gen werden 197 .Der Ansicht, nicht der Empirie, sondern der "inneren Erfahrung" 198 , <strong>die</strong> alsein "Schauen und Deuten der erzieherischen Grunderscheinungen und -verhältnisse" <strong>auf</strong>gefaßt wird 199 , sei zu vertrauen, dürfte ein übersteigertes oderunzutreffendes Empirieverständnis zugrunde liegen. Es geht ja nicht darum, nurdas als wirklich anzuerkennen, was man sehen, greifen oder fühlen kann. DieKonstruktion und Deutung von Vorstellungen oder Theorien der "erzieherischenGrunderscheinungen" eines Bereichs ist vielmehr genau <strong>die</strong> Aufgabe, <strong>die</strong> sichauch <strong>die</strong> empirisch-analytische Erziehungswissenschaft stellt und zu lösen sucht.Solche Theorien erklären einen Phänomenbereich dann in befriedigenderer Weise,wenn ihre Folgerungen sich immer wieder empirisch bewähren und nicht nur<strong>auf</strong> ungeprüften oder unprüfbaren Behauptungen beruhen. Freilich ist es stets nureine (vorläufige) Erkenntnis eines Aspektes eines Erziehungsphänomens, <strong>die</strong>dabei erreicht wird. Wer behauptet, das Schauen ermögliche es, "denGegenstand der Erziehungswissenschaft in seiner vollen Realität zu sehen", dürfteeinem Irrtum erliegen 200 . Außerdem dürfte letztlich doch am ehesten durchsorgfältige empirische Prüfungen herauszufinden sein, ob <strong>die</strong> durch "Schau"gefundenen Aussagen auch der Realität gerecht werden.Ob eine Erkenntnis durch "Schau" oder Intuition oder Sinneswahrnehmungund gedankliche Konstruktion zustande kommt, ist unwesentlich. In allen Fällenkann man sich täuschen. Was als Intuition oder Einsicht bezeichnet wird, istvermutlich das Ergebnis unbewußter Denkoperationen, <strong>die</strong> als plötzliche Einfälleoder Ideen im Bewußtsein <strong>auf</strong>tauchen 201 . Ob jedoch eine Theorie <strong>auf</strong>grund vonBeobachtungen und Überlegungen konstruiert oder ob sie intuitiv "erschaut"wurde, in jedem Fall sollte <strong>die</strong> Theorie empirisch geprüft werden 202 . Empirischprüfbaren Erkenntnisansprüchen kommt in der Wissenschaft ein berechtigterVorrang zu 203 . Nicht das unmittelbare psychische Erlebnis oder <strong>die</strong> subjektiveErfahrung eines einzelnen Individuums entscheidet also über den Wahrheitswerteiner Aussage, sondern erst <strong>die</strong> empirische Prüfung, d.h. eine Reihe von197 ROMBACH 1967, S. 51; ähnlich DERBOLAV 1978, S. 341; REICH 1978, S. 124; HANSEL1989, S. 111-112.198 Zur Unterscheidung von innerer und äußerer Erfahrung siehe WOHLGENANNT 1969, S. 153 ff.199 RÖHRS 1967, S. 3.200 DANNER 1981, S. 143.201 Zu Intuition oder Einsicht vgl. BASTICK 1982; KLIX 1971, S. 389 ff.; LEHNER 1979, S. 76 ff.202 Zur Intuition und anderen Arten der Erfahrung vgl. WOHLGENANNT 1969, S. 156 ff. sowie V.KRAFT 1973, S. 22 ff.203 Vgl. WOHLGENANNT 1969, S. 118; V. KRAFT 1973, S. 27.74
Beobachtungserlebnissen. Sofern <strong>die</strong> geisteswissenschaftliche Pädagogik <strong>auf</strong><strong>die</strong>se Prüfung verzichtet, begibt sie sich in <strong>die</strong> Gefahr, sich - wiegeisteswissenschaftliche Pädagogiker zum Teil selbst eingestehen 204 - in weithin"leeren Formulierungen" und "in mehr oder weniger belanglosen und ungeprüftenempirischen Trivialitäten" zu verlieren 205 .c) Zur Frage der "Wahrheit"Wer Erkenntnis möchte, der geht in der Regel auch von der Annahme aus, daßTheorien wahr bzw. mehr oder weniger wahrheitsähnlich sein können. Nun ist <strong>die</strong>Wahrheit von Aussagen und Theorien nicht ganz einfach feststellbar. Wenn unsereBeobachtungen