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<strong>Technische</strong> Universität MünchenFakultät für <strong>Informatik</strong>Schriftliche HausarbeitOntologien für Lernzieltaxonomien undLernzielstrukturen aus <strong>der</strong> <strong>Informatik</strong>.Überblick, Weiterentwicklung undAusarbeitung eines AnwendungsbeispielsLeonhard FellermayrAufgabensteller:Betreuer:Prof. Dr. Peter HubwieserProf. Dr. Peter HubwieserAbgabedatum: 04.03.2009


ErklärungGemäß § 30(6) LPO I erkläre ich hiermit, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständigverfasst und keine an<strong>der</strong>en Hilfsmittel als die angegebenen benützt habe. Die Stellen<strong>der</strong> Arbeit, die an<strong>der</strong>en Werken dem Wortlaut o<strong>der</strong> dem Sinn nach entnommen sind,wurden in jedem einzelnen Fall unter Angabe <strong>der</strong> Quelle als Entlehnung kenntlichgemacht. Zeichnungen und bildliche Darstellungen habe ich selbst angefertigt bzw. mit<strong>der</strong> dazugehörigen Quellenangabe versehen.München, den 04.03.2009Leonhard Fellermayr


ZusammenfassungDie Arbeit liefert eingangs einen fundierten Überblick über didaktische Grundlagen undspeziell über die Belange lernzielorientierter <strong>Didaktik</strong>. Die unerlässliche Beschäftigungmit Bildungsstandards wirft die Frage nach dem Verhältnis von Lernzielen und Kompetenzenauf. Ein eigenes Kapitel bemüht sich um eine konsistente Definition des BegriffsE-Learning, stellt bestehende Standards in diesem Bereich vor und argumentiert,weshalb diese aus didaktischer Perspektive höchst unbefriedigend sind. Nach einerEinführung in technische Belange <strong>der</strong> Ontologiesprache OWL erfolgt eine Untersuchungund Würdigung vorhandener Ansätze für didaktische Ontologien. Die Betrachtung deskonkreten Fachlehrplans für den <strong>Informatik</strong>unterricht <strong>der</strong> 10. Jahrgangsstufe schlägt dieBrücke zur unterrichtlichen Praxis. Gerade die fachlichen Zusammenhänge im BereichOOM/OOP stellen durch ihren hohen Grad <strong>der</strong> Vernetzung eine beson<strong>der</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ungan die sinnvolle Strukturierung von Lerneinheiten. Im Zuge <strong>der</strong> Überlegungenkristallisieren sich wichtige Aspekte heraus, die bisher nicht in den ontologischen Entwurfeingeflossen sind und <strong>der</strong>en Berücksichtigung in einer Weiterentwicklung undErgänzung <strong>der</strong> Ontologien resultiert. Zahlreiche graphische Darstellungen illustrierendas neu geschaffene Modell. Eine exemplarische Fachontologie aus dem Bereich objektorientierterModellierung und Programmierung stellt eine Lernzielsammlung mittlerenUmfangs bereit und liefert den Beweis für die Praktikabilität des entworfenen Systemsdidaktischer Ontologien.


AbstractThe present work initially reviews the didactical principles of learning objectives andtheir taxonomization. The fact that focusing standards-based education is absolutelyessential results in the issue which formal relationships between learning objectives andcompetences could be found. A self-contained chapter makes an effort to give a consistentdefinition of what eLearning is. By presenting existing standards of this domain,the author will justify why they are quite inadequate from the didactical viewpoint.An introduction of technical aspects of OWL, the Web Ontology Language, is followedby examination and appraisal of present approaches to didactical ontologies. Oneof the author’s goals is to build a bridge between theory and practice, which will bereached by consi<strong>der</strong>ing the curriculum of the new subject of Informatics (grade 10) onBavarian Gymnasiums. The multiplicity and complexity of coherences on OOM/OOPbasedconcepts are up to form a fairly special challenge when it comes to structuringlearning units. The course of reflecting about these circumstances opens out into thedevelopment of important aspects which were not picked up in the ontological frameworkyet. Their integration results in enhancements and additions which will build anew system of didactical ontologies in turn. Not only for this reason, numerous figuresshall illustrate the created model. To show proof on the practicability of his design, theauthor presents an OOM/OOP-based use case ontology which also provides a suitablecollection of exemplary learning objectives.


Inhaltsverzeichnis1 Einleitung 11.1 Motivation und aktuelle Relevanz <strong>der</strong> Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . 11.2 Zielsetzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31.3 Aufbau des Dokuments . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 Didaktische Grundlagen 62.1 Lernziele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62.1.1 Charakterisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62.1.2 Lehrziel vs. Lernziel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72.1.3 Funktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72.2 Lernzielorientierte <strong>Didaktik</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82.2.1 Ursprünge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82.2.2 Charakterisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82.2.3 Operationalisierung von Lernzielen . . . . . . . . . . . . . . . . . 92.2.4 Kritik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102.2.5 Chancen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102.3 Lernzieltaxonomien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112.3.1 Definition und Zweck . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112.3.2 Bloom’s Modell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 122.3.3 Bloom revised: An<strong>der</strong>son und Krathwohl . . . . . . . . . . . . . 132.3.4 Probleme allgemeiner Lernzieltaxonomien . . . . . . . . . . . . . 162.3.5 Ein domänenspezifisches Modell: Die Matrix-Taxonomie . . . . . 182.3.6 Iterative Anwendung von Lernzieltaxonomien . . . . . . . . . . . 202.4 Lernzielgraphen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 202.5 Erkenntnisse <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Lernforschung . . . . . . . . . . . . . . . . . 223 Bildungsstandards 263.1 Ausgangslage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 263.2 Definition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 273.3 Funktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 293.4 Von Lernzielen zu Kompetenzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 303.5 Merkmale guter Bildungsstandards . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 323.6 Das European Qualifications Framework (EQF) . . . . . . . . . . . . . . 343.7 Kritik an Bildungsstandards . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 353.7.1 Reduktionismus-Vorwurf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 363.7.2 Vorwurf <strong>der</strong> Vereinheitlichung und Nivellierung . . . . . . . . . . 373.7.3 Legitimationsdefizit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37i


6.1.2 <strong>Technische</strong> Umsetzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 866.2 Analyse und ontologiebasierte Modellierung von Lernzielen aus <strong>der</strong>Theoretischen <strong>Informatik</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 926.3 Entwicklung einer Ontologie zur Modellierung von Lernzielen und beispielhafteAnwendung auf E-Learning im Bereich <strong>der</strong> Algorithmik . . . . 936.4 Ein ontologiebasiertes Lernmittelangebot auf <strong>der</strong> Basis von Lehrplänenund Lernzielen - Machbarkeit und prototypische Umsetzung . . . . . . . 956.5 Zusammenfassende Würdigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 967 Lehrplanstudie im Bereich OOM/OOP 1017.1 Aufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1017.2 Zur Deduzierbarkeit von Lernzielen aus Kompetenzen . . . . . . . . . . 1017.2.1 Begriffsklärung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1017.2.2 Formulierung von Prämissen am Kompetenzbegriff Weinerts . . 1027.2.3 Die Deduktionsproblematik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1057.2.4 Leitfaden für die Formulierung von Lernzielen . . . . . . . . . . . 1067.3 <strong>Informatik</strong>unterricht in <strong>der</strong> 10. Jahrgangsstufe des NTG . . . . . . . . . 1077.3.1 Lehrplanaufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1077.3.2 Grundwissen aus NuT und 9. Jahrgangsstufe . . . . . . . . . . . 1087.3.3 Objekte und Abläufe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1097.3.4 Generalisierung und Spezialisierung . . . . . . . . . . . . . . . . 1127.3.5 Komplexeres Anwendungsbeispiel . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1137.4 Das didaktische Dilemma“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114”7.5 Aufgabenbeispiel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1158 Modellierung <strong>der</strong> Ontologien 1188.1 Vorbemerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1188.2 Integration weiterer Lernzieltaxonomien . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1198.3 Erweiterung <strong>der</strong> Objective-Ontologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1228.4 Verschiedene Zugänge zum Begriff des Konzepts . . . . . . . . . . . . . 1238.5 Anbindung konzeptuellen Wissens an Lernzieltaxonomien . . . . . . . . 1248.6 Der Kompetenzbegriff im Kontext didaktischer Ontologien . . . . . . . . 1258.7 Vorrangrelationen zwischen Lernzielen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1278.8 Gesamtzusammenhang <strong>der</strong> OWL-Klassen . . . . . . . . . . . . . . . . . 1288.9 Exemplarische Fachontologie als Anwendungsbeispiel . . . . . . . . . . . 1298.9.1 Lernziele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1298.9.2 Konzepte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1338.9.3 Kompetenzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1338.9.4 Exemplarischer Auszug aus Objektbeziehungen . . . . . . . . . . 1349 Zusammenfassung und Ausblick 1389.1 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1389.2 Computer, Internet und Schulen in 20 Jahren (?) . . . . . . . . . . . . . 1409.3 Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141


ivA Ontologien 143A.1 CasselConcept.owl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143A.2 Fuller.owl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 144A.3 Competence.owl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 146A.4 Objective.owl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 147B Lernzielsammlung 150C Lehrplan <strong>Informatik</strong> <strong>der</strong> 10. Jahrgangsstufe am NTG 161Abbildungsverzeichnis 164Literaturverzeichnis 165


11 EinleitungSage es mir, und ich werde es vergessen.Zeige es mir, und ich werde es vielleicht behalten.Lass es mich tun, und ich werde es können.Konfuzius1.1 Motivation und aktuelle Relevanz <strong>der</strong> ArbeitIm Frühjahr 2008 starteten die Ministerialbeauftragten für die Gymnasien in Bayerndas E-Learning-Projekt ”Bayernmoodle“ 1 . Mit bis dato knapp 12.000 Benutzerkontenan den 80 Gymnasien im Aufsichtsbezirk Oberbayern-West wird das System vonLehrkräften und Schülern 2 recht gut angenommen. Zugleich aber ist zu beobachten,dass viele virtuelle Kursräume zunehmend verwaisen, sich dort immer mehr ”totesMaterial“ häuft und <strong>der</strong> Austausch sowie die Wie<strong>der</strong>verwendung bestehen<strong>der</strong> Konzepte- sofern er stattfindet - von technischer Seite eher erschwert wird. In <strong>der</strong> Folge führenqualitativ gelungene und anspruchsvolle Konzepte ein unverdientes Schattendaseinund Ausarbeitungen zur selben Thematik stehen unverbunden nebeneinan<strong>der</strong>.Auch scheinen viele Lehrkräfte den persönlichen Nutzen von E-Learning-Angeboten(<strong>der</strong> sich zugegebenermaßen erst nach einer gewissen Nutzungszeit bemerkbar macht)nicht zu erkennen. Wenngleich eine ausführliche Ursachenforschung hier fehl am Platzwäre, kann man davon ausgehen, dass dieses Phänomen auch durch die technischenGegebenheiten beför<strong>der</strong>t wird.Praktisch allen <strong>der</strong>zeit erhältlichen Produkten im Bereich E-Learning bleibt diesemantische Ebene von Lerninhalten völlig verborgen. Aus Sicht des Systems handeltes sich um nicht näher klassifizierbare Rohdaten ohne verwertbaren Bezug. EinGrund liegt darin, dass heutige E-Learning-Standards einen sehr starren Katalog vonMeta-Informationen vorsehen, mit denen sich Lehrmaterialien auszeichnen lassen.Damit nicht genug: Die Organisation dieser Metadaten erfolgt in höchst flacher“ ”Form, was eine direkte, natürliche“ Verknüpfung einzelner Inhalte erschwert bis”verhin<strong>der</strong>t. Überspitzt ausgedrückt stellen solche Systeme nicht mehr als eine Artelektronischen (Online-)Schubkasten dar.Eine weitere Problematik ergibt sich aus <strong>der</strong> Tatsache, dass E-Learning-Lösungensich häufig darauf beschränken, Konzepte aufeinan<strong>der</strong> zu beziehen, die in Lehrmate-1 http://www.bayernmoodle.de/2 Zur sprachlichen Vereinfachung wird im Folgenden bei Personen stets die männliche Form verwendet;gemeint sind jedoch Personen bei<strong>der</strong>lei Geschlechts.


2 1 Einleitungrialien behandelt werden. Dabei werden diese Konzepte im Rahmen von Lernzielenin ganz unterschiedlicher Ausprägung vermittelt. Davon zu sprechen, dass ein Lernerein bestimmtes Konzept beherrscht“, ist angesichts <strong>der</strong> unscharfen Aussage also”unzulässig. Vielmehr verfügen Lerner zu jedem Zeitpunkt über ganz bestimmteFähigkeiten und Fertigkeiten hinsichtlich eines Konzepts. Unter didaktischen Gesichtspunktenmüssen daher Abhängigkeitsbeziehungen in erster Linie zwischen Lernzielenmodelliert werden, gegenüber denen Konzepte eine untergeordnete Stellung einnehmen.Lernzielen kommt im Rahmen einer sorgfältig reflektierten und verantwortungsvollenPlanung 3 und Analyse von Lernarrangements eine große Bedeutung zu. Nicht nurvor dem Hintergrund <strong>der</strong> Professionalisierungsdebatte und gemäß dem Grundsatz,dass Wissen niemals isoliert auftritt, müssen Lernziele vor allem unter fachlogischenund didaktischen Gesichtspunkten sinnvoll und begründet aufeinan<strong>der</strong> bezogenwerden. Denkt man dabei an selbstgesteuertes Lernen und die Individualisierungvon Lernprozessen, so wird die Hoffnung genährt, aus solchen Beziehungen mehreresinnvolle Lernpfade ableiten und anbieten zu können 4 . Entsprechend ausgestatteteE-Learning-Systeme haben das Potential, zu einem ausgewogenen Verhältnis vonKonstruktion und Instruktion beizutragen.Der Erfolg individualisierten Lernens steht und fällt mit <strong>der</strong> Flexibilität bei <strong>der</strong>Auswahl zur Verfügung stehen<strong>der</strong> Lernwege. Hierbei spielt das jeweilige Vorwissen<strong>der</strong> Lerner eine Rolle, aber auch Abhängigkeiten und Abhängigkeitsgrade zwischenLernzielen. Erst dann ist im Kontext von E-Learning an Lernprozesse abseits einessystematischen und starren Instruktionsdesigns ( ”drill-and-practice“) zu denken.Der mit <strong>der</strong> Erstellung und Pflege von digitalen Lernmaterialien und Kursangebotenbisher verbundene Aufwand führt nicht nur auf Grund des Kostenaspekts dazu, dassInhalte in <strong>der</strong> Praxis schnell vernachlässigt werden und dementsprechend bald überholtsind - schließlich nimmt die als ”Halbwertszeit des Wissens“ bekannte Kenngrößekontinuierlich ab. In Kontrast dazu unterstreicht die For<strong>der</strong>ung nach ”lebenslangemLernen“ die Notwendigkeit, Lernmaterial endlich so zu organisieren, dass es auffindbar,austauschbar, wie<strong>der</strong> verwendbar und vor allem vielfältig kombinierbar ist. Davonprofitieren Lehrende wie Lernende: Aktuell setzt die neue Oberstufe des Gymnasiumsmit ihren W- und P-Seminaren deutliche Akzente in Richtung auf eine stärkereigenverantwortliche Tätigkeit <strong>der</strong> Schüler. Auch die Bereitstellung geeigneter Benutzerschnittstellen(LCMS bzw. LMS), die einen effizienten Umgang mit Lernmaterialienermöglichen, spielt also eine wichtige Rolle.Als zentralen Aspekt möchte ich aber festhalten, dass E-Learning-Systeme ohne Unterstützungauf semantischer Ebene m. E. künftig nicht bestehen können. Sollen entsprechendeBemühungen auf fruchtbaren Boden fallen, bedarf es zweier grundlegen<strong>der</strong>3 soweit eine solche angesichts <strong>der</strong> Nichtplanbarkeit des Denkens“ ([Bal70], S. 86-88) überhaupt”möglich ist4 frei nach dem Motto Viele Wege führen nach Rom“”


1.2 Zielsetzung 3Zutaten: Zum einen <strong>der</strong> Schaffung <strong>der</strong> nötigen technischen Voraussetzungen, zum an<strong>der</strong>eneiner sorgfältigen Reflektion aus (fach)didaktischer und pädagogischer Sicht. BeideTätigkeiten müssen Hand in Hand gehen.1.2 ZielsetzungSoll <strong>der</strong> Maschine die semantische Ebene von Lernmaterialien zugänglich gemachtwerden, erfor<strong>der</strong>t dies zunächst ein sorgfältiges Nachdenken über die jeweils beteiligtenKomponenten und <strong>der</strong>en wechselseitige Abhängigkeiten. Zwei ganz grundlegendeKomponenten stellen dabei Lernziele und konzeptuelles Wissen dar, die für sichgenommen bereits recht vielfältige Beziehungen miteinan<strong>der</strong> eingehen können.Ontologien - eine leistungsfähige Wissensstruktur aus <strong>der</strong> <strong>Informatik</strong> - bilden denHauptgegenstand <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit. Mit ihrer Hilfe sollen didaktische Konzepteund ihre Beziehungen <strong>der</strong>art formalisiert werden, dass eine automatische Verarbeitungund Schlussfolgerung (sog. Reasoning) im Rahmen <strong>der</strong> Beschreibungslogik möglichwird. Im Vor<strong>der</strong>grund steht dabei stets die dienende Funktion <strong>der</strong> Technik: IhrHauptvorzug gegenüber z. B. einer ”händischen“ Auswertung besteht darin, implizitelogische Zusammenhänge in umfangreichen Begriffsnetzen in verschwindend geringerZeit zuverlässig herleiten (inferieren) zu können. Darauf gründet sich die Hoffnung,dass <strong>der</strong> mit <strong>der</strong> Modellierung und ”Bestückung“ <strong>der</strong> beteiligten Ontologien verbundeneArbeitsaufwand beispielsweise in <strong>der</strong> Fähigkeit zur automatisierten Identifikationmöglicher Lernpfade Früchte trägt. Selbstredend gerät man mit <strong>der</strong>artigen Anliegenunweigerlich in die Fänge <strong>der</strong> Berechenbarkeitstheorie.Die Zielsetzung <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit glie<strong>der</strong>t sich in zwei Teile:Erstens will sie dem Anspruch einer Überblicksarbeit gerecht werden, die den gesamtenKontext didaktisch genutzter Ontologien betrachtet. Dazu gehören didaktischeGrundlagen ebenso wie <strong>der</strong> Blick auf Bildungsstandards und Kompetenzen sowie dieBeschäftigung mit Begrifflichkeiten und Standards auf dem E-Learning-Sektor.Zweitens greift die Arbeit bestehende Forschungsergebnisse aus dem Bereich didaktischerOntologien auf und hinterfragt die entstandenen Produkte vor dem Hintergrundaktueller Fragestellungen, aber auch fortgeschrittener technischer Entwicklung. Daraufaufbauend soll ein System von Ontologien entwickelt werden, welches möglichst allennotwendigen Belange gerecht wird. Um die praktische Eignung des Modells zu unterstreichen,wird zusätzlich ein konkretes Anwendungsbeispiel erarbeitet, das sich in dieStruktur <strong>der</strong> geschaffenen Ontologien einfügt. Die Konzepte und Lernziele des dazuausgewählten Bereichs ”Objektorientierte Modellierung und Programmierung“ (Jahrgangsstufe10) weisen einen hohen Grad an Interdependenz auf, womit eine beson<strong>der</strong>eHerausfor<strong>der</strong>ung an das Vorhaben gestellt wird.


4 1 Einleitung1.3 Aufbau des DokumentsIm nächsten Kapitel (2) widme ich mich didaktischen Grundlagen und lege dabei denFokus auf die Lernzieltheorie. Im Bereich <strong>der</strong> Lernzieltaxonomien stelle ich die unentbehrlichenErgebnisse <strong>der</strong> Arbeiten von Bloom sowie von An<strong>der</strong>son und Krathwohlvor. Anschließend gehe ich auf prinzipielle Grenzen allgemeiner (fachungebundener)Taxonomien ein und stelle den vielversprechenden Vorschlag von Fuller et al. vor, <strong>der</strong>die Beson<strong>der</strong>heiten des Fachs <strong>Informatik</strong> mit einer praxisnahen Lernzieltaxonomiein Einklang zu bringen versucht. Das Kapitel schließt mit einigen ausgewähltenErkenntnissen <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Lernforschung, auf die sich Theoretiker wie Praktiker beiihrer Arbeit besinnen sollten.Eine zunehmende Bedeutung im Kontext von Schule und Unterricht kommt(nationalen) Bildungsstandards zu, denen ich mich in Kapitel 3 widme. Dabei zieheich die einschlägigen Ausführungen des BMBF zu Rate und bewerte die Expertise <strong>der</strong>Gesellschaft für <strong>Informatik</strong> (GI) zu Bildungsstandards für das Unterrichtsfach.In Kapitel 4 bemühe ich mich um eine Begriffsklärung von ”E-Learning“, trageeinige Punkte zur Motivation dieses Phänomens vor und nehme zu den Schwächenbestehen<strong>der</strong> Standards in diesem Bereich Stellung. Insbeson<strong>der</strong>e werde ich ausführen,weshalb bestehende Ansätze nicht geeignet sind, (fach)didaktische Aspekte in ausreichendemMaß zu berücksichtigen.Das Kapitel 5 liefert - ausgehend von <strong>der</strong> Auszeichnungssprache XML - eineanschauliche Einführung in die Ontologiesprache OWL, nicht ohne zuvor auf dasVerständnis von ”Ontologien“ in Philosophie und <strong>Informatik</strong> zu sprechen zu kommen.Kapitel 6 wie<strong>der</strong>um stellt einige Arbeiten vor, die im Bereich ontologiebasierterModellierung am <strong>Fachgebiet</strong> entstanden sind. Hierbei ist es oberste Prämisse, diejeweils zugrundeliegenden Überlegungen und Entwurfsentscheidungen <strong>der</strong> Autoren zuhinterfragen. Während graphische Darstellungen die Anschaulichkeit erhöhen sollen,endet das Kapitel mit einer zusammenfassenden Würdigung <strong>der</strong> Ergebnisse.Das Kapitel 7 beginnt mit einer Vorstellung des <strong>Informatik</strong>-Lehrplans für die 10.Jahrgangsstufe des naturwissenschaftlich-technologischen Gymnasiums (NTG) inBayern. Die knapp zwei Seiten umfassenden Festlegungen (Anhang) expliziere ichunter Zuhilfenahme zugelassener Lernmittelwerke. Daran anschließend wird sich dieFrage stellen, ob es möglich ist, Lernziele verbindlich aus Kompetenzen abzuleiten. DieDarstellung eines didaktischen Dilemmas sowie die Analyse einer Aufgabenstellungrunden das Kapitel ab. Aufbauend auf den angestellten Betrachtungen ist eineLernzielsammlung für den Bereich OOM/OOP entstanden.Auch dem Kapitel 8 kommt praktischer Wert zu: Anfor<strong>der</strong>ungen, die in bisherigenAnsätzen keine Berücksichtigung gefunden haben bzw. überarbeitet werden müssen,


1.3 Aufbau des Dokuments 5widme ich jeweils einen eigenen Abschnitt. Dabei nehme ich begründet zu AspektenStellung, die bei <strong>der</strong> Entwicklung und Modellierung meiner Ontologien eine Rollegespielt haben. Zahlreiche graphische Darstellungen illustrieren die Ideen. Abschließendgehe ich auf die exemplarische Fachontologie ein und greife exemplarisch einigeLernziele heraus, um <strong>der</strong>en taxonomische Einordnung zu verteidigen.Im Kapitel 9 ziehe ich schließlich Bilanz über die gewonnenen Erkenntnisse,beschäftige mich kurz mit <strong>der</strong> Frage nach <strong>der</strong> Zukunft von E-Learning und subsumiereAnknüpfungsmöglichkeiten an die vorliegende Arbeit.Der Anhang enthält die Quelltexte einiger <strong>der</strong> entwickelten Ontologien, die entstandeneLernzielsammlung sowie den Fachlehrplan <strong>Informatik</strong> <strong>der</strong> Jahrgangsstufe 10 amNTG. Die exemplarische Fachontologie befindet sich aus Platzgründen ausschließlichauf <strong>der</strong> beiliegenden CD.


62 Didaktische Grundlagen2.1 Lernziele2.1.1 CharakterisierungMit Meyer ([Mey93], S. 137f.) versteht man unter einem Lernzieldie sprachlich artikulierte Vorstellung über die durch Unterricht [...] zu bewirkende”gewünschte Verhaltensdisposition eines Lernenden“.Nach Schelten ([Sch04a], S. 200) beschreiben Lernzieledas angestrebte Lernergebnis, über das ein Schüler am Ende eines Lernvorganges”verfügen soll.“An<strong>der</strong>s ausgedrückt: Lernziele formalisieren präzise Aussagen darüber, welcheHandlungsfähigkeit die Lernenden nach Absolvierung einer Lerneinheit erworbenhaben sollen.Die Beschreibung eines Lernziels besteht aus einem Verb zur Angabe des jeweilsbeteiligten kognitiven Prozesses und aus einem Nomen, welches für das anzueignendeWissen steht. So heißt es bei An<strong>der</strong>son und Krathwohl ([AKA01], S. 4):The verb generally describes the intended cognitive process. The noun generally”describes the knowledge students are expected to acquire or construct.“Die Formulierung eines Lernziels ist somit von <strong>der</strong> FormDer Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, ,womit ein gewisser inhärenter Zwang auf den Urheber ausgeübt wird, sich auf diezu erlangenden Fähigkeiten <strong>der</strong> Studierenden zu beziehen (vgl. [blk04], S. 3).Ich folge <strong>der</strong> bewährten Klassifikation von An<strong>der</strong>son und Krathwohl ([AKA01]) undunterscheide - abhängig von ihrer Spezifität - drei Kategorien von Lernzielen 1 :• global objectives: Komplexe, vielseitige Lernziele, <strong>der</strong>en Erreichen ein erheblichesQuantum an Zeit und Anleitung erfor<strong>der</strong>t;1 Übersetzung <strong>der</strong> Explifizierungen von An<strong>der</strong>son et al. durch den Autor


2.1 Lernziele 7• educational objectives: Werden von global objectives abgeleitet, indem <strong>der</strong>enAufspaltung in stärker konzentrierte und abgegrenzte Lernziele erfolgt;• instructional objectives: Haben den Anspruch, Lehre und Leistungsmessungauf Basis kleinschrittiger Lerneinheiten zu unterstützen, wobei die Teilgebietestark eingegrenzt sind.Auf das Verhältnis zwischen Richt-, Grob- und Feinzielen auf <strong>der</strong> einen sowiediesen - dem englischen Originalwerk entnommenen - Begriffen werde ich nicht weitereingehen. Jedenfalls kann eine Synonymität nicht ohne Weiteres angenommen werden.Global objectives finden sich hauptsächlich in vergleichsweise umfangreichen Leitlinienwie dem Lehrplan wie<strong>der</strong> und vereinen eine große Menge spezifischerer Lernzieleunter sich. Dementsprechend sind zu ihrem Erreichen Zeiträume im Jahresbereichanzusetzen.Educational objectives decken Zeiträume von Wochen bis zu Monaten ab undbeziehen sich auf global objectives, weisen jedoch bereits einen erkennbaren Bezug zumkonkreten Unterrichtsgeschehen auf.Instructional objectives präzisieren die Aussagen von educational objectives, legen dieGrundlage für einzelne Unterrichtseinheiten und haben dementsprechend eine zeitlicheReichweite im Bereich von einigen Tagen bis zu wenigen Wochen.2.1.2 Lehrziel vs. LernzielMit Köck und Ott ([KO94]) stehen ”Lehrziel“ und ”Lernziel“ fürdie zwei Seiten ein- und <strong>der</strong>selben Medaille. Aus <strong>der</strong> Sicht des Lehrers wird die”erklärte Absicht einer Unterrichtseinheit zum Lehrziel, das ihn zur Organisation eineroptimalen Lernsituation für die Schüler verpflichtet. Die Schüler machen sich dasLehrziel des Lehrers als Lernziel zu eigen, wenn sie das Lernangebot des Lehrersannehmen und das angestrebte, im Handeln nachweisbare und überprüfbare Verhaltendurch Lernakte verwirklichen. Die Unterrichtsplanung des Lehrers hofft also letztlichauf die Einlösung seiner Lehrziele durch die Lernziele <strong>der</strong> Schüler.“Trotz dieser Verwandtschaft erscheint mir die klare Unterscheidung bei<strong>der</strong> Begriffeerfor<strong>der</strong>lich, um die Notwendigkeit <strong>der</strong> Perspektivübernahme beim Umgang mit Lernzielenzu betonen.2.1.3 FunktionIm geeigneten Kontext ist <strong>der</strong> Einsatz von Lernzielen nach [Hub08] hilfreich bei <strong>der</strong>


8 2 Didaktische Grundlagen• Identifikation eines möglichen Lernpfades (o<strong>der</strong> mehrerer Lernpfade) längs <strong>der</strong>Anfor<strong>der</strong>ungen eines beson<strong>der</strong>s komplexen, umfangreichen und/o<strong>der</strong> schwierigen<strong>Fachgebiet</strong>s;• didaktisch sinnvollen Anordnung von Konzepten, welche (aus bestimmtenGründen) in sequentieller Form vermittelt werden müssen (z. B. bei <strong>der</strong> Entwicklungeines Lehrbuchs);• Entwicklung von Prüfungsaufgaben, bei <strong>der</strong> <strong>der</strong> bis dato erreichte Lernfortschritteine Rolle spielt;• detaillierten Evaluation von Lernprozessen;• Gegenüberstellung und zum Vergleich zweier ähnlich ablaufen<strong>der</strong> Unterrichtsstunden(z. B. vergleichbare Bachelor-Module von unterschiedlichen Universitäten);• Entwicklung eines E-Learning-Systems (speziell um mögliche Abfolgen von Lernobjektenfestzulegen, die dem Lerner präsentiert werden);• Beschreibung des Kontexts, in dem konkretes Lehrmaterial zu verwenden ist (Medien,beispielhafte Unterrichtsstunden, Prüfungen, etc.).2.2 Lernzielorientierte <strong>Didaktik</strong>2.2.1 UrsprüngeEines <strong>der</strong> ”großen“ didaktischen Modelle ist die lernzielorientierte (auch: curriculare)<strong>Didaktik</strong> nach Christine Möller (2002). Wissenschaftstheoretische Grundlage diesesModells ist <strong>der</strong> Behaviorismus, speziell die Erkenntnisse von R. Gagné.Lernen wird im klassischen Behaviorismus verstanden als Entstehung von Reiz-Reaktions-Verbindungen: Das Verhalten wird erklärt als Ergebnis einer Reaktion desMenschen auf Impulse (= Reize) seiner Umwelt (vgl. [Gud06], S. 151). Dieser Ansatzist äußerst praktikabel, jedoch nicht unumstritten.2.2.2 CharakterisierungDie lernzielorientierte <strong>Didaktik</strong> geht davon aus ([Möl02]),• dass ein präziser Zielerstellungsprozess zentraler Bestandteil je<strong>der</strong> Unterrichtsplanungist,• dass dafür ein handhabbares und wissenschaftlich abgesichertes Instrumentariumvorliegen muss,• dass sowohl das Verhalten des Lerners als auch <strong>der</strong> Inhalt, an dem das Verhaltengezeigt wird, eindeutig bestimmt sind,


2.2 Lernzielorientierte <strong>Didaktik</strong> 9• dass damit die Grundlage für eine effektive Methodenauswahl gegeben ist• und dass <strong>der</strong> Erfolg nur anhand <strong>der</strong> so bestimmten Ziele wirkungsvoll zuüberprüfen ist. Die Entwicklung einer Unterrichtseinheit (bzw. eines Curriculums)erfolgt in drei Teilprozessen: Lernplanung, Lernorganisation und Lernkontrolle.Im Rahmen dieser Arbeit wird beson<strong>der</strong>s die Phase <strong>der</strong> Lernplanung im Vor<strong>der</strong>grundstehen. Ihre Aufgabe ist die Sammlung einer möglichst umfassenden Menge vonLernzielen für die zu erstellende Unterrichtseinheit mit anschließen<strong>der</strong> Auswahl undEinordnung in die obige Hierarchie <strong>der</strong> global, educational und instructional objectives.Zusätzlich lassen sich Lernziele in vorgegebene Klassifizierungsraster (Lernzieltaxonomien)einordnen. Klassisch sind hier die historischen Arbeiten von Bloom, An<strong>der</strong>son,Krathwohl et al. (vgl. 2.3.2, 2.3.3).Zweite Phase nach Möller ist die Lernorganisation: Mit welchen Methoden und Medienkönnen die Lernenden die aufgestellten Lernziele optimal und möglichst effektiverreichen? Eine konkrete, explizite Methodenbeschreibung soll den UnterrichtszielenLehr-Lern-Methoden zuordnen: An <strong>der</strong> entstehenden Matrix kann die Angemessenheiteiner Methode zur Erreichung eines bestimmten Ziels abgelesen werden.Die Lernkontrolle als dritter Phase soll zu unterrichtlicher Transparenz führen undden ”Glauben, dass alles gut gelaufen ist“ ([Möl02], S. 74) ablösen. Wie die nächstenAbschnitte belegen, bildet die Menge <strong>der</strong> operationalisierbaren Lernziele eine echte Teilmenge<strong>der</strong>jenigen Ziele, die im Rahmen verantwortungsvoll organisierter Lernprozesseanzustreben sind.2.2.3 Operationalisierung von LernzielenHilbert Meyer ([Mey05]) versteht Operationalisierung als ”erfahrungswissenschaftlicheMessbarmachung“. Der Ursprung operationalisierter Lernziele findet sich beim BehavioristenMager.Im Operationalisierungsprozess muss eine präzise Beschreibung <strong>der</strong> Lernzieleerfolgen. Hierzu gehören die Endverhaltensbeschreibung, die Bedingungen des Endverhaltenssowie die a-priori-Festlegung des Beurteilungsmaßstabs.Ein operationalisiertes Lernziel gibt exakt das erwünschte, beobachtbare Verhaltendes Lernenden nach dem Lernprozess an. Komplexere Ziele (global, educationalobjectives) sind dabei in kleinschrittige Teilziele (instructional objectives) geglie<strong>der</strong>t.Beispiel.”Je<strong>der</strong> Lernende soll innerhalb von 10 Minuten schriftlich drei Oratorien Händelsnennen können, fünf von 10 möglichen Stilelementen angeben und von mindestens einemWerk den Erstaufführungsort nennen können.“ ([Gud06], S. 243).


10 2 Didaktische Grundlagen2.2.4 KritikAffektive, motivationale und soziale Lernziele lassen sich im Allgemeinen nicht operationalisieren.Dies ist ein Hauptansatzpunkt <strong>der</strong> Kritiker lernzielorientierter <strong>Didaktik</strong>.Das LernzielDer Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, sich an <strong>der</strong> klassischen Musik von Händel zu”erfreuen.“ist ein nicht operationalisierbares Beispiel aus dem affektiven Bereich. (EntsprechendeBeobachtungen entsprängen bestenfalls subjektiven Einschätzungen.)Die Formulierung von und Navigation längs Lernzielen kann nicht in jedem didaktischenKontext sinnvoll, son<strong>der</strong>n u. U. sogar kontraproduktiv sein, weshalb dieDiskussion über ihre Berechtigung stets differenziert geführt werden sollte.Weitere Kritikpunkte am curricularen Modell sind die Tendenz zur Reduktion<strong>der</strong> komplexen didaktischen Problematik auf den Teilaspekt <strong>der</strong> Effizienz und dieAusklammerung des selbstbestimmungsfähigen Subjekts ”Schüler“ (nach [Gud06], S.243).Eine solche Sicht auf Unterrichtsplanung wi<strong>der</strong>spräche übrigens auch <strong>der</strong> zeitlosgültigen For<strong>der</strong>ung Klafkis, Schülern Selbstbestimmungs-, Mitbestimmungs- undSolidaritätsfähigkeit zu vermitteln.Anhänger konstruktivistischer Lehr-Lern-Ansätze befürchten, Lehrkräfte könntenangesichts <strong>der</strong> Ausarbeitung bestimmter Lernzielabfolgen dazu verleitet werden, ihreunterrichtliche Vorgehensweise strikt nach diesen Abfolgen zu richten (vgl. [DJ92]).Auch Gudjons konstatiert, dass die Curricula im Laufe <strong>der</strong> Zeit tatsächlich <strong>der</strong>artwasserdicht“ wurden, dass sie zu geschlossenen Systemen degenerierten (vgl. [Gud06],”S. 244). Lehrer wie Schüler werden hierdurch in ein festes Raster gezwängt, auf einemstatischen Pfad zum vorher festgelegten Lernziel zu gelangen. In <strong>der</strong> Folge bemühte mansich um eine Öffnung <strong>der</strong> Curricula, um mehr Spielraum für die kreative Ausgestaltungund die Berücksichtigung situativer Bedingungen zu lassen.2.2.5 ChancenEine pauschale Verurteilung von Lernzielen würde die didaktische Forschung undPraxis jedoch nachhaltig ins Mystische zurückwerfen (vgl. [Hub08]).Schließlich wird die Qualität und <strong>der</strong> individuelle Nutzen von Unterricht primäran seinen Ergebnissen gemessen - soweit diese messbar im Sinne einer verlässlichen(objektiven) Beobachtbarkeit durch (qualifizierte) Dritte sind. (An dieser Stelle setzt


2.3 Lernzieltaxonomien 11auch die generelle Kritik an schulischer Leistungsfeststellung an.) Von dieser Warteaus gesehen ( ”Unterricht ohne Ziele wäre kein Unterricht“, [Asc93], S. 52) erscheintes völlig legitim, gewisse Ziele zu formulieren, die man bezüglich <strong>der</strong> Lernenden nachAbschluss einer Lerneinheit erreicht zu haben wünscht (ohne aber Lernziele mitLehrzielen zu verwechseln!).Allgemein sind Lernziele also schon allein unter evaluatorischen Gesichtspunktennicht aus <strong>der</strong> Planung von Lehraufgaben wegzudenken. Dennoch kann nicht jedeLerntätigkeit einem Lernziel zugeordnet werden. Entsprechende Versuche müssenwahlweise mit dem Ergebnis eines nicht beobachtbaren vulgo eines sachfremdenLernziels scheitern.Daher ist auch bei <strong>der</strong> Wahl <strong>der</strong> jeweils angemessenen ”Schrittweite“ ein sorgfältigesVorgehen Pflicht. Der Begriff <strong>der</strong> ”kleinschrittigen Teilziele“ darf keinesfallsdahingehend missinterpretiert werden, dass engmaschige Lernziele den Duktus vonLehr-Lern-Prozessen exakt vorschreiben.Es liegt in <strong>der</strong> Natur des Konzepts Lernziel, dass zumindest die Möglichkeit zueinem <strong>der</strong>artigen Missbrauch gegeben ist.[Hub08] schlägt Lehrkräften als praktischen Kompromiss vor, nur einige wenige,sehr zentrale Lernziele herauszuarbeiten, anhand <strong>der</strong>er sich längerfristige Lehr-Lern-Prozesse beschreiben und analysieren lassen. Ein solches Verständnis gesteht auch <strong>der</strong>schon von Klafki postulierten Schülerpartizipation wie<strong>der</strong> den angemessenen Raum zu.Auf Basis einer sauberen Reflektion <strong>der</strong> konkreten Rahmenbedingungen (Fach, Stoff,Zielgruppe) kann <strong>der</strong> curriculare Ansatz daher nach wie vor fruchtbaren Boden füreffektive Lernprozesse bereiten. Abseits von Extremen wird guter Unterricht von einemangemessenen Verhältnis aus Konstruktion und Instruktion leben.2.3 Lernzieltaxonomien2.3.1 Definition und ZweckDer Begriff Taxonomie (von griechisch tˆxic - Ordnung und nìmoc - Gesetz) wird insehr vielfältigem Zusammenhang gebraucht und steht in dieser allgemeinen Form fürein System zur Klassifizierung und Kategorisierung.Lernzieltaxonomien dienen damit also <strong>der</strong> Klassifizierung und Kategorisierung vonLernzielen und geben Aufschluss über mentale Prozesse, die für ein Erreichen desLernziels beim Lerner ablaufen müssen. Wie dem Leser aus seinen Alltagserfahrungenbekannt sein dürfte, findet die Einordnung jedes Dimensionierungsraster stets undunweigerlich unter Berücksichtigung bestimmter Aspekte und Setzung bestimmterSchwerpunkte statt. Ganz analog findet man auch im didaktischen Bereich diverse


12 2 Didaktische GrundlagenVorschläge für Taxonomien, die jeweils eine eigene Perspektive auf Lernprozesseakzentuieren.Biggs [Big99] sieht die Hauptaufgabe von Lernzieltaxonomien darin, Lehrende beimVerstehen des Verstehens“ sowie bei <strong>der</strong> Kommunikation über dieses Verstehen zu”unterstützen. In gewisser Weise kann man also von einer Metadimension sprechen.Mit [FJT + 07] kann eine fruchtbare Nutzung von Lernzieltaxonomien auf drei Ebenenansetzen:• bei <strong>der</strong> Planung von Unterricht,• bei <strong>der</strong> Entwicklung von Unterrichtsmaterialien und Prüfungsaufgaben,• sowie bei <strong>der</strong> Analyse <strong>der</strong> Schülerleistungen und bei <strong>der</strong> Ermittlung des Leistungsstands.(Auffällig ist eine gewisse Korrespondenz zu den später vorgestellten Leitfragen vonAn<strong>der</strong>son et al.)An<strong>der</strong>son und Krathwohl beschreiben den Zweck <strong>der</strong> Taxonomierung kurz undprägnant: ”It makes life easier!“ ([AKA01], S. 35). Im entsprechenden Abschnitt werdeich aufzeigen, dass die von An<strong>der</strong>son et al. vorgelegte Taxonomie eine Brücke vonWissensarten zu den jeweils zugehörigen kognitiven Prozessen schlägt und damit in<strong>der</strong> Lage ist, an Lernprozessen Beteiligten ein Stück weit Orientierung und Legitimationsgrundlagezu sein.Genauso wenig wie Lernziele Annahmen über konkrete unterrichtliche Gegebenheitenenthalten dürfen, soll ihre Taxonomierung zu einer ”Zementierung“ (im Sinne einerübermäßigen Strukturierung o<strong>der</strong> gar Determinisierung) des Unterrichtsprozessesführen. Insofern haben auch Lernzieltaxonomien aus gutem Grund einen begrenztenAnspruch.2.3.2 Bloom’s ModellDie 1956 vom US-amerikanischen Lernpsychologen Benjamin Bloom nebst Mitarbeiternentwickelte Taxonomie unterscheidet zwischen kognitiven, affektiven und psychomotorischenLernbereichen:• Kognitiver Lernbereich: Bereich des Erinnerns (Wissensreproduktion, -verarbeitung, -anwendung), letztlich Erweiterung <strong>der</strong> intellektuellen Fähigkeiten;• affektiver Lernbereich: (u. U. unbewusstes) menschliches Verhalten, Auswirkungenauf persönliches Handeln;• psychomotorischer Lernbereich: Auswirkungen des Lernprozesses im motorischenBereich, Koordination von Bewegungen.


2.3 Lernzieltaxonomien 13Unterhalb dieser Bereiche subsumieren Bloom et al. jeweils Unterstufen, die durchNomen gekennzeichnet sind.Dohnke ([Doh02]) merkt an, dass die Lernzieldimensionierung nach Bloom reinanalytischen Charakter habe: Eine <strong>der</strong> drei Dimensionen werde um des effektivenLernens willen stets herausgehoben. Von daher sei es eher angebracht, von kognitiv/affektiv/psychomotorischakzentuierten Lernzielen zu sprechen.[FJT + 07] kritisieren, dass Bloom von einem rein sequentiellen Lernprozess ausgehtund die Vorzüge iterativer Vorgehensweisen im Sinne eines spiralförmigen Ansatzes(siehe dazu später) nicht zur Kenntnis nimmt.In diesem Zusammenhang haben Niemierko et al. ([Nie90]) die interessante Theseaufgestellt, dass sich die drei obersten Kategorien <strong>der</strong> Bloomschen Hierarchie innaturwissenschaftlichen Fächern in keine allgemein gültige Reihenfolge bringen lassen.Unabhängig davon und vor allem im Hinblick auf die mittlerweile vorliegendeÜberarbeitung durch An<strong>der</strong>son und Krathwohl ist die Bedeutung von Bloom’s Modellsicherlich kaum zu ermessen.2.3.3 Bloom revised: An<strong>der</strong>son und KrathwohlAn<strong>der</strong>son und Krathwohl haben mehr als 40 Jahre nach Blooms Veröffentlichung einedifferenziertere, zweidimensionale Fassung einer Lernzieltaxonomie 2 vorgeschlagen. Indieses Modell flossen erstmalig Ergebnisse aus <strong>der</strong> konstruktivistischen Lernforschungein.Neben des unverzichtbaren Studiums <strong>der</strong> englischen Originalliteratur liefert eine(auch digital verfügbare) Ausarbeitung des BLK-Projekts ([blk04]) <strong>der</strong> UniversitätHannover einen sehr brauchbaren Einstieg in die Thematik.Vier Leitfragen für guten UnterrichtDas Konzept von An<strong>der</strong>son et al. rankt sich um vier grundsätzliche Fragen (vgl. Titeldes Originalwerkes!), denen nach Meinung <strong>der</strong> Autoren eine bedeutsame Rolle für diePlanung von Unterricht zukommt ([AKA01], S. 6):• Die Lernfrage (learning question): Was ist wirklich wichtig für die Lernenden?(Damit übt diese erste Frage fundamentalen Einfluss auf Lernziele aus.)• Die Unterrichtsfrage (instruction question): Welche Aspekte sind bei <strong>der</strong> Planungvon Unterricht zu berücksichtigen, um ein hohes Lernniveau für möglichstalle Schüler sowie eine angemessene Methodik zu sichern?2 veröffentlicht 2001 unter dem Titel ”A taxonomy for learning, teaching and assessing - A revision ofBloom’s taxonomy of educational objectives“


14 2 Didaktische Grundlagen• Die Bewertungsfrage (assessment question): Welche Bewertungsinstrumenteund -kriterien sind geeignet, um den Lernfortschritt <strong>der</strong> Schüler objektiv (vgl.Testgütekriterien) feststellen zu können? (Eine notwendige Bedingung für einezufriedenstellende Antwort auf diese Frage wird die Operationalisierung von Lernzielensein.)• Die Stimmigkeits- bzw. Passungsfrage (alignment question): Diese Frage hateine Art integrierende Funktion für die Kombination <strong>der</strong> drei vorigen Kriterienund soll gewährleisten, dass die entwickelten Lernziele mit <strong>der</strong> Unterrichtsrealitätund <strong>der</strong> Notwendigkeit zur Bewertung in Einklang gebracht werden können.Struktureller Aufbau <strong>der</strong> TaxonomieAn<strong>der</strong>son et al. unterscheiden zwei Prozessdimensionen:• Die Wissensdimension: Faktenwissen, begriffliches Wissen, prozedurales Wissenund metakognitives Wissen;• die Dimension des kognitiven Prozesses: Erinnern, Verstehen, Anwenden,Untersuchen, Bewerten, (Er)Schaffen.Die Stufen einer Dimension bilden dabei hinsichtlich ihres Anspruchs ein Kontinuumund schließen sich gegenseitig aus. An<strong>der</strong>s als noch bei Bloom liegt <strong>der</strong> An<strong>der</strong>son-Taxonomie jedoch nicht die pauschale Annahme zugrunde, dass die auf einer Stufegefor<strong>der</strong>ten Kenntnisse bzw. Tätigkeiten stets ebensolche auf” geringerwertigen“Stufen erfor<strong>der</strong>n (vgl. [AKA01], S. 309).Zusätzlich ist bemerkenswert, dass An<strong>der</strong>son et al. die noch bei Bloom vorgefundenenNomen in ihrer kognitiven Prozessdimension durch Verben ersetzt haben, um denTätigkeitscharakter zu betonen.Zu Gunsten <strong>der</strong> Praktikabilität ihres Modells verzichteten An<strong>der</strong>son et al.bewusst darauf, einem stufenlosen Aufbau <strong>der</strong> kognitiven Prozesse den Vorzuggegenüber <strong>der</strong> vorliegenden sechsfachen, treppenartigen Stufung zu geben. Dabei sindÜberschneidungen in <strong>der</strong> Komplexität jedoch ausdrücklich nicht ausgeschlossen: Soist es in einer grafischen Darstellung durchaus zulässig, ein Lernziel auf <strong>der</strong> Grenzezwischen zwei Stufen anzuordnen (vgl. [AKA01], S. 309).Gemäß dieser Taxonomie und in Übereinstimmung mit unserer obigen Definition istin einem (operationalisierten) Lernziel also regelmäßig eine bestimmte Art von Wissenverknüpft mit einem am Lernenden beobachtbaren Verhalten (kognitiver Prozess). Ingewisser Weise steht das Nomen eines Lernziels für das Wissen, während das Verb sichauf die geistige Tätigkeit bezieht, die zum Erreichen des Lernziels vonnöten ist (vgl.[AKA01], S. 30)


2.3 Lernzieltaxonomien 15Das in Bezug auf Lernziele und <strong>der</strong>en Einordnung in Taxonomien m. E. fast alsrevolutionär zu bezeichnende kognitiv-konstruktivistische Wissensverständnis von[AKA01] unterscheidet sich fundamental von älteren Begriffen wie dem Behaviorismus,<strong>der</strong> Wissen als Reiz-Reaktions-Kontingenz (Behaviorismus) erklärt und dem dieAnnahme einer black box zugrundeliegt..An<strong>der</strong>son et al. legen Wert auf die Feststellung, dass ihr Modell von einerdomänenspezifischen Organisation des Wissens ausgeht, die ebenso von individuellenFaktoren wie Erfahrungen, Vorwissen und dem situativen Lernkontext beeinflusst wird([AKA01], S. 41).Taxonomie-TabelleDimension für den kognitiven ProzessErinnern Verstehen Anwenden Untersuchen Bewerten ErschaffenWissensdimensionFaktenwissenBegrifflichesWissenProzeduralesWissenMetakognitivesWissenAbbildung 2.1: Lernzieltaxonomie nach An<strong>der</strong>son, Krathwohl et al.Nachfolgend seien beispielhaft einige Aktivverben angegeben ([AKA01], S. 67f.), welchemit An<strong>der</strong>son et al. Untertypen bzw. Synonyme für die Kategorien des kognitivenProzesses darstellen (meiner Meinung nach handelt es sich eher um Konkretisierungenim Sinne einer feineren Abstufung <strong>der</strong> jeweiligen Kategorie):• Erinnern: erkennen, identifizieren, abrufen, reproduzieren, auflisten;• Verstehen: interpretieren, übersetzen, klassifizieren, kategorisieren, subsumieren,zusammenfassen, generalisieren, folgern, schließen, vergleichen, erklären, diskutieren,beschreiben;• Anwenden: ausführen, benutzen, implementieren, durchführen, übertragen,vorführen, demonstrieren, handhaben, umgehen mit;• Analysieren/Untersuchen: differenzieren, unterscheiden, kennzeichnen, charakterisieren,auswählen, erfassen, strukturieren, aufteilen;• Bewerten: ermitteln, prüfen, evaluieren, begründen, überwachen, testen, beurteilen,auswerten, schätzen;• (Er-)Schaffen: generieren, kreieren, entwerfen, konstruieren, produzieren, ausarbeiten,realisieren, zusammenstellen.


