemeine Rahmen<br />
kann von „zwischen Tür und Angel“ bis „sehr einfühlsam<br />
in angenehmer Umgebung“ reichen und die<br />
Bedürfnisse der Ratsuchenden sind sicher auch sehr<br />
unterschiedlich. Und es gibt auch sehr unterschiedliche<br />
Meinungen zu der Frage, wann eine Beratung<br />
professionell und gut ist. Natürlich gibt es auch<br />
die Version „Ratschläge sind auch Schläge“, wenn<br />
das Gefühl entsteht, in eine Richtung gedrängt zu<br />
werden, obwohl ich eigentlich meinen eigenen Weg<br />
finden möchte und kann. Also auch für das Schreiben<br />
eines Artikels zu diesem Thema gilt: Da ist guter Rat<br />
teuer. Dennoch gibt es für die professionelle Beratung<br />
einige Kernpunkte, die eine Beratung gut und<br />
professionell werden lassen.<br />
Ich freue mich sehr, dass das Thema Beratung einen<br />
so großen Platz bekommt, da mir persönlich und<br />
beruflich die Frage „Was ist eine gute Beratung oder<br />
Therapie?“ und eine möglichst gute und hilfreiche<br />
Beratung von Eltern und Betroffenen sehr am Herzen<br />
liegt. Ich arbeite derzeit in einer kardiologischen<br />
Klinik und betreue seit Jahren ehrenamtlich das<br />
Beratungstelefon der <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-<strong>Vereinigung</strong><br />
<strong>Deutschland</strong>. Somit habe ich professionell regelmäßig<br />
mit schwierigen Beratungssituationen und auch<br />
mit dem Thema Ullrich-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> zu tun. Es<br />
gibt sicher mehr als eine fachliche Meinung zu diesem<br />
Thema und ich werde mich hier auch kurz und<br />
allgemeinverständlich fassen. Folgende Punkte sind<br />
aus meiner Sicht die wichtigsten:<br />
1. Empowerment für den Ratsuchenden<br />
Eine gute professionelle Beratung versetzt den<br />
Ratsuchenden in die Lage, anschließend für sich<br />
selbst eine gute Entscheidung bezüglich des aktuellen<br />
Problems zu treffen. Damit ist gemeint, dass<br />
vor einer Entscheidung möglichst alle Seiten der<br />
Fragestellung betrachtet werden und der Ratsuchende<br />
nach der Beratung mehr Informationen und<br />
ein umfassenderes Verständnis seiner Situation<br />
hat als vorher. Die oder der Ratsuchende wird also<br />
in seiner Fähigkeit, mit dem Problem umzugehen,<br />
gestärkt. Dies wird <strong>im</strong> Fachjargon als Empowerment<br />
bezeichnet. Hierbei zu erkennen, was mein Gegenüber<br />
braucht und verarbeiten kann, ist das spezifisch<br />
Professionelle und Personenzentrierte. Die Problemlösefähigkeit<br />
eines Menschen zu stärken, hat<br />
einen langfristigen und situationsübergreifenden<br />
Effekt: Auch zukünftige Probleme können rascher<br />
und leichter gelöst werden, da eine grundlegende<br />
Fähigkeit erlernt wird.<br />
2. Entscheidungsoffenheit<br />
Hierbei bleibt die Entscheidung, zum Beispiel für<br />
eine best<strong>im</strong>mte Therapie oder ähnliches, <strong>im</strong>mer be<strong>im</strong><br />
Ratsuchenden. Ein professioneller Berater bleibt also<br />
selbst außerhalb des Konfliktes, wegen dessen der<br />
Ratsuchende ihn aufgesucht hat. Somit ist eine gute<br />
professionelle Beratung in dem Sinne entscheidungsoffen,<br />
dass ein professioneller Berater die Entscheidung<br />
unbeachtet seiner persönlichen Meinung be<strong>im</strong><br />
Ratsuchenden lässt.<br />
Das bedeutet nicht, dass der Berater nicht selbst<br />
eine Meinung hat und das nicht be<strong>im</strong> jeweiligen<br />
Gegenüber Gefühle auslöst. Es bedeutet aber, dass<br />
ich mit diesen Gefühlen und meiner Meinung so<br />
bewusst umgehe, dass ich sie nicht dem Ratsuchenden<br />
unreflektiert „überstülpe“. Dies erfordert neben<br />
fachlicher Ausbildung auch eine gewisse persönliche<br />
Reife und eine ständige Selbstüberprüfung,<br />
möglichst auch Supervision. Dies gilt für alle in der<br />
Beratung und Therapie tätigen — auch ohne selbst<br />
betroffen zu sein. Mit diesen Vorraussetzungen ist<br />
es jedoch möglich.<br />
3. Objektivität<br />
In Bezug auf das Ullrich-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> würde ich<br />
es eine gute Beratung nennen, wenn danach die<br />
Angelika Bock<br />
Eltern oder die Betroffene ein realistisches und ange-<br />
messenes Bild vom Ullrich-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> und von<br />
den Behandlungs- und Unterstützungsmöglichkeiten<br />
haben. Im Klartext: Eine gute Beratung verschweigt<br />
oder leugnet nicht mögliche Probleme, stellt diese<br />
aber als lösbare Probleme dar und weist in gleicher<br />
Weise auf vorhandene Hilfen hin. Objektivität heißt<br />
hier, ich halte mich an die Fakten und gebe die Informationen<br />
weiter, die mein Gegenüber noch nicht hat<br />
oder nicht sehen kann. In diesem Sinne ist eine objektive<br />
Beratung schon möglich. Auch hier erfordert es<br />
meiner Meinung nach eine fundierte Ausbildung, um<br />
so objektiv wie möglich zu bleiben und das eigene<br />
Handeln an fachlichen Kriterien auszurichten und<br />
nicht nach persönlichen Werten und Gefühlen. Das<br />
gilt für alle Berater und Therapeuten, ob mit oder<br />
ohne Ullrich-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>.<br />
In eigener Sache<br />
Ich bin gebeten worden, auch etwas zur persön-<br />
lichen Erfahrung zu sagen. Das folgende fasst es gut<br />
zusammen: Mir persönlich war es <strong>im</strong>mer wichtig,<br />
so professionell wie möglich zu beraten und auch<br />
als Profi wahrgenommen zu werden. Ich arbeite<br />
als Referentin für die <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-<strong>Vereinigung</strong><br />
<strong>Deutschland</strong> e. V. und sitze am Beratungstelefon,<br />
weil ich eine langjährige, sehr fundierte Ausbildung<br />
habe und langjährige Berufserfahrung. Nicht, weil ich<br />
zufällig selbst Betroffene bin. Ohne diesen professionellen<br />
Aspekte könnte ich nicht tun, was ich tue<br />
Foto Marlis Stempel<br />
und hätte ich viel weniger Ressourcen, um auch mit<br />
schwierigen Situationen umzugehen und für mich<br />
zu sorgen. Ich habe an mich selbst den Anspruch,<br />
meine Erfahrung zwar hierbei zu nutzen und wenn es<br />
fachlich indiziert ist, in den Dienst der Ratsuchenden<br />
zu stellen, ohne dabei selbst zum Thema zu werden<br />
und ohne Grenzen zu überschreiten.<br />
Es ist ein gutes Gefühl, wenn ich von Eltern Post<br />
bekomme, dass ihnen die Beratung geholfen hat und<br />
