Jahresbericht - Die Vereinigung ehemaliger Thuner Prögeler (VTP)...
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Zum Gedenken:<br />
rudolf «rodi» Wild, 1916–2011<br />
Letzte Bitte<br />
Ich wanderte durch Tag und Zeit<br />
Unendlich weit, unendlich lang …<br />
Jetzt fehlt der Drang.<br />
<strong>Die</strong> Seele schreit,<br />
nach all der Hast<br />
nach Ruh und Rast.<br />
Doch hat sie vor dem letzten Schritt<br />
<strong>Die</strong> kleine Bitt:<br />
Herr, nimm mich mit. (R. Wild)<br />
Seiner Bitte wurde am Muttertag 2011 entsprochen:<br />
Nach einem erfüllten Leben ist Rudolf<br />
«Rodi» Wild im Alter von 95 Jahren im Kreise seiner<br />
Familie verstorben. Bis in die letzten Stunden<br />
konnte er wachen Geistes am täglichen Leben<br />
teilnehmen, die körperlichen Zeichen des Alters<br />
hinderten ihn nicht daran, sein grosses Interesse<br />
für Kultur, Politik, vor allem aber auch für seine<br />
Familie zu zeigen und auszuleben.<br />
1962 wurde Rudolf Wild als Lehrer für Sprachfächer<br />
an das Progymnasium in Thun gewählt.<br />
1964–67 besuchte ich bei ihm den Französischunterricht,<br />
und als damals 48-jähriger Lehrer war<br />
er für mich persönlich zwar ein «alter» Lehrer,<br />
jedoch mit viel «väterlichem» Verständnis für uns<br />
Schüler, der uns mit seinem persönlichen Engagement<br />
für Kulturbelange zu interessieren vermochte<br />
(für Knaben im pubertären Alter auch damals nicht<br />
selbstverständlich!). Seine Fähigkeit, Französisch<br />
als Sprache mit besonderem Flair zu unterrichten,<br />
dies auch mit dem in den Klassen verpönten/gehassten<br />
Ici Fondeval, hat mich später dazu bewogen,<br />
als Hauptfach Fanzösisch zu studieren und zu<br />
unterrichten. Als Student und Praktikant am Prögu<br />
habe ich ihn später als hilfsbereiten Kollegen wiedergetroffen,<br />
und seine Ausstrahlung war immer<br />
noch gleich: verständnisvoll, eine Persönlichkeit<br />
durch und durch. Für meinen Mitschulleiter Ulrich<br />
Christen als damals jungen Neuling am Progy war<br />
«Rodi» ein Kollege mit offenem Ohr und, wenn gefragt,<br />
mit gutem Rat zur Stelle.<br />
Auch bei ehemaligen Kolleginnen und Kollegen,<br />
die während vieler Jahre gemeinsam am Progy<br />
wirkten, genoss Rudolf Wild hohes Ansehen, und<br />
er war ihnen ein sehr geschätzter, hilfreicher Kollege.<br />
Am Progy hat Rudolf Wild noch bis zu seiner Pensionierung<br />
im Jahre 1981 gewirkt. Seine Arbeit<br />
als Lehrer war die ganze Zeit seines Wirkens über<br />
nicht einfach Beruf, sondern Berufung, und viele<br />
Kontakte zu ehemaligen Schülern sind bestehen<br />
geblieben.<br />
Als Pensionierter konnte er seine frei verfügbare<br />
Zeit noch 30 Jahre zusammen mit seiner<br />
Frau Hildi geniessen. Verheiratet seit 1945, waren<br />
die beiden ein Paar, das sich gegenseitig in<br />
den Interessen des anderen immer unterstützte.<br />
<strong>Die</strong> Grosskinder fanden in ihm einen Grossvater<br />
mit viel Toleranz, Abgeklärtheit und Weisheit.<br />
Politisch zwar in keinem öffentlichen Amt, liebte<br />
er politische Diskussionen sowohl in der Familie<br />
wie auch in der Studentenverbindung Halleriana<br />
Bernensis. Sein Hobby, Gedichte zu schreiben,<br />
seine Freude an Kommunikation waren Grund genug,<br />
noch mit 80 Jahren den Umgang mit dem<br />
Computer zu erlernen. Wie er als Lehrer für Geschichte<br />
die Vergangenheit bestens kannte, war<br />
er auch neuen gesellschaftlichen Veränderungen<br />
gegenüber offen. Einen wichtigen Teil der Geschichte<br />
des letzten Jahrhunderts hat Rudolf Wild<br />
selber erlebt: Geboren 1916, lebte er während des