16 2 Didaktische GrundlagenIm Rahmen des bereits angesprochenen didaktischen Projekts an <strong>der</strong> UniversitätHannover ([blk04]) liefern die Autoren <strong>der</strong> Handreichung wertvolle Übersetzungen <strong>der</strong>einzelnen Untertypen (S. 5f.). An<strong>der</strong>son und Krathwohl raten explizit dazu, sich bei <strong>der</strong>Formulierung eigener Lernziele möglichst auf die Unterkategorien zu stützen ([AKA01],S. 30).2.3.4 Probleme allgemeiner LernzieltaxonomienFuller et al. ([FJT + 07]) untersuchten die Potentiale und Grenzen bei <strong>der</strong> Nutzungsolcher ”generischer“ Lernzieltaxonomien im <strong>Informatik</strong>unterricht.All diesen Modellen ist inhärent die Annahme gemein, dass die Hierarchie <strong>der</strong> Lernzielein allen Domänen die selbe sei.Problem: Die angemessene Klassifizierung eines Lernziels o<strong>der</strong> einerPrüfungsaufgabe hängt stark vom jeweiligen Kontext ab (z. B. vom Vorwissen<strong>der</strong> Lerner, von situativen Bedingungen, ...). Dieser Einwand gilt in unterschiedlichemAusmaß für alle Fächer und ist auch in <strong>der</strong> An<strong>der</strong>son-Taxonomie nur eingeschränktberücksichtigt.Hinsichtlich <strong>der</strong> kognitiven Komplexität <strong>der</strong> höherwertigen Kategorien im Modell vonAn<strong>der</strong>son und Krathwohl kann es durchaus zu Überlappungen kommen ([KBM64]).Problem: Zum einen können und dürfen Lernziele keine beliebig feine Granularitätaufweisen, zum an<strong>der</strong>en sollte möglichst allen kognitiven Aspekten Rechnung getragenwerden, welche sie vereinen.Lernzieltaxonomien fokussieren stark auf den kognitiven Bereich.Problem: Der Lernerfolg korreliert deutlich mit Fortschritten auf affektiver Ebene.Dies gilt in beson<strong>der</strong>er Form für das Fach <strong>Informatik</strong>.Forscher und Praktiker diskutieren über die hierarchische Anordnung <strong>der</strong> Kategorienim kognitiven Prozess. Somit lässt sich vermuten, dass die Annahme eines identischenAufbaus <strong>der</strong> kognitiven Prozessdimension zu kurz greift.Problem: Mit [FJT + 07] steht in angewandten Fächern die Fähigkeit zur Entwicklungvon Produkten (z. B. Software) im Mittelpunkt. Dabei erfor<strong>der</strong>t ein Erreichen<strong>der</strong> Kategorie ”Apply“ gleich mehrere komplexe Fertigkeiten, die darin subsumiertwerden. ([JF07] haben in ihrer Taxonomie aus diesem Grund auf ”Higher Application“als Bezeichnung für die oberste Stufe zurückgegriffen.)Die Einordnung auf Stufe drei <strong>der</strong> Taxonomie von An<strong>der</strong>son und Krathwohl verkenntso ein Stück weit den Stellenwert des ”Apply“ in <strong>der</strong> <strong>Informatik</strong>. Zugleich findet sich


2.3 Lernzieltaxonomien 17Fachwissen, welches leichter anzuwenden als präzise zu beschreiben ist.Die Autoren unterscheiden in einer ersten Näherung zwischen Disziplinen, in denenvorrangig ”learning by interpreting“ o<strong>der</strong> ”learning by doing“ gefragt ist. Beson<strong>der</strong>sletztere Erwartung werde im Fach <strong>Informatik</strong> an die Schüler gestellt, immer gekoppeltan interpretative Herausfor<strong>der</strong>ungen:So mögen Schüler in <strong>der</strong> Lage sein, Programmcode zu lesen und zu interpretieren,können gleichzeitig jedoch keine eigenen Programme implementieren. Zugleich”impliziert die Fähigkeit, Programme zu schreiben, nicht automatisch Kenntnisse überMethoden des Debugging.“ ([FJT + 07], S. 163)Robins ([RRR03]) versteht unter dieser interpretativen Kompetenz die Fähigkeit,das angestrebte vom <strong>der</strong>zeitigen Programmverhalten zu unterscheiden 3 .Weitere ureigene Beson<strong>der</strong>heiten des Fachs sehen die Autoren in <strong>der</strong> Notwendigkeit,Prozesse zu analysieren und Problemlösestrategien zu verfolgen. Die Vermittlung vonFähigkeiten zur Abstraktion, Modularität und Wie<strong>der</strong>benutzung früherer Lösungen(Beispiele: Einbettung einer Lösung in einen größeren Zusammenhang, design patterns,...) steht in einem komplexen Bedingungszusammenhang.[FJT + 07] führen als([FJT + 07], S. 163):intrinsische Charakteristika des Fachs <strong>Informatik</strong>“ an”• Problemlösung• Modellierung• Wissensrepräsentation• Effizienz im Rahmen <strong>der</strong> Problemlösung (→ Algorithmik)• Erfindungsgeist und Kreativität• Kategorisierung• Kommunikative Kompetenz über den Fachbereich hinaus• Aneignung und Nutzung bewährter Methoden bei <strong>der</strong> SoftwareentwicklungAbschließend betonen die Autoren die Notwendigkeit einer Professionalisierung imSinne einer Konsolidierung <strong>der</strong> gelernten Fähigkeiten in <strong>der</strong> Persönlichkeit des Lerners:It is not enough that students should know what constitutes good programming”style; we want them to have taken this to heart so that they instinctively write elegant3 vgl. ein Zitat von Edward Murphy: ”Ein Computerprogramm tut, was du schreibst - nicht, was duwillst.“


18 2 Didaktische Grundlagencode whenever they work on a piece of software, not just when marks are explicitlyavailable for doing so.“ ([FJT + 07], S. 163)Auch die For<strong>der</strong>ung, fachspezifisches Wissen nicht nur zu vermitteln und zuvernetzen, son<strong>der</strong>n in individuelle moralische und ethische Prinzipien zu integrieren,erschwert eine Einordnung in generische Taxonomien, die möglichst allen Aspektengerecht wird.Fuller et al. erschien an diesem Punkt vielversprechend, gezielt aus <strong>der</strong> vergleichsweisestarren Hierarchie <strong>der</strong> kognitiven Dimension ”auszubrechen“.2.3.5 Ein domänenspezifisches Modell: Die Matrix-TaxonomieSo schlagen [FJT + 07] eine zweidimensionale Erweiterung des Bloom-Modells vor, dieMatrix-Taxonomie“. Hauptinspiration <strong>der</strong> Autoren und Kern <strong>der</strong> Schwierigkeit ist ein”Phänomen, welches <strong>der</strong> Öffentlichkeit unter dem Begriff Henne-Ei-Problem“ vertraut”sein dürfte:Untersuchungen zeigten, dass das Verständnis von Programmcode und die Fähigkeit,Programmcode zu entwerfen wechselseitig voneinan<strong>der</strong> abhängen bzw. zumindestdeutlich voneinan<strong>der</strong> profitieren. ([FJT + 07], S. 163)Abbildung 2.2: Die Matrix-TaxonomieAnknüpfend an die vorangegangenen Überlegungen repräsentieren die beidenDimensionen <strong>der</strong> Matrix die Kompetenzbereiche Interpretieren“ und Produzieren“.” ”Innerhalb <strong>der</strong> Bereiche stützen sich die Autoren auf die bereits bekannten Begrifflich-


2.3 Lernzieltaxonomien 19keiten und wollen die Kategoriebezeichnungen im Sinne von An<strong>der</strong>son et al. verstandenwissen (vgl. auch Kapitel 8 zu den Ontologien).Die Matrix wird auf <strong>der</strong> horizontalen wie auf <strong>der</strong> vertikalen Achse strikt sequentielldurchlaufen. So ist es auch weiterhin nicht möglich, auf <strong>der</strong> Stufe ”Create“ zu operieren,bevor die Ebene ”Apply“ erreicht ist. Die Traversierung beginnt am Ursprung linksunten und strebt das Ziel ”Create - Evaluate“ an. Dieses Feld entspricht <strong>der</strong> Ebene<strong>der</strong> ”Higher Application“, vgl. [JF07].Die Autoren sehen ihren Vorschlag vor allem als Markierungsraster, welchesLehrende nutzen können, um die Lernfortschritte ihrer Schüler zu dokumentieren. Sielegen Wert auf die wichtige Feststellung, dass verschiedene Schüler unterschiedlicheLernpfade einschlagen, was sich mit <strong>der</strong> vorliegenden Matrix anschaulich abbilden lässt(vgl. Abbildung). Ebenfalls kann <strong>der</strong> Fall eintreten, dass sich ein Schüler z. B. auf demFeld ”Apply - Remember“ in einer Trial-and-Error-Schleife befindet (vgl. [FJT + 07], S.164).In praxi werden nicht alle Schüler das Zielfeld <strong>der</strong> Matrix erreichen. Mit Hilfe einerClusteranalyse identifizierte E. Lahtinen ([Lah07]) zwei Gruppen von Schülern:• die Theoretiker mit primär horizontalem Lernverlauf, anzusiedeln im Feld ”(none)- Evaluate“,• die Praktiker mit primär vertikalem Lernverlauf, anzusiedeln im Feld ”Create -Un<strong>der</strong>stand“.Abbildung 2.3: Ziel ist die Ebene ”Create - Evaluate“


20 2 Didaktische GrundlagenNachdem diese Taxonomie nur den kognitiven Bereich adressiert, empfehlen dieAutoren eine Hinzunahme <strong>der</strong> von Bloom und Masia entwickelten Taxonomie [KBM64]für affektive Ziele.2.3.6 Iterative Anwendung von LernzieltaxonomienFuller et al. schlagen im selben Artikel ([FJT + 07]) ein weiteres interessantes Konzeptvor, indem sie eine spiralförmige Route längs Lernzieltaxonomien skizzieren.Als Beispiel dient die loop-Kontrollstruktur, die am Beginn <strong>der</strong> meisten Programmierkursestehen dürfte. Zunächst lernt <strong>der</strong> Schüler den Nutzen einer Schleife kennen(Iteration); er versteht, wie die Schleifenstruktur funktioniert; er ist in <strong>der</strong> Lage, aufAnweisung Schleifen zu implementieren. Sobald <strong>der</strong> Schüler die höchsten Ebenen <strong>der</strong>kognitiven Dimension erreicht hat, ist das Konstrukt für ihn zu einem Werkzeug fürkünftige Programmiertätigkeiten geworden.Folgen komplexere Aufgaben, so durchläuft <strong>der</strong> Schüler abermals spiralförmig die Taxonomie,jedoch nun mit an<strong>der</strong>en Eingangsbedingungen. Jetzt ist er bereits auf <strong>der</strong> niedrigstenkognitiven Ebene in <strong>der</strong> Lage, das Konstrukt <strong>der</strong> Schleife in die Problemlösungeinzubringen (vgl. [FJT + 07], S. 167, Fig. 8).2.4 LernzielgraphenWie oben bei <strong>der</strong> Betonung <strong>der</strong> Kontextrelevanz angedeutet, lassen sich Lernzieleunter didaktischen Gesichtspunkten nur selten in isolierter Form betrachten. Wohersoll im Beispiel aus Abschnitt 2.2.3 das Wissen über die Stilelemente stammen? Esbesteht also <strong>der</strong> inhärente Bedarf zur Verknüpfung verschiedener Lernziele im Sinneeines Abhängigkeitsgraphen.Darüber hinaus ist zu bedenken, dass Abhängigkeitsrelationen zwischen Lernzielenmindestens hinsichtlich ihrer Obligatorizität von verschiedener Art sein können.Die Anordnung von Lernzielen ist also nicht beliebig, son<strong>der</strong>n hat wohlüberlegt zuerfolgen, da bestimmte Lernziele Voraussetzung sind, um an<strong>der</strong>e zu erreichen. [Hub08]führt ein Beispiel aus <strong>der</strong> OOP an:” Der Lernende muss das Konzept des Objekts (O 1) verstanden haben, bevor er in<strong>der</strong> Lage ist, das Konzept <strong>der</strong> Klasse (O 2 ) zu verstehen.“Wir haben es hier also mit einer Vorrangrelation (Abhängigkeit) zwischen zweiLernzielen O 1 und O 2 zu tun. An<strong>der</strong>s ausgedrückt:


2.4 Lernzielgraphen 21” O 1 muss vor O 2 erreicht werden“ o<strong>der</strong> auch ”O 2 setzt O 1 voraus“.[Hub08] unterscheidet zwei Schweregrade von Vorrangrelationen:a) ”Harte“ Voraussetzungen (hard prerequisites, P 1 ), die aus einer substantiellenund/o<strong>der</strong> logischen Abhängigkeit resultieren:konzept2 (behandelt in Lernziel O 2 ) basiert auf konzept1 (welches in LernzielO 1 behandelt wird). Ein Verständnis von konzept2 setzt das Verständnis vonkonzept1 unbedingt voraus.b) ”Weiche“ Voraussetzungen (soft prerequisites, P 2 ), die aus didaktischenÜberlegungen erwachsen:Um Lehr- und Arbeitsmethoden im Sinne didaktischer Prinzipien anwenden zukönnen, muss Lernziel O 1 erreicht werden. Gleichzeitig ist es nicht zwingendnotwendig, O 1 vor O 2 zu erreichen, aber es empfiehlt sich, um den Lernprozess(z. B. die Nachhaltigkeit) für Lernziel O 2 zu vereinfachen o<strong>der</strong> zu verbessern.Berücksichtigt man beide Schweregrade P 1 und P 2 bei <strong>der</strong> Anordnung, so kannes in <strong>der</strong> Folge zu gegenseitiger Abhängigkeit (circular dependency) von Lernzielenkommen. Der o.B.d.A. einfachste Zyklus ist P 1 -Abhängigkeit von O 1 nach O 2 undP 2 -Abhängigkeit in <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Richtung.P1O1O2P2Abbildung 2.4: Einfache zirkuläre AbhängigkeitEinzig sinnvolle Auflösung des Problems ist eine zeitlich ausreichend enge Anordnung<strong>der</strong> jeweiligen Lernziele, um <strong>der</strong> ”Verwandtschaft“ (o<strong>der</strong> allgemeiner: Beziehung) vonO 1 und O 2 auf natürliche Weise zu entsprechen.Gerade in <strong>der</strong> <strong>Informatik</strong> hat man es jedoch häufig mit Formen zirkulärer Vorrangrelationenzu tun, bei denen mehr als zwei Lernziele betroffen sind.[Hub08] schlägt vor, im Rahmen eines spiralförmigen Ansatzes abwechselnd mitden von O 2 und O 3 behandelten Konzepten das Konzept aus O 1 ausgehend von einer


22 2 Didaktische GrundlagenP1P1O1 O2 O3P2P2Abbildung 2.5: Zirkuläre Abhängigkeit über mehrere Lernziele hinwegpropädeutischen Betrachtung in jeweils unterschiedlicher Intensität zu behandeln (vgl.Abb. 2.6).O223un<strong>der</strong>standconcept1O31rememberconcept1O14concept15can applyconcept1O4Abbildung 2.6: Vorschlag zur AuflösungAuf die Konsequenzen, die sich aus diesen wichtigen Überlegungen ergeben, werdeich in den praktischen Kapiteln noch ausführlich zu sprechen kommen. Auch werdensich die hier gewonnenen Erkenntnisse in Entwurf und Modellierung <strong>der</strong> Ontologiennie<strong>der</strong>schlagen.2.5 Erkenntnisse <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen LernforschungNachfolgend sollen einige (ausgewählte) Ergebnisse mo<strong>der</strong>ner Lernforschung vorgestelltwerden, <strong>der</strong>en Bedeutung für schulische Lernprozesse kaum zu ermessen ist. Damitmöchte ich am Ende dieses Kapitels untermauern, in welch komplexem Kontext sich


2.5 Erkenntnisse <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Lernforschung 23die Diskussion über Lernziele abspielt. Im Zusammenhang mit dem Kompetenzbegriffwerde ich einige Aspekte erneut aufgreifen. Daneben lassen sich immer wie<strong>der</strong> Parallelenzu den vier Leitfragen von An<strong>der</strong>son et al. erkennen.1. Lebenslanges LernenDas menschliche Gehirn lernt immer - es kann gar nicht an<strong>der</strong>s. Dieser Umstandist zum einen eine einzigartige Chance, zum an<strong>der</strong>en aber auch eine große Herausfor<strong>der</strong>ungund Verantwortung. So ist es beispielsweise möglich, dass vormittagsangeeignete Kenntnisse und Fähigkeiten durch (u. U. auch unbewusst) emotionalbelastende Erfahrungen am Nachmittag 4 wie<strong>der</strong> aus dem Gedächtnis verdrängtwerden - und zwar bevor eine nächtliche Konsolidierung und damit <strong>der</strong> Transferins Langzeitgedächtnis erfolgen kann (vgl. [Pfe03], [Spi07b], S. 232).2. Je<strong>der</strong> lernt an<strong>der</strong>sDas Gehirn ist ein lernendes System, das nach seinen eigenen Gesetzmäßigkeitenlernt - es ist also selbstreferentiell ([Gud06], S. 218). Die Bewertung neuer Erfahrungenobliegt dabei dem limbischen System.Aus neurobiologischer wie philosophischer Sicht konstruiert sich das Individuumseine persönliche Welt also auf Basis jeweiliger Vorerfahrungen 5 . ”AdaptivesLernen“ als Abstimmung von Personmerkmalen <strong>der</strong> Lerner und verwendeten Methoden([HW97], S. 137) ist daher die ebenso notwendige wie vielversprechendeAntwort <strong>der</strong> Lehr-Lern-Forschung.3. Bedeutung <strong>der</strong> LernzeitEin hoher Anteil echter Lernzeit 6 (<strong>der</strong> ”vom Schüler tatsächlich aufgewendete[n]Zeit für das Erreichen <strong>der</strong> angestrebten Ziele“, H. Meyer) wirkt sich positiv aufden Lernerfolg aus. Dies ist einer <strong>der</strong> ältesten und empirisch am besten belegtenBefunde <strong>der</strong> Lehr-Lernforschung.Insbeson<strong>der</strong>e steht dieses Anliegen wie<strong>der</strong> in Verbindung mit <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung nachindividueller För<strong>der</strong>ung: So ist guter Unterricht für Weinert ([Wei98], S. 7-18)ein Unterricht, in dem mehr gelernt wird als gelehrt wird.“”4. Bedeutung lernför<strong>der</strong>lichen KlimasPositive Effekte eines lernför<strong>der</strong>lichen Klimas (genauere Ausführungen in [Mey05],S. 47-54) äußern sich in mehrerlei Hinsicht:• eine Atmosphäre ohne Angst vor Misserfolg und Bestrafung begünstigt dieGehirnaktivität;• ein solches Klima optimiert die zur Verfügung stehende Lernzeit ( ”mehrNetto vom Brutto“).4 man denke an den Realismus in Ego-Shooter-Spielen, Horrorfilme o. ä.5 Vgl. ”das Glas ist halb voll“ vs. ”das Glas ist halb leer“6 engl. time on task


24 2 Didaktische Grundlagen5. Bedeutung von MethodenvielfaltDie im Rahmen von TIMSS durchgeführten und ausgewerteten Videostudien belegeneine relative Methodenarmut im deutschen Unterrichtsalltag. Mit Helmke undWeinert ([HW97]) ist es Aufgabe von Lehrenden, im Hinblick auf die intendiertenLernprozesse bei den Lernenden geeignete Methoden zu wählen. Schließlichenthält jedes Thema bereits methodische Festlegungen - Methodenvielfalt darfalso we<strong>der</strong> allein um <strong>der</strong> Vielfalt willen ”betrieben“ werden, noch hat sie etwasmit Beliebigkeit zu tun!Im Sinne von Martin Wagenschein (1896 - 1988)Ich nenne eine <strong>Didaktik</strong> herzlos, die das eigene Denken <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> nicht achtet,”statt sich von ihm auf den Weg bringen zu lassen.“sind die intendierten Erträge von Lernarrangements aus Sicht <strong>der</strong> Lerner zu antizipieren.6. Bedeutung <strong>der</strong> Balance zwischen Konstruktion und InstruktionLernen ist kein passiver Vorgang im Sinne eines unidirektionalen, rezeptiven Wissenstransports.Unterricht mit ausschließlich instruktionalem Charakter verkenntden Status <strong>der</strong> Lernenden als handlungsfähige Subjekte und ist im Sinne Klafkisein klarer Verstoß gegen sein Postulat <strong>der</strong> Selbstbestimmungs-, MitbestimmungsundSolidaritätsfähigkeit. Insbeson<strong>der</strong>e för<strong>der</strong>t dieses Primat <strong>der</strong> Instruktion einepassive Haltung, die (nicht nur) Klafkis Auffassung von Bildung als ”wechselseitigerErschließung von Mensch und Welt“ diametral entgegensteht.Radikal konstruktivistische Ansätze überfor<strong>der</strong>n dagegen die Lernenden, wie inempirischen Studien festgestellt wurde. Für konstruktivistische Lernphasen erscheintes ausgesprochen wichtig, dass die Lernenden bereits über bereichsspezifischesVorwissen und Metakompetenzen hinsichtlich des selbstgesteuerten Lernensverfügen. O<strong>der</strong>, wie es Gudjons formuliert ([Gud06], S. 249): ”Der Weg zur Autonomieführt über die Anleitung.“ An<strong>der</strong>nfalls kann es zu negativen Auswirkungenwie einer fälschlichen Selbstattribuierung von Misserfolgen kommen ([MKK + 90],S. 393).7. Situationsgebundenheit von Lernen und WissenDie Annahme, dass Wissen unabhängig von <strong>der</strong> jeweils vorherrschenden Situationtransportiert wird, ist schlichtweg falsch. Die beachtlichen Ergebnisse vonGedächtnisforschern über implizite Gedächtnisleistungen (vgl. z. B. [Gos01], S.227f., [SB02], S. 495-517) und über den Stellenwert spezifischer Abrufreize legenden Schluss nahe, dass Abruf und Anwendung von Wissen eben nicht unabhängigvon Situation und Kontext sind.In diesem Zusammenhang wurde übrigens empirisch belegt (vgl. [M + 05], S. 393),dass sich bereits <strong>der</strong> Wechsel des Klassenraumes im Rahmen einer Leistungserhebungsignifikant negativ auf Erinnerungs- und Reproduktionsleistungen <strong>der</strong>Probanden auswirkt.


2.5 Erkenntnisse <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Lernforschung 25Infolgedessen sollte die Lernsituation unter möglichst vielen Gesichtspunkten <strong>der</strong>Anwendungssituation entsprechen. Hier liegt wie<strong>der</strong>um die Schnittstelle zu handlungsorientiertemUnterricht.8. Motivationale und volitionale 7 Komponente des LernensOb Lernprozesse erfolgreich sind, hängt wesentlich von <strong>der</strong> Leistungsmotivation<strong>der</strong> Lerner ab. Gemäß [MKK + 90] (S. 386) ist Leistungsmotivationdie generelle Tendenz, die eigene Leistung an hohen Standards zu messen,”nach erfolgreicher Leistung zu streben und sich über erfolgreiche Leistung zufreuen“ 8 .Spricht man von Leistungsmotivation, so ist stets domänenspezifisch zu differenzieren([MKK + 90], S. 397). Sie wird vorrangig durch Antizipation eines angenehmen/attraktivenZielzustands und durch den mit zunehmendem Alter immerbesser funktionierenden Belohnungsaufschub erzeugt.Leistungsmotivation wird auf unterschiedlichem Weg erreicht. Wesentliche Faktorenfür das Motivationsniveau in einem bestimmten Aufgabengebiet sind([MKK + 90], S. 388):• Erfolgswert,• Leistungsstandard (Anfor<strong>der</strong>ungsniveau, Bezugsnormorientierung),• Vorstellungen über die eigenen Fähigkeiten (Fähigkeitsselbstkonzept),• Ursachenzuschreibung (Attribution) von Erfolg und Misserfolg.In diesem Kontext spielen auch Neugier- und Interessenmotivation eine wichtigeRolle. 97 Volition: von lat. velle wollen“. Bezeichnet in <strong>der</strong> Psychologie den Prozess <strong>der</strong> Willensbildung” 8 Hervorhebungen durch den Autor9 So dürfte es die Neugiermotivation sein, die bei Kin<strong>der</strong>n (und manchem Erwachsenem) verboteneDinge beson<strong>der</strong>s attraktiv erscheinen lässt.


263 Bildungsstandards3.1 AusgangslageDie in den letzten Jahren veröffentlichten internationalen Schulleistungsstudien habenDefizite im deutschen Bildungssystem zu Tage geför<strong>der</strong>t, die zum Teil als gravierendbezeichnet werden müssen.In Folge des mäßigen Abschneidens deutscher Schüler bei den Ergebnissen vonTIMSS (Third International Mathematics and Science Study), PISA (Programmefor International Student Assessment), IGLU (Internationale Grundschul-Lese-Untersuchung) und DESI (Deutsch-Englisch-Leistungen-International) kam es zugrundlegenden und einschneidenden Verän<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Schulpraxis, <strong>der</strong> Bildungspolitikund <strong>der</strong> zugehörigen Forschung.Bemerkenswert erscheint, dass systematische und regelmäßige Beobachtungen bzw.Überprüfungen <strong>der</strong> Erträge institutionalisierter Bildungsprozesse in Deutschland erstseit Beginn <strong>der</strong> 1990er Jahre statt finden ([Köl07]). Im Konstanzer Beschluss von 1997einigte sich die Ständige Konferenz <strong>der</strong> Kultusminister <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> (KMK) darauf,das deutsche Schulsystem im Rahmen wissenschaftlicher Untersuchungen internationalvergleichen zu lassen. Die Tragweite dieses Paradigmenwechsels lässt sich erahnen,wenn Olaf Köller 1 ihn zur zweiten ”empirische Wende“ 2 in <strong>der</strong> Schulforschung erhebt([Köl07], S. 140).Ich möchte einige Befunde aufführen, die sich speziell auf den mathematischnaturwissenschaftlichenSektor beziehen ([Köl07], S. 147ff.):• Die Leistungen deutscher Schüler liegen deutlich unter den Leistungen unserereuropäischen Nachbarstaaten.• Deutsche Schüler haben große Schwierigkeiten bei Transfer und Anwendung vonerworbenem Wissen auf alltagsnahe Problemstellungen.• Der Unterricht in den einschlägigen Fächern ist wenig kumulativ, <strong>der</strong> Wissenszuwachswährend eines Schuljahrs relativ gering. Entsprechende Beobachtungen1 Olaf Köller ist amtieren<strong>der</strong> Direktor des Instituts für Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB)an <strong>der</strong> Humboldt-Universität zu Berlin2 Ursprünglich verhalf <strong>der</strong> Göttinger Heinrich Roth im Jahr 1962 den empirischen Methoden in <strong>der</strong>Erziehungswissenschaft endgültig zum Durchbruch (vgl. [Gud06], S. 35) - ein denkwürdiger Meilenstein.


3.2 Definition 27äußerte auch Prof. Manfred Prenzel vom IPN in seinem Vortrag zum ThemaTechnisch naturwissenschaftliche Bildung - Herausfor<strong>der</strong>ung im Unterricht“ am”01.12.2008 (<strong>Technische</strong> Universität München).)• Ein signifikanter Anteil von Schülern aus <strong>der</strong> Sekundarstufe I verbleibt auf einemNiveau, das einen erfolgreichen Übergang in die berufliche Erstausbildunghochgradig erschwert.• 30 Prozent <strong>der</strong> Schüler aus <strong>der</strong> Sekundarstufe II verfehlen selbst ein niedrig angesetztesSockelniveau.Jenseits <strong>der</strong> fachlichen Ebene untermauern beson<strong>der</strong>s die Ergebnisse von PISAnachhaltig die Korrelation zwischen schulischer Karriere und Schichtzugehörigkeit(Disparität), die in dieser Ausprägung in keinem an<strong>der</strong>en OECD-Land zu finden ist.Auch die Schwankungsbreite in den Leistungen ist in keinem Land so groß wie inDeutschland. Als wäre dies noch nicht genug, hat die nationale Teilstudie PISA-Edeutliche Unterschiede <strong>der</strong> Benotungsmaßstäbe und Leistungen in den einzelnenBundeslän<strong>der</strong>n aufgezeigt.All diese Erkenntnisse stehen in einem klaren Wi<strong>der</strong>spruch zum Gleichheitsgrundsatz[K + 07].Ergänzend sei angemerkt, dass viel zu oft ”Können auf dem Umweg über Wissengeprüft“ wird ([Sac07], S. 306).Unter den Bemühungen um eine nachhaltige Verbesserung <strong>der</strong> Situation kommt <strong>der</strong>Konzeption und Verabschiedung von Bildungsstandards neben verschiedenen an<strong>der</strong>enAnstrengungen (wie z. B. <strong>der</strong> Einführung von Ganztagsschulen) eine wesentliche Rollezu.3.2 DefinitionIm Lichte des internationalen Vergleichs kam die KMK in ihrem Argumentationspapierzu dem Schluss, dass die bis dato vorherrschende Input-Steuerung über Lehrpläneund an<strong>der</strong>e curriculare Vorgaben allein nicht zu den erwünschten und erfor<strong>der</strong>lichenVerbesserungen im Bildungssystem führen könne ([kmk05], S. 5).In Form eines Perspektivwechsels von einer reinen Input- zu einer vorrangigenOutput-Steuerung und <strong>der</strong> Festschreibung zu erreichen<strong>der</strong> Ergebnisse (learningoutcomes) im Rahmen <strong>der</strong> Bildungsstandards wurde den Einzelschulen mehr Freiheitzugestanden, im selben Atemzug aber auch mehr Eigenverantwortung abverlangt.Bildungsstandards för<strong>der</strong>n die Autonomie <strong>der</strong> Einzelschule, indem”die Verantwortung für die Gestaltung von Lehr-Lern-Prozessen bis hin zur Ausarbeitungeines Schulcurriculums [...] stärker an die Schulen zurückgegeben“ wird


28 3 Bildungsstandards([K + 07], S. 50). 3Mit [kmk05] versteht man unter Bildungsstandards normative Vorgaben für dieSteuerung von Bildungssystemen (S. 8). Bildungsstandards gemäß <strong>der</strong> Expertise desBundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF, [K + 07], S. 19)• greifen allgemeine Bildungsziele auf;• konkretisieren zentrale Bildungsziele durch Kompetenzanfor<strong>der</strong>ungen, <strong>der</strong>en Systematisierungin Kompetenzmodellen erfolgt;• legen fest, welche Kompetenzen Kin<strong>der</strong> o<strong>der</strong> Jugendliche bis zu einer bestimmtenJahrgangsstufe erworben haben sollen;• beschreiben Kompetenzen so konkret, dass sie in Aufgabenstellungen umgesetztund prinzipiell mit Hilfe von Testverfahren erfasst werden können.Vorbild für die Väter <strong>der</strong> deutschen Bildungsstandards waren und sind dieMathematik-Standards des amerikanischen Mathematiklehrerverbands NCTM 4 (NationalCouncil of Teachers of Mathematics) aus dem Jahr 2000 ([P + 08]), wenngleichbeiden Konzepten ein unterschiedliches Verständnis des Begriffs ”Standard“ zugrundeliegt.Grundsätzlich lassen sich Mindest-, Regel- und Maximalstandards, sowie• inhaltliche Standards,• Standards für Lehr- und Lernbedingungen und• Leistungs- o<strong>der</strong> Ergebnisstandards (sog. Output-Standards)unterscheiden. So beziehen sich die ”Principles and Standards“ des NCTM auf denInput, genauer spricht man von opportunity-to-learn standards. Die Expertise desBMBF plädiert dagegen klar für eine Output-Orientierung.Die nationalen Bildungsstandards als Regelstandards ([kmk05], S. 6)• konzentrieren sich auf Kernbereiche eines Faches,• beschreiben erwartete Lernergebnisse,• beziehen sich auf ein durchschnittliches Leistungsniveau.3 [RS07] (S. 158) bezeichnet diese Praxis als Paradox <strong>der</strong> ”verordneten Gestaltungsautonomie“4 http://standards.nctm.org/


3.3 Funktionen 29An <strong>der</strong> Folgerung, dass die Bildungsstandards damit eine Mischform zwischen inhaltlichenund Outputstandards darstellen, lässt sich das Anliegen <strong>der</strong> KMK erkennen,Lehrkräfte bei <strong>der</strong> Auswahl und Gestaltung von Lernsituationen (dem ”wie“) nichtüber Gebühr einzuengen.Die im Rahmen <strong>der</strong> BMBF-Expertise vorgeschlagenen Bildungsstandards greifenallgemeine Bildungsziele 5 auf und konkretisieren diese Ziele in Form von Kompetenzanfor<strong>der</strong>ungen([K + 07], S. 21).Unter Bildungszielen versteht man relativ allgemein gehaltene Aussagen überWissensinhalte, Fähigkeiten, Werthaltungen, Interessen etc. ([K + 07], S. 20). Beiihrer Auswahl sind Nachhaltigkeit und Transfermöglichkeiten oberste Prämissen.Bildungsstandards sehen sich dem Kontext des lebenslangen Lernens verpflichtet undpochen auf die Vernetzung von Wissen ([K + 07], S. 22, 79) - zum einen im Bewusstseindarüber, dass je<strong>der</strong> Mensch an<strong>der</strong>s lernt, zum an<strong>der</strong>en, um einen wirksamen Gegenpolzum sogenannten ”trägen Wissen“ zu bilden.Als Output-Standards legen sie fest, welche Kompetenzen Schüler bis zu einerbestimmten Jahrgangsstufe mindestens erworben haben sollen ([K + 07], S. 9).Bildungsstandards formulieren Erwartungen an die Lernenden und verpflichtenzugleich die Gesellschaft, Mittel und Räume für die Erfüllung dieser Erwartungenbereit zu stellen ([K + 07], S. 20).Insbeson<strong>der</strong>e betonen [K + 07] die Notwendigkeit <strong>der</strong> Verständigung über den Kernund den Anspruch eines jeden Faches. Hierbei kommt den Fachdidaktiken einebeson<strong>der</strong>e Bedeutung zu.Im Rahmen <strong>der</strong> Qualitätssicherung kommt Bildungsstandards eine wichtige Funktionzu, geben sie den an Bildung Beteiligten doch ein Referenzsystem an die Hand,welches in <strong>der</strong> Lage ist, die Einlösung von Anfor<strong>der</strong>ungen zu überprüfen und wertvolleRückmeldungen zu liefern (vgl. [K + 07], S. 19).3.3 FunktionenGrundsätzlich kommt Bildungsstandards (wie übrigens Standards ganz allgemein) eineOrientierungsfunktion zu. Sie sollen Schulen, Lehrkräften, pädagogischen Teams,Eltern und Schülern in verständlicher Form Orientierung über die Bildungsinhalteeines Fachs und <strong>der</strong>en Verflechtung geben. Mit [K + 07] (S. 47) ”arbeiten [Bildungsstandards]in klarer und konzentrierter Form heraus, worauf es in unserem Schulsystemankommt“. Dem BMBF ist die Nachvollziehbarkeit dabei ein beson<strong>der</strong>es Anliegen.5 Beim Ringen um konkrete Bildungsziele kommt es regelmäßig zu Diskussionen über <strong>der</strong>en Berechtigung,was u. a. <strong>der</strong> Deduktionsproblematik für die Normen einer Gesellschaft geschuldet ist.


30 3 BildungsstandardsTestverfahren erlauben es im Rahmen von Qualitätssicherung, schulischer Evaluationund Bildungsmonitoring, die Einhaltung des durch Bildungsstandards geschaffenenüberprüfbaren und einheitlichen Referenzrahmens empirisch valide zu überprüfen.Somit haben die Standards auch eine Rückmeldefunktion, von <strong>der</strong> alle an BildungsprozessenBeteiligten profitieren sollen. Auf Basis <strong>der</strong> Ergebnisse legitimiert <strong>der</strong> Staatwie<strong>der</strong>um seine Entscheidung für die Output-Orientierung.Umgekehrt werden Politik und Schulen durch Standards verpflichtet, die festgelegtenZiele anzustreben und geeignete För<strong>der</strong>maßnahmen bereitzustellen ([K + 07], S.48).Darüber hinaus stellt das BMBF klar, welche Bereiche ausdrücklich nicht zu denFunktionen von Standards gehören sollen: So wird eine Verwendung <strong>der</strong> Testergebnissevon Standards im Rahmen von Vorrückungsentscheidungen etc. abgelehnt. DieEinführung von Standards dürfe keine Verstärkung des Leistungs- und Selektionsdrucksnach sich ziehen ([K + 07], S. 49).Für das Lehrpersonal bilden Standards ein neuartiges Referenzsystem für professionellesHandeln (S. 49f.). Zumal begrifflich naheliegend, verwahren sich [K + 07]dagegen, pädagogisches Handeln über Bildungsstandards nivellieren und standardisierenzu wollen. Vielmehr sollen Standards durch ihre Referenzfunktion und dieBerücksichtigung von Ausgestaltungsfreiheiten Lehrkräfte in ihrem Selbstverständnisbestärken (S. 51).Hinsichtlich detaillierter Ausführungen sei auf das Kapitel 4 <strong>der</strong> BMBF-Expertiseverwiesen ([K + 07], S. 47-54).3.4 Von Lernzielen zu KompetenzenDas Wort ”Kompetenz“ (von lateinisch com und petere: gemeinsam erstreben) ist inaller Munde, wird jedoch in sehr uneinheitlicher Bedeutung gebraucht, so dass zunächsteinmal zu klären ist, welche Fähigkeiten unter didaktischen Gesichtspunkten als Kompetenzengelten sollen. So weist <strong>der</strong> Erziehungswissenschaftler und Psychologe Franz E.Weinert ([Wei01], S. 27f.) darauf hin, dass in praxi die einen Persönlichkeitsmerkmaleals Kompetenz verstanden wissen wollen, während die an<strong>der</strong>en erworbenes Wissen alsKompetenz bezeichnen.Um zu einem tragfähigen und einheitlichen Kompetenzbegriff zu gelangen, stützeich mich auf die aus <strong>der</strong> Expertiseforschung 6 entlehnte Definition Weinerts ([Wei01],S. 27f.) und verstehe unter Kompetenzen6 die E. beschäftigt sich mit <strong>der</strong> Untersuchung von leistungsfähigen Experten in einem bestimmtenGegenstandsbereich (auch: Domäne), vgl. [K + 07], S. 72


3.4 Von Lernzielen zu Kompetenzen 31die bei Individuen verfügbaren o<strong>der</strong> von ihnen erlernbaren kognitiven Fähigkeiten”und Fertigkeiten, bestimmte Probleme zu lösen, sowie die damit verbundenen motivationalen,volitionalen und sozialen Bereitschaften und Fähigkeiten, die Problemlösungenin variablen Situationen erfolgreich und verantwortungsvoll nutzen zu können.“In Abgrenzung zu Kompetenzen formalisieren Lernziele kleinschrittigere Einheiten,<strong>der</strong>en unmittelbarer Bezug zur alltäglichen Anwendung so nicht gegeben ist. Vielmehrmarkieren Lernziele Etappen des Kompetenzaufbaus. So kann man eine konkreteKompetenz als eine Art Aggregation von Lernzielen auffassen, welche es für denErwerb dieser Kompetenz zu erreichen gilt. Dabei taucht die interessante Frage auf,ob sich ”Pakete“ von Lernzielen schnüren lassen, welche hinreichend bzw. notwendig(o<strong>der</strong> beides zugleich) für die Aneignung einer gewissen Kompetenz sind. In einemspäteren Kapitel werde ich mich anhand von Weinerts Definition ausführlich mit demVerhältnis zwischen Lernzielen und Kompetenzen befassen.In <strong>der</strong> Summe weisen Kompetenzen eine völlig an<strong>der</strong>e Granularität 7 als Lernzieleauf, was sich bei Planung und Durchführung von Unterricht zwangsläufig auch in <strong>der</strong>Zeitdimension nie<strong>der</strong>schlagen muss. Der Referent einer Lehrerfortbildung formuliertedies etwas plakativ 8 :Eine Fähigkeit, die man innerhalb einer Stunde erwerben kann, ist [noch] keine”Kompetenz!“Letztlich trägt eine schrittweise Hinführung auf Lernziele also zur Anbahnungund För<strong>der</strong>ung gewisser Kompetenzen bei. Die bewährte Unterscheidung von global,educational und instructional objectives bleibt davon unberührt.(Anmerkung: Die Darstellung <strong>der</strong> exemplarischen Kompetenz als Wolke mögezusätzlich zum einen symbolisieren, dass eine Kompetenz im Gegensatz zu einemLernziel nur schwer in eine feste Form zu gießen ist, und zum an<strong>der</strong>en die Tatsache,dass unterschiedliche Kompetenzen ähnlich einem Puzzle miteinan<strong>der</strong> verzahnt sindund gemeinsam u. U. eine übergeordnete Kompetenz bilden können.)Bildungsstandards ordnen Kompetenzanfor<strong>der</strong>ungen systematisch in Kompetenzmodellen,die Aspekte, Abstufungen und Entwicklungsverläufe von Kompetenzen darstellen([K + 07], S. 21).7 von lat. granum: Korn, Kern - ein Maß für die Grobkörnigkeit eines Systems; hier eines Begriffssystemsund durchaus auch im Sinne einer Mengenbeziehung zu verstehen8 http://www.mathematik.uni-mainz.de/schule/lehrkraeftefortbildungen/2006.1/t3-mainz-kompetenzen-v1.pdf


32 3 BildungsstandardsLZ 1LZ 4LZ 6LZ 2LZ 3LZ 7LZ 10LZ 5LZ 8LZ 9KompetenzAbbildung 3.1: Einbettung von Lernzielen in Kompetenzen3.5 Merkmale guter BildungsstandardsBildungsstandards lassen sich auf Basis verschiedener Maßstäbe festlegen. Einige fürPraktikabilität und Erfolgsorientierung wesentlichen Kriterien führen [K + 07] an (S.24ff.):1. FachlichkeitBildungsstandards beziehen sich jeweils auf einen bestimmten Lernbereich(Domäne, Fach). Die Berücksichtigung fachlogischer Zusammenhänge und Beson<strong>der</strong>heitenspielen bei ihrer Konzeption dabei eine sehr wichtige Rolle. Unterrichtsfächerarbeiten mit ihren eigenen ”Codes“. Insbeson<strong>der</strong>e die Erkenntisseaus <strong>der</strong> Fachdidaktik sollten in die Konzeption einfließen, da sie wesentlich dazubeitragen, Begründungszusammenhänge zu erkennen und zu würdigen.[K + 07] begründen damit, warum spezielle Bildungsstandards für sogenannteSchlüsselqualifikationen“ (z. B. Lernfähigkeit, Problemlösungsdenken, Kreativitätetc.) ihnen nicht sinnvoll”erscheinen.2. FokussierungAn<strong>der</strong>s als curriculare Vorgaben erheben Bildungsstandards nicht den Anspruchauf hohe Detailtiefe. Vielmehr konzentrieren sie sich auf zentrale Kompetenzbereiche,die im Laufe <strong>der</strong> schulischen Ausbildung aufgebaut werden sollen. Sieblicken auf die Ergebnisse schulischen Lernens.


3.5 Merkmale guter Bildungsstandards 333. KumulativitätGerade weil empirische Studien eine geringe Kumulativität bei inputorientiertemBildungsfortschritt nachwiesen, müssen Bildungsstandards diesem Missstand entgegentreten. Der Aufbau fachspezifischer Standards muss im Hinblick auf die Zusammenhängeund Abhängigkeiten <strong>der</strong> zu erreichenden Kompetenzen stets proundretrospektiv hinterfragt werden. [K + 07] sprechen von systematisch vernetztemLernen.Die Väter <strong>der</strong> Standards wenden sich damit kategorisch gegen ein ”teaching to thetest“ und betonen die Notwendigkeit domänenübergreifenden und lebenslangenLernens.4. Verbindlichkeit für alleEs ist Kernanliegen eines jeden Standards, zum einen Überprüfbarkeit, zum an<strong>der</strong>enauch Vergleichbarkeit zu sichern. Daher sind Bildungsstandards und diedarin festgeschriebenen Ziele für ihre Adressaten verbindlich 9 .Zugleich eröffnet die Struktur <strong>der</strong> Standards neue Freiheiten für Lehrkräfte.Solche Freiräume dienen <strong>der</strong> Berücksichtigung situativer Bedingungen, bringengleichzeitig aber auch eine höhere Verantwortung mit sich.Die Empfehlung von Mindeststandards begründen [K + 07] in ihrer Expertiseprimär mit dem Abschneiden des deutschen Bildungssystems bei den empirischenStudien. Speziell wenden sie sich gegen Regelstandards, die implizit wie<strong>der</strong> von<strong>der</strong> irrigen Annahme ausgehen, <strong>der</strong> Leistungsstand würde einer Gaußverteilungfolgen. (In Bezug auf guten und gelingenden Unterricht wäre dies eine äußerstpessimistische Einschätzung ([Top06], S. 140f.).)Von bisheriger Praxis grenzen sich Bildungsstandards auch dadurch ab, dass siesich von dem defizitorientierten Modell bisheriger Leistungsbewertung abwendenund weniger die Schwere <strong>der</strong> Fehler (ausreichend - mangelhaft - ungenügend), alsden erreichten positiven Grad des Kompetenzniveaus beschrieben wissen wollen.Eine entsprechende Rechenschaftslegung erfolgt beispielsweise über Jahrgangsstufentestsund allgemeine Lernstandserhebungen.5. DifferenzierungNachdem Menschen auf Basis unterschiedlicher Methoden verschieden lernen undinsbeson<strong>der</strong>e verschieden schnell, steht diese For<strong>der</strong>ung in engem Zusammenhangmit <strong>der</strong> Kumulativität. Der Begriff <strong>der</strong> Differenzierung steht in einem gewissenWi<strong>der</strong>spruch zu Standards. Das BMBF-Gutachten versteht darunter in ersterLinie Zusatzerwartungen (höhere Anfor<strong>der</strong>ungen über das Mindestkriterium hinaus),<strong>der</strong>en Präzisierung in den Händen <strong>der</strong> Einzelschule liegt.9 Bildungsstandards gehen also ausdrücklich nicht konform mit A. S. Tanenbaums Feststellung: ”Thenice thing about standards is that there are so many of them to choose from.“


34 3 BildungsstandardsWas die Überprüfbarkeit angeht, legen Standards nicht nur eine einzelne ”Messlatte“an, son<strong>der</strong>n unterscheiden Kompetenzstufen ober- und unterhalb bzw. zeitlichvor und nach dem Erreichen des Mindestniveaus ([K + 07], S. 27).Somit sehen [K + 07] hier den Ansatzpunkt <strong>der</strong> Profilbildung für die Einzelschule 10 .6. VerständlichkeitBildungsstandards sprechen ein breites Publikum an. Wie oben im Zusammenhangmit ihren Funktionen (speziell <strong>der</strong> Orientierungsfunktion!) ausgeführt wurde,beziehen sie alle an Schule beteiligten Personenkreise ein.Dementsprechend müssen sie ihre Anliegen in verständlicher Form explizieren undbegründen.7. RealisierbarkeitDie in Form von Standards nie<strong>der</strong>gelegten For<strong>der</strong>ungen müssen erreichbar undMaßnahmen zur Erreichung umsetzbar sein. An diesem Punkt darf es keinesfallszu einem Gefälle zwischen Theoretikern und Praktikern in <strong>der</strong> Bildung kommen,was die Notwendigkeit <strong>der</strong> Einbindung bei<strong>der</strong> ”Lager“ auch bei <strong>der</strong> Entwicklungvon Bildungsstandards unterstreicht.So werden die fachlichen Standards stets von Aufgabenbeispielen begleitet, diejeweils einem von drei Anfor<strong>der</strong>ungsbereichen angehören.Angesichts seiner Bedeutung liegt dieses Kriterium in gewisser Weise ”quer“ zuden bisher genannten. Daher betonen auch [K + 07] (S. 30):Bildungspolitik und Bildungsadministration sind also gut beraten, realistische11”Ziele zu formulieren, wenn die output-orientierte Steuerung erfolgreichVerän<strong>der</strong>ungsprozesse anstoßen soll.“3.6 Das European Qualifications Framework (EQF)Mit dem im Jahr 2008 verabschiedeten European Qualifications Framework (EQF,Europäischer Qualifikationsrahmen) hat die Europäische Kommission eine zentraleÜbersetzungsinstanz geschaffen, welche die europaweite Vergleichbarkeit nationalerQualifikationen sicherstellen und damit die län<strong>der</strong>übergreifende Durchlässigkeit desArbeitsmarkts erhöhen soll. Zugleich bekennt sich das EQF ausdrücklich zum lebenslangenLernen 12 .Dabei sieht das EQF im Einzelnen vor 13 :10 erkennbar z. B. an den Ausbildungsrichtungen bayerischer Gymnasien, z. B.” NTG“ -naturwissenschaftlich-technologisches Gymnasium, sowie an den in <strong>der</strong> Schulentwicklung verankertenSchulprofilen11 Hervorhebung durch den Autor12 weitere Informationen findet man bei <strong>der</strong> EU-Kommission: http://ec.europa.eu/education/lifelong-learning-policy/doc44_en.htm13 vgl. http://www.bibb.de/de/21696.htm


3.7 Kritik an Bildungsstandards 35• acht Niveaustufen, die sowohl die berufliche wie auch die Hochschulbildung umfassen;• Orientierung an den Lernergebnissen;• Beschreibung <strong>der</strong> Lernergebnisse anhand <strong>der</strong> Begrifflichkeiten Kenntnisse, Fertigkeitenund Kompetenzen;• Einbeziehung informell erworbener Kompetenzen.Das EQF als europaweiter Referenzrahmen sieht acht Niveaustufen vor, die jeweilsKenntnisse, Fertigkeiten und Kompetenzen <strong>der</strong> betreffenden Personen beschreiben.Ort und Art <strong>der</strong> Einrichtung, an <strong>der</strong> die Qualifikation erworben wurde, spielen dabeikeine Rolle. Die EU-Staaten sind aufgefor<strong>der</strong>t, bis 2010 die Kompatibilität ihrerQualifikationssysteme zum EQF herzustellen. Ab 2012 sollen dann alle neu erworbenenAbschlüsse einen entsprechenden Verweis auf die EQF enthalten.Das EQF grenzt die Begrifflichkeiten wie folgt voneinan<strong>der</strong> ab 13 :1. Kenntnisse (knowledge): Fakten-, Erfahrungs- und theoretisches Wissen. DieAbstufungen reichen von <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>gabe allgemeinen Basiswissens bis zur Nutzungvon Spezialwissen und zur Verknüpfung komplexer Wissensbestände.2. Fertigkeiten (skills): Kenntnisse und Erfahrungen erfasst, die für die erfolgreicheAusübung einer spezifischen Aufgabe o<strong>der</strong> eines Berufs erfor<strong>der</strong>lich sind. DasSpektrum reicht von Basis-Fertigkeiten, um einfache Aufgaben auszuüben, bis zurAusprägung neuer Fertigkeiten, die auf den Anfor<strong>der</strong>ungen neuer Technologieno<strong>der</strong> Erkenntnisse beruhen.3. Kompetenzen i. w. S. (wi<strong>der</strong> competences): Selbständigkeit und Verantwortlichkeit“,Lernkompetenz“, kommunikative und soziale Kompetenzen“ sowie” ””professionelle und berufliche Kompetenz“”In Anknüpfung an das EQF entwickeln viele EU-Mitgliedsstaaten <strong>der</strong>zeit nationaleQualifikationsrahmen (NQF), die auf das EQF Bezug nehmen. Letzteres bildet danneinen ”Meta-Qualifikationsrahmen“, <strong>der</strong> die NQF-Einordnung auf internationaler Ebenenormalisiert (vgl. Abbildung 3.2).3.7 Kritik an BildungsstandardsMit <strong>der</strong> Absicht, Basisfähigkeiten im Bildungssystem verbindlich festzuschreiben undzum Zwecke <strong>der</strong> Überprüfbarkeit operationalisierte Tests zu entwickeln, ging eine mehrfacheKritik an Bildungsstandards einher. [K + 07] (S. 56ff.) nennen drei Hauptangriffspunkte:


36 3 BildungsstandardsAbbildung 3.2: Mehrere NQF und zentrale Übersetzungsinstanz. Quelle: http://www.bibb.de/en/21696.htm3.7.1 Reduktionismus-VorwurfDer Begriff des Reduktionismus entstammt <strong>der</strong> Wissenschaftstheorie und steht für dieLehre, dass ein System durch seine Einzelbestandteile vollständig bestimmt ist. Imweiteren Sinne versteht man unter Reduktionismus eine vereinfachende Zurückführungkomplexer Sachverhalte auf mess- und/o<strong>der</strong> beobachtbare Vorgänge und Phänomene 14 .Im Wesentlichen beklagen die Kritiker von Bildungsstandards die pragmatischeVorgehensweise bei Auswahl und Begründung von Bildungsinhalten. Sie berufen sichauf eine umfassende Allgemeinbildung in <strong>der</strong> Tradition Wilhelm von Humboldts undsehen den Bildungsbegriff im Modewort <strong>der</strong> ”Literalität“ (ursprünglich als literacy ausdem englischsprachigen Raum übernommen) unzulässig verkürzt.Einen strukturellen Schwachpunkt von Standards sehen Kritiker darin, dass sichihrer Meinung nach die wesentlichen Erwartungen an schulische Bildungsprozessenicht hinreichend operationalisieren lassen, um messbar zu sein ([K + 07], S. 56).Mit ähnlichen Einwänden sahen sich schon Vertreter lernzielorientierter <strong>Didaktik</strong>konfrontiert.So stellt auch Weinert ([Wei01], S. 358) fest, dass es ”im Bereich motivationaler,volitionaler, sozialer, ethischer und moralischer Kompetenzen immer noch einen sehrgroßen Mangel an zuverlässigen, gültigen und leicht handhabbaren Messmethoden“gibt.14 http://lexikon.meyers.de/wissen/Reduktionismus+(Sachartikel)+Philosophie


3.7 Kritik an Bildungsstandards 373.7.2 Vorwurf <strong>der</strong> Vereinheitlichung und NivellierungDie Kritiker sehen einen Wi<strong>der</strong>spruch zwischen dem individuellen Prozess <strong>der</strong> Bildungund dem Versuch, hier einengende Standards zu schaffen. Der individuellenEntwicklung würden ihrer Meinung nach sowohl hinsichtlich <strong>der</strong> Definition <strong>der</strong> zuerreichenden Ergebnisse, als auch durch das implizit vorgegebene Zeitraster für denKompetenzerwerb die Daumenschrauben angezogen ([K + 07], S. 57).Sowohl Institutionen wie Lernende würden durch diese ”Gleichmacherei“ Schadendavon tragen und die Unterschiede im Anspruch <strong>der</strong> Schularten eingeebnet.3.7.3 LegitimationsdefizitZweifellos handelt es sich bei <strong>der</strong> Frage nach <strong>der</strong> personellen Besetzung von Kommissionen,die über Zuschnitt und Inhalt von Konzepten mit einer hohen Tragweite zubefinden haben, um einen wichtigen Faktor.In dieser Hinsicht bescheinigen ihre Kritiker den Bildungsstandards ein Legitimationsdefizitund befürchten eine übernationale Expertenherrschaft, welche dieübergeordneten Ziele, Normen und Werte <strong>der</strong> Gesellschaft außer Acht lässt.3.7.4 Standpunkt <strong>der</strong> BMBF-ExpertiseDie Autoren <strong>der</strong> Expertise nehmen die angeführten Bedenken zur Kenntnis, stellenaber zugleich fest, dass diese nicht kategorisch gegen die Einführung von Bildungsstandardssprechen. In Anbetracht <strong>der</strong> teilweise unlösbaren Schwierigkeiten, die mit allenDebatten über die Bildungsziele mo<strong>der</strong>ner Gesellschaften verbunden sind (zentral istin verschiedenerlei Hinsicht die Begründungsproblematik, vgl. hierzu [K + 07], Abschnitt5.2, S. 58ff.), halten sie Bildungsstandards für den gegenwärtig besten und insbeson<strong>der</strong>eeinen legitimen Weg, sich den bestehenden Problemen zu stellen.3.7.5 Weitere KritikpunkteWalter Müller ([Mül07], S. 98f.) nennt einige konkrete Problempotentiale von Bildungsstandards:• beson<strong>der</strong>s wenn Schulen mit Tests ” überzogen“ werden, verschärfen die Lernstandserhebungenden Leistungs- und Selektionsdruck; auch könnte dann ausZeitgründen nur• gelernt werden, was geprüft wird (teaching to the test),• Begünstigung von Schulrankings (vgl. England) und damit einhergehende Etikettierung15 ,15 bzgl. <strong>der</strong> letzten drei Punkte sei daran erinnert, dass competition im Englischen für ”Konkurrenz“steht


38 3 Bildungsstandards• Marginalisierung <strong>der</strong> Nebenfächer (durch das Fehlen von Standards) - ”Fächerzweiter Klasse“,• funktionalistisch-technologische Verkürzung des Bildungsbegriffs: Bildung alsKonglomerat operationalisierbarer und testbarer Teilkompetenzen, Produkt- undPerformanzorientierung.Da die Bedenken grundsätzlich nachvollziehbar sind, ihr Eintreten jedochhauptsächlich davon abhängt, wie Standards implementiert und umgesetzt werden,sollen sie hier nicht weiter kommentiert werden.3.8 Bedeutung für das Fach <strong>Informatik</strong>Am 24. Januar 2008 verabschiedete das Präsidium <strong>der</strong> Gesellschaft für <strong>Informatik</strong>e. V. (GI) ein Grundsatzpapier zu Bildungsstandards für das Fach <strong>Informatik</strong>. DasDokument hat den Status einer Empfehlung und glie<strong>der</strong>t sich in die beiden Teile” Grundsätze“ und ” Standards“. Die GI hält ein eigenes WWW-Portal16 zum Themabereit.Die ”Grundsätze“ zeichnen ein Bild <strong>der</strong> für einen erfolgreichen <strong>Informatik</strong>unterrichtanzustrebenden Rahmenbedingungen und betreffen sowohl institutionelle Bedingungenals auch die Art des Unterrichtens. Mit diesem ersten Teil kann man die von <strong>der</strong> GIvorgelegten Standards als opportunity-to-learn-Standards verstehen.In den ”Standards“ werden die Kompetenzen genannt, welche von Schülern unterden beschriebenen Rahmenbedingungen erworben werden sollen. Hierbei werden• Kompetenzen über alle Jahrgangsstufen und• Kompetenzen bestimmter Jahrgangsstufensowie• Inhaltsbereiche und• Prozessbereicheunterschieden.Zusammengenommen charakterisieren die beiden Teile die GI-Vorschläge also sowohlals opportunity-to-learn-Standards, als auch als Output-Standards. An<strong>der</strong>s als dieKMK-Standards, welche - übrigens entgegen dem Dafürhalten <strong>der</strong> BMBF-Expertise von2003 ([Mül07], S. 97) - Regelanfor<strong>der</strong>ungen folgen, beschreibt das vorgestellte KonzeptMindestanfor<strong>der</strong>ungen, die am Ende <strong>der</strong> 7. bzw. 10. Jahrgangsstufe erreicht sein sollen.16 http://www.informatikstandards.de/


3.8 Bedeutung für das Fach <strong>Informatik</strong> 393.8.1 GrundsätzeDie GI betont eingangs den Stellenwert <strong>der</strong> Informations- und Kommunikationstechniksowie von Computern im Speziellen als wichtigem und zunehmend unverzichtbaremBestandteil unserer Gesellschaft. Die Autoren sehen die Vision eines gelingenden <strong>Informatik</strong>unterrichtsdarin, dass ”informatisch gebildete Menschen alle 17 informatischenProbleme, die ihnen in ihrem Leben begegnen werden, mit Selbstvertrauen anpackenund selbständig allein o<strong>der</strong> im Team bewältigen können“ ([P + 08]) - eine For<strong>der</strong>ung, dieauf anschlussfähiges und lebenslanges Lernen abzielt.ChancengleichheitBei <strong>der</strong> Entwicklung von Grundsätzen, denen Bildungsstandards im Fach <strong>Informatik</strong>folgen sollten, mahnt die GI die Gefahr eines digital divide (einer digitalen Spaltung)hervor und nimmt damit unmittelbar Bezug zum oben angesprochenen Desi<strong>der</strong>at <strong>der</strong>Chancengleichheit. Damit ist jedoch keinesfalls gemeint, dass allen Schülern identischerUnterricht zuteil werden soll ([P + 08]).CurriculumBei <strong>der</strong> Entwicklung des Curriculums sollte auf die drei Säulen• Kontextorientierung (→ Alltagsrelevanz)• Vernetzung zu Basiskonzepten (→ Nutzen in Anwendungssituationen)• Unterrichtsgestaltung (→ individualisierter Unterricht)geachtet werden.InterdisziplinaritätDie Bedeutung <strong>der</strong> <strong>Informatik</strong> liegt darin, dass sie die Strukturen und Methodendes Denkens und Arbeitens nahezu aller Disziplinen und damit den beruflichen”und privaten Alltag jedes Einzelnen betrifft und permanent verän<strong>der</strong>t.“ ([P + 08], S. 10).Noch deutlicher formulierte die GI im Jahr 2006:Neben Schreiben,Lesen und Rechnen wird die Beherrschung grundlegen<strong>der</strong> Methodenund Werkzeuge <strong>der</strong> <strong>Informatik</strong> zur vierten Kulturtechnik“ ([BCM06], S.”26).Das Fach <strong>Informatik</strong> zeichnet sich mit seiner außerordentlichen Breite gleich durchmehrere wissenschaftliche Ausrichtungen aus: So findet man Charakteristika• einer Grundlagenwissenschaft: Informatische Aspekte im Sinne einer digital literacysind aus dem gesellschaftlichen Alltag nicht mehr wegzudenken;17 Hervorhebung durch den Autor


40 3 Bildungsstandards• einer Ingenieurswissenschaft: Sie beschäftigt sich mit dem Entwurf, <strong>der</strong> Implementierungund dem Einsatz von <strong>Informatik</strong>systemen für unterschiedlichste Einsatzgebiete;• einer Experimentalwissenschaft: Das gigantische Simulationspotential, welchesdie <strong>Informatik</strong> bereit stellt, eröffnet neue Möglichkeiten, die aus ökonomischer,ökologischer und ethischer Perspektive interessant erscheinen. Mit [P + 08] lassensich so ”Szenarien durchspielen, die sich dem physischen Experiment verschließen“.aber auch• einer integrierenden Wissenschaft: So ist mit Tätigkeiten <strong>der</strong> Entwicklung undModellierung untrennbar die Arbeit und <strong>der</strong> Austausch im Team verbunden. Dazugehört auch die Diskussion und Interaktion mit Fachleuten vielfältiger Disziplinen,die oftmals nicht einmal ”Nachbardisziplinen“ sind.Die diesbezüglichen Ausführungen <strong>der</strong> GI stützen die von mir hinzugefügte letzteThese wie folgt ([P + 08], S. 10):<strong>Informatik</strong> ist per se fachübergreifend und fächerverbindend, deshalb ist Interdisziplinaritätein Grundsatz <strong>der</strong> Unterrichtsgestaltung. Das bedeutet, dass informatische”Kompetenzen im Grunde nur in einem Unterricht erworben werden können, <strong>der</strong>von vorn herein interdisziplinär angelegt ist - und das ist <strong>der</strong> Unterricht im Fach<strong>Informatik</strong>.“Für [P + 08] (S. 5) ergeben sich aus dieser Breite für den schulischen <strong>Informatik</strong>unterrichtgroße Chancen, gleichzeitig zwingt sie aber auch zu einem stark exemplarischenVorgehen. Gerade bei <strong>der</strong> Diskussion von Bildungsstandards treten damit meinerMeinung nach die Grundsatzfragen Klafkis ”Didaktischer Analyse“ ([Kla64]) nachGegenwarts- und Zukunftsbedeutung, hinsichtlich <strong>der</strong> Exemplarizität aber auch nachErweisbarkeit und Überprüfbarkeit beson<strong>der</strong>s anschaulich in den Vor<strong>der</strong>grund.Ich möchte dieses Anliegen an einem Beispiel aus den Jahrgangsstufen 6 und 7illustrieren:Im Rahmen des Faches Natur und Technik (NuT) sieht <strong>der</strong> Lehrplan in Jahrgangsstufe6 vor, dass Schüler ein Verständnis von Information und <strong>der</strong>en Darstellung(Repräsentation) erwerben. Hierbei geht es ausdrücklich nicht darum, sich in <strong>der</strong>Bedienung eines bestimmten Softwareprodukts zu üben. Bereits bei diesem wichtigenersten Kontakt <strong>der</strong> Schüler mit dem neuen Fach muss - auch im Sinne <strong>der</strong> Chancengleichheit- gewährleistet sein, dass den Schülern die Prinzipien klar werden, auf denenkonkrete <strong>Informatik</strong>systeme basieren.In Jahrgangsstufe 7 wird diese ”Marschrichtung“ konsequent fortgesetzt: Bei <strong>der</strong>Behandlung vernetzter Informationsstrukturen, wie sie das Internet und speziell


3.8 Bedeutung für das Fach <strong>Informatik</strong> 41das WWW bereit hält, steht das Hypertext-Konzept und das ihm innewohnendeVernetzungsprinzip im Vor<strong>der</strong>grund. Jenseits konkreter Browser-Software 18 sollen dieSchüler nach Abschluss <strong>der</strong> Lerneinheit gewissermaßen ” über“ dieser Anwendungsebenestehen und ein Verständnis für basale Strukturen entwickelt haben, die manchenSoftwarelebenszyklus um Längen überdauern.Auch in den Lehrplänen für die Jahrgangsstufen 9 und höher lässt sich diese zentraleIntuition immer wie<strong>der</strong> finden. Dass sie in dieser Form hervorgehoben werden muss,ist u. a. auch auf ein immer noch weit verbreitetes falsches Verständnis des Anspruchseines Schulfachs <strong>Informatik</strong> zurückzuführen, wie nachfolgendes Zitat des NeurobiologenManfred Spitzer 19 zeigt:Kein an<strong>der</strong>er Industriezweig hat es je geschafft, dass Gebrauchsanweisungen seiner”Geräte zum Schulfach erhoben wurden [...]“[Spi07b], S. 260Mit [Prü06] geht es also nicht darum, Fertigkeiten für den Computer zu erlernen,son<strong>der</strong>n alltagstaugliche und überdauernde Fähigkeiten im Sinne von Kompetenzen(z. B. Fähigkeit zur Arbeit in einem Team, zum Umgang mit Kritik, zur Perspektivübernahme,zu multidimensionalem Denken etc.) mit dem Computer zu erlernen.Das Gerät (und die Software) sind damit Mittel zum Zweck, wobei letzterer in einemgrößeren Begründungszusammenhang stehen muss.Ein solides begriffliches Fundament für ”Informatische Bildung“ und ”<strong>Informatik</strong>unterricht“nebst Abgrenzung zu Erscheinungen wie <strong>der</strong> ITG (informationstechnischenGrundbildung) legt beispielsweise [Hub04] (S. 43ff.). Dass dies nötig ist, zeigt nebenobigem Beispiel <strong>der</strong> allgemeine Sprachgebrauch:Lei<strong>der</strong> wird im schulischen Umfeld <strong>der</strong> Begriff <strong>Informatik</strong> häufig für jede Art <strong>der</strong>”Beschäftigung mit dem Computer missbraucht. Das Spektrum reicht vom computergestütztenVideokurs bis zu Fingerübungen auf <strong>der</strong> Tastatur.“ (a.a.O., S. 48).Das Fachprofil <strong>Informatik</strong> im Lehrplan für das NTG spricht eine eindeutige Sprache:Die wesentliche Aufgabe des <strong>Informatik</strong>unterrichts am Gymnasium ist es [...],”den Schülern ein systematisches, zeitbeständiges und über bloße Bedienerfertigkeitenhinausgehendes Basiswissen über die Funktionsweise, die innere Struktur sowie dieMöglichkeiten und Grenzen informationstechnischer Systeme zu vermitteln. Dadurchwird ihnen <strong>der</strong>en sinnvolle, kompetente und verantwortungsbewusste Nutzung und Beurteilungermöglicht. Als zukünftige Entscheidungsträger müssen die Gymnasiastenmit den Denkweisen vertraut gemacht werden, die den Informations- und Kommunikationstechnikenzugrunde liegen, um <strong>der</strong>en prinzipielle Chancen und Risiken richtig18 z. B. Mozilla Firefox, Opera, Internet Explorer19 Prof. Dr. Manfred Spitzer ist einer <strong>der</strong> populärsten Hirnforscher Deutschlands und leitet den Lehrstuhlfür Psychiatrie <strong>der</strong> Universität Ulm. Sein Buch ”Vorsicht Bildschirm!“ ist ein ”eindringlichesPlädoyer gegen den hohen Bildschirmkonsum von Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen“ (A. Schavan).


42 3 Bildungsstandardseinschätzen zu können.“Lehren und LernenIn Übereinstimmung mit dem NCTM denkt die GI Lehren und Lernen zusammen,was auch den etymologischen Ursprüngen <strong>der</strong> beiden Wörter entspricht ([P + 08], S. 5).Die Autoren zitieren Hilbert Meyer und warnen vor <strong>der</strong> überholten Vorstellung einesEimer-Modells“ (vergleichbar dem Nürnberger Trichter), die allen Erkenntnissen <strong>der</strong>”Lehr-Lernforschung zum Trotz z. B. im etwas unglücklichen Begriff <strong>der</strong> Lerninhalte“”immer noch überlebt hat.Insgesamt ist in dem Feld zwischen Behaviorismus und Konstruktivismus eingemäßigt konstruktivistischer Ansatz als vielversprechend zu sehen ([GM07], S.257). Die ständige Rückbesinnung auf den Anwendungsbezug ermöglicht den Aufbauintelligenten Wissens, welches Weinert dem sog. toten Wissen“ als Komplement”gegenüber stellt.Lernen ist im Kontext von informatischer Bildung in ganz beson<strong>der</strong>em Maß aufdie (Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong>) Zukunft gerichtet (vgl. [Wei99], These 1). Es ist damitAufgabe von Lehrkräften, Schüler auf Anfor<strong>der</strong>ungsszenarien vorzubereiten, die zumgegenwärtigen Zeitpunkt nicht feststehen und u. U. noch nicht einmal vorstellbarsind. 20 Dies ist auch <strong>der</strong> Tenor Hartmut von Hentigs in seinem Büchlein über Werte([Hen07]).Intelligentes Wissen über Prinzipien <strong>der</strong> <strong>Informatik</strong> stellt damit den Antagonisten zu” hart verdrahteten“, mit Lernsituationen verlöteten“ und mechanisch anzuwendenden”Kenntnissen dar (vgl. [Wei99], These 5).QualitätssicherungSoweit es sich um messbare Größen handelt, muss Unterricht sich an seinen Ergebnissenmessen lassen. [P + 08] verstehen Qualitätssicherung als normalen Bestandteildes Unterrichts und permanente Rückkoppelung zur Optimierung von Lernprozessen,die Lehrkräften hilft, mehr über die Wirkung ihrer Arbeit zu erfahren und SchülernOrientierung für selbstverantwortete Lernprozesse gibt. Insbeson<strong>der</strong>e versetzt einesolche Rückkoppelung Schüler in die Lage, eine Art Meta-Verständnis für die Qualitäteigener Leistungen und eventuelle Defizite zu entwickeln.Methoden zur Qualitätssicherung sind stets dahingehend zu bewerten, inwieweit sieeine möglichst gute Passung in Bezug auf die erwarteten Kompetenzen aufweisen (hoheSorgfalt bei <strong>der</strong> Aufgabenkonstruktion, [P + 08], S. 8). Die Einbettung von Lernzielen in20 Gewissermaßen haben wir es mit einer ähnlichen Art von Dilemma zu tun wie Hersteller vonAntiviren-Software: Nur mit Hilfe einer leistungsfähigen Heuristik (nebst ständigem ”Am-Ballbleiben“)besteht die Chance, für künftige Anfor<strong>der</strong>ungen gewappnet zu sein.


3.8 Bedeutung für das Fach <strong>Informatik</strong> 43Kompetenzen und die Auffassung eines individuellen Lernens längs Pfaden (vgl. 3.4)können hier m. E. anleitend wirken.TechnikeinsatzUnterricht in <strong>Informatik</strong> zeichnet sich beson<strong>der</strong>s dadurch aus, dass Technik stetsMedium, Werkzeug und Inhalt des Lernens zugleich ist.Der vielfache Einfluss von Technik in Form eines solchen ”Dreisatzes“ ist imFächerkanon allgemeinbilden<strong>der</strong> Schulen einzigartig. [P + 08] (S. 8) betonen, dass nurhier alle drei Funktionen <strong>der</strong> Informations- und Kommunikationstechnik zum Tragenkommen.MediumDie mo<strong>der</strong>nen Medien nehmen einen nie dagewesenen Stellenwert im gesellschaftlichenAlltag ein und haben auch das Lehren und Lernen revolutioniert. So ist <strong>der</strong> Zugriff aufWissensdatenbanken in vielerlei Hinsicht nicht mehr mit dem Proze<strong>der</strong>e von vor zehnJahren zu vergleichen.Als Beispiel denke man an den oftmals bereichernden und zeitsparenden Luxusmo<strong>der</strong>ner Suchmaschinen und Suchfunktionen. Zum an<strong>der</strong>en muss <strong>der</strong> Wahrheitsgehaltvieler Quellen des WWW mit äußerster Vorsicht betrachtet werden - ebenfalls einean<strong>der</strong>e Situation als zu Zeiten von gedruckter Brockhaus-Enzyklopädie und Co.Nicht nur an diesem Punkt erscheint es dringend geboten, Schülern entsprechendes” Meta-Wissen“ ([P+ 08], S. 8) zu vermitteln. Gleichwohl ist Medienerziehung in Bayernausdrücklich nicht Aufgabe eines separaten Schulfachs, son<strong>der</strong>n wird integrativ alsVerpflichtung aller Fächer verstanden, [BM03]).Im Rahmen von ”integriertem Lernen“ (engl.: blended learning) lassen sich die Vorteilevon Präsenzunterricht und <strong>der</strong> Nutzung von E-Learning-Angeboten (vgl. Kapitel4) systematisch vereinen.WerkzeugWie <strong>der</strong> NCTM wendet sich auch die GI gegen die schiere Nutzung einer wie auchimmer gearteten Technik um ihrer selbst willen. Gleichzeitig hebt sie hervor, dassSachaufwandsträger geeignete Infrastruktur bereit zu stellen haben und Lehrkräfte imentsprechenden Umgang zu schulen sind.Abhängig von <strong>der</strong> Struktur des jeweiligen Sachverhalts dienen bestimmte Werkzeugeeher dem Lernerfolg als an<strong>der</strong>e. Im Mittelpunkt müssen die Anfor<strong>der</strong>ungen stehen, diedas konkrete Unterrichtsfach an die Infrastruktur stellt ([P + 08], S. 9). Zum Teil werdenin Schulbüchern konkrete Empfehlungen ausgesprochen (z. B. [HSS + 08], S. 8f.).


44 3 BildungsstandardsInhaltHinsichtlich des Inhalts betont die GI, stets Prinzipien in den Blick zu nehmen, umsich nicht in den kurzlebigen Feinheiten aktuell verfügbarer Hard- und Software zuverlieren. Im Vor<strong>der</strong>grund muss damit die Abstraktionsebene stehen, auf <strong>der</strong> die jeweilseingesetzten Werkzeuge eine exemplarische Funktion einnehmen.Technik und AllgemeinbildungFrühere Argumentationen, Technik gehöre nicht in allgemeinbildende Schulen, sindnicht mehr haltbar. So mag man Bildungsziele mit Klafki nach ihrer Gegenwarts- undZukunftsbedeutung, nach ihrer Bedeutung für entsprechende Frage- und Problemstellungenhinterfragen und zu einem eindeutigen Ergebnis kommen. Die empirische Studievon Hein ([Hei06]) wies nach, dass <strong>der</strong> gegenwärtig vorherrschende Fachkräftemangelseinen Ursprung bereits in <strong>der</strong> allgemeinbildenden Schule nahm bzw. nimmt (S. 34ff.).3.8.2 Inhalts- und ProzessbereicheBei <strong>der</strong> Entwicklung von Kompetenzen unterscheidet die GI zwei Bereiche, die sichdurch alle Jahrgangsstufen ziehen und eng miteinan<strong>der</strong> verzahnt sind. Die NCTM hatbei ihren Standards für das Fach Mathematik erfolgreich auf diese Einteilung gesetzt([P + 08], S. 12). Ich werde dazu Stellung nehmen, warum sich dieser Erfolg lei<strong>der</strong> nichtohne Einschränkungen auf die <strong>Informatik</strong> übertragen lässt.Inhaltsbereiche charakterisieren die angestrebten fachlichen Mindestkompetenzen,während Prozessbereiche die Art und Weise beschreiben, in <strong>der</strong> Schüler sich mitFachinhalten auseinan<strong>der</strong>setzen sollen ([P + 08], S. VI).Die Autoren warnen davor, die Inhaltsbereiche als Listen ”abzuarbeitenden Stoffs“zu lesen und plädieren für die Einbettung <strong>der</strong> Inhaltsbereiche in beziehungsreicheKontexte (S. 23) mit ansprechenden Beispielen und stetem Praxisbezug, so dass sichSchüler aktiv und eigenverantwortlich mit den Inhalten beschäftigen können. Darinsieht die GI die Schnittstelle, an <strong>der</strong> Inhalts- und Prozessbereiche ineinan<strong>der</strong> greifenund Grundsteine für die Entwicklung intelligenten Wissens legen. Konkret gibt die GIfolgenden Ratschlag (S. 12):Die Inhalts- und Prozessbereiche werden im Folgenden zwar jeweils im Einzelnen”vorgestellt, es wäre aber nicht im Sinne dieser Standards, den Unterricht nach diesengeson<strong>der</strong>t abgehandelten Punkten sequenziell zu strukturieren.“Um dem Anspruch <strong>der</strong> Realisierbarkeit zu genügen, enthält das GI-Papier konkreteHinweise und Beispiele für die unterrichtliche Umsetzung.Die Abbildung gibt die grundlegende Struktur des GI-Vorschlags wie<strong>der</strong> und lässtdabei meiner Meinung nach viel Interpretationsspielraum, <strong>der</strong> durch eine weitgehende


3.8 Bedeutung für das Fach <strong>Informatik</strong> 45Information und DatenProzessbereicheModellieren und ImplementierenAlgorithmenBegründen und BewertenSprachen und AutomatenStrukturieren und Vernetzen<strong>Informatik</strong>systemeKommunizieren und Kooperieren<strong>Informatik</strong>, Mensch und GesellschaftInhaltsbereicheDarstellen und InterpretierenAbbildung 3.3: Unmittelbare Verzahnung von Prozess- und Inhaltsbereichen (Quelle:LOG-IN Archiv)Abwesenheit konkreter Erläuterungen noch verstärkt wird (lediglich auf S. 11f. undauf S. 45 wird kurz Position bezogen).Den Intentionen <strong>der</strong> GI dürfte eine dynamische Sichtweise in Form von zwei Kämmen(o<strong>der</strong> Händen) am ehesten gerecht werden, welche bezüglich ihrer Lücken in beliebigerAnordnung ineinan<strong>der</strong> geschoben werden können. Dabei wird insbeson<strong>der</strong>e deutlich,dass in <strong>der</strong> Praxis vermutlich alle fünf Prozessbereiche mit allen fünf Inhaltsbereichenin Verbindung stehen und erfolgreicher Unterricht möglichst viele dieser Beziehungenerkennen und aufgreifen sollte.3.8.3 KritikAusgangspunkt für die folgenden Betrachtungen ist die Einteilung <strong>der</strong> GI-Standardsfür das Fach <strong>Informatik</strong> in Inhalts- und Prozessbereiche.”Die Inhaltsbereiche charakterisieren mindestens zu erwerbende fachliche Kompetenzen.Die Prozessbereiche beschreiben, auf welche Art und Weise die Schülerinnen undSchüler mit den genannten Fachinhalten umgehen sollen. Es sei deshalb ausdrücklichdavor gewarnt, die Inhaltsbereiche als Listen ”abzuarbeitenden Stoffs“ zu lesen. Guter<strong>Informatik</strong>unterricht entsteht vielmehr durch anregende und die Schülerinnen undSchüler ansprechende Beispiele, in denen die Inhaltsbereiche miteinan<strong>der</strong> in Beziehunggesetzt und Arbeitsformen gewählt werden, bei denen die Lernenden den aktivenUmgang mit den Inhalten einüben können, <strong>der</strong> in den Prozessbereichen formuliert ist.“(S. VI)


46 3 BildungsstandardsMit dieser Konkretisierung verfolgt die GI zweifellos ein hehres Ziel. Ich möchtenun darlegen, weshalb ich eine explizite Unterscheidung inhaltlicher und prozessualerKompetenzen“ für unzulässig halte, wenngleich die implizite (!) Verschränkung”inhaltlicher und prozessualer Komponenten notwendig und zielführend im Sinne desKompetenzerwerbs ist.Bei <strong>der</strong> Formulierung ihrer ”Kompetenzen“ verwendet die GI das vom NCTMübernommene Kategorisierungsraster und achtet ausgehend von den Bezeichnungen<strong>der</strong> konkreten Bereiche darauf, dass <strong>der</strong> Wortlaut <strong>der</strong> Aussage eine möglichst unzweifelhafteZuordnung erlaubt, so z. B. im Fall vonSchüler entwerfen und realisieren Algorithmen mit den algorithmischen Grundbausteinenund stellen diese geeignet dar.“ (Inhaltsbereich:”Algorithmen)undSchüler nutzen formale Sprachen zur Interaktion mit <strong>Informatik</strong>systemen und zum”Problemlösen.“ (Inhaltsbereich: Sprachen und Automaten)Es ist also festzustellen, dass die Freiheit bei <strong>der</strong> Formulierung von Kompetenzen“”zugunsten <strong>der</strong> möglichen strukturellen Einordnung an den Grenzen eines Bereichs haltmacht bzw. halt machen muss. (Im ersten Beispiel ist zusätzlich zu fragen, ob sichdie Aussage nicht auch den Prozessbereichen Modellieren und Implementieren“ o<strong>der</strong>”Darstellen und Interpretieren“ zurechnen ließe.)”Die Bemerkung zur einschlägigen Grafik (S. 11, vgl. Abb. 3.3) erläutert:Die Prozess- und Inhaltsbereiche <strong>der</strong> Bildungsstandards sind untrennbar miteinan<strong>der</strong>”verzahnt.“Dann erscheint es aber umso fragwürdiger, weshalb konsequent zwischen ”Kompetenzen“zweier Qualitäten unterschieden wird. Die Verzahnung <strong>der</strong> Bereiche hätte in<strong>der</strong> Entwicklung und Formulierung <strong>der</strong> einzelnen Kompetenzen geschehen müssen. Sowird es nun <strong>der</strong> Lehrkraft aufgebürdet, fachlogisch adäquat Aussagen zum Inhalts- undzum Prozessbereich aufeinan<strong>der</strong> zu beziehen und daraus echte Kompetenzaussagen imSinne Weinerts abzuleiten.Konkreter wird <strong>der</strong> GI-Vorschlag auf Seite 45:”So wie die Inhaltsbereiche untereinan<strong>der</strong> verknüpft sind, sind es also auch dieProzessbereiche. Darüber hinaus - und für den Unterricht von großer Bedeutung -sind aber auch Inhalte und Prozesse aufeinan<strong>der</strong> angewiesen. Die Prozesskompetenzenwerden an <strong>der</strong> Arbeit mit den Inhalten erworben, ohne die Inhalte wären viele vonihnen nicht spezifisch für die <strong>Informatik</strong>. Umgekehrt stünden die Inhalte ohne Prozesse


3.8 Bedeutung für das Fach <strong>Informatik</strong> 47in <strong>der</strong> Gefahr, zu einer Wissenssammlung für Quizshows zu verkommen.“Hier wird also tatsächlich zwischen inhaltlichen und prozessualen ”Kompetenzen“differenziert. Folgt man F. E. Weinert, so wird <strong>der</strong> integrative Charakter seines Kompetenzbegriffsunmittelbar deutlich. Dem steht eine Unterscheidung von ”Kompetenzen“verschiedener Ausprägung diametral entgegen.Einen Hinweis auf das Verschwimmen <strong>der</strong> Inhaltsbereiche liefert die AussageModellierung und Implementierung durchdringen alle Inhalts- und Prozessbereiche”<strong>der</strong> informatischen Bildung.“ (S. 45).Dass dem so ist, habe ich an obigem Beispiel bereits verdeutlicht.Das GI-Papier selbst stellt klar, dass es Aufgabe <strong>der</strong> Prozessbereiche sei, darzustellen,”auf welche Weise Schülerinnen und Schüler mit den <strong>Informatik</strong>inhalten umgehenkönnen müssen“ (S. 45). Die Art des Umgangs mit inhaltlichen Aspekten im Rahmenvon Problemlösung macht mit Weinert jedoch nur einen Teil einer Kompetenzaussageaus.Freilich könnte man zur Entlastung des GI-Ansatzes vorbringen, dass unterrichtlichePraxis dann eben stets zwei ”kompatible“ Aussagen (eine inhaltliche und eineprozessuale ”Kompetenz“) verfolgen muss. Auf diesen ”Ausweg“ deutet auch obigesZitat zur Verknüpfung <strong>der</strong> Bereiche. Letztlich ist damit aber bereits <strong>der</strong> Schritt zugewissermaßen übergeordneten und umfassen<strong>der</strong>en Kompetenzen vollzogen, die so imGI-Papier nicht vorgesehen sind.Dieser Umstand und die Tatsache, dass die a priori vorgenommene Einteilung inInhalts- und Prozessbereiche die Freiheit bei <strong>der</strong> Formulierung von Kompetenzenerheblich einschränkt, haben zusätzlich zur Folge, dass zumindest ein Teil <strong>der</strong> im GI-Papier entwickelten ”Kompetenzen“ dem Begriffsverständnis Weinerts nicht genügt.Auf den Seiten 12 bis 14 sind die Hauptglie<strong>der</strong>ungspunkte des Vorschlags anhand <strong>der</strong>Inhalts- und Prozessbereiche aufgeführt. Deren Formulierung lässt es durchaus zu, vonKompetenzen zu sprechen, z. B. beiSchülerinnen und Schüler”• kennen Algorithmen zum Lösen von Aufgaben und Problemen aus verschiedenenAnwendungsgebieten und lesen und interpretieren gegebene Algorithmen“;• nutzen formale Sprachen zur Interaktion mit <strong>Informatik</strong>systemen und zum Problemlösen“;• strukturieren Sachverhalte durch zweckdienliches Zerlegen und Anordnen“;


48 3 BildungsstandardsDarüber hinaus nimmt die GI jedoch noch eine ”Unterteilung dieser Aussagen inKompetenzen für die Jahrgangsstufen 5 bis 7 und [...] 8 bis 10“ vor. Dabei kann manz. T. nicht mehr von Kompetenzen sprechen, wie folgende Beispiele belegen:Schülerinnen und Schüler”• stellen Information in unterschiedlicher Form dar“ (klassisches Lernziel)• navigieren in Verzeichnisbäumen und verän<strong>der</strong>n Verzeichnisbäume sachgerecht“(Lernziel)• verwenden Variablen und Wertzuweisungen“ (Problemlösungsbezug?)• modifizieren und ergänzen Quelltexte von Programmen nach Vorgaben“ (Problemlösungsbezug?Lernziel)• unterscheiden die Begriffe ”Syntax“ und ”Semantik“ und erläutern sie an Beispielen“(klassisches Lernziel!)• interpretieren einfache Zustandsdiagramme“ (klassisches Lernziel!)Eine Einordnung <strong>der</strong> Aussagen gestaltet sich schwierig: So disqualifizieren sie sichdurch ein zu hohes Abstraktionsniveau z. T. auch als Lernziele (vgl. [blk04], S. 2f.).Trotz <strong>der</strong> genannten Bedenken liefert das GI-Papier meiner Meinung nach ein wichtigesPlädoyer für zentrale Grundsätze, denen das Schulfach <strong>Informatik</strong> Rechnung tragenmuss.


494 E-Learning4.1 Zum Begriff4.1.1 DefinitionsversucheUm den schillernden Begriff des E-Learning“ 1 ranken sich viele Definitions- und”Charakterisierungsversuche. Tatsächlich steht das Wort stellvertretend für ein weites ”Feld“ 2 . Ich dagegen komme nicht umhin, eine semantische Eingrenzung vorzunehmen,weshalb einige Einordnungen kurz genannt seien:Recht vage bleiben die Definitionen von Prowaznik (in [Pro04]) als ”Lernen mit Hilfedes Internets“, während Döring und Fellenberg ([DF06]) versuchen, das Konstrukt ineinen übergeordneten Zusammenhang zu bringen:Hinter dem Begriff E-Learning verbirgt sich keine einheitliche Lern- o<strong>der</strong> Unterrichtsform.Vielmehr handelt es sich um einen Sammelbegriff für verschiedene”Lehr-Lern-Szenarien, die sich durch den maßgeblichen Einsatz von Online-Medienauszeichnen.“Folgt man Schulmeisters Einwand ([Sch04b], S. 455), so ist das vorliegende Kapitelgar zum Scheitern verurteilt:Es können keine allgemeinen Aussagen über E-Learning gemacht werden, da”E-Learning-Angebote sich gravierend in Zielen, Szenarien, Lernumgebungen, Methodenund Lernobjekten unterscheiden.“Der Umstand, dass es sich bei E-Learning zeitweise um ein Modewort mit bestenChancen auf den Status eines Unworts handelte (im berufsbildenden Bereich 3 ), weistbereits darauf hin, dass die Ziele und Visionen freilich nicht unumstritten warenund sind: So vermutete <strong>der</strong> Computerpionier und spätere ”Dissident“ <strong>der</strong> <strong>Informatik</strong>Joseph Weizenbaum 2003Der Buchstabe E in E-Learning steht vielleicht auch für die Euphorie, mit <strong>der</strong> das”Thema zur Zeit betrachtet wird.“ ([Wei03])1 auch: eLearning2 mit Herrn B. aus Theodor Fontanes ”Effi Briest“: ”Ach, Luise, laß ... das ist ein zu weites Feld.“3 http://www.bibb.de/de/19100.htm


50 4 E-LearningMit <strong>der</strong> brauchbaren Definition von Kerres ([Ker01]), die Offline-Medien impliziteinschließt, verstehen wir im Folgenden unter E-Learningalle Formen von Lernen, bei denen digitale Medien für die Präsentation und Distributionvon Lernmaterialien und/o<strong>der</strong> zur Unterstützung zwischenmenschlicher Kom-”munikation zum Einsatz kommen.“4.1.2 EinsatzgebieteNeben <strong>der</strong> Rolle, die solchen Lernformen in <strong>der</strong> schulischen Bildung zukommt, haben inZeiten <strong>der</strong> Globalisierung auch viele große Unternehmen bereits früh damit begonnen,die Vorzüge von E-Learning für die betriebliche Aus- und Weiterbildung zu nutzen(Beispiel: Das Cisco Networking Academy Program 4 des Netzwerkspezialisten CiscoSystems).Geprägt wurde <strong>der</strong> Begriff E-Learning ursprünglich durch ([Lan])• CBT (Computer Based Training): Lernangebote, die auf Datenträgern wieCD/DVD verbreitet werden und damit an jedem Rechner zur Verfügung stehen.Im Vor<strong>der</strong>grund steht das nichttutorielle Selbststudium, Kommunikation findetlediglich in asynchroner Form statt. CBT ist seit den 80er Jahren zu finden.• WBT (Web Based Training): Weiterentwicklung von CBT und grundlegen<strong>der</strong>Baustein für netzbasierte Lernangebote. Lerneinheiten werden online bereitgestellt und es bestehen Möglichkeiten zur Kommunikation und Interaktion mitTutoren und an<strong>der</strong>en Lernenden.Grundsätzlich ist festzustellen, dass E-Learning Lehrenden und Lernenden eine weitreichendeZeit- und Ortssouveränität hinsichtlich ihrer Arbeitsprozesse verleiht undeine Erweiterung des Methodenrepertoires darstellt ([Gra04], S. 158).4.1.3 Web 2.0Eng verknüpft mit mo<strong>der</strong>nem E-Learning ist <strong>der</strong> Begriff des ”Web 2.0“, <strong>der</strong> sich seit2004 zu einem regelrechten buzzword entwickelt hat und stellvertrend für alle Technologiensteht, die das WWW in den letzten Jahren zu einer interaktiven und kollaborativenPlattform gemacht haben. Tim O’Reilly zählt in seinem Grundsatzartikel ([O’R05])hierzu insbeson<strong>der</strong>e• den Wechsel von Softwarepaketen zu Dienstleistungen (Online-Applikationen),• eine Architektur <strong>der</strong> Partizipation (Blogs, Wikis, soziale Netzwerke, RSS-Feeds:user created content),• die Nutzung von kollektivem Wissen (Wikipedia, LMS).4 http://cisco.netacad.net/


4.2 Motivation 51Diese Entwicklungen eröffnen aus technischer Sicht die Chance für synchroneInteraktivität in Lernumgebungen. Im Kontext individuellen Lernens ist Adaptivitätdas zentrale Kriterium für mo<strong>der</strong>ne Lernplattformen. Diese Adaptivität ließen CBTundWBT-Angebote vor <strong>der</strong> Zeit von Web 2.0 eher vermissen.So lässt sich eine schlaglichtartige Parallele zwischen <strong>der</strong> nichtlinearen Hypertext-Struktur des WWW und den im entsprechenden Abschnitt angesprochenen individuellenLernpfaden erkennen.4.2 MotivationEin ausschließlicher Einsatz elektronisch unterstützter Lernangebote hat sich nichtbewährt. In <strong>der</strong> Praxis findet zumeist blended learning 5 statt.Durch E-Learning-Angebote ergeben sich einige ganz spezifische Chancen für dasLernen:• Wie im Abschnitt über Erkenntnisse mo<strong>der</strong>ner Lernforschung ausgeführt, erreichenMenschen die selbe Effektivität beim Lernen auf zum Teil ganz unterschiedlicheArt und Weise. Mediale Lernangebote können diesem Umstand Rechnungtragen, indem sie sich dem Lerner anpassen (Adaptivität) und personalisierteLernpfade bereit stellen.• Lernziele hängen in vielerlei Hinsicht voneinan<strong>der</strong> ab. Eine Annotation von Metainformationen,die auch und vor allem didaktische Aspekte berücksichtigt (siehedazu später), kann solche Abhängigkeiten aufnehmen und ermöglicht eine automatischeInferenz (Ableitung) möglicher Lernwege durch das Lernsystem.• E-Learning-Angebote tragen dazu bei, Lernvorgänge von vorgegebenen Lernorten(wie dem Klassenzimmer o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Schule) zu entkoppeln. Auch die zeitlicheBindung tritt in den Hintergrund.• Im Rahmen von E-Learning erlangt die Interaktion und Kommunikation mit bekanntenund unbekannten Mitmenschen eine wichtige Bedeutung. Insofern liegthier Potential für eine För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> kommunikativen und sozialen, aber auch<strong>der</strong> Fremdsprachenkompetenz von Schülern.• Die Vielzahl von ”Wegen zum Ziel“ (letzteres entspricht in diesem Fall demErreichen einer bestimmten Kompetenz, vgl. Abschnitt 3.4) bringt inhärentMöglichkeiten zur Diskussion und zum Austausch mit sich und för<strong>der</strong>t gleichzeitigeigenverantwortliches Lernen.• In diesem Zusammenhang können z. B. (anfangs betreute) WWW-Recherchen dazubeitragen, dass Schüler eine kritische Haltung hinsichtlich <strong>der</strong> Glaubwürdigkeit5 von engl. blended: ”verschneiden“, bezieht sich ursprünglich auf die Produktion bestimmter Weineund Spirituosen


52 4 E-Learningund Objektivität von Informationen entwickeln. Treten dabei unterschiedlicheSichtweisen auf einen Sachverhalt zutage, stärkt dies die Fähigkeit zu multidimensionalemDenken und zur Perspektivübernahme. Schließlich verhält sich ”dasInternet [...] zum Lernen wie ein Supermarkt zu einem guten Essen“ ([Spi07a], S.3).• Zugänge zu Informationen weisen eine netzartige Struktur auf, womit das weitgehendlineare Konzept des Präsenzunterrichts aufgebrochen wird. Dies geht Handin Hand mit <strong>der</strong> Neuroplastizität - <strong>der</strong> Integration in die neuronalen Netze und<strong>der</strong> Anknüpfung an bestehendes Vorwissen.• Lerneinheiten (zur Definition von ”Lernobjekten“ kommen wir später) stehen (imIdealfall) nicht unverbunden nebeneinan<strong>der</strong>, son<strong>der</strong>n können dank <strong>der</strong> Anreicherungmit Metadaten 6 auch in an<strong>der</strong>en Kontexten wie<strong>der</strong>verwendet werden.4.3 LMS und LCMSIm Zusammenhang mit E-Learning ist häufig von LMS (Learning ManagementSystemen) und LCMS (Learning Content Management Systemen) die Rede. Diesebeiden Begriffe unterscheiden sich vor allem hinsichtlich ihrer Adressaten:Ein LMS dient vorrangig <strong>der</strong> Verwaltung und Gestaltung des Lernprozesses undist damit die Schnittstelle (Lernplattform), mit <strong>der</strong> Lernende konfrontiert sind.Daher nimmt das System ”für sich in Anspruch, das unorganisierte, selbstbestimmteLernen zu organisieren, zu vereinfachen und nachvollziehbar zu machen“ ([Mei06],S. 45). Das Angebot umfasst kommerzielle Lösungen (z. B. Blackboard 7 ), als auchOpen-Source-Projekte (z. B. Moodle 8 ).Weiter verwaltet ein LMS in <strong>der</strong> Regel umfassende Benutzerprofile, die z. B. dieorganisatorische Zugehörigkeit, Rolle, Präferenzen, Kompetenzen, Qualifikationslevels,erfolgte und noch offene Lernaktivitäten etc. enthalten. Diese Anwen<strong>der</strong>profileermöglichen einen personalisierten, speziell auf den Lerner zugeschnittenen Zugriff aufdie Lerninhalte ([HK03], S. 12). Häfele et al. ([BHMH02]) vergleichen dieses Verhaltenmit den personalisierten Empfehlungen des Internet-Warenhauses Amazon.Dagegen wenden sich LCMS in erster Linie an Autoren und Lehrpersonen, dieLerninhalte erstellen, suchen, verwalten und austauschen. Hier können Lernobjekteo<strong>der</strong> einzelne Lektionen verlinkt und zu neuen Kursen zusammengestellt werden.Auch die Klassifizierung <strong>der</strong> Inhalte (Annotation von Metadaten) erfolgt innerhalb desLCMS ([HK03], S. 12). Die Nutzer haben abhängig von ihren Berechtigungen Zugriff6 als Metadaten o<strong>der</strong> Metainformationen bezeichnet man allgemein Daten, die Informationen überan<strong>der</strong>e Daten enthalten. Das dem Begriff zu Grunde liegende Prinzip ist u. a. jahrhun<strong>der</strong>telangebibliothekarische Praxis (vgl. z. B. Wikipedia).7 http://global.blackboard.com/8 http://moodle.org/


4.4 Standards im Bereich E-Learning 53auf ein zentrales Repository. Ähnlich wie die verbreitete Versionsverwaltungs-SoftwareSubversion (SVN) 9 unterstützen auch LCMS eine Versionskontrolle, die den Umgangmit unterschiedlichen Versionsständen erleichtert.Wie die Begrifflichkeit schon andeutet, systematisiert ein LMS das Lernen, währendLCMS den Blick auf die Inhalte richten. Am Beispiel Moodle sei noch angemerkt, dassmo<strong>der</strong>ne Lernplattformen in <strong>der</strong> Regel beide Komponenten beinhalten, was eine klareTrennung <strong>der</strong> Systeme erschwert.4.4 Standards im Bereich E-LearningDer Markt für Angebote im Bereich E-Learning wächst stetig. Wie die Fraunhofer-Gesellschaft in einer einschlägigen Studie feststellte, sprechen die Gründungsjahreentsprechen<strong>der</strong> Unternehmen für sich ([HK03], S. 21). In Zusammenhang mit diesemUmstand und <strong>der</strong> Dynamik des Markts (vgl. [BHMH02]), vor allem aber auf Grunddes Kostenaspekts bei <strong>der</strong> Entwicklung von Lernmodulen gewinnen internationaleE-Learning-Standards zunehmend an Bedeutung, um Lerneinheiten zwischen verschiedenenLernplattformen austauschen zu können.In den vergangenen Jahren haben sich in den USA und in Europa gleich mehrereStandardisierungsgremien gebildet. Wie ich nachfolgend zeigen werde, stehen beiihrer Arbeit technische und inhaltliche Fragen im Vor<strong>der</strong>grund, während didaktischeGesichtspunkte weitgehend unberücksichtigt bleiben (vgl. [BHMH02]).Ein erfolgreicher Austausch von Lehrmaterialien setzt elementar voraus, dass diesein modularer Form vorliegen und eindeutig identifizierbar sind. Um <strong>der</strong> Auffindbarkeitund <strong>der</strong> Verknüpfung von Materialien willen werden jeweils Metadaten verschiedenerCouleur annotiert (vgl. Abschnitt über LOM).Geht man von einer breiten Akzeptanz aus, so können standardisierte Konzepteerheblich dazu beitragen, Lehrmaterialien effektiv• auffinden,• austauschen,• vergleichen,• kombinieren,• wie<strong>der</strong> verwertenzu können.9 http://subversion.tigris.org/


54 4 E-LearningDie wesentlichen Standardisierungsbestrebungen sollen zusammen mit <strong>der</strong> Verflechtungeinzelner Organisationen in Konsortien im Folgenden kurz vorgestellt werden.Die <strong>der</strong>zeit gemessen an ihrer praktischen Relevanz bedeutendsten Initiativen zurStandardisierung sind mit [BHMH02]:ADLAICCARIADNECanCoreDCMIEMLIEEE LTSCIMSAdvanced Distributed Learning Initiative(gegründet 1997 im Rahmen einer Initiative des US-Verteidigungsministeriums und des Ministeriums für Forschungund Technologie)www.adlnet.orgAviation Industry computer Based Training Committee(gegründet 1988 als Gremium <strong>der</strong> amerikanischen Luftfahrtindustrie)www.aicc.orgAlliance of Remote Instructional Authoring and DistributionNetworks for Europe(gegründet 2002 als Stiftung <strong>der</strong> EU und <strong>der</strong> Schweiz)www.ariadne-eu.orgCanCore Learning Resource Metadata Initiative(gegründet 2000 in Kanada)www.cancore.caDublin Core Metadata Initiative(gegründet 1994 auf einer amerikanischen WWW-Konferenz)http://dublincore.org/Educational Modelling Language <strong>der</strong> Open University ofNetherlands)http://eml.ou.nl/Learning Technology Standards Committee des IEEE(gegründet 1998 in den USAhttp://ltsc.ieee.org/Instructional Management Systems Project(gegründet 1997 durch die National Learning Infrastructure”Initiative“ (NLII))www.imsproject.orgDas IEEE 10 nimmt mit seinem im Jahre 1996 ins Leben gerufenenen LTSC (LearningTechnology Standards Committee) nun auch bei <strong>der</strong> Organisation von Lerninhalteneine Vorreiterrolle ein. Dieses Konsortium hat insofern einen Wettbewerbsvorteil,als nur die IEEE das Recht hat, Drafts und Spezifikationen für Standards demANSI 11 vorzulegen. Daher haben sich die obigen Konsortien auf den Austausch ihrer10 Institute of Electrical and Electronics Engineers, Inc.11 American National Standards Institute


4.5 Lernobjekte 55Ergebnisse geeinigt.ANSINationaler StandardISOInternationaler StandardSpezifikationen fürIEEELTSCSpezifikationen fürSpezifikationen fürAICCADL(SCORM)IMSARIADNEEMLLiefert Anfor<strong>der</strong>ungen an Liefert Anfor<strong>der</strong>ungen an Kooperiert mitW3CAbbildung 4.1: Kooperation <strong>der</strong> Konsortien mit dem Ziel nationaler und internationalerE-Learning-Standards (nach [BHMH02])4.5 LernobjekteWayne Hodgins 12 motivierte den Einsatz von Lernobjekten (learning objects) inE-Learning-Umgebungen im Jahr 1994 mit folgen<strong>der</strong> Begründung 13 :All LEGO blocks adhere to one absolute standard for pin size. Every LEGO piece,”no matter what shape, color, size, age, or purpose can always be snapped together withany other piece because of their uniformly shaped pins. This allows children of all ages12 http://www.learnativity.com/waynehodgins.html13 http://www.learnativity.com/standards.html