nun das Mädchen da ist oder ein Problem kleiner<br />
geworden ist. Und es hat etwas mit dem Wunsch zu<br />
tun, an eine neue Generation etwas weiterzugeben,<br />
auch wenn es keine eigenen Kinder sind. Ich selbst<br />
habe ja erst sehr spät und mehr Informationen über<br />
das Ullrich-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> durch die <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-<strong>Vereinigung</strong><br />
<strong>Deutschland</strong> als über einen Arzt<br />
oder meine Eltern bekommen. Auch meine Eltern<br />
sind noch sehr wenig beraten worden. Ich hatte die<br />
Chance, eine solche Ausbildung zu machen. Nach<br />
schwierigen Startbedingungen in meinem Leben<br />
habe ich später in der <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-<strong>Vereinigung</strong><br />
<strong>Deutschland</strong> viel Hilfreiches erlebt. Ich gebe nun gerne<br />
etwas weiter und möchte meinen Beitrag leisten,<br />
dass es der nächsten Generation noch besser geht.<br />
Angelika Bock<br />
Beratungstelefon: 0 66 23. 9 15 42 39<br />
E-Mail: beratung@turner-syndrom.de<br />
Literatur<br />
Angelika Bock: Leben mit dem Ullrich-<strong>Turner</strong>-<br />
<strong>Syndrom</strong>. Vorwort von Rita Süssmuth und Elke Müller<br />
Seelig. Ernst Reinhardt Verlag<br />
Angelika Bock ist Mitautorin der Informationsbroschüre<br />
„Für jugendliche Mädchen mit Ullrich-<strong>Turner</strong>-<br />
<strong>Syndrom</strong>“ von Ipsen Pharma GmbH<br />
<strong>im</strong> <strong>gespräch</strong><br />
19
20<br />
Kompetente Beratung ist gefragt<br />
Ein Interview mit Professorin Jutta Blin. Die Fragen stellt Marlis Stempel<br />
Professorin Dr. phil. Jutta Blin erstellte zusammen<br />
mit Dr. med. Astrid Bühren ein Beratungskonzept<br />
für Ullrich-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-Betroffene und deren<br />
Angehörige und stellte dieses den Medizinern und<br />
Medizinerinnen auf Kongressen vor. Ein Ziel war es<br />
auch, dass die Beratungstätigkeit später ein Verein<br />
übernehmen sollte und der Aufbau eines Netzwerkes.<br />
Marlis Stempel erfragt das Beratungskonzept.<br />
Was war Ihnen an der Beratung von Ullrich-<strong>Turner</strong>-<br />
<strong>Syndrom</strong>-Betroffenen wichtig?<br />
Mir war wichtig, dass betroffene Kinder, Jugendliche<br />
und Frauen zunächst einmal ihr eigenes Erleben,<br />
zum Teil unter Zuhilfenahme visueller Methoden,<br />
schilderten. Daraus konnte ich dann Rückschlüsse<br />
ziehen, welche hinderlichen und förderlichen Entwicklungsbedingungen<br />
es <strong>im</strong> Laufe der Lebensgeschichte<br />
gegeben hatte, wie die Betroffenen bisher<br />
mit aufgetretenen Problemen umgegangen sind und<br />
welche eigenen und sozialen Ressourcen sie dabei<br />
genutzt hatten. Meine Rolle in der Beratung habe ich<br />
darin gesehen, Informationen, Materialien, Methoden<br />
verfügbar zu machen, die Menschen in die Lage<br />
versetzen, ihre eigenen Kompetenzen zu entdecken<br />
und zur Lebensgestaltung zu nutzen. Das heißt, ich<br />
habe den Beratungsprozess zwar strukturiert, aber<br />
nicht gesteuert.<br />
Welche Ziele hat die Beratung von Ullrich-<strong>Turner</strong>-<br />
<strong>Syndrom</strong>-Betroffenen verfolgt?<br />
Ziele der Beratung waren, Fragen ausführlich zu<br />
beantworten, verständliche Informationen zu vermitteln,<br />
Unterstützungsressourcen gemeinsam zu<br />
ermitteln und Zugänge zu diesen Ressourcen zu<br />
überlegen, Kontakte zu anderen Betroffenen herzustellen,<br />
da die Beratung durch Betroffene (Peers)<br />
durch keine andere Form zu ersetzen ist.<br />
Wann ist eine Beratung gut verlaufen?<br />
Für mich ist eine Beratung gut verlaufen, wenn durch<br />
sie neue Erkenntnisse und Einsichten gewonnen<br />
werden, die von den Ratsuchenden auch geäußert<br />
werden, wenn sich neue Perspektiven eröffnen und<br />
wenn Beratung dazu anstößt, mit neuen Verhaltensweisen<br />
zu exper<strong>im</strong>entieren.<br />
Haben Sie Kriterien für eine gute Beratung?<br />
Berater und Beraterinnen sollten nach einer Bera-<br />
tungstheorie beziehungsweise einem Beratungs-<br />
konzept und nicht einfach „aus dem Bauch heraus“<br />
arbeiten, und sie sollten sich mit klientenorientierter<br />
Gesprächsführung befasst haben. Ihnen sollte jederzeit<br />
bewusst sein, dass — so die Arbeitshypothese<br />
— jeder Mensch seine eigene Lebenswirklichkeit hat,<br />
dementsprechend Situationen anders wahrn<strong>im</strong>mt<br />
als die Person, die berät, und daraus auch andere<br />
Einstellungen und Verhaltensweisen ableitet, die<br />
zur Kenntnis genommen werden sollen, aber nicht<br />
bewertet werden dürfen. Die Ratsuchende ist<br />
<strong>im</strong>mer die Kapitänin auf ihrem Lebensschiff und<br />
best<strong>im</strong>mt, wo es langgeht. Als Beraterin kann ich<br />
sie dabei begleiten, ihren eigenen Weg zu finden,<br />
ihr aber keine Ratschläge geben. Daher ist für mich<br />
ein Qualitätskriterium für eine gute Beratung die<br />
Auftragsklärung und Zieldefinition zu Beginn des<br />
Prozesses. Die Fähigkeit zur Teilidentifikation, das<br />
heißt, zum empathischen Einfühlen in die Situation<br />
der Ratsuchenden, sollte vorhanden sein, ebenso<br />
Selbstreflexionskompetenz, um eine totale Identifikation<br />
zu vermeiden, weil diese ein professionelles<br />
Handeln behindert. Eine prozessbegleitende Evaluation<br />
gehört für mich auch dazu, wenn sich ein<br />
Beratungsprozess über eine längere Zeit hinzieht.<br />
Gibt es aus Ihrer Sicht eine entscheidungsoffene<br />
Beratung?<br />
Meine Beratungen sind <strong>im</strong>mer entscheidungsoffen.<br />
Ich mache <strong>im</strong> Beratungs<strong>gespräch</strong> durch Informationen,<br />
Materialien, Fragen, Impulse et cetera Angebote,<br />
die die Ratsuchende für sich nutzen kann oder<br />
auch nicht. Das ist <strong>im</strong>mer ihre Entscheidung.<br />
Gibt es überhaupt eine objektive Beratung <strong>im</strong> psycho-<br />
sozialen Bereich?<br />
Was soll das sein: eine objektive Beratung? So wie<br />
es meines Erachtens keine objektive Forschung<br />
gibt, weil forschende Subjekte subjektiv als relevant<br />
definierte Fragestellungen formulieren, aus vielen<br />
möglichen Methoden best<strong>im</strong>mte auswählen, lediglich<br />
Ausschnitte aus der Wirklichkeit in Augenschein nehmen<br />
können, Ergebnisse mit ihrer „Brille“ betrachten<br />
