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Programmheft 2. Halbjahr 2012 als PDF zum Download

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3407 Samstag<br />

Samstag, 24. November<br />

10:00 – 16:45 Uhr<br />

19,30 € und<br />

21,00 € für Mahlzeiten*<br />

und Raummiete<br />

Ev. Tagungsstätte<br />

haus nordhelle<br />

Meinerzhagen-Valbert<br />

*Stehkaffee, Mittagessen,<br />

Nachmittagskaffee und Kuchen<br />

3408 Samstag<br />

Samstag, 19. Januar<br />

10:00 – 16:45 Uhr<br />

19,30 € und<br />

21,00 € für Mahlzeiten*<br />

und Raummiete<br />

Ev. Tagungsstätte<br />

haus nordhelle<br />

Meinerzhagen-Valbert<br />

Ein »poetisches Krankheitsbild« oder<br />

die Tragik einer Dreiecksgeschichte?<br />

Ingeborg Bachmann: Malina<br />

Literaturtag in Zusammenarbeit mit der<br />

Evangelischen Tagungsstätte haus nordhelle<br />

»Ingeborg Bachmann ist die erste Frau der Nachkriegsliteratur des<br />

deutschsprachigen Raumes, die mit radikal poetischen Mitteln das<br />

Weiterwirken des Krieges, der Folter, der Vernichtung in der Gesellschaft,<br />

in den Beziehungen zwischen Männern und Frauen beschrieben hat.«<br />

(Elfriede Jelinek)<br />

1971 veröffentlichte Bachmann ihren Roman »Malina«,<br />

den ersten Band der unvollendeten Romantrilogie<br />

»Todesarten«. Im Vordergrund des Romans stehen<br />

die Innenwelt der namenlosen Ich-Erzählerin und ihre<br />

heftigen Gefühle zu Ivan, ihrem Geliebten und Malina,<br />

ihrem Lebenspartner. Allerdings hat diese Dreiecksgeschichte<br />

keine konkrete Handlung, eher ist sie eine<br />

komplexe Konstruktion aus inneren Monologen, Reflexionen,<br />

Albträumen, Dialogen und nicht abgeschickten<br />

Briefen. Bachmann erzählt im Hintergrund viel mehr <strong>als</strong><br />

nur von verschmähter Liebe; sie bezeichnet ihren Roman<br />

ausdrücklich <strong>als</strong> Autobiographie, wenn auch <strong>als</strong> »geistige,<br />

imaginäre Autobiographie«.<br />

So steht an diesem Literaturtag nicht nur der Roman<br />

»Malina«, sondern auch das Leben der mit 47 Jahren<br />

1972 in Rom verstorbenen österreichischen Schriftstellerin<br />

auf dem Programm.<br />

1991 verfilmte der Regisseur Werner Schroeter den<br />

Roman mit Isabelle Huppert, Mathieu Carrière und Can<br />

Togay nach einem Drehbuch von Elfriede Jelinek. Mit<br />

Blick auf Leben und Werk und anhand von Filmausschnitten<br />

werden wir versuchen, uns der namenlosen<br />

Ich-Erzählerin in »Malina« zu nähern.<br />

Die Lektüre des Romans, der mit den Worten „Es war<br />

Mord" endet, ist vorab nicht zwingend erforderlich, würde<br />

aber interessante und spannende Diskussionen anreizen.<br />

Dr. Ayşegül Altun<br />

Zeugnis ablegen bis <strong>zum</strong> Letzten<br />

Viktor Klemperer – Ein Leben in Deutschland<br />

Literaturtag in Zusammenarbeit mit der<br />

Evangelischen Tagungsstätte haus nordhelle<br />

Als Eva und Victor Klemperer im Mai 1940 aus ihrem<br />

Haus in Dölzschen bei Dresden von den Nazis vertrieben<br />

wurden, konnten sie nur das Allernötigste ins „Judenhaus“<br />

mitnehmen. Vieles mussten sie vernichten, der Rest<br />

verbrannte in der Bombennacht vom 13. Februar 1945<br />

auf dem Speicher. Sie retteten ihr Leben, in der Nacht, in<br />

der Dresden brannte, riss die mutige Eva den Judenstern<br />

vom Mantel ihres Mannes, floh mit ihm, der den Deportationsbefehl<br />

in den sicheren Tod schon in der Tasche<br />

hatte, vor denen, die noch in den letzten Kriegswochen<br />

dem unmenschlichen Wahnsinn gehorchten. In Bayern<br />

erlebten sie das Kriegsende und gingen in den ersten<br />

Wirren der Nachkriegszeit zu Fuß wieder nach Hause<br />

– nach Dresden. Victor und Eva Klemperer retten noch<br />

etwas – seine Tagebücher, jede Notiz, jeden Zettel, jede<br />

schriftlich festgehaltene Erinnerung, mit denen er sein<br />

Leben begleitet hat. Zeugnis ablegen bis <strong>zum</strong> Letzten<br />

wollte er mit ihnen, seinen Tagebüchern von 1933 bis<br />

1945. Victor Klemperer, der Romanist europäischen<br />

Ranges, Sohn eines Rabbiners, verlor 1933 sein Lehramt<br />

an der Technischen Universität in Dresden. Seine<br />

Tagebücher macht er, der nicht mehr wissenschaftlich<br />

arbeiten darf, fortan zu seiner einzigen Aufgabe. Mehr<br />

und mehr wird er aber nicht nur <strong>zum</strong> Chronisten seines<br />

Lebens, sondern <strong>zum</strong> „Kulturgeschichtsschreiber der<br />

Katastrophe“. Beobachten, notieren, studieren, Tag für<br />

Tag löst er seine selbst gestellte Pflicht ein, trotz ständiger<br />

Todesgefahr, Zwangsarbeit und entwürdigender Existenz<br />

im Judenhaus. Er notiert G espräche, Gerüchte, Witze,<br />

Nachrichten und immer wieder die Sprache des dritten<br />

Reiches, die er für sein später berühmt gewordenes Buch<br />

„LTI“, sammelt.<br />

Aber Klemperer ist nicht nur der Chronist dieses schrecklichen<br />

Kapitels deutscher Geschichte. Immer haben die<br />

eigenen Aufzeichnungen sein Leben begleitet. Aus den<br />

ersten Tagebüchern schreibt er in den dunklen Tagen<br />

seine Autobiografie „Curriculum Vitae“, die die Jahre<br />

1881 bis 1918 umfasst. Seine Tagebücher, die die Jahre<br />

der Weimarer Republik schildern, tragen später den Titel<br />

„Leben sammeln, nicht fragen, wozu und warum“. Bis zu<br />

seinem Tod 1960 wird er das tun, sein Leben sammeln,<br />

und gleichzeitig eine Epoche schildern, auch die letzte,<br />

in er von Ehren überhäuft und gleichzeitig von neuen<br />

Zweifeln zerrissen die Gründung des sozialistischen<br />

deutschen Staates begleitet.<br />

Wir werden uns an diesem Tag mit dem Lebensweg Victor<br />

Klemperers beschäftigen und dazu auch Ausschnitte<br />

aus der Verfilmung mit Mathias Habich und Dagmar<br />

Manzel der historischen und biografischen Wahrheit<br />

gegenüberstellen.<br />

Marion Görnig<br />

*Stehkaffee, Mittagessen,<br />

Nachmittagskaffee und Kuchen<br />

40 41<br />

3<br />

Kultursalon

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