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2. Bericht zur Lage der Kinder- und Jugendgesundheit 2011

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<strong>Bericht</strong> <strong>zur</strong> <strong>Lage</strong> <strong>der</strong>Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendges<strong>und</strong>heitin Österreich <strong>2011</strong>www.kin<strong>der</strong>jugendges<strong>und</strong>heit.atWien, Jänner <strong>2011</strong>


ImpressumHerausgeber, Medieninhaber <strong>und</strong> HerstellerÖsterreichische Liga für Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendges<strong>und</strong>heitHersteller- <strong>und</strong> Verlagsort WienSitz Hermanngasse 29/1, A-1070 WienZustellanschrift Fernkorngasse 91, A-1100 Wienoffice@kin<strong>der</strong>jugendges<strong>und</strong>heit.atwww.kin<strong>der</strong>jugendges<strong>und</strong>heit.atZVR-Zahl 822 894 006EndredaktionMag. a Elisabeth Schaffelhofer-Garcia Marquezschaffelhofer@kin<strong>der</strong>jugendges<strong>und</strong>heit.atAutorInnen-Angaben direkt bei den einzelnen BeiträgenGestaltung <strong>und</strong> LayoutAnna KromerBlickspur – Visual Communicationkromer@blickspur.atFotoChristian RentenbergerDruckdigitaldruck.at – Druck- <strong>und</strong> HandelsgmbH.Aredstraße 7, A-2544 Leobersdorfoffice@digitaldruck.atLogoDorothee Schwabillustration <strong>und</strong> grafik designdoro.s@gmx.atHomepageOmanBros.com Internetdienstleistungen GmbHwww.omanbros.comoffice@omanbros.com


VorwortSehr geehrte Damen <strong>und</strong> Herren,jetzt ist es also gelungen: Die »Österreichische Liga für Kin<strong>der</strong>­ <strong>und</strong> Jugendges<strong>und</strong>heit« hat sich im Laufe desletzten Jahres ansehnlich konsolidiert <strong>und</strong> ist zu einem be- <strong>und</strong> geachteten Faktor in <strong>der</strong> Bewusstseins- <strong>und</strong>Meinungsbildung zu Themen <strong>der</strong> Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Entwicklung von Kin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen in Österreichgeworden.Es ist ja tatsächlich außergewöhnlich, dass alle wesentlichen nationalen Fachgesellschaften <strong>und</strong> Berufsvertretungen,viele versorgende <strong>und</strong> lehrende Institutionen <strong>und</strong> eine große Zahl an Eltern- <strong>und</strong> Selbsthilfeverbändenüber alle beruflichen Grenzen <strong>und</strong> unterschiedlichen Intentionen hinweg, einen Schulterschluss <strong>zur</strong>Verbesserung <strong>der</strong> Ges<strong>und</strong>heitsbedingungen <strong>und</strong> Entwicklungschancen von jungen Menschen gesetzt haben.Dafür möchte ich allen Mitgliedsorganisationen <strong>und</strong> auch allen Einzelmitglie<strong>der</strong>n herzlich danken!Durch diese Gemeinsamkeit <strong>und</strong> <strong>der</strong> ihr innewohnenden Kraft hat die Liga einiges in Bewegung gebracht,was vor einem Jahr noch unmöglich erschien. Das »Geheimnis« dahinter mag vielleicht sein: sie ist nichtgetragen vom Lobbyismus <strong>der</strong> Versorgerinteressen, son<strong>der</strong>n von <strong>der</strong> Idee, den Bedürfnissen von Kin<strong>der</strong>n<strong>und</strong> Jugendlichen für ein ges<strong>und</strong>es Heranwachsen eine Stimme – nein besser: einen Chor – zu geben.Und dieser Chor wird zunehmend gehört!Das darf uns freuen <strong>und</strong> auch ein bisschen stolz machen, vor allem soll es uns aber bestärken, an unseremgemeinsamen Ziel festzuhalten. Denn es ist ein gewichtiges Ziel: nichts Geringeres als unsere Zukunft!Und nichts Geringeres als jedes einzelne Kind, das auf dem Weg dorthin ist!In diesem Sinne freue ich mich, Ihnen hiermit den zweiten »<strong>Bericht</strong> <strong>zur</strong> <strong>Lage</strong> <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>­ <strong>und</strong> Jugendges<strong>und</strong>heit«im Jahr <strong>2011</strong> vorlegen zu können.Herzlichst,Klaus Vavrik(Präsident <strong>der</strong> Österreichischen Liga für Kin<strong>der</strong>­ <strong>und</strong> Jugendges<strong>und</strong>heit)


InhaltZur <strong>Lage</strong> <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendges<strong>und</strong>heit in Österreich <strong>2011</strong> 9Organigramm 20Die Liga <strong>und</strong> das Jahr 2010 21Gastbeiträge: 23Analyse des österreichischen Ges<strong>und</strong>heitssystems im Hinblick auf Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendges<strong>und</strong>heit 25Regionale Unterschiede <strong>und</strong> Trends <strong>der</strong> Ges<strong>und</strong>heit von SchülerInnen in Österreich 29Finanzierung von Hilfsmitteln in Österreich 31Beiträge <strong>der</strong> Institutionellen Mitglie<strong>der</strong>: 37Berufsverband Kin<strong>der</strong>krankenpflege Österreich 39Berufsverband Logopädie Austria 41Berufsverband Österreichischer PsychologInnen 43Ergo Austria – B<strong>und</strong>esverband <strong>der</strong> ErgotherapeutInnen Österreichs 45Gesellschaft <strong>der</strong> Schulärztinnen <strong>und</strong> Schulärzte Österreichs 47Österreichischer B<strong>und</strong>esverband für Psychotherapie 49Österreichische Gesellschaft für Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendheilk<strong>und</strong>e 53Österreichische Gesellschaft für Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendpsychiatrie 55Österreichischer Kin<strong>der</strong>schutzb<strong>und</strong> 57Österreichischer Verband <strong>der</strong> Elternvereine an öffentlichen Pflichtschulen 59Österreichisches Hebammengremium 61Physio Austria – B<strong>und</strong>esverband <strong>der</strong> PhysiotherapeutInnen Österreichs 63Pikler-Hengstenberg-Gesellschaft-Österreich 65Verband <strong>der</strong> Still- <strong>und</strong> LaktationsberaterInnen Österreichs 67Beiträge des Eltern- <strong>und</strong> Selbsthilfebeirats <strong>und</strong> des Ethikbeirats: 71Eltern- <strong>und</strong> Selbsthilfe-Beirat 73Ethik-Beirat 75Kontaktdaten 77


Zur <strong>Lage</strong> <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendges<strong>und</strong>heit in Österreich <strong>2011</strong>soll. Bei <strong>der</strong> Auftaktveranstaltung am 28. April 2010(siehe www.bmg.gv.at) wurde die Bildung von sechsArbeitsgruppen vorgestellt, in welche zahlreicheExpertInnen aus verschiedensten Bereichen <strong>zur</strong> Mitarbeiteingeladen wurden (»Ges<strong>und</strong>heitsför<strong>der</strong>ung <strong>und</strong>strukturelle Prävention«, »Versorgung«, »PsychosozialeGes<strong>und</strong>heit«, »Rehabilitation«, »Risikoschwangerschaft<strong>und</strong> -geburt« <strong>und</strong> »Kin<strong>der</strong>arzneimittel«).In <strong>der</strong> abschließenden Podiumsdiskussion bekanntensich die Ges<strong>und</strong>heitssprecherInnen aller parlamentarischenParteien in seltener Einigkeit öffentlichdazu, dass sie sich über alle Parteigrenzen hinweg fürdie Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendges<strong>und</strong>heit einsetzen werden.Diese »Verwendungszusage« ist lei<strong>der</strong> im Laufe desvergangenen Jahres aber schon durch mehrfacheNicht-Behandlung o<strong>der</strong> Ablehnung wichtiger Kin<strong>der</strong><strong>und</strong>Jugendges<strong>und</strong>heitsmaterien in höchstem Maßerelativiert worden.Dennoch: Der »Kin<strong>der</strong>ges<strong>und</strong>heitsdialog« ist alserster Schritt eine wichtige <strong>und</strong> richtige Initiative. Errichtet gleichsam den öffentlichen Scheinwerfer aufeinige <strong>der</strong> dringendsten »Hot Spots«. Offen bleibtvorerst, ob es gelingt, aus diesen Einzelteilen einegute, strategisch konsistente <strong>und</strong> zukunftsweisendeGesamtplanung im Sinne eines »Masterplans fürKin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendges<strong>und</strong>heit« mit definiertenGes<strong>und</strong>heitszielen <strong>und</strong> Umsetzungsstrategien aufpräventiver <strong>und</strong> kurativer Ebene zu entwickeln. Undnoch viel entscheiden<strong>der</strong> wird es im Anschluss daransein, ob <strong>und</strong> wann von den theoretisch gef<strong>und</strong>enenVerbesserungsnotwendigkeiten dann tatsächlichetwas bei den betroffenen Kin<strong>der</strong>n, Jugendlichen<strong>und</strong> Familien »ankommt« <strong>und</strong> in <strong>der</strong>en Realitätde facto wirksam wird!Um in Österreichs kompliziertem Ges<strong>und</strong>heitssystem(dazu schreiben Czypionka <strong>und</strong> Röhling in ihremGastkommentar später in diesem <strong>Bericht</strong>) real etwasumsetzen zu können, braucht es allerdings denGleichklang auch an<strong>der</strong>er wichtiger AkteurInnen.Hier sind in erster Linie die Sozialversicherungen<strong>und</strong> dessen Dachorganisation, <strong>der</strong> Hauptverband<strong>der</strong> österreichischen Sozialversicherungsträger(HV-SVT), sowie die B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong> zu nennen. Esgab einzelne Gr<strong>und</strong>satzgespräche mit hoch rangigenVertreterInnen des Hauptverbandes, eine ausführlicheSitzung des Sozial- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsforums <strong>und</strong>die allgemeine Erklärung, Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendges<strong>und</strong>heit<strong>2011</strong> zu einem Schwerpunkt thema machenzu wollen (»bei den Kin<strong>der</strong>n sollten wir nicht sparen«).Das sind durchaus sehr positive Signale,fassbare Umsetzungen haben im abgelaufeneJahr 2010 aber noch gefehlt. Erfreulicherweisesind nun zu Jahreswechsel konkrete Vorhabensowohl von Seiten des Hauptverbandes als auch<strong>der</strong> WGKK bekannt geworden, sich <strong>der</strong> zum Teilerheblichen Mangelversorgung von Kin<strong>der</strong>n<strong>und</strong> Jugendlichen in einer längerfristigen Planungernsthaft annehmen zu wollen.Regionale AktivitätenAuf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong> waren die Reaktionen<strong>und</strong> Aktivitäten im Jahr 2010 insgesamt eherverhalten, wobei diese ja auch noch für überlappendeBereiche wie Soziales, Bildung <strong>und</strong> Familiezuständig sind. Unter dem <strong>der</strong>zeitigen Spardruckist allgemein wenig Spielraum für Neugestaltungenspürbar. Positive Ausnahmen hiervon sind zum Beispieldie Initiative <strong>der</strong> Vorarlberger Landesregierung»Kin<strong>der</strong> in die Mitte«¹ , eine Beschlussfassung desSozial- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsausschusses des SalzburgerLandtages vom 13. Oktober 2010 mit konkretenFor<strong>der</strong>ungen nach Verbesserungen <strong>der</strong> Ges<strong>und</strong>heit vonKin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Ankündigung einesKin<strong>der</strong>ges<strong>und</strong>heitsplanes für <strong>2011</strong>² sowie die – vonmehreren Berufsgruppen genannte – relativ gute therapeutischeVersorgungslage in Oberösterrei ch. AuchNie<strong>der</strong>österreich hatte – neben einigen an<strong>der</strong>enerfreulichen Aktivitäten <strong>zur</strong> Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendges<strong>und</strong>heit³– schon die ersten konkreten Schritte<strong>zur</strong> Beauftragung eines umfassenden Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong>1 Generalinitiative unter an<strong>der</strong>em mit Auslobung <strong>und</strong> Dotierungvon Präventionsprojekten mit anschließen<strong>der</strong> Übernahme in dasJugendwohlfahrtsleistungsprogramm sowie des Vorarlberger Kin<strong>der</strong>rechtepreises,<strong>der</strong> Tagung »Kindheit <strong>und</strong> Gesellschaft«, das Projekt»Kin<strong>der</strong>gerechte Lebensräume«, u.v.a.m. unter www.vorarlberg.gv.at/vorarlberg/frauen_familie/familie/kin<strong>der</strong>indiemitte/start.htm2 siehe unter www.salzburg.gv.at/lkorr-meldung?nachrid=458463 Etwa die ersten österreichischen SAFE-Pilotprojekte in dreinie<strong>der</strong>österreichischen Gemeinden.10


<strong>Bericht</strong> <strong>zur</strong> <strong>Lage</strong> <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendges<strong>und</strong>heit in Österreich <strong>2011</strong>Jugendges<strong>und</strong>heitsplanes gesetzt (<strong>und</strong> hätte damiteine Vorreiterrolle in Österreich übernehmen können),dieses Vorhaben dann aber lei<strong>der</strong> doch nichtrealisiert.Es ist schwierig, ein objektives Maß dafür zu finden,welchen Wert die Politik <strong>und</strong> Regionalverwaltung <strong>der</strong>Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendges<strong>und</strong>heit in ihrem jeweiligenVerantwortungsbereich zumisst. An welchen vorhandenenZahlen ließe sich eine angemessene Versorgungbeurteilen? Wie misst man die Umsetzungvon Kin<strong>der</strong>rechten <strong>und</strong> woran die Zufriedenheit <strong>der</strong>Bevölkerung mit dem vorhandenen Angebot? All daswären spannende Fragen, die <strong>der</strong>zeit ungelöst sind.Ein objektivierbarer Hinweis zumindest auf dieBefassung mit dem Thema sind die Fragen• nach einer strukturierten <strong>Bericht</strong>erstattung(»Wann wurde zuletzt ein regionaler Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong>Jugendges<strong>und</strong>heitsbericht erstellt?«) <strong>und</strong>• nach einer daraus folgenden Umsetzung(»Gibt es als Konsequenz daraus konkrete Umsetzungsplanungen?«).4 Eine genauere Analyse sowohl <strong>der</strong> <strong>Bericht</strong>erstattung wie <strong>der</strong>Versorgungslage <strong>der</strong> B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong> ist im Laufe des Jahres geplant.Auf unsere Anfragen gab es wenig Rückmeldung. ImHealth Policy Monitor (»Let´s talk kids: A Dialogue forChildren´s Health«, M. Hofmarcher, 2010) waren diegesuchten Angaben dann zu finden. In den letztenzehn Jahren gab es regionale Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendges<strong>und</strong>heits-<strong>Bericht</strong>elediglich aus Wien (2000Kin<strong>der</strong>, 2002 Jugend), Kärnten (2006), Oberösterreich(2007) <strong>und</strong> Steiermark (2010). Wenn man denMaßstab einer zumindest drei- bis fünfjährigen Revisionanlegt, dann gibt es gerade mal drei relevante<strong>Bericht</strong>e aus neun B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n. Die inhaltlicheQualität <strong>und</strong> die zeitgemäße Relevanz <strong>der</strong> Daten,aber vor allem die realpolitischen Konsequenzen in<strong>der</strong> Umsetzung sind lei<strong>der</strong> häufig sehr bescheidengeblieben 4 . Dem »Pädiatrieplan 2004« des B<strong>und</strong>esministeriumsfür Ges<strong>und</strong>heit unter B<strong>und</strong>esministerinMaria Rauch-Kallat <strong>und</strong> den drei pädiatrischen Rehabilitationsplänen(1999, 2004 <strong>und</strong> 2008 mit Update2010) des »Österreichischen B<strong>und</strong>esinstituts für Ges<strong>und</strong>heitswesen«ist dasselbe Schicksal wi<strong>der</strong>fahren:es gab bis heute keine nennenswerten Umsetzungen<strong>der</strong> ExpertInnenempfehlungen. Es ist sehr zu hoffen,dass es dem aktuellen »Kin<strong>der</strong>ges<strong>und</strong>heitsdialog«nicht ähnlich ergeht.Lebensraum GemeindeHohes Interesse hingegen gibt es auf Gemeindeebenean konkreten Ges<strong>und</strong>heitsför<strong>der</strong>ungsprojektenfür Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendliche. Gemeindensind <strong>der</strong> unmittelbare soziale Lebensraum von Familien.Sie sind daher mit aktuellen Bedürfnissen <strong>und</strong>Auswirkungen von gesellschaftlichen Verän<strong>der</strong>ungendirekt konfrontiert. Die Liga hat auf dieses Interessemit einem inhaltlichen Angebot, <strong>der</strong> »Zukunftsinitiative«,reagiert. Das Konzept ist von <strong>der</strong> Überzeugunggetragen, dass »Ges<strong>und</strong>heit« vor allem beiKin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen nicht einfach willkürlichdurch medizinisch-therapeutische Maßnahmen hergestelltwerden kann, son<strong>der</strong>n überall dort entsteht,wo Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendliche ihre Potentiale entfaltenkönnen. Dieser Ansatz bietet an, in aktivenGemeinden (»Zukunftspartner«) lokale Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong>Jugendges<strong>und</strong>heits-Mo<strong>der</strong>atorInnen zu verankern,welche dann verschiedenste Projekte in Richtungeiner ges<strong>und</strong>en Potentialentfaltung für Familien,Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendliche in <strong>der</strong>en unmittelbaremLebensraum realisieren. Der Träger ist die »ÖsterreichischeLiga für Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendges<strong>und</strong>heit«,<strong>der</strong> Partner für die Umsetzung das »Büro VITAL«(Gerald Koller). Interessierte Gemeinden sind herzlicheingeladen unter buero@vitalcommunities.at Kontaktaufzunehmen. Die Gründungsversammlung wird am21. März <strong>2011</strong> in Wien stattfinden.Regionale Unterschiede <strong>der</strong> Ges<strong>und</strong>heit vonKin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen in ÖsterreichDen eingangs genannten Vergleichsstudien vonOECD <strong>und</strong> UNICEF liegen unter an<strong>der</strong>em Datenaus <strong>der</strong> sogenannten HBSC-Erhebung (»HealthBehaviour in School-aged Children Survey«) zuGr<strong>und</strong>e. Diese wurden in Österreich vom LudwigBoltzmann Institut für Health Promotion Researchauch auf B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>ebene analysiert11


<strong>Bericht</strong> <strong>zur</strong> <strong>Lage</strong> <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendges<strong>und</strong>heit in Österreich <strong>2011</strong>Ein im europäischen Raum sicherlich vorbildhaftesSystem ist die sogenannte KIGGS-Studie (»Kin<strong>der</strong><strong>und</strong>Jugendges<strong>und</strong>heitssurvey«) des Robert-Koch-Instituts in Deutschland, wo regelmäßig standardisierteDaten erhoben werden 7 .<strong>2.</strong> Berufsübergreifende, interdisziplinäreNetzwerkarbeitDa die Krankheitsbil<strong>der</strong> von Kin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichenimmer komplexer werden <strong>und</strong> in all ihren Lebensräumenzum Tragen kommen, wäre es dringendnötig, das Wissen <strong>und</strong> die Kompetenz verschiedenerProfessionen wie Medizin <strong>und</strong> funktioneller Therapien,Psychologie <strong>und</strong> Psychotherapie, Pädagogik<strong>und</strong> Sozialwissenschaften zu bündeln <strong>und</strong> inberufsübergreifen<strong>der</strong> Netzwerkarbeit systematischzusammenzuführen. Dies würde bedeuten,dass einerseits mehr bezahlte Arbeitszeit für strategischeKommunikation, Koordination <strong>und</strong> Kooperationnotwendig wäre, an<strong>der</strong>erseits aber auch vielunwirtschaftliche Doppelgleisigkeit <strong>und</strong> unergiebigesEinzelkämpfertum vermieden werden könnte. DieQualität <strong>und</strong> die Zügigkeit von Diagnosefindung <strong>und</strong>Therapieangebot sowie die strukturierte Kommunikationeines »Gesamtbehandlungsplanes« mit denbetroffenen Familien könnte aber jedenfalls erheblichverbessert werden.Ein <strong>der</strong>artiges interdisziplinäres Teamwork ist<strong>der</strong>zeit nur innerhalb von Spitals- o<strong>der</strong> Ambulatoriumsstrukturenmöglich, wäre aber auch in allen an<strong>der</strong>enFel<strong>der</strong>n wie dem nie<strong>der</strong>gelassenen Bereich, <strong>der</strong>Schule, <strong>der</strong> Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> Jugendwohlfahrt,etc. wünschenswert. Modellhafte Konzeptefür interdisziplinäre Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendges<strong>und</strong>heits-Netzwerkarbeitsind vorliegend. Sie könntenein wichtiger Beitrag zu einer ohnehin allseits gefor<strong>der</strong>tenintegrierten Versorgung sein. Hierfür gibtes aber bis dato keine strukturellen Gr<strong>und</strong>lagen.7 Die Finanzierung erfolgte durch das B<strong>und</strong>esministerium für Ges<strong>und</strong>heit(BMG), das B<strong>und</strong>esministerium für Bildung <strong>und</strong> Forschung(BMBF) <strong>und</strong> das Robert-Koch-Institut. Vertiefende Teilstudienwurden durch das B<strong>und</strong>esministerium für Ernährung, Landwirtschaft<strong>und</strong> Verbraucherschutz (BMELV) sowie das B<strong>und</strong>esministerium fürUmwelt (BMU) <strong>und</strong> das B<strong>und</strong>esministerium für Familie, Senioren,Frauen <strong>und</strong> Jugend (BMFSFJ) finanziert.Es ist zu hoffen, dass im Kin<strong>der</strong>ges<strong>und</strong>heitsdialogin den Arbeitsgruppen »Versorgung« <strong>und</strong> »psychosozialeGes<strong>und</strong>heit« Anregungen <strong>und</strong> Vorschlägehierzu erarbeitet werden.3. Verstärkte Aktivitäten in Ges<strong>und</strong>heitsför<strong>der</strong>ung<strong>und</strong> PräventionAuch zu dieser Thematik läuft eine Arbeitsgruppeim Kin<strong>der</strong>ges<strong>und</strong>heitsdialog unter breiter ExpertInnenbeteiligung.Die Ergebnisse müssen abgewartetwerden.Der Fonds Ges<strong>und</strong>es Österreich (FGÖ, ebenfallseine Teilunternehmung <strong>der</strong> GÖG) hat schon bisherGes<strong>und</strong>heitsför<strong>der</strong>ungs- <strong>und</strong> Präventionsprojekte fürjunge Menschen tatkräftig unterstützt. Er hat Kin<strong>der</strong><strong>und</strong>Jugendges<strong>und</strong>heit nunmehr ebenfalls zu einemSchwerpunktthema im Jahr <strong>2011</strong> erklärt. Auch dieLiga hat zwei Aktivitäten <strong>zur</strong> Netzwerkarbeit <strong>und</strong> <strong>zur</strong>interdisziplinären Fortbildung eingereicht.Projekte des Fonds können allerdings immer nureinen Anstoß geben o<strong>der</strong> eine modellhafte Erfahrungermöglichen. Die Übernahme <strong>und</strong> Umsetzungerfolgreich verlaufener Projekte in ein Regelangebotliegt dann wie<strong>der</strong> bei den Län<strong>der</strong>n, Gemeinden o<strong>der</strong>dem Hauptverband <strong>der</strong> österreichischen Sozialversicherungsträger.Für die Position des Hauptverbandes hat <strong>der</strong> Vorsitzendedes Verbandsvorstandes Dr. Hans JörgSchelling begrüßenswerter Weise ja schon zumJahreswechsel 2009/10 einen gesetzlichen Auftragauch für Prävention für die Sozialversicherungeneingefor<strong>der</strong>t. An<strong>der</strong>erseits erklärt §116 (1) 1 <strong>und</strong> 5ASVG auch jetzt schon die »Früherkennung«, die»Erhaltung <strong>der</strong> Volksges<strong>und</strong>heit« <strong>und</strong> »Ges<strong>und</strong>heitsför<strong>der</strong>ung«explizit <strong>zur</strong> Aufgabe <strong>der</strong> Sozialversicherungen,woraus <strong>der</strong> präventive Auftrag inhaltlichdurchaus ableitbar wäre. Unseres Wissens ist dieVerteilung von Zuständigkeit <strong>und</strong> Verantwortungnach wie vor unverän<strong>der</strong>t unklar. Ein Bewusstseins<strong>und</strong>Strategiewandel hin zu »frühzeitig ges<strong>und</strong>eEntwicklungen stärken« statt »später Krankheitteuer behandeln« ist jedenfalls sehr zu begrüßen.13


<strong>Bericht</strong> <strong>zur</strong> <strong>Lage</strong> <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendges<strong>und</strong>heit in Österreich <strong>2011</strong>Die kostenfreien Angebote über sogenannte »Pool-Lösungen« o<strong>der</strong> Spezialambulatorien sind bei weitemnicht bedarfsdeckend (Ausnahme Vorarlberg)<strong>und</strong> haben lange Wartezeiten von bis zu eineinhalbJahren o<strong>der</strong> überhaupt Aufnahmesperren (sieheetwa Kontrollamtsbericht 2008, Wien). Ergattertman einen <strong>der</strong> raren Therapieplätze ist das oft mitweiten Anfahrtswegen verb<strong>und</strong>en. Für Kin<strong>der</strong> mithöherfrequentem Therapie- <strong>und</strong> vermehrt heilpädagogischemBetreuungsbedarf (wie etwa bei Autismus,ADHS o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>em) gibt es überhaupt keinausreichend öffentlich finanziertes Angebot. Werdensolche Möglichkeiten aber nicht über qualitätsgesicherte<strong>und</strong> gesetzlich geregelte pädagogische o<strong>der</strong>Ges<strong>und</strong>heitsberufe als Sachleistung zu Verfügunggestellt, besteht die Gefahr eines Abwan<strong>der</strong>ns innicht qualitätsgesicherte paramedizinische Billigangebote.Diese Situation – das heißt Kosten von manchmalmehreren hun<strong>der</strong>t Euro/Monat – übersteigt diefinanziellen Möglichkeiten vieler Familien bei Weitem<strong>und</strong> schafft über diesen »Zugangsfilter« deutlichunterschiedliche Behandlungschancen für Kin<strong>der</strong> auswohlhabenden o<strong>der</strong> finanziell schwachen Familien.Es ist oft unbeschreiblich, welche Belastungen <strong>und</strong>Not das für Familien mit chronisch kranken Kin<strong>der</strong>no<strong>der</strong> Jugendlichen darstellt. Was es für Kin<strong>der</strong> mitEntwicklungsstörungen bedeutet, wenn wichtigeEntwicklungsfenster (zum Beispiel die frühe Spracho<strong>der</strong>Bewegungsentwicklung) ungenützt vorübergehen,können wir uns in etwa ausmalen. All dies führtzu enormen späteren Folgekosten für chronifizierteKrankheitsbil<strong>der</strong>, weniger Bildungs- <strong>und</strong> Arbeitschancen,höheren Bedarf an Sozialleistungen <strong>und</strong> Verlustan möglicher Lebenskompetenz.Diese Problemlagen sind durchwegs schon längerbekannt. Zum Teil gibt es amtliche <strong>Bericht</strong>e darübero<strong>der</strong> wie<strong>der</strong>kehrende Anfragen aus Politik <strong>und</strong>Zivilgesellschaft dazu. Warum es allerdings bis heutekeinerlei Lösungsansätze von Seiten <strong>der</strong> Sozialversicherungen<strong>und</strong> Län<strong>der</strong> gibt, ist nicht so ohneWeiteres zu verstehen. Es bedeutet aber jedenfallsneben dem persönlichen Leid <strong>der</strong> Betroffenen aucherhebliche Folgeschäden an <strong>der</strong> Volksges<strong>und</strong>heit<strong>und</strong> an <strong>der</strong> Volkswirtschaft. Vielleicht ist nun abergute Hoffnung in die Absichtserklärungen für dasJahr <strong>2011</strong> zu setzen.Ähnliches gilt für den Bereich <strong>der</strong> Rehabilitation fürKin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendliche. Im »Österreichischen Rehabilitationskompass«des ÖBIG werden Österreichweit65 Reha-Einrichtungen für Erwachsene gelistet.Keine einzige hingegen für Kin<strong>der</strong>! Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong>Jugendlichen-Rehabilitation kommt nur als »Zusatzindikation«an drei dieser Stellen vor. Viele Kin<strong>der</strong> mitRehabilitationsbedarf werden daher ins benachbarteAusland geschickt 10 o<strong>der</strong> gar nicht adäquat versorgt.Die Planungen einer ExpertInnenr<strong>und</strong>e im Rahmendes ÖBIG für einen »Österreichischen Rehabilitationsplanfür Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendliche« sindde facto abgeschlossen. Die Ergebnisse wurden in<strong>der</strong> AG »Rehabilitation« des Kin<strong>der</strong>ges<strong>und</strong>heitsdialogesnochmals überprüft <strong>und</strong> bestätigt. Es brauchtÖsterreichweit <strong>der</strong>zeit etwa 370 primäre Reha-Betten/-Plätze quer durch alle Indikationen fürKin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendliche. Diese sollen sinnvoll verteiltüberwiegend auf drei regional gut positionierteZentren, für manche Indikationen auch dezentral,angeboten werden. Offen ist, wer für welchePatient Innen <strong>und</strong> welche Indikationen letztlich dieKosten trägt. Da muss die Politik sich einigen. Diejungen PatientInnen selbst jedenfalls haben imBedarfsfall laut österreichischer Verfassung alle dasgleiche Recht auf gleichwertige Rehabilitation.Eine Lösung scheint bald in Sicht. Hoffen wir, dasswir im nächsten <strong>Bericht</strong> an dieser Stelle für alle Betroffeneneine Erfolgsmeldung schreiben können.Den oftmals unglaublichen »Canossa-Gang« mithäufig monatelangen Verzögerungen <strong>und</strong> hohenSelbstbehalten, den PatientInnen <strong>und</strong> Eltern gehenmüssen, um zu einer notwendigen Hilfs- <strong>und</strong> Heilmittelversorgungzu kommen, beschreibt Evita Dielin ihrem Gastbeitrag.10 Laut Anfragebeantwortung des BMG GZ: BMG-11001/0362-I/5/2009 etwa 100/Jahr15


Zur <strong>Lage</strong> <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendges<strong>und</strong>heit in Österreich <strong>2011</strong>5. Qualitätssicherung»Kin<strong>der</strong> sind keine kleinen Erwachsene« sagtein bekannter Spruch. Auch die Behandlung vonKin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen braucht nicht einfach bloßkleinere Gerätschaften <strong>und</strong> mehr Spielzeug, son<strong>der</strong>nviel spezifisches entwicklungsbezogenes Wissen <strong>und</strong>beson<strong>der</strong>e Eignung <strong>und</strong> Ausbildung für die altersadäquateUmsetzung therapeutischer Inhalte. Auchsystemisches Denken <strong>und</strong> Kompetenz <strong>zur</strong> Elternarbeitsind unabdingbare Werkzeuge in <strong>der</strong> Arbeitmit Kin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen. Hierfür sollte es querdurch alle Ges<strong>und</strong>heitsberufe neben <strong>der</strong> jeweiligenGr<strong>und</strong>ausbildung eine zertifizierte Zusatzqualifikationals Voraussetzung für die Arbeit mit Kin<strong>der</strong>n<strong>und</strong> Jugendlichen geben.Über entsprechende Qualifikation <strong>und</strong> Beziehungskompetenzhinaus haben Kin<strong>der</strong> auch ein Anrechtdarauf mit Freude <strong>und</strong> Achtung behandelt zu werden<strong>und</strong> ihrem Alter angemessene Zeit zu erhalten.Insofern ist dem neuerdings zunehmenden »Trend«von 30-Minuten-Therapieeinheiten entschiedenentgegen zu treten. Kin<strong>der</strong> funktionieren nicht »aufKnopfdruck« <strong>und</strong> gerade dann, wenn Entwicklungsstörungenvorliegen, umso weniger. Sie brauchenZeit, um in <strong>der</strong> Therapiest<strong>und</strong>e anzukommen <strong>und</strong>sich dann auch wie<strong>der</strong> zu lösen, <strong>und</strong> sind für seelenloseFließbandarbeit nicht geeignet. Die 30-Minuten-Therapieeinheit soll somit eine extra zu begründendeAusnahme sein, die 60-Minuten-Therapieeinheit dieallgemeine Regel.Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendliche haben auch ein Recht aufqualitätsgesicherte Medikation. Derzeit sind etwa60% <strong>der</strong> in diesem Alter verwendeten Medikamentenicht ausreichend für Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendliche getestet<strong>und</strong> wissenschaftlich untersucht. Auch hierliegt die Hoffnung auf politische Konsequenzen ausden Ergebnissen <strong>der</strong> AG 6 im Kin<strong>der</strong>ges<strong>und</strong>heitsdialog,welche die Arzneimittelsicherheit fürKin<strong>der</strong> in Österreich deutlich verbessern möge.Qualitätssicherung hat auch einen ethischen Aspekt.Dieser bedeutet, unter den vielen möglichen Perspektiven,auch die Position des Kindes zu vertreten,gerade wenn es selbst seine Stimme noch nichterheben kann. Es werden heute in Österreich etwa1,3 Kin<strong>der</strong> pro Frau geboren. Dieses »eine Kind«gerät daher zunehmend unter Druck, perfekt seinzu müssen. Es soll alle Wünsche, Hoffnungen <strong>und</strong>Erwartungen erfüllen, welche früher auf mehrereKin<strong>der</strong> verteilt werden konnten. An diesem einenKind muss sich alles verwirklichen, was man sicherhofft hat. Dies führt zu hohen Ansprüchen an das»Produkt« von natürlicher o<strong>der</strong> künstlicher Zeugung<strong>und</strong> familiärer wie medizinischer Betreuung.Beim Einsetzen mehrerer Embryonen in <strong>der</strong> Reproduktionsmedizin,beim Wunsch nach absoluterSicherheit in <strong>der</strong> Präimplantations- o<strong>der</strong> Pränataldiagnostikmit entsprechen<strong>der</strong> »Nebenwirkungsrate«,bei <strong>der</strong> Idee <strong>der</strong> Machbarkeit <strong>und</strong> des»Aus sortierens« (Stichwort Designerbaby <strong>und</strong>Gerichtsurteile zu »Kind als Schaden«), bei <strong>der</strong>irrational zunehmenden Kaiserschnitt-Rate, frühenKrippenbetreuung, bis hin zu Fragen <strong>der</strong> Obsorgeteilungzwischen Elternpaaren, … überall dort müssenwir neben <strong>der</strong> Wunscherfüllung <strong>der</strong> elterlichen Perspektivenauch fragen: »Was würde wohl das Babywollen?«, »Welche objektiven Risiken <strong>und</strong> Gefahrenfür Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Entwicklung gibt es?« <strong>und</strong>jedenfalls: »Was wäre das Beste für das Kind?«.Der Ethikbeirat <strong>der</strong> Liga versucht zu einigen dieserThemen, <strong>der</strong> Position <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> eine angemesseneStimme zu geben.6. Unterstützung <strong>und</strong> Stärkung <strong>der</strong>Kompetenz <strong>der</strong> ElternEltern haben eine Schlüsselposition bei <strong>der</strong>Entwicklung von Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Lebensstilihrer Kin<strong>der</strong>! Sie sind <strong>der</strong> früheste <strong>und</strong> lebenslangprägendste Einfluss auf die nächsten Generation.Die transgenerationale Depressionsrate etwa liegtbei cirka 60 Prozent, <strong>der</strong> familiäre Ernährungsstil istauch später höchst resistent, <strong>und</strong> vieles an<strong>der</strong>e mehr.Daher wirkt sich aber auch jede Unterstützung <strong>und</strong>Verbesserung <strong>der</strong> elterlichen Lebenssituation sowie<strong>der</strong> Erziehungskompetenz direkt auf das Wohl <strong>der</strong>Kin<strong>der</strong> aus.16