und <strong>im</strong> Kontext ihres Wissens und ihrer Erfahrung<br />
interpretieren, so gibt es auch keine objektive Beratung.<br />
Wie ich berate, ist eine sehr subjektive Angelegenheit,<br />
eine Mischung aus Theorie, Erfahrung und<br />
Intuition. Und ob sich jemand von mir gut beraten<br />
fühlt, ist ebenso wieder sehr subjektiv. Ich kann auch<br />
nicht jede Person mit jedem Problem beraten, weil<br />
ich fachliche und persönliche Grenzen habe und diese<br />
achte. Anders herum kommt auch nicht jede Person<br />
mit meinem „liebevoll-konsequenten“, manchmal<br />
konfrontativen Stil zurecht. Vielleicht gibt es so etwas<br />
wie eine wertschätzende Beratung, Begegnung und<br />
Kommunikation auf Augenhöhe.<br />
Wie empfanden Sie die betroffenen Mädchen und<br />
Frauen, die Rat bei Ihnen suchten?<br />
Die Mädchen und Frauen die in die Beratung kamen,<br />
waren sehr unterschiedlich. Wenn sie gut über ihre<br />
eigene Situation informiert und von ihren Eltern<br />
erzogen worden waren, ohne als „krank“ oder „behindert“<br />
behandelt zu werden, machten sie einen mehr<br />
oder weniger selbstbewussten Eindruck. Hatten sie<br />
kaum Informationen oder diese erst sehr spät <strong>im</strong><br />
Leben erhalten, obwohl sie schon vorher spürten,<br />
dass etwas „anders“ war mit ihnen, oder waren die<br />
Informationen eher negativer Art gewesen, zeigten<br />
sich schon oft beeinträchtigende Auswirkungen — vor<br />
allem auf der psychischen Ebene. Unsere Ausgangshypothese,<br />
dass es sich bei den in der Fachliteratur<br />
beschriebenen „psychopathologischen Symptomen“<br />
nicht ursächlich um Folgen der Chromosomenstörung<br />
handelte, sondern eher mit belastenden<br />
psychosozialen Faktoren in der Entwicklung zu tun<br />
hatten, wurde durch die vielen Gespräche mit Betroffenen<br />
<strong>im</strong>mer wieder bestätigt. Durch den Austausch<br />
untereinander konnten viele dieser Belastungen<br />
thematisiert und bearbeitet werden.<br />
Wie empfanden Sie die Eltern, die in die Beratung<br />
kamen?<br />
Viele Eltern wirkten bei den Erst<strong>gespräch</strong>en verunsi-<br />
chert, weil die meisten schon eine richtige Odyssee<br />
hinter sich hatten, um an die relevanten Antworten<br />
für ihre Fragen zu kommen. Auch sie waren zum Teil<br />
unzureichend und unzutreffend informiert worden,<br />
was sich in der Regel auf die Beziehung zu ihrer<br />
Tochter und auf deren Erziehung ausgewirkt hatte.<br />
Und selbst diejenigen, die informiert worden waren,<br />
hatten pr<strong>im</strong>är Sachinformationen erhalten; ihre<br />
psychische Befindlichkeit hatte aber bis dahin niemanden<br />
interessiert. So verliefen die Erst<strong>gespräch</strong>e<br />
teilweise sehr dramatisch, weil die Eltern zum ersten<br />
Mal über ihre Trauer, ihre Wut, ihre Verzweiflung oder<br />
ihre Schuldgefühle sprechen konnten. Wichtig war<br />
auch, die Väter zu Wort kommen und ihre Gefühle<br />
ausdrücken zu lassen, weil diese häufig noch weniger<br />
Gelegenheiten dazu gehabt hatten. Auch hier hatte<br />
der Austausch mit anderen Eltern nicht nur eine<br />
informative Funktion, sondern in der Regel auch eine<br />
heilende Wirkung.<br />
Welche Schwierigkeiten gab es, ein soziales Netzwerk<br />
aufzubauen?<br />
Ein soziales Netzwerk aufzubauen, war nicht so<br />
problematisch, weil der Bedarf nach Austausch<br />
sehr groß war. Wir hatten ja ganz früh schon eine<br />
Kontaktwunschkartei aufgebaut und konnten Eltern<br />
Professorin Dr. phil. Jutta Blin<br />
und Betroffene auf diese Weise <strong>im</strong>mer recht schnell<br />
in Wohnortnähe verknüpfen, zum Teil bestanden<br />
ja auch schon regionale Gruppen. Schwierigkeiten<br />
gab es, wenn überhaupt, mit manchen Ärzten, die<br />
offenbar ihre fachliche Autorität durch die Existenz<br />
gut informierter Selbsthilfegruppen unterminiert<br />
sahen und daher Eltern und Betroffene nicht an die<br />
bestehenden Gruppen oder unsere Beratungsstelle<br />
weiter vermittelten. Aber ein Netzwerk, das einmal<br />
in Schwung kommt, ist nicht so leicht aufzuhalten.<br />
Informations- und Vernetzungsbedarf sehe ich allerdings<br />
noch <strong>im</strong> Osten <strong>Deutschland</strong>s.<br />
Warum hatten Sie am Anfang der Vereinsgründung<br />
auf eine professionelle Geschäftsführung, eine<br />
Heilpädagogin und einen professionellen Vorstand<br />
gesetzt?<br />
Ein Netzwerk funktioniert nicht ohne Personen, die<br />
es koordinieren und moderieren. Am Anfang stellte<br />
sich eine Mutter, die uns schon vorher durch ihr<br />
großes Engagement aufgefallen war, für diese Aufgabe<br />
zur Verfügung. Im Vorstand des Vereins waren<br />
zunächst auch vor allem Eltern vertreten. Anfangs<br />
fanden sich einfach nicht viele betroffene Frauen, die<br />
bereit waren, Verantwortung in einem bundesweit<br />
agierenden Verein zu übernehmen. Es mag sein,<br />
dass dadurch <strong>im</strong> Verein eine Interessenschieflage<br />
entstand. Aber inzwischen hat sich das ja total geän-<br />
<strong>im</strong> <strong>gespräch</strong><br />
21
22<br />
dert, und der Verein wird mit Herz, Kopf und Hand von<br />
selbstbewussten, engagierten und sehr professionell<br />
agierenden Frauen geführt. Das finde ich wunderbar,<br />
weil dadurch auch die Mädchen Vorbilder haben,<br />
denen sie nacheifern können.<br />
Lebenslauf<br />
Persönliche Daten<br />
Name: Professorin Dr. phil. Jutta Blin<br />
Wohnort: Görlitz<br />
Geburtsdatum und -ort:<br />
1949 in Wunstorf/Niedersachsen<br />
Familienstand: Verheiratet seit 1974<br />
Ein Sohn, geboren 1983<br />
Schulausbildung<br />
1955–1967 Grund-/Realschule und Gymnasium in<br />
Neustadt am Rübenberge bzw. Wunstorf<br />
Studium<br />
1967–1974 Universität Göttingen:<br />
Lehramt an Realschulen<br />
1982 FU Berlin: Diplom (Behindertenpädagogik und<br />
Erwachsenenbildung)<br />
1993 Promotion an der Universität des Saarlandes<br />
(Allgemeine Erziehungswissenschaft)<br />
Berufstätigkeit<br />
1972–1975 Realschullehrerin in Neustadt am Rübenberge<br />
und Weinhe<strong>im</strong> an der Bergstraße<br />
1975–1978 USA-Aufenthalt<br />
Mitarbeit in einer Kunsthandwerkerkooperative<br />
1985–1990 Pädagogische Mitarbeiterin am Institut<br />
für Humangenetik des Klinikums der Universität des<br />
Saarlandes. Modellprojekt: Begleitung und Beratung<br />
von Mädchen und Frauen mit <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> und<br />
