von Gesetzesaussagen oder Theorien zu lösen sind; vielmehr erfordert ihreLösung konstruktive Phantasie 31 .Im Gegensatz hierzu lehnt DIECKHOFF jede Unterscheidung von Aufgabenbereichenab. Da Erziehungswissenschaft ihren Ursprung in Problemen derErziehungspraxis habe, könne man sie im ganzen als "praktische Disziplin"bestimmen, <strong>die</strong> sich auch "nur als Bestandteil der Praxis identifizieren" lasse 32 .Die "Notwendigkeit einer Erziehungswissenschaft" sei kaum anders zu begründen"als durch eine Kritik am bestehenden Erziehungssystem" 33 , <strong>die</strong> ihrerseits"grundsätzliche, gesellschaftspolitische Probleme" <strong>auf</strong>werfe 34 . Ihr Ziel bestehedamit in einer "Veränderung der Praxis" 35 .Es ist sicher zutreffend, daß praktische Probleme Ausgangspunkte für vielewissenschaftliche Untersuchungen sind 36 . Aber wenn wir letztlich nur "verändern"wollten, was uns nicht gut erscheint, bräuchten wir dazu nicht unbedingt <strong>die</strong>Wissenschaft. Es dürfte vielmehr so sein, daß praktische Probleme rein theoretischeProbleme erzeugen, <strong>die</strong> ihrerseits zu immer weiteren Problemen führen, wodurch soetwas wie ein Erkenntnisfortschritt überhaupt erst entsteht. So führte das praktischeProblem, was man gegen <strong>die</strong> Unterschiedlichkeit der Schülerleistungen tun kann,zu dem Problem, wodurch <strong>die</strong>se Unterschiede entstehen, von da zu einer Fülleverschiedener Theorien, <strong>die</strong> ihrerseits immer neue Probleme <strong>auf</strong>werfen. Hierbeiwird aber nicht - zumindest nicht in erster Linie - nach Möglichkeiten praktischerBeeinflussung, sondern nach Erklärungen gefragt. "Daher sind", nach POPPERsAuffassung, "alle Probleme der reinen Erkenntnis Erklärungsprobleme" 37 . Sogesehen kann <strong>die</strong> Erziehungswissenschaft nicht nur eine "praktische Disziplin" sein.Sobald sie nach Erklärungen sucht, entfernt sie sich notwendig von der Praxis undwird zu einer erklärenden Wissenschaft.Allerdings bleibt damit das von DIECKHOFF angesprochene Problem, daß vieleTheorien keinen Bezug mehr zur Erziehungspraxis zu haben scheinen, ungelöst.Wenn Wissenschaftler in erster Linie an wahren Theorien interessiert sind, nichtaber an brauchbaren Theorien, dann entfernen sie sich meist immer weiter von dem,was als praktisch bedeutsam gilt. D.h., daß <strong>die</strong> Wahrheit von Theorien nicht31 Vgl. ders. 1977, S. 68 ff.; THEO HERRMANN 1979, S. 173.32 DIECKHOFF 1979, S. 53 und S. 45 f.33 Ebenda, S. 65.34 Ebenda, S. 76.35 Ebenda, S. 63.36 Vgl. POPPER 1973, S. 290 f.37 Ebenda, S. 290.92
notwendig etwas mit ihrer praktischen Brauchbarkeit zu tun haben muß, obwohl sieauch nicht im Widerspruch dazu steht 38 . Aber soll und kann man <strong>die</strong> Erkenntnisbemühungenvon Erziehungswissenschaftlern <strong>auf</strong> einen irgendwie gearteten Bezugzur Erziehungspraxis einengen? Das könnte zur Folge haben, daß Theorien, <strong>die</strong> zunächstin hohem Maße von der Praxis abgehoben sind, aber später, z.B. durchKombination mit anderen Theorien, doch zum Verständnis und zur Lösung praktischerProbleme beitragen, nicht entwickelt würden. Es wird aber immer Forschermit eher theoretischen und solche mit eher praktischen Interessen geben, so daß derPraxis-Bezug - auch ohne eine Beschränkung der Erziehungswissenschaft als"praktische Disziplin" <strong>auf</strong> praxisnahe Aufgaben - immer wieder hergestellt werdendürfte. Es scheint also durchaus gerechtfertigt, zwischen der Erklärung vonErziehungsphänomenen und Technologien zu ihrer Beeinflussung zuunterscheiden.Der dritte Aufgabenbereich pädagogischer Theorie umfaßt <strong>die</strong> Analyse undKonstruktion von Erziehungsnormen. Welches sind nun <strong>die</strong> Charakteristika<strong>die</strong>ses Aufgabenbereichs?c) Der Aufgabenbereich der Konstruktion und Analyse von ErziehungsnormenDer Bereich "Erziehungsnormen" läßt sich gut von anderen Gegenständenabgrenzen. Auch in der pädagogischen Tradition hat man immer Fragen nachdem "Was", d.h. dem, was gelehrt werden soll, also den Zielen, von Fragen nachdem "Wie", also den Mitteln der Erziehung, unterschieden. Die Analyse undKonstruktion von Erziehungszielen als gesonderten Aufgabenbereich zu betrachten,erscheint auch deshalb zweckmäßig, weil <strong>die</strong>ser Bereich in besonderer Weiseanfällig ist für Forderungen und Wertungen, <strong>die</strong> man aus wissenschaftlichenBetrachtungen möglichst heraushalten sollte. Daher konzentriert sich <strong>die</strong> Auseinandersetzungum den Wissenschaftscharakter der Pädagogik im wesentlichen <strong>auf</strong><strong>die</strong>sen Arbeitsbereich.Aus empirisch-analytischer Sicht ist es äußerst fragwürdig, wenn in <strong>die</strong>semArbeitsbereich, über <strong>die</strong> bloße Information hinausgehend, Forderungen mit demAnspruch <strong>auf</strong> allgemeine Anerkennung und Befolgung erhoben werden. SolcheForderungen als Erkenntnis auszugeben bedeutet, einen intersubjektiv prinzipiellnicht nachprüfbaren Erkenntnisanspruch zu erheben. Da Forderungen aus Entscheidungenentspringen, kann man sie immer mit einer verneinenden Gegen-38 Vgl. ebenda, S. 291.93
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können. Tatsächlich muß man vor
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Pädagogik als "Gesetzeswissenschaf
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nissen ermöglichen, die unter best
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der "richtigen" bzw. "falschen" Erz
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interessierte Verkündigung dessen,
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Pluralismus der Ansätze und Meinun
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unter Erkenntnis verstehen wollen.
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Wie der folgende Abschnitt zeigt, l
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c) Zur Universalität der wissensch
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fen, ob das Ziel der Berufstüchtig
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d) Selektion von TheorienDer Selekt
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werden, unabhängig vom Untersucher
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der Moral zu erforschen ..., die de
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Es wäre jedoch unzutreffend, (nur)
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Technologien und Techniken zur För
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5. Zusammenfassung und WertungEs is
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ationale pädagogische Diskussion w
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zunehmende Differenzierung und grö
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VOGEL, PETER: Zur Rekonstruktion p
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