<strong>Bericht</strong> <strong>zur</strong> <strong>Lage</strong> <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendges<strong>und</strong>heit in Österreich <strong>2011</strong>Behandlungseinrichtungen für Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendlichehaben jedoch unter den <strong>der</strong>zeit gültigengesetzlichen Bedingungen formal keine Möglichkeitintensiver mit Eltern zu arbeiten. »Elternberatung«wird von den Kostenträgern in unterschiedlichemAusmaß zwar »unter <strong>der</strong> Hand« geduldet, bleibtaber immer am Rande <strong>der</strong> Legalität. Erwachseneneinrichtungenwie<strong>der</strong>um haben nicht das Know-how<strong>und</strong> die Qualifikation in <strong>der</strong> Behandlung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>.Die notwendige Betreuung des Umfeldes sollte daher –bei entsprechen<strong>der</strong> Indikation – auch ohne Vergabeeiner eigenständigen »Erwachsenendiagnose« <strong>und</strong>unlimitiert <strong>der</strong> direkten Kindesbehandlung abrechnungstechnischgleichgestellt werden. Dort woes Sinn macht, müssen Kompetenzen aus unterschiedlichenFachbereichen institutionell verknüpftwerden (zum Beispiel Department o<strong>der</strong> Abteilung fürPeripartalpsychiatrie).Beeindruckende Aktivitäten entstehen aktuell ausInitiativen <strong>der</strong> Zivilgesellschaft. Mehrere Eltern<strong>und</strong>Selbsthilfevereine haben sich in <strong>der</strong> Dachorganisationlobby4kids zu einer äußerst engagierten<strong>und</strong> hilfreichen Organisation entwickelt (siehe <strong>Bericht</strong>des Elternbeirates). Und die Dachverbände <strong>der</strong>Elternvereine <strong>der</strong> verschiedenen Schultypen sindgerade im Begriff eine Plattform <strong>zur</strong> Elternges<strong>und</strong>heitzu errichten. Beiden Initiativen ist hoher Respekt fürihre ehrenamtliche Einsatzbereitschaft zu zollen <strong>und</strong>viel Erfolg zu wünschen.7. Ressortübergreifende Ges<strong>und</strong>heitspolitikDie körperliche, geistige <strong>und</strong> seelische Ges<strong>und</strong>heitvon Kin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen ist nicht einfachdurch Maßnahmen aus dem Ges<strong>und</strong>heitswesen»herstellbar«. Sie ist eine Querschnittmaterie <strong>und</strong>wird in allen Lebensräumen <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> mehr o<strong>der</strong>weniger geför<strong>der</strong>t o<strong>der</strong> belastet.Insofern sind auch alle an<strong>der</strong>en Ressorts gefor<strong>der</strong>t,ihren möglichen Anteil an <strong>der</strong> gesellschaftlichenVerantwortung für ein umfassend ges<strong>und</strong>es Aufwachsenvon Kin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen zu leisten(»health in all policy«).Bildung <strong>und</strong> mehr …Für die Zuständigkeit des Bildungsressorts bedeutetdies vor allem:• Ges<strong>und</strong>heitsför<strong>der</strong>liche Lebensräumein allen Bildungseinrichtungen zu schaffen (vonErnährung über Mobilitätsmanagement bis <strong>zur</strong>Friedens- o<strong>der</strong> Auszeitecke <strong>zur</strong> Konfliktregelung,<strong>und</strong> vieles an<strong>der</strong>es mehr),• das Bewusstsein über den Wert von Ges<strong>und</strong>heitdurch Vorbildwirkung <strong>der</strong> LehrerInnenschaft<strong>und</strong> durch pädagogische Angebote im Sinne <strong>der</strong>»Ges<strong>und</strong>heitsbildung« o<strong>der</strong> »Ges<strong>und</strong>heitserziehung«zu stärken, <strong>und</strong>• die Angebote <strong>und</strong> Ressourcen an professionellenHilfestellungen zum Beispiel <strong>der</strong> SchulärztInnen,SchulpsychologInnen, SozialarbeiterInnen o<strong>der</strong> -pädagogInnen,welche jetzt oft als »Einzelkämpfer Innen«unterwegs sind, zu bündeln <strong>und</strong> daraus ein gutesTeamwork für die mannigfaltigen Aufgaben r<strong>und</strong>um das Thema »Ges<strong>und</strong>heit im Bildungs wesen« zuformen (etwa in Form von »Schul ges<strong>und</strong>heitsteamso<strong>der</strong> -kompetenzzentren«), <strong>und</strong>• eine qualitätsgesicherte Vorschuluntersuchungüber alle Entwicklungsachsen – nicht nur <strong>der</strong> Sprache –zu installieren.Der wesentliche Faktor bleibt aber <strong>der</strong> »FaktorMensch«, das heißt die Persönlichkeit <strong>und</strong> Haltungdes Lehrpersonals <strong>und</strong> die daraus entstehendeLehrerIn-SchülerIn-Beziehung. Diesem Anteil,<strong>der</strong> auch emotionalen Qualifikation <strong>und</strong> des respektvollen<strong>und</strong> achtsamen Umgangs mit den anvertrautenSchülerInnen, ist sowohl in <strong>der</strong> Ausbildungwie in <strong>der</strong> Auswahl <strong>der</strong> pädagogischen Mitarbeiter-Innen höchste Aufmerksamkeit zu widmen.Soziales <strong>und</strong> mehr …Von Seiten des Sozialressorts wären die vordringlichstenAufgaben jene <strong>der</strong> Armutsbekämpfung<strong>und</strong> jene <strong>der</strong> sozialen Absicherung von Kin<strong>der</strong>n<strong>und</strong> Jugendlichen mit chronischen Erkrankungen<strong>und</strong> Behin<strong>der</strong>ungen <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Familien.Es leben etwa 90.000 Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendliche inÖsterreich in manifester Armut <strong>und</strong> 240.000 in17


Zur <strong>Lage</strong> <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendges<strong>und</strong>heit in Österreich <strong>2011</strong>Armutsgefährdung! Als Folge von Armut ist bekannt,dass betroffene Menschen etwa eine dreimal sohohe Erkrankungsrate als die Durchschnittsbevölkerunghaben, dass diese Erkrankungen häufigerchronifizieren <strong>und</strong> dies dann einerseits wie<strong>der</strong>um dieArmut des Einzelnen verstärkt <strong>und</strong> an<strong>der</strong>erseits <strong>der</strong>Gesellschaft sehr viel Geld über das Ges<strong>und</strong>heitswesenkostet. Es ist ein echtes »Lose-Lose-Dilemma«,wenn man es soweit kommen lässt.Von Armut betroffen sind zunehmend Alleinerzieher-Innen <strong>und</strong> Mehrkindfamilien. Das ist bei einer Scheidungsratevon knapp 50 Prozent <strong>und</strong> <strong>der</strong> bekanntenKin<strong>der</strong>armut unserer Gesellschaft geradezu paradox!Das abgelaufene Jahr 2010 war das »EuropäischeJahr gegen Armut <strong>und</strong> soziale Ausgrenzung«,für welches viele Maßnahmen versprochen wurden.Es wird höchst spannend zu verfolgen sein, ob wirhiervon in den kommenden Statistiken einen Effektim Sinne einer Reduktion <strong>der</strong> Armut in Österreicherkennen werden können.Familie <strong>und</strong> mehr …Eine Schlüsselposition für Lebensstil <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitihrer Kin<strong>der</strong> haben, wie oben schon ausgeführt,die Eltern. Insofern sind die »transgenerationalenAspekte« hoch relevant <strong>und</strong> damit auch dasFamilien- wie auch das Frauenressort gefragt.Aus <strong>der</strong> »Mannheimer Longitudinalstudie« vonManfred Laucht wissen wir, dass bei einer Kumulationmehrerer familiären Risikofaktoren (zumBeispiel sehr junge o<strong>der</strong> ältere Elternschaft, bildungsferneLebenswelt, chronische o<strong>der</strong> psychische Krankheit<strong>der</strong> Eltern, Gewalt in <strong>der</strong> Familie, Armut, engeWohnverhältnisse) bis zu 60 Prozent (!) <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong><strong>und</strong> Jugendlichen bis zum 20. Lebensjahr psychischerkranken. Es ist die Suchtrate bei 19-Jährigenmehr als verzehnfacht, die Zahl <strong>der</strong> Störungen desSozialverhaltens bei 15-Jährigen dreimal so hoch <strong>und</strong>jene von affektiven o<strong>der</strong> depressiven Störungen mehrals verdoppelt.Das »Familienklima«, die Möglichkeit <strong>und</strong> Fähigkeitvon Eltern, ihren Erziehungsaufgaben nachzu-kommen <strong>und</strong> diesen auch gerecht zu werden, den»Halt« <strong>und</strong> die Orientierung, die sie ihren Kin<strong>der</strong>nmit auf den Weg geben können,… das sind dieentscheidenden Faktoren für eine gedeihliche <strong>und</strong>auch ges<strong>und</strong>heitlich positive Entwicklung ihrerKin<strong>der</strong>. Als kleines pars pro toto seien hier mehrerePublikationen erwähnt, die einen signifikant hohenZusammenhang von Übergewicht bei Kin<strong>der</strong>n <strong>und</strong>Jugendlichen <strong>und</strong> fehlenden gemeinsamen familiärenMahlzeiten erbrachten. Aus gutem Gr<strong>und</strong>wurde in Deutschland daher vor einigen Jahren ebenjenes »Soziale Frühwarn- <strong>und</strong> Hilfesystem« fürFamilien mit Risikokonstellationen etabliert, das imSchwerpunkt unter <strong>der</strong> Ägide des Familienressortsläuft.Wenn es nun aktuelle politische Überlegungen gibt,Familien weniger direkte Geld- <strong>und</strong> dafür mehrSachleistungen zukommen zu lassen, dann stellt sichnatürlich die Frage <strong>der</strong> Inhalte. Der rein quantitativeAusbau von Kin<strong>der</strong>betreuungsplätzen kann nichtdas alleinige Ziel sein (»Ein Platz allein ist nichtgenug!«, we<strong>der</strong> in <strong>der</strong> familiären noch in <strong>der</strong> externenBetreuungssituation). Es geht um beste Qualitätin Familie <strong>und</strong> Krippe!So braucht es Mindeststandards an Qualifikation<strong>und</strong> Betreuungsschlüssel in Kleinkind-Betreuungseinrichtungen11 <strong>und</strong> es braucht jenes »Frühe Hilfen-System«, das Mindestbedingungen des familiärenRahmens absichern soll.Wirtschaft, Verkehr, Bauten, Umwelt,Sport <strong>und</strong> mehr …Das Wirtschaftsressort möge in Kooperation mitden zuständigen Stellen familienfre<strong>und</strong>liche Arbeitsbedingungenverhandeln (zum Beispiel Ausweitung<strong>der</strong> Pflegezeiten bei chronisch kranken Kin<strong>der</strong>n,Pflegemöglichkeit auch für getrennt lebende nichtverheiratete Angehörige, etc.), die Verantwortlichenfür Verkehr, Bauten, Umwelt <strong>und</strong> Sport mögen11 siehe Konsenspapiere <strong>der</strong> GAIMH »Deutschsprachige Gesellschaftfür die seelische Ges<strong>und</strong>heit in <strong>der</strong> frühen Kindheit« <strong>und</strong> <strong>der</strong>»Deutschen Liga für das Kind«18


<strong>Bericht</strong> <strong>zur</strong> <strong>Lage</strong> <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendges<strong>und</strong>heit in Österreich <strong>2011</strong>bei ihren Planungen verstärkt auf die Bedürfnisse vonKin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen Rücksicht nehmen,<strong>und</strong> für die Gesetzgebung insgesamt wäre eineArt »Kin<strong>der</strong>verträglichkeitsprüfung« für alleGesetzes vorhaben sehr zu empfehlen.Parlamentarische Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> JugendkommissionDas Alles mag Ihnen übertrieben erscheinen?Angesichts <strong>der</strong> Tatsache, dass im Zuge dieser obigenFragen unser aller Zukunft verhandelt wird, dass fürfrühe Versäumnisse spätere Folgekosten ungeahntenAusmaßes auf uns zukommen könnten <strong>und</strong> dassdie Konkurrenzfähigkeit <strong>und</strong> Entwicklung unseresLandes wesentlich von <strong>der</strong> umfassenden Ges<strong>und</strong>heit<strong>der</strong> darin lebenden nächsten Generation abhängenwird, halte ich es einfach für vorausschauend,vernünftig <strong>und</strong> verantwortungsvoll, so zu handeln!Unklar bleibt, was an den internationalen Kin<strong>der</strong>rechten<strong>der</strong>art viel Angst <strong>und</strong> Vorbehalte auslöst.Eine ähnlich zögerliche <strong>und</strong> unklare Positionierungfinden wir auch bei <strong>der</strong> österreichischen Budgetgestaltungwie<strong>der</strong>. Verantwortliche »politischeElternschaft« – <strong>und</strong> es heißt ja »Vater Staat« <strong>und</strong>»Muttersprache« – sollte aber bedeuten:für die Kin<strong>der</strong> sparen, nicht an den Kin<strong>der</strong>n!Prim. Dr. Klaus Vavrik(Präsident <strong>der</strong> Österreichischen Ligafür Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendges<strong>und</strong>heit)Um diese Maßnahmen zu koordinieren, braucht esauf B<strong>und</strong>es- wie Län<strong>der</strong>ebene ressortüber greifendeOrganisationsformen (wenn möglich mit Finanzverantwortung»aus einer Hand«). Und um den Bedürfnissen<strong>und</strong> Lebensnotwendigkeiten von Kin<strong>der</strong>n<strong>und</strong> Jugendlichen sowie dem Wert von Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong>Jugendges<strong>und</strong>heit ausreichend Gehör <strong>und</strong> Gewichtzu verschaffen, braucht es parlamentarisch verankerteInstrumente, etwa eine politisch kraftvoll besetzte<strong>und</strong> durch ExpertInnen ergänzte »parlamentarischeKin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendkommission«.Kin<strong>der</strong>rechteUnabhängig vom spezifischen Ges<strong>und</strong>heitsaspektsteht das Thema <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>rechte insgesamt wie<strong>der</strong>in politischer Diskussion. Am 20.1.<strong>2011</strong> wurdeim Nationalrat eine völlig ausgehöhlte, das heißtweitgehend zahnlose <strong>und</strong> eigentlich unwürdigeRumpfver sion <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>rechtskonvention verabschiedet.Zahnlos <strong>und</strong> unwürdig ist sie, weil – unterängstlichem politischen Kalkül ausgewählt – nur einBruchteil <strong>der</strong> vollständigen UN-Kin<strong>der</strong>rechtskonventionübernommen <strong>und</strong> dieser Bruchteil dann durcheinen umfassende Einschränkung in Artikel 7 auchgleich wie<strong>der</strong> weitgehend außer Kraft gesetzt wird.19


OrganigrammOrganigrammVorstand Ethik-Beirat WissenschaftlicherBeiratEltern- <strong>und</strong>SelbsthilfebeiratInstitutionelleMitglie<strong>der</strong>ProjekteKooperationspartnerschaftenSponsoren<strong>und</strong> För<strong>der</strong>erKlaus VavrikChristina WehringerAlfred StiskalGeorg StreitGerald KollerHarald GeigerIrene PromussasWalter StögmannHelmut SaxBV Kin<strong>der</strong>krankenpflegeBV d. LogopädInnenBV Öster. PsychologInnenBV d. PhysiotherapeutInnenDeutsche Liga für das KindBV d. ErgotherapeutInnenG d. SchulärztInnen Ö.ÖG f. Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong>Jugend heilk<strong>und</strong>eÖG f. Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong>Jugend psychiatrieÖG f. Psychosomatik inGynäkologie <strong>und</strong> GeburtshilfeÖBV f. PsychotherapieÖsterr. Kin<strong>der</strong>schutzb<strong>und</strong>Österr. HebammengremiumPikler-Hengstenberg-Ges.Ö.Plattform EducareV d. Still- <strong>und</strong> LaktationsberaterInnenÖ.aksDie BojeDie MöweInstitut für ErziehungshilfeMobile Kin<strong>der</strong>krankenpflegeMütterstudios NÖPGARainbowsRudolf Ekstein ZentrumSOS Kin<strong>der</strong>dorf AmbulatoriumVKKJVorsitz:Helmut SaxMaria Kletecka-PulkerBarbara MaierGerald BachingerDelegierte <strong>der</strong>VerbändeBerufsverbände<strong>und</strong>Fach gesellschaften»SAFE«»ZUKUNFTSINITIATIVE«In <strong>der</strong>Versorgung tätigeOrganisationenWissenschaftlich u.lehrend tätigeOrganisationenVorsitz:Walter StögmannKarin BerghammerGünther BernertRobert BirnbacherBarbara Burian-LangeggerWolfgang DürHelmuth FigdorAndrea FleischmannPetra GajarErnst GehmacherFranz GrillReinhard KürstenRenate MitterhuberMichael MusalekWolfgang NovakFranz PiribauerClaudia Reiner-LawuggerErna SchönthalerBrigitte SindelarWalter StroblLeonhard Thun-HohensteinNetzwerk Kin<strong>der</strong>rechtePolitische Kin<strong>der</strong>medizinAG Psychoanalytische PädagogikökidsPRAEV CIRCLEZentrum fürangewandte Epidemiologie<strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspolitikVorsitz:Irene PromussasKin<strong>der</strong>-LobbyKiB Children CareLobby4kidsKEKSEltern An<strong>der</strong>sÖV d. Elternvereine anöff. PflichtschulenVKKJBM für Ges<strong>und</strong>heitAbbottDr. Dr. Stephan Wagner GmbhMilupaÖsterreichische Lotterien –Spiele mit VerantwortungSanova Pharma GesmbHSOB Kerkoc20


<strong>Bericht</strong> <strong>zur</strong> <strong>Lage</strong> <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendges<strong>und</strong>heit in Österreich <strong>2011</strong>Die Liga <strong>und</strong> das Jahr 2010Neue MitgliedschaftenWir freuen uns über unsere neuen Mitglie<strong>der</strong>:• Institutionelle Mitglie<strong>der</strong>:· AKS, Arbeitskreis für Vorsorge- <strong>und</strong> Sozialmedizin· Die Boje, Individualpsychologisches Zentrum· GSÖ, Gesellschaft <strong>der</strong> Schulärztinnen <strong>und</strong>Schulärzte Österreichs· MOKI, Mobile Kin<strong>der</strong>krankenpflege· Die Möwe, Kin<strong>der</strong>schutzzentren für physisch,psychisch o<strong>der</strong> sexuell misshandelte Kin<strong>der</strong>· Mütterstudios Nie<strong>der</strong>österreich· ökids, Österreichische Gesellschaft für Kin<strong>der</strong><strong>und</strong>Jugendlichenpsychotherapie· PGA – Verein für prophylaktische Ges<strong>und</strong>heitsarbeit· PRAEV CIRCLE Internationales Forumfür präventive Jugendarbeit· Rainbows, Unterstützung <strong>und</strong> Begleitung für Kin<strong>der</strong><strong>und</strong> Jugendliche nach Trennung/Scheidung o<strong>der</strong> Tod· Rudolf Ekstein Zentrum, Son<strong>der</strong>pädagogischesZentrum für integrative Betreuung· SOS Kin<strong>der</strong>dorf, Ambulatorium für Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong>Jugendpsychiatrie· VSLÖ, Verband <strong>der</strong> Still- <strong>und</strong> LaktationsberaterInnenÖsterreichs• Mitglie<strong>der</strong> im wissenschaftlichen Beirat:· Univ.Doz. Mag. Dr.phil. Wolfgang Dür, LBI HPR· Ing. Petra Gajar, FGÖ/GÖG· Prim. Univ. Prof. Dr. Michael Musalek, API· Dr. Wolfgang Novak, Kin<strong>der</strong>schutzbeauftragter SMZO· Mag. Erna Schönthaler, FH Ergotherapie• Mitglie<strong>der</strong> im Ethikbeirat:· Dr. Gerald Bachinger, Patientenanwaltschaft• Mitglie<strong>der</strong> im Eltern- <strong>und</strong> Selbsthilfebeirat:· Österreichischer Verband <strong>der</strong> Elternvereinean öffentlichen Pflichtschulen· Kin<strong>der</strong>-Lobby• Einzelmitglie<strong>der</strong>:· Dr. Nicole Grois· Mag. Andrea Zwettler· Regina Fischer• Mitglie<strong>der</strong> im Vorstand:· Gerald Koller, Organisation »Zukunftsinitiative«· Dr. Harald Geiger (MPH), Landesvertretung VorarlbergStändige Mitarbeiterinnen:· Mag. Elisabeth Schaffelhofer Garcia-Marquez,Öffentlichkeitsarbeit <strong>und</strong> Vernetzung· Martina Wolf, Organisationsentwicklung <strong>und</strong> MarketingInterne Gremienarbeit:· Monatlich abwechselnde Sitzungen des Präsidiums<strong>und</strong> des erweiterten Vorstands· Halbjährliche Sitzungen <strong>der</strong> Fachgesellschaften <strong>und</strong>Berufsvertretungen· Insgesamt vier Sitzungen des Ethikbeirats (Arbeitan Konsenspapieren zu »Kin<strong>der</strong> <strong>der</strong> Reproduktionsmedizin«,»Altersfeststellung im Asylverfahren« <strong>und</strong>»Aus- <strong>und</strong> Fortbildung von Lehramtsstudierenden«)Eigene Projekte:· »SAFE in NÖ«, Projekt <strong>zur</strong> För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> frühenEltern-Kind-Bindung in drei nie<strong>der</strong>österreichischenModellgemeinden; PM: Uschi Schrammel, Doris Staud,nominiert für den »Vorsorgepreis Nie<strong>der</strong>österreich«· »ZUKUNFTSINITIATIVE«, Ges<strong>und</strong>heitsför<strong>der</strong>ungs<strong>und</strong>Präventionsprojekte für Kin<strong>der</strong>, Jugendliche <strong>und</strong>Familien im Gemeindesetting, Beginn <strong>2011</strong>;Organisation: Büro VITAL, Gerald KollerMitgestaltung an Projekten bzw.Projekteinreichungen:· »BASE« (Beziehungsför<strong>der</strong>ungs- <strong>und</strong> Gewaltpräventionsprojektin Kin<strong>der</strong>gärten)· »Birth movement« (Projekt <strong>zur</strong> präventivenGeburtshilfe)· »UGOTCHI« (Bewegungs- <strong>und</strong> Ernährungsprojektin Volksschulen, Sportunion)· »Vorschulges<strong>und</strong>heit« (Projekt <strong>zur</strong> vorschulischenErfassung von kindlichen Entwicklungsstörungen <strong>und</strong>-beeinträchtigungen)· »Zentrale Therapiemeldestelle bzw. Therapieplatzbörsein Wien« (WGKK, MA 15 <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e Partner)Konsenspapiere:»Mutter-Kind-Vorsorge neu«,verabschiedet im Dezember 201021


Die Liga <strong>und</strong> das Jahr 2010Spendenkonto<strong>der</strong> LigaÖffentlichkeitsarbeit:· Präsentation des ersten »<strong>Bericht</strong>s <strong>zur</strong> <strong>Lage</strong><strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendges<strong>und</strong>heit 2010« (28.1.10)· Thema des Monats April 2010: »Ges<strong>und</strong>e Kindheit –ein Kin<strong>der</strong>recht« auf http://www.kin<strong>der</strong>rechte.gv.at/· Inhaltliche Unterstützung <strong>und</strong> Fernsehauftritte bei<strong>der</strong> ORF »bewusst ges<strong>und</strong> in die Zukunft« –Schwerpunktwoche vom 10. bis 16. April 2010· Presseaussendung »1.000 chronisch kranke Kin<strong>der</strong>warten in Wien auf Therapie« am 14. April 2010· Diskussion »Spielsucht – Die unterschätzte Gefahrfür Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendliche« am 11. Mai 2010· »Kin<strong>der</strong>ges<strong>und</strong>heit im Wahlkampf – Was sagen dieParteien?« Befragung <strong>der</strong> wahlwerbenden Parteien<strong>der</strong> beiden Herbst-Wahlen in <strong>der</strong> Steiermark· Mitwirkung an <strong>der</strong> Pressekonferenz»In die Wiege gelegt« am 30. September 2010· Mitorganisation <strong>der</strong> Pressekonferenz »Kein Platzfür Kin<strong>der</strong> mit Behin<strong>der</strong>ung« am 16. November 2010Politische Aktivitäten:· Allgemeines Lobbying <strong>zur</strong> Erhöhung des Bewusstseinsüber den Wert von Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendges<strong>und</strong>heitin Öffentlichkeit <strong>und</strong> Politik· Beratungstätigkeit für politische EntscheidungsträgerInnen· Teilnahme an Gremienarbeit bzw. ExpertInnenmeetings(zum Beispiel Kin<strong>der</strong>ges<strong>und</strong>heitsdialog desBMG, Obsorge BMF, Jugendarbeit FGÖ, etc.)· Aktive politische Arbeit <strong>zur</strong> Umsetzung <strong>der</strong>Kin<strong>der</strong>rechte in Österreich in Kooperation mit dem»Netzwerk Kin<strong>der</strong>rechte Österreich«International:· Vernetzung mit <strong>der</strong> »Deutschen Liga für das Kind«· Mitarbeit <strong>und</strong> Vertretung Österreichs bei <strong>der</strong>Erstellung <strong>der</strong> WHO-Deklaration »Better health,better lives: children and young people withintellectual disabilities and their families«Wir freuen uns über neue Unterstützer:· B<strong>und</strong>esministerium für Ges<strong>und</strong>heit· Österreichische Lotterien – Spiele mit Verantwortung· Sanova Pharma GesmbH· Dr. Dr. Stephan Wagner Gmbh• Sie finden die Arbeit <strong>der</strong> Liga wichtig <strong>und</strong>wollen diese unterstützen?• Sie möchten für die Ges<strong>und</strong>heit von Kin<strong>der</strong>n<strong>und</strong> Jugendlichen spenden?• Sie denken, es ist sinnvoll, in die Zukunftjunger Menschen zu investieren?• …Herzlichen Dank für Ihre Spende!Spendenkonto:Die Ärztebank, BLZ 18130Kto.Nr. 50290040001Ohne spezifische Widmung wird Ihre Spende vonuns im bestmöglichen Sinn für Aktivitäten imKin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendges<strong>und</strong>heitsbereich verwendet.Falls Sie für einen beson<strong>der</strong>en Zweck spendenwollen, schreiben Sie dies bitte als Anmerkungauf den Einzahlungsbeleg!Sie meinen – so wie wir – Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendlichehaben ein Recht auf bestmögliche Ges<strong>und</strong>heit<strong>und</strong> Entwicklung, unabhängig von sozialemStatus, Geschlecht, kultureller Herkunft, Bildungo<strong>der</strong> Wohnort <strong>und</strong> wollen uns durch IhreMitgliedschaft unterstützen?Unterstützende Einzelmitglie<strong>der</strong> können alleEinzelpersonen werden, welche die Ziele, Anliegen<strong>und</strong> Arbeit <strong>der</strong> Liga durch Ihre Mitgliedschaftunterstützen wollen. Der Mitgliedsbeitrag beträgtje nach persönlicher Möglichkeit mindestensEuro 35,– / Jahr o<strong>der</strong> mehr.För<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Sponsorpartnerschaften vonInstitutionen des wirtschaftlichen <strong>und</strong> öffentlichenLebens sind inklusive Verlinkung <strong>der</strong> Homepageherzlich willkommen!Bitte kontaktieren Sie uns über unsere Homepage.22


Gastbeiträge23


<strong>Bericht</strong> <strong>zur</strong> <strong>Lage</strong> <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendges<strong>und</strong>heit in Österreich <strong>2011</strong>Dr. Thomas Czypionka <strong>und</strong> Mag. Gerald RöhrlingInstitut für Höhere Studien, WienAnalyse des österreichischen Ges<strong>und</strong>heitssystemsim Hinblick auf Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendges<strong>und</strong>heitIm Folgenden wollen wir einen kurzen Abriss bieten,welchen Stellenwert Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugend ges<strong>und</strong>heitsowie Kin<strong>der</strong>medizin im österreichischen Ges<strong>und</strong>heitssystemeinnimmt. Aufbauend auf einer Statusquo-Analyse sollen die wichtigsten »Player« identifiziert<strong>und</strong> Lücken in Hinblick auf Versorgung, Kooperationo<strong>der</strong> Daten aufgezeigt werden.Die pädiatrische ärztliche Versorgung im österreichischenGes<strong>und</strong>heitssystem erfolgt primär überFachärztInnen für Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendheilk<strong>und</strong>e, diein nie<strong>der</strong>gelassener Praxis, in Ambulatorien o<strong>der</strong> intramuralin Spitälern <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Kin<strong>der</strong>ambulanzen tätigsind. Im Jahre 2010 gab es in Österreich insgesamt1.181 FachärztInnen für Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendheilk<strong>und</strong>e(Ärztekammer 2010), wobei knapp die Hälfte (49Prozent) davon weiblichen Geschlechts waren. DasDurchschnittsalter <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>ärztInnen lag mit r<strong>und</strong>51 Jahren leicht über dem Durchschnittsalter allerFachärztInnen (50 Jahre). Im Vergleich zum Jahr 2003stieg die Anzahl <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>ärztInnen um r<strong>und</strong> 18Prozent, während über alle FachärztInnen hinweg imselben Zeitraum nur ein marginales Wachstum vonr<strong>und</strong> einem Prozent festzustellen war. Der medianeAusbildungsoutput 1 an FachärztInnen für Kin<strong>der</strong><strong>und</strong>Jugendheilk<strong>und</strong>e lag in <strong>der</strong> letzten Dekade bei46 ÄrztInnen pro Jahr. Die Dichte an FachärztInnenfür Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendheilk<strong>und</strong>e betrug 2009 0,14FachärztInnen pro 1.000 EinwohnerInnen. Mit diesemWert lag Österreich knapp über dem EU-Durchschnitt<strong>und</strong> Deutschland (0,13 pro 1.000) <strong>und</strong> leicht unter<strong>der</strong> Schweiz (0,16 pro 1.000) (OECD Health Data,Juni 2010). Neben den FachärztInnen für Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong>Jugendheilk<strong>und</strong>e spielen in <strong>der</strong> pädiatrischen ärztlichenVersorgung noch FachärztInnen für Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong>Jugendchirurgie (2010: 36) sowie FachärztInnen fürKin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendpsychiatrie (2010: 15) eine Rolle.Weitaus weniger Daten liegen zu den weiterenGes<strong>und</strong>heitsberufen vor, die im Bereich <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong><strong>und</strong>Jugendges<strong>und</strong>heit eine große Rolle spielen –mit <strong>der</strong> Ausnahme des Spitalssektors, in dem 2009knapp 4.000 Personen 2 des gehobenen Dienstes1 Kriterium = Ende <strong>der</strong> Ausbildung2 Diese machten 2009 r<strong>und</strong> 7,3 Prozent des gesamten Personalsdes gehobenen Dienstes für Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Krankenpflege aus,wobei r<strong>und</strong> 98 Prozent dieser Beschäftigten weiblichen Geschlechtswaren (Statistik Austria 2010).für Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Krankenpflege im BereichKin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendlichenpflege beschäftigt waren.Diese Beobachtung ist in diesem Bereich zwar keineAusnahme <strong>und</strong> betrifft diese Berufsgruppen auchgenerell, was die Plan- <strong>und</strong> Steuerbarkeit <strong>der</strong> Ausbildungskapazitäteno<strong>der</strong> überhaupt erst die Bedarfserhebungerschwert. Allerdings dürfte im Bereich<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendges<strong>und</strong>heit <strong>der</strong> Bedarf anumfassen<strong>der</strong>er psychosozialen <strong>und</strong> therapeutischerneben <strong>der</strong> ärztlichen Betreuung wesentlich größersein, was auch auf einen beson<strong>der</strong>en Koordinationsbedarfhindeutet.Das Österreichische B<strong>und</strong>esinstitut im Ges<strong>und</strong>heitswesen(ÖBIG) legt im Österreichischen StrukturplanGes<strong>und</strong>heit (ÖSG) Qualitätskriterien für die genanntenbettenführenden medizinischen Son<strong>der</strong>fächerim Bereich <strong>der</strong> Versorgung von Kin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichenfest. Dies betrifft die Versorgungsstrukturen,Personalausstattung <strong>und</strong> -qualifikation, Infrastruktur<strong>und</strong> Leistungsangebote. Regionale Detailplanungenerfolgen in regionalen Kin<strong>der</strong>ges<strong>und</strong>heitsplänen <strong>und</strong>werden von <strong>der</strong> jeweiligen Ges<strong>und</strong>heitsplattform inden B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n beschlossen (ÖSG 2010). Dieskönnte die bisher unbefriedigende Situation behebenhelfen, dass <strong>der</strong>zeit Kin<strong>der</strong> mit angeborenenStörungen <strong>und</strong> erworbenen Störungen beziehungsweiseKin<strong>der</strong> mit medizinisch therapierbaren vs. Kin<strong>der</strong>nmit Bedarf für vorwiegend sozialtherapeutischeIntervention in einen Graubereich <strong>der</strong> Zuständigkeitenfallen. Konkrete Verbesserungsmaßnahmen in diesenBereichen müssten aber von den bereits bestehendenInitiativen im Bereich <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendges<strong>und</strong>heitdort eingebracht werden.Im Bereich Prävention <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsför<strong>der</strong>ung fürKin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendliche im österreichischen Ges<strong>und</strong>heitssystemsetzt einerseits die SozialversicherungAkzente, <strong>der</strong>en Leistungsverpflichtung nach denSozialversicherungsgesetzen aber lei<strong>der</strong> sonst kaumBereiche <strong>der</strong> Ges<strong>und</strong>heitsför<strong>der</strong>ung <strong>und</strong> Präventionumfasst. 1974 wurde <strong>der</strong> Mutter-Kind-Pass eingeführt,an dessen kostenlose Untersuchungen mittlerweileauch die Gewährung des vollen Kin<strong>der</strong>betreuungsgeldesgeknüpft ist. Im Bereich des Impfwesenswerden von <strong>der</strong> Sozialversicherung (gemeinsam25