deren Angehörigen<br />
L1990–1995 Selbstständige Tätigkeit als Beraterin,<br />
Trainerin, Dozentin und Autorin für Computer-<br />
Based-Training (CBT) in Tübingen<br />
1995-1997 Mitarbeiterin am mibeg-Institut für<br />
berufliche Weiterbildung in Tübingen<br />
Seit dem 1. Januar 1998 Professorin an der Hoch-<br />
schule Zittau/Görlitz (FH) in Sachsen<br />
Berufungsgebiet: Heilpädagogik<br />
Themenschwerpunkte: Wohnen, Arbeiten, Freizeit,<br />
Behinderung und Geschlecht, Lebenslanges Lernen<br />
Freizeitaktivitäten<br />
Kultur, Fitness, Tauchen, Reisen, mit Familie und<br />
Freunden etwas unternehmen.<br />
Literaturtipp<br />
Monika Höhn: „Ein bisschen kleiner —<br />
Aus dem Leben kleinwüchsiger Menschen“<br />
In der Lohnbuchhaltung der Firma Kampf hatte sie<br />
gearbeitet, bis die kleinwüchsige Frau in Rente ging.<br />
1.05 m groß ist die heute 69-jährige Inge Kesterke<br />
aus Wiehl-Oberbantenberg, deren Mutter mit 96<br />
Jahren die älteste Einwohnerin des Wiehler Dorfes<br />
Börnhausen ist. Hier lebt auch Monika Höhn mit<br />
ihrem Mann Michael. „Wir trafen uns bei einer Beerdigungsnachfeier<br />
vor drei Jahren <strong>im</strong> Evangelischen<br />
Gemeindehaus in Börnhausen“ sagt die Wiehler<br />
Autorin. Gerade ist ihr neues Buch erschienen, auf<br />
dessen Buchtitel Inge Kesterke am Gummersbacher<br />
Bahnhof zu sehen ist. Der Fotograf Dirk Adolfs hatte<br />
das Foto gemacht, bevor das 216 Seiten starke<br />
Manuskript in Druck ging. „Inge hat mich von Beginn<br />
an fasziniert. In mir wuchs der Wunsch, ihr Leben<br />
zu dokumentieren. Aus der ursprünglich geplanten<br />
Lebensgeschichte über eine Kleinwüchsige ergaben<br />
sich dann weitere Fragen, zum Beispiel zur pränatalen<br />
Diagnostik oder solche, was lebenswertes und<br />
„lebensunwertes“ Leben ausmacht und wie unsere<br />
Gesellschaft mit behinderten Menschen umgeht. Und<br />
mir wurde klar, dass darüber am besten Betroffene<br />
selbst Auskunft geben könnten. Ich nahm Kontakt<br />
auf zu Kleinwüchsigen aus ganz <strong>Deutschland</strong>, auch<br />
zu ihren Verbänden. Ich fuhr zu einem Kleinwüchsigentreffen<br />
nach Bayern.<br />
Hier traf ich kleinwüchsige Kinder, Jugendliche und<br />
deren Eltern und auch kleinwüchsige Leistungssportler.<br />
So ist es mir gelungen, mehr als 40 verschiedene<br />
Autoren zum Schreiben zu bringen und ich erhielt<br />
zum Teil beglückende, aber auch bedrückende und<br />
beschämende Berichte. Uns Normalgroßen wurde<br />
manches Mal ein Spiegel vorgehalten, der uns nachdenklich<br />
machen sollte. Damit habe ich Kleinwüchsigen<br />
eine Plattform anbieten können, sich selbst<br />
vorzustellen. Und das haben sie in einer erstaunlich<br />
offenen Weise getan.“ Autorinnen sind unter anderem<br />
Angelika Bock und B. L.<br />
Monika Höhn: „Ein bisschen kleiner — Aus<br />
dem Leben kleinwüchsiger Menschen“<br />
Iatros-Verlag 2010, ISBN 978-3-86963-245-2<br />
mit freundlicher Abdruckgenehmigung von<br />
Monika Höhn<br />
Beratung von Patientinnen mit Ullrich-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />
Ein Interview mit Professor Dr. med. Fritz Haverkamp. Die Fragen stellt Marlis Stempel<br />
Professor Dr. med. Fritz Haverkamp ist seit Gründung<br />
der <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-<strong>Vereinigung</strong> <strong>Deutschland</strong> e. V.<br />
1988 dem Verein verbunden. Bei den Jahrestreffen<br />
der <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-<strong>Vereinigung</strong> <strong>Deutschland</strong> e. V.<br />
ist er ein gern gesehener Gast und Referent zum<br />
Thema Diagnose und Therapie des Ullrich-<strong>Turner</strong>-<br />
<strong>Syndrom</strong>s.<br />
Wann finden Sie, dass Sie eine gute Beratung gelei-<br />
stet haben?<br />
Wenn ich den Eindruck habe, dass mir die Vermitt-<br />
lung medizinischer und psychosozialer Informati-<br />
onen zur Prognose, Diagnostik und Therapie bei<br />
Ullrich-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> und die hieraus resultierenden<br />
individuellen Konsequenzen für die emotionale<br />
Bewältigung und das Zurechtkommen <strong>im</strong> Alltag<br />
gelungen ist. Dabei folge ich einem biopsychosozialen<br />
Verständnis von chronischen Erkrankungen<br />
beziehungsweise Krankheitskonditionen wie das<br />
Ullrich-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>.<br />
Was sind Ihre Kriterien dafür?<br />
Einerseits beziehe ich mich systematisch auf medi-<br />
zinische Richtlinien, sofern überhaupt verfügbar,<br />
und auf aktuelles wissenschaftliches Wissen aus<br />
den Bereichen Medizin, Psychologie und anderen<br />
Professionen, zum Beispiel Pädagogik, zum<br />
Ullrich-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>. Dabei versuche ich den Patientinnen<br />
und ihren Familienangehörigen die Unterscheidung<br />
zwischen wissenschaftlich Belegbarem<br />
und mehr hypothetischen, eher theoretischen Überlegungen<br />
zur Prognose, Diagnostik und Therapie<br />
zu vermitteln. Meine Kriterien beziehen sich einmal<br />
auf die eigene medizinische und biopsychosoziale<br />
Checkliste <strong>im</strong> Kontext der individuellen Ausprägung<br />
des Ullrich-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>s als auch auf meine Einschätzung,<br />
inwieweit es mir gelungen ist, die subjektiven<br />
Erwartungen, Befürchtungen und Belastungen<br />
zufrieden zu stellen beziehungsweise zu reduzieren.<br />
Zu beiden Aspekten hole ich mir daher ein Feedback<br />
bei den Betroffenen ein.<br />
Gibt es eine entscheidungsoffene Beratung?<br />
Grundsätzlich ja. Wobei bei der Beratung auf den<br />
unterschiedlichen Behandlungscharakter zwischen<br />
medizinisch notwendigen Behandlungen wie zum<br />
Beispiel des Östrogenmangels und der relativen<br />
Behandlungsindikation wie zum Beispiel bei der<br />
symptomatischen Wachstumshormontherapie bei<br />
Kleinwuchs hingewiesen beziehungsweise mit den<br />
Betroffenen diskutiert wird.<br />
Professor Dr. med. Fritz Haverkamp<br />
Wann ist eine Beratung objektiv?<br />
Eine objektive Beratung muss in jedem Fall ein<br />
Ziel bleiben, auch wenn man sich diesem meines<br />
Erachtens nur annähern kann. Dabei ist mir wichtig,<br />
die eher objektiveren Informationen in ihrer<br />
medizinischen und psychosozialen Relevanz und<br />
deren Konsequenzen mit der individuellen Situation<br />
respektive subjektiven Sichtweise der Betroffenen<br />