56 4 E-Learningto create, deconstruct, and reconstruct LEGO structures easily and into most any formthey can imagine.If we map this to the world of learning content, we start to see the opportunitiesthat would result if we were able to have the same standards and capabilities to reuseand assemble or disassemble content drawn from any source at any time.“Tatsächlich hat die Diskussion um den praktischen Nutzen von Lernobjektenzu vielen verschiedenen Definitionen des Begriffs geführt, die sich teilweise starkunterscheiden.Das IEEE (2002) definiert Lernobjekte wie folgt 14 :Learning Objects are defined here as any entity, digital or non-digital, which can”be used, re-used or referenced during technology supported learning.“Insbeson<strong>der</strong>e ist festzustellen, dass diese Begriffsauffassung Lernobjekte in denBereich des medienunterstützten Lernens verweist und implizit das Ziel <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>verwendbarkeitaufgreift. Die vergleichsweise vage und umfassende Definition des IEEEwurde vielfach kritisiert.Der finnische Bildungsexperte und Professor Teemu Leinonen versteht unter einemLernobjekt 15... any entity, digital or non-digital, that is or is aimed to be used for learning,education or teaching.Baumgartner und Häfele ([BHMH02]) konkretisieren ihr Verständnis von <strong>der</strong> Beziehungzwischen Lernobjekten (LOs) und wie<strong>der</strong>verwendbaren Lernobjekten (RLOs):Ein LO (Learning Object) ist die kleinste sinnvolle Lerneinheit, in die ein Online-”Kurs zerlegt werden kann. Demnach kann ein LO entwe<strong>der</strong> aus einem einzelnen Bild,einer Grafik, einem Text, einer Flash-Animation o<strong>der</strong> auch aus einer kurzen Anweisungmit einem definierten Lernziel und einem Test zur Lernerfolgskontrolle bestehen.Wenn diese LO’s mit Metadaten versehen und zu größeren Online-Kurseinheitenkombiniert werden können, dann spricht man von RLO’s (Reusable Learning Objects= wie<strong>der</strong> verwendbare Lernobjekte).“Angesichts <strong>der</strong> Uneinigkeit gerade bei <strong>der</strong> Frage, was denn nun ein Lernobjektausmacht, übte Patricia McGee auf dem Learning Objects 2003 Symposium (Honolulu,Hawaii) fundamentale Kritik am Versuch <strong>der</strong> Standardisierung ([BC03], S. 31):14 http://www.ieeeltsc.org/working-groups/wg12LOM/lomDescription/15 http://lemill.org/trac/wiki/ReportLOTdemo


4.5 Lernobjekte 57The standards have come before the thing itself has happened.“”Verbunden mit obiger For<strong>der</strong>ung nach Minimalität <strong>der</strong> einzelnen Lernobjekteerlangt die Frage, wie die beschriebenen Kombinierungsmöglichkeiten abgebildetwerden können, große Bedeutung.Zu diesem Zweck werden Lernobjekte mit beschreibenden Angaben (den Metadaten)versehen. Auf dem Weg zur Standardisierung von Learning Objects Metadata (LOM,vgl. nächster Abschnitt) sind umfangreiche Diskussionen darüber entstanden, welcheInformationen als Metadaten annotiert werden sollen und/o<strong>der</strong> müssen. Insbeson<strong>der</strong>ebei <strong>der</strong> Besprechung von LOM wird deutlich werden, dass <strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Einpflege vonLernobjekten durch mehrere Personen unweigerlich entstehende zeitliche Versatz einesinnvolle Integration zum Problem werden lässt.Durch die Annotation von Metadaten (die wie<strong>der</strong>um <strong>der</strong> Auffindbarkeit dient)werden Lernobjekte zu wie<strong>der</strong>verwendbaren Lernobjekten (reusable learning objects,RLO) aufgewertet. Häfele et al. ([BHMH02]) sehen darin den Vorteil, dass diesebeliebig zu neuen Kurseinheiten zusammengesetzt werden können“.”Aus meiner Sicht stehen dieser Beliebigkeit neben an<strong>der</strong>en Faktoren inhärentedidaktische Aspekte und Anliegen kategorisch entgegen. Obige LEGO-Analogie istdaher kritisch zu betrachten und in Anspielung auf das Weizenbaum-Zitat ehereiner euphorischen Sichtweise zuzuordnen. Gerade im Kontext objektorientierter Programmierungweist [Hub08] (S. 3) darauf hin, dass die Anordnung von instructionalobjectives eben nicht beliebig ist.Der Begriff Lernobjekt“ sollte nicht überbewertet werden. Teemu Leinonen hat”in seinem Blog eine Stellungnahme 16 zum aktuellen Forschungsstand mit Learningobjects - Is the King naked?“ 17 übertitelt und äußert den Verdacht, dass die ”obige IEEE-Definition letztlich einer Tautologie gleichkomme und <strong>der</strong> Begriff desLernobjekts allein den Anschein von Wissenschaftlichkeit erwecken solle, währenddarunter im Grunde jedes Objekt des Universums - vom Atom bis zum Airbus A380 -verstanden werden könne. Leinonen klammert jedoch die Annotation von Metadatenausdrücklich aus seiner Kritik aus und betont den Wie<strong>der</strong>verwendbarkeitsaspekt. DieKommentare zu seinem Blog-Eintrag entwickeln anschaulich das Dilemma zwischen(bedingungsloser) Wie<strong>der</strong>verwendbarkeit und Kontextrelevanz.Autoren wie [BHMH02] unterscheiden zwischen Lernobjekten (LOs) und wie<strong>der</strong>verwendbarenLernobjekten (RLOs). Meiner Meinung nach stellt die Wie<strong>der</strong>verwendbarkeiteine (wenn nicht sogar die) existentielle Bedingung für (sogenannte) Lernobjektedar, weswegen ich auf diese Differenzierung verzichte.16 http://flosse.dicole.org/?item=learning-objects-is-the-king-naked17 in Anspielung auf Hans-Christian An<strong>der</strong>sens ”Des Kaisers neue Klei<strong>der</strong>“


58 4 E-Learning4.6 Learning Objects MetadataBei Learning Objects Metadata (LOM) handelt es sich um einen im Jahre 2002verabschiedeten Standard des IEEE LTSC 18 zur Beschreibung von Lernobjekten. DerStandard spezifiziert Syntax und Semantik von Lernobjekt-Metadaten.LOM ging aus <strong>der</strong> Kooperation von ARIADNE, IMS und dem IEEE LTSC hervorund soll bei <strong>der</strong> Suche, Evaluation, Beschaffung und Nutzung von LernobjektenUnterstützung bieten. Insbeson<strong>der</strong>e sollen Möglichkeiten zur gemeinsamen Nutzungund zum Austausch von Lernobjekten geschaffen werden (vgl. [HD02], 1.2).Die zur Beschreibung verwendeten Metadaten werden hierzu 19 in neun grundlegendeKategorien eingeteilt (die letzten beiden sind optional):1. General Category: Grundlegende Informationen, welche das Lernobjekt als Ganzesbeschreiben2. Lifecycle Category: Eigenschaften, welche die Geschichte und den aktuellen Zustanddes Lernobjekts sowie beeinflussende Lernobjekte beschreiben3. Meta-Metadata Category: Merkmale <strong>der</strong> Metadatenbeschreibung selbst4. Technical Category: <strong>Technische</strong> Voraussetzungen und Merkmale des Lernobjekts5. Educational Category: Bildungsmerkmale und pädagogischer Hintergrund desLernobjekts6. Rights Category: Rechtliche Aspekte des Lernobjekts (Nutzungsbedingungen)7. Relation Category: Verwandtschaftsbeziehungen zu an<strong>der</strong>en Lernobjekten8. Annotation Category: Anmerkungen im Rahmen <strong>der</strong> Evaluation des Lernobjekts,Informationen über Autor und Zeitpunkt des Kommentars9. Classification Category: Einordnung des Lernobjekts in einen größeren KontextIm Rahmen dieser Arbeit soll nur auf die Metadaten aus <strong>der</strong> Educational Categoryeingegangen werden, da <strong>der</strong> Nutzen von LOM für die von uns verfolgten Zweckewesentlich von <strong>der</strong> Art <strong>der</strong> dort spezifizierbaren Informationen abhängt.Entsprechend vermerkt [HD02] (S. 23) zu dieser Kategorie:This is the pedagogical information essential to those involved in achieving a quality”learning experience. The audience for this metadata includes teachers, managers,authors, and learners.“Im pädagogischen Kontext sieht LOM folgende elf Metadaten vor:18 Learning Technologie Standards Committee, http://www.ieeeltsc.org/19 LOMv1.0 Base Schema, clause 6


4.6 Learning Objects Metadata 59• Interactivity TypeDer vom gegebenen Lernziel in erster Linie unterstützte Lernstil:– active: Z. B. learning-by-doing; Inhalte, die eine unmittelbare produktiveAktivität des Lerners erfor<strong>der</strong>n (Simulationen, Fragebögen, Übungen, ...)– expositive: Passives Lernen, rezeptive Grundhaltung, primär Absorption vondargebotenen Inhalten, keine wesentliche Interaktivität– mixed: Aufgaben, die beide Typen von Interaktivität erfor<strong>der</strong>n• Learning Resource TypeArt(en) des Lernobjekts (ggf. sortiert in <strong>der</strong> Reihenfolge ihrer Ausprägung). EineAnwendung sollte mindestens 10 <strong>der</strong> hier angegebenen Werte berücksichtigen.Mögliche Werte:exercise, simulation, questionnaire, diagram, figure, graph, index, slide, table, narrativetext, exam, experiment, problem statement, self assessment, lecture• Interactivity LevelInteraktivitätsgrad, <strong>der</strong> das Lernziel prägt. Interaktivität bezeichnet hierbei denEinfluss, welchen <strong>der</strong> Lerner auf den Verlauf des Lernobjekts nehmen kann (z. B.Arbeitsgruppe).Mögliche Werte: very low, low, medium, high, very high• Semantic DensityGrad <strong>der</strong> Prägnanz, die das Lernobjekt aufweist. In <strong>der</strong> Praxis also eine Kenngrößefür die subjektive Nützlichkeit des Lernobjekts im Verhältnis zu entstandenemAufwand und Lernzeit.Mögliche Werte: very low, low, medium, high, very high• Intended End User RoleZielperson(en), auf die das Lernobjekt zugeschnitten ist (in absteigen<strong>der</strong> Reihenfolge<strong>der</strong> Relevanz).Mögliche Werte: teacher, author, learner, manager• ContextVorrangige Umgebung, in <strong>der</strong> die Aneignung sowie die Anwendung dieses Lernobjektsstattfinden sollte.Mögliche Werte (weitere Verfeinerung ist ”good practice“): school, higher education,training, other• Typical Age RangeAltersgruppe <strong>der</strong> Lerner. Dieses Datum sollte sich auf das Entwicklungsalter beziehen,sofern dieses vom chronologischen Alter abweicht.


60 4 E-Learning• DifficultySchwierigkeitsgrad bei <strong>der</strong> Arbeit mit diesem Lernobjekt, unter Berücksichtigung<strong>der</strong> Zielgruppe.Mögliche Werte:very easy, easy, medium, difficult, very difficult• Typical Learning TimeGeschätzter o<strong>der</strong> typischer Zeitraum, <strong>der</strong> für die Abarbeitung dieses Lernobjektszu veranschlagen ist, unter Berücksichtigung <strong>der</strong> Zielgruppe.• DescriptionAnmerkungen, wie dieses Lernobjekt eingesetzt werden sollte.• LanguageDie von <strong>der</strong> Zielgruppe beherrschte menschliche Sprache.4.7 SCORMSCORM (als Akronym für Shareable Content Object Reference Model) verstehtsich als Referenzmodell für austauschbare digitale Lerninhalte und wurde unterTrägerschaft <strong>der</strong> ADL (und damit des US-Militärs) entwickelt.Die dritte Fassung von SCORM 2004 datiert vom Oktober 2006 und weist auf Grundumfassen<strong>der</strong> Kritik an SCORM 1.3 (2004) etliche strukturelle Verän<strong>der</strong>ungen auf. VierSäulen (auch ”Bücher“ genannt) bilden nun die Basis von SCORM 20 und integrierenz. T. technologische Entwicklungen an<strong>der</strong>er Konsortien:• OverviewDieses einführende Überblicksdokument beschreibt die Vision von SCORM undinformiert über seine an<strong>der</strong>en drei Teilsysteme.• Content Aggregation Model (CAM)Das CAM beschreibt, wie Lerninhalte zusammengestellt, katalogisiert und imRahmen des Content Packaging gebündelt werden. Ihre Beschreibung erfolgt mitMetadaten nach dem LOM-Standard.• Runtime Environment (RTE)Diese Einheit speichert alle laufzeitbezogenen Aspekte eines LMS, z. B. den aktuellenLernfortschritt (Tracking), regelt Fragen <strong>der</strong> Datenübertragung und <strong>der</strong>Fehlerbehandlung. Insbeson<strong>der</strong>e wird hier die Schnittstelle zwischen SCORM-Inhalten und LMS spezifiziert (SCORM API, SCORM Data Model).20 weiterführend siehe http://www.adlnet.gov/scorm/20043ED/Documentation.aspx


4.7 SCORM 61• Sequencing and Navigation (SN)Mit Hilfe von Aktivitätsbäumen und ”sequencing rules“ will die SN-SpezifikationAuskunft über mögliche Lernpfade geben (vgl. [DT06], S. 23). SN wurde erst mitSCORM 2004 eingeführt und soll die Wie<strong>der</strong>verwendbarkeit von Lernobjekten erleichtern,indem Inhalt und Struktur/Ablaufsteuerung nun getrennt voneinan<strong>der</strong>verwaltet werden.Abbildung 4.2: Aufbau von SCORM (vgl. [DT06], S. 19)Das Überblicksdokument beschreibt die funktionalen Anfor<strong>der</strong>ungen an SCORMbasierendeE-Learning-Umgebungen in Form von Möglichkeiten bzw. ”-ities“ ([DT06],S.14f.):Accessibility: Die Möglichkeit, entfernte Lerninhalte zu finden, auf sie zuzugreifenund sie an an<strong>der</strong>e Orte zu verschicken.Adaptability: Lerninhalte sollen an individuelle und sich aus organisatorischenGründen ergebende Anfor<strong>der</strong>ungen angepasst werden können.Affordability: Das System soll effizienzsteigernd wirken, indem Zeit und Kostenbei <strong>der</strong> Aus- bzw. Weiterbildung eingespart werden.Durability: Das System und die darauf basierenden Inhalte sollen nachhaltigeinsetzbar sein.Interoperability: Lerninhalte sollen auf einfache Art und Weise austauschbarsowie ohne Einschränkungen plattformunabhängig nutzbar sein.


62 4 E-LearningReusability: Lerninhalte sollen nicht auf die Nutzung in einem ganz bestimmtenKontext beschränkt bleiben, son<strong>der</strong>n in an<strong>der</strong>e Szenarien integriert werden können.Es ist unschwer festzustellen, dass diese Kriterien sich pädagogischen und didaktischenÜberlegungen weitgehend verschließen. Zu diesem Ergebnis kommen auch Häfeleet al. ([BHMH02]).Im Rahmen des Content Packaging gewährleistet SCORM die Wie<strong>der</strong>verwendbarkeitentsprechen<strong>der</strong> Lerninhalte und Kursmaterialien. Ressourcen werden zu diesem Zweckmit einem XML-Manifest versehen, welches ihre Struktur beschreibt. Das Manifest (imÜberblicksdokument mit einem Packzettel verglichen) enthält• Metadaten: Beschreibung <strong>der</strong> Lerneinheit in LOM-Syntax• Organisation: Angaben zur Strukturierung <strong>der</strong> Lerneinheit und Reihenfolgeinformationen• Ressourcen: Referenzierung <strong>der</strong> im Content Package enthaltenen Dateien sowieggf. externer Ressourcen• (Sub-)Manifests: Im Falle komplexerer Lerneinheiten können Manifests geschachteltwerdenFür SCORM liegen verschiedene Editorsysteme vor, die zum Teil nicht alle Anfor<strong>der</strong>ungendes (aktuellen) Referenzmodells umsetzen (z. B. <strong>der</strong> eLearning XHTML EditoreXe 21 ).4.8 Schwächen vorliegen<strong>der</strong> KonzepteAuch an<strong>der</strong>e Arbeiten (z. B. [Tro06]) kamen bereits zu dem Schluss, dass <strong>der</strong>LOM-Standard aus didaktischer Sicht völlig unzureichend ist. Obwohl im Rahmen<strong>der</strong> Educational Category gewisse pädagogische Merkmale spezifiziert werden können(Interaktivität, Benutzerrolle, ...), ist es nicht möglich, die didaktische Rolle vonLernobjekten in Lernprozessen zu beschreiben ([AQN02], S. 1).Der praktische Nutzen <strong>der</strong> Metadaten beschränkt sich somit auf die reine Auswahlund Organisation von Lerninhalten, über Möglichkeiten zu <strong>der</strong>en Vermittlung (daswie) werden keine Aussagen gemacht. Didaktische Aspekte können im Rahmen <strong>der</strong>Metadaten nicht integriert werden. Man könnte fast sagen, dass die semantische Ebenediesbezüglich außen vor bleibt. Der Informationsgehalt von LOM geht damit faktischnicht über den von Curricula hinaus ([AQN02]).Ein strukturelles Problem von LOM ist die große Zahl zwingend anzugeben<strong>der</strong>Metadaten, was in <strong>der</strong> Praxis abschreckende Wirkung haben dürfte. Der mit <strong>der</strong> Pflege21 http://www.exelearning.org/


4.8 Schwächen vorliegen<strong>der</strong> Konzepte 63<strong>der</strong> Lernobjekte einhergehende Arbeitsaufwand ist sehr hoch. Dieser Umstand dürftedie Hauptursache sein, warum viele bestehende Anwendungen nur etwa ein bis zweiDrittel <strong>der</strong> in LOM spezifizierten Elemente nutzen, wie [Fri05] analysiert hat.Abbildung 4.3: Häufigkeit <strong>der</strong> Nutzung von LOM-Annotaten (vgl. [AQN02], F. 15)Was eine Bewertung von LOM aus didaktischer Sicht angeht, zeichnet sich ab, wasDieter Euler im Jahr 2002 prophezeit hat ([Eul02]):Vielerorts besteht eine weitverbreitete Skepsis und Ignoranz auf Seiten <strong>der</strong>jenigen,”die eigentlich für die Qualität <strong>der</strong> neuen Medien sorgen könnten. Es besteht die Gefahr,dass sich ein Teufelskreis schließt: Die Pädagogen lehnen die neuen Medien ab, weil siedidaktisch nicht überzeugen - die neuen Medien bleiben didaktisch anspruchslos, weilsie ohne pädagogische Expertise und Professionalität entwickelt werden!“Die IMS hat LOM eine Rosskur verschrieben und eine abgespeckte Spezifikation(LRMS) vorgestellt, welche die Angabe von lediglich 19 <strong>der</strong> insgesamt 86 in LOMdefinierten Elemente verlangt.Die Implementierung von Abhängigkeiten zwischen Lernobjekten ist in LOM alsstrukturell problematisch zu bezeichnen. Die hierfür vorgesehene Relation Categorystellt zwar verschiedene Arten von Relationen bereit, welche im Dublin-Core-Stil 22notiert werden, jedoch ist zur Verknüpfung von Lernobjekten a-priori-Wissen überbereits bestehende, fremde Inhalte notwendig [Bra06]. Diese prophetisch anmutendeAufgabe wird den Nutzern zusätzlich aufgebürdet.Der Umstand, dass didaktisch begründete harte und weiche Vorrangrelationen(prerequisites) zwischen Lernzielen (welche in [Hub08] als vielfach existent und daher22 http://dublincore.org/


64 4 E-Learningbei <strong>der</strong> Planung unverzichtbar herausgearbeitet wurden, Beispiel: Konzepte <strong>der</strong> OOP)auf dieser Basis nicht adäquat abgebildet werden könnten, lässt den Nutzen von LOMbei einer didaktisch fundierten Planung und Strukturierung von Lerneinheiten alsumso zweifelhafter erscheinen.Zusammenfassend verhin<strong>der</strong>t es die Struktur von LOM, didaktische Belange bei<strong>der</strong> Organisation von Lernobjekten in angemessenem Maße einzubeziehen. Eine Verknüpfungmit fremden Inhalten setzt zwingend voraus, dass bereits vorab entsprechendesWissen über <strong>der</strong>en Existenz besteht. Gleichzeitig verpflichten sich Mitwirkende, imRahmen <strong>der</strong> von ihnen gepflegten Lernobjekte einen umfangreichen Metadatenkatalognicht nur anzulegen, son<strong>der</strong>n stets aktuell zu halten, wofür es in <strong>der</strong> Praxis nicht nuran <strong>der</strong> nötigen Zeit, son<strong>der</strong>n in Anbetracht <strong>der</strong> geschil<strong>der</strong>ten Unzulänglichkeiten auchan <strong>der</strong> langfristigen Motivation fehlen dürfte.


655 Ontologien und Semantic Web5.1 Begriffsklärung5.1.1 OntologienUrsprünglich bezeichnet Ontologie (vom griechischen eÚnai ”sein“ bzw. dessen Partizipîn und lìgoc - ”Lehre“, ”Wort“) die ”Lehre vom Sein“ und ist eine philosophischeDisziplin.Zentrale Frage ist in <strong>der</strong> traditionellen Ontologie das Verhältnis zwischen Seinund Seiendem, <strong>der</strong> sich insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Existentialphilosoph Martin Heideggerverschrieben hatte. ”Was ist?“ ist dabei die ontologische Grundfrage, die nicht trivialzu beantworten ist: Zwei wichtige Aspekte sind die stets subjektive Wahrnehmungalles Seienden und dessen Beschreibung mit sprachlichen Mitteln 1 .Folgt man bei <strong>der</strong> Frage nach <strong>der</strong> Bedeutung für die <strong>Informatik</strong> Tom Gruber([Gru93]):An Ontology is a formal specification of a shared conceptualization of a domain of”interest“,so ergeben sich folgende Bestimmungsstücke:• Eine Ontologie ist eine formale Spezifikation, bedient sich zur Wissensrepräsentationalso einer formal definierten Terminologie mit festgelegten Ableitungsregelnetc.;• eine Ontologie beschreibt eine gemeinsame Konzeptualisierung, die eine breiteAkzeptanz aufweist;• eine Ontologie bezieht sich stets auf einen bestimmten Wissensbereich (auch:knowledge domain).Im Kern geht es also darum, bezüglich einer gewissen Domäne ein gemeinsamesVerständnis zu erlangen, wobei sich diese ”Gemeinsamkeit“ durch die formale Spezifikationauch auf Maschinenverarbeitbarkeit durch Agenten etc. bezieht.1 vgl. http://www.gi-ev.de/no_cache/service/informatiklexikon/informatiklexikon-detailansicht/meldung/ontologien-57/


66 5 Ontologien und Semantic Web2008 ([Gru08]) rückt er den Aspekt <strong>der</strong> Modellierung und axiomatischen Fundierungdurch Begriffe und Regeln in den Vor<strong>der</strong>grund:An ontology defines a set of representational primitives with which to model a”domain of knowledge or discourse.“Guarino ([Gua98]) betont die Bedeutungshaltigkeit von Daten und hebt hervor,dass jede Ontologie nur einen bescheidenen Beitrag zu einer flächendeckenden ”Konzeptualisierung<strong>der</strong> Welt“ leisten kann:An ontology is a logical theory accounting for the intended meaning of a formal”vocabulary, i.e., its ontological commitment to a particular conceptualization of theworld.“Weil Ontologien in <strong>der</strong> <strong>Informatik</strong> die Aufgabe zukommt, die Struktur von Wissensbereichen(knowledge domains) abzubilden, ist es - ganz an<strong>der</strong>s als im philosophischenKontext - zulässig und notwendig, auch von ”Ontologien“ im Plural zu sprechen -umso mehr, wenn man bedenkt, dass auch innerhalb eines Wissensbereichs häufigmehrere Terminologien existieren (vgl. [? ]).Eine gewisse Parallele zwischen den Begriffsdeutungen bei<strong>der</strong> Disziplinen bestehtdarin, dass hier wie dort die Repräsentation des Seienden bzw. des Wissens sprachlicherfolgen muss.Gemäß Gruninger und Lee ([GL02], S. 39-41) dienen Ontologien in <strong>der</strong> <strong>Informatik</strong>• zur Kommunikation von und über Wissen,• zum automatischen Erschließen ”neuen“ Wissens und• zur Repräsentation und Wie<strong>der</strong>verwendung von Wissen.Weltweite Bedeutung erlangten Ontologien in <strong>der</strong> <strong>Informatik</strong> jedoch erst mit <strong>der</strong>Technologie des Semantic Web, die vom WWW-Schöpfer und Direktor des W3C 2 , TimBerners-Lee entwickelt wurde (vgl. [BLHL01], S. 96ff.).5.1.2 Semantic WebDas Wort Semantik leitet sich vom griechischen svhmaÐnein ( ”bezeichnen“) ab undsteht für die Wissenschaft von <strong>der</strong> Bedeutung <strong>der</strong> Zeichen. In Abgrenzung dazu wirdauf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Syntax die formale Struktur von Daten (die ja durch Zeichenrepräsentiert werden) festgelegt.2 World Wide Web Consortium, http://w3c.org/


5.1 Begriffsklärung 67Eine zentrale For<strong>der</strong>ung des Semantic Web besteht darin, weltweit verfügbarenInhalten je<strong>der</strong> Art eine ”Bedeutung“ 3 zu geben, die in Form von Metadaten (sog.Annotaten) und konzeptuellen Beziehungen modelliert wird. Dabei steht das SemanticWeb mit Hitzler et al. ([HKRS08], S. 11)für die Idee, [...] Information von vornherein in einer Art und Weise zur Verfügung”zu stellen, die <strong>der</strong>en Verarbeitung durch Maschinen ermöglicht.“Unzulänglichkeiten und Grenzen des bestehenden,[HKRS08] (S. 10f.) vor allemherkömmlichen“ Web sehen”• in <strong>der</strong> Fülle von Informationen zum selben Thema bzw. zum selben Stichwort(Beispiel: Google-Suche nach OWL) - ”Human language thrives when usingthe same term to mean somewhat different things, but automation does not“([BLHL01]);• in <strong>der</strong> Heterogenität vorhandener Informationen (Dateiformate, Zeichenkodierungen,Sprachen i. w. S., ...);• in <strong>der</strong> Tatsache, dass bestimmte Erkenntnisse sich nur durch Folgerung ausdiversen an<strong>der</strong>en Informationen bzw. Tatsachen ergeben. 4Durch Beziehungen zwischen Konzepten und die Annotation von Metadaten (auf<strong>der</strong> Basis gewisser Standards) ergeben sich implizit Ableitungsregeln, welche esermöglichen, Zusammenhänge zu folgern, die sich aussagenlogisch aus bestehendenBeziehungen ergeben, jedoch nicht unmittelbar ersichtlich sind. Hitzler et al. sprechendabei vom ”impliziten Wissen“ ([HKRS08], S. 11).Solche Inferenzen können (im Rahmen <strong>der</strong> Berechenbarkeit) mit Hilfe von Reasonern(Inferenzmaschinen) automatisiert werden. Damit sind elektronische Agenten in <strong>der</strong>Lage, eigenständig Wissen auf semantischer Ebene zueinan<strong>der</strong> in Beziehung zu setzen.Ein erklärtes Ziel des Semantic Web ist es, im Bereich <strong>der</strong> Informationsrechercheüber die Lokalisierung von Zeichenketten in Texten (vgl. Google) hinaus zu kommen.Ein Ansatz, <strong>der</strong> in diese Richtung weist, ist die Semantische Suchmaschine SWOOGLE<strong>der</strong> University of Maryland 5 .Sprachen, die <strong>der</strong> Repräsentation von Wissen in Form von Ontologien dienen, bildendas Fundament semantischer Technologien und damit des Semantic Web ([HKRS08],S. 13).3 Da die intendierte Bedeutung nicht notwendig <strong>der</strong> intuitiven (Be-)Deutung durch den Menschenentsprechen muss, setze ich aus Gründen <strong>der</strong> Vorsicht Anführungszeichen.4 Man kann sich dies gut an einer Menge von Aussagen zur familiären Verwandtschaft veranschaulichen.5 http://swoogle.umbc.edu/


68 5 Ontologien und Semantic WebDiejenigen Schichten (<strong>der</strong> sogenannte layers cake 6 , vgl. Abb. 5.1), die wie<strong>der</strong>umdie Grundlage <strong>der</strong> Ontologiesprache OWL darstellen , werden nun - gewissermaßen inbottom-up-Reihenfolge - eingeführt.Abbildung 5.1: Der Semantic Web ”Layers Cake“5.2 XML und XML Schema5.2.1 BedeutungDie Markup-Sprache XML (eXtensible Markup Language) bildet die syntaktischeGrundlage des Semantic Web. Mit Hilfe von Markup-Sprachen können bestehendeDaten mit zusätzlichen Informationen (Metadaten) ausgezeichnet (annotiert) werden.So ist auch XHTML (als Auszeichnungssprache für WWW-Dokumente) ein Derivatvon XML - genauer genommen eine XML-basierte Version von HTML.Allgemein wird durch XML die logische Struktur von Dokumenten festgelegt. Somitkann man XML als Metasprache zur Deklaration von Markup-Sprachen ansehen.6 http://www.w3.org/2007/03/layerCake.png


5.2 XML und XML Schema 69Unabhängig davon speichert XML Daten auf einfache und universell einsetzbareWeise, was z. B. den Transport durch Weitverkehrsnetze deutlich erleichtert. KomplexeDatenmodelle werden hierzu zunächst serialisiert, d. h. auf eine lineare Repräsentationheruntergebrochen.Mit Hilfe von XML-Parsern (z. B. Expat 7 ) ist es problemlos möglich, die sovorliegenden Daten weiterzuverarbeiten 8 . Dabei kommen geeignete XML-Vokabularezum Einsatz, die den jeweils zur Verfügung stehenden Namensraum spezifizieren (siehespäter).Zu Beginn eines jeden XML-Dokuments ist dieses durch die Angabe <strong>der</strong> XML-Versionund optional <strong>der</strong> verwendeten Zeichenkodierung als solches zu kennzeichnen, z. B. mit5.2.2 ElementeDen weiteren Aufbau eines XML-Dokuments kann man sich als hierarchische Strukturvorstellen, die durch (beliebig tiefe) Schachtelung sogenannter Elemente entsteht.Der Inhalt eines jeden Elements wird dabei von Tags eingeschlossen. Dabei besitzt einvalides XML-Dokument genau ein Wurzel-Element 9 . So ist beispielsweise<strong>Technische</strong> Universitaet Muenchenein gültiges XML-Element 10 . Start- und End-Tag korrespondieren miteinan<strong>der</strong> undtreten daher stets paarweise und ggf. in korrekter Schachtelungsreihenfolge auf. XMLunterscheidet zwischen Groß- und Kleinschreibung. Elemente ohne Inhalt (z. B. eineTrennlinie in XHTML 11 ) können alternativ zur Schreibweise mit nur einemTag notiert werden, welches dafür selbstschließend ist:5.2.3 AttributeMit den Attributen kennt XML ein weiteres Konstrukt, um Information zu kodieren.Elemente im obigen Sinne können mit beliebig vielen Attributen ausgezeichnet werden.Auf diese Weise werden wir später Metadaten annotieren.Im Einzelfall ist abzuwägen, ob eine konkrete Information in Form eines eigenen Elementso<strong>der</strong> als Attribut repräsentiert werden soll. Sofern Daten eine gewisse Struktur7 http://expat.sourceforge.net/8 Dabei sind wohlgeformte (well-formed) XML-Dokumente anzustreben, indem insbeson<strong>der</strong>e die Syntaxregelnexakt eingehalten werden.9 Im Falle von XHTML wäre das ....10 vorausgesetzt, <strong>der</strong> Elementname Building ist im zugrundeliegenden Vokabular vorgesehen11 http://de.selfhtml.org/html/text/trennlinien.htm


70 5 Ontologien und Semantic Webinnewohnt, empfiehlt sich eine Schachtelung von Elementen, da Attribute sich nichtdazu eignen, eine Hierarchie abzubilden (auch auf diese Tatsache werden wir nochzurückkommen). Außerdem ist es - im Gegensatz zu Elementen - nicht möglich, Attributezu modularisieren (siehe später). Ein einfaches Beispiel zeigt, welche Wege <strong>der</strong>Modellierung XML-seitig bestehen:<strong>Technische</strong> Universitaet MuenchenMuenchen<strong>Technische</strong> Universitaet Muenchen5.2.4 SchemataWie unschwer zu erkennen ist, steht hinter <strong>der</strong> XML-Notation eine baumartigeDatenstruktur (vgl. auch [HKRS08], S. 21). Jedes Tag entspricht einem Knoten imBaum (das XML-Wurzelelement wird durch den Wurzelknoten repräsentiert) undjedes verschachtelte Tag einem Kind-Knoten.Häufig ist es notwendig, präzisere For<strong>der</strong>ungen an die Syntax zu stellen, als dies durchdie grundlegenden Syntaxregeln geschieht. So erscheint es zumeist wünschenswert, denNamensraum für die Elementnamen im Sinne eines Vokabulars explizit anzugeben.Hier setzen DTDs (Document Type Definitions) und XML Schema an. DTDs stellenkontextfreie Grammatiken (Chomsky Typ-2) dar und sollen mittelfristig XML Schemataweichen. Letztere sind selbst in XML geschrieben, was die praktische Verarbeitungsowie die Einbindung bestehen<strong>der</strong> Schemata erleichtert.In XML Schema ist es z. B. möglich, die Anzahl <strong>der</strong> erlaubten verschachteltenElemente exakt vorzugeben. Dabei sind noch weitaus filigranere Vorgaben wie dieBindung <strong>der</strong> erwarteten Struktur an den lokalen Kontext des Elements vorstellbar.Aus diesen Möglichkeiten <strong>der</strong> Kontextualisierung von XML-Namen entsteht verbundenmit <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>verwendung von XML-Dokumenten (die zumeist unterschiedlichenXML-Vokabularen angehören) das Problem von Namenskonflikten. Darunter istzu verstehen, dass ein- und <strong>der</strong>selbe XML-Name in verschiedenen Kontexten mitunterschiedlicher Bedeutung (bzw. abweichenden XML Schema-Prämsisen) verwendetwird.


5.3 RDF und RDF Schema 71Um dieser Problematik entgegen zu treten, hat das W3C die XML-Namensräume mitHilfe weltweit eindeutiger Bezeichner (URIs, Uniform Resource Identifier) standardisiert.So referenziert ein XHTML-Dokument in seinem Wurzelelement den zugehörigenund beim W3C abgelegten XML-Namensraum (xmlns, XML Namespace)Wir stellen außerdem fest, dass per XML repräsentierte Daten bei geschicktemDesign des Vokabulars für den menschlichen Betrachter durchaus eine (intuitive)Bedeutung erlangen können. [HKRS08] treffen den Nagel auf den Kopf, wenn sie ihreLeser nach ihren Assoziationen <strong>der</strong> beiden Tags und fragen (S.30). Aus Sicht <strong>der</strong> Maschine enthält XML jedoch keinerlei datenbezogene Semantik.Die Bedeutungshaltigkeit von Information kommt erst auf <strong>der</strong> nächsthöherliegendenSchicht des ”Semantic Web Layer Cake 12 “ ins Spiel, denen wir uns nun überblicksartigwidmen werden.5.3 RDF und RDF Schema5.3.1 BedeutungDas RDF (Resource Description Framework) deckt zusammen mit RDF Schema diesemantische Ebene <strong>der</strong> Ontologien ab, indem Abhängigkeiten zwischen Objektenzusammen mit ihren jeweiligen Werten modelliert werden. Im Grunde handelt es sichdabei um Aussagentripel <strong>der</strong> Form Subjekt - Prädikat - Objekt. Dabei entstehen semantischeNetze, welche die Abhängigkeiten als (gerichteten) Graph veranschaulichen.5.3.2 Bäume und GraphenAn<strong>der</strong>s als das XML-Format beschreiben RDF-Dokumente gerichtete Graphen, d. h.eine Menge von Knoten, welche durch gerichtete Kanten (dargestellt durch Pfeile)verbunden werden ([HKRS08], S. 36). Dabei stehen die Knoten für Ressourcenund die Kanten für Eigenschaften von bzw. Beziehungen zwischen Ressourcen. Mitletzterer Aussage wird klar, warum eine baumartige Struktur (die stets von einerHierarchie ausgeht) für die Modellierung in RDF nicht in Frage kommt. Das aus <strong>der</strong>Komposition zahlreicher Beziehungen entstehende ”Geflecht“ wird kaum noch einenBaum darstellen, wohl aber einen Graphen (vgl. [HKRS08], S. 36f.).Auch in RDF findet sich die schon im Abschnitt über XML angesprochene Verwechslungsproblematikbei <strong>der</strong> Namensgebung wie<strong>der</strong>. Dieser wird mit <strong>der</strong> eindeutigenKennzeichnung von Knoten und Kanten durch URIs begegnet (zur ”verantwortungsvollen“Vergabe von URIs, die insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong>en Eindeutigkeit sicherstellen, vgl.12 Der Begriff wurde von Tim Berners-Lee geprägt: http://flickr.com/photos/pshab/291147522/


72 5 Ontologien und Semantic Web[HKRS08], S.47ff.).Um einen RDF-Graphen in XML-Schreibweise kodieren zu können, müssen seineDaten zunächst serialisiert (d. h. in eine lineare Zeichenkette transformiert) werden.Dabei liegt es auf <strong>der</strong> Hand, dass diese Serialisierung reversibel sein muss. Die<strong>Informatik</strong> kennt verschiedene Wege <strong>der</strong> Serialisierung, <strong>der</strong>en Platzaufwand im FallRDF von <strong>der</strong> Beschaffenheit und Anzahl <strong>der</strong> zugrundeliegenden Ressourcen und ihrerBeziehungen abhängt (mit an<strong>der</strong>en Worten davon, wie dicht bzw. licht <strong>der</strong> Graph ist).Gängige Praxis ist es, RDF-Graphen als eine Menge von Tripeln <strong>der</strong> Form ”Subjekt- Prädikat - Objekt“ darzustellen. Dieser Vorgehensweise folgen auch die sog.Notation 3 (N3) des W3C, die N-Triples des W3C-Vorschlags von 2004 sowie diedaraus entstandene Quasi-RDF-Syntax Turtle (weiterführend [HKRS08], S. 40ff.).Empfehlenswert ist dabei eine Gruppierung <strong>der</strong> Tripel, z. B. nach dem Subjekt. Aus<strong>der</strong> Universalität von XML folgt, dass ein RDF-Graph durchaus von verschiedenenXML-Bäumen repräsentiert wird.Darüber hinaus kennt RDF komplexere Ausdrucksmittel wie Datentypen, mehrwertigeBeziehungen, offene und geschlossene Listen sowie sog. ”leere Knoten“. Soweitnotwendig, wird darauf an entsprechen<strong>der</strong> Stelle eingegangen.5.3.3 RDF SchemaDie bisher vorgestellten Konstrukte bilden nach wie vor noch keine Bedeutungen ab:Aus Sicht <strong>der</strong> Maschine sind alle bisher eingeführten Bezeichner lediglich Zeichenketten,<strong>der</strong>en Bedeutung sich bestenfalls im Kopf des menschlichen Betrachters erschließt.Mit dem nächsten Baustein RDF Schema (RDFS) wird es möglich sein, sog.terminologisches Wissen über die in einem Vokabular verwendeten Begriffe und <strong>der</strong>enZusammenhänge anzugeben ([HKRS08], S. 61). Damit haben wir es erstmals miteiner Sprache zu tun, die die Auszeichnung ”Wissensrepräsentationssprache“ (o<strong>der</strong>Ontologiesprache) verdient, wenngleich ihre Ausdrucksmächtigkeit gegenüber späterenErweiterungen (vgl. Abschnitt über OWL) zurückstehen muss 13 .RDF Schema führt das Konzept <strong>der</strong> Klassen ein, womit RDF-Aussagen nichtmehr auf einzelne (und konkrete!) Ressourcen beschränkt sind. Die Eigenschaft(das Prädikat) rdfs:subClassOf erlaubt es, ganze Klassenhierarchien abzubilden 14(ausführlicher [HKRS08], S. 70ff). Gleichwohl verdeutlicht das einfache Beispielex:Schweinchenbau rdf:type ex:Universitaetsgebaeude .13 RDFS wird daher auch als leichtgewichtige (lightweight) Ontologiesprache bezeichnet ([HKRS08], S.67)14 Natürlich ist rdfs:subClassOf transitiv und reflexiv.


5.3 RDF und RDF Schema 73dass RDFS nicht explizit zwischen konkreten Individuen bzw. Instanzen undKlassenbezeichnern unterscheidet.Mit Hilfe von Properties lassen sich allgemeinere Relationen definieren, die ebenfallshierarchische Struktur aufweisen dürfen:ex:istVerwandtMit rdf:type rdf:Property .ex:istDirektVerwandtMit rdfs:subPropertyOf ex:istVerwandtMit .Eine Inferenzmaschine könnte - dank <strong>der</strong> Subproperty-Relation - nun bereits implizitesWissen schlussfolgern: So sind alle Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Klasse istDirektVerwandtMitauch im allgemeineren Sinne verwandt.Bezüglich <strong>der</strong> Subjekte und Objekte erlaubt RDFS, Typregeln vorzusehen (um imBeispiel zu bleiben, sollte es sich bei den Betroffenen um Menschen o<strong>der</strong> zumindestum Lebewesen handeln). Restriktionen auf dem Definitionsbereich werden dabei mitrdfs:domain, auf dem Wertebereich durch rdfs:range spezifiziert:ex:istVerwandtMit rdfs:range ex:Lebewesen .ex:istVerwandtMit rdfs:domain ex:Lebewesen .Die Einführung einer formalen Semantik (gewissermaßen die logische Dimensiondes Semantik-Begriffs, vgl. [HKRS08], S. 91) war die (schlagkräftige) Antwort aufden Hauptkritikpunkt an RDFS 15 (ausführlich [HKRS08], Kapitel 4). Dennoch bestehenweiterhin Unzulänglichkeiten, die den Nutzen von RDFS als Ontologiesprachebeschränken (vgl. hierzu [HKRS08], S. 126):• RDFS kennt keine disjunkten Klassen (Komplementbildung) und verhin<strong>der</strong>t damitdie Negation von Aussagen 16 ;• Schnitt und Vereinigung von Klassen lassen sich nicht realisieren;• RDFS sieht keine Kardinalitäten und Kardinalitätsbeschränkungen vor ( ”mindestensn“, ...);• Axiome von Properties (z. B. Reflexivität, Symmetrie, Transitivität) lassen sichnicht modellieren, son<strong>der</strong>n ergeben sich allenfalls inhärent aus <strong>der</strong> Subproperty-Hierarchie (s. o.)15 So war es auf Grund unterschiedlicher Interpretation desselben RDF-Dokuments möglich, dass zweiRDF-Datenspeicher auf identische Anfragen hin unterschiedliche Ergebnisse zurücklieferten.16 was sich - bei allen damit verbundenen Einschränkungen - in einem besseren Laufzeitverhalten vonSchlussfolgerungsalgorithmen nie<strong>der</strong>schlägt


74 5 Ontologien und Semantic Web5.4 OWLDie Ontologiesprache OWL (Web Ontology Language 17 ) hat seit 2004 den Statuseiner W3C Recommendation, verspricht u. a. in obigen Punkten Abhilfe und erlaubtes, umfangreichere und komplexere Zusammenhänge in Ontologien darzustellen.Im Rahmen <strong>der</strong> Standardisierung von OWL hat das W3C im Jahr 2004 drei Ausprägungen<strong>der</strong> Sprache vorgestellt, die sich hinsichtlich ihrer Ausdrucksmächtigkeit unterscheiden([HKRS08], S. 127):• OWL Full: Uneingeschränkte Nutzung aller OWL-Sprachelemente gemeinsammit RDF(S)-Sprachelementen; Möglichkeiten zur Metamodellierung 18 ;• OWL DL: Sprachelemente, die mit den Möglichkeiten <strong>der</strong> Beschreibungslogik(description logic, genauer <strong>der</strong> Prädikatenlogik 1. Stufe, PL-1) korrespondieren;• OWL Lite: Einfach zu implementierendes Sprachfragment - keine große Bedeutung([HKRS08], S.153).Der jeweilige Sprachumfang erfüllt die RelationOWL Full OWL DL OWL Lite.Insbeson<strong>der</strong>e sind nur OWL DL und OWL Lite entscheidbar, weshalb nur für dieseVarianten Reasoner mit vollständiger Unterstützung aufwarten. Es ist unwahrscheinlich,dass ein Reasoner jemals die Berechnung aller in OWL Full denkbaren Inferenzenbeherrschen wird 19 (vgl. [HKRS08], S. 152).Unter Entscheidbarkeit verstehen wir, dass alle vorstellbaren Anfragen an eineOntologie mit einem Algorithmus beantwortet werden können, <strong>der</strong> innerhalb endlicherZeit terminiert. Die damit für OWL DL (und Lite) verbundenen Einschränkungenlassen sich in [HKRS08] (S. 153) nachlesen.Die gegenüber RDFS höhere Ausdrucksstärke von OWL liegt hauptsächlich in <strong>der</strong>Verfügbarkeit logischer Konstruktoren begründet (siehe unten und [HKRS08], S. 135).Selbstredend kann hier auf die Sprachkonstrukte von OWL nur überblicksartigeingegangen werden. Eine umfangreiche Einführung gibt [HKRS08] (Übersicht S. 156f.).In OWL beschriebene Ontologien bestehen im Wesentlichen aus Klassen und Properties(auch Rollen genannt), die - an<strong>der</strong>s als in RDF(S) - unter Zuhilfenahme logischerKonstruktoren in komplexe Beziehung zueinan<strong>der</strong> treten können. Die Verfügbarkeit17 zur Entstehung des Akronyms vgl. [HKRS08], S. 12518 damit ist gemeint, dass eine Klasse die Instanz einer an<strong>der</strong>en Klasse sein kann19 Stichwort: P-NP-Problem <strong>der</strong> Theoretischen <strong>Informatik</strong>


5.4 OWL 75von Klassen sowie <strong>der</strong> Unterklassenrelation ist absolut elementar für das automatischeSchließen aus Wissensstrukturen, da nur so die Enthalten-Beziehung ( ”is-a“) adäquatabgebildet werden kann (vgl. [McG03]).5.4.1 KlassenKlassenbeziehungenOWL kennt zwei zueinan<strong>der</strong> disjunkte Basisklassen, owl:Thing und owl:Nothing, wobeiowl:Thing alles enthält. Die ”Mutter“ aller OWL-Klassen ist owl:Class und ihrerseitsUnterklasse von rdfs:Class 20 . Eigene Klassendefinitionen sind von <strong>der</strong> Formo<strong>der</strong> kürzerDie Bildung von Unterklassen entspricht <strong>der</strong> Vorgehensweise in RDFS:Weitere Beziehungen zwischen Klassen können mit folgenden Konstrukten modelliertwerden:• owl:disjointWith: Markiert zwei Klassen als disjunkt. Bei <strong>der</strong> Inferenz folgtdaraus, dass eine Instanz <strong>der</strong> einen Klasse keinesfalls auch Instanz <strong>der</strong> an<strong>der</strong>enKlasse sein kann.• owl:equivalentClass: Markiert zwei (o<strong>der</strong> mehr) Klassen als äquivalent, d. h.nur dem Klassenbezeichner nach verschieden. Damit gilt inhärent, dass eine Instanz<strong>der</strong> einen Klasse automatisch auch Instanz <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Klasse(n) ist. (DieselbeSemantik ließe sich auch erreichen, indem die beteiligten Klassen als Unterklassenaller an<strong>der</strong>eren Klassen ausgezeichnet werden. Durch die wechselseitigeInklusion folgt die Äquivalenz.)20 Das genaue Verhältnis <strong>der</strong> beiden ist je nach OWL-Sprachebene verschieden, dazu sei auf die W3C-Spezifikationen und auf [HKRS08], S. 151ff. verwiesen


76 5 Ontologien und Semantic WebLogische KonstruktorenDie Verfügbarkeit logischer Konstruktoren auf Klassen erst hebt die Ausdrucksstärkevon OWL deutlich über diejenige von RDFS. Zu Gunsten <strong>der</strong> Berechnungskomplexitätbeim Reasoning ist ihre Verwendung in OWL Lite eingeschränkt (vgl. [HKRS08], S.153f.).Bekanntlich entsprechen die mengentheoretischen Operationen Konjunktion (Vereinigung),Disjunktion (Schnitt) und Negation (Komplement) den logischen Ausdrückenund, o<strong>der</strong> bzw. nicht. OWL bietet hierzu• owl:intersectionOf: Konjunktion,• owl:unionOf: Disjunktion,• owl:complementOf: Negation.Die Open World Assumption (OWA)OWL liegt die Annahme einer ”offenen Welt“ zu Grunde: Die Entwickler (und damitnatürlich alle OWL-Werkzeuge, insbeson<strong>der</strong>e Inferenzmaschinen) gehen davon aus,dass jede (durch eine Ontologie repräsentierte) Wissensbasis potentiell unvollständigist (aussagekräftige Beispiele z. B. in [HKRS08], S.145ff.).Wenn man so will, sind sich die Ontologen in guter sokratischer Tradition <strong>der</strong>Endlichkeit des ihnen zugänglichen Informationsgehalts bewusst:Ich weiß, dass ich nicht(s) weiß.“”Diese Sicht <strong>der</strong> Welt passt zum Charakter des WWW, wo bestehende Informationbeständig mit weiterem Wissen 21 ergänzt wird, durch dessen Kenntnis Sachverhalteeine neue, abweichende Bewertung erhalten können.Beispiel.Seien mit einer Ontologie O lediglich die beiden Aussagenüber Klassenzugehörigkeiten getroffen, so wäre die Schlussfolgerung, dass es sichbei Sokrates um einen <strong>Informatik</strong>er handele/gehandelt hätte, we<strong>der</strong> wahr, noch falsch,son<strong>der</strong>n (auf alleiniger Basis obiger Informationen) schlichtweg unzulässig.21 und Halbwissen


5.4 OWL 77In unserem Kontext eng verbunden mit <strong>der</strong> OWA ist die Möglichkeit <strong>der</strong> situationsabhängigenEinbindung bestehen<strong>der</strong> (o<strong>der</strong> vielleicht auch erst entstehen<strong>der</strong>)frem<strong>der</strong> Ontologien, die sich dabei durchaus dem selben Inhaltsbereich widmen können.Nebenbemerkung: Sofern (z. B. im Rahmen eines ”tertium non datur“-Dogmas) notwendig,hält OWL die sogenannten abgeschlossenen Klassen bereit, um Exhaustivitätdoch noch abbilden zu können.5.4.2 IndividuenIndividuen entsprechen in OWL Instanzen von Klassen. Das W3C verwendet beideBegriffe synonym. Die Instantiierung erfolgt mitBeziehungen lassen sich nicht nur zwischen Klassen, son<strong>der</strong>n auch zwischen Individuenherstellen: So stellt owl:sameAs klar, dass hinter zwei o<strong>der</strong> mehr Bezeichnerndasselbe Individuum steht. Das entsprechende Gegenstück ist owl:differentFrom.5.4.3 RollenDer Begriff <strong>der</strong> Rollen steht stellvertretend für OWL-Properties. Analog zur Genealogie<strong>der</strong> OWL-Klassen sind Rollen stets Unterklassen von rdf:Property. Man unterscheidet([HKRS08], S. 130)• abstrakte Rollen, die Individuen mit Individuen verbinden, und• konkrete Rollen, die Individuen mit Datenwerten (also Elementen von XML-Datentypen) verbinden.Dabei sei die Wahl des Wortes ”verbinden“ hervorgehoben: Die ”Wirkrichtung“ <strong>der</strong>Verbindung hängt dabei von gewissen Rollenbeziehungen ab.Beispiele für Rollen wärenRollenbeziehungenRollen können verschiedene Beziehungen miteinan<strong>der</strong> eingehen. Impliziert beispielsweiseeine allgemein gehaltene Rolle die Bedeutung einer spezifischeren (Subsumption), sosollte letztere als Unterrolle modelliert werden:


78 5 Ontologien und Semantic WebZueinan<strong>der</strong> inverse Rollen lassen sich mit owl:inverseOf kennzeichnen, währendowl:equivalentProperty die Äquivalenz zweier Rollen beschreibt. So könnte man z.B. hatKlausurBestanden und bekommtSchein als äquivalente Rollen modellieren.Anmerkung: Es ist gute Praxis, dass Unterrollen transitiver Rollen nicht transitivsind ([Sta06], S. 1586). Ein Beispiel unter vielen wäre istVorfahreVon undistDirekterVorfahreVon.RolleneigenschaftenDie Bezeichnung ”Eigenschaften“ ist wegen <strong>der</strong> Verwechselbarkeit mit demübergeordneten Begriff <strong>der</strong> OWL-Properties (die synonym als Rollen bezeichnetwerden) ungünstig gewählt, soll aber aus Gründen <strong>der</strong> Konsistenz zur Fachliteraturbeibehalten bleiben.Wie aus RDFS bekannt, lassen sich auch in OWL Definitions- und Wertebereicheiner Rolle einschränken:Weitere Rolleneigenschaften sind• Transitivität: Verbindet eine Rolle die Individuen A und B sowie B und C, soverbindet sie gleichsinnig auch A und C.Eine weitere klassische transitive Rolle ist istVoraussetzungFuer.• Symmetrie: Verbindet eine Rolle die Individuen A und B, so verbindet sie inidentischer Bedeutung B und A.• Funktionalität: Verbindet eine Rolle die Individuen A und B sowie A und C,so bezeichnen B und C dasselbe Individuum 2222 In meinem (in Kürze veralteten) Beispiel schreibe ein Schüler seine Facharbeit in genau einem bestimmtenFach. Zur Verdeutlichung sind domain und range spezifiziert.