Analyse des österreichschen Ges<strong>und</strong>heitssystems (Czypionka/Röhrling)mit B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Län<strong>der</strong>n) die Kosten für ausgewählteImpfungen des Kin<strong>der</strong>impfkonzeptes übernommen.Berufstätige Jugendliche zwischen 15 <strong>und</strong> 18 Jahrenwerden von <strong>der</strong> Sozialversicherung jährlich zu einerJugendlichenuntersuchung eingeladen. An<strong>der</strong>erseits,im Bereich <strong>der</strong> Schule, trägt das B<strong>und</strong>esministerium fürUnterricht, Kunst <strong>und</strong> Kultur (BMUKK) die Koordinationdes Schulärztlichen Dienstes <strong>und</strong> <strong>der</strong> Versorgungmit SchulpsychologInnen. Diese Zuordnung ist vielleichtzu überdenken, zumal vor allem SchulärztInnenoft bereits vertragliche Beziehungen <strong>zur</strong> Sozialversicherungunterhalten.Generell ist festzustellen, dass es in <strong>der</strong> Ges<strong>und</strong>heitsför<strong>der</strong>ung<strong>und</strong> Prävention im Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendbereichkein umfassendes Konzept <strong>und</strong> keine einheitlichePlanung o<strong>der</strong> Zuständigkeit gibt, was jedochtiefgreifende Folgen haben dürfte. Dies betrifft zumBeispiel die hohe Prävalenz <strong>der</strong> Haltungsschädenbeziehungsweise Defekte des Stütz- <strong>und</strong> Bewegungsapparats,aber auch das Ernährungsverhalten,welches in <strong>der</strong> langen Frist eine maßgebliche Rollefür die heute das Ges<strong>und</strong>heitssystem belastendenZivilisationskrankheiten spielt. Einen löblichen erstenAnsatz in <strong>der</strong> Erforschung dieses Bereichs setzt dasLudwig-Boltzmann-Institut für Ges<strong>und</strong>heitsför<strong>der</strong>ungsforschung.Von Seiten <strong>der</strong> Politik wäre hierrasch eine Verbesserung <strong>der</strong> Koordination <strong>und</strong> <strong>der</strong>Ausweitung <strong>der</strong> Bemühungen zu for<strong>der</strong>n, insbeson<strong>der</strong>eauch eine Lösung <strong>der</strong> Kompetenzfrage.Gerade in diesem präventiven Bereich spielen aberauch die nicht-ärztlichen medizinischen Fachberufeeine beson<strong>der</strong>s große Rolle, die es ebenfalls näher zubeleuchten gälte.Das B<strong>und</strong>esministerium für Ges<strong>und</strong>heit (BMG) spielteim Bereich <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendges<strong>und</strong>heit bisherkeine bedeutende Rolle, setzte jedoch mit dem imJahr 2010 ausgerufenen Kin<strong>der</strong>ges<strong>und</strong>heitsdialogeine neue Initiative: In sechs Arbeitsgruppen sollenbis März <strong>2011</strong> Ist-Analysen <strong>und</strong> Lösungsansätzezu den Einzelbereichen Ges<strong>und</strong>heitsför<strong>der</strong>ung <strong>und</strong>strukturelle Prävention, Versorgung, PsychosozialeGes<strong>und</strong>heit, Rehabilitation, Risikoschwangerschaft/Risikogeburt <strong>und</strong> die Folgen sowie Kin<strong>der</strong>arzneimittelerarbeitet werden. Ziel ist es, durch Einbindung allerbeteiligter Interessensgruppen <strong>und</strong> Politikbereicheeine neue Kin<strong>der</strong>ges<strong>und</strong>heitsstrategie zu entwickeln,die insbeson<strong>der</strong>e Ges<strong>und</strong>heitsför<strong>der</strong>ung <strong>und</strong> strukturellePrävention fokussiert (BMG 2010). Ein erwähnenswertesKooperationsprojekt von BMUKK, BMG<strong>und</strong> Hauptverband <strong>der</strong> österreichischen Sozialversicherungsträgerstellt das Projekt »Ges<strong>und</strong>e Schule«dar (http://www.ges<strong>und</strong>eschule.at/). Mit <strong>der</strong> Ges<strong>und</strong>heitsreform2005 wurde im österreichischen Ges<strong>und</strong>heitssysteminnerhalb <strong>der</strong> Landesges<strong>und</strong>heitsfondsein (virtueller) Finanzierungstopf (»Reformpool«)geschaffen, mit dem Ziel, Projekte zu finanzieren, dieLeistungsverschiebungen zwischen intra- <strong>und</strong> extramuralenBereich ermöglichen; sowohl Land als auchSozialversicherung sollen dabei profitieren. Die Analyse<strong>der</strong> Reformpoolprojektaktivität in den B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>nzeigt, dass dieses Instrument auch im Bereich <strong>der</strong>Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendges<strong>und</strong>heit genutzt werden kann(vgl. Czypionka/Röhrling 2009). Bis dato gibt es vierbeschlossene Projekte, die sich explizit <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong>Jugendges<strong>und</strong>heit widmen: Ziel des Projekts »Kin<strong>der</strong>-<strong>und</strong> Jugendpsychiatrisches BeratungszentrumEisenstadt« ist <strong>der</strong> Aufbau eines flächendeckenden,ambulant zu versorgenden Systems <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong>Jugendpsychiatrie für das Nordburgenland. Nichtindizierte Aufnahmen, bei denen eine ambulanteTherapie möglich ist, sollen verhin<strong>der</strong>t werden; zudemsoll eine Beratung <strong>und</strong> Betreuung von Eltern <strong>und</strong> Angehörigenvon Kin<strong>der</strong>n mit psychischen Erkrankungenerfolgen. Das ober österreichische Reformpoolprojekt»Fit4Life – Kompetenzzentren« richtet sich an Kin<strong>der</strong><strong>und</strong> Jugendliche mit emotionalen, kognitiven o<strong>der</strong>sozialen Auffälligkeiten. Die Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendlichensollen in regionalen Kompetenzzentren versorgtbeziehungsweise an geeignete Stellen weitervermitteltwerden. Die Kompetenzzentren sollen in Oberösterreichflächendeckend nach gleichen Standardsarbeiten <strong>und</strong> auch Anlaufstellen für Angehörige <strong>und</strong>für mit Kin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen befasste Einrichtungensein. In Vorarlberg soll durch das Reformpoolprojekt»Mobile Kin<strong>der</strong>krankenpflege« Kin<strong>der</strong>n<strong>und</strong> Jugendlichen mit schweren Erkrankungen eineambulante Pflege ermöglicht werden, wobei diehäusliche medizinische Pflege <strong>und</strong> Fachkrankenpflegevon diplomierten Kin<strong>der</strong>krankenschwesterndurchgeführt wird. In Wien erfolgte die »Einrichtung26


<strong>Bericht</strong> <strong>zur</strong> <strong>Lage</strong> <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendges<strong>und</strong>heit in Österreich <strong>2011</strong>einer kin<strong>der</strong>fachärztlichen Notdienst-Ordination imAllgemeinen Krankenhaus (AKH)« die eine Entlastung<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>ambulanz <strong>zur</strong> Folge haben sollte. DiesesProjekt ist bereits abgeschlossen <strong>und</strong> wurde evaluiert;Regelbetrieb ist keiner vorgesehen. Lei<strong>der</strong> findet beiden meisten Reformpoolprojekten im Vorfeld keineb<strong>und</strong>eslandübergreifende Koordination statt; oftmalsentspricht auch das Evaluierungsdesign nicht wissenschaftlichenStandards, sodass die Begründung füreine andauernde Regelfinanzierung fehlt. Dennoch istdieses Instrument eine Möglichkeit, die Fragmentierung<strong>der</strong> Zuständigkeiten im Bereich <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong>Jugendges<strong>und</strong>heit zu überwinden, <strong>und</strong> es solltenentsprechende Projekte eingebracht werden.Generell ist festzustellen, dass die Datenlage imösterreichischen Ges<strong>und</strong>heitssystem in Bezug aufKin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendliche nicht zufriedenstellend ist.Es existiert in Österreich keine speziell ausgerichteteKin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendlichen-Ges<strong>und</strong>heitsbefragung,wie beispielsweise in Deutschland (http://www.kiggs.de/). Zudem gibt es keine kohärente Datenbasis imBereich des Schulärztlichen Dienstes. Ges<strong>und</strong>heitsindikatorenim Kindesalter weisen oftmals erheblicheSchwachstellen in Aussagekraft <strong>und</strong> Vergleichbarkeitauf; ihre Auswahl ist oftmals stark datengetrieben(Röhrling et al. 2010). International vergleichbareInformationen über öffentliche Ges<strong>und</strong>heitsausgabenim Kindesalter liegen bis dato ausschließlich Dank desAgeing-Reports <strong>der</strong> EU (European Commission (DGECFIN) and the Economic Policy Committee (AWG)2009) vor. Die Berechnung alters- <strong>und</strong> geschlechtsspezifischerGes<strong>und</strong>heitsausgaben nach dem OECDSystem of Health Accounts (SHA) findet sich nochin <strong>der</strong> Implementierungsphase; hier ist sicher erst ineinigen Jahren mit internationalen Vergleichen <strong>zur</strong>echnen. Entsprechend mit Schwierigkeiten ist dabeiauch die Planung von Angeboten im kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong>jugendmedizinischen Bereich behaftet. Die angesprocheneFragmentierung <strong>der</strong> Zuständigkeiten solltegenauer dargestellt <strong>und</strong> davon abgeleitet notwendigegesetzliche Bereinigungen vorgenommen werden.Es ist zu vermuten, dass langfristig in einer Verbesserung<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendges<strong>und</strong>heit auch hoheEinsparungspotenziale <strong>und</strong> Nutzengewinne für dieBevölkerung zu erzielen sind. Mit an<strong>der</strong>en Wortenkönnte das Geld im Ges<strong>und</strong>heitssystem in diesenMaßnahmen besser angelegt sein, als in einer teurenInnovation <strong>der</strong> Reparaturmedizin, die nur geringenZusatznutzen verspricht. Beispielsweise kann durchein vernünftiges Essverhalten <strong>der</strong> Eintritt von Diabetesverhin<strong>der</strong>t o<strong>der</strong> deutlich verzögert werden. Invaliditätspensionenetwa aufgr<strong>und</strong> von Haltungsschäden,Übergewicht o<strong>der</strong> psychischen Erkrankungen könnenvermieden werden, die Arbeitskraft bleibt längererhalten <strong>und</strong> Schäden des Stütz- <strong>und</strong> Bewegungsapparatsmüssen nicht o<strong>der</strong> jedenfalls viel späterbehandelt werden. Diese Aspekte, die auch volkswirtschaftlichvon großer Bedeutung sind, sollten für denösterreichischen Zusammenhang vermehrt untersucht<strong>und</strong> in die politische Diskussion eingebracht werden,da die positiven wie negativen Folgewirkungen in jungenJahren beson<strong>der</strong>s lange systemwirksam sind.Literatur- <strong>und</strong> Quellenverzeichnis• B<strong>und</strong>esministerium für Ges<strong>und</strong>heit (BMG):Informationspapier Kin<strong>der</strong>ges<strong>und</strong>heitsdialog 2010.• Czypionka T, Röhrling G: Analyse <strong>der</strong> Reformpool-Aktivitätenin Österreich: Wie viel Reform ist imReformpool?, Health System Watch, II/Sommer 2009.• European Commission (DG ECFIN) and theEconomic Policy Committee (AWG): The 2009ageing report: economic and budgetary projectionsfor the EU-27 Member States (2008–2060) (provisionalversion). Europäische Kommission, Brüssel 2010.• Ges<strong>und</strong>e Schule: http://www.ges<strong>und</strong>eschule.at/• Ges<strong>und</strong>heit Österreich GmbH:Österreichischer Strukturplan Ges<strong>und</strong>heit 2010.• Landesges<strong>und</strong>heitsfonds Burgenland, Oberösterreich,Vorarlberg <strong>und</strong> Wien zu den Reformpool-Projekten des jeweiligen B<strong>und</strong>eslandes• OECD Health Data, Juni 2010.• Österreichische Ärztekammer 2010.• Röhrling G, Czypionka T, Riedel M:Ges<strong>und</strong>heitsausgaben <strong>und</strong> -indikatoren im Kindesalter,Monatsschrift Kin<strong>der</strong>heilk<strong>und</strong>e Band 158,Heft 4, April 2010, p. 338-347.• Statistik Austria:Jahrbuch <strong>der</strong> Ges<strong>und</strong>heitsstatistik 2009, Wien 2010.• Studie <strong>zur</strong> Ges<strong>und</strong>heit von Kin<strong>der</strong>n <strong>und</strong>Jugendlichen in Deutschland: http://www.kiggs.de/27


Regionale Unterschiede <strong>und</strong> Trends <strong>der</strong> Ges<strong>und</strong>heit (Dür) – Tabelle 1 <strong>und</strong> 2Erklärung Tab. 1 u. 2: Alle Werte adjustiert nach Alter <strong>und</strong> Geschlecht (siehe methodische Hinweise), Abkürzungen:R = Rang; Rang 1 = B<strong>und</strong>esland mit bestem Ergebnis aus ges<strong>und</strong>heitlicher Perspektive, Rang 9 = B<strong>und</strong>esland mit schlechtestem ErgebnisU = Unterschied zwischen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n: j = ja = Unterschiede zwischen den B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n sind statistisch signifikant,n = nein = Unterschiede sind statistisch nicht signifikant*Daten wurden 2006 nur in <strong>der</strong> österreichischen Version des HBSC-Surveys erhoben.Tabelle 1: Subjektiver Ges<strong>und</strong>heitszustand <strong>und</strong> Beschwerden österreichischer SchülerInnen,dargestellt an ausgewählten Indikatoren sowie im B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>vergleichB W NÖ St OÖ S K T V U D A CH% R % R % R % R % R % R % R % R % R % % %subjektive Ges<strong>und</strong>heit (ausgezeichnet)39,6 9 39,8 8 42,0 5 45,3 3 41,6 6 48,6 2 41,1 7 50,6 1 43,1 4 j 33,7 43,9 45,7Lebenszufriedenheit (sehr hohe)15,4 8 21,3 3 16,7 7 21,4 2 14,7 9 20,6 4 17,4 6 24,7 1 17,8 5 n 11,5 19,5 16,0Kopfschmerzen (mehrmals wöchentlich o<strong>der</strong> öfter)11,2 5 14,1 9 13,2 8 11,0 3 11,3 7 10,7 2 11,1 4 8,8 1 11,3 7 j 8,0 7,1 10,3Magenschmerzen (mehrmals wöchentlich o<strong>der</strong> öfter)9,4 6 10,2 8 10,4 9 9,6 7 7,3 5 3,9 1 6,7 4 5,3 3 5,1 2 j 5,7 4,6 6,9Rückenschmerzen (mehrmals wöchentlich o<strong>der</strong> öfter)11,3 8 12,1 9 10,0 7 6,4 2 7,5 5 6,7 3 7,5 5 5,6 1 8,2 6 n 5,3 4,3 6,0Fühle mich allgemein schlecht (mehrmals wöchentlich o<strong>der</strong> öfter)4,1 2 7,0 8 7,1 9 6,2 6 4,8 4 6,7 7 4,2 3 1,6 1 6,2 6 j 5,4 2,9 10,0Bin gereizt o<strong>der</strong> schlecht gelaunt (mehrmals wöchentlich o<strong>der</strong> öfter)14,5 9 14,5 9 12,3 7 11,4 4 10,2 3 8,4 1 11,5 5 9,1 2 11,8 6 j 10,7 7,0 15,0Fühle mich nervös (mehrmals wöchentlich o<strong>der</strong> öfter)10,6 6 13,9 9 11,6 8 9,5 5 9,3 4 5,4 2 11,5 7 7,6 3 3,7 1 j 5,2 5,6 12,6Kann schlecht einschlafen (mehrmals wöchentlich o<strong>der</strong> öfter)21,6 9 19,3 8 17,7 7 15,5 4 16,6 5 14,5 3 13,6 1 13,8 2 17,0 6 n 7,7 7,7 14,1Fühle mich benommen, schwindelig (mehrmals wöchentlich o<strong>der</strong> öfter)7,2 6 9,1 9 7,2 6 5,7 3 8,2 8 8,1 7 4,3 1 5,4 2 6,1 4 n 4,8 3,8 4,9Tabelle 2: Ges<strong>und</strong>heits-/Risikoverhalten 11- bis 15-jähriger SchülerInnen in Österreich,dargestellt an ausgewählten Indikatoren sowie im B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>vergleichB W NÖ St OÖ S K T V U D A CH% R % R % R % R % R % R % R % R % R % % %Bewegung (täglich für mind. 60 Min. körperlich aktiv)8,5 9 19,9 5 19,9 5 19,4 6 20,0 3 17,6 7 21,8 2 22,0 1 17,5 8 j 16,9 19,4 13,0Obstkonsum (täglich)26,4 9 37,4 2 34,1 5 35,2 4 37,3 3 38,0 1 30,6 8 32,6 6 32,2 7 J 18,5 18,6 22,1Gemüsekonsum (täglich)8,7 9 19,2 1 16,8 5 16,9 3 17,7 2 13,6 7 14,7 6 13,2 8 16,8 5 n 14,8 10,9 26,7Tabakkonsum (täglich)10,9 9 9,9 8 7,4 6 9,2 7 6,5 4 6,9 5 5,4 2 6,4 3 4,3 1 j 6,7 7,5 3,9Trunkenheit* (mind. 1 mal innerhalb <strong>der</strong> letzten 30 Tage betrunken gewesen)18,1 9 10,4 4 13,4 7 13,8 8 12,2 6 11,7 5 8,0 1 10,2 3 8,9 2 j ----* ----* ----*Cannabiskonsum (mind. 1-mal im Leben Cannabis konsumiert)6,9 1 17,6 8 14,4 5 12,7 4 12,3 3 18,0 9 7,7 2 14,6 6 16,4 7 n 6,8 6,7 12,328


<strong>Bericht</strong> <strong>zur</strong> <strong>Lage</strong> <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendges<strong>und</strong>heit in Österreich <strong>2011</strong>Univ. Doz. Mag. Dr. Wolfgang DürLBI Health Promotion ResearchRegionale Unterschiede <strong>und</strong> Trends <strong>der</strong>Ges<strong>und</strong>heit von Schülerinnen <strong>und</strong> Schülernin ÖsterreichDie Ergebnisse <strong>der</strong> HBSC-Studie (»Health Behaviour inSchool-aged Children Survey«) geben einen Hinweisdarauf, dass in Österreich nicht für alle Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong>Jugendliche die gleichen Bedingungen gegeben sind,unter denen sich ihre Ges<strong>und</strong>heit im positiven Sinnentfalten kann. Regionale Unterschiede, die sich, wieauch in an<strong>der</strong>en Bereichen, in einem West-Ost Gefällezeigen, finden sich auch hier <strong>und</strong> lassen sich auf einZusammenspiel zwischen regionalen Gegebenheiten,Unterschieden im regionalen Wohlstand sowie eineruneinheitlichen Jugend-, Ges<strong>und</strong>heits-, Familien-,Sozial- <strong>und</strong> Schulpolitik in den B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n <strong>zur</strong>ückführen.Die Datenlage zu Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsverhaltenvon Kin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen ist inÖsterreich allgemein als nicht befriedigend zu bewerten.Auf nationaler als auch auf internationaler Ebeneist die HBSC-Studie mit ihren 43 Mitgliedsstaatenweltweit die größte sozialepidemiologische Studie beiKin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen, die in einem Vier-Jahres-Rhythmus verlässliche <strong>und</strong> international vergleichbareDaten liefert (www.hbsc.org). Die HBSC-Studie basiertauf einem Selbstausfüller-Fragebogen, mit dem 11-,13- <strong>und</strong> 15-jährige Schüler <strong>und</strong> Schülerinnen befragtwerden. Die hier verwendeten Analysen <strong>und</strong> Darstellungen<strong>der</strong> Unterschiede zwischen den neun österreichischenB<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n basieren auf dem 7. österreichischen»Health-Behavior in School-aged Children«Survey, <strong>der</strong> im Schuljahr 2005/06 durchgeführt wurde.Um möglichen Unterschieden aufgr<strong>und</strong> von Alters<strong>und</strong>Geschlechtsverteilungen in den B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>nvorzubeugen, wurden entsprechende Gewichtungenvorgenommen, die einen direkten Vergleich <strong>und</strong>damit auch eine Rangreihung unter den B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>nmöglich machen. Zu einem kumulativen Rankingzusammengefasst (siehe Tabelle im Beitrag VavrikS.12) ergeben ausgewählte Indikatoren zu subjektiverGes<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Beschwerden (aus Tabelle 1 )grosso modo, dass junge Menschen in den westlichenB<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n einen besseren Ges<strong>und</strong>heitszustandaufweisen als in den östlichen. Dasselbe gilt mit einereinzigen Ausnahme, wenn man das Ges<strong>und</strong>heits<strong>und</strong>Risikoverhalten (aus Tabelle 2 ) hinzuzieht.Im internationalen Vergleich zu unseren NachbarnDeutschland <strong>und</strong> Schweiz zeigt sich, dass die subjektiveGes<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> die Lebenszufriedenheit <strong>der</strong>österreichischen Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendliche auf einemeher hohen Niveau liegen. In <strong>der</strong> Schweiz finden sichallerdings geringfügig mehr Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendliche,die über eine ausgezeichnete subjektive Ges<strong>und</strong>heitverfügen als bei uns. Die österreichischen SchülerInnenklagen aber etwas seltener über psychische <strong>und</strong> physischeBeschwerden (siehe Tabelle 1 ) In Bezug aufdas Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Risikoverhalten <strong>der</strong> SchülerInnenlassen sich ebenso regionale Unterschiede beobachten.So greifen beispielsweise burgenländische Schüler-Innen im Alter von 11, 13 <strong>und</strong> 15 Jahren häufiger täglich<strong>zur</strong> Zigarette als dies für SchülerInnen aus Vorarlberggilt. Generell liegt das Burgenland in fast allenDimensionen des Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Risikoverhaltensan letzter Stelle. Lediglich bei <strong>der</strong> Lebensprävalenz vonCannabis konsum führen Wiener <strong>und</strong> Salzburger SchülerInnendas Feld an (siehe Tabelle 2 ). Im Vergleichzu Deutschland <strong>und</strong> <strong>der</strong> Schweiz liegen hinsichtlichdes Ges<strong>und</strong>heits-/Risikoverhaltens keine sehr großenUnterschiede vor: die österrechischen Jugendlichenrauchen etwas mehr, bewegen sich etwas mehr <strong>und</strong>essen etwas weniger Gemüse als unsere Nachbarn.ZusammenfassungDer B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>vergleich zeigt ein sehr differenziertesBild. Es ist sowohl beim Ges<strong>und</strong>heitsverhaltenals auch hinsichtlich <strong>der</strong> subjektiven Ges<strong>und</strong>heit vonSchülerInnen ein West-Ost-Gefälle sichtbar. Vor allemSchülerInnen aus dem Burgenland <strong>und</strong> aus Wien sindhäufiger belastet <strong>und</strong> weisen höhere Prävalenzen beiRisikoverhaltensweisen auf. Die westlichen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>Österreichs weisen hier deutlich bessereWerte auf, bei denen vor allem Tirol sowohl bei <strong>der</strong>subjektiven Ges<strong>und</strong>heit als auch bei den Beschwerdendeutlich hervortritt. Diese Trends zeigen sichzwar nicht systematisch über alle Variablen, aber ineiner ausreichenden Häufigkeit, so dass man hier zuRecht von einem Muster sprechen kann. Der Datenlagefolgend wäre eine zwischen B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Län<strong>der</strong>nkoordinierte Strategie in <strong>der</strong> österreichischen Ges<strong>und</strong>heitspolitiknotwendig. Auf nationaler Ebene müsstenZielsetzungen <strong>und</strong> Strategien für die österreichischeGes<strong>und</strong>heitsför<strong>der</strong>ungspolitik entwickelt werden,um die regionalen Umsetzungen koordinieren <strong>und</strong>vereinheitlichen zu können. Für die regionale Umsetzungin Policies, Projekten <strong>und</strong> Maßnahmen wäre einBenchmarking-Prozess hilfreich.29


Finanzierung von Hilfsmitteln (Diel) – FlussdiagrammInformation <strong>zur</strong> Finanzierung vonärztlich verordneten HilfsmittelnAblauf: wer macht was? (unverbindliche Zusammenstellung von K. E. Diel, Stand 9/2010)Orthopäde, Kin<strong>der</strong>-u. Jugendarzt, ArztElternBandagist o<strong>der</strong> OrthopädischerSchuhmacherKrankenkasseSonstige StellenFach-/ ärztlicheVerordnungdes HilfsmittelsÜbergabe <strong>der</strong>Verordnung andie ElternEltern übergeben Verordnungan Bandagist o<strong>der</strong>Orthop. SchuhmacherMit Bescheid <strong>der</strong>Krankenkasse, Restkostenaufstellung,Einkommensnachweis,Pflegegeldbescheid,Arztbrief, können Elternnacheinan<strong>der</strong> jeweilsextra Anträge aufRestkostenübernahmestellen bei:Vorlage <strong>der</strong> Bescheidebeim Bandagisten o<strong>der</strong>Orthop. Schuh macher.Ev. Restkosten müssenselbst gezahlt werdenBandagist o<strong>der</strong> OrthopädischerSchuhmachererstellt Kostenvoranschlag<strong>und</strong>reicht ihn mit <strong>der</strong>Ver ordnung bei KrankenversicherungeinWenn Bandagist o<strong>der</strong>Orthop. Schuhmachervon Krankenkasse o<strong>der</strong>Eltern informiert wurde,erstellt er eine Restkostenaufstellung<strong>und</strong>übergibt sie den ElternHilfsmittelversorgungerfolgt bei gesicherterFinanzierungKrankenkasse überprüftIndikation <strong>und</strong> erstelltBescheid:• lehnt Kostenüber -nahme ab o<strong>der</strong>• erteilt Zusage fürgesamte Kostenübernahmeo<strong>der</strong>• erteilt Zusage fürKosten übernahme füreinen Teil <strong>der</strong> KostenKostenübernahmebescheidgeht an Elterno<strong>der</strong>Bandagisten /Orthop. SchuhmacherFolgende Stellen bearbeitennacheinan<strong>der</strong> die Anträgeauf Restkostenübernahme<strong>der</strong> Eltern mit denjeweiligen Bescheidenaller vorherigen Stellen1. zuständige BHfür Land (Zur Zeit verlangtin NÖ die BH bei Hilfsmittelkostenab 1.500 einenzweiten Kostenvoranschlag/ Gegengebot)o<strong>der</strong> zuständigesMagistrat (=Antrag aufLandeszuschuss. DerBescheid wird von BH anBSA weitergeleitet )<strong>2.</strong> B<strong>und</strong>essozialamt(mit extra Formular)3.Pensionsversicherungsanstalt4.Unterstützungsfond<strong>der</strong> jeweiligenKrankenkasse (nur ca. 4Sitzungen / Jahr)5. Service-Clubs /private HilfsorganisationenEltern erhalten jeweilsBescheide über dieErgebnisse.Zusätzliche Informationen über Anspruchsberechtigung,z.B. <strong>der</strong> Einkommensberechnung <strong>und</strong> -grenzen finden Sieim Internet unter: www.help.gv.at30


<strong>Bericht</strong> <strong>zur</strong> <strong>Lage</strong> <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendges<strong>und</strong>heit in Österreich <strong>2011</strong>K. Evita DielFachärztin für Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendheilk<strong>und</strong>e (Neuropädiatrie),Fachärztin für Physikalische <strong>und</strong> Rehabilitative Medizin, Ärztliche Leiterin Ambulatorium Amstetten <strong>der</strong> VKKJFinanzierung von Hilfsmitteln in ÖsterreichHin<strong>der</strong>nis-Marathon mit ungewissen Erfolgs chancendurch einen schwer durchschaubaren bürokratischen DschungelAbstractEin langer Instanzenweg bei <strong>der</strong> Finanzierungvon teuren ärztlich verordneten Hilfsmitteln istin Österreich für Eltern behin<strong>der</strong>ter o<strong>der</strong> krankerKin<strong>der</strong> kaum durchschaubar <strong>und</strong> das Ergebnis nichtvorhersehbar. Der Verwaltungsaufwand ist enorm.Es werden wesentliche Hemmnisse <strong>und</strong> Hin<strong>der</strong>nissedargestellt, die die Versorgung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> verzögerno<strong>der</strong> verhin<strong>der</strong>n. Es werden Vorschläge <strong>zur</strong> Verbesserung<strong>und</strong> Vereinfachung dargelegt.1. Anlass, den Problemen bei <strong>der</strong> Hilfsmittelfinanzierungvon Kin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen nachzugehenFür Eltern von Kin<strong>der</strong>n, die aufgr<strong>und</strong> einer Behin<strong>der</strong>ungo<strong>der</strong> Erkrankung Hilfsmittel, wie einen Rollstuhlo<strong>der</strong> eine Schiene, für ihre Kin<strong>der</strong> benötigen, ist esoft sehr schwierig <strong>und</strong> langwierig über den Instanzenwegdie Finanzierung dieser Hilfen durchzusetzen.¹ Restkosten = Verkaufspreis - erstatteter Kassensatz <strong>und</strong>Verkaufspreis - erstatteter Kassensatz - alle weiteren ZuschüsseAus folgenden Gründen verzögern sich o<strong>der</strong>unterbleiben sogar zum Teil erfor<strong>der</strong>liche Hilfsmittelversorgungen:• Die vielen auszufüllenden Formulare für dieverschiedenen Etappen <strong>der</strong> Finanzierung sind auchfür deutschsprachige medizinische <strong>und</strong> verwaltungsbezogeneLaien schwer verständlich. AntragstellerInnenmit an<strong>der</strong>er Muttersprache verfügenzudem zum Teil nicht über ausreichende spezifischeDeutschkenntnisse. Oft wissen die Eltern nicht, werihnen beim Ausfüllen <strong>der</strong> Formulare helfen kann.• Eltern eines o<strong>der</strong> mehrerer behin<strong>der</strong>ter Kin<strong>der</strong>,die das im Flussdiagramm beschriebene Proce<strong>der</strong>eschon mehrfach durchgemacht haben, wollen sichnicht mehr in <strong>der</strong> immer wie<strong>der</strong>kehrenden Rolle desals entwürdigend empf<strong>und</strong>enen (unverschuldeten)Bittstellers sehen.• Eltern können sich die Zahlung von Restkosten¹/Selbstbehalten, die in <strong>der</strong> Regel für mehrere Hilfsmittelfür ein Kind anfallen, nicht leisten. Zum Beginndes Finanzierungs-Proce<strong>der</strong>es ist ihnen oft nicht klar,dass sie bei teuren Hilfsmitteln nach Einholung allermöglichen finanziellen Unterstützungen eventuellnoch einen hohen Anteil an Restkosten selbst dazuzahlenmüssen. Die Zahlung <strong>der</strong> Restkosten könnensich nur wenige Familien leisten.• Verzögerungen bei dem Ausfüllen immer neuerFormulare, <strong>der</strong>en Bearbeitung o<strong>der</strong> Weiterleitungkönnen dazu führen, dass dann das verordnete,ausgewählte Hilfsmittel nach Beendigung des Instanzenwegesnicht mehr passend ist. Genehmigungs<strong>und</strong>Kostenübernahmeverfahren für ein Hilfsmitteldauern erfahrungsgemäß bei den Krankenkassen imgünstigen Falle <strong>und</strong> bei völliger Kostenübernahme –zwischen vier bis acht Wochen. Bei dem Anfall vonRestkosten kann das Verfahren mit Durchlaufen allerim Diagramm aufgeführter Instanzen bis zu sechsMonate dauern, selten auch länger.So unterbleiben o<strong>der</strong> verzögern sich bei einer Reihevon Kin<strong>der</strong>n die Versorgungen mit den erfor<strong>der</strong>lichenHilfsmitteln. Das kann zu erkrankungs- o<strong>der</strong> behin<strong>der</strong>ungsbedingtenVerschlechterungen ihres körperlichenZustandes führen, zum Beispiel <strong>zur</strong> Zunahmevon Fehlhaltungen <strong>und</strong> Kontrakturen. Es kann sogardazu kommen, dass eine teure operative Behandlungerfor<strong>der</strong>lich wird, die mit einer rechtzeitigen Orthesen-Versorgung vermeidbar gewesen wäre.<strong>2.</strong> Welchen Weg müssen Eltern von Kin<strong>der</strong>nmit beson<strong>der</strong>en Bedürfnissen gehen, bis dieFinanzierung von ärztlich verordneten Hilfsmittelngelingt <strong>und</strong> das Kind damit versorgtwerden kann? Siehe Flussdiagramm links (S. 30).3. Faktoren, die den Prozess <strong>der</strong> Finanzierungvon Hilfsmitteln erschweren3.1. Faktoren auf Ebene <strong>der</strong> Krankenkassen:• Es gibt in Österreich cirka 20 Krankenkassen!Die Höhe <strong>der</strong> Erstattungshöchstsätze von Hilfsmittelkostenist bei verschiedenen Krankenkassen sehrunterschiedlich.Beispiele für unterschiedliche Erstattungshöchstsätze<strong>der</strong> Krankenkassen (im Jahr 2010):· für Körperersatzstücke liegt <strong>der</strong> Höchstbetrag <strong>der</strong>verschiedenen Krankenkassen brutto zwischen Euro411,– (z.B. bei GKK Tirol) <strong>und</strong> Euro <strong>2.</strong>740,– (z.B. beiGKK NÖ <strong>und</strong> OÖ)!31