zu integrieren.<br />
Anschrift<br />
Prof. Dr. med. Diplompsychologe Fritz Haverkamp<br />
Medizinisches Versorgungszentrum Altenkirchen<br />
Schlossweg 2<br />
57610 Altenkirchen<br />
und<br />
Evangelische Fachhochschule<br />
Rheinland-Westfalen-Lippe<br />
Immanuel-Kant-Str. 18-20<br />
44803 Bochum<br />
Tätigkeitsbeschreibung<br />
Professor Dr. med. Diplompsychologe Fritz Haverkamp<br />
arbeitet hauptberuflich an der Evangelischen<br />
Fachhochschule Bochum und übt dort eine Hochschullehrertätigkeit<br />
<strong>im</strong> Bereich Soziale Medizin und<br />
Rehabilitation aus. Nebenberuflich betreut er regelmäßig<br />
<strong>im</strong> Medizinsichen Versorgungszentrum Altenkirchen<br />
(DRK Klinik Kirchen) PatientIenten mit dem<br />
Schwerpunkt Beratung und Behandlung von Entwicklungs-<br />
und Wachstumsstörungen, unter anderem<br />
auch Patientinnen mit dem Ullrich-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>.<br />
<strong>im</strong> <strong>gespräch</strong><br />
23
24<br />
Heidi<br />
Foto Marlis Stempel<br />
„Da spielt auch das Thema Selbstbewusstsein massiv mit hinein. Hilfreich<br />
ist es dann, wenn man gelernt hat, sich Herausforderungen zu stellen und<br />
es ‚einfach zu probieren‘. Ich kann Dir versichern, dass mir das bei meiner<br />
Selbstständigkeit jeden Tag so geht!“<br />
Die eigenen Stärken und Schwächen erkennen<br />
Ein Interview mit Heidi. Die Fragen stellt Marlis Stempel<br />
Liebe Heidi, ich finde, Du bist eine gute Wahl, um<br />
Rede und Antwort zu stehen zum Thema „Das<br />
Ullrich-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> <strong>im</strong> Gespräch“. Du bist selbst<br />
vom Ullrich-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> betroffen. Du warst von<br />
1992-1994 Erste Vorsitzende der <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-<br />
<strong>Vereinigung</strong> <strong>Deutschland</strong>. Du hast das Frauentreffen<br />
der <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-<strong>Vereinigung</strong> <strong>Deutschland</strong> in das<br />
Leben gerufen. Du bist Sozialwissenschaftlerin und<br />
Du beschäftigst Dich auch beruflich mit der Beratung<br />
von Firmen und Institutionen.<br />
Seit wann weißt Du, dass Du vom Ullrich-<strong>Turner</strong>-<br />
<strong>Syndrom</strong> betroffen bist?<br />
Die Diagnose habe ich mit fünfzehn erfahren — kein<br />
einfacher Zeitpunkt! In der Pubertät strömt sowieso<br />
viel auf einen ein, und da war das natürlich eine<br />
zusätzliche Verunsicherung.<br />
Was war Dein Beweggrund, Mitglied der <strong>Turner</strong>-<br />
<strong>Syndrom</strong>-<strong>Vereinigung</strong> <strong>Deutschland</strong> zu werden?<br />
Ich bin Mitglied geworden, nachdem ich mich gegen<br />
Ende meines Studiums, ausführlich mit der Literatur<br />
über das <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> befasst habe. Es gab durchaus<br />
differenzierte Artikel, aber vieles fand ich sehr<br />
eind<strong>im</strong>ensional und vorurteilsbeladen. Da fand ich es<br />
wichtig, dass es einen Verein gibt, der Aufklärungsarbeit<br />
leistet. Außerdem wollte ich ganz schlicht<br />
auch andere Frauen mit Ullrich-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />
kennenlernen.<br />
Wie ist das erste Beratungs<strong>gespräch</strong> für Dich ver-<br />
laufen?<br />
Ich habe wenige Erinnerungen daran. Ich glaube, ich<br />
habe in dem Gespräch ziemlich dicht gemacht und<br />
war noch nicht fähig, mich der Thematik zu stellen.<br />
Das ist, glaube ich, nicht ungewöhnlich.<br />
Was war gut, was war schlecht an der Beratung?<br />
Ich habe die Ärzte persönlich als sehr nett und kom-<br />
petent empfunden. Die Atmosphäre in der Uniklinik<br />
war aber gruselig. Ich hätte mir auch gewünscht,<br />
dass es selbstverständlich gewesen wäre, dass ich<br />
auch alleine mit den Ärzten rede und nicht <strong>im</strong>mer <strong>im</strong><br />
Beisein der Eltern. Schwierig fand ich es auch, dass<br />
der Fokus so auf dem Thema Wachstum war.<br />
Du beschäftigst Dich beruflich mit Qualitätsma-<br />
nagement, der Beratung von Firmen. Was rätst Du<br />
betroffenen Frauen, die arbeitslos geworden sind?<br />
Wichtig ist sicher, das Selbstvertrauen nicht zu<br />
verlieren. Für die eine oder andere kann es sinnvoll<br />
sein, sich Beratung zu holen und/oder sich an eine<br />
<strong>im</strong> <strong>gespräch</strong><br />
Selbsthilfegruppe zu wenden. Eines ist sicher: Ohne<br />
ein genaues Wissen um die eigenen Stärken und<br />
Schwächen und ein Bild, wo man hin möchte, wird es<br />
schwerlich funktionieren.<br />
Unterstützt Du auch andere Betroffene in der Pla-<br />
nung der beruflichen Karriere?<br />
Soweit — hoffentlich — die Beratungen, die Elke Giese<br />
und ich be<strong>im</strong> Gesamttreffen anbieten, als Unterstützung<br />
wahrgenommen werden, sicherlich. Coaching<br />
ist nicht das, was ich alltäglich tue. Aber wenn ich<br />
Anfragen hätte, natürlich. Ich finde es übrigens<br />
schön, dass Du „Karriereplanung“ sagst, denn viele<br />
Frauen denken doch <strong>im</strong>mer noch sehr, „es wird sich<br />
ergeben“. Aus meiner Erfahrung wird es das genauso<br />
wenig, wie der Traumprinz an der Tür klingeln wird.<br />
Viele junge Frauen sind verunsichert, was sie leisten<br />
können und was nicht. Spielt da häufig auch die Dia-<br />
gnose Ullrich-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> und ihre Verarbeitung<br />
eine Rolle?<br />
Ich bin ein Fan davon, nicht alles mit der Diagnose<br />
Ullrich-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> zu verbinden. Diese Verunsicherung<br />
spüren sicherlich viele Menschen, wenn es<br />
um die Einmündung in das Berufsleben geht. Jeder<br />
bringt dabei seine ganze Biografie mit. Insofern spielt<br />
die Verarbeitung und der Umgang mit der Diagnose<br />
sicher eine Rolle. Da spielt auch das Thema Selbstbewusstsein<br />
massiv mit hinein. Hilfreich ist es dann,<br />
wenn man gelernt hat, sich Herausforderungen zu<br />
stellen und es „einfach zu probieren“. Ich kann Dir<br />
versichern, dass mir das bei meiner Selbstständigkeit<br />
jeden Tag so geht!<br />
Was rätst Du betroffenen Mädchen und Frauen, die<br />
bereits in jungen Jahren ein ausgeprägtes Lymphö-<br />
dem und/oder eine Hörbehinderung haben? Sollten<br />
sie diese Behinderung in ihre berufliche Planung<br />