5.4 OWL 79Man bezeichnet eine Rolle R als invers funktional (ausgedrückt durch&owl;InverseFunctionalProperty), wenn die zu R inverse Rolle R −1 funktionalist (im Beispiel wäre also istFacharbeitsFachVon invers funktional).RolleneinschränkungenEigenschaften können mit owl:[minCardinality|maxCardinality|cardinality] inihrer Kardinalität eingeschränkt werden. Die Notation erfolgt durch Definition eineranonymen Unterklasse von owl:Restriction:5Mit someValuesFrom bzw. allValuesFrom lassen sich weitergehende Aussagentreffen. Diesbezüglich sei auf [HKRS08], S. 139ff. und allgemein vertiefend auf diehervorragende OWL-Referenz des W3C 23 verwiesen.Mittlerweile gibt es eine W3C Member Submission“ für OWL 1.1 24 unter Fe<strong>der</strong>führungvon Boris Motik, in <strong>der</strong> OWL-DL auf einer ausdrucksstärkeren Beschrei-”bungslogik (SROIQ) basiert. OWL 1.1 (mitunter auch als kommende Version OWL2.0 bezeichnet) sieht unter an<strong>der</strong>em Konstrukte wie irreflexive Rollen vor (diese würdenbeispielsweise benötigt, um im Falle von istVerheiratetMit logisch ausschließen zukönnen, dass ein Individuum mit sich selbst verheiratet ist).5.4.4 Weitere KonstrukteNamensräumeNamensräume (Namespaces) haben wir bereits im Zusammenhang mit XML kennengelernt.Im Grunde genommen weisen sie einer Ontologie ein Präfix zu (im Beispiel:23 http://www.w3.org/TR/owl-ref/#Restriction24 http://www.w3.org/Submission/2006/10/


80 5 Ontologien und Semantic Webkw), um Namenskonflikte zu vermeiden. Dieses Präfix hat zusätzlich abkürzendeFunktion, sobald auf Elemente <strong>der</strong> jeweiligen Ontologie verwiesen wird.Beispiel.xmlns:kw="http://ddi.in.tum.de/fileadmin/material/Staller/Ontologien/Konzeptuelles_Wissen.owl#"ImportAn<strong>der</strong>e OWL-Ontologien lassen sich mit Hilfe von owl:imports einbinden und werdendann so behandelt, als seien sie unmittelbarer Bestandteil <strong>der</strong> einbindenden Ontologie.Auf diese Weise können auch entfernte Ontologien referenziert werden, die voneinem Webserver vorgehalten werden.Beispiel.5.4.5 Exemplarische WerkzeugeZur Behandlung <strong>der</strong> technischen Aspekte einer Ontologiesprache wie OWL bietensich zwei Wege an: So kann wahlweise eine detaillierte und formale Beschreibung vonAufbau und Syntax erfolgen, wie es in <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit <strong>der</strong> Fall ist. Alternativkann man sich einer Vorstellung <strong>der</strong> z. T. sehr komfortablen Werkzeuge widmen,welche einen Umgang mit den Ontologien ermöglichen und von tieferliegenden Ebenen(wie z. B. XML) abstrahieren. (Gleichwohl bin ich <strong>der</strong> Meinung, dass ein fundierterÜberblick über den schichtenartigen Aufbau von OWL - im Sinne eines ”Blicks hinterdie Kulissen“ - letzten Endes besser geeignet sein dürfte, ein tieferes Verständnis zuwecken. So sollte m. E. die Arbeit mit Werkzeugen i. w. S. nicht den Blick auf denstrukturellen Aufbau des ”Werkstücks“ verschließen, son<strong>der</strong>n lediglich den täglichensachkundigen Umgang damit erleichtern.)Da ich die technischen Zusammenhänge in den vorangegangenen Abschnitten bereitsausführlich dargestellt habe, möchte ich mich nun bezüglich <strong>der</strong> Werkzeuge aufdie exemplarische Vorstellung zweier Produkte beschränken, die auch bei <strong>der</strong> Erstellung<strong>der</strong> vorliegenden Arbeit zum Einsatz gekommen sind. Hinzu kommt, dass für dieeinschlägigen Softwarelösungen in aller Regel eine umfangreiche Dokumentation vonEntwicklerseite vorliegt.


5.4 OWL 81Protégé-OWLMit Protégé 25 steht ein leistungsfähiger und ausgereifter Open-Source-Editor zurErstellung, Wartung und Pflege von Ontologien zur Verfügung. Protégé wurde an<strong>der</strong> University of Stanford entwickelt. Durch die Implementierung in Java wirdPlattformunabhängigkeit gewährleistet. Der Editor liegt mittlerweile in Version 4.0(Beta) vor.Protégé ermöglicht die bequeme Modellierung von Klassen, Individuen und Rollensowie die Bearbeitung von konkreten Eigenschaften. Dank <strong>der</strong> Möglichkeit, unmittelbarmit einem Reasoner zu kommunizieren, lässt sich die Konsistenz von Ontologienquasi on-the-fly überprüfen. Die Kommunikation erfolgt über ein standardisiertesTCP-Protokoll, d. h. <strong>der</strong> Reasoner kann durchaus auf einem entfernten Rechnerlaufen. Insofern ist es durchaus angebracht, bei Protégé von einer Art integriertenEntwicklungsumgebung (IDE) zu sprechen.Auf <strong>der</strong> Projekt-Homepage stehen umfangreiche Tutorials und How-Tos für den Umgangmit Protégé bereit, auf die an dieser Stelle verwiesen sei.PelletBei Pellet 26 handelt es sich um eine hochperformante Inferenzmaschine (Reasoner) zumautomatischen Schließen impliziten Wissens aus OWL-Ontologien. Pellet unterstützt(<strong>der</strong>zeit als einziger Reasoner) den gesamten Sprachumfang von OWL DL ([HKRS08],S. 155).Neben frei verfügbaren Lösungen werden auch kommerzielle Reasoner angeboten.Zu den bekanntesten dürften Racer Pro 27 und Cerebra 28 gehören.Mit KAON2 29 bietet die Universität Karlsruhe einen neuartigen OWL-Reasoner an,<strong>der</strong> mit annähernd allen Features von OWL DL umzugehen weiß.5.4.6 Aktuelle EntwicklungenDerzeit in Entwicklung befindlich ist eine Neuauflage <strong>der</strong> Web Ontology Language,OWL 2.0. Neben ”syntaktischem Zucker“, <strong>der</strong> nur die vereinfachende Abkürzung vonSchreibweisen erlaubt, ansonsten aber keine neue Funktionalität mit sich bringt, hatdas W3C etliche Vorschläge aufgegriffen, welche die Ausdrucksmächtigkeit von OWL2.0 über die von OWL DL heben. Einige m. E. beson<strong>der</strong>s interessante Erweiterungensind 3025 http://protege.stanford.edu/26 http://pellet.owldl.com/27 http://www.racer-systems.com/28 http://www.cerebra.com/29 http://kaon2.semanticweb.org30 vollständige Abhandlung: http://www.w3.org/2007/OWL/wiki/New_Features_and_Rationale


82 5 Ontologien und Semantic Web• Property Chains. Durch die Verkettung von OWL-Properties wird es möglichsein, aus <strong>der</strong> Kette hasParent o hasBrother die Relation hasUncle abzuleiten.Derartige Inferenzen waren bisher nur durch das Hinzufügen separater Regeln (z.B. in SWRL) möglich (vgl. [Bra06], S. 42). Bei den Property Chains handelt essich um eine sehr mächtige Ergänzung.• Neue Property-Eigenschaften. OWL 2.0 erlaubt es, (a)symmetrische,(ir)reflexive und disjunkte Eigenschaften zu spezifizieren (niemand ist sein eigenerBru<strong>der</strong>).• Qualifizierte Kardinalitäten. Mit OWL 2.0 ist es möglich, Kardinalitätsrestriktionenvon Properties auf bestimmte Klassen zu beziehen.• Erweiterungen im Bereich unärer und n-ärer Datentypen. So lässt sichnun die (anonyme) Klasse aller Ehefrauen bilden, die älter sind als ihr Gatte(Beispiel übernommen aus dem Link).Die in <strong>der</strong> Fußnote angegebene URL beschreibt zusätzlich knapp 20 use cases, dievon diesen und an<strong>der</strong>en Neuerungen Gebrauch machen.Passend zur fortschreitenden Evolution von OWL befindet sich die Version 4.0 desOWL-Editors Protégé <strong>der</strong>zeit im Beta-Status. Protégé 4.0 wird den gesamten Sprachumfangvon OWL 2.0 unterstützen. Die Oberfläche erfor<strong>der</strong>t beim Umstieg von <strong>der</strong>Vorgängerversion etwas Eingewöhnung, jedoch konnte <strong>der</strong> Autor bei entsprechendenTests gegenüber Protégé 3.3 einen deutlich flüssigeren Programmablauf und ein stabileresVerhalten verzeichnen, was vermutlich u. a. auf eine effizientere Speicherverwaltungzurückzuführen ist. Die GUI ist konsequent tab- und panelbasiert und in hohem Maßean die Bedürfnisse des Entwicklers anpassbar. Eine weitere wichtige Errungenschaftbesteht darin, endlich mehrere Ontologien gleichzeitig geöffnet halten zu können. DieProjekt-Homepage <strong>der</strong> Universität Stanford gibt einen kompakten Überblick 31 über dieneuen Features.31 http://protegewiki.stanford.edu/index.php/Protege4Features


836 Didaktische OntologienIn den vergangenen Jahren entstanden im <strong>Fachgebiet</strong> mehrfach Arbeiten, die thematischim engeren Umfeld <strong>der</strong> vorliegenden Aufgabenstellung anzusiedeln sind.Nachdem es sich bei <strong>der</strong> Idee des Semantic Web und insbeson<strong>der</strong>e bei <strong>der</strong> Fragenach Einsatzmöglichkeiten für Ontologien im Bereich E-Learning um recht jungeDisziplinen handelt, betritt man auf diesem Gebiet immer wie<strong>der</strong> unversehens Neuland.Daher stelle ich nun einige <strong>der</strong> bestehenden Werke vor und nehme anschließend zu<strong>der</strong>en Relevanz für die vorliegende Arbeit Stellung.6.1 Ontologiebasierte Integration von bereichsspezifischemWissen und Fragen <strong>der</strong> Voraussetzungsanalyse6.1.1 VorüberlegungenAlexan<strong>der</strong> Staller hat mit seinem Paper ”Merging domain knowledge and task analysisin an Ontology“ ([Sta06]) und den zugehörigen OWL-Ontologien wichtige Vorarbeitfür die Klassifikation von Lernzielen geleistet.Staller sieht Defizite vorhandener Ansätze in zwei Bereichen ([Sta06], S. 1585):1. Sie fassen Lernmaterialien als Konzepte auf, die über Relationen miteinan<strong>der</strong>verknüpft sind. Aus <strong>der</strong> Perspektive des Instructional Design verfügen Konzeptejedoch nicht über die didaktische Präzision, um Lehr-Lernprozesse begleitenund <strong>der</strong>en Erfolg überprüfen zu können. Vielmehr ist es wünschenswert, je<strong>der</strong>zeitfeststellen und angeben zu können, welche Fähigkeiten und Fertigkeiten sich Lernendehinsichtlich eines konkreten Konzeptes bereits angeeignet haben. Lernzieleblicken also (insbeson<strong>der</strong>e bei Einordnung in eine Taxonomie) multiperspektivischauf ein bestimmtes Konzept.2. Der Prozess des Instructional Design sieht ausdrücklich eine Phase <strong>der</strong>Bedingungs- und Voraussetzungsanalyse vor. Diese erfolgt im Blick auf angestrebteLernergebnisse (learning outcomes).Erklärtes Ziel Stallers ist die Zusammenführung bereichsspezifischen Wissens mitden Ergebnissen entsprechen<strong>der</strong> Analysen in einer OWL-Ontologie.Der erstgenannten Problematik begegnet er durch die Einführung <strong>der</strong> Lernzieltaxonomienach An<strong>der</strong>son und Krathwohl, die den Begriff des Konzepts unter didaktischen


84 6 Didaktische OntologienGesichtspunkten aufbricht und - unter Einbeziehung mo<strong>der</strong>ner kognitionspsychologischerErkenntnisse - eine Klassifikation von Lernzielen hinsichtlich <strong>der</strong> kognitivenDimension wie <strong>der</strong> Wissensdimension erlaubt.Die Voraussetzungsanalyse als zweite Komponente integriert Staller, indem er <strong>der</strong>Learning Task Analysis von Smith and Ragan (2005) folgt, welche gleichermaßen• eine Analyse <strong>der</strong> intendierten bzw. erwarteten Informationsverarbeitungsprozessebei den Lernern (welche Schritte sind auf geistiger Ebene nötig, um das Lernzielzu erreichen?)• eine Analyse <strong>der</strong> Voraussetzungen und Abhängigkeiten zwischen den einzelnenLernzielenfür eine sinnvolle Formulierung von Lernzielen für nötig erachtet.Auch müssen im Rahmen dieser Tätigkeit Instrumente identifiziert werden (Assessment),mit <strong>der</strong>en Hilfe sich objektiv feststellen lässt, ob die jeweils intendiertenLernziele erreicht wurden.Für die Verschmelzung bereichsspezifischen Wissens und <strong>der</strong> Voraussetzungsanalysestellt Staller jeweils separate OWL-Ontologien vor. Durch die Modularisierung voneigenständigen didaktischen Modellen ist die Konsistenz insbeson<strong>der</strong>e hinsichtlich <strong>der</strong>zum Teil in unterschiedlicher Bedeutung gebrauchten Begrifflichkeiten sichergestellt.In OWL wird die Modularität durch die Verwendung von Namensräumen (z. B. AK fürAn<strong>der</strong>son-Krathwohl, SR für Smith und Ragan) erreicht.An Beispielen aus den Bereichen Mengenlehre und Theoretischer <strong>Informatik</strong>expliziert Staller seine Vorstellung von <strong>der</strong> Organisation konzeptuellen Wissens inOntologien.Hinsichtlich <strong>der</strong> Repräsentation <strong>der</strong> Zusammenhänge in OWL ergibt sich einetechnische Schwierigkeit. Staller repräsentiert in seinem Paper Konzepte als Individuen,während diese in OWL in <strong>der</strong> Regel als Klassen aufgefasst werden. Wie wirim entsprechenden Abschnitt gesehen haben, beziehen sich OWL-Properties stets aufIndividuen. Nachdem es in OWL DL nicht zulässig ist, eine Klasse als Individuum (d.h. als Instanz einer an<strong>der</strong>en Klasse) aufzufassen, wäre <strong>der</strong> benötigte Sprachumfang(Stichwort: Metamodellierung) erst in OWL Full enthalten und die Ontologien damitnicht mehr entscheidbar. Noy ([Noy05]) hat in eingängiger Weise mehrere Wege zurAbhilfe vorgestellt, die - zwangsläufig - allesamt gewisse Vorteile und Einschränkungenmit sich bringen. Aus Platzgründen sei <strong>der</strong> interessierte Leser auf die einschlägigeWorking Group Note 1 verwiesen.1 http://www.w3.org/TR/swbp-classes-as-values/


6.1 Ontologiebasierte Integration von bereichsspezifischem Wissen und Fragen <strong>der</strong>Voraussetzungsanalyse85Im Hinblick auf einen fruchtbaren Einsatz von Ontologien in E-Learning-Umgebungen ist Entscheidbarkeit ein hohes Gut. Staller schlägt daher vor, Konzeptein einer gewissermaßen parallelisierten Weise sowohl als Klasse, als auch als Individuumzu modellieren. Er weist darauf hin, dass die Unterkonzeptrelation ( ”is-a“)ihre Entsprechung dann in <strong>der</strong> Bildung von Unterklassen findet, während es diegleichzeitige Repräsentation als Individuen ermöglicht, Konzepte unabhängig von <strong>der</strong>Klassenhierarchie mit OWL-Properties zu verknüpfen. Bei den Ausführungen zurtechnischen Umsetzung komme ich hierauf zurück.Abschließend verweist Staller darauf, dass die Wie<strong>der</strong>verwendbarkeit von Lernmaterialienuntrennbar mit <strong>der</strong> Annotation sinnvoller Metadaten verbunden ist ([Sta06],S. 1588f.). Um das Spannungsfeld zwischen <strong>der</strong> Kontextunabhängigkeit von LOsund dem Bedarf zur Berücksichtigung situativer Bedingungen zu entschärfen (wennauch nicht aufzulösen), ist seiner Meinung nach bei <strong>der</strong> Modularisierung von Lernmaterialgrundsätzlich darauf zu achten, verschiedene Grade von Granularität vorzusehen.Unter Verweis auf das Autodesk Learning Object Content Model unterscheidet StallerInformationsobjekte (die einen Sachverhalt konkretisieren) und Lernobjekte (die einKonglomerat von Informationsobjekten repräsentieren und genau einem Lernzieldienen). Das im Paper vorgestellte Modell lässt die Annotation bei<strong>der</strong> Objekttypenzu.Zusammenfassend lässt sich also feststellen:1. Metadaten von Lernobjekten müssen Information über <strong>der</strong>en Abhängigkeitenvon an<strong>der</strong>en Lernobjekten enthalten. Staller schlägt vor, jedes Lernobjekt inForm von mindestens einem instructional objective zu beschreiben. Aus <strong>der</strong>enAbhängigkeiten ergeben sich sodann mögliche Lernpfade.2. Die ersten drei Kategorien (Faktenwissen, begriffliches und prozedurales Wissen)<strong>der</strong> Taxonomie nach An<strong>der</strong>son et al. bilden eine Art Schnittstelle für bereichsspezifischesWissen. Auf diese Weise können fremde Ontologien, die dieser Klassifikationfolgen, problemlos in die vorliegende Lernzielontologie eingebunden werden.3. Um sowohl eine is-a- wie eine has-a-Relation zur Verfügung zu haben (und dabeiin OWL DL zu bleiben, s. o.), werden Konzepte als Klassen und als Individuen(Instanzen) aufgefasst und modelliert. Konkret ist Stallers Vorgehen mit demvierten Denkansatz von Noy zu vergleichen.4. Ein Konflikt konkurrieren<strong>der</strong> Definitionen wird dadurch vermieden, dass diesein separaten Ontologien eingebettet werden, von denen <strong>der</strong> Nutzer sich je nachBedarf bzw. Wunsch für eine entscheidet.Seinen im FORMATEX-Paper beschriebenen Ansatz baut Staller zu einem formalenOWL-Modell aus, welches nun auszugsweise beschrieben sei.


86 6 Didaktische Ontologien6.1.2 <strong>Technische</strong> UmsetzungStallers anspruchsvolles Paper [Sta06] geht in sehr komprimierter Form auf dieÜberlegungen und Entscheidungen ein, welche dem Entwurf und <strong>der</strong> Modellierungzugrundeliegen. Zu den Ontologien selbst liegt (über rdfs:comment hinaus) keineDokumentation vor, was den Einstieg in die durchdachte und komplexe KonstruktionStallers stark erschwert. Ich werde daher nun überblicksartig die technischen Detailsund Zusammenhänge <strong>der</strong> zentralen Ontologien vorstellen.Aus Platzgründen können nicht alle von Staller vorgesehenen Ontologien beleuchtetwerden. So sei z. B. bezüglich <strong>der</strong> Realisierung <strong>der</strong> Prozessanalyse nach Smith andRagan auf die OWL-Quellen bzw. <strong>der</strong>en Anschauung in einem OWL-Editor wie Protégéverwiesen.An<strong>der</strong>son cognitive process.owlDie beiden Dimensionen <strong>der</strong> Taxonomie modelliert Staller in zwei separaten Ontologien.Die korrespondierende Ontologie für den kognitiven Prozess enthält die DateiAn<strong>der</strong>son cognitive process.owl, wobei die sechs kognitiven LernzielkategorienUnterklassen von Cognitive process darstellen (vgl. Klassendiagramm).Über die Eigenschaft owl:disjointWith wird die paarweise Verschiedenheit dieserUnterklassen abgebildet. Die Klasse Cognitive process wird als Äquivalent zurDisjunktion einer aus den sechs kognitiven Kategorien bestehenden OWL-Collectiondefiniert. Zusammengenommen gehört ein Lernziel somit stets genau einer Kategoriean.Bei <strong>der</strong> Bezeichnung <strong>der</strong> Klassen bemüht Staller konsequent alphanumerischePräfixe, was aus technischer Sicht eher kosmetische Gründe hat (so erscheinen dieKlassen dadurch in Protégé in <strong>der</strong> Reihenfolge ihrer taxonomischen Stufung).Ausgehend von den Hauptkategorien erzielt Staller durch die Abbildung <strong>der</strong> vonAn<strong>der</strong>son et al. identifizierten Subkategorien (vgl. [AKA01], S. 31 und S. 63ff.) nocheine feinere Granularisierung. Dies verdeutlicht das Klassendiagramm (Abbildung 6.1beispielhaft an <strong>der</strong> kognitiven Kategorie ”Un<strong>der</strong>stand“. Auch die Elemente dieser Unterhierarchienwerden sinnvollerweise als paarweise disjunkt gekennzeichnet.Zusätzlich annotiert Staller zu den Elementen <strong>der</strong> Unterhierarchien mit Hilfe vonmeta:hasPatternPart jeweils einige Verben (Patterns), die ebenfalls die Zugehörigkeitzur entsprechenden Kategorie nahe legen (im Fall von ”Classifying“ sind dies z. B. ”Subsuming“und ”Categorizing“). Diese finden ihre Entsprechung in <strong>der</strong> Angabe synonymerVerben bei An<strong>der</strong>son et al.


6.1 Ontologiebasierte Integration von bereichsspezifischem Wissen und Fragen <strong>der</strong>Voraussetzungsanalyse87Cognitive_process_1_Remember _2_Un<strong>der</strong>stand _3_Apply _4_Analyze _5_Evaluate _6_Create_2.1_Interpreting _2.2_Exemplifying _2.3_Classifying _2.4_Summarizing _2.5_Inferring _2.6_Comparing _2.7_ExplainingAbbildung 6.1: Kognitive Prozessdimension als Klassenhierarchie bei StallerAn<strong>der</strong>son knowledge.owlWie die Dateibezeichnung bereits vermuten lässt, bildet diese Ontologie die Wissensdimensionab. Ganz analog zu obiger Vorgehensweise modelliert Staller die viereinschlägigen Wissenskategorien als disjunkte und exhaustive 2 Unterklassen vonKnowledge.Mit <strong>der</strong> analogen Explikation <strong>der</strong> Kategorien (z. B. AA Knowledge of terminologyund AB Knowledge of specific details and elements als Unterklassen vonA Factual knowledge) folgt Staller unmittelbar An<strong>der</strong>son und Krathwohl (vgl.[AKA01], Kapitel 4, speziell S. 266, Fig. 15.1). Somit ergibt sich ein ähnliches Bild wiebei <strong>der</strong> Abbildung <strong>der</strong> Wissensdimension in OWL, welches daher und in Anbetracht<strong>der</strong> etwas unhandlichen Klassenbezeichner an dieser Stelle nicht als Diagrammwie<strong>der</strong>gegeben werde.Staller nutzt das Konstrukt rdfs:comment, um die Klassen mit einer menschenlesbarentextuellen Beschreibung <strong>der</strong> jeweiligen Intentionen von An<strong>der</strong>son et al. auszustatten.An<strong>der</strong>son objective.owlDiese Ontologie bringt den Begriff des Lernziels ins Spiel und damit die beidenDimensionen <strong>der</strong> Lernzieltaxonomie zusammen. Dementsprechend werden die relevantenOntologien mit Hilfe von owl:imports eingebunden. Dank <strong>der</strong> einleitendenDeklaration entsprechen<strong>der</strong> XML-Namespaces (xmlns) kann die Referenzierung dort2 damit ist gemeint, dass die Schnittmenge je zweier Unterklassen leer ist und die Vereinigung allerUnterklassen im Sinne von owl:equivalentClass äquivalent zur Klasse Knowledge ist


88 6 Didaktische Ontologienbefindlicher Klassen in verkürzter Schreibweise erfolgen.Staller modelliert die allgemeine Klasse Objective, von <strong>der</strong> die (disjunkten undexhaustiven) Unterklassen• Global objective,• Instructional objective und• Instructional objectiveabstammen (vgl. [AKA01], S. 15-17). Auf die wichtigsten Eigenschaften konkreterInstanzen <strong>der</strong> Unterklassen von Objective gehe ich kurz ein.OWL-Property Eigenschaft Domain Rangehas cognitive process funktional Objective Cognitive processhas knowledge funktional Objective Knowledgehas subobjective transitiv Objective Objectivehas direct subobjective - Objective Objectivehas statement - Objective xsd:stringEs leuchtet unmittelbar ein, dass die Spezialisierung has direct subobjective eine(nichttransitive) Subproperty von has subobjective ist.Konzeptuelles Wissen.owlDiese Ontologie modelliert Konzepte nebst den Beziehungen, welche sie untereinan<strong>der</strong>eingehen können.Ausgehend von <strong>der</strong> Klasse Konzept unterscheidet Staller die Unterklassen• Grundkonzept,• Grundkonzept mit Eigenschaft und• Zusammengesetztes Konzept.Zusammengesetzte Konzepte können auf Basis <strong>der</strong> Unterklassen Und, O<strong>der</strong> undNicht instantiiert werden, <strong>der</strong>en Bezeichnung an die Bedeutung <strong>der</strong> entsprechendenlogischen Operatoren erinnern soll.Zentraler Begriff ist im konzeptuellen Zusammenhang das Begriffsnetz, welchesStaller als gleichnamige Klasse modelliert. Begriffsnetze bestehen aus Knoten und


6.1 Ontologiebasierte Integration von bereichsspezifischem Wissen und Fragen <strong>der</strong>Voraussetzungsanalyse89Kanten, was durch die beiden OWL-Properties hat Knoten und hat Kante ausgedrücktwird. Knoten eines Begriffsnetzes kann jedes Individuum <strong>der</strong> OWL-KlassenKonzept und Instanz sein, während Kanten einerseits eine Beziehung zwischenKonzepten (bzw. Instanzen) ausdrücken können, o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>erseits auf ein Argumenteines Konzepts (einer Instanz) verweisen.OWL-Property Eigenschaft Domain Rangehat Knoten - Begriffsnetz Konzept ⊓ Instanzhat Kante - Begriffsnetz Beziehung ⊓ Hat ArgumentNun wird die bereits an an<strong>der</strong>er Stelle angesprochene Dualität zwischen Klassenund Instanzen deutlich, ohne die es nicht möglich wäre, die beabsichtigten Zusammenhängemit <strong>der</strong> Ausdrucksmächtigkeit von OWL DL abzubilden: Jedes Konzept Kdes jeweiligen Wissensbereiches wird stets• als OWL-Instanz K <strong>der</strong> OWL-Klasse Konzept (bzw. Grundkonzept etc.) und• als OWL-Klasse (!) Instanz von K, die genau diese beigeordnete Instanz enthältangelegt. Staller sieht die beiden zueinan<strong>der</strong> inversen OWL-Properties hat Instanzund ist Instanz von vor, um die beiden Realisierungen eines konkreten Konzeptsaufeinan<strong>der</strong> beziehen zu können. Um den Zusammenhang zu verdeutlichen, betrachteman nachfolgende Tabelle.OWL-Property Eigenschaft Domain Rangehat Instanz - Konzept Instanzist Instanz von - Instanz KonzeptDamit befinde(t|n) sich in <strong>der</strong> OWL-Klasse Instanz von K also genau die Instanz(en)<strong>der</strong> OWL-Klasse Instanz, <strong>der</strong>en ObjectProperty ist Instanz von auf dieOWL-Instanz K zeigt. Wie unmittelbar ersichtlich wird, leistet geeignete Schriftsetzungeinen wichtigen Beitrag, um die unterschiedliche Bedeutung <strong>der</strong>selben Begriffein verschiedenen Kontexten zu unterstreichen: So werden wir es nachfolgend mehrfachmit OWL-Klassen zu tun haben, die Bezeichner <strong>der</strong> Form Instanz von XXX tragen.Noy ([Noy05]) hat fünf Wege vorgestellt, OWL-Klassen als Werte von OWL-Properties einzusetzen. Ihr erster Vorschlag beschreibt die ”native“ Vorgehensweise.Diese ist sicherlich am elegantesten, wird aber mit dem Nachteil erkauft, dass dieOntologie die Ausdrucksmächtigkeit von OWL DL übersteigt. Die von Staller gewählteStrategie ist mit dem vierten Lösungsansatz von Noy vergleichbar. Dieser zeichnet sichgegenüber den an<strong>der</strong>en ”Auswegen“ dadurch aus, dass OWL-DL-Reasoner in <strong>der</strong> Lagesind, Schlüsse aus <strong>der</strong> Unterklassenrelation (is-a) zu ziehen.


90 6 Didaktische OntologienBeziehungen zwischen Konzepten spielen eine wichtige Rolle. Die erläuterte Dualitätbleibt nicht ohne Folgen für die Realisierung: So sieht Staller alle gewünschten Beziehungensowohl auf Klassenebene, als auch als OWL-Properties (für die Individueno<strong>der</strong> Instanzen) vor, um beide Repräsentationen von Konzepten gleichermaßen undkonsistent (!) ”bedienen“ zu können.Widmen wir uns zunächst den Beziehungen auf Klassenebene, d. h. zwischen alsKlassen modellierten Konzepten. Wie aus obigen Ausführungen zu den OWL-Propertiesersichtlich wird, entsprechen Beziehungen zwischen als Klassen modellierten Konzeptenim Begriffsnetz den Kanten (vgl. Wertebereich von hat Kante). Solche Beziehungen(unterschiedlicher Bedeutung) sind daher Instanzen <strong>der</strong> Klasse Beziehung bzw. vielmehreiner ihrer Unterklassen (z. B. Domaenenspezifische Beziehung. (All diese Klassenwerden OWL-seitig als gerichtete binäre Relationen (DIRECTED BINARY RELATIONs)verstanden.) Staller sieht vor:• Domaenenspezifische Beziehung: Eine Beziehung, die spezifisch für den jeweiligenWissensbereich ist;• Ist aequivalentes Konzept zu: Im Wesentlichen identisch mitIst synonym zu;• Ist direktes Unterkonzept von: Drückt aus, dass ein Konzept einem an<strong>der</strong>endirekt untergeordnet ist;• Ist synonym zu: Drückt aus, dass zwei Konzepte bis auf ihre Bezeichnungäquivalent sind.Man erlaube mir eine kurze Nebenbemerkung, die u. U. in <strong>der</strong> Lage ist, den Blick fürden Sinn <strong>der</strong> Dualität zu schärfen: Auf Property-Ebene definiert Staller zusätzlichdie Eigenschaft ist Unterkonzept von, während dieser Zusammenhang auf Klassenebenedurch die Klassenhierarchie schon natürlich vorgegeben ist - eine Unterklasse vonBeziehung, die ebendiesen Sachverhalt ausdrückt, wäre daher obsolet (und wurde vonStaller folgerichtig auch nicht angelegt).Beispiel zur dualen ModellierungBeim vorliegenden Codefragment handelt es sich, an<strong>der</strong>s als es die Wie<strong>der</strong>gabe desXML-Hea<strong>der</strong>s suggeriert, nicht um eine vollständige OWL-Ontologie. Vielmehr dientdie gewählte Schreibweise dazu, die Definition des Namensraums kw (konzeptuellesWissen) wie<strong>der</strong>zugeben.


6.1 Ontologiebasierte Integration von bereichsspezifischem Wissen und Fragen <strong>der</strong>Voraussetzungsanalyse91LOOP-ProgrammMittels <strong>der</strong> Deklaration einer zu Instanz von LOOP-Programm äquivalenten anonymenKlasse wird das zugehörige Individuum (die zugehörige OWL-Instanz)eingefangen“. Diese Klasse besteht also aus genau den Individuen, die durch die”OWL-Property ist Instanz von als Instanz des Grundkonzeptes LOOP-Programmgekennzeichnet wurden.Ganz analog wird das Konzept des WHILE-Programms modelliert. Ein aus diesenbeiden Konzepten bestehendes (minimales nichttriviales) Begriffsnetz BN-Programmkönnte dann folgen<strong>der</strong>maßen gegeben sein:


92 6 Didaktische Ontologienist einDer von Alexan<strong>der</strong> Staller entwickelte Satz an Ontologien ist äußerst durchdachtund umfangreich. Folglich gäbe es noch viele Aspekte zu erläutern, was den Rahmendieser Arbeit jedoch sprengen würde. M. E. ist es sehr lohnend, auch einmal (abseitsvon Protégé) einen direkten Blick in die zugehörigen OWL-Dateien zu werfen, um einfundamentales Verständnis für die Zusammenhänge zu entwickeln.6.2 Analyse und ontologiebasierte Modellierung vonLernzielen aus <strong>der</strong> Theoretischen <strong>Informatik</strong>Tanja Zwick hat sich in ihrer Diplomarbeit ([Zwi06]) mit <strong>der</strong> Analyse und ontologiebasiertenModellierung von Lernzielen aus <strong>der</strong> Theoretischen <strong>Informatik</strong> beschäftigt. DieAutorin geht dabei in vier Schritten vor: Eingangs liefert sie die nötigen didaktischenGrundlagen und Modelle für die daran anschließende Wissensanalyse nach An<strong>der</strong>sonund Krathwohl sowie die Aufgabenanalyse nach Smith und Ragan. Die Ergebnisse <strong>der</strong>IPA (information processing analysis und <strong>der</strong> PRA (prerequisite analysis) bereitet dieAutorin grafisch auf und stellt abschließend drei Ontologien vor:Cog“ bildet die kognitive Prozessdimension nach An<strong>der</strong>son et al. ab, wobei die”Hauptkategorien als Klassen, die detaillierten Unterkategorien als <strong>der</strong>en Instanzenmodelliert wurden.Bei <strong>der</strong> Ontologie ”Kno“ geht die Autorin von den basalen Kategorien <strong>der</strong> Wissensdimensionnach An<strong>der</strong>son et al. aus und leitet davon eine aus dem vorab analysiertendeklarativen Wissen bzw. aus den bei <strong>der</strong> Analyse identifizierten Konzepten bestehendeKlassenhierarchie ab (vgl. [Zwi06], Anhang A). Zwick modelliert die Konzepte inaller Regel als Klassen, sofern es sich nicht um abgeschlossene und nicht mehr weiterzerlegbare Konzepte handelt (diesen ordnet sie Instanzen zu). Object Properties undDatatype Properties stehen für die Beziehungen zwischen den Konzepten (sofern


6.3 Entwicklung einer Ontologie zur Modellierung von Lernzielen und beispielhafte93Anwendung auf E-Learning im Bereich <strong>der</strong> AlgorithmikOWL-Klassen in Bezug gesetzt werden, bewegt sich die Autorin dabei außerhalb vonOWL DL). Anhand konkreter Konzepte des Wissensbereichs ermittelt Zwick eineganze Reihe spezifischer Relationen, wie z. B. akzeptiert (ein Maschinenmodellakzeptiert eine formale Sprache) o<strong>der</strong> vereinfacht (Normalformen vereinfachenGrammatiken), welche sie mit den jeweils sachdienlichen Restriktionen hinsichtlichDefinitionsbereich, Wertebereich und Kardinalitäten ausstattet (vgl. [Zwi06], S. 42).Zwicks dritte Ontologie ”Tax“ importiert die beiden vorgenannten Ontologien undmodelliert die Ergebnisse <strong>der</strong> Aufgabenanalyse. Eine zentrale Rolle spielen dabei dieKlassen Lernziel sowie Voraussetzung.Die zwei Relationen (Properties) hat-Prozesskomponente undhat-Wissenskomponente erlauben eine dahingehende Einordnung von Lernzielen.Darüber hinaus führt die Autorin die Subproperty hat-direkte-Voraussetzungvon hat-Voraussetzung ein, um so Lernziele hinsichtlich ihrer Voraussetzungsbeziehungenvernetzen zu können.Aus <strong>der</strong> schematischen Darstellung in Abbildung 6.2 geht nicht hervor, dass Zwick in<strong>der</strong> Praxis die Unterkategorien <strong>der</strong> Prozesskomponenten als Wertebereich <strong>der</strong> Relationhat-Prozesskomponente verwendet, um eine höhere Genauigkeit zu erreichen. Analogbezieht sie sich bei <strong>der</strong> Wissenskomponente auf Unterklassen bzw. <strong>der</strong>en Instanzen (z.B. kno:Algorithmus o<strong>der</strong> kno:CYK Algorithmus).6.3 Entwicklung einer Ontologie zur Modellierung vonLernzielen und beispielhafte Anwendung auf E-Learningim Bereich <strong>der</strong> AlgorithmikNach Ausführungen zu Grundlagen <strong>der</strong> <strong>Informatik</strong> und <strong>der</strong> <strong>Didaktik</strong> widmet sichEva Trojan in ihrer Diplomarbeit ([Tro06]) <strong>der</strong> Entwicklung einer Lernzielontologie([Tro06], S. 83ff. und Anhänge B bis F).Dabei sind wie<strong>der</strong>um zwei Ontologien enstanden, die die beiden Dimensionen<strong>der</strong> An<strong>der</strong>son-Taxonomie repräsentieren, sowie eine Ontologie zur Einordnung vonLernzielen. Zusätzlich liefert Trojan noch jeweils eine beispielhafte Lernziel- undFachontologie, welche die Zusammenhänge veranschaulicht.Die Autorin weist explizit auf die Konsequenzen für die Entscheidbarkeit <strong>der</strong> Ontologienund damit (im Kontext von E-Learning) für den (gegenwärtig) erreichbarenAutomatisierungsgrad hin, welche ein ”Verlassen“ von OWL DL mit sich bringen würde.Sie greift daher einen <strong>der</strong> konkreten Lösungsvorschläge von Noy ([Noy05]) aufund erzeugt zu je<strong>der</strong> Klasse Klasse eine korrespondierende Instanz IKlasse, so dassdie Annotation von Eigenschaften möglich wird. Freilich geht dieser ”easy way out“


94 6 Didaktische Ontologienmit einem erhöhten Pflegeaufwand für die Ontologien einher - so muss z. B. dieKorrespondenz von Klasse und Instanz im Sinne einer Konsistenz <strong>der</strong> Ontologie zujedem Zeitpunkt sichergestellt sein.Die Wissensdimension findet ihre Entsprechung in einer Klassenhierarchiemit beigeordneten Instanzen. Diese werden über eine transitive OWL-Propertyist abstrakter als zueinan<strong>der</strong> in Beziehung gesetzt. Bei <strong>der</strong> Dimension für denkognitiven Prozess folgt Trojan denselben Vorgaben und deklariert die OWL-Propertyist kognitiv komplexer als.In <strong>der</strong> Lernziel-Ontologie deklariert Trojan Richt-, Grob- und Feinziele und spezifiziert<strong>der</strong>en Verhältnis. Die beiden Eigenschaften verweist auf kognitiven Indikatorund verweist auf Wissensindikator ordnen Lernziele (nach Import <strong>der</strong> entsprechendenOntologien) unmittelbar in die An<strong>der</strong>son-Taxonomie ein.Zusätzlich kann sich die Eigenschaft verweist auf Fachausdruck auf ein in einer(beliebigen) Fachontologie beschriebenes Konzept beziehen. Einzige Bedingung ist dabei,dass jedes Lernziel mindestens ein Konzept referenziert. Die transitive Eigenschaftkonkretisiert klärt das Verhältnis <strong>der</strong> Instanzen von Richt-, Grob- und Feinzielen.Die grobe Interoperation <strong>der</strong> einzelnen Ontologien, ihrer Klassen, Instanzen undEigenschaften verdeutlicht die Autorin durch zwei graphische Darstellungen (S. 85, 91).Einen Überblick über die Importbeziehungen zwischen den Ontologien gibt Abbildung6.3.Grundsätzlich weisen die als Individuen modellierten Lernziele bei Trojan vier Eigenschaftenaus (vgl. die exemplarische Lernziel-Ontologie, S. 137f.):• verweist auf kognitiven Indikator (exakt 1)• verweist auf Wissensindikator (exakt 1)• verweist auf Fachausdruck (mindestens 1)• hat Formulierung: Textuelle Formulierung des jeweiligen Lernziels(xsd:string)In den Fachontologien will Trojan die fachspezifischen Konzepte sowie <strong>der</strong>en Beziehungenmodelliert wissen. Wie inzwischen fast gewohnt liefert die Unterklassenrelationdie is-a-Beziehungen, während alle an<strong>der</strong>weitigen Relationen als OWL-Properties <strong>der</strong>beigeordneten Instanzen (Individuen) realisiert werden.


6.4 Ein ontologiebasiertes Lernmittelangebot auf <strong>der</strong> Basis von Lehrplänen undLernzielen - Machbarkeit und prototypische Umsetzung956.4 Ein ontologiebasiertes Lernmittelangebot auf <strong>der</strong> Basisvon Lehrplänen und Lernzielen - Machbarkeit undprototypische UmsetzungRegine Bracht beschäftigt sich in ihrer schriftlichen Hausarbeit mit <strong>der</strong> Frage, inwieweitdie Wissensdomänen von Lehrplänen und Lernzielen durch Ontologien abgebildetwerden können, um Lernmaterialien sinnvoll mit Hilfe von Metadaten zu organisieren.Dabei steht die Frage <strong>der</strong> Machbarkeit einer prototypischen Schnittstelle im Raum,welche auf die Ontologie als Wissensbasis zugreift und die Pflege von Lernmaterialienund Metadaten erlaubt ([Bra06], S. 2).Die Autorin ermittelt zunächst in einer Art kompaktem Pflichtenheft funktionaleund nichtfunktionale Anfor<strong>der</strong>ungen (Kap. 2), denen das zu entwickelnde Systemgenügen muss.Das Kapitel 3 beginnt mit <strong>der</strong> Vorstellung des allgemeinen Aufbaus bayerischerLehrpläne (S. 7ff.). Die Autorin identifiziert in einer ersten Näherung einige Beziehungen,die sich unmittelbar aus <strong>der</strong> hierarchischen Struktur <strong>der</strong> Lehrpläne ergeben.Es folgt eine kurze Einführung in die von Staller entwickelten Lernziel-Ontologien.Bracht bezieht sich auf bestehende Standards für Metadaten und erläutert <strong>der</strong>enUnzulänglichkeit aus didaktischer Sicht (S. 13ff.). Angesichts <strong>der</strong> Unbrauchbarkeit vonLOM für ihre Belange entwickelt sie einen systemeigenen Metadatenkatalog (S. 15f.).Die Autorin gibt zu bedenken, dass zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Entwicklung keine konkretenAnwendungsfälle für die Nutzung <strong>der</strong> Web-Anwendung vorlagen und entwirft aufBasis des zuvor aufgestellten Anfor<strong>der</strong>ungskatalogs (Kap. 2) einige exemplarischeNutzungsszenarien (S. 16ff.). Im Zuge dessen werden die funktionalen Anfor<strong>der</strong>ungenan das System konkretisiert. Zusätzlich betont Bracht die Bedeutung <strong>der</strong> eingangs motiviertennichtfunktionalen Anfor<strong>der</strong>ungen, die man mit dem Dilemma ”Komplexitätvs. Produktakzeptanz“ (S. 23) übertiteln könnte.Mit Blick auf das zu konzipierende LCMS bettet Bracht ihre Überlegungen in einenvergleichsweise umfangreichen Kontext ein. Im Rahmen ihrer Analyse begründet siedie Notwendigkeit, die Konzepte Schulart, Ausbildungsrichtung, Fach, Jahrgangsstufe,Lehrplan (und -status) sowie Themenbereich als Ontologien abzubilden. Diefunktionale Analyse ergibt, dass diese Konzepte miteinan<strong>der</strong> zahlreiche Beziehungeneingehen. Das Kapitel schließt mit <strong>der</strong> Zusammenfassung <strong>der</strong> Analyseergebnisse sowie<strong>der</strong>en Konsequenzen für Metadaten, Ontologien und die Funktionalität <strong>der</strong> TOCLogicAPI (S. 25ff.). Letztere bildet die Schnittstelle, um von Seiten des LCMS Daten aus<strong>der</strong> Wissensbasis zu gewinnen und diese zu modifizieren bzw. zu ergänzen.Nach einem Kapitel zu technischen Grundlagen von OWL erfolgen Entwurf undprototypische Realisierung des Systems. Dabei geht die Autorin ausführlich auf dieKomponenten des TOCLogic-Systems ein, welches den Einstiegspunkt für die Web-


96 6 Didaktische OntologienAnwendung bildet. Schematische Darstellungen veranschaulichen das Zusammenspiel<strong>der</strong> OWL-Klassen (einschließlich <strong>der</strong> von Staller übernommenen Ontologien zurKlassifikation <strong>der</strong> Lernziele) sowie die Importstruktur <strong>der</strong> Ontologien.Die OWL-Property has objective verknüpft einen konkreten Themenbereich T 1(Instanz des Konzepts Themenbereich) mit einem Lernziel L 1 (Instanz des KonzeptsObjective), während has knowledge dem Lernziel L 1 Inhalte (als Instanzen desKonzepts Konzept) zuordnet.Im Sinne einer leichten Wartbarkeit (als zentraler nichtfunktionaler Anfor<strong>der</strong>ung andas System) nimmt Bracht eine Stufung <strong>der</strong> Ontologien vor und unterscheidet zwischeneiner allgemeingültigen, einer schulartbezogenen und einer schulart-lehrplan-bezogenenEbene (S. 58). Der interessierte Leser sei aus Platzgründen auf Brachts Ausführungen([Bra06], S. 54ff.) und auf die konkreten Ontologien verwiesen.Die Dokumentation des Datenbankentwurfs sowie detaillierte Erklärungen zumSchnittstellendesign von TOCLogic API runden das Kapitel ab.Im vorletzten Kapitel (6) ihrer Arbeit stellt Bracht Betrachtungen an, welchePunkte bei einer Weiterentwicklung des Prototyps zum Produktivsystem zu beachtenbzw. welche Systembestandteile zu überarbeiten sind.Drei Anhänge geben Auskunft über die Spezifikation <strong>der</strong> Ontologie, über die <strong>der</strong> Wissensbasiszugrundeliegende Datenbankstruktur und über Aspekte, die bei <strong>der</strong> Wartung<strong>der</strong> Ontologien berücksichtigt werden müssen.6.5 Zusammenfassende WürdigungDie Betrachtungen zeigen, dass die Lernzieltaxonomie nach An<strong>der</strong>son und Krathwohlbereits mehrfach in Ontologien umgesetzt wurde. Die Realisierungen von Staller undTrojan ordnen den Kategorien durchweg sowohl Klassen, als auch Individuen zu(wenngleich sich die Entwurfsentscheidungen im Detail unterscheiden), während Zwicksich dazu entschieden hat, die Hauptkategorien als Klassen und die Unterkategorienals Individuen abzubilden. Diese Wahl muss sich die Kritik gefallen lassen, dass dieunmittelbare Einordnung von Lernzielen in Hauptkategorien nicht mehr entscheidbarist. Zwick umgeht diese Einschränkung, indem sie sich bei <strong>der</strong> Referenzierung aufUnterkategorien beschränkt. In jedem Fall ist festzustellen, dass Ontologien ein probatesMittel sind, um die Taxonomie (bzw. ganz allgemein: taxonomische Strukturen)zu repräsentieren und eine Einordnung von Lernzielen (allgemein: Konzepten) inebendiese zu ermöglichen.Brachts Ontologien schlagen eine Brücke von den Lernzielen und Konzepten zumübergeordneten Kontext von Schule und Lehrplänen. Insbeson<strong>der</strong>e die vorgestellteSchnittstelle zu einer prototypischen E-Learning-Umgebung löst die bisherigen


6.5 Zusammenfassende Würdigung 97Überlegungen aus ihrem Inseldasein und liefert einen eindrucksvollen Beweis für dieDaseinsberechtigung und den Praxisbezug <strong>der</strong> Ontologie-Entwürfe im didaktischenKontext.Alle Ansätze haben die die Tatsache gemein, dass <strong>der</strong> Kompetenzbegriff bisher nochkeine Berücksichtigung gefunden hat. Dies steht in Wi<strong>der</strong>spruch zu <strong>der</strong> zunehmendenEntwicklung und Etablierung von Bildungsstandards, denen Lehrende verpflichtetsind. Dabei ist noch zu klären, ob das Verhältnis zwischen Lernzielen und Kompetenzenüberhaupt in ausreichendem Maße ”dingfest“ zu machen ist, um formaleZusammenhänge festzuschreiben, die zugleich allgemeingültig sind.Ohne die Bedeutung und die Praktikabilität <strong>der</strong> Lernzieltaxonomie nach An<strong>der</strong>sonet al. in Frage zu stellen o<strong>der</strong> auch nur schmälern zu wollen, muss man fachspezifischenAnsätzen (wie <strong>der</strong> Matrix-Taxonomie nach Fuller et al.) zugestehen, dass sie z. T.wichtige Gesichtspunkte aufgreifen, die sich aus fachlogischen Eigenheiten ergeben.Freilich geht dies zu Lasten <strong>der</strong> Universalität solcher Taxonomien. Davon unabhängigwendet sich das Konzept des Semantic Web und speziell <strong>der</strong> Ontologie als Wissensstrukturstrikt gegen Aussagen <strong>der</strong> Form ”Es kann nur eine (Taxonomie) geben“son<strong>der</strong>n erhebt vielmehr prinzipiell das Gegenteil zum Postulat (vgl. z. B. [Sta06], S.1586, 3.1). Schließlich gehört gerade die Möglichkeit, in Abhängigkeit von kontextuellenund situativen Bedingungen weitere Ontologien einzubinden, zu den Stärken dieserWissensstruktur. In einem möglichen ”Wettstreit“ zwischen Klassifikationsansätzenfür Lernziele bleibt diese technische Ebene damit in eleganter Weise ausgeklammert.Im Bereich des begrifflichen Wissens haben sich die Autoren (z. B. Zwick) bisherin erster Linie an den Strukturvorgaben <strong>der</strong> An<strong>der</strong>son-Taxonomie orientiert bzw. daseigene Verständnis in Form einer eigenständigen Ontologie eingebracht (z. B. Staller).Auf diesem Gebiet liegen mehrere brauchbare Ansätze vor (z. B. <strong>der</strong> Vorschlag vonCassel et al.), welche insbeson<strong>der</strong>e hinsichtlich <strong>der</strong> verfügbaren Relationen unterschiedlicheSchwerpunkte setzen. Was die Praxis betrifft, kann man davon ausgehen,dass es durchaus eine Existenzberechtigung für verschiedene Konzeptbegriffe gibt, dieunterschiedlich gut geeignet sind, die jeweils vorgefundene Fachlogik zu repräsentieren.Auch eine Ausdifferenzierung <strong>der</strong> Voraussetzungs-Relation wurde in den vorliegendenAnsätzen noch nicht aufgegriffen. Wie wir im entsprechenden Kapitel gesehen haben,können Abhängigkeiten zwischen Lernzielen verschiedener Natur sein. Zumindest sind(mit [Hub08]) mehrere Schweregrade zu unterscheiden. Ausgehend von didaktischenÜberlegungen darf diese Tatsache bei <strong>der</strong> Modellierung nicht ausgeblendet werden,da sie einen maßgeblichen Anteil an <strong>der</strong> Antwort auf die Frage hat, welche Lernpfadenicht nur möglich, son<strong>der</strong>n im Idealfall optimal für den Kompetenzerwerb sind.Allein von daher verbietet es sich also, von Voraussetzungen nur unter Bezug auf(vergleichsweise umfassende und ”unscharfe“) Konzepte zu sprechen. Während desUmgangs mit Konzepten in Lernprozessen können mehr o<strong>der</strong> weniger schwerwiegendeVoraussetzungen mit unterschiedlicher Wirkrichtung bestehen. Deshalb folge ich


98 6 Didaktische OntologienStaller ([Sta06], S. 1588) und differenziere mit dem Ziel maximaler Präzision striktzwischen Konzepten und <strong>der</strong>en Unterkonzepten auf <strong>der</strong> einen sowie Abhängigkeitenzwischen Lernzielen auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite.Zusammengenommen ergeben sich vier Aspekte, die Berücksichtigung finden sollten:• Die Abbildung fachspezifischer Lernzieltaxonomien in OWL, um eine Klassifikationvon Lernzielen in unterschiedlicher Hinsicht vornehmen zu können;• eine Integration des Kompetenzbegriffs, die dessen natürlichem Verhältnis zuLernzielen Rechnung trägt;• die Möglichkeit, alternative Zugänge zum Konzeptbegriff zu nutzen;• die Ausdifferenzierung <strong>der</strong> Voraussetzungs-Relation zwischen Lernzielen.