Finanzierung von Hilfsmitteln (Diel)· Für sonstige Hilfsmittel liegt <strong>der</strong> Höchstbetrag <strong>der</strong>verschiedenen Krankenkassen brutto zwischen Euro411,– (z.B. bei GKK Wien, NÖ <strong>und</strong> Tirol) <strong>und</strong> Euro1.096,– (z.B. bei GKK OÖ <strong>und</strong> Salzburg)!Prothesen 2 – als Körperersatzstücke – werden von<strong>der</strong> Krankenversicherung in <strong>der</strong> Regel ganz bezahlt.Bei Orthesen 3 wird meist <strong>der</strong> Bewilligungshöchstsatz<strong>der</strong> jeweiligen Krankenkasse erstattet, das heißt nurein Teil <strong>der</strong> Kosten.Beispiel Orthesen:bei <strong>der</strong> NÖ GKK Euro 411,– / bei <strong>der</strong> VAEB Euro1096,– / bei <strong>der</strong> OÖ GKK Euro 1096,–.· Becken-Bein-Orthesen werden ganz bezahlt o<strong>der</strong>es wird nur ein Zuschuss gezahlt· Bruttopreis für eine Ganzkörper-<strong>Lage</strong>rungsortheseliegt bei Euro 4.165,66(Restkosten je nach Krankenkasse zwischen cirkaEuro 3.069,– <strong>und</strong> cirka Euro 3.754,–)Beispiel Rollstühle:· Die Kosten für einen Rollstuhl mit den erfor<strong>der</strong>lichenAdaptierungen liegen im Mittel bei cirka Euro5.000,–. Der Erstattungshöchstsatz für Rollstühleliegt bei <strong>der</strong> GKK bei Euro <strong>2.</strong>740,– (Euro <strong>2.</strong>780,–).Rollstühle werden zum Teil ganz durch die Krankenkassenfinanziert, zum Teil wird von <strong>der</strong> Krankenkassenur <strong>der</strong> Höchstsatz übernommen (RestkostenEuro <strong>2.</strong>260,–). Die Gründe für die unterschiedlicheFinanzierungshöhe sind oft nicht nachvollziehbar.· Die Kosten für einen Elektro-Rollstuhl mit Aufrichte-Funktion <strong>und</strong> elektrischer Beinstützenverstellung liegtim Mittel bei cirka Euro 14.000,–. Der Erstattungshöchstsatzfür E-Rollstühle liegt bei <strong>der</strong> GKK bei Euro5.500,– brutto. Zur Bewilligung des Krankenkassenanteils<strong>der</strong> Kostenübernahme ist eine chefärztlicheKontrolle <strong>der</strong> Krankenkasse vorgeschrieben. ImVorfeld ist die Höhe des bewilligten Kostenübernahmebetragesnicht abzusehen: zum Beispielwird manchmal <strong>der</strong> Erstattungshöchstsatz gewährt2 Orthese: medizinisches Hilfsmittel (z.B. Schiene, Hülse) das <strong>zur</strong>Stabilisierung, Führung, Wachstumslenkung, Korrektur,Entlastung o<strong>der</strong> Ruhigstellung von eingeschränkt funktionstüchtigenKörperteilen verwendet wird.3 Prothese: künstlicher Ersatz von Körperteilen(Restkosten cirka Euro 8.500,–), manchmal zusätzlichdie erfor<strong>der</strong>lichen individuellen Adaptierungen. DieFinanzierung von Rollstühlen erfolgt unterschiedlichfür Personen, die InnenfahrerInnen, Innen- <strong>und</strong>AußenfahrerInnen o<strong>der</strong> AußenfahrerInnen sind.Die Bauernkrankenkasse hat auch bei Hilfsmittelversorgungenfür Kin<strong>der</strong> regelmäßig einen Selbstbehalt/eine Kostenbeteiligung.• Zur Gänze werden die Kosten für Hilfsmittel in<strong>der</strong> Regel dann übernommen, wenn die Kostenvoranschläge<strong>der</strong> Bandagisten von <strong>der</strong> Krankenversicherungmit dem Vermerk »Med Reha« versehenwerden. Dabei ist für Außenstehende nichterkennbar, welche Voraussetzungen existieren, umals »Med Reha« eingestuft zu werden. (Indikation?Erwerbs(un)fähigkeit? Verdienst <strong>der</strong> Eltern? O<strong>der</strong>an<strong>der</strong>es?)• Einige Krankenkassen unterhalten ein Depot für<strong>zur</strong>ückgegebene, noch verwendbare Hilfsmittel.Bei Verordnung werden die Kostenübernahmen fürdiese gebrauchten Hilfsmittel leichter bewilligt. DieAdaptierungen eines Depot-Rollstuhls werden in <strong>der</strong>Regel ganz bezahlt. Teilweise ist <strong>der</strong> Betrag für dieerfor<strong>der</strong>lichen individuellen Adaptierungen für den/die neuen NutzerIn aber auch begrenzt. So liegt zumBeispiel <strong>der</strong> Höchstsatz für die Adaptierung einesTherapie-Rades in Nie<strong>der</strong>österreich bei Euro 411,–.Einige Krankenkassen haben ihre Depots abgeschafft,an<strong>der</strong>e haben nie eines gehabt.• Wenn ein/e PatientIn o<strong>der</strong> dessen Eltern einenSelbstbehalt o<strong>der</strong> Restkosten für ein Hilfsmittelgezahlt haben, dann bleibt das Hilfsmittel Eigentumdes/<strong>der</strong> PatientIn o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Eltern, auch wenn es zueinem späteren Zeitpunkt nicht mehr gebraucht wirdaber noch funktionstüchtig ist!• Erfahrungsgemäß werden postoperative Hilfsmittelversorgungeneher bewilligt als solche unterlaufen<strong>der</strong> Therapie.• Die Erstattung von Hilfsmittelkosten <strong>und</strong> Therapiekostenerfolgt für Erwachsene <strong>und</strong> Kin<strong>der</strong> unterschiedlich.32


<strong>Bericht</strong> <strong>zur</strong> <strong>Lage</strong> <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendges<strong>und</strong>heit in Österreich <strong>2011</strong>• Gelegentlich scheinen PatientInnen <strong>und</strong> Eltern, diesich einmal bezüglich <strong>der</strong> Finanzierung ihrer Hilfsmittelbeschwert haben, beim nächsten Mal wenigerProbleme zu haben.• Nicht finanziert werden Decubitus-Sitzkissen von<strong>der</strong> Krankenkasse bei Disposition für einen Decubitus,also nicht zum prophylaktischen Einsatz,son<strong>der</strong>n nur bei bereits vorhandenem Decubitus,zum kurativen Einsatz. Der Pflege-Aufwand bis <strong>zur</strong>Abheilung eines Decubitus ist dann aber langwierig<strong>und</strong> erheblich!• Badelifter werden nur dann von <strong>der</strong> Krankenversicherungfinanziert, wenn die zu pflegende Personselbst den Lifter betätigen kann. Nicht finanziert werdensie <strong>zur</strong> Arbeitserleichterung für die Betreuungspersonen,die häufig in Folge jahrelanger Pflegearbeitunter Rückenschmerzen <strong>und</strong> Bandscheibenvorfällenleiden, sofern <strong>der</strong>/die PatientIn nicht selbst den Lifterbedienen kann!3.<strong>2.</strong> Faktoren auf Län<strong>der</strong>-Ebene:• Seit dem 1.9.2010 gibt es die einheitliche bedarfsorientierteMindestsicherung (BMS) in den B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>nWien, Nie<strong>der</strong>österreich <strong>und</strong> Salzburg. In denan<strong>der</strong>en B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n erfolgt <strong>der</strong>en Umsetzungschrittweise. Mit <strong>der</strong> bedarfsorientierten Mindestsicherung(Reform <strong>der</strong> ehemaligen Sozialhilfe) sollenMenschen unterstützt werden, die für ihren Lebensunterhaltaus eigener Kraft nicht mehr aufkommenkönnen. Sie soll den notwendigen monatlichenBedarf an Nahrung, Kleidung, Körperpflege, Beheizung,Strom, Hausrat, an<strong>der</strong>e persönliche Bedürfnissewie die angemessene soziale <strong>und</strong> kulturelleTeilhabe sowie Wohnbedarf finanzieren. Anspruchsvoraussetzungensind definiert. Die BMS beträgt zumBeispiel im Jahr <strong>2011</strong> für Alleinstehende beziehungsweiseAlleinerziehende Euro 752,94, für Paare Euro1.129,41 <strong>und</strong> für min<strong>der</strong>jährige Kin<strong>der</strong> mit Anspruchauf Familienbeihilfe Euro 173,18.»Für allfällige Son<strong>der</strong>- beziehungsweise Zusatzbedarfekönnen die Län<strong>der</strong> zusätzliche Leistungenerbringen, allerdings besteht auf diese in <strong>der</strong> Regelkein Rechtsanspruch. Die Richtsätze für Kin<strong>der</strong> werdenin den Län<strong>der</strong>n unterschiedlich hoch geregelt.«(Quelle: www.help.gv.at – Soziales <strong>und</strong> Notfälle –Bedarfsorientierte Mindestsicherung)• Die Sätze <strong>der</strong> Erstattung von Hilfsmittelkosten sindunterschiedlich bei den verschiedenen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n/via zuständiger Bezirkshauptmannschaft o<strong>der</strong> zuständigemMagistrat.• Eine gewisse Erleichterung gibt es im Land Tirol.Dort gibt es einen gemeinsamen Topf des Landes<strong>und</strong>des B<strong>und</strong>essozialamtes, aus dem gemeinsamdie Zuschüsse <strong>der</strong> öffentlichen Hand für Hilfsmittelgezahlt werden.• Pflegegeld wird zum Beispiel in Nie<strong>der</strong>österreichauf das Einkommen <strong>der</strong> betreuenden Person imgemeinsamen Haushalt (= Familieneinkommen) angerechnet,bis auf Euro 44,30 (Höhe des Pflegegeld-Taschengeldes). Bei finanziell schlechter gestelltenMenschen bedeutet das, dass vom Pflegegeld zumBeispiel auch Fahrtkosten zu Therapien, Restkostenfür Therapien <strong>und</strong> Hilfsmittel <strong>und</strong> komplementärmedizinischeMaßnahmen (zum Beispiel Homöopathie,Osteopathie <strong>und</strong> vieles an<strong>der</strong>es mehr) bezahltwerden müssen. Ist aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Anrechnung desPflegegeldes kein an<strong>der</strong>es Einkommen mehr vorhanden,muss das Pflegegeld auch für die Bezahlungvon Lebensunterhalt (Ernährung, Kleidung, sozialeKontaktpflege <strong>und</strong> kulturelle Aktivitäten), Miete <strong>und</strong>Nebenkosten (Strom, Heizung, Wasser etc.) verwendetwerden. Dadurch können die Restkosten fürHilfsmittel dann oft nicht bezahlt werden.3.3. Faktoren auf B<strong>und</strong>es-Ebene:• Für Außenstehende ist es nicht vorhersehbar, wiehoch <strong>der</strong> Zuschuss des B<strong>und</strong>essozialamtes zu denHilfsmittelkosten sein wird. Auch dadurch könnenEltern nach Verordnung eines Hilfsmittels nichtabschätzen, ob sie sich die eventuell verbleibendenRestkosten leisten können.Die Darstellung erfolgt nach bestem Wissen aufgr<strong>und</strong>von Beschwerden <strong>und</strong> Unterlagen von Elternbetroffener Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Recherchen bei ärztlichenKollegInnen, TherapeutInnen, Bandagisten, SozialarbeiterInnn,BHs, Krankenversicherungen u.a. Stand33


Finanzierung von Hilfsmitteln (Diel)2010 <strong>und</strong> unter www.help.gv.at . Ich danke für ihreUnterstützung! Da ich zwar einen umfangreichen,aber doch begrenzten Einblick in diese komplexeMaterie gewonnen habe, gehe ich davon aus, dassdie folgende Darstellung unvollständig sein muss <strong>und</strong>eventuell auch unbeabsichtigt in Details Unrichtigkeitenenthält. Dies bitte ich zu entschuldigen.4. Einige konkrete Beispiele, die verschiedensteHilfsmittel <strong>und</strong> Situationen betreffen:(die exakten personenbezogenen Daten sind<strong>der</strong> Autorin bekannt)4.1 Restkosten bei <strong>der</strong> Finanzierung von zweiHilfsmitteln für ein KindMutter chronisch krank, benötigt selbst Betreuung<strong>und</strong> Therapie. Vater deshalb vorübergehend inlängerfristiger unbezahlter Freistellung von seinerArbeit. Kin<strong>der</strong>: Zwillinge im Kleinkindalter, einesdavon mit Mehrfach-, hauptsächlich Körperbehin<strong>der</strong>ung,benötigt neben <strong>der</strong> Hilfsmittelversorgung auchdiverse Therapien.Erfor<strong>der</strong>liche Hilfsmittel:· Reha-Faltbuggy zum TransportBrutto-Preis 1.777,20Von Krankenversicherung erstatteter Betrag1.096,00Landessozialamtszuschuss 405,00Restkosten 276,20· Sitzschalen-Orthese mit diversen Adaptierungenzum aufrechten Sitzen, was sowohl die Kommunikationals auch Spielen <strong>und</strong> Essen erleichtertBrutto-Preis 3.961,12Von Krankenversicherung erstatteter Betrag1.096,00Landessozialamtszuschuss via BH 735,00B<strong>und</strong>essozialamtszuschuss 1.817,00Restkosten 313,12Die gesamten Restkosten in <strong>der</strong> Höhe von Euro589,32 müssen noch bereitgestellt werden. Die Familiekann sich das nicht leisten, da geringes Einkommen<strong>und</strong> Anrechnung des Pflegegeldes auf das Familieneinkommen<strong>und</strong> Erfor<strong>der</strong>nis von zuzukaufendenumfangreichen Hilfen für Haushalt <strong>und</strong> Betreuung.Durch das Wachstum <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> werden Hilfsmitteloft rasch wie<strong>der</strong> zu klein, so dass sie auch immerwie<strong>der</strong> durch größere ersetzt werden müssen. Sofallen zum Teil mehrfach im Jahr Restkosten für dieEltern an.4.2 Langwieriger Finanzierungsweg –trotz großen Engagements <strong>der</strong> ElternPatientin, eine Jugendliche. Erfor<strong>der</strong>liches Hilfsmittel:Sitzschalen-Fahrgestell, das benötigt wird um dasKind in aufrechter Sitzhaltung fortzubewegen <strong>und</strong>bei allen sozialen Aktivitäten teilhaben zu lassen.16.03.2010Kostenvoranschlag des Bandagisten an GKK:Brutto-Preis: 3.939,602<strong>2.</strong>03.2010Bewilligung <strong>der</strong> GKK: 411,0025.05.2010Bewilligung des B<strong>und</strong>essozialamtes: 1.000,00Bedingung: Die Familie zahlt die verbleibendenRestkosten vorher beim Bandagisten ein!Vorlage <strong>der</strong> Original-Rechnung wurde vom BSA bis30.06.2010 verlangt. Ansonsten würde Verfahreneingestellt.17.06.2010Rechnungslegung des Bandagisten an BSA, obwohldie Familie Sitzschalen-Fahrgestell noch nichterhalten hat!08.07.2010Bewilligung von Bezirkshauptmannschaft: 618,0019.08.2010Bewilligung von Unterstützungsfonds <strong>der</strong> GKK: 955,3021.09.2010Auslieferung des Sitzschalenfahrgestellesan die Familie!23.09.2010Bewilligung von Pensionsversicherungsanstalt: 478,0001.10.2010Familie zahlt verbleibende Restkostenan Bandagisten: 477,3031.1<strong>2.</strong>2010Eingang <strong>der</strong> letzten Zahlungen an den Bandagistenvon <strong>der</strong> BH <strong>und</strong> dem Unterstützungsfond <strong>der</strong>Krankenkasse34


<strong>Bericht</strong> <strong>zur</strong> <strong>Lage</strong> <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendges<strong>und</strong>heit in Österreich <strong>2011</strong>4.3 Alleinerziehende Mutter zweier schwerst körper<strong>und</strong>mehrfach behin<strong>der</strong>ter JugendlicherSie kommt <strong>der</strong> ärztlichen Empfehlung <strong>und</strong> Verordnung<strong>der</strong> Anschaffung eines Aufrichte-Rollstuhls(Indikation: zunehmende Beugekontrakturen beieinem Kind) nicht nach, da sie einerseits nach jahrelangemRingen um die Finanzierung <strong>der</strong> teurerenHilfsmittel für ihre zwei Kin<strong>der</strong> sich dem nicht mehraussetzen möchte. An<strong>der</strong>erseits war abzusehen, dassbei einem Preis für den Aufrichte-Rollstuhl von bruttoEuro 7.690,23 <strong>und</strong> einer zugesagten Kostenübernahmedurch die Krankenkasse von Euro 1.048,00,erhebliche Restkosten auf die Mutter zukommenwürden. Diese konnte sie nicht aufbringen. Siewollte sich auch nicht wie<strong>der</strong> langwierig in <strong>der</strong> Rolle<strong>der</strong> »Bittstellerin um Almosen für Beiträge zu denRestkosten« bei Ämtern, Hilfsorganisationen o<strong>der</strong>Serviceclubs sehen.4.4 Katheter-Versorgung für eine Jugendliche mitMeningomyelocele 4 mit BlasenlähmungDie Jugendliche hat vor cirka vier Jahren gelernt,selbständig ihre Harnblase zu katheterisieren. Lautzuständigem Kin<strong>der</strong>urologen benötigt sie zum täglichensechsmaligen selbständigen Blase-Katheterisierenspezielle, bereits befeuchtete, schonende Einmal-Katheter, die pro Monat cirka Euro 600,– kosten.Bis 9/09 bezahlte die Krankenkasse diese Katheter.Seither wird aber nur noch den Bewilligungshöchstsatzvon Euro 411,–/ Monat übernommen, so dassdie Familie dauerhaft monatlich die Differenz voncirka Euro 190,– bezahlen muss.5. Vorschläge für die Vereinfachung <strong>und</strong> Verbesserung<strong>der</strong> Finanzierung <strong>der</strong> Hilfsmittelversorgungfür betroffene Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Eltern• One-stop-shop in Form regionaler Stellen bei denendie Kostenübernahmeanträge eingehen <strong>und</strong> beidenen alle verschiedenen EntscheidungsträgInnen fürdie Finanzierung von Hilfsmitteln regelmäßig zusammentreffen<strong>und</strong> gemeinsam <strong>und</strong> zu einem Zeitpunkt4 Meningomyelocele: Verschlussstörung <strong>der</strong> Wirbelsäule <strong>und</strong>des Rückenmarkskanals mit Lähmungen von darunterliegen<strong>der</strong>Muskulatur <strong>und</strong> Harnblase u.a.die Anträge bearbeiten <strong>und</strong> einen Bescheid erstellen,das heißt die Finanzierung erfor<strong>der</strong>licher Hilfsmittelsichern <strong>und</strong> untereinan<strong>der</strong> klären, welche Institutionwelchen Anteil übernimmt.o<strong>der</strong>• ein Entscheidungs- <strong>und</strong> Finanzierungsträger:B<strong>und</strong>esfond für behin<strong>der</strong>te Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendlichefür Hilfsmittel (unabhängig vom B<strong>und</strong>eslanddes Wohnsitzes <strong>und</strong> <strong>der</strong> jeweiligen Krankenkasse)Beide genannten Modelle würden einerseits dazubeitragen, dass erfor<strong>der</strong>liche Hilfsmittelversorgungennach <strong>der</strong> Verordnung ohne unnötige, zum Teilfolgenschwere Verzögerungen erfolgen könnten. An<strong>der</strong>erseitswürden bei den Eltern behin<strong>der</strong>ter Kin<strong>der</strong>erhebliche zeitliche <strong>und</strong> energetische Ressourcen freiwerden. Diese könnten den wesentlichen Aufgaben<strong>der</strong> Eltern zu Gute kommen, nämlich <strong>der</strong> Versorgung<strong>und</strong> <strong>der</strong> Betreuung ihrer Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Familien. Auch<strong>der</strong> Verwaltungsaufwand würde damit deutlichreduziert.Ein gemeinsamer B<strong>und</strong>esfond hätte zusätzlich denVorteil, dass die Höhe <strong>der</strong> Kostenübernahme für dieerfor<strong>der</strong>lichen Hilfsmittel nicht von den Zufällen abhängenwürde, bei welcher Krankenversicherung einKind (mit)versichert ist <strong>und</strong> in welchem B<strong>und</strong>eslandeine Familie wohnt!• Keine Zuzahlungen <strong>der</strong> Eltern für qualifiziertindizierte Hilfsmittelversorgungen• Keine Anrechnung des Pflegegeldes auf dasFamilieneinkommen• Beispiel Schweden:Nach Überprüfung <strong>der</strong> Indikation des Hilfsmittelsdurch eine qualifizierte, fachk<strong>und</strong>ige Stelle erfolgenBewilligung <strong>und</strong> Finanzierung von Heil- <strong>und</strong> Hilfsmittelnrasch aus einem einheitlichen Topf, ohneZuzahlung durch die Familie <strong>der</strong> betroffenen Kin<strong>der</strong><strong>und</strong> ohne Anrechnung <strong>der</strong> gewährten Hilfsmittelkostenauf Pflegegeld o<strong>der</strong> Familieneinkommen.(Quelle: Margareta Blennow, MD, PhD. Head of Child Health CareServices, Sachs´ Childrens Hospital, Sö<strong>der</strong>sjukhuset, Stockholm,Schweden. Referat <strong>und</strong> Diskussionsbeitrag am 1<strong>2.</strong>11.10 in Salzburg)35


Beiträge <strong>der</strong>Institutionellen Mitglie<strong>der</strong>37


<strong>Bericht</strong> <strong>zur</strong> <strong>Lage</strong> <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendges<strong>und</strong>heit in Österreich <strong>2011</strong>BerufsverbandKin<strong>der</strong>krankenpflege ÖsterreichDer Berufsverband Kin<strong>der</strong>krankenpflege (BKKÖ)wurde 1997 gegründet.Der BKKÖ sieht seine Aufgabe in <strong>der</strong>:• Vertretung <strong>und</strong> Wahrung <strong>der</strong> Interessen für dieBerufsgruppe Diplomierte Kin<strong>der</strong>krankenschwester<strong>und</strong> -pfleger sowie für Personen des GehobenenDienstes für Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Krankenpflege, diegemäß den gesetzlichen Regelungen berechtigterweisein <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendlichenpflege tätig sind• Verbesserung <strong>und</strong> Stabilisierung <strong>der</strong> Pflege vonKin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen in extra- <strong>und</strong> intramuralenEinrichtungen• För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Pflegewissenschaften in <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong><strong>und</strong>Jugendlichenpflege• För<strong>der</strong>ung von Ausbildung bzw. Fort- <strong>und</strong> Weiterbildungenvon Berufsangehörigen• Mitgliedschaft bei pflegerelevanten nationalen <strong>und</strong>internationalen Vereinigungen• Information <strong>der</strong> Berufsgruppe mittels verschiedenerMedien <strong>und</strong> Veranstaltungen• Bewusstseinsbildung <strong>der</strong> Bedeutung <strong>der</strong> Berufsgruppefür die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Ges<strong>und</strong>heit von Kin<strong>der</strong>n<strong>und</strong> Jugendlichen <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Bezugspersonen• Wahrung <strong>der</strong> Rechte insbeson<strong>der</strong>e von krankenKin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen• Unterstützung <strong>der</strong> Bezugspersonen erkrankter o<strong>der</strong>behin<strong>der</strong>ter Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> JugendlicherEin wesentlicher Schwerpunkt seit Bestehen desVereines war <strong>und</strong> ist das Thema <strong>der</strong> Sicherstellungeiner adäquaten Ausbildung für Pflegepersonen in<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendlichenpflege. Hier vertritt <strong>der</strong>Berufsverband Kin<strong>der</strong>krankenpflege die Auffassung,dass die Ausbildung in jedem Fall dazu geeignet seinmuss die (pflegerische) Versorgung für Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendlichezu sichern, zu verbessern <strong>und</strong> auszubauen.Motiv für <strong>und</strong> Sinn <strong>der</strong> Mitgliedschaft in <strong>der</strong>Liga für Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendges<strong>und</strong>heitIn <strong>der</strong> Vergangenheit haben sich bereits viele verschiedeneOrganisationen <strong>und</strong> Interessensgemeinschaftenum die Rechte, sowie die Ges<strong>und</strong>heitsversorgungvon Kin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen bemüht. Esgab allerdings kaum eine Vernetzung bzw. Abstimmung.Durch den Zusammenschluss in <strong>der</strong> »Liga fürKin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendges<strong>und</strong>heit« werden wichtigeThemen aus verschiedenen Blickwinkeln bearbeitet,<strong>der</strong> Informationsfluss wird verbessert, die Organisationenkönnen sich gegenseitig unterstützen. Durcheine »Bündelung <strong>der</strong> Kräfte« ist zu erwarten, dassden Interessen von Kin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen sowie<strong>der</strong>en Familien in gesellschafts- <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitspolitischerHinsicht mehr Gehör geschenkt wird.Status Quo <strong>und</strong> Entwicklungen <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong>Jugendges<strong>und</strong>heit in Österreich aus <strong>der</strong> Sichtdes Berufsverbandes Kin<strong>der</strong>krankenpflegeIn Österreich zeichnet sich mehr <strong>und</strong> mehr einMangel an diplomierten Kin<strong>der</strong>krankenschwestern/-pflegern ab.»In ganz Österreich herrscht akuter Mangel anKrankenpflegepersonal. Vor allem die Bereiche Psychiatrie,Kin<strong>der</strong>krankenpflege <strong>und</strong> Altenpflege habeneinen dringenden Bedarf an Nachwuchs-Fachkräften <strong>und</strong> Pflegehelfern«.(http://sciencev1.orf.at/news/46665.html)Zunehmend mehren sich <strong>Bericht</strong>e über offene Stellen<strong>und</strong> gesperrte Betten in Kin<strong>der</strong>kliniken <strong>und</strong> Kin<strong>der</strong>abteilungen.Um den Betrieb überhaupt aufrechterhaltenzu können, werden immer öfter Stellen <strong>der</strong>Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendlichenpflege mit Personal aus<strong>der</strong> allgemeinen Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Krankenpflegebesetzt <strong>und</strong> damit – zusätzlich – ein Mangel an fachlichemKnow How in Kauf genommen.Aufgr<strong>und</strong> des Bedarfes sind in verschiedenenSpezialbereichen <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendheilk<strong>und</strong>eErhöhungen <strong>der</strong> Bettenkapazitäten notwendig <strong>und</strong>geplant – woher das dafür qualifizierte Personal aus<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendlichenpflege rekrutiert werdensoll, ist unklar.Mehrere B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong> haben auf absehbare Erhöhungdes Personalbedarfes nicht mit einer Anhebung<strong>der</strong> Ausbildungskapazitäten reagiert – <strong>und</strong> dies obwohles für die Gr<strong>und</strong>ausbildung in <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong>Jugendlichenpflege massenhaften Zulauf an bestensqualifizierten BewerberInnen gibt.39


Berufsverband Kin<strong>der</strong>krankenpflege ÖsterreichWichtigste For<strong>der</strong>ungen für <strong>2011</strong>• Umgehende Erhöhung <strong>der</strong> Ausbildungskapazitäten<strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>ausbildung in <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendlichenpflege• Qualifizierte prospektive Einschätzung des Bedarfesan Personal in <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendlichenpflege(auch für den extramuralen Bereich) <strong>und</strong> zeitgerechteAnpassung <strong>der</strong> Ausbildungskapazitäten• Sicherstellung <strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong> Pflege <strong>und</strong> Betreuungvon Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendlichen durch Einsatz vonentsprechend ausgebildetem Personal (Nachweiseiner Gr<strong>und</strong>- o<strong>der</strong> Son<strong>der</strong>ausbildung in <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong><strong>und</strong>Jugendlichenpflege)Martha Böhm(Präsidentin des BerufsverbandesKin<strong>der</strong>krankenpflege Österreich)40


<strong>Bericht</strong> <strong>zur</strong> <strong>Lage</strong> <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendges<strong>und</strong>heit in Österreich <strong>2011</strong>Berufsverband Logopädie AustriaDer Berufsverband logopädieaustria ist die ÖsterreichweiteInteressensvertretung <strong>der</strong> LogopädInnen<strong>und</strong> vertritt b<strong>und</strong>esweit diesen Berufsstand. Zu denAufgaben zählen unter an<strong>der</strong>em die Vertretung <strong>der</strong>Mitglie<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Öffentlichkeit <strong>und</strong> die Weiterentwicklungdes Berufsstandes.Die Tätigkeit ist gemeinnützig, nicht auf Gewinngerichtet <strong>und</strong> verfolgt vor allem folgende Ziele:• Wahrnehmung <strong>der</strong> berufspolitischen Interessen<strong>der</strong> LogopädInnen in Österreich• Koordination <strong>und</strong> Zusammenarbeit mit dem Dachverband<strong>der</strong> gehobenen medizinisch-technischenDienste <strong>und</strong> Unterstützung gemeinsamer Ziele• Vertretung <strong>der</strong> Interessen <strong>der</strong> LogopädInnen innationalen, europäischen <strong>und</strong> weltweiten Gremien• Entwicklung von berufsrelevanten Konzepten aufinternationaler Ebene in Bereichen wie Qualität,Ethik, Prävention, Ausbildungsharmonisierung,Weiterbildung, etc.• Verbesserung <strong>der</strong> Rahmenbedingungen <strong>der</strong> Berufsausübungvon LogopädInnen• Serviceleistungen für Mitglie<strong>der</strong>• Steigerung <strong>der</strong> Versorgungsqualität <strong>der</strong> österreichischenBevölkerung mit logopädischen Leistungenim Bereich Diagnostik, Therapie, Rehabilitation sowiePrävention, Beratung <strong>und</strong> För<strong>der</strong>ung• Implementieren von umsetzungsorientierterQualitätssicherung in <strong>der</strong> Logopädie sowie Schutz<strong>der</strong> PatientInnen vor unbefugten Anbietern• Stärkung <strong>der</strong> Logopädie als wissenschaftlicheDisziplin im Fächerspektrum des »Public Health«• Unterstützung des Bestrebens <strong>der</strong> Einrichtungeiner gesetzlich anerkannten Standesvertretung imIn- <strong>und</strong> Ausland• Unterstützung <strong>und</strong> Weiterentwicklung <strong>der</strong>internen Kompetenzzentren• Bildung, Wissenschaft <strong>und</strong> Forschung• Freiberuflichkeit• Öffentlichkeitsarbeit• Sponsoring• QualitätssicherungDie Kernaufgaben des Berufes <strong>der</strong> Logopädin o<strong>der</strong>des Logopäden sind die Untersuchung, die Diagnose,die Therapie sowie die Prävention, die Beratung<strong>und</strong> die För<strong>der</strong>ung bzw. die wissenschaftlicheErforschung von Störungen <strong>und</strong> Behin<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong>Sprache, des Sprechens, des Lesens <strong>und</strong> Schreibens,<strong>der</strong> Atmung, <strong>der</strong> Stimme, <strong>der</strong> M<strong>und</strong>funktionen, desHörvermögens <strong>und</strong> <strong>der</strong> Wahrnehmung. Es liegt inunserer Verantwortung, bei Bedarf an<strong>der</strong>e Berufsgruppenbeizuziehen <strong>und</strong> mit diesen interdisziplinärzusammenzuarbeiten.In diesem Zusammenhang sind für LogopädInnendie Erhaltung, Verbesserung beziehungsweiseWie<strong>der</strong>herstellung menschlicher Kommunikation imMittelpunkt <strong>der</strong> Arbeit. Wir wollen Begegnung unterWahrung <strong>der</strong> Menschenwürde ermöglichen <strong>und</strong> diepräventiven bzw. therapeutischen Maßnahmen aufdie KlientInnen/PatientInnen <strong>und</strong> ihr soziales Umfeldabstimmen.Der Berufsstand wird in Österreich vom Berufsverband<strong>der</strong> LogopädInnen logopädieaustria <strong>und</strong> denzugehörigen Regionalorganisationen vertreten.Auf diese Weise werden die beruflichen, ethischen,wirtschaftlichen <strong>und</strong> sozialen Interessen wahrgenommen,unterstützt <strong>und</strong> geför<strong>der</strong>t. Im Sinne <strong>der</strong> Kernaufgabenbilden sich LogopädInnen kontinuierlichweiter <strong>und</strong> integrieren wissenschaftliche Erkenntnissein die tägliche logopädische Arbeit.Status Quo <strong>und</strong> Entwicklungen <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong>Jugendges<strong>und</strong>heit in Österreich aus <strong>der</strong> Sichtdes Berufsverbandes Logopädie AustriaNeben den laufenden Tätigkeiten des Berufsverbandesfür seine Mitglie<strong>der</strong> waren die Schwerpunktein diesem Jahr:• Implementierung von umsetzungsorientierterQualitätssicherung in <strong>der</strong> Logopädie – zumeinen zum Schutz <strong>der</strong> PatientInnen vor unbefugtenAnbietern, zum an<strong>der</strong>en um die Qualität <strong>der</strong> logopädischenLeistungserbringung innerhalb <strong>der</strong> Rahmenbedingungendes Ges<strong>und</strong>heitswesens zu gewährleisten<strong>und</strong> weiter zu entwickeln• Steigerung <strong>der</strong> Versorgungsqualität <strong>der</strong> österreichischenBevölkerung mit logopädischen Leistungenim Bereich Diagnostik, Therapie, Rehabilitation sowiePrävention, Beratung <strong>und</strong> För<strong>der</strong>ung – hier konnten41


Berufsverband Logopädie Austriaweitere Kassenverträge mit Erweiterung vonVertragsstellen verhandelt <strong>und</strong> besetzt werden.• Mitarbeit bei <strong>der</strong> Entwicklung von berufsrelevantenKonzepten auf internationaler Ebene, vor allem inden Bereichen Qualität, Ethik, Prävention, Ausbildungsharmonisierung,Weiterbildung <strong>und</strong> Weiterentwicklung<strong>der</strong> Logopädie als Disziplin• Mitarbeit an <strong>der</strong> Forschungsstrategie für ausgewählteGes<strong>und</strong>heitsberufe in <strong>der</strong> Ges<strong>und</strong>heitÖsterreich GmbHDie wichtigsten For<strong>der</strong>ungen für das Jahr <strong>2011</strong>Die kontinuierliche Weiterführung <strong>und</strong> Verbesserung<strong>der</strong> Arbeit aus dem Jahr 2010 wird auch ein wichtigerBestandteil für das nächste Jahr sein, neben diesenTätigkeiten sind für uns beson<strong>der</strong>s wichtig:• Registrierung <strong>der</strong> gesetzlich anerkannten nichtärztlichenGes<strong>und</strong>heitsberufe durch die Berufsgruppeselbst• Verbesserung <strong>und</strong> Erweiterung <strong>der</strong> Versorgunsstrukturdurch Schaffung zusätzlicher Planstellen beiden Sozialversicherungen• Erhöhung <strong>der</strong> Ausbildungszahlen an Fachhochschulenfür Logopädie, um <strong>der</strong> Versorgung mitlogopädischen Leistungen <strong>der</strong> Bevölkerung gerechtwerden zu können• Einbindung in die Sprachstandserhebung im Kin<strong>der</strong>garten,um therapiebedürftige Kin<strong>der</strong> rechtzeitigzu erfassen <strong>und</strong> einen bestmöglichen Start in dieSchule zu ermöglichen• Unterscheidung zwischen För<strong>der</strong>ung <strong>und</strong> Therapietransparent in <strong>der</strong> Politik <strong>und</strong> bei den BildungsträgerndarstellenIngrid Haberl(Präsidentin des Berufsverbandes logopädieaustria)42