einbeziehen und nicht ignorieren?<br />
Ich weiß nicht, ob ich in der Sache die richtige Ratge-<br />
berin bin — Ignorieren wird sicher nicht funktionieren.<br />
Bei einer Hörbehinderung zum Beispiel werden sich<br />
einige Arbeitsstellen nicht anbieten. Die anderen<br />
Menschen nehmen solche Dinge ja auch wahr. Deshalb<br />
denke ich, ist es am Besten, offensiv damit umzugehen,<br />
eine Behinderung nicht zu verschweigen oder<br />
zu ignorieren, aber deutlich machen, was Sie damit<br />
können und wie Sie — opt<strong>im</strong>alerweise selbstverständlich<br />
— damit umgehen.<br />
25
26<br />
„Sehr gern höre ich Bach, Mozart, Dvorak, Brahms und andere klassische<br />
Musik. Aber ich mag auch Musicals, Jazz bis hin zu den Wise Guys.“<br />
Ruth stellt sich vor Die Fragen stellt Marlis Stempel<br />
Du bist Mitglied in der <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-<strong>Vereinigung</strong><br />
<strong>Deutschland</strong>. Was hat Dich bewogen, Mitglied zu<br />
werden?<br />
Die Diagnose wurde bei mir recht früh gestellt, deshalb<br />
waren schon meine Eltern Mitglied in der <strong>Turner</strong>-<br />
<strong>Syndrom</strong>-<strong>Vereinigung</strong> <strong>Deutschland</strong>.<br />
Du machst eine Ausbildung zur Physiotherapeutin<br />
Ja, ich bin am Ende meines zweiten Ausbildungsjahres<br />
zur Physiotherapeutin und habe noch ein Jahr bis<br />
zu meinem Abschluss.<br />
Was hat Dich an dem Beruf besonders gereizt?<br />
Ich habe nach meinem Abitur ein freiwilliges soziales<br />
Jahr <strong>im</strong> Krankenhaus gemacht. Dabei ist mir<br />
klar geworden, dass ich einen medizinischen Beruf<br />
ergreifen möchte. Da ich keinen Studienplatz bekam,<br />
sah ich mich nach einer Ausbildung um. Heute reizt<br />
mich an der Physiotherapie die Vielseitigkeit und der<br />
Umgang mit den Patienten und Patientinnen.<br />
Ein guter Tag beginnt für Dich mit … einem schönen<br />
Kaffee und guter Musik<br />
Ein schlechter Tag beginnt für Dich … verschlafen,<br />
Bus verpassen<br />
Meine Lieblingsbeschäftigung ist … Alles rund ums<br />
Thema Musik. Musik hören, selber musizieren oder in<br />
ein schönes Konzert gehen.<br />
Mein Lieblingsessen ist … Ich esse sehr gern asiatisch,<br />
aber auch sehr gern die guten schwäbischen Käse-<br />
spätzle oder Maultaschen.<br />
Mein Lieblingsland ist … Oh, es gibt viele schöne<br />
Länder, die ich auch gern mal besuchen möchte.<br />
Neuseeland, Australien, Cuba, aber auch Frankreich,<br />
wo ich schon viel Urlaub gemacht habe zusammen<br />
mit meinen Eltern.<br />
Meine Lieblings-Musikgruppe ist … Oh je, da gibt es<br />
viel zu viel. Sehr gern höre ich Bach, Mozart, Dvorak,<br />
Brahms und andere klassische Musik. Aber ich mag<br />
auch Musicals, Jazz bis hin zu den Wise Guys.<br />
„Vielleicht kann ich ja auch ab und zu ein Vorbild für die eine oder<br />
andere in der Gruppe sein, das wäre schön!“<br />
Barbara Keller stellt sich vor Die Fragen stellt Marlis Stempel<br />
Mein Name ist Barbara Keller. Ich bin schon seit<br />
der Gründung des Vereins Mitglied in der <strong>Turner</strong>-<br />
<strong>Syndrom</strong>-<strong>Vereinigung</strong> <strong>Deutschland</strong>, seit meinem<br />
Geburtstag <strong>im</strong> Jahr 1988. Die Gründung des Vereins<br />
fiel in diese Zeit.<br />
Was waren Deine Beweggründe, in der <strong>Turner</strong>-Syn-<br />
drom-<strong>Vereinigung</strong> <strong>Deutschland</strong> Mitglied zu werden?<br />
Die Beweggründe sind ganz einfach zu benennen.<br />
Zuerst war ich unglaublich neugierig. Ich kannte als<br />
Betroffene ja nur mich und wollte nun <strong>im</strong> Alter von 29<br />
Jahren endlich wissen, wie andere Frauen mit diesem<br />
<strong>Syndrom</strong> aussehen und leben. Also habe ich einfach<br />
mal in Homburg nachgefragt, ob ich zum nächsten<br />
Treffen kommen kann und war dann am 6. Januar<br />
1988 das erste Mal bei einem Treffen dabei. Damals<br />
war es das Projekt der Uniklinik Homburg zur psychosozialen<br />
Betreuung und Begleitung von Frauen<br />
mit Ullrich-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>, aus dem sich dann ein<br />
Vierteljahr später der Verein entwickelte. Es war mir<br />
damals und ist mir heute mehr als je zuvor ein großes<br />
Anliegen, das Ullrich-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> in der Öffentlichkeit<br />
bekannt zu machen. Vor allem möchte ich zu<br />
der Wertung, die genetisch bedingte <strong>Syndrom</strong>e heute<br />
erfahren, positive Impulse hinzufügen und als Vorbild<br />
wirken. Im Laufe der Zeit lernte ich viele unterschiedlich<br />
betroffene Frauen kennen. Ich versuche die<br />
Regionalgruppe Stuttgart mit circa zehn bis zwölf<br />
Frauen zusammenzuhalten. Ich besuche alle sechs<br />
Monate zu Semesterbeginn die Vorlesung von Professor<br />
Dr. med. Claus Rainer Bartram in Heidelberg,<br />
um die <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-<strong>Vereinigung</strong> <strong>Deutschland</strong><br />
und das Ullrich-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> aus persönlicher<br />
Sicht vorzustellen. Ich treffe mich nötigenfalls auch<br />
einmal extra mit den Frauen aus der Gruppe, die sich<br />
in unregelmäßigen Abständen sechsmal <strong>im</strong> Jahr in<br />
Stuttgart trifft.<br />
Was ist denn so ein Notfall? Ein Notfall wären zum<br />
Beispiel Krisen, die ich haben kann, wenn es um den<br />
Beruf, Freundschaften et cetera geht, aber auch<br />
Eltern mit neu diagnostizierten Mädchen, die erst mal<br />
nicht wissen, wo ihnen der Kopf steht, weil viel Neues<br />
und Fremdes auf sie zukommt.<br />
mitglieder stellen sich vor<br />
Was wäre ein Ziel, das die Regionalgruppe noch<br />
erreichen möchte? Leider haben wir es noch nicht<br />
geschafft, Eltern und betroffenen Mädchen einen<br />
Rahmen für Treffen zu bieten, aber wir sind am Ball.<br />
Du bist zu Zeit ohne Arbeitsstelle. Wie kommst Du<br />
mit Hartz IV zurecht? Mit Hartz IV komme ich sehr<br />
schlecht zurecht. Ich versuche auch <strong>im</strong>mer noch,<br />
Arbeit zu bekommen, aber in meinem Alter und<br />
nach so langer Arbeitslosigkeit ist das mehr als aussichtslos<br />
— leider! Einfach schrecklich! Da haben die<br />
Politiker nicht sauber und anständig gearbeitet. „Das<br />
Volk“ lässt sich einfach zuviel gefallen!<br />
Fühlst Du Dich durch ARGE genug unterstützt oder<br />
beraten? Nein.<br />