theoriegeleitet und theoriendurchtränkt sind, dann, so könnte manannehmen, gelten unsere Beobachtungen nur im Rahmen jeweils vorausgesetzterTheorien 206 . Da es aber doch vorkommt, daß empirische Prüfungen mittels Beobachtungzur Widerlegung von Theorien führen, weil Folgerungen aus ihnen mitden Beobachtungsaussagen kolli<strong>die</strong>ren, muß man annehmen, daß Beobachtungenkeineswegs vollständig durch <strong>die</strong> zu prüfenden Theorien determiniert sind 207 .Die Unerreichbarkeit absoluter Wahrheit 208 wird von manchen Kritikernzum Anlaß genommen, das Ziel, wahre erziehungswissenschaftliche Theorien zukonstruieren, als völlig aussichtsloses Unterfangen darzustellen 209 . Die Schwierigkeitender Theorienbildung in der Erziehungswissenschaft seien unüberwindbar.Weil Theorien sich <strong>auf</strong> "reine" oder "ideale" Fälle beziehen und nur seltenvollständige Erklärungen ermöglichen, wird <strong>die</strong> "Seltenheit und Inhaltsarmut derim Bereich der Erziehung nachweisbaren Gesetzmäßigkeiten" behauptet. Darausresultiere <strong>die</strong> weitgehende "Unmöglichkeit und Abstraktheit einer Theorienbildungfür den Gegenstandsbereich der Erziehung"; sie sei "zumindestunzweckmäßig, wenn nicht ungültig ..." 210 .Diese Argumentation ist m.E. unzutreffend und auch inkonsequent. Wennman davon ausgeht, daß <strong>die</strong> Übereinstimmung von "Gesetzeshypothesen mitempirischen Gleichförmigkeiten ... prinzipiell zufällig" sei 211 , dann könnten204 Vgl. z.B. KLAFKI 1971, S. 362 f.; DAHMER 1969, S. 22; 1970; ZENKE 1972, S. 124 ff.205 KÖNIG 1975, Bd. 1, S. 122.206 Vgl. HÜBNER 1986, S. 280; FEYERABEND 1970, S. 321 f.207 Vgl. CHALMERS 1986, S. 137; SCHEFFLER 1967, S. 42 ff.208 Vgl. POPPER 1973, S. 67 f..209 Vgl. z.B. BENNER 1978, S. 190 ff.; MEINBERG 1979, S. 57 f.; STRAUSS 1976.210 BENNER 1978, S. 191.211 Ebenda 1978, S. 192. BENNER zitiert hier HABERMAS 1966, S. 292.75
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1. Einleitung1.1 Der Richtungsstrei
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können. Tatsächlich muß man vor
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Pädagogik als "Gesetzeswissenschaf
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nissen ermöglichen, die unter best
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der "richtigen" bzw. "falschen" Erz
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interessierte Verkündigung dessen,
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Bestehendem Vorrang vor Veränderun
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Theorie glaubt, kann gegenteilige B
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Das Argument der Relativität der W
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halten und darüber hinausgehende,
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der Moral zu erforschen ..., die de
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zunehmende Differenzierung und grö
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LiteraturverzeichnisABEL, THEODORE
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BÖHME, GERNOT: Alternativen in der
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DÖRNER, DIETRICH: Empirische Psych
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GUSS, KURT: Erziehungsziel und Erzi
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SCHWARZER, RALF/STEINHAGEN, KLAUS (
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VOGEL, PETER: Zur Rekonstruktion p
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