<strong>Bericht</strong> <strong>zur</strong> <strong>Lage</strong> <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendges<strong>und</strong>heit in Österreich <strong>2011</strong>Berufsverband ÖsterreichischerPsychologInnenSeit 1953 ist <strong>der</strong> Berufsverband ÖsterreichischerPsychologInnen (BÖP) als gesamt-österreichischtätiger Berufsverband die größte ÖsterreichweiteInteressensvertretung für PsychologInnen.Zu den Aufgaben des BÖP gehören unter an<strong>der</strong>em• Vertretung beruflicher Interessen von PsychologInnen• Beratung aller Mitglie<strong>der</strong> in Berufsangelegenheiten• Erstellung von Qualitätsstandards für die Durchführungpsychologischer Tätigkeiten• Kontrolle <strong>der</strong> Einhaltung von Qualitätsstandards• För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Umsetzung psychologischerErkenntnisse <strong>und</strong> Erfahrungen• Information über die Bedeutung <strong>der</strong> Psychologie <strong>und</strong><strong>der</strong> Arbeit von PsychologInnen für die Gesellschaft• Mitwirken an <strong>der</strong> psychosozialen Versorgung• Aus-, Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung für PsychologInnen• Vernetzung im Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> SozialbereichDer BÖP glie<strong>der</strong>t sich in neun Landesgruppen,12 Fachsektionen <strong>und</strong> diverse Arbeitsgruppen. DerBÖP vertritt <strong>der</strong>zeit 4230 Mitglie<strong>der</strong> (Stand Dezember2010), die entwe<strong>der</strong> freiberuflich o<strong>der</strong> angestellt inallen psychologischen Arbeitsfel<strong>der</strong>n tätig sind bzw.noch Psychologie studieren.Status Quo <strong>und</strong> Entwicklungen <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong>Jugendges<strong>und</strong>heit in Österreich aus <strong>der</strong> Sicht desBerufsverbandes Österreichischer PsychologInnenDas veröffentlichte Bild über die Generation <strong>der</strong>Jugendlichen ist stark negativ geprägt: Jugendlicherauchen <strong>und</strong> trinken zu viel, bewegen sich zu wenig,sind internetsüchtig, etc. Schlagzeilen <strong>und</strong> Studien,die <strong>der</strong> Jugend bescheinigen, sie ist zunehmendgewaltbereit <strong>und</strong> wenig krisenfest, mehren sich.In vielen dieser Studien wird plakativ übertrieben,doch trotzdem wird die Frage drängen<strong>der</strong>, was kanndie Gesellschaft/Politik tun, um die Generation <strong>der</strong>Zukunft zu verantwortungsbewussten, lebensfrohen,starken <strong>und</strong> selbstbewussten Persönlichkeiten zumachen. Psychologische Einsichten über persönlicheEntwicklung <strong>und</strong> Lebensgestaltung können in diesemProzess viel helfen. Aus diesem Gr<strong>und</strong> hat sich <strong>der</strong>BÖP zum Ziel gesetzt, einen Schwerpunkt seinerArbeit dem Thema »Jugend stärken« in vielen Initiativenzu widmen.Workshop »Versorgungslücken im Kin<strong>der</strong><strong>und</strong>Jugendbereich«Am 1<strong>2.</strong> Februar 2010 fand im Rahmen des Sozial<strong>und</strong>Ges<strong>und</strong>heitsforums im Hauptverband <strong>der</strong> österreichischenSozialversicherungsträger ein von Mag.Ulla Konrad initiierter Workshop statt. Univ.-Doz. Dr.Georg Spiel <strong>und</strong> Mag. Hedwig Wölfl referierten über»Versorgungslücken im Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendbereich«.Folgende Ergebnisse des Workshops wurden imWeißbuch <strong>der</strong> österreichischen Sozialpolitik 2009zusammengefasst <strong>und</strong> werden dem Ges<strong>und</strong>heitssowiedem Sozialminister als Empfehlung <strong>zur</strong> Umsetzungim Ges<strong>und</strong>heitswesen übergeben:• Öffentlicher Mitteleinsatz so früh wie möglich• Gezielte frühe För<strong>der</strong>ung von Hochrisiko-Kin<strong>der</strong>n• Statistische Unsichtbarkeit von Kin<strong>der</strong>n beenden• Gezielter Einsatz <strong>der</strong> Mittel für benachteiligte<strong>und</strong> sozial schwache Kin<strong>der</strong>• Entwicklung verbindlicher Standards für die sinnvolleFör<strong>der</strong>ung von Kin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> EvaluierungKamingespräch »Psychologie für die Erwachsenenvon morgen«Mag. Ulla Konrad hat in einem vom BÖP initiiertenKamingespräch mit Frau Prof. DDr. Christiane Spiel<strong>und</strong> Herrn B<strong>und</strong>esminister Alois Stöger, diplôméüber »Psychologie für die Erwachsenen von morgen«gesprochen. Das Gespräch wurde aufgenommen<strong>und</strong> ist auf unserer Homepage nachzuhören:www.boep.eu/Kamingespraech-2010.854.0.htmlVorträge am »Tag <strong>der</strong> Psychologie«Im Rahmen des diesjährigen »Tags <strong>der</strong> Psychologie« –einer für die Öffentlichkeit kostenlose Informationsveranstaltungdes BÖP im Wiener Rathaus – wurdenVorträge auch speziell für Jugendliche bzw. Elterngehalten.Österreichische Akademie für Psychologie entwickelt einCurriculum Kin<strong>der</strong>-, Jugend- <strong>und</strong> FamilienpsychologieDas Curriculum Kin<strong>der</strong>-, Jugend- <strong>und</strong> Familienpsychologie<strong>der</strong> Österreichischen Akademie für Psychologie(ÖAP) bietet Klinischen PsychologInnen dieMöglichkeit, sich auf diesem Fachgebiet weiterzubilden<strong>und</strong> den Erwerb beson<strong>der</strong>er Fachkenntnissemittels eines Diploms <strong>der</strong> ÖAP nachzuweisen.43


Berufsverband Österreichischer PsychologInnenBeson<strong>der</strong>es Augenmerk wird auf die BereicheDiagnostik, Spezifische Störungsbil<strong>der</strong> <strong>und</strong> Interventionsmöglichkeitensowie Allgemeine Behandlungs<strong>und</strong>Beratungsangebote gelegt.Seminarreihe Elternbildung in <strong>der</strong> ÖAPFür interessierte Eltern bietet die ÖAP eine Seminarreihezum Thema Elternbildung an.Fachsektion Kin<strong>der</strong>-, Jugend- <strong>und</strong> Familienpsychologieim BÖPMit r<strong>und</strong> 1400 Mitglie<strong>der</strong>n ist die FachsektionKin<strong>der</strong>-, Jugend- <strong>und</strong> Familienpsychologie eine <strong>der</strong>größten im Verband. Mitglie<strong>der</strong> des Leitungsteamsarbeiten in Arbeitsgruppen mit <strong>und</strong> unterstützen dasPräsidium mit ihren fachlichen Expertisen.Die Fachsektion hat 2010 folgende Vorträge vonPsychologInnen für PsychologInnen organisiert:• »Neuropsychologische Diagnostik bei Kin<strong>der</strong>n <strong>und</strong>Jugendlichen – Informationsgehalt von Tests anhandvon Fallbeispielen«• PTBS bei Kin<strong>der</strong>n – »Wie Pippa wie<strong>der</strong> lachen lernte«• »Durch die gläserne Tür«Autistische Beeinträchtigung: Aktueller Wissensstand,Diagnostik <strong>und</strong> Beratung• »Frühkindliche Regulationsstörungen«• Beziehungsdiagnostik als Einstieg in die klinischpsychologische Behandlung: Familienbrett & Familiensystem-Test(FAST)• Computerspielsucht bei Kin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> JugendlichenMotiv für die Mitgliedschaft in <strong>der</strong> ÖsterreichischenLiga für Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendges<strong>und</strong>heitWir begrüßen die Initiative <strong>der</strong> »ÖsterreichischenLiga für Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendges<strong>und</strong>heit«, unterschiedlicheInstitutionen zu vernetzen, die sich mitdem Thema <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendges<strong>und</strong>heit befassen<strong>und</strong> das Kindeswohl zum Ziel haben. Darüberhinaus begrüßen wir die Möglichkeit, mit psychologischemFachwissen <strong>zur</strong> Zusammenarbeit auf allenges<strong>und</strong>heitsför<strong>der</strong>nden Gebieten zum Wohl vonKin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen beitragen zu können.Die wichtigsten For<strong>der</strong>ungen für das Jahr <strong>2011</strong>Um die Situation von Kin<strong>der</strong>n, Jugendlichen <strong>und</strong>auch <strong>der</strong>en Eltern zu verbessern, bemüht sich <strong>der</strong>BÖP folgende Ziele umzusetzen:• Klinisch-psychologische Behandlung als KassenleistungDie klinisch-psychologische Behandlung als Kassenleistungfor<strong>der</strong>t <strong>der</strong> BÖP bereits seit vielen Jahren.Diese erachten wir vor allem im Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendlichenbereichals unverzichtbar, denn mit rechtzeitigerDiagnostik <strong>und</strong> Behandlung kann den vielenProblemen begegnet werden. Es ist daher dringendnotwendig, die klinisch-psychologische Behandlungim ASVG zu verankern.• Vorsorge bei Kin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen neuGanz beson<strong>der</strong>s wichtig erachten wir die Berücksichtigung<strong>der</strong> rechtzeitigen klinisch-psychologischenDiagnostik <strong>und</strong> Behandlung von Entwicklungsstörungenbei Kin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen.Mit Diagnostik <strong>und</strong> Behandlung sollen zum BeispielEntwicklungsverzögerungen bei Kin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen,Risikofaktoren wie zum Beispiel Suchtverhalten,Stress-Symptome etc. frühzeitig erkannt<strong>und</strong> minimiert werden. Insbeson<strong>der</strong>e für eine besserePrävention bei Kin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen strebenwir darüber hinaus einen so genannten »Elternführerschein«an, <strong>der</strong> auf bestehenden Pilotprojektenaufbaut. Wir würden es – auch entsprechend demKonsensuspapier <strong>der</strong> »Mutter-Kind-Vorsorge – neu«<strong>der</strong> »Österreichischen Liga für Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendges<strong>und</strong>heit«– begrüßen, wenn in <strong>der</strong> Begleitbroschüredes Mutter-Kind-Passes über die Bedeutung <strong>der</strong>Entwicklungsdiagnostik informiert wird.• Vermehrtes Einsetzen von SchulpsychologInnenMehr SchulpsychologInnen, die Kin<strong>der</strong>, Eltern <strong>und</strong>LehrerInnen bei <strong>der</strong> schulischen Arbeit kompetentunterstützen <strong>und</strong> begleiten können, sehen wir ebenfallsals dringend notwendig an.Mag. Ulla Konrad(Präsidentin des BerufsverbandesÖsterreichischer PsychologInnen)Dr. Elfriede Wegricht(Delegierte des BerufsverbandesÖsterreichischer PsychologInnen)44


<strong>Bericht</strong> <strong>zur</strong> <strong>Lage</strong> <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendges<strong>und</strong>heit in Österreich <strong>2011</strong>Ergo Austria – B<strong>und</strong>esverband <strong>der</strong>ErgotherapeutInnen ÖsterreichsOrganisationDer B<strong>und</strong>esverband <strong>der</strong> ErgotherapeutInnen Österreichsist die berufspolitische Interessensvertretung<strong>der</strong> österreichischen ErgotherapeutInnen.Zu unseren Aufgaben zählen Öffentlichkeitsarbeit,Veranstaltung von Fortbildungen, Information <strong>der</strong>Mitglie<strong>der</strong> mittels einer Fachzeitschrift, Bereitstellungeiner umfangreichen Bibliothek, För<strong>der</strong>ung <strong>und</strong>Unterstützung von Arbeitsgruppen <strong>und</strong> Projekten,Vertretung <strong>der</strong> Interessen <strong>der</strong> ErgotherapeutInnengegenüber Krankenkassen <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitspolitischerGremien <strong>und</strong> die Vernetzung mit an<strong>der</strong>enFachgremien <strong>und</strong> Interessensvertretungen.BerufsbildErgotherapie gründet auf <strong>der</strong> Annahme, dasskonkretes Handeln <strong>und</strong> aktives Tätigsein heilendeo<strong>der</strong> ges<strong>und</strong>heitsför<strong>der</strong>nde Wirkung hat. Physische,psychische <strong>und</strong> kognitive Einschränkungen (in Folgevon Krankheit o<strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>ung) haben Auswirkungenauf die Bewältigung alltäglicher Aufgaben.ErgotherapeutInnen erfassen <strong>und</strong> analysieren dieseEinschränkungen <strong>und</strong> die individuelle Lebenssituationdes/<strong>der</strong> PatientIn <strong>und</strong> trainieren in einem alltagsnahenKontext Fähigkeiten, die die PatientInnen fürdie Bewältigung ihrer individuellen Anfor<strong>der</strong>ungenbenötigen.Ergotherapeutische Zielsetzungen sind unter an<strong>der</strong>em:• Unterstützung von PatientInnen bei <strong>der</strong> Lösung vonSchwierigkeiten in Alltags- <strong>und</strong> Arbeits-(Schul-)situationen durch Beratung <strong>und</strong> spezifischesTraining• För<strong>der</strong>ung, Entwicklung, Erhaltung persönlicherFähigkeiten• Erhaltung, För<strong>der</strong>ung <strong>und</strong> Wie<strong>der</strong>herstellunggrößtmöglicher Selbstständigkeit im Alltag• soziale <strong>und</strong> berufliche Wie<strong>der</strong>einglie<strong>der</strong>ung(Schule, Beruf, Haushalt, Freizeit)Status Quo <strong>und</strong> Entwicklungen <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong>Jugendges<strong>und</strong>heit in Österreich aus <strong>der</strong> Sichtvon Ergo Austria – B<strong>und</strong>esverband <strong>der</strong> ErgotherapeutInnenÖsterreichsIm letzten Jahr wurde versucht, durch Kassenverträgeösterreichweit eine einheitliche ergotherapeutischeVersorgung zu gewährleisten. Mehr als 10.000 Versichertehaben dieser For<strong>der</strong>ung mit ihrer UnterschriftAusdruck verliehen. Derzeit bestehen gravierendeUnterschiede zwischen den einzelnen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n.Die Möglichkeit, kostenlos ärztlich verordneteErgotherapie zu erhalten, ist nur in einigen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>ngegeben. Zum Teil bestehen im ambulanten<strong>und</strong> nie<strong>der</strong>gelassenen Bereich jahrelange Wartezeitenauf Therapieplätze <strong>und</strong> hohe Selbstkosten.Derzeit wird Kin<strong>der</strong>n mit diversen Entwicklungsauffälligkeitenvon PsychologInnen, FachärztInnen o<strong>der</strong>PädagogInnen dringend <strong>zur</strong> Therapie geraten. WennEltern diese Empfehlungen umsetzen wollen, erhaltensie aber keinen Platz o<strong>der</strong> müssen ein bis zweiJahre warten, während wertvolle Zeit verstreicht.Kassenverträge sind eine Möglichkeit, die ergotherapeutischeVersorgung von Kin<strong>der</strong>n mit Entwicklungsstörungenkostenfrei zu gewährleisten.Es ist in unterschiedlichen Studien belegt, dass dieZahl <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> zunimmt, die auffällig werden <strong>und</strong>die an sie gestellten Anfor<strong>der</strong>ungen nicht erfüllenkönnen. Die Ursachen sind vielfältig, aber klar ist:wenn diese Kin<strong>der</strong> nicht bereits im Vorschulalter erfasst<strong>und</strong> gezielt unterstützt <strong>und</strong> behandelt werden,so setzen sich die Schwierigkeiten meistens fort <strong>und</strong>werden größer. Schulabbruch, Schulversagen, schwereVerhaltensstörungen, Suchterkrankungen <strong>und</strong>Mangel an Perspektiven für den gesamten Lebenswegkönnen die Folge sein.Ergo Austria bemüht sich gemeinsam mit an<strong>der</strong>enInteressensvertretungen <strong>und</strong> Organisationen, diesenUmstand Entscheidungsträgern <strong>zur</strong> Kenntnis zubringen <strong>und</strong> die Rahmenbedingungen für Kin<strong>der</strong>therapienzu verbessern. Im letzten Jahr wurde invielen Medienberichten <strong>der</strong> Versorgungsmangelim Bereich <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>therapie aufgegriffen; demHauptverband <strong>der</strong> Sozialversicherungsträger <strong>und</strong>dem B<strong>und</strong>esministerium wurden im Rahmen des»Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendges<strong>und</strong>heitsdialoges« konkreteVergleichs- <strong>und</strong> Versorgungszahlen übermittelt, dieeinen dramatischen Mangel an Therapieplätzen ineinigen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n belegen. Bisher gab es keinekonkreten Verbesserungen.45


Ergo Austria – B<strong>und</strong>esverband <strong>der</strong> ErgotherapeutInnen ÖsterreichsAls »Vorzeige-B<strong>und</strong>esland« im positiven Sinn istOberösterreich zu erwähnen, wo einerseits die Versorgungdurch Kassenverträge gewährleistet ist <strong>und</strong>außerdem ein Pilotprojekt in Kin<strong>der</strong>gärten ermöglicht<strong>und</strong> finanziert wurde. In einer »ergotherapeutischenReihenuntersuchung in 800 Kin<strong>der</strong>gärten Oberösterreichs«werden mit einem kurzen Screening-Verfahrenvon speziell geschulten ErgotherapeutInnen alleKin<strong>der</strong>gartenkin<strong>der</strong> erfasst. Wenn Auffälligkeitenbestehen, wird den Eltern <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> Beratung angeboteno<strong>der</strong> mögliche För<strong>der</strong>ungen im Kin<strong>der</strong>gartenalltagangeregt. Das Projekt startete im Herbst 2010.Äußerst erfreulich ist aus Sicht <strong>der</strong> ErgotherapeutInnendie Vernetzung <strong>der</strong> unterschiedlichen Berufsgruppenzu bewerten, die durch die Gründung <strong>der</strong>»Liga für Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendges<strong>und</strong>heit« im letztenJahr ermöglicht bzw. erleichtert wurde. Der Austauschvon Informationen, die interdisziplinäre Diskussion<strong>und</strong> das gemeinsame Vertreten von Interessenermöglicht hoffentlich, positive Verän<strong>der</strong>ungenfür unsere PatientInnen zu erreichen. Beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong>Austausch mit den Kin<strong>der</strong>fachärztInnen verlief imvergangenen Jahr sehr konstruktiv.Dafür benötigen wir:• regionale Netzwerkstrukturen <strong>zur</strong> interdisziplinärenVersorgung• Überregionale Vernetzung <strong>zur</strong> Planung <strong>und</strong> Koordinierungeiner integrierten Ges<strong>und</strong>heitsversorgung• Aufbau von Kooperationen mit den Bildungseinrichtungen(Kin<strong>der</strong>gärten <strong>und</strong> Schulen)• Einbeziehung von ErgotherapeutInnen in Planungsgremien<strong>der</strong> öffentlichen Ges<strong>und</strong>heitsversorgungMarion Hackl(Obfrau des Ergo Austria – B<strong>und</strong>esverbandes<strong>der</strong> ErgotherapeutInnen Österreichs)Wichtigste For<strong>der</strong>ungen für <strong>2011</strong>Folgende Themen sind aus Sicht <strong>der</strong>ErgotherapeutInnen wichtig:• Österreichweite nie<strong>der</strong>schwellige = kostenfreie <strong>und</strong>ausreichende Versorgung mit funktionellen Therapienim Kindes- <strong>und</strong> Jugendalter. Voraussetzungdafür ist, dass die relevanten Stellen (B<strong>und</strong>esministerium,Hauptverband, Gebietskrankenkassen, ...) denaktuellen Versorgungsmangel <strong>zur</strong> Kenntnis nehmen<strong>und</strong> aktiv eine Verbesserung anstreben.• weiterer Ausbau <strong>der</strong> interdisziplinären Netzwerke<strong>und</strong> Schaffung von diesbezüglichen Strukturen:Kin<strong>der</strong> mit Entwicklungsauffälligkeiten <strong>und</strong> <strong>der</strong>enEltern benötigen meistens Unterstützung aus mehrerenRichtungen. Ärztliche <strong>und</strong> psychologischeDiagnostik, Erziehungsberatung <strong>und</strong> diverse Therapienmüssen rasch <strong>und</strong> einfach zu erreichen, ausreichendvorhanden <strong>und</strong> gut koordiniert werden, umden besten Erfolg zu gewährleisten.46


<strong>Bericht</strong> <strong>zur</strong> <strong>Lage</strong> <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendges<strong>und</strong>heit in Österreich <strong>2011</strong>Gesellschaft <strong>der</strong> Schulärztinnen<strong>und</strong> Schulärzte ÖsterreichsDie Gesellschaft <strong>der</strong> SchulärztInnen <strong>und</strong> Schulärzte(GSÖ) wurde 2008 gegründet. Ziel <strong>der</strong> ÖsterreichischenSchulärztInnen ist es, ihre Aufgabe in <strong>der</strong>Ges<strong>und</strong>heitsbildung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendlichenverstärkt wahrzunehmen, die Kommunikation mitLehrerInnen, Eltern, SchülerInnen <strong>und</strong> weiteren anKin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendges<strong>und</strong>heit Interessierten zuintensivieren, sowie die Vernetzung <strong>der</strong> SchulärztInnenuntereinan<strong>der</strong> zu för<strong>der</strong>n.Zudem hat sich die GSÖ kompetente <strong>und</strong> ansprechendeInformation zu schulrelevanten Ges<strong>und</strong>heitsbereichen<strong>zur</strong> Aufgabe gemacht. Die Kooperationmit an<strong>der</strong>en Organisationen im Sinne <strong>der</strong> gemeinsameninterdisziplinären För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong>Jugendges<strong>und</strong>heit ist <strong>der</strong> GSÖ ein großes Anliegen.Das Webportal <strong>der</strong> GSÖ: www.schulaerzte.atJedes Semester neue ProjektschwerpunkteSeit März 2009 setzt die Gesellschaft <strong>der</strong> Schulärztinnen<strong>und</strong> Schulärzte Österreichs jedes Semestereinen neuen Themenschwerpunkt. Die Projektunterlagenumfassen altersgerechtes Informationsmaterial(zum Beispiel in Form von Jugendmagazinen, Elternratgebern,Internetaktionen, Projektideen, Lehrunterlagen<strong>und</strong> vieles mehr) <strong>und</strong> können von SchulärztInnen<strong>und</strong> LehrerInnen in verschiedenen Schulstufenim Unterricht verwendet werden. Die SchülerInnenkönnen zudem online ihr Wissen im Rahmen vonMultiple-Choice-Tests überprüfen – Gewinnspiele mittollen Preisen animieren zum Mitmachen. Dadurchsollen SchülerInnen Ges<strong>und</strong>heitsthemen kompetent<strong>und</strong> zugleich ansprechend nähergebracht werden.Ein Ansichtsexemplar des Materials ergeht per Postzu Beginn jedes Semesters an die Direktion <strong>und</strong> dieSchulärztin/den Schularzt <strong>und</strong> kann mittels Antwortfaxo<strong>der</strong> über die Website www.schulaerzte.at in <strong>der</strong>gewünschten Anzahl kostenlos angefor<strong>der</strong>t werden.Darüber hinaus werden saisonale Themen, wie Sonnenschutzo<strong>der</strong> Kopfläuse durch Aktivitäten <strong>der</strong> GSÖangesprochen.Preisgekrönte Ges<strong>und</strong>heitsbildungan Österreichs SchulenDer Aufbau <strong>der</strong> GSÖ sowie das erste Semesterprojektzum Thema »sexuell übertragbare Erkrankungen«(STD) wurde 2009 mit einem BEST PRactice Award(<strong>2.</strong> Platz) ausgezeichnet. Die Auszeichnung wirdvom PRVA (PR-Verband Austria) in Kooperation mitdem Manstein Verlag für beson<strong>der</strong>s innovative <strong>und</strong>herausragende PR-Leistungen vergeben. Nahezu jedevierte höhere Schule hatte an diesem Projekt teilgenommen.Alle Inhalte <strong>der</strong> GSÖ-Projekte entstehen inAbstimmung mit medizinischen Fachgesellschaften<strong>und</strong> werden höchsten inhaltlichen Qualitätskriteriengerecht.Status Quo <strong>und</strong> Entwicklungen <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong><strong>und</strong>Jugendges<strong>und</strong>heit in Österreich aus <strong>der</strong>Sicht <strong>der</strong> Gesellschaft <strong>der</strong> Schulärztinnen <strong>und</strong>Schulärzte ÖsterreichsGroßer Themenschwerpunkt das Jahres 2010 wardas Thema Zahnges<strong>und</strong>heit bei Kin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen.Im Zuge einer gemeinsamen Pressekonferenzmit dem B<strong>und</strong>esministerium für Ges<strong>und</strong>heit (BMG)wurden die aktuelle Zahnstatuserhebung vonGes<strong>und</strong>heit Österreich GmbH (GÖG) <strong>und</strong> demÖsterreichischen B<strong>und</strong>esinstitut für Ges<strong>und</strong>heitswesen(ÖBIG) bei 18-Jährigen sowie das Aufklärungsprojekt<strong>der</strong> GSÖ präsentiert. Für Volksschulenstand im Herbst 2010 das Projekt »Bennis Zahnges<strong>und</strong>heit«<strong>zur</strong> Verfügung. Neben Elternbroschüre,Wissenstest <strong>und</strong> Webschwerpunkt luden »KIDS«-Seiten, das Spiel »Zahnputz-Ralley« sowie ein Online-Gewinnspiel auf www.schulaerzte.at Eltern <strong>und</strong>Kin<strong>der</strong> dazu ein, sich gemeinsam mit dem ThemaZahnges<strong>und</strong>heit auseinan<strong>der</strong>zusetzen. Erstmals standauch eine Elternbroschüre in türkischer Sprache <strong>zur</strong>Verfügung.Die Nachfrage nach den Projekten ist groß: 2010wurden von Österreichs Schulen mehr als 100.000Exemplare <strong>der</strong> angebotenen Broschüren zum ThemaZahnges<strong>und</strong>heit aktiv angefor<strong>der</strong>t. Im Frühjahr 2010informierte die GSÖ SchülerInnen wie auch Elternzum Thema Sonnenschutz. Der große Bereich <strong>der</strong> Ernährungist <strong>der</strong> GSÖ generell ein wichtiges Anliegen.Um SchülerInnen wie auch SchulärztInnen <strong>und</strong>LehrerInnen die Auseinan<strong>der</strong>setzung mit diesem umfassendenThema zu erleichtern, sollen in Projekten<strong>der</strong> GSÖ Schritt für Schritt Teilaspekte aufgearbeitet47


Gesellschaft <strong>der</strong> Schulärztinnen <strong>und</strong> Schulärzte Österreichswerden. Den Anfang machte im Herbst 2010 dasrichtige Trinkverhalten in einem Projekt für Schüler-Innen ab <strong>der</strong> 5. Schulstufe.Wichtigste For<strong>der</strong>ungen für <strong>2011</strong>Erklärtes Ziel <strong>der</strong> GSÖ ist es, die Ges<strong>und</strong>heitswahrnehmung<strong>und</strong> Selbstverantwortung <strong>der</strong> SchülerInnenzu för<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Themen <strong>der</strong> Ges<strong>und</strong>heitsvorsorgeaktiv in den Schulalltag zu integrieren. Jede Schülerin/je<strong>der</strong>Schüler soll über vermeidbare ErkrankungenBescheid wissen, um für sich selbst verantwortungsvolleEntscheidungen treffen zu können.Wichtiges Anliegen <strong>der</strong> GSÖ ist es daher, durchjugendgerechte Umsetzung <strong>der</strong> Projekte zu zeigen,dass Ges<strong>und</strong>heitsbildung auch Spaß machen kann<strong>und</strong> Öster reichs Schulen aktiv in diesem Bereich zuunter stützen. Wir hoffen mit Unterstützung vonSponsoren auch weiterhin solche Projekte ermöglichenzu können.Dr. Judith Glazer(Präsidentin <strong>der</strong> Schulärztinnen<strong>und</strong> Schulärzte Österreichs)48


<strong>Bericht</strong> <strong>zur</strong> <strong>Lage</strong> <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendges<strong>und</strong>heit in Österreich <strong>2011</strong>Österreichischer B<strong>und</strong>esverbandfür PsychotherapieStatus Quo <strong>und</strong> Entwicklungen <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong><strong>und</strong>Jugendges<strong>und</strong>heit in Österreich aus Sichtdes Österreichischen B<strong>und</strong>esverbandes fürPsychotherapieIm Vergleich zum Vorjahresbericht kam es bedauerlicherweisezu keinen Verbesserungen <strong>der</strong> psychotherapeutischenVersorgung für Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendliche.20 bis 25 Prozent <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendlichen inÖsterreich weisen behandlungsbedürftige psychischeStörungen auf. Zwei bis fünf Prozent davon würdeneine Behandlung sofort in Anspruch nehmen. DieEltern dieser Kin<strong>der</strong> wären bereit, mit dem betroffenenKind eine psychotherapeutische Behandlungaufzusuchen, können sich aber eine Therapie nichtleisten. Immer noch stagniert <strong>der</strong> Versorgungsgradbei geschätzten 0,3 Prozent <strong>der</strong> Bevölkerung mit gravierendenAuswirkungen für die psychische Ges<strong>und</strong>heitvon Kin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen in Österreich.Psychotherapie – das Herzstück für einevernetzte psychosoziale Versorgung fehltDie Psychotherapie ist ein Herzstück <strong>der</strong> psychosozialenVersorgung im Fall von psychischen Erkrankungen<strong>und</strong> Verhaltensstörungen bei Kin<strong>der</strong>n <strong>und</strong>Jugendlichen. Gerade bei Kin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichenist eine gr<strong>und</strong>legende, auf Persönlichkeitsentwicklung<strong>und</strong> Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> krankmachenden Lebensumständeausgerichtete Behandlung im Vergleich <strong>zur</strong>medikamentösen Behandlung vorzuziehen.Psychisch kranke Kin<strong>der</strong>, die heute keine psychotherapeutischeHilfe erhalten, um sich aus ihrenpsychischen Problemen heraus entwickeln zu können,sind die psychisch kranken Erwachsenen vonmorgen. Zahlreiche Berufsgruppen in <strong>der</strong> psychosozialenVersorgung – Kin<strong>der</strong>ärztInnen, PsychiaterInnen,SozialarbeiterInnen, ErgotherapeutInnen,LehrerInnen, Kin<strong>der</strong>gärtnerInnen etc. – beklagen,dass die psychosoziale Versorgung sozusagen »ansteht«,wenn <strong>zur</strong> langfristigen Weiterbehandlung<strong>und</strong> Besserung eine Psychotherapie benötigt wird.Das wurde auch im Rahmen des Kin<strong>der</strong>ges<strong>und</strong>heitsdialogesdes Ges<strong>und</strong>heitsministeriums, in <strong>der</strong>Arbeitsgruppe psychosoziale Ges<strong>und</strong>heit, mit vielNachdruck festgestellt.Psychotherapie nicht leistbar o<strong>der</strong>lange WartezeitenDer Zugang <strong>zur</strong> kassenfinanzierten Psychotherapieist nur sehr selektiv möglich. PsychotherapeutischeBehandlung ist nach wie vor an die finanzielleLeistungsfähigkeit, den sozialen Status, die Durchsetzungsfähigkeit<strong>und</strong> die Eigeninitiative <strong>der</strong> Patien -tInnen geb<strong>und</strong>en. Personen, die beson<strong>der</strong>s gefährdet<strong>und</strong> belastet sind, haben immer noch die geringstenChancen auf den Zugang zum psychotherapeutischenVersorgungssystem!Die Zuschüsse pro Sitzungseinheit liegen – seit 1992we<strong>der</strong> erhöht noch wertangepasst! – bei Euro 21,80!Die reine Indexanpassung würde heute bereits Euro31,40 betragen. (Quelle: Statistik Austria)Für r<strong>und</strong> die Hälfte <strong>der</strong> Psychotherapie-PatientInnenheißt es somit self-pay! Sie werden von den Kassenmit dem Zuschuss von Euro 21,80 abgespeist!Die Behandlungsst<strong>und</strong>e kostet durchschnittlich aberetwa Euro 80,– bis 90,–. Viele können sich deshalbPsychotherapie nicht leisten!Auf einen Kassenplatz warten die kleinen PatientInnen<strong>und</strong> ihre Familien zwischen vier <strong>und</strong> 30Wochen, in Institutionen bestehen Wartezeiten vonungefähr einem Jahr. (ÖBIG-Studie 2009)http://www.psychotherapie.at/userfiles/file/presse/OEBIG_Studie_2009.pdfSparen auf dem Rücken unserer Kin<strong>der</strong><strong>und</strong> JugendlichenDer niedrige Kostenzuschuss macht nur r<strong>und</strong> einViertel <strong>der</strong> Ausgaben <strong>der</strong> Kassen für Psychotherapieaus. Damit »organisieren« sich die Krankenkassenaber r<strong>und</strong> die Hälfte <strong>der</strong> psychotherapeutischenVersorgung – auf Kosten <strong>der</strong> Psychotherapiebedürftigen,die diese »Sparsamkeit« mit aller Härte zuspüren bekommen! Die Krankenkassen gaben imJahr 2007 r<strong>und</strong> Euro 43 Millionen für Psycho therapieaus, für Kostenzuschüsse Euro 12 Millionen, fürkassenfinanzierte Psychotherapie Euro 30 Millionen(Versorgungsvereine <strong>und</strong> Institutionen), für AmbulatorienEuro 800.000,–.49


Österreichischer B<strong>und</strong>esverband für PsychotherapieKonkrete Zahlen, wie viel für die Psychotherapie vonKin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen ausgegeben wird, habendie Krankenkassen bis jetzt nicht erhoben <strong>und</strong> liegendaher nicht vor.43 Millionen Euro für Psychotherapie <strong>und</strong> r<strong>und</strong>206 Millionen Euro für PsychopharmakaIm Vergleich zu den Psychotherapie-Ausgaben habendie Krankenkassen im Jahr 2007 r<strong>und</strong> Euro 206 Millionenfür Psychopharmaka ausgegeben. 9,4 MillionenVerordnungen von Psychopharmaka wurden im extramuralenBereich registriert (ÖBIG-Studie 2009): 50Prozent Antidepressiva, 19 Prozent Antipsychotika,13 Prozent Hypnotika sowie Sedativa <strong>und</strong> elf ProzentAxiolytika. Die Verordnung von Antidepressiva ist seit2000 stark angestiegen. Die Zuwachsrate beträgtfast zehn Prozent pro Jahr!Dramatische Verschärfung durch massiveEinsparungen im psychosozialen Bereich –ein FallbeispielVon einer Kin<strong>der</strong>psychiaterin wird vor etwa einemJahr eine Jugendliche (13 Jahre alt) <strong>zur</strong> Psychotherapieüberwiesen. Schwere multiple Diagnosen,vielfache Klinikaufenthalte, gescheiterte Fremdunterbringungin einer hochkarätigen Einrichtung (<strong>der</strong>enKosten: etwa Euro 7000,– pro Monat). Erste Informationist, die JWF (Jugendwohlfahrt) bezahlt diePsychotherapie. Realität: Die JWF bezahlt nur einDrittel <strong>der</strong> Therapie. Bei einem Honorar von Euro80,– <strong>und</strong> einem Kostenzuschuss von Euro 21,80bleiben für die Mutter immer noch Euro 32,–. Für dasJahr <strong>2011</strong> erhofft die finanziell sehr belastete Mutterdie gesamte Kostenübernahme durch die JWF. Ein Telefonatmit <strong>der</strong> zuständigen DSA erbringt keinen Hinweisauf eine Finanzierungsunterbrechung. Ende desJahres 2010 heißt es aber plötzlich, die Finanzierung,auch eine Teilfinanzierung, ist nicht mehr gesichert.Man hoffe seitens <strong>der</strong> JWF auf Sponsoren <strong>der</strong> Ähnliches,es gäbe auch an<strong>der</strong>e bedürftige Familien etc.Die junge Patientin wurde wöchentlich einmal, regelmäßig<strong>und</strong> verlässlich <strong>zur</strong> Psychotherapie gebracht,Anfahrtsweg mit dem Auto 45 Minuten. Die Mutterarbeitet intensiv im Rahmen ihrer Möglichkeiten.Im Laufe des Jahres war eine kurzzeitige Krisenaufnahmein einer Institution erfor<strong>der</strong>lich. Danachhatte sich die Situation gut stabilisiert. Nun muss diePsychotherapie abgebrochen werden – außer manrechnet als PsychotherapeutIn mit einem weiterenSozialplatz, sprich ein Honorar von Euro 21,80, möglicherweisefür einige Jahre, weil man es nicht übersHerz bringt, das Kind wegzuschicken. Kommentar<strong>der</strong> behandelnden Psychotherapeutin: »Auch einWeg, um eine Realität unsichtbar zu machen«.Nicht neu, aber immer noch gültig:AusgangslageSeit 1. Jänner 1991, also seit nunmehr 20 Jahren, istdie Psychotherapie in Österreich im Psychotherapiegesetzgeregelt. Die Psychotherapie ist ein eigenständigerHeilberuf mit einer geregelten Ausbildung <strong>und</strong>geregelten Berufspflichten. Die psychotherapeutischeBehandlung ist <strong>der</strong> ärztlichen Tätigkeit gleichgestellt<strong>und</strong> seit 1. Jänner 1992 im Allgemeinen Sozialversicherungsgesetz(50. ASVG-Novelle) als Pflichtleistung<strong>der</strong> Krankenkassen aufgenommen. Alle, die es brauchen,sollen seelische Heilbehandlung durch PsychotherapeutInnenerhalten können. Im ASVG ist für diepsychotherapeutische Versorgung ein Gesamtvertraganalog <strong>zur</strong> ärztlichen Versorgung (KassenärztInnen<strong>und</strong> WahlärztInnen) vorgesehen.Die Gesamtvertragsverhandlungen zwischen demHauptverband <strong>der</strong> Sozialversicherungsträger <strong>und</strong>dem Berufsverband (ÖBVP) verliefen bislang jedochergebnislos. Derzeit zögern die Krankenkassen wegen<strong>der</strong> Einsparungsnotwendigkeiten, Gesamtvertragsverhandlungenwie<strong>der</strong> aufzunehmen. Laut Regierungsprogrammsoll es aber noch in dieser Legislaturperiodezu einer Verbesserung <strong>der</strong> psychotherapeutischenVersorgung kommen. Mangels Gesamtvertragetablierten die Krankenkassen beginnend mit 1997»private Versorgungsvereine«, die in <strong>der</strong> Übergangszeitbis zum Abschluss eines Gesamtvertrages Sachleistungsvorsorgesicherstellen sollen. Die kassenfinanziertePsychotherapie ist stark kontingentiert <strong>und</strong>unterliegt in den B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n unterschiedlichenRegelungen. Die Kontingente an kassenfinanziertenBehandlungseinheiten decken etwa 10 Prozent desBedarfs ab <strong>und</strong> sind in einigen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n oftschon in <strong>der</strong> ersten Jahreshälfte ausgeschöpft. Für allean<strong>der</strong>en Psychotherapien im nie<strong>der</strong>gelassenen Bereich50