Was ist Dein Traumjob? Ich habe in der Gruppe meinen<br />
Traumjob gefunden, da er mich in meiner ganzen<br />
Person fordert und in dem ich aufgehe. Vielleicht<br />
kann ich ja auch ab und zu ein Vorbild für die eine oder<br />
andere in der Gruppe sein, das wäre schön.<br />
Welche Qualifikationen würdest Du gerne noch<br />
erwerben? Mehr Gelassenheit und Geschick <strong>im</strong><br />
Umgang mit den unterschiedlichen Menschen.<br />
Wie beginnt für Dich ein guter beziehungsweise ein<br />
schlechter Tag? Ein guter Tag beginnt für mich mit<br />
Sonnenschein und Wärme, ohne große Hetze und<br />
Stress. Ein schlechter Tag beginnt demnach genau<br />
gegenteilig, regnerisch, kalt, trüb und nach fünf Minuten<br />
hab ich ihn satt, diesen Tag, er soll vorbeigehen.<br />
Was sind Deine Hobbys? Meine Hobbys sind natür-<br />
lich die Regionalgruppe, Kino, Lesen, Schreiben und<br />
das Hohenloher Freilandmuseum bei uns am Ort.<br />
Was ist Dein Lieblingsausspruch oder Motto?<br />
Immer die Ruhe bewahren!<br />
27
Wir laden ein zum<br />
Jahrestreffen<br />
nach Oberwesel<br />
27. bis 29. Mai 2011<br />
veranstaltungen<br />
15. bis 17. Oktober 2010<br />
12. bis 13. Februar 2011<br />
25. bis 27. Februar 2011<br />
27. bis 29. Mai 2011<br />
6. November 2010, 11:00 Uhr<br />
4. Dezember 2010, 11:00 Uhr<br />
Jeden ersten Freitag <strong>im</strong> Monat<br />
18:45 Uhr bis 21:00 Uhr<br />
Jeden dritten Samstag <strong>im</strong> Monat<br />
15:00 Uhr bis 18:00 Uhr<br />
Überregionale Treffen<br />
Frauentreffen in Nordwalde bei Münster<br />
Regionalleitertreffen<br />
Ort wird noch bekannt gegeben.<br />
Weibertreffen in der Jugendherberge in Mainz<br />
Jahrestreffen in der Jugendherberge Oberwesel<br />
Regionalgruppe Stuttgart<br />
Gruppen<strong>gespräch</strong>e, KISS<br />
Jahresausklang, Familien sind willkommen, KISS<br />
KISS Stuttgart, Tübinger Straße 15<br />
Familiengruppe Düsseldorf<br />
Treffen <strong>im</strong> Südparkcafé Düsseldorf-Wersten<br />
Regionalgruppe Duisburg<br />
Stammtisch bei Mamma Leone<br />
Regionalgruppe Hamburg<br />
KISS Wandsbek, Brauhausstieg 15-17<br />
22041 Hamburg-Wandsbek<br />
Kerstin Wessels Fon 02 57. 28 50 52<br />
familie-wessels@t-online.de<br />
Silke Flinder Fon 0 30. 66 46 01 01<br />
Bettina von Hanffstengel Fon 0 91 92. 99 40 86<br />
orgateam-jahrestreffen@turner-syndrom.de<br />
Bettina von Hanffstengel Fon 0 91 92. 99 40 86<br />
orgateam-jahrestreffen@turner-syndrom.de<br />
Barbara Keller Handy 01 71. 1 77 31 33<br />
Marlis Stempel Fon 02 03. 78 69 52<br />
redaktion@turner-syndrom.de<br />
Marlis Stempel Fon 02 03. 78 69 52<br />
redaktion@turner-syndrom.de<br />
KISS Wandsbek, Fon 0 40. 3 99 2 63 50<br />
kisswandsbek@paritaet-hamburg.de<br />
weitere aktuelle Termine finden Sie unter<br />
www.turner-syndrom.de<br />
MJahr<br />
an Förderer<br />
BKK ARGE Pauschalförderung für Porto<br />
Techniker Krankenkasse Selbsthilfeförderung 2010<br />
Barmer/GEK Selbsthilfeförderung 2010<br />
AOK Rheinland/Hamburg<br />
VDEK/GKV-Gemeinschaftsförderung<br />
KKH-Allianz für Jahrestreffen<br />
AOK Bundesverband<br />
DAK<br />
SHG Düsseldorfer Krankenkassen für Projekt<br />
der Düsseldorfer Familiengruppe<br />
GKV in Hessen für Selbsthilfegruppe Regionalgruppe<br />
Rhein-Main<br />
an Spender<br />
Wir danken allen Spendern, die uns mit ihrer Spen-<br />
de die Fortführung unserer Projekte ermöglicht<br />
haben.<br />
es spendeten neben Privatpersonen<br />
folgende Firmen:<br />
Albersdruck GmbH & Co KG<br />
BSN-Jobst GmbH<br />
Berichtszeit: Mai bis August 2010<br />
für tatkräftige Hilfe!<br />
danke<br />
Das Korrekturlesen besorgten Bettina von Hanffstengel<br />
Christiane und Sarah. Das Frauentreffen 2010 wird organisiert<br />
von der Frauengruppe Münster/Osnabrück<br />
Ein Dankeschön an visuelle kommunikation lisa eppinger<br />
für die gestalterische Unterstützung und Beratung bei<br />
den Ullrich-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-Nachrichten.<br />
Wir danken Alois Reifenschneider für seinen ehrenamtlichen<br />
Einsatz als Webmaster und die gelungene Umsetzung<br />
unserer Ideen.<br />
29
30<br />
adressen<br />
medizin aktuell<br />
Prof. Dr. med. Diplompsychologe<br />
Fritz Haverkamp<br />
Medizinisches Versorgungszentrum Altenkirchen<br />
Schlossweg 2<br />
57610 Altenkirchen<br />
information<br />
Dr. med. Michael Busch<br />
Facharzt für Orthopädie, Facharzt für Chirurgie,<br />
H-Arzt/Unfallarzt, Chirotherapie und Sportmedizin<br />
Martin-Luther-Straße 21, 48301 Nottuln<br />
Fon 0 25 02. 70 01<br />
Professor Dr. med. Eckhard Schönau<br />
Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin<br />
Uniklinik Köln. Kerpener Straße 62<br />
50924 Köln siehe auch:<br />
www.uk-koeln.de/medifitreha/kinder_reha/<br />
weitere Adressen sind der Redaktion bekannt.<br />
<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-<strong>Vereinigung</strong> <strong>Deutschland</strong> e. V.<br />
Geschäftsführerin<br />
Melanie Becker-Steif<br />
Ringstraße 18<br />
53809 Ruppichteroth<br />
Fon 0 22 47 75 97 50<br />
Fax 0 22 47 75 97 56<br />
geschaeftsstelle@turner-syndrom.de<br />
Ansprechpartnerin<br />
für die Mädchenarbeit<br />
Bettina von Hanffstengel<br />
Rödlas 4<br />
91077 Neunkirchen am Brand<br />
Fon 0 91 92. 99 40 86<br />
Fax 0 91 92. 99 40 79<br />
orgateam-jahrestreffen@turner-syndrom.de<br />
Informations- und Beratungstelefon<br />
Diplom-Psychologin<br />
Angelika Bock<br />
Am Heienbach 32<br />
36199 Rotenburg an der Fulda<br />
Fon 0 66 23. 9 15 42 39<br />
beratung@turner-syndrom.de<br />
Erste Vorsitzende<br />
Kerstin Subtil<br />
Ahornstraße 65<br />
63071 Offenbach<br />
Fon 0 69. 42 69 42 97<br />
Handy 01 62. 41 0 11 88<br />
erste-vorsitzende@turner-syndrom.de<br />
Ansprechpartnerin<br />
für die Regionalgruppen<br />
Silke Flinder<br />
Am Bogen 25<br />
13589 Berlin<br />
Fon 0 30. 66 46 01 01<br />
dritte-vorsitzende@turner-syndrom.de<br />
Redaktionsteam<br />
Bettina von Hanffstengel<br />
Marlis Stempel<br />
Christiane und Sarah<br />
Berichtszeit: Mai bis August 2010<br />
Herausgeber<br />
Redaktion<br />
MitarbeiterInnen<br />
dieser Ausgabe<br />
Satz<br />
Druck<br />
Auflage<br />
Erscheinungsweise<br />
Preis<br />
ISSN<br />
Hinweis<br />
Redaktionsschluss<br />
<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-<strong>Vereinigung</strong> <strong>Deutschland</strong> e. V.<br />
Marlis Stempel (ViSdP)<br />