6.5 Zusammenfassende Würdigung 991cog:Prozeßcog:Anwenden cog:Bewerten cog:Erinnern cog:Erschaffen cog:Untersuchen cog:VerstehenOrganisieren : cog:UntersuchenCogkno:Wissen1*-hat-Prozesskomponentekno:Faktenwissen kno:Begriffliches_Wissen kno:Prozedurales_Wissen-hat-Wissenskomponente*Lernzielkno:Klassifikationen_und_Kategorien-hat-Voraussetzung **Voraussetzung*-hat-direkte-Voraussetzungkno:Prinzipien_und_Verallgemeinerungenkno:Algorithmus*Taxkno:Normalform-basiert-auf **kno:CYK_Algorithmus : kno:Algorithmuskno:Chomsky_Normalform : kno:NormalformKnoAbbildung 6.2: Schematische Darstellung <strong>der</strong> Zusammenhänge zwischen den Ontologienbei Zwick


100 6 Didaktische Ontologienlernziel_ontologie.owlfachontologie_exemplarisch.owlkognitive_prozesse_ontologie.owllernziel_ontologie_exemplarisch.owlwissens_ontologie.owlAimportiertBAbbildung 6.3: Importbeziehungen bei Trojan (nach [Tro06], S. 85)


1017 Lehrplanstudie im Bereich OOM/OOP7.1 AufbauNachfolgend werde ich den Lehrplan <strong>der</strong> 10. Jahrgangsstufe für dasnaturwissenschaftlich-technologische Gymnasium (NTG, vgl. Anhang) vorstellenund dabei wichtige Eckpfeiler des darin verankerten Grundkonzepts zu OOM/OOPexplizieren.Um bei <strong>der</strong> Setzung entsprechen<strong>der</strong> Akzente differenziert argumentieren zu können,wurden dazu die einschlägigen in Bayern zugelassenen Lernmittel herangezogen. Essind dies:• Hubwieser, Spohrer, Steinert, Voß: <strong>Informatik</strong> III (Klett) - [HSS + 08]• Brichzin, Freiberger, Reinold, Wiedemann: <strong>Informatik</strong> II (Oldenbourg) -[BFRW08]• Ehmann, Fiedler, Forman, Friedrich et al.: <strong>Informatik</strong> Bayern 10 - Gymnasium(Duden Paetec) - [EFF + 08]Darüber hinaus wurden einige Aspekte berücksichtigt, auf die Scheungrab et al. in<strong>der</strong> aktuellen ISB-Handreichung ([S + 08]) Bezug nehmen. Ein eigener Abschnitt gehtauf das ”Didaktische Dilemma“ ([Hub07]) ein, welches sich im <strong>Informatik</strong>unterricht<strong>der</strong> Jahrgangsstufe 10 in starkem Maße manifestiert.Gegen Ende des Kapitels analysiere ich eine beispielhaften Aufgabenstellung undleite dabei Lernziele ab.Zuerst widme ich mich jedoch dem Verhältnis, welches Kompetenzen und Lernzieleim Lichte unterrichtlicher Praxis miteinan<strong>der</strong> eingehen. Stein des Anstoßes ist dabei dieFrage, ob sich Lernziele systematisch aus Kompetenzen ergeben. Ausgangspunkt undwissenschaftlichen Halt bildet dabei das Kompetenzverständnis Franz E. Weinerts.7.2 Zur Deduzierbarkeit von Lernzielen aus Kompetenzen7.2.1 BegriffsklärungUnter Deduktion (von lat. deducere: herabführen) versteht man in Philosophie undLogik eine Schlussfolgerungsweise vom Allgemeinen hin zum Beson<strong>der</strong>en, die auf Basis


102 7 Lehrplanstudie im Bereich OOM/OOPgegebener Prämissen auf rein logischem Wege notwendig folgende Schlüsse aus einerallgemeinen Theorie ableitet 1 .Im didaktischen Kontext stellt sich die Frage, ob - und falls ja: auf welche allgemeinbeschreibbare Art und Weise - sich Lernziele aus Kompetenzen deduzieren lassen.Im Vorgriff auf meine weiteren Ausführungen sei dabei angemerkt, dass sich inWirkrichtung einer jeden Deduktion (top-down) immer nur eine Teilmenge <strong>der</strong>jenigenSchlüsse ziehen lässt, die theoretisch möglich und wahr (!) sind. Mit an<strong>der</strong>en Wortenergibt jede Deduktion, die auf einer endlichen Menge von Eingangsprämissen basiert,nur ein vergleichsweise überschaubares Bündel an Schlüssen (vgl. die Open WorldAssumption in OWL).Insbeson<strong>der</strong>e korreliert die Fruchtbarkeit einer Deduktion mit <strong>der</strong> Anzahl und vorallem mit <strong>der</strong> Qualität ihrer Prämissen. Neben den Annahmen, die ich nun durchExplizierung des Kompetenzbegriffs von Weinert entwickeln werde, ergeben sich ausdidaktischer wie fachdidaktischer Sicht sicherlich noch viele weitere Voraussetzungen,auf die <strong>der</strong> jeweilige Wissensbereich, die Disposition <strong>der</strong> an Lernprozessen Beteiligten,schlichtweg <strong>der</strong> gesamte Kontext Einfluss nehmen.7.2.2 Formulierung von Prämissen am Kompetenzbegriff WeinertsHalten wir uns noch einmal die Begriffsbestimmung nach Weinert vor Augen ([Wei01],S. 27f.):Kompetenzen sind die bei Individuen verfügbaren o<strong>der</strong> durch sie erlernbaren kognitivenFähigkeiten und Fertigkeiten, um bestimmte Probleme zu lösen, sowie die damit”verbundenen motivationalen, volitionalen und sozialen Bereitschaften und Fähigkeiten,um die Problemlösungen in variablen Situationen erfolgreich und verantwortungsvollnutzen zu können.“ 2 ,welche ich nun detaillierter auslegen werde. Neben dem Ziel eines tieferenVerständnisses sollen dabei einige Prämissen entwickelt werden, die bei <strong>der</strong> Formulierungvon Lernzielen wegweisend (wie sich herausstellen wird, wäre richtungsweisendtreffen<strong>der</strong>) sein können.• Insoweit Kompetenzen für kognitive Fähigkeiten und Fertigkeiten stehen,können/müssen diese sukzessive erlernt werden. Soweit wir die Bedeutung vonLernzielen für Lernprozesse ausgeführt haben, ist damit das Verhältnis von Kompetenzenzu Lernzielen legitimiert.Die Herausbildung von Kompetenzen erfor<strong>der</strong>t also die breite Einbettung möglichstvieler <strong>der</strong> nachfolgenden For<strong>der</strong>ungen in konkrete Lernziele. Insofern ist diese erste1 vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Deduktion2 Hervorhebungen durch den Autor


7.2 Zur Deduzierbarkeit von Lernzielen aus Kompetenzen 103Prämisse eher auf Metaebene anzusiedeln. Bereits hier sei aber beson<strong>der</strong>s die Individualitätdes Lernens betont. Bei <strong>der</strong> Formulierung von Lernzielen darf und kann essich niemals um eine diktierte, mechanische Tranchierung einer Kompetenz handeln.Dieser Umstand verweist sicher einige vermeintlich erfolgreiche Unternehmungen zur(gänzlichen) Automatisierung dieses Prozesses in ihre Schranken (siehe zur Deduzierbarkeitvon Lernzielen). Eine weitere Folgerung bezieht sich auf didaktische Freiräume,die in Lernzielen stets zu berücksichtigen sind.• Die erlernten kognitiven Fähigkeiten und Fertigkeiten dienen <strong>der</strong> Problemlösung.In erster Näherung manifestiert sich hier <strong>der</strong> Anwendungsbezug.Die Lerner erkennen mit <strong>der</strong> Zeit die unterschiedliche Komplexität von Problemenund können diese zunehmend selbst einschätzen. Bei <strong>der</strong> Formulierung von Lernzielensollte über den Schwierigkeitsgrad <strong>der</strong> jeweiligen Aufgabenstellung reflektiert werden(dies kann z. B. durch Einordnung in die An<strong>der</strong>son-Taxonomie erfolgen).• Weinert stellt auf Adaptions- und Transferfähigkeiten ab ( ”in variablen Situationen“)und will Problemlösung stets auf eine ganze Klasse von Problemenbezogen wissen. Reflektiert man über die Komplexität <strong>der</strong> dazu nötigen geistigenProzesse, so ergibt sich m. E. unmittelbar eine gewisse metakognitive Prägungdieses Kompetenzverständnisses 3 .Lernziele sollten daher nach Möglichkeit nicht auf einen spezifischen Anwendungsfallfokussieren. Zur För<strong>der</strong>ung von Adaptions- und Transferfähigkeiten sind jeweilsentsprechende themenbezogene Überlegungen bei <strong>der</strong> Formulierung von Lernzieleneinzubeziehen.• Der Problemkomplex, den Schüler zu lösen in <strong>der</strong> Lage sein sollen, muss einenkonkreten Bezug zu <strong>der</strong>en Alltag aufweisen, wozu Weinert implizit mahnt( ”Problemlösungen [...] nutzen zu können“). Klafki for<strong>der</strong>te in diesem Zusammenhangdie Exemplarizität von Unterrichtsinhalten.Die Erkenntnis <strong>der</strong> Lerner, dass die vermittelten Fähigkeiten eine praktische Relevanzin ihrer Lebenswelt haben, zeichnet wesentlich für die Motivation <strong>der</strong> Lerner verantwortlichund stellt damit auch For<strong>der</strong>ungen an Lernziele (die jedoch keine expliziteMöglichkeit haben, Einfluss auf motivationale Dispositionen zu nehmen).• Auf das Wort ”erfolgreich“ möchte ich nur insoweit eingehen, als Weinert damitin meinen Augen das Ziel einer hohen Reliabilität im Sinne eines verlässlichen 4Rückgriffs auf die jeweilige Kompetenz betont wissen möchte.Für Lernziele ergeben sich daraus drei Konsequenzen: Zum einen ist im Operationalisierungsprozessdarauf zu achten, dass <strong>der</strong> Entwicklungsstand <strong>der</strong> Lerner zuverlässigfeststellbar ist. Zum zweiten steckt in Weinerts For<strong>der</strong>ung implizit ein Appell an die3 an dieser Stelle sind wir wie<strong>der</strong> an <strong>der</strong> zunehmend geringeren Absehbarkeit zukünftiger Herausfor<strong>der</strong>ungen,auch und gerade in <strong>der</strong> <strong>Informatik</strong>.4 Man denke an die Souveränitätsfor<strong>der</strong>ung in: Der Mitarbeiter ist in <strong>der</strong> Lage, Störfällen des AtomreaktorsA problemadäquat, teamorientiert und souverän zu ”begegnen.“


104 7 Lehrplanstudie im Bereich OOM/OOPSelbstständigkeit <strong>der</strong> Lerner. Diese sollen an alltagstypisch uneinheitlichen Herausfor<strong>der</strong>ungenvon sich aus möglichst unmittelbar erkennen, welche Handlungen jeweilsangezeigt sind. Insbeson<strong>der</strong>e sollten Szenarien daher mit Augenmaß vorstrukturiertsein, um Lerner nicht ”zum Erfolg zu verdammen“, son<strong>der</strong>n ein experimentelles Klimazu schaffen (vgl. das einleitende Konfuzius-Zitat). Schließlich ist dauerhafter undwachsen<strong>der</strong> Erfolg wesentlich davon geprägt, ob <strong>der</strong> Kompetenzerwerb im Licht lebenslangenLernens gesehen wird. Auch weist ”Erfolg“ inhärent auf eine Eigenleistung!• Der Kompetenzbegriff Weinerts vereint klar eine kognitive und eine affektiveKomponente (vgl. die Hervorhebungen im Zitat). Mit Baumert ist also ”Wissen[...] die Basis je<strong>der</strong> Kompetenz“, wenngleich die affektive Dimension eine ganzwesentliche Rolle spielt.Es gibt gewisse Anzeichen, dass affektive Lernziele zumindest teilweise operationalisierbarsind. Ihre Bedeutung für den Kompetenzerwerb ist jedenfalls unumstritten.Beim (in <strong>der</strong> Praxis naheliegenden) Versuch, die Operationalisierung von Lernzielenzu einer conditio sine qua non zu erheben, sollte man es aber mit Hilbert Meyerhalten:Ziele, die sich auf die Kreativität und Selbstbestimmung <strong>der</strong> Schülerinnen und”Schüler beziehen, sollten sicherlich nicht operationalisiert werden.“• Nachdem es schwerlich möglich ist, die Ausbildung motivationaler, volitionalerund sozialer Bereitschaft unmittelbar zu för<strong>der</strong>n, müssen auf eine Kompetenzweisende Lernziele geeignete Gesichtspunkte einbeziehen, ohne aber dastatsächliche Erreichen jener Dispositionen im Sinne einer Operationalisierungmessen zu können. Hier fließen m. E. situative Aspekte und die Konsequenzen ausden ”Grenzen <strong>der</strong> Messbarkeit“ in hohem Maße ein, was ich im Übrigen für einezentrale Ursache <strong>der</strong> Deduktionsproblematik halte (weiterführend zur Bedeutungund Entwicklung von Motivation und Volition sei auf [HO02] verwiesen).Für (operationalisierte) Lernziele lässt sich hier - lei<strong>der</strong> - keine unmittelbare Prämisseangeben. Wie bei <strong>der</strong> Explikation <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Bestimmungsstücke ausgeführt, solltenbei <strong>der</strong> Formulierung Akzente betont werden, welche die Motivation <strong>der</strong> Lernerpositiv beeinflussen und herausfor<strong>der</strong>n könnten. Die Tendenz zu Selbsttätigkeit isthierfür eine Grundvoraussetzung. Letztlich ist hier aber primär <strong>der</strong> Gestaltungsspielraumvon Lehrkräften ”vor Ort“ gefragt, um Lernziele didaktisch reflektiert umzusetzen.(Schließlich sind ”Hinweise“ zur Umsetzung wie Sozialformen etc. in Lernzielentabu.)• Ähnlich verhält es sich mit Weinerts For<strong>der</strong>ung nach Anleitung zu verantwortungsvollerNutzung von Problemlösungen, welche klar nach einer Einbettungethischer, moralischer, ökologischer und ökonomischer Anschauungen verlangt.Nicht nur im Hinblick auf die bereits angesprochene Praxisorientierung können unddürfen Lernziele nicht an Fachgrenzen halt machen 5 . Das Bewusstsein und die Bereit-5 Die Querverweise im Lehrplan unterstreichen dies.


7.2 Zur Deduzierbarkeit von Lernzielen aus Kompetenzen 105schaft, Verantwortung zu übernehmen, setzt in beson<strong>der</strong>em Maße persönliche Einsichtbei jedem einzelnen Lerner voraus. Im Rahmen von Lernzielen sollten entsprechendeSachverhalte den Schülern daher möglichst multiperspektivisch zugänglich gemachtwerden. Auch ist dieses Postulat ein klares Plädoyer für die Bedeutung affektiver Lernziele.Ernst gemeinte Verantwortung lebt in hohem Maß von motivationalen Aspekten,aber auch von Transferleistungen.• Das Kompetenzverständnis Weinerts als Einheit ist klar handlungs- und anwendungsorientiert(Problemlösung, Nutzung, variable Situationen).Bei <strong>der</strong> Formulierung von Lernzielen sollte darauf geachtet werden, dass die jeweiligeAussage einen möglichst großen Zeitanteil für eigene und selbstständige Tätigkeit <strong>der</strong>Lerner vorsieht. Eine Kompetenz nach Weinert vereint m. E. kognitive, affektive undpsychomotorische Lernziele auf sich.7.2.3 Die DeduktionsproblematikNatürlich erheben die oben durch Explizierung des Kompetenzbegriffs von Weinertentwickelten Prämissen keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sollten aber Konsequenzenaus den wesentlichen Bestimmungsstücke seiner Definition darstellen.Wie Jank und Meyer ([JM02]) zu bedenken geben, erfor<strong>der</strong>t <strong>der</strong> Prozess <strong>der</strong> Aufspaltungvon Kompetenzen in Lernziele stets Entscheidungen, die von <strong>der</strong> Lehrkraftim Rahmen ihrer didaktischen Analyse unter Berücksichtigung ganz unterschiedlicherFaktoren zu treffen sind. Daher ist es m. E. nicht möglich, ein universelles deterministischesVerfahren zur Deduktion von Lernzielen aus Kompetenzen anzugeben.In <strong>der</strong> Konsequenz ist empirisch also nicht zu erwarten, dass mehrere Lehrkräftebei Bearbeitung einer entsprechenden Aufgabe qualitativ wie quantitativ die selbenLernziele identifizieren werden.Es ist zwar nicht so, dass damit Ziele formuliert würden, ”zu <strong>der</strong>en Erreichen unterrichtlicheMaßnahmen und Schritte nicht erkennbar sind“ 6 , aber ein Einbezug vonFragen <strong>der</strong> Motivationsför<strong>der</strong>ung, geeigneter Sozialformen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>er unterrichtsmethodischerÜberlegungen obliegt Lehrkräften in ihrer didaktischen Verantwortung undmuss bei <strong>der</strong> Formulierung von Lernzielen aus zwei Gründen ausgespart bleiben:• Erstens würden dadurch unterrichtliche Abläufe in unzulässigem Maß zementiert;• zweitens sind die genannten Erwartungen in aller Regel nicht operationalisierbar.Man könnte auch sagen, dass die Verfeinerung und Präzisierung von Bildungsaussagenkeinem allgemeingültigen Gesetz folgt.Aus diesen Gründen kann und soll hier kein ”Universalrezept“ zur Ableitung vonLernzielen aus Kompetenzen präsentiert werden. Statt dessen schlage ich für dieses6 http://www.nibis.de/~sts-ler/erdmann/u-intentionen-v4.pdf


106 7 Lehrplanstudie im Bereich OOM/OOPUnterfangen nun eine Anleitung vor, die in Ermangelung eines deterministischen Algorithmuseher den Charakter einer Wünschelrute bzw. eines Fangnetzes aufweist.7.2.4 Leitfaden für die Formulierung von LernzielenIch glie<strong>der</strong>e meinen Anleitungsvorschlag in zwei Teile: Ausgehend von <strong>der</strong> konkretenFormulierung einer Kompetenz sollen zunächst anhand von acht Leitfragen Lernzielezusammengestellt werden. Diese wie<strong>der</strong>um müssen später - quasi unter Rückbesinnungauf die Kompetenz - einer A-posteriori-Überprüfung anhand weiterer sieben Fragenstandhalten.A-priori-Leitfragen (Kompetenz ⊲ Lernziel)1. Welche Inhalts- und welche Verhaltenskomponenten lassen sich extrahieren?2. Wie kann und muss an bestehendes Vorwissen angeknüpft werden?3. Welche konstruktiven Aspekte mit dem Ziel selbsttätiger Erschließung lässt dieFormulierung <strong>der</strong> Kompetenz erkennen?4. Welche Zusammenhänge bestehen zu ”benachbarten“ Kompetenzen (auchfachübergreifend)?5. Welche Anknüpfungspunkte an die Erlebenswelt <strong>der</strong> Lerner bieten sich an?6. An welchen Punkten kommt eine multiperspektivische Herangehensweise in Betracht?7. Welche Adaptions- und Transferfähigkeiten sind in <strong>der</strong> Kompetenz verankert?8. Wie verhält es sich mit <strong>der</strong> (wachsenden) Komplexität <strong>der</strong> einzelnen Lernziele?Hilfestellung: Einordnung in eine klassische TaxonomieA-posteriori-Leitfragen (Kompetenz ⊳ Lernziel)1. Trägt das Lernziel tatsächlich dazu bei, die in <strong>der</strong> übergeordneten Kompetenzbeschriebenen Fähigkeiten und Fertigkeiten zu för<strong>der</strong>n bzw. zu festigen ( ”Existenzberechtigung“)?2. Welchen Anteil selbstständiger Arbeit erlaubt das Lernziel (Grad <strong>der</strong> Vorstrukturierung)?3. Vereint die Summe <strong>der</strong> Lernziele kognitive, affektive und psychomotorischeAspekte in einem <strong>der</strong> Kompetenz angemessenen Verhältnis?4. Lässt die Formulierung des Lernziels ausreichende didaktische Freiräume zurBerücksichtigung situativer Bedingungen o<strong>der</strong> wurde ein ”Unterrichtsdrehbuch“geschaffen?


7.3 <strong>Informatik</strong>unterricht in <strong>der</strong> 10. Jahrgangsstufe des NTG 1075. In welcher Form kann das Erreichen des Lernziels festgestellt (gemessen) werden?(Operationalisierung)6. Welchen Beitrag leistet das Lernziel zur För<strong>der</strong>ung von Adaptions- und Transferfähigkeiten?7. Welche Abhängigkeiten zwischen Lernzielen liegen vor (qualitativ/quantitativ)?7.3 <strong>Informatik</strong>unterricht in <strong>der</strong> 10. Jahrgangsstufe des NTG7.3.1 LehrplanaufbauDer Lehrplan glie<strong>der</strong>t sich folgen<strong>der</strong>maßen ([isb08]):• Inf 10.1: Objekte und Abläufe– 10.1.1: Zusammenfassung und Festigung <strong>der</strong> bisher erlernten objektorientiertenKonzepte (ca. 4 Std.)– 10.1.2: Zustände von Objekten und algorithmische Beschreibung vonAbläufen (ca 22 Std.)– 10.1.3: Beziehungen zwischen Objekten (ca. 10 Std.)• Inf 10.2: Generalisierung und Spezialisierung (ca. 10 Std.)• Inf 10.3: Komplexeres Anwendungsbeispiel (ca. 10 Std.)Bei <strong>der</strong> Entwicklung und Ausarbeitung <strong>der</strong> Lernzielsammlung war die sorgfältigeElaboration des Lehrplans von großem Nutzen.Schon Anzahl und Qualität <strong>der</strong> Fähigkeiten und Fertigkeiten, an die <strong>der</strong> Unterrichtsstoff<strong>der</strong> Jahrgangsstufe 10 anknüpft, lassen vermuten, dass <strong>der</strong> Lernerfolgmaßgeblich von <strong>der</strong> konsequenten Fortentwicklung und Vertiefung von Konzeptenabhängt, mit denen sich die Schüler in den vorangegangenen Jahren vertraut machten.Wie ich in Kapitel 3 bereits begründet habe, möchte ich die in <strong>der</strong> GI-Expertise([P + 08]) genannten Unterglie<strong>der</strong>ungen nicht als Kompetenzen bezeichnen, da sichAussagen wieSchüler erkennen hierarchische Anordnungen.“ (a.a.O., S. 20)”nicht mit dem Kompetenzverständnis Weinerts verbinden lassen. Da dieTätigkeitsbeschreibungen <strong>der</strong> GI die unterrichtlichen Ziele aber recht treffend benennen,führe ich sie dennoch jeweils auf, bezeichne sie dabei aber etwas unverfänglicherals Aktivitäten.


108 7 Lehrplanstudie im Bereich OOM/OOP7.3.2 Grundwissen aus NuT und 9. JahrgangsstufeSoweit es für die in Jahrgangsstufe 10 behandelten Konzepte eine Rolle spielt, soll hierüberblicksartig dargestellt werden, welches Vorwissen die Schüler aus dem bisherigen<strong>Informatik</strong>unterricht mitbringen.Auch die Aussagen zum Vorwissen sind <strong>der</strong> GI-Expertise entlehnt, worin ihnen <strong>der</strong>Status einer ”Kompetenz“ zugeschrieben wird. In Klammern ist jeweils <strong>der</strong> Bezug zumGymnasiallehrplan angegeben.Vorwissen. Die Schüler• kennen die Begriffe Klasse, Objekt, Attribut sowie Attributwert und verwenden siein Anwendungssituationen (NT 6.2.2);• kennen Än<strong>der</strong>ungsmöglichkeiten für Attributwerte von Objekten in altersgemäßenAnwendungen und reflektieren, wie sie die Informationsdarstellung unterstützen(NT 6.2.3);• identifizieren Objekte in <strong>Informatik</strong>systemen und erkennen Attribute und <strong>der</strong>enWerte (NT 6.2.3);• erstellen Diagramme und Grafiken zum Veranschaulichen einfacher Beziehungenzwischen Objekten <strong>der</strong> realen Welt (NT 6.2.3);• erkennen hierarchische Anordnungen (NT 6.2.5);• erkennen Reihenfolgen in Handlungsabläufen (NT 7.2.3);• benennen und formulieren Handlungsvorschriften aus dem Alltag (NT 7.2.3);• lesen und verstehen Handlungsvorschriften für das Arbeiten mit <strong>Informatik</strong>systemen(NT 7.2.3);• interpretieren Handlungsvorschriften korrekt und führen sie schrittweise aus (NT7.2.3);• überführen umgangssprachlich gegebene Handlungsvorschriften in formale Darstellungenwie Struktogramme (NT 7.2.3);• entwerfen Handlungsvorschriften als Text o<strong>der</strong> mit formalen Darstellungsformen(NT 7.2.3);• können einfache, automatisierbare Vorgänge algorithmisch beschreiben (NT7.2.3);• benutzen die algorithmischen Grundbausteine zur Darstellung von Handlungsvorschriften(NT 7.2.3);• entwerfen und testen einfache Algorithmen (NT 7.2.3);


7.3 <strong>Informatik</strong>unterricht in <strong>der</strong> 10. Jahrgangsstufe des NTG 109• sind zu einer funktionalen Betrachtungsweise informationsverarbeiten<strong>der</strong> Prozessefähig (Inf 9.1);• strukturieren Beispiele ihrer Erfahrungswelt mit Hilfe von Klassen und <strong>der</strong>enBeziehungen (Inf 9.2.1);• realisieren Objekte, Klassen und <strong>der</strong>en Beziehungen in einem relationalen Datenbanksystem(Inf 9.2.1);• stellen Beziehungen zwischen Klassen grafisch dar (Inf 9.2.1).7.3.3 Objekte und AbläufeZusammenfassung und Festigung <strong>der</strong> bisher erlernten objektorientierten KonzepteDie Begriffe Objekt, Klasse, Attribut und Methode sind den Schülern bereits bekanntund werden anhand einfacher Beispiele aus <strong>der</strong> Alltagswelt wie<strong>der</strong>holt.Den Schülern soll dabei die Vorstellung nahegebracht werden, dass es sich beiObjekten in erster Linie um eine Kombination von Attributen und Methoden handelt.Beson<strong>der</strong>es Augenmerk liegt auf einer sorgfältigen Einführung verschiedenerDarstellungsmöglichkeiten. Die Repräsentation von Klassen erfolgt mit Hilfe vonKlassenkarten, während die statischen Beziehungen zwischen Klassen anhand entsprechen<strong>der</strong>Objekt- und Klassendiagramme veranschaulicht werden. Hierbei spielt dieAnknüpfung an Vorkenntnisse über funktionale Modellierung und Datenmodellierung(Jgst. 9) eine zentrale Rolle. Scheungrab et al. ([S + 08]) stellen beispielhaft einKlassendiagramm vor, welches 1:1 einem relationalen Datenbankmodell entspricht.Zwar erfolgt <strong>der</strong> Rückgriff auf bereits Bekanntes, doch stehen diese Konzepte inden Jahrgangsstufen 9 und 10 in erweiterter Beziehung zueinan<strong>der</strong>: Während mansich bisher lediglich für die Eigenschaften von Objekten (nämlich <strong>der</strong>en Attribute)interessierte, liegt das Augenmerk nun auf ihrem Verhalten.Werkzeuge wie BlueJ 7 ermöglichen es den Schülern, sich ohne Kenntnisse einerobjektorientierten Sprache die entsprechenden Zusammenhänge intuitiv zu erschließen.Aktivitäten. Die Schüler• stellen Information in unterschiedlicher Form dar;• beurteilen Vor- und Nachteile verschiedener Informationsdarstellungen;• wählen eine Darstellungform auf <strong>der</strong> Basis allgemein akzeptierter und zweckdienlicherKriterien aus.7 http://www.bluej.org/


110 7 Lehrplanstudie im Bereich OOM/OOPZustände von Objekten und algorithmische Beschreibung von AbläufenMit einer Stundenvorgabe von etwa 22 Unterrichtsstunden nimmt dieser Teil dengrößten Raum ein. Dies liegt vor allem in seinem integrativen Charakter und in <strong>der</strong>Bedeutung für den weiteren Kompetenzaufbau bei den Schülern begründet. Außerdemkommt hier das im nächsten Abschnitt beschriebene didaktische Dilemma zumTragen und verlangt nach einer nichtsequentiellen, son<strong>der</strong>n vielmehr spiralförmigenBehandlung <strong>der</strong> einzelnen Konzepte (vgl. [Hub08], [S + 08]).Für die Schüler stellen sich Objekte nun erstmals als dynamische Strukturen dar.Wesentliche Neuerung ist die Einführung des Variablenkonzepts: Objekte befinden sichwährend ihres Lebenszyklus stets in genau einem Zustand, welcher durch die Werteihrer Attribute eindeutig bestimmt ist. Durch Wertzuweisung wird <strong>der</strong> unmittelbareÜbergang in einen an<strong>der</strong>en Zustand ausgelöst.Dabei ist es ein ausdrückliches Anliegen des Lehrplans, dass Schüler in <strong>der</strong> Lagesind, klar zwischen den Zuständen des realen Objekts und denen des Simulations- o<strong>der</strong>Programmobjekts zu differenzieren ([isb08], vgl. auch nachfolgende Aufgaben).Diese Abläufe lassen sich mit Hilfe von Zustandsdiagrammen o<strong>der</strong> Zustandsübergangstabellenveranschaulichen, die wie<strong>der</strong>um jeweils stellvertretendfür einen Zustandsautomaten stehen.Im Rahmen <strong>der</strong> Behandlung einfacher und zusammengesetzter Datentypen soll <strong>der</strong>Typ Feld (array) als Möglichkeit, gleichartige Objekte bzw. Variablen zu gruppieren,ausdrücklich hervorgehoben werden. Zugleich stellen Fel<strong>der</strong> eine erste Möglichkeit dar,Objektbeziehungen <strong>der</strong> Multiplizität 1:n zu modellieren.Objekte unterliegen einem Lebenszyklus, <strong>der</strong> mit <strong>der</strong> Instantiierung durch denKonstruktoraufruf <strong>der</strong> Klasse beginnt. Die innerhalb des Konstruktors (als speziellerMethode) befindlichen Anweisungen dienen <strong>der</strong> Initialisierung des Objekts. Entsprechendkann durch Destruktion <strong>der</strong> von Objekten benötigte Speicherplatz wie<strong>der</strong>freigegeben werden.Der Begriff des Algorithmus und seine Strukturelemente (Anweisung, Sequenz,bedingte Anweisung, Wie<strong>der</strong>holung) wurden im Anfangsunterricht (NT 7.2.3) eingeführtund werden nun wie<strong>der</strong>aufgenommen und präzisiert. Dies kann beispielsweiseim Zusammenhang mit dem Zugriff auf die Elemente des Typs Feld geschehen.Insbeson<strong>der</strong>e kommen die Schüler erneut mit Struktogrammen als übersichtlicherDarstellungsmöglichkeit für Algorithmen in Berührung und erkennen, dass sichAlgorithmen auch unter funktionalen Gesichtspunkten (Eingabe - Verarbeitung -Ausgabe) interpretieren lassen. Zur Wie<strong>der</strong>holung <strong>der</strong> Kontrollstrukturen empfiehltsich die Nutzung eines programmierbaren Robotersystems wie Robot Karol.Auf Basis konkreter Aufgabenstellungen vertiefen die Schüler die Zusammenhänge


7.3 <strong>Informatik</strong>unterricht in <strong>der</strong> 10. Jahrgangsstufe des NTG 111zwischen Zustandsmodellen, Algorithmen und ihren Entsprechungen in Form objektorientierterProgramme. Als Werkzeug kommt ein programmierbares Grafiksystem(PGS, z. B. EOS o<strong>der</strong> JGraphik) zum Einsatz.Aktivitäten. Die Schüler• interpretieren einfache Zustandsdiagramme;• analysieren Automaten und modellieren sie zustandsorientiert;• verwenden Variablen und Wertzuweisungen zur Modellierung von Zustandsübergängen;• sind in <strong>der</strong> Lage, einfache Zustandsübergangsdiagramme in objektorientierte Programmeumzusetzen;• entwerfen, implementieren und beurteilen Algorithmen;• lesen formale Darstellungen von Algorithmen und setzen sie in Programme um;• erläutern den Zusammenhang zwischen Automaten und Sprachen.Beziehungen zwischen ObjektenBisher fand eine Art Kommunikation lediglich zwischen dem Schüler und einemBeispielobjekt statt (vgl. Sequenzdiagramme, in denen nicht nur die beteiligtenObjekte, son<strong>der</strong>n ganz links auch <strong>der</strong> ”Akteur“ selbst dargestellt wird).Die Schüler sollen nun die Einsicht erhalten, dass das Funktionieren komplexer Systemeganz wesentlich von <strong>der</strong> Kommunikation seiner Objekte untereinan<strong>der</strong> geprägtist, die weiterhin über Methodenaufrufe realisiert wird. Scheungrab et al. ([S + 08])weisen in diesem Zusammenhang auf zwei sinnvolle Varianten <strong>der</strong> Nomenklaturvon Methoden (Imperativ/Infinitiv) hin, die ihren Botschafts- bzw. Dienstcharakterhervorheben.Die Versinnbildlichung <strong>der</strong> Kommunikation zwischen Objekten erfolgt mit Hilfevon Interaktionsdiagrammen (die wie<strong>der</strong>um für eine ganze Reihe von Darstellungsmöglichkeitenstehen, z. B. die Visualisierung wechselseitiger Methodenaufrufe ineinem Sequenzdiagramm). Hierbei rückt nun die Zeitachse explizit ins Blickfeld.In diesem Zusammenhang wird das Konzept <strong>der</strong> Datenkapselung eingeführt und dieSchüler lernen das Schnittstellenkonzept kennen, welches neben Sicherheitsaspekteneine wichtige Rolle für die Modularisierung größerer Programme und damit für eineeffiziente Arbeit im Team (vgl. Inf 10.3) spielt.Verbunden mit <strong>der</strong> Definition von Schnittstellen ist die Notwendigkeit, sich Gedankenüber Ein- und Ausgangsparameter und Rückgabewerte zu machen. Diesen


112 7 Lehrplanstudie im Bereich OOM/OOPfunktionalen Aspekt kennen die Schüler bereits von den in Jgst. 9 behandeltenDatenflüssen. In <strong>der</strong> Beschäftigung mit entsprechenden Problemstellungen entwickelndie Schüler einen kritischen Blick für Seiteneffekte von Methoden und für Gefahren,die sich aus dem Einsatz globaler Variablen ergeben.Anhand einfacher Beispiele (wie z. B. <strong>der</strong> Repräsentation einer Ampel) erkennendie Schüler, dass Objekte häufig Objekte an<strong>der</strong>er Klassen enthalten. Die technischeEntsprechung dieser Enthält-Beziehung (Aggregation) bilden die Referenzen. 8Beziehungen zwischen Objekten werden allgemein auch als Assoziationen bezeichnetund können verschiedener Art sein: So weisen sie stets eine bestimmte Nutzungsrichtungund Multiplizität auf. An dieser Stelle verfügen die Schüler bereits über wertvolleVorkenntnisse aus dem Bereich <strong>der</strong> Datenmodellierung (vgl. 7. Jahrgangsstufe, E/R-Diagramm).Aktivitäten. Die Schüler• können statische und dynamische Beziehungen zwischen Objekten grafisch darstellen(Interaktionsdiagramm);• definieren sinnvolle Schnittstellen zwischen Programmkomponenten;• wenden das Paradigma <strong>der</strong> Datenkapselung an;• können die Enthält-Beziehung im Sinne <strong>der</strong> Referenzsemantik implementieren;• nutzen Methodenaufrufe für die Kommunikation zwischen Objekten.7.3.4 Generalisierung und SpezialisierungDas Denken (und die Einordnung von Wissen) in hierarchischen Strukturen ist einCharakteristikum für die Arbeitsweise des menschlichen Gehirns (vgl. zur Entwicklungdes logischen Denkens und zur Klasseninklusion (!) Goswami, [Gos01], Kap. 7; zuTaxonomisierung und Kategorisierung z. B. Sodian, [Sod02]). Die Praxis hält vieleAnwendungsbeispiele bereit, um das Prinzip <strong>der</strong> Vererbung (is-a-Beziehung) alsRealisierung hierarchischer Klassenstrukturen zu veranschaulichen.Vergleichbar mit den Möglichkeiten <strong>der</strong> DNS-Forschung (jedoch mit ausnahmsloshehren Zielen und ethischer Unbedenklichkeit) beginnen die Schüler, ererbte Methodenzu modifizieren und damit zu überschreiben. Durch Inferenz bzw. Überschreibung” höherer“ Methoden gelangen die Schüler zum Phänomen des Polymorphismus9 .8 Dabei ist es absolut fundamental, dass die Schüler die Referenzsemantik verstehen: Wenngleich dasreale Ampelobjekt zwei (o<strong>der</strong> drei) Lampen (räumlich) enthält, referenziert das ProgrammobjektAMPEL lediglich mehrere Instanzen <strong>der</strong> Klasse LAMPE. Im Sinne von [S + 08] kann man folgerichtigvon einer has-a-Beziehung sprechen.9 griechisch für ”Vielgestaltigkeit“


7.3 <strong>Informatik</strong>unterricht in <strong>der</strong> 10. Jahrgangsstufe des NTG 113Neben dem Überschreiben von Methoden ist die Erweiterung von Oberklassen (inJava durch extends) die klassische Vorgehensweise zur Spezialisierung.Auf umgekehrtem Weg lassen sich Gemeinsamkeiten von Klassen durch Generalisierung,also die Deklaration <strong>der</strong> gemeinsamen Abstammung von einer neu geschaffenenOberklasse abbilden (die je nach Kontext auch abstrakt sein kann).In Klassendiagrammen veranschaulichen die Schüler das Verhältnis generischerund spezifischer Klassen und erkennen, dass diese Diagramme bei Klassifizierungkomplexerer Systeme Baumstruktur annehmen.Aktivitäten. Die Schüler• können hierarchische Klassenstrukturen erkennen und durch Vererbung, Generalisierungund Spezialisierung beschreiben, darstellen und implementieren;• kennen und verwenden Strukturierungsmöglichkeiten von Daten zum Zusammenfassengleichartiger und unterschiedlicher Elemente zu einer Einheit;• entwickeln für einfache Sachverhalte objektorientierte Modelle und stellen diese mitKlassendiagrammen dar;• beeinflussen das Modellverhalten durch zielgerichtete Än<strong>der</strong>ungen;• können die Bedeutung von Datenkapselung unter Sicherheitsaspekten und für dieSoftwareentwicklung im Team erläutern.7.3.5 Komplexeres AnwendungsbeispielWie schon in <strong>der</strong> vorangegangenen Jahrgangsstufe sieht <strong>der</strong> Lehrplan gegen Endedes Schuljahrs die Durchführung eines größeren Projekts vor, in dem die zuvorkennengelernten Konzepte im Rahmen einer komplexeren Aufgabenstellung integriertund gefestigt werden. Dabei kommen die den vorgestellten Konzepten innewohnendenIdeen einer konstruktiven Arbeit im Team prinzipiell sehr entgegen.Der vorgenannte Aspekt <strong>der</strong> Kommunikation zwischen Objekten überträgt sich imbesten Sinne auf die Subjekte <strong>der</strong> realen Welt: Im Sinne eines erfolgreichen ”puttingall together“ werden die Schüler zwangsläufig darauf angewiesen sein, ihr Vorgehenzu planen, konkurrierende Vorschläge zu diskutieren und Schnittstellen auszuhandeln.Die Kommunikation <strong>der</strong> Schüler untereinan<strong>der</strong> ist daher zum einen die natürlicheFolge des gemeinsamen Projekts, zum an<strong>der</strong>en zentrale Voraussetzung für dessen Erfolg.Aktivitäten. Die Schüler• stellen Vermutungen über Zusammenhänge und Lösungsmöglichkeiten im informatischenKontext dar;


114 7 Lehrplanstudie im Bereich OOM/OOP• lösen Aufgabenstellungen durch objektorientiertes Strukturieren;• kooperieren in Projektarbeit bei <strong>der</strong> Bearbeitung eines informatischen Problems;• nutzen synchrone und asynchrone Kommunikationsmöglichkeiten zum Austausch vonInformation und zu kooperativer Arbeit;• wählen eine Darstellungform auf <strong>der</strong> Basis allgemein akzeptierter und zweckdienlicherKriterien aus;• dokumentieren Ablauf und Ergebnisse <strong>der</strong> Projektarbeit;• beurteilen den Projektablauf, das Modell, die Implementierung und die verwendetenWerkzeuge kritisch;• bewerten die Auswirkungen <strong>der</strong> Automatisierung in <strong>der</strong> Arbeitswelt;• geben Problemlösungen in einer Programmiersprache an.7.4 Das ”didaktische Dilemma“In aller Allgemeinheit wäre es sicher angebrachter, von einem didaktischen Dilemmazu sprechen, doch kommt im <strong>Informatik</strong>unterricht <strong>der</strong> 10. Jahrgangsstufe (speziellim Abschnitt 10.1.2 des Lehrplans) ein beson<strong>der</strong>s nachhaltiger Zielkonflikt zum Tragen.Eine Einführung in die Programmierung anhand objektorientierter Sprachen isterfahrungsgemäß schwer zu realisieren ([Hub07], S. 5). Verschärft wird diese Tatsachedurch die konstruktivistische For<strong>der</strong>ung, Schüler (von Anfang an) mit authentischenProblemstellungen zu konfrontieren, womit sich ”Hello World!“ und seine Derivatetrotz ihrer Verbreitung als Einstieg verbieten.Anspruchsvollere Aufgaben mit Alltagsrelevanz und Bezug zur Erfahrungswelt <strong>der</strong>Schüler erfor<strong>der</strong>n jedoch zumeist die vorherige ”trockene“ Einführung in eine ganzeMenge grundlegen<strong>der</strong> Konzepte <strong>der</strong> objektorientierten Programmierung, die zu allemÜberfluss vielfach miteinan<strong>der</strong> verzahnt sind (vgl. [Hub08], S. 5).Lernziele aus dem Themengebiet <strong>der</strong> OOM unterscheiden sich in zweierlei Hinsichtvon Lernzielen vieler an<strong>der</strong>er Bereiche:• Bei <strong>der</strong> Formulierung von Lernzielen werden schnell hohe Schwierigkeitsgradeerreicht (z. B. D6 bei An<strong>der</strong>son et al.);• Die Lernziele sind in vielfacher Hinsicht miteinan<strong>der</strong> verwoben und voneinan<strong>der</strong>abhängig.[Hub07] sieht darin das klassische Dilemma,• mit OOM/OOP in die Programmierung einzusteigen und zugleich


7.5 Aufgabenbeispiel 115• mo<strong>der</strong>nen Unterrichtsprinzipien zu folgen.Dementsprechend schlägt er im Sinne einer vorsichtigen und bedachten Heranführungan das Zustands- und Variablenkonzept vor, mit <strong>der</strong> Behandlung einestypischen Zustandsautomaten (wie einer Verkehrsampel) zu beginnen, <strong>der</strong> zugleichwe<strong>der</strong> trivial ist, noch einen zu hohen Komplexitätsgrad aufweist.Am Beispiel einiger konkreter Aufgaben aus den Lehrbüchern <strong>der</strong> 10. Jahrgangsstufewerde ich nun untersuchen, welche Überdeckungen von Kompetenzen die jeweilsberücksichtigten Lernziele bilden.7.5 AufgabenbeispielDie Aufgabenstellung in diesem Bereich sei wie folgt ([HSS + 08], S. 27):3 - Es werde Licht!Im Folgenden sollen verschiedene Lichtschalter simuliert werden. Zeichne dazu das zugehörigeZustandsdiagramm.a) Ein einfacher Lichtschalter, <strong>der</strong> bei jedem Drücken das Licht an- bzw. ausschaltet.Stelle die Situation mit dem Werkzeug PGS nach (beispielsweise durch einen Kreis,<strong>der</strong> hell und dunkel werden kann als Lampe) und programmiere eine Sequenz, die dasLichtsignal ”SOS“ (kurz - kurz - kurz - lang - lang - lang - kurz - kurz - kurz) morsenlässt.b) Ein Lichtschalter, <strong>der</strong> nach jedem Drücken nacheinan<strong>der</strong> verschiedene Neonröhrenin einem größeren Raum anschaltet: zuerst alle, dann nur die hintere Reihe, beimnächsten Drücken nur die vor<strong>der</strong>e Reihe, schließlich wie<strong>der</strong> alles aus.Stelle auch hier die Situation mit dem Werkzeug PGS nach.c) Ein Lichtschalter, <strong>der</strong> das Deckenlicht in zwölf Stufen dimmen kann.Warum lässt sich kein Zustandsdiagramm für einen stufenlosen Dimmer zeichnen?Folgende Lernziele lassen sich identifizieren:• EO 1. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, einfache Abläufe in Form eines Zustandsdiagrammszu modellieren.– IO 1.1. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, die Vorschriften für die graphischeDarstellung von Zustandsdiagrammen zu erinnern.– IO 1.2. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, die Zusammenhänge <strong>der</strong> konstituierendenElemente eines Zustandsdiagramms erläutern.– IO 1.3. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage darzulegen, dass je<strong>der</strong> Zustand einereindeutigen Konstellation <strong>der</strong> Attributwerte eines Objekts entspricht.


116 7 Lehrplanstudie im Bereich OOM/OOP– IO 1.4. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, den Zustandsraum eines vorgegebenenObjekts zu bestimmen.– IO 1.5. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, anhand eines Beispiels zu erläutern,dass die Menge <strong>der</strong> tatsächlich eintretenden Zustände eine Untermenge desZustandsraums bildet (vgl. Aufgabe 3b und die Ampel-Simulation).– IO 1.6. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, die tatsächlich eintretenden Zuständeeines vorgegebenen Objekts zu benennen.– IO 1.7. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, an einem Beispiel zu erläutern, dassein Zustandsübergang genau dann stattfindet, wenn sich mindestens ein Attributwertän<strong>der</strong>t.– IO 1.8. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, anhand eines vorgegebenen Szenariosdie tatsächlich möglichen Zustandsübergänge zu ermitteln.• EO 2. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, das Verhalten des durch ein vorliegendes Zustandsdiagrammbeschriebenen Zustandsautomaten in einer einfachen Programmiersprache(PGS) zu implementieren.– IO 2.1. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, ein vorgegebenes Zustandsdiagrammzu analysieren.– IO 2.2. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, zur Kontingenz zwischen Zuständenund Attributwerten sowie zwischen Zustandsübergängen und MethodenaufrufenStellung zu nehmen.– IO 2.3. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, die Kontrollstruktur <strong>der</strong> (unbedingten)Wie<strong>der</strong>holung auf die Aufgabenstellung anzuwenden.– IO 2.4. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, im PGS ein Objekt <strong>der</strong> Klasse KREISzu erstellen sowie dessen Radius und Füllfarbe festzulegen.– IO 2.5. Der Lernende ist auf <strong>der</strong> Basis eines grundlegenden Verständnissesvom Laufzeitverhalten eines Programms in <strong>der</strong> Lage, Anweisungen zu implementieren,die eine Wartezeit realisieren.– IO 2.6. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, seine Implementierung auf die korrekteAdaptation des Zustandsdiagramms hin zu prüfen.Der Lichtschalter in Teilaufgabe c) wird sinnvollerweise über einen Drehknopf alseinziges (o<strong>der</strong> weiteres) Bedienelement verfügen und führt den Lernenden auf dieUnmöglichkeit, ein dem stufenlosen Dimmer entsprechendes Zustandsdiagramm zu erstellen10 .• EO 3. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, die Grenzen zustandsbasierter Modellierungim Zusammenhang mit <strong>der</strong> Simulation realer Objekte zu erläutern.Aus Überlegungen zum Verhältnis von Simulation und Wirklichkeit ergeben sichnoch weitere Lernziele:10 In <strong>der</strong> Mathematik entspricht dies dem Übergang von diskreten zu kontinuierlichen Strukturen.


7.5 Aufgabenbeispiel 117• EO 4. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, die mit <strong>der</strong> Simulation in aller Regel verbundeneVereinfachung des Sachverhalts zu erfassen. 11 .• EO 5. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, den unterschiedlichen Bezug von Objektenin Simulation und Praxis an einem Beispiel zu verdeutlichen 12 .• EO 6. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, ökonomische Gesichtspunkte <strong>der</strong> Aufgabenstellungbzw. <strong>der</strong> Konzeption zu erkennen 13 .• EO 7. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, den Stellenwert eines korrekten undverlässlichen Programmablaufs gerade in kritischen Situationen anhand eines Beispielsaufzuzeigen (SOS-Signal, ”Verantwortung des <strong>Informatik</strong>ers“).11 Beispielsweise bleibt <strong>der</strong> Simulationsaufbau von Stromausfällen (zumindest prinzipiell) o<strong>der</strong> Defektendes Leuchtmittels verschont.12 So schließt <strong>der</strong> reale Schalter einen Kontakt und ermöglicht dadurch den Stromfluss, <strong>der</strong> wie<strong>der</strong>umdie Lampe zum Leuchten bringt. In <strong>der</strong> Simulation erfolgt dagegen bei Betätigung desSchalters die unmittelbare Manipulation <strong>der</strong> Lampe (genauer: des Lampen-Objekts) über dessen(ein|aus)schalten-Methode. (Letzeres ließe sich durch sorgfältiges Absteigen bis zur Hardwareebenepräzisieren.)13 Mit Hilfe des Lichtschalters aus Teilaufgabe b) bzw. gar eines Dimmers ist es möglich, die Lichtversorgungan die momentanen Gegebenheiten anzupassen.