<strong>Bericht</strong> <strong>zur</strong> <strong>Lage</strong> <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendges<strong>und</strong>heit in Österreich <strong>2011</strong>kann ein Kostenzuschuss in <strong>der</strong> Höhe von Euro 21,80angesprochen werden. Der Kostenzuschuss stagniertseit 1992 <strong>und</strong> wurde von den Krankenkassen seitherwe<strong>der</strong> erhöht noch indexangepasst. Parallel <strong>zur</strong>Einrichtung <strong>der</strong> Psychotherapiekontingente wurdenvon den Kassen Psychotherapieverträge auch mitpsychosozialen Einrichtungen (Caritas, Hilfswerk,möwe, Boje etc.) abgeschlossen.Volkswirtschaftliche KostenPsychische Störungen gehören zu den größten Kostenverursachernim Ges<strong>und</strong>heitswesen. Dabei lässtsich in den Industriestaaten einschließlich Deutschland<strong>und</strong> <strong>der</strong> Schweiz ein Trend <strong>zur</strong> Zunahme <strong>der</strong>Kosten aufgr<strong>und</strong> psychischer Störungen beobachten.Der aktuelle Stand <strong>der</strong> Forschung zu den ges<strong>und</strong>heitsökonomischenAspekten wird etwa in Margraf,Kosten <strong>und</strong> Nutzen <strong>der</strong> Psychotherapie, Springer2009 aufgearbeitet. Psychische Störungen sindwie<strong>der</strong>kehrend <strong>und</strong> chronifizieren, wenn sie unbehandeltbleiben (BALTESBERGER, C. & <strong>und</strong> GRAWE,K. Psychotherapie unter ges<strong>und</strong>heitsökonomischemAspekt. In: Zeitschrift für Klinische Psychologie <strong>und</strong>Psychotherapie, 30 (1), 10-21, Hogrefe-VerlagGöttingen 2001).Margraf fasst die epidemiologischen Daten, vor allem<strong>der</strong> Angststörungen <strong>und</strong> Depressionen, zusammenmit den Kostendaten in Deutschland <strong>und</strong> <strong>der</strong>Schweiz, mit dem Merksatz zusammen: »Statt früh,ambulant <strong>und</strong> kostengünstig werden psychischeStörungen spät, stationär <strong>und</strong> teuer behandelt.«Die empirische Literatur belegt, dass die Nicht-Durchführungbzw. Nicht-Miteinschließung von Psychotherapieim Versorgungssystem teuer sein kann. DenMilliardenkosten (geschätzt 2,8 Milliarden Euro lautAK; Arbeiterkammer, Juli 2008, http://www.arbeiterkammer.at/online/studie-krankmacher-<strong>und</strong>-wassie-45771.html),die in Österreich von psychischenStörungen jährlich verursacht werden, stehen Aufwendungen<strong>der</strong> Kassen für Psychotherapie von r<strong>und</strong>45 Millionen Euro gegenüber.Bedarf an Psychotherapie, Behandlungsangebote<strong>und</strong> VersorgungsgradDie psychotherapeutische Behandlung ist bei psychischenErkrankungen nicht nur eine – mittlerweileüber jeden vernünftigen Zweifel hinaus belegte –wirksame Behandlungsmethode, ihr wird auch vonden Betroffenen in hohem Ausmaß vertraut <strong>und</strong> vonden PatientInnen ein sehr gutes Zeugnis ausgestellt.Die Metaanalysen internationaler Studien des ÖBIG(2002) sprechen dafür, dass <strong>der</strong> Bedarf an psychotherapeutischerBehandlung zwischen 2,1% <strong>und</strong> 5% <strong>der</strong> Bevölkerung liegt. Das sind jene Personen, diekrankheitswertige psychische Störungen aufweisen<strong>und</strong> <strong>zur</strong> Behandlung motiviert wären. Diese Bedarfsschätzungist in Österreich <strong>der</strong>zeit nicht konsensfähig.Das ÖBIG schlägt in seiner Studie 2007 eineBedarfsfestlegung in <strong>der</strong> Bandbreite zwischen 0,6 %<strong>und</strong> 2,1 % vor.Der ÖBVP ging deshalb bei seinen aktuellen Berechnungendavon aus, dass in einem ersten Ausbauschrittzumindest 1 % <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendlichenpsychotherapeutische Behandlung erhalten soll.Alter Österreich Bedarf 5% Bedarf 1%Anzahl <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>0-4 399.215 19.961 3.9925-9 423.263 21.163 4.23310-14 481.429 24.071 4.81415-18 370.087 18.504 3.7011.673.994 83.699 16.740Bevölkerung im Jahresdurchschnitt 2006(Statistik Austria: Bevölkerungsdaten aktuell)Laut ÖBIG-Studie 2007 behandeln etwa 1.100 PsychotherapeutInnenauch Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendliche imRahmen <strong>der</strong> freien Praxis o<strong>der</strong> einer Institution. Es istjedoch nicht bekannt, in welchem zeitlichen Ausmaßsie dies tun. Etwa 12,5 % <strong>der</strong> PsychotherapeutInnengeben Spezialisierungen auf Kin<strong>der</strong>, etwa 18 % aufJugendliche an. Ein Bedarf von 1 % <strong>der</strong> Bevölkerungwürde etwa 1.500 VollzeitpsychotherapeutInnenerfor<strong>der</strong>n, die auf dem Gebiet <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendlichenpsychotherapiespezialisiert sind.51


Österreichischer B<strong>und</strong>esverband für PsychotherapieAufgr<strong>und</strong> fehlen<strong>der</strong> Daten greift das ÖBIG in seinerStudie 2007 in Bezug auf die Inanspruchnahmevon Psychotherapie durch Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendlichebzw. <strong>der</strong>en Familien auf eine Studie <strong>zur</strong> ambulantenVersorgung von 1997 (!) <strong>zur</strong>ück. Danach sind Kin<strong>der</strong>unter zehn Jahren im Vergleich <strong>zur</strong> übrigen Psychotherapieklientelwesentlich unterrepräsentiert.Bezogen auf die Bevölkerung kommen laut ÖBIGschätzungsweise 0,4 Prozent <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendlichenbis zum vollendeten 19. Lebensjahr in denGenuss einer Psychotherapie. Aus <strong>der</strong> Sicht des ÖBVPerscheint aber auch diese Schätzung noch wesentlichüberhöht. Bezogen auf die geschätzte Personenanzahl,die sich aktuell in Psychotherapie befindet,würde ein Anteil von 13,5 Prozent an Kin<strong>der</strong>n <strong>und</strong>Jugendlichen (Schätzung ÖBIG 2007) 5.845 Personenausmachen, das sind etwa 0,3 % <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong><strong>und</strong> Jugendlichen in Österreich.Stationäre, institutionelle, sozialpsychiatrische<strong>und</strong> ambulante Angebote, die psychotherapeutischeBehandlung <strong>und</strong> Beratung für Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong>Jugend liche <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Angehörige beinhaltenAuch dazu gibt es in Österreich keine zentraleDatenerfassung <strong>und</strong> daher auch keine aussagekräftigeDatengr<strong>und</strong>lage. Selbst die Anzahl <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong><strong>und</strong> Jugendlichen, die im institutionellen <strong>und</strong> imambulanten Bereich kassenfinanzierte o<strong>der</strong> bezuschusstePsychotherapie erhalten, ist nicht bekannt.Wichtigste For<strong>der</strong>ungen für <strong>2011</strong>• Ausweitung <strong>der</strong> quantitativen Versorgung durcheinen Gesamtvertrag für Psychotherapie auf zumindestein Prozent <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendlichen inÖster reich. Dazu das Best-Practice-Modell GesamtvertragPsychotherapie auf <strong>der</strong> Homepage des ÖBVPunter www.psychotherapie.at• Sofortige Erhöhung des Kostenzuschussesauf Euro 40,–• Möglichst frühzeitig einsetzende umfassendepsychotherapeutische <strong>und</strong> soziale Hilfe• Vernetzung verschiedener Versorgungsbereiche,Multiprofessionalität, multidisziplinäre Zusammenarbeitdurch Case-Management för<strong>der</strong>n: Integriertekin<strong>der</strong>pädiatrische, kin<strong>der</strong>psychiatrische, psychotherapeutische,psychologische <strong>und</strong> soziale Versorgung• Zentrale Erfassung <strong>und</strong> Analyse von Daten für denBereich psychische Ges<strong>und</strong>heitDr. Eva Mückstein(Präsidentin des ÖsterreichischenB<strong>und</strong>esverbandes für Psychotherapie)Der Wiener Kontrollamtsbericht 2008/2009, <strong>der</strong> ineinigen Wiener Institutionen Wartezeiten für Kin<strong>der</strong>psychotherapieerhebt, ergibt durchschnittlicheWartezeiten von über einem Jahr. Manche Institutionenhaben wegen Überlastung <strong>und</strong> mangelndemAngebot sogar Aufnahmesperren ausgesprochen.Die Erhebungen des Schweizer Ges<strong>und</strong>heitsobservatoriumslegen nahe, dass Personen mit psychischenStörungen zu 2/3 ambulante Behandlung <strong>und</strong> zu 1/3stationäre Behandlung aufsuchen.52


<strong>Bericht</strong> <strong>zur</strong> <strong>Lage</strong> <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendges<strong>und</strong>heit in Österreich <strong>2011</strong>Österreichische Gesellschaft fürKin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendheilk<strong>und</strong>eStatus quo <strong>und</strong> Entwicklungen <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong><strong>und</strong>Jugendges<strong>und</strong>heit aus <strong>der</strong> Sicht <strong>der</strong> ÖsterreichischenGesellschaft für Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendheilk<strong>und</strong>eDie Österreichische Gesellschaft für Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong>Jugendheilk<strong>und</strong>e (ÖGKJ) mit ihren über 1400Mitglie<strong>der</strong>n versteht sich nicht nur als medizinischeFachgesellschaft <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> JugendärztInnenÖsterreichs, son<strong>der</strong>n sieht ihre Aufgabe auch im Eintretenfür die Belange <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendlichen<strong>und</strong> <strong>der</strong>en Familien außerhalb <strong>der</strong> unmittelbaren medizinischenVersorgung. Das Motiv <strong>der</strong> ÖGKJ für dieMitgliedschaft in <strong>der</strong> Liga für Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendges<strong>und</strong>heitist <strong>der</strong> Wunsch nach einer interdisziplinären<strong>und</strong> multiprofessionellen Zusammenarbeit, um damitneue Chancen <strong>zur</strong> verbesserten Diagnostik <strong>und</strong> umfassendenBetreuung von Kin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichenzu eröffnen. Die Ziele <strong>und</strong> For<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> ÖGKJsind seit Jahren die gleichen <strong>und</strong> heute aktuellerdenn je. B<strong>und</strong>esminister Stöger hat die ÖGKJ eingeladen,am sogenannten »Kin<strong>der</strong>ges<strong>und</strong>heitsdialog«mitzuarbeiten. Dabei gibt es sechs Arbeitsgruppen,<strong>der</strong>en Aufgaben sich weitgehend mit den Ges<strong>und</strong>heitsthemendecken, die den Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> JugendfachärztInnenbereits längere Zeit ein Anliegen sind.Wichtigste For<strong>der</strong>ungen für <strong>2011</strong>Prävention allgemeinPrävention ist weiterhin die Hauptaufgabe <strong>der</strong>Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendheilk<strong>und</strong>e. Zahlreiche im Kindesalterdurch mangelnde Prävention nicht erkanntemotorische <strong>und</strong> mentale Entwicklungsverzögerungenkönnten durch zeitgerechte Therapien verhin<strong>der</strong>to<strong>der</strong> positiv beeinflusst werden. Das würde die Entwicklung<strong>und</strong> Lebenschancen <strong>der</strong> betroffenen Kin<strong>der</strong>verbessern. Daher for<strong>der</strong>t die ÖGKJ bessere Tests fürKin<strong>der</strong>garten- <strong>und</strong> Schuleintrittsuntersuchungen <strong>und</strong>einen durch die Einführung <strong>und</strong> Ergänzung zusätzlicherUntersuchungen verbesserten Mutterkindpass(vergleiche Modell Deutschland). Impfthemenmüssen außerdem weiter ein Schwerpunkt desVorsorgeprogramms bleiben.AdipositaspräventionDie Adipositasprävention ist im Rahmen des ThemasPrävention <strong>der</strong>zeit einer <strong>der</strong> Schwerpunkte <strong>der</strong> Arbeit –Ziel ist es, das Ernährungsbewusstsein unserer Kin<strong>der</strong><strong>und</strong> Jugendlichen <strong>zur</strong> verbessern <strong>und</strong> damit durchSchulungen sowie körperliche Aktivität schonin Kin<strong>der</strong>gärten <strong>und</strong> Volksschulen zu beginnen. Dadie Anlagen für spätere Herz-Kreislauferkrankungenbereits im Kindesalter festgelegt werden, sind nurfrühe flächendeckende Aktivitäten zielführend.Kostenfreie TherapienTherapien dienen <strong>der</strong> Verbesserung <strong>und</strong> Behebungfrüh erkannter Defizite – <strong>der</strong>zeit ist es allerdings inÖsterreich nicht gewährleistet, dass Kin<strong>der</strong> mit rechtzeitigerkannten Defiziten ausreichend freien <strong>und</strong>vor allem leistbaren Zugang zu den erfor<strong>der</strong>lichenTherapien erhalten.Kin<strong>der</strong>rehabilitationsplanIn keiner Altersgruppe wie <strong>der</strong> <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong>Jugendlichen ist eine Rehabilitation so vielversprechend,trotzdem gibt es in Österreich <strong>der</strong>zeit keinestrukturierte Kin<strong>der</strong>rehabilitation, lediglich engagierteEinzelinitiativen. Ziel <strong>der</strong> ÖGKJ ist daher, wohnortnaheRehabilitationsmöglichkeiten zu schaffen –nach Unfällen, aber auch für chronische Erkrankungen(Herz, Lunge, Niere, Rheuma) bzw. perinatale,angeborene Erkrankungen <strong>und</strong> auch dieMöglichkeit <strong>zur</strong> onkologischen Nachsorge bzw. dieMöglichkeit <strong>zur</strong> Betreuung bei psychosomatischenProblemen. Hier for<strong>der</strong>t die ÖGKJ die Aufnahme <strong>der</strong>Kin<strong>der</strong>rechtskonvention in unverän<strong>der</strong>ter Form in dieÖsterreichische Verfassung – Charta für Kin<strong>der</strong>!Additivfachausbildung <strong>und</strong> SpezialisierungenDerzeit ist die Ausbildung in sechs Additivfächernmöglich – Neonatologie/Intensivmedizin, Kin<strong>der</strong>onkologie,Kin<strong>der</strong>kardiologie, Kin<strong>der</strong>pulmonologie,Neuropädiatrie <strong>und</strong> Endokrinologie. Die ÖGKJ bemühtsich aber um die Anerkennung weiterer wichtigerTeilgebiete <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendheilk<strong>und</strong>e alsSpezialisierungen, um dem internationalen Vergleich<strong>und</strong> <strong>der</strong> Entwicklung Stand halten zu können.ArzneimittelprüfungWeiterhin müssen Kin<strong>der</strong>ärztInnen in vielen Fällenmit Medikamenten arbeiten, die für das Alter nichtzugelassen sind. Es ist dringend erfor<strong>der</strong>lich, die53


<strong>Bericht</strong> <strong>zur</strong> <strong>Lage</strong> <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendges<strong>und</strong>heit in Österreich <strong>2011</strong>Österreichische Gesellschaft fürKin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> JugendpsychiatrieDie Österreichische Gesellschaft für Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong>Jugendpsychiatrie wurde 1985 gegründet, damalsnoch unter dem Namen Österreichische Gesellschaftfür Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendneuropsychiatrie, <strong>und</strong> verstehtsich als wissenschaftliche Fachgesellschaft aber auchLobby für die Anliegen <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendpsychiatriein Österreich. Sie vertritt die ges<strong>und</strong>heitspolitischenAnliegen von psychisch kranken Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong>Jugendlichen <strong>und</strong> die beruflichen Interessen ihrerMitglie<strong>der</strong> in enger Kooperation mit den FachgruppenvertreterInnen<strong>der</strong> Ärztekammer.Zentrale Aufgabe <strong>der</strong> FachärztInnen für Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong>Jugendpsychiatrie ist die Erkennung, Behandlung,Prävention, Rehabilitation <strong>und</strong> Begutachtung beipsychischen, psychosozialen, psychosomatischen,entwicklungsbedingten <strong>und</strong> neurologischen Erkrankungeno<strong>der</strong> Störungen, sowie bei psychischen <strong>und</strong>sozialen Verhaltensauffälligkeiten im Kindes- <strong>und</strong>Jugendalter.Status Quo <strong>und</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong>Jugendges<strong>und</strong>heit in Österreich aus <strong>der</strong> Sicht<strong>der</strong> Österreichischen Gesellschaft für Kin<strong>der</strong><strong>und</strong>JugendpsychiatrieDerzeit kann von einer befriedigenden Versorgungbei kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> jugendpsychiatrischen Erkrankungenin keinem Fall gesprochen werden. So mangelt esbis zum heutigen Zeitpunkt an einer ausreichendenAnzahl an nie<strong>der</strong>gelassen Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> JugendpsychiaterInnen,die von den PatientInnen <strong>und</strong> ihrenFamilien nie<strong>der</strong>schwellig konsultiert werden können.Des Weiteren gibt es nur eine geringe Anzahl anAmbulanzen <strong>und</strong> Ambulatorien, die mit Hilfe <strong>der</strong>Kompetenz eines multiprofessionellen Teams, Betroffenen<strong>zur</strong> Verfügung stehen. Auch zeigt sich eineeklatante Unterversorgung bei Behandlungsplätzenin <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendpsychiatrie im Bereich <strong>der</strong>Tageskliniken <strong>und</strong> <strong>der</strong> stationären Behandlung.Bis dato gibt es immer noch B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong> ohnekin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> jugendpsychiatrische Fachabteilungen<strong>zur</strong> stationären Behandlung. Für ganz Österreichgesprochen, kann davon ausgegangen werden, dass<strong>der</strong>zeit nur cirka 50% <strong>der</strong> benötigten Behandlungsplätzeim stationären Bereich <strong>zur</strong> Verfügung sind. Einweiteres Manko tut sich im Bereich <strong>der</strong> kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong>jugendpsychiatrischen Rehabilitation auf. Auch hierbestehen <strong>der</strong>zeit keine befriedigenden Strukturen.Im Bereich <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendpsychiatrie zeigtes sich beson<strong>der</strong>s deutlich, wie schwierig es sichfür Familien gestalten kann, zu einer adäquatenGes<strong>und</strong>heitsversorgung für ihre Kin<strong>der</strong> zu kommen.Neben dem Mangel an FachärztInnen zeigt sich auchbei den an<strong>der</strong>en Berufsgruppen, die in <strong>der</strong> Regel ineine multimodale kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> jugendpsychiatrischeBehandlung einbezogen werden (Psychotherapie,klinische Psychologie, Ergotherapie, Logopädie, Physiotherapie,Musiktherapie <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e), eine höchstunbefriedigende Situation, vor allem dadurch, dasshier – einmalig für das Ges<strong>und</strong>heitssystem in Österreich– zentrale Heilbehandlungen zu einem Großteilvon den PatientInnen <strong>und</strong> ihren Familien selbst finanziertwerden müssen. Diese Ausgaben stellen speziellfür finanzschwache Familien eine große Herausfor<strong>der</strong>ungdar <strong>und</strong> führen dazu, dass Interventionen <strong>und</strong>Therapien, die dem Kind hilfreich wären, oft nichtdurchgeführt werden <strong>und</strong> Belastungen <strong>und</strong> Chronifizierungenim weiteren Leben mit sich bringen.Wichtigste For<strong>der</strong>ungen für <strong>2011</strong>Des Weiteren ist es ein Interesse <strong>der</strong> ÖsterreichischenGesellschaft für Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendpsychiatrie, dieuniversitäre Ausbildung im Rahmen des Medizinstudiums<strong>und</strong> <strong>der</strong> fachärztliche Ausbildung zu erweitern<strong>und</strong> sicherzustellen. Positiverweise hat sich in denletzten Jahren neben <strong>der</strong> Universitätsklinik für Kin<strong>der</strong>-<strong>und</strong> Jugendpsychiatrie in Wien an <strong>der</strong> ParacelsusMedizinische Privatuniversität in Salzburg eine zweitekin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> jugendpsychiatrische Fachabteilung aneiner Universitätsklinik etablieren können. Lei<strong>der</strong>bestehen im Rahmen <strong>der</strong> MedizinuniversitätenInnsbruck <strong>und</strong> Graz noch immer keine kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong>jugendpsychiatrischen Fachabteilungen.Es ist das Anliegen <strong>der</strong> Österreichischen Gesellschaftfür Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendpsychiatrie gemeinsam mit<strong>der</strong> Liga für Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendges<strong>und</strong>heit Verbesserungenin unserem Ges<strong>und</strong>heitssystem in die Wegezu leiten. Als Österreichische Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> JugendpsychiaterInnenwollen wir gegen die55


Österreichische Gesellschaft für Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> JugendpsychiatrieStigmatisierung von psychisch Erkrankten ankämpfen,speziell dagegen, dass es zu einer Versorgungssituationmit zwei Klassen kommt, nämlichden psychischen Erkrankungen wie Störungen desSozialverhaltens, Persönlichkeitsstörungen, SelbstverletzendemVerhalten <strong>und</strong> Suchterkrankungen,von denen allgemein angenommen wird, dass siebestmöglich in einer Psychiatrie zu verwahren seien,<strong>und</strong> an<strong>der</strong>en psychischen Erkrankungen, wie den somatoformenSchmerzstörungen, psychosomatischenErkrankungen, Ängsten, Essstörungen <strong>und</strong> Depressionen,von denen oft fälschlicherweise angenommenwird, dass man sie auch ohne die Expertise <strong>der</strong>Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendpsychiatrie behandeln könnte.In diesem Sinne wünschen wir uns eine Anerkennungunseres Faches in seinem kompletten Spektrum<strong>und</strong> eine Etablierung von Versorgungsstrukturen imBereich <strong>der</strong> nie<strong>der</strong>gelassenen FachärztInnen für Kin<strong>der</strong>-<strong>und</strong> Jugendpsychiatrie, <strong>der</strong> Ambulatorien, <strong>der</strong>tagesklinischen, <strong>der</strong> stationären <strong>und</strong> rehabilitativenBehandlungsmöglichkeiten.OA Dr. Christian Kienbacher(Sekretär <strong>der</strong> Österreichischen Gesellschaftfür Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendpsychiatrie)Prim. Dr. Paulus Hochgatterer(Vize Präsident <strong>der</strong> Österreichischen Gesellschaftfür Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendpsychiatrie)Prim. Dr. Katharina Purtscher-Penz(Präsidentin <strong>der</strong> Österreichischen Gesellschaftfür Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendpsychiatrie)56


<strong>Bericht</strong> <strong>zur</strong> <strong>Lage</strong> <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendges<strong>und</strong>heit in Österreich <strong>2011</strong>Österreichischer Kin<strong>der</strong>schutzb<strong>und</strong> /Verein für Gewaltlose ErziehungDer Verein für Gewaltlose Erziehung wurde von Univ.Prof. Dr. Hans Czermak 1978 gegründet. Die Erziehung<strong>zur</strong> Gewaltlosigkeit <strong>und</strong> Toleranz war eine <strong>der</strong>Lebensaufgaben des leidenschaftlichen Kin<strong>der</strong>arztes.Der Höhepunkt seines Engagements gegen Gewaltwar zweifellos die Durchsetzung des §146a ABGB,eines Paragraphen, <strong>der</strong> jegliche psychische <strong>und</strong> physischeGewalt an Kin<strong>der</strong>n für unzulässig erklärt.»Wer sich Kin<strong>der</strong>n widmet, wer sie liebt, <strong>der</strong> kommtum die Frage <strong>der</strong> Gewalt innerhalb <strong>der</strong> Familie nichtherum«, schrieb Hans Czermak in seinem Vermächtnisan die Eltern. Dieses Vermächtnis war für dieMitarbeiterInnen des Vereines auch nach dem Todvon Hans Czermak 1989 Verpflichtung. Die noch vonHans Czermak gegründete Vereinszeitschrift »Kin<strong>der</strong>schutzaktiv« hat die bewusste Auseinan<strong>der</strong>setzungmit Fragen <strong>der</strong> Gewalt <strong>und</strong> <strong>der</strong> Gewaltlosigkeit imZusammenhang mit Kin<strong>der</strong>n <strong>zur</strong> redaktionellen Leitlinieerhoben, die bis heute Gültigkeit besitzt.Die wohl primäre Zielsetzung des Vereines ist es,im Rahmen bewusstseinsorientierter Aufklärungsarbeitmöglichst vielen Menschen die Gewaltlosigkeitgegenüber Kin<strong>der</strong>n als Lebensprinzip nahe zubringen <strong>und</strong> begreiflich zu machen. In einer zunehmendkomplexen <strong>und</strong> <strong>und</strong>urchsichtigen Wirklichkeitbrauchen sich die Menschen um globale Konflikt<strong>und</strong>Problemlösungen gar nicht erst zu bemühen,wenn es ihnen nicht gelingt, <strong>der</strong> Überzeugung zumDurchbruch zu verhelfen, dass <strong>der</strong> Friede aus demKin<strong>der</strong>zimmer kommt <strong>und</strong> diese Überzeugung auchim alltäglichen Umgang miteinan<strong>der</strong> zu leben.Der Verein für Gewaltlose Erziehung sieht es vorallem als seine Aufgabe an, durch eine möglichstgroße Zahl von Aktivitäten (Ausstellungen, Vorträge,Herausgabe einer Vierteljahres-Schrift, Herausgabevon Büchern <strong>zur</strong> Bewusstseinsbildung wi<strong>der</strong> dieGewalt, Diskussions- <strong>und</strong> Bildungsveranstaltungen,Initiativen <strong>und</strong> Interventionen für kin<strong>der</strong>gerechtereStrukturen in Architektur, Planung, Bildung, Werbungetc.) das gesellschaftliche Bewusstsein gegenGewalt zu stärken, um damit einen aktiven Beitragfür ein gewaltfreieres Milieu in unserer Gesellschaftzu leisten. So wichtig die Unterstützung <strong>der</strong> Opfervon Gewalt ist, so wichtig erscheint uns auch dieaufklärende Arbeit im Vorfeld.Status Quo <strong>und</strong> Entwicklungen <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong><strong>und</strong>Jugendges<strong>und</strong>heit in Österreich aus <strong>der</strong>Sicht des Österreichischen Kin<strong>der</strong>schutzb<strong>und</strong>esDie Formen <strong>der</strong> Gewalt wurden im letzten Jahrzehntvielfältiger, die Auswirkungen unübersichtlicher. Gewalttritt auch nicht nur in Varianten <strong>der</strong> »ges<strong>und</strong>enOhrfeige« auf, vielmehr erfahren wir ihre destruktivenKonsequenzen für Kin<strong>der</strong> auch als Folgenphysischer, institutioneller <strong>und</strong> struktureller Gewalt.Präventiv gegen die Gewalt zu arbeiten bedeutetauch über die vielfältigen Verflechtungen zwischenden unterschiedlichen Ausprägungen von Gewaltaufzuklären. Dabei gilt es verstärkt Verständnis dafürzu gewinnen, dass Gewalterfahrungen, welcher Artauch immer, negative ges<strong>und</strong>heitliche Folgen zeitigenkönnen <strong>und</strong> zwar als unmittelbare Konsequenz.Um die Aufmerksamkeit dafür zu steigern, hat sich<strong>der</strong> Österreichische Kin<strong>der</strong>schutzb<strong>und</strong> im Jahr 2010auch an <strong>der</strong> Formulierung eines entsprechendenPositionspapiers beteiligt, in welchem explizit <strong>der</strong>Zusammenhang zwischen psychischen Belastungenvon Kin<strong>der</strong>n im schulischen Bereich <strong>und</strong> daraus resultierendennegativen Ges<strong>und</strong>heitsbil<strong>der</strong>n thematisiertwird. Daraus leitet sich auch die in die Stellungnahmeeingebrachte nachdrückliche For<strong>der</strong>ung ab,die bislang eher vernachlässigte Ausbildung allerLehrenden in den Bereichen (Entwicklungs-)Psychologie zu stärken, um über eine aktive Professionalisierungdie fatalen Folgen mangelhafter bzw.un<strong>zur</strong>eichen<strong>der</strong> psychologischer Interventionen inden Bildungseinrichtungen zu min<strong>der</strong>n.Neben <strong>der</strong> Steigerung <strong>der</strong> Ausbildungsqualität bedarfes nach Meinung des Kin<strong>der</strong>schutzb<strong>und</strong>es aberauch einiger Sofortmaßnahmen. Als wichtigste wirddie permanente Präsenz von speziell ausgebildetenPsychologInnen an schulischen Standorten erachtet,mit <strong>der</strong> Zielsetzung eines erfolgreichen Krisen- <strong>und</strong>Konfliktmanagements. Nur so wird es möglich sein,eine weitere Zunahme einschlägiger pathologischerBef<strong>und</strong>e bei SchülerInnen <strong>und</strong> LehrerInnen zuverhin<strong>der</strong>n.57


Österreichischer Kin<strong>der</strong>schutzb<strong>und</strong> / Verein für Gewaltlose ErziehungKonsequenterweise waren die Vereinsaktivitäten imJahr 2010 auch stark ausgerichtet, in <strong>der</strong> Öffentlichkeitein Gewaltverständnis zu unterstützen, dasauch dem gegenwärtigen Stand <strong>der</strong> Wissenschaftentspricht. Gewalt ist im heutigen Verständnis <strong>der</strong>Wissenschaft die Manifestation von Macht <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> Herrschaft, mit <strong>der</strong> Folge <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> dem Ziel<strong>der</strong> Schädigung von einzelnen o<strong>der</strong> Gruppen vonMenschen. Sie liegt immer dann vor, wenn als Folge<strong>der</strong> Ausübung von Macht o<strong>der</strong> Herrschaft o<strong>der</strong> vonbeidem o<strong>der</strong> als Folge von Macht- <strong>und</strong> HerrschaftsverhältnissenMenschen geschädigt werden, <strong>und</strong> siehat viele Facetten.Diese Gewalt findet sich auch in unseren alltäglichenLebenswelten <strong>und</strong> tritt oft als nicht sofort erkennbarenegative Wirkkraft auf. Der ErziehungswissenschafterDietmar Larcher beschreibt dieses Phänomenan einem wohl jedem von uns bekannten Beispiel.Er sieht selbst in <strong>der</strong> durch schulische Belehrungproduzierten Langeweile eine Form von Gewalt.Dabei meint er nicht jene kurzfristige Langeweile,die unvermeidlich auftritt, wenn man gelegentlich,aus welchem Gr<strong>und</strong> auch immer, dem Unterrichtnicht folgen kann. Er meint vielmehr systematischproduzierte Langeweile, Langeweile als Folgeweltfrem<strong>der</strong> Inhalte, jenseitiger Belehrungsformen,inkompetenter Didaktik. Solche Langeweile ist eineFolge von Macht- <strong>und</strong> Herrschaftsverhältnissen. DieStruktur <strong>der</strong> Institution Schule stattet das Personal,also Lehrerinnen <strong>und</strong> Lehrer, mit sehr viel Macht aus<strong>und</strong> schränkt die Macht <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> auf ein Minimumein. Gute Schulen <strong>und</strong> gute LehrerInnen zeichnensich dadurch aus, dass sie dieses unsymmetrischeVerhältnis so weit wie möglich reduzieren. Mittelmäßige<strong>und</strong> schlechte Schulen <strong>und</strong> LehrerInnennützen die Möglichkeiten <strong>der</strong> Machtausübung bis<strong>zur</strong> Neige aus, um die Schwächen im System <strong>und</strong> inden Lehrenden selbst (un<strong>zur</strong>eichende pädagogischeAusbildung, didaktische Inkompetenz, Unfähigkeit,mit Kin<strong>der</strong>n partnerschaftlich umzugehen etc.) zu kaschieren.Kin<strong>der</strong> werden zu Objekten <strong>der</strong> Belehrunggemacht (das System macht’s möglich), wo sie dochdabei geför<strong>der</strong>t werden sollten, zu Subjekten deseigenständigen Lernens für das Leben, ihr Leben, zuwachsen.Wichtigste For<strong>der</strong>ungen für <strong>2011</strong>Das bedeutet, dass wir auch künftig aufklärend aktivsein müssen, um deutlich zu machen, dass Gewaltweit über die herkömmliche Interpretation desphysischen Zugriffs hinaus auf unsere Kin<strong>der</strong> wirkt,sie beeinflusst, ja krank macht. Wir danken daherallen, die uns mit ihrer Unterstützung eine aktiveWeiterführung unserer Bemühungen ermöglichen.Das bedeutet als Organisation aber auch gemeinsammit PartnerInnen innerhalb <strong>der</strong> Liga für Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong>Jugendges<strong>und</strong>heit weiterhin engagiert <strong>und</strong> kompetentgegen jede Form <strong>der</strong> Gewalt gegenüber Kin<strong>der</strong>naufzutreten.Univ.-Prof. Mag. Dr. Christian Vielhaber(Präsident des Österreichischen Kin<strong>der</strong>schutzb<strong>und</strong>es)58