Prof. Jutta Blin, Angelika Bock, Dr. med. Michael Busch, Clémence,<br />
PD Dr. med. Oliver Fricke, Prof. Dr. med. Fritz Haverkamp, Bettina<br />
von Hanffstengel, Barbara Keller, Heidi, Ruth, Prof. Dr. med. Eckhard<br />
Schönau, Kerstin Subtil. Allen Autoren und Autorinnen sei<br />
ein herzlicher Dank ausgesprochen!<br />
DTP Marlis Stempel<br />
Druckerei Albers, Düsseldorf<br />
700 Exemplare<br />
halbjährlich <strong>im</strong> Mai und Oktober, jeweils zum<br />
Jahrestreffen und zum Frauentreffen<br />
2,50 Euro pro Exemplar. Mitglieder erhalten die<br />
Ullrich-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-Nachrichten kostenlos.<br />
0946-8331<br />
die Inhalte dieser Zeitschrift sind alleinige Meinungsäußerungen<br />
der Autoren und Autorinnen. Sie st<strong>im</strong>men nicht unbedingt mit<br />
der Meinung der <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-<strong>Vereinigung</strong> <strong>Deutschland</strong> e. V.<br />
überein.<br />
für die Ausgabe 1. 2011 ist der 15. März 2011<br />
Das Schwerpunktthema der nächsten Ausgabe ist Ausbildung und<br />
Arbeit. Bitte senden Sie uns Ihre Erfahrungsberichte zu dem Thema,<br />
insbesondere zu Ihrer Ausbildungsplatz- und Arbeitssuche.<br />
Vielleicht können Sie uns auch Tipps weitergeben, wie Sie den<br />
Arbeitsplatz für sich opt<strong>im</strong>al gestalten.<br />
Zuschriften erbitten wir an:<br />
Marlis Stempel<br />
Böhmer Straße 4<br />
47249 Duisburg<br />
Fon 02 03. 78 69 52<br />
Fax 03 22 21 16 06 34<br />
redaktion@turner-syndrom.de<br />
<strong>im</strong>pressum<br />
turner-syndromvereinigung<br />
deutschland e.v.<br />
www.turner-syndrom.de<br />
wir bieten hilfe und informationen<br />
zum ullrich-turner-syndrom.<br />
melanie becker-steif<br />
geschäftsführerin<br />
ringstraße 18<br />
53809 ruppichteroth<br />
fon 0 22 47. 75 97 50<br />
fax 0 22 47. 75 97 56<br />
geschaeftsstelle@<br />
turner-syndrom.de<br />
schirmherrin<br />
dr. med. astrid bühren<br />
beratung und infoservice<br />
diplom-psychologin angelika bock<br />
fon 0 66 23. 9 15 42 39<br />
beratung@turner-syndrom.de<br />
vorstand<br />
kerstin subtil<br />
bettina schaefer<br />
silke flinder<br />
registergericht<br />
amtsgericht waldbröl<br />
registernummer vr 733<br />
mitglied in achse e. v.<br />
bag selbsthilfe e. v.<br />
kindernetzwerk e. v.<br />
netzwerk gegen selektion<br />
durch pränataldiagnostik<br />
paritätischer wohlfahrtsverband<br />
landesverband nrw<br />
wir sind eine gemeinnützige,<br />
ehrenamtlich tätige selbsthilfeorganisation.<br />
spenden<br />
und mitgliedsbeiträge sind<br />
steuerlich absetzbar.<br />
freistellungsbescheid vom<br />
finanzamt siegburg vom<br />
27.06.2005 steuernummer:<br />
220 5939 0459<br />
spendenkonto<br />
sparkasse wiehl<br />
bankleitzahl 384 524 90<br />
kontonummer 359 893<br />
vereinskonto<br />
postbank köln<br />
bankleitzahl 370 100 50<br />
kontonummer 526 848 504<br />
31
Spendenaufruf<br />
Liebe Mitglieder, liebe UnterstützerInnen<br />
der <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-<strong>Vereinigung</strong> <strong>Deutschland</strong>!<br />
zwei Treffen der <strong>Vereinigung</strong>, nämlich das Weibertreffen, das ich seit<br />
acht Jahren zusammen mit Elke Müller-Seelig gestalte und der Séjour<br />
Franco-Allemand brauchen Ihre besondere Unterstützung. Beide Treffen<br />
sind für die Jüngeren in der <strong>Vereinigung</strong> gedacht: das Weibertreffen<br />
für die Mädchen <strong>im</strong> Alter von 12 bis 19 Jahren und ihre Schwestern oder<br />
Freundinnen. Es kostet bis jetzt 65,00 € pro Mädchen. Er findet jedes Jahr<br />
<strong>im</strong> Februar oder März in der Jugendherberge Mainz statt.<br />
Die Ziele des Weibertreffens sind neben der Arbeit am jeweiligen Thema,<br />
den Kontakt der Mädchen untereinander zu stärken und die Nachwuchsförderung<br />
für die <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-<strong>Vereinigung</strong> <strong>Deutschland</strong>.<br />
Der Séjour Franco-Allemand ist für Mädchen und junge Frauen <strong>im</strong> Alter<br />
von 15 bis 35 Jahren. Dieses Jahr haben uns die Französinnen von der<br />
Französichen <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-<strong>Vereinigung</strong> AGAT zum ersten Séjour<br />
Franco-Allemand (Französisch-Deutschen Sommeraufenthalt) in Prien<br />
am Chiemsee eingeladen. Denjenigen, die dabei waren, hat es großen<br />
Spaß gemacht. Sie haben etwa 315,00 € dafür bezahlt. Das ist nicht so viel<br />
für eine Woche Urlaub in der Jugendherberge, alle Eintritte und Fahrten,<br />
aber doch eine Menge Geld. Dazu kommen dann noch die Fahrtkosten.<br />
Nächstes Jahr soll der Séjour in Frankreich stattfinden. Von da an soll<br />
er <strong>im</strong>mer <strong>im</strong> Wechsel in Frankreich oder <strong>Deutschland</strong> stattfinden und<br />
jeweils von der AGAT oder der <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-<strong>Vereinigung</strong> <strong>Deutschland</strong><br />
organisiert werden.<br />
Dieses Treffen hat für die <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-Vereingung <strong>Deutschland</strong><br />
ungewöhnliche Ziele. Nicht die Arbeit an der Verarbeitung der Diagnose<br />
steht <strong>im</strong> Vordergrund, sondern der Austausch untereinander und die<br />
Stärkung der Lebensfreude. Wir können so viel voneinander lernen, nicht<br />
nur die Sprache. Hier betätigt sich die <strong>Vereinigung</strong> als Türöffner in einen<br />
anderen Kulturraum.<br />
Liebe Freundinnen und Freunde, ich wünsche mir, dass ganz viele von<br />
euch mit ihrer Spende helfen, den Mädchen und jungen Frauen das<br />
Weibertreffen oder den Séjour zu ermöglichen. Überweisen Sie Ihre<br />
Spende — das ist das ganze Jahr über möglich — auf das Konto der <strong>Turner</strong>-<br />
<strong>Syndrom</strong>-<strong>Vereinigung</strong> <strong>Deutschland</strong> e. V. Kontonummer 526 848 504<br />
bei der Postbank Köln BLZ 370 100 50 oder auf das Spendenkonto der<br />
<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-<strong>Vereinigung</strong> <strong>Deutschland</strong> e. V. Kontonummer 359 893<br />
bei der Sparkasse Wiehl BLZ 384 524 90 mit einem Hnweis auf den konkreten<br />
Verwendungszweck „Spende für Mädchentreffen“ oder „Spende<br />
für Französisch-Deutschen Sommeraufenthalt“.<br />
Herzliche Grüße<br />
Bettina von Hanffstengel<br />
www.turner-syndrom.de