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PDF-Dokument downloaden - Auswirkungen auf die Institution

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idealistischen Ontologie verstanden werden könnten. Ziele und Wertüberzeugungensind psychische und soziale Phänomene. Psychische Erscheinungen sind inder realistischen Ontologie als Gegenstände der "Welt 2" <strong>auf</strong>zufassen; Theorienzu ihrer Erklärung und objektivierte Zwecke sind als Gegenstände der "Welt 3"zu betrachten. Dazu gehören auch in Lehrplänen niedergelegte oder Normvorschläge,<strong>die</strong> wissenschaftlich untersucht werden können.Sind beispielsweise in historischen Texten oder in Unterrichtsprotokollennur Erziehungshandlungen beschrieben, so kann man unter Zuhilfenahme vonWissen oder von Vermutungen über Zweck-Mittel-Beziehungen <strong>die</strong> <strong>die</strong>senHandlungen zugrunde liegenden Zwecke zu rekonstruieren versuchen. Das Auffindenzusätzlicher Texte oder Aussagen kann unsere Deutungen bestätigen oderwiderlegen. Textdeutungen in <strong>die</strong>sem Sinn, <strong>die</strong> im Rahmen der Hermeneutikdurchgeführt werden, können also als Hypothesen betrachtet werden, jedenfallsaber als kritisierbare Rekonstruktionsversuche 121 . Die Möglichkeit der Rekonstruktionderartiger Zusammenhänge zeigt, daß <strong>die</strong> Beziehungen zwischen Zweckenund menschlichem Verhalten keineswegs zufällig, sondern zumindestgesetzesartig oder regelhaft sind.Die unter dem Namen "Hermeneutik" beschriebene Methode der Textdeutungentspricht in <strong>die</strong>ser Hinsicht dem üblichen wissenschaftlichen Vorgehen derHypothesenbildung 122 . Das gilt auch für den sogenannten hermeneutischen Zirkel.Der "hermeneutische Zirkel" besagt, daß man, um einen Text deuten zu können,bereits von einer Annahme über <strong>die</strong> Absicht seines Autors ausgehen muß,von der sich im Verl<strong>auf</strong> der Lektüre erweist, ob sie richtig oder falsch ist. Dasentspricht vollkommen dem üblichen wissenschaftlichen Vorgehen. Wenn manein Phänomen erklären möchte, braucht man dazu eine Annahme oderHypothese, <strong>die</strong> man durch empirische Prüfungen anhand <strong>die</strong>ses Phänomens bestätigtoder widerlegt. Es ist daher nicht so, daß es sich bei der Hermeneutik unddem hermeneutischen Zirkel "um etwas den Geschichts- und GeisteswissenschaftenEigentümliches handelt" 123 . Auf Texte angewandt ist es eine "Verfahrensweise,sprachliche Äußerungen auch außerhalb der alltäglichen Kommunika-121 Zu <strong>die</strong>sem Verständnis der hermeneutischen Methode vgl. POPPER 1973, S. 204 ff.; ALBERT1978, S. 75 ff.; VIKTOR KRAFT 1980, S. 71 ff.; ABEL 1953. Eine ähnliche Sichtweise vertrittauch der Hermeneutiker BETTI (1967, S. 64 ff.) in Bezug <strong>auf</strong> <strong>die</strong> "Auslegung im eigentlichenSinn" (S. 66), <strong>die</strong> er von anderen Formen der Auslegung abgrenzt, deren Aufgabe "<strong>die</strong> Suche nachdem Sinn" ist (S. 67).122 STEGMÜLLER 1973b, S. 22.123 HÜBNER 1986, S. 332; ähnlich STEGMÜLLER 1973b.162

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