<strong>Bericht</strong> <strong>zur</strong> <strong>Lage</strong> <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendges<strong>und</strong>heit in Österreich <strong>2011</strong>Österreichischer Verband <strong>der</strong> Elternvereinean öffentlichen PflichtschulenDer österreichische Verband <strong>der</strong> Elternvereine anöffentlichen Pflichtschulen – kurz Dachverband – istdie größte Interessensvertretung <strong>der</strong> Eltern an ÖsterreichsSchulen <strong>und</strong> vertritt über 1,2 Millionen Eltern.Status Quo <strong>und</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong>Jugendges<strong>und</strong>heit in Österreich aus <strong>der</strong> Sichtdes Österreichischen Verbandes <strong>der</strong> Elternvereinean öffentlichen PflichtschulenSeit dem Jahr 2010 ist <strong>der</strong> Dachverband Mitglied in<strong>der</strong> Liga für Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendges<strong>und</strong>heit. DieseMitgliedschaft soll als Achse <strong>und</strong> Brücke zwischenGes<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Bildung dienen. Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendlichebrauchen für ihren Bildungsweg physische,psychische <strong>und</strong> soziale Ges<strong>und</strong>heit. Ges<strong>und</strong>heitserziehungfindet zu einem großen Teil in <strong>der</strong> Schulestatt – o<strong>der</strong> sollte dort stattfinden. Wenn wir mehrGes<strong>und</strong>heit für Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendliche wollen,brauchen wir dazu die Bildungseinrichtungen <strong>und</strong>hier vorrangig die Pflichtschulen, um alle Kin<strong>der</strong> zuerreichen.Mehr <strong>und</strong> bessere Bildung braucht aber auch ges<strong>und</strong>eleistungsfähige Kin<strong>der</strong>, in allen Teilbereichen –körperliche, psychische <strong>und</strong> soziale Ges<strong>und</strong>heit. Hierwird deutlich, wie eng Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Bildung miteinan<strong>der</strong>verwoben sind, das eine funktioniert nichtohne das an<strong>der</strong>e.Gerade jetzt ist sowohl im Bereich <strong>der</strong> Ges<strong>und</strong>heitals auch im Bereich <strong>der</strong> Bildung in Österreich Handlungsbedarf,es gibt große Lücken im Bildungswesen<strong>und</strong> im Ges<strong>und</strong>heitswesen. Fast täglich werden aufbeiden Gebieten alarmierende Zahlen <strong>und</strong> Faktenaufgedeckt. Wir sind ein reiches hochentwickeltesLand <strong>und</strong> erreichen trotzdem nicht alle MitbürgerInnen,nicht alle Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendlichen – sowohlbei <strong>der</strong> Ges<strong>und</strong>heit als auch in <strong>der</strong> Bildung.Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendliche ernähren sich unges<strong>und</strong>,bewegen sich zu wenig, leiden immer mehr an»Wohlstandskrankheiten«, haben soziale Problemein <strong>der</strong> Schule, die Zahl an psychischen Erkrankungenbei Kin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen steigt permanent.Der Wandel in unseren Gesellschaftsstrukturen, dievermehrte Berufstätigkeit von Müttern, die Einkind-Familie, späte Mutterschaften, all diese Entwicklungenschaffen neue Bedürfnisse sowohl auf demGebiet <strong>der</strong> Ges<strong>und</strong>heit als auch in <strong>der</strong> Bildung.Der Ruf nach <strong>der</strong> Ganztagsschule ist groß, <strong>und</strong>diese soll dann aber auch alle kindlichen Bedürfnisseab decken: Ernährung – möglichst ges<strong>und</strong>; Sport –möglichst viel aber verletzungsfrei; sozialer Umgangmit Gleichaltrigen – möglichst konfliktarm; spezifischeFör<strong>der</strong>ungen für Kin<strong>der</strong> mit Lernproblemen– möglichst kostenlos; Integration von MigrantInnen<strong>und</strong> Behin<strong>der</strong>ten – möglichst zum Vorteil aller Beteiligten<strong>und</strong> so weiter. Das alles sollten Pflichtschulenheute anbieten können. Sie können es sehr oft lei<strong>der</strong>nicht, aus den verschiedensten Ursachen. Eine davonist, dass die LehrerInnen dafür – noch nicht – ausgebildetsind. Die Ganztagsschule muss vermehrterzieherische Kompetenzen haben, die Kin<strong>der</strong> sindden Großteil des Tages dort, <strong>und</strong> die Betreuung mussviel umfassen<strong>der</strong> werden.Wichtigste For<strong>der</strong>ungen für <strong>2011</strong>Chancengleichheit – das wünschen wir als ElternvertreterInnenuns sowohl bei <strong>der</strong> Bildung als auchbei <strong>der</strong> Ges<strong>und</strong>heit. Da beides so eng miteinan<strong>der</strong>verknüpft ist, wollten auch wir uns im Sinne einesverbesserten Networkings <strong>der</strong> Liga für Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong>Jugendges<strong>und</strong>heit anschließen. Die Ziele <strong>der</strong> Ligasind auch unsere Ziele, wir wollen Eltern umfassendunterstützen, jedes Kind ist unendlich wertvoll <strong>und</strong>wichtig, für seine Eltern, aber auch für unsere Gesellschaft.Kin<strong>der</strong> sind unser aller Zukunft, alles was wirihnen anbieten, verbessert unser aller Zukunft.Wir wollen beitragen zu einer verbesserten Kooperationaller notwendigen Organisationen, damit sichim Bereich <strong>der</strong> Bildung <strong>und</strong> <strong>der</strong> Ges<strong>und</strong>heit etwasbewegt. Vieles scheint stillzustehen o<strong>der</strong> sich zulangsam zu bewegen, tragen wir bei zu dieserBewegung, im einzelnen <strong>und</strong> in <strong>der</strong> Gemeinschaft.Viele engagierte Eltern starten <strong>und</strong> unterstützenSchulprojekte zu Gesun<strong>der</strong> Ernährung, mehr Sport<strong>und</strong> Bewegung, Integration <strong>und</strong> psychischer59


Österreichischer Verband <strong>der</strong> Elternvereine an öffentlichen PflichschulenGes<strong>und</strong>heit. Im Einzelnen gibt es bereits viel Gutes,aber wir müssen dies auf alle Kin<strong>der</strong> übertragen,allen die besten Möglichkeiten bieten.Eltern sehen sich heute oft in <strong>der</strong> Min<strong>der</strong>heit, ingesellschaftlichem Dilemma, Mehrkindfamiliensehen sich am Rande <strong>der</strong> Gesellschaft. Viele Kin<strong>der</strong>bedeuten lei<strong>der</strong> oft Armut, <strong>der</strong> Sozialstaat Österreichzerbricht, für viele ist er nicht mehr sozial. Wo Elternkranken Kin<strong>der</strong>n keine Therapie bezahlen können,springt lei<strong>der</strong> nicht mehr immer <strong>der</strong> Staat ein. Zurückbleiben die Kin<strong>der</strong>, <strong>der</strong>en Probleme <strong>und</strong> Krankheitensich nicht von alleine in Wohlgefallen auflösen, dieProbleme ziehen sich ins Erwachsenenleben <strong>und</strong>bedeuten dort oft auch Arbeitslosigkeit, Kriminalität,Krankheit, Sucht <strong>und</strong> Ausgrenzung. Das sollten sichalle Verantwortlichen, vor allem PolitikerInnen vorAugen führen.Wir – die Liga <strong>und</strong> <strong>der</strong> Dachverband <strong>der</strong> Elternvereinean Pflichtschulen – wollen gemeinsam verstärktauf die Auswirkungen <strong>der</strong> Mängel im Bildungs- <strong>und</strong>Ges<strong>und</strong>heitswesen hinweisen <strong>und</strong> Verbesserungeneinfor<strong>der</strong>n, zum Wohle unserer Kin<strong>der</strong>.Dr. Susanne Schmid(Delegierte des Dachverbandes –Österreichischer Verband <strong>der</strong> Elternvereinean öffentlichen Pflichtschulen)60


<strong>Bericht</strong> <strong>zur</strong> <strong>Lage</strong> <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendges<strong>und</strong>heit in Österreich <strong>2011</strong>Ö S T E R R E I C H I S C H E SH E B A M M E N G R E M I U MÖsterreichisches HebammengremiumGr<strong>und</strong>lageDas Österreichische Hebammengremium (ÖHG) isteine Körperschaft öffentlichen Rechts <strong>und</strong> Behörde.Jede Hebamme Österreichs muss Mitglied des ÖHGsein. Das ÖHG führt Hebammenregister, stellt EWR-Qualifikationsnachweise für EWR Hebammen aus<strong>und</strong> organisiert gemeinsam mit den FachhochschulenErgänzungsprüfungen, die notwendig sind, um denStatus einer österreichischen Hebamme zu erlangen.Status Quo <strong>und</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong>Jugendges<strong>und</strong>heit in Österreich aus <strong>der</strong> Sichtdes Österreichischen HebammengremiumsDie zentralen Themen <strong>der</strong> Standesvertretung waren2010 wie<strong>der</strong> die Einglie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Hebammenleistungin den Mutter-Kind-Pass <strong>und</strong> vor allem auchin Ostösterreich die Gehaltsverhandlungen fürangestellte Hebammen.Ein großes Problem ist es, dass frisch ausgebildeteHebammen oft im Nachbarland, welches besserbezahlt, Stellen bekommen <strong>und</strong> manche B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>fast Hebammen mäßig verwaisen.Wichtigste For<strong>der</strong>ungen für <strong>2011</strong>Für <strong>2011</strong> sind auch diese beiden Themen zu fokussieren.Die Verhandlungen mit dem Hauptverband<strong>der</strong> Sozialversicherungsträger sind ebenso in Bezugauf Honorierung <strong>und</strong> Ausdehnung <strong>der</strong> Planstellenanzustreben.Renate Großbichler-Ulrich MLS(ehemalige Präsidentin des ÖsterreichischenHebammengremiums)Mutter-Kind-PassDurch die Initiative des Ministers kann für heuerein kleiner Erfolg in <strong>der</strong> Überarbeitung des Mutter-Kind-Passes gesehen werden. Das ÖHG for<strong>der</strong>t eineBeratung durch eine Hebamme zwischen 18. <strong>und</strong> 2<strong>2.</strong>Schwangerschaftswoche, die im Mutter-Kind-Passverankert werden soll. Ein Positionspapier mit dieserFor<strong>der</strong>ung wurde auch dankenswerter Weise durchdie Liga für Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendges<strong>und</strong>heit erstellt.GehaltsverhandlungenAuf Gr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Tatsache, dass das Besoldungsschemafür angestellte Hebammen reine Landessache ist,ergeben sich eklatante Unterschiede in <strong>der</strong> Bezahlung.Nicht flächendeckend werden Hebammenauch hierarchisch unterschiedlich in den jeweiligenLandes-Krankenanstaltengesetzen eingereiht.Der Berufstand <strong>der</strong> Hebamme findet sich Österreichweitin den verschiedensten Einstufungen. Von medizinischemHilfspersonal über die Pflege bis hin <strong>zur</strong>Einreihung in die ärztliche Direktion ist an jeglicheMöglichkeit gedacht, dementsprechend sieht auchdie Honorierung aus.61


<strong>Bericht</strong> <strong>zur</strong> <strong>Lage</strong> <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendges<strong>und</strong>heit in Österreich <strong>2011</strong>Physio Austria – B<strong>und</strong>esverband <strong>der</strong>PhysiotherapeutInnen ÖsterreichsPhysio AustriaDer B<strong>und</strong>esverband <strong>der</strong> PhysiotherapeutInnen Österreichs(Physio Austria) ist ein freiwilliger Berufsverband,dem mit r<strong>und</strong> 4.500 Mitglie<strong>der</strong>n knapp dreiViertel aller in Österreich tätigen PhysiotherapeutInnenangehören.Aufgaben <strong>und</strong> Ziele von Physio Austria sind die Interessenvertretung<strong>der</strong> PhysiotherapeutInnen <strong>und</strong> dieDarstellung dieses wachsenden Berufsstandes in <strong>der</strong>Öffentlichkeit, sowie die Qualitätssicherung insbeson<strong>der</strong>ein <strong>der</strong> Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung.Physio Austria glie<strong>der</strong>t sich in neun Landesverbände.Daneben gibt es eine Reihe von fachspezifischenArbeitsgemeinschaften, die sich konzentriert mitwesentlichen Teilbereichen <strong>und</strong> Ausbildungsfragen<strong>der</strong> Physiotherapie beschäftigen. Der Bereich <strong>der</strong>Pädiatrie ist durch die Fachgruppe Kin<strong>der</strong>physiotherapieabgedeckt.Physiotherapie in <strong>der</strong> PädiatriePhysio Austria sieht es als Teil seiner sozialen Verantwortung,sich in gesellschaftlichen <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitspolitischenFragen zu Wort zu melden. Gerade wennes um die Rechte von Kin<strong>der</strong>n geht, sind interdisziplinäreNetzwerke <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitskonzepte gefragt.Kin<strong>der</strong>rechte beinhalten auch das Recht auf kostenfreieTherapie. Die Situation <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> in unsererGesellschaft ist diesbezüglich besorgniserregend. Esbedarf daher einer systematischen Koordination <strong>und</strong>Kooperation in <strong>der</strong> Zusammenarbeit mit an<strong>der</strong>enProfessionen bei <strong>der</strong> strukturellen Konzeption ebensowie bei <strong>der</strong> konkreten Erstellung von Therapieplänen.Status Quo <strong>und</strong> Entwicklungen <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong>Jugendges<strong>und</strong>heit in Österreich aus Sicht <strong>der</strong>PhysiotherapieBei hohen Selbstkosten für die Eltern werden nurwenige Kin<strong>der</strong> behandelt. In Deutschland, wo dieKrankenkassen die Therapiekosten übernehmen,werden bis zu fünfmal mehr Kin<strong>der</strong> behandelt alsbeispielsweise bei <strong>der</strong> Wiener o<strong>der</strong> Steirischen Gebietskrankenkasse.Die <strong>Lage</strong> in Österreich hat sich seit 2009 nicht imWesentlichen geän<strong>der</strong>t. In Ambulatorien (die esallerdings nicht in allen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n gibt), wokeine o<strong>der</strong> kaum Selbstkosten für die Eltern anfallen,kommen die TherapeutInnen mit dem Behandelnnicht nach, Wartezeiten bis zu einem (!) Jahr sindan <strong>der</strong> Tagesordnung. In den freien Praxen sind dieSelbstbehalte für die Eltern hoch – im ländlichen Bereichdie Wegzeiten für die ohnehin schon belastetenFamilien oft unzumutbar. Nach wie vor sind <strong>der</strong> Zugang<strong>und</strong> die Versorgung <strong>der</strong> österreichischen Kin<strong>der</strong>mit Physiotherapie in den einzelnen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>nsehr unterschiedlich, wie im folgenden Querschnittdeutlich wird:In Vorarlberg stellt sich die Versorgungslage <strong>der</strong>zeitam besten dar, <strong>der</strong> Zugang <strong>zur</strong> geeigneten Therapieist sehr nie<strong>der</strong>schwellig, das heißt, es gibt genügendInstitutionen <strong>und</strong> kindspezifische Praxen, in welchendie Kin<strong>der</strong> auf ärztliche Zuweisung <strong>und</strong> ohnelange Wartezeiten professionell <strong>und</strong> adäquat betreutwerden. Sechs Therapiezentren sind über das ganzeB<strong>und</strong>esland verteilt. Es gibt auch eine Reihe vonfreien Praxen, die auf die Behandlung von Kin<strong>der</strong>nspezialisiert sind, allerdings sind hier die Selbstbehaltewesentlich höher. Die Kin<strong>der</strong> sind von Geburtan engmaschig betreut (Frühmeldesystem schon imSpital) <strong>und</strong> werden bei Bedarf regelmäßig zu neuropädiatrischenUntersuchungen geladen. Dortwerden gegebenenfalls weitere notwendige Schritte(Vorstellung bei Kin<strong>der</strong>orthopädInnen, Zuweisung zuergänzenden Therapien, etc.) eingeleitet, dies immerin Zusammenarbeit mit den betreuenden PhysiotherapeutInnen.In Tirol ist schon <strong>der</strong> Zugang <strong>zur</strong> Physiotherapieschwieriger, dieser erfolgt bei behin<strong>der</strong>ten Kin<strong>der</strong>nmeist über einen Reha-Vertrag. Diesen Kin<strong>der</strong>n wirddann speziell die Physiotherapie oft nicht genehmigt.Die Eltern müssen sich die Therapien regelrechterkämpfen. Die Versorgung von Kin<strong>der</strong>n mitTherapieleistungen ist nicht flächendeckend gewährleistet.Im ländlichen Tiroler Raum ist es schwierig,TherapeutInnen, die mit Kin<strong>der</strong>n arbeiten, zu finden.Außenstellen, wie sie früher die Uni-Klinik Innsbruckangeboten hat, werden nach <strong>und</strong> nach eingestellt.63


<strong>Bericht</strong> <strong>zur</strong> <strong>Lage</strong> <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendges<strong>und</strong>heit in Österreich <strong>2011</strong>Pikler-Hengstenberg-Gesellschaft-ÖsterreichVerein <strong>zur</strong> Unterstützung von selbst bestimmtemLernen <strong>und</strong> einem respektvollen Umgang mitKin<strong>der</strong>n, Erwachsenen <strong>und</strong> sich selbst»Für ein friedliches Zusammenleben <strong>der</strong> Menschenwird es in Zukunft ausschlaggebend sein, ob dieWürde des Kindes im Bewusstsein <strong>der</strong> Erwachseneneinen an<strong>der</strong>en Stellenwert erhält.«Ute StrubSeit über 10 Jahren vermittelt die Pikler-Hengstenberg-Gesellschaftauf vielfältige Weise die PädagogikEmmi Piklers <strong>und</strong> die Bewegungslehre ElfriedeHengstenbergs in Österreich. Über verschiedenePartner-Organisationen werden Kurse angeboten,Veranstaltungen <strong>und</strong> Seminare für Fachpersonal <strong>und</strong>interessierte Eltern organisiert <strong>und</strong> abgehalten. Dieüber diesen Zeitraum stetig gewachsene Nachfragenach diesen Angeboten bestätigt den großenBedarf nach einer qualitativ hochwertigen Kleinkind-Pädagogik. Die Pikler®-Ausbildung ermöglicht eineentsprechende Vertiefung in Theorie <strong>und</strong> Praxis.Unsere AngeboteAus-, WeiterbildungAusbildung <strong>zur</strong> Pikler Kleinkind Pädagogin,zum Pikler Kleinkind PädagogenWeiterbildungsmodule für alle, die mit Kleinkin<strong>der</strong>narbeiten (ÄrztInnen, Krankenpflegepersonal, Hebammen,PädagogInnen, PhysiotherapeutInnen ...)VeranstaltungenFachspezifische Seminare, Vorträge, KonferenzenSupervisionPädagogische Begleitung von Berufsgruppen,die mit Kin<strong>der</strong>n/Eltern arbeitenPikler-SpielRaumEltern-Kind-Gruppen mit begleitenden Elterngesprächsr<strong>und</strong>enPikler-ElternRaumWorkshop-Reihe für Eltern, die sich intensiver mit <strong>der</strong>Pikler-Pädagogik auseinan<strong>der</strong> setzen wollenFamilienbegleitungEinzelgespräche mit <strong>der</strong> ganzen Familie <strong>und</strong>Gesprächsr<strong>und</strong>en mit Eltern im Sinne des familycounselling nach Jesper JuulTherapieZusammenarbeit mit Pikler-orientierten TherapeutInnen<strong>zur</strong> Unterstützung von Familien, die Kin<strong>der</strong>mit Entwicklungsverzögerungen o<strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>ungenhabenForschungWissenschaftliche Begleitung <strong>und</strong> DokumentationStatus Quo <strong>und</strong> Entwicklungen in <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong><strong>und</strong>Jugendges<strong>und</strong>heit in Österreich aus Sicht<strong>der</strong> Pikler-Hengstenberg-GesellschaftIn den letzten Jahren wurden maßgebliche wissenschaftlicheErkenntnisse durch Entwicklungspsychologie,Neurobiologie, Lern- <strong>und</strong> Verhaltensforschunggewonnen, die ein differenzierteres Bild <strong>der</strong> frühkindlichenEntwicklung <strong>und</strong> ihrer Potentiale <strong>und</strong>Bedürfnisse aufzeigen.Dies im alltäglichen Miteinan<strong>der</strong> konkret werdenzu lassen, ist zwar bereits auch eine For<strong>der</strong>ung<strong>der</strong> Politik, doch lassen dementsprechend logischerscheinende <strong>und</strong> dadurch zwingend notwendigeSchlussfolgerungen für die praktische Umsetzung inBereichen wie Tagesbetreuung <strong>und</strong> Elternbegleitungauf sich warten.Rückblick 20101. Seit 2009 sind wir Gründungsmitglied im PiklerVerband Europa e.V. (www.pikler-verband.org), einerOrganisation von Mitgliedslän<strong>der</strong>n (Deutschland,Holland, Österreich, Schweiz <strong>und</strong> Ungarn), die seitmehreren Jahren bestrebt sind, die Arbeit Emmi PiklersEltern wie Fachleuten bekannt zu machen. Durchdie in den letzten Jahren gewachsene Nachfrageim Bereich <strong>der</strong> professionellen Kleinkindbetreuung,haben wir die Notwendigkeit erkannt, eine entsprechendeGr<strong>und</strong>lage zu schaffen, um eine vertiefendeBeschäftigung mit den Erfahrungen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Bedeutungdieser Pädagogik zu ermöglichen.65


Pikler-Hengstenberg-Gesellschaft-Österreich<strong>2.</strong> Das verstärkte Interesse an dieser pädagogischenArbeit – sowohl von Elternseite als auch von PädagogInnenseitezeigt sich immer öfter auch medial(Artikel in Printmedien <strong>und</strong> online).3. Ebenso wachsen die Nachfrage das Pikler®-Ausbildungs-Curriculum betreffend: Lehrgänge inÖsterreich (Wien <strong>und</strong> Salzburg) sowie in Deutschland,<strong>der</strong> Schweiz <strong>und</strong> Ungarn werden gut angenommen,genauso wie unsere jährlich angebotenenSeminare zu Themen wie:• Vom äußeren <strong>und</strong> inneren Gleichgewicht – Seminar<strong>zur</strong> Bewegungspädagogik von Elfriede Hengstenberg• Sensory Awareness, eine Praxis des Still-werdens<strong>und</strong> Wach-werdens• Die Pädagogik Emmi Piklers <strong>und</strong> ihre Bedeutungfür die therapeutische Arbeit mit entwicklungsverzögerten<strong>und</strong> behin<strong>der</strong>ten Kin<strong>der</strong>n• Im Spannungsfeld zwischen pädagogischer <strong>und</strong>therapeutischer Begleitung:Woran erkenne ich, ob sich ein Kind verzögert o<strong>der</strong>einfach nur langsamer entwickelt?Wichtigste For<strong>der</strong>ungen für <strong>2011</strong>Ausgehend von Interesse <strong>und</strong> Nachfrage nachqualifizierten Angeboten im Bereich frühkindlichePädagogik erwarten wir uns entsprechende Unterstützungvon öffentlicher Seite – nicht alle jungeEltern können sich ein privates Angebot leisten,ebenso sind die Möglichkeiten von Kin<strong>der</strong>gartenpädagogInnenbegrenzt, sich aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> entsprechendenQualität zeit- <strong>und</strong> kostenintensive Ausbildungslehrgängezu finanzieren.Mag. Daniela M. I. Pichler-Bogner(Obfrau <strong>der</strong> Pikler-Hengstenberg-Gesellschaft)4. Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> wachsenden Bedürfnisse <strong>und</strong>Notwendigkeiten einer qualifizierten Betreuung vonKleinkin<strong>der</strong>n sind wir dabei, ein Pikler-Krippenkonzeptzu entwickeln, um für diese BetreuungsformGr<strong>und</strong>lagen zu schaffen, die ein Angebot ermöglichen,von dem Kin<strong>der</strong> in diesem Alter sowie ihreEltern profitieren können.Vernetzung <strong>2011</strong>• Bei <strong>der</strong> 16.GAIMH Jahrestagung von 17.-19.<strong>2.</strong><strong>2011</strong>sind wir mit einem Vortrag zum Thema »Eine Mutterpflegt ihr Kind, weil sie es liebt – die Pflegerin liebtdas Kind, weil sie es pflegt« vertreten.• In Zusammenarbeit mit dem Pikler-Verein Wege <strong>der</strong>Entfaltung in München (www.we-ev.de) <strong>und</strong> demPikler Verband Europa wird von 28.3.-1.4.<strong>2011</strong> die3.Pikler-Krippentagung am Chiemsee zum Thema»Hochschule« für Säuglinge <strong>und</strong> Kleinkin<strong>der</strong> – Waskann die Krippe leisten?« stattfinden.66


<strong>Bericht</strong> <strong>zur</strong> <strong>Lage</strong> <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendges<strong>und</strong>heit in Österreich <strong>2011</strong>Verband <strong>der</strong> Still- <strong>und</strong>LaktationsberaterInnen ÖsterreichsDer Verband <strong>der</strong> Still- <strong>und</strong> LaktationsberaterInnenÖsterreichs (VSLÖ) setzt sich dafür ein, dass dasUnterstützungs- <strong>und</strong> Beratungsangebot für Stillendein allen Bereichen des Ges<strong>und</strong>heitswesensausgebaut wird.Still- <strong>und</strong> LaktationsberaterInnen, IBCLC (InternationalBoard Certified Lactation Consultants) habeneinen umfassenden Kurs absolviert <strong>und</strong> das Examendes International Board of Lactation Consultant Examinersabgelegt. Sie haben langjährige Erfahrung in<strong>der</strong> Beratung von werdenden Eltern <strong>und</strong> Stillenden,<strong>und</strong> sie sind im Rahmen ihres Berufes als Ärztin,Hebamme, Krankenschwester o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Ges<strong>und</strong>heitsberufen,o<strong>der</strong> in freier Praxis tätig.Sie arbeiten in Spitälern <strong>und</strong> Stillambulanzen,Mutterberatungsstellen, Eltern-Kind-Zentren <strong>und</strong>an<strong>der</strong>en Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Sozialeinrichtungen. Still<strong>und</strong>LaktationsberaterInnen, IBCLCs, bieten Fachwissenauf qualifizierter Basis <strong>und</strong> sind in <strong>der</strong> Aus- <strong>und</strong>Fortbildung von Ges<strong>und</strong>heitspersonal tätig.Status Quo <strong>und</strong> Entwicklungen <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong>Jugendges<strong>und</strong>heit in Österreich aus <strong>der</strong> Sichtdes Verbandes <strong>der</strong> Still- <strong>und</strong> LaktationsberaterInnenÖsterreichsStillen <strong>und</strong> Stillberatung sind die kostengünstigsten<strong>und</strong> effizientesten Präventivmaßnahmen im Ges<strong>und</strong>heits-<strong>und</strong> Sozialbereich.StillenMuttermilch ist die beste Ernährung für einenSäugling. Stillen trägt wesentlich zu einer optimalenEntwicklung des Babys bei. Beim Stillen werden allefünf Sinne des Kindes angeregt: es sieht, spürt, hört,schmeckt <strong>und</strong> riecht die Mutter. Ein Baby zu stillen,hat auch für die Mutter eine Reihe von ges<strong>und</strong>heitlichenVorteilen. Stillen ist praktisch, <strong>und</strong> es för<strong>der</strong>tdie Mutter-Kind-Bindung. Stillen ist natürlich, abergerade in schwierigen Situationen brauchen MütterUnterstützung.Richtige Informationen <strong>und</strong> Anleitung <strong>der</strong> Mutter in<strong>der</strong> Schwangerschaft <strong>und</strong> nach <strong>der</strong> Geburt tragenwesentlich zu einem guten Stillbeginn bei. Der weitereVerlauf <strong>der</strong> Stillbeziehung in den ersten Wochen<strong>und</strong> Monaten ist in hohem Maß davon abhängig,welche Informations- <strong>und</strong> Beratungsmöglichkeiten<strong>der</strong> stillenden Mutter <strong>zur</strong> Verfügung stehen.ÖffentlichkeitsarbeitVSLÖ Homepage www.stillen.atInteressante Artikel, Studien <strong>und</strong> aktuelle <strong>Bericht</strong>e,Presseaussendungen, Informationen <strong>zur</strong> Weltstillwoche,Buchempfehlungen <strong>und</strong> Links sowie aktuelleTermine <strong>der</strong> Fortbildungsveranstaltungen.»VSLÖ­News«Sie werden vier mal pro Jahr mit einer Auflage von<strong>2.</strong>500 Stück herausgegeben <strong>und</strong> an die Mitglie<strong>der</strong><strong>und</strong> Interessierte, sowie an Ges<strong>und</strong>heitseinrichtungenverschickt.GastautorInnen bei Pädiatrie &PädologieIm letzten Jahr konnte das VSLÖ Redaktionsteam indieser renommierten Zeitschrift für Kin<strong>der</strong>ärztInnenin drei (von sechs) Ausgaben Artikel zum Stillenschreiben.»Still­mail«Newsletter per E-mail des VSLÖ mit den interessantestenStudienergebnisse <strong>und</strong> Neuigkeiten zumThema Stillen <strong>und</strong> Stillberatung. Anmelden überwww.stillen.at.VSLÖ Fol<strong>der</strong> <strong>und</strong> »Muttermilch für Babys«:Beide Materialien stehen allen Interessierten <strong>zur</strong>Verfügung <strong>und</strong> können kostenlos beim VSLÖangefor<strong>der</strong>t werden.Vernetzung mit Ges<strong>und</strong>heitsorganisationenDies dient <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> interdisziplinärenKommunikation, für eine fächer- <strong>und</strong> berufsübergreifendeKooperation aller befassten Personen <strong>und</strong>Institutionen im Bereich <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>ges<strong>und</strong>heit:• Netzwerk Lebensbeginn »Initiative für interdisziplinäreBegleitung r<strong>und</strong> um Schwangerschaft, Geburt<strong>und</strong> frühe Kindheit« St Virgil, Salzburg• Österreichische Liga für Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendges<strong>und</strong>heithttp://www.kin<strong>der</strong>jugendges<strong>und</strong>heit.at• Gaimh Gesellschaft für Seelische Ges<strong>und</strong>heit67


Verband <strong>der</strong> Still- <strong>und</strong> LaktationsberaterInnen Österreichsin <strong>der</strong> Frühen Kindheit http://www.gaimh.org• Kontakte <strong>zur</strong> AGES »Österreichische Agentur fürGes<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit«http://www.richtigessenvonanfangan.at• Österreichische StillkommissionWeltstillwocheDie Internationale Woche für das Stillen findet inÖsterreich jedes Jahr von 1.-7. Oktober statt. DieThemenvorgabe kommt von WABA – World Alliancefor Breastfeeding Action: 2010 »Stillen – 10 Schrittefür einen guten Beginn!« Ein Informationsfol<strong>der</strong>, eineCheckliste für Krankenhäuser <strong>und</strong> ein Plakat wurdenin Kooperation mit dem Netzwerk Stillen <strong>der</strong> NÖLandesakademie hergestellt.Medizinischer Beirat50 MedizinerInnen verschiedener Disziplinen, davonviele IBCLCs, konnten für den medizinisch/wissenschaftlichenBeirat des VSLÖ gewonnen werden.Die Liste ist auf <strong>der</strong> Homepage des VSLÖ abrufbar(http://www.stillen.at/wirsind/wir_sind_beirat.html).WHO UNICEF-Initiative »Baby Friendly Hospital –Stillfre<strong>und</strong>liches Krankenhaus«Da <strong>der</strong> frühe Beginn des Stillens nach <strong>der</strong> Geburt<strong>und</strong> die ersten Tage im Krankenhaus wegweisendsind dafür, ob die Mutter ihr Kind im ersten Lebenshalbjahrausschließlich stillen <strong>und</strong> danach noch beigeeigneter Beikost weiterstillen kann, hat es sich <strong>der</strong>VSLÖ <strong>zur</strong> Aufgabe gemacht, diese Initiative bestmöglichzu unterstützen. UNICEF Österreich unterstütztBFHI nur ideell, es gibt keine finanzielle Unterstützungseitens <strong>der</strong> UNICEF. Der VSLÖ ist Mitgliedim Unterstützungskomitee für BFHI. In Österreichwurden von UNICEF bislang 16 Krankenhäuser ausgezeichnet.Die Verbindung des VSLÖ zum UNICEF-Büro in Wien besteht durch Anne-Marie Kern <strong>und</strong> Dr.Birgit Streiter.Das Ziel war, die BFHI in einer Institution des Ges<strong>und</strong>heitswesensanzuglie<strong>der</strong>n. Dank <strong>der</strong> Bemühungen<strong>und</strong> des Einsatzes von Anne-Marie Kern <strong>und</strong> <strong>der</strong> Vorsitzenden<strong>der</strong> Stillkommission, Dr. Beate Pietschnigmit Unterstützung von Mag. Ariane Hitthaller von<strong>der</strong> AGES ist es nun gelungen, die Verantwortlichenim Ges<strong>und</strong>heitsministerium von <strong>der</strong> Wichtigkeit <strong>der</strong>BFHI zu überzeugen.Anlässlich <strong>der</strong> Presseaussendung zu Weltstillwochehat Ges<strong>und</strong>heitsminister Stöger bekannt gegeben,dass die BFHI im Netzwerk <strong>der</strong> Ges<strong>und</strong>heitsför<strong>der</strong>ndenKrankenhäuser als eigene Sektion etabliertwird – ein wichtiger Schritt hin zu einer konsequentenStillför<strong>der</strong>ung. Erste konkrete organisatorische Maßnahmenwurden bereits in Angriff genommen <strong>und</strong> imnächsten Jahr werden wie<strong>der</strong> Begutachtungen – zweiKrankenhäuser sind dafür bereits angemeldet – <strong>und</strong>Rezertifizierungen stattfinden.http://www.bmg.gv.at/cms/site/presse_detail.html?channel=CH1031&doc=CMS1286525454006EU Aktionsplan –För<strong>der</strong>ung des Stillens in EuropaDer Aktionsplan ist das wichtigste Dokument, aufdas <strong>der</strong> VSLÖ bei seiner Arbeit Bezug nehmen kann.Er dient als Basis für alle Projekte <strong>der</strong> Stillför<strong>der</strong>ungin Österreich <strong>und</strong> soll als solcher auch immerwie<strong>der</strong> verwendet <strong>und</strong> mit Leben erfüllt werden.Der Aktionsplan kann von <strong>der</strong> Homepage als PDFDatei herunter geladen werden http://www.stillen.at/images/pdfs/blueprintDeutsch.pdf. Auch dieBroschüre »Empfehlung für die Europäische Union:Ernährung von Säuglingen <strong>und</strong> Kleinkin<strong>der</strong>n« dientdiesem Zweck. Es sind überregionale, einheitliche<strong>und</strong> praktische Empfehlungen, die auf den Ergebnissenzahlreicher Forschungsarbeiten basieren.Österreichische StillkommissionSeit Ende 2004 gibt es die Österreichische Stillkommission<strong>der</strong> BMG. Die Mitglie<strong>der</strong> dieses Gremiumssind vom Ges<strong>und</strong>heitsminister bestellt: Die Vorsitzendeist Dr. Beate Pietschnig, weitere Mitglie<strong>der</strong>sind Ilse Bichler IBCLC, Dr. Nadja Haiden, AstridHolubowsky IBCLC, Anne-Marie Kern IBCLC, Moenivan <strong>der</strong> Kleyn IBCLC, Prof. Dr. Heinrich Salzer, Prof.Dr. Gerald Sliutz, Maria Wiener, Univ. Prof. Dr. KarlZwiauer.Ein Link zum Stillen:http://www.bmg.gv.at/cms/site/standard.html?channel=CH0775&doc=CMS117705000786768