1188 Modellierung <strong>der</strong> Ontologien8.1 VorbemerkungenBei <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Ontologien wurde einigen Prämissen in beson<strong>der</strong>em MaßeAufmerksamkeit geschenkt:• Soweit bestehende OWL-Modelle in <strong>der</strong> Lage waren, einen Beitrag zur Realisierung<strong>der</strong> Vorhaben zu leisten, sollten diese eingesetzt werden (anstatt ”das Radneu zu erfinden“);• Entscheidungen im Entwurfsprozess mussten sich stets an <strong>der</strong> Reflektion entsprechen<strong>der</strong>didaktischer Zusammenhänge messen lassen;• bei <strong>der</strong> Anreicherung bestehen<strong>der</strong> Ontologien durften Praktikabilität undZweckmäßigkeit nicht leiden 1 ;• <strong>der</strong> Autor wendet sich gegen die Annahme eines ”geschlossenen Systems“. Solltesich <strong>der</strong> hier beschrittene Weg bewähren, sind zukünftige Än<strong>der</strong>ungen und Erweiterungen<strong>der</strong> Ontologien zu erwarten, anzustreben und dürfen folgerichtig nichtdurch eine undurchsichtige Modellierung erschwert werden (vgl. die Nebenbemerkungzum Thema ”Kreuzmodellierung“);• auch die begleitende Dokumentation unter Zuhilfenahme anerkannter grafischerVisualisierungen soll es dem interessierten Leser erleichtern, sich einen Überblicküber Entwurfsentscheidungen, über die Interoperation <strong>der</strong> Ontologien, aber auchüber relevante technische Details zu verschaffen;Außerdem schloss sich an die Modellierung <strong>der</strong> Ontologien unmittelbar <strong>der</strong> Entwurfeiner beispielhaften Fachontologie an, um die praktische Realisierbarkeit des gewähltenAnsatzes unter Beweis zu stellen.Wenngleich <strong>der</strong> Rückgriff auf einige Erweiterungen und Ergänzungen von OWL 2.0(welches <strong>der</strong>zeit den Status eines Draft-Standards hat 2 ) in mancherlei Hinsicht reizvollfür die Modellierung einzelner Sachverhalte gewesen wäre, beschränke ich mich auf denSprachumfang von OWL 1.0 und die Ausdrucksmächtigkeit von OWL DL. Somit bautdas hier vorgestellte Konzept auf einer vom W3C verabschiedeten OWL-Spezifikationauf. Glücklicherweise steht - zu gegebener Zeit - einer Adaptation <strong>der</strong> neuen Errungenschaftenvon OWL in die bestehende Ontologiestruktur nichts im Wege.1 man denke an die Unmenge zwingend vorgeschriebener Annotate bei LOM2 vgl. http://www.w3.org/blog/SW/2008/10/10/seven_owl_2_drafts_published


8.2 Integration weiterer Lernzieltaxonomien 119Nebenbemerkung zu ”Kreuzmodellierung“: Diese Bezeichnung trifft m. E. rechtzuverlässig ein hochproblematisches Modellierungsvorgehen, das aus einer falschenNutzung einer eigentlich großen Stärke von OWL und Ontologien im Allgemeinenerwachsen kann und vor dem eindrücklich zu warnen ist:Ich verstehe darunter, dass OWL-Klassen in <strong>der</strong> OWL-Datei A definiert und grundlegendausgestattet werden (Properties etc.). Darauf aufbauend erfolgt anschließenddurch den selben Entwickler (!) ohne Not eine Ergänzung von Unterklassen, weiterenProperties usw. in einer OWL-Datei B (eventuell noch fortgesetzt in C, etc.). Freilichist dies aus gutem Grund die gängige Vorgehensweise bei <strong>der</strong> Erweiterung bestehen<strong>der</strong>Ontologien (vgl. Abschnitt 8.3) während <strong>der</strong>en Lebenszyklus und auch sinnvoll,um an einmal veröffentlichte (und damit im Sinne des Semantic Web unantastbare)Ontologien anzuknüpfen. Sofern sich die beteiligten Ontologien im persönlichen ”Verantwortungsbereich“befinden und in <strong>der</strong>selben Entwicklungsphase entstehen, solltevon einem solchen Vorgehen jedoch abgesehen werden. In allen an<strong>der</strong>en Fällen ist einesorgfältige Dokumentation unverzichtbar 3 .8.2 Integration weiterer LernzieltaxonomienDie in Kapitel 6 vorgestellten Arbeiten zeugen davon, dass die Lernzieltaxonomienach An<strong>der</strong>son und Krathwohl bereits mehrfach in Ontologien umgesetzt wurde.Unabhängig von <strong>der</strong> Tatsache, dass sich die einzelnen OWL-Repräsentationen nurin unwesentlichen technischen Details unterscheiden, greift <strong>der</strong> hier vorliegende Satzdidaktischer Ontologien die Implementierung von Alexan<strong>der</strong> Staller auf.Angesichts vieler Vorschläge für eine Taxonomisierung von Lernzielen, diesich nicht nur hinsichtlich ihrer Fundierung, ihrer Schwerpunktsetzung und ihrerDomänenspezifität unterscheiden, liegt die Schaffung von Schnittstellen zur Einbindungweiterer Lernzieltaxonomien in ein bestehendes System didaktischer Ontologiennahe.Die vorliegende Arbeit behandelt diesen Aspekt anhand des Taxonomievorschlagsvon Fuller et al. (im Folgenden ”Fuller-Taxonomie“ genannt), <strong>der</strong> spezifischen Anliegenund Bedürfnissen Rechnung zu tragen versucht (vgl. Kapitel 2), die untrennbar mitdidaktischen Herausfor<strong>der</strong>ungen aus <strong>der</strong> <strong>Informatik</strong> und speziell aus dem Bereich <strong>der</strong>Programmierung verbunden sind.So fällt es bei informatischen Lernzielen z. B. häufig schwer, diese einer <strong>der</strong> Kategorien”Konzeptwissen“ bzw. ”prozedurales Wissen“ stringent und eindeutig zuzuordnen.3 Die Situation ist vielleicht vergleichbar mit einem älteren (durchaus brauchbaren) Gebäude, in demmehrere Elektriker-Generationen neue Leitungen verlegt, alte stillgelegt haben, etc. Die Sachlagewird undurchsichtig, v. a. wenn Än<strong>der</strong>ungen auf <strong>der</strong> Tagesordnung stehen.


120 8 Modellierung <strong>der</strong> OntologienEntsprechen<strong>der</strong> Spielraum besteht so z. B. bei einigen Lernzielen <strong>der</strong> exemplarischenFachontologie, die im Rahmen dieser Arbeit enstanden ist. Dieser prinzipbedingtenEinschränkung begegnen Fuller et al., indem sie den kognitiven Prozess nach An<strong>der</strong>sonund Krathwohl aufspalten.So kennt die Fuller-Taxonomie die beiden Dimensionen Interpreting und Producing,welche ihr Äquivalent in zwei OWL-Klassen finden, die ihrerseits von <strong>der</strong> KlasseFullerTaxonomy erben. Die Einführung dieser Oberklasse erfolgte eher aus ”kosmetischen“Überlegungen heraus, um die beiden ...-ing-Klassen nicht gleichsam kontextlosaus owl:Thing erzeugen zu müssen.Bei dieser Taxonomie kommt <strong>der</strong> - beson<strong>der</strong>s aus ontologischer Sicht - interessanteAspekt hinzu, dass sechs <strong>der</strong> sieben Kategorien synonym mit denen <strong>der</strong> kognitivenProzessdimension nach An<strong>der</strong>son et al. sind: Wie Fuller et al. in ihrem einschlägigenPaper ausführen, halten sie die von An<strong>der</strong>son et al. gewählten Kategoriebezeichnungen<strong>der</strong> kognitiven Prozessdimension für ”unmissverständlich genug“, um diese für ihreeigene Taxonomie zu übernehmen ([FJT + 07], S. 164). Somit werde ich gleichnamigeFuller- und An<strong>der</strong>son-Kategorien ohne weitere Reflektion als identisch hinsichtlich<strong>der</strong> von ihnen beschriebenen Lernziele betrachten. Freilich könnte und sollte man imRahmen einer dahingehenden empirischen Untersuchung klären, ob diese Äquivalenzenin <strong>der</strong> Praxis standhalten.Bezüglich <strong>der</strong> zu entwickelnden Ontologie resultierte diese Korrespondenz jedenfallsdarin, dass die jeweiligen OWL-Klassen jeweils als äquivalent zu denjenigen Klassendeklariert wurden, welche für die Kategorien von An<strong>der</strong>son et al. stehen (vgl. Abb.8.1):Fuller et al. ordnen einige traditionell mit Softwareentwicklung bzw. Programmierungverbundene Aktivitäten beispielhaft in ihre Taxonomie ein ([FJT + 07], S. 166, Fig.7). Dabei wird augenscheinlich, dass die Autoren sich nicht strikt an ihr 3 × 4-Rasterhalten, son<strong>der</strong>n Tätigkeiten auch ”grenzübergreifend“ taxonomieren.Bei <strong>der</strong> Modellierung <strong>der</strong> zugehörigen Ontologie bin ich dieser problematischenPraxis bewusst nicht gefolgt bzw. habe (mit Hilfe disjunkter Klassen und geeigneterKardinalitätsrestriktionen) ausdrücklich dafür gesorgt, dass ”Zwischentaxonomierungen“nicht valide i. S. <strong>der</strong> Ontologie sind. Ähnlich dem sich hartnäckig haltenden


8.2 Integration weiterer Lernzieltaxonomien 121Abbildung 8.1: Verhältnis <strong>der</strong> kognitiven Prozessdimension nach An<strong>der</strong>son et al. zu denKategorien bei FullerIrrglauben, Zwischennoten würden bei <strong>der</strong> Zensur von Leistungen mit mehr Gerechtigkeiteinhergehen (dies ist bei gleichzeitig naturgemäß fehlen<strong>der</strong> Erhöhung <strong>der</strong>Messgenauigkeit nicht möglich!), würde eine <strong>der</strong>artige Aufweichung <strong>der</strong> Zuordnungendie Schärfe <strong>der</strong> Taxonomie ”verwässern“ (zur Problematik <strong>der</strong> Messfehler in Bezug aufschulische Leistungen vgl. z. B. [Sac07], S. 289). Schließlich ist es fundamentale Funktionvon Taxonomien (vgl. gr. tˆxic - Ordnung und nìmoc - Gesetz), ein abgrenzbares undverbindliches Klassifizierungsraster vorzugeben. Zugleich wäre aus qualitativer Sichtdie Frage zu stellen, wie hoch eine angemessene Granularität denn nun ausfallen müsste.Der guten Ordnung wegen gehört ein Lernziel also genau einer Producing- undgenau einer Interpreting-Kategorie an.(Nebenbemerkung: Aus technischer und Machbarkeitsperspektive spräche weniggegen die Implementierung einer solchen ”fein-gerasterten“ (o<strong>der</strong> gar stufenlosen 4 )Taxonomie in OWL. So könnte schließlich eine mehrfache Verwendung <strong>der</strong> einschlägigenOWL-Properties zugelassen werden, welche entwe<strong>der</strong> für sich genommeno<strong>der</strong> auch in Verbindung mit einem eigenständigen Gewichtungsattribut (z. B. alsDatatypeProperty) die jeweilige Tendenz in <strong>der</strong> Ontologie abbildet.)Die <strong>der</strong> Fuller-Taxonomie entsprechende Ontologie bildet die Klassifikationsmatrix4 im Rahmen <strong>der</strong> jeweiligen Datentypgenauigkeit


122 8 Modellierung <strong>der</strong> Ontologienals OWL-Klassenstruktur ab. Legen wir als Namensraum fuller zu Grunde, so erbenvier Kategorien von <strong>der</strong> Klasse fuller:Interpreting und weitere drei Kategorien von<strong>der</strong> Klasse fuller:Producing (vgl. Abb. 8.2). Bis auf die Klasse fuller:None sinddie den Kategoriebezeichnungen entsprechenden OWL-Klassen allesamt äquivalent zudenen in Stallers Interpretation von An<strong>der</strong>son et al.Abbildung 8.2: Klassenstruktur <strong>der</strong> Fuller-Taxonomie aus Sicht von OWLVizDarüber hinaus verfolge ich auch hier einen schon bei Staller vorgefundenen undvon mir als ”Duale Modellierung“ bezeichneten Ansatz und erzeuge zu je<strong>der</strong> KlasseKategorie, die einer <strong>der</strong> sieben Fuller-Kategorien entspricht, eine beigeordnete Instanzmit dem Bezeichner IKategorie:Ebendiese Instanzen werden dann ausgehend von Lernzielen über die entsprechendenProperties referenziert (vgl. später).8.3 Erweiterung <strong>der</strong> Objective-OntologieStallers Ontologie An<strong>der</strong>son objective.owl stellt eine Klasse Objective sowie<strong>der</strong>en Unterklassen Global objective, Educational objective undInstructional objective bereit. Daneben werden dort OWL-Properties spezifiziert,die eine Klassifikation <strong>der</strong> Lernziele gemäß <strong>der</strong> An<strong>der</strong>son-Taxonomie erlauben.Im Rahmen dieser Arbeit wurde diese Ontologie erweitert. Grundlegend dafür ist <strong>der</strong>OWL-Import <strong>der</strong> unverän<strong>der</strong>ten OWL-Datei in die neue Ontologie Objective.owl (vgl.z. B. Anhang). Dort wurden zusätzliche OWL-Properties definiert, die im Folgendenaufgelistet werden. Auf die ersten beiden Relationen gehe ich in einem nachfolgendenAbschnitt (8.7) separat ein.• Objective - has soft prerequisite - Objective: Gibt an, dass letzteresLernziel eine optionale Voraussetzung für das erstere Lernziel ist (inverse Property:is soft prerequisite of);


8.4 Verschiedene Zugänge zum Begriff des Konzepts 123• Objective - has hard prerequisite - Objective: Gibt an, dass letzteresLernziel eine unbedingte Voraussetzung für das erstere Lernziel ist (inverse Property:is hard prerequisite of);• Objective - has verbalization - xsd:string: Textuelle Formulierung desLernziels (funktional, Kardinalität 1);• Objective - contributes to - Competence: Gibt an, dass ein Lernziel zumErreichen einer Kompetenz beiträgt;• Objective - has producing cat - Producing: Gibt an, dass ein Lernziel einerbestimmten Producing-Kategorie <strong>der</strong> Fuller-Taxonomie angehört (funktional);• Objective - has interpreting cat - Interpreting: Gibt an, dass ein Lernzieleiner bestimmten Interpreting-Kategorie <strong>der</strong> Fuller-Taxonomie angehört(funktional).8.4 Verschiedene Zugänge zum Begriff des KonzeptsDie von A. Staller entwickelte Ontologie KonzeptuellesWissen.owl rückt den Begriffdes Konzepts in den Fokus, lässt jedoch eine weiterführende Anbindung an an<strong>der</strong>eOntologien (vgl. die Knowledge-Dimension nach An<strong>der</strong>son et al, speziell ConceptualKnowledge) vermissen.Konkret sieht das ”konzeptuelle Wissen“ nach Staller einige Eigenschaften vor, mitdenen sich Konzepte aufeinan<strong>der</strong> beziehen lassen. Auf diese im Rahmen <strong>der</strong> dualenModellierung sowohl als OWL-Klassen, wie auch als OWL-Properties ausgeführtenBeziehungen ging das Kapitel 6 im Einzelnen ein.Bei <strong>der</strong> is-a-Relation des Unterkonzepts dürfte es sich zweifellos um eine absolutfundamentale Beziehung handeln, die in keiner ontologiebasierten Repräsentation desKonzeptbegriffs fehlen darf.Staller unterscheidet Grundkonzepte, Grundkonzepte mit Eigenschaft und zusammengesetzteKonzepte. Weiter lassen sich Konzepte über entsprechende OWL-Properties als synonym bzw. äquivalent markieren. Wie unschwer zu erkennen ist,entstehen auf diese Weise kontextspezifische Begriffsnetze, die aus Konzepten (Knoten)und ihren Beziehungen (Kanten) bestehen.Cassel et al. ([CDF + 07]) entwickeln in ihrem Paper ”The Computing Ontology -Application in Education“ einen weiteren Konzeptbegriff und identifizieren dabei dreiwichtige und grundlegende Beziehungen zwischen Konzepten k 1 und k 2 (illustrierendesBeispiel in [CDF + 07], S. 179):• k 1 is a k 2 : k 1 ist eine Spezialisierung von k 1 (Unterklassenrelation);


124 8 Modellierung <strong>der</strong> Ontologien• k 1 uses k 2 : k 1 greift auf k 2 zurück. Inverse Beziehung: used by;• k 1 has part k 2 : k 2 ist ein Teil von k 1 . Inverse Beziehung: part of.Nach <strong>der</strong> Modellierung <strong>der</strong> Zusammenhänge in OWL steht nun auch dieser Zugangzu Konzepten <strong>der</strong> ontologiebasierten Modellierung offen. Die zugehörige OntologieCasselConcept.owl definiert die transitiven OWL-Properties used by, has part undis a sowie die Inversen uses und part of <strong>der</strong> beiden Erstgenannten. Grundlegend istdie Definition einer OWL-Klasse Concept sowie <strong>der</strong>en Instantiierung als IConcept.8.5 Anbindung konzeptuellen Wissens an LernzieltaxonomienWie im vorangegangenen Abschnitt bereits kurz angesprochen, sehen Stallers Ontologienkeinen Bezug zwischen Konzepten bzw. konzeptuellem Wissen (ich werde dieseBegriffe synonym gebrauchen) und dem entsprechenden Bereich einer Lernzieltaxonomievor.Als plakatives Beispiel soll hier die Kategorie Conceptual Knowledge <strong>der</strong> Wissensdimensionnach An<strong>der</strong>son et al. dienen. Ungeachtet <strong>der</strong> Tatsache, dass unterhalbdieser Kategorie eine weitere Ausdifferenzierung stattfindet bzw. zumindest stattfindenkann, sind die Konzepte, mit denen wir es im letzten Abschnitt zu tunhatten, in Bezug auf die An<strong>der</strong>son-Taxonomie exakt an dieser Stelle anzubinden, bzw.regelrecht in die Konstruktion ”einzuhängen“, um es etwas anschaulicher auszudrücken.Um die Brücke zu den betroffenen Ontologien zu schlagen, betrachte man die vonStaller eingeführte OWL-Property has knowledge, <strong>der</strong>en Definitionsbereich Lernzieleund <strong>der</strong>en Wertebereich Instanzen <strong>der</strong> OWL-Klasse staller.ak.kno:Knowledge bzw.einer ihrer Unterklassen sind.Damit sind wir nun an einem Punkt angelangt, an dem es in zweierlei HinsichtKonsistenz in Bezug auf die Struktur didaktischer Ontologien zu erreichen gilt:1. Der Einsatz unterschiedlicher, u. U. auch konkurrieren<strong>der</strong> Zugänge zum Begriffdes Konzepts soll möglich sein;2. Konzepte müssen sinnvoll auf Lernziele bezogen werden, was in <strong>der</strong> Regel indirektüber (mehrere) Lernzieltaxonomien geschieht.Um die beiden Ziele zu erreichen, wurde <strong>der</strong> folgende Ansatz gewählt:1. Sämtliche OWL-Klassen, die ein eigenständiges Konzeptverständnis modellieren,sind bzw. werden Unterklassen <strong>der</strong> neuen prototypischen“ Klasse”obj:MetaConcept.2. obj:MetaConcept selbst ist (o.B.d.A. 5 ) zumindest Unterklasse vonstaller.ak.kno:B Conceptual knowledge.5 damit ist gemeint, dass obj:MetaConcept durchaus auch Unterklasse weiterer Klassen sein kann


8.6 Der Kompetenzbegriff im Kontext didaktischer Ontologien 1253. Werden Konzepte im allgemeinen Sinn referenziert, so bezieht sich <strong>der</strong> Wertebereichrdfs:range zukünftig allein auf die Klasse obj:MetaConcept.Das Verhältnis <strong>der</strong> beteiligten Klassen untereinan<strong>der</strong> illustriert Abbildung 8.3.Abbildung 8.3: ”Plugin-System“ für unterschiedliche KonzepteSomit besteht mittels <strong>der</strong> OWL-Property has knowledge einerseits die Möglichkeit,konkrete Konzepte im Sinne eines jeweils gewünschten Konzeptbegriffs zu referenzieren,an<strong>der</strong>erseits bietet die Kategorie staller.ak.kno:B Conceptual knowledge weiterhindie drei bekannten ”Sammelkategorien“ (vgl. Abb. 8.4).8.6 Der Kompetenzbegriff im Kontext didaktischerOntologienIm Abschnitt 7.2 habe ich mich mit <strong>der</strong> Frage beschäftigt, ob sich Lernziele deterministischaus Kompetenzen deduzieren lassen. Zumindest wenn eine Allgemeingültigkeiteingehalten werden soll, die den Praxisbezug gewährleistet, ist dieses Ansinnen in allerRegel zum Scheitern verurteilt.Stattdessen versuchte ich, ausgehend von <strong>der</strong> Definition eines tragfähigenVerständnisses von Kompetenz, in einer Art Leitfaden wenigstens einige Hinweise zugeben, die auf dem Weg von Kompetenzen zu Lernzielen hilfreich sein könnten.Im Prinzip finden wir uns nun erneut mit diesem wenig zufriedenstellenden Ergebniskonfrontiert: Hätten wir die Möglichkeit, zu einer vorgegebenen Kompetenzautomatisiert und deterministisch eine exakte Menge von Lernzielen zu ermitteln,


126 8 Modellierung <strong>der</strong> OntologienAbbildung 8.4: Anbindung konzeptuellen Wissens sowie mehrerer Konzeptbegriffe andie An<strong>der</strong>son-Taxonomie<strong>der</strong>en Erreichen notwendig und hinreichend für die Entwicklung ebendieser Kompetenzist, so ergäbe sich daraus auch formal ein starker Bezug zwischen Kompetenzen undLernzielen.Da dem in <strong>der</strong> Regel nicht so ist, muss das Verhältnis zwischen den beiden Konzeptenauch bei <strong>der</strong> Modellierung <strong>der</strong> Ontologien bescheiden ausfallen. Ich sehe für Lernzieleeine Property obj:contributes to vor, welche ein Lernziel auf ein o<strong>der</strong> mehrereIndividuen <strong>der</strong> Klasse comp:Competence bezieht (man beachte die m : n-Beziehung).Damit ist lediglich die Aussage getroffen, dass das Lernziel l zur Entwicklung <strong>der</strong>Kompetenz k beiträgt.Ebenso wie für die Entwicklung einer konkreten Kompetenz in <strong>der</strong> Regel dasErreichen mehrerer Lernziele erfor<strong>der</strong>lich ist, kann ein Lernziel Beiträge zur Entwicklungmehrerer Kompetenzen leisten. Dementsprechende Freiheiten bestehen für dieOWL-Property contributes to.Ausgehend von Kompetenzen ließe sich über die Definition einer entsprechendeninversen Eigenschaft (supported by o. ä.) auf die beteiligten Lernziele rückschließen.In diesem Zusammenhang wäre es reizvoll zu untersuchen, wie sich diese auf die


8.7 Vorrangrelationen zwischen Lernzielen 127Kategorien bzw. Fel<strong>der</strong> <strong>der</strong> zugrundeliegenden Lernzieltaxonomie(n) verteilen.Ein in praxi völlig unverzichtbarer Anhaltspunkt sind die allfälligen Abhängigkeitenzwischen Lernzielen. Diese finden im formalen Modell ihre Entsprechung in Vorrangrelationen.8.7 Vorrangrelationen zwischen LernzielenBereits in Kapitel 2 habe ich die Struktur von Lernzielgraphen angesprochen, um aufdie Abhängigkeiten Bezug zu nehmen, welche zwischen Lernzielen bestehen. Schließlichtreten Lernziele niemals isoliert auf.[Hub08] hat Lernziele aus dem Bereich <strong>der</strong> OOP untersucht und kommt zu demSchluss, dass sich zumindest harte und weiche Vorrangrelationen (VR, prerequisites)unterscheiden lassen.Im Bereich <strong>der</strong> VR benötigen wir ”Transitivität“ über verschiedene Eigenschaftenhinweg:Beispiel.Sei L = {l 1 , l 2 , l 3 , ...} eine Menge von Lernzielen und gelten die beiden Tripell 1 -has hard prerequisite-l 2 sowiel 2 -has soft prerequisite-l 3 .Ein Reasoner sollte hierausl 1 -has soft prerequisite-l 3folgern können. Dazu gibt es mehrere Möglichkeiten:• has hard prerequisite wird als OWL-Subproperty vonhas soft prerequisite definiert, so dass jede harte VR implizit auch weich istund damit die Transitivität <strong>der</strong> weichen VR greift (aus formal-logischer Sicht einreiner work-around).• Alle möglichen/relevanten Minimalfälle (wie <strong>der</strong> im Beispiel) werden identifiziertund ihre Auflösungen als SWRL-Regeln spezifiziert.• Eines <strong>der</strong> attraktivsten neuen Features von OWL 2.0 ist die Möglichkeit, sog.property chains (Eigenschaftsketten) zu definieren 6 . Diese leisten ebenfalls das6 kompakte und eingängige Lektüre zu property chains: http://www.webont.org/owled/2008/papers/owled2008eu_submission_29.pdf


128 8 Modellierung <strong>der</strong> OntologienGewünschte.Die Beschäftigung mit <strong>der</strong> Frage, ob es - über harte und weiche Vorrangrelationenhinaus - noch weitere Abhängigkeiten zwischen Lernzielen gibt, könnte zweifellos Gegenstandeiner eigenen, empirischen Forschungsarbeit sein. Demgegenüber steht einerImplementierung weiterer Abhängigkeiten als OWL-Properties nichts im Wege.8.8 Gesamtzusammenhang <strong>der</strong> OWL-KlassenAus Abbildung 8.5 wird die Importstruktur <strong>der</strong> Ontologien ersichtlich.An<strong>der</strong>son_cognitive_process.owl*An<strong>der</strong>son_knowledge.owl*Fuller.owlAn<strong>der</strong>son_objective.owl*Competence.owlObjective.owlKonzeptuelles_Wissen.owl*CasselConcept.owlFachontologie.owlURL-Präfix: http://slacky.de/za/ont/* URL-Präfix: http://ddi.in.tum.de/fileadmin/material/Staller/Ontologien/A importiert BAbbildung 8.5: Importstruktur <strong>der</strong> beteiligten OntologienDie Zusammenhänge zwischen den wesentlichen OWL-Klassen verdeutlicht die Klassenhierarchiein Abbildung 8.6 (S. 135). Aus Gründen <strong>der</strong> Übersichtlichkeit bleibensowohl gewisse Unterklassen von Stallers Ontologien, als auch einige OWL-Properties(z. B. zur Verknüpfung Cassel’scher Konzepte) ausgespart.Der Anhang A dieser Arbeit enthält die OWL-/XML-Quelltexte von• CasselConcept.owl• Competence.owl• Fuller.owl• Objective.owl


8.9 Exemplarische Fachontologie als Anwendungsbeispiel 129Für einen detaillierten Einblick in die Struktur <strong>der</strong> Fachontologie(Fachontologie.owl) muss aus Platzgründen auf die <strong>der</strong> Arbeit beiliegende CDverwiesen werden. Auch die automatisierte Erstellung entsprechen<strong>der</strong> Visualisierungen(z. B. mit OWLViz, OWLPropViz, OntoViz, Jambalaya) gestaltet sich auf Basis <strong>der</strong>eingepflegten Daten (Lernziele, Konzepte, Kompetenzen, Abhängigkeiten) schwierig,da <strong>der</strong>en Umfang sich mit üblichen Darstellungsformaten nicht in Einklang bringenlässt. Erschwerend enthalten einige dieser Werkzeuge teils noch recht gravierendeFehler (z. B. OWLPropViz) bzw. Einschränkungen (z. B. OWLViz), die ein produktivesArbeiten zum Teil verhin<strong>der</strong>n.Dennoch gewährt <strong>der</strong> folgende Abschnitt einen querschnittlichen Einblick in denkonkreten Aufbau <strong>der</strong> exemplarischen Fachontologie.8.9 Exemplarische Fachontologie als Anwendungsbeispiel8.9.1 LernzieleDie Fachontologie stellt eine Auswahl von global, educational und instructionalobjectives bereit (GO, EO und IO), die unter Abarbeitung des in Kapitel 7 vorgestelltenLeitfadens dem Bereich OOM/OOP (10. Jahrgangsstufe) zugeordnet wurden.Ich möchte eingangs betonen, dass die Entwicklung <strong>der</strong> exemplarischen Fachontologiein erster Linie dazu dienen soll, die praktische Einsatzfähigkeit <strong>der</strong> entwickeltenOntologiestrukturen zu untermauern. Die Menge <strong>der</strong> identifizierten Lernziele erhebtdabei keineswegs Anspruch auf Vollständigkeit, sei es nun in Bezug auf einen ”Bereich“OOM/OOP, auf den Lehrplan <strong>der</strong> 10. Jahrgangsstufe o<strong>der</strong> auf das Erreichenganz bestimmter Kompetenzen. Dieser Umstand wird schon allein daran deutlich, dassdie meisten <strong>der</strong> vorgefundenen Lernziele bezüglich ihrer Wissensdimension im BereichKonzeptwissen anzusiedeln sind. Auf diese Weise soll die Leistungsfähigkeit des ontologischenKonzeptmodells illustriert werden. Jedoch darf trotz dieser pragmatischenSchwerpunktsetzung beim geschätzten Leser keinesfalls <strong>der</strong> irrige Eindruck entstehen,Lernziele mit prozeduralen und/o<strong>der</strong> metakognitiven Komponenten seien im Praxisumfeldunterrepräsentiert o<strong>der</strong> von geringerer Bedeutung.Abbildung in die OntologieDie Lernziele wurden 1:1 in die Fachontologie integriert. Den eindeutigen (und i. S.<strong>der</strong> OWL-Property funktionalen) Formulierungen entsprechen dabei Instanzen vonxsd:string, die mittels obj:has verbalization referenziert werden.Harte und weiche Vorrangrelationen zwischen Lernzielen wurden durch die entsprechendenOWL-Properties abgebildet.Bei den educational und instructional objectives wurde sämtlich eine Einordnung indie An<strong>der</strong>son- und die Fuller-Taxonomie vorgenommen.


130 8 Modellierung <strong>der</strong> OntologienTaxonomische EinordnungDie bei <strong>der</strong> Taxonomierung <strong>der</strong> Lernziele getroffenen Entscheidungen werde ich nun aneinigen Beispielen begründen und verteidigen. Die Kennzeichnung bzw. Nummerierung<strong>der</strong> Lernziele korrespondiert dabei mit <strong>der</strong> Fachontologie.IO 1.5. ”Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, anhand eines Beispiels zu erläutern, dass dieMenge <strong>der</strong> tatsächlich eintretenden Zustände eine Untermenge des Zustandsraums bildet.“AK-Koordinatestaller.ak.obj:has knowledgestaller.ak.obj:has cognitive processobj:has interpreting catobj:has producing catB2cassel.concept:IZustandstaller.ak.cog:Contrastingfuller:IUn<strong>der</strong>standfuller:INoneDas Erreichen dieses Lernziels setzt basal ein Verständnis des Verhältnisses zwischenTheorie und Praxis voraus. Die Freiheit zu eigenständiger Wahl eines Beispiels erfor<strong>der</strong>tein gewisses Maß an Kreativität, wenngleich <strong>der</strong> Alltag <strong>der</strong> Lerner zahlreiche geeigneteSzenarien bereit halten sollte. Auf Wissensebene muss <strong>der</strong> Lerner mit <strong>der</strong> Definitionvon Zustand und Zustandsraum vertraut sein. Im Kern geht es darum, zwischenAnzahl und Qualität <strong>der</strong> kombinatorisch möglichen Zustände auf <strong>der</strong> einen und <strong>der</strong>tatsächlich angenommenen Zustände auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite zu differenzieren (contrasting/comparing)zu können. Dieser feinen Einteilung auf An<strong>der</strong>son-Seite steht in <strong>der</strong>Fuller-Taxonomie die vergleichsweise unscharfe Oberkategorie fuller:IUn<strong>der</strong>standgegenüber.(Nebenbemerkung: Der Umstand, dass es sich bei staller.ak.cog: 2 Un<strong>der</strong>standund fuller:Un<strong>der</strong>stand um äquivalente OWL-Klassen handelt (vgl. Abb. 8.6), ließeaus technischer Sicht eine feinere Klassifizierung auch in <strong>der</strong> Fuller-Taxonomie zu, ohnedie Ontologie inkonsistent werden zu lassen. Ob eine solche ”Vermaschung“ zweierLernzieltaxonomien im Sinne des/<strong>der</strong> Erfin<strong>der</strong>(s) ist, sei hier dahingestellt. Jedenfallswerde ich von einer solchen Vorgehensweise absehen.)Grundsätzlich bin ich <strong>der</strong> Meinung, dass Lernzielen, die eine Exemplifizierung vonSachverhalten for<strong>der</strong>n, in <strong>der</strong> Fuller-Taxonomie kein Producing-Ertrag zuzugestehenist. Fuller et al. geht es hier um ”the ability to design and build a new product“([FJT + 07], S. 164), was implizit die For<strong>der</strong>ung nach etwas ”Greifbarem“ enthält.IO 1.4. ”Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, den Zustandsraum eines vorgegebenen Objektszu bestimmen.“


8.9 Exemplarische Fachontologie als Anwendungsbeispiel 131AK-Koordinatestaller.ak.obj:has knowledgestaller.ak.obj:has cognitive processobj:has interpreting catobj:has producing catB4cassel.concept:IZustandsraumstaller.ak.cog:Discriminatingfuller:IAnalyzefuller:IApplyDer Schwierigkeitsgrad für das Erreichen dieses Lernziels übertrifft die des soebenvorgestellten dahingehend, als hier ein (einfaches) Objekt vorgegeben wird, dessensämtliche Zustände zu bestimmen sind. Zweifellos korreliert <strong>der</strong> kognitive Anspruchstets mit <strong>der</strong> Komplexität (und dem Bekanntheitsgrad) des jeweiligen Objekts. DerLerner hat die Bedeutung des Konzepts ”Zustandsraum“ zu entschlüsseln und gewissevorher eingeübte Analysetechniken auf das Objekt anzuwenden.IO 10.14.1. ”Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, Objekte/Daten hinsichtlich ihrer strukturellenUnterschiede zu beurteilen.“AK-Koordinatestaller.ak.obj:has knowledgestaller.ak.obj:has cognitive processobj:has interpreting catobj:has producing catB5cassel.concept:IDatenstrukturstaller.ak.cog:Judgingfuller:IEvaluatefuller:INoneDieses Lernziel ist bereits von seiner Formulierung her klar anwendungsorientiertund soll auf die sinnvolle Organisation von Information in Datenstrukturen hinarbeiten.Die verbale Beschreibung <strong>der</strong> zugehörigen Kompetenz C 20 lautet immerhin“Schüler strukturieren Sachverhalte durch zweckdienliches Zerlegen und Anordnen.“Hinsichtlich des kognitiven Prozesses ist das Lernziel klar <strong>der</strong> Kategorie Evaluate zugehörig.Obwohl <strong>der</strong> Formulierung nicht unmittelbar zu entnehmen ist, dass <strong>der</strong> Lernerbei seiner Bewertungstätigkeit bekannte Datenstrukturen ”im Hinterkopf“ haben soll,ist dieses Konzept gerade im Kontext von OOM/OOP die zutreffende Wissenskategorie.IO 10.6.1. ”Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, die Kontrollstrukturen <strong>der</strong> ein- und zweiseitigenAuswahl in einer Programmiersprache abzubilden.“


132 8 Modellierung <strong>der</strong> OntologienAK-Koordinatestaller.ak.obj:has knowledgestaller.ak.obj:has cognitive processobj:has interpreting catobj:has producing catB3cassel.concept:IAuswahlstaller.ak.cog:Usingfuller:IUn<strong>der</strong>standfuller:IApplyHier geht es um die Implementierung einer zuvor kennengelernten grundlegendenKontrollstruktur in einer Programmiersprache. Ausgehend von <strong>der</strong> Annahme, dassdie zugehörigen Sprachkonstrukte (syntaktische Ebene) bekannt sind, bedarf es desVerständnisses für die Anwendung von Fallunterscheidungen an einem konkretenSzenario bzw. für die grundsätzliche Struktur, soll nur ein abstrakter Rumpf implementiertwerden.IO 2.5. ”Der Lernende ist auf <strong>der</strong> Basis eines grundlegenden Verständnisses vomLaufzeitverhalten eines Programms in <strong>der</strong> Lage, Anweisungen zu implementieren, die eineWartezeit realisieren.“AK-Koordinatestaller.ak.obj:has knowledgestaller.ak.obj:has cognitive processobj:has interpreting catobj:has producing catB6cassel.concept:IWartezeitstaller.ak.cog:Constructingfuller:IUn<strong>der</strong>standfuller:ICreateAn diesem Lernziel lassen sich m. E. beson<strong>der</strong>s deutlich einige Vorzüge <strong>der</strong> Fuller-Taxonomie erkennen. So besteht hinsichtlich <strong>der</strong> beiden Dimensionen Interpretingund Producing durchaus eine Diskrepanz in <strong>der</strong> Komplexität. Selbstverständlichfußt das Lernziel auf <strong>der</strong> Annahme, dass die verwendete Programmiersprache keinsleep-Konstrukt o. ä. vorsieht (dies ist beispielsweise in EOS <strong>der</strong> Fall). Vielmehrwird darauf abgezielt, dass Lerner eine grundsätzliche Vorstellung von den beimProgrammablauf beteiligten Prozessen zu nutzen, um die Wartezeit mit Hilfe einerbereits bekannten Kontrollstruktur (Wie<strong>der</strong>holung) zu realisieren 7 .Das eigentliche Lern- und Transferpotential im kognitiven Bereich liegt alsosozusagen zwischen den beiden Polen Un<strong>der</strong>stand (Theorie) und Create (Praxis) -vgl. hierzu auch [FJT + 07], S. 164). Diesen Umstand vermag die Einordnung in dieAn<strong>der</strong>son-Taxonomie nur sehr beschränkt zu vermitteln.Genauso kann man dieses Lernziel als plakatives Beispiel dafür betrachten, wie sehr7 Effizienzgesichtspunkte spielen hier keine Rolle


8.9 Exemplarische Fachontologie als Anwendungsbeispiel 133die (korrekte) Klassifikation in einer Lernzieltaxonomie von dem Erfahrungs- und Wissenshorizontabhängt, den die Lerner bisher erreicht haben.8.9.2 KonzepteBei <strong>der</strong> Einbettung <strong>der</strong> zugehörigen Konzepte bin ich dem Modell von Cassel et al.gefolgt. Sämtliche Konzepte werden sowohl als Individuen, als auch als OWL-Klassenrepräsentiert, um zum einen alle vorliegenden Abhängigkeiten (die vielfach ”quer“ zurKlassenhierarchie liegen können, man denke an die uses-Relation) berücksichtigen zukönnen und zum an<strong>der</strong>en dem nativen, hierarchischen Verhältnis <strong>der</strong> Konzepte undUnterkonzepte Rechnung tragen zu können. Insbeson<strong>der</strong>e erlaubt erst das System<strong>der</strong> OWL-Klassen eine Visualisierung mit Protégé-Plugins wie OWLViz (vgl. dieAbbildungen 8.7 und 8.8).Auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> OWL-Instanzen wurde von den Properties uses und has partGebrauch gemacht, so z. B. bei• IMethode uses IBezeichner;• IVererbung has part IGeneralisierung.• IZustandsraum uses IUntermenge.Die OWL-Klassenzugehörigkeiten liefern auf natürliche Weise die is a-Beziehungen:• Java is a Objektorientierte Sprache;• Konstruktor is a Methode;• Feld is a Datenstruktur.8.9.3 KompetenzenUm die Lernziele in einen größeren Zusammenhang stellen zu können, werden dieseüber die OWL-Property obj:contributes to auf geeignete, aus <strong>der</strong> GI-Expertiseentlehnte Kompetenzen (comp:Competence) bezogen. Dabei kann ein Lernziel denErwerb mehrerer Kompetenzen unterstützen.Eine weitere Bindung <strong>der</strong> beiden Konzepte findet nicht statt. Solange sich dahingehendkeine gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnisse ergeben, muss ihir Bezug ausformaler Sicht <strong>der</strong>zeit als rudimentär bezeichnet werden (vgl. auch Abb. 8.6).


134 8 Modellierung <strong>der</strong> Ontologien8.9.4 Exemplarischer Auszug aus ObjektbeziehungenUm die Aussagekraft <strong>der</strong> Darstellung in <strong>der</strong> Abb. 8.9 (S. 137) nicht leiden zu lassen,habe ich mich auf die Wie<strong>der</strong>gabe <strong>der</strong> Vorrangrelationen und <strong>der</strong> Assoziationen zuKompetenzen beschränkt. Für die taxonomische Anbindung wird auf die Klassenhierarchiein Abb. 8.6 bzw. die Ansicht <strong>der</strong> digitalen Fachontologie in einem OWL-Editorwie Protégé verwiesen.Die Formulierungen <strong>der</strong> beteiligten Lernziele und Kompetenzen(has verbalization) können aus Anhang B und <strong>der</strong> Fachontologie ersehen werden.


8.9 Exemplarische Fachontologie als Anwendungsbeispiel 135Evaluatefuller:FullerTaxonomyCreateAnalyzeInterpretingProducingApplyUn<strong>der</strong>stand0..10..1NoneRememberGlobalObjective*-has_interpreting_cat*-has_producing_catstaller.ak.obj:ObjectiveAnmerkung: Mit <strong>der</strong>selbenFarbe markierte Klassen sindäquivalent i. S. v.owl:equivalentClass .EducationalObjectiveobj:Objective-contributes_to* *comp:Competence_6_Create_5_EvaluateInstructionalObjective*-has_cognitive_process*-has_knowledgestaller.concept:Konzeptcassel.concept:Concept_4_Analyzeobj:MetaConceptstaller.ak.cog:Cognitive_process0..1_3_ApplyA_Factual_knowledge_2_Un<strong>der</strong>stand0..1B_Conceptual_knowledge_1_Rememberstaller.ak.kno:KnowledgeC_Procedural_knowledgeNamensräume:cassel.conceptcompfullerobjstaller.ak.cogstaller.ak.knostaller.conceptstaller.objhttp://slacky.de/za/ont/CasselConcept.owl#http://slacky.de/za/ont/Competence.owl#http://slacky.de/za/ont/Fuller.owl#http://slacky.de/za/ont/Objective.owl#http://ddi.in.tum.de/fileadmin/material/Staller/Ontologien/An<strong>der</strong>son_cognitive_process.owl#http://ddi.in.tum.de/fileadmin/material/Staller/Ontologien/An<strong>der</strong>son_knowledge.owl#http://ddi.in.tum.de/fileadmin/material/Staller/Ontologien/Konzeptuelles_Wissen.owl#http://ddi.in.tum.de/fileadmin/material/Staller/Ontologien/An<strong>der</strong>son_objective.owl#D_Metacognitive_knowledgeAbbildung 8.6: Klassenhierarchie


136 8 Modellierung <strong>der</strong> OntologienAbbildung 8.7: Exemplarische Klassenhierarchie für Beziehungen aus <strong>der</strong> OOMAbbildung 8.8: Exemplarische Klassenhierarchie für Diagramme aus <strong>der</strong> OOM


IO_10.14.2IO_10.13.1has_hard_prerequisitecontributes_toC_20IO_10.13.2contributes_tohas_soft_prerequisitehas_hard_prerequisitecontributes_tohas_hard_prerequisiteIO_10.13.7EO_10.13has_hard_prerequisitehas_soft_prerequisitehas_soft_prerequisitehas_soft_prerequisitecontributes_toIO_10.13.6IO_10.13.2IO_10.13.4IO_10.13.3contributes_tohas_soft_prerequisiteC_26C_22C_15IO_10.13.8C_18contributes_tocontributes_tocontributes_tocontributes_toAbbildung 8.9: Exemplarische Objekthierarchie: Beziehungen zwischen LernzielenC_15C_19C_21IO_10.13.58.9 Exemplarische Fachontologie als Anwendungsbeispiel 137


1389 Zusammenfassung und Ausblick9.1 ZusammenfassungIn dieser Arbeit standen Ontologien für Lernzieltaxonomien sowie für Lernzielstrukturenaus <strong>der</strong> <strong>Informatik</strong> im Zentrum <strong>der</strong> Aufmerksamkeit. Dabei wurden zwei Zieleverfolgt:Zum einen sollte ein fundierter und vollständiger Überblick über alle relevantenAspekte des Gesamtzusammenhangs gegeben werden, in den Fragestellungen didaktischerOntologien immer eingebettet sind (und sein müssen). Aktuelle Entwicklungendurften dabei nicht ausgeblendet bleiben.Zum an<strong>der</strong>en ging es um die Prüfung und Würdigung bestehen<strong>der</strong> Ansätze, dieauf Basis <strong>der</strong> gewonnenen Erkenntnisse hinterfragt, kommentiert und erweitertwurden. Dem dabei entstandenen Satz an Ontologien wurde bewusst eine hinreichendausführliche und möglichst anschauliche Dokumentation zur Seite gestellt (Kapitel 8).Die Entwicklung eines Anwendungsbeispiels an fachlichen Inhalten aus dem BereichOOM/OOP schließlich soll einen vorläufigen Beweis für Kurt Lewins Behauptung([Lew91], S. 169)Es gibt nichts Praktischeres als eine gute Theorie“”liefern.Kapitel 2 nahm Bezug auf unabdingbare didaktische Grundlagen und legte denSchwerpunkt auf Belange lernzielorientierter <strong>Didaktik</strong>. Anschließend wurde das Klassifizierungsraster<strong>der</strong> Lernzieltaxonomien vorgestellt, wobei ich auf die historischenArbeiten von Bloom, An<strong>der</strong>son, Krathwohl et al. sowie auf die Abhandlung vonFuller et al. eingegangen bin. Mit dem Konzept <strong>der</strong> Lernzielgraphen versuchte ich dieNotwendigkeit zu motivieren, Abhängigkeiten zwischen Lernzielen zu erkennen undihnen zu folgen.Das Kapitel 3 widmete sich nationalen Bildungsstandards und zeigte auf, welcheAnfor<strong>der</strong>ungen an ”gute“ Standards zu stellen sind. Nach einem Exkurs über europaweiteBestrebungen, vergleichbare Abschlüsse zu schaffen, ging ich auf die von <strong>der</strong> GIvorgelegte Expertise zu Bildungsstandards in <strong>der</strong> <strong>Informatik</strong> ein.Der vormals geradezu schillernde Begriff des E-Learning war Gegenstand von Ka-


9.1 Zusammenfassung 139pitel 4, welches eingangs einige wohlweislich sehr unterschiedliche Definitionsversuchegegenüberstellte. Bestehende E-Learning-Standards wurden vorgestellt und auf ihredidaktische Essenz hin abgeklopft.In Kapitel 5 habe ich eine technische Einführung in das Phänomen des SemanticWeb und speziell in die Wissensstruktur <strong>der</strong> Ontologien vorgenommen. Als Auszeichnungssprachekam die Web Ontology Language (OWL) zum Einsatz, <strong>der</strong>en Syntaxund Semantik - <strong>der</strong> natürlichen Schichtung folgend - erläutert wurde.Bestehende Forschungsarbeiten auf dem Gebiet didaktischer Ontologien griff dasKapitel 6 auf. An ihnen kommt we<strong>der</strong> eine Überblicksarbeit zum Thema vorbei,noch wäre es sinnvoll gewesen, bei <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Ontologien über die dortentwickelten Herangehensweisen hinwegzusehen.Kapitel 7 beschäftigte sich zunächst mit <strong>der</strong> Frage <strong>der</strong> Deduzierbarkeit von Lernzielenaus Kompetenzen und entwickelte parallel einen Leitfaden für die Formulierungkonkreter Lernziele. Anschließend nahm ich den <strong>Informatik</strong>-Lehrplan <strong>der</strong> Jahrgangsstufe10 als Ausgangspunkt, um im Einzelnen auf fachliche Zusammenhänge im BereichOOM/OOP einzugehen. Dabei ist eine Lernzielsammlung mittleren Umfangs entstanden,die zugleich Bestandteil des Anwendungsbeispiels - nämlich einer exemplarischenFachontologie - ist.Auf die Überlegungen und Entwurfsentscheidungen, die mit <strong>der</strong> Modellierung <strong>der</strong>im Rahmen dieser Arbeit entstandenen Ontologien verbunden sind, bezog sich dasKapitel 8. Der Autor hofft, dass es eine einträgliche Lektüre für das Verständnis <strong>der</strong>Zusammenhänge und <strong>der</strong> technischen Hintergründe bildet. Zahlreiche Abbildungenillustrieren die Struktur <strong>der</strong> Ontologien. Gegen Ende des Kapitels lieferte ich repräsentativeAuszüge aus <strong>der</strong> exemplarischen Fachontologie, die sich aus Platzgründennur auf <strong>der</strong> CD befindet.In <strong>der</strong> Summe seiner Betrachtungen, Studien und Überlegungen konstatiert <strong>der</strong>Autor, dass didaktische Ontologien eine prächtige Basis für ubiquitous learning -das ” Überall-Lernen“ - bilden. Die Existenz bzw. Breite einiger Abschnitte dieserArbeit ist sicherlich ihrem Überblickscharakter geschuldet - doch auch jenseits diesesGesamtzusammenhangs kommt m. E. jedem einzelnen Kapitel wichtige Bedeutung zu,wenn es darum geht, Fragen mo<strong>der</strong>ner Lehr-Lernkultur (und damit auch didaktischerOntologien!) verantwortungsvoll und wissenschaftlich begründet in den Blick zunehmen.Beson<strong>der</strong>s reizvoll erschien dem Autor bei <strong>der</strong> Bearbeitung immer wie<strong>der</strong> <strong>der</strong> dreifacheBezug, <strong>der</strong> die Aufgabenstellung mit <strong>der</strong> <strong>Informatik</strong> verbindet:• Ontologien als Wissensstrukturen sind ein Teilgebiet <strong>der</strong> <strong>Informatik</strong> als Wissenschaft;


140 9 Zusammenfassung und Ausblick• die entwickelte exemplarische Fachontologie enthält Lernzielstrukturen aus <strong>der</strong><strong>Informatik</strong> als Unterrichtsfach;• alle Bemühungen erfolgen mit Blick auf ein ontologiebasiertes E-Learning-System.Verkürzt ausgedrückt ging es also darum, die Vermittlung von Kenntnissen (hier:aus <strong>der</strong> <strong>Informatik</strong>) durch die Nutzung von Ontologien als einem Konzept <strong>der</strong> <strong>Informatik</strong>zu unterstützen, indem Lernende mit entsprechen<strong>der</strong> Software (LMS) auf einem<strong>Informatik</strong>system kommunizieren.9.2 Computer, Internet und Schulen in 20 Jahren (?)Einem Zufallsfund auf <strong>der</strong> MIB-Mailingliste 1 ist <strong>der</strong> Umstand zu verdanken, dass <strong>der</strong>Autor in <strong>der</strong> Abschlussphase <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit auf eine aktuelle Abhandlungüber möglicherweise ins Haus stehende Entwicklungen im Bereich elektronisch unterstütztenLernens aufmerksam geworden ist.Werner Hartmann, Leiter des Fachbereichs E-Learning am Zentrum für Bildungsinformatik<strong>der</strong> PH Bern hat kürzlich zehn Thesen aufgestellt, wie sich ”Computer,Internet und Schulen in 20 Jahren“ von heutigen Verhältnissen unterscheiden könnten([Har08]).Wenngleich Hartmann dadurch nur eine Richtung beschwört, möchte ich dieseKumulation von (m. E. teilweise recht gewagten) Thesen kurz zum Anlass nehmenaufzuzeigen, dass ”Verän<strong>der</strong>ung allein um <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ung willen“ nicht dazu geeignetist, Lernprozesse zu optimieren. So lautet These 3 (S. 37) lapidar:In zehn Jahren spricht niemand mehr von den heutigen Lernplattformen.“”Statt dessen hat Hartmann eine Vision:Web 2.0-Dienste bieten die einzelnen Dienste von Lernplattformen im Baukastensystemund mo<strong>der</strong>nem Erscheinungsbild an: Blogs, Wikis, Chats, Foren etc. lassen”sich mit wenigen Mausklicks erstellen und in Form von sogenannten Mashups zu einerWeb 2.0-Lernplattform zusammenfassen.“Geht man von einer didaktisch verantworteten Definition des Begriffs Lernplattform“aus, so ist ein solches Ansinnen hochgefährlich. Ginge es nach Hartmann, ”so würde die (von ihm selbst angeprangerte) Hype-Phase des E-Learning“ durch”einen (sicher nicht min<strong>der</strong> ekstatischen) Web 2.0-Hype abgelöst werden. Eine solche” Entkernung“ von E-Learning durch unkoordinierte und schnell zusammengeklickte“”Web 2.0- Dienste“, wie sie obiges Zitat in Aussicht stellt, könnte sich für die Lerner”1 MIB: Medienpädagogisch-informationstechnische Beratung


9.3 Ausblick 141im Nachhinein als Bärendienst herausstellen.Investitionen in starre, oft proprietäre und zentralistisch ausgerichtete Lernplattformensollten deshalb heute kritisch hinterfragt”werden.“In diesem Punkt kann man Hartmann zustimmen: So arbeiten auch Ontologienals Wissensstruktur prinzipbedingt dem verteilten Wissen zu und stellen mit ihremPlug-in-Konzept eine offene Plattform zur Verfügung.Trotz alledem könnte <strong>der</strong> Autor dieser Thesen insofern recht behalten, als in zehnJahren vielleicht wirklich ”niemand mehr von den heutigen Lernplattformen“ spricht.Dass angesichts bestehen<strong>der</strong> E-Learning-Systeme <strong>der</strong> dringende Bedarf für <strong>der</strong>en Weiterentwicklungbesteht, ist <strong>der</strong> kleinste gemeinsame Nenner mit Hartmann und stelltaußerdem eine Art Nabelschnur für didaktische Ontologien dar. In <strong>der</strong> vorliegendenArbeit habe ich versucht zu illustrieren, welche wichtigen Beiträge Ontologien bei <strong>der</strong>Entwicklung elektronisch unterstützten Lernens leisten können. Dazu bedarf es jedochin je<strong>der</strong> Phase <strong>der</strong> kontinuierlichen pädagogischen, didaktischen und fachdidaktischenFundierung und Begleitung.Sollte sich Hartmanns These 3 (ungeachtet seiner weiteren Ausführungen) alsobewahrheiten, so sehe ich darin (übrigens auch schon im Vorfeld!) eine unmittelbareChance und Herausfor<strong>der</strong>ung für die weitere Forschungstätigkeit auf dem Gebietdidaktischer Ontologien.Nebenbemerkung: An und für sich sollten m. E. auch die übrigen Thesen Hartmannseiner weitergehenden Betrachtung aus didaktischer Sicht unterzogen werden. Eine solchewürde jedoch den Rahmen dieser Arbeit sprengen.9.3 AusblickDie vorliegende Arbeit bietet einige Anknüpfungspunkte für die weitere Forschungstätigkeit,auf die ich nun kurz hinweisen möchte.• Der Entwicklungsstand im Bereich didaktischer Ontologien am <strong>Fachgebiet</strong> stelltm. E. inzwischen ein solides Fundament für die elektronische Planung, Vorbereitungund Unterstützung von Lernprozessen dar. Eine konsequente Fortsetzungläge nun in <strong>der</strong> Entwicklung geeigneter Algorithmen und Routinenfür E-Learning-Systeme, die in <strong>der</strong> Lage sind, sich regelrecht ”auf“ <strong>der</strong> Wissensbasiszu bewegen und durch fachlich anerkannte Vorgehensweisen wiePfadüberdeckungstests mögliche Lernpfade zu inferieren (vgl. Abhängigkeitenzwischen Lernzielen, Traversierung <strong>der</strong> Fuller-Taxonomie etc.). Bei <strong>der</strong> Navigationüber identifizierte Lernpfade werden dann weitere Randbedingungen (Vorwissen<strong>der</strong> Lerner) eine Rolle spielen. Bei entsprechendem Prototyping könnte z.