<strong>Bericht</strong> <strong>zur</strong> <strong>Lage</strong> <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendges<strong>und</strong>heit in Österreich <strong>2011</strong>Die Stillempfehlungen <strong>der</strong> ÖsterreichischenStillkommission des Obersten Sanitätsrates:http://www.bmg.gv.at/cms/site/attachments/5/2/4/CH0775/CMS1177050007867/stillempfehlungen_homepage_7_09__2_1.pdfNetzwerk Stillen NÖDer VSLÖ ist Mitglied des vom Ges<strong>und</strong>heitsministeriumin Auftrag gegebenen Pilotprojektes in Nie<strong>der</strong>österreich.Es sind alle Berufsgruppen <strong>und</strong> Institutionenvertreten, die in Nie<strong>der</strong>österreich mit stillendenMüttern im engeren <strong>und</strong> weiteren Sinn zu tunhaben. Ilse Bichler <strong>und</strong> Anne-Marie Kern fungierenals Koordinatorinnen. Regelmäßige Arbeitstreffen,Schulungen, Fortbildungsveranstaltungen, Gestaltungeines eigenen Fol<strong>der</strong>s <strong>und</strong> <strong>der</strong> direkte Kontaktzu den Nie<strong>der</strong>österreichischen Geburtenabteilungenhaben bereits einiges bewirkt. In allen Nie<strong>der</strong>österreichischenGeburtenabteilungen gibt es eine Stillverantwortliche.Wichtigste For<strong>der</strong>ungen für <strong>2011</strong>Fortführung <strong>der</strong> bisherigen Arbeit auf allen Ebenen,Gr<strong>und</strong>lage dafür ist <strong>der</strong> EU Aktionsplan <strong>zur</strong>För<strong>der</strong>ung des Stillens <strong>und</strong> die »Empfehlung für dieEuropäische Union: Ernährung von Säuglingen <strong>und</strong>Kleinkin<strong>der</strong>n«. Beson<strong>der</strong>es Augenmerk gilt <strong>der</strong> WHO/UNICEF Initiative »Baby Friendly Hospital BFHI« JedeEntbindungseinrichtung soll erfolgreiches Stillen ermöglichen<strong>und</strong> unterstützen, es soll mindestens eineIBCLC im Team sein.Weiters wollen wir uns um För<strong>der</strong>ung durch öffentlicheMittel bemühen <strong>und</strong> Imagepflege betreiben,damit die Stillför<strong>der</strong>ung des VSLÖ als professionelle<strong>und</strong> wissenschaftlich f<strong>und</strong>ierte Arbeit bei ÄrztInnen,Pflegepersonal, Hebammen <strong>und</strong> Krankenhausleitungennoch mehr Anerkennung findet <strong>und</strong> IBCLCsmehr Wertschätzung entgegengebracht wird.Anne-Marie Kern, IBCLC(Delegierte des Verbandes <strong>der</strong> Still- <strong>und</strong> LaktationsberaterInnenÖsterreichs)69


Beiträge des Eltern- <strong>und</strong> Selbst hilfe-Beirats <strong>und</strong> des Ethik-Beirats71


<strong>Bericht</strong> <strong>zur</strong> <strong>Lage</strong> <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendges<strong>und</strong>heit in Österreich <strong>2011</strong>Eltern- <strong>und</strong> Selbsthilfe-Beirat<strong>der</strong> Liga für Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendges<strong>und</strong>heitDer Eltern- <strong>und</strong> Selbsthilfebeirat sieht sich als Betroffenenvertretungin <strong>der</strong> Österreichischen Liga fürKin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendges<strong>und</strong>heit. Betroffene <strong>und</strong> ihreAngehörigen können selbst am besten definieren,wie ihre Bedürfnisse erfüllt werden können. Kin<strong>der</strong>können zudem nicht für sich selbst sprechen, ihreAngehörigen sind häufig überfor<strong>der</strong>t, es braucht eineLobby für Kin<strong>der</strong>, um ihre Anliegen zu vertreten.Der Eltern- <strong>und</strong> Selbsthilfebeirat ist eine offene Plattformfür alle Betroffenenvertretungen <strong>und</strong> berät dieLiga <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Gremien in Fragen <strong>der</strong> Umsetzungkooperativer Ges<strong>und</strong>heits-Konzepte mit dem Wissenum die Lebensrealitäten von erkrankten Kin<strong>der</strong>n <strong>und</strong>Jugendlichen <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Angehörigen.Lobby4kids –Ein Dachverband <strong>der</strong> ElternselbsthilfeKin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendliche werden nach wie vor in <strong>der</strong>Öffentlichkeit kaum gehört <strong>und</strong> sind nicht an Verhandlungstischenzu finden. Noch schwieriger ist dieSituation für Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendliche mit Behin<strong>der</strong>ungeno<strong>der</strong> chronischen Erkrankungen.Lobby4kids ist ein gemeinnütziger, überkonfessioneller<strong>und</strong> unparteiischer Verein, <strong>der</strong> die Anliegenvon Kin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen vertritt, beson<strong>der</strong>sjener mit chronischen Erkrankungen <strong>und</strong> Behin<strong>der</strong>ungen.Er setzt sich zusammen aus betroffenenFamilien, Partnerorganisationen sowie aus einemwissenschaftlichen Beirat aus Pädiatern <strong>und</strong> an<strong>der</strong>enProfessionisten. Ziel ist, ein Netzwerk für betroffeneFamilien zu sein, um im Fall medizinischer, rechtlicher,aber auch behördlicher Probleme rasch helfenzu können. Darüber hinaus betreibt Lobby4kids vielÖffentlichkeitsarbeit, um das Bewusstsein für dieAnliegen von Kin<strong>der</strong>n in <strong>der</strong> Gesellschaft zu stärken,Defizite im Ges<strong>und</strong>heitssystem zu verbessern <strong>und</strong>Kin<strong>der</strong>rechten den ihnen zustehenden Platz in <strong>der</strong>Verfassung mit zu erwirken.An<strong>der</strong>e Mitglie<strong>der</strong>vereineInnerhalb des Eltern- <strong>und</strong> Selbsthilfebeirats sind auchmehrere an<strong>der</strong>e Mitglie<strong>der</strong>vereine vertreten, wie zumBeispiel <strong>der</strong> Verein Kin<strong>der</strong> in Begleitung (KiB childrencare), in Österreich Vertreter <strong>der</strong> EACH Charta,die die Rechte von Kin<strong>der</strong>n im Krankenhaus regelt,sowie Familienhelfer in Notfällen. Der Verein Elternan<strong>der</strong>swie<strong>der</strong>um lädt Betroffene ein, sich über ihrebeson<strong>der</strong>en Kin<strong>der</strong> auszutauschen <strong>und</strong> setzt somitbei den Eltern an. MOKI, Mobile Kin<strong>der</strong>krankenpflege,entlastet <strong>und</strong> unterstützt pflegende Angehörigebei <strong>der</strong> Pflege daheim. Die VKKJ betreut Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong>Jugendliche mit Entwicklungsstörungen in ihrenAmbulatorien Wien <strong>und</strong> Nie<strong>der</strong>österreich. KEKS vertrittKin<strong>der</strong> mit Speiseröhrenerkrankungen, <strong>und</strong> dieKin<strong>der</strong>lobby tritt für kindgerechte Entwicklung <strong>und</strong>För<strong>der</strong>ung vor allem im Raum Oberösterreich ein.Auch <strong>der</strong> Österreichische Verband <strong>der</strong> Elternvereinean öffentlichen Pflichtschulen – die größte <strong>der</strong>artigeVertretungsorganisationen in Österreich – ist seitheuer Mitglied <strong>der</strong> Liga.Status quoEines unserer Hauptanliegen, die Betreuung, Integration<strong>und</strong> Inklusion von Kin<strong>der</strong>n mit Behin<strong>der</strong>ungenin Kin<strong>der</strong>garten, Schule <strong>und</strong> Hort, erfuhr heuer imWahljahr 2010 sehr große Aufmerksamkeit in <strong>der</strong>Öffentlichkeit. Mit dem heurigen Schuljahr begannin Wien das verpflichtende Kin<strong>der</strong>gartenjahr für allefünfjährigen Kin<strong>der</strong> in Kraft zu treten. Schon mit Einführungdes so genannten Gratiskin<strong>der</strong>gartens wurdeallen Familien von <strong>der</strong> Politik versprochen, dassjedes Kind selbstverständlich einen Kin<strong>der</strong>gartenplatzerhalten würde. Kenner des Systems wussten vonAnfang an genau, dass dieses Versprechen nicht zuhalten war. Bei weitem haben schon nicht alle Kin<strong>der</strong>unter drei Jahren den versprochenen Krippenplatzerhalten. Gesetzt den Fall, dass die Mutter zu Hauseist, weil sie vielleicht noch ein Baby hat o<strong>der</strong> keinergeregelten Arbeit nachgeht, sind <strong>der</strong>en Kin<strong>der</strong> gleicheinmal aus dem System gefallen. Die Bereitstellungeines Kin<strong>der</strong>gartenplatzes ist an die Berufstätigkeit<strong>der</strong> Eltern – vor allem Mütter – geb<strong>und</strong>en. Nicht nurdass es sich um eine Diskriminierung von Frauenhandelt, hier wird Kin<strong>der</strong>n auch eine entscheidendeBildungschance genommen. Am schlimmsten trifft eswie<strong>der</strong> einmal Kin<strong>der</strong> mit chronischen Erkrankungen<strong>und</strong> Kin<strong>der</strong> mit Behin<strong>der</strong>ungen o<strong>der</strong> mit speziellenBedürfnissen. Lobby4kids <strong>und</strong> Integration Wiennehmen sich <strong>der</strong>en Belange beson<strong>der</strong>s an. Allein indiesem Jahr haben sich an die 30 Familien wegenBetreuungsproblemen an Lobby4kids gewandt.Gelöst wurde nicht einmal eine Handvoll dieser73


Eltern- <strong>und</strong> Selbstbeihilfe-Beiratgeschil<strong>der</strong>ten Probleme. Die Dunkelziffer ist sicherlichum vieles höher, da wir bei weitem nicht alle Familienerreichen. Seit nunmehr fünf Jahren ist die Hort- <strong>und</strong>Kin<strong>der</strong>gartenbetreuung dieser beson<strong>der</strong>en Kin<strong>der</strong>zum Hauptthema unserer Arbeit geworden. Der Gratiskin<strong>der</strong>gartenhat die Situation chronisch kranker<strong>und</strong> behin<strong>der</strong>ter Kin<strong>der</strong> eher noch verschlechtert, danun <strong>der</strong> Magistrat durch seine För<strong>der</strong>ungen auch dieprivaten Einrichtungen weitgehend kontrolliert. Dasheißt, dass nun auch die gleichen Vorschriften wiein öffentlichen Kin<strong>der</strong>gärten gelten. Die Gruppensind um vieles größer geworden. Jedoch bekommenprivate Kin<strong>der</strong>gärten keine speziellen Zuschüsseo<strong>der</strong> För<strong>der</strong>ungen, um die Betreuung von Kin<strong>der</strong>nmit Behin<strong>der</strong>ungen sicherzustellen. Häufig werdenEltern von Kin<strong>der</strong>n mit chronischen Erkrankungeno<strong>der</strong> Eltern von Kin<strong>der</strong>n mit Behin<strong>der</strong>ungen zuBittstellerInnen auf <strong>der</strong> Suche nach einem geeignetenPlatz für ihr Kind. Diese Suche kann sich überJahre hinweg ziehen. Die Tatsache, dass Eltern ambesten wissen, wie ihr Kind zu integrieren ist <strong>und</strong>was es benötigt, wird meist ignoriert. Eltern werdenhingehalten <strong>und</strong> vertröstet, es wird ihnen zudemdas Gefühl gegeben, Einzelfälle zu sein. Argumentewie »Sie nehmen einem ‚ges<strong>und</strong>en’ Kind den Platzweg« o<strong>der</strong> »Ihr Kind kann nur in einer heilpädagogischenGruppe geför<strong>der</strong>t werden, da es dort dieentsprechenden Angebote gibt« werden immerwie<strong>der</strong> an uns herangetragen. Dass die Einzelfallthesenicht stimmt, hat die Kin<strong>der</strong>lobby gemeinsammit dem Verein Integration Wien in <strong>der</strong> Vorwahlzeitverstärkt zu spüren bekommen. Nach unzähligenAufrufen, Briefen <strong>und</strong> R<strong>und</strong>schreiben an die verantwortlichenPersonen in <strong>der</strong> Politik sowie einer Reihevon persönlichen Gesprächsterminen haben wir auchFamiliengeschichten gesammelt. Jede ist für sich eintrauriges Dokument des nicht genügenden Angebotsan Einrichtungen <strong>und</strong> Betreuungsmaßnahmen für dieKin<strong>der</strong> dieser Familien. Nicht nur, dass es an Ressourcen<strong>und</strong> Plätzen mangelt, es fehlt auch das geschultePersonal <strong>und</strong> die gesetzliche Gr<strong>und</strong>lage, um allenfallsnötige medizinische <strong>und</strong> pflegerische Handgriffe, diediese Kin<strong>der</strong> oft brauchen, durchzuführen. Häufighängen ganze Existenzen an <strong>der</strong> Nichtvermittlungvon Kin<strong>der</strong>gartenplätzen, meistens finden alleinerziehendeMütter von Kin<strong>der</strong>n mit Behin<strong>der</strong>ungen <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> chronischen Erkrankungen nicht in ein Stück»normalen Lebens« o<strong>der</strong> in eine Tätigkeit <strong>zur</strong>ück.Echte Integration findet schlichtweg nicht statt,geschweige denn Entlastung <strong>der</strong> pflegenden Angehörigen.Da Bildung bereits im Kin<strong>der</strong>garten beginnt<strong>und</strong> ein Menschenrecht ist, for<strong>der</strong>n wir ein Ende<strong>der</strong> Ungleichbehandlung von Kin<strong>der</strong>n mit <strong>und</strong> ohneBehin<strong>der</strong>ungen, sowie die Einhaltung internationalerUN-Konventionen zum Thema. Es ist einiges geschehen,aber in Summe viel zu wenig <strong>und</strong> zu langsam.Kin<strong>der</strong> müssen JETZT, im jeweiligen Zeitfenster ihrerEntwicklung, unterstützt <strong>und</strong> geför<strong>der</strong>t werden,danach ist es zu spät. Die Folgen tragen nicht nur diebetroffenen Heranwachsenden, son<strong>der</strong>n die gesamteGesellschaft. Österreich hat nun nur einen Teil <strong>der</strong>UN-Kin<strong>der</strong>rechte in <strong>der</strong> Verfassung verankert <strong>und</strong>setzt auch nicht alle Kin<strong>der</strong>rechte um.For<strong>der</strong>ungen• Das Recht auf inklusive Bildung basierend auf <strong>der</strong>UN-Konvention über die Rechte des Kindes sowie <strong>der</strong>UN-Konvention über die Rechte von Menschen mitBehin<strong>der</strong>ungen ist in <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esverfassung sowie inallen relevanten Gesetzen zu verankern. Das bedeutetim Bereich <strong>der</strong> institutionellen Kin<strong>der</strong>betreuungein gesetzlich verankertes <strong>und</strong> durchsetzbares Rechtauf inklusive Bildung.• Die Qualität <strong>der</strong> pädagogischen Umsetzunginklusiver Bildung <strong>und</strong> das Angebot an individuellenUnterstützungsmaßnahmen muss angepasst <strong>und</strong>unverzüglich bereit gestellt werden (zum Beispielpersonelle <strong>und</strong> materielle Ressourcen, Ganztagesbetreuung,AssistentInnen, GebärdensprachdolmetscherInnen,Verankerung von inklusiver Pädagogik in<strong>der</strong> Aus- <strong>und</strong> Fortbildung <strong>der</strong> PädagogInnen)• Die Bereitstellung eines Kin<strong>der</strong>betreuungsplatzesdarf nicht länger an die Berufstätigkeit <strong>der</strong> Elterngeb<strong>und</strong>en sein.• Nach wie vor Abschaffung <strong>der</strong> Selbstbehalte fürTherapien von Kin<strong>der</strong>n, damit auch sozial Schwächerezu ihren Ges<strong>und</strong>heitsleistungen kommen.Mag. Pharm Dr. Irene Promussas(Vorsitzende des Eltern- <strong>und</strong> Selbsthilfebeirates,Obfrau <strong>der</strong> lobby4kids - Kin<strong>der</strong>lobby)74


<strong>Bericht</strong> <strong>zur</strong> <strong>Lage</strong> <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendges<strong>und</strong>heit in Österreich <strong>2011</strong>Ethik-Beirat<strong>der</strong> Liga für Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendges<strong>und</strong>heitHintergr<strong>und</strong> – Zielsetzungen des Ethik-Beirats»Fortschritte in <strong>der</strong> Medizin (in Diagnose, Behandlung,Technologie, Pharmakologie, Prävention) stellenPraktikerInnen in Ges<strong>und</strong>heitsberufen, Forschungebenso wie Gesetzgeber <strong>und</strong> Verwaltung vielfach vorEntscheidungsfragen, die gr<strong>und</strong>sätzliche Aspekte desRespekts <strong>der</strong> Würde des Menschen berühren bzw. inMenschenrechte des Individuums eingreifen können.Gerade ein Fokus auf Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendliche alsBetroffene <strong>und</strong> Akteure wirft elementare Fragen ausdem Spannungsverhältnis zwischen Selbstbestimmung<strong>und</strong> Schutzbedürftigkeit junger Menschen auf,macht Kompetenzen <strong>und</strong> Stärken, aber auch Abhängigkeiten(von Erwachsenen, Strukturen/Rahmenbedingungen)<strong>und</strong> Benachteiligungen (im Zugang zuGes<strong>und</strong>heitsdienstleistungen <strong>und</strong> Information) <strong>und</strong>Defizite in <strong>der</strong> Gewährleistung gr<strong>und</strong>legen<strong>der</strong> Rechtedes Kindes deutlich. Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> will <strong>der</strong>Ethik-Beirat <strong>der</strong> Liga <strong>und</strong> ihren Mitglie<strong>der</strong>n als Beratungsgremium<strong>zur</strong> Seite stehen, <strong>der</strong> aktuelle Fragenr<strong>und</strong> um Ges<strong>und</strong>heit, Politik, Recht <strong>und</strong> Menschenrechtenvon Kin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen aus ethischerPerspektive aufwirft bzw. aufgreift, dazu Stellungnimmt <strong>und</strong> Empfehlungen für Politik <strong>und</strong> Praxis allerrelevanter Akteure anstrebt.«(aus dem Protokoll <strong>der</strong> konstituierenden Beiratssitzungvom 1<strong>2.</strong> Oktober 2009 am Ludwig BoltzmannInstitut für Menschenrechte in Wien)Arbeitsschwerpunkte 2010Diesem hier skizzierten Auftrag gemäß fanden imJahr 2010 insgesamt vier (Plenar-)Treffen des Beiratsstatt. Die Schwerpunkte <strong>der</strong> Arbeit bildeten dabeizwei Themen:• die Stellung des Kindes in <strong>der</strong> Reproduktionsmedizin<strong>und</strong> die Frage nach verstärkten Möglichkeiten<strong>der</strong> Berücksichtung einer am Wohl <strong>und</strong> denRechten des Kindes orientierten Perspektive: dazuzählen Aspekte wie verfügbare Datenlage, Information<strong>und</strong> Beratung von Eltern mit Kin<strong>der</strong>wunsch,Umgang mit Mehrlingsgeburten, Kindeswohlprüfung<strong>und</strong> soziale Verantwortung;• sowie ethisch-rechtliche Fragen im Zusammenhangmit <strong>der</strong> Durchführung von »Altersbestimmungen«insbeson<strong>der</strong>e bei jugendlichen AsylwerberInnenin Österreich durch MedizinerInnen: hier wurdenetwa Aussagekraft <strong>und</strong> Zuverlässigkeit <strong>der</strong> diagnostischenMethoden <strong>und</strong> Ablauf <strong>und</strong> Ausgestaltungdes Verfahrens bzw. Zustimmungserfor<strong>der</strong>nisse <strong>und</strong>Behandlungspflichten beraten.Zu beiden Arbeitsschwerpunkten wurden bereits Entwürfefür Positionspapiere des Ethik-Beirats vorgelegt(Barbara Maier, Universitätsklinik für Frauenheilk<strong>und</strong>e<strong>und</strong> Geburtshilfe, Salzburg bzw. Maria Kletecka-Pulker, Institut für Ethik <strong>und</strong> Recht in <strong>der</strong> Medizin,Wien), die nach Beratung in <strong>der</strong> Liga <strong>2011</strong> veröffentlichtwerden sollen, um zu einer breiteren Diskussionmit relevanten Akteuren beizutragen.Außerdem bildeten Gegenstand von Beratungenunter an<strong>der</strong>em <strong>der</strong> Bereich frühkindlicher (Krippen-)Betreuung <strong>und</strong> die Etablierung von Qualitätsstandards,ebenso wie die Qualitätssicherung in denGes<strong>und</strong>heitsberufen, Möglichkeiten <strong>der</strong> Reformdes Mutter-Kind-Passes, die Beteiligung <strong>der</strong> Liga aneinem (»Schatten-«)<strong>Bericht</strong> des Netzwerks Kin<strong>der</strong>rechteÖsterreich für den Kin<strong>der</strong>rechtsausschuss <strong>der</strong>Vereinten Nationen <strong>und</strong> die politische Diskussion<strong>zur</strong> Verankerung von Kin<strong>der</strong>rechten in <strong>der</strong> österreichischenB<strong>und</strong>esverfassung, einschließlich einesRechts auf Ges<strong>und</strong>heit.Ausblick für <strong>2011</strong>Neben <strong>der</strong> Fortführung <strong>der</strong> laufenden Schwerpunktewurde auch eine verstärkte Auseinan<strong>der</strong>setzungmit Themen wie verantwortungsvoller Umgang mitPsychopharmaka bei Kin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichensowie Aspekte eines verbesserten Schutzes jungerMenschen vor Gewalt bzw. sexuellem Missbrauch inAussicht genommen.All dies, um dem Gr<strong>und</strong>anliegen des Ethik-Beiratswie auch <strong>der</strong> Liga insgesamt noch stärker zumDurchbruch zu verhelfen: einer spezifisch kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong>jugendfokussierten Perspektive in allen Aspekten desGes<strong>und</strong>heitswesens in Österreich <strong>und</strong> damit zusammenhängen<strong>der</strong>Bereiche, die Entwicklungschancenjunger Menschen betreffen.75


EthikbeiratStändige Mitglie<strong>der</strong>Helmut Sax,Ludwig Boltzmann Institut für MenschenrechteBarbara Maier,Universitätsklinik für Frauenheilk<strong>und</strong>e <strong>und</strong>Geburtshilfe SalzburgMaria Kletecka-Pulker,Institut für Ethik <strong>und</strong> Recht in <strong>der</strong> MedizinJulia Inthorn,Institut für Ethik <strong>und</strong> Recht in <strong>der</strong> MedizinGerald Bachinger,PatientenanwaltKlaus Vavrik,Präsident <strong>der</strong> Liga für Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong>Jugendges<strong>und</strong>heitChristina Wehringer,Vizepräsidentin <strong>der</strong> Liga für Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong>Jugendges<strong>und</strong>heitElisabeth Schaffelhofer-Garcia Marquez,Öffentlichkeitsarbeit <strong>der</strong> Liga für Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong>Jugendges<strong>und</strong>heitDelegierte <strong>der</strong> VerbändeErnst Berger,Österreichische Gesellschaft fürKin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> JugendpsychiatrieElfriede Wegricht,Berufsverband ÖsterreichischerPsychologInnenEva Mückstein,Österreichischer B<strong>und</strong>esverbandfür PsychotherapieHans Salzer,Österreichische Gesellschaft fürKin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendheilk<strong>und</strong>eHelga Fuhrmann,Berufsverband Kin<strong>der</strong>krankenpflege ÖsterreichIngrid Haberl,Berufsverband Logopädie AustriaNicole Muzar,Physio Austria – B<strong>und</strong>esverband <strong>der</strong>PhysiotherapeutInnen ÖsterreichsRenate Grossbichler-Ulrich,Österreichisches Hebammengremium76


<strong>Bericht</strong> <strong>zur</strong> <strong>Lage</strong> <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendges<strong>und</strong>heit in Österreich <strong>2011</strong>KontaktdatenBerufsverbände <strong>und</strong> Fachgesellschaften:Berufsverband Kin<strong>der</strong>krankenpflege ÖsterreichMartha Böhm (Präsidentin) <strong>und</strong>Eva Mosar-Mischling (Delegierte)Altmannsdorferstraße 104, A-1120 WienT: +43 (0)1 / 470 22 33F: +43 (0)1 / 479 64 00office@kin<strong>der</strong>krankenpflege.atwww.kin<strong>der</strong>krankenpflege.atBerufsverband Logopädie AustriaIngrid Haberl (Präsidentin)Sperrgasse 8-10, A-1150 WienT: +43 (0)1 / 892 93 80F: +43 (0)1 / 897 48 95office@logopaedieaustria.atwww.logopaedieaustria.atBerufsverband Österreichische PsychologInnenMag. Ulla Konrad (Präsidentin), Dr. Elfriede Wegricht(Delegierte) <strong>und</strong> Mag. Claudia Rupp (Delegierte)Möllwaldplatz 4/4/39, A-1040 WienT: +43 (0)1 / 407 26 71-15F: +43 (0)1 / 407 26 71-30www.boep.or.atErgo Austria – B<strong>und</strong>esverband <strong>der</strong>ErgotherapeutInnen ÖsterreichsMarion Hackl (Präsidentin) <strong>und</strong>Irmgard Himmelbauer, MSc (Delegierte)Sobieskigasse 42/6, A-1090 WienT: +43 (0)1 / 895 54 76F: +43 (0)1 / 897 43 58verband@ergoaustria.atwww.ergoaustria.atGesellschaft <strong>der</strong> Schulärztinnen <strong>und</strong>Schulärzte ÖsterreichsDr. Judith Glazer (Präsidentin)Beethovengasse 10/6, A-2500 BadenF: +43 (0)2252 / 45133office@schulaerzte.atwww.schulaerzte.atÖsterreichische Gesellschaft fürKin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendheilk<strong>und</strong>e (ÖGKJ)Prim. Univ.Prof. Dr. Klaus Schmitt (Präsident) <strong>und</strong>Dr. Ernst Wenger (Delegierter)c/o Prim. Univ.Prof. Dr. Klaus SchmittAbteilung für Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendheilk<strong>und</strong>e LinzKrankenhausstraße 26-30, A-4020 LinzT: +43 (0) 5055 / 463 220-02F: +43 (0) 5055 / 463 220-04ÖGKJ-Geschäftsstelle für Öffentlichkeitsarbeit<strong>und</strong> Standesführung:Auenbruggerplatz 34/1, A-8036 GrazT: +43 (0) 316 / 385-12061F: +43 (0) 316 / 385-13300www.docs4you.atÖsterreichische Gesellschaft fürKin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> JugendpsychiatriePrim. Dr. Katharina Purtscher-Penz (Präsidentin) <strong>und</strong>OA Dr. Christian Kienbacher (Delegierter)c/o OA Dr. Christian Kienbacherp.A. Universitätsklinik für Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> JugendpsychiatrieMedizinische Universität Wien,Währinger Gürtel 18-20, A-1090 WienT: +43 (0)1 / 40400-3012F: +43 (0)1 / 40400-2793christian.kienbacher@meduniwien.ac.atwww.oegkjp.atÖsterreichische Gesellschaft für Psychosomatikin Gynäkologie <strong>und</strong> GeburtshilfeUniv.Doz. DDr. Barbara Maier (Präsidentin)c/o Univ.Doz. DDr. Barbara MaierUniversitätsklinik für Frauenheilk<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Geburtshilfe,Ambulanz für gynäkologische Endokrinologie<strong>und</strong> ReproduktionMüllner Hauptstr. 48, A-5020 SalzburgT: +43 (0) 662 44 82F: +43 (0) 662 44 82-83Österreichischer B<strong>und</strong>esverband fürPsychotherapieDr. Eva Mückstein (Präsidentin) <strong>und</strong>DSA Ingrid S. Farag, MAS (Vizepräsidentin)Löwengasse 3/5/Top 6, A-1030 WienT: +43 (0)1 / 512 70 90F: +43 (0)1 / 512 70 90-44oebvp@psychotherapie.atwww.psychotherapie.atÖsterreichischer Kin<strong>der</strong>schutzb<strong>und</strong>Univ.-Prof. Mag. Dr. Christian Vielhaber (Obmann),Dr. Gert Czermak (Stellvertreten<strong>der</strong> Obmann) <strong>und</strong>Dr. Birgit Streiter (Delegierte)Obere Augartenstraße 26-28, A-1020 WienT: +43 (0)699 / 815 138 11verein@kin<strong>der</strong>schutz.atwww.kin<strong>der</strong>schutz.at77


KontaktdatenÖsterreichisches HebammengremiumPetra Welskop (Präsidentin) <strong>und</strong>Gerlinde Feichtlbauer (Vizepräsidentin)Landstraßer Hauptstraße 71/2, A-1030 WienT: +43 (0)1 / 71728 163F: +43 (0)1 / 71728 110oehg@hebammen.atwww.hebammen.atPhysio Austria – B<strong>und</strong>esverband <strong>der</strong>PhysiotherapeutInnen ÖsterreichsSilvia Mériaux-Kratochvila, M.Ed. (Präsidentin),Mag. Stefan Moritz, MSc (Geschäftsführer) <strong>und</strong>Christa Timmerer-Nash, M.physio. (Delegierte)Linke Wienzeile 8/28, A-1060 WienT: +43 (0)1 / 587 99 51F: +43 (0)1 / 587 99 51-30office@physioaustria.atwww.physioaustria.atPikler-Hengstenberg-Gesellschaft-ÖsterreichMag. Daniela M. I. Pichler-Bogner (Obfrau) <strong>und</strong>Mag. Silvia Gerger (Delegierte)c/o Mag. Daniela M. I. Pichler-BognerBöcklinstraße 51/6, A-1020 WienT/F: +43 (0)1 / 942 36 11M: +43 (0)699 / 194 236 11pichler-bogner@chello.atwww.pikler-hengstenberg.atPlattform EduCareDr. Brigitte Zielina <strong>und</strong> Mag. Dr. Heidemarie Lex-Nalis(Steuerteam-Mitglie<strong>der</strong>)Krausegasse 7a / 10, A-1110 WienT: +43 (0) 664 / 735 922 65F: +43 (0) 1 / 748 54 69office@plattform-educare.orgwww.plattform-educare.orgVerband <strong>der</strong> Still- <strong>und</strong> LaktationsberaterInnenÖsterreichsAnne-Marie Kern, IBCLC (Delegierte)Lindenstrasse 20, A-2362 Bie<strong>der</strong>mannsdorfT: +43 (0) 2236 / 72336info@stillen.atwww.stillen.atIn <strong>der</strong> Versorgung tätige Organisationen:aks – Arbeitskreis für Vorsorge <strong>und</strong>Sozialmedizin BetriebsGmbHRheinstraße 61, A-6900 Bregenzwww.aks.or.atDie Boje – Individualpsychologisches Zentrumgemeinnützige GmbHHernalser Hauptstraße 15, A-1170 Wienwww.die-boje.atDie Möwe – Kin<strong>der</strong>schutzzentren für physisch,psychisch o<strong>der</strong> sexuell misshandelte Kin<strong>der</strong>Börsegasse 9/1, A-1010 Wienwww.die-moewe.atInstitut für ErziehungshilfeHeiligenstädterstrasse 82 / 14, A-1190 Wienwww.erziehungshilfe.orgMobile Kin<strong>der</strong>krankenpflegePuchsbaumplatz 2/5-6, A-1100 Wienwww.moki.atMütterstudios Nie<strong>der</strong>österreichUnterzellerstraße 19, A-3340 Waidhofen/Ybbswww.muetterstudios.atPGA – Verein für prophylaktische Ges<strong>und</strong>heitsarbeitMuseumstrasse 31a, A-4020 Linzwww.pga.atRainbowsTheodor-Körner-Straße 182/1, A-8010 Grazwww.rainbows.atRudolf Ekstein Zentrum – Son<strong>der</strong>pädagogischesZentrum für integrative BetreuungJägerstraße 11-13, A-1200 Wienwww.rez.atSOS-Kin<strong>der</strong>dorf Ambulatorium für Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong>JugendpsychiatrieAnton-Bosch-Gasse 29, A-1210 Wienwww.ambulatorium-floritz.atVerantwortung <strong>und</strong> Kompetenz fürbeson<strong>der</strong>e Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendliche (VKKJ)Graumanngasse 7, A-1150 Wienwww.vkkj.at78


<strong>Bericht</strong> <strong>zur</strong> <strong>Lage</strong> <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendges<strong>und</strong>heit in Österreich <strong>2011</strong>Wissenschaftlich <strong>und</strong> lehrend tätige Organisationen:Arbeitsgemeinschaft Psychoanalytische PädagogikMariahilferstr. 53 / 15, A-1060 Wien (Vorstand)Gr<strong>und</strong>steing. 13/ 2-4, A-1160 Wien (Sekretariat)www.app-wien.atökids – Österreichische Gesellschaft für Kin<strong>der</strong><strong>und</strong>JugendlichenpsychotherapieWilhelm Exner Gasse 30/10, A-1090 Wienwww.oekids.atZentrum für angewandte Epidemiologie<strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspolitikHermanngasse 29, A-1070 Wienwww.zaeg.atMitglie<strong>der</strong> des Eltern- <strong>und</strong> Selbsthilfe-Beirates:Kin<strong>der</strong>-LobbyMag. Eveline Doll (Grün<strong>der</strong>in)Waldstraße 32, A-4710 Grieskircheneveline-doll@aon.atwww.kin<strong>der</strong>-lobby.atÖsterreichischer Verband <strong>der</strong> Elternvereinean öffentlichen PflichtschulenDr. Gerald Netzl (Vorsitzen<strong>der</strong>) <strong>und</strong>Dr. Susanne Schmid (Delegierte)Strozzigasse 2/4/421, A-1080 WienT: +43 (0) 1 / 53120-3112info@elternverein.atwww.elternverein.atVerantwortung <strong>und</strong> Kompetenz fürbeson<strong>der</strong>e Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendliche (VKKJ)Stefan Stadler (Obmann)Graumanngasse 7, A-1150 WienT: +43 (0)1 / 982 61 54F: +43 (0) 1 / 982 18 88office@vkkj.atwww.vkkj.atKiB Children CareVerein r<strong>und</strong> ums erkrankte KindElisabeth Schausberger (Geschäftsführerin)Ungenach 51, A-4841 UngenachT: + 43 (0) 7672 / 84 84F: +43 (0) 7672 / 84 84-25verein@kib.or.atwww.kib.or.atLobby4kidsMag. pharm Dr. Irene Promussas (Vorsitzende)Hardtgasse 29 / 8, A-1190 WienT: +43 (0)650 / 841 98 20ireneprom@yahoo.comwww.lobby4kids.atPatienten- <strong>und</strong> Selbsthilfeorganisation für Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong>Erwachsene mit kranker Speiseröhre (KEKS) ÖsterreichDr. Katharina Wegan (Vorsitzende)T: +43 (0)699 / 196 647 68katharina.wegan@keks.orgwww.keks.atSelbsthilfegruppe »ELTERN ANDERS«Ing. Mag. Martina Kohlbacher-Hess (Leitung)T: +43 (0)664 / 283 17 16mag.m.kohlbacher-hess@aon.atwww.elternan<strong>der</strong>s.at79


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