142 9 Zusammenfassung und AusblickB. geprüft werden, inwieweit die graph-basierte Anfragesprache SPARQL 2 eineMöglichkeit darstellt, entsprechendes Wissen aus Fachontologien zu extrahieren.• Die Frage nach dem Verhältnis von Lernzielen und Kompetenzen mutet mir inzwischenschon fast wie ein semi-entscheidbares Problem an. Derzeit ist nur eineeinfache contributes to-Relation vorgesehen. Um hier mehr Klarheit zu erhalten,wären tiefgehende Forschungsarbeiten (mit empirischem Bezug?) vorstellbar.Man könnte versuchen, Kompetenzen sinnvoll zu den acht Kategorien des in Kapitel3 vorgestellten European Qualifications Framework (EQF) in Bezug zu setzen,damit erstere etwas ”handhabbarer“ werden.• Wie ich schon im zugehörigen Kapitel angedeutet habe, steht noch eine empirischeUntersuchung aus, ob sechs <strong>der</strong> sieben Kategorien in <strong>der</strong> Fuller-Taxonomie tatsächlich mit denen <strong>der</strong> kognitiven Dimension bei An<strong>der</strong>son et al.übereinstimmen, wie es die jeweils identischen Bezeichnungen suggerieren.• Ebenso offen bleibt die Frage, welche weiteren Abhängigkeiten zwischen Lernzielenbestehen. Ggf. müssen auch entsprechende Regel(unge)n zur Priorisierungbestimmter Vorrangrelationen entwickelt werden (SWRL, OWL 2.0, ...).• Gerade in Anbetracht <strong>der</strong> Tatsache, dass <strong>der</strong> G8-Lehrplan <strong>der</strong> Jahrgangsstufe 10im Schuljahr 2008/09 seinen Einstand feiern konnte 3 , werden sich zur theoretischenBeschäftigung mit <strong>der</strong> Materie alsbald erfahrungswissenschaftliche Erkenntnissehinzugesellen. Dadurch kann Material zur Schaffung weiterer Fachontologienmit ganz konkreten (und erprobten!) Lernzielen, Konzepten etc. entstehen. DieEntwicklung von Fachontologien sollte auch über das Fach <strong>Informatik</strong> hinausverfolgt werden, um eventuelle bisher verborgen gebliebene Unzulänglichkeitenbestehen<strong>der</strong> Ontologien aufdecken zu können.Nachdem entsprechende Ansätze ihre Legitimation, ihre Leistungsfähigkeit undihr Potential bereits mehrfach unter Beweis stellen konnten, sind dem weitläufigenForschungsgebiet didaktischer Ontologien - nicht nur angesichts <strong>der</strong> hochvernetztenZusammenhänge im Bereich OOM/OOP - auch weiterhin nachhaltige Fortschritte zuwünschen. Spätestens wenn eine lauffähige LMS-Lösung vorliegt, könnten Ontologienals Konzept des Semantic Web zu einem Silberstreif am Horizont des E-Learningwerden.2 SPARQL Protocol And RDF Query Language3 o<strong>der</strong> sollte eher von einer Feuertaufe die Rede sein?


143A OntologienA.1 CasselConcept.owl1 2 < rdf:RDF3 xmlns =" http: // slacky .de/za/ont / CasselConcept . owl #"4 xmlns:rdf =" http: // www .w3.org /1999/02/22 - rdf - syntax -ns#"5 xmlns:owl =" http: // www .w3.org /2002/07/ owl #"6 xmlns:xsd =" http: // www .w3.org /2001/ XMLSchema #"7 xmlns:rdfs =" http: // www .w3.org /2000/01/ rdf - schema #"8 xml:base =" http: // slacky .de/za/ont / CasselConcept . owl ">9 < owl:Ontology rdf:about =""/>10 < owl:Class rdf:ID =" Concept "/>11 < owl:TransitiveProperty rdf:ID =" used_by ">12 < rdfs:range rdf:resource ="# Concept "/>13 < rdfs:domain rdf:resource ="# Concept "/>14 < rdf:type rdf:resource =" http: // www .w3.org /2002/07/ owl # ObjectProperty "/>15 < rdfs:comment rdf:datatype =" http: // www .w3.org /2001/ XMLSchema # string "16 > Specifies that one concept is used by another (e. g. " hashing " is used by "dictionary ")17 < owl:inverseOf >18 < owl:TransitiveProperty rdf:ID =" uses "/>19 20 21 < owl:TransitiveProperty rdf:ID =" is_a ">22 < rdf:type rdf:resource =" http: // www .w3.org /2002/07/ owl # ObjectProperty "/>23 < rdfs:range rdf:resource ="# Concept "/>24 < rdfs:domain rdf:resource ="# Concept "/>25 < rdfs:comment rdf:datatype =" http: // www .w3.org /2001/ XMLSchema # string "26 > Simply following the class relation ( subconcepts )27 28 < owl:TransitiveProperty rdf:ID =" has_part ">29 < rdf:type rdf:resource =" http: // www .w3.org /2002/07/ owl # ObjectProperty "/>30 < rdfs:range rdf:resource ="# Concept "/>31 < rdfs:domain rdf:resource ="# Concept "/>32 < owl:inverseOf >33 < owl:TransitiveProperty rdf:ID =" part_of "/>34 35 36 < owl:TransitiveProperty rdf:about ="# uses ">37 < owl:inverseOf rdf:resource ="# used_by "/>38 < rdfs:domain rdf:resource ="# Concept "/>39 < rdfs:range rdf:resource ="# Concept "/>40 < rdf:type rdf:resource =" http: // www .w3.org /2002/07/ owl # ObjectProperty "/>41 42 < owl:TransitiveProperty rdf:about ="# part_of ">43 < rdfs:comment rdf:datatype =" http: // www .w3.org /2001/ XMLSchema # string "44 > Specifies that one concept is part of another (e. g. " hash table " is a partof " hashing ")45 < rdf:type rdf:resource =" http: // www .w3.org /2002/07/ owl # ObjectProperty "/>46 < owl:inverseOf rdf:resource ="# has_part "/>47 < rdfs:range rdf:resource ="# Concept "/>48 < rdfs:domain rdf:resource ="# Concept "/>


144 A Ontologien49 50 < Concept rdf:ID =" IConcept "/>51 5253 A.2 Fuller.owl1 2 < rdf:RDF3 xmlns:rdf =" http: // www .w3.org /1999/02/22 - rdf - syntax -ns#"4 xmlns:protege =" http: // protege . stanford . edu / plugins / owl / protege #"5 xmlns:owl =" http: // www .w3.org /2002/07/ owl #"6 xmlns:xsd =" http: // www .w3.org /2001/ XMLSchema #"7 xmlns =" http: // slacky .de/za/ont / Fuller . owl #"8 xmlns:rdfs =" http: // www .w3.org /2000/01/ rdf - schema #"9 xmlns:staller .ak.cog =" http: // ddi .in.tum .de/ fileadmin / material / Staller /Ontologien / An<strong>der</strong>son_cognitive_process . owl #"10 xml:base =" http: // slacky .de/za/ont / Fuller . owl ">11 < owl:Ontology rdf:about ="">12 < owl:imports rdf:resource =" http: // ddi .in.tum .de/ fileadmin / material / Staller /Ontologien / An<strong>der</strong>son_cognitive_process . owl "/>13 14 < owl:Class rdf:ID =" Remember ">15 < rdfs:subClassOf >16 < owl:Class rdf:ID =" Interpreting "/>17 18 < owl:equivalentClass rdf:resource =" http: // ddi .in.tum .de/ fileadmin / material /Staller / Ontologien / An<strong>der</strong>son_cognitive_process . owl # _1_Remember "/>19 < owl:disjointWith >20 < owl:Class rdf:ID =" Evaluate "/>21 22 < owl:disjointWith >23 < owl:Class rdf:ID =" Un<strong>der</strong>stand "/>24 25 < owl:disjointWith >26 < owl:Class rdf:ID =" Analyze "/>27 28 29 < owl:Class rdf:about ="# Un<strong>der</strong>stand ">30 < rdfs:subClassOf >31 < owl:Class rdf:about ="# Interpreting "/>32 33 < owl:equivalentClass rdf:resource =" http: // ddi .in.tum .de/ fileadmin / material /Staller / Ontologien / An<strong>der</strong>son_cognitive_process . owl # _2_Un<strong>der</strong>stand "/>34 < owl:disjointWith >35 < owl:Class rdf:about ="# Evaluate "/>36 37 < owl:disjointWith rdf:resource ="# Remember "/>38 < owl:disjointWith >39 < owl:Class rdf:about ="# Analyze "/>40 41 42 < owl:Class rdf:about ="# Evaluate ">43 < rdfs:subClassOf >44 < owl:Class rdf:about ="# Interpreting "/>45 46 < owl:equivalentClass rdf:resource =" http: // ddi .in.tum .de/ fileadmin / material /Staller / Ontologien / An<strong>der</strong>son_cognitive_process . owl # _5_Evaluate "/>47 < owl:disjointWith rdf:resource ="# Un<strong>der</strong>stand "/>48 < owl:disjointWith rdf:resource ="# Remember "/>


A.2 Fuller.owl 14549 < owl:disjointWith >50 < owl:Class rdf:about ="# Analyze "/>51 52 53 < owl:Class rdf:ID =" Apply ">54 < owl:equivalentClass rdf:resource =" http: // ddi .in.tum .de/ fileadmin / material /Staller / Ontologien / An<strong>der</strong>son_cognitive_process . owl # _3_Apply "/>55 < owl:disjointWith >56 < owl:Class rdf:ID =" None "/>57 58 < owl:disjointWith >59 < owl:Class rdf:ID =" Create "/>60 61 < rdfs:subClassOf >62 < owl:Class rdf:ID =" Producing "/>63 64 65 < owl:Class rdf:about ="# Create ">66 < owl:disjointWith >67 < owl:Class rdf:about ="# None "/>68 69 < owl:disjointWith rdf:resource ="# Apply "/>70 < rdfs:subClassOf >71 < owl:Class rdf:about ="# Producing "/>72 73 < owl:equivalentClass rdf:resource =" http: // ddi .in.tum .de/ fileadmin / material /Staller / Ontologien / An<strong>der</strong>son_cognitive_process . owl # _6_Create "/>74 75 < owl:Class rdf:about ="# None ">76 < owl:disjointWith rdf:resource ="# Create "/>77 < owl:disjointWith rdf:resource ="# Apply "/>78 < rdfs:subClassOf >79 < owl:Class rdf:about ="# Producing "/>80 81 82 < owl:Class rdf:about ="# Analyze ">83 < owl:disjointWith rdf:resource ="# Un<strong>der</strong>stand "/>84 < owl:disjointWith rdf:resource ="# Remember "/>85 < owl:disjointWith rdf:resource ="# Evaluate "/>86 < rdfs:subClassOf >87 < owl:Class rdf:about ="# Interpreting "/>88 89 < owl:equivalentClass rdf:resource =" http: // ddi .in.tum .de/ fileadmin / material /Staller / Ontologien / An<strong>der</strong>son_cognitive_process . owl # _4_Analyze "/>90 91 < owl:Class rdf:about ="# Producing ">92 < owl:disjointWith >93 < owl:Class rdf:about ="# Interpreting "/>94 95 < rdfs:comment xml:lang ="en">The ability to design and build a new product 96 < rdfs:subClassOf >97 < owl:Class rdf:ID =" FullerTaxonomy "/>98 99 < rdfs:subClassOf >100 < owl:Class >101 < owl:unionOf rdf:parseType =" Collection ">102 < owl:Class rdf:about ="# None "/>103 < owl:Class rdf:about ="# Apply "/>104 < owl:Class rdf:about ="# Create "/>105 106 107


146 A Ontologien108 109 < owl:Class rdf:about ="# Interpreting ">110 < rdfs:subClassOf >111 < owl:Class rdf:about ="# FullerTaxonomy "/>112 113 < rdfs:subClassOf >114 < owl:Class >115 < owl:unionOf rdf:parseType =" Collection ">116 < owl:Class rdf:about ="# Remember "/>117 < owl:Class rdf:about ="# Un<strong>der</strong>stand "/>118 < owl:Class rdf:about ="# Analyze "/>119 < owl:Class rdf:about ="# Evaluate "/>120 121 122 123 < owl:disjointWith rdf:resource ="# Producing "/>124 < rdfs:comment xml:lang ="en">The ability to un<strong>der</strong>stand and interpret anexisting product (i. e., program code )125 126 < owl:Class rdf:about ="# FullerTaxonomy ">127 < owl:equivalentClass >128 < owl:Class >129 < owl:unionOf rdf:parseType =" Collection ">130 < owl:Class rdf:about ="# Interpreting "/>131 < owl:Class rdf:about ="# Producing "/>132 133 134 135 < rdfs:comment xml:lang ="en">NOTE: Fuller et al. have adopted the names oftheir levels from the revised version of Bloom ’s, as they feel that theyare sufficiently unambiguous . 136 137 138 < Remember rdf:ID =" IRemember "/ >139 140 < Un<strong>der</strong>stand rdf:ID =" IUn<strong>der</strong>stand "/ >141 < Create rdf:ID =" ICreate "/ >142 < Evaluate rdf:ID =" IEvaluate "/ >143 < Analyze rdf:ID =" IAnalyze "/ >144 145146 A.3 Competence.owl1 2 < rdf:RDF3 xmlns:rdf =" http: // www .w3.org /1999/02/22 - rdf - syntax -ns#"4 xmlns:owl =" http: // www .w3.org /2002/07/ owl #"5 xmlns =" http: // slacky .de/za/ont / Competence . owl #"6 xmlns:xsd =" http: // www .w3.org /2001/ XMLSchema #"7 xmlns:rdfs =" http: // www .w3.org /2000/01/ rdf - schema #"8 xml:base =" http: // slacky .de/za/ont / Competence . owl ">9 < owl:Ontology rdf:about =""/>10 < owl:Class rdf:ID =" Competence ">11 < rdfs:subClassOf rdf:resource =" http: // www .w3.org /2002/07/ owl # Thing "/>12 < rdfs:subClassOf >13 < owl:Restriction >14 < owl:onProperty >15 < owl:FunctionalProperty rdf:ID =" has_verbalization "/>16


A.4 Objective.owl 14717 < owl:cardinality rdf:datatype =" http: // www .w3.org /2001/ XMLSchema # int "18 >119 20 21 22 < owl:FunctionalProperty rdf:about ="# has_verbalization ">23 < rdfs:domain rdf:resource ="# Competence "/>24 < rdfs:range rdf:resource =" http: // www .w3.org /2001/ XMLSchema # string "/>25 < rdf:type rdf:resource =" http: // www .w3.org /2002/07/ owl # DatatypeProperty "/>26 27 2829 A.4 Objective.owl1 2 < rdf:RDF3 xmlns:protege =" http: // protege . stanford . edu / plugins / owl / protege #"4 xmlns:staller .ak.obj =" http: // ddi .in.tum .de/ fileadmin / material / Staller /Ontologien / An<strong>der</strong>son_objective . owl #"5 xmlns:staller .ak.cog =" http: // ddi .in.tum .de/ fileadmin / material / Staller /Ontologien / An<strong>der</strong>son_cognitive_process . owl #"6 xmlns:rdf =" http: // www .w3.org /1999/02/22 - rdf - syntax -ns#"7 xmlns:fuller =" http: // slacky .de/za/ont / Fuller . owl #"8 xmlns:cassel . concept =" http: // slacky .de/za/ont / CasselConcept . owl #"9 xmlns:staller . concept =" http: // ddi .in.tum .de/ fileadmin / material / Staller /Ontologien / Konzeptuelles_Wissen . owl #"10 xmlns:owl =" http: // www .w3.org /2002/07/ owl #"11 xmlns:comp =" http: // slacky .de/za/ont / Competence . owl #"12 xmlns:staller .ak.kno =" http: // ddi .in.tum .de/ fileadmin / material / Staller /Ontologien / An<strong>der</strong>son_knowledge . owl #"13 xmlns:xsd =" http: // www .w3.org /2001/ XMLSchema #"14 xmlns =" http: // slacky .de/za/ont / Objective . owl #"15 xmlns:rdfs =" http: // www .w3.org /2000/01/ rdf - schema #"16 xml:base =" http: // slacky .de/za/ont / Objective . owl ">17 < owl:Ontology rdf:about ="">18 < owl:imports rdf:resource =" http: // slacky .de/za/ont / Fuller . owl "/>19 < owl:imports rdf:resource =" http: // slacky .de/za/ont / Competence . owl "/>20 < owl:imports rdf:resource =" http: // slacky .de/za/ont / CasselConcept . owl "/>21 < owl:imports rdf:resource =" http: // ddi .in.tum .de/ fileadmin / material / Staller /Ontologien / Konzeptuelles_Wissen . owl "/>22 < owl:imports rdf:resource =" http: // ddi .in.tum .de/ fileadmin / material / Staller /Ontologien / An<strong>der</strong>son_objective . owl "/>23 24 < owl:ObjectProperty rdf:about =" http: // www .w3.org /2003/11/ swrl # argument2 "/>25 < owl:ObjectProperty rdf:ID =" is_soft_prerequisite_of ">26 < rdfs:domain >27 < rdf:Description rdf:about =" http: // ddi .in.tum .de/ fileadmin / material /Staller / Ontologien / An<strong>der</strong>son_objective . owl # Objective ">28 < rdfs:subClassOf >29 < owl:Restriction >30 < owl:cardinality rdf:datatype =" http: // www .w3.org /2001/ XMLSchema # int "31 >132 < owl:onProperty rdf:resource =" http: // slacky .de/za/ont / Competence . owl# has_verbalization "/>33 34 35 36


148 A Ontologien37 < rdfs:range rdf:resource =" http: // ddi .in.tum .de/ fileadmin / material / Staller /Ontologien / An<strong>der</strong>son_objective . owl # Objective "/>38 < owl:inverseOf >39 < owl:ObjectProperty rdf:ID =" has_soft_prerequisite "/>40 41 42 < owl:ObjectProperty rdf:ID =" has_hard_prerequisite ">43 < rdfs:domain rdf:resource =" http: // ddi .in.tum .de/ fileadmin / material / Staller /Ontologien / An<strong>der</strong>son_objective . owl # Objective "/>44 < owl:inverseOf >45 < owl:ObjectProperty rdf:ID =" is_hard_prerequisite_of "/>46 47 < rdfs:range rdf:resource =" http: // ddi .in.tum .de/ fileadmin / material / Staller /Ontologien / An<strong>der</strong>son_objective . owl # Objective "/>48 49 < owl:ObjectProperty rdf:ID =" contributes_to ">50 < rdfs:domain rdf:resource =" http: // ddi .in.tum .de/ fileadmin / material / Staller /Ontologien / An<strong>der</strong>son_objective . owl # Objective "/>51 < rdfs:range rdf:resource =" http: // slacky .de/za/ont / Competence . owl # Competence "/>52 < rdfs:comment rdf:datatype =" http: // www .w3.org /2001/ XMLSchema # string "53 > Objectives contribute to achieving one or more certain competence (s).54 55 < owl:ObjectProperty rdf:about ="# is_hard_prerequisite_of ">56 < rdfs:range rdf:resource =" http: // ddi .in.tum .de/ fileadmin / material / Staller /Ontologien / An<strong>der</strong>son_objective . owl # Objective "/>57 < rdfs:domain rdf:resource =" http: // ddi .in.tum .de/ fileadmin / material / Staller /Ontologien / An<strong>der</strong>son_objective . owl # Objective "/>58 < owl:inverseOf rdf:resource ="# has_hard_prerequisite "/>59 60 < owl:ObjectProperty rdf:about ="# has_soft_prerequisite ">61 < rdfs:domain rdf:resource =" http: // ddi .in.tum .de/ fileadmin / material / Staller /Ontologien / An<strong>der</strong>son_objective . owl # Objective "/>62 < rdfs:range rdf:resource =" http: // ddi .in.tum .de/ fileadmin / material / Staller /Ontologien / An<strong>der</strong>son_objective . owl # Objective "/>63 < owl:inverseOf rdf:resource ="# is_soft_prerequisite_of "/>64 65 < owl:FunctionalProperty rdf:ID =" has_interpreting_cat ">66 < rdfs:range rdf:resource =" http: // slacky .de/za/ont / Fuller . owl # Interpreting "/>67 < rdfs:domain rdf:resource =" http: // ddi .in.tum .de/ fileadmin / material / Staller /Ontologien / An<strong>der</strong>son_objective . owl # Objective "/>68 < rdfs:comment rdf:datatype =" http: // www .w3.org /2001/ XMLSchema # string "69 >Links an objective to exactly one " interpreting " category as proposed byFuller et al.70 < rdf:type rdf:resource =" http: // www .w3.org /2002/07/ owl # ObjectProperty "/>71 72 < owl:FunctionalProperty rdf:ID =" has_producing_cat ">73 < rdf:type rdf:resource =" http: // www .w3.org /2002/07/ owl # ObjectProperty "/>74 < rdfs:comment rdf:datatype =" http: // www .w3.org /2001/ XMLSchema # string "75 >Links an objective to exactly one " producing " category as proposed byFuller et al.76 < rdfs:domain rdf:resource =" http: // ddi .in.tum .de/ fileadmin / material / Staller /Ontologien / An<strong>der</strong>son_objective . owl # Objective "/>77 < rdfs:range rdf:resource =" http: // slacky .de/za/ont / Fuller . owl # Producing "/>78 79 < owl:FunctionalProperty rdf:ID =" has_verbalization ">80 < rdfs:comment rdf:datatype =" http: // www .w3.org /2001/ XMLSchema # string "81 >Exact verbalization of a learning objective 82 < rdfs:range rdf:resource =" http: // www .w3.org /2001/ XMLSchema # string "/>83 < rdfs:domain rdf:resource =" http: // ddi .in.tum .de/ fileadmin / material / Staller /Ontologien / An<strong>der</strong>son_objective . owl # Objective "/>84 < rdf:type rdf:resource =" http: // www .w3.org /2002/07/ owl # DatatypeProperty "/>


A.4 Objective.owl 14985 86 < rdf:Description rdf:about =" http: // ddi .in.tum .de/ fileadmin / material / Staller /Ontologien / An<strong>der</strong>son_objective . owl # Educational_objective ">87 < rdfs:comment rdf:datatype =" http: // www .w3.org /2001/ XMLSchema # string "88 > Derived from global objectives by breaking them down into more focused ,delimited form 89 90 < rdf:Description rdf:about =" http: // ddi .in.tum .de/ fileadmin / material / Staller /Ontologien / An<strong>der</strong>son_objective . owl # has_knowledge ">91 < rdfs:comment rdf:datatype =" http: // www .w3.org /2001/ XMLSchema # string "92 >Links an objective to exactly one knowledge category of An<strong>der</strong>son ’s Taxonomy. 93 94 < rdf:Description rdf:about =" http: // ddi .in.tum .de/ fileadmin / material / Staller /Ontologien / An<strong>der</strong>son_objective . owl # Global_objective ">95 < rdfs:comment rdf:datatype =" http: // www .w3.org /2001/ XMLSchema # string "96 >Complex , multifaceted leraning outcomes that require substantial time andinstruction to accomplish 97 98 < rdf:Description rdf:about =" http: // ddi .in.tum .de/ fileadmin / material / Staller /Ontologien / An<strong>der</strong>son_objective . owl # Instructional_objective ">99 < rdfs:comment rdf:datatype =" http: // www .w3.org /2001/ XMLSchema # string "100 > Purpose to focus teaching and testing on narrow , day - today slices oflearning in fairly specific content areas 101 102 < rdf:Description rdf:about =" http: // ddi .in.tum .de/ fileadmin / material / Staller /Ontologien / An<strong>der</strong>son_objective . owl # has_cognitive_process ">103 < rdfs:comment rdf:datatype =" http: // www .w3.org /2001/ XMLSchema # string "104 >Links an objective to exactly one cognitive - process category of An<strong>der</strong>son ’sTaxonomy .105 106 107108


150B LernzielsammlungAuf <strong>der</strong> Grundlage des Lehrplans, ausgehend von Kompetenzen <strong>der</strong> GI-Expertiseund in Anknüpfung an konkrete Aufgaben aus den <strong>Informatik</strong>-Lehrbüchern habe ichLernziele aus dem Bereich OOM/OOP identifiziert, die ihren Nie<strong>der</strong>schlag in <strong>der</strong>exemplarischen Fachontologie (vgl. CD) gefunden haben.Im Hinblick auf die Modellierung <strong>der</strong> Ontologien wurde <strong>der</strong> Fokus dabei bewusstauf Lernziele gelegt, die auf konzeptuelles Wissen abstellen. Global, educational undinstructional objectives werden stets durch GO, EO bzw. IO kenntlich gemacht, umauch hier Konsistenz zu den Erläuterungen in Kapitel 8 und zur Fachontologie zuerreichen.EO 1. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, einfache Abläufe in Form eines Zustandsdiagrammszu modellieren.IO 1.1. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, die Vorschriften für die graphische Darstellungvon Zustandsdiagrammen zu erinnern.IO 1.2. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, die Zusammenhänge <strong>der</strong> konstituierendenElemente eines Zustandsdiagramms zu erläutern.IO 1.3. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage darzulegen, dass je<strong>der</strong> Zustand einer eindeutigenKonstellation <strong>der</strong> Attributwerte eines Objekts entspricht.IO 1.4. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, den Zustandsraum eines vorgegebenen Objektszu bestimmen.IO 1.5. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, anhand eines Beispiels zu erläutern, dass dieMenge <strong>der</strong> tatsächlich eintretenden Zustände eine Untermenge des Zustandsraums bildet.IO 1.6. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, die tatsächlich eintretenden Zustände einesvorgegebenen Objekts zu benennen.IO 1.7. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, an einem Beispiel zu erläutern, dass ein Zustandsüberganggenau dann stattfindet, wenn sich mindestens ein Attributwert än<strong>der</strong>t.IO 1.8. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, anhand eines vorgegebenen Szenarios dietatsächlich möglichen Zustandsübergänge zu bestimmen.


151EO 2. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, das Verhalten des durch ein vorliegendesZustandsdiagramm beschriebenen Zustandsautomaten in einer einfachen Programmiersprache(PGS) zu implementieren.EO 3. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, die Grenzen zustandsbasierter Modellierungim Zusammenhang mit <strong>der</strong> Simulation realer Objekte zu erläutern.EO 4. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, die mit <strong>der</strong> Simulation in aller Regelverbundene Vereinfachung des Sachverhalts zu erfassen.EO 5. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, den unterschiedlichen Bezug von Objektenin Simulation und Praxis an einem Beispiel zu verdeutlichen.EO 6. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, ökonomische Gesichtspunkte <strong>der</strong> Aufgabenstellungbzw. <strong>der</strong> Konzeption zu erkennen.EO 7. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, den Stellenwert eines korrekten undverlässlichen Programmablaufs gerade in kritischen Situationen anhand einesBeispiels aufzuzeigen.EO 10.1. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, einfache Zustandsdiagramme zu interpretieren.IO 10.1.1. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, Namen, Darstellungsweisen und Bedeutungen<strong>der</strong> Bestandteile von Zustandsdiagrammen zu benennen.IO 10.1.2. Nach Vorgabe eines einfachen Zustandsdiagramms ist <strong>der</strong> Lernende in <strong>der</strong>Lage, den abgebildeten Ablauf mit eigenen Worten zu beschreiben.IO 10.1.3. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, mehrere Zustandsdiagramme hinsichtlich ihrerUnterschiede zu vergleichen.IO 10.1.4. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, Zustandsdiagramme real existieren<strong>der</strong> Automatenauf Schlüssigkeit und Vollständigkeit zu überprüfen.EO 10.2. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, Automaten zu analysieren und daraufaufbauend zustandsorientiert zu modellieren.IO 10.2.1. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, anhand eines bestehenden Automatenaus seiner Erfahrungswelt dessen praktisch und theoretisch mögliche Zustände undZustandsübergänge zu ermitteln.IO 10.2.2. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, aus <strong>der</strong> umgangssprachlichen Beschrei-


152 B Lernzielsammlungbung eines Automaten auf dessen praktisch und theoretisch mögliche Zustände undZustandsübergänge zu schließen.IO 10.2.3. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, basierend auf den ermittelten Zuständen undZustandsübergängen eines Automaten ein Zustandsdiagramm zu zeichnen.IO 10.2.4. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, basierend auf den ermittelten Zuständen undZustandsübergängen eines Automaten eine Zustandsübergangstabelle zu erstellen.IO 10.2.5. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, Zustandsdiagramme in Zustandsübergangstabellenvice versa zu überführen.IO 10.2.6. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage zu begründen, weshalb sich für die Modellierungeines umgangssprachlich beschriebenen Automaten eher ein Zustandsdiagramm o<strong>der</strong> eineZustandsübergangstabelle eignet.IO 10.2.7. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, ggf. Systemzustände des Automaten zubeschreiben, die im Modell (noch) nicht berücksichtigt sind.IO 10.2.8. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, Zustände und Zustandsübergänge in geeigneterund sprechen<strong>der</strong> Weise zu beschriften.EO 10.3. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, Variablen und Wertzuweisungen zurModellierung von Zustandsübergängen zu verwenden.IO 10.3.1. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, anhand einer Sequenz von Wertzuweisungenzu jedem Ablaufzeitpunkt die momentanen Attributwerte zu benennen.IO 10.3.2. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, das unterschiedliche Verständnis des Variablenbegriffsin Mathematik und <strong>Informatik</strong> zu erläutern.IO 10.3.3. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, die Zustandsübergänge eines Automaten mitHilfe von Methodenaufrufen zu implementieren.IO 10.3.4. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, den Ringtausch zweier Attributwerte zuimplementieren.IO 10.3.5. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, bei <strong>der</strong> Implementierung das Prinzip <strong>der</strong>Kapselung zu berücksichtigen.EO 10.4. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, einfache Zustandsdiagramme in objektorientierteProgramme umzusetzen.IO 10.4.1. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, bei <strong>der</strong> Implementierung Kontrollstrukturen


153wie bedingte Ausführung und Wie<strong>der</strong>holung einzusetzen.IO 10.4.2. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, in einem PGS mit Hilfe einer geeignetenKontrollstruktur eine Wartezeit zu realisieren.IO 10.4.3. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, anhand einer Zustandsübergangstabelle diekorrekte Funktion des korrespondierenden Programms zu überprüfen.EO 10.5. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, Algorithmen zu entwerfen, zu implementierenund zu beurteilen.IO 10.5.1. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, sinngemäß die etymologische Herkunft desWortes Algorithmus wie<strong>der</strong>zugeben.IO 10.5.2. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, drei Bestimmungsstücke für einen Algorithmuszu benennen.IO 10.5.3. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, spontan zwei Beispiele für Verarbeitungsvorschriftenaus ihrem täglichen Leben zu nennen.IO 10.5.4. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, eine textuelle Ablaufbeschreibung in einenAlgorithmus zu überführen.IO 10.5.5. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, einen in Pseudocode vorliegenden Algorithmusin einer einfachen Programmiersprache zu implementieren.IO 10.5.6. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, Algorithmen unter Effizienzgesichtspunktenkritisch zu betrachten.IO 10.5.7. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, anhand eines vorliegenden Algorithmus dessenVerarbeitungsvorschrift in natürlicher Sprache zu erklären.IO 10.5.8. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, mehrere Algorithmen zur Lösung einesProblems hinsichtlich ihrer Arbeitsweise zu vergleichen.EO 10.6. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, formale Darstellungen von Algorithmenzu interpretieren und sie in Programme umzusetzen.IO 10.6.1. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, die Kontrollstrukturen <strong>der</strong> ein- und zweiseitigenAuswahl in einer Programmiersprache abzubilden.IO 10.6.2. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, die Kontrollstrukturen <strong>der</strong> bedingten undunbedingten Wie<strong>der</strong>holung in einer Programmiersprache abzubilden.


154 B LernzielsammlungIO 10.6.3. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, seinen Programmcode gemäß <strong>der</strong> üblichenGepflogenheiten übersichtlich zu gestalten.IO 10.6.4. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, seinen Programmcode in angemessener Formmit erläuternden Kommentaren anzureichern.IO 10.6.5. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, das tatsächliche Programmverhalten mit <strong>der</strong>vorgegebenen Verarbeitungsvorschrift abzugleichen.IO 10.6.6. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, neben Programmen zwei weitere Repräsentationsformenfür Algorithmen zu nennen.EO 10.7. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, den Zusammenhang zwischen Automatenund Sprachen aufzuzeigen.IO 10.7.1. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage zu erläutern, wie Ein- und Ausgabe einesAutomaten im Zustandsmodell repräsentiert werden.IO 10.7.2. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage zu erläutern, wie eine Programmiersprache zurAutomatisierung einer Verarbeitungsvorschrift auf einer Maschine beiträgt.EO 10.8. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, dynamische Beziehungen zwischenObjekten grafisch darzustellen.IO 10.8.1. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, anhand eines Beispiels den Unterschiedzwischen statischen und dynamischen Objektbeziehungen zu erläutern.IO 10.8.2. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, die konstituierenden Elemente eines Interaktionsdiagrammssowie <strong>der</strong>en Zusammenhänge zu erläutern.IO 10.8.3. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, den durch ein vorgegebenes Interaktionsdiagrammbeschriebenen Ablauf in natürlicher Sprache wie<strong>der</strong>zugeben.IO 10.8.4. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, ein vorliegendes Interaktionsdiagramm aufBasis einer einfachen Aufgabenstellung zu erweitern.IO 10.8.5. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, den Zusammenhang zwischen Methodenaufrufenund <strong>der</strong> Kommunikation von Objekten in einem Interaktionsdiagramm aufzuzeigen.IO 10.8.6. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, Sequenzdiagramme zur Überprüfung einesvorgegebenen Klassenmodells zu nutzen.EO 10.9. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, sinnvolle Schnittstellen zwischen Programmkomponentenzu definieren.


155IO 10.9.1. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage zu erläutern, was man unter <strong>der</strong> Schnittstelleeiner Klasse versteht.IO 10.9.2. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, den Zusammenhang zwischen Interfaces undabstrakten Klassen herzustellen.IO 10.9.3. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, auf Basis eines Klassendiagramms Interfacesin Java zu spezifizieren.IO 10.9.4. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, zwei Punkte zu nennen, die die praktischeBedeutung von Schnittstellen verdeutlichen.EO 10.10. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, das Paradigma <strong>der</strong> Datenkapselunganzuwenden.IO 10.10.1. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, in drei Sätzen zur Bedeutung des BegriffsDatenkapselung“ Stellung zu nehmen.”IO 10.10.2. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage zu erklären, welche Rolle Datenkapselung bei<strong>der</strong> Entwicklung größerer Softwaresysteme spielt.IO 10.10.3. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, die in Java möglichen Zugriffsrechte auf dieAttribute eines Objekts zu beschreiben.IO 10.10.4. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, die Zugriffsrechte einer vorgegebenen Klassein <strong>der</strong>en Klassenkarte kenntlich zu machen.IO 10.10.5. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, bei <strong>der</strong> Implementierung eines vorgegebenenKlassendiagramms die entsprechenden Java-Schlüsselwörter korrekt einzusetzen.IO 10.10.6. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, bei <strong>der</strong> Implementierung von Programmenden gängigen Regeln des Geheimnisprinzips zu folgen.EO 10.11. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, die Enthält-Beziehung im Sinne <strong>der</strong>Referenzsemantik zu implementieren.IO 10.11.1. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, den Unterschied zwischen dem räumlichenVerständnis von ”Enthält“ und <strong>der</strong> Datenhaltung im Arbeitsspeicher unter Zuhilfenahmegrafischer Darstellungen zu erläutern.IO 10.11.2. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, auf Basis <strong>der</strong> Multiplizitäten und Wirkrichtungenvon Beziehungen in einem Klassendiagramm entsprechende Referenzen in ihrerImplementierung zu erstellen.


156 B LernzielsammlungIO 10.11.3. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage anzugeben, welche Sicht Objekte, die eineReferenz auf ein bestimmtes Objekt besitzen, nach dessen Zustandsän<strong>der</strong>ung haben.IO 10.11.4. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, zwei Gründe für die Verwendung vonReferenzen an Stelle von Objektkopien anzuführen.EO 10.12. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, Methodenaufrufe für die Kommunikationzwischen Objekten zu nutzen.IO 10.12.1. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, Methoden als Kommunikationsmittel bzw.als Dienste aufzufassen und ihnen bei <strong>der</strong> Modellierung folgerichtig sprechende Bezeichnerzu geben.IO 10.12.2. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, im Rahmen einer einfachen Aufgabenstellungdie Anfor<strong>der</strong>ungen an die einzelnen Methoden zu ermitteln (Anzahl <strong>der</strong> Parameter,Rückgabewerte).EO 10.13. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, hierarchische Klassenstrukturen durchVererbung, Generalisierung und Spezialisierung zu beschreiben.IO 10.13.1. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, Objekte seiner Lebenswelt unter sinnvollenAspekten in einer Klassenhierarchie (repräsentiert durch ein Klassendiagramm) anzuordnen.IO 10.13.2. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, eine als Klassendiagramm vorliegendehierarchische Struktur mit Hilfe <strong>der</strong> einschlägigen Konstrukte in einer objektorientiertenSprache zu implementieren.IO 10.13.3. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, drei praktische Beispielszenarien aus ihremAlltag zu nennen, die auf den Prinzipien von Vererbung, Generalisierung und Spezialisierungbasieren.IO 10.13.4. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage zu erläutern, warum es sich bei dem Verhältniseiner Unter- zu einer Oberklasse um eine is-a-Beziehung handelt.IO 10.13.5. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage zu problematisieren, welche negativenKonsequenzen sich aus Co<strong>der</strong>edundanz ergeben.IO 10.13.6. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, den Begriff Polymorphismus im Kontext vonOOM zu erläutern.IO 10.13.7. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, die sich aus einer vorgegebenen Vererbungshierarchieergebenden Beziehungen in einem Klassendiagramm darzustellen.


157IO 10.13.8. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage zu erklären, wie sich in Java die Zugriffsberechtigungprotected im Vergleich zu privat bzw. öffentlich deklarierten Attributen/Methodenverhält.EO 10.14. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, Strukturierungsmöglichkeiten zu nutzen,um gleichartige, aber auch unterschiedliche Elemente geeignet zusammenzufassen.IO 10.14.1. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, Objekte/Daten hinsichtlich ihrer strukturellenUnterschiede zu beurteilen.IO 10.14.2. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, an einem selbst gewählten konkretenBeispielszenario zu erläutern, dass die beteiligten Objekte sich in mancherlei Hinsichtunterscheiden, jedoch auch Gemeinsamkeiten aufweisen.IO 10.14.3. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, von <strong>der</strong> Datenstruktur Feld Gebrauch zumachen.EO 10.15. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, objektorientierte Modelle für einfacheSachverhalte zu entwickeln und diese mit Klassendiagrammen darzustellen.IO 10.15.1. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, einfache Zusammenhänge aus seinerAlltagswelt objektorientiert zu modellieren.IO 10.15.2. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage zu begründen, weshalb komplexe, weitverzweigteZusammenhänge nicht unmittelbar in eine Programmiersprache überführt werdensollten bzw. können.EO 10.16. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, das Modellverhalten durch zielgerichteteÄn<strong>der</strong>ungen zu beeinflussen.IO 10.16.1. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, das Verhalten eines vorliegenden Modells vordem inneren Auge nachzuvollziehen, was er mit eigenen Worten unter Beweis stellt.IO 10.16.2. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, auf Basis einer entsprechenden AufgabenstellungÄn<strong>der</strong>ungen an <strong>der</strong> Repräsentation eines Modells vorzunehmen.IO 10.16.3. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, selbst erstellte Programme auf korrektesAblaufverhalten zu testen.EO 10.17. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, Vermutungen über Zusammenhängeund Lösungsmöglichkeiten im informatischen Kontext anzustellen.IO 10.17.1. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, zwischen verschiedenen Möglichkeiten <strong>der</strong>Informationsdarstellung problemadäquat auszuwählen.


158 B LernzielsammlungIO 10.17.2. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, Abläufe in Form von Zustandsdiagrammenzu Papier zu bringen.IO 10.17.3. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, eine vorgegebene Verarbeitungsvorschrift inein Struktogramm zu überführen.IO 10.17.4. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, über die Stärken und Schwächen mehrererLösungsvorschläge zu resümieren.IO 10.17.5. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, bei <strong>der</strong> Lösung überschaubarer Problemesystematische Strategien anzuwenden.EO 10.18. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, Aufgabenstellungen durch objektorientiertesStrukturieren zu lösen.IO 10.18.1. Auf Basis einer vorgegebenen Aufgabenstellung ist <strong>der</strong> Lernende in <strong>der</strong>Lage, die beteiligten Objekte zu identifizieren und sinnvoll zu benennen.IO 10.18.2. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, die Klassen einer gegebenen Problemstellungmit den jeweils notwendigen Attributen und Methoden auszustatten.IO 10.18.3. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage zu überprüfen (zu testen), inwieweit seineImplementierung eine Lösung des zugrundeliegenden Problems darstellt.IO 10.18.4. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, je drei Beispiele für eine is-a- und einehas-a-Beziehung zu nennen.EO 10.19. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, synchrone und asynchrone Kommunikationsmöglichkeiteneinzusetzen, um Informationen auszutauschen und kooperativzu arbeiten.IO 10.19.1. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, zwischen mehreren zur Verfügung stehendenKommunikationswegen jeweils einen geeigneten auszuwählen.IO 10.19.2. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, sich bei <strong>der</strong> Konversation über informatischeProbleme einer präzisen Wortwahl zu bedienen.EO 10.20. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, Darstellungsformen auf <strong>der</strong> Basisallgemein akzeptierter und zweckdienlicher Kriterien auszuwählen.IO 10.20.1. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, Sachverhalte in allgemein verständlicher Formund mit Hilfe anerkannter Visualisierungsmethoden <strong>der</strong> <strong>Informatik</strong> (z. B. Klassendiagramm,Sequenzdiagramm, Struktogramm) darzustellen.


159IO 10.20.2. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, Grenzen, Stärken und Schwächen konkreterDarstellungsformen zu nennen.IO 10.20.3. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, sich im Dienste <strong>der</strong> Übersichtlichkeit auf dieDarstellung jeweils relevanter Informationen zu beschränken.IO 10.20.4. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, den Nutzungskontext von Klassen-, ZustandsundInteraktionsdiagrammen im Softwareentwicklungsprozess zu beschreiben.EO 10.21. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, Ablauf und Ergebnisse einer Projektarbeitsachgerecht zu dokumentieren.IO 10.21.1. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, die Phasen einer klassischen Projektarbeitaufzuzählen und zu konkretisieren.IO 10.21.2. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, vier Gründe zu nennen, die eine kontinuierlicheDokumentation <strong>der</strong> Arbeit unverzichtbar machen.IO 10.21.3. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, fünf Kriterien zu nennen, denen einesorgfältige Dokumentation genügen muss.IO 10.21.4. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, die Begriffe ”Pflichtenheft“ und ”Lastenheft“zu erläutern.IO 10.21.5. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, die Schwachstellen bestehen<strong>der</strong> Dokumentationenbegründet zu lokalisieren.IO 10.21.6. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, sich auf <strong>der</strong> Basis einer fremden Dokumentationein Bild über das zugrundeliegende Produkt zu verschaffen.EO 10.22. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, den Projektablauf, das Modell, dieImplementierung und die verwendeten Werkzeuge kritisch zu beurteilen.IO 10.22.1. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, zwei Beispiele zu nennen, wie Fehler sich aufspätere Projektphasen auswirken.IO 10.22.2. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, Struktur, Erweiterbarkeit und Verständlichkeitvon Modellen und <strong>der</strong>en Implementierungen zu beurteilen.EO 10.23. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, die Auswirkungen <strong>der</strong> Automatisierungin <strong>der</strong> Arbeitswelt zu beurteilen.IO 10.23.1. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, zwei gesundheitliche Aspekte <strong>der</strong> Automati-


160 B Lernzielsammlungsierung in <strong>der</strong> Arbeitswelt zu nennen.IO 10.23.2. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, zwei ökonomische Aspekte <strong>der</strong> Automatisierungin <strong>der</strong> Arbeitswelt zu nennen.IO 10.23.3. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, anhand eines selbst gewählten Szenarios aufhöchstens einer Seite begründet zum Schlagwort ”Die Verantwortung des <strong>Informatik</strong>ers“Stellung zu nehmen.IO 10.23.4. Der Lernende ist in <strong>der</strong> Lage, nach geeigneten Recherchen einen Überblicküber den <strong>der</strong>zeitigen Stand <strong>der</strong> Automatisierung im Bereich Flugsicherheit zu geben.


161C Lehrplan <strong>Informatik</strong> <strong>der</strong> 10.Jahrgangsstufe am NTGZum Leidwesen des Autors stellt das ISB die relevanten Lehrpläne auf seiner Homepagenur im HTML-Format zur Verfügung, was einer ansprechenden Darstellung Abbruchtut.Daher wurde die papierne Form des Lehrplans (Stand: Juli 2004) herangezogen.


162 C Lehrplan <strong>Informatik</strong> <strong>der</strong> 10. Jahrgangsstufe am NTG


163


164Abbildungsverzeichnis2.1 Lernzieltaxonomie nach An<strong>der</strong>son, Krathwohl et al. . . . . . . . . . . . . 152.2 Die Matrix-Taxonomie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 182.3 Ziel ist die Ebene Create - Evaluate“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19”2.4 Einfache zirkuläre Abhängigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 212.5 Zirkuläre Abhängigkeit über mehrere Lernziele hinweg . . . . . . . . . . 222.6 Vorschlag zur Auflösung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 223.1 Einbettung von Lernzielen in Kompetenzen . . . . . . . . . . . . . . . . 323.2 Mehrere NQF und zentrale Übersetzungsinstanz . . . . . . . . . . . . . 363.3 Unmittelbare Verzahnung von Prozess- und Inhaltsbereichen . . . . . . 454.1 Kooperation <strong>der</strong> Konsortien mit dem Ziel nationaler und internationalerE-Learning-Standards . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 554.2 Aufbau von SCORM . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 614.3 Häufigkeit <strong>der</strong> Nutzung von LOM-Annotaten . . . . . . . . . . . . . . . 635.1 Der Semantic Web ”Layers Cake“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 686.1 Kognitive Prozessdimension als Klassenhierarchie bei Staller . . . . . . . 876.2 Schematische Darstellung <strong>der</strong> Zusammenhänge zwischen den Ontologienbei Zwick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 996.3 Importbeziehungen bei Trojan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1008.1 Verhältnis <strong>der</strong> kognitiven Prozessdimension nach An<strong>der</strong>son et al. zu denKategorien bei Fuller . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1218.2 Klassenstruktur <strong>der</strong> Fuller-Taxonomie aus Sicht von OWLViz . . . . . . 1228.3 Plugin-System“ für unterschiedliche Konzepte . . . . . . . . . . . . . . 125”8.4 Anbindung konzeptuellen Wissens sowie mehrerer Konzeptbegriffe andie An<strong>der</strong>son-Taxonomie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1268.5 Importstruktur <strong>der</strong> beteiligten Ontologien . . . . . . . . . . . . . . . . . 1288.6 Klassenhierarchie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1358.7 Exemplarische Klassenhierarchie für Beziehungen aus <strong>der</strong> OOM . . . . . 1368.8 Exemplarische Klassenhierarchie für Diagramme aus <strong>der</strong> OOM . . . . . 1368.9 Exemplarische Objekthierarchie: Beziehungen zwischen Lernzielen . . . 137


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